stellen zu den bereits in der Bekanntmachung vom 31. Juli 1915 angegebenen Preisen angenommen werden. Ein weiterer Zusatz ordnet die Meldung der nicht freiwillig abge⸗ Uleferten Gegenstände in der Zeit vom 17. Oktober bis zum 16, November 1915 an; ein anderer Zusatz bestimmt, daß die der Bekanntmachung unterliegenden Gegenstände, die bis zum 16. Oktober 1915 nicht freiwillig abgeliefert wurden, nach dem 16. November 1915 enteignet werden. Auch über die Ablieferung von anderen Gegenständen, einschließlich Alt⸗ material, an die Sammelstellen und die hierfür von diesen zu zahlenden Preise sind Bestimmungen getroffen.
Es kann der Bevölkerung nicht dringend genug empfohlen werden, von der Möglichkeit der freiwilligen Ablieferung schnellstens weitgehenden Gebrauch zu machen. 8
Der genaue Wortlaut der Bekanntmachung ist bei den Polizeibehörden einzusehen.
Ddie Befürchtung, daß die Kartoffeln für die menschliche Ernährung vor Eintritt des Winters nicht, oder doch nicht zu annehmbaren Preisen der Bevölkerung in den großen Städten und Industriebezirken zugeführt werden könnten, hat, wie durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, bedauerlicherweise zu einer leb⸗ haften Nachfrage zu einer Zeit geführt, in der die vorwiegend Kartoffeln erzeugenden Bezirke mit der Ernte kaum begonnen haben. Infolgedessen ist vielfach eine Preissteigerung für die Kartoffeln eingetreten, die bei den sehr günstigen Ernteaussichten nicht begründet ist. 1
Die Bewegung auf dem Kartoffelmarkte wird regierungs⸗ seitig mit besonderer Aufmerksamkeit verfolat. Die Regierung verschließt sich nicht der Ueberzeugung, daß der ärmeren Be⸗ völkerung bei der leider unvermeidlichen Steigerung der Preise für die meisten Lebensmittel die Kartoffeln zu vertretbaren Preisen zur Verfügung gestellt werden müssen. Die hierzu er⸗ forderlichen Organisationen sind in Vorbereitung; nötigenfalls wird die Regierung eine Sicherung des für die ärmere Be⸗ völkerung in den Städten und Industriebezirken erforderlichen Bedarfs durch Zwangsmaßnahmen herbeiführen. 1
Im gegenwärtigen Augenblicke läßt sich weder der im freihändigen Ankauf noch zu deckende Bedarf an Eßkartoffeln, noch die Wirkung der hervorragenden Ernie auf die Preis⸗ bildung genügend übersehen. Es kann deshalb nur dringend davor gewarnt werden, durch übereilte Eindeckung einer durch die Verhältnisse nicht begründeten Preistreiberei Vorschub zu leisten.
Besonders lebhaft erhobene Klagen aus dem Rheinisch⸗ Westfälischen Industriegebiet haben die Regierung veranlaßt, zunächst für die Zufuhr größerer Kartoffelmengen nach diesem Gebiet Sorge zu tragen.
Von zuständiger Seite wird uns geschrieben: Bekanntlich sind durch Verfügungen der Militärbefehlshaber Höchstpreise für Benzol, Solventnaphtha usw. festgesetzt. Eine solche Festsetzung von Höchstpreisen bedeutet, daß die dem Verkäufer von Benzol zu gewährende Gegenleistung, in Geld ausgedrückt, eine bestimmte Summe nicht übersteigen darf. Wenn ein Ver⸗ käufer sich neben einem Kaufpreis, der den Höchstpreis erreicht, andere geldwerte Vorteile ausbedingt, so überschreitet er die Höchstpreisbestimmungen ebenso wie der Verkäufer, der sich einen den Höchstpreis übersteigenden Kaufpreis ausbedingt. Nun ist bekannt geworden, daß Benzolgewinnungsanstalten zum Abschluß von Verträgen auffordern, in denen der Kaufpreis aller⸗ dings nicht den Höchstpreis überschreitet, ihn sogar häufig nicht erreicht, in dem aber die verkaufende Benzolgewinnungsanstalt dem Käufer die Uebernahme der Verpflichtung zumutet, auf lange Zeit nach Friedensschluß zu einem vorher festgelegten Preise Benzol zu beziehen. Offenbar geht die Benzol⸗ gewinnungsanstalt dabei von der Erwägung aus, daß nach Friedensschluß der Benzolpreis stark sinken wird. Da in einer solchen vom Verkäufer übernommenen Verpflichtung unter Umständen ein dem Verkäufer eingeräumter geldwerter Vorteil erblickt werden kann, der unter Hinzurechnung des Kaufpreises den Höchstpreis überschreitet, würde sich die Benzolgewinnungs⸗ anstalt und ebenso der Käufer der Gefahr einer strafrechtlichen Verfolgung wegen Ueberschreitung der Höchstpreise aussetzen. Daher kann nur dringend vor der Eingehung solcher Verträge gewarnt werden.
In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungsurkunde, betreffend
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 702 und 703 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 336. Verlustliste der preußischen Armee, die 223. Verlustliste der bayerischen Armee, die 198. Verlustliste der sächsischen Armee und die 271. Verlustliste der württembergischen Armee.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause wurde gestern die Anfrage an die Re⸗ gierung gerichtet, ob sie sich darüber schlüssig geworden sei, welche Gesamtstärke die Feldarmeen haben sollten und ob diese ohne Abänderung des Freiwilligensystems erzielt werden könnte. Der Ministerpräsident Asquith er⸗ widerte, er müsse auf seine Rede bei der Eröffnung des Par⸗ laments verweisen und könne nicht mehr sagen. Er hoffe aber bald eine Erklärung abgeben zu können. Ueber den weiteren Verlauf der Sitzung berichtet das „W. T. B.“ wie folgt:
In der Debatte fraate Sir Henry Dalziel, wann die ver⸗ sprochene Erklärung der Regierung über die Operationen an den Dardanellen erfolgen werde. Die Minister hätten mehrfach davon
esprochen und meist in zuversichtlichem Sinne, aber angesichts der trengen Zensur und der Tatsache, daß von Gallipoli zurücktehrende Soldaten verschiedene Darstellungen der Operationen gähen, sei es Zeit, daß die Nation eine volle Aufklärung erhielte. Der Redner bemängelte sodann die Untätigkeit der Regierung gegenüber der Preis⸗ steigerung der Lebensmittel, die der Hauptgrund der Unruhe in der Arbeiterwelt sei. Die Preise seien im Vergleiche mit dem Vorteil der freien Schiffahrt Englands gegenüber Deutschland un⸗ geheuerlich hoch. Der Bericht, daß der Viehbestand Irlands um 250 000 Stück seit dem Vorjahre zurückgegangen sei, erheische die Aufmertsamkeit der Regserung. Sir Arthur Markham bemängelte die Zensur. Amerikanische Blätter veröffentlichten amtliche deutsche
den Dardanellen betragen 19183 Mann.
.“ Kriegsminister
eine Anleihe der Stadt Berlin, ver⸗ öffentlicht. 1
Die wichtige deutsche Depesche über den Ge⸗ brauch der neutralen Flogge durch die britische Flotte, die die amerikanische Regierung als amtliche Urkunde bekannt gegeben habe, habe in England nicht erscheinen dütfen. Schlechte Nachrichten von den Dardanellen erführe man nur von fremden Parlamenten. Man sei in völliger Unkenntnis über den Ernst der dortigen Lage geblieben. Die Regierung verbindere durch die Einpettscher die Stellung unbequemer Fraßen. Er babe hin⸗ sichtlich der Kriegführung nie Vertrauen zur Regierung gehabt. Der andelsminister Runciman eechtfertigte die Tätigkeit des ennenenna betreffend die Lebenemittelpreise. Er sagte ferner, die hohen Weizenpreise im letzten Jahre regten den Anbau in Amerika und Austalien an, sodaß der Preis jetzt ge⸗ sunken sei. Der Fleischverbrauch sei mit dem Ausbruch des Krieges gewaltig gestiegen. Das Handeltamt verhandele mit dem Fleischtrust und habe im ersten Kriegsjahr Fleisch für 50 Millionen Pfund Sterling gekauft. Der Staatssekretär des Innern Simon recht⸗ fertigte das Preßbureau und sagte, die Wiedergabe der deutschen amt⸗ lichen Berichte werde aus guten Gründen nicht gestattet. Die eng⸗ lische Presse sei nicht dazu da, für die deutsche Regierung Reklame zu machen. — Die letzte Verlustliste weist 33 Offiziere und 1633 Mann
Die Verluste des australischen Kontin an
bringen dürften.
auf.
Frankreich.
Millerand hat gestern in der Kammer einen Gesetzesantrag, betreffend die Stiftung einer Kriegsmedaille, eingebracht. Die Medaille soll während des Krieges Angehörigen des Landheeres und der Marine verliehen werden, die infolge Verwundung oder Krank⸗ heit, soweit diese im Militärdienst entstanden ist, zurückgestellt oder vom weiteren Dienste befreit worden sind. Nach dem Kriege soll die Medaille allen Militärpersonen, die am Feldzug teilgenommen haben, verliehen werden. Die Form der Medaille und die Bedingungen ihrer Verleihung werden durch einen Erlaß geregelt werden.
Aus dem Berichte über die provisorischen Budgetzwölftel verdient noch die Angabe Erwähnung, daß die Einnahmen Frankreichs in dem Jahre seit Kriegsausbruch um andert⸗ halb Milliarden zurückgegangen sind.
— Wie der „Temps“ meldet, ist der Bericht des Be⸗ richterstatters der vereinigten Heeres⸗ und Budgetausschüsse über den sozialistischen Antrag, betreffend Geheim⸗ sitzungen der Kammer, an die Deputierten und Senatoren verteilt worden. Der Bericht betont, daß geheime Sitzungen unnötig feien, da die Regierung den Parlamentsausschüssen die weitestgehende Kontrolle zugesichert habe, sodaß dem Parlament im stillen die tätige Mitarbeit an der Organisation der Landesverteidigung ermöglicht sei. Der Bericht schließt mit der Aufforderung an die Kammer, den Annag abzulehnen.
8 8 89
8 8 Niederlande.
In der Antwortadresse auf die Thronrede heißt es laut Meldung des „W. T. B.“ unter anderem: 1
Mit Freuden hörten wir von Eurer Majestät, daß der feste Wille der Regierung und Volksvertretung, unsere Selbständtgkeit zu er⸗ halten und den Pflichten der Neutralitst mit Strenge nachzukommen, überall Zustimmung findet und daß unsere Beziehungen zu allen aus⸗ ländischen Mächten freundschaftlicher Natur geblieben sind.
Türkei.
Blättermeldungen zufolge ist der Posten des ersten Rechtsbeirats der Pforte, den bis zum 30. Oktober 1914 der französische Graf Ostrorog bekleidete, aufgehoben worden.
— Das Preßbureau teilt in den Blättern eine vom Juli datierte Erklärung des geschäftsführenden Ausschusses der nationalistischen Partei Indiens mit und stellt ein⸗ leitend fest, daß das indische Volk trotz der systematischen englischen Bemühungen, in den unter dem englischen Joch stehenden Völkern jegliches Nationalgefühl zu ertöten, an der Wiedergeburt der indischen Nation und ihrer alten Ueber⸗ lieferungen und an der Wiederherstellung ihrer Souveränität arbeite. Die Erklärung schildert die unheilvollen Ergebnisse der englischen Verwaltung in Indien, dessen Bevölkerung durch Hunger und Pest dezimiert und durch schwere Steuern verarmt ist. Der Ausschuß erhebt gegen die Verwendung indischer Truppen an den Dardanellen und auf anderen Kriegsschauplätzen Einspruch und erklärt, daß die Inder sich im Kriegszustande mit England befinden und solange kämpfen würden, bis Indien vom Himalaya bis zum Vorgebirge Komorin frei sein
würde. Griechenland.
„Agence d'Athènes“ veröffentlicht folgende Mit⸗ teilung:
E“ verfolgt mit Ruhe die Entwicklung der Ereignisse und wird die durch die Umstände gebotenen Maßnahmen treffen, um jeder Möglichkeit die Stirne zu bieten. Zwischen dem Köͤnig, dem Ministerpräsidenten Venizelos und dem Generalstab herrscht vollste Uebereinstimmung.
Bulgarien.
Die Ghenadiewgruppe unter der Stambulowistenpartei, deren Verhalten gegenuͤber der Regierung in der letzten Zeit unsicher geworden war, hat, wie „W. T. B.“ meldet, nach gepflogener Beratung dem Ministerpräsidenten durch eine Ab⸗ ordnung erklären lassen, daß die zu dieser Gruppe gehörenden Sobranjeabgeordneten die Regierung Radoslawow auch weiterhin unterstützen werden. Damit erscheint ein Zwist innerhalb der Regierungsmehrheit abgewendet.
Amerika.
Do rrikanische Staatssekretär Lansing hat dem „Reuterschen Bureau“ zufolge ein Abkommen mit Ruß⸗ land unterzeichnet, durch das das Ausfuhrverbot nach den Vereinigten Staaten aufgehoben wird. — Der österreichisch⸗ungarische Botschafter Dumba hat dem Staatsdepartement obiger Quelle zufolge mitgeteilt, daß er seine Abberufung erhalten habe und für sich und seine Gattin um freies Geleit bitte. Bisher ist diesem Wunsche noch nicht stattgegeben worden. Das Staatsdepartement erklärte, es seien darüber Unterhandlungen mit Wien begonnen worden.
Dumba abberufen worden sei. 8 Afrika. 8
Der „Heraldo“ veröffentlicht einen Brief seines Kor⸗ respondenten in Tanger, wonach zwischen Raisuli und der spanischen Regierung auf Grund einer Zahlung von 200 000 Pesetas ein Abkommen geschlossen worden sei.
Die Regierung sei noch nicht davon benachrichtigt worden, daß
8 Kriegsnachrichten.
. ganzen Front sehr rege Tätigkeit der beiderseitigen Artillerien und der Flieger. Ein anscheinend gegen die Kirchhofstellung von Souchez beabsichtigter Angriff kam in unserem Feuer nicht zur Durchführung. Ein feindliches Flug⸗ zeug stürzte in unserem Feuer nördlich von St. Ménéhould brennend ab; ein anderes mußte nach Luftkampf südöstlich von Vouziers landen, die Insassen sind gefangen genommen. Ueber Pont à Mousson schoß ein deutscher Flieger im Kampf mit zwei Franzosen den einen ab; das Flugzeug stürzte brennend zwischen der deutschen und französischen Linie nieder.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Südwestlich von Lennewaden ist der Kampf noch nicht abgeschlossen; bei unserem Gegenangriff wurden gestern 150 Gefangene gemacht. Auch westlich von Düna⸗ burg gelang es, in die russische vorgeschobene Stellung einzudringen; 17 Offiziere, 2105 Mann, 4 Maschinen⸗ gewehre fielen in unsere Hand. Gegenangriffe gegen die von uns südwestlich von Dünaburg genommenen Linien wurden abgewiesen. Der Widerstand der Russen von nördlich von Oschmjana bis östlich von Subotniki (an der Gawia) ist gebrochen; unsere Truppen folgen dem weichenden Gegner, der über 1000 Gefangene zurückließ. Der rechte Flügel kämpft noch nördlich von Nowogrodek.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Westlich von Walowka wurde die russische Stellung genommeu, dabei wurden 3 Offi⸗ ziere, 380 Mann gefangen genommen und 2 Maschinen⸗ gewehre erbeutet. Weiter südlich ist die Lage unverändert.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Nordöstlich und östlich von Logischin wird
Mackensen. weitergekämpft.
8 Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. “ b Oberste Heeresleitung.
8 Westlicher Kriegsschauplatz.
Die Artillerie⸗ und Fliegertätigkeit auf der ganzen Front steigerte sich im Laufe des gestrigen Tages. Ein südlich des Kanals von La Bassé angesetzter Angriff weißer und farbiger Engländer scheiterte bereits in unserem Artilleriefeuer. An der Küste wurde ein englisches Flugzeug abgeschossen, der Führer ist gefangen genommen.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
sgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Südvestlich von Lennewaden sind die Orte Rose und Strigge, die vorübergehend geräumt waren, wieder genommen. Vor Dünaburg wurden nordöstlich von Smelina weitere russische Stellungen gestürmt und dabei etwa 1000 Gefangene gemacht. Unsere bei Wilej ka in der Flanke der zurückgehenden Russen befindlichen Krkäfte stehen in hartnäckigem Kampfe. Starke russische Angriffe hatten an einer Stelle vorübergehend Erfolg; dabei gingen mehrere Ge⸗ schütze, deren Bedienung bis zuletzt ausharrte, verloren. Die dem weichenden Gegner scharf nachdrängende Front hat die Linie Soly —Olschany — Traby — Jwie — Nowogrodek überschritten.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Der Widerstand des Feindes ist auf der ganzen Front gebrochen. In der Ver⸗ folgung ist der Serwetsch⸗Abschnitt oberhalb von Korelitschi, sowie der Szezara⸗Abschnitt nordwestlich von Kraschin erreicht. Weiter füdlich fanden noch Kämpfe mit feind lichen Nachhuten statt. 100 Gefangene und 3 Maschinen⸗ gewehre fielen in unsere Hand.
Heeresgruppe des⸗ Generalfeldmarschalls von Mackensen. Die vorgeschobenen Abteilungen nordöstlich und östlich von Logischin wurden vor einem umfassenden russischen Angriff hinter den Oginski⸗Kanal und die Jasiolda zurückgenommen. Sie führten dabei 2 Offiziere, 100 Mann Gefangene mit sich. .
Südöstlicher Kriegsschauplatz. 8 Keine Veränderung.
He
Oberste Heeresleitung
Wien, 23. September. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Russischer Kriegsschauplatz.
An der Front in Ostgalizien verlief der Tag im all⸗ gemeinen ruhig. Es fanden nur Kämpfe vorgeschobener Ab⸗ teilungen statt. An der Ikwa und am Styr kam es an mehreren Stellen zu heftigeren Kämpfen. So wurden südöstlich von Nowo⸗Poczajew zwei russische Angriffe blutig zurückgeschlagen. Ein feindliches Infanterieregiment, das Nachts nahe der Ikwa⸗Mündung über den Styr vorgedrungen war, mußte nach einem von unseren Truppen durchgeführten Gegenangriff unter großen Verlusten auf das Ostufer zurückgehen. Unsere bisher östlich Luck befindlichen Abteilungen wurden in die Stellungen am Westufer des Styr zurückgenommen. 8
Italienischer Kriegsschauplatz. Im Tiroler Grenzraume fanden mehrere kleinere Kämpfe statt. Angriffe schwächerer italienischer Abteilungen im Tonalegebiete, dann nördlich und östlich von Condino wurden abgewiesen. Die Hochflächen von Vielgereuth und Lafraun stehen wieder unter dem Feuer der feindlichen schweren Artillerie. Unsere tapfere Besatzung des Monte
berg monatelang gegen einen der Zahl nach bedeutend überlegenen Gegner behauptet hatte, räumte heute zeitlich früh ihre nun von mehr als zehnfacher Uebermacht Iee und fast umschlossene Stellung. Die Artilleriekämp e im Dolomitengebiete dauern mit großer Heftigkeit
Depeschen an die amerikanische Regierung 1 amtliche deutsche Berichte, die die englischen Blätter
nicht
und vollständige
An der Kärntner Front versuchte vorgestern Abend eine
Großes Hauplquartier, 23. September. (W. T. 8)
Westlicher Kriegsschauplatz. “ Begünstigt durch die klare Witterung herrschte auf der
Großes Hauptquartier, 24. September. (W. T. B.)
Coston, die diesen weit vor unseren Linien gelegenen Grenz⸗
Alpiniabteilung
Wiien, 23. September.
1 am Monꝛꝛ Peralba durchzubrechen; sie wurde mit Verlusten herur⸗tergeworfen. An der küstenländi⸗ schen Front beschränke sich die Tätigkeit unserer Truppen auf Geschützfeuer und einige erfolgreiche Unternehmungen des Stellungskrieges. Haate läuft der vierte Monat des Krieges gegen Italien ab. Der Feind raffte sich in diesem Monate zu keiner Kampfhand „ung großen Stiles auf, sondern führte nur gegen einzelne Aoschnitte Angriffe mit Kräften bis zur Stärke mehrerer Infanteriedivisionen. Alles vergebens; unsere Front steht fester denn je.
[[
1 11“
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
HKReinr wesentlichen Ereignisse. 888 Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
8— von Hoefer, Feldmarschalleutnant. 3 8
W. T. B.) Aus dem Kriegs⸗ pressequartier wird gemeldet: — ) Aus dem Kriegs
Es kann vor der Oeffentlichkeit, da taktische Maßnahmen unserer Verteidigung im Südwesten nicht besprochen werden können, nicht genügend hervorgehoben werden, wie aufgebauscht und vieltach un⸗ wahr die Berichte des Generals Cadorna mangels wirklicher Erfolge sind. Schon die bisherigen italiepischen Kriegsberichte über die Vorgänge „Am Karste“ kennzeichnen sich nicht nur durch maß⸗ lose Uebertreibung des Geländegewinns durch schrittweises Vorgehen von Sappen, die übrigens von unseren Truppen zumeist schon in den folgenden Nächten wieder zerstört werden, sondern auch im Erfinden von Angriffen, die nie stattfanden. Der gestern veröffentlichte italienische Generalstabsbericht vom 19. d. M. übersteigt aber geradezu in une hörter Weise das Maß der sonst stillschweigend geduldeten Un⸗ wahrheiten. Es wird berichtet:
8 „Auf dem Karstplateau hatte sich der Feind in einem Ferro
i Cävallo (Hufeisen) genannten Wald im Abschnitt des Monte
San Michele stark verschanzt. Durch überraschendes Vorgehen und
Sturmangriffe gelang es unserer Infanterie trotz erbitterten Wider⸗ 1 standes und wiederholter Gegenangriffe des Feindes, den ganzen
Wald im Nahkampf zu besetzen.“ Alle unsere Stellungen am Monte San Michele befinden sich wie vor fest in unserer Hand. Die Besitznahme eines Waldes, der Ferro di Cavallo heißen soll, aber auf keiner Detailkarte zu finden ist, ist einfach erlogen. In Wrrklichkeit stören eigene vor⸗ geschobene Patrouillen Nachts über stets die feindlichen Erdarbeiten im Vorgelände unserer Stellungen. Als Beweis für die rege Tätig⸗ keit dieser Patrouillen diene, daß es einigen von ihnen vorgestern gelang, 119 Mann mit 3 Offizteren gefangen zu nehmen.
Fmriszg zur Sees 11u“ London, 23. September. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, ist der englische Dampfer „Groningen“ in die Luft geflogen. Ein Mann von der Besatzung wird vermißt: der Rest, darunter mehrere Verwundete, ist gerettet.
BParis, 23. September. (W. T. B.) Die Blätter melden aus London, daß ein französischer Dampfer mit Nachschub auf der Höhe der Südküste Kretas von einem feindlichen Unterseebot versenkt worden sei. Die Besatzung sei gerettet.
1“
Der Krieg in den Kolonien.
London, 23. September. (W. T. B.) Wie das
„Reutersche Bureau“ erfährt, zeigen die Deutschen in Ost⸗
afrika an der Grenze von Rhodesia eine erneute Tätig⸗ keit. Der Feind sammelte sich am 4. September an einem Punkte des deutschen Gebiets 18 Meilen nördlich von Saisa und kämpfte am 6. September mit den Belgiern anderthalb Meilen von Saisa. Einzelheiten fehlen. der Türkei gegen den Vierverband. Konstantinopel, 24. September. (W. T. B.) Das Hauptquartier meldet von der Dardanellenfront: In der Gegend von Anafarta rief unsere Artillerie durch ihr Feuer in den feindlichen Schützengräben vor unserem linken Flügel und am Kap einen Brand hervor, der zwei Stunden dauerte. Bei Ari Burun brachte der Feind in der Nacht zum 21. September eine Mine vor unserem linken Flügel zur Entzündung, die unbedeutenden Schaden an⸗ richtete. Dieser wurde bald ausgebessert. Bei Sedil Bahr eröffnete der Feind am 21. September Morgens ein heftiges Feuer gegen unseren linken Flügel, das von Bombenwürfen begleitet war. Unsere Artillerie antwortete darauf, und brachte die feindliche Artillerie zum Schweigen. Am gleichen Tage vertrieb unsere Flotte drei russische Torpedobootszerstörer vom Typ Bystry von den Kohlenhäfen im Schwarzen Meere. Sonst nichts von Bedeutung.
Der Krieg
8
Stttistik und Volkswirtschaft.
Das deutsche Genossenschaftswesen während des Kriegszustandes.
Am 10. September tagte in Berlin der Gesamtausschuß des Allgemeinen deutschen Genossenschaftsverbandes. Dessen Anwalt, Justizrat, Professor Dr. Crüger, erstattete einen Bericht über die Lage des Genossenschaftswesens, aus dem einzelnes für weitere Kreise, insbesondere auch für das Ausland von Interesse sein dürfte.
Das deutsche Genossenschaftswesen arbeitet mit einem Betriebs⸗ kapital von 772,3 Millionen Mark eigenem Vermögen und 5346,2 Millionen Mark fremden Geldern. Die geschäftlichen Leistungen der bestehenden 36 032 Genossenschaften sind auf 35 Milliarden Mark zu schätzen. Deutschland hat das reschhaltigste und pelseitigste Genossenschaftswesen unter allen Ländern. Gierke, der Geschichtsschreiber des deutschen Genossenschaftswesens, hat erklärt: „Keinem anderen Volk in dem Zuge nach Universalität und in der Fähigkeit zu staatlicher Organisation nachstehend, die meisten an Liebe der Freiheit übertreffend, haben die Germanen eine Gabe vor allen voraus, durch welche sie der Freiheitsidee einen besonderen Gehalt und der Einheitsidee eine festere Grundlage verliehen haben, — die Gabe der Genossenschaftsbildung.“ Diese Gabe hat sich, wie in Friedenszeiten, auch während der gegenwärtigen Krtegszeit, vielleicht gar in noch höherem Grade betätigt.
Das deutsche Genossenschaftswesen hat die ersten zwölf Kriegs⸗ monate ausgezeichnet überstanden. Der Ansturm der Gläubiger, der in den letzten Julitagen des Jahres 1914 eingesetzt hatte, hörte fast plötzlich mit dem Ausbruch des Krieges auf. ie Genossenschaften haben eine starke Widerstandskraft gezeigt und dann während des Krieges in vollem Umfange ihre Aufgaben erfüllt. Wenn Deutsch⸗ land ohne Moratorium hat durchkommen können, so ist dies ganz
esentlich dem vortrefflich geregelten Kreditwesen und dabei nicht zuletzt den Kreditgenossenschaften des gewerblichen Mittelstandes in Stadt und Land zu verdanken. Die wirtschaftliche Kraft des deutschen Genossenschaftswesens zeigt sich u. a. auch darin, daß es sich an den ersten beiden Kriegsanleihen mit 660 Millionen Mark
beteiligkte. Die Bilanzen für
llar 1914 weisen eine slarke Liqui⸗ dität auf, die Geldflüssigkeit ist bis jetzt außerordentlich groß ge⸗ blieben. Man hat aber auch eine vorsichtige Dividendenpolitik ge⸗ trieben und starte Reserven gebildet. Unter den Tausenden von Genossenschaften hat es natürlich auch Verluste gegeben, aber eher waren diese geringer denn stärker als in Friedenszeiten. Es hat
vor allem der Schulze⸗Delitzschsche Grundsatz als richtig erwiesen,
die Genossenschaften auf soliden geschäftlichen Grundsätzen beruhen müssen. Noch eins hat die Kriegszeit gezeigt: daß die Genossen⸗ schaften der Staatshilfe nicht bedürfen.
„Sehr bedeutungsvoll ist nach dem erwähnten Bericht die Tätigkeit der Konsumvereine gewesen, die sich vielfach als starke, wirksame Hilse für Staat und Gemeinde bei der Regelung der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln gezeigt haben. Besonders beachtenswert ist, daß die Konsum⸗ vereine auch während des Krieges an dem Grundsatz der Bar⸗ zahlung festgehalten haben. An Schwierigkeiten hat es natürlich nicht gefehlt, teils infolge der Hindernisse bei Heranschaffung der Waren, teils weil verschiedene Warengattungen ausgingen und durch andere ersetzt werden mußten. Es ist ganz überraschend, wie auch die Konsumvereine unter Leitung einfacher Arbeiter sich den neuartigen Verhältnissen angepaßt haben. Ein großer Teil der Mitglieder der Ronsumvereine wie der Genossenschaften überhaupt steht im Felde. Der Tod wird wahrscheinlich manche Mitgliedschaft zum Ende führen. Kündigungen der Mitglieder in großem Umfange sind nicht festzustellen. Es ist im Gegenteil eher ein Mitgliederzufluß zu beobachten.
Der Anwalt Dr. Crüger hob hervor, daß es ein schwerer Irrtum sei, wenn ein Kampf gegen Organisationen wie die Konsumvereine für nützlich gehalten werde. Fuür den 92hn ergebe sich aus den Erfahrungen der letzten Monate die Notwendigfeit starker Organisalion. Jetzt fange auch der Kleinhandel, der Getreidehandel an, sich zu organisieren. In der Zukunft werde die Organisation noch eine weit bedeutendere Stellung einnehmen als vor dem Kriege. Dies habe auch das Handwerk erkannt. Was der Algemeine deutsche Ge⸗ nossenschaftsverhand vor Jahren gefordert, werde jetzt ausgeführt: die wirtschaftliche Organisation des Handwerks. In erster Reihe erstrebe man jetzt die Organisation, um das Handwerk für die Uebernahme von Heereslieferungen geeignet zu machen. Aber die Zeit nach dem Kriege werde noch weitere große staatliche Bestellungen bringen. Die Behörden seien zweifellos geneigt, das Hand⸗ werk entsprechend zu berücksichtigen, aber man verlange Arbeits⸗ vereinfachung für die Arbeit gebenden Behörden durch eine Art der Anbietung der hondwerkerlichen Leistungen, die die bisher bestehenden Mängel ausschließt. Die Berufsorganisationen und die Genoffen⸗ schaftsverbände arbeiteten jetzt zusammen an der wirtschaftlichen Organisatirn des Handwerks. Geltnmge diese, so werde der gewerb⸗ liche Mittelstand, der an sich durch die wirtschaftlichen Begleit⸗ erscheinungen des Krieges recht schwer betroffen werde, doch schließlich aus dem Kriege eine wesentliche Förderung zur Erhaltung und Er⸗ weiterung des Arbeitsmarktes gewinnen.
In eine besonders günstige Lage ist das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen gekommen. Die Warenbezugs⸗ und Ab⸗ satzgenossenschaften sind vielfach an die großen Organisationen, die für die Lebensmittelversorgung geschaffensind, angeschlossen. Zweifellos hat auch das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen die Durchführung der Organisation oftmals erleichtert.
Durchaus erfreulich ist auch das Bild, das das Baugenossen⸗ schaftswesen bietet. Freilich ist man in der Fortsetzung der Bau⸗ tätigkeit vorsichtig gewesen. Die Baugenossenschaften haben ihre ganze Kraft eingesetzt, um sich und die Mitglieder vor ernsten Schwierigkeiten zu bewahren. Die Länge des Krieges wirkt gerade bei der Baugenossenschaft wie bei dem Hausbesitz sehr stark, und Baugenossenschaften wie Hausbesitz haben recht erheblich unter den wirtschaftlichen Folgen des Krieges zu leiden. Vielfach haben die Baugenossenschaften ihren Mitgliedern erhebliche Vergünstigungen und Erleichterungen geboten. Nach den vorliegenden Berichten ist aber auch nicht die geringste Befürchtung zu hegen, daß der Krieg den Baugenossenschaften dauernd schädliche Folgen zufügen könnte.
Kein Zweifel, so führte der Anwalt Dr. Crüger aus, kann darüber besteben, daß das deutsche Genossenschaftswesen sehr viel dazu beigetragen hat, daß die gewaltigen Organisationen, die aus dem Kriege heraus für die Regelung des wirtschaftlichen Lebens entstanden sind, gut und glücklich haben arbeiten können. Das deutsche Genossen⸗ schaftswesen habe das deutsche Volk für solche Organisationen in jahr⸗ zehntelanger Arbeit geschult, und nun im Kriege rüsteten sich die Genossenschaften für die Friedensarbeit, denn die Zeit des Friedens werde den Genossenschaften neue große Aufgaben stellen. Alles spreche dafür, daß die Genossenschaften ein bedeutungsvoller Faktor im wirt⸗ schaftlichen Leben auch nach dem Kriege sein werden.
Der Gesamtausschuß faßte nach Vorlagen des Anwalts Dr. Crüger eine Reihe wichtiger Beschlüsse. Der eine Beschluß legt die Richt⸗ linien fest, die für die Fürsorge für die aus dem Kriege heim⸗ kehrenden Gewerbetreibenden gelten sollen. Ein weiterer Be⸗ schluß stellt Grundsätze auf, die der Bildung von Kreditorganisationen für die Befriedigung des Hypothekarkredits als Grundlage dienen sollen. Ferner wünscht der Gesamtausschuß die gesetzliche Regelung eines Konkursabwendungsverfahrens schon jetzt während des Krieges. Um den Einfluß des Krieges auf die Tätigkeit der Genossenschaften in allen Einzelheiten klarzustellen, soll eine Kriegsstatistik erhoben werden.
Zur Arbeiterbewegung.
Ein neuer Ausstand ist, wie „W. T. B.“ erfährt, im Kohlenrevier von Südwales ausgebrochen. 1000 Mann streiken, um die Nichtorganisierten zu zwingen, der Gewerkschaft bei⸗
zutreten.
Richtlinien für die Hinterbliebenenfürsorge.
Um die Lücke zu schließen, die für die Hinterbliebenen eines Kriegers beim Tode des Ernährers entsteht, hat die Hamburgische Kriegsbilfe Richtlinien herausgegeben, deren Zweck es ist, den Familien den Uebergang zu den veränderten Umständen zu erleichtern. Grundsätzlich wird dabei angestrebt, so bald wie möglich einen Dauer⸗ zustand zu schaffen und die Familien so zu stellen, daß sie mit der gesetzlichen Rente und dem eigenen Erwerb auskommen. Dies soll unter Berücksichtigung der bisherigen sozialen Stellung erreicht werden, wobei den Kindern die Möglichkeit gelassen werden soll, entsprechend ihrer Begabung eine gute Schule und Berufsausbildung zu erlangen. In der Uebergangszeit bis zu diesem Dauerzustande will die Ham⸗ burgische Kriegshilfe neben die Renten Zusatzunterstützungen treten lassen, wenn Bedürftigkeit und Würdigkeit dies verlangen, jedoch soll die Höhe des Zuschusses nicht der Differenz von Kriegs⸗ unterstütung und Hinterbliebenenrente entsprechen, sondern sie soll bald höher, bald niedriger, den besonderen Ver⸗ hältnissen angepaßt sein. Voreheliche Kinder der Witwen, die durch den Eintritt der Hinterbliebenenrente nicht mehr erreicht werden, können mit einer entsprechend höheren Zusatzrente bedacht werden, falls der Verstorbene ihr Er⸗ nährer war. Besondere Beachtung wird den Fällen zugewandt, in denen anstatt des Kriegshinterbliebenengeldes die Hinterbliebenenrente gezahlt wird, z. B. beim Tode durch Unfall. Hier darf eine Zusatz⸗ unterstützung zugebilligt werden, wenn die Familie wirtschaftlich selb⸗ ständig war und die Aussicht besteht, daß sie in kurzer Zeit wieder selbständig werden kann. Die Eltern gefallener Krieger sollen im allgemeinen nicht von der Hinterbliebenenfürsorge bedacht werden, doch können ausnahmsweise zur Verminderung der Härten auch hier Zuschüsse gewährt werden. Ausgenommen
fälle, die bereits vorher der Armenverwaltung mechtsanspruch wird für die Versorgten in keiner Regelung bedingt. Eine besondere Maßnahme ist der Ernährer nach der Entlassung vom Milttär starb und den An⸗ gehöcigen Kriegshinterbliebenenrente versagt wurde, weil der ursächliche Zusammenhang zwischen Tod und Kriegsdienst von der Meilitär⸗ dehörde nicht anerkannt wurde. Hier kann gleichfalls die Hinter⸗ bliebenenfürsorge eintreten und versuchen, einen anderen Bescheid auf dem Verwaltungswege herbeizuführen. Bis zur Fällung eines end⸗ gültigen Urteils kann die Unterstützung erfolgen. 111u“
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oblagen. Ein Weise durch diese
dann nötig, wenn
Angestelltenversicherung und Hinterbliebenenbezüge.
Nach den Bestimmungen des Angestelltenversicherungsgesetzes haben die Hinterbliebenen des verstorbenen Versicherungepflichtigen erst nach 60 Beitragsmonaten ein Anrecht auf Hinterbliebenenrente, also frühestens bei Todesfällen, die am 1. Januar 1918 eintreten. Die Rente kommt daher für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen nicht in Betracht. Indessen enthält das Gesetz eine noch zu wenig beachtete Vorschrift zugunsten der Witwen und Waisen der Ver⸗ sicherten. § 398 bestimmt nämlich, daß beim Tode des Versicherten der hinterlassenen Witwe oder, falls eine solche nicht vorhanden ist, den hinterlassenen Kindern unter 18 Jahren ein Anspruch auf Erstattung der Hälfte der für den Verstorbenen eingezahlt n. Beiträge zusteht. Bei der freiwilligen Versicherang werden sogar drei Viertel der von dem freiwillig Versicherten eingezahlten Beiträge zurückerstattet. Eltern oder Geschwister haben keinen Anspruch auf Erstattung. Da die Angestelltenversicherungsbeiträge hoch sind, be⸗ laufen sich die Forderungen, die Witwen oder Waissen geltend machen können, auf nicht unerhebliche Beträge. Der Antrag auf Erstattung der Beiträge, dem Sterbeurkunde, Heiratsurkunde und Versicherungs⸗ karte der Ängestelltenversicherung beizufügen, sind, ist beim Renten⸗
“ 1 Militärrente und Invalidenrente.
Die Frage, ob Kriegsteilnehmer neben den ihnen auf Grund des Mannschaftsversorgungsgesetzes zustehenden Bezügen Anspruch auf Invalidenrenten nach der Reicheversicherungsordnung haben, hat der von der Zentralstelle für Volkswohlfahrt herausgegebenen „Korrespondenz für Kriegswohlfahrtspflege“ zufolge das Reichsversicherungsamt (Ab⸗ teilung für Kranten⸗, Invaliden⸗ und Hinterbltebenenversicherung) kürzlich, wie folgt, entschieden: Die Bezüge auf Grund des Mann⸗ schaftsversorgungsgesetzes vom 31. Mai 1906 und des Militär⸗ binterbliebenengesetzes vom 17. Mai 1907 lassen den Anspruch auf die Leistungen der reichsgesetzlichen Invaliden⸗ und Hintecbliebenen⸗ versicherung unberührt. Die Rechtslage ist in dieser Hinsicht so klar, daß eine gegenteilige Ansicht ernstlich kaum aufgestellt werden könnte. Hiernach stehen dem gleichzeitigen unverkürzten Genusse der Bezüge auf Grund der Reichsversicherungsordnung und der militärischen Fürsorgegesetze durch die Kriegsteilnebmer und ihre Hinterbliebenen keinerlet gesetzliche Hindernisse entgegen. —
Kunst und Wissenschaft. 8
Der Professor an der Universität Halle, Geheimer Medizinalrat Dr. Schmidt⸗Rimpler, Generalarzt a. D., ist in Halle, wie „W. T. B.“ meldet, im Alter von 77 Jahren gestorben.
Die „Schlesische Zeitung⸗ meldet, daß der Maler, Professor Heinrich Irmann, Lehrer an der Breslauer Königlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe, am Mittwoch, 67 jährig, gestorben ist.
Nansen über den Lauf des Jenissei. Auf der Reise, die Nansen vom August 1913 bis zum September 1914 zur näheren Erforschung des zukunftsreichen Sibirien unternahm, fiel ihm beim Hinauffabhren des Jenissei die große Verschiedenheit der beiden Ufer des Flusses auf, füͤr deren Entstehung er eine eigentümliche Theorie aufstellt. Der Jenissei wälzt ungeheure Wassermengen zum Meere, an seiner Mündung ist er etwa 50 km breit, aber auch weiterhin bis nach Jenisseisk, also etwa 1800 km von der Mündung entfernt, beträgt seine Breite fast nie weniger als 2 km. Beim Befahren dieses Riesenflusses drängt sich ein ganz merkwürdioer Unterschied zwischen dem Ost⸗ und Westufer auf. Auf der Ostseite ist das flache Land verhältnismäßig hoch, es fällt steil nach dem Fluß hin ab, besitzt einen abschüssigen Strond und hat unmittelbar am Ufer ziemlich tiefes Wasser, auf der Westseite dagegen ist das Land auffallend niedrig, hier dacht sich der nackte Strandsand ganz langsam von der Uferböschung nach dem Wasser hin ab und bildet darunter noch eine so allmählich abfallende Untertiefe, daß es in der Regel nicht leicht ist, sich dem User mit einem Schiff oder Boot zu nähern. Die tieftte Rinne des Flusses liegt in der Regel auf der Ostseite, meist ihr ganz nahe. Nur an Stellen, an denen der Fluß sich plötzlich nach rechts (Osten) wendet, geht das fließende Wasser, dem Trägheitsgesetz folgend, nach links hinüber und hat dort sein tiefstes Bett an der linken Seite gegraben. Aber etwas weiter abwärts findet man die reißendste Strömung mit der tiefsten Rinne wieder auf der rechten, der Ostseite. Diese eigentümliche Gestaltung der beiden Ufer erklärt Nansen als eine Wirkung der Umdrehung der Erde. Die Erde dreht sich um ihre Achse in der Richtung von Westen nach Osten, wobei die Drehungsgeschwindigkeit an verschiedenen Punkten der Erde sehr verschieden ist. Denn da die gesamte Erde in 24 Stunden sich einmal völlig berumgedreht hat, so müssen die Punkte, die einen großen Kreis beschreiben, sich viel schneller bewegen als diejenigen, die einen kleinen Kreis beschreiben. Am Aequator betrögt diese Rotationsgeschwindiskeit über 400 m in der Setunde, die Pole dagegen machen die drehende Bewegung überhaupt nicht mit, und auf den Breitenkreisen, die mit der Annäherung an die Pole immer kleiner werden, wird auch diese Drehgeschwindigkeit entsprechend kleiner. Fließt nun das Wasser in der Richtung von Süden nach Norden, wie es beim Jenissei der Fall ist, so kommt es aus Gegenden mit größerer Drehungsgeschwindigkeit gegen Osten hin in solche mit kleinerer. Zufolge der Träghbeit wohnt ihm diese größere Geschwindig⸗ keit auch noch in den nördlicheren Gegenden bei, sodaß es beständig gegen Osten drängt. Dies muß zur Folge haben, daß ein mit starkem Gefälle nach Norden fließender Strom sein Bett am tiefsten auf der Ostseite ausgräbt und auch am östlichen Ufer am meisten erodiert. Das ganze Flußbett erhält dadurch die Neigung, beständig nach rechts hinüber zu wandern, und der Fluß wird, wenn er ein ebenes Land wie das nördliche Sibtrien durchströmt, seine Wanderung nach Osten solange fortsetzen, bis er auf starke Hindernisse stößt. Auf der West⸗ seite muß er dabei ein Flachland hinterlassen, das mit abgelagertem
lußschlamm bedeckt ist, während er auf der rechten Seite ein
öheres Land haben wird, in das er sich noch nicht hat eingraben können. Nansen ist der Meinung, daß das Beit des Fenissei sich in der Tat im Laufe der Zeiten von Westen nach Osten verschoben hat, wobei der Verschiebung nach Osten dadurch Einhait geboten sein mag, daß der Fluß auf eine Verwerfung in der Erdrinde stieß, wo die anstehenden Gesteinsmassen höher liegen und das sich Eingraben nach rechts schwieriger wurde. Aber auch da, wo die Ufer des Flusses auf beiden Seiten aus losen Schichten beftehen und keine Verwerfung stattfand, was auf weiten Strecken des Unter⸗ laufs der Fall ist, ist das östliche Ufer viel höher als das westliche. Eine Erklärung hierfür findet Nansen nur in einer Bewegung des Flußbettes nach rechts. Im Anschluß an diese Anschauung Nansens sei an die Tatsache erinnert, daß auch bei Eisenbahngleisen, die von Süden nach Norden verlaufen und nur emseitig in der Richtung nach Norden befahren werden, die östliche Schiene weit schneller abgenutzt wird, denn auch hier wird in Wirkung der Drehung der Erde auf die rechte Schiene ein stärkerer Druck ausgeübt. Das Umgekehrte ist der Fall bei den Gleisen, die nur in südlicher Richtung befahren
werden. 8
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