8 halten. Mit den Vertretern der Staatsregierung haben wir uns zu⸗ sammengefunden auf demselben Boden vollen gegenseitigen Ver⸗ trauens und voller Offenbeit, und wenn der Vizepräasident des Staals ministeriums auf diese Verhandlungen mit Befriedigung einen Rück⸗ blick geworfen hat, so sei es auch von unserem Standpunkt. Ich glaube, daß wir mit diesen Arbeiten dem Vaterlande in ernster Zeit einen Dienst geleistet haben, wie es unsere Pflicht war. Ich knüpfe noch einmal an die Worte des Reichskanzlers an, die hier schon erwähnt worden sind. Er hat am 28. Mai unser deutsches Volk aufgefordert, auszuharren, bis wir alle nur möoglichen realen Garantien und Sicher⸗ heiten geschaffen und erkämpft haben, daß keiner unserer Feinde, nicht vereinzelt, nicht vereint, wieder einen Waffengang mit uns wagen wird. Diese Worte haben anfeuernd und ermutigend in unserem ganzen Volke gewirkt, in jedem Haushalt, der den Krieg mitkampft (Widerspruch bei den Sozialdemokraten), und wer das leugnet, der schließt sich von dem deutschen Volke aus. (Stürmischer Beifall bei den bürgerlichen Parteien. Große Unruhe bei den Sozialdemokraten; Glocke des Präsidenten. Fortgesetze Zwischenrufe des Abg. Dr. Liebknecht.) Diese Worte haben anfeuernd und ermutigend in unserem Volke ge⸗ wirkt, ermutigend, den Kampf, den jeder Haushalt heute führen muß, mit Ernst und Zuversicht fortzukämpfen. Auf Grund unserer Ver⸗ handlungen haben wir die Gewißheit, daß wir wirtschaftlich durchhalten können, daß die Opfer, die jede Familie, die jeder Haushalt bringen muß, nicht vergeblich sind, daß unsere gute und gerechte Sache auch wirtschaftlich gesichert ist. Wir dürfen mit Gottvertrauen und fester Zuversicht unseren Weg weitergehen. Wir köoönnen aber auch das Vertrauen haben, weil es sich um eine geschichtliche Notwendigkeit handelt, daß das Bewußtsein unserer wirtschaftlichen Kraft unsere Heerführer stärken wird in der festen Führung des Heeres und unsere Staatsmäanner stärken wird in der kühlen Abwägung dessen, was ihrerseits zu geschehen hat, damit das Ziel erreicht wird, der Friede, wie er uns vorschwebt.
Bei der Abstimmung werden sämtliche von der Kommission
vorgeschlagenen Resolutionen angenommen, ebenso werden die
“ Petitionen nach den Kommissionsanträgen er⸗ ledigt.
Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons., zur Geschäftsordnung): Das Alter hat seine Licht⸗ und Schattenseiten. Für mich hat das Alter das Angenehme, daß ich in der Lage bin, das Haus zu bitten, mir zuzustimmen in dem Ausdruck des Bankes und der Anerkennung an unseren verehrten Herrn Präsidenten für die Treue und unparteiische Führung unserer Geschäfte. (Die Mitglieder des Hauses haben sich von ihren Plätzen erhoben.) Ich muß Sie aber bitten, Ihren Dank auch noch weiter auszudehnen, daß es in dieser Kriegszeit der Herr Prasident verstanden hat, den Gefühlen heißer Vaterlandsliebe, die uns alle durchströmen, würdevollen und eindrucks⸗ vollen Ausdruck zu geben. Durch Ihr Erheben von Ihren Plätzen haben Sie bekundet, daß Sie dem Danke und der Anerkennung für unseren verehrten Herrn Präsidenten zustimmen. 8 Präsident Dr. Graf von Schwerin dankt dem Vorredner und dem Hause für die ihm zuteil gewordene freundliche Kundgebung. Wenn es ihm gelungen sei, die Geschafte des Hauses mit Erfolg zu führen, so verdanke er das der treuen Unterstützung, die er auf allen Seiten des Hauses gefunden habe, namentlich auch beim Vorstande, beim Herrn Vizepräsidenten, bei den Schriftführern Quäsrtoren, aber auch der treuen Hingabe der Beamtenschaft; er danke auch für das große Wohlwollen und die große Nachsicht, die er auf allen Seiten gefunden habe. Der Präsident fährt dann fort: Damit waären wir am Schluffr unserer heutigen Sitzung und stehen, wie Sie wissen, auch unmittelbar vor dem Schlusse unserer gegenwatigen Session. Bevor wir aber auseinandergehen, wollen Sie mir, in Ergänzung des Ihnen von dem Herrn Vorsitzenden der Budgetkommission gegebenen Gesamtbildes unserer wirtschaftlichen Lage, doch auch noch ein ganz kurzes Wort über unsere allgemeine Kriegslage gestatten. Als wir uns vor drei Wochen unmittelbar nach dem Eintritt Italiens, unseres bisherigen Bundes⸗ genossen, in die Reihe unserer Feinde hier zusammenfanden, habe ich der Erwartung Ausdruck gegeben, daß unser Volk auch diese neue Wendung der Dinge mit voller Ruhe aufnehmen, und daß wir uns dadurch in keiner Weise in unserer festen Zuversicht des endlichen Sieges würden erschüttern lassen. Diese meine Erwartung hat sich in vollem Maße erfüllt. Und die bisherigen Ereignisse auf dem süd⸗ lichen Kriegsschauplatz scheinen mir auch diese ruhige Auffassung, welcher die italienische Kriegserklärung bei uns begegnete, in vollstem Maße zu rechtfertigen. Aber auch sonst haben wir heute wohl weniger als je Anlaß, uns in der gewissen Zuversicht unseres endlichen vollen Sieges erschüttern zu lassen. Der russische Koloß, diese gewaltigste aller uns entgegengeführten Heeresmassen, welche England, wie immer bei seinen K riegen, nur glaubte vor seinen Wagen zu spannen zu brauchen, um seines Sieges über uns sicher zu sein, kann heute schon, wenigstens in seiner Hauptmacht, als nabezu gebrochen betrachtet werden. Die schweren Niederlagen, welche die Russen während der letzten Wochen in Galizien. Schlag auf Schlag, erlitten und welche soeben zu der Wiedereroberung Lembergs führten, werden sehr bald auch die Be⸗ freiung ganz Galiziens von der Russenherrschaft zur Folge haben worüber wir die bexrechtigte Siegesfreude unserer treuen Bundesge⸗ nossen von ganzem Herzen teilen. Zu irgendeiner kraftvollen Offen⸗ sive aber wird die russische Armee nach der Ansicht unserer maßgebendsten militärischen Sachkenner in absehbarer Zeit nicht meohr fahig sein. Dazu haben die gewaltigem Schläge Hindenburgs, Mackensens und un⸗ serer Verbündeten der russischen „großen Dampfwalze“ den „Dampf“ denn doch schon zu gründlich ausgetrieben. (Beifall.) An unserer West⸗ front ist soeben die dritte, von dem französischen Generalissimus mit so viel Pomp angekündigte große Offensive an dem heldenmütigen Widerstande unserer braven Truppen vollkommen gescheitert. Wie oft die Franzosen, Englander und Belgier sich an dieser Granitmauer unseres Heerwalles die Köpfe noch einrennen wollen, wird ihre Sache sein. Ein⸗ oder überrennen werden sie diese Mauer nickt. Was unseren Seekrieg gegen England angeht, so haben wir ja auch diesen Krieg in seinen jetzigen Formen nicht gewollt. Nachdem er uns aber inmal durch England und seine Kriegsführung aufgezwungen ist, gibt es für uns in demselben nur noch ein unerbittliches „Durch! durch“ bis zu dem Augenblick, wo England sich gezwungen sehen wird, nicht nur seine brutals Kriegsführung gegen uns und die uns befreundeten wirklich neutralen Staaten zu ändern, sondern auch auf seine bisherige ungerechte Alleinberrschaft auf dem Weltmeer zu gunsten unserer Gleichberechtigung und der vollen Gleichberechtigung aller seefahrenden Völker der Erde zu verzichten. (Beifall.) Der 5. Kriegsschauplatz — der letzte, von dem ich noch sprechen möchte — ist der der Munitionsfabrikation und der Fabrikation von Kriegs⸗ material überhaupt. Auf diesem Kampfplatz werden ja heute von allen unseren Gegnern die gewaltigsten Anstrengungen gemacht. Denn auch England scheint mehr und mehr einzusehen, daß in einem solchen Kampfe wie dem gegenwaärtigen die eisernen Kugein doch schließlich ein entscheidenderes Wort als die silbernen sprecken. Aber auch auf diesem Gebiet steht wenigstens heute noch die Ueberlegenbeit unserer Industrie mit ihrer staunenswerten Anpassungsfatügkeit über jedem Zweifel. So, meine Herren, dürfen wir heute wobl an allen unseren Fronten der meiteren Entwicklung der Dinge mit voller Zuversicht entgegensehen. Wir wollen uns nicht überheben und auch nicht täuschen über das ungeheure Maß von Opfern und von zäber Ausdauer, welches dieser Krieg noch von uns fordern wird. Aber wir wissen, unser ganzes Volk ist hierzu bereit. Und darum dürfen wir auch heute Zuversicht auseinandergehen, daß — wenn wir 1 2 auf den Ruf unseres Königs bier wieder zusammenfinden werden — wir dann, wenn auch vielleicht noch nicht am Ziel, so doch wiederum dem großen Ziel eines für uns sie reichen Endes und damit ebrenvolsen und dauernd gesicherten Friedens wesentlich näher gekommen sein werden. Was wir in den vergangenen
8 —
mand heute mehr ein Recht halk, datan zu zweifeln. Gott der Herr wird. wie bisber, auch weiter unseren Waffen Sieg, unserem Volke aber Kraft, Ausdauer und unbegrenzte Opfer⸗ willigkeit verleihen. In diesem Vertrauen und mit diesem un⸗ erschütterlichen Willen gehen wir heute wie immer auseinander mit dem Ruf: Gott schütze unser geliebtes Vaterland, unser herrliches Heer und unseren siegreichen obersten Kriegsberrn! Seine Majestät, unser allergnädigster Kaiser und König hoch, hoch, hoch! Die Mitglieder des Hauses und der Regierung, welche stehend diese Ansprache angehört haben, stimmen drei be geistert in diesen Ruf ein. “ — Schluß der Sitzung gegen 33½ Uhr *
Vereinigte Schlußsitzung der beiden Häuser des Landtages 8 am 24. Juni 1915, Nachmittags 5 Uhr.
Am Regierungstisch: die Staatsminister Dr. Delbrück, Dr. Beseler, Dr. von Breitenbach, Dr. von Trott zu Solz, Dr. Freiherr von Schorlemer, Dr. Lentze, von Löbell, Dr. Helfferich.
Der Präsident des Herrenhauses von Wedel⸗Pies dorf eröffnet um 5 Uhr 4 Minuten auf Grund einer Ver⸗ einbarung der Präsidenten beider Häuser die Sitzung und er⸗ nennt zu Schriftführern die Abgg. Itschert und Dr. Röchling sowie die Mitglieder des Herrenhauses Graf von Ballestrem und Graf von Hutten⸗Czapski; er erteilt darauf das Wort dem Vizepräsidenten des Staatsministeriums.
8 Vizepräsident des Staatsministeriums, Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück:
Ich habe den beiden Häusern des Landtages eine Allerhöchste Bot⸗ schaft zu verkünden. (Die Anwesenden erheben sich.) Die Aller⸗ höchste Botschaft lautet:
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen usw., haben auf Grund des Artikels 77 der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 den Vizepräsidenten Unseres Staatsministeriums Dr. Delbrück beauftragt, die gegenwärtige Sitzung der beiden
Häuser des Landtages Unserer Monarchie am 24. Juni d. II Unserem Namen zu schließen. Gegeben Großes Hauptquartier, den 24. Juni 1915 gez. Wilhelm. ggez. vom Staatsministerium.
habe die Ehre, dem Herrn Präsidenten die Urkunde zu überreichen. Kraft des mir erteilten Allerhochsten Auftrages erkläre ich diermit die Sitzungen des Landtages für geschlossen. Präsident von Wedel⸗Piesdorf: Meine Herren, mit dem⸗ selben Ruf, mit dem wir unsere Arbeiten begonnen haben, schließen wir sie: Unser Allergnadigster König und Herr, Seine Majestät der Deutsche Kaiser, Wilhelm II., unter dessen Leitung unsere sieg⸗ reichen Heere zum Siege geschritten sind und mit Gottes Hilfe einen ruhmvpollen Frieden erkämpfen werden, lebe hoch! (Die An⸗ wesenden stimmen in den dreimaligen Hochruf begeistert ein.) Ich schließe die Sitzung.
Schluß 5 Uhr 6 Minuten.
Handel und Gewerbe.
(Aus den im Reichsamt des Innern zusammen⸗ gestellten „Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft“.)
Spanien. 8 Ausfuhrverbot. Nach einem Berichte der Norwegischen Ge⸗ sandtschaft in Madrid an das Norwegische Auswärtige Departemen t ist in Spanten die Ausfuhr von rober Baumwolle und Alu⸗ miniumwaren sowie die Wiederausfuhr von rohen Häuten und Büffelfellen und daraus hergestellten Gegenständen ver⸗ boten worden. (Morgenbladet vom 15. Juni 1915.)
Ausfuhrperbot. Nach einem Berichte der Kalserl. Gesandt⸗ schaft in Eübwen hat die Schwedische Regierung ein See ehen. für Eier erlassen. Dieses Verbot ist mit dem 16. Juni 1915 in Kraft getreten und gilt vorläufig bis zum 16. August 1915. Jedoch dürfen Eier, welche vor 12 Uhr Nachts zwischen dem 15. und 15. Juni mit der Bestimmung nach einem Orte im Ansland auf ein in. die Eisenbahn geladen worden sind, aus Schweden aus⸗ geführt werden.
— Untersuchung von Züͤndhölzern für die Ausfuhr. Eine Kundmachung vom 26. Mai 1915 enthält Vorschriften über das Verfahren bei der Untersuchung, ob Zündhölzer von giftigem
Kraft getreten. (Die Drucksache — Svensk Författningssamling Nr. 148 vom
Berlin NW. 6, Luisenstraße 33,34, eingesehen werden.) — Maßnahmen gegen die Anh äufung von Gütern auf
Königliche Kundmachung vom 21. Mai 1915 für Sto ckholm lautet:
Angekommene Güter, gleichviel ob unmittelbar aus dem Ausland oder als unmittelbare Trantsendung, dürfen, wenn die Waren er⸗ von zollfreier Beschaffenheit sind, oder wenn diese Beschafzen⸗
wird, hier nicht auf ein Transitlager gebracht oder unmittelbar, gleichbiel ob ins Inland oder nach dem Ausland, im Transit versendet werden. Geldstrafen sind gemäß § 31 Ziffer 2 der Zollordnung zu er⸗ heben, und zwar bei zollpflichtigen Waren für jeden der zehn ersten
Tage mit 2 v. H. des Jolles, bei zollfreien Waren mit ½ v. H. baw. 1 v. H. des gangbaren Wertes der Waren. Die in § 2* X Zoll. ordnung bestimmte Frist von 6 Monaten, innerhasb welcher eine solche Wiederausfuhr von Waren, wie sie in § 27 Ziffer 2 der Zoll⸗ ordnung behandelt ist, bei Vermeidun ne f.; Folgen durchgeführt sein muß, soll auf 2 Monate eingeschrgakt werden. Die Kundmachung ist am 8. Junt 1915 in Kraft getreten. (Svensk Författningssamling.) —, Verkauf mit Beschlag belegter Apothekerwaren. Dur Kundmachung vom 12. März 1915 ist die Ausfuhr gewisser för. S. 8 Kundmachung vom 28. Mai 5, die am 9. Jun raft getreten ist, dürfe Beschlag belegte Waren ohne 1 d. Fiaftege mer achtung gewisser Bestimmungen der Apothekerwarenordnung und Svensk Författningssamling)
Erlös wird bis zur iraht. Erledigung der Sache hinteriegt.
1 Kriegsmonaten nicht nur an Beweisen der militärischen Kraft, en, wie es Ihnen soetee Herr Winckler dargelegt daz, ebense auch an wirtschaftlicher und finagzieller, namentlich aber an erer, moralischer Kraft unseres Volkes erfabren haben, bietet uns ine se starke Bürgschaft für unser siegreiches Durchhalten, daß nie⸗
ch dem Verwaltungsber chiefer bauenden Gewerlschaft in Eisleben für das Jahr 1914 betrug 1914 die Rarcfinarkupfererzeugung 19 684 (20 300 ]1 t, der Absaz 20 241 (19 962) t, die Feinsitbererzeugung 103 374
(111,023) kg, der Absatz 103 371 (111 923) kg. Cs woehen zen⸗
23) kg, d. 2 g. ielt in den 4 Vterteljahren 1914 im Durchschnilt fur Rfßnadkapser Heore⸗ 1393, 1369. 1435, 1689 ℳ für die Tonne, für Feinfilber bezw. 78,94, 78,97, 82,07 90,00 ℳ für das Kilogramm. Die Bestände an Raffinadkupier betrugen 331,421 (888,201) t. Die Einnahmen der Kupferschiefer⸗Bera⸗ und Hüttenwerke betrugen insgesamt: für Raffinadkupfer 29 826 661 (30 027 992) ℳ, für Feinsilber 8 542 414 (9 059 083) ℳ, für verschledene Nebenprodukte 1 484 132 (1 625 492) ℳ, für Schlackenfabrikate 1 949 346 (2 442 343) ℳ, im ganzen 41 802 554 A ℳ. Der Ertrag sämtlicher Werke für das Jahr 1914 elief sich auf 14 279 133 ℳ, der Reingewinn auf 2 321 828 ℳ. Hierzu
Infolge des Krieges waren die Werke genötigt sonders starkem Maße in Anspruch lich⸗ Verminderung gegen das Vorjahr eingetreten ist. Sie betrugen 15 095 209 ℳ. Die Deputation bat beschlossen, eine Ausbeute von
ihre Vorräte in be⸗
stützungen belief sich auf 302 980 ℳ.
da die
Stück.
Pbosphor frei sind. Die Kundmachung ist vom 15. Juni 1915 in
4. Juni 1915 — kann im Reichsamt des Innern (Zollbureau), V
den Kais und in den Zollräumen von Stockholm. Eine
eit bei der Untersuchung, welche die zuständige Zollstelle ungehindert durch sonstige Bestimmungen vorzunehmen bere tigt ist, festgestellt
Tage mit 1 v. H. des Zolles und für jeden der nächstfolgenden zebn
5,40. — Amerikaner u
loko middling 9,66, do. für Juni 9,24, do. Abwarten eines Gerichtsbeschlusses unter 1
der Giftordnung in Stockholm öffentlich versteigert werden. Der
icht der Mansfeldschen Kupfer⸗ 6,738, Kupfer 6.
35 ℳ für den Kux zu verteilen, sodaß insgesamt 2 419 200 ℳ zur Verteilung gelangen, während der Rest von 700 447 ℳ auf neue
Rechnung vorgetragen wird. Auf sämtlichen Werken der Mansfeld⸗
schen Gewerkschaft waren Ende 1914 16 663 Arbeiter und Beamte beschäftigt, und zwar 15 036 im Mansfelder Bezirk und 1627 in Westfalen. Zu den Fahnen waren Ende 1914 eingezogen zusammen etwa 7200 Mann. Die Familien der zum Heeresdienst eingezogenen Arbeiter sind fortlaufend aus gewerkschaftlichen Mitteln unterstützt worden. Der bis Ende 1914 gezahlte Gesamtbetrag dieser Unter⸗ An sonstigen Unterstützu sind Arbeitern und Beamten sowie ihren Angehörigen 5 Mineln der Gewerkschaft im Jahre 1914 50 592 ℳ gewährt worden.
— Die Einnahmen der Baverischen Staatseisenbahnen betragen im Mai 1915 aus dem Personenverkehr 87,19 %, aus dem Güterverkehr 81,87 % der Einnahmen des gleichen Monats des ö I “ 88* Monats Mai 1915 sind die
stärtransporte im Personenverkehr mit 3,53 %, im Gü bn- 88 9 eiöane 53 %, im Güterverkehr
n. 24. Juni. (W. T. B.) Der auf den 3, Juli anbe⸗ 5 Kassatag für Devisen ist auf den 3. August verschoben rden.
Budapest, 24. Juni. (W. T. B.) Der Generalrat d Oesterreichisch⸗Ungarischen Bank bat die Auszablung der g- das erste Semester 1915 entfallenden Dividende mit 28 Kronen für jede Aktie vom 1. Juli ab beschlossen Paris, 24. Junt. (W. T. B.) Wie der „Agence Havas“ aus Nev York gemeldet wird, ist zwischen dem Hause Morgan und dem Hause Rothschild in Paris eine Vereinbarung über die Ausgabe einer französischen Anleihe in Amerika getroffen worden. Die Anleihe soll durch amerikanische Eisenbahn⸗ obligationen erster Klasse, die in der Bank Morgan zu hinterlegen . E daß der Betrag sich auf etwos weniger als? illionen Franken belaufen wird. Zins⸗ fuß würde etwa 5 vom Hundert sein. 5 6X“
Konstantinopel, 24. Juns. (W. T. B.) Die Einna 82- 5 85 3 8 Regiere,etr chaft betrugen im en Mai 1915 24 600 000 Piaster gegen 19 700 000 4 iaster i e Periode des Vorjahres. gb 8 dns 8 8
Berlin, 25 Junt. Produktenmarkt.
Der Markt war geschäftslos.
Kur berichte von auswärtigen Fondsmärkten. London, 23 Juni. (W. T. B.) 2 % Engl. Konsols 65 %½ niedrigster Kurs 65, Brasilianer 429) 88 S. ⸗ 71 ⅛, 4 ½ 8 Javaner 90 ¼, Peruvian common 3 ⁄6, 3 % Portugiesen 55 ½, 4 % Russen 76 ⅓, Atchison, Topeka u. Santa *† 105, do. pref. 104 ½, Baltimore u. Obio 77, Canadian Paclfic 159 ⅞, Erie 28 ¼, Ontario 31 ½, Southern Packfic 92 ⅞, Southern Railway 17, Union Paetfic 134 ¼, u. S. Steel Corp 63 ⅜, Amalgamated Copper 79, Rio Tinto 60 ½, Chartered 10 ½, De Beers 10 ¾, Lena Goldfields 1131, Randmines LEile Privatdiskont 4 ½, Silber 23 ½. — Bankeingang 868 000 Pfp.
erl. 1 Paris, 24. Juni. (W T. B.) 4 % Span. äußere Anleih: 84,45, 5 % Russen 1906 90,00, 3 %,
Rußsen v. 18965 —,—, 4 % Türken 62,00, Sueztanal 4346, Rie
Tinto 1565.
Amsterdam, 24. Juni. (W. T. B.) Markt behh, nl.
fahrtsaktien fest. Scheck auf Berlin 50,47 ½ — 50,97 ⅛, eck auf London 11,91 — 12,01, Scheck auf Paris 45,50 — 46,00, Scheck auf Wien —,—, 5 % Niederländische Staatsanleihe 100 ½, Obl. 3 % Niederl. W. S. 71 ⅜, Königl. Niederländ. Petroleum 545, Nieder⸗ ländisch. Indische Handelsbank 181 ⅛, Atchison, Toveka u. Santa Fannet 1.h 88 918 28 88 ⅛, 3, nion Pacific zs, malgamated 74 ½,
States Steel Corp. 59 ½. Feagse; G 1 New PYork, 23. Junt. (W. T. B.) (Schluß.) Der Verkehr
an der heutigen Boͤrse entwickelte sich im allgemeinen nur schleppend, Spekulation das Ergebnis der Emission der New Yorker Stadtanleihe abzuwanten schien. Zeitweise war die Nachfrage sür die Werte östlicher Bahnen twas lebbafter auf den Ausweis der Balti⸗ gn. and Der ““ 5-hce sich in matter altung Die Kursbewegung war nicht einheitlich, “ Cägsctag. e S Tendenz für Geld: Stetig. Geld a. 24 Std. Durchschn.⸗ insrate 1¾, Geld auf 24 Std. letztes Darlehen 1¼, e . mner (60 Tage) 4,7325, 1e,It, Zee af
ullion 48 ⅛, 3 % Northern Pacific Bonds 63 ½, 2 % Ver. Staat. Bonds —,—, Atchison, Topeka u. Santa F 100 ½, Baltimore and
Ohio 77 ½, Canadian Pacific 148 , Chesapeake u. Obio 39 ⅜, Chicago,
Milwaukee u. St. Paul 91, Denver u. Rio Grande 6, IFllinois Central 106 Louisville u. Nashville 117, New York Central 89 ½,
Norfolk u. Western 103, Pennsvlvania 106 ⅜, Reading 146 ⅞, Southern
Pacißie 88 ⅜, Unton Pacific 128 ¼, Amalgamated Copper
2 C 2 7. 3 United States Steel Corporation 60 ⅞, do. pref. 109 ½. “
Rio de Janeiro, 22. Jum. (W. T. B.) Wechsel auf
London 12 14.
Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten. London, 23. Juni. (W. T. B.) Kupfer prompt 81 . Liverpool, 22. Juni. (W. T. B.) Baumwolle. Umsatz
10 000 Ballen, Import 16 700 Ballen, davon 12 500 Ballen ameri⸗
kanische Baumwolle. — Juli⸗August 5,14, für Oktober⸗November
n
10, Indier 5 Punkte niedriger. 68 eennn. 23. Juni. (W. T. B.) Roheisen für Kasse
Amsterdam, 24. Juntk. (W. T. B.) Jayva⸗Kaffee fest, loko 49. Santos⸗Kaffee für tember 38, fü . zember 37 ⅛½, für März 35 ⅛.
Amsterdam, 24. Juni. (W. T. B.) Oele notizlos.
New York, 23. Juni. (W. T. B. (Schluß.) Baumwolle r Juli —,—, do. für Sep⸗ tember 9,66, New Orleans do. loko middling 9,00, Petroleum Refined in Cases) 10,00, do. Standard withe in New Yort 7,50, do. in Tanks 4,00, do. Eredit Balances at Oil City 1,35, Schmalz Western Steam 9,42 ⅛, do. Rohe u. Brothers 10,10, Zucker Zenkrifugal 4,89, Weuen loko Nr. 2 Red. 129, do. für Juli 111 ⅛, do. für Sep⸗ tember 109, do. für Degember —,—, Mehl Spring⸗Wheat clears 5,60 — 5,20, Getreidefracht nach Awerpool 11, Kaffee Rio Nr. 7 lofo 7 ½⅜, do. für Juli 6,82, bo. für Sepiember 6,68, do. für Dezember
udard loko 18 ½, Zinn 41,00. “
tritt der Vortrag aus dem Jahre 1913 737819 ℳ, zusammen 3119647 ℳ.
zu nehmen, wodurch eine wesent.
3 % Französische Rente 70,85,
Der Aktienumsatz betrug 385 000
don (6 Cable Transfers 4,7715, Wechsel auf He auf Sicht 5,4900, Wechsel auf Berlin auf Sicht Sesef 8
Brasilianer 6 Punkte niedriger, Aegypter
Die Verwendung von betäubenden Gasen. 8
die deutsche Armee wegen der ö nden Gasen noch immer mit Vorwürfen über⸗ r. s atsächlichen und der sich nur um eine ge⸗
ꝙ† Aanb 1n 8 Im Auslande n
Verwendung von betäube hauft. Soweit dem nicht vöollige “ der schtlichen Verhältnisse zugrunde liegt, kann es 3 58 beschefie Entrüstung handeln. Man will die deutsche Kriegfübrung mit allen Mitteln verächtlich machen, um die Augen der Welt zahlreichen beßf Kriegsrechts abzulenken, die unsere Fe⸗ b ulden kommen lassen. 8 3 gn ge Sachlage 25 sich aus der folgenden 68 8 I drn . des Großen Hauptgq “ am 22. April dur Wolff’s Telegraphenbureau verbreitet wurde: b 8 1 1 8 Jelegrap geassentlictuna vom 21. d. Mts. beklagte sich 1G englische Heeresleitung darüber, daß deutschenee * * 85 Gesetzen zivilisterter Kriegführung bei der Wiedereinna nicke 65 Hohe 60 südöstlich von Bpern Geschosse, die beim Platzen erstickende Hase entwickeln, verwendet worden seien. Wie aus den b amtlichen Bekanntmachungen hervorgeht, gebrauchen unsere Gegner seit vielen Monaten dieses Kriegsmittel. Sie sind also augen⸗ scheinlich der Meinung, daß das, was ihnen erlaubt sei, uns nicht zugestanden werden könne. Eine solche Auffassung, die in diesem Kriege ja nicht den Reiz der Neuheit hat, begreifen wir, besonders in Hinblick darauf, daß die Entwicklung der deutschen Chemie⸗ vissenschaft es natürlich gestattet, viel wirksamere Mittel einzu⸗ etzen als die Feinde, — konnen sie aber nicht teilen. Im übrigen rifft die Berufung auf die Gesetze der Kriegführung nicht zu. Die deutschen Truppen verfeuern keine „Geschosse, deren ein⸗ iger Zweck ist, erstickende oder giftige Gase zu verbreiten“ (Erklä⸗ ung im Haag vom 29. Juli 1899), und die beim Platzen der deut⸗ chen Geschosse entwickelten Gase sind, obschon sie sehr viel unan⸗ genehmer empfunden werden als die Gase der gewöhnlichen fran⸗ zösischen, russischen oder englischen Artilleriegeschosse, doch nicht so gefahrlich wie diese. Auch die im Nahkampf von uns verwendeten Nauchentwickler stehen in keiner Weise mit den „Gesetzen der Kriegführung“ im Widerspruch. Sie bringen nichts weiter als die Potenzierung der Wirkung, die man durch ein angezündetes Stroh⸗ er Holzbündel erzielen kann. Da der erzeugte Rauch auch in dunkler Nacht deutlich wahrnehmbar ist, bleibt es jedem überlassen, sich seiner Einwirkung rechtzeitig zu entziehen.
Diese kurze, den Tatbestand eigentlich erschöpfende Erklärung konnte jeden Unworeingenommenen überzeugen. Wenn trotzdem unsere Feinde die Anschuldigungen weiter verbreiten, so ist dagegen im wesent⸗ lichen nur noch der ausführliche Nachweis zu führen, daß die Franzosen und Engländer tatsächlich lange vor uns Stick⸗ gase zur Anwendung gehracht haben. Auch wird man etwas näher auf die Geschichte und den Sinn der Haager Erklärung von 1899 eingehen können, um die „Entrüstung“ unserer Gegner ins rechte Licht zu setzen.
Seit vielen Monaten gebrauchten die Franzosen und die Eng⸗ lander Geschosse, die beim Platzen erstickende Gase entwickeln, und es ist festzustellen, daß auf ihrer Seite die Verwendung von Stickgasen nicht etwa ab⸗, sondern erheblich zunahm, ja: daß um fassende, sostematische Vorbereitungen dafür getroffen wurden. Wir erinnern zunächft an die deutschen Hauptquartierberichte vom 13., 14., 16. und 17. April, in denen amtlich gemeldet wird, daß die Fran⸗ zosen hei Suippes und bei Verdun, die Engländer bei Ppern wieder Geschofsfe, Minen und Bomben mit erstickend wirkender Gasentwick⸗ lung angewendet haben. Der Bericht vom 16. 4. sagt ausdrücklich:
„die Verwendung von Bomben mit erstickend wirkender Gas⸗ entwicklung und von Infanterie⸗Explosivgeschossen seitens der Fran⸗ zosen nimmit zu.“
Für jedermann, der sich ein unbefangenes Urteil bewahrt hat, werden diese amtlichen Feststellungen der durch strenge Wahrhaftigkeit ausgezeichneten Deutschen Heeresleitung schon genügen, um die Ver⸗ wendung von Stickgasen seitens unserer Gegner als bewiesen anzu⸗ sehen. Wer trotzdem noch an der Tatsache zweifelt, der entnehme den Nachweis für die planmäßige Vorbereitung dieser Kampf⸗
art durch die Franzosen der nachfolgenden Mitteilung des franzö⸗ sischen Kriegsministeriums, geschrieben am 21. Februar
() 1915. Sie lautet in deutscher Uebersetzung: Kriegsministerium, 21. Februar 1915.
Bemerkungen über Geschosse mit betäubenden Gasen.
Die sogenannten Geschosse mit betäubenden Gasen, die von unserer Zentralwerkstätte hergestellt werden, enthalten eine Flüssig⸗ keit, die nach der Explosion Dämpfe ausströmt, die Augen, Nase und Köhle reizen. Es gibt zwei Arten: Handgranaten und Patronen.
Handgranaten.
Die Granaten haben die Form eines Eies, ihr Durchmasser be⸗ rägt in der Mitte 6 cm, ihre Höhe 12 cm, ihr Gewicht 400 g. Sie sind für kleine Entfernungen bestimmt und haben eine Vorrichtung, um mit der Hand geworfen zu werden. b
Sie sind mit einer Aufschrift versehen, auf der die Gebrauchs⸗ anweisung steht. Angezündet werden sie mit einem kleinen an die Gebrauchsanweisung angeklebten Reibstoff, worauf sie fortgeworfen werden müssen.
Die Explosion erfolgt 7 Sekunden nach der Zündung. Ein kleiner Deckel aus Messing und ein angeschraubter Frper sichern die Zündmasse nach außen. Ihr (der Pandgranaten) Zweck ist, die Umgebung der Stelle, an der sie platzen, unhaltbar zu machen. hre Wirksamkeit wird durch starken Wind erheblich beschränkt.
Patronen.
Die Patronen haben eine zylindrische Form. Ihr Durchmesser beträäat 28 mm, ihre Höhe 10 cm, ihr Gewicht 200 g. Sie sind zur Verwendung auf eine größere Entfernung bestimmt, als mit Handgranaten erreicht werden kann. Unter einem Abgangswinkel von 25 ° gehen sie 230 m weit. Sie haben Zentralzündung und werden mit dem Leuchtkugelgewehr abgefeuert.
* Das Pulver entzündet eine kleine inwendige Zündmasse, durch welche die Patrone 5 Sekunden nach Verlassen des Laufes zur Ent⸗ zundung gebracht wird.
Die Patronen haben den gleichen Zweck, wie die Handgranaten, aber infolge der ganzen geringen Flüssigkeitsmengen muß man sie in größerer Anzahl gleichzeitig abfeuern.
Anzuwendende Vorsichtsmaßregeln bei Angriff auf Schützengräben, in die man solche Geschosse mit Erstickungsgasen geworfen hat.
Die durch die Geschosse mit Erstickungsgasen verbreiteten Dampfe sind nicht tödlich, wenigstens bei geringen Mengen, und ihre Wirkung ist nur augenblicklich, die Dauer der Wirkung hbängt von den Luftverhältnissen ab.
Es empfiehlt sich daher, die Schützengräben, in die solche Hand granaten geworfen wurden, und die der Feind trotzdem nicht ge⸗ waumt hat, anzugreifen, bevor die Dämpfe vollständig verschwunden ind. Die Sturmtruppen müssen ferner mit Schutzbrillen verseben und außerdem darüber belehrt werden, daß die unangenehme upsindung in Nase und Kehle ungefährlich ist und keine dauernde Storung zur Folge hat.“
. Hier haben wir den bündigen Beweitz dafür, daß die Franzosen mon vor mindestens einem halben Jahr Geschosse
mit Stickgasen in staatlichen Werkstätten bergestellt
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Zweite Beilage
baben. Die Anzahl muß so groß gewesen sein, daß sich das franzö⸗ sische Kriegsministerium schließlich veranlaßt sah, schriftliche Anwei⸗ — über die Benutzung dieser Kampfmittel auszugeben. Welche Heuchelei, wenn dieselben Leute sich darüber „entrüsten“, daß die Deutschen viel später auf dem vorgezeichneten Wege nachgefolgt sind! Sehr bezeichnend ist die Wendung in der amtlichen französischen An⸗ weisung: 8 f “ b „Die durch die Geschosse mit Erstickungsgasen verbreiteten Dämpfe sind nicht tödlich, wenigstens bei geringen Mengen.“ 8 v“
Gerade diese Einschränkung enthält das unzweideutige Einge⸗ ständnis, daß die feenwosischen Stickgase ködlich wirken, wenn sie in größerem Umfange angewendet werden. 1
Wir erinnern ferner daran, daß in amerikanischen Blättern — dem „Cincinatti Enquirer“ — und später sogar in der „New York Times“ die Behauptung eines als maßgebende Persönlichkeit bezeich⸗ neten amerikanischen Chemikers veröffentlicht worden ist, wonach sich auf der „Lusitania“ 250 000 Pfund Zinntetrachlorid befunden haben, die zur Herstellung von Stickgasen dienen sollten. Die Sendung war nach der Angabe des amerikanischen Gewährsmannes für die französische Regierung bestimmt! Diese hat also nicht nur vor Monaten in Amerika große Bestellungen auf Chemi⸗ kalien zur Herstellung von Stickgasen gemacht, sondern sie hat auch die Verantwortung für den Tod der Lusitaniapassagiere mit zu tragen, von denen viele durch die bei der Torpedierung freigewordenen Dämpfe des Zinntetrachlorids umgekommen sein sollen.
Aus der Mitteilung des „Cincinnati Enquirer“ (Nummer vom 10. Mai) führen wir in wörtlicher Uebersetzung folgendes an:
„In der Pittsburger Gegend hergestelltes Material spielte bei der Zerstörung der „Lusitania“ eine Rolle. Es war keine Verschwö⸗ rung hier zu diesem Zweck, wie angedeutet wurde, aber die Ver⸗ schiffung gewissen tödlichen Kriegsmaterials aus der Pittsburger Gegend für die französische Armee machte das Auffliegen des Schiffes fast zu einem vorher bestimmten Ereignis, wie ich bereits vier Tage vor diesem voraussagte.
„Zinntetrachlorid ist eine flüchtige Substanz, die einen sehr beißenden und betäubenden Geruch hat. Die Ladung, die der Schiffsraum der „Lusitania“ enthielt, war dazu bestimmt, betäu⸗ bende Bomben aus ihr herzustellen, die von den französischen Streit⸗ kräften in die Reihen der deutschen Soldaten geworfen werden sollten. Die Ladung war in Pittsburg hergestellt. Augenscheinlich wußten die deutschen Behörden, was der Schiffsraum der „Lusi⸗ tania“ enthielt, und es war in ihrem eigenen Interesse, zu ver hindern, daß diese Ladung ihren Bestimmungsort erreichte.
Für einen, der diese näheren Umstände kannte, war es ein Leichtes, vorauszusagen, was sich ereignen würde. So geschah es, daß ich letzten Montag zu der Ueberzeugung gelangte, der große Dampfer würde Donnerstag oder Freitag den deutschen Untersee⸗ booten begegnen und torpediert werden.“ .
Bezeichnend für das, was sich wirklich ereignete, als der verurteilte Dampfer getroffen wurde, ist eine Stelle aus dem „Cincinnati En⸗ quirer“, die sich auf das Unglück bezieht: 8
„Dämpfe von Explosivstoffen durchdrangen jede Abteilung des in Stücke gegangenen Dampfers. Viele von den Passagieren fielen auf Deck bewußt⸗ los nieder. Andere wankten nach den Rettungsbooten.“
„Die erwähnten Dämpfe kamen nicht von dem Torpedo, son⸗ dern kamen von den Fässern voll Zinntetrachlorid, die durch das explodierende Torpedo in Stücke gerissen wurden. Diese Dämpfe rufen, schwach eingeatmet, bei Menschen, die nicht an sie gewöhnt sind, einen heftigen Husten hervor, werfen sie um und machen sie bewußtlos. Der Zustand dauert gewöhnlich nur kurze Zeit, falls die betreffende Person den Dämpfen entrinnen kann. In diesem Falle war ein Entrinnen von den Dämpfen natürlich sehr schwer.“
Man erinnere sich doch auch der skrupellosen Freude, mit der die feindliche und die amerikanische Presse schon im vergangenen Herbst großartige französische Erfindungen ankündigte, die es möglich machen sollten, die Vernichtungskraft der Artilleriegeschosse durch giftige Gas⸗ wirkung zu steigern. Und man halte sich jenes berüchtigte Inserat der „Cleveland Automatic Machine Co.“ vor Augen, worin es übe eine neue Granate in deutscher Uebersetzung wörtlich heißt:
„Das Material ist von ganz besonderer Art, von hober Dehn⸗ barkeit und Festigkeit und hat die Eigenschaft, bei der Explosion de Granate in kleine Stücke zu zerspringen. Die Einstellung der Zün dung dieser Granate ist ähnlich der des Schrapnells, aber sie unter⸗ scheidet sich dadurch, daß zwei explosive Säuren zur Verwendung gelangen, um die Ladung im Hohlraum des Geschosses zur Explosion zu bringen. Die Vereinigung dieser zwei Säuren ruft eine schreck⸗ liche Explosion hervor, die eine größere Wärkung hat, als irgend⸗ eine bisher gebrauchte Ausführung. Sprengstucke, die bei der Explosion mit diesen Säuren in Berührung gekommen sind, und Wunden, die durchsie hervorgerufen werden, be⸗ deuten einen Tod mit schrecklichem Todeskampf innerhalb vier Stunden, falls nicht unmittelhar Hilfe zur Stelle ist. Nach den Erfahrungen, die wir mit den in den Schützen⸗ gräben herrschenden Bedingungen gemacht haben, ist es unmoglich. ärztliche Hilfe jemandem in dieser Zeit zuteil werden zu lassen, um den tödlichen Ausgang zu vermeiden. Es ist unerlaßlich, sofort die Wunde auszubrennen, falls sie im Körper oder im Kopf sitzt, oder zur Amputation zu schreiten, wenn es sich um die Beine handelt, weil es kaum ein Gegenmittel gibt, das der Vergiftung entgegen⸗ wirkt. Hieraus läßt sich ersehen, daß diese Granate leistungsfahiger ist als das gewöhnliche Schrapnell, da die Wunden, die durch Schrapnellkugeln und Sprengstucke im Fleisch verursacht werden, nicht so gefährlich sind, solange sie keine giftigen Beimischungern haben, die eine unverzügliche ärztliche Hilfe notwendig machen.“
Hier ist ein würdiger Gegenstand für die Entrüstung der Welt!
Nach alledem muß jeder Ehrliche es für seldftverstandlich er⸗ klären, daß auch das deutsche Heer sich nicht länger der Anwendung dieses neuen Kampfmittels entzieben, nicht länger seine Angebörigen 1 Waffen gegen die rücksichtsloseren Gegner kampfen
assen durfte.
Ganz neu ist übrigens die Verwendung von Stickgasen im Kriege
nicht.
Schon die Buren haben sich bitter über die scheußlichen Gase der englischen Lydditgranaten beschwert und sie als volker⸗ recht swidrig bezeichnet. Das waren sie ja numn wodl freilie nicht. Verbietet doch die Haager Erklärung von 1899 nur die Ver⸗ wendung von Geschossen, deren einziger Zweck es ist, erstickende und giftige Gase zu verbreiten. Da die Lydditgranaten außerdem auch eine Sprengwirkung ausubten, muß man sie mithin als erlaubtes Kriegsmittel anseben. Aber die Giftigkeit ihrer Gase wird durch die sicher festgestellte Tatsache bewiesen, daß Geier, die von den durch Lpdditbomben getöteten Pferden fraßen, daran starben. Die Eng⸗ dünder können sich also um so weniger über unsere Anwendung von be⸗ taͤubenden Gasen beklagen, als sie die Haager Erklärung über die Ver⸗ wendung solcher Gase erst unterschrieben baben, nachdem sie selber hinteichenden Vorteil aus der Anwendung dieses Kriegsmittels ge⸗ zogen battem.
In der Plenaysitzung der Haager Friedenskonserenz vom 21. Juli 18909 wurde sene Erklarung gegen die Stimmen don G ngland und den Nereinigien Pigaten angenemmen. Wenn unsere Feinde jetzt versuchen, Auch in Anszika Sämmung gegen ns wemen der Verwendung von betändenden Gsen zu machen, so ist nicht nar
Reichsanzeiger und Königlich Preuß
Berlin, Freitag, den 25. Juni
auf die amerikanischen Lieferungen giftiger, zur Erzeugung solcher Gase bestimmter Chemikalien an unsere Gegner hinzuweisen, sondern vor allem auch auf den entschiedenen Widerspruch der amerikanischen De⸗ legierten von 1899 gegen das Verbot dieses Kampfmittels. In der Merineunkerkommisscon⸗ wo die Erklärung über die Stickgase verfaßt wurde, wandte sich der bekannte amerikanische Kapitän zur See Mahan gegen sie. Geschosse mit Stickgasen könnten, so er, menschlicher wirken als andere, die den Körper mit Metallstücken zerfetzten. Eine nutzlose Grausamkeit liege bei jenen nicht vor und man könne nicht wohl von einem verbotenen Kriegs⸗ mittel reden. Von demselben Standpunkt ging dann auch die folgende Erklärung aus, die in der Hauptkommission der Bevoll⸗ mächtigte der Vereinigten Staaten zu Protokoll gab, um sein ablehnendes Votum zu begründen: 1“
„1) den Einwand, daß eine Kriegsmaschine barbarisch sei, hat man immer gegen die neuen Waffen erhoben, die nichtsdestoweniger schließlich angenommen worden sind. Im Mittelalter sind es die Feuerwaffen gewesen, denen man den Vorwurf der Grausamkeit gemacht hat. Später snd die Granaten und vor kurzem die Tor⸗ pedos an die Reihe gekommen. Es erscheint mir nicht bewiesen zu sein, daß Geschosse mit erstickenden Gasen unmenschliche oder unnütz grausame Kriegsmaschinen sind und kein entscheidendes Er gebnis herbeiführen werden. 8
2) Ich bin der Vertreter eines Volkes, das von dem lebhaften Wunsche beseelt ist, den Krieg menschlicher zu gestalten, das sich aber gezwungen sehen kann, Krieg zu führen. Deshalb handelt es sich darum, sich nicht durch hastig gefaßte Beschlüsse der Mittel zu berauben, deren man sich später mit Erfolg wird bedienen können.“
Man ersieht hieraus, daß die Meinungen über die Haager Er⸗ klärung von Anfang an geteilt waren, und wird bei ruhiger Ueber⸗ legung dem Standpunkt der Amerikaner eine gewisse Berechtigung nicht absprechen mögen. Kapitän Mahan ging von der Feststellung aus, daß ja in engen Schiffsräumen die Gase aller Explosivpgeschosse eine erstickende Wirkung ausüben. In der Tat ist das Kohlenoxyd, das sich bei der Explosion der früher allgemein üblichen Pulverladung bildete, ein außerordentlich giftiges Gas, das in geschlossenen Räumen betäu⸗ bend, ja tödlich wirkt. Es handelt sich also um die Frage, ob man diese Erscheinung des See⸗ wie des Festungskrieges auch in den Feld⸗ krieg verpflanzen darf. Das Gefühl wird sich dagegen sträuben, wenn eine Massentötung beabsichtigt ist, der niemand entrinnen kann. Und das ist ja auch der Grundgedanke der Haager Abmachungen: un⸗ nötige Grausamkeit und unnötiges Töten zu verhindern, wenn ein milderes Außergefechtsetzen des Feindes genügt und möglich ist.
Von diesem Standpunkt aus ist das Entwickeln von Rauchwolken, die sich bei schwachem Winde ganz langsam auf den Feind hin be⸗ wegen, ein nicht nur völkerrechtlich erlaubtes, sondern außerordentlich mildes Kriegsmitel. Gibt es dem Gegner doch die Möglichkeit, sich der Rauchwirkung zu entziehen. “
Wer die Zumutung, daß der Feidd diesen Ausweg einschlagen solle, vom militärischen Standpunkt aus anstößig findet, dem sei ent⸗ gegengehalten, daß es zu allen Zeiten als ein erlaubtes Kriegsmittel gegolten hat, den Feind durch künstlich verursachte Ueberschwemmun seiner Stellungen zu deren Räumung zu zwingen. Was für ein grundsätzlicher Unterschied zwischen dieser kriegsmäßigen Anwendung des flüssigen Elements und der des gasförmigen bestehen soll, ist wirk lich nicht recht einzusehen. Wer sich nicht entrüstet, ja nicht einma gewundert hat, als unsere Gegner in Flandern die Gewalt des Wassers gegen uns zu Hilfe riefen, der hat auch keinen Grund, empört zu sein wenn wir uns stattdessen die Luft zum Bundesgenossen machen und si benutzen, um unseren Feinden betäubende Gase entgegenzutragen.
Man wende nicht ein, daß dies dasselbe sei wie die Anwendung von Geschossen mit ausschließlicher Betäubungswirkung, die der Haager Konvention widerstreite. Was die Konvention verhüten wollte, war die unentrinnbare Massenvernichtung von Menschenleben, die zustande kommen würde, wenn man Geschosse mit giftiger Gaswirkung in Menge über den wehrlosen Feind herniederhageln ließe, der sie nich kommen sähe und ihnen deshalb auch rettungslos preisgegeben wäre Die bloße Ausübung eines Zwanges zum Verlassen der Kampfstellung wie sie unseren Gasentwicklern eigen ist, läßt sich damit gar nicht ve gleichen.
Die wandel Kriegführung machen immer neue Krie ig. 8 Gestaltung des Schützengraben⸗ krieges 2 die Kri ik ihre Folgerungen ziehen. Wer einmal eine lebendige Schil gelesen hat, die ein von Artillerie⸗ geschossen, granaten, unterirdischen Minen und Fliegerbomben bearbeitetes Schützengrabenstück darstellen kann: der wird eine langsam sich nähernde Rauchwolke sicherlich nicht für unmenschlicher halten als die anderen Kriegsmittel. Es i unter günstigen Umständen, ein noch sicherer wirkendes Mittel, um den Feind aus seiner Stellung zu vertreiben — und das allein ist auch der Grund, weshalb un⸗ sere Gegner solch ein W erheben. Die deutsche Wissenschaft und Technik haben eben einmal alle Mitbewerber aus dem Felde geschlagen, obschon sich schon länger um die Lösung der Aufgabe heiß bemübt b Wenn die englische Wut darüber sich sogar in Schmähungen gegen den Deutschen Kaiser austobt, so ist uns dieses Zeichen von Verfall der Sittlichkeit und des Geschmacks bei den
r. Und wenn sich die Russen an dem indem sie über die Anwendung von n, bevor es auf dem östlichen Kriegsschauplatz
zung der neuen Waffe gekommen ist, so können
ge Vorausschauung neuer Niederlagen sehen,
1 dor F g der H
oder Enalönde are, uns mit Herstellung stark wirksamer Rauchennrickle Wer genug Phantasie besitzt, um zi zu können, der wird auch wissen, was er von
Küüamnte eidgeborenen Angriffen auf die deutsche Kriegführung zu denken hat. 8 (öͤI B
Wohlfahrtspflege.
Ueber die Organisation der Kriegsbeschädigtenfürsorge veröffentlicht die Zentralstelle für Volkswohlfahrt in ihrer „Kor⸗ respondenz für Kriegswohlfahrtspflege“ einen zusammenfassenden Be⸗ richt, dem die folgenden Mitteilungen entnommen seien: 1
Bisher ist die Fürsorge für die in den Lazaretten Liegenden oder aus ihnen Entlassenen ganz verschieden, je nach dem Orte und nach der Erkrankung. Wenn in einigen Städten bereits eine planmäßige und außerordentlich gute Fürsorge für die Kriegs⸗ invaliden geschaffen worden ist, so sind dies leider noch Ausnahmefälle. Als bekannte Beispiele mögen die Einarmigenschulen in München, Würzburg, Nürnberg, Heidelberg und Laubegast bei Dresden und die Organisation in den Lataretten von Freiburg und Leipzig genannt werden. Hier ist die Fürsorge in ihren drei Stadien, in der Aus⸗ heilung, der Beratung und Anlernung für den Beruf und der Arbeitsvermittlung vollkommen durchgeführt, weil die Fürsorge eng mit den Militärbehörden zusammenarbeitet. In Freiburg beginnt die Arbeit in den Lazaretten seldst durch die Berater, die wirtschaftlich unterrichtet sind und durch Kenntnis der geistigen und seelischen An⸗ lagen des Verwundeten das für ihn Geeignete herauszmfinden ver⸗ suchen. Auf Grund des dabei zutage gesörderten Materials. dei dessen Zusammenstellung sich die Berufsderater häufig des Arztes bedienen.