1915 / 184 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Aug 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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Amtssitzes in Landsberg ernannt wordern

Auluf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät

des Königs hat das Staatsministerium infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in Mörs getroffenen Wahl den Rentner Julius Genner daselbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Mörs auf fernere sechs Jahre bestätigt.

Auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni 1874 (Gesetz⸗ samml. S. 221) und des Allerhöchsten Erlasses vom 16. August 1914 (Gesetzsamml. S. 153) wird der Stadt Saarlouis im Regierungsbezirk Trier das Recht verliehen, die zum Bau einer Kaserne in Anspruch genommenen, auf dem Plane des Stadtlandmessers Görres in Saarlouis vom 3. Juli 1915 mit Rosafarbe angelegten Grundstücke im Wege der Enteignung zu erwerben. v“

Berlin, den 30. Juli 1915...

Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner

11“ des Königs.

Das Staatsministerium.

Majestät

88

Der Rechtsanwalt Fritsch in Landsberg ist zum No für den Bezirk des Kammergerichts mit Anweisung seines

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 3

Die Wahl des bisherigen Provinziallandschaftsrats, Ritter⸗ gutsbesitzers von Plehn auf Kopitkowo bei Schwentau, Kreis Marienwerder, zum Generallandschaftsrat der Westpreußischen Landschaft für die nächsten sechs Jahre wird hierdurch bestätigt.

Der bisher bei der Regierung in Posen beschäftigte Re⸗ gierungsrat von Rappard ist dem Präsidenten der An⸗ siedlungskommission daselbst zugeordnet worden.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 36 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter

Nr. 11 449 eine Verordnung über die Befugnis der Kriegs⸗ hilfsausschüsse in der Provinz Ostpreußen zur eidlichen Ver⸗ nehmung von Zeugen und Sachverständigen, vom 28. Juli 1915, und unter

Nr. 11 450 eine Verfügung des Justizministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Teil des Bezirks des Amtsgerichts in Dillenburg, vom 24. Juli 1A1A1XAXAX“X“

Berlin W. 9, den 6. August 1915.

Königliches Gesetzsammlungsamt.

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Deutsches Reich. 8 Preußen. Berlin, 6. August 1915.

In der am 5. August unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Vizepräsidenten des Staatsministeciums, Staats⸗ sekretärs des Innern Dr. Delbrück abgehaltenen Plenar⸗ sitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf einer Bekannt⸗ machung über die Vergütung für Oelfrüchte die Zustimmung erteilt. Zur Annahme gelangten ferner der Entwurf einer Bekanntmachung wegen Ergänzung der Verordnung über den Verkehr mit Kraft⸗ futtermitteln vom 28. Juni 1915, der Entwurf einer Verord⸗ ung wegen Aenderung der Verordnung, betreffend Ein⸗ chränkung der Malzverwendung in den Bierbrauereien, der Entwurf einer Verordnung, betreffend Aenderung der Ver⸗ ordnung über Malz vom 17. Mai 1915, und die Vorlage, betreffend Verlängerung der Einlösungsfrist für Fünfzig⸗ fennigstücke älterer Geprägeformen. Demnächst wurde über ine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt. 1“

Die belgische Regierung hat ein neues Graubuch über die auf den gegenwärtigen Krieg bezügliche Korrespondenz herausgegeben. Eine Stellungnahme dazu im einzelnen wird erst möglich sein, wenn es im Wortlaut vorliegt. Nach der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ läßt sich aber schon heute bezüglich der Angaben, die es über ein angebliches Projekt des Staatssekretärs von Jagow, den belgischen Kongo mit England und Frankreich unter Ausschluß Belgiens zu teilen,

enthält, folgendes feststellen:

Im Frühjahr 1914 scheinen Nachrichten von gewissen Verhand⸗ lungen, die über ein afrikanisches Kolonialabkommen zwischen der deutschen und englischen Regierung geführt wurden, voraussichtlich

über London nach Paris gelangt zu sein. Der Botschafter Cambon fragte damals den Staatssekretär von Jagow, ob hierbei nicht etwa französische Rechte berührt würden, worauf der Staatssekretär dem Botschafter erwiderte, er möge versichert sein, daß, wenn irgend fran⸗ zösische Rechte berührt würden, Deutschland sich nicht über dieselben binwegsetzen, sondern Frankreichs Zustimmung einholen werde. Da der Botschafter wiederholt dem Gedanken Ausdruck gegeben hatte, Deutsch⸗ land und Frankreich sollten versuchen, Spezialabkommen zu schließen, in⸗ entliche Verbesserung der allgemeinen Be⸗ ziehungen herbeigeführt werden würde, so benutzte der Staatssekretär die Gelegenheit, um den französi'chen Botschafter darauf hinzuweisen, daß Afrika, und namentlich der Kongo, vielleicht ein geeignetes Feld für solche Vereinbarungen bieten würde. Er erwähnte hierbei speziell die Kongobahnen. En großzügiges englisch⸗franzö⸗ sisch⸗deutsches Kolonialabkommen könne gewiß für die Be⸗ ziehungen der Westmächte zu Deutschland nützlich wirken. Da damals auch belgische Publizisten die Ansicht aufstellten, daß die Verwaltung so großer Kolonten wie des Kongo, für die bekanntlich Frankreich ein Vorkaufsrecht zusteht, weit über die finanzielle Kraft Belgiens hinausginge, wurde auch dieses Thema berührt. In der anknuüpfenden akademischen Unterhaltung wurde vom Staatssekretär auch die Frage gestreift, inwieweit es in der Jetztzeit noch möglich sei, daß solche kleine Staaten, die dazu nicht imstande seien, einen über die Größe und Leistungsfähig⸗ keit des Mutterlandes hinausgehenden Kolonialbesitz unter⸗ halten könnten. Die Absicht einer Verletzung belgischer Rechte ist dabei nicht zum Ausdruck gekommen. Ebensowenig ist von dem Verschwinden kleiner Staaten zugunsten der stärksten National⸗ staaten die Rede gewesen. Es schwebte dem Staatssekretär vielmehr nur der Gedanke vor, daß der in Artikel 16 des deutsch⸗französischen Marokkoabkommens vom 4. November 1911 vorgesehene Fall von Veränderunger des territorialen zuo im Kongobecken praktisch werden lönnte. 1““

dem durch solche eine wes

Dieser Artikel war

*

daraus ent anden, doß Frankreich Deutsch⸗ land sein Vorkaufsrecht auf den belgischen Kongo angeboten hatte. Diese Tatsache ist der belgischen Regierung genau bekannt, wie aus dem nachfolgend im Wortlaute wiedergegebenen Berichte des Kaiser⸗ lichen Gesandten in Brüssel vom 29. März 1912 hervorgeht:

„Der politische Direktor Baron van der Elst lenkie heute das Gespräch auf die deutsch⸗französischen Marokkoverharndlungen und sagte mir ganz vertraulich, aus zuverlässiger Quelle habe er gebört, daß das französische Vorkaufsrecht auf den belgischen Kongo zuerst von Frankreich zum Gegenstand von Verhandlungen gemacht und in Berlin angeboten worden se’. Er begreife nicht, warum man seiner⸗ zeit Belgien nur unter Anwendung des äußernen Druckes zur Ein⸗ räumung des Vorkaufsrechts gebracht habe, wenn man nun bereit sei, es einer anderen Macht anzubieten. Auch erschienen doch jetzt all die schönen Reden, die fär Belgien in der französischen Kammer gehalten worden seien, in einem eigentümlichen Lichte.

Es war unverkennbar, daß die Nachricht einen starken Ein⸗ druck auf den politischen Direktor gemacht hat⸗. u“

Nach den telegraphischen Auszügen scheint der französische Bot⸗ schafter sofort dem belgischen Gesandten den Inhalt dieses ver⸗ traulichen Gesprächs in tendenziöser Form zugetragen zu haben.

Deß die Aeußerungen des Staatssekretärs abgesehen von der Anfangserklärung, betreffend Wahrung französischer Rechte keinen amtlichen Charakter trugen, sondern nur persönliche Ideen zum Aus⸗ druck brachten, scheint auch in den Berichten der Gesandten besonders erwähnt zu sein. Wir können aber für die Veröffentlichung nur dank⸗ bar sein, denn die Tatsache, daß Deutschland mit England damals über ein koloniales Abkommen verhandelte und der Staatssekretär bei dem französischen Botschafter eine entsprechende englisch⸗ franzosisch⸗ deutsche Verständigung anregte, ist wohl der deuttichste Beweis gegen die Behauptung, die Herr Cambon in einem im französischen Ge lb⸗ buch veröffent ichten Berrcht aufgestellt bat, daß Deutschland schon im Frühjahr 1914 das Schwert wetzte, um seine Nachbarn mit Krieg

zu überfallen.

Unter dem Titel „Gegen überm äßige Preis⸗ steigerungen“ bringt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ folgenden Erlaß des Ministers für Handel und Gewerbe an die Handelsvertretungen: 1

Die fortaesetzte Steigerung der Preise für Gegenstände des tög⸗ lichen Bekarfs bugt für die Lebensführung und die Zufriedenheit großer Schichten der Bevölkerung Gefahren in sich, denen mit allem Nachdruck entgegengewirtt werden muß. Dieses Ziel verfolgt die Be⸗ kanntmachung des Bundesrats gegen übermäßige Preissteigerung vom 23. Jult d. J. (RGBl. S. 467). Sie gewährt die Möglichkeit, Gegenstände des täglichen Bedarfs, die zur Veräußerung bestimmt sind, aber dem Verbrauch vorenthalten werden, dem Be⸗ sitzer zu entziehen und durch Vermittlung geeigneter Stellen (Kom⸗ munalverbände, Konsumverein, Handeltreibende) zwar gsweise dem Verkehr zu einem Preise zuzuführen, der ohne Genehmigung der Landeszentralbehörde den Einkaufspreis um sünf vom Hundert nicht übersteigen darf. Die Zurückhaltung von Gegenständen des täglichen Bedarfs sowie von Gegenständen des Kiiegsbedarfs wird ferner mit empfindlichen Geld⸗ und Freiheitsstrafen bedroht, wenn ihr die Absicht, einen übermäßigen Gewinn zu erzielen, zugrunde liegt. Das gleiche gilt für alle Artea unlauterer Machenschaften, mit denen eine Preissteigerung dieser Gegenstände bezweckt wird. Schließlich wird jedem Strafe angedroht, der für die erwähnten Gegenstände Preise fordert, die nach Lage der Verhältnisse einen übermäßigen Gewinn enthalten, oder solche Preise sich oder einem anderen gewähren oder versprechen läßt.

Der Geltunagsbereich der Bekanntmachung vom 23. Juli d. J. umfaßt in gleicher Weise die Gütererzeugung und die Güter⸗ verteilung. Insoweit sich ihr Unwendungsgebiet ncdhogau und Ge⸗

werbe erstreckt,g lege ich sten Hpadelskammern und dan kaufmännischen Korporationen als den gestzlich berufenen Verkretungen dteser Erwerbsstände ans Herz, sich in den Dienst der Bestrebungen zu stellen, die mit der Bekanntmachung verfolgt werden. So bereitwillig die Volksgesamtheit die ihr durch den harten und langdauernden Krieg auferlegten wirsschaftlichen Opfer auf sich genommen hat und täglich von neuem auf sich nimmt, so müssen diese Opfer doch auf das durch Gemeinwohl Gebotene be⸗ schränkt werden. Insbesondere muß mit allen Mitteln darnach gestrebt werden, unter Ausschaltung unnötig hoher Zw schen⸗ gewinne die Aufwendungen für den notwendigen Levensunterhalt in Grenzen zu halten, die auch den weniger bemittelten Kreisen der Be⸗ völkerung das Durchhalten erleichtern. Hierzu können Handel und Gewerbe wesentlich beitragen, wenn sie sich unter Zurückstellung ihrer reinen Erwerbsinteressen vor allem als im Dienste der Allgemeinbeit stehend betrachten. In einem Kriege, in dem das einmütige Zusammenwirken aller in der Nation lebenden Kräfte die Voraussetzung des Erfolges ist, muß auch im wirtschaftlichen Leben die Rücksicht auf den eigenen Vorteil, die unter gewöhnlichen Verhältnissen eine der wieksamsten Triebfedein der Entwicklung bildet, zurücktreten. Der Keieg darf unter keinen Umständen als Konjunktur angesehen werden, aus der der größtmögliche Gewinn herauszuholen ist. Vielmehr ist es vaterländische Pflicht, besonders bei Gegenständen des täglichen Bedarfs, sich mit Gewinnen zu begnügen, dier neben ange⸗ messener Lebensführung des Unternehmers und seiner Familie den Fortbestand des Unternehmens sicherstellen. Von der Art, wie Handel und Gewerbe diese sich aus der Kriegslage ergebenden vaterländischen Pflichten erfüllen, wird auf lange Zeit hinaus die Wertschätzung dieser Berufsstände in Deutschland und der Einfluß, den sie auf unser öffentliches Leben ausüben werden, abhängen. Ich hege die Zuversicht, daß die Handelsvertretungen, soviel an ihnen liegt, im Sinne der obigen Anschauungen auf die von ihnen ver⸗ tretenen Kreise einwirken und diese zu einem Verhalten bewegen werden, das in gleicher Weise ihrem Ansehen wie dem vaterländischen Interesse entspricht und die Anwendung der Zwangs⸗ und Straf⸗ destimmungen der Bekanntmachung vom 23. Juli entbehrlich macht.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 622 und 623 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 294. Verlustliste der preußischen Armee, die 209. Verlustliste der bayerischen Armee, die 178. Verlustliste der sächsischen Armee und d 235. Verlustliste

„2 9 8 8 8. der württembergischen Armee.

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Oesterreich⸗Ungarn.

Unter dem Vorsitz des Geheimrats Grafen Karl Khuen⸗ Hedervary hat sich gestern in Budapest eine Landes⸗ kommisston für den Wiederaufbau der im Kriege verheerten ungarischen Ortschaften gebildet. Zweck dieser Kommission, an deren Gründungssitzung zahlreiche Nota⸗ bilitäten des Landes, die Obergespane, Vizegespane und Bürger⸗ meister Ungarns fast vollzählig, zahlreiche Magnatenhausmit⸗ glieder, Abgeordnete, kirchliche, militärische und politische Notabilitäten teilnahmen, ist, die im Interesse der Wieder⸗ herstellung der verwüsteten Ortschaften bereits eingeleiteten verschiedenen Aktionen einheitlich zusammenzufassen.

Großbritannien und Irland.

Der Jahrestag des Kriegsanfanges ist im ganzen Lande mit Versammlungen gefeiert worden, in denen eine

gleichlautende Entschließung gefaßt wurde, den Krieg bis zum

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siegreichen Ende zu führen. Wie das „Reutersche 2 ureau“ meldet, führte Balfour in einer Versammlung im Londoner Oper se aus: S 8 ruhig sagen, doß der Feind sich trotz aller seiner Bemühungen in allem verrechnet hat, außer in dem riesigen Munitionsverbrauch für große Geschütze. Hätten die Deutschen vor⸗ ausgesehen, welchen Verlauf der Krieg nehmen würde, so wäre kein einziger Soldat mobilisiert worden, kein Menschenleben verloren ge⸗ gangen. Wir haben uns nicht a8 eine militärische Nation aus⸗ gegeben, aber unser Angebot, ein Expedutionskorps von 180 000 Mann auszusch cken, wurde dankbar angenommen. Jetzt sind unsere Verluste allein schon stärker als das ursprüngliche Heer. Wir haben unendlich viel mehr getan, als man von uns erwartet hat; aber es ist erst ein Teil dessen, was wir tun werden. 1 3

Bezüglich des am 3. August veröffentlichten Ausfuhr⸗ verbotes von Kohle nach allen Ländern außer nach den britischen Besitzungen wird dem „Reuterschen Bureau“ amtlich mitgeteilt, daß die Kabinettsorder die Interessen der neu tralen Länder, wohin Kohle weiter mit Lizenz verfrachte werden wird, nicht beeinträchtigt. Die Kabinettsorder be zieht sich lediglich auf die Verbündeten, die nunmehr auch unte die Lizenzbestimmungen gebracht werden. 8

Dem „Reuterschen Breau“ wird aus Paris gemeldet daß ein Offizier der italienischen Armee im Hauptquartie des britischen Expeditionskorps im Mittelmeer angekommen se um über ein gemeinsames Vorgehen- der fran zösischen, britischen und italienischen Streitkräft zu Wasser und zu Lande gegen die Türkei zu beraten.

Die letzte Verlustliste enthält die Namen 45 Offizieren und 600 Mann.

von

Frankreich.

Anläßlich des Jahrestages der Kriegserklärun hat der Präsident der Republik Poincaré an das Parle ment eine Botschaft gerichtet, die in der Kammer voꝛ Ministerpräsidenten Viviani und im Senate vom Justi minister Briand verlesen e. Wie „W. T. B.“ melde hat die Botschaft folgenden Wortlaut: B 1 Meine 1 Sie werden es natürlich finden, daß der Präside der Republik es sich nach einem Kriegsjahre zur Ehre macht, d Nation und der Armee die Gefühle der Bewunderung und des Dank zum Ausdruck zu bringen. Als ich vor zwölf Monaten dem Lande die heilige Einigkeit anempfahl, die eine Bedingung des Sieges ist u bleibt, da zweifelte ich nicht daran, daß mein Ruf sofort geht⸗ werden würde. Nur unsere Feinde, die Frankreich immer verkan haben, konnten glauben, daß wir ihren brutalen Angriff durch unss Zwistigkeiten unterstützen würden. Gerade in dem Augenblicke, in de nte kick verfündeten, daß Paris in Aufruhr stehe, nahm unsere Hauß stadt jene ernste und gleichmütige Phvsiognomie an, in der s der kalte Entschluß der Geister enthüllte. Von den größt Städten bis in die kleinsten Dörfer floß die große Strömung nationalen Brüderlichkeit, die in der Bevötkerung wie im Parlame sogar die Erinnerung an die bürgerlichen Zwistigkeiten tilg Arbeiter und Arbeitgeber, Bauern und Bürger, das ganze V stand auf gegen den Feind. Seit einem Jahre hat sich die Wille zur Eintracht nicht verleugnet. Nichts wird ihn schwãch Wenn Deutschland auf die Zeit rechnet, um uns uneinig zu mach so täuscht es sich heute ebenso sehr wie im vergangenen Jal Die Zeit wird die Bande der französischen Familie nicht lockern sondern sie immer fester knüpfen. Weil Frankreich einig ist, is Frankreich groß und stark. Weil es einig ist, in es zuversichtlich und ruhig. Jeden Tag sichert in der kleinsten Gemeinde die spontane Mitwirkung von Greisen, Frauen und Kindern den regelmäßigen Lauf des lokalen Lebers, bereitet die Aussaat, die Be⸗ wirtschaffung der Erde und die Einbringung der Ernte vor und trägt durch ihre Organisation der Arbeit dazu bei, in der Se des Volkes die Geduld und Festigkeit zu erhalten. Jeden 1 bringen die Franzosen aller Parteien und aller Konfessionen dem Sioatsschatze ihre Opfergaben dar. Hände, die die edle Spur täglichen Arbeit tragen, legen an den Bankschaltern die mühselig ver dienten Goldstücke nieder. Ueberall gibt das Land ein wunderbar Beispiel eines und desselben Gedankens, eines und desselben Ent⸗ schlusses. Der großzügige Wetteifer, der die Tätigkeiten Frankre ch anstachelt, sich an Landesverteidigung zu beteiligen, der das Parlament mit patrioti’cher Sorge ermutigt, stärkt die öffent⸗ liche Einigkeit. Dieser Wetteiser kann und muß nicht nur die volle Harmonie aller politischen Gewalten, ohne die Unordnung zu befürchten wäre, sondern auch die notwend Zusammenarbeit jedes einzelnen guten Willens begünstigen. Die Schönheit des Volkes spiegelt sich hell in seiner Armee wider. Die Armee, die die Nation aus ihrem eigenen Stoffe gebildet hat, begriff sofort die Größe ihrer Rolle. Sie weiß, daß sie für die Wohlfahrt unserer Rasse und die Ueberlieferung der Freiheiten kämpft. Sie weiß, daß von dem Siege Frankreichs und seiner Verbündeten die Zukunft unserer Zivilisation und das Schicksal der Menschheit abhängig ist. In das bescheidenste Herz unserer Soldaien und Matrosen drang mühelos ein lebhaftes Gefühl für diese große bistorische Pflicht ein. Jeder von ihnen geht völlig in dem mütterlichen Frankreich auf. Diejenigen, die fallen, fürchten den Tod nicht, denn durch ihren Tod lebt Frankreich, wird Frankreich ewig leben. Aus diesen ständig der Gefahr ausgesetzten Offizieren und Soldaten strahlt unaufhörlich Vertrauen und Hoffnung. In der Verblendung seines Stolzes glaubte Deutschland, Frankreich sei leichtfertig, unpersönlich und wetterwendisch, unfähig auszuharren⸗ In ibren Bemühungen werden unser Volk und unsere Armee weiterhin diesem verleumderischen Urteil die Wahrheit ihrer ruhigen Kraft entgegennellen. Sie werden sich weder durch die vper⸗ logenen Nachrichten, die im Schatten schwache Seelen zu verängstigen suchen, noch durch die lärmenden pazifistischen Kundgebungen feind icher Manifeste, noch durch die süßsauren perfiden Worte beunruhigen lassen, die verdächtige Agenten zuweilen ins Ohr der Neutralen flustern. Niemand in Frankreich erregt sich über den naiven Rat zur Feigheit und über die vergeblichen Bemühungen zur Demoralilation. Die Republik kann einzig einen Frieden annehmen, der die Sicher⸗ heit Europas garantieren und uns gestatten wird, zu atmen, zu leben und zu arbeiten, der unser zerstückeltes Vaterland wiederherstellen, unsere Ruinen wieder aufbauen

der

und uns wirksam gegen einen offensiven Rückstoß der germanischen Bestrebungen schützen wird. Die gegenwärtigen Generationen sind die Sachwalter Franl⸗ reichs gegenüber unserer Nachkommenschaft. Sie werden das Gut nicht entweschen noch schmälern lassen, das unsere Vorfahren ibrer vorübergehenden Obhut anvertraut haben. Frankreich will siegen Frankreich wird siegen!

Starke patriotische Erregung bemächtigte sich der Ver⸗ sammelten, als sodann die Präsidenten des Senats und der Kammer, Dubost und Deschanel, den unerschütterlichen Willen des Parlaments bekräftigten, die am 4. August 1914 verkündete heilige Einigkeit aufrechtzuerhalten, um auch weiter⸗ hin dem Lande das Beispiel der Entschlossenheit und der Arbeit zu geben, die das Geheimnis der Kraft Frankreichs waren und die die Grundlage des Sieges Frankreichs sein werden. Alle Parlamentarier hörten stehend die Verlesung der Botschaft Poincar6s und die Reden Dubosts und Deschanels an. Der

stimmig beschlossen. Wie der „Temps“ erfährt, ist zwischen der Regierung und dem Parlament nunmehr endgültig eine Einigung über

die Parlamentskontrolle erzielt worden. Die Delegierten

omen, herbeiführen.

öffentliche Anschlag der Reden und der Botschaft wurde ein⸗ n hat e hätte absehen wollen.

mmergruppen hatten gefordert, daß die Ausschüsse einige Nitglieder in jeweils festzusetzendem Auftrage zur Durch⸗ na der Kontrolle delegieren sollten, und daß die Regierung ierten die Durchführung ihrer Mission auf jede erleichtern solle. Ueber jeden Auftrag solle ein schrift⸗ Bericht erstattet werden. Die Abschrift des s werde dem Ministerpräsidenten und dem zu⸗ en Minister zugestellt werden, die wiederum den issen so schnell wie möglich mitteilen sollen, welche isse von der Regierung bezüglich der in den Be⸗ niedergelegten Wünsche und Forderungen gefaßt würden. inisterpräsident Viviani erklärte in einem Briefe an die erxgruppen, die Regierung nehme die Forderung der rgruppen unter der Bedingung an, daß bezüglich der führung der Missionen jeweils zuvor eine Verständigung der Regierung und den Ausschüssen erfolge. Hiermit n sich die Kammergruppen einverstanden, sodaß die der Parlamentskontrolle grundsätzlich geregelt ist.

Der Senat hat das Gesetz über die Aufhebung des tzolls auf Zeitungspapier und Holzschliff für die sherstellung angenommen.

Der Hygieneausschuß der Kammer Mitglieder beauftragt, zur Besichtigung der Sanitäts⸗ onen des französischen Expeditionskorpcs nach den ellen abzureisen. Der Heeresausschuß der Kammer „Progrêès“ zufolge beschlossen, die dringende Bekannt⸗ leer über Kriegslieferungen abgeschlossenen Verträge zu und den Kriegsminister in der nächsten Sitzung zu ien.

hat drei

Italien.

Das Amtsblatt veröffentlicht ein Dekret des Reichs⸗ rs, das den Beginn der Aushebungsarbeiten der 96 bereits in diesem Jahre anordnet.

Nach dem „Avanti“ heißt es in der vom Mailänder nderat angenommenen Tagesordnung bezüglich der rruhen u. a.: „Der Gemeinderat bedauert die Haltung ratsgewalten, die durch ihre Nachgiebigkeit in schändlicher diese wahre und wirkliche Brigantentätigkeit drei Tage nbegünstigt haben.“ 1“

Belgien. Aus dem

18 belgischen Graubuch veröffentlicht der 8“ Auszüge, die die diplomatische Vorgeschichte des behandeln, darunter einen Bericht des belgischen Ge⸗ in Paris Guillaume an den belgischen Minister des rn Davignon vom 22. Februar 1913 über eine Unter⸗ die er mit dem Ministerialdirektor Margerie über das ⸗2 Wehrgesetz hatte. Guillaume erklärte dabei, das Wehrgesetz habe einzig den Zweck, Belgien gegen jede mg der Neutralität, gleichgültig von welcher Seite sie er⸗ e, zu schützen. Es folgt sodann ein Bericht des ehemaligen hen Gesandten in Berlin Baron Beyens vom 2. April 1914 ne Unterredung des Staatssekretärs von Jagow mit einzösischen Botschafter Cambon bezüglich eines eventuellen französisch⸗englischen Abkommens über Belgisch⸗Kongo, von Jagow erklärt habe, die Kolonisierung des Kongo ge die Kräfte Belgiens. Belgien werde gezwungen sein, Kolonisierung abzusehen. Der Botschafter Cambon eses Urteil übertrieben gefunden, der Staatssekretär von dagegen habe hinzugefügt, daß künftig nur noch Groß⸗ te kolonisieren könnten. Die kleinen Staaten könnten in⸗ eder Umwandlungen, die in Europa zugunsten der großen en vor sich gingen, die unabhängige Existenz, die sie r genossen hätten, nicht fortsetzen. Die Kleinstaaten seien mmt, zu verschwinden oder sich an Großmächte anzuschließen. Jagow habe endlich erklärt, dies sei seine Privatmeinung sabe nicht als Staatssekretär gesprochen. Es folgen weitere des Barons Beyens aus den letzten Julitagen 1914 awignon, die einen weiteren Beweis dafür liefern sollen, rutschland das Zustandekommen einer Einigung der ebezüglich des österreichisch⸗serbischen Konfliktes verhindert heimlich die Mobilmachung vorbereitet habe, um im tigen Augenblick den Krieg zu erklären

Amerika.

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88 amerikanische Regierung bereitet dem „Reuter Bureau“ zufolge einen Protest wegen des Dampfers neia“ vor, dessen Beschlagnahme von dem französischen engericht bestätigt worden ist. Die Regierung will eine düätzliche Entscheidung über das Recht einer neutralen Re⸗ ung, Schiffe kriegführender Staaten ins Schiffsregister auf⸗

einer Meldung des oben genannten Bureaus sich Deutschland in seiner letzten Note, anzu⸗ ken. daß die Versenkung des Dampfers „William mepe nach dem preußisch⸗amerikanischen Vertrage eine etzung der amerikanischen Rechte darstelle.

Die Konferenzen betreffs Mexikos und Haltis en, wie der „Petit Parisien“ meldet, in rascher Folge im isdepartement stattfinden. Die Regierung tue alles, um sclungen mit Frankreich bezüglich der Zollrechte der üe de Hailti zu vermeiden. Afrika. 8* ige „Reuterschen Bureaus“ aus Prätoria gie unter der Führung Hertzogs stehende Bewegung, die die vdigung der ehemals aufständischen Buren durchsetzen G urch die Ankunft von 5000 Frauen aus den Provinzen, en Generalgouverneur baten, Dewet und die anderen Lauch die noch nicht verhörten, in Freiheit zu setzen, einen Unstoß erhalten. Lord Burton erklärte, er sei nicht be⸗ diese Bitte zu erfüllen, versprach aber, die Sache dem sterrate vorzulegen. 8 1.“

oP B Nach Meldungen des

Australien.

8 der neuseeländische Premierminister Massey hat den 228 zufolge im Parlament angekündigt, daß die Parteien eagekommen sind, ein nationales Kabinett zu bilden, fit fünf Angehörige jeder Partei sitzen werden. Der mtionsführer Ward sagte, andernfalls hätten Neuwahlen dden müssen, von denen man unter den jetzigen Um⸗

1111“*“ K riegsnachrichten. Westlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 6. August. (W. T. B.) Der Kampf am Lingekopf und südlich dauert noch an. Durch unsere Abwehrgeschütze wurden vier feindliche Flugzeuge zur Landung gezwungen; eins davon ver⸗ brannte, eins wurde zerschossen. An der Küste fiel ein fran⸗ zösisches Wasserflugzeug mit seinen Insassen in unsere Hand.

Oberste Heeresleitung.

HOestlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 6. August. (W. In Kurland fanden in Gegend von Popel (60 km nordöstli von Poniewiez) und bei Kowarsk und Kurkle (nordöstlich von Wilkomierz) für uns erfolgreiche Reiterkämpfe statt. An der Narewfront südlich von Lomza machten die deutschen Armeen, trotz hartnäckigen Widerstandes der Russen, weitere Fortschritte. Zwischen Bug⸗ mündung und Nasielsk durchstießen Einschließungs⸗ truppen von Nowo⸗Georgiewsk eine feindliche Stellung südlich von Blendostwo und drangen gegen den unteren Narew vor. Unser Luftschiffgeschwader belegte die Bahnhofsanlagen von Bialystok mit Bomben

N 2ö2 8— Wie in dem gestrigen Tagesbericht erwähnt, Russen, nachdem sie aus der äußeren und inneren Fort⸗ linie von Warschau geworfen waren, ohne daß die Stadt irgendwie in Mitleidenschaft gezogen war, diese geräumt und waren nach Praga auf das rechte Weichselufer zurück⸗ gewichen. Von dort aus beschießen sie seit gestern morgen das Stadtinnere Warschaus stark mit Artillerie und Infanterie; besonders scheinen die Russen es auf die Zer⸗ störung des alten polnischen Königsschlosses abgesehen zu haben. Unseren Truppen wird in einer Stadt von der Größe Warschaus natürlich durch solches Streufeuer kein Schaden zugefügt. Man wird hiernach nicht gut die russische Behauptung glauben können, daß die Räumung der polnischen Hauptstadt aus Schonungsrücksichten erfolgt sei. Oberste Heeresleitung.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. 1— Wien, 5. August. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die lange Reihe von Erfolgen, die die Verbündeten seit der Maischlacht am Dunajec in Galizien, in Süd⸗ und Nordpolen und in den Ostseeprovinzen errungen haben, wurde durch die Besitznahme von Iwangorod und Warschau gekrönt. Gestern haben unsere Truppen Iwangorod besetzt. Heute sind deutsche Truppen der Armee des Prinzen Leopold von Bayern in die Hauptstadt von Russisch Polen eingerückt. Zwischen Weichsel und Bug dringen die beiden Verbündeten unter Verfolgungs⸗ kämpfen gegen Norden vor. Oesterreichisch⸗ungarische Reiterei hat Üstilug, deutsche Wladimir⸗Wolynskij erreicht. Sonst blieb die Lage unverändert. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Großes Hauptquartier, C. August. (W. T. B.) Unser über die Weichsel vorgedrungenen Truppen nahmen einige feindliche Stellungen. Feindliche Gegenangriffe blieben erfolglos. Die Armeen des Generalfeldmarschalls von Mackensen setzen die Verfolgungskämpfe fort. Nordöstlich von Nowo⸗Alexandrija wurde der Gegner von österreichisch⸗ ungarischen Truppen, bei Sawin (nördlich von Cholm) von den Deutschen aus seinen Stellungen geworfen. Oberste Heeresleitung.

K. Aus dem Großen Hauptquartier wird über den Besuch Seiner Majestät des Kaisers und Königs bei der Armeeabteilung Wovyrsch geschrieben:

Am 17. Juli hatte das zu diesem Zwecke aus der Division Bredow verstärkte Landwehrkorps die stark ausgebaute und von einer Elite⸗ truppe Rußlands, dem Meskauer Grenadier⸗Korps, verteidigt Stellung nordöstlich Sienno gestürmt. Der erste Durchbruch durch das feindliche Drahthindernis verdankt sein Gelingen dem heldenmütigen Entschluß der Leutnants Wilcke und Gerbing vom Landwebr⸗ infanterieregiment Nr. 7 und des Leutnans Zoll vom Landwehr⸗ Infanterieregiment Nr. 6, die, gefolgt von einigen ihrer Landwehr⸗ leute, sich im feindlichen Feuer eine schmale Gasse durch das Hindernis schnilten und den nachfolgenden Sturmtruppen den Weg bahnten. Der 18. Juli brachte die kräftige Verfolgung des Gegners an den Ilzanka⸗Abschnitt, dessen Nordrand wieder als starke Stellung mit Hindernissen ausgebaut war. Sie wurde in der Nacht zum 19. bei Ciepielow und Kasanow durchbrochen. Unter sehr schweren Verlusten flüchtete das Grenadierkorps in den Schutz der östlich Zwolen in mehr⸗ monatiger Ingenieurarbeit vorbereiteten Außenstellung der Festung IZwan⸗ gorod, die seit längerer Zeit von allen russischen Gefangenen als un⸗ einnehmbar bezeichnet war. Der beispiellosen Angriffsfreudigkeit der von der Artillerie gut unterstützten schlesischen Landwehr gelang es in der Nacht vom 20. zum 21. Juli, auch diese Stellung einzudrücken und den Gegner in die engere Festungsstellung zurückzuwerfen. Ueber 7000 Gefangene, viele Maschinengewehre waren die Beute der tapferen Landwehr. Stolz konnte der Führer der Angriffs⸗ truppen, der General der Kavallerie Freiherr von Könia, ihnen zurufen: „Unverwelklichen Lorbeer habt ihr euch erworben, das Vaterland, irsbesondere die schlesische Hetimat, wird dank⸗ bar eurer Siege gedenken; nun weiter, bis der Feind völlig am Boden liegt!“ Die größte und schönste Anerkennung aber ward der Truppe dadurch, daß es sich unser Oberster Kriegsherr nicht nehmen ließ, ihr persönlich Seinen Kaiserlichen Dank für die vollbrachten Taten zu sagen.

Am Morgen des 23. traf Seine Majestät auf dem Gefechtsfelde ein, wo Abordnungen unmittelbar vor einem erstürmten russischen Berg, auf dem die deutsche Flagge stolz im Winde wehte, Aufstellung genommen hatten. Huldvollst begrüßte Seine Majestät die sich dort meldenden Führer, den General der Kavallerie Frelherr von König und den Generalleutnant Grafen Bredow, und überreichte beiden Preußens höchsten Kriegsorden, den Orden pour le mérite, nachdem dem verdienten Armeefübrer, Generalobersten von Wovyrsch, bereits vorher das Eichenlaub zu diesem Orden, und seinem Chef, Oberstleutnant Heye, das Ritterkreuz des Hohenzollern⸗ schen Hausordens verliehen worden war. Nach Abschreiten der Front der Abordnungen, wobei Seine Mafestät jeden Offizier und Mann durch eine Ansprache auszeichnete und vielen das Eiserne Kreuz selbst übergab, wurde die russisch⸗ Stellung einer eingehenden Besichtigung unterzogen. Höchstes Interesse erweckte die Sorgfalt, mit der die Stellung ausgebaut war. Anschließend hieran sprach Seine Majestät den Abord⸗ nungen Seinen Kaiserlichen Dank aus und trug ihnen auf, denselben auch den Kameraden zu übermitteln, die vorn in den Schützenaräben treue Wacht vor den letzten Stellungen der Festung hielten. Weiter östlich, im Bereiche der Festungsgeschütze von Jwangorod, standen die Reserven und die Abordnungen der Truppen des rechten Flügels unter präsen⸗ tiertem Gewehr bereit, ihren Obersten Kriegsherrn zu begrüßen

hatten die

und nach Auszeichnung vieler nd Mann⸗ scaften sprach arch hier der Allerhöchste Kriegsberr den braven Landwehrleuten Seinen und des Vaterlandes Dank aus. Wie im Jahre 1813 habe auch jetzt die Landwehr sich vortrefflich geschlagen, und mit besonderem Stolz blicke das Vaterland, ins⸗ besondere die heimatliche Provinz Schlesien, auf sie. Noch gelte es aber, weiter zu kämpfen für des Vaterlandes Freiheit, um mit Gottes Hilfe hoffentlich auch den letzten Gegner bald niederzuringen. Nach einem strammen Vorbeimarsch der braven Landwehrleute weilte Seiae Majestät noch längere Zeit im Kreise der Offiziere. Jedem cinzelnen wird dieser Ehrentag der Armreabteilung Wovyrsch unvergeßlich bleiden.

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Südlicher Kriegsschauplatz.

Wien, 5. August. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: An der Tiroler Front kam es nur in der Gegend des Kreuzberg⸗Sattels zu größeren Kämpfen. Ein gestern morgen begonnener Angriff von mehreren Bataillonen des italienischen Infanterieregiments Nr. 92 gegen die Nemesalpe (nordöstlich Kreuzbergsattel) brach blutig zu⸗ sammen. Der Feind ging Nachmittags teilweise flucht⸗ artig in die Wälder südlich des Grenzbaches zurück. Zur Ent⸗ lastung dieser italienischen Kräfte versuchte am Nachmittag ein feindliches Bataillon überraschend gegen die Seikofel⸗ stellung (unmittelbar nördlich des Sattels) vorzubrechen. Auch dieses wurde nach kurzem Kampfe zurückgeschlagen und verlor etwa hundert Mann an Toten. Der Bataillons⸗ kommandant und mehrere Offiziere des Bataillons fielen. Unsere Verluste in diesen Gefechten waren gering. Im Görzischen unterhalten die Italiener seit gestern mittag wieder ein heftigeres Artilleriefeuer gegen unsere Stellungen am Plateau von Doberdo. Als feindliche In⸗ fanterie von Sagrado und von südlich Sdraussina her zum Angriff vorzugehen versuchte, wurde sie durch unsere Artillerie zusammengeschossen. An allen sonstigen Fronten hat sich nichts Wesentliches ereignet.

Der Stelloertreter des Chefs des Generalstabes: vpon Hoefer, Feldmarschalleutnant.

8 Der Krieg zur See. London, 5. August. (W. T. B.) „Lloyds“ meldet: Der englische Dampfer „Costello“ ist versenkt worden. Der Kapitän und 21 Mann der Besatzung wurden gerettet. Ein Mann ertrank.

London, 5. August. (W. T. ist der Dampfer „Portia“ versenkt worden. wurde gerettet.

London, 6. August. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ zufolge ist der Fischdampfer „Grinbarian“ von G s s s Nier Ma⸗ inem deutschen Unterseeboot versenkt worden. Vier Mann von der zehnköpfigen Besatzung sind aufgenommen und an Land gebracht worden.

B.) Wie „Llonds“ meldet, Die Besatzung

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Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Konstantinopel, 5. August. (W. T. B.) Privatnach⸗ richten aus Erzerum besagen: Infolge der Kämpfe, die seit zwei Tagen in der Gebirgsgegend stattfinden, die auch den Ararat sowie die Zonen von Kara Kilissa, Alaschkerd ganz nahe der türkisch⸗russischen Grenze, etwa 170 km. östlich Erzerum, umfaßt, zieht sich die Hauptmacht der Russen in Unord⸗ nung in der Richtung Kagysman auf russisches Gebiet zurück. Die Russen haben etwa 1000 Tote und 2000 Ver⸗ wundete. Die türkische Armee verfolgt die Russen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die deutschen Universitätsstudenten im Kriege.

An den Universitäten des Reichs waren in diesem Sommer⸗ halkjahr (einschließlich der am Kriege teilnehmenden) 53 370 Stu⸗ dierende, darunter 4575 weibliche, eingeschrieben gegen 61 255 (4130 weibliche) vor Kriegsausbruch. Der Rückgang rührt daher, daß etwa 4000 Ausländer ausblieben und viele Studierende im Felde stehen, ohne an einer Universü’ät eingeschrieben zu sein. Als „beurlaubt“, d. h. militärisch verwendet, sind insgesamt 36 200 Stu⸗ dierende bezeichnet, unter denen sich etwa 250 im Santtätsdienst tätige Frauen (meistens Medizinerinnen) befinden, als anwesend 12 600 Männer und 4300 Frauen. Von den Anwesenden stammen etwa 1200 aus dem befreundeten und neutralen Ausland. Da in⸗ dessen, wie erwähnt, nicht alle studentischen Krieger eingeschrieben sind und die Erhebungen nach verschiedenen Methoden erfolgten wie die Technischen Hochschulen bezeichnet auch die Mehrzahl der Univer⸗ sitäten alle Studierenden als beurlaubt, die nicht anwesend sind, waährend andere nur diejenigen als beurlaubt zählen, von denen ihnen bestimmt bekannt geworden ist, doß sie militärisch ver⸗ wendet sind —, dürfte die Zahl der ins Feld gezogenen Universitäts⸗ studenten wesentlich höher sein. Zu einer annäbernd richtigen Ziffer wird man gelangen, wenn man die Zahl der reichsargehörigen männlichen Studterenden des Vorjahrs ein Rückeang ist kaum eingetreten —, rund 53 000, um die Zahl der anwesenden männlichen deutschen Studierenden (11 500) kürzt, was eine Gesamtbeteiligung deutscher Unlversitätsstudenten am Weltkriege in Höhe von 41 500. Mann ergibt gegen etwa 38 000 im ersten Kriegshalbjahr. Hierin sind aber“ diejenigen Kommilitonen noch nicht einbegriffen, die im Laufe des Sommers, nach Abschluß der Universitätsbesuchs⸗ statisttken (meist Anfang Main, zu den Waffen gerufen wurden, deren Zahl auf mindestens 1000 anzunehmen ist, sodaß ins⸗ gesamt etwa 42 500 deutsche Untiversitätsstudenten gleich 80 vom Hundert im Felde, in der militarischen Ausbildung oder im Krankendienst stehen mögen. Ganz ähnlich ist das Verhältnis bei den Studierenden der Technischen Hochschulen, von denen 8000 aleich 83 % der reichsanhörigen Techniker ausgezogen sind. In der Besetzung der einzelnen Fakultäten und Studien⸗ fächer haben sich verhältnismäßig nur geringfügige Aenderungen ergeben. Die Einzelhzablen sind: Philosophie, Philologie und Ge⸗ schichte 12 800 gegen 14 400 im Sommer des Vorjahres, Medizin 13 900 gegen 16 000, Rechtswissenschaft 8476 gegen 9840, Mathematik und Naturwissenschaften 7206 gegen 8180, evangelische Theologie 3705 gegen 4370, katbolische Theologie 3073 gegen 3050, Kameralia und Landwirtschaft 2771 gegen 3870, Pharmazie 824 gegen 1100, Forst⸗ wissenschaft 220 gegen 211 und Tierheilkunde 386 gegen 203. Die Steigerung der Zahl der an den Universitäten Tierheilkunde Studierenden rührt lediglich daher, daß an die Universität München neuestens eine tiermedizinische Abteilung angegliedert wurde. Im Besuch der einzelnen Universitäten zeigt sich insofern eine bemerkenswerte Aenderung, als bei denjenigen Hochschulen, die bisher von Ausländern stark besucht waren, die Gesamtzahlen nicht unerheblich zurückgegangen sind, so die von Heidelberg, Halle, Göttingen und den Großstadtuniversitäten, und andere, die an den gefährdeten Grenzen des Reiches liegen, wie Straßburg und Kiel,

N 82 Abschreiten der Fronten unter den Klaͤngen der National⸗! 8 1 11u“ 8 8 1“ 8 v1““ 11“

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ebenfalls beträchtliche Fybußen erlitten. Andererseits ist München rker besucht als im Vorjahr. Den im folgenden mitgeteilten Be⸗

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