1915 / 195 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Aug 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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Deutscher Fabrikanten und Exporteure für den Handel mit Ruß⸗ land in Remscheid zur Einsicht der Beteiligten aufgelegt. Der an erster Stelle genannte Ausschuß erteilt auswärts wohnenden Personen kostenlose Auskunft darüber, ob sie in den Verzeichnissen aufgeführt sind. Auch sind namentliche Listen der betroffenen Grundstückseigentümer vom Handels⸗ vertragsverein sowie vom Verein Deutscher Fabrikanten

und Erxporteure in Remscheid zum Selbstkostenpreise zu be⸗

ziehen. Bisher sind Verzeichnisse für die Gouvernements St. Petersburg, Livland, Grodno, Wilna, Jekaterinoslaw sowie für inige Bezirke Finnlands eingegangen.

4 1 Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 642 und 643 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 305. Verlustliste der preußischen

Armee und die 245. Verlustliste der württembergischen Armee.

Vayern. Am gestrigen Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph fand in München, das reich be⸗ flaggt war, ein Festgottesdienst in der Ludwigskirche statt, dem der päpstliche Nuntius von Frühwirth, der öster⸗ 8 reichisch⸗ungarische Gesandte Dr. von Velics mit dem Gesandt⸗ schaftspersonal, der Generalkonsul Freiherr von Ramberg, Mittglieder der österreichisch⸗ungarischen Kolonie und andere bei⸗ wohnten. Im Laufe des Vormittags überbrachte der Staatsrat Baron Hirschberg im Auftrag des von München abwesenden Ministerpräsidenten Grafen von Hertling dem österreichisch⸗ ungarischen Gesandten Dr. von Velics die Glückwünsche Ihrer Majestäten des Königs und der Königin sowie die der bayerischen Regierung. Sachsen. . Aus Anlaß des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph trug die Hauptstadt reichen Flaggenschmuck. Vormittags fand in der katholischen Hofkirche eine Messe statt, an der auch die Mitglieder des Königlichen Hauses und der österreichisch⸗ungarischen Gesandtschaft und Kolonie teilnahmen. Der Staatsminister für die auswärtigen Angelegenheiten, Graf Vitzthum von Eckstädt, sprach bei dem österreichisch⸗ungarischen außerordentlichen Gesandten und bevoll⸗ mächtigten Minister Freiherrn von Braun vor, um die Glück⸗ wünsche der Königlich sächsischen Regierung zu überbringen. Mittags fand eine Königliche Tafel statt, wozu u. a. Ein⸗ ladungen ergangen waren an den österreichisch⸗ ungarischen Gesandten, an das Personal der Gesandtschaft, den Minister des Auswärtigen, den stellvertretenden kommandierenden General und den Kriegsminister. Hamburg.

Die Bürgerschaft hat, wie „W. T. B.“ meldet, weitere

drei Millionen Mark für unvorhergesehene Ausgaben vewilligt

und den im Staatshaushalt für die Allgemeine Armenanstalt bewilligten Betrag von neunhundertelftausend Mark erhöht.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser Franz Joseph wohnte an seinem gestrigen Geburtstage früh Morgens einer stillen Messe im Schönbrunner Schlosse bei, an der auch die Prinzessin Gisela von Bayern mit dem Prinzen Konrad, der Erzherzog⸗Thronfolger mit Gemahlin, der Erzherzog und die Erzherzogin Franz Salvator und die Erzherzogin Auguste teilnahmen. Nach⸗ mittags fand Familientafel statt. In der ganzen Monarchie wurde der Geburtstag durch Gottesdienste und Kriegswohl⸗ tätigkeitsveranstaltungen gefeiert. Im Standorte des Armee⸗ oberkommandos fand nach dem Hochamte, dem der Feld⸗ marschall Erzherzog Friedrich und der Chef des General⸗ stabes Freiherr Conrad von Hoetzendorf mit den dienst⸗ freien Offizieren, die dem Hauptquartier zugeteilten Herren der deutschen Militärmission sowie die Spitzen der Behörden beiwohnten, auf dem Hauptplatz die Aufstellung eines Wehrschildes statt, in den Feldmarschall Erzherzog Friedrich, der Chef des Generalstabes und der Chef der deutschen Militär⸗ mission die ersten Nägel einschlugen. Nach 1 Uhr traf der Deutsche Kaiser mit militärischem Gefolge im Hauptquartier ein, wo er vom Erzherzog Friedrich empfangen und unter den Klängen des „Heil Dir im Siegerkranz“ in das Schloß geleitet wurde. Später fand dort ein Festmahl statt, bei dem der Erzherzog Friedrich folgenden Trinkspruch ausbrachte:

In tiefer Ehrfurcht und mit aufrichligem Danke verneige ich mich vor dem erhabenen Herrscher des mit uns treu verbündeten Deutschen Reiches, der seine ritterlichen Gefühle für unseren Aller⸗ höchsten Kriegsherrn durch sein Erscheinen in unserer Mitte in so hochherziger Weise zum Ausdruck gebracht hat. Noch ganz im Banne der weihevollen Stunde, die ich gestern bei seiner Apostoli⸗ schen Majestät verbrachte, will ich nicht nach schönen Worten suchen. In dem Herzen steht es geschrieben, was wir an unserem erhabenen Herrscher haben, was wir unserem Allerböchsten Kriegsherrn ver⸗ danken, und daß das Allerhöchste Geburtsfest seit Menschengedenken stets ein Freuden⸗ und Ehrentag der ganzen Wehrmacht war. So schlagen heute inmitten des großen Völkerringens unsere Herzen unserem Allerböchsten Kriegsherrn um so freudiger entgegen. Ver⸗ einigen wir alles, was wir an diesem Festtage fühlen, in dem be⸗ geisterten Rufe: Seine Majestät der Kaiser und König Franz Joseph, Hoch! hoch! hoch!

Als der Erzherzog Friedrich geendet hatte, erschollen begeisterte und stürmische Hochrufe und die Tafelmusik intonierte das Kaiserlied. Um 3 ½ Uhr verabschiedete sich der Deutsche Kaiser huldvollst von den Festgästen und verließ das Hauptquartier.

Der Erzherzog Friedrich hat am gestrigen Tage folgenden Armeeoberkom mandobefehl erlassen:

Ich habe heute an unseren Allerhöchsten Kriegsherrn folgende Ansprache gehalten:

Eure Majestät! In tiefster Ergriffenheit bitte ich Eurer Majestät zum Allerhöchsten Geburtsfeste im Namen der Armee und der Flotte die alleruntertänigsten und herzinnigsten Glück⸗ wünsche zu Füßen legen zu dürfen. In schwärmerischer Liebe und Verehrung und mit aufrichtiger Bewunderung blickt am heutigen Tage die ganze Wehrmacht, vom Feldmarschall bis zum jüngsten Soldaten, auf zu ihrem Allerhöchsten Kriegsherrn, ihrem behren Vor⸗ bilde, dem die göttliche Vorsehung am Abend seines dem Wohle seiner Völker gewidmeten arbeits⸗ und opferreichen Lebens die schwere Sorge des arößten Kampfes aller Zeiten aufgebürdet hat. Vor einem Jahre, am Beginn des großen Ringene, getobten wir Eurer Majestät, standhaft und treu auszuharren. Schwere Stunden waren uns beschieden. Schmerzliche Opfer mußten gebracht werden. Doch wir baben unser Gelübde gehalten. Der Allmächtige war mit uns und unseren treuen Verbündeten. Der Ansturm des übermächtigen Feindes im Nordosten ist zusammengebrochen, die geschlagenen feindlichen Massen fluten zurück, und vergebens stürzt sich der heimtückische Feind im Südwesten in blinder Wut auf die treue Wacht. Schild und

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11“ 11“.“ 8 Schwert, das war Eurer Majestät treue Wehrmacht im ver⸗ gangenen Jahre, und das wird sie bleiben: Zur eigenen Ehre! Zum Heil des Vaterlandes! Zum Ruhme ihres Allerhöchsten Kriegsherrn! Das walte Gott!

R.öaeen Majestät geruhten Allergnädigst, wie folgt, zu ant⸗ worten:

Wenn Ich in ernster Zeit an Meinem Geburtstage mehr denn je Umschau halte über die Vergangenheit und Gegenwart, empfinde Ich auf das tiefste, was mir Anhänglichkeit und Liebe, Treue und Opfermut als Angebinde bieten, weiß Ich hochbefriedigt die Wünsche Metner Wehrmacht zu schaͤtzen, die Ste, lieber Feld⸗ marschall, soeben in ergreifenden Worten Mir ausgesprochen haben. Aus ganzer Seele danke Ich⸗Ihnen und allen Kriegsleuten bis zum jüngsten Soldaten für alle ein volles ereigntsreiches Kriegs⸗ jahr erfüllenden und in Ausdauer und Heldenmut glänzenden Leistungen, die Oesterreich⸗Ungarns Wehrmacht in treuer Waffen⸗ brüderschaft mit dem ruhmvollen deutschen Heere siegend vollbracht hat. Mit Geist und Herz bin Ich bei Meinen getreuen Streitern zu Lande und zur See; des Allmächtigen Segen erflehe Ich für sie. Der göttlichen Vorsehung vertrauend, wollen wir mit ver⸗ einten Kräften alle Prüfungen, Entbehrungen und Gefahren be⸗ stehen, die uns zur Erringung eines ehrenvollen, das Wohl des Vaterlandes sichernden Friedens noch beschieden sein mögen Wie Ich warm die Hand drücke, die den Marschallstab führt, so dringe Mein bherzlichster Dank und Gruß in alle zu Meinen Braven, die im Norden wie im Süden Schild und Schwert Oesterreich⸗Ungarns sind. Mit Mir wird das weite Vaterland sowie jetzt, auch in aller Zukunft sich bewußt bleiben, was es an seiner Wehrmacht besitzt.“

Soldaten! Wir haben nur eine Antwort auf diese huldvollen Worte unseres Allerhöchsten Kriegsherrn: Treu bis in den Tod!

Schönbrunn, am Vortage des 86. Geburtsfestes des Kaisers und

Königs Franz Joseph. 8 Feldmarschall Erzherzog Friedrich, Armee⸗Oberkommandant.

Großbritannien und Irland. 1 Die Fischpreise sind in England so gestiegen, daß die Regierung versucht, gefrorene Fische aus Neufundland und Kanada einzuführen.

Die letzte Verlustliste weist 944 Mann auf.

135 Offiziere und

Frankreich.

Der Heeresausschuß, der den Minister des Aeußern Delcassé bezüglich der als Vergeltungsmaßregel ein⸗ gerichteten Lager und des Heimtransports des Sanitätspersonals und der Zivilgefangenen befragt hatte, hat von Delcassé Briefe erhalten, in denen er, wie die

„Agence Havas“ mitteilt, die deutsch⸗französischen Verhand⸗

lungen darlegt, die den deutschen Maßnahmen ein Ende setzen sollten. Danach bestanden die deutschen Maß⸗ nahmen darin, mit Vorliebe unter den gefangenen Franzosen solche auszuwählen, die keinen körperlichen Beruf aus⸗ üben, und sie in sumpfige Gegenden zu schicken, um diese Gegenden urbar zu machen. Da Deutschland vorgegeben hatte, daß Lager für gefangene Deutsche in den französischen Kolonien in Afrika errichtet worden seien, setzte die französische Re⸗ gierung dieser Behauptung Zeugnisse Neutraler entgegen. Die gefangenen Deutschen werden genau so behandelt wie die französischen Soldaten. Deutschland erklärte sich, nach⸗ dem es sich schließlich überzeugt hatte, nach der An⸗ drohung von Vergeltungsmaßregeln bereit, die französischen Gefangenen, die den Gegenstand des Protestes der französischen Regierung bildeten, in die Ges⸗ggenenlager zurückzuschaffen. Ein anderer Brief Delcassés benachrichtigt den Ausschuß, daß ein deutsch⸗französisch⸗englisches Abkommen über den Rück⸗ transport des Sanitätspersonales zustande gekommen sei. Dreihundert Aerzte und dreitausend Krankenwärter seien ausgetauscht worden. Was die Zivilgefangenen anbelange, so seien die über sechzig Jahre alten freigelassen. Ein anderes Abkommen habe infolge der Schwierigkeiten, die durch das Vorhandensein von Geiseln entstanden wären, die von den deutschen Behörden in den besetzten Departements genommen worden oder noch genommen werden könnten, nicht abgeschlossen werden können. Ein österreichisch⸗ ungarisch⸗ französisches Abkommen setzt fest, daß Frauen jedes Alters und die gesunden Männer von weniger als siebzehn oder mehr als fünfundfünfzig Jahren sowie alle invaliden Männer, außer strafrechtlich zu verfolgenden Personen, heimbefördert werden. .

Nach einer Meldung des „Petit Parisien“ ist die Mission Baudin aus Südamerika nach Paris zurück⸗ gekehrt. Der ehemalige Minister Baudin hatte sich mit seinen Begleitern Ende März nach Brasilien, Uruguay und Argentinien begeben und hatte überall Besprechungen mit Ministern und amtlichen Stellen behufs Verstärkung der geistigen und wirt⸗ schaftlichen Beziehungen Südamerikas zu Frankreich. Die Mission konnte infolge der Unterbrechung der Eisenbahnverbindung nicht nach Chile reisen, wohin sich nur ein Mitglied der Mission auf dem Seewege begab.

Belgien.

Aus Anlaß des Geburtstages des Kaisers Franz Joseph fand gestern Vormittags in Brüssel in der St. Gudula⸗ Kathedrale ein Festgottesdienst statt, an dem der General⸗ gouverneur Freiherr von Bissing, der diplomatische Vertreter Oesterreich⸗Ungarns, Baron von Frankenstein, der türkische Geschäftsträger, die Leiter der verschiedenen Abteilungen des Generalgouvernements sowie die Stäbe und viele höhere Offiziere und Beamte teilnahmen. Die Festpredigt hielt Ober⸗ pfarrer Prälat Dr. Middendorf.

Schweden.

Anläßlich der über Schweden begonnenen Auswechse⸗ lung von invaliden Kriegsgefangenen sprach der König Gustav in einem Telegramm an den Deutschen Kaiser und die Kaiser von Oesterreich und Rußland seine Freude und Befriedigung aus, die er und das schwedische Volk empfänden, diese Arbeit im Dienste der Humanität aus⸗ führen zu können. Von den genannten Monarchen erhielt der König Antworttelegramme, in denen diese in den wärmsten Worten ihre Dankbarkeit dem Könige und dem Volke Schwedens gegenüber Ausdruck gaben.

Der ehemalige Minister des Aeußeren Graf Ehrensvärd ist, wie „W. T. B.“ meldet, zum Gesandten bei der Schweizerischen Eidgenossenschaft in Bern ernannt worden.

Griechenland.

Der König hat der „Agence d-Athènes“ zufolge Veni⸗ zelos beauftragt, ein neues Kabinett zu bilden. Der Führer der Mehrheit hat um eine Bedenkzeit von vier Tagen gebeten, um die Lage zu prüfen. Die Frist ist ihm gewährt 1“*“ 6 v“ .“

des Unterseeboots genommen.

Wie die „Idea Nazionale“ erfährt, ist der Fürst Bibdoda in Cettinje eingetroffen. Sein Erscheinen setzt man in Beziehung zu der Lage in der Mirdita und der Malissia, die sich sehr verschlimmert hat, da die Malissoren gegen montenegrinische Besatzungstruppen in offener Empörung stehen.

Amerika.

In der Antwort auf die deutsche Note wegen der Versenkung des „William P. Frye“ wird nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Washington dem Vorschlage, den Schaden durch eine gemischte Kommission feststellen zu lassen und die strittigen Punkte des preußisch⸗ amerikanischen Vertrages dem Haager Schiedsgerichte zu unterbreiten, zu⸗ gestimmt. Es wird ferner angefragt, ob Deutschland inzwischen der amerikanischen oder der deutschen Auslegung zu folgen

beabsichtige. 111“

Kriegsnachrichteen.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Wien, 18. August. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die Truppen des Feldmarschalleutnants von Arz trieben, während deutsche Kräfte längs des linken Bugufers vorgingen, die Russen beiderseits der von Biala heranführenden Straße in den Bereich des Festungsgeschützes von Brest⸗ Litowsk zurück. Der Einschließungsring auf dem westlichen Ufer ist geschlossen. Im Raume von Janow säuberte die Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand das Südufer des Bug vom Feinde. An unserer Front in Ost⸗ galizien fiel nichts von Bedeutung vor.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. vyon Hoefer, Feldmarschalleutnant.

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Südlicher Kriegsschauplatz. 1X“

Wien, 18. August. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Auf dem italienischen Kriegsschauplatz wurde gestern an der küstenländischen Front heftig gekämpft, während im Kärntner Grenzgebiet verhälmismäßig Ruhe herrschte, in Tirol aber das schwere Geschützfeuer des Feindes an⸗ hielt und einige kleinere Infanteriegefechte stattfanden. Im Görzischen wurden vier gegen San Martino geführte Angriffe der Italiener abgeschlagen. Vor dem Görzer Brückenkopf. herrscht nach wie vor ziemliche Ruhe. Dagegen tobt um den Brücken⸗ kopf von Tolmein ein erbitterter Kampf; auch hier scheiterten vier feindliche Angriffe. Ebenso mißlangen alle Vorstöße des Gegners gegen unsere Höhenstellungen nördlich des Tolmeiner Brückenkopfes. Im Tiroler Grenzgebiete wurden italienische Angriffe auf den Toblinger Riedel (Dreizinnengebiet) und gegen Milegna (Plateau von Folgaria) abgewiesen.

Gehobenen Sinnes, erbaut durch die Erinnerung an schwere Feuerproben und heißerkämpfte Siege, begehen heute in Nord und Süd die Armeen auf dem Schlachtfeld das Geburtsfest des obersten Kriegsherrn. Eines Geistes, in stolzer Zuversicht erneuern die unter den Waffen stehenden Söhne aller Völker Oesterreich⸗Ungarns ihr Treugelöbnis, das in den verflossenen e. Monaten so viele der Besten mit dem Blute besiegelt haben. 1

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.

vyvpon Hoefer, Feldmarschalleutnant. 8

Der Krieg zur See.

Belfast, 18. August. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, ist das Fischerfahrzeug „George“ ver⸗ senkt worden; die Besatzung ist gerettet.

Kopenhagen, 18. August. (W. T. B.) Der dänische Dampfer „Else“ hat heute in Aarhus die Besatzung des nor⸗ wegischen Dampfers „Romulus“ (820 t) gelandet, der, mit Grubenholz (Bannware) von Halmstad (Schweden) nach West⸗Hartlepool bestimmt, am 16. August in der Nordsee von einem deutschen Unterseeboot versenkt worden war.

Kristiania, 18. August. (W. T. B.) „Verdens Gang“ meldet aus Bergen, daß der Dampfer „Haakon VII.“ der Nordenfjeldschen Dampfschiffsgesellschaft, der gestern nachmittag von Bergen seine gewöhnliche Reise nach England antrat, Abends in Bekkervik zwischen Haugesund und Bergen eingetroffen ist, wo er die Mannschaft des norwegischen Dampfers „Mi⸗ nerva“ landete, der von einem deutschen Unterseeboot torpediert worden war. Das gleiche U⸗Boot beschlagnahmte auf dem „Haakon VII.“ Briefe und Wertsendungen und ließ die übrige Post über Bord werfen. Der Hauge sunder Dampfer „Minerva“ war von Bergen nach dem Ma⸗ fiord unterwegs. Seine Wasserverdrängung betrug 518. Tonnen. „Norges Handels⸗ og Sjöfartstidende“ erklärt dieser Meldung gegenüber: Der in Grund gebohrte Dampfer hieß nicht „Minerva“, sondern „Mineral“, er stammte aus Narvik Die Torpedierung fand elf Seemeilen südwestlich von Marstenen statt. Die Mannschaft wurde vom Postdampfer „Haakon vI gerettet und in Bekkervik an Land gesetzt. Der Dampfer „Mineral“ war mit Eisenerz von Narvik nach Newcastle unter⸗ wegs, seine Wasserverdrängung betrug 649 Tonnen.

Kristiania, 18. August. (W. T. B.) Die norwegiscaA. Postdirektion teilt mit: Das deutsche Unterseeboot, das gesnern den Dampfer „Haakon VII.“ auf der Fahrt nach En lan anhielt, befahl ihm, alle Drucksachen und Pakete nach En gland, Frankreich, Italien und allen deutschfeindlichen Kolonien über Vord zu werfen. Die Briefpost und Wertpost wurde an Bord de 1n Außer der norwegischen Po führte der Dampfer sieben Säcke Briefpost von Dänemark nach London mit.

London, 19. August. (W. T. B.) Wie das „Reutersch

Bureau“ meldet, ist der Fischdampfer „George Baker vor Narmouth versenkt worden.

London, 19. August. (W. T. B.) „Lloyds“ meldet Der britische Dampfer „Bonny“ und der spanisch Dampfer „Isidoro“ sind versenkt warden; die Besatzunge sind gerettet.

Wien, 18. August. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: gm 17. früh beschoß eine unserer Flottillen zum zritten Male die von den Italienern besetzte Insel Pelagosa, vährend zugleich ein Flieger über der Insel mit Bomben,

inengewehren und Fliegerpfeilen operierte. Hierbei wurde

seit der letzten Beschießung wieder zum Wohnen her⸗ gerichtete Leuchthaus zerstört. Baracken und Zelte nurden in Brand geschossen, ein Geschützemplacement demoliert, mehrere Materialdepots, einige am Strande zfgestapelte Materialhaufen und mehrere Boote vernichtet. Die Besatzung hielt sich im Schützengraben und unterirdischen Unterständen versteckt und leistete keinen Widerstand. Feind⸗ liche Seestreitkräfte wurden nicht gesichtet.

Flottenkommando.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Konstantinopel, 18. August. (W. T. B.) Bericht des Hauptquartiers: An der Dardanellenfront warfen wir am

16. August unter beträchtlichen feindlichen Verlusten den An⸗ griff einer feindlichen Division gegen unseren rechten Flügel in der Gegend von Anaforta zurück und erbeuteten ein Ma⸗ schinengewehr und Kriegsmaterial. Unsere Artillerie traf an der Küste bei Kemikli einen feindlichen Transportdampfer und verursachte auf ihm einen großen Brand. Bei Ari Burnu herrscht Ruhe. Bei Sedil Bahr versuchte der Feind nach heftiger Artillerievorbereitung einen Angriff mit Bomben gegen unseren linken Flügel. Er wurde durch unsere Gegenangriffe in seine früheren Stellungen zurückgeworfen und ließ eine Anzahl Toter zurück. An den übrigen Fronten keine Veränderung.

Konstantinopel, 18. August. (W. T. B.) Das Haupt⸗ amuärtier teilt mit: An der Dardanellenfront wiesen wir am 17. August Vormittags den Angriffsversuch einer feind⸗ lichen Kompagnie am Ufer von Anaforta zurück und machten einige Gefangene. Im Abschnitt von Ari Burnu herrschte Ruhe. Bei Sedil Bahr dauerten Geschützfeuer mit Unter⸗ brechungen und Bombenwerfen fort. Unsere Erkundungs⸗ abteilung, die in den Trichter vordrang, der durch eine von uns nahe beim Feinde gesprengte Mine gebildet worden war, nahm ein Maschinengewehr weg. Auf den anderen Fronten nichts von Bedeutung.

Parlamentarische Nachrichten.

16 Der Entwurf eines Gesetzes

zur Abänderung des Reichsmilitärgesetzes sowie des

Gesetzes, betreffend Aenderungen der Wehrpflicht, vom 11. Februar 1888

ist nebst Begründung dem Reichstage zugegangen. Der Gesetz⸗

entwurf lautet, wie folgt:

Artikel I. Im § 15 des Reichsmilitärgesetzes sind hinter „sind“ die Worte „im Frieden“ einzufügen. Artikel II.

Im Artikel 1I § 27 des Gesetzes, betreffend Aenderungen der Wehrpflicht, vom 11. Februar 1888 wird der Absatz 2 gestrichen. Artikel III.

Dieses Gesetz tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Es kommt in Bavern nach näherer Bestimmung des Bündnis⸗ vertrages vom 23. November 1870 (Bundes⸗Gesetzbl. 1871 S. 9) uter III § 5, in Württemberg nach näherer Bestimmung der Militärkonvention vom 21/25. November 1870 (Bundes⸗Gesetzbl. S. 658) zur Anwendung.

Zur Begründung des Gesetzentwurfs wird in der Reichs⸗ gsvorlage bemerkt, daß nach den während des Krieges ge⸗ machten Erfahrungen die vorgeschlagenen Abänderungen der gesetzlichen Bestimmungen sich als notwendig erwiesen haben.

Der Entwurf eines Gesetzes, 8 betreffend den Schutz von Berufstrachter und Berufsabzeichen für Betätigung in der Krankenpflege, ist nebst Begründung dem Reichstage zugegangen. Der Gesetzentwurf hat folgenden Wortlaut:

§ 1. Wer Trachten oder Abzeichen, die im Deutschen Reiche als Be⸗

rufstrachten oder Berufsabzeichen für die Betätigung in der Kranken⸗ pflege staatlich anerkannt sind, unbefugt trägt, wird mit Geldstrafe bis zu 150 oder mit Haft bestraft.

Die Anwendung der Vorschrift des § 1 wird durch Abweichungen in der Tracht oder in dem Abzeichen nicht ausgeschlossen, sofern un⸗ geachtet dieser Abweichungen die Gefahr einer Verwechslung vorliegt.

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8 3. Dieses Gesetz tritt m.. . in Kraft. 8

In der dem Gesetzentwurfe beigegebenen Begründung wird ausgeführt: 1

Mit dem Wunsche, zu einem Schutze ihrer Trachten und Ab⸗ zeichen zu gelangen, sind die in der Krankenpflege tätigen Genossen⸗ schaften bereits seit geraumer Zeit hervorgetrelen. Die demzufolge veranlaßten Erhebungen haben zu dem Ergebnis geführt, daß die Frage, ob den Berufstrachten und Abzeichen der Krankenpflegeverbände em gesetzlicher Schutz gegen mißbräuchliche Verwendung zu gewähren sei, belaht werden muß, und daß ein solcher Schutz nicht nur den Interessen der Krankenpflegeverbände dienen, sondern in erster Linie der öffentlichen Gesundheits⸗ pflege zugute kommen würde. Diese Auffassung ist auch in der Resolution zum Ausdruck gelangt, die der Reichstag gelegentlich der Beratung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1915 zum Etat des Reichsamts des Innern Kapitel? Titel 1 gefaßt hat. Der vorliegende Gesetzentwurf trägt dem Rechnung. Er dient zu⸗ gleich der Absicht, den Krankenpflegegenossenschaften, die sich in schwerer Zeit mit aufopferungsvoller Hingabe in den Dienst des Vaterlandes gestellt haben, den Beweis der Dankbarkeit und An⸗ erkennung zu geben. 8

Der Entwurf stellt im § 1 das unbefugte Tragen von in Deutschland staatlich anerkannten Trachten und Abzeichen für Be⸗ titigung in der Krankenpflege unter Strafe. Soweit in einem Bundesstaat die Befugnis zu einer solchen staatlichen Anerkennung fehlen sollte, wird sie durch diese Bestimmung begründet. Der § 2 hat den Zweck, Umgehungen, die zur Straffretheit führen könnten, tunlichst auszuschließen. Er hat sein Vorbild im § 3 des Gesetzes zum Schutze des Genfer Neutralitätszeichens vom 22. März 1902 Reichs⸗Gesetzbl. S. 125). 1

Den Senen verbleibt der Erlaß der Ausführungs⸗ vorschriften, insbesondere darüͤber, nach welchen Grundsätzen die staatliche Anerkennung einer Tracht oder eines Abzeichens zu erfolgen hat. Zur Herbeiführung der gebotenen Einheitlichk it ist eine Ver⸗ einbarung zwischen den Bundesregierungen in Aussicht genommen.

Ferner ist dem Reichstag ein siebenter Nachtrag zu den Zusammenstellungen der Anordnungen, die der Bundesrat auf Grund von § 3 des Gesetzes über die Ermächtigung des Bundesrats zu wirtschaftlichen Maß nahmen usw. vom 4. August 1914 erlassen hat, zur Kenntnis⸗ nahme zugegangen. Beigefügt ist ein Anhang, enthaltend Ausführungsbestimmungen des Bundesrats und des Reichskanzlers zu wirtschaftlichen Maßnahmen aus Anlaß des Krieges. b

Der Präsident des Reichstags hat aus2 Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs Franz Joseph, wie „W. T. B.“ berichtet, an die Präsidenten des österreichischen und des ungarischen Abgeordnetenhauses folgendes Telegramm gerichtet:

„Seine Kalserliche und Köntgliche Apostolische Majestät,

Kaiser und König Franz Joseph vollendet heute sein 85. Lebensjahr. Mit Verehrung und Bewunderung blickt das deutsche Volk auf den treuen Bundesgenossen, der mit seinen Völkern in diesem Kampfe auf Leben und Tod kraftvoll vereint ist mit dem Deutschen Kaiser und der deutschen Nation. Namens des Reichstags gebe ich den Gefühlen Ausdruck, die uns alle für Seine Kaiserliche und Königliche Apostoltiche Majestät beseelen. Möge des Himmels Segen ruhen auf Seiner Majestät und der garnzen österreichisch⸗ ungarischen Monarchie. 2 Dr. Kaempf,

8 8 Präsident des Deutschen Reichstags.“

Wie die „Schlesische Volkszeitung“ meldet, wurde bei der Ersatzwahl eines Mitglieds des Hauses der Ab⸗ geordneten, die am 18. d. M. in den Kreisen Bunzlau und Löwenberg, Regierungsbezirk Liegnitz, stattfand, an Stelle des verstorbenen Abg. von Kölichen der konservative Kandidat Oelze, Seminardirektor in Bunzlau, gewählt.

Das Mitglied des Hauses der Abgeordneten Prinz zu Löwenstein⸗Wertheim⸗Freudenberg (kons.), Vertreter der Kreise Züllichau⸗Schwiebus und Krossen im Regierungs⸗ bezirk Frankfurt, ist nach einer Meldung von „W. T. B.“ am 17. d. M. in Tilsit gestorben.

Nr. 33 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 18. August 1915 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrantheiten. Sterbefälle im Juni. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera. Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich.) Fleischeinlaß⸗ und Untersuchungsstellen. (Preußen. Prov. Schleswig⸗Holstein.) Abortiv⸗ und Vorbeugungsmittel. (Reg.⸗Bez. Trier.) Gesundheitliche Maßnahmen. (Oesterreich.) Arzneimittel. Vermischtes. (Deutsches Reich.) Flugblatt, betr. Gemüseernte, Kriegsgemüse. Geschenkliste. Monatstabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, Juni. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Wochen⸗ fabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Ertrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt, und Landbezirken. Witterung. Grund⸗ wasserstand und Bodenwärme in Berlin und München, Juli. Beilage: Gerichtliche Entscheidungen, betr. den Verkehr mit Nahrungs⸗ mitteln (Eier, Hefe, Honig). Besondere Beilage: (Deutsches Reich.) Ergebnisse der Todesursachenstatistik, 19113.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Manchester fand, wie „W. T. B.“ erfährt, eine Konferenz zwischen Webereiarbeitern und Arbeitgebern wegen einer fünf⸗ prozentigen Erhöhung der Löhne statt. Die Arbeitgeber erklärten nach langen Verhandlungen, die Zulage nicht bewilligen zu können.

Die Mechaniker, Schmiede und Kesselschmiede der Lokomotiv⸗ werke in Springhead verließen, wie „W. T. B.“ meldet, am 17. d. M. die Arbeit als Kundgebung gegen die Einstellung unge⸗ lernter Arbeiter an den Drehbänken. 8

Wohlfahrtspflege.

Von den Wohlfahrtskassen deutscher Arbeitgeber.

Unter den Wohleahrtseinrichtungen der deutschen Arbeitgeber nehmen einen weiten Raum die Kasseneinrichtungen ein. Kranken⸗ kassen, Pensionskassen, Unterstützungskassen, Sparkassen oder ähnliche Einrichtungen finden sich auf fast jedem Werke, und es war daher eine interessante Frage, wie sich diese Einrichtungen im Kriegsfalle verhalten würden. Die Zentralstelle für Volkswohlfahrt berichtet darüber in ihrer „Korrespondenz für Kriegswohlfahrtspflege“:

Bei den Krankenkassen lag eine Verpflichtung zur Weiter⸗ zahlung der Beiträge nicht vor, da die Kriegsteilnehmer aus der Be⸗ schäftigung entlassen waren. Die freiwillige Weiterversicherung von dem vollen Betrage des früheren Einkommens hätte eine schwere Be⸗ lastung der Arbeitgeber mit sich gebracht, und daher haben nur ver⸗ hältnismäßig wenige Unternehmer sie übernommen. Wo die Arbeiter Mitglieder der Kasse geblieben sind, haben sie allerdings ganz be⸗ sondere Vorteile erreicht; denn da stehen nicht nur den Kriegsteil⸗ nehmern selbst die vollen Ansprüche an die Krankenkasse zu, zu denen nicht zuletzt im Todesfalle das Sterbegeld des Mitgliedes zu zählen tst, sondern auch den Famtlien Anspruch auf Fürsorge. Anstalt die vollen Beiträge zu zahlen, haben einige Betriebe die Arbeiter in niedrigeren Lohnklassen weiterversichert, wodurch gleichfalls die Leistungen der Krankenkasse gesichert werden. An anderen Stellen hat man allein die Famtlienfürsorge erhalten. In diesem Sinne haben Düsseldorfer Firmen mit der dortigen Ortskrankenkasse bezw. mit Aerzten verabredet, daß die von den Firmen zu zahlenden Sätze, die für die Behandlung der Familien ins Feld gezogener Krieger in Anrechnung gebracht werden, auf zwei Driltel der Bezahlung der Regelleistungen der für die Krankenkasse vereinbarten Summe, auf ein Drittel der Extraleistungen berabgesetzt werden. Danach beträgt das Pauschale für Regelleistungen 6,76 ℳ, für Extra⸗ leistungen 1,07 für die Familie im Jahre. In einigen Betrieben ist außerdem noch die Bestimmung getroffen, daß im Falle des Todes des Arbeiters der Frau eine Unterstutzung in der Höhe des Sterbe⸗ geldes gezahlt wird. So gibt die Betriebskrankenkasse der Firma Max Babr in Landsberg als Sterbegeld den zwanzigfachen Grund⸗ lohn. Die Aufwendungen für die Beiträge sowohl als auch für die ärzliche Behandlung sind in vielen Fällen aus Privatmitteln oder aus Fonds bestritten, selten von dem Unternehmer selbst gezahlt worden. Bei der Maschinenbauanstalt H. Füllner in Warmbrunn betragen die Aufwendungen dafür monatlich über 4000 ℳ.

Bei den Pensionskassen der Firmen war meist in den Statuten der Kriegffag nicht vorgesehen. Sollen die Hinterbliebenen der Krieger oder dse Kriegsbeschädigten auch nach ihrer Entlassung aus dem Betriebe Rentenansprüche an diese Kassen haben, so ist eine Satzungsänderung nötig, die auch hier und da bereits vorgenommen ist. So hat der Vorstand der Pensions⸗, Witwen⸗ und Waisenkasse der Stettiner Maschinenbau⸗Akttengesellschaft „Vulkan“ eine Be⸗ stimmung dahin getroffen, daß die infolge des Krieges zwangsweise aus den Diensten der Vulkanwerke und damit aus der Penstons⸗

kasse Ausgetretenen ihre Ansprüche im Falle der Kriegsinvalidität oder des Todes behalten. Freilich ist eine Einschränkung dabei gemacht. Alle Zahlungen der Pensionskasse vermindern sich um die Rentenansprüche, die der Krieasteilnebmer gegen den Staat oder einen sonst zur Unterstützung Verpfl chteten besitzt. Da die Pension nach fünf vollen Beitragsjahren mit 18% des Gehalts beginnt und wie bei den Staatsbeamten bis zum Höchstoetrage von 5780 steigt, läßt sich wohl annehmen, daß sie bei dem jugendlichen Alter der Kriegstei!⸗ nehmet nur in den allerseltensten Fällen die Hinterbliebenen⸗ bezw. Witwen⸗ und Waisenrente übersteigen wird. Eine Aenderung der Satzung der Arbeiterpensions., Witwen⸗ und Waisenk sse zugunsten der Angehörigen verstorbener Krieger haben auch Heyligennädt u. Co. in Gießen vorgenommen, die, auch wenn das dafür geforderte Dienst⸗ alter noch nicht erreicht ist, den Hinterbliebenen eine dauernde monat⸗ liche Unterstützung gewähren. Aehnlich sind Kalle u. Co., die König⸗ lich württembergischen Hüttenwerke, Wasseralfingen, und J. Mexer u. Sohn, Offenbach, vorgegangen. Die Senkingwerks⸗Aktiengesellschaft hat zum Zwecke der Unterstützung sogar eigens im Verein mit ihren Arbeitern bei Kriegsausbruch eine Arbeiterunterstützungskasse ins Leben gerufen und ihr seitens der Firma bis März 40 000 zugeführt. Nach den Satzungen müssen alle Arbeiter, die am 4. August 1914 beim Werke beschäftigt waren, der Kasse angehören und einen Beitrag von 10 % bei einem wöchentlichen Einkommen von über 35 ℳ, 8 % bei 28 bis 35 und 5 % bei weniger als 28 Wochen⸗ verdienst zahlen. Aus dieser Kasse erhalten die Frauen der Zurück⸗ gebliebenen im Falle der Bedürftigkeit für den Tag 1,10 ℳ, jedes Kind unter 14 Jahren 30 ₰. An Eltern und Geschwister unver⸗ heirateter Arbeiter ist nach Prüfung des Falles gleichfalls eine Unter⸗ stützung zu gewähren. Fällt der Ernährer im Kriege, so wird bis auf weiteres die Unterstützung weitergezahlt. Nach Brendigung des Krieges soll das votrhandene Vermögen der Kasse dem Arbeiterunter⸗ stützungsfonds des Betriebes überwiesen werden. Die Verwaltung der Kasse geschieht durch den Vorstand, der aus fünf Arbeitern und aus dem Vorstande des Werkes, mithin aus sechs Personen besteht. Er bestimmt die Geschäftsordnung. Neben dieser Kasse ist in dem Betriebe ein Unterstützungsfonds in Höhe von 100 000 vorhanden, der dazu dienen soll, den hauptsächlich durch den Krieg in Not geratenen Familien der gefallenen Arbeiter des Werkes zu helfen.

Beiträge der Arbeitnehmer finden sich in einer Anzahl von Be⸗ trieben zur Gründung eines Unterstützungsfonds, dem dann auch Gelder von den Unternehmern zufließen. So verlangt Jos. L. Meyer in Papenburg von den Arbeitern, die täglich über 1,70 verdienen, 60 wöchentlich, von den Arbeitern mit geringerem Einkommen 30 wöchentlich als Beitrag zur Kriegsunterstützungskasse und zahlt selbst den gleichen Betrag ein. An andern Stellen werden gewisse Prozente des Lohnes der Krieasunterstützungskasse zugeführt, während hier und da auch die ganzen Aufwendungen von der Firma oder aus bestehenden Fonds gedeckt werden. Auch hier sind Satzungsänderungen oft notwendig gewesen, denn wenn vor dem Kriege die Zinsen der Stiftungen zur Deckung der durch die Notfälle entstandenen Aufgaben ausreichten, so ist jetzt oft die Inangriffnahme der Kapitalten not⸗ wendig geworden.

Wie groß die Anforderungen sind, die an die Betriebe durch die Kriegsunterstützung gestellt werden, geht aus einigen vorliegenden An⸗ gaben hervor. So haben Hoesch u. Co. in Pirna monatlich bei 700 Arbeitern ungefähr 3500 aufgewandt, die Chemische Fabrik von Heyden in Radebeul his zum 1. Januar rund 70 000 ℳ, Basse u. Selve bis zum 31. März über 80 000 ℳ, Cornelius Heyl in Worms 185 000 allein für Familienunterstützung, die Hamburg⸗ Amerika⸗Linie sogar 350 000 ℳ, wozu noch aus der Unterstützungs⸗ kasse 20 000 kommen, während die Aufwendungen der Maschinen⸗ fabrik Augsburg⸗Nürnberg bis Ende Februar bereits 726 000 be⸗ trugen neben 150 120 ℳ, die aus Sammlungen der Beamten und Arbeiter und aus einer besonderen Stiftung entnommen sind.

Bedenkt man, daß ein Teil der Aufwendungen nicht mit dem Ende des Krieges aufhört, daß die laufenden Unterstützungen für Kriegsbeschädigte dann erst einsetzen, so ist ersichtlich, daß unsere In⸗ dustrie bedeutende Opfer für die Arbeiterschaft gebracht hat, auch wenn Vorteile aus den Aufwendungen nicht hervorgingen.

Zur Unterstützung der Flüchtlinge aus Südtirol erläßt der Verein für das Deutschtum im Ausland, Hauptvorstand von Hentig, folgenden Aufruf: Infolge beispiellosen italienischen Vertrags⸗ und Treubruchs ist der uralt geheiligte Volksboden Süd⸗ tirvols von der Verwüstung des Krieges schwer heimgesucht. Gerade die deutschen Sprachinsein Südtirols, in denen kerndeutsches Volkstum nicht nur seine Wesensart, sondern auch seine deutsche Muttersprache vor der Verwelschung bewahrt hat, sind zuerst von den Schrecken des Kampfes betroffen worden. Das treue deutsche Dorf Lusern, unmittelbar an der italienisch tirolischen Grenze gelegen, wu de schon am Tage des Kriegsausbruchs von einem italienischen Grenzfort in Trümmer geschossen. Zahlreiche Menschen⸗ 8 leben wurden dabei vernichtet, die übrigen retteten in eiliger Flucht kaum das nackte Leben. Das gleiche Los traf das Lusern benachbarte Casotto. Lafraun, St. Sebastian, Vielgereut und andere Stätten alten Deutschtums an der Tiroler Landesgrenze mußten unter dem Geschütz⸗ donner der Feinde eiligst geräumt werden und liegen heute gleichtalls zum Teil in Schutt und Asche. Nachbarorte der deutschen Burg Persen im Suganer Tal hatten das gleiche Schicksal. Das Elend unter den Tausenden von Fluͤchtlingen ist riesengroß. Gewiß bemüht sich die Für⸗ sorge der österreichischen Behörden um Abhilfe der schreiensten Not. Aber die freiwillige Mitwirkung des deutschen Volkes erscheint uner⸗ läßlich, um den nach Mitteilung unserer Vertrauensmänner herz⸗ erschütternden Jammer der zu heimatlosen Bettlern Gewordenen zu mildern. Unsere langjährige und erfolgreiche Arbeit zur Erhaltung des deutschen Volkstums in diesen Marken hat im Deutschen Reiche Jahr für Jahr werktätige und warmherzige Förderung erfahren. So dertrauen wir denn auch, daß unsere heutige Bitte um Geldgaben für die armen treutirolerischen und treudeutschen Opfer italienischer Niedertracht offene Herzen und Hände im Reiche finden wird. Vor allem wenden wir uns an alle die, denen das schöne Land Tirol mit dem Firnenglanz seiner A penberge und seiner kernigen deutschen ur⸗ wüchsigen Bevölkerung lieb und vertraut ist, denen es Wanderfreuden und Gesundbeitsstärkung geschenkt hat, mit der Bitte: Helft uns die Not der Vertriebenen in Südtirol lindern, helft uns dafür sorgen, daß die Jungburschen, Männer und Greise, die heute mit der Büchse in der Hand als Standschützen für sich und für uns des Tiroler Landes Grenze verteidigen, ohne Sorge für Weib und Kind im Kampfe stehen können. Die langjährigen Beziehungen unseres Vereins zu den Tiroler Grenzlanden bürgen für eine sach⸗ gemäße Verwendung der Spenden. Gaben sind zu richten unter Bezeichnung „Kriegshilfe für Südtirol“ an unsere Zahlstelle, die Direktion der Dieconto⸗Gesellschaft, Depositenkasse, Berlin W., Kleiststraße 23.“

Technik.

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Ein Boot mit Glasboden. Wenn man von neuen und seltenen Konstruktionen im Gebiet des Schiffsbaues hört, so denkt man heute unwillkürlich an eine Erfindung zu kriegerischen Zwecken Aber das Boot mit gläsernem Boden ist nicht zu irgend einem An⸗ griff oder zur Verteidigung bestimmt, sondern es ist ein Boot im Dienst der Wissenschaft, und zwar soll es der Tiefseeforschung dienen. Dr. Kreumbach berichtet über ein solches Glasbodenboot, das für die zoologische Adriastation Rovigno auf der Halbinsel Istrien schon vor drei Jahren erbaut worden ist und mit dem seit jener Zeit eine Reihe wissenschaftlicher Fahrten in größerer und weiterer Entfernung von der Küste unternommen worden sind. Es ist ein flaches und hreites Boot von 7 m Länge und 2 8 m. Breite, aus dessen Boden 2 qm herausgeschnitten und mit senkrechten Wänden kastenartig umrandet sind, sodaß das Boot auch ohne Ausfüllung dieser Oeffnung sich schwimmend erhält. In diesem Abschnitt wird nun, wenn das Boot benutzt werden soll, das in einem beweglichen Rahmen befindliche Glasfenster eingesetzt. Um beim Beobachten die Spiegelung der Scheiben auszuschalten und zugleich das von unten