(Sroßbritennien und Irland.
Wie die „Times“ melden, erwägt das Schatzamt, welche Schritte getan werden könnten, um den Verbrauch an Gold im Binnenhandel einzuschränken und die Zentralreserven an Gold für Auslandszahlungen zu verstärken. Das Schatzamt werde entsprechende Anordnungen erlassen, wünsche jedoch alles zu vermeiden, was den Anschein erwecken könnte, daß es in die legitime notwendige Goldausfuhr eingreife, um den Kredit nicht zu schädigen.
— Der Wert der Dampfer steigt infolge des Krieges andauernd. Für alte Schiffe wurden außerordentlich hohe Preise gezahlt, die die Baukosten erheblich übersteigen. Ein Fracht⸗ dampfer, der vor vier Jahren für 30 000 Pfd. Sterl. gekauft wurde, erzielte jetzt 68 000 Pfd. Sterl. In London vollzieht sich ein großer Handel in Schiffen zwischen den verschiedenen Neutralen.
— Dem „Daily Telegraph“ zufolge betrugen die Ver⸗ luste der britischen Armee im Mai 3500 Offiziere und 26 346 Mann, im Juni 2193 Offiziere und 62 710 Mann. Die Flotte verlor in beiden Monaten 81 Offiziere und 1259 Mann. Die gestrige Verlustliste weist 33 Offiziere und über 1600 Mann auf. g ““
Frankreich.
Der Heeresausschuß des Senats erörterte gestern mit dem Ministerpräsidenten Viviani die Frage der Berechti⸗ gung der Ausschußmitglieder zur Besichtigung befestigter Plätze. Die Erklärungen Vivianis im Namen der Regierung
entsprachen den Wünschen des Ausschusses, so daß auch diese
Frage der Parlamentskontrolle gelöst ist. AX“
Rußland.
GKö Reichsduma, der der Kriegsminister einen Gesetzentwurf, betreffend Errichtung eines Zentral⸗ ausschusses für alle Landesverteidigungsmaßregeln, hat zugehen lassen, hielt der Minister der Auswärtigen An⸗ gelegenheiten Sasonow laut Bericht des „W. T. B.“ fol⸗ gende Rede:
Am Jahrestag des verhängnisvollen Tages, wo im Gegensotz zu unseren Bemühungen, den Frieden zu erhalten, Deutschland uns den Krieg erklärt hat, der ganz Europa in diesen beispiellosen Brand steckte, ist es nötig, einen Blick in die Vergangenheit zu tun und ein Gesamtbild der Ereignisse des vergangenen Jahres zu geben. In diesem Jahre nehme ich hier mit Kaiserlicher Erlaubnis zum dritten Male das Wort. Durch meine früheren Reden sowie durch den authentischen Briefwechsel des Ministeriums sind Ihnen die Tatsachen genügend bekannt, die zu dem großen gegenwärtigen Zusammenstoß der Völker führten, und Sie wissen, daß weder Rußland noch seine Verbündeten die Ver⸗ antwortung für die zahllosen Leiden tragen, die den Krieg begleiten. Deshalb werde ich nicht über schon besprochene Dinge reden. In diesem Augenblick hböchster Spannung aller Kräfte, wo wir alle hier veremt sind mit dem einzigen Ziel, unseren heldenbaften Truppen siegen zu helfen, ist die Zeit für das begonnene Werk kostbar. Des⸗ hbalb werde ich mich darauf beschränken, einen Ueberblick über die gegenwärtige politische Lage zu bringen, indem ich Iknen schon von vornberein sace, daß, wenn Sie nicht die endgültige Lösung der Fragen finden, die Sie mit Sorgen erfüllen, Sie begreifen werden — wie ich es bestimmt annehme —, wie schwer es mir sein würde, diejenigen Fragen zu berühren, über die heute noch Verhandlungen schweben!
Wenig Veränderungen haben sich auf dem Gebiet der inter⸗ nationalen Beziehungen seit meiner letzten Rede ereigret. Nach wie vor ist Rußland eng mit seinen tapferen Bundesgenossen verbündet, und das verwickelte Werk der verwickelten Tätigfeit der getrennten Staaten ist gut organisiert, denn die Kräfte jedes Stagtes sind in der besten Weise ausgenutzt, um das einzige agemeinsame Ziel zu erreichen. Die Familie unserer Freunde und Verbündeten hat sich um einen neuen Teilnehmer vergrößert, nämlich um Jnalien, dessen Volk seit langer Zeit danach strebte, seine Mitbürger vom fremden Joche zu befreien. (Die Duma grüßt den italienischen Botschafter.) Die Namen Triest und Triert waren seit langer Zeit das Feldgeschrei für die Nachkommen derienigen, welche für die italtenische Wiedergeburt kämpften. Das Ministerium Salandra bereitete im Laufe der ersten Kriegsmonate sorgrältig seinen Eintritt in die Aktion vor, und als die Stunde kam, schloß es sich Rußland, Frankreich und England im Namen der Verwirklichung der Ideale des italienischen Volkes an. Ich ergreife mit Freuden den Anlaß, mit Ibnen das verbündete Italien zu begrüßen. Wenn das Beispiel Italiens von anderen Staaten befolgt würde, so würde dies zu einem raschen Ende des Krieges und des Blutvergießens beitragen und so die Stunde näher bringen, wo die kriegführenden Völker in der Lage wären, die fried⸗ liche schöpferische Arbeit wieder aufzunehmen.
Immerbin ist die Stunde der böchsten Entscheidungen nech nicht versäumt. Man kann hoffen, daß diejenigen Neutralen, die ihre nationalen Probleme nicht auf andere Weise werden lösen können, sich diese Gelegenheit zunutze machen werden. Man bat in der letzten Zeit sehr viel von der Stimmung unserer Nachbarn im Norden, der Schweden, gesprochen und aus Worten ibres Staats⸗ mannes widerspruchsvolle Schlußfolgerungen gezogen. Unsere freund⸗ schaftlichen Beziehuncen zu Schweden und unser aufrichtiger Wunsch, mit ihm die besten Beziehungen guter Nachdarschaft zu unterhalten, sind zu bekannt, als daß ich notwendig hätte, sie zu bekräftigen. Wir geben uns auch vollkommen Rechenschaft über die unvermeidlichen Schwierigkeiten, welche für den schwedi⸗ schen Handel infolge der Lage des Landes inmitten der Kriea⸗
aber ich kann mit Befriedigung die Redlich⸗
LeéLg,Sgs besenders
führenden entstanden sind; keit hervorheben, mit welcher die schwedische Regierung ihre Neu⸗ tralität unter Wahrung ihrer nationalen Interessen schützt. Die gegenwärtig in Stockholm geführten englisch⸗schwedischen Verhandlungen bekunden, wenn sie auch auf einem geschäftlichen Boden bleiben, auf beiden Seiten das unzweifelhafte Bestreben, die Grundlage für eine Verständigung zu finden, und wir wünschen auf⸗ schtig, daß sie bald zu einem aglücklichen Abschluß gelangen. Die ben Kriegsmittel, welche Deutschland anwendet, des weder Massenvergiftung unserer Soldaten noch vor einer Ver⸗ z friedlicher Frauen, Kinder und Bürger zurückschreckt, mußten auch in neutralen Ländern das Gefühl gerechter Entrüftung erwecken. Jenseits des Ozeans ist die Empörung eine ähnliche. Die Bevölkerung der Vereinigten Staaten, die von menschen⸗ freundlichen Empündungen durchdrungen ist, konnte nicht anders als sich eatschieden gegen Vorkommnisse zu wenden, wie die furchtbare Versenkung der „Lusitania“, die so vielen amerikanischen Bürgern das Leben gekostet hbat. Dieser in seiner unsinnigen Grausamkeit beispiellose Anschlag ist ein unauslöschlicher Fleck auf dem Namen Deutschlands. Es ist schwer zu sagen, ob der strengen Antwort, die der Präsident Wilson der deutschen Regierung erteilt hat, energlschere Maßnahmen folgen werden; aber es ist bereits klar, daß die öffent⸗ liche Meinung Amerikas über das Vorgehen der Deutschen empört ist trotz der Anstrengungen, welche die letzteren machen, um das Wohl⸗ wollen Amerikas zu erringen. Die beispiellose Tapferkeit der auf der Halbinsel Gallipoli kämpfenden verbündeten Truppen erweckt unsere einstimmige Bewunderung. Unter schweren Verlusten und Ueberwindung beinahe unüber⸗ steigbarer Hindernisse, die von der Natur selbst errichtet waren und von den Deutschen klug ausgenutzt wurden, bringen unsere tapferen Verbündeten uns mit unerschütterlicher Zähigkeit dem ersehnten
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ihnen und uns herxgestellt sein wird Die Türken, die das nahende Gewittet vorausahnen, haben sich mit außergewöhnlicher Grausamkeit auf die noch in ihrer Gewalt befindlichen christlichen Völker gestürzt. Die Armenier erdulden unerhörte Verfolgungen, die indessen nicht ihren Geist gebrochen haben, denn armeniscke Freiwillige kampfen tapfer mit uns gegen ihre Unterdrücker. Den Beweis dafür gibt die Stadt Wan, wo sie beinahe einen Monat dem Drängen der Türken bis zur Befreiung der Stadt durch unsere Truppen widerstanden. Um nichts weniger schrecklich sind die Verfolgungen der örtlichen griechischen Bevölkerung durch die Türken. Die Frauen und Kinder müssen Mitleid erregen, und die Frage entsteht, ob man den Glaubensgenossen in Kleinasien zu Hilfe kommen kann, ohne sich mit den Mächten zu vereinigen, die für das Recht und die Gerechtigkeit kämpfen.
Ich zweifle nicht, daß sich in anderen Ländern noch neutrale Regie⸗ rungen vollkommen in Uebereinstimmung finden werden mit den Wünschen ihrer Völker, wenn sie sich entschließen, den Weg einzuschlagen, den ihnen ihre Lebensinteressen und ihre ganze Vergangenheit angeben. Bei dieser Gelegenheit muß ich auf den Druck hinweisen, den österreichische und deutsche Agenten auf Rumänien ausüben. Indessen widersteht die rumänische Regierung trotz all ihrer Anstrengungen der Versuchung. Wir halten auch weiterhin freundschaftliche Beziehungen mit ihr aufrecht, deren Befestigung und Entwickelung Gegenstand unserer beiderseitigen Be⸗ mühungen ist.
Ich halte es für überflüssig, auf die Teilnahme Serbiens an dem Kanpfe gegen unsere Feinde hinzuweisen, nach den Wundern an Tapferkeit und Ergebenheit, die die serbische Armee mit neuen Kräften vollführte: und Serbien ist, indem es sich auf die Hilfe Frankreichs und Englands stützt, bereit, sich mit den Verbündeten zu vereinigen. Ich bin davon überzeugt, daß das serbische Volk im Bewußtsein seiner vaterländischen Pflicht Mut zu neuen Opfern schöpfen wird, die durch außergewöhnliche gegenwärtige Ercignisse notwendig werden, welche in gleichem Maße alle Verbündeten treffen.
Die Besetzung Skutaris durch Montenegro wurde veranlaßt, wie die Regierung in Cetinje erklärte, durch die dringende Notwendigkeit, die Räubereien der albanesischen Banden zu unterdrücken, die die regelmäßige Verproviantierung Montenegros erschwerten. Die
montenegrinische Regierung wies bei dieser Gelegenheit darauf hin, daß sie die Zustimmung der Verbündeten suche.
Unsere Feinde, die gegen uns auf den Schlachtfeldern kämpfen, ent⸗ wickelten auch zu gleicher Zeit in den neutralen Ländern eine umfangreiche geheime und offentliche Propaganda, mit der Absicht, die öffentliche Meinung dieser Länder gegen die Verbündeten aufzureizen und überall, wo es möglich wäre, sie in offenen Gegensatz zu bringen. So fördern sie Wühlereien in Persien mit der Absicht, dort Wirrnisse zu ver⸗ ursachen. Sie verteilen Geld, bilden bewaffnete Banden, führen Waffen, Maschinengewehre und Munition ein. Wir haben Maßnahmen getroffen, um diesen Treibereien entgegenzuwirken; leider aber ist das Werk der Friedensstiftung in diesem Lande durch die ständigen Unruhen, die Zwie⸗ tracht zwischen Regierung und demokratischen Kreisen und die Minister⸗ krise erschwert. Jedoch läßt uns die wohlgemeinte und vollkommen solidarische Tätigkeit der russischen und englischen Vertreter in Persien, die gemeinsam sich bemühen, der persischen Regierung in der Unterdrückung dieser Unruhen zu helfen, hoffen, daß die Treibereien unserer Feinde scheitern werden, und daß die Ruhe in dem Lande wiederhergestellt wird. Ich muß hinzufügen, daß, wenn unsere Bemühungen erfolglos bleiben sollten und die getroffenen Maßnahmen nicht zur Beruhigung des Landes führen, wir wahrscheinlich zu anderen Mitteln werden greifen müssen. Sie haben zweifellbs bemerkt, daß in der letzten Zeit die japanische Presse die Frage der Nützlichkeit einer engen politischen rus⸗ sisch⸗japanischen Vereinigung erörtert. Diese Idee fand auch in unserer Presse günstigen Widerhall. Die Presse beider Länder kämpft in der Tat gegen denselben Feind. Die ausgezeichneten Dienste, die Japan uns und unseren Verbündeten in diesem Kriege geleistet hat, konnten die Regierungen der Mächte der Tripelentente nicht unbeeinflußt lassen, ebenso wie die öffentliche Meinung in diesen Ländern, da sie eine Atmosphäre geschaffen hatten, in der sich feste politische Bande zwischen den Völkern knüpfen. Die zehn Jahre, die seit dem Vertrage von Ports⸗ mouth verflossen sind, haben bewiesen, daß eine friedliche Nachbarschaft zwischen Rußland und Japan durchaus möglich und für beide Teile vor⸗ teilhaft ist. Unsere gegenwärtigen Bundesbeziehungen zu Japan sollen die Vorläufer zu einem 88 fofteren Bündnis bilden. Das Vorgehen des japanischen Heeres zegen die deutsche Festung Tsingtau 1 den Uebergang dieses festen Platzes und des gepachteten Gebietes von Kiautschou in die Hände der Japaner zur Folge. Im Zusammenhang mit diesem Unternehmen begannen die japanische und die chine⸗ sische Regierung Besprechungen, die zu einem Ueberein⸗ kommen führten, in dem die besonderen Rechte Japans in den chine⸗ sischen Gebieten, in denen die japanischen Interessen vorwiegend liegen, festgelegt werden. Unsere freundschaftlichen Beziehungen zu Japan und China gaben uns die Sicherheit, daß diese Verhandlungen russische Inter⸗ essen nicht in Frage stellen würden, und ermöglichten es uns, den Verhand⸗ lungen mit völliger Ruhe selbst in den kritischsten Momenten zu folgen. Japan und China haben unserer Haltung Anerkennung gezollt.
Dieselben auf Vertrauen beruhenden Beziehungen zur chinesi⸗
schen Regierung haben es uns ermöglicht, zu einem endgült igen
Uebereinkommen über die Aeußere Mongolei zu ge⸗ langen. Am 7. Juni wurde zu Kiachta eine Entente unterzeichnet, die demnachst veröffentlicht werden wird. Auf Grund dieses Abkommens wird die Aeußere Mongolei in inneren Angelecgenheiten als ein selbständiger Vasallenstaat Chinas anerkannt. Die Aeußere Mongaolei erhält das Recht der inneren Selbstverwaltung und die Aktionsfreiheit in Fragen des Handels und der Industrie bis zu dem Recht, über diese Angelegenheiten internationale Abkommen abzuschließen. Einzig und allein auf dem Ge⸗ biet der auswärtigen Politik wird die Unabhängigkeit der Mongolei durch das Recht Rußlands und Chinas zur Intervention beschränkt. Zum Schluß will ich Ihnen sagen, daß, wenn nach einem Jahre Krieg die Ergebnisse solcher Bemühungen als nicht ihrer ungeheuren Größe entsprechend erscheinen könnten man nicht vergessen soll, daß die Bürgschaft des Sieges in unserer Festig⸗ keit und Zähigkeit liegt. Ich kann mit voller Sicherheit erklären daß die Regierung, im engen Verein mit der öffentlichen Meinung, nicht daran denken wird, Frieden zu schließen vor der endgültigen Vernichtung des Feindes. Unsere treuen Verbündeten sind von derselben uner⸗ schütterlichen Festigkeit beseelt. Endlich gibt es Notwendig⸗ keiten, die von unserem Willen unabhängig sind und unaufhalt⸗ im durch den historischen Gang der Ereignisse vorwärts getrieben werden. 8 müssen wir berücksichtig Der Krieg, der uns vor einem Jahre 1 Probleme aufgeworfen, die uns im Juli 1914 n . Träume erschienen. Diese Probleme, die uns jetzt so klar sind, daß es überflüssig ist, sie genauer zu bezeichnen, verlangen von uns die Entwicklung aller unserer Kräfte, denn wir sind vor ganz Rußland vepflichtet, sie zu lösen. Wir können nicht darauf verzichten. Deshalb, wie auch die vorübergehenden Prüfungen sein möcen, die wir durchmachen, wir müssen beständig in unserem Entschluß bleiben, den Feind bis zum Siege zu bekämpfen, und bis dahin behalten wir den festen Glauben an den endgültigen Sieg unserer gerechten Sache.
Der Marineminister stellte bierauf fest, daß die Ostsee⸗ flotte trotz der geringen Zahl ihrer Kampfeinbeiten mit Erfolg ihre Aufgabe erfülle, dem Feinde viel stärker zu widerstehen, seine Angriffe zurückzuschlagen und ihm sogar in seinen eigenen Gewässern Niederlagen beizubringen. Im Schwarzen Meere habe die Flotte, die ebenfalls schwächer sei als die vereinigte türkisch⸗deutsche, ihren Gegner un⸗ schädlich gemacht und ihm schwere Verluste zugefüat und entwickele allmählich ibre Macht, indem sie den günstigen Augenblick für die Erfüllung der Aufgabe, die jedem russischen Herzen teuer sei, erwarte. Der Minister führte weiter aus, daß die vaterländische Begeisterung der mit der Herstellung von Kriegsmunition beschäftiaten Arbeiter den zum Zwecke der Verhinderung der Versorgung der Armee von außen her verursachten Streiks ein Ende gesetzt babe. Augenblicklich seien die Werkütätten und Fabriken in vollem Gange. Die Arbeiter ver⸗ richteten Wunder an Leistungsfähigkeit und Energie. Dies gestattete der Ostseeflotte gegen Ende des veraangenen Jahres, sich um einige Kampfeinbeiten zu vergrößern. Ebenso wäre es mit der Flotte im
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Angenblick näaher, an dem die beabsichtigte direkte Verhindung zwischen
Schwarzen Meere.
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Der Finanzminister Bark erklärte, daß es Rußland trotz ungeheuren Ausgaben infolge des riesenhaften Krieges gelungen nicht nur in seinem Nationalvermögen die notwendigen Hilfs quelg zu finden, sondern auch die Mindereinnahmen zu decken, die durch gh Verbot des Alkoholverkaufs entstanden sind Dieses Monopol 2 der Staatskasse jährlich fast eine Milliarde Rubel eingebracht. 2 Minister gab an, daß die Kriegsausgaben Rußlands bis zum En des Jahres 1915 auf 7242 Millionen Rubel steigen würden. e diese zu decken, beabsichtige das Ministerium eine Reihe von Kaß operationen, deren Erfolg außer Zweifel stehe. Denn die Ges heit. der nationalen Ersparnisse habe sich um 1800 Millionen n mehrt. Das sei Beweis genug, daß das Land hinreichende Hll quellen habe, um diese Operationen zu verwirkichen, Hilfsguellen, vollständig der Enthaltsamkeit des Volkes zu verdanken seien. Minister betonte die Notwendigkeit, das wohltuende und heilses Verbot des Alkoholverkaufs auch nach dem Kriege aufrechtzuerhalte und schloß mit der Versicherung, das Land werde allen Krf notwendigkeiten entsprechen und, nur getragen von vaterländische Schwung, alle seine Kräfte, alle seine Fähigkeiten zu vereinigen wiss um den Bedürfnissen des Heeres zu genügen.
Aus der Duma begaben sich die Minister in den Reicht rat, wo sie die gleichen Reden hielten. Die Redner all Parteien sprachen ihre Zustimmung aus. Die Polen begrüßt die Erklärung der Regierung, betreffend die Autonomie Polen
Der Pole Veliopolskyv sagte: Unsere Städte sind zerft⸗ unsere Dörfer in Asche gelegt. Der Feind steht vor den Ta⸗ unserer Hauptstadt. In dieser geschichtlichen Stunde erklären n. daß das Ziel, das wir von Anfang des Krieges an vor Augen hate nicht von Sieg oder Niederlage abhängig ist. Wir hoffen, daß u Gottes Hilse Polen wiederhergestellt werden wird in Vereinigung n Rußland unter dem Zepter unseres Monarchen.
Der Reichsrat beschloß den Uebergang zur Tagesordnn mit einer Formel, die besagt, er sei überzeugt, daß das u geheure, geeinigte Rußland im Zusammenwirken mit der N gierung, der Duma und dem Reichsrat die Kraft finden weme die die umstürzlerischen Absichten seiner Feinde und ihren 2 schlag auf die Freiheit der Völker vernichten werde.
— Die Resolution des in Moskau abgehaltenen Städte tages lautet dem Blatte „Rjetsch“ zufolge dahin, daß e Zentralkomitee für die Versorgung des Landes einzurichten i an dessen Spitze eine Persönlichkeit stehen soll, die das Va trauen des Landes hat und am Ministerrate teilnimmt. Ihn zur Seite soll ein beratender Stab stehen, der aus Vertrete
der Semstwos der Städte und der anderen Organisationen †½
bilden ist. An verschiedenen Plätzen sollen die Städte ei Organisation unter Hinzuziehung von Vertretern der Semstm⸗ und der kooperativen gewerkschaftlichen Körperschaften er richten und insbesondere eine breite Grundlage für Kred der Stadtverwaltungen schaffen. Die Marximalpreise soll beibehalten, aber nur durch die Städteorganisation bestimn werden, und ferner sollen besondere Komitees zum Zweck d Beschaffung von Holzfeuerung eingerichtet werden. Inbet der kooperativen Genossenschaften verlangt der Städtetag
Beseitigung aller gesetzlichen Hemmungen und die vorzugswes Berücksichtigung bei Transporten von Lebensmitteln, ferner d völlige Freiheit bei der Anwendung des Gesetzes über die Konsumgenossenschaften und die beschleunigte Durchführ
dieses Gesetzes sowie auch die Schaffung einer Zentralstel dieser Genossenschaften für das ganze Rußland. Der Städt tag verlangt eine Statistik des Viehs, der angebauten Fläche und des Feuerungsmaterials. Schließlich nahm der Städtem eine politische Resolution an, die aber gestrichen wurde und: summarisch erwähnt wird als die völlige Einigung aller Kräf⸗ und die volle Freiheit aller Gewerkschaften.
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Italien. 1.““ “ Die „Basler Nachrichten“ melden, daß weitere sech Jahrgänge Marinereserven einberufen worden seiel — Der Handelsschiffahrtsverkehr von Sizilie nach Tripolis ist dem „Hamburger Fremdenblatt“ zufol eingestellt worden. Zur Aufnahme der italienischen Kolonie; Tripolis sind am Freitag mehrere armierte Transportdampf aus Brindisi ausgelaufen.
Portugal.
Bei der Erörterung der Militärfrage kam es in de Kammer nach dem Bericht des „Progrès“ zu lebhafte Zwischenfällen. Als der Präsident ankündigte, daß die Kamme zur Tagesordnung übergehe, erhoben sich auf den Bänken de Opposition lebhafte Protestrufe und die Mitglieder der Opp sition verließen den Sitzungssaal. Die Kammer nahm dan den Antrag des Präsidenten, betreffend den Eintritt in d. Debatte über das Kolonialbudget, an. Die weitere Debat verlief ohne Zwischenfall.
Belgien.
Die belgische Regierung hat dem „Temps“ zufolge be schlossen, die Einwohner der im Operationsgebiet gelegenen Ortschaften Belgiens zwangsweise na der inneren Zone abzutransportieren. Gestern traf de erste Zug in Rouen ein, in dem sich 220 Kinder und Greise 26 Frauen und 30 Männer befanden. Weitere Transpor sollen in den nächsten Tagen folgen.
“ v“ Schweiz. n
Die „Idea Nazionale“ berichtet, daß die in Bern ah gehaltene Konferenz zwischen der Schweizer Eidgenossen schaft und Vertretern Frankreichs, Englands un Italiens einen wenig guten Verlauf nehme. Nachdem zunäch wenigstens ein Einverständnis über den grundsätzlichen Weg! der Frage der Ausfuhr nach den Ländern der Zentralmächt von Schweizer Erzeugnissen, die sich mit vorher aus den Länden des Vierverbandes eingeführten Rohstoffen vollzieht, erreich war, gestaltete sich ein weiteres Uebereinkommen schwierig un schien unerreichbar angesichts des tiefen Abgrundes, der de Forderungen des Vierverbandes und die Gegenvorschläg der Eidgenossenschaft trennt. England, Italien und Frankreich verlangen von der Schweiz, daß sie ihre Feinde nicht meh mit Waren versorge, die die Schweiz im Durchgangsverket erhält und die militärischen Bedürfnissen dienen. „W müssen vollkommene Gewähr haben“, so entwickeln die Ver treter der Entente den Kern ihrer Anschauung, „daß jenigen Waren, die wir ganz ausnahmsweise zur Ausfu nach der Schweiz zulassen, unter keinerlei Form zu unsere Feinden weitergehen. Einige Fälle von Konterbandehande die sich in Bern zugetragen haben, haben die Ueberzeugun aufkommen lassen, daß die Schweiz trotz ihres guten Willens und trotz ihrer unanfechtbaren Lonyalität nicht imstande iis voll und ganz die nötige Kontrolle auszuüben. Wir aber gestützt auf unsere Interessen, wollen, daß wir uns in diese Punkte mit der Schweiz verständigen können.“ Die Schwes
hält dem entgegen, daß ihre Unabhängigkeit und Staatswürdt
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Gefangennahme bleibt.
2 ne der Forderung der Entente nicht erlauben, auch 192 Vschlägen eine Neutralitätsverletzung gegen⸗ 2 Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn findet. Und in diesem e ist, wie der Korrespondent sagt, die Schweiz unerbittlich 27 hat ausdrücklich erklärt, sich von dem einmal eingeschlagenen Bege nicht abbringen lassen zu wollen. Ein Uebereinkommen vscheint deswegen sehr schwiriig.
IIn Türkei.
Plan des Rückkaufs der französischen Bahn⸗ inien in Syrien ist verwirklicht worden. Das Amtsblatt rröffentlicht das Gesetz, wodurch die Regierung zum Rückkauf er nachstehenden Zweigbahnen ermächtigt wird, deren Kauf⸗ breis vom Finanz⸗ und Wakufministerium im Namen der hedschasbahn verfügt werden wird: 1) die schmalspurige Eisen⸗ Hahn Beyruth —Zeirib, 2) die Straßenbahn Beyruth — lameletein im Libanon, 3) die Linie Rajak Aleppo bis zum Inschlußpunkt an die Bagdadbahn, 4) die Linie von Homs⸗ rripolis bis zum Hafen von Muawene und 5) die Linie Jaffa — gerusalem sowie das gesamte rollende Material, die Werkstätten, Hebäude und Liegenschaften, die den Gesellschaften der ge⸗ nannten Linien gehören. 111“
Amerika. Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus New
mwork sind Miliztruppen aufgerufen worden, um bewaffnete
üngarische Ausständige in der Aluminiumfabrik von Massena zu überwältigen. Die Fabrikbeamten schreiben die Bewegung ausländischen Einflüssen zu.
Die Wiedereroberung der Stadt Mexiko durch Streitkräfte Carranzas wird obiger Quelle zufolge amtlich pestätigt.
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III. Aus dem Großen Hauptquartier wird geschrieben
In den Tagen vom 21. bis 29. Juni machten die Franzosen fast täglich Versuche zur Wiedereroberung ihrer Stellungen. Sie über⸗ schütteten die deutschen Truppen in den neu eroberten Gräͤben Tag und Nacht mit einem Hagel von Granaten und Minen, setzten ihre Infanterie immer wieder zum Gegenangriff an, übergossen am 28. und 29. Juni mehrere unserer Gräben mit einer brennenden, ätzenden Flüssigkeit, alles vergebens, die am 20. Juni gewonnenen Stellungen blieben fest in der Hand der Deutschen. So kommt der in der Ge⸗ schichte der Argonnenkämpee denkwürdige 30. Juni heran: Die Er⸗ stürmung der französischen Hauptstellung von Laborddre bis zur Esels⸗ nase. Am Abend des 29. Junt sind die letzten Vorbereitungen beendet. In gleicher Weise wie am 20. Juni beginnt bei Tagesgrauen das Feuer der Artillerie. Diesmal sind die Verhältnisse günstiger für das Sturmreifmachen der feindlichen Stellunen: die Werke Central, Eimetiére, Bagatelle und die Stützpunkte auf der Esels⸗ nase, dem Storchennest und der Rheinbabenhöhe liegen offen da, der Wald ist in dieser ganzen Gegend unter dem monatelangen Feuer⸗ und Bleihagel fast völlig verschwunden. Dementsprechend kann das vereinigte Feuer der Batterien und aller Arten von Minenwerfern planmäßig eine Anlage nach der anderen zerstören und eine Verwüstung anrichten, die sich gar nicht beschreiben läßt. Noch am späten Abend und nächsten Tage machen die Gefangenen, die stundenlang in dieser Hölle haben aushalten müssen, einen ganz gebrochenen und geistesabwesenden Eindruck. Alte Unteroffiziere und Offiziere ver⸗ sichern, dieses Artillerie⸗ und Minenfeuer in den frühen Morgen⸗ stunden des 30. Juni sei das furchtbarste Erlebnis des ganzen Feld⸗ zuges gewesen. Ein großer Teil der französischen Gräben wird voll⸗ ständig eingeebnet, Unterstände und Blockhäuser liegen voll von Toten, mehrere Handgranaten⸗ und Minenlager fliegen in die Luft, Minen⸗ stollen und unterirdische Unterkunftsräume werden verschüttet und be⸗ graben ihre Insassen unter den Trümmern. Totz dieser schwierigen Lage halten die Besatzungen der vordersten französischen Gräben stand; wer nicht fällt, bleibt auf seinem Platz am Maschinengewehr oder an der Schießscharte bis zum allerletzten Augenblick, bis die Deutschen im Graben sind und nur noch die Wahl zwischen dem Tode oder der
Jeder deutsche Soldat, der da vorne mwit⸗ gemacht hat, erkennt es mit ehrlicher Hochachtung an: Die Franzosen haben sich brav geschlagen!
Nach der letzten äußersten Feuersteigerung beginnt um 8 Uhr 45 Miuuten Vormittags der Sturm. Nicht wie zu Hause auf dem Exerzierplatz mit vorgehaltenem Bejonett stürzten die Sturmkolonnen vor, sondern zum größten Teil mit umgehängtem Gewehr, in der Rechten einige Handgranaten, in der Linken wie die alten Germanen den Schutzschild (allerdings nicht aus Bärenhäuten, sondern aus Stahl), vor Mund und Nase eine Maske zum Schutz gegen das giftige Gas der französischen Stinkbomben. Der Sturm gelingt gut: In kaum einer halben Stunde ist das ganze Zentral⸗ und Cimetisrewerk ge⸗ nommen. Eine Kompagnie des Infanterieregiments Nr. 124 stürmt noch weiter über die zweite Linie hinaus und folgt den weichenden Franzosen bis hinab auf den in das Biesne⸗Tal abfallenden Berghang. Als der tapfere Kompagniefübrer, Oberleutnant Berksch, fällt, übernimmt Offizierstellvertreter Jaeckle das Kommando. Nur seiner Umsicht ist es zu verdanken, daß⸗ die Kom⸗ pagnie nicht abgeschnitten wird und sich noch rechtzeitig auf die neue Stellung des Regiments zurückziehen kann. Ebenso schnell ist die 1. und 2. Linie des Bagatellewerks — der sogenannte schwarze und rote Graben —, das Storchennest und die Stellung am Osthang der Eselsnase in deutschem Besitz. Der Hang, der aus dem Charme⸗ bachtal nach Westen zur Eselsnase hinansteigt, ist so steil wie der rote Berg bei Spschern. Das, was beim Sturm über den Charmebach auf diese Höhe unter dem flankierenden Maschinengewehrfeuer vom St. Hubertrücken her die unvergleichlich tapferen Bataillone des Königsinfanterieregiments 145 geleistet baben, wird für alle Zeiten ein Denkstein für deutsche Angriffskraft und Todesverachtung bleiben.
Hinter dem Bagatellewerk machen die stürmenden Truppen vor einer neuen starken Stellung des Feindes, dem „grünen Graben“, vorläufig Halt. Hier wird der Wald wieder dichter. Auf der ganzen Front wird die vorübergehende Gefechtspause zum eiligsten Ausbau der neugewonnenen Linien und zum Nachführen von Maschinen⸗ gewehren und Munition benutzt. u dieser Zeit greifen nun auch die auf der Rheinbabenhöhe und weiter südlich auf dem St. Hubert⸗ rücken liegenden deutschen Truppen — zum Teil aus freiem Entschluß — den Feind an. Dasselbe geschieht Nachmittags auf dem rechten Flügel der Angriffsgruppe: Hier erstürmen unter Führung des Leutnants Schwenninger württembergische Frei⸗ willige den Teil des Labordèrewerks, der am 20. Juni noch in Pänden der Franzosen geblieben war. Die Franzosen setzen sich mit Zähigkeit und Widerstandskraft zur Wehr. Besonders heftig ent⸗ drennt der Kampf am Südwesthang der Rheinbabenhöhe auf dem St. Hubert⸗Rücken. Hier gehen am späten Nachmittag die Fran⸗ zosen mehrmals zum Gegenangriff über. Ganz besonders zeichnen sich bei diesem heißen Ringen die Vizefeldwebel Schäfer und Reinartz der 4. Kompagnie Infanterieregiments Nr. 30 aus, die zusammen
mit wenigen Leuten im Madame Bach⸗Tal die starke Besatzung elne! französischen Blodhauses im wüten en Pandgranatenkampf vernichten⸗ Es sst unmöglich, alle Heldentaten dieser blutigen Kämpfe aufzmählen, da eigentlich jeder Einzelne, der beteiligt war, ein Had in. Eben o wie steis früher, tun sich auch diesmal wieder ganz besonders die Pioniere durch glänzenden Schnkid und Gemwandtbheit bervor. So entdeckte z. B. der Ueaiverc fizier Hauff der 4. Kompagnie Pionier⸗ regiments Nr. 29 beim Sturm in einem Blockhaus ein flankierend feuerndes Maschinengewehr. Er stürzte tollkühn auf das Blockhaus zu und ftopfte ungeachtet der höchsten Lebensgefahr durch die Schieß⸗ scharte eine Handgranate, die in den nächsten Sekunden der gesamten Bedienungsmannschaft des Maschinengewehrs den Garaus macht.
So witzd es Abend und longsam kommt det heiße Kampf zum Abschluß Raor am St. Hubert⸗Rücken dauert das Gefecht bis in die Dunkelheit. Auf den uͤtrigen Teilen der Front nitt bald völlige Ruhe ein. Tie Franzosen sammeln die Trümmer ibrer völlig zer⸗ rissenen und durcheinander gewirbelten Verbände, in fieberhafter Eile graben sie sich mit der ihnen eigenen Gewandtheit und technischen Geschicklichkeit wätrend der Nacht ein, wo sie liegen. Ste richten mit allen Mitteln den schon vorher start befestigten „grünen Graben“ zum äußersten Widerstand her.
In der Nacht geltngt es den deutschen Patrouillen, alle Einzel⸗ heiten der neuen feindlichen Stellung und der Hindernisse, die am Tage im dichten Wald nicht zu sehen warer, zu erkunden. Der „grüne Graben“ ist mit einem 10 m breiten Drahthindernisse und einer großen Anzahl Blockhäuser versehen.
In der Erkenntnis, daß der „grüne Graben“ ohne nachhaltige Feuervorbereitung noch nicht sturmreif ist, wird der für den 1. Juli geplante Angriff auf den 2. Juli verschoben. Am 1. Juli keommt es auf der ganzen Front nur zu kleineren Einzelkämpfen, die zu keinem neuen Ergebnis führten. Im übrigen wird der Tag mit dem Aus bau der neuen Stellung, dem Bergen der Leichen und dem Heranschaffen von Wasser und Lebensmitteln hingebracht. 1
Am Vormittag des 2 Juli wiederbolt sich gegen den „grünen Graben“ und die französischen Stellungen ein ähnliches Massenfeuer der deutschen Artillerie und Minenwerfer, wie am 20. Juni. Um 5 Uhr Nachmittags brechen dann Teile der Infanterieregimenter 30 und 173 zum Sturm gegen die feindlichen Stützpunkte am Hang der Rheinbabenhöhe und auf dem St. Hubert⸗Rücken loz und werfen den Feind auf der ganzen Linie aus seiner vordersten Stellung.. Bis 7 Uhr 30 Minuten Abends ist kein Franzose mehr auf der Rhein⸗ babenhöhe. Der Kampf dauert auf diesem Teil des Gefechtsfeldes bis spät in die Nacht. Wie schon am 30. Juni, halten sich hier die französischen Truppen, die der 42. Division angehören, mit besonderer Zähigkeit und Tapferkeit. 8
Um den berüchtigten „grüner Graben“ von rückwärts angreifen und dort einen beträchtlichen Teil der feindlichen Kräfte abschneiden und einkesseln zu können, durchbricht um 5 Uhr 30 Minuten Nach⸗ mittags Major Freiherr von Lupin mit seiner Kampfgruppe die feindlichen Stellungen in Richtung auf das Wegekreuz nördlich von Harazée. Unter Führung des Hauptmanns Hausser und des Haupi⸗ manns Freiherrn von Persall dringen die württembergischen Prenadiere bis mitten in die französischen Lager an der Harazée⸗Schneise und darüber hinaus vor. Inzwischen schwenken hinter den Grenadieren zwei weitere Bataillone nach Osten ein, fassen den grünen Graben“ im Räcken und rollen ihn auf. Alles, was sich von den Franzosen noch in den Lagern am Wegkreuz befand, stürzt jetzt in vlanloser Verwirrung nach vorne in den „grünen Graben’, in den gerade in diesem Augen⸗ blick von Nordosten und Osten her die 67 er und die 145 er ein⸗ dringen. Von allen Seiten völlig eingeschlossen und in unmittel⸗ barer Nähe von den deutschen Bajonetten bedrobt, gibt sich der größte Teil der Besatzung gefangen. Nur noch ein kleiner Rest kämpft in wilder Verzweiflung gegen die ringsum anstürmenden Deut chen. Mirnten unter diesen Braven der Kommandeur des I. Bataillons des französischen Infanterieregiments Nr. 151, Major Remy, der sich trotz mehrfacher mondlicher Aufforderung nicht ergeben will, und schließlich in dem erbitterten Handgemenge den Heldentod stirbt. 1
Langsam wird es Abend. Auf der ganzen Front im Bois de la Grurie ist der große Sturm glänzend geglückt. Nachdem mit dem „grünen Graben“ auch das letzte Bollwerk gefallen ist, schieben sich die beutschen Truppen ohne weiteren Widerstand vor. Mit Einbruch der Dunkelheit tritt vollkommene Ruhe ein. In der neuen Linie wird eifrig am Ausbau der Gräben gearheitet, damit der Morgen des nächsten Tages die Deutschen wieder in fester, sicherer Kampfstellurg findet, die allen Gegenangriffen des Feindes einen eisernen Riegel vorschieben kann. Doch weder in dieser Nacht, noch am nächsten oder den nächsten Tagen wagen die Franzosen einen Versuch, den Deutschen ihre Beute wieder zu entreißen. Mehrere Tage kein Artilleri⸗⸗ und Minenfeuer, keine Handgranaten, keine Stinkvomben, keine Minen⸗ sprengung, das ist für die alten Argonnenkämpfer ein Zustand, den sie seit Monaten nicht kannten.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Wien, 2. August. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Bei Damaszow gegenüber der Radomkamündung errangen unsere Verbündeten gestern neue Erfolge. Westlich Jwan⸗ gorod haben unsere siebenbürgischen Regimenter dem Feinde acht etagenförmig angelegte betonierte Stü tz⸗ punkte mit dem Bajonett entrissen. Vier dieser Werke wurden allein von dem größtenteils aus Rumänen be⸗ stehenden Infanterieregiment Nr. 50 erobert. Der Halb⸗ kreis um Iwangorod verengte sich beträchtlich. Wir nahmen 15 Offiziere und über 2300 Mann gefangen und er⸗ beuteten 29 Geschütze, darunter 21 schwere, ferner elf Maschinengewehre, einen großen Werkzeugpark und viele lunition und Kriegsmaterial. Unsere bewährten sieben⸗ bürgischen Truppen dürfen diesen Tag zu den schönsten ihrer ehrenvollen Geschichte zählen. Unmittelbar östlich der Weichsel erstürmte eine unserer Divisionen die Eisenbahnstation Nowo —-Aleksandria und einige zu⸗ nächst gelegene Positionen. Bei Kurow drangen deutsche Truppen, nachdem sie gestern zweri feindliche Linien genommen, in eine dritte ein. Weiter östlich, bis zum Wieprz, hält der Feind noch seine Stellungen. Zwischen Wieprz und Bug wird die Verfolgung fortgesetzt. Unsere zwischen Sokal und Krylow über den Bug gegangenen Truppen rücken in der Richtung Wladimir — Wolynskij vor. In Ostgalizien ist die Lage unverändert. Der Stelloertreter des Chefs des Generalstabes: 1 von Hoefer, Feldmarschalleutnant. 8
Südlicher Kriegsschauplatz. Wien, 2. August. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:
An der Tiroler Front wurde eine feindliche Abteilung im Ledro⸗Tale westlich Bezzecca überfallen und unter großen Verlusten zurückgeworfen. In den Judikarien vertrieben unsere Patrouillen zwei italienische Beobachtungsposten, die sich auf den Höhen nordwestlich Condino eingenistet hatten. Im Kärntner Grenzgebiete hat sich nichts Wesentliches ereignet. Im Küstenlande herrscht in den nördlichen Abschnitten größtenteils Ruhe. Am Plateau hält der Geschützkampf an. Die gegen unsere Stellungen östlich Polazza geführten
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angriff, der unsere Infanterie bis über die ursprünglichen Stellungen hinausführte, vollständig zurückgeschlagen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes⸗
von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Der Krieg zur See.
Kristiania, 2. August. (W. T. B.) Kapitän Haug und die Besatung des Dampfers „Trondhjemefjord sind am Sonntagnachmittag von Helsingborg hier ange Der Kapitän berichtete, das Schiff sei am 27. Juli auf 62 Grad 40 Minuten nördlicher Breite und 13 Grad 12 Minuten west⸗ licher Länge von dem britischen Hilfskreuzer „Hildebranth ge⸗ kapert worden, der acht Mann Prisenbesaßzund 8 . Bord gesetzt und das Schiff nach Kirkwa 8 . ordert habe. Am nächsten Mittag sei es auf 61 Gra
licher Länge von einem deutschen Unterseeboot g worden, dessen Kommandant die Besatzung . as Schiff zu verlassen. Sobald die Mannschaft in die Boo 2 gangen war, feuerte das Unterseeboot ein Torpedo ab, das * Schiff mittschiffs traf. Es sank im Laufe einer Stunde. * Unterseeboot schleppte die Boote bis zur Bark „Glance ad⸗ sie übernahm. Später wurden sie vom Dampfer „Orlan 0 übernommen. Die englische Prisenmannschaft wurde von einem englischen Fischdampfer aufgenommen. London, 2. August. (W. T. B.) Wie das „Reutersch Bureau“ meldet, ist der Dampfer „ Clintonia“ versenkt worden. 54 Mann der Besatzung sind gerettet, worden 11 Mann werden als verloren gemeldet. „Lloyds melden: Der britische Dampfer „Benvorlich“ ist versenkt worden. Der erste Leutnant und sechs Matrosen sind gelandet. Der Kapitän und der Rest der Besatzung verließen das Schiff in einem Boot.
Amsterdam, 2. August. (W. T. B.) „Nieuws van hier angekommene
den Dag“ melden aus Nmuiden: Der nene holländische Dampfer „Beijerland“ fand am Sonntagmittag den englischen Kutter „L. T. 1102 sechs Meilen F7 dem Newarp Feuerschiff brennend vor. Die Besatzung suchte in einem eigenen Boote das Land zu erreichen. 8s
Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.
Konstantinopel, 3. August. (W. T. B.) Das Große Hauptquartier gibt bekannt: An der Kaukasusfront 8 jagte unser rechter Flügel nach dem Gefecht am 30. Juli den Feind aus den befestigten und im voraus vor⸗ bereiteten Stellungen in der Umgebung von Tawtak an der Grenze. Wir machten etwa 100 Mann zu Gefangenen und erbeuteten eine Menge von Gewehren, Munition und Ausrüstungsgegenständen. An der Dardanellen⸗ front bei Ari Burnu richtete der Feind am 31. Juli gegen einen kleinen, von einem unserer Posten besetzten Schützengraben, dessen er sich bemächtigen wollte, Infanterie⸗ und Artillerie⸗ feuer, bewarf ihn mit Bomben und brachte zwei Minen zur Entzündung. Er versuchte Scheinangriffe auf den linken Flügel. Schließlich wurde er vertrieben, wobei er schwere Verluste hatte. Bei Sedil Bahr auf dem linken Flügel anhaltendes aber wirkungsloses Gewehrfeuer. An den übrigen Fronten nichts von Bedeutung.
Statistik und Volkswirtschaft. Fürsorgezöglinge im Kriege.
Der Versitzende des Allgemeinen Fürsorgeerziehungstages, Di⸗ rektor, Pfarrer Backhausen vom Stephansstift in Hannover, hat eine allgemeine Anfrage an alle Fürsorgeerziehungsanstalten Deutschlands über die Beteiligung ihrer Zöglinge am Feldzug, über ihre Schicksale und ihre Haltung erlassen und von 194 Anstalten Antworten erhalten, deren Ergebnisse im „Sächsischen Kirchen⸗ und Schulblatt, veröffent⸗ licht worden und in der Königlichen „Leipziger Zeitung wiedergegeben sind. Aus diesen Anstalten gingen insgesamt 7451 Feldsoldaten hervor. Dabei umfaßt die Zählung nur diejenigen Soldaten, von denen mit Sicherheit festgestellt werden konnte, daß sie im Felde oder in der Ausbildung stehen. Unmittelhar aus der Anstalt traten ins Heer 1629 Zöglinge, darunter 693 Kriegs⸗ freiwillige. Von den in Dienst oder Lehre oder in Famtlie untergebrachten ehemaligen Anstaltszöglingen stehen 2437 im Heere, darunter 530 Kriegsfreiwillige. In Wirklichkeit ergeben sich noch höhere Zahlen, da verschiedene Anstalten nicht berichtet haben. Am stärksten sind natürlich die bereits volljährig gewordenen ehemaligen Zöglinge am Kriege beteiligt; ihre Zahl beträgt 3885. Gefallen sind 251, verwundet 654. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielten 160, das Eiserne Kreuz 1. Klasse 3. Außerdem wurde je einer mit der Hessischen Tapferkeitsmedaille, mit der Oesterreichischen Tapferkeits⸗ medatlle und mit dem Baverischen Militärverdienstkreuz 3. Klasse mit sgezeichnet. öZlur Arbeiterbewegung. 88 b
Einer von „W. T. B.“ wiedergegebenen Meldung des „Daily Telegraph“ aus Barrow zufolge sind bei Vickers Schwieriokeiten mit kanadischen Mechantkern entstanden, die niedrigere Löhne erhielten als die englischen Arbeiter. Eine Versammlung der Mechaniker erklärte sich mit den Löhnen und den Arbeitsbedingungen unzufrieden und verlangte eine Zulage, um ihre Familien in Kanad unterhalten zu können. “ 8
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)
Wohlfahrtspflege.
Für die durch den Russeneinfall schwer heimgesuchten Königlichen Förster in Ostpreußen hat der Verein Königlich Preußischer Forstbeamten im Kollegenkreise Sam lebendem Geflügel in die Wege geleitet; die Geschädigten sollen dadurch in die Lage versetzt werden, ihrerseits die Wiederbelebung der
diesen ist für kein Geld Geflügel zu erwerben. Wie sehr diese Maß⸗ nahme geschätzt wird, mag daraus hervorgehen, daß der Eisenbahn⸗ minister dem Verein auf Antrag Frachtfreiheit für den Trans port des Geflügels nach Osipreußen bewilligt hat. Das Geflügel wird auf den einzelnen Königlich preußischen Oberförstereien gesammelt und von dort den Oberförstereien der heimgesuchten Bezirke zur Verteilung durch Bahnsendung übermittelt.
starken italienischen Angriffe wurden durch einen Gegen⸗
30 Minuten nördlicher Breite und 3 Grad 40 Minuten west⸗
eine Sammlung von
Geflügelzucht in den verwüsteten Landstrichen zu fördern, denn in⸗
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