Branntmein⸗Begleitscheinordnung, § 32 Abs. 3 der Branntwein⸗ — § 27 Abs. 3 der Branmmwein⸗Reinigungsordnung), und z a. des vergällungspflichtigen Ueberbrandes auf „0,07 ℳ, 2 8. anderer Art auf. 114114“*“ für das Liter Alkohol. VI.
Diese Verordnung tritt mit Wirkung vom 1. Oktober 1915 in
Krreaft, soweit nicht vorstedend etwas anderes bestimmt 1.“
rlin, den 7. Oktober 1915.
Der Reichskanzler. In Vertretung: Helfferich.
Königreich Preußen. Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Königlichen Distriktskommissar Leopold Rudtke in Kempen i. P. den Charakter als Polizeirat, dem Geheimen Registrator August Weber in Berlin und den Königlichen Polizeisekretären Gottlieb Pape in Berlin, Rudolf Vogel in Neukölln, Julius Scheibert und Friedrich Lemhoefer in Königsberg i. Pr., Hermann Damroth in Breslau, Wilhelm Menzel, Gustav Keßner und Friedrich s in Magdeburg den Charakter als Rechnungsrat owie den Kanzleisekretären und charakterisierten Kanzleiinspektoren Wilhelm Bohr und Bernhard Lange in Charlottenburg den Charakter als Kanzleirat zu verleihen.
8 88 Erlaß des Staatsministeriums, betreffend Anwendung des eignungsverfahrens bei der Errichtung einer An⸗ siedelung für Arbeiter und Angestellte in den Gemarkungen Zschornewitz und Golpa, Kreis
Bitterfeld, durch die Elektrowerke Aktiengesellschaft
G11“ 8 in Berlin 1
VVom 28. September 1915.
Auf Grund des 81 der Allerhöchsten Verordnung, betreffend ein vereinfachtes Enteignungsverfahren zur Beschaffung von Arbeitsgelegenheit und Beschäftigung von Kriegsgefangenen,
11. September 1914 (Gesetzsamml. S. 159) d b
Ss 27. März 1915 (Gesetzsamml. S. 57) wird be⸗ stimmt, daß das vereinfachte Enteignungsverfahren nach den Vorschriften der Verordnung bei der Errichtung einer An⸗ siedelung für Arbeiter und Angestellte in den Gemarkungen Zschornewitz und Golpa, Kreis Bitterfeld, zu deren Aus⸗ ührung der Elektrowerke Aktiengesellschaft in Berlin das Enteignungsrecht durch den auf Grund Allerhöchster Ermächti⸗ gung ergangenen Erlaß des Staatsministeriums vom 22. Sep⸗ tember 1915 verliehen worden ist, Anwendung findet.
Berlin, den 28. September 1915.
Das Staatsministerium. . Delbrück. Beseler. Sydow. von Trott zu Solz. Frhr. von Schorlemer. Lentze. von Loebell. Helfferich.
er Rechtsanwalt Stams in Görlitz ist zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts in Breslau mit Anweisung seines Amtssitzes in Görlitz ernannt worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 8 Dem Tierarzt Dr. Richard Gasse in Quedlinburg ist die kommissarische Verwaltung der Kreistierarztstelle in Krotoschin übertragen worden.
8 Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 43 der 11“ Gesetzsammlung enthält unter r. 11 462 einen Erlaß des Staatsministeriums, betreffend Anwendung des vereinfachten Enteignungsverfahrens bei der Errichtung einer Ansiedelung für Arbeiter und Angestellte in den Gemarkungen Zschornewitz und Golpa, Kreis Bitterfeld, durch die Elektrowerke Aktiengesellschaft in Berlin, vom 28. September 1915. Berlin W. 9, den 7. Oktober 1915. Königliches Gesetzsammlungsamt 111“*“
Bekanntmachung.
8 Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml. S. 357) sind bekannt gemacht:
1) der auf Grund Allerhöchster Ermächtigung vom 16. August 1914 (Gesetzsamml. S. 153) ergangene Erlaß des Staatsministeriums vom 10. Juni 1915, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Freie und Hansestadt Hamburg zur Ausführung von Ufer⸗ regulierungsarbeiten auf Grund des Staatsvertrags vom 14. No⸗ vember 1908, nämlich zur Herstellung des Estedurchstichs, seiner Ueberbrückung und der Anlage neuer Wege und Entwässerungen innerhalb der Gemarkung Cranz, Regierungsbezirk Stade, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Stade Nr. 28 S. 277, ausgegeben am 10 Juli 1915;
2) die auf Grund Allerhöchster Ermächtigung vom 16. August 1914 (Gesetzsamml. S. 153) am 14. September 1915 vom Staats⸗ ministerium vollzogene Satzung für die Klostersee⸗ und Stadtsee⸗ aasgsenscaft in Bad Schönfließ im Kreise Königs⸗ berg N. M. durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Frankfurt a. O. Nr. 40 S. 446, ausgegeben am 2. Oktober 1915.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 8. Oktober 1915.
Seine Majestät der Kaiser und König hat, wie „W. T. B.“ meldet, den Senaten der Hansestädte Ham⸗ burg und Bremen, die ihn gebeten hatten, das erste Ham⸗ burgische und Bremische Hanseatenkreuz anzunehmen,
vereinfachten Ent⸗
seinen Dank für die Verleihung des Kreuzes und seine Freude, anderen Ehrenzeichen tragen zu können, aussprechen assen.
In der am 7. Oktober unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Vizepräsidenten des Staatsministeriums, Staats⸗ sekretärs des Innern Dr. Delbrück abgehaltenen Plenar⸗ sitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf einer Ver⸗ ordnung über die Anmeldung des im Inland befindlichen Ver⸗ mögens von Angehörigen feindlicher Staaten die Zustimmung erteilt. Zur Annahme gelangten ferner der Entwurf einer Ver⸗ ordnung zur Entlastung der Strafgerichte, die Vorlage, betreffend Verlängerung der Gültigkeitsdauer der Eichscheine für die auf der Elbe verkehrenden Schiffe, der Entwurf einer Bekanntmachung über die Regelung der wirtschaftlichen Betriebsverhältnisse der Branntweinbrennereien und der Betriebsauflagevergütungen für das Betriebsjahr 1915/16 sowie der Entwurf des Besoldungs⸗ und Pensionsetats für die höheren Beamten bei der Reichs⸗ versicherungsanstalt für Angestellte auf das Geschäftsjahr 1916. Demnächst wurde über Anträge auf Gewährung von Reichs⸗ beihilfen an Gemeinden und Gemeindeverbände für Kriegs⸗ “ und über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.
Der Kammergerichtsrat, Geheime Justizrat Krause ist zum Mitgliede des Gerichtshofs zur Entscheidung der Ko konflikte ernannt worden. E1““
Am 5. Oktober ist in Berlin nach kurzer Krankh Kaiserliche Konsul Benno Kundt aus Libau verstorben. Der Verstorbene gehörte zu den angesehensten und bestbekannten Reichsangehörigen der kurländischen Hafenstadt. Er war Ehrenmitglied des Vereins deutscher Staatsangehöriger des Ortes, trotz seiner preußischen Staatsangehörigkeit Mitglied des Libauer Börsenkomitees, Vorsitzender der Libauer Holz⸗ handelskommission und Direktor der Libauer Witwen⸗ und Waisenversorgungsanstalt. Seit dem Jahre 1899 hatte er das Ehrenamt eines Kaiserlichen Konsuls inne. Seit dieser Zeit hat er dem Reiche durch seine vorzüglichen Kenntnisse des russischen Handels und mit Hilfe seiner reichen kaufmännischen Erfahrungen die besten Dienste geleistet. Eine Persönlichkeit von großer Tatkraft und tiefgehender vaterländischer Gesinnung, hat er bei vielen Gelegenheiten bewiesen, daß er nicht zögerte, den eigenen Vorteil der Wahrnehmung des Dienstes und den vaterländischen Interessen unterzuordnen. Bei Beginn des Krieges ist es Konsul Kundt gelungen, der Gefangennahme durch russische Behörden zu entgehen und die Heimat zu er⸗ reichen. Sofort nach seiner Ankunft in Deutschland hat er seine ganze Arbeitskraft und seine Kenntnisse in den Dienst der Allgemeinheit gestellt, insbesondere hat er sich in warmer Be⸗ geisterung der Unterstützung und Fürsorge für vertriebene deutsche Reichsangehörige aus Rußland zugewandt und im geschäfts⸗ führenden Ausschuß der aus Rußland ausgewiesenen Reichs⸗ deutschen eine führende Stellung eingenommen. Das Aus⸗ wärtige Amt verliert in dem Dahingeschiedenen einen wertvollen Mitarbeiter, dessen frische und erfolgreiche Tatkraft, verbunden mit treuer und uneigennütziger Gesinnung, ihm dauernd ein ehrenvolles Andenken sichern.
Infolge Ueberhandnehmens der beim Kriegsministerium eingehenden Gesuche um Uebersendung von Gedenk⸗ blättern an die Angehörigen gefallener preußischer Krieger wird durch „W. T. B.“ darauf hingewiesen, daß sämtliche Gesuche und Anfragen in Angelegenheit der Gedenkblätter nicht an das Kriegsministerium, sondern an die mit der Ausfüllung und Versendung beauftragten Ersatztruppenteile und Bezirks⸗
mandos zu richten sind.
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Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 723 und 724 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 348. Verlustliste der preußi⸗ schen Armee, die 203. Verlustliste der sächsischen Armee und die 279. Verlustliste der württembergischen Armee.
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8 Bayern.
In der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses der Kammer der Abgeordneten wurde bei der Beratung des Etats des Staatsministeriums und des Aeußern neuerdings der Streikrevers der Verkehrsverwaltung behandelt.
Wie „W. T. B.“ berichtet, erklärten zwei Redner, ein Streik⸗ recht der Beamten und Arbeiter der Verkehreanstalten sei unbedingt unzulässig und völlig ausgeschlossen. Sie betonten, es handle sich um das allgemeine Wohl, und es würde das größte Unglück für den Staat daraus hervorgehen. Der Minister des Aeußern Graf von Hertling betonte, daß eigentlich alle einig seien darin, daß der Revers beseitigt werden könne, wenn sich eine andere Sicherung ermöglichen lasse. Er wolle alles daran setzen, daß die von ihm am Mittwoch angekündigte Besprechung unter den beteiligten deutschen Eisenbahnverwaltungen ein positives Ergebnis habe. Durch die freundschaftlichen bundes⸗ staatlichen Beziehungen sei ein gesondertes Vorgehen Bayerns ausge⸗ schlossen gewesen.
Hinsichtlich der Aufhebung des Jesuitengesetzes und bezüglich der römischen Frage lauteten die Aeußerungen in gleich freundlichem Sinne wie in der letzten Sitzung.
Ein Redner wies besonders auf die nationale Gesinnung der deutschen Jesuiten hin und formulierte die römische Frage als die Notwendigkeit, die territoriale Unabhängigkeit und die volle Souveränität des Papstes zu sichern, ohne daß dabei an einen mittel⸗ alterlich n Kirchenstaat gedacht zu werden brauche.
Der Ausschuß besprach weiter u. a. die militärische Sicherung des Deutschen Reiches beim Friedens⸗ schluß sowie die Sicherung seiner wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung. Insbesondere wurde hervorgehoben, daß der Moment benutzt werden müsse, um Deutschland gegen die russische Gefahr zu sichern. Ferner wurden behandelt die künftige politische und wirtschaftliche Annäherung an die verbündeten Staaten, der Erfolg der deutschen Schutzzoll⸗ politik, die Grundsätze für den Abschluß von Handelsverträgen und die künftige Verkehrsbedeutung der Donau, wobei die Notwendigkeit der Förderung des Beayerischen Lloyds sowie die Bedeutung des weiteren Ausbaues der Donau —Rhein⸗Verbindung für das bayerische Wirtschafts⸗ leben hervorgehoben wurde. Zur Entlastung der deutschen Diplomatie wies der Minister des Aeußern darauf hin, wie sich die Ententediplomaten über die Haltung Deutschlands im gegenwärtigen Weltkriege und über die Leistungsfähigkeit
Deutschlands getäuscht hätten. In Sitzung hob ein Redner hervor, daß eine Eisenbahngemein⸗
schaft mit Preußen für die bayerischen Finanzen sehr
günstig sein würde, wie überhaupt der seßicge Augenblick fordere, 1
trotz alles Festhaltens an dem föderalistischen Gedanken manche Reservatrechte im Interesse der Einheit einzuschränken bezw. aufzugeben. Der Minister des Aeußern erklärte dar⸗ auf bezüglich der allgemein gehaltenen Bemerkungen über Reservatrechte, zurzeit sich nicht äußern zu wollen.
Desterreich⸗ Ungarn.
Unter dem Vorsitz des Ministers des Aeußern Freiherrn Burian hat vorgestern im Ministerium des Aeußern eine ge⸗
meinsame Beratung der Minister stattgefunden, an der der österreichische Ministerpräsident Graf Stürgkh, der un⸗ garische Ministerpräsident Graf Tisza, der gemeinsame Finanzminister Körber, der Kriegsminister Krobatin und der Stellvertreter des Chefs der Marinesektion Vizeadmiral Kailer teilnahmen. Den Gegenstand der Besprechung bildeten verschiedene mit dem Krieg zusammenhängende Fragen politischer und wirtschaftlicher Natur sowie die Vorsorge für die weitere Aufstellung des gemeinsamen Budgets für 1915/16.
Großbritannien und Irland.
Sir Archibald Murray ist zum Chef des Reichs⸗ generalstabes ernannt worden.
— Der auf gestern früh einberufene Ministerrat ist auf heute verschoben worden; anstatt dessen 1,27 ein Kriegsrat statt, der sehr lange dauerte. Daran nahmen Asquith, Grey, Kitchener, Llond George, Balfour, Lansdowne, Bonar Law, Simon und Churchill teil. Einer zweiten Beratung am Nachmittag wohnte auch der französische Botschafter mit Vertretern der französischen Regierung und der französischen Armee bei.
— Die letzte Verlustliste nennt 112 Offiziere und
2077 Mann. Frankreich.
Die Deputiertenkammer hat gestern einstimmig die französisch⸗englische Anleihe von 2 ½ Milliarden Francs, die in den Vereinigten Staaten abgeschlossen worden ist, genehmigt. Der Finanzminister Ribot erklärte, der Ab⸗ schluß der Anleihe sei durch die lebhafte Zustimmung der öffent⸗ lichen Meinung begünstigt worden. Die Anleihe sei zur Be⸗ zahlung der in Amerika gemachten Käufe und zur Verbesserung des Wechselkurses bestimmt.
— Der Vorsitzende des Finanzausschusses des Senats, Peytral, beabsichtigt, dem „Temps“ zufolge, eine neue Organisation der französischen Ministerien für die Dauer des Krieges vorzuschlagen. Augenblicklich bestehen in Frankreich 14 Ministerien, davon zwei ohne Portefeuille, sowie acht Unterstaatssekretariate. Peytral schlägt vor, für die Dauer des Krieges die Zahl der Ministerien auf acht und die der Unterstaatssekretariate auf fünf herabzusetzen. Nach der neuen Organisation sollen folgende Ministerien bestehen: 1) Vorsitz (ohne Portefeuille), 2) auswärtige Angelegen⸗ heiten, 3) Krieg, 4) Marine und Kolonien, 5) Finanzen, 6) Oeffentliche Arbeiten, Handel, Post und Telegraphen, 2. Inneres, Justiz nnd Arbeit, 8) Oeffentlicher Unterricht, Schöne Künste und Ackerbau. Das zweite Ministerium ohne Portefeuille soll abgeschafft werden, ebenso die Unterstaats⸗ sekretariate der auswärtigen Angelegenheiten, der Schönen Künste und des Innern, sodaß nur vier Unterstaatssekretariate des Krieges und das Unterstaatssekretariat der Handels⸗ marine bestehen blieben. Der Vorschlag Peytrals wird augenblicklich geprüft und erst in parlamentarischer Form niedergelegt werden, wenn Peytral sich über den Umfang der Ersparnisse Rechenschaft abzulegen vermag, die sein Vorschlag zur Folge haben könnte.
8 Rußland.
Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ Agentur“ ist die Antwort der bulgarischen Regierung auf das russische Ultimatum dem russischen Gesandten in Sofia am Mittwoch um 2 Uhr 40 Minuten Nachmittags übergeben worden. Da ihr Inhalt unbefriedigend war, hat der russische Gesandte dem bulgarischen Minister⸗ präsidenten den Abbruch der diplomatischen Be⸗ ziehungen notifiziert. Der Schutz der Interessen der russischen Untertanen ist dem Königlich niederländischen Geschäfts⸗ träger anvertraut worden.
— Ein Ukas des Zaren setzt die Ansprüche an den für den Eintritt in die Offiziersschulen erforderlichen Bil⸗ dungsgrad erheblich herab.
— Einer Meldung der „Rjetsch“ zufolge hat der Ministerrat beschlossen, keine Maßregeln gegen die Semstwokongresse zu ergreifen, da die Mitwirkung der Semstwos bei der Fortschaffung der Verwundeten und für die Einkäufe der Intendantur notwendig sei. Weil aber die Kongresse über den gesetzlichen Rahmen hinausgegangen seien, habe der Zar den Empfang ihrer Abordnung abgelehnt. Für die Einberufung der Duma liege derzeit kein Grund vor, die Einberufung sei deshalb bis nach dem 14. d. M. ver⸗ schoben worden.
— Der Finanzminister hat zur Stärkung der Reichsmittel angeordnet, daß alle Reserven der Pensionskassen, Ver⸗
sicherungsgesellschaften und Alterskassen in Reichs⸗
schatzscheinen angelegt werden müssen.
— In St. Petersburg hat eine Versammlung vor Sozialdemokraten und Vertretern der Arbeiterschaft stattgefunden, die den Zweck hatte, der Lohndrückerei der Flüchtlinge entgegenzuwirken. Wie „W. T. B.“ meldet, versuchen die Arbeiter, in alle Organisationen für Flüchtlinge Zutritt zu er⸗ halten, um diese Organisationen in ihrem Interesse leiten zu
Der Minister des Aeußern Sonnino hat nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ gestern dem bulgarischen Gesandten die Pässe zugestellt.
Norwegen.
Das deutsche Auswärtige Amt hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ der norwegischen Gesand
aft in
den Untergang des norwegischen Dampfers „Magda“, die die
Gesandtschaft dem Auswärtigen Amte auf Grund der seegericht⸗
lichen Verhandlung gemacht hatte, mit den dienstlichen Berichten 88 1 g.
Im weiteren Verlauf der b
aauswärtige Firmen usw. erlassen. 8*
Berlin mitgeteilt, es habe die Mitteilungen über
der Kommandanten dersenigen Unterseeboote verglichen, die sich huur Zeit des Unterganges der „Magda“ in dem betreffenden Gebiet befunden hätten; keiner dieser Berichte gebe Anhalts⸗
Punkte dafür, daß der Dampfer von einem deutschen Untersee⸗
4 boot versenkt worden wäre.
— Der „Berlingske Tidende“ zufolge halten die Er⸗
schwerungen von seiten Englands gegen die skan⸗
inavische Schiffahrt an. Nachdem England schon früher n die Lieferung von Bunkerkohle gewisse Bedingungen ge⸗ üpft hätte, habe es nunmehr norwegischen Schiffen verboten, unkerkohlen überhaupt an schwedische und dänische Schiffe bzugeben. Durch diese Maßregel werde der Betrieb der Schiffahrt außerordentlich erschwert. Uebereinstimmend sprechen
8 daher auch die Blätter in scharfen Worten ihr Bedauern
darüber aus, wobei sie gleichzeitig melden, daß die norwegische Regierung Vorstellungen bei der englischen Regierung dieserhalb rhoben habe. Dänemark. 1 8
Die Regierung hat vorgestern ein sofort in Kraft tretendes Verbot des Verkaufs im Schiffsregister aufgenommener änischer Schiffe und von Schiffen mit vorläufigem Natio⸗ alitätszertifikat an das Ausland, ausländische Staatsbürger,
8
8
Griechenland.
Ueber die Entstehung der Ministerkrisis berichtet das Athener Blatt „Esperini“, daß der König Konstantin nach den Erkläruugen des Ministerpräsidenten Venizelos in der Kammer mit diesem eine Unterredung hatte, in der er er⸗ klärte, daß er die Mobilisation als Vorsichts⸗ und Ver⸗ 1,cgsegesnafeeg⸗ gutgeheißen habe, ein Eingreifen in einen verhängnisvollen Krieg zur Verteidigung Dritter aber nicht billigen werde, einen Krieg, zu dem Griechenland auf Grund schriftlicher Abmachungen durchaus nicht verpflichtet sei.
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ hat der König Zaimis mit der Bildung eines Ineuen Kabinetts betraut, das sich, wie folgt, zusammensetzt: Zaimis, Vorsitz und Aeußeres; Gunaris, Inneres; Nanakitsas, Krieg; Kunduriotis, Marine; Dragumis, Finanzen; Theotokis, Handel und Unterricht; Rhallis, Justiz und Eisenbahnen. In der Besetzung des Kriegsministeriums wird vielleicht noch eine Aenderung eintreten. Das neue Kabinett wird Montag vor der Kammer erscheinen.
Bulgarien. “
Vorgestern abend haben, wie die „Agence Bulgare“ meldet, die Vertreter des Vierverbandes ihre Pässe gefordert. Der belgische Gesandte schloß sich der Forde⸗ rung seiner Kollegen an. Gestern früh ließ sich auch der serbische Gesandte seine Pässe aushändigen.
— Die „Bulgarische Telegraphenagentur“ erfährt, daß sich vergangenen Montag in Nisch ein schwerer Zwischenfall ereignet habe. Eine Ordonnanz des bulgarischen Militärattachés wurde von serbischen Polizeibeamten angegriffen und schwer verletzt. Die Aerzte stellten an dem Bewußtlosen eine vier Zentimeter breite Wunde am Kopfe fest und einen Schädelbruch. Dieser Zwischenfall, der spät in Sofia bekannt geworden ist, erregt lebhaften Zorn.
— Die Bahnlinie Mustafa Pascha —Dedeagatsch ist gestern von dem bulgarischen Personal übernommen worden. Der Verkehr der bulgarischen Züge wird demnächst beginnen.
Asien.
Der „Temps“ meldet nach Berichten aus Teheran, daß die Russen in Enseli, dem persischen Hafen am Kaspischen Meer, zweimal Truppen gelandet haben, die nach kurzem Aufenthalt in Ardabil gegen Kaswin vorrückten. Die Maß⸗ regel wird hingestellt als eine Erwiderung auf die Haltung der Deutschen in Persien und auf die Besetzung von Kermanschah durch die Türken, woraus hervorgehe, daß die persische Regie⸗ 8 nicht in der Lage sei, für die Wahrung ihrer Neutralität zu sorgen.
Großes Hauptquartier, 7. Oktober. (W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz. Die französische Offensive in der Champagne nahm ihren Fortgang. Nach starkem, nach und nach bis zu äußerster Heftigkeit gesteigertem Artilleriefeuer setzten gestern mit
Tagesgrauen die Angriffe wieder ein. Nordwestlich Souain brachen unter schwersten Verlusten und Einbuße von 2 Offizieren, 180 Mann an Gefangenen sechs Massen⸗ angriffe der Franzosen zusam men. Westlich der Straße Somme⸗Py — Souain konnten in der Richtung Ste. Marie Teile von zwei neueingetroffenen Divisionen an einer Stelle über unsere vorderste Linie vordringen. Durch sofort einsetzenden Gegenangriff wurde der Feind wieder hinausgeworfen, 12 Offiziere, 29 Unteroffiziere, 550 Mann blieben als Gefangene in unserer Hand, 2 Maschinengewehre wurden erbeutet. Oestlich der genannten Straße konnte der Feind bei seinen Massenangriffen keinen nennenswerten Erfolg erzielen. Gegen ein kleines Grabenstück östlich des Navarin⸗Gehöftes, in dem er sich halten konnte, ist der Gegenangriff im Gange. Nur bei und nördlich Ta⸗ hure gelang es dem Feinde nach hin und her wogendem Gefecht etwa 800 Meter Raum zu gewinnen. Der An⸗ griff kam durch unsere Gegenangriffe zum Stehen. Die Versuche des Feindes, die Stellung nördlich und nord⸗ östlich des Beauséjour⸗Gehöftes zu durchbrechen scheiterten gänzlich. Wo der Feind bis in unsere Gräben vorstoßen konnte, wurde er niedergemacht oder gefangen genommen. Die Stellung ist restlos in unserem Besitz. Drei Offiziere, 300 Mann wurden als Gefangene abgeführt, drei Maschinen⸗ ewehre dem Feinde abgenommen. Einem heftigen, aber erfolg⸗ osen Angriff in den Morgenstunden gegen die Briqueterie⸗ Stellung nordwestlich von Ville sur Tourbe folgten im Laufe des Tages nur schwächere Vorstöße, die abgewiesen oder durch Artilleriefeuer im Keim erstickt wurden. Nördlich von Arras fanden nur bedeutungslose Handgranatenkämpfe statt. Im Aisne⸗Tal bei Sapigneul mißglückte ein schwächlicher französischer Ueberfall auf einen vorspringenden Grabenteil.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Vor Dünaburg drangen unsere Truppen in
fünf Kilometer Breite in die feindliche Stellung ein. Südlich des Dryswjaty⸗Sees ist der Feind weiter zurückgedrängt; eine attackierende russische Kavalleriebrigade wurde zusammen⸗ geschossen. Zwischen dem Boginskoje⸗See und der Gegend von Smorgon wiederholten die Russen ihre verlustreichen Durchbruchsversuche, die ohne Ausnahme, zum Teil nach Nahkampf, gescheitert sind. Es sind 11 Offiziere, 1300 Mann zu Gefangenen gemacht. Bei Raggasem (an der Rigaer Bucht) wurde ein russisches Torpedoboot durch unsere Landbatterien schwer beschädigt.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Neues.
Heeresgruppe des Generals von Linsingen. In den Kämpfen bei Czartorysk ist der Feind aus den Waldungen westlich dieses Ortes geworfen.
Balkankriegsschauplatz.
Deutsche und österreichisch⸗ungarische Truppen haben die Drina, die Save und Donau an mehreren Stellen über⸗ schritten und auf dem östlichen Drina⸗ und südlichen Save⸗ und Donauufer festen Fuß gefaßt. Oberste Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 8. Oktober. (W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Nach den vergeblichen Durchbruchsversuchen der Fantehs am 5. und 6. Oktober war der gestrige ag in der Champagne verhältnismäßig ruhig. Das Grabenstück östlich des Navaringehöftes, das die “ noch besetzt hielten, wurde Vormittags durch egenangriff gesäubert, wobei einige Gefangene und 2 Maschinengewehre in unsere Hand fielen. Gegen Abend nahm das feindliche Artilleriefeuer wieder zu, Nachts kam es an einzelnen Stellen zu Infanterieangriffen, die sämtlich abgewiesen wurden. Bei einem er⸗ folgreichen Vorstoß auf eine vorgeschobene feindliche Stellung südlich von Ste. Marie⸗à Py nahmen wir dem Feinde 6 Offiziere und 250 Mann Gefangene ab. Oestlich der Argonnen bei Malancourt wurden mehrere feindliche
Minenstollen durch Sprengung zerstört. 1
Oestlicher Kriegsschauplatz. 1
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von
Hindenburg. Russische Angriffe nördlich von Kosjany und südlich des Wiszniew⸗Sees sind abgeschlagen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals von Linsingen. Bei Newel und Omyt (südwestlich von Pinsk) sind russische Postierungen von uns vertrieben. Unser Angriff in der Gegend nordwestlich von Czartorysk macht Fortschritte.
Die deutschen Truppen der Armee des Generals
Grafen Bothmer wiesen mehrere russische Angriffe ab.
Balkankriegsschauplatz.
Der Uebergang über die Drina, Save und Donau nimmt einen günstigen Verlauf. Südwestlich von Belgrad sind 4 Offiziere, 2906 Mann zu Gefangenen gemacht und zwei Maschinengewehre erbeutet. Gegenüber von Ram fielen nach Kampf 3 Geschütze in unsere Hand.
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Oberste Heeresleitung.
hgien, 7. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:
Russischer Kriegsschauplatz.
An der bessarabischen Grenze und bei Krzemieniec in Wolhynien wurden mehrere russische Angriffe abgewiesen. Sonst herrschte an der ostgalizischen Front und an der Ikwa Ruhe. Nördlich von Dubno und an der Putilowka setzte der Feind an zahlreichen Punkten unter großem Munitions⸗ aufwand starke Kräfte zum Angriff an. Er wurde überall unter schweren Verlusten zurückgeschlagen, stellenweise kam es zu einem erbitterten Handgemenge, so bei Olyka, wo den Russen die Linzer Division in gewohnter Kaltblütigkeit entgegentrat. Wir nahmen etwa achthundert Mann und mehrere Offiziere gefangen. Nordöstlich von Kolki, beiderseits der von Sarny nach Kowel führenden Bahn, ist der Feind an einzelnen Stellen auf das Westufer des Styr vor⸗ gegangen. Ein von österreichisch⸗ungarischen und deutschen Kräften geführter Gegenangriff schreitet erfolgreich fort. Oesterreichisch⸗ungarische Bataillone entrissen den Russen das zäh verteidigte Dorf Kulikowice am Styr, wobei zweihundert Gefangene eingebracht wurden. Deutsche Truppen vertrieben den Gegner aus seinen Stellungen bei Czar⸗ torysk. Bei den K. u. K. Streitkräften an der oberen Szcezara nichts Neues. 8 1
Italienischer Kriegsschauplatz. 8 Die Gefechtstätigkeit an der Südwestfrontzbeschränkte sich gestern auf die gewöhnlichen Geschützkämpfe. Nur gegen den Nordteil der Hochfläche von Doberdo, bei Peteano, ver⸗ suchten Abteilungen eines italienischen Mobilmilizregiments anzugreifen. Dieses Unternehmen scheiterte pollständig. Unsere Truppen jagten den en in der Nacht bis über seine Vor⸗
postenaufstellung zurück.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. “ „Oesterreichisch⸗ungarische und deutsche Streitkräfte erzwangen sich gestern zwischen der Mündung der Drina und dem Eisernen Tor an zahlreichen Punkten den Uebergang über die Save⸗ und Donau⸗Linie. Die serbischen Vortruppen
wurden zurückgeworfen. “
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
8 Der Krieg zur See. ““ Amsterdam, 7. Oktober. (W. T. B.) Heute rüh erhielt die holländische Dampfschiffahrtsgesellschaft die Nachricht, daß der Dampfer „Texelstroom“ (1602 Bruttotonnen) bei Sheerneß gesunken ist. Die 24 Mann zählende Besatzung wurde gerettet. Die Gesellschaft glaubt, daß der Dampfer auf eine Mine gestoßen ist.
London, 8. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer „Arabian“ von der Ellermanlinie ist versenkt worden. Zwanzig Mann von der Besatzung sind gerettet.
emMeFEehed g B427—88. “
5 Statistik und Bolkswirtschaft.
Studentinnen an den Technischen Hochschulen Deutschlands.
Die Fortschritte des Frauenstudiumg — die Zahl der Universitäts⸗ studentinnen beläuft sich im Deutschen Reiche bereits auf 4575 — zeigt auch der zunehmende ang der Frauenwelt zu den Studien an den Technischen Hochschulen Deutschlands. An ihnen befanden sich im Sommer dieses Jahres 106 studierende Frauen gegen 82 im Vorjahr, erst etwa die Hälfte vor 5 und kaum ein Dutzend vor 10 Jahren. Davon hatten 89 das Reifezeugnis einer höheren Lehr⸗ anstalt, und es studierten: Architektur 21 gegen 20 im Varjahr, Elektrotechnik 4 gegen 1, Bauingenieurwesen 2 gegen 1, Chemie und Pharmazie 27 gegen 21 und allgemein bildende Fächer ,— 8
prachen und Eeseratur) 52 gegen 24. Die meisten studierenden Frauen wiesen die Technischen Hochschulen in Dresden, Berlin und Danzig auf, erstere 26, die beiden letzteren je 16; dann folgen Aachen und Karléruhe mit je 11, Braunschweig, Darmstadt und München mit je 7, Hannover mit 6, Stuttgart mit 4 und Breslau mit 1. Als Gäste waren im Sommer dieses Jahres an den Technischen Hechschulen Deutschlands weitere 398 Frauen eingeschrieben gegen 384 im Vorjahre. Die größte Zahl hatte mit 128 Hannover; Dresden reihte sich mit 52 an,
Stuttgart mit 48, Danzig mit 42, Braunschweig mit 35, Berlin
mit 31, Darmstadt mit 28, München mit 18, Breslau mit 8, Aachen mit 7 und Karlsruhe mit 2. An den Universitäten kommen auf 100 Studenten bereits 8 Frauen, an den Technischen Hochschulen erst 1. Dabei ist zu beachten, daß von den an den Technischen Hoch⸗ schulen eingeschriebenen Frauen etwa die Hälfte nichttechnischen Studien obliegt, sodaß zurzeit tatsächlich nur etwa 5
Architektur studiertäu. 8
Entwicklung des Beschäftigungsgrades und Arbeitsmarktes in Groß Berlin in der Zeit vom 18. bis 25. September 1915.
Nach der vergleichenden Darstellung des gewerblichen und in⸗ dustriellen Beschäftigungsgrades in Groß Berlin am 18. und 25. Sep⸗ tember, die das Statistische Amt der Stadt Berlin veröffentlicht, ist in der Zeit zwischen diesen beiden Stichtagen die Gesamtzahl der versicherungspflichtigen Mitglieder von 239 Kranken⸗ kassen Groß Berlins von 1 125 685 auf 1 122 838, d. i. um 2847 oder 0,25 %, gesunken. Insbesondere beläuft sich die Abnahme beim männlichen Geschlecht, die in der Hauptsache auf militärische Ein⸗ berufungen zurückzuführen ist, auf 4979 oder 0,97 %, während die Zahl der versicherungspflichtigen Frauen um 2132 oder 0,36 % gestiegen ist.
Die 28 allgemeinen Ortskrankenkassen haben im ganzen 8 um 1962 Versicherungspflichtige oder 0,28 % abgenommen; hier steht 8 einem Weniger von 2946 oder 1,18 % versicherungspflichtigen Männern ein Mehr von 984 oder 0,28 % Frauen gegenüber.
Auch bei den 208 gewerblich Eieesities Krankenkassen hat das männliche Geschlecht eine Abnahme, und zwar um 2033 Be⸗ schäftigte oder 0,80 % erfahren, das weibliche zeigt dagegen eine Zu⸗ nahme um 1114 oder 0,22 %, sodaß es bier im ganzen zu einer Ver⸗ minderung der Zahl der versicherungspflichtigen Mitglieder um 919 oder 0,2 % kam. Die einzelnen Gewerbegruppen weisen kaum nennenswerte Veränderungen auf. Die größte Steigerung um 123 Be⸗ schäftigte oder 0,86 % ist bei der Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe festzustellen, der größte Rückgang — um 684 Versicherungepflichtige oder 0,84 % — bei der Metall⸗ und Maschinenindustrie.
Die Zahl der bei 38 Fachverbänden der freien Gewerk⸗ schaften ermittelten Arbeitslosen sank in der Woche vom 20. bis zum 27. September von 2416 auf 2196, d. i. um 220 oder 9,71 %. Der Rückgang ist hauptsächlich auf militärische Einberufungen zurück⸗ zuführen. Insbesondere hat die Zahl der arbeitslosen Holzarbeiter um 49, die der arbeitslosen Metallarbeiter um 44 abgenommen. Er⸗ wähnt sei noch die Abnahme der Arbeitslosenzahl um 19 bei den Putzern und Stukkateuren.
Nach dem Bericht des Verbandes märkischer Arbeitsnach⸗ weise war die Beschäftigungsgelegenheit für die noch zurück⸗ gebliebenen männlichen Arbeitskräfte in der Woche vom 18. bis 25. September im allgemeinen wieder sehr günstig. Bei den be⸗ richtenden Großberliner Arbeitsnachweisen kamen auf 100 offene Stellen für Männer nur noch 76, Arbeitsgesuche. Sehr rege war wieder die Nachfrage nach Bau⸗ und Erdarbeitern und nach Arbeltern für Kohlenplätze. Ferner konnte der Bedarf an gelernten Metallarbeitern, an Klempnern und Rohrlegern, Schsossern und Installateuren nur zum Teil befriedigt werden. Der Arbetismarkt für weibliches Personal zeigte eine wesentliche Besserung. Beim Zentralverein für Arbeits⸗ nachweis in Berlin wurden eine größere Zahl Arbeiterinnen für Erd⸗ arbeiten an Bahnstrecken und für den Bau einer Luftschiffhalle ver⸗ mittelt. Außerdem herrschte eine erhöhte Nachfrage nach Arbeiterinnen für elektrische Schwachstromindustrie, doch war hier das Angebot der weiblichen Arbeitskräfte gering. Die Beschäftigung in der Lederindustrie hat sich in der Berichsswoche etwas gehoben, die Verhältnisse in der Konfektion blieben weiter günstig. Auf dem kaufmännischen Arbeitsmarkt für weibliches Personal hat sich die Zahl der offenen Stellen für fünpere Kräfte etwas vermehrt, doch blieb im allgemeinen die Lage ruhig. Im ganzen betrug bei den öffentlichen Arbestsnachweisen Groß Berlins die Zahl der ver⸗ mitrelten männlichen Arbeitskräfte 3474 (in der Vorwoche 3390), die der weiblichen 2704 (2135). Offene Stellen waren 5014 (4787) für Männer und 3308 (2846) für Frauen vorhanden. Arbeitsuchende wurden 3840 (4075) männlichen und 4100 (3537) weiblichen Ge⸗ schlechts gezählt.
Kunst und Wissenschaft.
In der gestrigen Hauptversammlung der Berliner Versuchs⸗ und Lehranstalt für Brauerei machte der Geheime Regierungsrat, Pro⸗ fessor Dr. Delbrück die Mitteilung, daß es gelungen sei, die Hefe auch zur Fettgewinnung heranzuziehen. Profeffor Lindner hat eine Hefe gezüchtet, die 18 Prozent Fettgehalt in der Trockensubstanz aufweist. Die Erfindung soll, wie „W. T. B.“* meldet, so ausgearbeitet werden, daß sie industriell zu verwerten ist.
Die Verlagsbuchhandlung Karl Heymann in Berlin konnte am 1. Oktober d. J. auf ein hundertjähriges Be⸗ stehen zurückblicken. Sie hat aus diesem Anlaß eine Denkschrift herausgegeben, die einen geschichtlichen Abriß der Entstehung und Entwicklung der Firma bietet. Als Anhang sind der Schrift ein Verzeichnis der Behörden, Verbände und Vereine, die an den Ver⸗ öffentlichungen des Verlags bisher beteiligt waren, sowie ein Ver⸗ zeichnis der Autoren des Verlags beigegeben. Ein bis zum Jahres⸗ schlnß vervollständigtes Verlagsverzeichnis soll im Januar 1916 er⸗
einen.
— Die Herdersche Verlagshandlung in Freiburg i. Br. hat ein Buch von Joseph Weigert Pas Dorf entlang“ herausgegeben, in dem auf 440 Seiten Bedeutung und Wesensart des Bauernstandes für das gesamte Volksleben geschildert und gewürdigt werden. Die Schrift verfolgt dabei den ausgesprochenen Zweck, die einzelnen Stände einander näher zu bringen, sie zu lehren, sich gegenseitig zu verstehen, sich gelten zu lassen und einander in ihrer Eigenart zu werten. Wenn Stadt⸗ und Landbevölkerung in der Darstellung sich gegenübergestellt werden mußten, geschah es daher nicht, um die ländliche Bevölkerungs⸗ üan in all ihren Vorzügen herauszustreichen und die Mängel der tädtischen hervorzuheben; der Verfasser wollte vielmehr zu einer gerechten, objektiven Abschätzung von Licht und Schatten gelangen, und das ist ihm gelungen, undeschadet des liebevollen Verständnisses, das er der
Wesensart der bäuerischen Bevölkerung entgegenbringt und der hohen
Meinung, die er von ihrer Kulturmission gegenüber dem Volksganzen bögc Den reichen Stoff seiner Darßzellung hat er in vier — abschnitte 8ene. in denen er das Bauernleben, die Bauernarbeit, den Bauerncharakter und die Bauernfamilie darstellt. Der Leser wird bald zu der Ueberzeugung gelangen, daß der Verfasser nicht
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