1915 / 178 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 31 Jul 1915 18:00:01 GMT) scan diff

E““ ““ E § 6 8s k22 Zuls ssung räuchlich, insbesondere zu anderen als den die Zulassung begründenden Zwecken benutzt wind. 8

Ein Motorboot, das entgegen den Vorschriften dieser Verordnung verkehrt, tann von der höheren Verwaltungsbehörde ohne Entschädigung für dem Staate perfallen erklärt und eingezogen werden.

Gegen die Entscheidung der höheren Verwaltungsbehörde ist Be⸗ schwerde bei der Landeszentralbehörde zulässig. Die Landeszentral⸗ behörde entscheidet endgültig.

§ 8 Vorstehende Vorschriften finden keine Anwendung auf Motor⸗ boote, die im Etgentume der Landesherren, der Mitglieder der landes⸗ herrlichen Familien und der Fürstlichen Familie Hohenzollern, der bei dem Deutschen Reich oder einzelnen Bundesstaaten beglaubigten Ver⸗ treter anderer Staaten, der Postverwaltungen, der Heeresverwaltungen oder der Marineverwaltung stehen.

§ 9 Diese Verordnung tritt mit dem Tage ibrer Verkündung in Kraft. „Der Bundesrat bestimmt den Zeitpunkt des Außerkrafttretens und erläßt die alsdann erforderlichen Uebergangsvorschriften. Berlin, den 29. Juli 1915. Der Stellvertreter des Reichskanzlers 8 Delbrück.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: die Geheimen Finanzräte und vortragenden Räte im Finanz⸗ ministerium Koßwig, Tiesler und Dr. Ryll zu Geheimen Oberfinanzräten sowie den Regierungsrat Bossart in Cassel Ober⸗ regierungsrat zu ernennen.

zum

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

„Den Regierungsbaumeistern des Hochbaufaches Fahl⸗ busch in Berlin (Bereich des Polizeipräsidiums), Hane in Berlin (Bereich der Ministerialbaukommission), Erdmenger in Schneidemühl, Kleinsteuber in Allenstein, Berger in Bartenstein (Regierungsbezirk Königsberg), Morin in Hon⸗ nover (Bereich der Eisenbahndirektion Hannover), Pala⸗ schewski in Gumbinnen und Eitner in Danzig (Bereich der Eisenbahndirektion Danzig) sind etatsmäßige Stellen als Re⸗ gierungsbaumeister verliehen worden. 1

Ministerium des Innern.

„Der Oberregierungsrat Bossart ist dem Regierungs⸗ präsidenten in Gumbinnen zugeteilt worden. 2 Oberrechnungskammer. Der bisherige Oberlandesgerichtssekretär Schön aus Posen st zum Geheimen Rechnungsrevisor bei der Königlichen Ober⸗ rechnungskammer ernannt worden.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten. Der bisherige Direktorialassistent Dr. Robert Schmidt zum Kustos und der bisherige wissenschaftliche Hilfsarbeiter Dr. Wolfgang Sörrensen zum Direktorialassistenten bei dem Königlichen Kunstgewerbemuseum in Berlin ernannt worden.

Königliche Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität. Bekanntmachung.

„Die phllosophische Fakultät hat das Paderstein⸗Stipendium ür das Jahr 1915 dem Assistenten am Botanischen Museum in Berlin⸗Dahlem Dr. Edgar Irmscher zuerkannt. Berlin den 29. Juli 1915. Rektor und Senat: Kipp.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 31. Juli 1915.

. Der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten hat in An⸗ rkennung der im Prüfungsjahre 1914 bei der Ablegung der Staatsprüfung für den preußischen Staatsdienst im Baufache bekundeten tüchtigen Kenntnisse und Leistungen den Regierungs⸗ baumeistern Friedrich Arnold, Julius Gaye, Robert Bayer, Jakob Dörter und Johannes Pietsch Prämien von je 1800 zur Ausführung von Studienreisen bewilligt

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ fährt heute mit der Veröffentlichung von Aktenstücken aus belgischen Archiven fort. Einleitend bemerkt sie dazu:

Wir fahren heute mit der Veröffentlchung der Berichte aus den belgischen Archiven fort. Sie fallen in die Jahre 1906 und 1907. Die große Politik dieser beiden Jahre zeigt uns die englischen An⸗ schläge zur Isoljerung und Einkreisung Deutschlands in konsequentem Fortschritt begriffen. Wie bisher, verfolgen die belgischen Vertreter mit mißtrauischer Aufmerksamkeit diese Entwicklung.

Mit dem Jahr 1906 trat in England, nach der langen Vor⸗ berrschaft der konservativ⸗untonistischen Partei mit dem Ministerium Campbell Bannerman die liberal⸗radikale Partei ihr Regiment an, unterstützt von den trischen Nationalisten, deren Home Rule Forderungen von da ab mit dem Programm des regierenden Kabinetts untrennbar verbunden blieben. Das mußte dann, in logischer Konsequenz, über kurz oder lang zu einem Konflikt mit dem Oberhause führen und hat in der Tat eine Periode fast ununterbrochener innerer Kämpfe zur Folge gehabt. Dagegen blieb die auswärtige Politik Englands in den alten Bahnen. Nur machte sich der Einfluß des Königs, der zäh an der seit 1903 eingeschlagenen Richtung festhielt, noch weit stärker geltend als unter dem vorigen Kabinett. Eduard VII. hat sich zwar um das Detail der Politik nur wenig gekümmert, aber in den großen Fragen, oder vielmehr in der einen großen Frage, vor der bei ihm alles zurücktrat, trug er Sorge dafür, daß das offizielle England von dem Wege nicht wieder abwich, den es einmal eingeschlagen hatte. Das Detail dieser Aktion tritt uns in den Berichten, die wir veröffent⸗ lichen, deutlich zutage. Vorausschicken müssen wir jedoch noch einige Worte über die Persönlichkeiten, die in dieser Periode von maß⸗ gebendem Einfluß auf die Politik in Frankreich und in Rußland ge⸗

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ist iu widerrufen, wenn das Moteorboot miß⸗ dent der französischen Republik geworden.

In Frankreich war Fallibres als Nachfolger von Lonbet Präsi⸗ Er bhat nicht eigentlich eine politische Rolle gespielt, sondern sich mit der dekorativen Siellung begnügt, auf welche die Oberhäupter Frankreichs seit den Tagen Grévys sich freiwillig beschränkt hatten. Der eigentliche Leiter der inneren wie der äußeren Politik Frankreichs war Clemenceau, der am 23. Oktober 1906 Ministerpräsident wurde und sich in dieser Stellung bis zum 10. Juti 1909 bebauptet hat. Er ist noch mehr als Delcassé ein unbedingter Anhänger Englands gewesen und stand in allerintimster Verbindung mit Eduard VIi, der auch in dem französischen Botschafter in London, Herrn Paul Cambon, eine weitere Stütze für seinen Einfluß in Frankreich hatte. Unbedingt englisch gesinnt war ferner der Preßdirigent Georg Villier, der unter dem Namen Tardieu zugleich der politische Leit⸗ artikler des „Temps“ war. In Rußland wurde am 3. Mai 1906 der frühere Finanzminister Witte Ministerpräsident, und am 21. Juli 1906 als Nachfolger des Grafen Lamsdorff Jswolski Minister des Auswärtigen, der sich bis zum 17. Dezember 1910 in seiner Stellung behauptete. Witte fiel am 21. Jult 1906, weil er dem Zaren zu liberal war. Minister⸗ präsident an seiner Statt wurde Stolvpin, der sich jedoch fast aus⸗ (Eeslch den inneren Angelegenheiten, das beißt der Nieder⸗ kämpfung der Revolution und einer großzügigen Agrarpolitik widmete, sodaß die auswärtige Politik Rußlands ganz in Iswolskes Händen ruhte. Das Jahr 1906 stand zunächst noch vollkommen unter der Nach⸗ wirkung des Gegenzuges, mit dem die deutsche Politik die Heraus⸗ forderung Delcasséss in der marokkanischen Frage beantwortet hatte. Von welchem Geist dabei unsere Politik beseelt war, zeigt ein Aus⸗ spruch Greindls. In einem Bericht an seinen Chef Baron Faverau schreibt er (31. Dezember 1905): „Der höchste Ehrgeiz Seiner Majestät Kaiser Wtihelms) ist die Auftechterhaltung des Friedens während der auer seiner Regierung.. Daß dem Bemüben, den französisch⸗ deutschen Konflikt auf der Konferenz von Alg⸗cir ’s zu lösen, Schwierig⸗ keiten in erster Lmie von englischer Seite bereitet wurden, stellte sich sehr bald heraus. Die Rolle, die fünf Jahre später Herrn Lloyd George zugewiesen wurde, um die Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich zur endgültigen Regelung der Marokkofrage zu stö en, spielte damals der erbitterte Gegner Deutschlands, Sir Arthur Nicholson. Als englischer Vertreter auf der Konferenz tat er, was an ihm lag, um den Franzosen den Rücken zu steifen, und es unterliegt kaum einem Zweifel, daß er es darauf abgesehen hatte, die Konserenz zum Scheitern zu bringen. Auch die Haltung Sir E. Greys war darauf berechnet, Frankreich in seinem Widerstand aufs äußerste zu ermuligen. Wie der belgische Geschäftsträger in London unter dem 14. Januar berichtete, hatte der Mmister den in London beglaubigten Botschaftern mehrfach erklärt, daß England „Frankreich gegenüber bezüglich Marokkos Verpflichtungen eingegangen sei, denen es bis zum Aeußersten nachkommen werde, selbst im Falle eines deutsch⸗französischen Krieges und auf alle Gefahr hin.

Der beunruhigende Eindruck, den diese Erklärung machte, wurde noch verstärkt durch den Besuch Eduard VII Anfang März in Paris und durch die geflissentliche Auszeichnung die er dabei Delcassé zuteil werden ließ. Baron Greindl schrieb darüber in höchster Besorgnis: England suche die Lage in jeder Weise zu vergiften. England wurde dabei von Rußland sekundiert, da der russische Botschafter in Paris es möglich fand, gegen allen diplomatischen Brauch, die für Deutsch⸗ land ungünstigen Instruktionen des russischen Delegierten für die Konferenz zu veröffentlichen. b 1

Im April berichtet Baron Greindl rückblickend, daß die englische Presse alles getan habe, um einen günstigen Ausgang der Konferenz zu verhindern, und der englische Delegierte nichts, um eine für Frank⸗ reich und Deutschland gleich annehmbare Lösung zu finden. Eduard VII. habe, wie feststehe, über den Kopf der englischen Regierung binweg Delcassé im Jahre 1905 100 000 Mann für eine Landung in Hol⸗ stein versprochen. Daran tnüpft er die Bemerkung: „Könnten noch irgendwelche Zweifel bestehen, so würden sie durch die sonderbare Demarche des (englischen) Obersten Barnardiston bei dem (belgischen Stabschef) General Ducarme zerstreut worden sein.“

Diese Bemerkung des Gesandten ist besonders interessant, sie zeigt, daß die belgische Regierung die Bedeutung der Eröffnungen des Obersten Barnardiston von erkannt hat. Der Bericht, den der belgische Generalstabschef dem Kriegemenister über seine vertrau⸗ lichen Besprechungen mit dem englischen Militärattaché erstatiet bat, ist vom 10. April 1906 datiert. Schon am 5. April aber nimmt Greindl in seinem Bericht auf diese Vorgänge Bezug. Hierdurch wird die von der belgilckse Boagierung sowie von englischer Seite jetzt be⸗ liebte Darstellun H es sich nur um einen ganz unverbinelichen privaten Meinu sch zwischen den beiden Milttärs gehandelt habe, auf das Bündigste widerlegt. Die belgische Regierung hätte, wenn sie diese Auffassung tatsächlich gehabt hätte, wohl darauf ver⸗ zichtet, ihre auswärtigen Vertreter von dem Vorgefallenen sofort zu unterrichten.

Ungefähr gleichzeitig mit dem Versuch, auch Belgien in die anti⸗ deutsche Kombination hineinzuziehen, brachte die „Ruß“ die jetzt noch nicht zu kontrollierende Nachricht, daß Eduard VII. Rußland ein Kriegsbündnis angeboten habe. Die englische und französische Presse förderte eifrig solche Pläne, vielleicht unter direkter Anregung durch die offiziellen Kceise. Von den Versuchen einiger Geagner dieser Agi⸗ tation, wie von Lord Avebury, eine Wandlung zum Besseren herbei⸗ zuführen, erwarteten die belgischen Beobachter keinen Erfolg, ebenso⸗ wenig von einem Zusammentresfen des Königs mit Kaiser Wilhelm, da dank der Haltung der englischen Presse der Haß gegen den deutschen Rivalen bereits ein „Volksempfinden“ geworden sei, das auf die Haltung der Regierung zurückwirkte. Greindl nennt den damals bei Gelegenheit der russischeenglischen Verhandlungen auftauchenden Plan, die beiderseitigen Interessen auf Kosten der Türkei und der Bagdad⸗ bahn auszugleichen, den „Gipfel der Unverschämtbeit“. Englands Flottenrüstungsplan als Vorbereitung füͤr die Haager Konferenz er⸗ scheint in belgischer Beleuchtung ganz richtig als ein heuchlerischer Versuch, Deutschland und die Vereinigten Staaten als die Schuldigen am Scheitern „der menschenfreundlichen Ideen Englands und seines S Friedensapostels Sir Henry Campbell Bannerman“ darzu⸗

tellen. Anfang 1907 überraschte Kanig Eduard Paris wiederum mit einem Besuch Die Absicht, Frankreich in die politische Gefolgschaft Englands zu ziehen, trat dabei dank dem Entgegenkommen Clemenceaus so deutlich zurage, daß, um dieses Joch abzuschütteln, sich damals eine Reaktion dagegen in Frankreich zu bilden begann. Sie ist fast bis zum Ausbruch des Krieges lebendig geblieben, hat aber nur einen kleinen Kreis von Personen umfaßt und die offizielle Politik überhaupt nicht beeinflußt. Die Taktik König Eduards verlangte fortan Steige⸗ rung der Rüstungen Frankreichs, um das gefährdete „Gleichgewicht“ Europas aufrechtzuerhalten. Wohl zu diesem Zweck haben die Werbereisen König Eduards VII. im April 1907 nach Carthagena Wund Gaeta statigefunden, und das Erscheinen eines russischen Geschwaders in Portsmouth war das erste an die Oeffentlichkeit getretene Symptom, daß Iswolski als russischer Minister des Auswärtigen die Politik des Zarenreiches in Bahnen zu führen beabsichtige, die sie England und damit auch Japan zu nähern und von Deutschland abzuwenden bestimmt waren. Auch ließ sich er⸗ kennen, daß Rußland im nahen Orient eine aktive Politik wieder aufrunehmen entschlossen war. Die wieder aufflammenden Unruhen in Mazedonien wiesen deutlich darauf hin. Mit echter Entrüstung berichtet Baron Greindl von den Bemühungen Frankreichs. die eben erst in Algeciras getroffenen Vereinbarungen bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu umgehen, und über die Verhandlungen, die zum russisch⸗ englischen Abkommen vom August 1907 führten, welche die Teilung Persiers in englische und russische Interessensphären und die beiderseitige Politik in Zentralasien festsetzten. „Es handelt sich“, schreibt er, „um Fort⸗ setzung der zur Isolierung Deutschlands bestimmten Kampagne, die

resich urd Italien (1902) sowie den Abmachungen anfing, die mit letzterer Macht, auch seitens Englands wegen tes Mittelmeeres ge⸗ nroffen wurden.“ Er macht (8. April 1907) darauf aufmerksam, daß Frankreich den Anspruch erhebe, wie vor 1870, in Angelegenbeiten

einzugreifen, die es absolut nicht angehen, wie in der Frage der Bagdadbahn, und sich einbilde, ein Veto gegen Vereinbarungen un⸗ abhängiger Mächte einlegen zu dürfen. Offenbar begann Baxon Greindl schon damals auch um die Zukunft seines Vaker⸗ landes, Belgiens, sich ernste Sorgen zu machen.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 613 und 614 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 289. Verlustliste der preußischen Armee und die 207. Verlustliste der bayerischen Armee. 1

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Eine neue österreichische Verlustliste (Nr. 219) ist soeben erschienen und liegt, wie die übrigen bisher erschienenen Listen, in der Geschäftsstelle des Deutsch⸗Oesterreichisch⸗ Ungarischen Wirtschaftsverbandes in Berlin, Am Karlsbad 16, wochentäglich während der Zeit von 11 bis 1 Uhr Vormittags und 4 bis 6 Uhr Nachmittags unentgeltlich zur Einsicht au

Im Unterhause sprachen am Mitwoch mehrere liberal Abgeordnete über die allgemeine Wehrpflicht. Der Ab geordnete Wedgewood sprach dafür und sagte, England müsse alle Kräfte anspannen, da Deutschland Frankreich einem vorteilhaften Sonderfrieden zu verleiten suche.

In einer großen Versammlung in London, in der die Grubenbesitzer und die Gewerkschaften der Bergleute des ganzen Landes vertreten waren, erklärte der Staatssekretär des Innern Simon, daß die Kohlenförderung jeden Monat um 3 Millionen Tonnen zurückbleibe. Es müßten alle An⸗ strengungen gemacht werden, um den Ausfall möglichst zu ver⸗ ringern, und es sei wünschenswert, daß an jedem Tage ge arbeitet werde. Zu erwägen wäre, ob nicht das Achtstunder gesetz für die Dauer des Krieges aufzuheben sei. Die Regierun appelliere an die Bergleute, die arbeitshemmenden Gewerk schaftsregeln aufzugeben. Hierauf ergriff der Minister für Kriegsmunition Lloyd George das Wort und sagte lau Bericht des „W. T. B.“: .

Niemand, der die Zeitungen liest, kann daran zweifeln, daß die Lage ernst, wenn nicht gefährlich ist. Ich spreche das mit Zittern aus. Ich bin selbst weder Pessimist noch Optimist, aber ich bemerke wohl die dunkeln Wolken, die sich im Osten zusammenballen, und der grauen Himmel, der schwer über Flandern und Frankreich hängt Jetzt ist jede Anstrengung notwendig. Die Menschen halten zu sehr an den Annehmlichkeiten des Friedens fest. Geschäft, Vergnügen, Aussperrungen, Streiks, alles soll so sein wie gewöhnlich. Löhne und Profite sollen steigen. Die Preise müssen niedrig bleiben. Niemand darf dazu aufgerufen werden, dem Staate zu dienen, wenn er es nicht will. Die Freiheit schließt das Recht ein, sich zu drücken, sich zu vergnügen und die Verteidigung gaderen zu überlassen. gas ist aber ein falscher Freibeitsbegriff. Die Gefahr ist groß und unmittelbar. Die britische Demokratie kann, wenn sie sich an⸗ strengt, über alle feindlichen Kräfte triumphieren.

Der Arbeiterführer Smillie beantragte eine Resolution, die besagt, daß die Arbeitgeber und Arbeiter alle Anstren⸗ gungen machen müßten, um wahrend des Krieges die Kohlen⸗ erzeugung nach Möglichkeit zu steigern, und erklärte, die Ar⸗ beiter seien bereit, mit den Arbeitgebern die Lage zu besprechen. Aber wenn die Arbeiter ihre Feiertage aufgeben sollten, so möge die Regierung dafür sorgen, daß sie nicht aus Mangel an Güterwagen zu feiern genötigt würden, wie es jetzt in Yorkshire der Fall sei. Das solle zunächst versucht werden, ebe man von einer Beiseiteschiebung des Achtstundengesetzes rede.

Der kanadische Premierminister Borden, dem gestern das Ehrenbürgerrecht der Stadt London verliehen worden ist, sagte obiger Quelle zufolge in seiner Dankrede:

Ich bin sicher, daß die militärische Stärke, die unser Hauptgegner entwickelt hat, die ganze Welt überrascht hat. Wir pflegten stets das Ideal geordneter Regierung, verbunden mit individueller Freiheit. Es bleibt abzuwarten, ob die individuelle Freiheit auf den britischen Inseln und in den überseeischen Dominions mit einem so starken Gefühl der Pflicht und des Dienstes für den Staat vereint ist, daß es uns er⸗ wird, dem Angriff eines so furchtbaren Feindes zu wider⸗

ehen. Die Verlustliste vom 30. Juli nennt 24 Offiziere und 1018 Mann. Frankreich.

Der Ministerpräsident Viviani hat dem „Temps“ zu⸗ folge den Abgeordneten aller Kammergruppen erklärt, die Re⸗ gierung sei entschlossen, die Parlamentskontrolle soweit als möglich zu erleichtern. Die Regierung behalte sich jedoch das Recht vor, eine vermittelnde Rolle zwischen den Zivil⸗ behörden und den Milltärbehörden einerseits und den Parlamentsabordnungen andererseits durchzuführen.

Die Deputiertenkammer hat vorgestern nach einer Meldung des „Lyon Républicain“ einen Gesetzesantrag angenommen auf Erhöhung des Ausgabebetrages der Staatsschatzscheine für die Landesverteidigung auf 7 Milliarden. Die Kammer trat sodann in die Debatte über einen Antrag gegen den Alkoholismus ein. Auf Antrag des Abgeordneten Barthe wurde eine Bestimmung angenommen, wonach Personen, die wegen Trunkenheit wiederholt bestraft werden, die Ausübung ihrer politischen Ehrenrechte aberkannt wird. Das Haus vertagte sich zur weiteren Debatte auf Freitag. 3 Der Senat hat in seiner gestrigen Sitzung einen Beschlußantrag angenommen, in dem die Regierung aufgefordert wird, die diplomatischen Verhandlungen mit den Verbündeten fortzusetzen, um zu einem internationalen Abkommen zur Durchführung gemeinsamer Maßnahmen bezüglich eines Handelsverbotes gegen Deutschland und Oester⸗ reich⸗Ungarn zu gelangen. 1

Wie der „Nouvelliste“ erfährt, wird die Einberufung der Jahresklassen 1887 und 1888 unter den augen⸗ blicklichen Umständen nicht erfolgen, sondern erst, wenn dies die militärische Lage notwendig macht. 1

Der Kriegsminister Millerand hatte gestern eine Besprechung mit dem Hygieneausschuß, in deren Verlauf -8 erklärte, den Abgeordneten des Ausschusses würden künftig alle Erleichterungen gewährt werden, um die Organisation e Funktionieren aller Zweige des Sanitätsdienstes an der Front, in der Etappenzone und in der inneren Zone zu besichtigen und einer Prüfung zu unterziehen. Da hierdurch der Zwis

wesen sind.

sehr geschickt geführt wurde und mit der Aussöhnung zwischen Frank⸗

zwischen dem Kriegsminister und dem Hygieneausschuß bei⸗

liefern. Gewissen die

Gesegnet sei,

Schhmerzen nach dem furchtbaren Sturm das strahlende

gelegt ist, wird dieser von einer Erörterung in der Kammer absehen. Ferner wird den Deputierten gestattet, bei Vorweisen einer Ausweiskarte sich frei an allen Punkten der Armeezone mit Ausnahme der Etappen⸗ und Kampfzone zu bewegen.

Der Beschluß des Pariser Munizipalrats, städtische Gutscheine bis zum Höchstbetrage von 120 Millionen Francs auszugeben, ist dem „Temps“ zufolge nunmehr durch einen Regierungserlaß gebilligt worden. Die Gutscheine, die eine Laufzeit von 6 Monaten bezw. 1 Jahr haben, werden in Höhe von 100, 500 und 1000 Francs mit 6 prozentiger Verzinsung ausgegeben. Italien.

Der Papst hat an die kriegführenden Völker und ihre Führer einen Aufruf gerichtet, in dem er sie beschwört, dem Kriege ein Ende zu machen. Wie die „Frankfurter Zeitung“ neldet, lautet nach dem „Osservatore Romano“ der Aufruf, vwie folgt:

b „Als wir, obwohl unverdienterweise, auf den opostolischen Stuhl berufen wurden, als Nachfolger des Papstes Pius X., dessen beiliges und wohltätiges Leben abgekürzt wurde durch den Schmerz, den der in Europa soeben ausgebrochene brudermörderische Kampf verursacht hatte, erlitten auch wir, als wir einen besorgten Blick auf die blut⸗ getränkten Schlachtfelder warfen, den Schmez eines Vaters, der sein Haus durch ein heftiges Gewitter verheert und verödet sieht. Wir gedachten mit unaussprechlichem Schmerz unserer vom Tode niedergemähten jungen Kinder, wir empfanden in einem durch die christliche Nächstenttebe weit gewordenen Herzen den ganzen furchtbaren Schmerz der vor der Zeit zu Witwen gewordenen Mütter und Gattinnen und das untröstliche Weinen der ihrer väterlichen Leitung allzufrüh beraubten Kinder. In unserer Seele, die an der quälenden Furcht zahlreicher Familien Anteil nahm und die die gebietertschen Aufgaben kennt, die uns durch die in diesen so traurigen Tagen uns anvertraute Mission des Friedens und der Liebe auferlegt sind, faßten wir alsbald den festen Entschluß, unsere ganze Macht der Versöhnung der kriegführenden Völker zu weihen. Wir gaben sogar das feierliche Versprechen dem göttlichen Erlöser, der um den Preis seines Blutes alle Menschen zu Brüdern machen wollte. Worte des Friedens und der Liebe waren die ersten, die wir als oberster Seelenhirt an die Nationen und an ihre Oberhäupter richteten. Allein unser berzlicher und dringender Rat eines Vaters und Freundes wurde nicht gehört. Das hat unseren Schmerz gesteigert, unseren Entschluß jedech nicht erschüttert. Wir fuhren daher fort, uns mit Vertrauen an den Allmächtigen zu wenden, der die Seelen und Herzen der Untertanen wie der König⸗ in seinen Händen hat, und baten ihn, der furchtbaren Geißel Einhalt zu ge⸗ bieten. Unserem bescheidenen, aber herzlichen Gebet wollten wir alle Glänbigen sich anschließen sehen, und um es wirfsamer zu gestalten, trugen wir Sorge, daß Werke der christlichen Buße es begleiteten. Heute aber an diesem traurigen Jahrestage des Ausbruchs dieses furchtbaren Konflikts entringt sich unserem Herzen noch glühender der Wunsch, daß der Krieg bald zu Ende sein möge. Wir erbeben unsere Stimme noch lauter, um den väterlichen Ruf nach Frieden hören zu lassen. Möge dieser Ruf den furchtbaren Lärm der Waffen übertönen, die kriegführenden Völter und ihre Oberhäupter erreichen und beide milderen und freundlichen Absichten zugänglich machen. Im Namen des heiligen Gottes, im Namen unseres Vaters und Herrn im Himmel, im Namen des gesegneten Blutes Jesu, des Preises der Erlösung der Menschheit, beschwören wir die krieg⸗ führenden Völker bei der göttlichen Vorsehung, dem entsetzlichen Blutbad, das seit einem Jahre Europa entehrt, von nun an ein Ende zu machen. Es ist Bruderblut, das man zu Lande und zu Wasser vergießt. Die schönsten Gegenden Europas, dieses Gartens der Welt, sind mit Leichen und Ruinen übersät. Da, wo vor kurzem noch die Tätigkeit der Fabriken und fruchtbare Feldarbeit sich entfaltet haben, dröhnen jetzt furchtbar die Kanonen und schonen in ihrer Zerstörungswut weder Dörfer noch Städte und säen aller Orten Verheerung und Tod. Ihr, die Ihr vor Gott und vor Menschen die furchtbare Verantwortung für den Frieden und den Krieg tragt, hört auf unsere Blitten, hört auf die väterliche Stimme des Stellvertreters des ewigen und höchsten Richters, Jyhr, die Ihr über Eure öffentlichen Unternehmungen, über Eure private Tätigkeit werdet Rechenschaft geben müssen: die überquellenden Reichtümer, die der Schöpfer der Welt Euren Ländern gegeben hat, ermöglichen Euch, den Kampf fortzusetzen; allein um welchen Preis, so fragen die Tausende junger denschenleben, die jeden Tag auf den Schlachtfeldern erlöschen; um welchen Preis, so fragen die Ruinen so vieler Städte und Dörfer, so vieler der Pietät der Ahnen zu verdankenden Denkmäler. Die in der Stille des ““ der Altäre vergossenen bitteren nen, machen nicht auch sie offenbar, daß der Prei Verlã 88 Ferbe veg. aniaee ef ß der Preis der Verlängerung nd man kann nicht sagen, daß der ungeheure K e Waffengewalt nicht beendigt werden könne. hehen .n8⸗ gegenseitigen Willen der Zerstörung ablassen! Bedenke man, daß wenn die Nationen untergehen, wenn sie zu sehr erniedrigt und unter⸗ drückt werden, sie das ihnen auferlegte Joch unter Knirschen tragen und daß sie die Rache vorbereiten, indem sie von Geschlecht zu Geschlecht eine traurtge Erbschaft von Haß und Rache über⸗ Weshalb soll man nicht von jetzt an mit rubigem Rechte und gerechten Forderungen der Völker Warum nicht gutwillig einen direkten oder indtrekten ustausch beginnen mit dem Zweck, nach Maßgabe

des Möglichen diesen Rechten und Forderungen gerecht 1 und auf diese Weife zu einem Ende dieses süene zlchech 11

kommen, wie das früher unter ähnlichen Umständen ge en is

schehen ist. wer zuerst den Oelzweig erhebt und b Feinde 8 Hand und vernünftige Friedersbedingungen bietet! Das Gleichgewicht der Welt, der Fortschritt, die Sicherheit, die Ruhe der Völker, sie ruhen weit mehr noch auf dem gegenseitigen Wohlwollen und auf der Achtung vor den Rechten und der Würde des anderen, als auf der Zahl der Waffen und auf den furchtbaren Festungsgürteln. Es ift ein Schrei nach Frieden, der sich unserer Seele in diesen traurigen Tagen entringt, und wir laden die Friedensfreunde der Welt ein, uns die Hand zu reichen, um das Ende des Krieges zu beschleunigen, der

seit einem Jahre Europa in ein weites Schlachtfeld verwandelt.

8 Möge Jesus, der Erbarmer, durch Vermittlung der Mutter der

Morgenrot des Friedens, des Abbildes seines göttlichen Kainnb2ae

stehen lassen, möge die Dankeshymne an den Allerhöchsten, den Ur⸗

heber alles Guten, bald ertönen,

Staaten. nach erfolgter Versöhnung der

S Mögen die neuverbrüderten Völker zurückkeh friedlichen Arbeiten der Wissenschaften, der Künste, denr zusdfn u8en sie, wenn das Reich des Rechts wieder hergestellt ist, beschließen, e Lösung einer Streifrage von nun an nicht mehr der Schneide des anzuvertrauen, sondern den Gründen der Gerechtigkeit und . mit der erforderlichen Ruhe und Umsicht geprüft Gaßtset. wird dann ihre schönste und ruhmvollste Errungen⸗ „. 8n der Zuversicht, daß die Friedensstimmen die Welt bald 56 ersehnenswerten Früchten erfreuen werden, geben wir .-eee 88 olischen Segen allen denen, welche die mystische Herde bilden .; BZ . denen, diß 8 römischen Kirche noch . bitten den Herrn, sie mit uns durch die2 einer vollkommenen Nächstenliebe zu vereinigen. hihe aeeaa

Gegeben in Rom im Vatikan, den 28. Juli 1915. Benedikt XV.

Niederlande.

Kammer hat gestern einer Meldung des zufolge das Gesetz über die Ausdehnung der

Die Erste „W. T.

Landsturmpflicht, den Flottengesetzentwurf und den außerordentlichen Kredit von 90 Millionen Gulden ohne Abstimmung angenommen.

Schweiz.

Der Bundespräsident Motta hat vom Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg, wie „W. T. B.“ meldet fol⸗ gendes Telegramm erhalten:

Nachdem der zweite Verwundetenaustausch deutscher und franzö⸗ sischer Kriegsgefangener in so glücklicher Weise . ist, irte⸗ mein tiesempfundenes Bedürfnis, Ibnen, bochverehrter Herr Bundespräsident, für die erneute Betätigung der menschenfreund⸗ lichen Gesinnung der Schweiz gegenüber den heimkehrenden Deutschen den wärmsten Dank des deutschen Volkes auszusprechen. Die deutsche Nation wird nie die Liebesdienste vergessen, die die Schweiz den verwundeten Kriegern in so hochherziger Weise erwiesen hat. Ich werde besonders erkenntlich sein, wenn Sie die Güte haben, den Dank allen beteiligten Militär⸗ und Zivilbehörden, insonderheit auch dem Schweizerischen und Internatsonalen Roten Kreuz, die bei der Aufnabme und Beförderung unserer Heeresangehörigen auf⸗ opferungsvoll mitgewirkt haben, freundlichst zu übermitteln.

(gel.) von Bethmann Hollweg.

Der deutsche Gesandte in Bern hat gestern im Bundeshaus vorgesprochen und dem Chef des politischen Departements den Dank seiner Regierung mündlich übermittelt, wobei er neben der Tätigkeit des Bundesrats und seiner Organe die Mit⸗ wirkung des Schweizerischen und Internationalen Roten Kreuzes und die Hilfe der Aerzte sowie des Obersten Bohny, des Majors Suter, Hauptmanns Gamper und des begleitenden Personals erwähnte und den herzlichen Empfang der Züge in Genf, Lau⸗ sanne, Freiburg, Bern und Zürich besonders hervorhob.

Griechenland.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ bessert sich seit 14 Tagen der Gesundheitszustand des Königs, dessen Kräfte immer mehr zunehmen.

Asien.

Wie das Reutersche Bureau meldet, ist das japanische Kabinett zurückgetreten. Der Rücktritt ist auf die Be⸗ schuldigung der Bestechung zu Wahlzwecken, die gegen den Minister des Innern Oura erhoben wurde, zurückzuführen. Die Krise begann vorgestern, als der Minister des Innern seinen Rücktritt anbot. Es folgten lange Sitzungen des Ministerrats. Gestern wurde amtlich mitgeteilt, daß der Rücktritt ODuras angenommen worden sei. Bald darauf bot Graf Okuma den Rücktritt des ganzen Kabinetts an. Morgen wird wahrscheinlich der Rat der Alten zusammentreten, um dem Kaiser Vorschläge zu machen. In⸗ wird die Untersuchung wegen der Bestechungen fort⸗ gesetzt.

Kriegsnachrichten.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Berlin, 30. Juli. (W. T. B.) Heute früh 6 Uhr erschienen 3 feindliche Flieger von S. W. kommend über Freiburg. Sie warsen 7 Bomben, durch die eine Zivil⸗ person getötet und sechs zum Teil schwer verwundet wurden. Militärischer und sonstiger Sachschaden ist nicht erh

Oestlicher Kriegsschauplatz.

8 Der Durchbruch bei Przasnysz. Aus dem Großen Hauptquartier wird geschrieben: Von der Pilica bis zum baltischen Ostseerande rücken die unt

dem Oberbefebl. des Feldmarschalls von Hindenburg stebenden wiederum kräftig vor. Im Rahmen dieser großen Offensive erbielt der General der Artillerie von Gallwitz den Auftrag, mit den Truppen, die unter seiner Leitung seit Monaten die Wacht an der Südgrenze West⸗ und Ostpreußens gehalten hatten, und einigen Verstärkungen die feindliche Stellung zu durchstoßen. Die Aufgabe mußte als außerordentlich schwer erscheinen, hatten die Russen doch die Zeit der Ruhe ausgenutzt, um ein Netz von günstig gelegenen und sehr stark befestigten Stellungen zwischen ihrer vordersten Linie und den Narewfestungen auszubreiten. Wer jetzt diese teils erstürmten, teils einfach verlassenen Befestigungs werke durchschreitet, der staunt immer von neuem über das Maß der aufgewandten Arbeit und technischen Sauberkeit. Meilenweit ziehen sich in einer Tiefe von nur 15 20 km drei, vier, ja fünf Systeme von Schützengräben hintereinander hin, Schützengräben von einer Tiese und Starke, wie sie erst der hartnäckige Stellungskrieg geschaffen hat. Hundert⸗ tausende dicker Baumstämme sind da hineingearbeitet, Millionen von Sandsäcken liegen auf den Brustwehren und türmen sich zu breiten Seitenwehren. Stellenweise sind bombensichere Unter⸗ stände und Pferdeställe tief in die Erde eingebaut. Ueberall steben dichte Drahthindernisse. vor der Front, oft versenkt und in zwei bis drei Reihen hintereinander. Vorspringende Bastionen, bequeme und sichere Beobachtungsstände leiten zum Festungscharakter über. Das Geländ⸗ ist stark hügelig, hier und da bergig mit weit überragenden Höben und steilen Abhängen. Von den zahlreichen Wäldern baben die Russen einen erheblichen Teil nieder elegt, um freiere Uebersicht und weitres Schußfeld zu erhalten. Eine solche Front in ganzer Breite frontal anzugreifen, ist unmöglich. Eine Umfassung des Gegners war ausgeschlossen, da sich die deutschen und die russischen Linien un⸗ unterbrochen nahe gegenüberlagen.

General von Gallwitz entschloß sich zum Durchbruch an zwei Stellen, die so nahe aneinanderliegen, daß die hier gelingenden Vor⸗ stöße ihre Wirkung sofort auf das Mittelstück und weiter auch nach rechts und links ausüben mußten Als Angriffepunkte wählte er die vorspringenden Wintel der russischen vordersten Stellung nordwestlich und nordöstlich von Przasznysz. Diese vielumstrittene Stadt, deren Umgebung solche Mengen russischen und deutschen Blutes getrunken hat, und die selbst dabet zum Tümmerhaufen geworden ist, hatten die Russen durch einen Gürtel von starken Feldwerken zu einer Festung ausgebaut. Sie sollte diesmal dar nicht an⸗ gegriffen werden, sondern als Siegespreis den zur Rechten und zur Linken stürmenden Truppen in den Schoß fallen. Dieser Plan ist in vollem Umfang geglückt. Wie die Schneiden einer gewaltigen Kneifzange durchbrachen die tapferen deutschen Truppen die feind⸗· liche Linie zu beiden Seiten von Przasnysz und schlossen sich un⸗ aufhaltsam jenseits der Stadt zusammen. Die russische Besatzung mußte schleunigst die Festung kampflos verlassen, um nicht mitabge⸗ kniffen zu werden. Ein * 8 Erfomg wäre aber unerreichbar ge⸗ wesen ohne sorafältigste Vorbereitung des Angriffs. Genereol von Gallwitz zog starke Infanteriekräfte gegenuüͤber den Durchbruchstellen, zumal der rechten, zusammen und vereinigte dort gewaltige Artillerie⸗ massen, deren Munitionsversorgung auf den schlechten Wegen be⸗ deutende Schwierigkeiten bereitete. Alles das war dem Keinde ge⸗ heim zu halten, und in der Tat haben dle Russen, obwohl unsere Schützen sich allmählich vorschoben und unsere Batterlen mit dem Einschteßen begannen, an keinen ernsthaften Angriff geglaubt. Ein

Stück hinter Przasnysz fanden unfere Truppen eine fertige Feld⸗.

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bahn, auf der gerade am nächsle sonenp⸗

wane shte 3 m rnächsten Tage der Personenverkehr be⸗ it der Morgen des 13. Jult weckte die Russen unsanft aus ihrem Sccherbeitsgejühle. Die Sonne war kaum I als aus Hunderten von Feuerschlünden die Geschosse leichten, schweien und schwersten Kalibers auf die russischen Stellungen hernieder⸗ sausten. Es war eine Kanona e, die schon auf die deutschen Truppen einen tiefen Eindruck machte, die russischen aber völlig Öum die Besinnung brachte. Trotz des untlaren regnerischen Wetters schoß unsere Artillerie ausgezeichnet. Den Schützen in so starken Feldstellungen ist ja nur durch Volltreffer größerer Kaliber beizukommen. Hageldicht schlugen diese kurz vor und hinter den russischen Linien ein, oft genug auch unmittelbar in die Deckungen. Wurde dadurch auch nur ein kleiner Teil der Feinde getötet, so war die moralische Wirkung um so ge⸗ waltiger. Gefangene haben erzählt, daß in diesem Höllenfeuer jeder Zusammenhalt in der Truppe aufhörte. Hieraus, wie aus der über⸗ raschenden Wirkung des ganzen Anariffs ist es zu erklären, daß unsere Intanterie bei der Erstürmung der ersten russischen Stellung wenig Aufenthalt und verbältnismäßig wenig Verluste hatte. Auf 8 Uhr Morgens war für einen großen Teil der Truppen der Angriff fest⸗ gesetzt, für einen anderen etwas später, und schon eine Viertelitunde danach, stellenweise sogar vor der anberaumten Zeit, war der Erfolg gesichert. Die deutsche Infanterie ließ sich in ihrem frischen Vorwaͤrts⸗ drang umso weniger authal en, als sie die gewaltige Wirkung des Artilleriefeuers ertannte und Scharen von mwaffenlosen Russen herankommen sah, die nur noch in der Gefongenschaft Ret⸗ tung vor den schrecklichen Granaten suchten. In dem stark befestigten und von beherrschenden Höhen umgebenen Dorf Grudusk sah es furchtbar aus Die letzten noch unzerstörten Häuser brannten, die mächtige Kirche war eine Rufne, und ringsherum reihte sich Granatloch an Granatloch. Den Thüringern, die hier schnetdig einbrachen, während ein Teil der feindlichen Schützen noch feuerte, fielen fünf russische Kanenen zur Beute, deren heraneilende Protzen unser Schnellfeuer vertricben hatte. Ebenso sah es an den anderen Orten der beiden Einbruchssellen aus. Das ge⸗ fürchtee Kastenwäldchen nördlich von Wengra war zu einem Haufen zersplftterter Maste zusammengeschossen, die starken Höhen⸗ stellungen nordwestlich von Przasnysz waren vollständig zerstört. Im Laufe des Vormittags brach die Sonne durch und beschien die sieges⸗ froh vorwärtseilenden deutschen Truppen. Die zegen über die drohenden Höhen hinweg, die vor ihnen lagen, und ließen dem Feinde kaum irgendwo Zeit, sich in der starken zweiten Verteidigungslinie festzusetzen. So fielen manche sorgfältig vorbereiteten hervorragenden Stellungen fast ohne Kampf in unsere Hände. Am selben Tage noch kamen die unermüdlichen Kämpfer bis zur nächsten Linie, ja stürmten sie zum Teil schon in der Nacht. Hier ist die Eroberung der Schlüsselstellung von Gorne, die nach den früberen Erfahrungen als uneinnehmbar galt, besonders zu nennen. Mehr als man hoffen durfte, hatten mit einem Schlage die Treffsicherheit der Artillerie und der Ungestüm der Infanterie erreicht: Binnen 24 Stunden war Przasnvs; von beiden Seiten flankiert und nicht mehr zu halten.

Am 14. Juli ging fast ununterbrochen ein feiner Regen nieder. Der Durchzug durch das aufgebrannte völlig menschenleere Przasnyez war melancholisch genug, aber unsere Soldaten klappten wohlgemut die Zange zu und vereinigten sich südlich davon zu einer Ramme, die nun die neue feindliche Stellung, die letzte geschlossene vor der Narew⸗ Linie, mitten entzweibrach. Die Russen hatten alle Zwischenlinten aufgegeben und schleunigst die seit Monaten vorbereitete, außerordent⸗ lich starke Verteidigungsstellung Wysogrod Cichanow Zielona Stezuk.— Krasnostelce besetzt, die wieder aus mehreren Reihen hinter⸗ einander, bestand. Unsere Truppen mochten zunächst im Zweifel sein, ob sie hier noch stärkeren Widerstand zu erwarten hätten.

„Der 15. Juli gab eine ernste Antwort. Als nach kräftiger Artillerievorbereitung die Schützenlinien vorzugehen begannen, em pfing sie überall ein heftiges Gewehr⸗ und Maschinengewehrfeuer. Der

Feim setzte offenbar alles daran, das letzte Bollwerk bis zum eußersten zu verteidigen. So ging es an den meisten Stellen nur langsam vorwärts, und öfters mußte die für das Wirkungsschießen der Artillerie angesetzte Zeit verlängert werden. Trotz des helten, sonnigen Wetters, das eine gute Beobachtung zuließ, war der Erfolg nicht mehr so durchschlagend wie am ersten Tage. Gerade in der Mitte der Hauptdurchbruchsfront aber lagen Truppen, deren Draufgängerlust ganz besonders ausgebildet ist. Die eine Diviston hatte als Angriffsziel die Höhen südlich und südöstlich von Zielona und war schon am Vormittage stellenweise bis auf 300 m aun den Feind herangekomm en. Die Garderegimenter auf dem zrchten Flügel, die sehr bedeutende Anstrengungen hinter sich hatten, sollten igentlich das Vorgehen der Nachbarn abwarten da meldeten sie um 2 Uhr: sie hielten die feindliche Stellung für sturm⸗ reif und würden in einer halben Stunde angretsen. Als dies die Truppen des linken Flügels hörten, wollten sie watürlich nicht zurück⸗ steben, nnd so trat die Division Pankt 2 Uhr zum Sturm an. Es war ein gewagtes Unternehmen, diesen Stoß ohne die beranbeorderten Verstärkungen zu unternehmen. Sein Gelingen ist dem hervorragenden Zusammenwirken von Infanterie und schwerer Artillerie zu verdanken. Im vollen Vertrauen auf die Treffsicherheit der „schwarzen“ Brüder sprangen die Schützen durch das hohe Kornfeld vor, sobald eine Lag Granaten vor ihnen eingeschlagen war. Durch verabredete Zeichen gaben sie ihre neue Linie zu erkennen. Dann leate die Artillerie idre Geschoßgarbe 100 m weiter vorwärts und unter ihrem Schirm stürzten jene in die frischen Granatlöcher. So ging es ununterbrochen vorwärts Weder das russische Schnellfeuer noch das doppelte Drahthind rut vermochte den Sturm aufzuhalten. Als des deutsche Hurra rollte, liefen die Russen, verblüfft durch solche Elementargewalt, in bellen Haufen davon. Um 2 ½ Uhr erhielt der Tioisionsstab vom linken Flügel die Fernsprechmeldung: Die feindliche Stellung in genommen, und kaun war der Apparat frei, so naf vom rechten Flügel dieseibe Nachrich ein. Wentg später und ebenfalls aus eigenem Antriebe heraus stürmte die Nachbarrivision, die aus jungen, erst wäbrend des Krieges ein estellten Mannschaften zusammengrsetzt ist, im glänzenden Anlauf die Bastion bei Klonowo. Die Wirkung dieses ersten Durchbruchs durch die russische Hauptstellung pflanzte sich im Laufe des Nach⸗ mittags und der Nacht über die ganze Front hin fort. Neue Kräue wurden in die Bresche gewerfen und halfen sie er. weitern. Zwar leistete der Feind an vielen Stellen noch hart. näckigen Widerstand, aber den Ansturm von vorne und den Druck auf die Flanke konnte er schlelich nirgends ausbalten. Ein nicht ungeschickter Versuch, die zuerst durchgebrochenen deutschen Truppen durch Besetzung einer Seitenstellung zu barmen, wurde von diesen durch einen nexen, scharfen Anlauf vereitelt. Neoch weniger konnte der Teodesritt einer russischen Kada eriebrigade, die südöstlich der hereits gefallenen starken Opinogurastellung unsere Infanterie attackterte, irgend emen Erfolg der’prechen; Kosaken und Husaren wurden im Nu niedergemacht. Auch einzelne rücwärtige Zwischenstellungen des Feindes sielen dald unter den Stößen vnserer siegerfroh vorwärtsetlenden Truppen, die erst vor der beirstiaten Na emw⸗ linte Halt machten. Ueberraschend schnell und vollkommen war erreicht worden, was man von dem Durchdruch nur irgend erwarten kennte. In einer Breite von etwa 120 Rim sind unsere Trudpen um 10 dis 50 km weiter in Femdesland eingedrungen, daden ein reiches und schönes Stück russischen Bodens desetzt und Zehntausende don Getangenen sowie viel Kriegsmatertal erheutet. Bis Ciechanow sadren dereirs sett dem 18. Juli deutsche Züge durch. An dem schömen Erfolge haben natur⸗ gemäß auch die Truppenteile, die zur Seite der mittlenen Stoß⸗ kolennen vorgingen, ihren erdeblichen Anteik. So war das kerzen-. trische Vorrücken deiderseirs der Gifer dahn Mlawa Ciechenewm, das zum Aufrollen der feindlichen Stellungen des nach Piendk dementer füdrte, eine vorzügliche Leitung. Ruf dem Uenden wurde azct minder tapfer gekämpft und drauflosgegangen. Die mern A auch spaͤterer Zeiten wird ader doch in erner Linie sich aut und Hauptstück dieser groß⸗ un;d cigenartig von Gencral don Gaherns angelegten Offenside richten; auf die Jange don Pranre nd dek.

Rammsteß von Zielona.

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