1915 / 231 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Sep 1915 18:00:01 GMT) scan diff

zu Leumants der Resewe: Wieland (Hermann) (fI. Stutt.

gart), Buyefeldw. im Ers. B. Res. Juf. Re. ts. Nr. 120, Späth Alfons) (Ellwangen), Offiz. Stellvertreter im Ers. B. Res. Inf. ca . * z 5 essing (Heinrich) (II1 Stuttgart), Ossiz. Stellvertreter in d. Ers. Abt. Febarh Regts. Nr. 8 d. Landw. Feldart. 1. Aufgeb, Baumann (Heinrich) (Eßlingen), Vtzefeldw. im Ers. B. Landw. Inf. Regts. Nr. 123, zum Lt. d. Landw. Inf. 2. Aufgeb.; zu Feldwebelleutnants: die Offizterstellvertreter: iller im 3 Ers. B. Gren. Reats. Nr. 119, Scheitenberger im Landst. Inf. 1 (XIII. 21.), Arnold im Landst. Inf. Ers. B. Nr. 3 Katz (Heinxich) (I Stuttgart), Lt. d. Landw. Inf. 2. Aufgeb., zurzeit in d. 1. Ers. s Gew. Komp. XIII. A. K. 1 zu 8 Reef Offizieren d. Gren. Regts. Nr. 119 Üübergeführt.

Im Veterinärkorps.

Auf Kriegsdauer bei d. Veterinäroffizieren angestellt: Theurer, St. Veter. (Beamter) a. D., bei d. 2. Ers. Abt. Feldart. Regts. Nr. 29, unter Beförderung zum Ob. St. Veter.;

Henb berg Hefhsderung, 31 EE . ¹ Dr.

17 Ers. Pferdedepot d. Kav., Dr. Heckmann (Ravensburg), bet d. Ers. Est. Ulan. Regts. Nr. 19. 1— 8

Von den auf Kriegsdauer 1 n Veterinäroffizieren be⸗

fördert: zu Oberveterinären: die Veterinäre: Gruber (Max) b. Landw. Feldart R. Nr. 1, Häfele bei d. Fuhrp. Kol. Nr. 5 NXIII.

88 prof. Sohnle auf Kriegsdauer als St. Veter. bei d. Veter. Offizteren angestellt, zurzeit b. Pferde⸗Laz. Cannstatt, scheidet mit dem

16. Oktober d. J. aus d. Heeresdienst wieder aus.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 132 des Reichs⸗Gesetzblatts enthält unter

Nr. 4899 die Bestimmungen über die Lieferung und Ab⸗ nahme von Hülsenfrüchten, vom 26. September 1915, und unter

Nr. 4900 eine Bekanntmachung, betreffend Erleichterungen auf dem Gebiete des Patent⸗, Gebrauchsmuster⸗ und Waren⸗ eichenrechts, vom 23. September 1915.

Berlin W. 9, den 30. September 1915.

1 KNaiserliches Postzeitungsamt.

Krüer.

8 Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Landrat Dr. von Keudell aus Pr. Eylau zum Ober⸗

regierungsrat zu ernennen.

Staatsministerium.

Der Ministerialdirektor im Ministeri fuür Handel b nist tor im Ministerium für Handel un

Gewerbe, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Lusensky ist zum stellvertretenden Vorsitzenden des Preußischen Landes⸗

getreideamts ernannt worden. Ministerium des Innern. 8

Der Oberregierungsrat Dr. von Keudell ist dem Re⸗ ierungspräsidenten in Düsseldorf zugeteilt worden. Der Kreisassistenzarzt Dr. Grimm aus Berlin ist zum

Kreisarzt ernannt und mit der Verwaltung des Kreisarzt⸗ bezirkes Kreis Ragnit beauftragt worden. 1 W1“

8—

Die heute ab zur Ausgabe Eö“ Nummer 42 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter

Nr. 11 461 eine Verordnung über weitere Verlängerun der Gültigkeit der Verordnung vom 11. September 191. 8 treffend ein vereinfachtes Enteignungsverfahren zur Beschaffung von Arbeitsgelegenheit und zur Beschäftigung von Kriegs⸗ gefangenen, vom 25. September 1915. Berlin W. 9, den 30. September 1915.

Königliches Gesetzsammlungsamt. Krüer.

Abgereist: DSeine Erzellenz der Präsident des Reichsbankdirektoriums Wirkliche Geheime Rat Dr. Havenstein mit Urlaub. 8

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Prenßen. Berlin, 30. Septembe

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Voll⸗ sitzung; vorher hielten der Ausschuß für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Zoll⸗ und Steuerwesen sowie der Ausschuß für Justizwesen Sitzungen.

Für die Zeichnungen auf die dritte Kriegsanleihe ist nunmehr, wie durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, ein Ergebnis von 12 101 Millionen Mark festgestellt worden. Darunter befinden sich 2169 Millionen Mark Schuldbuchzeichnungen. In welcher Weise sich die Zeich⸗ nungen auf die verschiedenen Arten von Anmeldungsstellen verteileu, ergibt sich aus der nachstehenden Uebersicht, die zum Vergleich die Ergebnisse der ersten und zweiten Kriegsanleihe heranzieht. Es wurden 1 C“ 1 I. Kriegsanleihe Millionen Mark

bei der Reichsbank . . . . . 669 565 479 von den Banken und Bankiers. 7 676 5 664 2 895 227592 1 978 8 von den Lebensversicherungsgesellschaften 417 384 203 von den Kreditgenossenschaftem . . 680 358 Nssanstalten ..167 112

9 061

4 460

Die Feldzei Uebersicht nicht enthalten. 8 ans

In dem Bestreben, den Erfolg der ö die deutsche Kriegsanleihe herabzusetzen, schreibt der Londoner „Daily Expreß“, es lägen noch keine genauen Nachrichten von Berlin über den Betrag der wirklichen Barzeichnungen auf die Anleihe vor, denn die gemeldete Summe umfasse H in sehr erheblichem Maße die Konvertierungen der ersten und zweiten Kriegsanleihe. Diese Behauptung ist entweder von Böswilligkeit, von Mangel an Sachkenntnis oder von beiden diktiert. Wie durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, umfaßt die Zeichnung von mehr als 12 Milliarden Mark aus⸗ schließlich Barzeichnungen; es sind keinerlei Konvertie⸗ rungen darin enthalten, wie überhaupt keine Konvertierungs⸗ angebote ergangen sind. Es ist auch völlig sinnlos, von einer Konvertierung der ersten oder zweiten Anleihe in die dritte zu sprechen, da die Bedingungen aller drei die gleichen sind. Der Unterschied bei den einzelnen Emissionen war nur der, daß die Zeichner der zweiten Anleihe einen höheren Kurs zahlen mußten als die Zeichner der ersten, und daß wiederum für die dritte Anleihe ein noch höherer Preis als für die zweite verlangt wurde. Mit welchem gewaltigen Erfolge ergibt sich am besten daraus, daß das Ergebnis der zweiten Anleihe ungefähr doppelt so groß war wie das der ersten, und daß der auf die dritte Anleihe gezeichnete Betrag von mehr als 12 Milliarden Mark einen neuen Zuwachs von über 3 Milliarden Mark im Vergleich mit der zweiten An⸗

1““ 8

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 712 und 713 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 341. Verlustliste der preußischen Armee, die 224. Verlustliste der bayerischen Armee, die 200. Verlustliste der sächsischen Armee und die 275. Verlust⸗ liste der wüͤ— ennberolschen Armee. 1“ 8

8

S— 8

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Desterreich⸗Ungarn.

In einer Besprechung, die der ungarische Finanzminister gestern mit Vertretern der amtlichen Zeichenstellen abhielt, wurde festgestellt, daß der Zeitpunkt für die Ausgabe eines dritten Kriegsanlehens derzeit sehr gelegen sei. Wie „W. T. B.“ meldet, wird demnach gegen Mitte Oktober eine sechsprozentige Rente ausgegeben. Die Bezugsbedingungen werden entsprechend denen der früheren sechsprozentigen Kriegs⸗ anleihe festgestellt werden.

Die Landesregierung von Bosnien und der Herzegowina hat auf Ermächtigung des gemeinsamen Finanzministers den Sarajewoer Gemeinderat aufgelöst, der infolge Ein⸗ berufung mehrerer Gemeinderäte zu den Waffen und Er⸗ krankung mehrerer Mitglieder seit längerer Zeit beschluß⸗ unfähig war. Mit der Besorgung der Gemeindeangelegen⸗ heiten ist ein Regierungskommissar betraut worden. Die Amtszeitung betont, daß die Auflösung keineswegs eine Maßregelung des Gemeinderats bedeute.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhause fand vorgestern trotz der Aufforderung des Premierministers Asquith, die Frage der Dienstpflicht in diesem kritischen Augenblicke ruhen zu lassen, eine regelrechte Debatte darüber statt, die einige Zeit dauerte.

Wie der „Nieuwe Courant' berichtet, erklärte der Hauptmann Guest, nach seiner Berechnung würden die Engländer in den nächsten zwölf Monaten 1 400 000 Mann an der Front haben müssen, dazu an Reserven 1 700 000, zusammen 3 100 000 Mann. Wenn man die gegenwärtige Stärke des Heeres in Rechnung stelle, ergebe sich, daß im nächsten Jahre noch 900 000 Mann angeworben werden müßten. Wenn die Regierung Gewtßheit gehen könnte, daß sie 20⸗ bis 25 000 Mann vöchentlich durch Freiwilligenwerbung auf⸗ bringen könne, würden er und seine Freunde sich zufrieden geben. Diese Rede Guests wurde von den Gegnern der Dierstpflicht heftig kritisiert, und selbst einige ihrer Anbänger verließen zum Zeichen der Unzufriedenheit mit der Art, wie Asquiths Wunsch außer acht gelassen wurde, den Saal.

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Grey führte in seiner Rede über die südosteuropäische Lage nach einer den gestrigen Bericht ergänzenden Meldung des „W. T. B.“ aus:

Nach den amtlichen Berichten aus Bulgarien ist die dortige Re⸗ gierung zur bewaffneten Neutralität übergegangen, um die Rechte und die Unabhängigkeit des Landes zu beschirmen. Das Land hegt keine Angriffsabsichten gegen seine Nachbarn. Indessen ist es nicht un⸗ wichtig, daß ich kurz unsere Ansicht über die Lage auf dem Balkan auseinandersetze. England hegt keine Feindschaft gegen Bulgarien, sondern ist von warmer traditioneller Sympathie fuür das bulgarische

Volk erfüllt. Solange Bulgarsen sich nicht auf die Seite der Feinde Englands und seiner Bundesgenossen stellt, kann keine Rede

davon sein, daß der britische Einfluß und die britischen Streitkräfte in einer Bulgarien feindlichen Weise verwendet werden würden. Solange Bulgariens Haltung nicht feindselig ist, werden die freundschaftlichen Beziehungen nicht gestört werꝛen. Wenn aber die Folge der Mobilmachung die ist, daß das Land eine angreifende Haltung auf der Seite unserer Feinde annimmt, sind wir bereit, unseren Freunden auf dem Balkan auf die Weise, die ihnen am meisten zustatten kommt, und in Uebereinstimmung mit unseren Bundesgenossen, ohne Vorbehalt und ohne Bedir gungen zu stellen, alle mögliche Hilfe zu gewähren. Wir stehen natürlich mit unseren Bundesgenossen in Unterhandlungen über die Lage, und ich glaube, daß meine Anschauung auch die ihrige ist. Unsere Politik hat das Ziel, ein Abkommen zwischen den Baltanstaaten zustande zu bringen, das ihnen ihre Unabhängigkeit und eine glänzende Zukunft sichern soll und auf dem allgemeinen Grundsatze der territoxrialen und politischen Einheit ver⸗ wandter Nationen begründet sein wird. Um dieses Abkommen zu er⸗ zielen, haben wir anerkannt, daß alle rechtmäßigen Ansprüche der Balkanstaaten erfüllt werden müssen. Die Polilik Deutschlands da⸗ gegen ist darauf gerichtet, im eigenen Interesse Uneinigkeit und Krieg zwischen den Balkanstaaten zu säen. Es hat zuerst Oester⸗ reich⸗Ungarn vorgespannt, um Europa in den Krieg zu stürzen, mit der Folge, daß dieses Reich nun vollständig Heutschland unterworfen und von ihm abhängig ist. Die Türkei, der mit der Neutralität am besten gedient gewesen wäre, ist durch Deutschland zur Teilnahme an diesem Kriege gezwungen worden; sie ist nun eben⸗ falls von Deutschland, das seinen Einfluß von Berlin bis Bagdad zu erstrecken wünscht, abhängig. Ebenso wird Deutschland jeden Balkan⸗ staat, den es unter seinen Einfluß bringen kann, dazu zwingen, diesen Plan zu verwirklichen, mit der unvermeidlichen Folge, daß diese Staaten Deutschland unterworfen werden und ihre Unabhängigkeit verlieren, trotz aller Vorspiegelungen von einer Ausbreitung ihres Staatsgebiets. Diese Politik steht in geradem Gegensatz zur Politik der Verbündeten, die die nationalen Bestrebungen der Balkanstaaten

fördern wollen, ohne daß diese ihre Unabhängigkeit opfern müssen.

Im weiteren Verlauf der Sitzung wurden Anfragen an die Regierung gerichtet.

Der Unionist Amerp fragte, ob es richtig sei, daß 1700 Schiff⸗ bauer, die dringende Schiffbauarbeilen in Soutbampton verrichteten,

Arbeiter, die ausdrücklich von der Armee beurlaubt, aber nicht organtsierte Arbeiter waren, in der Werft eingestellt wurden. fragte ferner, was geschehe, um dem Munitionsgesetz Geltung zu ver⸗

erklärte, daß das Verfahren gegen die Ausständigen eingeleitet set.

Ostsee machen und den Besfehlshaber des U⸗Bootes nennen könnte, der das deutsche Schiff „Moltke“ erfolgreich angegriffen habe.

unter dem Befehl des russischen Oberbefehlshabers. 1 Regierung habe die Verantwortung dafür, was über ihre Tätigkeit bekannt werden dürfe. .

Lord Robert Cecil sagte auf eine Frage, er könne über die

Lage sei der Gegenstand besorgter Beratung zwischen dem Indischen Amt und dem Auswärtigen Amt. Co⸗cil erwähnte die Angriffe auf britische Offiziere und Konsuln in Abuschehr, Ispahan und Schiras, die offenbar durch deutsche und österreichisch⸗ ungarische Ränke angezettelt wären. Nachdrückliche Vor⸗ stellungen seien bei der persischen Regierung erhoben worden. Man dürfe hoffen, daß die Regierung, schwieriger Lage befindet, wünsche, Gesetz und Ordnung aufrecht zu erhalten und die Wiederholung von Verbrechen zu verhindern. Es wäre äußerst schwierig, während des Krieges Truppen zu organtsieren. Die Lage würde sich hoffentlich bessern. England habe versprochen, die Finanzlage Persiens zu erleichtern. Verhandlungen hätten auf dieser Grundlage stattgefunden. England sei bereit, große Zu⸗ geständnisse zu machen.

eine volle Erklärung über die Lage und Aussichten der Expedition nach den Dardanellen geben wolle. Asquith erwiderte, er könne den letzten Erklärungen, die Lord Kitchener und er selbst im Parlament abgegeben hätten, gegenwärtig nichts hinzufügen. Die Regierung habe alles mitgeteilt, was unter Berücksichtigung der militärischen Erforder⸗

nisse erlaubt gewesen sei. Die letzte Verlustliste nennt 36 Offiziere und

2084 Mann. Frankreich ankreich.

Der Ministerpräsident Viviani und der Minister des Aeußern Delcassé wurden gestern vormittag von dem Aus⸗ schuß für auswärtige Angelegenheiten, der sich auch mit der Frage der Dardanellenexpedition befaßt, gehört. Nach der Sitzung wurde keine amtliche Mitteilung ausgegeben. Wie die „Agence Havas“ meldet, wird immerhin versichert, daß Delcassé, ebenso wie dies Sir Edward Grey am Tage zuvor im englischen Unterhause getan hat, den Entschluß der ver⸗ bündeten Mächte förmlich bekräftigt habe, Serbien zu unter⸗ stützen, falls es angegriffen werden sollte.

Der Senat hat sich vorgestern nach Annahme der pro⸗ visorischen Budgetzwölftel für das vierte Vierteljahr auf den 14. Oktober vertagt. Ueber den Verlauf der Sitzung wird vom „Républicain“ noch berichtet:

werde. Die Zahl werde demnächst auf 22 Millionen steigen. Der Senator Debierre erklärte, daß die ungeheure Summe von 30 Milliarden, die bisher für den Krieg ausgegeben worden sei, die schärfste Kontrolle notwendig mache, und kritisierte sodann einige Lteferungsabschlüsse der Intendantur. Der Unterstaatssekretär Thierry entgegnete, die anfänglich vorgekommenen Fehler seten auf eine Desorganisation infolge der Mobilmachung zurückzuführen. Die Intendantur bemühe sich, die Fehler gutzumachen. Die Ausgaben der Intendantur seit Kriegsbeginn überstiegen zehn Milliarden. Die Zahl der Abschlüsse, an denen Kritik geübt werden könne, mache nur ein

Prozent aus. Rußland.

Nach einer Meldung der „St. 1 Agentur“ hat gestern im Hauptquartier unter dem Vorsitze des Kaisers ein Ministerrat stattgefunden.

Die Presse der Rechten, insbesondere „Kolokol“ und „Rußkoje Snanija“, verlangen die Einführung einer Diktatur und die schärfsten Maßnahmen gegen die Opposition, wie sie auf den Kongressen in Moskau zu Tage getreten sei. Die „Nowoje Wremja“ unterstützt die liberale Presse bei ihrem Verlangen nach Einberufung der Duma und Ein⸗ sesan eines Ministeriums, das das Vertrauen des Volkes genieße.

Der „Ruskoje Slowo“ meldet, daß eine Resolution des Moskauer Städtetages auf die Schädlichkeit des russischen Systems der Unverantwortlichkeit der Regierung und des weltfremden Bureaukratismus hinweist und eine ehrliche und entschiedene Schwenkung auf einen neuen Kurs, ein Ministerium des öffentlichen Vertrauens, sofortige Einberufung

aller Bürger vor dem Gesetze verlangt; eine Resolution des Semstwokongresses verlange Aehnliches.

In einem Telegramm an den Herzog der Abruzz anläßlich des Unglücks des „Benedetto Brin“ spricht der Ministerpräsident Salandra von dem tiefen Eindruck, den die Nachricht von dem Verlust des starken Schiffes und so vieler tapferer Offiziere und Mannschaften hinterlassen habe, und bittet den Herzog persönlich, die Verantwortlichkeit rück⸗ sichtslos festzustellen und das Land wieder zu beruhigen und etwaige Schuldige streng zu bestrafen.

„— Nach der „Sera“ haben vorgestern abend in Busto, Arsizio, Gallarate und Legnano bewegte Volksversamm⸗ lungen stattgefunden, in denen sozialistische Delegierte der Textilarbeitervereinigung und der Arbeiterkammer zum Ausstand riefen. Die Arbeiter der Webereien willigten ein,

Belgien.

Die belgische Regierung hat der „Dépéche“ zufolge ein Protokoll unterzeichnet, in dem sie für ihre Konsuln, Unter⸗ tanen und Unternehmungen in der französischen Zone Marokkos auf die Kapitulationsrechte verzichtet.

Türkei.

Die Deputiertenkammer hat vorgestern nach einer sechseinhalbmonatigen Pause ihre Arbeiten wieder aufgenommen, um die gegenwärtige Sitzungsperiode verfassungsgemäß bis zum 13. November zu beenden. Infolge der Erkrankung des Prä⸗ sidenten Halil führte der Vizepräsident Hussein Dschahid den Vorsitz. Der Großwesir und mehrere Minister wohnten der Sitzung von der Präsidententribüne aus bei. Nach der

Verlesung des Sitzungsberichts,

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verschiedene 5* seit einigen Tagen ausständig seien als Einspruch dagegen, daß

schaffen. Der Minister Lloyd George bestätigte die Tatsachen und

Der Abg. Bellatires (Unionist) fragte, ob die Admiralifät Mitteilungen über die TVätigkeit britischer U⸗Boote in der

Mac

Namara erwiderte, die britischen U⸗Boote in der Ostsee stünden Die russische

Lage in Persien nur mit der größten Zurückhaltung sprechen. Die

obwohl sie sich in

Der Abg. Joynson Hicks fragte den Premierminister, ob er

Auf eine Anfrage erklärte der Finanzminister Ribot, daß jetzt jeden Monat Silbergeld im Werte von zwölf Millionen geprägt

Petersburger Telegraphen-⸗

der Duma, Burgfrieden der Parteien, Amnestie und Gleichheit

so daß seit gestern früh die Fabriken feiern.

Feind

die der Erledigung der

Bekanntmachung des Großwesirs mit einem Fetwa vom 27. März 1915, durch das der Sultan den Beinamen Ghazi oder der Siegreiche erhält. Unter Beifallsäußerung stimmte die Kammer dem Fetwa zu und beschloß, den Sultan zu beglück⸗ wünschen. Ein Abgeordneter schlug vor, der Armee an den Dardanellen für die heldenhafte Verteidigung der Meerenge und der Halbinsel Gallipoli zu danken. Der Vizepräsident rühmte die Armee in anerkennenden Worten wegen ihrer heldenhaften Taten und erinnerte daran, wie sehr die Ereignisse dem Präsidenten Halil recht gegeben hätten, als er in der letzten Kammersitzung gesagt habe, die Dardanellen würden das Grab der Ententemächte werden. Die Nation sei den Truppen an den Dardanellen dankbar, die Wunder an Tapferkeit ver⸗ richteten, und die Kammer werde der Dolmetsch dieser Gefühle gegenüber der Armee in der nächsten Sitzung am 5. Oktober sein. Da die meisten Abgeordneten aus der Provinz noch unterwegs waren und nicht zur 8 ankommen konnten, so wurde das Haus bis zur nächsten Woche vertagt.

Wie die „Agence Milli“ meldet, veröffentlichen die Blätter des Vierverbandes Depeschen, wonach kürzlich türkische oder deutsche Unterseeboote im Schwarzen Meere und in der Nähe der Dardanellen versenkt oder aufgebracht worden sein sollen. Nach Erkundigungen an sicherer und zuständiger Stelle ist die genannte Agentur in der Lage zu erklären, daß alle türkischen und deutschen Unterseeboote wohlbehalten sind. Die letzten Nachrichten besagen, daß die fraglichen Un terseeboote

ihre Aufgabe mit Erfolg erfüllen.

Rumänien.

Die Vertreter der neuen parlamentarischen Liga, die Sonntag in ihrer ersten Sitzung den Beschluß gefaßt hatte, die Regierung zu einem entschiedenen Auftreten gegen die Freunde der Zentralmächte in Rumänien und zur Mobil⸗ machung aller militärischen Streitkräfte des Landes aufzufordern, erschienen vorgestern bei dem Ministerpräsidenten Bratianu um ihm diesen Beschluß zu überreichen. Der Ministerpräsident hörte die Abordnung an und erwiderte dann in einer An⸗ sprache, in der er nach einem Bericht des „Viitorul“ unter anderem sagte:

Das Verlangen nach Mobilmachung gibt Ihrem Schritt ein Gepräge, das auch die Prüfung der Zulässigkeit anderer von Ihnen erörterter Fragen nicht gestattet. Ihr Wunsch nach Mobilmachung ist das Ergebnis der Erwägung, daß die Stunde für den Ein⸗ tritt Rumäniens in den Krieg geschlagen habe. Die Regierung teilt diese Ansicht nicht. Zu meinem Bedauern sehe ich mich nicht in der Lage, die Gründe hierfür auseinanderzu⸗ setzen. Ich kann eine bestimmtere Antwort schon darum nicht geben, weil Sie diese Antwort nicht für sich, sondern für diejenigen, die Sie hergeschickt haben, verlangen, und weil ich glaube, daß der Augen⸗ blick für die Erörterung der internationalen Lag noch nicht gekommen ist. Um der hohen Interessen willen, die wir vertreten, sind wir gezwungen, uns fortdauernd auf das Vertrauen zu stützen, das uns das Parlament gegeben hat, bis zu dem Tage, da die Lage ohne Schaden und Gefahr für den Staat öffentlich besprochen werden kann. Ich weiß, daß ich mich auf die Mehrheit des Parlaments stützen kann, aber in solchen Augenblicken fordert es das nationale Wohl, daß wir von allen unterstützt werden. Im Namen dieser Interessen bitte ich Sie, alles zu vermeiden, was die einzige Pflicht erschweren könnte, die wir beute haben und die die Regierung mit aller Kraft und im Bewußtsein ihrer Verantwortlichkeit zu erfüllen entschlossen ist.

Bei der Eröffnung des neuen Klubs der konservativen Partei hielt der Parteipräsident Marghiloman eine Rede, in der er laut Meldung des „W. T. B.“ erklärte:

Die einzige Politik für das Land ist die der zuwartenden Neu⸗ tralität, die in dem seinerzeitigen Kronrat beschlossen war. Jene, die eine Politik an der Seite Rußlands befürworten, vergessen, daß es nicht nur im Westen und Norden, sondern auch im Osten Rumänen gibt. In Beßarabten gibt es keine einzige rumänische Schule mehr. Die Zahl der Analphabeten beträgt 85 %. In der Verfolgung unseres nationalen Ideals müssen wir den Möglichkeiten und nicht Sentimentalitäten Rechnung tragen. Deshalb müssen wir unparteitsch auf den Beschlüssen des Kronrats beharren. Von einer Aenderung der Haltung der Regierung ist keine Rede. Ich glaube, daß Rumänien frei ist von jeder Verpflichtung;, Wenn man uns fragt, ob die öffentliche Meinung mit dieser Politik des Zuwartens einverstanden ist, so sagen wir: Ja! Denn die wahre öffentliche Meinung, die sich nur von der Idee der Vergrößerung des Landes

leiten läßt, ist mit den Konservativen.

Die Versammlung war besonders von Delegierten aus der Provinz sehr zahlreich besucht und strafte damit die Behauptung Lügen, daß die konservative Partei durch Austritt der An⸗ hänger Filipescus zusammengebrochen seitrt.

8 Amerika. Der österreichisch⸗ungarische Botschafter in Washington, Dumba, hat nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“

dem Staatsdepartement telegraphisch mitgeteilt, er habe Befehl erhalten, nach Wien zurückzukehren, und bitte um freies Geleit.

8 Krriegsnachrichten. Großes Hauptquartier, 29. September. (W. T. B.)

1 Westlicher Kriegsschauplatz.

Die feindlichen Durchbruchsversuche wurden auf den bisherigen Angriffsabschnitten mit Erbitterung fortgesetzt. Ein Gegenangriff nach einem abermals gescheiterten englischen Gasangriffe führte zum Wiedergewinn eines Teils des nördlich oos von uns aufgegebenen Geländes. Heftige englische Angriffe aus der Gegend Loos brachen unter starken Verlusten zusammen. Wiederholte erbitterte fran⸗ zösische Angriffe in Gegend Sonchez⸗Neuville wurden, teilweise durch heftige Gegenangriffe, zurückgewiesen. Auch in der Champagne blieben alle feindlichen Durchbruchs⸗ versuche erfolglos. Ihr einziges Ergebnis war, daß der 1 nordwestlich Souain in einer Strecke von 100 m b . nicht wieder aus unserem Graben vertrieben werden 897 An dem unbeugsamen Widerstand badischer ataillone sowie des Rheinischen Reserveregi⸗ ments 65 und des Westfälischen Infanterie⸗ regiments 158 brachen sich die unausgesetzt vordringenden französischen Angriffswellen. Die schweren Verluste, die sich der eind beim oft wiederholten Sturm gegen die Höhen bei Massiges zuzog, waren vergeblich. Die Höhen sind restlos von unseren Truppen gehalten. Die Versuche der Franzosen, die bei Fille Morte verlorenen Gräben urückzuerobern, scheiterten, die Gefangenenzahl erhöhte sich. In Flandern wurden zwei englische Flugzeuge herunter⸗

8

geschossen, die Insassen gefangen genommen.

88

laufenden Arbeiten voranging, verlas der Präsident eine

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Der Angrif südwestlich von Dünabugg ist bis in Höhe des Swenten⸗Sees vorgedrungen. Südlich des Tryswjat y⸗Sees und bei Postawy dauern die Kavallerie⸗ gefechte an. Unsere Kavallerie hat, nachdem sie die Operationen der Armee des Generalobersten von Eichhorn durch Vor⸗ gehen gegen die Flanke des Feindes wirksam unterstützt hatte, die Gegend bei und östlich von Wilejka verlassen; der Gegner blieb untätig. Westlich von Wilejka wurden unvorsichtig vor⸗ gehende feindliche Kolonnen durch Artilleriefeuer zersprengt. Zwischen Smorgon und Wischnew sind unsere Truppen in siegreichem Vorschreiten.

Bei den Heeresgruppen des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern und des Generalfeld⸗ marschalls von Mackensen hat sich nichts Wesentliches ereignet.

Heeresgruppe des Generals von Linsingen. Die Russen sind hinter den Kormin und die Putilowka geworfen. Oberste Heeresleitung.

Wien, 29. September. (W. T. B.) Amtlich wird

gemeldet: Russischer Kriegsschauplatz.

Die Lage in Ostgalizien und an der Ikwa ist unver⸗ ändert. Feindliche Abteilungen, die westlich von Tarnopol gegen unsere Hindernisse vorzudringen versuchten, wurden durch Feuer vertrieben. Im wolhynischen Festungsgebiet warfen unsere Truppen den Gegner aus allen westlich der oberen Putilowka eingerichteten Nachhut⸗ stellungen. Weiter nördlich erstürmten sie das zäh ver⸗ teidigte Dorf Boguslawka. Bei den K. und K. Streit⸗ kräften in Litauen verlief der Tag ruhig. 8 8.

Italienischer Kriegsschauplaaz. Im Stilfserjochgebiet vernichtete unser Artilleriefeuer mehrere feindliche Geschütze. Ein auf der Hochfläche von Vielgereuth nördlich des Coston angesetzter italienischer An⸗ griff brach nach kurzem Feuergefecht zusammen. Gegen den Mrzli Vrh und den Tolmeiner Brückenkopf begann gestern nachmittag ein sehr heftiges Artilleriefeuer, dem Abends je ein Angriff auf den genannten Berg und bei Dolje folgte. Beide Angriffe wurden an unseren Hindernissen ab⸗ geschlagen; bei Dolje warfen unsere Truppen den durch zer⸗ schossene Hindernisstellen eingedrungenen Feind sogleich wieder hinaus. Wie immer blieben alle Stellungen fest in unserem Besitz. Im übrigen ging die Gefechtstätigkeit auch an der küstenländischen Front über das gewöhnliche

Geschützfeuer und Geplänkel nicht hinaus. ““

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. 88 von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Statistik und Volkswirtschaft.

Durchschnittlicher täglicher Kartoffelverbrauch in den

Familien der Beamten, Angestellten und Arbeiter der Städte Düsseldorf und Berlin.

Anfang Mai d. J. hat das Statistische Amt der Stadt Berlin unter den sdtischen Beamten und Arbeitern eine Erhebung über den durchschnittlichen täglichen Kartoffelverbrauch veranstaltet. Angesichts der dabei zutage getretenen interessanten Ergebnisse und mit Rück⸗ sicht auf die Wichtigkeit, welche die Kartoffel als Volksnahrungs⸗ mittel gerade während der Kriegszeit infolge der Beschränkung des Brot⸗ und Mehlverbrauchs sowie der außerordentlichen Preissteigerung sonstiger wichtiger Nabrungsmittel besitzt, hat die Reichsregierung dem Vorstand des deutschen Städtetages die Vornahme einer ähn⸗ lichen Erhebung durch die größeren Mitgliedstädte empfohlen. Die Stadt Düsseldorf ist der Anregung der Reichsregierung und des deutschen Städtetages nachgekommen und hat eine Erhebung des durchschnittlichen täglichen Kartoffelverbrauchs in den Familien der städtischen Beamten, Angestellten und Arbeiter während der Woche vom 2. bis 8. August d. J. veranstaltet, deren Ergebnisse jetzt in einer Beilage zu den „Statistischen Monatsberichten der Stadt Düsseldorf“ veröffentlicht worden sind.

Insgesamt füllten dort 3686 Familien den ihnen übergebenen Fragebogen ordnungsmäßig aus. Die davon betroffene Kopfzahl machte mit 15 997 4,18 % der nach der Brotkartenausgabe Ende Juli auf 382 702 ermittelten Gesamtzahl der ortsanwesenden Ein⸗ wohner der Stadt aus und entsprach etwa der Bevölkerung einer an⸗ sehnlichen Kleinstadt. Von den an der Erhebung Beteiligten waren Oberbeamte . nach Familien 0,65 %, nach Köpfen 0,62 % mittlere Beamte.. . 9,31 % 8 8,62 % untere Beamte 4 13,46 % 4 14,28 % Angestellte und 8 Bureauhilfspersonal 14,65 % 8 14,57 % technisches Aufsichts⸗ .

ö6 B 5,15 % 2„ 29 5,12 % 8 16,68 % 8. 16,48 %

personal 8 gelernte Arbeiter 8 . ungelernte Arbeiter . 8 40,10 % . 8 40,31 % überhaupt nach Familien 100,00 %, nach Köpfen 100,00 %. Auffallend ist, wie stark die festgestellte soztale Gliederung hin⸗ sichtlich des Kartoffelverbrauchs in die Erscheinung tritt. Dieser be⸗ trug in Gramm für den Tag und Kopf durchschnittlich bei den Familien der Oberbeamten der mittleren Beamten der unteren Beamten 1 der Angestellten und des Bureauhilfspersonals .. des technischen Aufsichtspersonals . der gelernten Arbeiter der ungelernten Arbeiter.. im Gesamt

Bei den Familien der unteren Beamten, der Angestellten und des Bureauhilfspersonals sowie des technischen Aufsichtspersonals stellte ich also die durchschnittliche tägliche Kopfquote annähernd gleich. iese Tatsache ist um so leichter erklärlich, als es sich um An⸗ gehörige von Klassen handelt, deren Besoldungshöhen nur unerheblich voneinander abweichen. Im übrigen ist die soziale Gliederung den Einkommensverhältnissen entsprechend deutlich erkennbar.

Für Berlin ergab sich ein ähnliches Bild, da hier der Kartoffel⸗ verbrauch in Gramm für den Kopf und Tag bei den Familien der Oberbeamten . . . . . auf 332 mittleren Beamten .. . -5 3

Unterbeamten . . . . . trchnischen Aufsschts beamten gelernten Arbeiter. 8 ungelernten Arbeiter.

im Gesamtdurchschnitt auf 591

festgestellt wurde. Der im Verg mit den für Düsseldorf mirtelten Zahlen allerdings erheblich niedrigere Berliner Verbrauch wird in der außerordentlichen Höhe der Kartoffelpreise zur Zeit der Berliner Erhebung (Ende April bis Anfang Mai d. J.) seine Be⸗ ündung finden.

grunan üsselborf war ebenso wie in Berlin der Kartoffelverbrauch den Einkommensverhältnissen gerade entgegengesetzt, d. h. die in der amilie durchschnittlich täglich verzehrte Kartoffelmenge war um so einer, je besser die Einkommensverhältnisse waren, und umgekehrt. Eine Erhöhung der Kartoffelpreise muß also nicht nur absolut, sondern auch relatiw das Haushaltungsbudget um so stärker belasten, je geringer das Einnahmesoll zu buchen ist. Von weiteren Einzel⸗ heiten der Ergebnisse in Düsseldorf sei nur noch erwähnt, daß wäbrend der Erhebungszeit fast durch weg für einen Becher Kartoffeln (6 Pfund) 50 gezahlt wurden.

Kunst und Wissenschaft.

In Wien ist der Bildhauer Professor Kaspar Ritter von Zumbusch im 85. Lebenejahr gestorben; die deutsche Plastik des 19. Jahrbunderts verliert mit ihm einen ihrer hervorragendsten Ver⸗ treter. Zumbusch war in Westfalen geboren, besuchte die Münchener Akademie und hielt sich dann mehrere Jahre zu Studienzwecken in Italien auf. Hierauf kehrte der junge Künstler nach München zurück, wo er in der Folgezeit zablreiche Bildwerke schuf, die zu dem wert⸗ vollsten künstlerischen Schmuck der Isarstadt gehören und durch die ihr Schöpfer sich in die erste Reihe der zeit⸗ genössischen Plastiker stellte. Es seien von diesen Bildwerken genannt die Porträtbüsten von König Ludwig I. und Richard Wagner, die Statue des Grafen Rumford in der Maximtlianstraße und das Hauptwerk der Münchener Zeit, das große Denkmal König Maximilians II. vor der zum Maximiltaneaum fübrenden Isarbrücke. „Außerdem ver⸗ körperte Zumbusch im Auftrag König Ludwig II. die Hauptgestalten der Wagnerschen Tondichtungen in Marmor. Im Jahre 1873 siedelte der Künstler nach Wien über, das fortan seine Heimat blieb und wo er eine zweite erfolgreiche Schaffenszeit durchleben durfte. Von seinen dort ent⸗ standenen Werken seien das Brethovendenkmal am Schwarzenbergplatz und das großartige Denkmal für Marta Theresia hervorgehoben. Für Berlin arbeitete Zumbusch zu Anfang seiner Münchener Zeit die Waldenburgsche Kapelle. In Norddeutschland befinden sich von seinen Werken u. a. noch eine aus der Frühzeit des Künstlers stammende Mariensäule in Paderborn und aus seiner Spätzeit das Kolossalbild Kaiser Wilhelms I, das Zumbusch im Auftrag seiner Heimatprovinz

der Künste als ordentliches auswärtiges Mitglied an.

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Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ 1 maßregeln.

Wärm estauung. Es ist bekannt, daß bei mangelnder Lüftung in überfüllten Räumen sich nicht selten bei manchen Menschen sehr bald ein unbehagliches Gefühl einstellt, das sich zu Kopfschmerz, Be⸗ klemmung, Uebelkeit und sogar zu Ohnmachtsanfällen steigern kann. Inwieweit hierbei die chemische Beschaffenheit der Luft, die ja bei der Anwesenheit vieler Menschen schnell stark verunreinigt wird, eine Rolle spielt oder die rein physikalischen Verhältnisse der Wärme, der Feuchtigkeit und der Luftbewegung, haben vor einigen Jahren Paul und Ercklentz durch wissenschaftliche Versuche zu entscheiden versucht, dieser mit Kranken, jener mit Gesunden, die aber nach ihren eigenen Erfahrungen zu solchen Störungen neigten. Schon bei 26 Grad C. und bei mäßiger Feuchtigkeit, bei höherer Feuchtigkeit sogar schon bei 21 23 Grad empfanden fast alle Versuchspersonen mehr oder weniger sich steigerndes Unbehagen, wobei Herzkranke sich als ganz besonders empfindlich erwiesen. Die Hautwärme stieg hier⸗ bei nicht unerheblich über die der Umgebung, ebenso stieg die Hautfeuchtigkeit um 20 30 v. H., die gewöhnlichen Wege der Wärmeabgabe des Körpers reichten also nicht mehr aus, um ein Wärmegleichgewicht mit der Umgebung aufrecht zu erhalten. Durch Luftbewegung konnten die Anzeichen schnell zum Verschwinden gebracht werden, stellten sich jedoch nach Aufhören der Luftbewegung rasch wieder ein. Es folgt daraus, daß solche Erscheinungen, wie sie in Versammlungsräumen, in Kirchen, Schulen usw. gelegentlich vor⸗ kommen, unabhängig von dem Einatmen der betreffenden Luft zustande kommen, daß daher die chemische Verunreinigung der Luft nur eine ganz untergeordnete Rolle spielen kann, daß dagegen diese „Wärme⸗ stauungssymptome“, wie man die Erscheinungen zusammenfassend be⸗ zeichnen kann, von den physikalischen Faktoren der Luft in bedeutendem Maße beeinflußt werden. Erfahrungsgemäß treten diese Erscheinungen nur in seltenen Ausnahmefällen auf, während der weitaus größte Teil der in einem überfüllten Versammlungeraum n⸗ wesenden von N,2. Unbehagen verschont bleibt. Bei den erwähnten ersuchen traten die störenden Erscheinungen zwar bei „fast ahben Personen“ auf; aber es handelte sich da ja auch um Kranke oder um solche Gesunde, die nach ihren eigenen Angaben zu solchen Störungen neigen. Um zu einem Urteil über die Häufigkeit dieser Erscheinung zu kommen, hat Dr. Hintze im hogienischen Institut der Universität Leipzig erneut entsprechende Ver⸗ suche an einer Reihe völlig gesunder Personen angestellt, wobei die Luft durch mangelnde Lüftung, Hineinstellen von Tieren, faulem Fleisch und etwas Schwefelwasserstoffentwicklung noch absichtlich bei der Hälfte der Versuche verschlechtert war. Die Luftwärme stieg in einzelnen Fällen bis zu 41 Grad, wobei die 1 zwischen 50 bis 60 v. H. blieb; blieb die Luftwärme unter 40 Grad, so wurde der Feuchtigkeitsgehalt auf 70 90 v. H. gehalten, bei V uchen, in denen die Wärme auf 20 30 Grad gehalten wurde, stieg die Feuchtigkeit bis zur Sättigung. Aber nur bei einer einzigen Ver⸗ suchsperson stellte sich nach dem Versuch etwas Kopfschmerz ein, die der Betreffende auf Formalingeruch zurückführte, den er nicht verträgt. Bei zwei Versuchen wurde beim Betreten des Raumes ein dumpfes Gefühl im Kopfe verspürt, das schon nach wenigen Minuten schwand, ohne irgend welche Nach⸗ wirkung zu hinterlassen. Alle anderen Personen empfanden die Wärme und Feuchtigkeit wohl als etwas lästig, einige bekamen auch einen etwas roten Kopf, aber irgend welche Krankheitserscheinungen oder gar Nachwirkungen traten nicht auf. Danach scheint also die Ueber⸗ empfindlichkeit gegen solche Hitze⸗ und Feuchtigkeitsgrade, wie sie in überfüllten Räumen vorkommen, eine sehr seltene Erscheinung zu sein glücklicherweise vertragen die meisten Menschen einen solchen Auf⸗ enthalt sehr gut. Allerdings darf nicht übersehen werden, daß die geringe Anzahl der Versuche und Versuchspersonen- (39 Versuche bei 20 Personen) keine weitgehenden Schlüsse erlaubt und daß die Ver⸗ suche meist nur 1—1 ½ Stunden, nur in zwei Fällen 2 Stunden dauerten. Es ist wohl als sicher anzunehmen, daß Hitze urnd Feuchtigkeitsgrade, die bei kürzerer Einwirkung ohne jede Beschwerde vertragen werden, bei längerer Dauer starke Schädigungen hervor⸗

Erziehung . und Unterrichtswesen.

Das deutsche Schulwesen in China während des Krieges.

Der „Deutschen Orient⸗Korrespondenz“ entnehmen die Mit⸗ teilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland: Auch in Schanghai hat sich der Weltkrieg fühlbar gemacht. Die deutsche Medizin⸗ und Ingenieurschule für Chinesen hat am 1. April 1915 ihr drittes Schuljahr abgeschlossen. Während der Unterricht des Sommerhalbjahres ungestört verlief, wurde das Wintersemester durch den Kriegsausbruch aus der gewöhnlichen Bahn gebhracht. Durch Beschlagnahme von Dampsschiffen seitens der Engländer cingen der Schule zwei wertvolle Sendungen phyfikaltscher Apparate und Werkzeug sowie Betriebsmaterialien verkorem.

Vorschule von insgesamt 200 Schülern besucht. Die Zahl der

Am 1. April d. J. wurde die Ingenieurschule -2e. ben der künftigen Mediziner auf der Vorschule beträgt 162, die Zahl des

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Westfalen ausführte. Der Verstorbene gehörte der Berliner Akademie