.
e-I Paemee,
8
8 Nichtamtliches
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)
Rußland.
Ein Kaiserlicher Ukas beruft der „Rjetsch“ zufolge den gesamten Landsturm 1. Klasse sowie die fünf ersten Jahr⸗ gänge der 2. Klasse zum 29. September a. St. ein.
— Der Minister des Innern Fürst Schtscherbatow ist, wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet, zurück⸗ getreten und durch den Kammerherrn Chwostow ersetzt worden. Auch dem Oberprokurator des Heiligen Synods Samarin ist der Abschied bewilligt worden.
Eine aus acht Offizieren bestehende serbische Militär⸗ mission ist vorgestern dem „Progrès“ zufolge in Rom ein⸗ fen. Die Offiziere, die eine lange Unterredung mit
dem Kriegsminister und dem Minister des Aeußern hatten, reisten ins Hauptquartier ab, wo sie mit dem Könige und Cadorna Beratungen haben werden.
— Nach einer Meldung des „Corriere della Sera“ hat sich der frühere montenegrinische Ministerpräsident Rodo⸗ witsch vorgestern mit einem Auftrage seiner Regierung auf
die Consulta begeben.
— Der Ministerpräsident Salandra ist gestern abend nach dem Kriegsschauplatz abgereist. Der bulgarische Gesandte Stanciow ist gleichfalls gestern abend mit Sonderzug nach Chiasso abgefahren.
— Der Kriegsminister hat die dauernd beurlaubten Alpini, Jahrgang 1884, und die Angehörigen der Terri⸗ torialmiliz, Jahrgang 1886, soweit sie Skiläufer sind, auf den 20. Oktober einberufen.
— Die Zentralleitung der radikalen Partei hat gestern einstimmig eine Tagesordnung genehmigt, die die Notwendig⸗ keit der nationalen Disziplin gegenüber der rechtmäßigen Re⸗ gierung von neuem betont.
vq,—“ . .“ In einer Botschaft an den Kongreß erklärte der neue Präsident Machado, wie der „Temps“ meldet, daß der gegenwärtige Krieg, der zwischen Nationen ausgekämpft werde, vpon denen mehrere Freunde Portugals seien, eine sogar ein Bundesgenosse, eine schwierige Zeit für das Land eröffnet habe. Aber keine Prüfung werde das portugiesische Volk niederdrücken können, wenn es die gemeinsame Pflicht über alle Meinungs⸗ verschiedenheiten stelle. Türkei.
Die Deputiertenkammer hat das Gesetz, betreffend die Verlängerung des Moratoriums bis zum 1. Januar 1916,
angenommen. Griechenland.
Der englische, französische, russische und italienische Ge⸗ sandte besuchten am 7. d. M. Zaimis, beglückwünschten ihn zu der Ernennung zum Ministerpräsidenten und suchten eine
8 Erklärung über die Politik der neuen Regierung zu erlangen.
Zaimis antwortete, er werde eine Erklärung abgeben, sobald der Ministerrat einen Beschluß gefaßt habe.
1 Der Ministerrat ist am Freitag zusammengetreten. Ueber die Beratungen, die drei Stunden währten, wurde keine Mitteilung ausgegeben.
— Der englische Gesandte hat, wie das „Journal“
meldet, die griechische Regierung benachrichtigt, daß alle
nach bulgarischen Häfen “ Waren als Kriegsbannware betrachtet und behandelt werden.
— Wie die „Daily Mail“ aus Saloniki unter dem
7. Oktober erfährt, sind bisher 32 000 Mann, darunter
Sgs Engländer, sowie Artillerie und Munition gelandet
b Rumänien. Der österreichisch⸗ungarische Gesandte Graf Czernin und der bulgarische Gesandte Radew haben, wie „Politiken“ vorgestern den Minister der öffentlichen Arbeiten Angelescu besucht und gegen die Hindernisse, die Rumänien der Durchfuhr bulgarischer Waren in den Weg legt, Einspruch erhoben.
Bulgarien.
Die Gesandten “. Italiens und Groß⸗ britanniens haben an den Ministerpräsidenten Radoslawow, wie die „Bulgarische Telegraphen⸗Agentur“ meldet, das fol⸗ gende Telegramm gerichtet:
Indem wir Bulgarten verlassen, bitten wir Eure Exzellenz, unseren lebhaften Dank für die uns bei unserer Abfahrt und während unserer Reise bewiesene aufmerksame Höflichkeit entgegenzunehmen.
Aehnliche Depeschen wurden von englischen Staats⸗ angehörigen, die Bulgarien verlassen hatten, abgesandt.
— Das Kabinett wird obiger Quelle zufolge in seiner Zusammensetzung eine leichte Aenderung erfahren. Der Ministerpräsident Radoslawow übernimmt endgültig das
ortefeuille des Ministers des Aeußern und überläßt das des Innern dem früheren Bürgermeister Christo Popow; der General Najdenow ist an Stelle des Generals Jekow, der mit dem Oberkommando der Truppen betraut wurde, zum Kriegsminister ernannt worden.
Amerika. 1 Nach Berichten, die das amerikanische Staatsdepartement erhalten hat, ist der frühere Minister des Innern im Mi⸗ nisterium Huerta Grana dos am 9. Oktober in Mexiko hingerichtet worden. Er war der Mitschuld an der Er⸗ mordung des Präsidenten Madero angeklagt. Der Staatssekretär Lansing teilte dem „Reuterschen treau“ zufolge mit, daß auf einer Zusammenkunft der Ver⸗ reter der Vereinigten Staaten, Argentiniens, Brafiliens, Chiles, Bolivias, Uruguays und Guatemalas in New York einstimmig beschlossen worden sei, die RKegierung Carranzas
aals tatsächlich bestehende Regierung in Mexiko anzuerkennen.
b Australien.
Der Premierminister von Südaustralien Vaughan hat in einer Versammlung im Rathause in Adelaide eine Ent⸗ schließung beantragt, daß sofort die gesetzliche Wehrpflicht eingeführt werden solle. Die Resolution, die von den Führern der Opposition unterstützt wurde, wurde, wie das „Reutersche
Bureau“ meldet, fast einstimmig angenommen.
Stati it und Volkswirtschaft. 8—
Die Verluste der Baubondwerker in 24 Gemeinden Groß Berlins.
Im preußischen Statistischen Landesamt ist eine Denkschrift über die Verluste, die Bauhandwerker und Baulieferanten bei Neu⸗ bauten in Groß Berlin in den Jahren 1909— 1911 erlitten haben, bearbeitet worden, wobei die Verluste in nicht weniger als 48 Großberliner Gemeinden festgestellt worden sind. Unter ihnen be⸗ finden sich 22 Eemeinden — also genau die Hälfte —, in denen die Verluste während der genonnter 3 Jahre unter 100 000 ℳ blieben und zusammen noch nicht 700 000 ℳ betrugen. Es waren dies Ge⸗ meinden, in denen verhältnismäßig, wie z. B. in Altglienicke, Berlin⸗ Rosenthal, Kaulsdorf, überhaupt wenig gebaut worden war oder in denen, wie in Berlin⸗Dahlem und in Berlin⸗Grunewald, die Bau⸗ tätigkeit sich auf die Errichtung von Villen und Landbäusern be⸗ schränkte, bei denen Verluste verhältnismäßig selten vorkommen.
Die übrigen 24 Gemeinden vereinigen dagegen einen Verlust von nicht weniger als 19 807 874 ℳ. Es sind dies, nach der Höhe der absoluten Verluste geordnet, folgende:
Höhe des Ge. Höhe Verluste samtneubau⸗ der v. H.
werts Verluste des Neu⸗
ℳ ℳ bauwerts
1) Berlin (2026,5) 250 768 141 3 601 877 2) Charlottenburg (311,2) 154 656 436 3 485 131 3) Berlin⸗Wilmersdorf (128,9) 134 462 527 2 922 748 4) „ Steglitz (77,) . 66 995 069 2 038 386 5) Neukölln (262,1) 75 156 553 1 355 024 6) Berlin⸗Friedenau (43,0) 41 594 776 978 372 7) 8 Ger (55,1)) . 33 322 770 620 086 „ „Schöneberg (178,1). 57 110 757 523 277 „ „Tempelhof (27,9) ]26 368 546 449 477 „ „Schmargendorf (8,8) 16 302 374 401 153 11) . Lichzerfelde (45,2) .. 22 443 620 389 826 12) Spandau (88,3) 36 039 811 317 717 13) Berlin⸗Friedrichsfelde (22,3) 9 582 740 315 465 14) „ Rummelsburg*) . 13 856 026 304 368 15) „ Lichtenberg (146,0) *) 31 236 020 299 535 16) „ Meinickendorf (39,6). 14 253 198 288 833 17) Zehlendorf (18,9) 17 908 461 265 861 18) Berlin⸗Mariendorf (19,0) † 15 234 329 249 189 19) „ Oberschöneweide(26,2)/ 8 950 996 231 703 20) „Weißensee (45,1) . 7 625 622 223 382 21) „Treptow (29,5). . 18 589 035 191 554 22) „Niederschöneweide (9,8) 6 316 299 139 348 23) Niederschönhausen 9 380 792 107 986
(17,8) 1 24) Adlershof (12,¹) 4 589 821 107 576 2,34. Bei der Höhe der Neubauwerte ist es nicht verwunderlich, daß Berlin die höchsten absoluten Verlustzahlen aufzuweisen hat und so⸗ dann Charlottenhurg und Berlin⸗Wilmersdorf folgen. Nimmt man dagegen das Verhältnis der Verluste zum Neubauwerte, so steht die Stadt Berlin mit 1,44 % recht günstig da. Sie wird von den meisten Gemeinden in den verhältnismäaͤßigen Verlustziffern nicht unerheblich übertroffen. Den höchsten prozentualen Verlust zeigt Berlin⸗Friedrichs⸗ felde mit 3,20 %. Dieser Gemeinde schließt sich Berlin⸗Steglitz mit 3,04 % an. Alle übrigen haben einen Verlust von unter 3 % aufzu⸗ weisen. Besonders geringfügig sind die Verlustsätze in Berlin⸗ Schöneberg mit 0,92 %, in Spandau mit 0,8s % und in Berlin⸗ Lichtenberg mit 0,96 %. Von Interesse ist es auch noch, den Wert der Neubauten in den einzelnen Gemeinden zu verfolgen. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl
Name der Gemeinde (Einwohnerzahl in Tausenden 1912)
war die Bautätigkeit außerordentlich rege in Berlin⸗Wilmersdorf,
Berlin⸗Steglitz, Berlin⸗Friedenau, Berlin⸗Tempelhof und in Zehlen⸗ dorf. In allen diesen Gemeinden schwankt die Neubausumme, die auf den Kopf der Bevölkerung entfällt, zwischen 875 und 1050 ℳ. Weit übertroffen werden aber diese Vororte noch von der Ge⸗ meinde Berlin⸗Schmargendorf, bei der der Neubauwert, auf den Kopf der Bevölkerung gerechnet, fast 2000 ℳ betrug. Besonders geringfügis war dagegen der Wert der Neubauten in Berlin⸗ ichtenberg, wo er bei Einschluß des eingemeindeten Berlin⸗ Rummelsburg nur wenig über 300 ℳ betrug, und in Berlin selbst, wo er sogar nur 124 ℳ auf den Kopf der Bevölkerun
ausmachte. Die Höhe des Neubauwertes ist selbstverständli
der Hauptsache nach abhängig von dem größeren oder geringeren Umfange der Bautätigkeit; doch wird sie, was man nicht vergessen darf, auch stark durch die Art der Bauausführung beeinflußt. Für die gleiche Summe wird infolge der Art der Ausstattung in den west⸗ lichen Vororten selbstverständlich eine viel kleinere Menge von gleich Lohen Häusern errichtet als im Osten und Norden von Groß Berlin. Auf die größere oder geringere Zunahme. der Einwohnerzahl kann man aus der Höhe der Bautätigkeit überhaupt nicht schließen. Um ein Beispiel zu nennen, reicht durchschnittlich ein gleich großes Haus in Berlin⸗Lichtenberg für 4—5 mal mehr Menschen aus als in ver⸗ schiedenen westlichen Vororten.
*) Beim Stadtkreise Berlin⸗Lichtenberg sind die Einwohner der am 1. April 1912 eingemeindeten Landgemeinde Berlin⸗Rummelsburg mitenthalten.
Wohlfahrtspflege.
Bayerische Kriegsinvalidenfürsorge. “
Nachdem das bayerische Ministerium des Innern bereits am 28. Februar d. J. an die Regierungen, Kammern des Innern, Bezirks⸗ ämter und Gemeindebehörden einen Erlaß über die Einrichtungen der Kriegsinvalidenfürsorge in Bayern hat herausgehen lassen, der die Grundsätze der gesamten Organisation enthielt, werden nunmehr als Ergänzung dazu in einer außerordentlich lehrreichen Darstellung noch die Erfahrungen bekanntgegeben, die bisher namentlich einige Re⸗ gierungen und Stadrgemeinden gemacht haben, sowie Anregungen aus einer Aussprache im Landesbeirat zusammengefaßt. Die vorliegende kleine Schrift, die vom Ministerium des Innern herausgegeben ist, unterrichtet erschöpfend über das, was in Bayern bereits geschehen ist, und gibt wertvolle Anleitungen für die Arbeit. Wir geben im folgenden einen Ueberblick über den wesentlichen Inhalt der Schrift.
Von der Entlassung aus dem Lazarert an, die unter Heranziehung von fachärztlichen Beiräten in den Sanitätsämtern nach erfolgter Heilung der Kriegsbeschädigten erfolgt, über die Berufsberatung hinweg zum Arbeitsnachweis und zur Erlangung eines geeigneten Berufs wird der Invalide unaufbörlich unterstüͤtzt und leistungsfähig im wirtschaftlichen Sinne gemacht, und zwar zum Teil durch die milttärische, zum Teil durch die bürgerliche Fürsorae. Außer den üblichen orthopädischen Behandlungen in Lazareiten erfolgt die Ueberführung in die Heimat, wobei für den Begriff der Heimat weder die Heimatberechtigung noch der Unterstützungswohnsitz maßgebend ist, sondern allein der Ort, wo der Invdalide seinen Lebensmittelpunkt hatte. Als Heimat wird also je nach dem Einzel⸗ falle der Ort angesehen werden müssen, wo der Invalide eigenen oder elterlichen Anwesensbesitz oder einen eigenen Hausstand hat, wo er zuletzt sich länger aufhielt, länger beschäftigt war, wo Eltern oder nahe Verwandte leben. Trotz dieser Ueberführung in die Heimat können die Beschädigten, die bereits mit Militärrente aus dem Lazarett und dem Militär ausgeschieden sind, mit Genehmigung des stellvertretenden Generalkommandos wieder in die Lazarettbehandlung aufgenommen werden, wenn hiervon eine weitere erhebliche Besserung zu erwarten steht.
Für die Berufsberatung muß es als Grundsatz gelten, daß in der Landwirtschaft Tätige, und zwar sowohl selbständige Landwirte als auch die Unselbständigen, der Landwirtschaft erhalten bleiben. Bald wird es sich um eine Nebenbeschäftigung in der Landwirtschaft handeln, bald wird eine gesteigerte Ausbildung, namentlich in landwirtschaft⸗
lichen Nebeubelrieben, im Gemäsebav, in der Obstzucht, der Klein⸗
piehzucht oder der Bienenzucht den Kriegsbeschädigten in den Stand setzen, eine Arbeitsstelle dauernd auszufüllen, die ihn zusammen mit seiner Rente voll erhält. Dazu wird in manchen Fällen die Ver⸗ bindung leichter handwerklicher mit landwirtschaftlicher Beschäftigung anzustreben sein. Dringend abgeraten wird dagegen von überfüllten Berufen, namentlich von der 8
irgendwelcher gelernten Arbeit noch verwandt werden kann. Auch wird man übertriebenen Hoffnungen auf Unterkommen im öffentlichen Dienst entgegentreten müssen. Jüngere Kriegsinvaliden,
sind, werden im allgemeinen nicht auf Anstellung im öffentlichen Dienst rechnen können. Uebrigens wird den Versorgungsberechtigten während einer Anstellurg im öffentlichen Dienst die Rente sehr er⸗ heblich gekürzt, während sie neben einer privaten Beschäftigung und Anstellung nach dem Grade der Erwerbsbeschränkung unverkürzt weiter
bogen, in denen die per'önlichen, namentlich auch die wirtschaftlichen und familtären Verhältnisse angegeben sind, die zudem ein Gutachten des Lazarettarztes über die Kriegsbeschädigung und ihre Folgen für Beweglichkeit und Berufsleben enthalten, sollen im allgemeinen von der Lazarettverwaltung ausgefüllt werden. Allerdings werden bei ihrer Ueberlastung die Organe der bürgenlichen Kriegsinvaliden⸗ fürsorge die Ausfüllung übernehmen als eine Aufgabe der Berufs⸗ beratung. Nach dem Vorgange von Oberbayern und der Pfalz empfiehlt es sich, die S, grundsätzlich in allen Fällen, in denen der Invalide überhaupt der bürgerlichen Kriegsinvalidenfürsorge be⸗ dürftig ist, nicht rein örtlich vorzunehmen, sondern den geschulten Kräften, der Kreisstelle oder einer von dieser bestimmten Stelle, zu überlassen. Die Kosten der Berufsberatung werden aus Reichs⸗ und Siaatsmitteln erstattet. Sie werden in der Regel niedrig sein, denn zumeist werden geeignete Kräfte aus dem Wirtschaftsleben, den Kreisen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, dann die Fachschulen ehren⸗ amtlich gegen Ersatz der Unkosten mitwirken.
Für die Berufsausbildung ist bereits eine Reihe von Unterrichts⸗ möglichkeiten für Invalide geschaffen. Einarmigenunterricht ist im I., II. und III. Armeekorps in München, Würzburg, Kaiserslautern,
in anderen Lazaretten erblindete und ertaubte Soldaten entsprechende Ausbildung. Lazarettschulen für gewerbliche und landwirtschaftliche Beschäftigung sind in orthopädischen Sammellazaretten eingeführt. Alle diese Werkschulen sind Zubehör des Lazarettbetriebes. Die In⸗ validen nehmen an ihnen im Rahmen dar Hausordnung des Lazaretts tell, sobald der Stand der Heilung es erlaubt. Sie haben nicht den Zweck, die Aus⸗ und Umbildung zu erschöpfen. Zur weiteren An⸗ passung an den Beruf kann der Invalide bei einem Handwerksmeister oder in einem industriellen Betriebe, wenn möglich da, wo er etwa
während der Lazarettzeit dort einige Stunden täglich arbeiten.
Für andere Fälle, in denen der Invalide einer gründlichen An⸗ passung oder einer förmlichen Neuausbildung bedarf, werden besondere Berufslehrgänge eingerichtet, zunächst bei der Landesgewerbeanstalt in beim Gewerbemuseum in Kaiserslautern und beim Gewerbebeförderungsinstitut in München. Weitere Kurse werden auf Anregung der Kreisausschüsse nach Bedarf eingerichtet werden. In⸗ validen beim Gemeindeschreibedienst zu verwenden, ist hier und da Gelegenheit geboten. Doch ist bei der efafsumn mit großer Vorsicht und Auswahl zu verfahren, da die Hoffnungen der ausgebildeten Kriegsinvaliden schon mit Rücksicht auf Inhaber des Zivilversorgungs⸗ scheins nicht in allen Fällen erfüllt werden können. Außerdem ist es fraglich, ob minder bildungsfähige Bewerber die notwendige Aus⸗ bildung durchmachen. Aehnliches gilt für die Ausbildung zu Rechnern
schaften. Allen Invaliden soll Gelegenheit zur Auffrischung der allge⸗
Volksfortbildungsschule gegeben werden, nicht nur, damit sie ihre eigenen Angelegenheiten selbständig besorgen können, sondern damit sie auch in Zeiten der Genesung und des Wuachliegens ihrer körperlichen Kräfte nicht zu lange ernster Beschäftigung entwöhnt werden. Die Einrichtung von Lehrgängen steht den Kreisausschüssen zu, soweit es sich um Lazarettschulen handelt. Sie sollen möglichst auch den Kriegsenvaliden anderer Regierungsbezirke zugänglich gemacht werden.
Die Kosten der Anpassung und Ausbildung werden aus den öffent⸗ lichen Mitteln bestritten, die Reich und Staat zur Verfügung stellen. Zu diesen Kosten gehören die Kosten der Maschinen und Lehrgegen⸗ stände, der sonstige sachliche Aufwand, die Besoldung der Lehrkräfte, dann auch die Kosten des Unterhalts der Invaliden während der Ausbildungszeit, soweit nicht durch den Aufenthalt im Lazarett dafür gesorgt ist und die Invaliden nach ihren persönlichen Verbältnissen eine Beihilfe zu ihrer Rente entbehren können. 1
In bezug auf die Beschäftigung der Kriegsinvaliden durch die Arbeitgeber macht die Schrift darauf aufmerksam, daß Befürchtungen, die sich auf deren Haftpflicht und den Sachschaden beziehen, unbe⸗ rechtigt Der Stellennachweis wird sich in solchen Fällen mit der Fürsorge darüber ins Benehmen setzen, ob der Arbeitgeber etwa gegen einen solchen Schaden versichert werden könnte.
Bemerkenswert ist, was in Bayern geschehen soll, um den wirt⸗ schaftlichen Bestand des Beschädigten neu zu begründen. Falls es sich um die Anschaffung von Arbeitsgeräten und Arbeitsmaschinen handelt, soll ein Vorschuß von Betriebsmttteln bereitgestellt werden, oder es kann auch für die Frau des Beschädigten eine Unterstützung zur Erlernung und Begründung eines mit ihren häuslichen Pflichten ver⸗ einbaren geeigneten Berufs in Betracht kommen. Außerdem aber können in Fällen, in denen eine Ansiedlung der Beschädigten sich als zweckmäßig erweist, Zuschüsse für Zukauf eines Stückes Gartenland oder einer kleinen Viehwirischaft gewährt werden. Der Zuweisung von Sachen soll, wenn irgend möglich, der Vorzug vor Barunter⸗ stützungen gegeben werden. Je nach den Verhältnissen wird das Eigentum, namentlich an kostspieligeren Maschinen, vorbehalten und an Grundstücken für den Fall des Wiederverkaufs eine Hypothek be⸗ stellt werden können. Als Grundsatz soll überall daran festgehalten werden, daß die Kriegsteilnehmer nach Möglichkeit auf ihre eigenen Füße gestellt werden und daß sie verpflichtet sind, zunächst selbst mit allen verfügbaren Kräften an ihrem Fortkommen zu arbeiten.
„Außerdem wird neben der Hilfe für den Invaliden noch eine ergänzende Fürsorge für seine Kinder in Betracht kommen. Vor allem ist es notwendig, daß die Fürsorgestelle mit dem Invaliden und seiner Familie unbeschadet seiner Selbständigkeit und Selbstverantwort⸗ lichkeit durch einen geeigktten Vertrauensmann in dauernder Fühlung bleibt und ihm mit Rat und Förderung an die Hand geht. Die Kosten dieser Zuwendungen werden die Orts⸗ und Kreisausschüsse zunächst aus eigenen Mitteln, sodann aus Mitteln bestreiten, die das Ministerium des Innern und, soweit es sich um Anschaffung von Arbeitsgeräten und Arbeitsmaschinen zum gewerblichen Gebrauch bandelt, das Staatsministerium des Königlichen Hauses und des Aeußeren den Regierungen zuweisen werden. Darlehen zur An⸗ schaffung von Maschinen und Handwerkszeug kann auch die Maschinen⸗ vermittlungsstelle bei der Landesgewerbeanstalt in Nürnberg gewähren.
Die Fürsorge für die Kriegsbeschädigten ist staatlich eingerichtet und zusammengefaßt, aber ste ist nicht ausschließlich staatliche Pflicht⸗ aufgabe. Darum sst sie nicht nur den Behörden übertragen, sondern es sind ihnen zur örtlichen Fürsorge Orte⸗ und Bezirksausschüsse und den Regierungsbezirken Kreisausschüsse beigegeben. Bei der Zu⸗ sammensetzung aller Ausschüsse und Fürsorgestellen wird namentlich in kleinen Bezirken die Einheitlichkeit der gesamten Kriegsfürsorge zu beachten sein, von der besonders auch die Fürsorge für die Hinter⸗ bliebenen gefallener Krieger über den Krieg hinaus dauern wird. Die Organisation soll je nach den örtlichen Verhältnissen so eingerichtet werden, daß sie auch andere Aufgaben der Kriegsfürsorge übernehmen
und fortsetzen kann. Die sachliche Zuständigkeit wird im einzelnen von den Regierungen geregelt. Für die örtliche Zuständigkeit ist der .
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eschäftigung in den Schreibberufen, als Ausgeher, Bote, Türsteher usw., sofern der J valide zu
die noch zu beruflicher Fachausbildung und Arbeitsleistung imstande
gewährt wird. Die in den bayerischen Lazaretten eingeführten Frage⸗-
Ludwigshafen, Nürnberg und Erlangen eingerichtet. Daneben sinden
auf Grund früherer Beschäftigung bezahlte Arbeit finden wird, unter⸗ gebracht werden. Zum Uebergang kann der Invalide auch schon
Gelde und an Gold
und Geschäftsführern für Darlehnskassen und sonstige Genossen-
meinen Kenntnisse in den Fächern der Volkshauptschule und der
Grundsatz von Bedeutung, daß die Invaliden möglichst ba geeignetes Lazarett ihrer heimischen Gegend gebracht werden.
Für die Deckung des Geldbedarfs ist neben der Mitwirkung von Reich und Staat auch die Heranziehung des Volkes vorgesehen. Jedoch sollen die Mittel für die Berufsberatung, die Anpassung und Ausbildung sowie für die Arbeitsvermittlung von Reich und Staat bereitgestellt werden, die Mittel für freie Zuwendungen und Unter⸗ stützungen an Kriegsinvalide dagegen namentlich zur Gründung und Stärkung eines wirtschaftlichen Lebensbestandes zunächst aus frei⸗ willigen Gaben bestritten werden.
Vvand⸗ und Forstwirtschaft.
Ernteer gebnisse in Dänemark. Der Kaiserliche Generalkonsul in Dänemark berichtet unterm
4. d. M.: Das Statistische Departement hat dies Jahr weit früher
als sonst Nachrichten über die Ernteergebnisse eingezogen und der Oeffentlichkeit zugängig gemacht. Es kann FI die Ernte im ganzen als eine Mittelernte bezeichnet werden. Sie ist auf den Inseln durchschnittlich besser ausgefallen als in Jütland. — Weizen hat den größten Ertrag gebracht. Es sind durchschnittlich 42,4 hl auf das Hektar geerntet, was ein sehr gutes Ergebnis ist. Der Durch⸗ schnittsertrag pflegt sonst etwa 10 % geringer zu sein. — Auch Gerste hat einen guten Ertrag gegeben. Es wurden durchschnittlich geerntet bei zweizeiliger Gerste 36,1 hl auf das Hektar, bei sechs⸗ zeiliger 31 hl auf das Hektar. — Bei Hafer und Mengkorn kam der Ertrag nahe an den Durchschnittsertrag heran. Bei dem gewöhn⸗ lichen weißen (oder gelben) Hafer wurden geerntet 39,3 hl, bei dem weniger gebauten sogenannten 9— Hafer 25,7 hl auf das Hektar. — Vei Mengkorn betrug der Ertrag 35,8 hl auf das Hektar. — Roggen hat den geringsten Ertrag gegeben. Es wurden geerntet 21,7 hl auf das Hektar.
Der Gesamtertrag der Ernte belief sich auf 38 Mill. Hekto⸗ liter, was ungefähr dem Durchschnitt der Jahre 1909—1913 entspricht.
Der Ertrag verteilt sich auf die einzelnen Kornsorten, wie folgt:
Weizen. . v Mill. Hektoliter,
Gerste
Hafer
Mengkorn
Erbsen 8
Buchweizen. ga 2. 88,78 Mü. Hektolster.
Budapest, 9. Oktober. (W. T. B.) Der amtliche Saaten⸗
standsbericht schätzt das Erträgnis der Ernte in Mais auf 45,86, Kartoffel M 68
56,98, Zuckerrüben auf 24,88 Millio⸗
Handel und Gewerbe.
Nach der Wochenübersicht der Reichsbank vom 7. O tober 1915 betrugen (+ und — im Vergleich zur Vorwoche): “
Aktiva. 1915 — 1913 Metallbestand (Be⸗ “
err. an kurs⸗ fähigem deutschen in Barren oder aus⸗ ländischen Münzen, 1 das Kilogr. fein zu “ ö1u“] ““ 2784 ℳ berechnet) 2 458 519 000 1 789 356 000 1 412 717 000 (+ 1 640 000) (+ 51 911 000) (+ 4 252 000) darunter Gold 2 422 972 000 1 770 700 000 1 159 209 000 (+ 3 538 000) (+ 54 629 000) (+ 16 283 000) Bestand an Reichs⸗ u. Darlehnskassen⸗
nhait.. . 5 887 905 000 949 163 000 39 080 000 (+ 2778 000) (+ 612 688 000) 96 000) Bestand an Noten
anderer Banken. 16 824 000 23 529 000 28 541 000 (+ 4 890 000) (+ 16 182 000) (+ 17 313 000) Bestand an Wechseln,
Schecks und dis⸗ kontierten Reichs⸗ schatzanweisungen. 4 375 969 000 3 300 035 000 1 240 061 000 (s— 3094607000) (— 1455735000) (— 259 202 000)
Bestand an Lombard⸗
sorderungen 14 364 000 42 878 000 77 070 000 (+ 1 230 000) (+ 12 297 000) — 35 124 000) Bestand an Effekten 37 930 000 97 614 000 222 965 000 (+ 101 000) (— 8 292 000) (+ 24 871 000) Bestand an sonstigen lben. . „ 235 329 000
266 503 000 197 644 000 ([— 16 385 000) (+ 37 975 000) (— 9 302 000)
Passiv Grundkapital.
Reservefonds.
180 000 000 180 000 000 180 000 000 (unverändert) (unverändert) (unverändert) 80 550 000 74 479 000 70 048 000
(unverändert) (unverändert) (unverändert)
5 877 543 000 4 198 879 000 2 252 596 000 ([s(D— 280 087 000 (s— 292 014 000) (— 203 048 000) sonstige täglich fällige
Verbindlichkeiten. 1 615 423 000 1 915 429 000 646 524 000 (s— 2800832000) (s- 435 289 000) (— 56 938 000) P siva. 273 324 000% 100 291 000 68 910 000 ü6(- 19 434 000) (— 5 671 000) (+ 2 698 000)
Betrag der um⸗ laufenden Noten.
(Aus den im Reichsamt des Innern zusammen⸗
gestellten „Nachrichten für Handel, Industrie
und Landwirtschaft“.)
Türkei.
Die Rohseidenerzeugung. Der Handelssachverständige beim Kaiserlichen Generalkonsulat in Konstantinopel berichtet:
Die Seidenzucht wird in verschiedenen Bezirken der Türkei betrieben; das Haupterzeugungsgebiet von Seidenkokons ist aber Klein⸗ asien und dort wiederum die beiden Bezirke Brussa und Jemid.
In und bei den Ortschaften Brussa und Ismid drängt sich auch fast die ganze Seidenspinnerei der Türkei zusammen.
Die Gesamtzahlen der türkischen Seidenerzeugung sind zurzeit nicht erhältlich, doch dürften sie kaum wesentlich über die Zahlen für Brussa und IJemid hinausgehen.
Für diese beiden Bezirke sind folgende amtliche Zahlen angegeben
worden: Ernte von frischen Kokons
8 1912/13 1913/14
kg kg 8
Bezirk Brussa 3185 859 3 891 256
Bezirk Jemid 942 414 868 374 1128 273 — 12755 830.
ie folgenden Zahlen geben die Ausfuhr von Rohseide: 8 1912/13 1913/14 kg
Bezirk Brussa . 368 168
Bezirk Ismid .219 858
8
144 5388 8 588 026 471 541. An Florettseide und sonstige Abfallseide wurden ausgeführt: 1912/13 1 1913/14 E1““ „V Bezirk Ismid .. 137 977 138 550
Bezirk Brussa.
Für 1914/15 noch nicht zur V ist es nicht zu bezweifeln, daß die Seidenerzeugung in allen ibren Zweigen infolge des Krieges und infolge anderer wirtschaftlicher Um⸗ stände ganz wesentlich zurückgegangen ist. In den fachkundigen Kreisen schätzt man die damalige Erzeugung ven Rohseire auf rur ctwa 200 000 kg, davon etwa 90 v. H. weiß und 10 v. H. gelb.
Die Seide ging früher fast ausschließlich nach Frankreich; in den letzten Jahren hat aber die italienische Industrie sich in solchem Nase auf die Verarbeitung türkischer Robseide eingerichtet, daß die
Auesfuhr nach Italien diejenige nach Frankreich übertraf. Die Aus⸗
fuhr nach Deutschland hatte bisher nur geringen Umfang.
”.⸗ Brussaseide wird schöne Farbe, Elastizität und Stärke nach⸗ gerühmt.
Es werden alle Stärken von 9/11 bis 23/,25 gesponnen. Einige Betriebe stellen auch 30/32 her. In letzter Zeit soll der Kurzhaspel bevorzugt worden sein.
Der gegenwärtige Preis für die Stärken 13/15 bis 18/20 beträgt 29 bis 30 ℳ, für die Stärken 9/11, 10/12 und 11/13 30,50 bis 31,50 ℳ für 1 kg frei Konstantinopel.
Es empfiehlt sich im allgemeinen nicht, direkte Verbindungen mit den Spinnern in Brussa und Ismid zu suchen, da es ihnen meist an der nötigen geschäftlichen Organisation für die Ausfuhr fedlt. Der Einkauf im Markte von Konstantinopel ist vorzuziehen.
Ein Verzeichnis von Ausfuhrfirmen für Rohseide sowie Muster der beiden als erste Qualität bezeichneten Marken Tav, Langhaspel, und T B, Kurzhaspel, liegt während der nächsten Woche im Bureau der „Nachrichten“ im Reichs⸗ amt des Innern, Berlin NW. 6, Luisenstraße 33/34, zur Einsicht aus. Ersteres kann inländischen Interessenten auf Antrag zur Verfügung gestellt werden, letztere können für kurze Zeit über⸗ sandt werden. Die Anträge sind unter Beifügung eines mit Auf⸗ schrift und Marke zu 20 ₰ (Berlin 5 ₰) versehenen Briefumschlags an das genannte Bureau zu richten.
— Die Mädchenhandelsschulen der Korporation der Berliner Kaufmannschaft, Weinmeisterstraße 16/17, Wilhelms⸗ havenerstraße 2/5, Schönecberg, Feurigstraße 57, begannen am 7. Oktober ihr Winterhalbjahr. Die Schulen wollen Frauen und Mädchen, die den kaufmännischen Beruf zu ergreifen beabsichtigen, Gelegenheit zu einer gründlichen theoretischen Ausbildung geben. In den Selekten der Schulen werden Besucherinnen einer höheren Mädchenschule für den Beruf vorbereitet. Um auch den schon tätigen kauf⸗ männischen Angestellten Gelegenheit zur Weiterbildung zu geben, sind Fortbildungsschulkurse eingerichtet worden. Auf die Schreibmaschinen⸗ schulen und die neuerdings eingerichteten Verkäuferinnenkurse sei noch besonders hingewiesen. Der Besuch der Mädchenhandelsschulen der Korporation der Kaufmannschaft befreit vom dreijährigen Pflicht⸗ schulbesuch. Weitere Auskunft wird erteilt in den Schulen und im “ des Direktors, Börse, Burgstraße 25 II, zwischen
— r.
— Die Einlösung der fälligen Coupons und verlosten Stücke der 4 ½ %i Pfandbriefe des Landschaftlichen Creditvereins im Fönkgreich Polen wird — wie „W. T. B.“ aus Berlin von zuständiger Stelle erfährt — voraussichtlich in nächster Zeit bei den deutschen Zahlstellen, nämlich in Berlin bei dem Bankhause Mendelssohn u. Co., bei dem Bankhause S. Bleich⸗ röder und bei der Direction der Disconto⸗Gesellschaft, in Breslau bei dem Bankhause E. Heimann und in Posen bei der Bank Zwiasku Spõölek Zarobkowych erfolgen können. Die Zahlung geschieht in Mark zum jeweiligen Kurse der russischen Noten.
— In der vorgestrigen Generalversammlung der Edu ard Lingel, Schuhfabrik Aktiengesellschaft, Erfurt, in der 2 656 000 ℳ durch 15 Aktionäre vertreten waren, wurde die Verteilung der vor⸗ geschlagenen 10 % igen Dividende beschlossen. Nach den Mitteilungen des Aufsichtsratevorsitzenden ist das Uaternehmen zurzeit reichlich be⸗ 8-- t. Neue Heereslieferungen zu annehmbaren Preisen stehen in
ussicht.
Budapest, 9. Oktober. (W. T. B.) Die Generaldirektion der Allerhöchsten Privat⸗ und Familienfonds zeichnete auf Weisung Seiner Majestät je zehn Millionen Kronen für die ungarische und die österreichische dritte Kriegsanleihe. — Die Wiener Mit. glieder des Rothschildkonsortiums zeichneten für eigene Rechnung auf die dritie ungarische Kriegsanleihe 75 Millionen Kronen.
Budapest, 9. Oktober. (W. T. B.) Der Finanzminister ver⸗ öffentlicht heute die Zeichnungseinladung auf die dritte mit 6 % ver⸗ zinsliche steuerfreie Ungarische Staatsrentenanleihe. Die Schuldverschreibungen werden in Stücken von 50, 100, 1000, 5000. und 10 000 Kronen ausgefertigt und werden, vom 1. November 1915 angefangen, mit 6 % für das Jahr, halbjährlich im Mai und November, verzinst. Der erste Zinsschein ist am 1. Mat 1916 fällig. Schuldverschrelbungsbesitzer, die ihre Schuldverschreibungen bei der Zeichnung sperren und die Sperre innerhalb fünf Jahren nicht auf⸗ beben, erlangen das Recht, die auf Grund der Schuldverschreibung bestehende Forderung im letzten Jahresviertel der fünfjährigen Periode spätestens am 1. November 1920 auf ein Jahr von diesem
age an gerechnet zur Rückzahlung mit dem Nennwert zu kündigen. Der Staat verpflichtet sich, derart gekündigte Schuldver⸗ schreibungen spätestens am 1. November 1921 mit dem Nennwert zurückzuzahlen, ohne daß für die Zeichner irgendwelche Spesen er⸗ wachsen. Die Sperre ist nur bei 1000 Kronen überstetgenden Zeich⸗ nungen zulässig. Das Finanzministerium behält sich das Recht vor, die Anleihe ganz oder teilweise mit dreimonatiger Kündigung zum Nennwert zurückzuzahlen, es wird jedoch eine etwaige Kündigung vor dem 1. Mai 1921 nicht erfolgen. Sowohl die Zinsen als auch im Falle einer Kündigung der Kapitalwert der Schuldverschreibungen sind von den bestehenden oder zukünftigen ungarischen Steuern, Stempeln und Gebühren frei. Zeichnungen können in der Zeit vom 18. Oktober bis zum 17. November 1915 statifinden. Bei Einlageinstituten und bei Firmen, die sich mit dem Einlagegeschäft befassen, können die Einleger auf das Einlegebuch von dem vor den 1. August 1914 hinterlegten Einlagen 50 % ihrer im Augenblick der Zeichnung be⸗ stebenden Einlage für Zeichnungszwecke in Anspruch nehmen. Der Zeichnungspreis beträgt in dem Falle, daß bei der Zeichnung der ganze Gegenwert des gezeichneten Betrags eingezahlt wird und die Zeichnung bis einschließlich 13. Oktober 1915 erfolat, 97,19; wenn die Zeichnung nach dem 30. Oktober bis einschließlich 17. November 1915 erfolgt, 97,40, bei Inanspruchnahme von Zahlunasmodalitäten 98 Kronen zinsen⸗ und provisionsfrei. Die Oesterreichisch⸗Ungarische Bank und die Ungarische Kriegsdarlebnskasse gewähren im Lombard 75 % des Nennwerts als Lombarddarlehen.
Brüssel, 9. Oktober. (W. T. B.) Ausweis des Noten⸗ departements der Société Génrale de Belgique vom 7. Oktober (in Klammern vom 30. September): Aktiva. Metallbestand und deutsches Geld 158 379 078 (147 976 559) Fr., Darlehne gegen Guthaben im Auslande 22 782 080 (22 659 959) Fr., Darlehne gegen Schatzscheine ausländischer Staaten 1 360 000 (1 360 000) Fr., Darlehne gegen Schatzscheine der belgischen Pro⸗ vinzen (gemäß Artikel 6 Füfter 7 der Vorschriften) 400 000 000 (400 000 600)0 Fr., Wechsel und Schecks auf belgische Plätze 36 306 249 (37 071 529) Fr., Darlehne gegen inländische Wertpapiere 6 402 061 (6 405 834) Fr., Sonstige Aktiven 6 884 564 (3 917 379) Fr., zusammen 632 114 032 (619 391 260) Fr. — Passtva. Betrag der umlaufenden Noten 472 176 364 (458 599 047) Fr Giroguthaben 154 336 244 (157 789 327) Fr., Sonstige assiven 5 601 424 (3 002 886), zusammen 632 114 032 (619 391 260) Fr.
New York, 8. Oktober. (W. T. B.) In der vergangenen Woche wurden 4 495 000 Dollar Gold und 195 000 Dollar Silber eingeführt; ausgeführt wurden 2000 Dollar Gold und 994 000 Dollar
— Laut Meldung des „W. T. B“ betrugen die Bruttoeinnahmen der Canadian Paeefie ⸗Bisenbahn in der ersten Oktoberwoche 2 915 000 Doll. (642 000 Doll. mehr als im Vorjahr).
Berlin, 9. Okiober. Bericht über Speisefette von Gebr. Gause. Butter: Die heutigen Notierungen sind: Hof⸗ und Genossenschaftsbutter 1a Qualität 254,00 — 257,00 ℳ, do. IIa Qualität 254,00 ℳ. — Schmalz: Die Nachfrage nimmt zu und da Vorräte fehlen, gingen die Preise weiter erheblich in die Höhe. — S knapp und fest.
Berlin, 11. Oktober. Produktenmarkt. Der Markt war geschäftslos.
Kursberichte von auswärtigen Fondsmärkten.
London, 7. Oktober. (W. T. B) Bankausweis (s. I. Beil. Nr. 239 des „R. u. St.⸗A.“*). Berichttgung.) Re⸗ jerungssicherheiten 31 286 000 (Abn. fd. Sierl.
— 8. Oktober. (W. T. B.) 2 ½ % Engl. Konsols 65, 5 % Argentinier v. 1886 98 ¼, 4 % Brasilianer v. 1889 —,—, 4 % Japaner von 1899 69 ¼, 3 % Portugiesen —,—, 5 % Russen von 1906 92 ½⅛, 4 ½ % Russen v. 1909 —,—, Baltimore u. Obio 94 ⅛½, Canadian Pacific 171 ½, Erie 35 ¼, National Railwavs of Mexifo 6 ⅜, Pennsylvanig 60 ½. Southern Pacific 99 ¾, Unton Pacific 141 ⅛, United States Steel Corporation 85 ⅛, Anaconda Copper 16, Rio Tinto 54 ½, Chartered 9/6, De Beers def. 10 ¼, Goldfields 1 ¼3, Randmines 4 ½. 1
1* 8. Oktober. (W. v2 “ 4 ¾, Silber 23¹⁵⁄16. — Bankausgang 500 000 Pfd. Sterl.
e, d Banenseng 2,0 0(a. T. B.) Die Fondsbörse blieb eute geschlossen.
3 bess t 9 9. Oktober. (W. T. B.) 3 % Französische Rente 66,50, 4 % Span. äußere Anleihe 86,25, 5 % Russen 1906 dee 3 % Russen v. 1896 —,—, 4 % Türken —,—, Suezkanal 3998, Rio Tinto 14,90. 8
Amsterdam, 9. Oktober. 5 T. B.) Fest. Scheck auf Berlin 50 05 — 50,55. Scheck auf London 11,42 — 11,52, Scheck auf Paris 41,80 — 42,30, Scheck auf Wien —,—, 5 % Niederländische Staatsanleibe 10115⁄16, Obl. 3 % Niederl. W. S. 75 ½⁄6, Königl. Niederländ. Petroleum 506 ¾, Holland⸗Amerika⸗Linie 299 ½8, Nieder⸗ ländisch⸗Indische Handelsbank —,—, Atchison, Tovpeka u. Santa F6 105, Rock Jsland —,—, Southern Pacific 96 ⁄216, Southern Railway 20 ⁄6, Union Pacific 137, Anaconda 152, United States Steel Corp. 78 ¾.
Nereeg ort, 9. Oktober. (W. T. B.) (Schluß.) An der beutigen Effektenbörse beherrschten wiederum Eisenbahnwerte das Feld, da die Meldungen über das Transportgeschäft sowohl aus den In⸗ dustriebezirken als auch aus den Getreidestaaten ermutigend lauteten. Der Verkehr in industriellen Speztalpapieren trat dagegen mehr zurück. Gleichwobl fanden heute wiederum in Bethlehem Steel⸗Shares arößere Umsätze statt und der Kurs dieser Werte besserte sich um 9 Dollar. Auf Stahltrustaktien wurde die Zunahme des Auftragsbe⸗ standes um 410 000 t angeregt. Ferner veranlaßte die Erwarntug, daß die Negierung in Washington die Präsidentschaft Carranzas in Mexiko anerkennen werde, umfangreichere Käufe in mexikanischen Werten. Trotz ziemlich belangreicher Realisationen schloß die Börse in fester Haltung. Eisenbahnwerte stiegen zum Teil über drei Dollar. Der Aktienumsatz betrug 630 000 Stück. Der Auftragsbestand der United States Steel Corporation betrug Ende September 5 318 000 t, gegen 4 908 000 t Ende August und 3 788 000 t Ende September des Vor⸗ jahres Tendenz für Geld: Nominell. Geld auf 24 Stunden Durchschn.⸗Zinsrate nom., Geld auf 24 Stunden letztes Darlehen nom., Wechsel auf London (60 Tage) 4 65, Cable Transfers 4,69,65, Wechsel auf Paris auf Sicht 5,82,50 Wechsel auf Berlin auf Sicht 82 ⅛⅜, Silber Bullion 49 ½, 3 % Northern Pacific Bonds 63 ½, 4 % Ver. Staat. Bonds 1925 109 ½, Atchison, Topeka u. Santa F6 107 ½, Baktimore u. Ohio 92 ½ Canadian Pacific 188 Chesapeake u. Ohio 59 ¾, Chicago, Milwaukee u. St. Paul 93 ½, Denver u. Ris Grande 10 ½, Illinois Central 109, Loutsville u. Nashville 124, New York Central 101 ¾8, Norfolk u. Western 117 ⅛, Pennsylvania 116 ¼, Reading 162 ⅞, Southern Pacific 97 ½, Union Pactific 137, Anaconda Copper Mining 76, United States Steel Corporation 81 ½, do.
114 . 8 Rio de Janeiro, 6. Oktober. (W. T. B.) Wechsel auf
London 12 ⅜.
Kursberichte von auswärtigen Warenmärkte
London, 8. Oktober. (W. T. B.) Kupfer prompt 72 ¼.
London, 8. Oktober. (W. T. B.) Müllermarkt. Enalischer Weizen war 1—2 Schilling, ausländischer 6 Pence bis 1 Schilling höher. Hard⸗Winter Nr. 2 notierte 52/—. Die Tendenz für Mais war fest.
“ 8. Oktober. (W. T. B.) Baumwolle. Umsa 10 000 Ballen, Einfuhr 3770 Ballen, davon — Ballen ameri⸗ kanische Baumwolle. — Für Oktober⸗November 7,07, für Januar⸗ Februar 7,09. — Amerikantsche und Brasilianische 6 Punkte höher. Indische 5 — 10 Punkte böher. Aegvptische 10 Punkte niedriger.
Liverpool, 2. Oktober. (W. T. B.) Baumwolle. (Offizielle Notierungen.) Amerscan ordinarv 5,68, do. good ordinary 5,98, do. fully good ordinary 6,20, do. low middling 6,38, do fully low middling 6,62, do. middling 6,86, do. fully middling 7,03, do. good middling 7,18, do. fully good middling 7,36, do. middling fair 7,74, Pernam fair 7,30, do. good fair 7,72, Ceara fair 7,25, do. good fair 7,67, Egyptian brown fair 8,85, do. brown good fair 9,40, do. brown fully good fair 9,65, do. brown good 10,15, M. G. Brvach good 6,20, do. fine 6,50, Domra good 5 30, do. fully good 5,45, do. fine 5,65, Bengal good 4,80, do. fine 5,10, Madres Tinnivellv good 6,62.
2. Oktober. (W. T. B.) Baumwoll⸗Wochen⸗ bericht. Wochenumsatz 70 047, do. von amerikanischer Baum⸗ wolle 60 649. Gesamte Ausfuhr 18 799, do. Einfuhr 38 323, do. do. von amerikanischer Baumwolle 19 642. Gesamter Vorrat 983 440, do. do. 8 amerikanischer Baumwolle 743 490, do. do. von ägyptischer Baumwolle 77 510.
Bradford, 7. Oktober. (W. T. B.) Wolle. Kreuzzuchten⸗ wolle für den Export war gefragt, während Tops träge Haltung be⸗ kundeten. Vierziger Loko Tops notierten 22 bis 22 ½ Pence.
Glasgow, 8. Oktober. (W. T. B.) Roheisen für Kasse 64 sh. 2 d.
New York, 9. Oktober. (W. T. B.) (Schluß.) Baumwolle loko middling 12,30, do. für Oktober 12,05, do. für Dezember 12,39, do. für Januar 12,53, New Orleans do. loko middling 12,00,
etroleum Refined (in Cases) 9,75, do. Standard white in New pet 7,50, do. in Tanks 4,00, do. Credit Balances at Oil City 1,75, Schmalz prime Western 9,70, do. Robe u. Brothers 10,40, Zucker Zentrifugal 4,01 — 4,14, Weizen für Dezember 109 ¼, do. für Nai —,—, do. für Juli —,—, do. hard Winter Nr. 2 125 ¼, Mehl Spring⸗Wheat clears (neu) 4,80, Getreidefracht nach Liver⸗ ool 20, Kaffee Rio Nr. 7 loko 7, do. für Dezember 6,25, do. 8b Januar 6,29, do. für März 6,36, Kupfer Standard loko —,—, Zinn 33,50.
New YPork, 8. Oktober. (W. L. B.) Baumwoll⸗Wochen⸗ bericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 311 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 53 000 Ballen, Ausfuhr nach dem Kontinent 74 Ballen, Vorräte im Innern 706 000 Ballen. 1