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Kundgebungen der Begeisterung erweckte.
A“
Die heutige „Wiener Zeitung“ veroöffentlicht eine Ministerial⸗ verordnung über die zeitweilige Außerkraftsetzung der Zölle für Melasse, Rollpapier, Dampfpflüge, Kaseln und Säcke.
In der elften Folge seiner Berichte über die Zustän de in Wien während des Krieges weist der Bürgermeister Dr. Weiskirchner auf den Treubruch Italiens, auf die Erfolge der verbündeten deutschen und österreichisch⸗ungarischen Truppen gegen die Russen in Galizien, auf die Erfolglosigkeit des verzweifelten Durchbruchsversuchs der Franzosen und Eng⸗ länder an der Westfront sowie auf ihre Verluste an den Dardanellen hin und fährt laut Bericht des „W. T. B.“ fort:
Italiens Eingrefen hat bisher am Gang der Dinge nichts zu ändern vermocht. Wohl hat aber sein beisvpielloser Verrat unsere Widerstandskraft und unseren Willen zum Siege aufs äußerste ge⸗ steigert, was in dem flutartigen Ansteigen der Zeichnungen auf die zweite Kriegsanleihe zutage getreten ist. Schon jetzt wird der Er⸗ folg der zweiten Kriegsanleihe auf mehr als 3 ½ Milliarden geschätzt und die Anmeldungen gehen noch weiter. Die Staatssteuern haben vom 1. Juli 1914 bis Ende April 1915 um 13 Millionen Kronen mehr ergeben als in dem entsprechenden Zeitraume vorher. Die Lebensmittelversorgung ist auch im abgelaufenen Monat aubreichend gewesen. Aus den von der Gemeinde Wien verwalteten Kriegs⸗ sammelgeldern sind bis Ende Mai für verschiedene Unterstützungen gegen 3 ½ Millionen Kronen verausgabt worden. Die Gesundheils⸗ verhältnisse der Bevölkerung waren sehr günstig und zeigten gar keine Abweichungen gegen normale Zeiten. Der Bericht schließt: In Er⸗ kenntnis der Opfer, die unsere heldenmütigen Truppen im Felde ringen, tragen die Wiener die unvermeidlichen Begleiterscheinungen des Krieges für unsere Stadt mit bewunderungswürdiger Ruhe und fester Entschlossenheit.
— Die italienischen Landtagsabgeordneten Süd⸗ tirols erschienen gestern beim Statthalter, um im Namen ihrer Wähler und, wie sie ausdrücklich betonten, der erdrückenden Mehrheit der Bevölkerung Italienisch⸗Tirols der hingebenden Treue an den Kaiser, das Kaiserhaus und die Monarchie Ausdruck zu verleihen. Die Abgeordneten hoben obiger Quelle zufolge hervor, wie sehr sie das übelberatene, treulose Vorgehen der italienischen Regierung beklagten, die sich durch das Frei⸗ maurertum zu diesem jedes sittlichen Grundes entbehrenden Kriege unter falschem Vorwande habe verleiten lassen, als handle es sich um eine Erlösung, obzwar eine solche vom Volk Südtirols nicht nur niemals angerufen, sondern stets auf das klarste zurückgewiesen worden sei. Die Abgeordneten er⸗ suchten den Statthalter, ihre heißesten Wünsche für den Sieg der Waffen der verbündeten Zentralmächte und die Versiche⸗ rung ihrer unerschütterlichen Treue zu Kaiser und Reich an die Stufen des Thrones gelangen zu lassen.
— Der kroatische Landtag ist gestern eröffnet worden. Der Vorsitzende gedachte in seiner Eröffnungsrede m warmen Worten des Monarchen. Die Abgeordneten erhoben sich von den Sitzen und brachten stürmische Ziviorufe aus. Als der Vorsitzende den Treubruch Italiens und die patriotischen Pflichten der Kroaten erwähnte, erhob sich im Saale und auf den Galerien stürmischer Beifall. Man rief: „Hoch unsere Küste! Hoch unser Meer! Wir werden unsere Scholle zu verteidigen wissen.“ Im weiteren Verlaufe seiner Rede ge⸗ dachte der Vorsitzende der glänzenden Leistungen der Armee und der Tapferkeit der kroatischen Truppen, was neuerliche Die Regierung reichte hierauf den Gesetzenrwurf über das Budgetprovisorium sowie über die provisorische Verlän g des finanziellen Aus⸗ gleiches mit Ungarn ein. .
Großbritannien und Irland.
Dcas ‚Reutersche Bureau“ meldet amtlich, daß der Premier⸗ minister Asquith in einem Ergänzungsetat 250 Mil⸗ lionen Pfund Sterling für Kriegsausgaben bis zum 31. August 1916 fordern wird. Dies ergibt mit den bereits bewilligten 250 Millionen 500 Millionen Pfund Sterling für das Finanzjahr 1915/16.
— Das Parlament wird der „Berlingske Tidende“ zu⸗ folge seine Sitzungen im Juli beenden und im September wieder aufnehmen.
Die „London Gazette“ gibt die Errichtung einer neuen Behörde bekannt, deren Mitalieder der Minister für Kriegsmunition ernennt und die Befugnis erhält, in den Industriebezirken die Lieferung geistiger Getränke sowie die Schankwirtschaften und Klubs zu kontrollieren. Das Blatt zeigt ferner an, daß eine neue Beschränkung der öffent lichen Beleuchtung eintritt.
Frankreich.
Der Budgetausschuß der Kammer hat die Kredite für das Unterstaatssekretariat des Krieges angenommen und die Prüfung der Ergänzungskredite für das erste Halbjahr 11 915 fortgesetzt. Der Budgetausschuß und der Heeresausschuß haben in gemeinsamer Sitzung die Darlegungen des Kriegs⸗ ministers und des Unterstaatssekretärs des Krieges über den Stand der französischen Rüstungen in schwerer Artillerie an⸗ gehört. Die beiden Ausschüsse beschlossen, heute zu einer neuen Sitzung zusammenzutreten, um den Ministerpräsidenten, den Kriegsminister und den Unterstaatssekretär des Krieges über das gesamte Programm für die Steigerung der Herstellung von Artillerie anzuhören.
Rußland.
Sieben Gouvernements, darunter Kiew, Bessarabien und Cherson, haben sich dem „Rußkoje Slowo“ zufolge zu ge⸗ meinsamer Bekämpfung der Lebensmittelnot vereiniat. Das Gouvernement Smolensk berichtet von völligem Zucker⸗ mangel, in Kostroma sind die Händler seit Einführung der Höchstpreise ganz ohne Landeserzeugnisse.
Spanien.
Die Madrider Blätter melden, daß die gegenwärtig in Marokko stehenden 10 000 Mann in die Heimat zurück⸗ gesandt werden.
Portugal.
Nach einer Meldung der „Agence Havas“ sichern die letzten Wahlergebnisse den Demokraten die Mehrheit. Es
herrscht völlige Ruhe. Türkei.
Wie das Amtsblatt meldet, konnte der Selamlik am letzten Freitag nicht abgehalten werden, da der Sultan an einem leichten Katarrh leidet. Nach weiteren, aus privaten Quellen stammenden Meldungen hat sich das Befinden des Sultans gebessert.
8 Griechenland. “
Nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten über die Kammerwahlen sind laut Meldung des „W. T. B.“ der Regierung bereits 130 Sitze in der Kammer sicher. Saloniki wählte sämtliche 32 Regierungsanhänger. In Attika be⸗ hauptete sich die Venizelospartei mit sämtlichen 22 Sitzen. Die Lage in den Provinzen ist überall für die Regierung günstig.
Amerika.
Einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ zufolge hat
Bryan eine neue Erklärung veröffentlicht, in der er sagt, daß
die an Deutschland gerichtete Note nach seinem Rücktritt be⸗ trächtlich abgeändert worden sei. Diese Aenderung sei aber nicht hinreichend gewesen, um ein Zurückziehen der Demission zu rechtfertigen. Bryan zweifelt nicht, daß im Kriegsfalle das ganze Land Wilson unterstützen würde.
— In einem Aufruf an die Deutsch⸗Amerikaner schlägt Bryan eine internationale Vereinbarung vor, die den Transport von Munition auf Passagierdampfern verbietet, und sagt:
Es ist natürlich, daß in dem Konflikt zwischen Eurem Vaterlande und den anderen europäischen Nationen. Sympathien auf der Seite Eures Geburtslandes sind. Das verreakt Euch ni nand; wenn es nicht so wäre, so würde man Euch tadeln.
Kriegsnachrichten.
1 8 Westlicher Kriegsschauplaz.
Karlsruhe, 15. Juni. (W. T. B.) Heute morgen griffen etwa fünf feindliche Flieger die Stadt Karlsruhe während einer Dauer von ¾ Stunden an. Mehrere Personen wurden getötet und verletzt. An zahl⸗ reichen Stellen wurde militärisch bedeutungsloser Sachschaden
angerichtet. 8
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Wien, 14. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die verbündeten Armeen in Mittelgalizien griffen gestern erneut an. Die russische Front östlich und südöstlich Jaroslau wurde nach heftigem Kampfe durchbrochen und der Feind unter den schwersten Verlusten zum Rückzuge gezwungen. Seit heute Nacht sind die Russen auch bei und südöstlich Mosciska im Rückzuge. 16000 Russen wurden gestern gefangen. Unterdessen dauern die Kämpfe südlich des Dnjestr fort. Bei Derzow südlich Mikolasow schlugen unsere Truppen vier starke Angriffe blutig ab. Der Feind räumte zuletzt fluchtartig das Gefechts⸗ feld. Nordwestlich Zurawno dringen die Verbündeten gegen Zydaczow vor und eroberten gestern nach schwerem Kampfe Roguzno. Auch nördlich Tzumacz schreitet der Anariff erfolgreich fort. Viele Gefangene, deren Zahl noch nicht feststeht, fielen dort in die Hände der Unsrigen. Nördlich Zaleszezyki griffen die Russen nach 11 Uhr Nachts in einer drei Kilometer breiten Front vier Glieder tief an. Unter großen Verlusten brach dieser Massenvorstoß im Feuer unserer Truppen zusammen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v on Hoefer, Feldmarschalleutnant
Südliche Kriegsschauplätze. Wien, 14. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:
In dem Kampfe bei Plava am 12. Juni ließ der Feind, wie nun festgestellt wurde, über 1000 Tote und sehr viele
Verwundete vor unseren Stellungen liegen. Gestern spät Abends wiesen unsere Truppen einen abermaligen Angriff gleich allen früheren ab. Die Italiener vermochten esomit an der Isonzofront nirgends durchzudringen. 8 Kärntner und Tiroler Grenzgebiet hat sich nichts Wesentliches ereignet. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 14. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Südlich Apdovac wies eine unserer Feldwachen den Angriff von ungefähr 200 Monteneagrinern nach kurzem Kampfe ab. Sonst ist die Lage im Südosten unverändert.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Der Krieg zur See. London, 14. Juni. (W. T. B.) Die Fischereidampfer „King James“ und „James Leyman“ sind am Sonn⸗ abend durch Unterseeboote zerstört worden.
London, 14. Juni. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, landete ein Fischerfahrzeug in Milfordhaven die Besatzungen des Kohlendampfers „Crown of India“ und des norwegischen Seglers „Bellgarde“, die von einem deutschen Unterseeboot beim Kap St. Ann 8 Head versenkt worden waren.
(W. T. B.)
London, 14. Juni. —) Dem „Reuterschen Bureau“ zufolge hat ein deutsches Unterseeboot den Dampfer „Hopemount“ im Bristol⸗Kanal versenkt. Die Besatzung wurde gerettet. Der Fischdampfer „Queen Alexandra“ ist bei Dundee torpediert worden. Die Be⸗ satzung wurde gerettet.
Odense, 14. Juni. (W. T. B.) Der Dampfer „Hengest“ der Vereinigten Dampfschiffahrtsgesellschaften ist heute nach⸗ mittag hier angekommen mit dem Kapitän, dem Steuermann und fünf Mann von dem Schoner „Salvador“, der am
2. Juni von einem deutschen Unterseeboot in der Nord⸗ see in Brand gesteckt wurde.
Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.
FAe 14. Juni. (W. T. B.) Das Haupt⸗ quartier teilt mit: der Kaukasus⸗Front sing der Feind gestern aus der Richtung von Olty vor. Nachdem er sich überzeugt hatte, daß unsere Truppen gegen ihn
vorrückten, zog er sich eilends zurück und ließ seine Stellungen völlig im Stiche. Wir nahmen sie in Besitz. An der Dardanellenfront schossen gestern morgen zwei feindliche Kriegsschiffe unter dem Schutze von sieben Torpedobooten ungefähr 90 Granaten auf einige unserer Stellungen bei Ari Burnu und Sedil Bahr. Sie erzielten keinerlei Wirkung und zogen sich bald darauf nach Imbros zurück. 8* Lande fand bloß schwacher Austausch von Artillerie⸗ und Infanteriefeuer statt. Unsere anatolischen Batterien richteten ein erfolgreiches Feuer auf den Feind. Am 24. Mai erschien ein englischer Kreuzer vor der kleinen Stadt M oyleh an der Küste von Medina am Roten Meer und ließ ein Flugzeug zum Fluge über diese Stadt aufsteigen. Der Flieger wurde von unseren Soldaten und Freiwilligen ab⸗ geschossen und stürzte ins Meer. An den anderen Fronten keinerlei Veränderung.
Prensischer Landtag. Herrenhaus. ““ 18. Sitzung vom 14. Juni 1915, Nachmittags 3 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Präsident von Wedel⸗Piesdorf eröffnet die Sitzung um 314 Uhr. 1 Zur Geburt einer Tochter Ihrer Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin hat der Präsident Ihren Majestäten und den Hohen Eltern die Glück⸗ wünsche des Herrenhauses ausgesprochen und darauf huldvolle
Danktelegramme erhalten. 8 8 Seit dem letzten Zusammensein hat das Herrenhaus
gestorben: am 16. April Generaloberst von Lind e q ui st am 23. April Herr von Plötz⸗Weckow, am 25. April Herr
Das Haus ehrt das Andenken an die Verstorbenen durch Erheben von den Plätzen.
Neu berufen ist als Vertreter der Stadt Koblenz Ober⸗ bürgermeister Klostermann.
Das neue Mitglied des Hauses Fürst von Drucki⸗ Lubecki wird in den vorgeschriebenen feierlichen Formen auf die Verfassung vereidigt.
Von den neueingetretenen Mitgliedern ist ferner noch Frei⸗ herr von Werthern zu vereidigen. Da dieser im Felde steht, wird die Vereidigung verschoben.
Es liegt eine Interpellation der Herren Wer muth u. Gen., betreffend die Kriegsgetreidegesellschaft, vor.
Auf die Frage des Präsidenten erklärt der
Minister des Innern von Loebell:
Die Staatsregierung ist bereit, die Interpellation in der nächsten Sitzung zu beantworten.
Auf der Tagesordnung steht zunächst die Beschlußfassung über die geschäftliche Behandlung des Entwurfs eines Fischereigesetzes. 8
Auf Antrag des Freiherrn von Richthofen wird die Vorlage an eine Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen und diese Kommission sofort nach den Vorschlägen des Antrag stellers durch Zuruf gewählt.
Der Präsident ersucht die Kommission, sich sofort nach der Sitzung zu konstituieren und ihre Arbeiten sobald als möglich aufzunehmen und möglichst rasch zu beendigen.
In einmaliger Schlußberatung nimmt dann das Haus auf Antrag des Berichterstatters Herrn Dr. Körte von dem Beschluß des Staatsministeriums, betr. die Pauschalver⸗ gütungen für Dienstreisen nach nahegele⸗ genen Orten, vom 8. Januar 1915 Kenntnis.
In einmaliger Schlußberatung stimmt das Haus auf An⸗ trag des Berichterstatters Herrn von Selchow 1) der Verord⸗ nung zur Bekämpfung der Malaria (des Wechsel⸗ fiebers) in den Kreisen Pleß, Kattowitz Land und Rybnik und 2) der Verordnung zur Bekämpfung der akuten spinalen Kinderlähmung im Regierungsbezirk Lieg⸗ nitz zu.
Ferner werden in einmaliger Schlußberatung auf Antrag des Freiherrn von Richthofen⸗Damsdorf die Verordnung vom 27. März 1915 über Aenderung der Ver⸗ ordnung vom 11. September 1914, betreffend ein vereinfachtes Enteignungsverfahren zur Beschaffung von Arbeitsgelegenheit und zur Beschäftigung von Kriegsgefange⸗ nen, und auf Antrag des Herrn von Arnim⸗Criewen die Ver⸗ ordnung vom 26. März 1915, betreffend die Verlän⸗ gerung der Verordnung über die Bildung von Genossenschaften zur Bodenverbesse⸗ rung von Moor⸗, Heide⸗ und ähnlichen Län⸗ dereien, vom 7. November 1914 genehmigt.
Präsident von Wedel⸗Piesdorf: Damit ist die Tages⸗ ordnung erschöpft. Ich hoffe, daß die Mitglieder der Fischerei⸗ kommission ihre Arbeiten so beschleunigen werden, daß wir am nächsten Sonnabend das Fischereigesetz verabschieden können. Ich werde als ersten Gegenstand die Interpellation der Herren Wermuth
stellen. Sollten wir mit dem Fischereigesetz nicht am Sonnabend fertig werden, dann werden wir am Montag fortf Ich schließe die Sitzung. v
Schluß gegen 334 Uhr.
Wohlfahrtspflege.
Eitel⸗Friedrich von Preußen teilt mit, doß der Johanniterzug mit Liebesgaben für den Seiner Königlichen Hoheit, dem Herren⸗ meister des Johanniterordens, unterstellten Truppenteil am 18. Juni von Berlin an die Front abgeht. Wer noch gern bis zu diesem Termin durch ein Scherflein oder durch sonstige Gaben die gesammel⸗ ten Spenden bereichern will, möge noch am Mittwoch, 16 Junt, zum Königlichen Schlosse in Berlin, Archivsaal, kommen und sie dort ab⸗ geben. Eines von Herzen kommenden Dankes von jedem einzelnen unter dem Kommando Eeiner Königlichen Hoheit des Prinzen Eitel⸗ Fiiedrich stehenden Helden sei sich jeder gewriBͤZas.
“
Ein im September vorigen Jahres ergangener, im April d. J. wiederholter Aufruf, in dem um Kissen aller Art für den Transport von Verwundeten gebeten wurde, hatte großen Erfolg. Da der Vorrat an Kissen mittlerweile zu Ende gegangen
ist, wird noch einmal herzlich gebeten, neue einzusenden. Bet Anferti⸗
wiederum vier Mitglieder durch den Tod verloren. Es sind
von Winterfeld, am 8. Juni Graf von Carmer.
und Genossen und dann das Fischereigesetz auf die Tagesordnung
Das Hofmarschallamt Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen
gung von Kissen, die für Feldlazarette bestimmt 82 empfieh
sich, die Füllungen von Kavok oder Federn und die Größe von un⸗ gefahr 33145 cm zu wählen sowte einen Ersaßbezug beizufügen. Ihre Kaiserliche und Königliche Hohett die Frau Kronprinzessin inter⸗ eisiert sich lebbaft für diese Sammlung und stiftete bereits selbst Kissen für diesen wohltätigen Zweck. Sammelstelle in Berlin ist die staakliche Annahmestelle für freiwillige Gaben Nr. 2, Berlin NW. 6,
Karlstraße 12. 8 “ 8 “
Die Samn lstelle für Liebesgaben für unsere ⸗Boote erläßt von neuem einen Aufruf, in dem es heißt: Die Damburg⸗Amerika⸗Linte hat es sich zur Aufgabe gestellt, für die Be⸗ satzungen der deutschen Unterseeboote Liebesgaben zu sammeln, und zwar vornehmlich solche Lebensmittel, die den Offizieren und Mann⸗ schaften als angenehme und stärkende Ergänzungen zu der ibiichen Kost dienen können. Bei den überaus großen Ent⸗ sernungen, die die Unterseeboote zurackzulegen haben, bei dem an⸗ swengenden Dienst jedes einzelnen Mitglieds der Besatzung wird man gerade diesen Angehörigen unserer Marine eine besondere Fürsorge gönnen. Der Aufruf der Hamburg⸗Amerika⸗Linie hatte einen überaus erfra alichen Erfolg, weitere Liebesgaben sind ader erwünscht. Nack, Benehmen mit der Hamburg⸗Amertka⸗Linie hat sich in Berlin zm Ausschuß gebildet mit der Aufgabe, Geldmittel für den oben do gelegten Zweck zu sammeln und diese für die Be⸗ schaffung der v für U⸗Boote zur Verfügung zu stellen. Der Ausschuß wendet sich hiermit an alle Freunde unserer ⸗Boote mit der hernchen Bitie, Geldspenden zu senden an die Mitteldeutsche Credit. Hank, Berlin⸗Friedenau, Rheinstraße 4, mit dem Vermerk: „Für Liebesgaben für U.Boote“.“ G
1““
Das Zentralkomitee der Frauenmitarbeit an der Fürsorge für unsere Kriegsbeschädigten und ibhre Angehörigen eröffnet 8 in Cbarlottenburg, Uhlandstr ße 192, eine Geschäftsstelle der Frauenfuürsorge für die Kriegsbeschädigten und ihre Angebörigen. Es wird gebeten, alle Briefe, durch die seitens auswärtiger oder einheimischer Lazarette, Organisationen oder Einzel⸗ personen die Betreuung der Famtlien von Kriegsverletzten Berlins, Charlottenburas und der übrigen Vororte erbeten wird, dorthin unter der Adresse: „Frauenfürsorge zu senden (Geschäftsstunden von 10
bis 1 Uhr). Kunst und Wissenschaft.
Russisch Turkestan. Mit dem Namen Turkestan ward bis⸗ weilen nur die Umgebung von Taschkent bezeichnet, aber die weiteren Grenzen dieses Durchgangslandes sind im Osten die Gebirge der Mongolet und Dschuncarei wie die Gebirge Tibets, im Norden die E“ den weselichen Teil von Turkestan hat Rußland seit 50 Jahren erobert und in dieses Gebiet hat Dr. Fritz Machatschek⸗
Wien 1911 und 1914 Reisen ausgeführt, über die das Organ des Zentralvereins für Handelegeographie „Export“ berichtet. Die zweite Reise mußte kurz vor ihrer Vollendung infolge des Kriegeausbruchs abgebrochen werden, wodurch Dr. Machatschek in russische Gefangen⸗ schaft geriet. Das Innere von Turkestan nehmen Sand⸗ und Lehm⸗ wüsten ein, wie die Wüsten Karakum und Kisilkum mit ihren langen Sandwellen. Nach dem Charakter der Pflanzenwelt zu urteilen, hat sich hier eine Klimaänderung vollzogen; denn man trifft auf Sträucher ohne Blätter, die, nachdem die Feuchtigkeit geringer geworden war, sich auf die Trockenheit eingerichtet haben. Am Rande der Wüste
zen die Turkmenen, die kirgisischen Nomaren kommen nur im
ühjahr in die Deltaoase von Chiwa am Amudarja (Orus). Im
Aitertum und im Mittelalter betand hier das Reich Kores', heute bilden die mongoltschen Osbeken die Bevölkerung. Chiwa zählt 5000 Einwohner, die in Lehmhütten leben, doch finden sich dort Reste von alten Bauten. Die Gebirge, die Turkestan im Süden umgeben, sind ein Glied der aus Faltungen zwischen Kaukasus und Pamir entstan⸗ denen Ketten, die bis zu 3000 m aufsteigen, während der Tianschan im Osten Turkestans ein Rundschollengebirge ist, in der Carbonzeit entstanden; die beutigen Ketten sind aus der Zerstörung und Zerstücke⸗ lung einer alten Rumpffläche hervorgegangen. In diesen Keiten liegt der heute abflußlose Iffpk⸗kul, ein in Zwischenräumen in seinem Spiegel steigender und fallender See; er zeigt an seinen Rändern eigentümliche Terrassen. Wir haben hier eine großartige Vergletsche⸗ rung. Dte Schneegrenze liegt erwa 1000 m höber als in den Alpen; der Kentengri steiat auf 7000 m an. Im Norden des Issyk⸗kul haben wir Wald, sonst ist das Gebiet um den See vegetationslos. Die in Geschlechterverfassung unter Zelthäuptlingen lebenden Bergkirgisen sind Nomaden, dagegen baben wir in der das Gebirge begleitenden Lößzone den eigentlichen Schauplatz der Ge⸗ schichte des Landes und den Sitz einer dichten, ackerbautreibenden Bevölkerung. Neben den Uobeken sitzen die nanischen Tatschiken am Rande des Gebirges, in Buchara und Ferghana. An die zahl⸗ reichen alten, aber verwahrlosten Städte haben sich moderne Russen⸗ städte angegliedert, in denen die Sarten einen großen Teil der Be⸗ völkerung bilden, die körperlich kräftig sind, aber moralisch sehr niedrig stehen. Merw hat im 13. und dann noch am Ende des 14. Jahrhunderts unserer Zettrechnung Blütezeiten gehabt; Samar⸗ kand, das alte Marakanda, erlebte seine Blüte unter Timur. Das weitläufig gebaute Taschkent ist heute die wichtigste Stadt in dem Gebiete. In Ferghane haben die Russen eine Baumwollenkultur zu schaffen unternommen. Man hat bisher die transkaspische Bahn von Orenburg am Ural nach Taschkent geführt und will einen Flügel dieser Bahn nach Sibirien führen; allerdings hat die Bahn vor⸗ wiegend mtilitärische Bedeutung. Das System der seit uralten Zeiten besftehenden Bewässerungsmethoden ist durch Rußland kaum geandert worden, sodaß heute noch viel Baumwolle aus Mangel an Wasser sugrunde geht. Wenn trotzdem die Baumwollenkultur zugenommen so ist dies auf Kosten anderer Kulturen geschehen. Von der zu be⸗ nässernden Fläche stehen nach zehnjähriger Arbeit nur 2 ½⅛ v. H. unter
Miffevung Erst in jüngster Zeit hat von russischer Seite eine großzigige Auffassung der in Turkestan zu lösenden Aufgaben Platz bogaffen. Es soll die Anbaufläche für Baumwolle vergrößert werden;
v. H seines Bedarfes führt Rußland noch ein; ferner beabsichtigt x- Kolonisten anzusiedeln und ein Ventil für den Wandertrieb der neüsüchen agrarischen Bevölkerung in Sibirien zu öffnen, wozu die
eer von Bewässerungswerken absolut notwendig ist. Man hat
8 dem Beispiel Amerikas die Beschlagnahme des Boders durch den
bewi durchgeführt. Im Jahre 1915 sollen bei Taschkent 80 000 ha Fert werden, wozu 7 Millionen Rubel bestimmt waren. d. geder erscheint einmal das Verhältnis der einzelnen Bepölke⸗ eh eile zu einander, sodann die heutige kriegerische Lage wenig ge⸗ geges diese kulturellen Bestrebungen in Zukunft zu begünstigen, denn Kolveigen ebenso die Mittel zu ihrer Durchführung fehlen wie die ve. ten, sodaß in diesem, in einem Uebergangsstadium befiadlichen un vhoffnughsvollen Anfänge der Entwicklung 5 Keime ersticken erzielen 28 hier in nächster Zakunft schwerlich Erfolge
Literatur.
18 Jahrbuch des deutschen Rechts, unter Mitwirkung irkung zabl⸗ reicher und namhafter Juristen in Verbindung mit Dr. A. Brück⸗ Rechtsanwalt beim Kammergericht, und Dr. Th. von Katserlichem Regierungsrat, berausgegeben von gericht und — Hugo Neumann, Rechtsanwalt beim Kammer⸗ fassend)” 8, Potur. 12. Jahrgang (die Zeit bis Anfang 1914 um⸗ ch. 97 1288 und 1355 Seiten. Berlin, Verlag von Franz Vahlen. deutschen Se.Der 12. Jahrgang dieses bewährten „Jahrbuchs des aller der Pecdat „Has fortlaufend eine Uebersicht über die Entwicklung unterrichtet i abrechtspflege dienenden Materien des Reichsrechts gibt, gangene Reine esondere über die neue bedeutsame Literatur und er⸗ buch, Einführu prechung zu folgenden Gesetzen: Bürgerliches Gesetz⸗ uch nebst Ei Fütsgeset zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Handelsgesetz⸗ diffahrtsaeset 8 mungsgesetz, seerechtliche Nebengesetze und Binnen⸗ richtsverfassu 8 Post⸗, Celegraphen⸗ und Zollgesetgebung, Ge⸗ ngsgesetz nebst Einführungsgesetz, Zivilprozeßordnung
nebst Einführungsgesetz, Gesetz über die Z rangsversteigerung und Zwangeverwaltung nebst Einfübrungsgesetz, Grundhuchordnung, Kon⸗ kursordnung und Anfechtungegesetz, Pertonenstandsgesetz, Reschsbaft⸗ pflichtg set Wettbewerbegesetz. Gesetz über die Gesellschaft mit be⸗ schränkter Haftung nehst Stempel⸗ und Steuerrecht, Genossenschafts⸗ gesetz, Gesetz zum Schutze der Warenbezeichnungen, Gesetz vm 11. Juni 1870, betreffend das Urbeberrecht an Schriftwerken und Ab⸗ bildungen, Gesetz vom 19. Junt 1901, betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur, internationales Urheb⸗ rrecht, Gesetz, betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste, Gesetz über das Verlaasrecht, Scheckgesetz, Wechselordnung, Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen, Reichegesetz über die privaten Versicherungs⸗ unternehmungen und Reichsgesetz über den Versicherungs⸗ vertrag. Zu den diesmal nicht behandelten übrigen Reichs⸗ gesetzen privatrechtlichen Inhalts (Gesetz über die Angelegen⸗ briten der freiwilligen Gerichtsbarkeil, Hvpothekenbankgesetz, Patentgesetz, Gebrauchsmusterschutzgesetz, gewerbliche Schutzaesette,
örsengesetz usw.) sind zuletzt im II. ader 10. Jahrgang die Ergeb⸗ nisse der Rechtsprechung und der Rechtslehre mitgeteilt worden. Wie bisber wird in der Legalordnung in knapper Form zunächst der wesent⸗ liche Inhalt der Literatur von wissenschaftlichem Werte angegeben, die jenen Gesetzen oder Abschnitten, einzelnen Vorschriften derselben gewidmet ist, und dann über die zu den Einzelbestimmungen er⸗ gangene und veröffentlichte Rechtsprechung des Reichsgerichts voll⸗ ständig, über die der Oberlandesgerichte unter Ausscheidung des minder Wichtigen und über die sonstige einschlögige Rechtsprechung unter Auswahl des Wesentlichsten berichtet. Der nach dem Text der Ge⸗ setze geordnete Stoff ist auch innerhalb der Paragraphen systematisch Hrzer. die Orientierung durch vorangesetzte Stichworte erleichtert.
ei Mitteilung der Rechtsprechung sind die Erkenninisse des Reichs⸗ gerichts durch fetten Druck der Abkürzung „RG.“ hervorgehoben. Auch ergänzende wichtige Landesgesetze und die zu ihnen ergangenen Ent⸗ scheidungen nebst der darauf bezüglichen Literatur sind berücksichtigt, z. B. bet § 1666 des B. G.⸗B. sämtliche Landesgesetze der deursch n Einzelstaaten über die Fürsorge⸗ und Zwangserziehung, bei § 1773 des B. G.⸗B. die landesgesetzlichen Bestimmungen der Einzelstaaten über die Be⸗ rufsvormundschaft. Vor den einzelnen Materien oder Paragraphen⸗ gruppen sind die sie betreffenden größeren Werke und Abhandlungen nach ihren Titeln zusammengestellt. Dieser Literaturübersicht ist viel⸗ fach noch eine Vorbemerkung des Redaktors vorausgeschickt, welche die grundlegenden Arbeiten oder Entscheidungen hervorhebt und auf wichtige Streitfragen verweist. Bemerkt sei noch, daß viele Literatur⸗ auszüge Selbstberichte der Verfasser sind (was durch einen Stern kenntlich gemacht ist). Dies bietet die größte Gewähr für richtige Wiedergabe der Gedankengänge der Verfasser. Durch diese Unter⸗ stützung seitens der juristischen Schriftsteller ist es möglich geworden, daß 19 Mitarbeiter (darunter Kammergerichtsrat Boschan, Ge⸗ heimer Justizrat und vortragender Rat im preußischen Justiz⸗ ministertum Dr. Güthe, Landgerichtsdirektor Hoepfel, Oberlandesgerichts⸗ rat Dr. Schaps, Kammergerichtsrat Dr Schlegelberger) eine gründliche und zuverlässige Bearbeitung des umfangreichen Stoffes rechtzeitig liefern konnten. Die bigsher erschienenen 12 Jahrgänge zusammen gewähren einen nahezu erschöpfenden Nachweis der bedeutsameren Literatur und Rechtsprechung der Zeit von 1900 bis Anfang 1914 über alle dem Gebiet der Zivilrechtspflege angehörenden Gesetze und bilden daher eine für die Rechtswissenschaft und Rechtsanwendung wertvolle Er gänzung und Vervollständigung jedes Kommentarwerkes. Der Heraus⸗ geber ist vor kurzem gestorben; man kann nur wünschen, daß das Weitererscheinen des „Jahrbuchs des deutschen Rechts“ in seinem Sinne ermöglicht wird.
Jaeckels Kommentar zum Zwangsversteigerungs⸗ gesetz. Fünfte Auflage, bearbeitet und herausgegeben von Dr. Georg Gütbe, Geheimem Justizrat und vortragendem Rat im preußtschen Justitzministerium. XXII und 994 Seiten. Berlin, Verlag von Franz Vahlen. Geh. 25 ℳ. — Ueber ein Jahr hat dieser hervor⸗ ragende Kommentar zum Reichsgesetz über die Zwangtversteigerung und Zwangsverwaltung, zum Einführungsgesetz und zu den für Preußen ergangenen Ausführungs⸗ und Kostenbestimmungen auf dem juristischen Büchermarkte gefehlt. Die Verzögerung des Erscheinens der neuen Auflage — der dritten, die Güthe seit dem Tode Jaeckels bearbeitet hat — ist aber dem Werke zum Nutzen geworden. Denn sie hat es ermöglicht, dem Einflusse des Krieges auf die Zwangs⸗ versteigerung und Zwangsverwaltung eine eingehende Darstellung zu widmen. Auch im übrigen ist der Inhalt des Buchs nicht unerheblich vermehrt, sodaß die neue Auflage einen um fast 90 Seiten größeren Umfang aufweist; einige Teile des Kommentars haben eine vollständige Umarbeitung erfahren. Die in glücklicher Weise reine Wissenschaft⸗ lichkeit mit den Bedürfnissen der Praxis vereinenden Erläuterungen zu den einzelnen Paragraphen bieten nicht nur eine vollständige Ueber⸗ sicht über die Ergebnisse der Rechtsprechung und der Literatur, sondern tief eindringende Auslegungen und Klarstellungen, die kaum noch auf irgend eine Zweifelsfrage ohne Antwort lassen. Inbaltsübersichten, die den Erläuterungen bei jedem Paragraphen vorausgeschickt sind, und fetter Druck der Schlagworte erhöhen noch die Brauchbarkeit des Werkes. Diesem Zwecke dienen auch ein aus⸗ führliches, 49 Seiten um fassendes alphabetisches Wortregister und ein Quellenverzeichnis von 22 Seiten, die von dem reichen Inhalt des Buches Kunde geben. Der Kommentar zu dem Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung nimmt 747 Seiten ein; dann folgen das Reichseinführungsgesetz dazu, das preußische Ausführungsgesetz, die sonstigen für Preußen ergangenen Aus⸗ führungsbestimmungen, die Kostenbestimmungen (Auszüge aus dem preußischen Gerichtskostengesetz in der Fassung vom 25. Juli 1910 und aus dem Gesetz, enthaltend die landesgesetzlichen Vor⸗ schriften über die Gebühren der Rechtsanwälte und der Gerichts⸗ vollzteher, in der Fossung der Bekanntmachung vom 6. September 1910 mit Tabellen für die Gerichtskosten und die Anwaltsgebühren) und anfangsweise das Gesetz, betreffend die Zwangsvollstreckung aus Forderungen landschaftlicher (ritterschaftlicher) Kreditanstalten. Auch alle diese Nebengesetze usw. haben eine eingehende, den Bedürfnissen der Praxis gerecht werdende Erläuterung erfahren. Der preußische Richter und Anwalt findet in dem auf den neuesten Stand der Recht⸗ sprechung und Rechtslehre gebrachten Werke den gesamten die Zwangs⸗ versteigerung und Zwangsverwaltung betreffenden Rechtsstoff; aber auch dem Richter in den anderen deutschen Staaten kann dieser um⸗ fangreichste aller Kommentare zum Reichsgesetz über die Zwangs⸗ versteigerung und die Zwangsverwaltung wertvolle Dienste eisten.
Das Recht aus der Haftung und die Unmöglichkeit der Leistung. Von Dr. jur. Georg Hamburger. 216 Seiten. Berlin, Verlag von Franz Vahlen. Geb. 4,80 ℳ. — Im ersten Teil dieser Abhandlung sucht der Verfasser anschaulich zu machen, wie sich im geltenden Recht die Durchfuührung des Rechts aus der Hestans gestaltet. Der begriffliche Unterschied zwischen Schuld und
aftung bietet für unser geltendes Obligattonenrecht neue Gesichts⸗ punkte, insbesondere da, wo der Schuldner über die Haftungsmasse nicht oder nicht allein verfügen kann, oder wo er über mehr als seine Haftungsmasse verfügen kann, d. h. wo nicht sein ganzes Vermöͤgen haftet. Dem ersten Falle begegnet man im Famtlienrecht beim gesetzlichen Güterstande, im Erbrecht bei der Testaments⸗ vollstreckung und der Nachlaßverwaltung. Die bdeschränkte Haftung findet man namentlich bei dem Erben und dei dem Reeder, der nur mit dem Schiffsvermögen hastet. Das es sich in allen diesen Fällen nur um eine Verschiebung des Haftungs verhältnisses, nicht um eine solche des Schuldverhältnisses handen wird vom Verfasser näher dargelegt. Vorausgeschickt wird die al⸗ gemeine Theorie von Schuld und Paftung, wobei auch die Rechts. tellung des Ehemannes, des Testamentsvollstreckers, des Nachlaß⸗ verwalters und die beschränkte Haftung behandelt werden, während am Schlusse des ersten Teiles in zwei Exkursen eine Widerlegung der gegnerischen Ansichten von dem Wesen des ehemännlichen Ver⸗ waltungsrechts, der Testamentsvollstreckung und der Nachlaßverwaltung unternommen wird. Im zweiten Teil untersucht der Versfasser, welche Folgen sich aus der Unterscheidung von Schuld und Haftung für die Unmöglichkeitslehre ergeben.
—.⸗ꝛze
ist im Landesdurchschnitte günstig.
Wewinnung von Terpentinöl aus Nadelbolz⸗ abfällen, Hollpflaster und Bauholz. Mit dem Namen Terpentin bezeichnet man die Balsame der Nadelhölzer, aus denen es in großen Mengen gewonnen wird, und zwar kommen für Europa die Fichte, die Tanne, die Schwarzföhre, die Weißtöhre, die Strand⸗ kiefer, die Zirbelkiefer, die Krummholzkiefer und die Lärche in Frage. — Terpentin erhalten wir ferner von den in Nordamerika, Australten, Javan, Algier, Chios und Zypern heimischen Arten. Aus dem Terpentin wird das Terpentinöͤl gewonnen. Außer dem gewöhnlichen Terpentin, der von allen Nadelhöltern gewonnen wird, unterscheidet man im Handel noch verschiedene wichtige Sorten. Das Straßburger Terpentia wird von den Edeltannen gewonnen, die in den Vozesen wachsen. Tiroler Terpentin stammt von Lärchen, Juraterpentin von der Rottanne oder Fichte, französischen Terpentin liefert die Strand⸗ kiefer, der amerikanische Terpentin wird von den Balsamtannen und Balsamfichten gewonnen. Diese Bäume werden etwa 20 mm hoch und wachsen in den riesigen Waldungen Nordamerikas und Kanados. Sie llefern als kanadischen Balsam den feinsten und bestriechenden Terpentin; er ist blaßaelblich und durchsichtig. Der Balsam wird durch Einschnitte in die Ninde der Bäume gewonnen, außerdem befindet er sich unter der Rinde in Geschwülsten, die ge⸗ öffnet werden müssen. Das ausfließende Harz wird mit Hilfe eines löffelförmigen Werkzeugs gesammelt. Im badischen Schwarzwald werden die Bäume an vier Stellen angerissen und das austretende Harz gesammelt. Andern Orts werden auch mit dem sogenannten Harzbeil Wunden in das junge Holz geschlagen, die man 6 bis 8 Jahre lang offen bält, und aus denen man mit dem Harzbeil das ausflichende Harz herausholt. Im Durchschnitt liefert ein Baum fäbrlich 3 bis 4,5 kg Balsam. Der Rohterpentin wird dann meist in einfacher Weise destilliert und so Terpentinöl gewonnen. In der Destillier⸗ blase bleiht das geschmolzene Hazkolophonium zurück. In der Zeit⸗ schrift „Chemische Apparatur“ giht der Ingenieur G. Bar ick⸗ Leipzig⸗Schl. eine Beschreibung einer Anlage, die es ermöglicht, Terpentinöl aus den Abfällen von Nadelhölzern aus Holzpflaster und Bauholz in einfacher Weise so zu gewinnen, daß die vom Terpentinöl befreiten Produkte ohne weiteres ihrem sonstigen Verwendungszweck zu⸗ geführt werden können. Es ist eine bekannte Tatsache, daß Deurschland seinen Bedarf an Terpentinöl zum großen Teil leider durch das Aus⸗ land deckt, wodurch Millionen verloren gehen, die uns sehr wohl er⸗ halten bleiben könnten. Es wird den Vorgängen am Terpentinöl⸗ markt in den Kreisen der deutschen Interessenten häufig noch zu wenig Aufmerksamfeit geschenkt. Die englischen Händler haben im ver⸗ gangenen Jahr ganz bedeutende Einkäufe in Terpenttnöl gemacht, und man denkt in England daran, einen neuen Trust zu bilden. Wir müssen also auch hier von England unabbängig werden. Um das Terpentinöl aus den Hollzabfällen oder Holzstücken auszutreiben, bedient man sich überhitzten Wasserdampfes. In wirtschaft⸗ lichster Weise wird dieser überhitzte Wasserdampf aus dem Abdampf der in jeder Holzwarenfabrik vorhandenen Damps⸗ maschinen gewonnen. Der Abdampf wird in einen Ueberhitzer ge⸗ leitet, der mit Holzabfällen, aus denen der Terpentin bereits gewonnen wurde, geheizt wird. Der überhitzte Wasserdampf gelangt in eine Extraktor, in dem das Holz vom Terpenttnöl befreit wird. Der Damp tritt unten in den Extraktor ein, durchstreicht ihn ununterbrochen und führt die flüchtigen Bestandteile mit sich fort. Um den Extraktor mit Kleinholz zu füllen, sind eigens gebaute Wagen vorhanden. An den beiden Enden des Extraktors sind Türen vorgesehen, die das Ein⸗ und Ausfahren von Langhölzern ermöglichen. Der mit Terpentinöl ge sättigte Dampf wird von einem Ventilator angesaugt und durch ein Kühlschlange geleitet. Er gelangt dann in Ue rlaufkäͤsten, in denen sich das Wasser selbsttätig vom Oel befreit. Das Wasser wird seit lich abgeleitet und das Oel fließt in Sammelbehälter. Die Behand⸗ lung des Holzes einschließlich der Trocknung dauert 3—6 Stunden wonach das Holz entweder durch Maschinen⸗ oder Handkraft aus dem Extraktor entfernt wird, der dann von neuem beschickt werden kann. Wie schon erwähnt, wird das Holz durch Entziehung des Terpentins in seiner Verwendbarkeit nicht beeinträchtigt, es ist daber eine doppelte wirtschaftliche Notwendigkeit, daß das Verfahren überall dort An- wendung findet, wo größere Holzmengen verarbeitet werden.
Land⸗ und Forstwirtschaft. Ungarischer Saatenstandsbericht.
Der amtliche Saatenstandsbericht des ungarischen Ackerbau- ministeriums vom 10. d. M. stellt fest, daß der Stand der Saaten, wenn 2 gut, 2 bis 3 gutmittel, 3 mittel, 3 bis 4 schwachmittel, 4 schwach bedeutet, folgender ist: Weizen in 24 Komitaten 2, in 15 Komitaten 2 bis 3, in 16 Komitaten 3, in 2 Komitaten 3 bis 4, in 6 Komitaten 4; Roggen in 21 Komitaten 2, in 14 Komitaten 2 bis 3, in 20 Komitaten 3, in 4 Komitaten 3 bis 4, in 4 Komi⸗ taten 4; Gerste in 14 Komitaten 2, in 6 Komttaten 2 bis 3, in 34 Komitaten 3, in 6 Komttaten 3 bis 4, in 3 Kom taten 4; Hafer in 16 Keomitaten 2, in 7 Komitaten 2 bis 3, in 29 Komitaten 3, in 4 Komttaten 3 dis 4, in 7 Komitaten 4. Aus den statistischen Daten ist ersichtlich, daß sich die Winterhalmfrüchte, wie Weizen und Roggen, besserten, wogegen sich in Sommersaaten, Gerste und Hafer, die Ernteaussichten unwesentlich verschlechterten. Ein kleiner Rückfall ist dem Umstande zuzuschreiben, daß einige Landes⸗ teile an Regenmangel litten und daß die Entwicklung der schwachen Gerstensaaten und der Haferanbau durch die Trockenheit zurückaeblieben sind. Was die Witterung betrifft, so hat es in den letzten 14 Tagen überall geregnet, besonders in den letzten Maitagen und bis 5. Juni, in welch’ letzterer Zeit der Regenfall ausgiedig war. Die Regenmenge betrug 6 bis 150 mm, im üderwiegenden Teil des Landes stellte sich aber die Regenmenge auf 20 bis 40 mm. Die meisten Niederschläge waren im Theiß⸗Maros⸗Eck, im südlichen Teil der Donau⸗Theiß⸗ Gegend und in den Komitaten Bekes, Borsod und Baranva zu verzeichnen. Stellenweise herrschte Hagelwetter, doch wurde dadusch kein bedeutender Schaden angerichtet. Die Niederschläge waren für die Entwicklung der Saaten von ausgezeichneter Wirkung, so daß sich die Aussichten in den Landesteilen, wo die Regenfälle aus⸗ giebig waren, kräftigen und erhöhen konnten, und es ist sehr be⸗ rubigend, daß die Besserung gerade in jenen Landesteilen, die für die Roggen, und Weizenernte maßgebend sind, bedeutend ist. In den nordwestlichen Gegenden und im Osten Stedenbürgens fiel nur wenig Regen, es haben sich daher für diese Gegenden die Ernteaussichten vermiadert, besonders für Sommerhalmerüchte, und wenn nicht bald Regen eintritt, so ist eine weitere Verschlechterung zu befürchten. Dies gilt auch für die Hackfrüchte. All dies in Betracht gezogen, kann gesagt werden, daß die verflossenen zwei Wochen sowohl für die Winterhalmfrüchte als auch für die Hackfrüchte und Gartengewächse sowte für Futterarten, Weinstöcke und Obstbäume im allgemeinen günstig waren. Weizen ist in der Blüte, die Aehren sind besonders dort, wo genug Regen siel, genügend groß, die Saat ist dicht und schön, wogegen die Saat in jenen Gegenden, die unter Regen⸗ mangel zu lelden hatten, schütter und schwach ist. Es kann dort selbst det günstiger Witterung kaum mehr ein befriedigendes Ernteergebnis geliefert werden, es muß jedoch demerkt werden, daß schwache Saaten nar in wenigen Gegenden zu verzeichnen sind und überdtes für die Weizen⸗ und Roggenernte kaum in Betracht kommen. Roggen hat beretis derblüdt, die Samendildung ist kräftig und die Frucht beginnt in füdlichen Landesteilen bereits zu reifen. Die Aehbren sind zumeist roß und schwer, da während der Blütezeit außergewöhnlich günstiges
Jetter herrschte. Die Halme versprechen eine gute Strohernte. Für die weitere Entwicklung der Gerste wären Regenfälle er⸗ ünscht; Wintergerste zeigt bereits Aehren, in den südlichen Gegenden deginnt sie bereits zu reifen, und die Entwicklung der Aehren Hafer entwickelt sich dort, wo enügende Niederschläge zu verzeichnen waren, schön und schießt
teits in den Stengel. In südlichen Gegenden treibt die Hafersaat bereits Fahnen; stellenweise wird die Hafersaat durch Krankheiten deschädigt. Die Malepflanze entwicelt sich mit Ausnahme der nördlichen Gegenden, wo wenig Regen fiel, sehr schön. Das erste