1915 / 143 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 Jun 1915 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachu Auf Grund der Verordnung, betreffend die zwangsweise Verwaltung französischer Unternehmungen, vom 26. November 1914 (RGBl. S. 487) ist für die folgenden

Unternehmungen die Zwangsverwaltung angeordnet worden: LXI. Liste. 8

Ländlicher Grundbesitz. Kreis Metz⸗Land. Gemeinde Borny (Verwalter: Rechtsanwalt, Justizrat Dr. Bieringer in Metz.) 6,30 ha Ackerland der Erben Jultus Lapointe in Frankreich, 23,49 ha Ackerland des de Marin in Blettingen, jetzt in Frankreich, 17,50 ha Ackerland und Wiesen der Erben van den Broecke in

Frankreich. ““ Kreis Bolchen. (Verwalter: Notar Hoeppe in Bolchen.) Gemeinde Bolchen. 2,87 ha Garten, Ackerland und Wiese der Ehefrau Le Breton de la Bonnelibère Franz, Marie geb. Cicille, in St. Mandé,

1,50 ha Ackerland des Handelsangestellten Paul Hesling in Paris, 29,52 ha Ackerland der Ehefrau Gaston Jecard, Margaretha Antonie geb. Oudot, in Versallles, 5 3,61 ha Ackerland der Witwe Mathias Zilgien, geb. Flosse, in

Nancy,

21,65 ha Ackerlond des de Baudinet de Courcelles la Caronne de Nogaret in Laurent d’UAlt,

78,95 ha Ackerland des Franz Ludwig Rimmel in Rambervillerk,

43,48 ha Ackerland des Dr. H. Mavyer in Vincennes,

2,59 ha Garten und Holzung der Witwe Ferdinand Margo und Sohn in Nancy.

Kreis Forbach. Gemeinde Rakringen.

3,25 ha Ackerland und Wiesen der Ehefrau Alexander Baro gebd Humbert in Malzeville (Verwalter: Direktor Heinen in Mörchingen),

3,73 ha Ackerland und Wiesen der Ehefrau Eugen Honoré Huet geb. Collignon in Noisy le Sec und Alsred Leo Josef Collignon in

Lorient (Verwalter: derselve), 3,49 ha Ackerland und Wiesen des Handelsangestellten Andreas Humbert in Noisy le Sec (Verwalter: derselbe).

Gemeinde Saa rralben. 4,13 ha Ackerland und Wiesen des Bartholomäus Herbeth in Frank⸗ reich (Verwalter: Justizrat Schlich in Püttlingen).

Kreis Saarburg. 5 (Verwalter: Rechtsanwalt Dr. Wündisch in Saarburg).

Gemeinde Barchingen.

61,43 ha Ackerland und Wiesen des Forstinspektors Ména in Troyek. Gemeinde Biberkirch.

1,70 a Wiese des August Malnory und Johann Baptist Malnory

in Frankreich. Gemeinde Bühl. 2 ha Wiesen des August Maria Thouplet in Vandouvpre⸗ Gemeinde Hattigny. 25,30 ha Wald, Acker und Wiesen des de Schacken in Cheteau⸗

Salins. Gemeinde Lascemborn.

Wohnhaus und Garten (1,70 a) des Maria August Bailly in Cirey, 7,50 ha Ackerland und Wiesen des Maria August Bathy und Ehe⸗ srau in Cirey.

88

Gemeinde Lörchingen. Haus mit Garten und Wiese des Branereidirektors Eugen Josef Pouplier in Lille (36,15 a). . 3 Straßburg, den 9. Juni 1915. 1u““ Ministerium für Elsaß⸗Lothringe 8 Abteilung des Innern. J. V.: Cronau.

In dem Verzeichnis der öffentlichen Blätter, die ür Bekanntmachungen aus dem Handels⸗ und Ge⸗ nossenschaftsregister bestimmt sind (Besondere Beilage zu Nr. 306 vom 31. Dezember 1914) tritt bei dem Amtsgericht Stallupönen (Oberlandesgerichtsbezirk Königsberg) in allen drei Spalten das Stallupöner Kreisblatt an die Stelle des Brenzboten zu Stallupönen.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 75

des EEI“ enthält unter Nr. 4766 die Bekanntmachung über die Verarbeitung von

Kartoffeln in den Brennereien, vom 17. Juni 1915, und unter Nr. 4767 die Bekanntmachung über die abgabenfreie Ver⸗ wendung von Salz zum Einsalzen von Garneelen (Krabben), vom 17. Juni 1915. Berlin W. 9, den 19. Juni 1915. saaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Geheimen Seehandlungsrat Schneider in Berlin zum Geheimen Oberfinanzrat und 8 8.

den in die Oberpfarr⸗ und Ephoralstelle in Krossen a. O. berufenen Pfarrer Lehmann, bisher in Leuthen, Diözese Sorau, zum Superintendenten zu ernennen sowie 8

dem Geheimen Registrator beim Ministerium der geist⸗ lichen und Unterrichtsangelegenheiten Karl Remus den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.

—— . 8

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

In der Feldmarkder Stadt Stade sind auf dem im Vor⸗ jahre von dem Kartoffelkäfer doryphora-decemlineata befallenen Gelände am 16. Juni drei Käfer und einige Eier⸗ ablagen gefunden worden. Es ist zu erwarten, daß durch die sofort ergriffenen Maßregeln auch dieser Rest der vorjährigen Einschleppung des Schädlings getilgt wird.

m Superintendenten Lehmann in Krossen a. O.

das Ephoralamt der Diözese Krossen I übertragen worden

Richtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 21. Juni 1915.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfingen heute im Neuen Palais bei Potsdam in Antrittsaudienz den Großherzoglich badischen Gesandten Dr. Nieser und den cubanischen Gesandten Dr. Agusro y Betancourt sowie in Abschiedsaudienz den bisherigen Königlich bulgarischen Ge⸗ sandten, Generalleutnant Markow.

Eine englische Zeitung, „Daily Chronicle“, hat sich unlängst erdreistet, zu behaupten, daß deutsche Offiziere, bevor sie den Dampfer „Fulgent“ versenkten, sich an Bord des Schiffes begeben und dort Wertgegenstände geplündert hätten. Demgegenüber wird amtlich durch „W. T. B.“ festgestellt, daß sich am 30. April auf den Dampfer „Fulgent“, der schon von seiner Besatzung verlassen war, ein Versenkungskommando begab mit dem Befehl, vor dem Versenken den Dampfer in erster Linie auf wichtige Papiere zu durchsuchen. Solche Papiere wurden gefunden. Außerdem wurden noch die Navigationsmittel beschlagnahmt und mitgenommen, d. h. Seekarten, ein Chronometer und ein Sertant. Die Karten hatten zum Teil militärische Wichtigkeit, teils stellten sie ebenso wie die beiden Jastrumente, Erfordernisse des Unterseebootes dar, waren daher nach Abs. 119 der Prisenordnung mit Recht zu beschlagnahmen. Andere Gegenstände sind nicht von Bord genommen, „Wertgegenstände“ überhaupt nicht gesehen worden. In der Schiffskasse vorhandenes Geld einige Schillinge sind dort verblieben. Die Angaben der englischen Zeilung sind also unwahr.

Hierzu ein Gegenstück:

Als das kleine türkische Torpedoboot „Timur Hissar“ am 16. April d. J. nach seinem Angriff auf einen englischen Transportdampfer unter der griechischen Insel Chios Schutz suchte, wurde es innerhalb der neutralen drei Seemeilengrenze von englischen Zerstörern verfolgt und beschossen. Es blieb dem deutschen Kommandanten kein anderer Ausweg, als das Boot auf Strand zu setzen, zu sprengen und die Besatzung an Land zu schicken, um beide nicht in die Hand des Feindes fallen zu lassen.

Der britische Kreuzer „Minerva“ und drei britische Zer⸗ störer ankerten in der Nähe der Strandungsstelle. Britische Matrosen der Zerstörer begaben sich darauf an Bord des türkischen Torpedobootes, plünderten den noch unversehrt gebliebenen achteren Teil mit dem Privateigentum der Offiziere vollständig aus und sprengten ihn weg, nachdem sie sämtliche Sachen in ihren Booten mitgenommen hatten. Die Nichtachtung der Neutralität kleiner Staaten durch britische Seeleute ist damit wieder um einen Fall ver⸗ mehrt, Neutralität gilt eben für England nur mehr, soweit sie ihm nutzt. Die Ausplünderung eines hilflosen Wracks durch britische Matrosen unter den Augen ihrer Offiziere ist aber ein bisher noch nicht in die Erscheinung getretener Charakterzug britischer Kriegführung.

Das Oberkommando in den Marken hat, wie „W. T. B.“ meldet, unter dem 20. d. M. eine Bekannt⸗ machung, betreffend Bestandserhebung unversponnener Schafwollen, erlassen. Die Verfügung tritt am 30. Juni 1915 in Kraft und betrifft ungewaschene Wolle einschließlich Rückenwäschen, gewaschene und karbonisierte Wolle, Kammzug, Kämmlinge und Wollabgänge. Die Meldung hat bis spätestens zum 10. eines jeden Monats zu erfolgen. Für die Melde⸗ pflicht ist der am Monatsletzten 12 Uhr Nachts bestehende tatsächliche Zustand maßgebend. 8

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 548 und 549 der Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 254. Verlustliste der preußischen Armee, die 193. und 194. Verlustliste der bayerischen Armee und die 206. Verlustliste der württembergischen Armee.

Oesterreich⸗Ungarn.

Die Südtiro er Gutsbesitzer Graf Terlago, Graf Sizzo Norie, Graf Consolati und Baron Mersi erschienen vorgestern bei dem Ministerpräsidenten Grafen Stuergkh, um ihn unter Berufung auf zahlreiche Gesinnungsgenossen und auf die ihnen bekannte Stimmung der Bevölkerung Südtirols der Gefühle unverbrüchlicher Treue und Loyalität gegenüber Kaiser und Reich und des Einstehens für die Integrität Tirols und der Landeseinheit zu versichern. Graf Terlago hielt an den Ministerpräsidenten eine Ansprache, in der er laut Bericht des „W. T. B. 8 1

Die Erhaltung der Einheit und Integrität Tirols ist unser aller heißer Wunsch, und wir geben der wahren Meinung des ganzen süd⸗ lichsten Landesteils Ausdruck, wenn wir sagen, daß auch dieser Landes⸗ teil bei Oesterreich und bei Tirol bleiben will, wie bisher, und seinem Kalser treu und loyval ist. Das gesamte Landvolk weiß, daß sein materielles Wohl von der Zugehörigkeit zu Oesterreich abhängig ist. Treotz der Verschiedenheit der Sprache ist Tirol durch Geschichte und geographische Beschaffenheit ein innig zusammen⸗ gehöriges Ganzes. Wir hoffen und erwarten, daß der Patrtotismus und das traditionelle Tirolertum auch der italienisch redenden Be⸗ völkerung zur vollen Geitung kommen wird. Diese Grundstimmung der grozen Mehrheit der Bevölkerung darf nicht mehr verdunkelt werden durch von gewisser Seite systematisch betriebene nattonale Verhetzung. Das Land Tirol, für dessen Integrität seine Söhne stets mit glühendem Patriotie mus eintraten, muß bleiben, wie es die Geschichte geschaffen Das will das ganze Tiroler Volk, und wir vertrauen auf unsere tapfere Armee, deren heldenhaftes, sieggekröntes Ringen wir mit heißesten Segenswünschen begleiten.

Der Ministerpräsident Graf Stuergkh gab zunächst namens der Regierung der aufrichtigsten Genugtuung und Freude Ausdruck über die patriotische Gesinnung, die die Er⸗ schienenen durch ihren Sprecher verdolmetschten, und fuhr fort:

„Der schöne Landesteil aus dem Herrenstamm durchlebt jetzt zweifellos eine überaus ernste Zeit. Ich glaube jedoch aus der ver. nommenen erhebenden Kundgebung schließen zu dürfen, daß eine noch schwerere Zeit überwunden ist. Es war dies jene Zeit, wo große Verwicklungen der internationalen Politik und die Hoffnung auf Vermeidung eines Kriegsfalls uns den Gedanken gewisser Zugeständnisse an unseren ehemaligen, nunmehr im wahren Licht erscheinenden Verbündeten nahegelegt hatten. Die Haltung Italiens, das in beipielsloser T eslosigkeit den von ihm

des „W. T. B.“ zufolge zurückgetreten.

so lange vorbereiteten Ueberfall auf die Monarchie ins Werk setzte, brachte hier Klarheit und schaffte die Erwägungen der erwähnten Art völlig aus der Welt. Damit ist auch für die Beyolkerung diescs schönen Grenzlandes die Gewißheit gegeben, daß die Monarchie unge⸗ achtet der schweren kriegerischen Verwicklungen an anderen Stellen, ihre ganze Kraft und Energie aufbeeten wud, um die Integrität ihrer Grenzen und die unversehrte Erhattung Tirols, dieser Perle in der Krone Oesterreichs, zu sichern.“ Der Ministerpräsident hob sodann hervor, daß wie in so vielen großen Tagen der ruhmreichen Vergangenheit, so auch heute wieder die Söhne Tirols mit bewundernswertem Opfermut für die Reichsverteidigung und den Schutz des HPeimat⸗ bodens eintreten. Dte Zeit sei noch nicht gekommen, um über die Kriegslage zu sprochen, aber mit erhebendem Bemwußtsein dürfe man als Ergebnis der ersten Wochen verzeichnen, daß die tapfere Armee, der die Heldensöhne Tirols angehören, mit Erfolg Land und Reich zu verteidigen wisse, und daß die Hoffnung des heimtückischen Gegners, die Landesverteidigung im ersten Ansturm überrennen zu können, hinfällig geworden sei. Der Ministerpräsident dankte schließlich der Abordnung für die in ernster Stunde erfolgte Kundgebung mit der Versicherung, daß es ihm zur besonderen Freude gereichen werde, den Ausdruck der traditionellen Gesinnungen der Abordnung an den Thron gelangen zu lassen.

Vor gestern erschien ferner eine Abordnung von 120 Mit⸗ gliedern der die Marosgegend bewohnenden Rumänen bei dem Obergespan, Regierungskommissar Johann Szasz, um ihrer Treue zu dem Herrscher und ihrer aufrichtigen Anhäng⸗ lichkeit und Liebe zu dem einheitlichen ungarischen Vaterlande und dem vollen Vertrauen der Regierung gegenüber Ausdruck zu verleihen. Die Kundgebung der patriotischen Gefühle der

rumänischen Bevölkerung machte allenthalben tiefen Eindruck.

1“ Großbritannien und Irland. Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ ist die Ernennung der Regierungskommission für die Aus⸗ dehnung des landwirrschaftlichen Anbaues nicht der U⸗Bootblockade zuzuschreiben, die, wie das genannte Bureau versichert, nicht den geringsten Einfluß auf die Einfuhr habe, sondern lediglich finanziellen Ursachen. Falls der Krieg über die Ernte 1916 hinaus dauern sollte, so unwahrscheinlich das auch sei, würde ein nie dagewesener Wettbewerb um den Ueberschuß der Ernten der neutralen Länder eintreten, was ein unaufhörliches Steigen der Preise zur Folge haben würde. Die Regierung wolle ferner die Einkäufe aus dem Auslande auf das Notwendigste beschränken, um dem Abflusse des Goldes vorzubeugen. Die Maßregeln, die die Kommission ergreifen werde, würden nicht nur auf die Ernte von 1916 anwendbar sein, sondern auch auf alle folgenden, solange der Krieg dauere. Die neueste Verlustliste enthält die Namen von 81 Offizieren und 2576 Mann.

Frankreich.

In der Sitzung der deputiertenkammer am Donnerstag wurde der Gesetzesantrag Dalbiez erörtert. Ueber den Verlauf der Debatte berichtet „W. T. B.“, wie folgt:

Der Soztialist Raffin⸗Dugens griff die Regierung beftig an und warf dem Kabhinett vor, es habe sich auf eine durchaus un⸗ parlamentarische Weise gebildet und den Parlamentarismus unter⸗ drückt. Wenn man mit Dekreten regiere und das Parlament diskreditieren lasse, so bereite man die Wege zur Diktatur vor. Unter lebhaften Protestrufen des Zentrums und der Rechten forderte der Präsivent Deschanel Raffin auf, sich unsachlicher Angriffe zu enthalten. Raffin verlas sodann Briefe und Be⸗ schlüsse von Arbeitervereinen, aus denen hervorging, daß bei der Verteilung der Mannschaften für die Landesverteidigung in den arbeitenden Betrieben starke Günstlingswirtschaft bestehe. Eine große Zahl von frontdienstfähigen Mannschaften habe sich Dank ihrer Betehungen vom Frontdienst gedrückt. Raffin, der einzelne Abgeordnete der Rechten angriff, wurde vom Präsidenten wiederholt zur Ordnung gerufen. Darauf ergriff der Vorsitzende des Heeres⸗ ausschusses General Pédoya das Wort. Er erklärte, der Krieg werde lang, sehr lang sein. Die Annahme des Gesetzesantrages sei eine Notwendigkeit. Dieser decke sich mit dem Volksempfinden, das der Drückebergerei und Günstlingswirtschaft müde set. Podoya verlas gleichfalls Zuschriften, darunter den Brief eines Offiziers von der Front, in dem Einspruch gegen die Drückebergerei erhoben wird. Pédoya wollte Angaben über die geheimen Verhandlungen des Heeres⸗ ausschusses über den Gesetzesantrag machen. Ein großer Teil des Hauses, das den Ausführungen Pédoyas unruhig und mit zahlreichen Unterbrechungen zuhörte, brach in die Rufe „Demission“ aus. Die Unruhe wurde so groß, daß Pédoya seine Rede nicht beenden konnte. Der Berichterstatter zum Gesetzesantrage, Abgeordneter Paté, bemühte sich, den Entrüstungssturm zu beschwichtigen. An⸗ gesichts der unruhigen Haltung des Hauses bat Paté, die Fortsetzung der Debatte auf den nächsten Donnerstag zu verlegen, damit der Heeresausschuß Zeit habe, sich mit dem Kriegsminister über eventuelle Aenderungen im Gesetzesantrage und die endgültige

assung des Antrags verständigen zu können. Er hoffe, dann den ext zu bringen, der allen Genugtuung geben und die heilige Einig⸗ keit nicht stören werde.

Gemäß dem Antrag Paté wird die Debatte am nächsten Donnerstag fortgesetzt werden.

Die Kammer nahm am Freitag einen Gesetzentwurf an, wonach alle auf den Schlachtfeldern gefundenen und nicht identifizierten toten Soldaten verbrannt werden sollen. Die Leichname der identifizierten Soldaten der französischen und verbündeten Armeen sollen nach den bestehenden Regeln be⸗ stattet werden. Die Exhumierung eines Bestatteten ist während der Dauer des Krieges nicht gestattett.

coo“ Der Minister des Innern Maklakow ist einer Meldung Er bleibt Mit⸗ alied des Reichsrats und Hofmeister. An seine Stelle ist der Chef der Hauptverwaltung des Reichsgestütswesens Schtscher⸗ batow zum Verweser des Ministeriums des Innern ernannt worden.

Der Gouverneur von St. Petersburg hat einen Aufruf mit der Erklärung erlassen, daß sämtliche ausländische Fabriken in St. Petersburg bereits sequestriert und zur Fabrikation von Kriegsmaterial eingerichtet seien. Er warne deshalb vor irgend welchen Ausschreitungen, da sonst strengste Maßnahmen getroffen würden. Die Veranstalter von Pogromen schädigten nur die Sache des Zaren gegen den gemeinsamen Feind. Der Gouverneur hat ferner zur Bekämpfung der Spionage ein Verbot des Gebrauches nichtrussischer Sprache bei telephonischen Gesprächen erlassen. b

Ueber die Unruhen in Moskau gibt der „Rußkoje Slowo“ folgende Darstellung:

Infoige von epidemischen Erkrankungen in den Fabriken, die von den abergläubischen Massen den Deutschen zur Last gelegt wurden, versammelten sich am 10. Junt um 10 Uhr Morgens Arbeiterbaufen an einer Stelle in Moekau unter Führung von bestimmten Rädels⸗ führern. Diese hatten fertige Listen von nichtrussischen und au jüdischen Geschäften, die zerstört werden sollten. Die Menge

8 8

I1M

Kunde verbreitete sich durch artete sofort derartig aus,

mit der Zerftörung Die

ganz Moskau. Pie Bewegung daß die Pogrome immer großeren Umfang annahmen, sodaß die Führer vollständig die Herrschaft über die Massen verloren. Von einem Einschreiten der Polizei ist nichts bekannt. Am Abend des 10 Juni hatte der Aufrubhr einen derartigen Umfang

angenommen, daß von der Menge kein Unterschied zwischen nicht⸗ russischen und russischen Geschäften gemacht wurde. Die Plünde⸗ rungen und Brandstiftungen nahmen ungeheuerlich zu. Sogar gut⸗ gekleidete Bürger beteiligten sich am Raub von Sachen. Die Feuer⸗ wehr war machtlos, sodaß viele Geschäfte bis zum Morgen brannten. Außerdem sind piele Geschäfte zerstört oder ausgeraubt worden. Die Unruhen dauerten bis zum nächsten Morgen um 5 Uhr. Darauf solgten die Aufrufe des Stadtgouverneurs und der Stadtverwaltung.

Der Metropolit von Moskau hat einen beweglichen Hirtenbrief erlassen, in dem er sagte, daß Moskau nach dem orkanartigen Wüten nicht wiederzuerkennen sei. In einer außer⸗ ordentlichen Sitzung der Moskauer Stadtverwaltung erklärte das Mitglied Astrew, daß trotz des Glaubens an den Sieg Rußlands doch einige Unruhe in die Gemüter geschlichen sei;

über den Ausgang des Krieges seien Zweifel entstanden. Dies

sei vermutlich die Ursache der Unruhen. Unter stürmischer Zu⸗ stimmung der ganzen Versammlung verlangte Astrew zur Klärung der inneren Lage die sofortige Einberufung der Duma.

Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Kriegsnachrichten.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 20. Juni. (W. T. B.) Nörd⸗ lich des Kanals von La Bassé und auf der Front nördlich Arras wiesen wir mehrere feindliche Teilangriffe blutig ab. In der Champagne wurde eine französische Abteilung, die bei Perthes nach einer Minensprengung angriff, zusammengeschossen. Unternehmungen der Franzosen gegen unsere Vorposten am Parroy⸗Wald führten zu örtlichen Kämpfen, bei denen wir die Oberhand behielten. In den Vogesen wird Münster von den Franzosen heftig be⸗ chossen. Erneute feindliche Angriffe im Fecht⸗Tale und üdlich waren erfolglos. Aus einem feindlichen Flieger⸗ geschwader, das, ohne militärischen Schaden anzurichten, Bomben auf Iseghem in Flandern warf, wurde ein Flugzeug herausgeschossen, mehrere andere zu schleuniger Um⸗ kehr gezwungen. Ein weiteres feindliches Flugzeug wurde in der Champagne über Vouziers herm

Oberste Heeresleitung.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 20. Juni. (W. T. B.) Russische Angriffe gegen unsere Linien in Gegend Szawle und Augustow wurden abgeschlagen. Eigene Vorstöße kleinerer Abteilungen führten zur Wegnabme der feindlichen Vorstellungen bei Budt Przysieki und Zalesie E(östlich der Straße lsttitattehchuesie⸗ Oberste Heereslettung.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Wien, 19. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die galizische Schlacht dauert fort. Im Ansturm gegen die zusammenhängende russische Verteidigungsstellung an und nördlich der Wereszyca erkämpften die Truppen der verbündeten Armeen Stellung um Stellung. Grodek und Komarno sind genommen. An der Nordfront wurde das südliche Tanew⸗Ufer vom Feinde gesäubert, Ulanow nach heftigem Kampfe besetzt. Südlich des oberen Dnjestr schreitet der Angriff der verbündeten Truppen fort. Die Ost gruppe der Armee Pflanzer hat neue schwere russische wieder blutig zurückgeschlagen. er Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Großes Hauptquartier, 20. Juni. (W. T. B.) Südlich der Piliza nahmen Truppen des Generalobersten von Woyrsch in den letzten Tagen mehrere feindliche Vorstellungen. Die Armeen des Generalobersten von Mackensen haben die Grodek⸗Stellung genommen. Zu Beginn des gestrigen Tages schritten deutsche Truppen und das Korps des Feld⸗ marschalleutnants von Arz zum Angriff auf die stark verschanzten feindlichen Linien; nach hartnäckigem Kampfe waren am Nachmittag fast durchweg die in mehreren Reihen hintereinander liegenden feindlichen Gräben auf der 35 km langen Front nördlich von Janow bis Huta —Obedynska (füdwestlich Rawa⸗Ruska) gestürmt; am Abend war der Feind bis hinter die große Straße Zalkiew (nördlich Lemberg) Nawa⸗Ruska geworfen. Unter dem Drucke dieser Niederlage ist der Gegner heute nacht auch aus der An⸗ schlußstellung zwischen Grodek und den Dnjestrsümpfen gewichen, hart gedrängt von den österreichisch⸗ungarischen Truppen. Zwischen den Dnjestrsümpfen und der Stryj⸗ mündung hat der Feind das südliche Ufer des Dnjestr geräumt. Oberste Heeresleitung.

„Wien, 20. Juni. (W. T. B.) wird gemeldet: Die Fortsetzung der kraftvollen Offensive der vervündeten rmeen führte gestern in der Schlacht bei Magierow Grodek zu einem neuerlichen vollen Siege über die feindlichen Armeen. Nach Forcierung des San und nach der Wiedereroberung von Przemysl erzwang der Erfolg er verbündeten Truppen in der Durchbruchsschlacht zwischen Lubaczowka und dem oberen Dnjestr am 15. Juni den weiteren Rückzug des mittlerweile durch Heranführung zahlreicher Verstärkungen wieder schlagkräftig gewordenen Feindes. Er wich damals unter schweren Verlusten in östlicher und nordöstlicher Richtung zurück. In den folgenden Tagen brachte die russische oberste Heeresleitung zur Deckung der galizischen Landeshauptstadt nochmals die Reste der geschlagenen rmeen zusammen, um in der durch das Terrain starken und gut vorbereiteten Wereszyca⸗Stellung unser Vordringen endlich Amn. Stehen zu bringen. Nach heftigem Kampfe hat der wiaht der heldenmütigen verbündeten Truppen auch diesmal nng die ganze russische Front zum Wanken gebracht. Schon 8 Nachmittagsstunden war die feindliche Stellung Mach ngriffsraum der Armee des Generalobersten von 8 P'- um Magierow durchbrochen. Der Feind begann gegen Rawa⸗Ruska und Zolkiew zurückzugehen, während

an der Wereszyca noch erbitktert Widerstand

leistete. Nachts erstürmten Teile der Armee Boehm⸗ Ermolli die feindlichen Stellungen beiderseits der Lemberger Straße. Gleichzeitig drangen die übrigen Korps dieser Armee überall in die feindliche Hauptstellung ein. Seit 3 Uhr Vormittags sind die Russen auf der ganzen Schlachtfront im Rückzuge, sowohl in der Richtung auf Lemberg als nördlich und südlich davon. Die verbündeten Armeen verfolgen. Neuerdings fielen Tausende von Gefangenen und zahlreiches Kriegsmaterial in die Hände der Sieger. Am obern Dnjestr beginnt der eind seine Stellungen zu räumen. An der Front der Armee Pflanzer griff er an mehreren Stellen erneuert an, wurde jedoch unter sehr bedeutenden Verlusten zurückge⸗ schlagen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Berlin, 21. Juni. (W. T. B.) Seine Majestät

Kampfe um die Grodeklinie westlich Lemberg bei.

Südlicher Kriegsschauplatz.

Wien, 19. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: An der Isonzofront und der Kärntner Grenze trat nach den letzten erfolglosen, verlustreichen Vorstößen der Italiener Ruhe ein, die nur durch Plänkelei und stellenweises Ge⸗ schützfeuer unterbrochen ist. Ein gestern nachmittag wieder bei Plava aangesetzter feindlicher Angriff wurde schon im Keime durch Geschützfeuer erstickt. Im Tiroler Grenzgebiete murden italienische Abteilungen, die gegen die Gebirgsübergänge östlich des Fassa⸗Tales vor⸗ zugehen versuchten, allenthalben abgewiesen. Der erfolglose Angriff auf die Plateaus von und Lavarone wurde vom Feinde eingestellt. n den wenigen „erlösten“ Ortschaften des Grenzgebietes drangsalieren die Italiener die Bevölkerung durch Aushebung von Geiseln und brutale Gewalt⸗ maßregeln. Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Nach leichter Abweisung schwächerer italienischer Angriffe bei Plava, Ronchi und Monfalcone trat auch gestern an der Isonzofront wieder Ruhe ein. Hier und an der Kärntner

renze schießt die feindliche Artillerie ohne Wirkung gegen unsere Befestigungen. Bei den von mindestens einer Brigade geführten, bekanntlich überall abgeschlagenen Angriffen auf unsere Stellungen östlich des Fassa⸗Tales hatte der Feind erhebliche Verluste. Vor einem Stützpunkt allein wurden 175 italienische Leichen gezählt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

„Wien, 20. Juni. (W. T. B.) Ueber die jüngsten Kämpfe um den Plava⸗Uebergang werden, wie aus dem K. u. K. Kriegspressequartier gemeldet wird, nachträglich folgende Einzelheiten bekannt:

Die Italiener hatten mehrere Tage hindurch ununterbrochen aus mehr als 100 Geschützen die Stellungen unserer Truppen beschossen. Als sie die Ueberzeugung gewonnen zu haben glaubten, daß durch dieses Feuer unsere Positionen mürbe geworden seien, ging dle dritte italienische Division zum Angriff vor. In unerschütterlicher Ruhe ließ unsere Infanterie die Sturmkolonnen bis auf nahe Distanzen herankommen und eröffnete erst jetzt ein mörderisches Feuer. Die Italiener jedoch, in deren Reihen sich zahlreiche im Tripoliskriege erprobte, kampfgewohnte Truppen beranden, ließen sich ungeachtet ihrer großen Verluste von dem Vordringen nicht abhalten, zumal sie wahrnahmen, daß 1. vor unseren Stellungen keine Drahthindernisse befanden. Wie toll stürmten sie heran. Es kam zu einem wütenden

andgemenge, wobei Mann gegen Mann kämpfte, und Gewehrkolben,

paten, Steine, Messer, ja selbst die Zähne als Waffen dienten. Der Angriff mißlang. Noch zweimal und nicht minder heftig wieder⸗ holten die Italiener den Sturm, wieder ohne Erfolg. Als ihre Widerstandekraft endlich gebrochen war, traten sie unter Zurücklassung vieler Toter und Verwundeter den Rückzug an.

Der Krieg zur See.

Berlin, 18. Juni. (W. T. B.) Wie h maß⸗ gebender Stelle erfahren, hat am 14. Mai Vormittags etwa 5 Seemeilen östlich des an der englischen Ostküste gelegenen Longstone⸗Leuchtturms ein unter norwegischer Flagge fahrender und mit norwegischen Nationalitäts⸗ abzeichen versehener englischer Dampfer auf eines unserer Unterseeboote einen glücklicherweise erfolglosen Rammangriff gemacht. Der Kommandant des Untersee⸗ bootes, der den Dampfer als norwegischen angesehen und daher unbehelligt gelassen hatte, konnte aus einer englischen Zeitung, die er einige Tage später einem von ihm angehaltenen Fahrzeug abnahm, feststellen, daß der betreffende Dampfer ein englischer gewesen war, der die Flagge und die Abzeichen Norwegens mißbraucht hatte, vermutlich, um sich auf gefahrlose Weise den von der britischen Admiralität für die Vernichtung deutscher Unterseeboote ausgesetzten Preis zu verdienen.

Ein zweiter, erheblich schwerer liegender Fall spielte sich am 10. Juni ab. An diesem Tage versuchte, ebenfalls beim Longstone⸗Leuchtturm, ein Dampfer unter schwedischer Flagge und mit schwedischen Nationalitätsabzeichen eines unserer Unterseeboote zu rammen, das nur mit knapper Not dem Angriff entging. Dieser Dampfer arbeitete mit einem zweiten ohne Flaage und Abzeichen fahrenden Dampfer und einem englischen Torpedobootszerstörer zusammen, stand somit im Dienste der englischen Kriegsmarine und sollte augenscheinlich als Falle für unsere Unterseeboote dienen. Der Fall beweist, daß die britische Admiralität sich nicht scheut, den der englischen Handelsschiffahrt amtlich empfohlenen Miß⸗ brauch neutraler Flaggen auch zu Kriegshandlungen aus⸗ zunutzen.

Wie schwer England durch dieses Vorgehen die neutrale Schiffahrt, als deren Beschützerin es sich mit Vorliebe auf⸗ zuwerfen pflegt, gefährdet, bedarf keiner Erörterung.

Berlin, 20. Juni. (W. T. B.) Gegenüber Nachrichten der nordischen Presse, die die Versenkung des norwegischen Dampfers „Granit“ einem deutschen Unterseeboot zuschrieden und auch in anderer Hinsicht unzutreffend waren, wird von zuständiger Seite folgendes festgestellt: Der Dampfer „Granit“ wurde auf der Reise von Gotenburg nach England von einem deutschen Hilfskreuzer angehalten und durchsucht. Da die Ladung aus Grubenhölzern, also absoluter Konterbande, destand,

der Kaiser und König wohnte beim Beskidenkorps dem

Wien, 20. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:

quartier teilt mit:

1*

e

der Prise in einen deutschen Hafen öhne Gefährdung des Hülfskreuzers nicht möglich war, wurde das Schiff in Ueber⸗ einstimmung mit dem gültigen Völkerrecht versenkt.

London, 20. Juni. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ unter dem gestrigen Datum meldet, ist der Dampfer „Dulcie“ (2000 Tonnen) an der Küste von Suffolk ohne

rnung von einem deutschen Unterseeboottorpediert —2 Ein Mann ist tot, die übrigen Leute konnten gerettet

en.

London, 20. Juni. (W. T. B.) „Ailisa“ aus Leith ist torpediert worden.

Lvondon, 20. Juni. (W. T. B.) Die Admiralität teilt mit, daß das deutsche Unterseeboot, dessen Versenkung am⸗ 25. März mitgeteilt wurde, von einem britischen Kriegs schiffe versenkt worden ist.

Wien, 19. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: Am 17. und 18. Juni haben mehrere unserer Kreuzer und Torpedoeinheiten eine Streifung an der italienischen Küste von der Reichsgrenze bis Fano unternommen. Hierbei wurden die Semaphorstationen an der Taglia⸗ mentomündung und bei Pesaro sowie die Eisenbahn⸗ brücken bei Rimini über den Metauro⸗ und Arcilafluß durch d. beschädigt, ein italienischer Dampfer versenkt, dessen Bemannung geborgen. Sämt⸗ liche Einheiten sind wohlbehalten eingerückt.

Flottenkommando.

Der Dampfer

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Konstantinopel, 20. Juni. (W. T. B.) Das Haupt⸗ quartier meldet: An der kaukasischen Front wiesen unsere Truppen Angriffe, die der Feind als Rückzugsdeckung ein⸗ geleitet hatte, durch Gegenangriffe ab. Wir machten Ge⸗ fangene und erbeuteten drei Maschinengewehre. In Gegend Olty machten unsere Truppen trotz erbitterten Wider⸗ stands des Feindes Fortschritte. Bei diesen Gefechten ver⸗ lor der Feind zweihundert Tote, darunter einige Offiziere, und ließ Gefangene, eine Menge Gewehre, Zelte und Aus⸗ rüstungsgegenstände in unseren Händen. An den Dardanellen nahm unsere Artillerie am 17. Juni bei Ari Burnu die feindlichen Funken⸗ und heliostatischen Anlagen unter Feuer. Der größte Teil der dort arbeitenden feindlichen Soldaten wurde getötet. Ein feindliches Torpedoboot wurde durch ein Artilleriegeschoß schwer beschädigt. Am 18. Juni beschoß unsere Artillerie erfolgreich den linken Flügel des Feindes und verursachte ihm große Verluste. Um sich gegen das wirksame Feuer unserer Küstenbatterien zu schützen, hatte der Feind seine Stellung ge⸗ wechselt, aber auch die neuen Stellungen wurden von denselben Batterien beschossen. Die feindliche Artillerie, die das Feuer auf unsere Infanterie eröffnet hatte, wurde zum Schweigen gebracht. An den übrigen Fronten ist die Lage unverändert.

Konstantinopel, 20. Juni. (W. T. B.) Das Haupt⸗ An der Dardanellenfront bei Ari Burnn ereignete sich am 18. und 19. Juni nichts Wesentliches. Ein von neun Torpedobooten und sieben Minensuchern ge⸗ decktes feindliches Panzerschiff erschien vor Sedil Bahr, beschoß unsere Küstenbatterien auf dem asiatischen Ufer und zog sich mit seiner Bedeckung wieder nach Lemnos hin zurück. Am 19. Juni wurde ein schwächerer Angriff gegen das Zentrum unserer Südgruppe vor Sedil Bahr mit Verlust abgewiesen. Unsere Küstenbatterien beschossen die Artillerie, Kolonnen und Transportschiffe des Feindes wirksam, ebenso wie seine Infanterie, die unter dem erfolg⸗ reichen Feuer unserer europäischen Batterien den Rückzug antrat. Unsere Batterien auf dem asiatischen Ufer be schossen auch Kolonnen des Feindes, die nach dessen Lager marschierten, sowie die feindlichen Schuppen und Flugzeuge wirksam und verursachten einen Brand, der mehrere Flugzeuge vernichtete und Schrecken unter den Truppen und Tieren des Feindes verbreitete. Feindliche Flieger über⸗ flogen unsere erwähnten Batterien und warfen acht Bomben, jedoch ohne Erfolg. Von den anderen Fronten ist nichts zu melden.

Nach einer Mitteilung der „Schlesischen Volkszeitung“ ist das Mitglied des Hauses der Abgeordneten Max Richter (Zentr.), Vertreter der Kreise Neurode, Glatz und Habelschwerdt im Regierungsbezirk Breslau, am 19. d. M. gestorben.

Kunst und Wissenschaft. 1 G

In der unter dem Vorsitze von Professor Ed. Seler abge⸗ haltenen Junisitzung der Anthrovologischen Gesellschaft be⸗ richtete der Vorsitzende über die Forschungsergebnisse des in der Sierra Nepada de Santa Marta (Südamertka) mit Indianerstudien beschäftigten Dr. Preuß (Berlin) sowie über die Beraubung des Lagers von Dr. Thurnwald durch die Engländer am Kalserin Augustaflusse in Neu Gutnea. Man darf annehmen, Dr. Thurnwald werde sich auf holländisches Gebiet haben retten können. Dr. Graebner wird in Australien noch immer durch die dortige Re⸗ gterung in IJsolierhaft gehalten. Geheimrat Professor Hans Virchow legte neben einem durch einen schwedischen Anatomen konstruterten neuen Kraniometer ein Prävarat vor, aus dem die Beziehungen von Schädel, und Weichteilen des Gesichts zu⸗

nander deutlich werden und wobei die Anlage der Augenbrauen in ibrer Bedeutung für den Ausdruck des Gesichts besonders zur Geltun kommt. Ein Beweis, daß unsere Feldgrauen an der Front no Zeit finden, wissenschaftliche Beobachtungen und Forschungen zu machen, ist eine Sendung von 24 Gegenständen, die dem „Mär⸗ kischen Museum“ aus Posen zugegangen sind. Sie stammen aus einem germanischen Brandgrab des ersten nachchristlichen Jabr⸗ hunderts. In den Gefäßen fanden sich Spinnwirtel, Glas⸗ und Bernsteinperlen, Schaber, Spvielsteine, letztere aus römisch⸗germanischen Grähbern bekannt, sodann eine „Augenfibel“, die kei uns im östlichen Deutschland als aus der Zeit um 100 nach Christi bekannt ist. Durch eine schon als Schmuck denutzte Münze der Sabina Augusta, der Gemahlin Hadrians (117—138), ist die Grabanlage zeitlich datiert. Sie weist auf einen Germanenstamm (Goten oder Van⸗ dalen), der hier im Osten (in Ostpreußen) um jene Zrit schon gesessen bat. Das Grab selbst ist wohl als vdie Ruhestätte einer weiblichen

so waren Schiff und Ladung verfallen, und da die Einbringung

Person anzusprechen, wie Dr. Kiekebusch meint, der die Fund⸗