1915 / 208 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Sep 1915 18:00:01 GMT) scan diff

Artikel IV 8 8 Eine auf Grund des Artikel I errichtete Gesellschaft wird durch den Reichskanzler aufgelöst, wenn für den in Betracht kommenden Beurk von Bergwerksbesitzern, die über die im Artikel III bezeichnete Förde⸗ rung verfügen, eine Vereinigung zu den im Artikel I bezeichneten Zwecken durch Vertrag gebildet wird und der Reichskanzler durch den geschlossenen Vertrag die öffentlichen Interessen für gewahrt

erachtet. ““ muuitelv

Der Reichskanzler wird ermächtigt, die ihm auf Grund dieser Verordnung zustehenden Befugnisse der Landeszentralbehörde zu über⸗ tragen. Diese Uebertragung 1- widerruflich.

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Diese Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Verkündung in Kraft. Sie tritt zwei Jahre nach Friedensschluß außer Kraft; der Bundesrat kann einen früheren Zeitpunkt des Außerkrafttretens bestimmen.

Mit dem Zeitpunkt des Außerkrafttretens dieser Verordnung gelten die gemäß Arttkel I errichteten Gesellschaften als au elöst 8

8

Bekanntmachung die Ausprägung von 5 aus Eisen. Vom 26. August 1915.

Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Gesetzes über die Ermächtigung des Bundesrats zu wirtschaftlichen Maß⸗ nahmen usw. vom 4. August 1914 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 327) folgende Verordnung erlassen: 8 8 8

Der Reichskanzler wird ermächtigt, außerhalb der im § 8 des Münzgesetzes vom 1. Juni 1909 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 507)

für die Ausprägung von Nickel⸗ und Kupfermünzen bestimmten

Grenze Fünfpfennigstücke aus Eisen bis zur Höhe von 5 Millionen

Mark herstellen zu lassen. Im übrigen finden auf diese Münzen

die für die Fünfpfennigstücke aus Nickel geltenden Vorschriften mit folgenden Maßgaben entsprechende Anwendung:

a. die Fünfpfennigstücke aus Eisen sind im gerippten Ringe zu prägen;

b. sie tragen auf der Schriftseite über der Zahl „5“ die Umschrift „Deutsches Reich“ und unter dieser Zahl das Wort „Pfennig“ in wagerechter Stellung, darunter die Jahreszahl.

Die Fünfpfennigstücke aus Eisen sind spätestens 2 Jahre nach Friedensschluß außer Kurs zu setzen. Die hierzu erforder⸗ lichen Bestimmungen erläßt der Bundesrat. Berrlin, den 26. August 1915. 8 Der Reichskanzler. von Bethmann Hollweg.

v—¹“]; auf Grund des Artikel V der Verordnung über die Errichtung von Vertriebsgesellschaften für Steinkohlen⸗ und Braunkohlenbergbau vom 30. August 1915.

(Reichs⸗Gesetzbl. S. 537).

ö“ des Artikel V der Verordnung über die Er⸗ richtung von Vertriebsgesellschaften für den Steinkohlen⸗ und Braunkohlenbergbau vom 30. August 1915 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 537) übertrage ich die mir durch diese Verordnung erteilten Befugnisse der Landeszentralbehörde.

Der Reichskanzler. In Vertretung: Delbrück.

1“

Königreich Preußen.

Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs ist die Wahl des Oberlehrers an dem Bismarck⸗ Gymnasium in Berlin⸗Wilmersdorf, Professors Dr. Emil 1-— zum Dire ktor des Gymnasiums in Waldenburg i. Schl.,

89 Wahl des Direktors des Kaiser Wilhelms⸗Gymnasiums in Montabaur Dr. Martin Jöris zum Direktor des Gym⸗ nasiums nebst Realschule in Limburg und

die Wahl des Direktors der bisherigen Realschule der von Conradischen Erziehungsanstalt in Danzig⸗Langfuhr Dr. Karl Gade zum Direktor der Oberrealschule der genannten Erziehungsanstalt durch das Staatsministerium bestätigt worden.

Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs hat das Staatsministerium infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in Cöpenick getroffenen Wahl den bisherigen Ersten Bürgermeister Dr. Georg Langerhans daselbst auf fernere zwölf Jahre, 1

infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in Mettmann getroffenen Wahl den Fabrikbesitzer Gustav Bovensiepen daselbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Mettmann auf fernere sechs Jahre und 1

infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in Ober⸗ hausen getroffenen Wahl den Rentner Johann Uhl enbruck

daselbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Oberhausen

für die gesetzliche Amtsdauer von sechs Jahren bestätigt.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

11“ Bekanntmachung.

Die Ziehung derjenigen Serie der auslosbaren, mit 4 vom Hundert verzinslichen preußischen Schatz⸗ anweisungen von 1914 erster und zweiter Ausgabe, deren Stücke am 1. April 1916 zur Rückzahlung kommen, hat nach den Rückzahlungsbedingungen im Oktober d. J. zu geschehen. Nach Bestimmung des Herrn Finanzministers wird die Nummer der gezogenen Serie

im „Deutschen Reichs⸗ und Preußischen Staatsanzeiger“, im „Berliner Börsen⸗Kourier“, Berlin, .“ n der „Berliner Börsen⸗Zeitung“, Berlin, und

iin der „Frankfurter Zeitung“, Frankfurt a. M.,

veröffentlicht werden. 1

Berlin, den 31. August 1915. 8. Hanuptverwaltung der Staatsschulden.

8 Vieregge

Preußen. Berlin, 3. September 1915.

In der am 2. September unter dem Vorsitz des Königlich

eerischen Gesandten, Staatsrats Dr. Grafen von Lerchen⸗ feld⸗Koefering abgehaltenen Plenarsitzung des Bundes⸗ rats wurde dem vom Reichstag angenommenen Entwurf eines Gesetzes, betreffend Aenderung des Gesetzes über den Ab⸗ satz von Kalisalzen, die Zustimmung erteilt. Zur Annahme ge⸗ langten ferner der Entwurf einer Bekanntmachung zur Er⸗ weiterung der Bekanntmachung über Vorratserhebungen vom 2. Februar 1915, eine Aenderung der Ausführungsbestim⸗ mungen zum Gesetz über den Absatz von Kalisalzen, der Entwurf einer Verordnung zur Beschränkung der Milch⸗ verwendung sowie der Antrag Bayerns, betreffend Anerkennung der Reifezeugnisse der Gymnasialkurse bei den höheren Mädchen⸗ schulen in Bayern als ausreichender Nachweis der wissenschaft⸗ lichen Vorbildung für das medizinische Studium. Demnächst

wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt. 8

8 ——

3 S ö 5 . ““] Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“

liegen die Ausgaben 667 und 668 der Deutschen Verlust⸗

listen bei. Sie enthalten die 318. Verlustliste der preußischen Armee, die 189. Verlustliste der sächsischen Armee, die 255. Verlustliste der und die 46 Verlustliste.

8 Sachsen. 1“ ““

württembergischen Armee

6

Seine Majestät der König hat an seine im Westen stehenden Truppen laut Meldung des „W. T. B.“ folgendes

Telegramm gerichtet:

1“ General der Artillerie von Kirchbach Generalkommando des 12. Reservekorps. In diesen Tagen erinnern wir uns mit gerechtem Stolze der schweren Kämpfe, in denen im vorigen Jahre unsere tapfere Armee einen starken, wohlgerüfteten Gegner niederrang. Alle Regimenter Meiner Armee haben sich damals mit veeng Lorbeer ge⸗ schmückt. Es drängt Mich, allen Meinen heldenmütigen Soldaten einen herzlichen Gruß ins Feld zu schicken. Gott gebe uns nach der langen, in beisptelloser Geduld ertragenen Wartezeit noch eine glorreiche Beendigung dieses Krieges. Ich bitte Eure Exzellenz, als den ältesten General im Felde, Meine braven im Westen Soldaten von dem Inhalt dieses Grußes in Kenntnis zu setzen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Gestern vormittag hat der Kaiser Franz Joseph in der mit Blattpflanzen geschmückten Großen Galerie des Schönbrunner Schlosses die ungarisch⸗kroatische Hul⸗ digungsabordnung empfangen, die den Monarchen bei seinem Erscheinen mit nicht endenwollenden Eljen⸗ und Zivio⸗ rufen begrüßte. Nach dieser Huldigung hielt der Minister⸗ präsident Graf Tisza namens der ungarischen Abordnung eine Ansprache, in der er zunächst der großen Anstrengungen und Opfer gedachte, die der gewaltige Krieg erfordert, und dann laut Bericht des „W. T. B.“ ausführte:

Gestatten Eure Majestät, daß wir unseren dankbaren Blick auf jenen Wohltäter richten, dessen väterliches Herz uns verstanden hat und der dem ungarischen Staat, der seine Integrität und seine tausend⸗ jährige Freibeit wiedergewonnen hat, einen würdigen Platz in dieser Monarchie gesichert hat. Jetzt erst können wir sehen und können wir erkennen, was aus uns geworden wäre, wenn der Sturm der Welt⸗ ereignisse die Monarchie betroffen hätte, ehe sie den inneren Ver⸗ jüngungsprozeß durchgemacht hat. Wir sind stark gewesen, weil wir einig sind. Im Schoße der ungarischen Nation verstummte jeder Parteienzwist. Alle Unterschiede von Klassen und Konfessionen und Nationalitäten haben aufgehört. Die ungarische Arbeiterklasse hat in edlem Wetteifer sich in den Gefahren des Krieges bewährt. An der tapferen Verteidigung des Vaterlandes haben die nicht⸗ magyarischen Bürger Schulter an Schulter mit den ungarischen Brüdern teilgenommen. Auf den von Ruhmesglanz erstrahlenden, mit dem gemeinsamen Blut getränkten Schlachtfeldern haben wir uns mit den kroatischen Brüdern zusammengesunden. Der gemeinsame Ruhm und die gemeinsamen Opfer verbinden uns zu Kampfgenossen. Ungarische und kroatische Treue und Tapferkeit glänzt in einhestlichem Glanze. Wir danken der göttlichen Vorsehung, daß Eure Majestät in den Stunden der Prüfung Ihre Völker in einem erhabenen Ge⸗ fühl vereint und um Ihren Thron geschart erblicken können. Mit dem Gelöbnis, daß wir die Lehren dieser großen Zeit nie vergessen werden, bitten wir, Gott möge Eure Majestät in einer glücklichen Friedenszeit zum Heile und Segen der Völker erhalten.

Der Kaiser erwiderte darauf mit einer Rede, in der er folgendes sagte:

Es ist mir eine der größten Freuden meines Lebens, daß es unter der Mitwirkung hervorragender ungarischer Staatsmänner ge⸗ lungen ist, das segensreiche Zusammenwirken zwischen Krone und Nation sowie zwischen dem ungarischen Staate und den übrigen Königreichen und Ländern anf einer dauernden Grundlage zu sichern und dadurch Mißverständnisse, die sich Jahrhunderte hin⸗ durch stets erneut hatten, zu beseitigen. Mehr als je bisher haben die großen Prüfungen der Gegenwart daß dieses Werk der Aussöhnung und Ausgleichung die Seelen meiner Völker, insresondere auch diejenigen der Völker meiner ungarischen Krone ganz durchdrungen hat. Als unsere Feinde, von Eroberungs⸗ sucht getrieben, uns überfielen, nahm die ungarische und kroatische Nation, sich eins fühlend mit der Krone, in brüderlichem Wetteifer mit meinen übrigen Völkern und auf meinen Ruf hin mit begeisterter Entschlossenheit und voller Kraftanspannung den Kampf gegen die uns überfallende Uebermacht auf. Fest ist meine Zuversicht, daß meine helden⸗ mütigen Heere im Verein mit dem treuen Bundesgenossen einen ehrlichen, dauernden und gesicherten Frieden erkämpfen werden und daß dem ungarischen Staate und den in ihm vereinten Nationen in dem durch die gegenwärtigen gemeinsamen Kämpfe und gemeinsamen Opfer aufs neue geheiligten geschichtlichen Verbande mit meinen übrigen Völtern es beschieden sein wird, in gesteigerter Kraft und Ansehen die Segnungen des Friedens zu genießen. Empfangen Sie für Ihr Er⸗ scheinen und Ihre Huldigung meinen innigsten Dank und tragen Sie

der Nation den Ausdruck meines aus tiefstem Herzen quellenden

Dankes beim für Ihre treue, heldenmütige Haltung.

Nach der Rede des Kaisers ergriff der kroatische Banus, Baron . Skerlecz das Wort, um Seine Majestät namens des Königreiches Kroatien und Slawonien zu begrüßen und das Gefühl der unerschütterlichen Treue der kroatischen Nation zu verdolmetschen. Der Kaiser antwortete mit einigen

huldvollen Worten, worauf er sich, geleitet von brausenden Eljenrufen, zurückzog. b

Nach dem Empfange in Schönbrunn begab sich die ungarisch⸗kroatische Abordnung unter sympathischen Zurufen des zahlreich angesammelten Publikums nach dem Rathause, in dessen reichgeschmücktem Festsaale der Bürgermeister Dr. Weis⸗ kirchner an der Spitze des gesamten Gemeinderats die Gäste

erwartete.

den Beweis erbracht,

1“

Sämtliche Mitglieder der gemeinsamen, sowie der österreichischen und ungarischen Regierung und andere Ehren⸗ gäste wohnten dem Empfange bei. Dr. Weiskirchner begrüßte die Abordnung mit einer mit stürmischem Beifall aufgenommenen Ansprache, in der er aus⸗ führte, daß nichts die Völker Oesterreich⸗Ungarns um die Früchte des von den heldenmütigen verbündeten Armeen zu erstreitenden Sieges bringen könne, wenn sie an der Einigkeit und brüderlichen Gemeinschaft festhielten, die sich niemals glänzender bekundet habe als heute. Die Bürgermeister von Budapest und Agram dankten für den herzlichen Empfang der Wiener Bevölkerung. Der Budapester Bürgermeister Barczy erklärte, der von so vielen Söhnen Ungarns und Oesterreichs besiegelte Blutvertrag vereine von nun an alle Oesterreicher und Ungarn, die die gleiche Begeisterung, die gleiche Anhänglich⸗ keit und Dankbarkeit für die Monarchie und das Herrscherhaus verbinde. Danach wurde den ungarischen und kroatischen Gästen der Willkommtrunk gereicht. Zu Ehren der Abordnung fand am Nachmittag ein Festmahl statt.

18

1“ Großbritannien und Irland. Der „Daily Telegraph“ berechnet die britischen Ver⸗ luste im August auf 2256 Offiziere und 30 139 Mann.

Die gestern erschienene Verlustliste enthält die Namen

von 58 Offizieren und 1513 Mann.

928 1““ ““ 8 Frankreich.

und Tripolis gelegene Insel Ruad von einer Abteilung de französischen Geschwaders besetzt worden ist, das die Blockad der syrischen Küste durchführt. Die französische Flagge wurd am 1. September auf der Insel gehißt.

nicht geleistet. Rußland.

Das Marineministerium teilt mit, daß die zwischen Tatkich

Widerstand wurde

Der General der Infanterie Januschkewitsch, Chef des

Generalstabes des Großfürsten⸗Oberbefehlshabers, ist zun militärischen Gehilfen des Vizekönigs des Kaukasus, der Ober

befehlshaber der Armeen an der Nordwestfront, General der

Infanterie Alexejew, zum Chef des Generalstabes des Groß⸗

fürsten⸗Oberbefehlshabers ernannt worden.

In der Duma standen in der Sitzung am 27. August

Interpellationen wegen der Verurteilung sozial demokratischer Dumamitglieder und wegen der Er schießung streikender friedlicher Arbeiter in der Stadt Iwanowow⸗Wosenessensk auf der Tagesordnung Nach dem Bericht der „Rjetsch“ sagie der Sozialdemokrat Tschenkeli bei der Besprechung der ersten Interpellatton, die Rechte der Duma würden mit Füßen getreten, da Mitglieder der Duma während der Tagung in Sibirien schmachteten. Er habe von Arbeiter⸗ organisationen Zuschriften erhalten, die aussprächen, daß sie alle Mittel anwenden würden, um die Dumamitglieder zu befreien. Maklakow entgegnete, daß der Duma keinerlei Befugnisse zu⸗ stünden, gegen einen rechtekräftigen Richterspruch etwas zu tun.

88

Die Interpellation wurde abgelehnt, da die Duma keinerlei

Befugnisse zum Einschreiten habe und andere

kommen.

Bei der Erschießung streikender

Interpellation wegen der

Wege be⸗ schriten werden müßten, um die Verurteilten frei zu be⸗

1

Arbeiter führte der Soztaldemokrat Tschejtdtze aus, am 23. August

habe ein Streik in den dortigen Fabriken stattgefunden. Die Polizei

sei eingeschrutten und hätte etwa hundert Personen getötet oder ver⸗ 1

wundet. der Regierung, um dadurch revolutionäre Bewegungen hervorzurufen,

Der Redner hielt die Maßregel für eine Herausforderung

sodann die Schuld der Niederlage auf die Volksmassen abzuladen und

dadurch die eigene Position zu stärken. Kerensti erklärte, daß im Innern Rußlands bereits deutliche Spuren der inneren Auflösung hervorträten. Derartige Erschießungen seien erschreckende Symptome

für die Zustände; es sei offensichtlich, daß die Regierung direkt eine 8

herausfordernde Politik treibe. Der Oberprokurator der Synode Samarin hat eine Kommission eingesetzt, die prüfen soll, was die Klöster für

die Kriegsausgaben beisteuern können, und wieviel Gold 8

sie insgesamt hätten, um dies der Staatskasse zuzuführen

Wie das „Wolffsche Telegraphenbureau“ erfährt, hat der deutsche Botschafter in Washington, Graf Bernstorff der Regierung der Vereinigten Staaten weisungsgemäß mit⸗

geteilt, daß nach den bestehenden Instruktionen Passagier⸗ 8

dampfer nicht ohne vorherige Warnung und ohne daß das Leben der Nichtkombattanten in Sicherheit gebracht sei, versenkt werden sollen. Hierbei werde natürlich voraus⸗ gesetzt, daß die betreffen den Schiffe nicht zu fliehen versuchen und keinen Widerstand leisten, widrigenfalls sie sich ohne weiters der Zerstörung aussetzen. Wie das ge⸗

nannte Bureau bemerkt, ist anzunehmen, daß die Zwischenfälle

mit Amerika hierdurch ihre Erledigung finden.

Kriegsnachrichten.

Großes Hauptquartier, 2. September.

Westlicher Kriegsschauplatz.

In den Vogesen nördlich von Münster führte am 31. August unser Angriff zur Wiedereroberung der in den Kämpfen vom 18. bis 23. August an die Franzosen ver⸗ lorenen Grabenstücke. Die Kammlinie Lingekopf Barrenkopf ist damit wieder in unserem Besitz. Gegen⸗ angriffe wurden abgewiesen. 72 Alpenjäger sind gefangen ge⸗ nommen, 3 Maschinengewehre erbeutet. Ueber Avocourt (nordwestlich von Verdun) wurde ein französisches Flug⸗

(W. T. B.)

zeug von einem unserer Kampfflieger h tergeschossen;

es stürzte brennend ab.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. An der Bahn Wilna-—Grodno wurde der Ort Czarnokowale gestürmt. Bei Merecz macht unser An⸗ griff Fortschritte. Auf der Westfront von Grodno ist die äußere Fortlinie gefallen; norddeutsche Landwehr stürmte gestern das nördlich der Straße Dombrowo Grodno gelegene Fort 4, die Be⸗ satzung 500 Mann wurde gefangen genommen; am späten Abend folgte die Eroberung des weiter nordnest⸗ lich gelegenen Forts 4a mit 150 Mann Besatzung durch badische Truppen. Die übrigen Werke der Breke h g Westfront wurden darauf von den Russen geräumt. estlich des Forstes von Bialystok sind die Uebergänge über den

nmnäärts nach Kampf von uns besetzt.

Posten zwischen Monbiaume

Hügel zurück,

wislocz von Makaromce (südöstlich von Odelsk) ab auf⸗ Die gestrige Gesamt⸗ 3 der resgruppe beträgt 3070 Gefangene, 1 schweres Geschütz, 3 Maschinengewehre. Bei Ossowiec wurden außerdem drei vom Feinde in den Sumpf versenkte schwexe Geschütze ausgegraben.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Der Austritt aus dem Nord⸗ ostrande des Bialowieska⸗Forstes ist gestern erkämpft. Durch Ueberfall bemächtigten wir uns Nachts der Jasiolda⸗ Uebergänge im Sumpfgebiet nördlich von Pruzana; 1000 Gefangene wurden eingebracht.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen. Der Muchawiec⸗Abschnitt wurde auf der ganzen Front in der Verfolgung übers chrit ten. 8

Südöstlicher Kriegsschauplatz. 1““ Auf der Verfolgung fielen gestern über 1000 Gefangene

und 1 Maschinengewehr in die Hände der deutschen Truppen. Oberste Heeresleitung.

Wien, 2. Septemb ) Amtlich wird gemeldet:

Russischer Kriegsschauplatz. Die im Gebiete des wolhynischen Festungsdreiecks ein⸗ geleitete Verfolgung der Russen macht gute Fortschritte. Unsere Streitkräfte haben von Luck aufwärts den Styr. in breiter Front überschritten. Auch in Ostgalizien befindet sich der Feind neuerlich im Rückzuge. Die Truppen des Generals von Boehm⸗Ermolli rückten in Brody ein und dringen heute östlich dieser Stadt über die Reichs⸗ grenze vor. Der Nordflügel des Generals Graf Bothmer verfolgt auf den von Zborow gegen Zalocze und Tar⸗ nopol führenden Straßen. Der geschlagene Feind weicht gegen den Sereth. Die Armee des Generals Pflanzer⸗ Baltin warf die Russen gestern unter heftigen Kämpfen über die Höhen östlich der unteren Strypa zurück. Dadurch wurde auch die Dnjesterfront bis zur Sereth⸗ mündung hinab erschüttert und zum Rückzuge gezwungen. Hinter den russischen Stellungen an der beßarabischen Grenze stehen zahlreiche Dörfer in Flammen. Die nordöstlich Kobrin kämpfenden K. K. Truppen treiben im Verein mit unseren Ver⸗ bündeten den Feind allmählich in das Sumpfgebiet der oberen Jasiolda zurück. . Italienischer Kriegsschauplatz.

Die Lage auf dem italienischen Kriegsschauplatz hat sich auch gestern nicht geändert. An der Tiroler Front sind die Tonale⸗Sperren und auf der Hochfläche von Lavarone Folgaria außer den Werken auch unsere Stützpunkte Monte Maronia und Monte Coston unter feindlichem Geschütz⸗ feuer. Im Kärntner Grenzgebiete wurden schwächere italienische Angriffe auf den Monte Peralba und das Bladner Joch abgewiesen. An der küstenländlischen Front dauerten die Artilleriekämpfe mit mäßiger Stärke fort. Die technischen Arbeiten des Feindes wurden an mehreren Stellen wirksam gestört. .

Der Stelloertreter des Chefs des Generalstab E1“ 8 von Hoefer, Feldmarschalleutnant. Der Krieg zur See.

London, 2. September. (W. T. B.) Lloyds meldet: Der Dampfer „Savona“ mit 1180 Tonnen ist versenkt worden. 17 Mann der Vesatzung wurden gerettet; 3 Mann werden vermißt.

Der Krieg in den Kolonien.

London, 2. September. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, hat der Staatssekretär der Kolonien ein Telegramm von dem Gouverneur Nigeriens mit der Mitteilung empfangen, daß der Ort Gaschaka in Kamerun am 16. August ohne Widerstand besetzt worden ist. Am 21. August wurde die feindliche Stellung bei Gaschaka unerwartet angegriffen. Der Feind zog sich zurück.

Paris, 2. September. (W. T. B.) Eine Mitteilung des Kolonialministeriums besagt, daß die im Osten und Süd⸗ osten von Kamerun tätigen französischen Abteilungen in Fort⸗ setzung ihrer Angriffsbewegung in Richtung auf Jaunde, die gegenwärtige Hauptstadt der Kolonie, nach Kämpfen am 23. und 24. August die Station Dume besetzten. Die Deutschen gaben ihre Stellungen von Njassi und den und Mallaboldume auf. Bevor der Feind abzog, äscherte er die Station Dume ein und ließ starke Nachhuten auf dem die Stadt beherrschenden dessen wir uns nach erbittertem Kampfe be⸗ mächtigten. Nach Einnahme der Station Dume wandte sich eine Fanzsfische leichte Abteilung mit einer Kanone und einem Maschinengewehr gegen Abong⸗Mbang, welches sie am

M29. August einnahm. Der Feind scheint sich nach Norden zu wenden, um neuen Widerstand bei Joko vorzubereiten.

8

Handel und Gewerbe.

8 Die dritte Kriegsanleihe. 111““

Mehr noch als in den Tagen, da die beiden ersten Kriegs⸗ anleihen zur Zeichnung aufgelegt wurden, hat sich die Er⸗ kenntnis von der Stärke der deutschen Volks⸗ und Wirtschafts⸗ kraft vertieft. Glänzend hat die deutsche Volkswirtschaft über ie Aushungerungspläne der Gegner triumphiert. Das Er⸗ scheinen der dritten Kriegsanleihe folgt dem Abschluß der Bilanz des ersten Kriegsjahres, und daß Deutschland einen an⸗ ehnlichen Gewinn in neuer Rechnung buchen konnte, wird ogar in Feindesland zugegeben. Die Feinde haben das Deutsche Reich wirtschaftlich isoliert, haben ihm den Weg über das Meer gesperrt und glaubten, mit der Behinderung des deutschen Außenhandels ihren wirksamsten Trumpf aus⸗ gespielt zu haben. Weit gefehlt. Die Produktionskraft des deutschen Wirtschaftskapitals wuchs unter dem Druck, der von außen gegen sie geübt wurde, und der Geist der Technik sorgte überall für Ersatz, wo der Feind durch Entziehung der Rohstoffzufuhr Lücken zu schaffen suchte. Eine Folge der gesunden Anpassung unserer ganzen Wirtschaftsweise an die Lebensbedingungen des Krieges sind die glänzenden Resultate

der deutschen Kriegsanleihen.

Keiner unserer Gegner kann sich eines auch nur annähernd ähnlichen Erfolges rühmen, wie ihn die deutsche Regierung mit ihren Emissionen erzielt hat. Und das ist zum Teil der Taktik der Feinde zu danken, die das deutsche Gelb zwangen, im Lande zu bleiben. Während England viele Hunderte von Millionen an Amerika zu zahlen hat, lebt das Deutsche Reich ausschließlich von den Produkten seines Bodens und seiner Fabriken. So blieb der Geldumlauf inner⸗ halb der Landesgrenzen, und es war möglich, die Liquidität des eigenen Vermögens durch den Verkauf fremdländischer Wertpapiere ans Ausland noch zu steigern. 1 Die Bedingungen für den Erfolg der dritten Kriegs⸗ anleihe sind denkbar günstig. Die Industrie hat neue Bank⸗ guthaben angesammelt; die Banken verfügen über große Summen von Depositengeldern; bei den Sparkassen sind die Einlagen gewachsen und betragen fast 21 Milliarden Mark: und im Besitz des Publikums befinden sich noch immer, trotz dem dauernden Steigen des Goldvorrates bei der Reichsbank,

Hunderte von Millionen Mark in Gold. Die Hauptsache aber ist, daß das deutsche Volk

die fünfprozentige Reichsanleihe 8 als sicherste und vorteilhafteste Kapitalsanlage ansieht, die ihm nur immer geboten werden kann. Darin unterscheidet sich die deutsche Auffassung von der unserer Gegner. Dort ein Opfer, das einen Riesenaufwand von Kunststücken erfordert, hier der zufriedene Erwerb eines ausgezeichneten Wertpapiers. Das deutsche Volk braucht kein Opfer zu bringen, um fünfprozentige Schuldverschreibungen des Reiches unter dem

Parikurs zu kaufen.

Dieses Mal handelt es sich um eine einheitliche Ausgabe von Schuldverschreibungen. Die beiden ersten Emissionen stellten Schatzanweisungen und Schuldverschreibungen zur Wahl. Es hat sich aber für die Schatzanweisungen im ganzen nur um Bruchteile der Gesamtsumme (das erste Mal eine Milliarde, das zweite Mal 775 Millionen) gehandelt, da die große Mehr⸗ zahl der Zeichner offenbar größeren Vorteil in dem Papier mit längerer Geltungsdauer erblickt. Wenn man sichere fünf Prozent Zinsen bekommt, so ist es natürlich sehr erwünscht, sie möglichst lange zu haben. Für die Reichsfinanzverwaltung aber ist es wichtig, daß sie nicht durch bestimmte Rückzahlungsverpflichtungen zu nahe aufeinander folgenden Terminen zu sehr überlastet wird. Unter solchen Umständen ist der Verzicht auf Schatz⸗ anweisungen leicht zu erklären.

Die fünfprozentigen Schuldverschreibungen sind seitens des Reichs bis zum 1. Oktober 1924 unkündbar, gewähren also 9 Jahre lang einen Zinsgenuß von fünf Prozent und außerdem einen sicheren Kapitalgewinn von 1 Prozent, falls nach Ablauf der Unkündbarkeit der Zinsfuß herasä; werden soll, da in diesem Falle die Anleihestücke auf Verlangen zum Kurse von 100 Prozent eingelöst werden. Daß die Reichsfinanzverwaltung sich entschließen durfte, den Ausgabepreis der dritten Kriegs⸗ anleihe zu erhöhen, nachdem schon die zweite Emission, zu 98 ½ Prozent, um 1 Prozent teurer war als die erste, ist der beste Beweis für die gute Aufnahme der fünfprozentigen Schuld⸗ verschreibungen. Trotzdem ist auch der Preis der dritten Kriegsanleihe für den Zeichner einungemein günstiger. Ein Vergleich der gegen⸗ wärtigen Preise der vierprozentigen Papiere mit dem Zeichnungs⸗ preis der fünfprozentigen Reichsanleihe rechtfertigt die Er⸗ wartung, daß ein Ausgleich in der Verzinsung beider Anleihe⸗ gruppen durch eine Steigerung des Kurses der Fünfprozentigen herbei⸗ geführt werden wird. Man könnte einwenden, die Größe des Gesamt⸗ betrages der Kriegsanleihen werde eine Erhöhung des Kurses hindern, da jeder Nachfrage immer reichliches Material zur Verfügung stehen würde. Dieser Einwand ist leicht zu wider⸗ legen: wer fünfprozentige Reichsanleihe billig gekauft hat, hält sie fest. Denn niemand weiß, wie nach dem Kriege die Rente des gewerblichen Kapitals sein wird. Nur die fünf Prozent der Reichsanleihe sind sicher; alles andere ist zweifelhaft.

Es versteht sich von selbst, daß die Unkündbarkeit bis 1924 nicht etwa gleichbedeutend ist mit Unverkäuflichkeit. Durch die Frist ist nur das Reich, nicht auch der Besitzer der Schuld⸗ verschreibungen gebunden. Diesem steht es, nachdem er die Anleihetitel erworben und bezahlt hat, frei, über sie jederzeit wie über ein beliebiges anderes Wertpapier zu verfügen; er kann sie verkaufen oder verpfänden. Diese Gewißheit nimmt dem Entschluß zur Zeichnung der Anleihe jede Schwierigkeit. Niemand braucht sich, wenn er Bedenken hat, er könne das Geld zu anderen Zwecken nötig haben, auf lange Zeit von seinen Barmitteln zu trennen. Aber solche Erwägungen sollten gar nicht in Frage kommen. Das deutsche Volk ist reich genug, um sich eine fünfprozentige Reichsanleihe 9 als dauernde Kapitalsanlage

zulegen zu können. Eines solchen Besitzes entäußert man sich nicht vor der Zeit, sondern hält an ihm fest, so lange die Gunst der Umstände es gestattet. Die Regierung ist, um die Anleihe

zu einem wahren Volksbesitz

zu machen, in den Jahhngsbedeagungens so liberal wie möglich. Die Termine erstrecken sich dieses Mal über einen Zeitraum von drei Monaten (vom 18. Oktober 1915 bis 22. Januar 1916). Die überraschend schnelle Abwicklung der zweiten Kriegs⸗ anleihe (schon am ersten Einzahlungstermin waren statt 30 Proz. 67 Proz. bar erledigt) hat gezeigt, daß eine zu weite Dehnung der Zahlfristen (sie überspannten vier Monate) nicht nötig ist. Mit drei Monaten kommt man reichlich aus, besonders wenn zwischen dem letzten Zeichnungs⸗ und dem ersten Zahltag ein Raum von fast einem Monat liegt. Ein besonderes Entgegenkommen wird diesmal den kleinen Sparern gezeigt, damit auch sie an dem Nutzen einer so außergewöhnlich günstigen Rente teilnehmen können. Niemand soll sagen dürfen, er habe die Anleihe nicht zeichnen können, weil, die Bedingungen seinen Besitzverhältnissen nicht ent⸗ sprachen. Der kleinste Anteil beträgt 100 ℳ; und die Mehrheit der Bevölkerung wird dieses kleine Kapital aufbringen können. Aber selbst die 100 brauchen nicht gleich gezahlt zu werden. Während die beiden ersten Emissionen die Be⸗ dingung enthielten, daß Zeichnungen bis zu 1000 am ersten Termin voll bezahlt werden mußten, braucht diesmal die Zahlung erst geleistet zu werden, wenn die Summe der fällig gewordenen Teilbeträge wenigstens 100 ergibt. Wer nur 100 zeichnen kann, braucht also erst am letzten Zahlungs⸗ tage, dem 22. Januar 1916, zu zahlen. Wer 400 übernimmt, hat an jedem der vier Zahltage 100 zu zahlen. Für die S sind 19 Tage vorgesehen. Das entspricht der Anordnung, die bei der zweiten Anleihe egolten hat. Diese Zeit reicht aus, um einen Entschluß zu fassen, der um so leichter zu bewerkstelligen ist, als zunächst kein bares Geld gebraucht wird. Man kann also ganz ruhig auf die Zinsen⸗ und Mieteingänge, auf die Gehälter und sonstigen Einnahmen

8

die erst am 1. Oktober fällig werden, warten, wie es denn überhaupt nicht nötig ist, oaß Einer das Geld für den Erwerb der Reichsanleihe zu Haus liegen haben muß. Die Sparkassen und Banken besorgen die Ueberweisung der von ihrer Kundschaft bei ihnen gezeichneten Anleihebeträge ohne weiteres aus den Guthaben des einzelnen Auftraggebers.

Ist in den Erfolg der dritten Kriegsanleihe auch nur der kleinste Zweifel zu setzen? Die Frage kann, ohne langee Ueber⸗ legen, verneint werden. Auf die ersten beiden Anleihen sind rund 13 600 Millionen Mark gezahlt worden, und dieses Kapital wurde in Bewegung gesetzt, ohne daß der geringste Zwang aus⸗ geübt wurde. Es versteht sich nun ganz von selbst, daß die Ueberschüsse des Volksvermögens auf Zinsen und Arbeitsertrag nicht erschöpft sein können, weil ja die Kapitalserneuerung un⸗ ausgesetzt vor sich geht. Es sammelt sich also immer neues

Geld an, das Unterkunft sucht; und da es keine bessere Anlage 3*

gibt, als die fünfprozentige Reichsanleihe, so findet jede Emission bei ihrem Erscheinen eine schlagfertige Kapitalreserve vor.

An die vaterländischen Pflichten des Volkes zu appellieren, sollte sich, angesichts des materiellen Nutzens, den der Ankauf von Kriegsanleihe gewährt, erübrigen. Die Zukunft der deutschen Wirtschaft, die Größe des Reiches, das Ansehen der Nation in der Welt hängen vom Erfolg des Krieges ab. Das Geld gehört zu den Waffen, mit denen wir siegen. Wer zur Geldrüstung des Reiches beiträgt, sorgt für den eigenen Besit: denn jedes Privatvermögen wurzelt in der Finanzkraft und im Kredit bes Reiches. Wer die Kriegsanleihe zeichnet, steigert den Ertrag seines eigenen Sparkapitals und kräftigt das An⸗ sehen und die Macht des Reiches, auf dem die Sicherheit der Schuldverschreibungen ruht. Wer möchte es verantworten, eine solche Gelegenheit, dem Reich und sich zu dienen, ungenützt vorübergehen zu lassen!

(Weitere Nachrichten über „Handel u. Gewerbe’ s. i. d. Ersten Beilage.)

ESttatistik und Volkswirtschaft.

Ueber die Neubauten, den Wohnungszugang und den Wohnungsmarkt in deutschen Großstädten im 1. Viertel⸗ jahr 1915 veröffentlicht das Statistische Amt der Stadt Cöln tabellarische Ueber⸗ sichten, die 44 Großstädte des Reichs berücksichtigen (Berlin und von den Vorstädten Neukölln ⸗fehlen darunter). Nach dieser Statistik hatte

im 1. Vierteljahr 1915 die Bautätigkeit in den beteiligten Gr städten einen erheblich geringeren Umfang als im gleichen Vierteljahr von 1914. Es entstanden in der Gesamtheit dieser Städte nur 1310 neue Wohngebäude gegen 1637 im gleichen Viertel des Vorjahres; der Zugang an Wohnungen betrug 7432 gegen 9593 im Vergleichsviertel⸗ jahr. Die Abnahme der Bautätigkeit gegenüber der gl Zeit von 1914 trat besonders hervor in Hresden⸗ Hannover, Lübeck, Berlin⸗ Wilmersdorf, Barmen, Braunschweig, Bremen, Chemnitz, Dutsburg, Nürnberg usw. Eine schwache Zunahme war zu beobachten in Elber⸗ feld, Essen, Cassel, Danzig, Straßburg und Düsseldorf. Im einzelnen ergaben sich die folgenden Feststellungen.

Der absolute Zugang an Wohngebäuden stellte sich am größten mit 261 in Cöln. Dann folgen in großem Abstande Frankfurt a. M. mit 119 und Düsseldorf mit 115. In allen übrigen Städten blieb der Zugang unter 100. Zwischen 50 und 100 bewegte er sich in Bremen mit 80, Essen mit 77, Leipzig mit 69 und Hamburg mit 64. Weniger als 10 neue Wohngebäude gelangten zur Fertigstellung in Altona, Bochum, Kiel, Danzig, Stettin, Berlin⸗Wilmersdorf und Berlin⸗Schöneberg. In Mainz wurde im Berichtsvierteljahr kein Wohnhaus fertiggestellt.

„Nur auf neuen Grundstücken wurden Wohnhausneubauten errichtet in Essen, Berlin. Schöneberg, Straßburg, Berlin⸗Wilmers⸗ dorf und Kiel. Ueber 95 betrug der Prozentsatz außerdem in Bremen, Düsseldorf, München, Stuttgart, Elberfeld, Erfurt und Karlsruhe; in Cöln sind 93 9 % der im 1. Vierteljahr 1915 fertiggestellten Wohnhausneubauten auf neuen Grundstücken errichtet. Unter 75 blieb der Prozentsatz in Charlottenburg, Dresden, Hannover, Braunschweig, Stettin und Danzig. In den letzteren Städten wurden also entsprechend mehr Ersatzbauten ausgeführt. Als Durch⸗ schnitt ergaben sich 91,5 %. .

Der reine Zugang an Wohnungen war der absoluten Zahl nach mit 909 wiederum in Cöin weitaus am größten. Es schließen sich nach der Höhe des Zugangs an Düsseldorf mit 817, Hamburg mit 643, Frankfurt a. M. mit 603, Leipzig mit 554, Char⸗ lottenburg mit 318 und Essen mit 309. Zwischen 100 und 300 betrug der Wohnungszugang in München, Breslau, Hannover, Stuttgart, Bremen, Dresden, Magdeburg, Dulsburga, Königsberg, Chemnit, Barmen und Karlsruhe. Unter 25 blieb die Zunahme in Stettin, Bochum, Kiel und Wiesbaden.

Im Verhältnis zu dem Wohnungsbestande zu Beginn des Berichtsvierteljahres hatte Düsseldorf mit 0,88 % den stärksten Zuwachs aufzuweisen. Dann folgen Cassel mit 0,82 % sowie Frank⸗ furt a. M. und Cöln mit je 0,88 %. In den weiteren Städten blieb der Zuwachs unter 0,80 %. Zwischen 0,30 und 0,50 % betrug er noch in Essen, Charlottenburg, Leipzig und Karlsruhe. Noch nicht 0,1 % machte er aus in Crefeld, Lübeck, Altona, Halle, Wiesbaden, Kiel und Stettin. Der Durchschnitt belief sich auf 0,28 %.

Der Prozentsatz der leerstehenden Wohnungen stellte sich nach den Erhebungen vom laufenden bezw. vergangenen Jahre am höchsten in Altona auf 6,18 %. Ein reichliches Wohnungsangebot wurde außerdem ermittelt in Wiesbaden mit 5,87 %, Hamburg mit 5,57 % und Düsseldorf mit 5,10 % Zwischen 3 und 5 % belief sich der Vorrat in Berlin⸗Schöneberg, Charlottenburg, Cöln und Barmen, zwischen 2,8 und 3,00 % in Berlin⸗Wilmersdorf, Crefeld, Breslau und Mainz. Noch nicht 1 % der vorhandenen Wohbnungen standen zur Vermietung bereit in Braunschweig, Lübeck, Elberfeld und Stettin.

Von Behörden, privaten Arbeitgedern, gemeinnützigen Vereinen und Baugenossenschaften wurden die meisten Arbeiterwohnungen in Essen hergestellt: 147 in 41 Häusern (sämtlich von der Firma Fried. Krupp). Dann folgen Leipzig mit 109 in 14 Häusern, Cöln

in 62 Häusern, Elberfeld mit 54 in 35 Häusern, Düsseldorf mit 48 in 4 Häausern, Frankfurt a. M. mit 47 in 14 Häusern, Eassel mit 40 in 8 Häusern, Braunschweig mit 40 in 5 Häusern, Hannover mit 40 in 5 Päusern, Duisburg mit 37 in 19 Häusern. Gelsenkir mit 36 in 3 Häusern, Maagdeburg mit 28 in 2 Häusern usw. Wohnungen in Beamtenwohnhäusern kamen in Zugang 8* in 25 in Hannover, 15 in Stuttgart, 13 in . und

Kunst und Wissenschft.

Die philosophisch⸗historische Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften hielt am 29. Juli unker dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Diels eine Sitzung, in der Herr Erman über „Reden, Rufe und Lieder auf Gräberbildern des alten Reiches“ las. In den Gräbern des alten Reiches sind den Bildern aus dem täglichen Lehen vielfach die Worte beigeschrieben, die die dargestellten Personen svrechen oder singen. Ste geben zum Teil die gewohnbeitsmäßigen Rufe oder die kleinen Lseder wieder, mit denen das Volk seine Arbeiten begleitete, zum Teil enthalten sie aber auch kurze, oft humoristische Zwiegespräche. Sie sind wichtig zum Verständnis der Bilder und zur rechten Beurteilung dieser alten Kunst; daneben gewähren sie uns einen Einblick in die Volkssprache des dritten Jahrtausends. Herr von Wilamowitz⸗Moellen⸗ dorff legte ver „Der Waffenstillstandsvertrag von 423 v. Chr.“ Der Verttag i V de