solcher Verwendung bedarf es einer besonderen Freigabe durch das Kriegsministerium, Kriegsrohstoffabteilung. In den An⸗ trägen auf Freigabe ist der Nachweis der Unersetzlichkeit der Rohstoffe und der Dringlichkeit der Ausführung zu erbringen owie die nötige Metallmenge (Kilogramm) anzugeben. Eine Bescheinigung der bestellenden Behörde über die Notwendigkeit der Neuanschaffung solcher Apparate muß dem Antrage bei⸗ gefügt sein.
Das Kriegsministerium (Kriegsrohstoffabteilung) weist rch „W. T. B.“ darauf hin, daß es nach der Beschlagnahme⸗ verfügung vom 1. Mai 1915 Nr. M. 1/4. 15 K. R. A. ver⸗ boten ist, beschlagnahmte Bestände an Nickelanoden und Nickelsalzen in Form von Nickelbädern für Friedenszwecke weiter zu benutzen. Die genaue Beachtung des § 5 der be⸗ zeichneten Verfügung wird empfohlen. Hiernach dürfen Metall⸗ mengen, die ihrer Geringfügigkeit wegen von der Beschlag⸗ nahme nicht getroffen sind, neben der nach § 6 für beschlag⸗ nahmte Bestände zulässigen Verwendungsart nur im eigenen Betriebe und lediglich zu dringenden Reparaturzwecken im fremden Betriebe verarbeitet werden.
„Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 525 und 526 der Deutschen Ver⸗ lustlisten bei. Sie enthalten die 243 Verlustliste der preußischen Armee, die 188. Verlustliste der bayerischen Armee und die 155. Verlustliste der sächsischen Armee vk““
Bei der vorgestrigen Festtafel des bayerischen Kanalvereins in Fürth hielt Seine Majestät der König Ludwig laut Bericht des „W. T. B.“ folgende Rede:
Meine HLerren! Im vorigen Jahre war der Kanaltag in Regens⸗ burg. Da war tiefer Friede und Ruhe, und kein Mensch dachte an die 2 Ereignisse, die sich karz darauf eingestellt haben. Und wenn wir jetzt mitten in diesem schwersten und größten Kriege — denn keinen größeren hat es je gegeben — uns hier in der auf⸗ blühenden Stadt Fürth, deren Entwicklung mich immer erfreut, ver⸗ sammelt haben, so denken wir kaum daran, daß es Krieg ist. Wir verdanken das in erster Linie der Tüchtigkeit des ganzen deutschen Volkes und seiner Verbündeten. Das deutsche Volk, das kann man mit gutem Gewissen sagen, ist in dem Heer mit seinen besten Elementen vertreten, und das deutsche Heer ist unüberwunden, wo immer es kämpft, im Osten und Westen und Norden, und, so Gott will, woran ich nicht zweifle, wird es auch im Süden unüberwunden bleiven. (Stürmischer Betfall) Als der Krieg ausbrach, da sagten wir, es werde ein Krieg auf kurze Zeit sein; aber die Dinge ge⸗ stalteten sich anders. Auf die Kriegserklärung Rußlands folgte die Frankreichs, und als dann auch noch die Engländer über uns herfielen, da habe ich gesagt: Ich freue mich darüber, und ich freue mich deswegen, weil wir jetzt mit unseren Feinden Abrechnung halten können, und weil wir jetzt endlich — und das geht den Kanalverein besonders an — hoffen dürften, daß wir für Süd⸗ und Westdeutschland günstigere Verbindungen zum Meere bekommen werden. (Lebhafter Berfall.) Zehn Monate sind seither verflossen, viel kostbares Blut ist vergossen worden; es soll aber nicht umsonst vergossen worden sein. (Beifall.) Eine Stärkung des Deutschen Reichs und eine Ausdehnung über seine Grenzen hin⸗ aus, soweit dies notwendtg ist, damit wir gesichert sind gegen künftige Angriffe, das soll die Frucht dieses Krieges sein. (Stürmischer Beifall.) Wer mit uns geht und treu zu uns stebt, ich meine Oester⸗ reich Ungarn und die Türkei, soll sich mit uns erfreuen; nie aber die falschen Freunde, die hinter unserem Rücken Freundschaft heuchelten und dann zum Feinde übergingen. Wahrhaftig, wir sind unbesiegt, und der letzte Feind, der so viel von sich sprechen machte, hat noch immer kemen ernsten Angriff gewagt, obwohl er Zeit genug zur Vorbereitung hatte. (Sturmischer Beifall.) Wir sind hier mitten im Kriege, um friedliche Zwecke zu verfolgen. Sie alle arbeiten seit Dezennien treu mit mir, Bayern den Anschluß an die großen Wasser⸗ straßen zu verschaffen. Unsere Bestrebungen haben anfangs große Schwierigkeiten gehabt; in letzter Zeit ist es anders geworden. Die Beschlüsse des letzten Landtags — es war das letzte Referat von mir, das ich in der ersten Kammer erstatten durfte — bezogen sich auf die Kanalisation des Main bis Aschaffenburg. Der Landtag hat nicht nur dieses Stück Kan il gutgeheißen, sondern beide Kammern haben gleichzeitig den Wunsch ausgedrückt, es möge der Matn von Aschaffen⸗ burg bis Bamberg kanalisiert werden. Das ist ein riesiger Fortschritt gegenüber der früheren Zeit. Ihnen, meine Herren, die Sie immer fest mit mir zusammengestanden sind, danke ich, und ich freue mich mit Ihnen dieser Fortschritte. Jetzt, da ich die Re⸗ gierung angetreten habe, können Sie sicher sein, daß ich diesen Plan nicht fallen lassen werde, und meine Regierung hat Ihnen ja heute die Versicherung gegeben, daß die Kanalisation bis Bamberg aus⸗ geführt werden socl sobald der Kanal bis Aschaffenburg vollendet ist, vorausgesetzt selbstverständlich, daß der Landtag die Mittel daiu bewilligt. Es ist heute des 70. Geburtstages unseres EE gedacht worden. Ich bin schon über siebzig, aber die Vollendung des Baues bis Aschaffenburg hoffe ich doch noch zu erleben. Bis Bamberg wird es ja noch einige Zeit dauern, aber freuen würde es mich, wenn ich diesen Erfolg noch sehen könnte. Meine Herren, nun habe ich Ihnen viel erzählt. Ich möchte nicht schließen, ohne als Protektor des Vereins der Stadt Fürth zu danken für die schöne Aufnahme. Ich habe ja für jeden größeren Empfang gedankt, gleichwohl bin ich außerordentlich berzlich begrüßt worden. Ich danke auch Ihnen, den Herren vom Verein, für Ihre jabre⸗ lange Mitarbeit, und wünsche Ihnen, daß Sie den Triumph Ihrer Arbeit noch erleben möchten. Hoch die Stadt Fürth und hoch der
Kanalverein! Sachsen. Seine Majestät der König hat sich gestern nachmittag in Begleitung des Kriegsministers nach dem westlichen Kriegs⸗ schauplatz zu seinen Truppen begeben. Die Rückkehr erfolgt voraussichtlich am 13. d. M. 1
1 v
18 Oesterreich⸗Ungarn. 1 88
Der kroatische Landtag ist auf den 14. Juni einbe⸗ rufen worden, um das Budgetprovisorium und die Verlänge⸗ rung des Finanzausgleiches mit Ungarn zu erledigen.
b Großbritanuien und Irland. ʒIm Unterhause aab gestern der Premierminister Asquith eine kurze Erklärung ab, in der er Italiens Beitritt zur Sache der Verbündeten bewillkommnete und sagte, Italien sei einer der Schützer der liberalen Ueberlieferungen in Europa und pflege andere und höhere Ideale als diejenigen einer Gewalt herrschaft. England begrüße Italiens tapfere Soldaten und Seeleute als Kameraden in dem Kampfe, von dem die Freiheit der Welt abhänge.
— Der ausführende Ausschuß des nationalen liberalen Verbandes hat eine Resolution angenommen, in der er, wie „W. T. B.“ berichtet, sein Bedauern über das Ende der liberalen Regierung ausspricht, Asquiths Versicherung
annimmt, daß es notwendig gewesen sei, die Regierung auf breiterer nichtparteimäßiger Grundlage zu rekonstruieren, und dem Ministerpräsidenten die Unterstützung der liberalen Partei in dem Bestreben, den Krieg zu einem glücklichen Ende zu führen, zusagt. Der Ausschuß gab seinem Vertrauen Ausdruck, aß nichts geschehe, was die unter der Parlamentsakte gegebenen Gesetze gefährdet.
Die unabhängige Arbeiterpartei veröffentlicht ein Manifest an die organisierten Arbeiter Groß⸗ britanniens gegen die Gefahr der allgemeinen Wehr⸗ pflicht, in dem es obiger Quelle zufolge heißt:
Die skrupellose Erhohung der Lebensmittelpreise, die unmäßigen Gewinne der Finanzleute und der Aeferanten, die Brandmarkung der Arbeiler als selbsrsüchtiger und unpatriotischer Trunken⸗ bolde sowie die Forderung, daß die Beschränkungen der Gewerkschaften und die Fabrikgesetze beiseite gesetzt werden sollen, lassen die Stimmung und Absicht erkennen, die hinter dem Versuch steht, die Arbeiterklasse durch staatlichen Zwang zu militari⸗ sieren. Es ist bedauerlicher Weise wahr, daß seit Kriegsausbrauch das Prinzip der Anwerbung von Freiwilligen durch den kapitalistischen Druck ernstlich gefährdet worden ist. Die Arbeiter wurden entlassen oder eingeschüchtert, um sie zum Eintritt in die Armee zu zwingen. „Anwerben oder Verhungern“ ist nur eine neue Spielart der Klassen⸗ unterdrückung.
Das Manifest fordert alle Arbeiterorganisationen auf, Resolutionen gegen die Wehrpflicht anzunehmen und Ab⸗ schriften davon dem Minister Henderson und den Parlaments⸗ mitgliedern zuzusenden.
Frankreich.
Eine Note des Arbeitsministeriums teilt die Ergebnisse der amtlichen Untersuchung über die Tätigkeit der kommerziellen und industriellen Unternehmungen Frankreichs nach acht Kriegsmonaten mit. Die Unter⸗ suchung erstreckte sich der „Agence Havas“ zufolge auf 22 610 Unternehmungen, die in normalen Zeiten 1 097 670 Arbeiter beschäftigen. Im August 1914 waren infolge der Mobilmachung nur 43 Prozent der Unternehmungen im Betrieb. Ihre Anzahl stieg nacheinander im Oktober auf 58 Prozent, im Januar auf 69 Prozent und erreichte im Juni 77 Prozent. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter und Angestellten betrug im August 34 Prozent und stieg im Oktober auf 44 Prozent, im Januar auf 59 Prozent und erreichte am 1. Juni 65 Prozent. Am 1. Juni waren in der Tat 21 209 Unternehmungen im Betrieb, die 713 166 Arbeiter beschäftigten. Die Besserung ist also beträchtlich und anhaltend gewesen. v“
Rußland. Der Ministerrat hat dem „Rußkoje Slowo“ zufolge beschlossen, aus allen neu zu gründenden Aktiengesellschaften außer den feindlichen Ausländern auch die Juden auszuschließen. Nach einer Meldung der „St. Petersburger Tele⸗ graphenagentur“ ist der Austausch von invaliden Kriegs⸗ gefangenen in Deutschland in letzter Stunde wieder an deutschen Forderungen und Weiterungen gescheitert. Alle Unterhandlungen seien jetzt eingestellt. Hierzu bemerkt das „ W. T. B.“, daß diese Meldung durchaus unzutreffend ist. Die deutsche Regierung hat im Interesse der Menschlichkeit die Benutzung des Seeweges für die auszutauschenden Gefangenen vorgeschlagen, um ihnen die Qual eines langen Landtrans⸗ portes zu ersparen. Die russische Regierung hatte dies abge⸗ lehnt, die Verhandlungen werden aber von Deutschland nach wie vor fortgesetzt. Da auch die schwedische Regierung wegen des Reiseweges beteiligt werden muß, werden sie voraussichtlich h einige Zeit dauern. Italien. Verhandlungen des
Ueber die Finanzministers
mit dem englischen Kanzler des Schatzamts am 4. und
5. Juni in Nizza meldet die „Agenzia Stefani“, daß man sich über alle namens beider Regierungen zu treffenden Maßnahmen geeinigt habe. Der Schatzkanzler war von dem Gouverneur der Bank von England und dem Finanzsekretär des englischen Schatzamts begleitet, der italienische Finanzminister von dem Generaldirektor und dem Leiter der auswärtigen Abteilung der Bank von Italien. Dänemark.
Nach einer Meldung der „Nationaltitende“ aus Kallund⸗ borg hat die Kohlen⸗Import⸗Compagnie die Nachricht erhalten, daß die Ausfuhr von Kohlen, die auf dem Dampfer „Bogatyr“ von Hull nach Westseeland (Dänemark) verladen werden sollten, von der englischen Behörde verboten worden sei. Das dänische Ministerium hat beschlossen, einen Vertreter mit amt⸗ lichem Auftrage zur Ordnung der Kohlenausfuhrfrage
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Gestern nachmittag traten die eidgenössischen Räte zu einer ordentlichen Sommertagung zusammen. Den Nationalrat eröffnete der Präsident Bonjour mit einer Ansprache, in der er laut Bericht des „W. T. B.“ unter anderem ausführte:
Die Schweizer sind dankbar, daß ihnen der Friede bisher er⸗ halten geblieben ist, besonders dankbar denen, die für die Aurrecht⸗ erhaltung des Friedens Sorge trugen, und unserer Armee. Die Liebestätigkeit der Schweiz und neuerdings die von ihr ausgeübte Vertretung der deutschen und italienischen Interessen läßt eine weitere Respektierung unserer Neu⸗ tralität als gesichert erscheinen. Mit gewaltiger Mehrheit wurde gestern eine Kriegssteuer vom Volke angenommen. Das Ergebnis erfüllt uns mit Stolz und Freude. Es ist der Ausdruck des Dankes an die Bundesbehörden, denen man die Mittel bewilligt hat zur Fortsetzung der kraftvollen Wahrung unserer Neutralität. Die Ab⸗ stimmung ist die angesichts des Auslandes abgegebene Kundgebung, daß das Schweizervolk den festen Willen hat, seine Unabhängigkeit und Neutralität zu wahren, und sie ist ferner eine herrliche Be⸗ kräftigung unserer nationalen Zusammengehörigkeit.
Der Rat begann sodann mit der Besprechung der Geschäfts⸗ führung und der Rechnungen der Bundesbahnen von 1914, die einen Passivsaldo von 9 196 066 Franken aufweisen. Die Kom⸗ mission unterstützte lebhaft die Sparmaßnahmen der Bundes⸗ bahnbehörden, um das große nationale Unternehmen trotz des Krieges finanziell im Gleichgewicht zu halten. .
Im Ständerat feierte der Präsident Geel ebenfalls das glänzende Ergebnis der vorgestrigen Kriegssteuerabstim⸗ mung, die ein kraftvoller Ausdruck der Einigkeit des Schweizer⸗ volkes sei, und seines entschlossenen Willens, für das Vaterland jedes notwendige Opfer zu bringen. .
“ Griechenland.
Ueber das Befinden des Königs 1 Uhr folgender Bericht veröffentlicht:
Die Temperatur des Königs stieg gestern abend nicht über 40,1. Um Mitternacht betrug die Temperatur 39,6, der Puls 125, Atmung 26.
8 1
wurde gestern morgen
2
Die Temperatur Emporschnellen der Temperatur vorausgesehen. aber nicht hoffnungslos.
Ein Telegramm des Königlichen Hofmarschallamts von abend besagt, daß die Temperatur des Königs gestern nachmittag auf 38 gesunken sei G
Amerika. 1
Infolge einer Unpäßlichkeit Präsidenten Wilson verzögert sich die Fertigstellung der Note an Deutsch⸗ land. Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, sind ungewöhn⸗ liche Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um dafür zu sorgen, daß die Note genau so, wie sie abgefaßt wird, übermittelt wird. Sie wird über London und den Haag nach Berlin geschickt werden. Die amerikanischen diplomatischen Vertreter an diesen Orten werden den Text kontrollieren; der Botschafter in Berlin wird die Note nicht überreichen, ehe er sich davon überzeugt hat, daß sie wörtlich mit dem Entwurf übereinstimmt
Die Lage ist ernst,
In verschiedenen Teilen Ceylons brachen nach Mel ungen
des britischen Kolonialamts von Buddhisten hervorgerufene Unruhen gegen die Mohammedaner aus. In mehreren Orten wurde der Belagerungszustand verkündet. Der Gouverneur meldet, daß die Unruhen die Folgen des Rassenhasses und des Handelsneides sind und sich nicht gegen die europäische Re⸗ gierung und Bevölkerung richten. Es wurden viele Güter ver⸗ nichtet und Morde verübt. Mehrere Aufständische wurden erschossen.
Besondere Bevollmächtigte von Rußland, China und der Mongolei haben nach einer Meldung des „W. T. B.“ ein Uebereinkommen unter diesen drei Staaten unterzeichnet, betreffend die Autonomie der Aeußeren Mongolei.
Afrika. Einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge haben die spanischen Truppen in Marokko zwei Stellungen nahe Mulurza eingenommen.
Kriegsnachrichten.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptguartier, 7. Juni. (W. T. B.)
Am Osthang der Loréttohöhe erneuerten die Franzosen in e,
den Nachmittag⸗ und Abendstunden ihre Angriffe, die in unserem Feuer völlig zusammenbrachen. Weitere Angriffsversuche in der Nacht wurden im Keime erstickt. Süd⸗ östlich Hebuterne (östlich Doullens) griff der Feind heute morgen erfolglos an. Der Kampf ist dort noch nicht abgebrochen. Ein breiter französischer Angriff nordwestlich Moulin sous Touvent (nordwestlich von Soissons) wurde größten⸗ teils sofort abgewiesen, nur an emer Stelle erreichte er unsere vordersten Gräben, um die noch gekämpft wird. Unsere Stellung bei Vauquois südöstlich von Varennes wurde gestern abend angegriffen. Trotz Anwendung von Brand⸗ bomben, die unsere Gräben mit einer leichtbrennenden Flüssig⸗ keit überzogen, gelang es den Franzosen nicht, in unsere Stellung einzudringen. Mit schweren Verlusten flutete der Feind in seine Gräben zurück. Oberste Heeresleitung.
Berlin, 7. Juni. (W. T. B.) In der Nacht vom 6. zum 7. Juni führten unsere Marineluftschiffe erfolgreiche Angriffe gegen die Docks von Kingston und Grimsby am Hum ber aus. Sie kehrten trotz starker Beschießung un⸗ beschädigt zurück. Der Stellvertretende Chef des Admiralstabes. gez. Behncke.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 7. Juni. (W. T. B.) Nördlich Kurschany erzwang unsere Kavallerie den Ueber⸗ gang über die Windau und stieß in südöstlicher Richtung vor. Südöstlich Kurtowiany und in der Gegend östlich Sawdyniki machte unsere Offensive gute Fortschritte, weitere 3340 Gefangene und 10 Maschinengewehre fielen dabei in unsere Hand. Südlich des Njemen wurde das Flußufer bis zur Linie Tolausie — Sapiezyszi vom Feinde gesäubert. Oberste Heeresleitung.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 7. Juni. (W. T. B. Bei den Kämpfen um Przemysl wurden 33 805 Ge⸗ fangene gemacht. Oestlich Przemysl setzten die verbün⸗ deten Truppen ihre erfolgreichen Kämpfe fort und warfen den Feind nordwestlich Moscisnia zurück. Teile der Armee des Generals von Linsingen haben bei Zurawno den Dnjestr überschritten und die Höhen auf dem nordöst⸗ lichen Ufer erstürmt. Weiter südlich hat die Verfolgung die Linie Nowica —Kalusz — Tomaszowce erreicht. Die Beute ist hier auf über 13 000 Gefangene gestiegen.
“ Oberste Heeresleitung.
EEEA“ B.) Amtlich wird gemeldet: Nach der schweren Niederlage bei Przemysl richtete die russische Heeresleitung in den letzten Tagen heftige Anstrengungen gegen unsere Stellungen an der Pruthlinie, um hier einen ge⸗ waltsamen Durchbruch zu erzwingen; namentlich gegen den Raum Kolomea — Delatyn warf der Feind immer neue Massen in die Schlacht. der zähen Tapferkeit der Infanterie Freiherrn von ungeheuren Verlusten
(W. T
S. DT.
Armee des Generals de Pflanzer⸗Baltin unte der Russen scheiterten
rückten von Westen her die unter Befehl des Generals von Gestern
Linsingen stehenden verbündeten Streitkräfte heran. nahmen sie Kalusz, die Gegend nördlich dieser Stadt und die Höhen am linken Dnjestr⸗Ufer nördlich Zurawno in Besitz. Zwischen der Nadwornaer Bystryca und der Lomnica schlossen sich unsere Truppen dem Angriffe an. Die Kämpfe östlich Przemysl und Jaroslau dauern fort. Nördlich Mosciska mußte der Feind aus Czerniawa weichen. Vereinzelle kraftlose Gegenstöße der Russen brachen zusammen. Bei Przemysl fielen seit 1. Juni 33805 Gefangene in die Hände der Sieger. . Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. won Hoefer, Feldmarschalleutnant.
sinkt andauernd. Für den Abend wird ein neues 8
Während alle diese Vorstöße an
Lagosta und Cazza.
schwimmend die Küste erreichen konnten und
Hauptquartier teilt mit:
Stellung, von der aus Bomben geworfen wurden,
gestellten den stützung auf wöchentlich 20 ℳ. zum 15. Mai 1915 18 706 ℳ gezahlt.
bewilligt worden: den Bürgerspeisehallen
Südlicher Kriegsschauplatz.
Wien, 7. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Im Diroler Grenzaebiete wirkte unsere Artillerie mit sicht⸗ lichem Erfolge. An der kärutnerischen Grenze östlich des Plöckenpasses eroberten unsere Truppen gestern den Freikofel zrüͤck, den der Feind vorübergehend gewonnen hatte. Im Kru⸗Gebiete wird weiter gekämpft. Die Italiener mußten die Ortschaft Kru räumen. An den Isonzo schiebt sich der Geaner stellenweise näher heran. 1 2
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant. *8
Wien, 7. Juni. (W. T. B.) Aus dem Kriegspresse⸗ uartier wird gemeldet: Am 5. Juni erschienen einige italienische Kreuzer und Zerstörer in den dalmatinischen Gewässern. Das Ziel der feindlichen Unternehmung war die Beschießung der Eisenbahn bei Mihonice sowie einzelner Leuchttürme und Leuchthäuser auf den Infeln Lissa, Die beschossenen Objekte erlitten nur
8
leichte Beschädigungen.
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London, 7. Juni. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, ist der britische Dampfer „Star of West“ von einem deutschen Unterseeboote versenkt worden. Die Besatzung wurde in Aberdeen gelandet.
London, 7. Juni. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ zufolge ist die englische Bark „Sunlight“ gestern abend
an der irischen Küste durch ein deutsches Unterseeboot
torpediert worden. Die Besatzung wurde von einem Fisch⸗ dampfer aufgenommen und heute früh in Queenstown gelandet. Ein deutsches Unterseeboot hat ferner den Fischdampfer „Dromio“ torpediert. Die Besatzung wurde gerettet und in Peterhead an Land gebracht.
Paris, 7. Juni. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet amtlich: In der Nacht vom 3. zum 4. Juni ist der französische Minenleger „Casablanca“ am Eingang
einer Bucht des Aegäischen Meeres auf eine Mine ge⸗ stoßen.
Der Kommandant, ein Offizier und 64 Matrosen der Besatzung wurden von einem englischen Torpedoboots⸗ zerstörer gerettet. Es ist möglich, daß andere Ueberlebende sich in türkischer Gefangenschaft befinden.
Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.
Konstantinopel, 7. Juni. (W. T. B.) Das Große An der Dardanellenfront zer Ari Burnu eine feindliche ellu und die anstoßenden Schützengräaben. Bei Sedil Bahr zeigte der nach dem letzten vergeblichen Angriffsversuch erschöpfte Feind keinerlei Tätigkeit; unsere Batterien auf dem asiatischen Ufer beschossen gestern die ermatteten feindlichen Truppen in der Umgegend von Sedil Bahr, ihre Artilleriestellungen und Munitionstransporte wirksam und brachten eine Batterie zum Schweigen.
Gestern haben zwei feindliche Kreuzer die Ort⸗ schaft Ajanos südlich von Dikeli gegenüber von Mytilene vergeblich beschossen und sodann ein Dampfbeiboot mit Soldaten in den Hafen geschickt, das die dort befindlichen Boote wegzuschleppen versuchen sollte. Vom Ufer wurde jedoch auf das Boot gefeuert, das infolgedessen strandete: es wurde durch das Feuer der Kriegsschiffe versenkt, welche sich zurück⸗ gezogen, nachdem sie die Besatzung des Dampfbeibootes an Bord genommen hatten. Auf den anderen Fronten nichts von Bedeutung.
2
störte unsere Artillerie bei
Parlamentarische Nachrichten.
8 Der konservative Reichstagsabgeordnete für den Wahlkreis Breslau 18 Kammerherr Graf Friedrich von Carmer (Osten), Mitglied des Preußischen Herrenhauses, ist, wie „W. T. B.“
2„&
meldet, heute vormittag im 66. Lebensfahre gestorben.
Wohlfahrtspslege. “
Ueber die Kriegsfürsorge der Landesversicherungs⸗ anstalt Berlin wird in der Nummer ihrer „Amtlichen Mitteilungen⸗ 3e. 1. Juni u. a. berichtet, daß bieher insgesamt 21 302 Unter⸗ üßungsanträge gestellt und daß in den verflossenen 35 Wochen 833 481 ℳ an Unterstützungen gezahlt worden sind. 15 084 der Unterstützungsanträge wurden bewilligt und 4434 abgelehnt. Emnzelfall belief sich der Höchstbetrag der gewährten Unter⸗ An 1I1 ö zun 9 on den gestellten 24 n⸗ een sind 2396 und 65 abgelehnt worden. Der Höchst⸗ n as des monatlichen Zuschusses belief sich im Einzelfalle auf 15 ℳ. gegeberkerbelfen für Vereine usw. sind außer den bisher bekannt⸗ bewifnen von der Landesversicherungsanstalt Berlin weiterhin sur des Roten Kreuzes d8e Beschaf Nonate Februar und März 1915 12 000 ℳ, Ausrüstung ung von Nässeschutz für das Feldheer 45 000 ℳ, zur n Aüung von Jugendkompagnien 3000 ℳ, dem Tuberkuloseausschuß dee 8 ung für Kriegswohlfahrtspflege 3000 ℳ, dem Zentral⸗ Auskunftfürforgestellen für Lungenkranke 10 000 ℳ, der Istelle der Volkswohlfahrt 500 ℳ, zur Beschaffung von Liebes⸗ Pern “ Heer weitere 5000 ℳ, dem Kriegsausschuß der großen 858 aubenkolonien zu den Kosten der Beackerung für Brach⸗ Miar n ℳ. Die Tuberkulosefürsorgestation hat an sich zuschüssen für den Monat Mat 1915 an lungenkranke Ver⸗ “ 3145 ℳ gezahlt. Die Ausgabe der Milch⸗ und Speise⸗ nah- 88 ist infolge der anhaltenden Besserung auf dem allgemeinen 8 1 smarkt weiterhin zurückgegangen. Hinterbliebene von im . 92 gefallenen Versicherten baben Fürsorgeanträge ein⸗ racht: im Oktober 1914 10, im November 22, im Dezember 44,
Januar 1915 75, im Februar 142, im März 168, im April 191.
8 88 Lijebesgabensammelstelle Ihrer Königlichen Hohelt 2 Frau Prinzessin Eitel⸗Friedrich von Preußen im Schloß zu Berlin ist von jetzt an wieder Mittwochs und 8a 2 von 11 bis 1 Uhr und von 4 bis 6 Uhr geöffnet. Es st 2 esonders seitens der Lazarettzüge für den Osten und Süd⸗ Prae ehr große Nachfrage nach Erfrischungen und Nahrungsmitteln, ruchtsäften, Marmeladen, Konserven, möglichst in kleinen Büchsen, nach Schinken, Wurst, Speck usw., auch nach Zigarren, Zigaretten und
und
Tabak, und es wird gebeten, die Oprferfreudigkeit nicht erlabmen zu lassen, sondern unseren Tapferen im Felde und auf den Krankenbetten als dankbares Zeschen der Lieke aus der Heimat das zu geben, was hier entbehrlich ist. Allez wird danktar angenommen. 1““
Die Stellung des Kriegsausschusses für warme Unter⸗ kleidung, Berlin (Reichztag), zur freiwilligen Krankenpflege hat, wie „W. T. B.“ erfährt, neuerdings eine endgültige Regelung er⸗ fahren. Damit — soweit es sich um Liebesgaben handelt — eine lleichmäßige, möglichst wirtschaftliche Versorgung der Truppen mit Wollsachen unter Permetdung jeglicher Verschwendung erzielt wird, ist der Kriegsausschuß für warme Unterkleidung unter anderem als „Zentralverteilungsstelle“ für alle in den Heimatdepots (Ab⸗ nahmestellen) und Liebesgabenabteilungen der Sammelstationen und besonderen Wolldepots des Etappengebiets lagernden Wollsachen ein⸗ gesetzt wo den. Man darf diese durch den Kaiserlichen Kommissar und Militärinspekteur im Einverständnis mit dem Kriegsministerium erfolgte Anordnung wohl als einen ersreulichen Beweis für die erfolgreiche Tätigkeit des Kriegsausschusses für warme Unterkleidung und als eine Anerkennung desselben ansehen, die dazu beitragen dürfte, die Gebefreudigkeit weiter Kreise für den Kriegsausschuß erneut anzu⸗ regen und zu fördern.
Wie dem „W. T. B.“ aus Wien berichtet wird, hat der Militärkommandant von Wien, dem Beispiele des Erzherzogs Peter Ferdinand folgend, der in den Schützengräben größere Beträge für den „Wehrmann in Eisen“ zugunsten des Witwen⸗ und Waisenfonds der bewaffneten Macht gesammelt hat, die Anregung zur Samm⸗ lung freiwilliger Spenden in dem Wiener Kommando⸗ bereiche gegeben. Die Sammlung hat in kaum fünf Wochen den Betrag von 107 000 Kr. für gedachten Zweck ergeben. Zur würdigen Feier dieses Ergebnisses fand am 6. Junt in Anwesenbeit des Erz⸗ berzogs und der Erzherzogin Leopold Salvator, der Erzherzogin Maria Therese, des Bürgermeisters und von Abordnungen fast aller Truppenkörper die symbolische Handlung der Benagelung des Wehr⸗
mannes statt. Kunst und Wissenschaft.
In der unter dem Vorsitze von Geheimrat, Professor Hellmann am 5. d. M. abgehaltenen Junisitzung der „Gesellschaft für Erdkunde’ berichtete der Geheime Bergrat, Professor Dr. F. Frech⸗ Breslau über die Dardanellen und deren Nachbargebiete auf Grund eigner Forschungsreisen. Der Redner führte etwa folgendes aus: Die Meerengen, die den Pontus und die Nordsee mit größeren Weltmeeren verbinden, haben mil dem Suezkanal die gemeinsame Eigenschaft, daß sie ursprünglich Teile älterer Flußläufe sind. Der Aermelkanal ist die alte Mündung des Rheins; Dardanellen und Bosporus wurden einst von einem im Schwarzen Meere mündenden Strome durchzogen und die Mitte der durch den Kanalbau durchstochenen Landenge zwischen Port Said und Suez ist das geologisch⸗alte Delta des Nils. Noch mehr als in Friedenszeiten tritt die Bedeutung dieser ozeanischen Verbindungen im Weltkriege hervor. Das Verständnis der auf geologischer Grundlage ruhenden Morphologie der Erdoberfläche kommt somtt zu einer Bedeutung, die weit über die Tagesereignisse hinausreicht. Die Umbildung der früheren Flußbette erklärt weitere Eigentümlichkeiten der Dardanellen und des Bosporus, die die militärische Stellung des Verteidigers begünstigen und den Angriff zur Erfolalosigkeit verdammen. Strömungen und Geländeformen allein können das Gelingen oder die Vereitelung eines Angriffs nicht erklären. Das letzte und entscheidende Wort bei der Dardanellenverteidigung dürften unsere Unterseeboote im Mai 1915 gesprochen haben. Aber in den ersten Stadien des Kampfes kam den natürlschen Lageverhältnissen ein bedeutungsvoller Wert zu. Die beiden Meerengen bilden die Verbindungen zwischen dem mit starken Süßwasserzuflüssen — Donau, Dnjestr, Dnjepr, Don u. a. — reichlich gespeisten Becken des Pontus und dem Mittel⸗ meer, in dem die Verdunstung die Wasserzuflüsse des Festlands überwiegt. Die notwendige Folge ist ein Abstromen des weniger salzigen Pontuswassers, also eine Oberströmung, die von einem tieferen Rückstrom des salzigeren und daher schwereren Mittelmeerwassers nur zum Teil ausgeglichen wird. Die Oberströmung ist um so stärker, je geringer die Breite der Meerengen wird.
Diese Oberflächenströmung ist im Bosporus fast überall deutlich
sichtbar, ja in den engsten Stellen, so bei Arnautkoi und bei Rumill Hissar, braust der Strom mit großer Gewalt um die Ecken des Ufers; bier müssen Ruderboote mit Stricken stromaufgezogen werden. Die Wirkung der oberen und der unteren Strömung wird durch die Gezeiten nicht unterbrochen, da ja Ehbbe und Flut im Mittelmeer fehlen. Die Geschwindigkeit der Oberströmung beträgt in dem engen Bosporus bis zu 5 km in der Stunde. Die verschiedene Richtung der oberen und der unteren Meeresströmung ist offenbar den in die Dardanellen eindringenden Unterseebooten ungünstig. Ein einziger Er⸗ folg — die Torpedierung des mehr als 40 Jahre alten, als schwimmendes Fort dienenden Panzers „Messudije“ — steht dem Verlust von 4 oder 5 englischen und französischen Tauchbooten gegenüber. Dies ist leicht zu verstehen. Denn während untergetauchte Boote nur geringe Ge⸗ schwindigkeit zu entwickeln vermögen, sind sie fast wehrlos dem Wechsel der Ober⸗ und der Unterströmuna ausgesetzt, der in einer gewundenen Meerenge von verschiedener Breite naturgemäß häufige Schwankungen zeigt. Viel bessere Aussichten boten sich den deutschen technisch überlegenen Unterseebooten bei ihren Angriffen in dem von Strömungen freien Golfe von Saros, wie die glückliche Torpedterung von 4 englischen großen Dampfern zeigt. Diese im Bosporus vom Schwarzen Meere, in den Dardanellen von der Propontis aus⸗ gehende starke Oberströmung erleichtert nun, wie ohne weiteres klar ist, jede Verteidigung gegen einen von Süden oder von Südwesten eindringenden Gegner. Der Verteidiger des Hellespont braucht nur Streuminen in größerer Zahl auszulegen, die dann von der Strömung den Schiffen der Feinde entgegengetrieben werden und ihnen verderblich werden. Für die Verteidigung des Hellespontes kommt außer der erwähnten Meeresströmung vom geographisch⸗geologischen Standpunkt ein zweites, dem Angreifer un⸗ Fünftiges Moment in Betracht. Wesentlich für die Anlage von Mörser⸗ und Haubitzbatterien ist die morphologische Gestaltung des Hellespontes, die auf der europäischen wie auf der astatischen Seite zahlreiche gut ausgeprägte Quertäler, die Neben⸗ bäche des alten Flußbettes, umschlteßt. Diese Tälter, deren Anzahl, außer dem Chersones, zwölf übersteigt, bilden natürliche Artilleriestellungen für Steilfeuergeschütze und sind dem Angreifer so gut wie gänzlich verborgen. Der Bosporus, dessen Landschaftsbild von vielen Beobachtern mit dem Rhein verglichen wird, zeigt wegen seiner geringen Breite und tieferen Ufer die Strömung in noch rößerer Stärke wie der Hellespont. Infolgedessen sind die am Schwarzen Meer ausgestreuten Minen noch einer sehr viel rascheren Verbreitung fähig. Diese Strömungsverhältnisse werfen also ein scharfes Licht auf die Pläne der Russen, die Anfang November 1914 zum Kriegsausbruch Veranlassung gaben. Man erinnert sich, daß damals von Teilen der türkischen Flonte ein großes russisches Minenlager und zwei Torpedo⸗ boote am pontischen Eingange des Bosporus angetroffen und versenkt worden sind. Die gesamten Küsten des Schwarzen Meeres sind von Odessa bis zur Krim, von Batum bis Trapezunt und zurück bis zum Eingange des Borporus in den Bereich der Flottenoperationen ge- zogen worden, deren Bedeutung für den Verlauf des Weltkriegeg allerdings sehr verschieden ist. Die westlichen tüͤrkischen Hafenplätze Eregli und Gonguldat sind gleichzeitig die einzigen Steinkohlenlieferanten der türki⸗ schen Flotte und der Hauptstadt. Ste waren daher wiederholt Gegenstand feindlicher Angriffe oder Angriffsversuche. Die Kohlenbergwerke von Songuldak, die längere Zeit von einer französischen Gesellschaft be⸗ trieben wurden, sind gleich zu Anfang des Weltkrieges unter deutsch⸗ türkische Verwaltung gestellt worden und haben ihrer Aufgabe unten den schwierigsten Verhältnissen durchaus genügt. Die Bedeutung der weiter östlich folgenden Häfen ist für Handel und Weltkrieg ver⸗
schieden. Zukunftreiche Erzgänge sind im Hinterlande von Kerasunt Uund von Trapezunt bekannt; besonders können die dort vorhandenen Kupferlager dereinst von Wichtiakeit werden Sie zeigen die leiche Zusammensetzung wie die östlich des Tschorok, d. h. ereits in Russisch ⸗Transkaukasien abgebauten Lager von Dlaussel und Bortscka, die gleichzeitig im Laufe der ersten Kriegsmonate vielfach von Russen und Türken umstritten worden sind. Die bis zu alpinen Höhen (3400 m) aufsteigenden Gebirgszüge des Tschorokgebirges wie der Karischal dagh daben die Operationen zwar eingeschränkt, aber nicht gehindert. Es scheint daß weder hier noch an der Käste eine der Parteien ausschlaggebende Er⸗ folge erztelt hat. Allerdings haben die Türken hier offendar mit voller Absicht den Krieg hinhaltend geführt, wähend sie weiter füd⸗ lich in den persischen Grenzprovinzen Aserbeidjan, Kormanschad, Luristan und Chuhsistan energischer vorgehen. Hier fehlen Eisenbahn⸗ verbindungen, abgesehen vom mittleren Araxestal, auf beiden Seiten der Grenze, und die im Schwarzen Meer⸗Gebiet wahrnehmbare Unaleich⸗ heit ist somit hier aufgehoben Vor allem ist an dem unteren Tigris und im Schalt⸗el⸗Arab ein energischer Anstrengungen würdiges Kampf⸗ ziel vorhanden: das persische-mesopotamische Erdölgebiet⸗
dessen Quellen von der Bagdadbahn bisher kaum errreicht, dafür aber an der südlichen persisch⸗türkischen Grenze von englischer Seite in An⸗ riff genommen sind. Die Engländer haben zwar zum Schutze ihrer Herrcleuminterefen in den Städten Achwas und Diaful im Schatte⸗el⸗ Arab englische Truppen gelandet, sind jedoch schon vor Monaten aus diesem sogar durch eine Eisenbahn erschlossenem Erdölgebiet vertrieden worden. Nach einer vom Ende Mai stammenden Noriz der „Times“ halten sie bei Basra unter den schwierigen Verhältnissen und dem sehr ungünstigen Klima nur gerade noch mühevoll stand. Da die türkischen, von den persischen Grenzstämmen unterstützten Truppen die Engländer nicht nur aus diesem Gebiet vertrieben, sonrern gleichzeitig auch hier und da die von Petroleumquellen begleitete Straße Bagdad Kormanschah — Teheran besetzt haben, so ist hier im vorderasiatischen Petroleumgebiet den unter deutscher Führung operierenden Türken ein voller Erfolg beschieden gewesen. Zum Schlusse erinnerte der Vortragende an die Beziehungen der earopäischen Welt zu diesem Gebiet, die etwa 6 bis 7 Jahrhunderte zurückliegen, aber in mehr⸗ facher Hinsscht an die Gegenmwart gemahnen. Die Kreuzfahrer, die auf dem ersten Kreuzzuge über den Taurus hinabstiegen, janden dort das christliche armenische Königreich, dessen Bewohner ihnen zu Führern im Kampfe gegen die Araber wurden. Zugleich fanden sie dort eine so hochentwickelte Technik im Festungsbau, daß 1207 der Graf Wilhelm von Oldenburg von Kaiser Otto I1V. zu deren Studium in den Orient entsandt wurde. Die gute Erhaltung dieser teils als Fluchtburgen, teils als solche Festen erbauten Kastelle, die strategisch wichtige Straßenknotenpunkte beherrschen sollten, zeigt noch heute die hohe Kunst der armentschen Baumeister. E“ liegen an den heutigen wichtigen Knotenpunkten der Bagdadbahn und stellen sich in ihrer Bauart vornehmlich in ihren Mauerzinnen wahrscheinlich als die Vorbilder der süd⸗ italtenischen Normannenburgen dar. Lernten im 13. Jahrhundert deutsche Ritter die Baukunst des Morgenlandes, so haben in der Gegenwart deutsche Offiztere, von Moltke und Blum⸗Pascha bis in die Gegenwart, die Batterien des Bosporus erbaut und belfen sie jetzt verteidigen. — Eine reiche Anzahl von Lichtbildern erläuterte die Darlegungen des Vortragenden auf das lehrreichste.
Technik.
Sonnendynamo. Die ständig wachsende Industriealisierung der Welt und der damit ständig wachsende Kohlenverbrauch macht vorsichtigen und weitblickenden Leuten viel Kopfzerbrechen. Wenn auch augenblicklich und in absehbarer Zukunft noch nicht die geringste Gefahr vorhanden ist, die Vorsorge hat noch nie geschadet. Nie hat sich das deutlicher gezeigt wie beim Stickstoffproblem. Auch diese Frage wurde im Zusammenhang mit dem Abnehmen der Salpeter⸗ lager in Chile aufgeworfen, und jetzt wissen wir, obwohl diese Lager noch lange nicht erschöpft sind, es zu schätzen, daß die Wissenschaft und Technik dieses Problem rechtzeitig gelöst hat. Um die Kohle, die ja nichts anderes darstellt wie aufgespeicherte Sonnenenergie, zu sparen, gibt es nur einen Weg, die Naturk äfte selbst zu nützen. Wir tun dies heute schon im ausgedehnten Maße, wenn wir Wasserkraft in elektrische Energie umwandeln. Ein interessanter Versuch ist auch das Ebbe⸗ und Flutwerk in Husum, das die Gezeiten der menschlichen Arbeit nutzbar macht. Auch an Versuchen, die Sonnenwätme direkt zu benutzen, fehlt es nicht. So berichtet M. Amberg in „Himmel und Erde“ über eine „Sonnen⸗ dynamo“, die nach Plänen des amertkanischen Ingenieurs Frank Shumann in der Nähe von Katro errichtet wurde. Der in Meadi bei Katro aufgestellte Sonnenfänger gleicht von weitem gesehen einer weitgedehnten Anordnung von Treibhäusern. Tritt man nähber, so stellt er sich als weißgetünchtes großes Holzgerüst dar, das ein un⸗ übersehbares Gewier von Spiegeln und Metallkesseln birgt. Die Sonnenstrahlen fallen nicht nur direkt auf diese im Brennpunkt der parabolischen Spiegel aufagehängten Kessel, sondern ihre Kraft wird außerdem noch durch Reflexspiegel verstärkt. Die Anlage beginnt in den Sommermonaten um 7 ½ Uhr Morgens Dampf zu entwickeln und erreicht ihre höchste Leistung zwischen 12 und 2 Uhr Mittags. Von je 100 Wärmeeinheiten, die die Spiegel erreichen, werden 57 in Dampf umgewandelt und in den Maschinen nutzbar gemacht. Außer dieser einen Sonnendynamo besteht noch eine Probeanlage in Pbila⸗ delphia, auch hat man in Kalifornien mit Erfolg versucht, die Sonne zur direkten Beheizung von Warmwasseranlagen in mehreren Schulen und Privathäusern zu benutzen.
Moderne Schnellfilteranlagen. Die Verwendung ge⸗
klärten und gereinigten Wassers hat in allen in Frage kommenden Industrien ständig wachsende Bedeutung erlangt, weshalb brauchbare Filteranlagen für große Leistungen heute einem vielseitigen Interesse begegnen. In den bekannten Filtern dieser Art wird allgemein feiner Perlkies als Filtermaterial verwendet. Die Hauptschwierigkeit liegt bei den Filtern, wie die „Chemische Apparatur“ berichtet, in der allmählichen Versetzung der Filterflächen, deren Leistung bei zu⸗ nehmender Verunreinigung stark nachläßt. Die Reinigung des Filter⸗ matertals erfolgt seither hauptsächlich nur an der Oberfläche der Filterschicht vermittels mechanisch wirkender Rührwerke, wozu eine kürzere oder längere Unterbrechung des Filterbetriebs erforderlich war. Die Rührwerke zerstören dann gewöhnlich die sich an der Oberfläche des Filterkieses bildende Filterhaut, die meist wirtsamer ist als die anze übrige Kiesmasse. Einen Fortschritt in dieser Richtung tellt das Reisertsche Verfahren der Filterreinigung mittels Wasserstarkstromrückspülung unter Verwendung von Preß⸗ luft dar. Ein Geschwindigkeitsregler sorgt für eine stets gleichmäßige Filtergeschwindigkeit. Dieses Verfahren soll die Auswaschung eines ganzen Filterbettes in 20 Sekunden ermöglichen Das zu reinigende Wasser wird auf der Ktesoberfläche gleichmäßig verteilt, wobei ihm gleichzeitig eine bestimmte Menge Alumtnium⸗ sulfat konstant selbsttätig zugeführt wird. Ein vom Rohwasserstand beeinflußter, oberhalb der Kiesschicht angeordneter Schwimmer rege den Rohwasserzufluß und den Reinwasserabfluß; derselbe sorgt auch für stetige Bedeckung der Filteroderfläche mit Rohwasser. Bei vor⸗ zunehmender Reinigung der Filtermasse stellt man zunächst den Roh⸗ wasserzuflaß und den Reinwasserabfluß ab. Dann läßt man Preßluft in die Reinwassersammelkammer eintreten, wodurch ein gewisses Quantum Reinwasser von unten durch die Kiesschicht zurückgedrückt wird, die abgelagerten Unreinigkeiten mit hochnehmend, sie aus⸗ spülend. Das durch den Reinwasserstrom angehobene Filtermaterial sinkt wieder zu Boden und ist von neuem betriebsfertig. Die vom Spütwasser aufgenommenen Unretnigketten entweichen mit diesem durch einen Schlammabfluß. Eine derartige Filteranlage ist kürtteich für die Stadt Barmen für eine Leitung von 3000 chm in der Stunde erbaut worden.