1915 / 131 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Jun 1915 18:00:01 GMT) scan diff

Bayern.

8 Aus Anlaß der Einnahme Przemysls sandten Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der Kaiser Franz Joseph Glückwunschtelegramme an Seine Majestät den König Ludwig, in denen die Leistungen der bayerischen Truppen bei der Einnahme hervorgehoben wurden. ¹ Der gestrigen 25. Jubiläumstagung des Baye⸗ rischen Kanalvereins in Fürth wohnte auch Seine Majestät der König Ludwig bei, den der Vorsitzende, Geheimrat Dr. Schuh begrüßte. Der Minister des Innern Freiherr von Soden beglückwünschte, wie „W. T. B.“ berichtet, in einer Ansprache den Verein zu dieser Jubiläumstagung, brachte die Unterstützung der Staatsregierung für die Bestrebungen der Fluß⸗ und Kanalschiffahrt in Bayern in Erinnerung und wies besonders auf die Frage der Mainkanalisierung von Aschaffenburg stromaufwärts hin. Der Minister erwähnte ferner die Bitte des Vereins um baldige Vorlage der in Aussicht gestellten Denkschrift über die Hebung des Mainschiffahrtsverkehrs und versicherte, daß die Regierung ihr möglichstes tun werde, um die durch den jetzigen großen nationalen Krieg gestörten Arbeiten nach Mög⸗ lichkeit zu fördern. Nach einem Referat Dr. Müllers über den Nürnberg⸗Fürther Güterverkehr und die Bedeutung der erstrebten bayerischen Großschiffahrts⸗ straße für diesen Verkehr verließ Seine Majestät der König unter den stürmischen Hochrufen die Versammlung. Nachdem der Senator Meier⸗Hameln über die norddeutschen Kanal⸗ projekte gesprochen hatte, wurde die Tagung geschlossen. Bei dem später im Parkhotel abgehaltenen Festmahl hielt Seine Majestät der König Ludwig eine Rede, in der er der Hoffnung Ausdruck gab, daß wir in West und Ost und auch im Süden den Sieg erringen und daß eine Stärkung des Reiches und seiner treuen Verbündeten das Ergebnis des langen Krieges sein werde.

An die Tagung schloß sich im großen Rathaussaale in Nürnherg eine Begrüßung Seiner Majestät des Königs durch den Oberbürgermeister von Geßler, der ein begeistert auf⸗ genommenes Hoch auf den Landesherrn ausbrachte, worauf dieser mit kurzen Worten dankte. Gegen 8 Uhr verließ Seine Majestät unter stürmischen Kundgebungen das Rathaus und

fuhr durch die beflaggten Straßen zum Bahnhof, von wo aus er die Reise nach München antrat. .

Großbritanuien und Irland. ““

Die „London Gazette“ meldet, die britische Regierung at über die Küste Kleinasiens die Blockade ver⸗ ängt, die am 2. Juni Mittags begonnen hat. Das Blockade⸗ ebiet erstreckt sich von 37 Grad 35 Minuten bis 40 Grad 9 Minuten nördlicher Breite, und umfaßt den Eingang der

rdanellen. Neutrale Schiffe dürfen 72 Stunden nach Be⸗

inn der Blockade das blockierte Gebiet verlassen.

Beide Häuser des Parlaments hielten vorgestern eine

formelle Sitzung ab, in der sie die Königliche Zustimmung zu

em Gesetz über den Verzicht auf die Wiederwahl der neu ingetretenen Mitglieder des Kabinetts erhielten.

Das Ackerbauamt fordert alle Farmer auf, den Viehbestand während des Krieges möglichst zu vermehren, keine Kälber zu schlachten und keine jungen Tiere wegen der augenblicklichen Höhe der Preise zu verkaufen, sondern an die Zukuuft zu denken. 1 Der geschäftsführende Ausschuß des allgemeinen Verbandes der Gewerkschaften veröffentlicht ein Mani fest, in dem er, wie „W. T. B.“ meldet, die Regierung und das Volk darauf hinweist, daß in zwei Wochen ganz Lancashire sich in einem industriellen Riesenstreik befinden könne. Das Manifest bedauert, daß die Regierung unfähig gewesen, irksam die Preise für Lebensmittel, Kohle und Kriegs⸗ ewinne zu kontrollieren, und betont, daß die Lebensmittel⸗ preise seit einem Jahre um mehr als 25 Proz. gestiegen seien. Die Steigerung der Kohlenpreise sei noch ernster. Die künstlich gesteigerten Kohlenpreise verringerten die Arbeits⸗ gelegenheit; verschiedene Industrielle hätten bereits erklärt, daß sie ihre Werke schließen müßten. Falls diese Entwicklung sich ausdehne, werde eine sehr ernste Lage entstehen. Das Mani⸗ fest rechtfertigt die Forderung der Arbeiter in Lancashire nach einer Kriegszulage; denn während etwa eine Million Arbeiter die Zulage erhielten, bekämen zehn oder zwölf Millionen keine. Die Regierung vernachlässige die Organisierung der Eisenbahn und der Ueberseetransporte. Es sei kein Grund G für eine Gesetzgebung aus Panik und für eine industrielle oder militärische Wehrpflicht.

In einer Rede, die Lloyd George am Freitag in Liverpool hielt, führte er laut Bericht des „W. T. B.“ aus:

Die Lage sei die ernsteste, der die Nation jemals gegenüber⸗ gestanden habe. Was Deutschland zu einem furchtbaren Gegner mache, sei nicht nur seine Vorbereitung für den Krieg und seine Organisation, sondern der Geist jeder Klasse der Bevölkerung, die alles dem großen nationalen Ziele unterordne, für das Vaterland den Sieg zu gewinnen. Der Redner wandte sich an den Patriotismus der Arbeiter, indem er sagte: „Die Statuten der Gewerkschaften müssen während des Krieges aufgehoben werden. Die Regierung ver⸗ pflichtet sich jedoch, sie nach dem Kriege wiederherzustellen. Faulenzer können nicht geduldet werden. Es darf keine Zeit verloren gehen. Das Problem der Munitionslieferungen ist höchst dringend.“

Der Kanzler des Herzogtums Lancaster Churchill führte in einer Rede in Dundee aus:

Die Gefahr, die die Unterseeboote darstellten, beschränke sich auf gewisse Grenzen. Das Verhältnis der Seestreitkräfte werde immer guünstiger für England. Gegen Ende des Jahres würde die britische Flotte derartige Verstärkungen erhalten haben, daß dies unglaublich erscheinen würde, wenn nicht die Tatsachen die Richtigkeit bestätigen würden. Hinsichtlich der Dardanellen sagte er, stünden die Verbündeten vor einem Siege, wie er in diesem Kriege noch nicht gesehen worden sei, und der für alle Verluste entschädigen werde.

Die letzte Verlustliste führt 2325 Mann auf.

Frankreich.

Der Marineminister Augagneur hat dem „Petit Parisien“ zufolge beschlossen, das Oberkommando über das fran⸗ zösische Geschwader an den Dardanellen einem Vize⸗ admiral zu übertragen. Der neue Befehlshaber ist der Vize⸗ admiral Nicol, dem der bisherige Befehlshaber Konteradmiral Guepratte zur Unterstützung beigegeben wird.

Vorgestern hat in Nizza die letzte Besprechung des italienischen und des englischen Finanzministers

Ftattaohimhon

2

Die Deputiertenkammer verhandelte am Freitag über einen Antrag Dalbiez, betreffend gerechtere Ver⸗ teilung und gerechtere Ausnutzung der mobili sierten und mobilisierbaren Mannschaften. Nach den Darlegungen des Berichterstatters über den Gesetzentwurf vertagte sich die Kammer. Maßgebende Persönlichkeiten der für den Heeres⸗ und Marinebedarf arbeitenden Industrien haben dem „Temps“ zufolge ein Schreiben an die Vor⸗ sitzenden der Heeresausschüsse der Kammer und des Senats gerichtet, in dem sie betonen, daß die Organisation der für die Landesverteidigung arbeitenden Industrien nun⸗ mehr ausgezeichnet und der Personalbestand auf der notwendigen Höhe und vollständig sei. Durch die Annahme des Entwurfs würde die Gefahr entstehen, daß eine Anzahl der in den Industrien beschäftigten Techniker, Ingenieure und Spezial⸗ arbeiter mobilisiert und die Organisation der Industrien dadurch gestört würde. Es sei deshalb notwendig, dem Gesetzentwurf eine solche Form zu geben, daß der regelmäßige Betrieb der Industrien gesichert bleibe.

Der radikale Senator für Bouches du Rhone und ehe⸗ malige Marineminister Camille Pelletan ist vorgestern in

Paris gestorben. Rußland.

Nach dem Blatte „Rjetsch“ hat die Stadt Libau eine Kontribution von 500 000 Rubel gezahlt. Durch Ver⸗ mittlung des amerikanischen Konsuls ist erwirkt worden, daß die Bezahlung auch durch Naturalien und andere Wertsachen erfolgen konnte. 8

MNiiederlande. 8

Ein Gesetzentwurf, betreffend die Ausdehnung des Landsturmdienstes in der niederländischen Armee, ist ver⸗ öffentlicht worden. Er ermöglicht, wie „W. T. B.“ mitteilt, den Teil des Volkes für den Kriegsdienst zu verpflichten, der, obwohl tauglich, bisher nicht unter die Waffen gerufen werden konnte. Die Regierung beabsichtigt, die Eingeschriebenen, die vom Milizdienst befreit oder freigelost wurden, nacheinander zum Landsturme einzuziehen und mit dem jüngsten Jahrgange zu beginnen.

Dänemark.

Der König hat vorgestern das vom Reichstag angenom⸗ mene neue Verfassungsgesetz, das in einem Jahre in Kraft tritt, unterzeichnet.

Abends gab der König den Mitgliedern des Reichstags und den Ministern im Schloß Amalienborg ein Mahl, bei dem er einen Trinkspruch auf Dänemark ausbrachte, in dem er laut Bericht des „W. T. B.“ u. a. sagte:

Das Land hebe sich von dem duntlen Hintergrund der Welt⸗ ereignisse ab und könne dank dem Frieden, den Gott ihm beschere, die neue Verfassung feiern. „Wir hoffen“, so schloß der König, „daß die Verfassung zum Segen für die Zukunft werden wird und daß wir unseren Nachkommen das Vaterland ebenso frei und ungeschmälert hinterlassen können, wie wir es von den Vätern erhalten haben. Es lebe Dänemark!“

Anläßlich der Annahme des neuen Verfassungsgesetzes fanden gestern im ganzen Lande politische Versammlungen statt, in denen mehrfach Mitglieder der Regierung sprachen. Sie hoben die schwierige internationale Lage hervor, in der das Gesetz zustande gekommen sei, und sprachen die Hoffnung aus, daß Dänemark unberührt aus der schweren Krise hervor⸗ gehen möge. Die dänische Regierung habe sich in ihrer Haltung

von unbedingter Gleichheit, Offenheit und strengster Neutralität

gegen alle Kriegführenden leiten lassen. .““

Der im April von beiden eigenössischen Räten einstimmig angenommene Bundesbeschluß, durch den der Bund er⸗ machtigt wird, zur Deckung eines Teils der Mobilisations⸗ kosten eine einmalige Kriegssteuer auf den Besitz und in geringem Maße auch auf das Einkommen zu erheben, ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestern in einer Volksabstim⸗ mung mit 445 000 Ja gegen 27 200 Nein angenommen worden. Die Steuer betrifft die Einkommen von über 2500 und die Vermögen von über 10 000 Franken. Sämtliche politische Parteien hatten die Annahme des Beschlusses empfohlen. In einzelnen Kantonen betrug die Zahl der Ab⸗ lehnenden nur zwei bis drei Prozent, so in Basel, Luzern, Bern u. a. Die „Schweizerische Depeschenagentur“ bemerkt hierzu, daß die Geschichte der schweizerischen Demokratie kein Beispiel aufweise, indem eine Vorlage der Regierung und des Parlaments mit so gewaltiger Mehrheit angenommen worden sei

Türkei.

Die „Agence Havas“ hat am 24. Mai dieses Jahres folgende, von den Regierungen Frankreichs, Groß⸗ britanniens und Rußlands im gegenseitigen Ein⸗ verständnis beschlossene Erklärung veröffentlicht:

Seit ungefähr einem Monat begeht die türkische und

kurdische Bevölkerung Armeniens unter Duldung und oft mit

Unterstützung der osmanischen Behörden Massenmorde unter den Armeniern. Solche Massenmorde haben um die Mitte des April in Erzerum, Terdschan, Eguin, Bitlis, Musch, Sassun, Zeitun und in ganz Kilikien stattgefunden. Die Einwohner von ungefähr hundert Dörfern in der Umgebung von Wan sind alle ermordet, und das armemenische Viertel ist von den Kurden belagert worden. Zur selben Zeit hat die osmanische Regterung gegen die wehrlose armenische Bevölkerung in Konstantinopel gewuter. In Anbetracht dieses neuen Verbrechens der Türkei gegen Menschlichkeit und Zivilisation geben die verbündeten Regierungen der Hohen Pforte öffentlich bekannt, daß sie alle Mitglieder der türkischen Regierung sowie diejenigen ihrer Beauftragten, die an solchen Massenmorden beteiligt sind, in Person verantwortlich machen.

Die Kaiserlich türkische Regierung setzt diesen Er⸗ klärungen und Behauptungen den schärfsten Widerspruch entgegen und führt laut Meldung des „W. T. B.“ aus:

Es ist völlig falsch, daß in der Türkei Mordtaten oder gar Massenmorde an den Armeniern stattgefunden hätten. Die Armenier von Erzerum, Terdschan, Eguin, Sassun, Bitlis, Musch und von Kilikien hatten überhaupt keine Handlung hegangen, die die öffentliche Ordnung und Ruhe hätte stören oder Maßregeln seitens der Re⸗ gierung erforderlich machen können. Das wissen übrigens die KonsulIn der neutralen Mächte ganz genau. Die Anklagen der Regierungen des Dreiverbandes in dieser Hinsicht sind also erlegen. Jeder, der die Verhältnissr kennt, weiß zur Genüge, daß es die Beauftragten des Dreiverbandes, insbesondere die⸗ jenigen Rußlands und Englanks sind, die jede Gelegenheit benützen, die armenische Bevölkerung zum Aufruhr gegen die Kaiserliche Re⸗ gierung anzustiften. Diese unaufbörlichen Umtriebe haben sich seit dem Beginn der Feindseligkeiten zwischen dem Oemanischen Reich und den oben genannten Regierungen verschärft. So haben ihre Konsuln und anderen Beauftragten in Bulgarten und in Rumänien junge türkische Armenier über Warna, Sulina, Konstanza und so weiter

nach dem Kaukasus geschickt. Die russische Regierung hat sich nicht gescheut, diese jungen fürkischen Armenier entweder in die Armee ein zureihen oder sie, mit Waffen, Bomben und umstürzlerischen Auf rusfen und Programmen versehen, in die armenischen Hauptorte de türkischen Reiches zu senden. Sie sollten in diesen Hauptorten ein gebeime umstürzlerische Organisation schaffen und die Armenier dieser Gegenden, insbesondere diejenigen von Wan, Schatak, Hawassur Kewasch und Timar aufreizen, sich mit den Waffen in de Hand gegen die Kaiserliche Regierung zu erheben. leiteten sie sie dazu, die Türken und die Kurden zu ermorden Als Beispiel dafür kann die Tätigkeit des früheren Abgeord neten Witoman Karakin Pasdirmadjian, bekannt unter dem Namen Armen Garo, dienen, der in die von den armenischen Bandenführern Tro und Hedscho gebildete Bande eintrat. An der Spitze von armenischen Freiwilligen, die von Rußland bewaffnet waren, zerstörte er, als Bajazid von den Russen besetzt wurde, alle türkischen Dörfer, die er auf seinem Wege fand, und ermordete die Einwohner. Als die Russen aus dieser Gegend verjagt wurden, wurde er verwundet. Gegenwärtig ist er mit seiner Bande an der I“ Grenze tätig. Die in Amerika erscheinende Zeitung „Asbarez“ hat seine Photographie veröffentlicht, auf der er zusammen mit Tro und

Hedscho abgebildet ist, wie sie eben den feierlichen Eid vor dem

Auszug in den Krieg leisten. Andere Armenier wurden von den englischen Behörden von Zypern in die Umgebung von Alexandrette gebracht. Unter ihnen befinden sich Toros, Dalu und Agbop, bei denen Pavpiere gefunden wurden, die unzweifelhaft den angestrebten verbreche⸗ rischen Zweck beweisen. Diese Leute haben u. a. einige Züge zur Entgleisung gebracht. Andererseits traten die Kommandanten der

englisch⸗französischen Seestreitkräfte in Verbindung mit den Armeniern der Gegend von Adana, Dört⸗Yol, Jungurtalik, Alexandrette und anderen Küstenorten und stachelten diese zum Aufruhr auf. Die

Armenier von Zeitun haben sich bewaffnet gegen die Kaiserlichen Behörden erhoben und die Residenz des Kaiserlichen Gouverneurs umzingelt. Angesichts dieser Tatsachen hatte die Kaiserliche Re⸗

gierung die Pflicht, die Revolution mit allen ihr zu Gebote stehenden gesetzlichen Mitteln zu unterdrücken und die öffentliche Ordnung auf⸗ 82 u Kriegszeiten von ganz be⸗-

recht zu erhalten, eine Pflicht, welche sonderer Dringlichkeit und Wichtigkeit ist.

Die Kaiserliche Regierung sah sich also genötigt, einerseits zur militärischen Unterdrückung zu schreiten, andererseits mit der Ver⸗ haftung der revolutionären Armenier vorzugehen, die in Verbindung

mit den revolutionären Komitees im Auslande und mit den Agenten des Dreiverbandes stehen. Im Gegensatz zu den Behauptungen der drei genannten Regierungen wurde die Unterdrückung des Aufruhrs ohne die geringste Beteiligung irgend welcher Elemente der Bevölkerung durckgeführt. Die Untersuchungen in den Wohnungen der Revolutionäre führten zur Ent⸗ deckung revolutionärer Fahnen und wichtiger Dokumente über den beabsichtigten Aufstand sowie über die separatistischen Ziele der Bewegung. Diese Dokumente bewiesen außerdem, daß die revolutionären Komitees, die gegenwärtig ihren Sitz in Paris, London und Tiflis haben, tatsachlich den Schutz der englischen, der französischen und der russischen Regierung genießen. Unter⸗ suchungen in den Provinzen ergaben, daß bei den Armeniern Tausende von Bomben und russischen Gewehren entdeckt wurden. Diese verhafteten Armenier wurden natürlich der zußändigen Gerichtsbarkeit überliefert, ebenso wie diejenigen, die sich, von englischen, französischen und russischen Agenten aufgestachelt, dem Heeresdienst entzogen und zu diesem Zweck die Gendarmen an⸗ gegriffen hatten. Die Kaiserliche Regierung ist beute auch im Be⸗ sitze von Dokumenten, die beweisen, daß die in Rede stehende Be⸗ wegung unter der Förderung der russischen, der französischen und der englischen Regierung vorbereitet ist, und daß der letzte Kongreß der armenischen Revolutionäre in Konstanza den Beschluß gefaßt hat, im geeigneten Moment zur Tat zu schreiten, 8 öffentlich den Anschein erwecken wollte, als hätte er auf die ‚aufständische Bewegung verzichtet. Die Hohe Pforte wird zur geeigneten Zeit alle diese Dotkumente einzeln ver⸗ öffentlichen, um die öffentliche Meinung aufzuklären.

Die von der Kaiserlichen Regierung getroffenen Maßnahmen

gegen die Aufstandsbewegung der Armenier stellen keineswegs eine

gegen diese gerichtete Bewegung dar, was schon daraus hervorgeht, daß von den 77 835 Armeniern Konstantinopels nur 235 der Mit⸗ schuld an der aufständischen Bewegung bezichtigt und verhaftet worden sind, während die anderen in Ruhe ihren Geschäften nachgehen und sich der größten Sicherheit erfreuen. Wenn gewisse Armenier zeit⸗ weilig auf andere Reichsgebiete üͤbersiedeln mußten, so geschah das, weil sie im Kriegsgebiet wohnten und ihre Anwesenheit daselbst der Regierung in Anbetracht der vorgefallenen Ereignisse eine gewisse Un⸗ ruhe im Hinblick auf die nationale Verteidigung einflößte.

Die Hohe Pforte, deren heiligste Pflicht es ist, in erster Linie für die Sicherheit ihrer Grenzen zu Wasser und zu Lande zu sorgen, ist keiner fremden Regierung hierüber Rechenschaft schuldig, und die Behauptung, wonach die Mitglieder der Kaiserlichen Regterung und die anderen Staatsbehörden für die erwähnten Abwehrmaßregeln ver⸗ antwortlich zu machen seien, verdient gar keine Erwiderung. Klingt es nicht paradox, wenn man hört, wie die englische, die französische und die russische Regterung an die Gefühle der Menschlich⸗ keit appellieren, während die Befehlshaber der englisch französischen Seestreitkräfte an den Dardanellen auf mbulanzen und Spitäler schießen lassen und die russische Regierung ihrerseits Tausende von friedlichen Türken in der Umgebung von Kars niedermetzeln läßt, die im Kaukasus gefangen genommenen Türken dem Verhungern und Verdursten preisgibt oder sie von denselben Armeniern mit dem Kolben erschlagen läßt? Nicht die Türkei, sondern Rußland war es, das damit anfing, die Konsuln der kriegführenden Staaten der übelsten Behandlung zu unterziehen und das Völkerrecht und die Menschlich⸗ keit mit Füßen zu treten.

Die englischen, französischen und russischen Drahtzteher haben sich nicht damit begnügt, den Aufstand der Armenier auf diese Weise vorzubereiten, sie haben auch versucht, die muselmanischen Be⸗ völkerungsteile ebenfalls gegen die Regierung Seiner Majestät des Sultans aufzuwiegeln Um diesen Zweck zu erreichen, haben sie sogar dite Ausübung persönlicher Verbrechen organisiert, wofür die Beweise in den Händen der Hohen Pforte sind. Die englische, die französische und die russische Regierung, die seinerzett Aufstände und Umtriebe im Kaukasus, in Marokko, in Aegypten, in Indien und so weiter auf das brutalste und durch ganz unmensch⸗ liche Mittel unterdrückten, dürften die letzten sein, welche der türkischen Regierung die Abwehrmaßregeln, die sie selbst ver⸗ anlaßt haben und] die übrigens mit der größten Mäßigung und Ge⸗ rechtigkeit angewendet wurden, zum Vorwurf zu machen berechtigt sind. Die Mächte des Dreiverbandes, die die armenische revolutionäre Bewegung organisiert und geleitet haben, bezwecken durch ihre Er⸗ klärung nur eine offenkundige Unterstützung und Ermunterung der armenischen Agitatoren. Auf sie allein fällt die ganze Verantwortung.

8 .“ 1.

GSriechenland.

8 8 8 8 P 8 5 8 111“ ö“ u“ Ueber die glückliche Wendung im Befinden des Königs

liegen, stark verspätet, noch einige Meldungen vor, die, wie „W. T. B.“ berichtet, folgendes besagen:

Professor von Eiselsberg aus Wien kam am 28. Mai Abends an Bord eines griechischen Torpedobootszerstörers hier an, Professor Krauß aus Berlin traf am 29. früh ein, wie sein Kollege von Ver⸗ tretern des Hofes, des Ministeriums und der griechischen Aerzte emp⸗ fangen. Beide Herren untersuchten dann noch im Laufe des Vor⸗ mittags den Königlichen Patienten. Das Ergebnis wurde in folgendem Bericht bekanntgegeben: 8

Die Unterzeichneten haben Seine Majestät den König unter⸗ sucht und seinen Zustand sehr zufriedenstellend gefunden. Der hohe Patient war heute vormittag fast fieberfrei, bei recht gutem Allgemeinbefinden und kräftigem Puls. Der Ausfluß aus dem rechten Rückenfell vollzieht sich dank dem vor acht Tagen vorge⸗

nommenen Eingriff unserer griechischen Kollegen normal und zu⸗

bcäindtasrin

Zugleich ver⸗

obwohl er

standzuhalten. Die

jedenstellend. Wir glauben die Hoffnung aussprechen zu dürfen,

- Fortfetzung dieser Behandlung, an der wir nichts zu ändern

haben, Seine Mafestät der König die Krankbeit glücklich über⸗ stehen wird. vpon Eiselsberg. Friedrich Krauß.

Amerika. DSDdoas hochangesehene amerikanische Fachblatt „The Journal of Commerce“ veröffentlicht authentische Mitteilungen über die Ladung der „Lusitania“, die der „Kölnischen Zeitung“ zufolge eine so vollkommene Rechtfertigung des deutschen Vorgehens darstellen, daß damit jeder weitere Streit erledigt ist. Diese Mitteilungen sind der auf dem Zollamt niedergelegten Ladeliste der Lusitania“ entnommen. Nach dieser Liste hat die „Lusitania“ für 200 000 Dollar Munition, für 112 000 Dollar Kupfer, Messing und Eisen und für 67 000 Dollar militärische Gegenstände an Bord gehabt. Wie die genannte Feitumg feststellt, spielen unter der Ladung eine Hauptrolle Kupfer, Kupferdraht, Messingplatten und andere Metalle, die, wie das Blatt sagt, „offenbar zum Gebrauch bei der Munitions⸗ erzeugung bestimmt“ waren. Der deutsche Botschafter in Washington Graf Bernstorff at dem Staatssekretär Bryan nach den „Daily News“ vier eidliche Aussagen deutscher Reservisten überreicht, die die „Lusitania“ vor der Abreise besucht und die versteckten Geschütze

sehen haben. e h Asien.

Die „Times“ berichten über eine Verschwörung in Indien, die in einem Prozeß in Lahore verhandelt wurde. 81 Personen waren wegen Verschwörung gegen die Regierung angeklagt. Kronzeugen sagten aus, daß die Idee der Revo⸗ lution unter den in Amerika und Canada lebenden Indern entstanden sei. Auch Passagiere des japanischen Schiffes „Komagatu Maru“ hätten zu den Aufständischen gehört. Gruppen von Verschwörern landeten in verschiedenen Häfen mit der Absicht, für den Aufruhr zu wirken. Sie waren unter den indischen Sepoys in Hongkong tätig. Eine Gruppe kam nach Singapore. Vielleicht hängt hiermit auch die dortige Meuterei zusammen. Die Führer er⸗ reichten das Pendschab und versuchten, die indischen Truppen in Lahore, Umballa, Meerut und anderen Garnisonen zu ge⸗ winnen. Ein allgemeiner Aufstand im Pendschab, den Vereinigten Provinzen, in Agrapudh und in der Norstwest⸗ provinz, war für den 21. Februar festgesetzt und wurde nur dadurch vereitelt, daß sich am 19. Februar einer der Verschwörer verdächtig machte, sodaß die Rebellenführer in Lahore verhaftet werden konnten. Die Verschwörer hofften, die indischen Soldaten für sich zu gewinnen, Waffen, Munition und Geld zu beschaffen, um dann alle europäischen Zivilpersonen zu ermorden, die Züge und Eisenbahnbrücken zu zerstören und schließlich die europäischen Truppen niederzumachen.

Großes Hauptquartier, 6. Juni. (W. T. B.) Angriffe gegen unsere Stellung am Ostabhang der Lorettohöhe wurden unter schweren Verlusten für den Feind abgeschlagen; nur um wenige vorspringende Grabenstücke wird noch gekämpft. Die Reste der Zuckerfabrik bei Souchez sind noch im Besitz der Franzosen. Im Dorfe Neuville gingen zwei Häusergruppen verloren. Feindliche Minenstollensprengungen in der Champagne blieben ohne jede Wirkung. Wir belegten gestern die Festung Calais und den Flughafen St. Clement bei Lun6ville mit Bomben. Oberste Heeresleitung.

Berlin, 6. Juni. (W. T. B.) Ein deutsches Flug⸗ zeug hatte am 22. Mai auf Paris acht Bomben geworfen und dann noch Javel mit drei Bomben belegt. Der „Temps“ berichtete dazu, die Deutschen hätten das Flugzeug so unkennt⸗ lich gemacht, daß es einem französischen Voisin⸗Zweidecker ähnlich gesehen habe und erst erkannt worden sei, als die Bomben fielen.

Wir erfahren demgegenüber von zuverlässiger Seite, daß

das deutsche Flugzeug, ein Albatros⸗Doppeldecker, mit dem

vorschriftsmäßigen Abzeichen versehen und in keiner

Weise unkenntlich gemacht war. Die Erfindung des „Temps“ hat offenbar nur den Zweck gehabt, die erschreckte Bevölkerung über die Mängel des Pariser Luftwachdienstes hinwegzutäuschen. 8

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 6. Juni. (W. T. B.)

Unsere Offensive in Gegend Sawdyniki, der sich die nördlich

und südlich Truppen anschlossen, gewann nach Osten weiteren Boden. Die Zahl der Gefangenen erhöhte sich auf 3650. Weiter südlich bei Ugiany wurde der Angriff einer russischen Division abgewiesen. Südlich des Njemen trieben deutsche Truppen feindliche Abteilungen auf die Linie Sapiezyszli Wilki zurück. HOberste Heeresleitung.

8

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Wien, 5. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Oestlich Przemysl vermochten die Russen bei Medyka nicht Mog.⸗ Verbündeten drangen kämpfend gegen 1 8en weiter vor. Im Gebiete des untersten San E mehrere Vorstöße des Feindes abgewiesen. Ver⸗ Hündete Truppen rückten von Westen her nahe an Kalusz und

IFurawno heran. Die Kämpfe am Pruth dauern fort. Gegner griff hier an mehreren Stellen heftig an, wurde aber an den Fluß zurückgeworfen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.

8 von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Großes Hauptquartier, 6. Juni. (W. T. B.) Deutsche und österreichisch⸗ungarische Truppen haben östlich Przemysl den Feind bis in die Gegend nord⸗ vestlich Sund südwestlich von Mosziska zurückge⸗ worfen. Die Armee des Generals von Linsingen hat den feindlichen Brückenkopf bei Zurawno gestürmt und ist im Begriff, den Dnjestrübergang bei diesem Ort zu er⸗ kämpfen. Auch weiter südlich schreitet die Verfolgung vor⸗ wärts; sie brachte uns bislang 10 900 Gefangene, 6 Ge⸗ schütze, 14 Maschinengewehre. Oberste Heeresleitung.

5. Wien, 6. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: die verbündeten Truppen kamen gestern östlich Przemysl

nahe an Mosziska heran und erstürmten Star; an Russisch⸗Polen ist die Lage unverändert. Die aus dem Raume von Stryj ostwärts verfolgenden verbündeten Truppen eroberten den Dnjestr⸗Brückenkopf Zurawno, schlugen den Feind neuerdings noördlich Kalusz. Am Pruth wird weiter gekämpft. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

1— Berlin, 6. Juni. (W. T. B.) Aus dem Großen Haupt⸗ quartier erhalten wir über den Fall der Festung Przemysl folgendes Telegramm:

Als am 2. Mat die Offensive der Verbündeten in Westgaalizien einsetzte, mochten wohl nur wenige ahnen, daß schon vier Wochen später die schweren Belagerungsgeschütze der Zentralmächte das Feuer auf Przempsl eröffnen würden. Die russische Heeresleitung war für diese Möglichkeit kaum vorbereitet und schwankte hin und her, ob sie die Festung, wie ursprünglich geplant, „aus politischen Gründen“ halten oder „freiwillig räumen“ sollte. Unsere Flieger meldeten fort⸗ während Hin⸗ und Hermärsche aus der Festung. Am 21. Mait schien man sich zur Räumung der Festung entschlossen zu haben, trotzdem wurde sie 8 Tage später zäh verteidigt. General von Kneussel schob die Einschließungslinie seiner baverischen Regimenter von Norden her näher an die Festung heran. Um 11 Uhr Vormittags begannen die schweren Batterien die Bekämpfung der Forts der Nordfront. In der Nacht vom 30. zum 31. Mai schob sich die Infanterie näher an die Draht⸗ hindernisse hexan und wartete die Wirkung der schweren Artillerie ab. Diese bannte die Verteidiger in lie Unterstände, sodaß unsere Infanterie aus ihren Schützengrähben heraustreten und von der Brust⸗ wehr aus dem gewaltigen Schauspiel der Vernichtung zusehen konnte. Die leichteren Geschütze des Angreifers fanden in den von den Russen seinerzeit ausgebauten Batteriestellungen ihrer damaligen Einschließungs⸗ stellung eine ideale Aufstellung. Auch General von Kneussl fand mit seinem Stabe und denjenigen der Artillerieführer in den von den Russen bei Batpeze angelegten Beobachtungsstellen die beste Unter⸗ kunft. Von diesem nur wenig mehr als 2 km von der Frontlinie entfernten Punkte übersah man die ganze Front der Forts 10 bis 11. Am 31. Mai, Nachmittags 4 Uhr, schwiegen die schweren Geschütze, gleichzeitig trat die Infanterie baverische Regimenter, ein preußisches Regiment und eine österreichische Schützenabteilung zum Sturm an. Die Vernichtung der Werke und ausgebauten Stützpunkte der Festung durch das schwerste Artilleriefeuer hatte auf die Besatzung einen derartig zersetzenden und niederschlagenden Eindruck gemacht, daß diese nicht imstande war, der angreifenden Infanterie nachhaltigen Wider⸗ stand zu leisten, die Besatzung der Werfe (10a, 11aund 11), soweit sie nicht verschüttet in den zerschossenen Kasematten lag, floh unter Zurücklaffung ihres gesamten Kriegegeräts, darunter einer großen Anzahl neuester leichter und schwerer russischer Geschütze. Dem Angreifer, der bis zur Ringstraße vorstieß und sich dort eingrub, ant⸗ wortete der Feind nur mit Artilleriefeuer, unternahm jedoch in der Nacht keinerlel Gegenangriff. Am 1. Juni führte der Feind einzelne Bataillone zum Gegenangriffe vor, diese Angriffe wurden mühelos abgewiesen. Die schwere Artillerie kämpfte nunmehr die Forts 10 und 12 nieder; das preußische Infanterieregtment 45 erstürmte im Verein mit bayerischen Truppen zwei östlich Fort 11 gelegene Schanzen, die der Feind zäh verteidigte. Am 2. Juni, Mittags 12 Uhr, stürmte das bayerische 22. Infanterie⸗ Regtment Fort 10, in dem alle Unterstände bis auf einen einzigen durch die Wirkung der schweren Artillerie verschüttet waren. Das Füsilierbataillon des Auqgusta⸗Gardegrenadierregiments nahm am Abend Fort 12. Die Werke 10 b und 9 a und b kapitulierten. Am Abend begannen die Truppen des Generals von Kneussl den Angriff in Richtung auf die Stadt. Das Dorf Zurawica und die dort gelegenen befestigten Stellungen des Feindes wurden ge⸗ nommen; dieser verzichtete jetzt auf jeden weiteren Widerstand. So konnten die deutschen Truppen, denen später die österreichisch⸗ ungarische 4. Kavalleriedivision folgte, die wohlausgebaute innere Fortlinie besetzen und um 3 Uhr Morgens, nachdem sie noch zahl⸗ reiche Gefangene gemacht hatten, in die befreite Stadt Przemvel ein⸗ marschieren. Hier, wo als erste Truppe ein Bataillon des 3. Garde⸗ Regiments zu Fuß einzog, gab es noch einen letzten Halt vor den abgebrannten Sanbrücken, die aber durch Kriegsbrücken schnell ersetzt waren. Nach einer Belagerung von nur 4 Tagen war die Festung Przemysl wieder in der Hand der Verbündeten. Die Russen hatten vergeblich dieselbe Festung monatelang angegriffen. Obwohl sie Hekatomben von Blutopfern gebracht hatten, war es ihnen nicht gelungen, die Festung mit stürmender Hand zu nehmen; sie brachten sie nur durch Aushun erung zu Fall und konnten sich nur neun Wochen hindurch ihres Besitzes freuen. Eine energische und kühne Führung hatte, unterstützt von heldenhaft fechtenden Truppen und der vorzüglichen schweren Artillerie wiederum in kürzester Zeit eine große Festung zu Fall gebracht.

Südlicher Kriegsschauplatz.

Wien, 5. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Im Tiroler und Kärntner Grenzgebiet hat sich auch gestern nichts Wesentliches ereignet. Ein feindliches Bataillon, das sich im Gebiet des Stilfser Joches gezeigt hatte, wurde vertrieben. In Judicarien, im Etschtale, auf den Plateaus Lavarone und an mehreren Punkten der

ärntnerischen Grenze wird der Geschützkampf fortgeführt. Im Küstenlande blieben bei einem blutig abgewiesenen Angriffe von vier italienischen Bataillonen auf unsere Stellungen nördlich Tolmein 3 Offiziere und 50 Mann in unseren Händen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.

von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Wien, 6. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Im Tiroler und im Kärntner Grenzgebiet be⸗ schränkt sich der Feind auf wirkungsloses Artilleriefeuer. Er meidet den näheren Bereich unserer Stellungen. Im Gebiet von Lavarone —Folgaria eröffneten nun unserseits schwere Geschütze das Feuer auf die feindlichen Grenzforts. An der küstenländischen Front beginnt der Artilleriekampf heftiger zu werden. In den Gefechten am Krn hatten die Italiener erhebliche Verluste, am Südhange des Berges wurden 300 feindliche Leichen gefunden. Auch ein Versuch des Gegners, bei Sagrado den Isonzo zu überschreiten, wurde blutig abgewiesen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.

von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Wien, 6. Juni. (W. T. B.) Aus dem Kriegspresse⸗ quartier wird gemeldet: In dem italienischen offiziellen Bericht vom 1. Juni heißt es:

Die Eisenbahndirektion Ancona teilt mit, daß der am 24. Mat an der Eisenbahnbrücke von Marecchia bei Rimini verursachte Schaden nicht von feindlichen Schiffen, sondern von einem österreichisch⸗ ungarischen Luftschiff angerichtet ist, das sehr deutlich den Namen „Citta dt Ferrara“ und die stalienische Flagge trug.

1 Demgegenüber wäre vor allem festzustellen, daß unsere Luftschiffe an dieser Aktion nicht beteiligt waren. Wenn die Eisenbahndirektion in Ancona die Beschädigung der Eisenbahn⸗ brücke bei Rimini meldet, so muß tatsächlich eine solche ver⸗ ursacht worden sein, was die ersten Veröffentlichungen ver⸗ neinten. Da weiter in den bisherigen Mitteilungen von einem italienischen Luftschiff berichtet wird, das sogar unsere Flotte

zugr ifen versuchte, so müßte, wenn die Angaben der Eisen⸗ bahndirektion in Ancona stimmen, angenommen werden, daß das italienische Luftschiff „Citta di Ferrara“ die Küste verwechselte und die italienische Bahnlinie selbst bombardierte. Ueber die italienische Flotte wird im Bericht vom 2. Juni gemeldet, daß sie verstärkt durch englische Schiffe jene Operation wiederholt hat, die im Herbste vorigen Jahres von der französischen Flotte ausgeführt wurde. Wie damals hat auch diesmal das feindliche Geschwader seine Ueberlegenheit gegenüber einer wehrlosen Signalstation schlagend bewiesen. Es hat die Wohnung des armen Leuchtturmwärters durch un⸗ gefähr 50 Schuß beschädigt und hierdurch, wie die Veröffent⸗ lichung beweist, die bedeutende Wachtstation zerstört.

Der Krieg zur See.

Berlin, 5. Juni. (W. T. B.) Am 4. Juni hat ein deutsches Unterseeboot einen russischen Minenkreuzer der Amurklasse bei Baltischport versenkt. In der Nacht vom 4. zum 5. Juni führten unsere Marineluft⸗ schiffe Angriffe gegen die befestigte Humbermündung und den Flottenstützpunkt Harwich aus. Die Hafen⸗ anlagen von Harwich wurden ausgiebig und mit gutem Erfolg mit Bomben belegt. Zahlreiche starke Brände und Explosionen, darunter eine besonders heftige, von einem Gasbehälter oder Oeltank herrührende, wurden beobachtet. Ferner wurde eine Eisenbahnstation mit Bomben be⸗ worfen. Unsere Luftschiffe sind heftig durch Land⸗ und Schiffs⸗ geschütze beschossen, aber nicht getroffen worden. Sie sind wohlbehalten zurückgekehrt. 8 Der stellvertretende Chef des Admiralstabes des Marine. 1 gez. Behncke.

b., b Zmml. (W. T. B.) daß das englische Torpedoboot

11“ Die Blätter melden, „Mohawk“ in der

Nordsee auf eine Mine aufgelaufen ist. Es habe aber trotzdem

den nächsten Hafen erreichen können.

London, 5. Juni. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, sind der Dampfer „Jona“, 3344 Tonne groß, und der Segler „Chrysopras“ am Donnerstag be der Insel Fair torpediert worden. Die Besatzungen sind in Kirkwall angekommen. Ferner sind am Donnerstag zwe Segler aus Lowestoft in der Nordsee torpediert worden Die Besatzungen sind in Lowestoft eingetroffen.

Brest, 5. Juni. (W. T. B.) Der „Agence Havas“ zu folge ist der Dampfer „Penfeld“ aus Brest gestern mittag

von einem Unterseeboot im Aermelkanal versenkt worden.

Die Besatzung wurde gerettet.

London, 6. Juni. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet: Die Schleppnetzdampfer „Enamay“ und „Strathbarn“ sind am 3. Juni bezw. 4. Juni in der Nord see torpediert worden, wobei die Besatzungen gerettet wurden Bei den Orkneyinseln sind gestern noch drei Schleppnetz dampfer torpediert und die Besatzungen gerettet worden Nach einer anderen Meldung sind noch zwei Fischerfahr⸗ zeuge bei Lowes und ein Schleppnetzdampfer bei der Orkneyinseln von Unterseebooten versenkt worden.

„London, 7. Juni. Dem „Reuterschen Bureau“ zufolge ist der Dampfer „Dulwichhead“ bei Leith von einem deutschen Unterseeboot torpediert und versenkt worden.

„London, 7. Juni. (W. T. B.) Nach einer „Lloyds“⸗ Meldung aus Peterhead ist der englische Fischdampfer „Persimon“ (255 t groß) gestern ungefähr 50 Meilen nordöstlich von Buchan Neß beschossen und versenkt worden. Die Besatzung wurde in Grimsby gelandet.

Nach derselben

1

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Quelle wurden am Sonnabend die Fischdampfer „Faze⸗

hound“ und „Curlew“ 2. durch ein deutsches Unterseeboot versenkt. satzungen wurden gerettet.

Die Be⸗

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

„Konstantinopel, 5. Juni. (W. T. B.) Der Generalstab teilt mit: An der Dardanellenfront im Gebiete von Sedil Bahr greift der Feind, gestützt auf Verstärkungen, die er in den letzten Tagen erhalten hat, seit gestern nachmittag heftig an. Er wurde durch unsere Gegenangriffe zurück⸗ getrieben. Bis jetzt haben wir fünf Maschinengewehre er⸗ beutet. Der Kampf dauert heute ebenfalls sehr günstig für uns fort. Unsere Küstenbatterien auf der anatolischen Küste be⸗ schießen mit Erfolg, sobald der Augenblick ihnen günstig ist, die Angriffskolonnen und Artillerie des Feindes ebenso wie seine Schiffe, wenn sie sich zeigen. Eine Granate traf den „Bruir“. Bei Ari Burnu keine bedeutende Aktion. Am 30. Mai hat ein deutsches Unterseeboot in der Nacht ein feindliches Schiff nahe den Stratoinseln südlich von Lemnos torpediert und versenkt. Von welchem Typ das versenkte Schiff war, konnte nicht festgestellt werden. In der

Nacht vom 3. auf den 4. Juni ging ein französischer

Minensucher zwischen den Inseln Keusten und Hekim vor

Seine Trümmer Auf den

Smyrna durch eine Explosion unter. wurden an die Küste von Smyrna geworfen. übrigen Fronten nichts von Bedeutung.

Konstantinopel, 6. Juni. (W. T. B.) Das Haupt⸗ quaärtier teilt mit: An der Dardanellenfront hat die sehr heftige Schlacht im Abschnitte von Sedil Bahr, die am 4. Juni Mittags mit einem feindlichen Angriff begonnen und sich auf der ganzen Front entwickelt hatte, nach fast zweitägiger Dauer durch energische Gegenangriffe unseres rechten Flügels heute morgen zu einem Erfolg für uns geführt. Der Feind wurde in Unordnung in seine früheren Stellungen zurückgetrieben, nachdem er sehr schwere Verluste erlitten hatte. Wir erbeuteten von gestern bis heute morgen sie ehn Maschinengewehre, eine große Menge Waffen und Kriegsmaterial. Nachdem ein des Feindes, unseren linken Flügel anzugreifen, zurückgewiesen worden war, warf er sich mit allen Kräften auf unseren rechten Flügel, mußte sich aber vor unseren Gegenangriffen heute früh zurück⸗ ziehen, außerstande, seinen verzweifelten Vorstoß fortzusetzen. Bei Ari Burnu unternahm der Feind in der Nacht vom 5. zum 6. Juni einen verzweifelten Angriff gegen unseren rechten Flügel, wobei er Handgranaten gebrauchte. Der Angriff wurde gleichfalls mit Verlusten für den Feind abgewibsen. An den anderen Fronten nichts von Be⸗ deutung. b

9 Meilen von Peterhead entfernt