1915 / 249 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Oct 1915 18:00:01 GMT) scan diff

der Zus ehörigkeit Berlins zum Hohenzollernhause vollendet.

Berlin, den 16. Oktober 1915.

Der Reichskanzler. 8 In Vertretung: Dr. Helfferich.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 4. März 1915 über die zwangsweise Verwaltung russischer Unternehmungen ist für die folgenden Unter⸗ nehmungen die Zwangsverwaltung angeordnet worden:

Grundbesitz des Herzogs und der Herzogin von Leuchtenberg in Seeon, K Bezirksamts Traunstein (Verwalter: K. und Bezirksamtmann a. D. Aldalbert Freiherr von Malsen in Traunstein),

Grundbesitz der Fürstin Anna Bariatinsky in Starnberg und Kempfenhausen, K. Bezirksamts Starnberg (Verwalter: Notariatsbuchhalter Christian Will in Starnbera), 82

Grundbesitz der Staatsratswitwe Charlotte König und ihrer Kinder in und Umgebung, K. Bezirksam’s Lindau (Verwalter: Oekonomierat Friedrich Strauß in München),

Grundbesitz der Luise von Karnicka in Wörishofen, K. Bezirks⸗ amts Mindelbeim (Verwalter: prakt. Arzt Dr. Baumgarten in Wörishofen).

München, den 16. Oktober 1915.

Königlich bayerisches Staatsministerium des Innern. J. A.: Staatsrat Dr. von Kahr

Die 8. ab zur Ausgabe gelangende Nummer 143 des Reichs⸗Gesetzblatts enthält unter

Nr. 4916 eine Bekanntmachung über Ausdehnung der Ver⸗ ordnung über den Verkehr mit Oelfrüchten usw., vom 19. Ok⸗

tober 1915, und unter 1 Nr. 4917 eine Bekanntmachung über die Aenderung fran⸗

zösischer Ortsnamen in Elsaß⸗Lothringen, vom 16. Oktober 1915.

Berlin W. 9, den 20. Oktober 1915. Kaiserliches Postzeitungsamt.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenarsitzung; vorher hielten der Ausschuß für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr

. das Seewesen sowie der Ausschuß für Justizwesen Sitzungen.

Aus Anlaß des 500 jährigen Jubiläums der Herrschaft der Hohenzollern in der Mark haben die Gemeindebehörden der Haupt⸗ und Residenzstadt Berlin, wie „W. T. B.“ meldet, folgendes Telegramm an Seine Majestät den Kaiser und König gerichtet:

Dem Emrfinden Euer Majestät sind wir uns bewußt zu folgen, Indem wir ohne städtische Feier nur in treuer Erinnerung und mit tiefem Dankgefühl den Tag begehen, welcher ein halbes Jahrtausend

des segensreichen Waltens der Hohenzollernfürsten in der 15. nsere

Mauern vereinten am 21. Oktober 1415 zu festlichem Gepräge die

. Städte und Stä de, die gekommen waren, ihrem Markgrafen zu

uldigen. Sie schwuren: Herrn Friedrich und seinen Erben getreu, Pentcfae und gehorsam sein, ihr Wohl werben, ihren Schaden wenden zu wollen, rückhaltlos und unverbrüchlich. Das haben sie gehalten und werden sie halten. In Wirrnis und Kampf hat das Haus Hohenzollern die Zügel fest ergriffen. Mit ihm stiegen im Laufe von fünf Jahr⸗ hunderten Brandenburg, Preußen, das Reich zur Größe empor, ihren reinen Willen zum Edlen und Guten, zu friedlichem Fleiß und freudigem Fortschriit immer von neuem gegen schwere Anfechtung von außen behauptend. Jetzt bestehen wir mit unserem Kaiser die stäckste Probe auf die Unbeugsamkeit dieses Willens. In so ernster, hehrer Zeit gedenkt Berlin des alten Treugelübdes: Die Reichshauptstadt wird entschlossen vnd besonnen auch ferner auf dem Platze stehen, den ihr die Kriegspflicht zuweist, und immerdar in Liebe zu ihrem Kaiser

Der e und 8 Ftaptvererdgeche 1 der Königlichen Haupt⸗ un esidenzstadt Berlin. düesegr; Michelet.

Die von den Kommunalverbänden auf Grund der Ver⸗ ordnung Nr. M. 325/7. 15 K. R. A., über Beschlagnahme, Meldepflicht und Ablieferung von fertigen, gebrauchten und ungebrauchten Gegenständen aus Kupfer, Messing und Rein⸗ nickel errichteten Sammelstellen, können, wie durch W. T. B.“ mitgeteilt wird, auch nach dem 16. Oktober 1915 olche Gegenstände aus Kupfer, Messing und Reinnickel an⸗ nehmen, die nicht beschlagnahmt und die in der Bekannt⸗ machung der Zusätze zu der genannten Verordnung (M. 325 6/7. 15 K. R. A.) aufgeführt sind. Solche Gegenstände sind: Bürstenbleche, Eimer, Kaffeekannen, Teekannen, Kuchenplatten, Milchkannen, Kaffeemaschinen, Teemaschinen, Samovare, Zuckerdosen, Teeglashalter, Menagen, Messerbänke, Zahn⸗ Hucerdofanh, Tafelaufsätze aller Art, Tafelgeschirre, Rauch⸗ service, Lampen, Leuchter, Kronen, Plätten, Nippessachen, Thermometer, Schreibgarnituren, Bettwärmer, Säulenwagen, Badeöfen. 1b

Außer diesen Sachen dürfen ferner angenommen werden: sämtliche Materialien und Gegenstände aus Kupfer, Messing, Rotgus, Tomback, Bronze, Neusilber, Alfenid, Christofle, Alpaka und Reinnickel, soweit sie nicht auf Grund der Ver⸗ fügung M. 1/4. 15. K. R. A., betreffend „Bestandmeldung und Beschlagnahme von Metallen“, an die Metall⸗Meldestelle der Kriegs⸗Rohstoff⸗Abteilung des Preußischen Kriegsministeriums gemeldet worden sind. Für diese, nicht an die Metall⸗Melde⸗ stelle gemeldeten Materialien werden die bereits in der Be⸗ kanntmachung M. 325 0/7. 15 K. R. A. veröffentlichten Preise vergütet.

Auch Altmaterial darf zu diesen Preisen angenommen werden. Als Altmaterial gelten die Gegenstände, die sich in einem solcheen Zustande befinden, daß sie für ihren eigentlichen Zweck nicht 88 ber utzt werden können. 2 8 8

11“ 8 3

Wie durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, ist es nicht aus⸗ geschlossen, daß die von den Zivil⸗ und Militärbehörden ge⸗ troffenen und vorbereiteten Maßnahmen gegen die Steigerung der Butterpreise in Kürze eine Verminderung der Butter⸗ einfuhr vom Ausland zur Folge haben. Da die Inlands⸗ erzeugung an Butter den einheimischen Bedarf bei der Menge des bisherigen Verbrauchs nicht deckt, ist mit dem Ausbleiben oder der Verringerung der Buttereinfuhr aus dem Ausland eine Knappheit an Butter auf dem Markte unvermeidbar.

Es darf im Interesse der Durchführung der auf die dauernde Verbilligung der Butter hinzielenden Mahnahmen von der Einsicht der Bevölkerung erwartet werden, daß jeder⸗ mann den zeitweiligen Mangel an Butter in Ruhe hinnimmt, und daß insbesondere die besserbemittelten Bevölkerungskreise durch Einschränkung im Verbrauch die Wirkungen der Butterknappheit für die minderbemittelten Kreise zu mildern 8„ werden. Mit Bestimmtheit kann erhofft werden, daß

iese Knappheit in Kürze vorübergehen wird. Alle Maßnahmen gegen eine wucherische Zurückhaltung der ein⸗ heimischen Vorräte sind getroffen. 2 8

Bezüglich der Bestandserhebung von Spinnstoffen wird durch „W. T. B.“ amtlicherseits folgendes bekanntgegeben:

Im Sinne des § 3, Absatz 6 der Bekanntmachung W. M. 58/9 15 K R. A. sind die Garne erst dann als in Verarbeitung befindlich und daher als nicht meldepflichtig zu betrachten, wenn sie nach vollendesem Spinn⸗ oder Zwirnprozeß im Vorbereitungsverfahren auf Spul., Scher⸗ oder Zertelmaschinen gelangt sind. .

Nicht meldepflichtig ist der Schuß an Webstühlen sür das im Webprozeß befindliche Stück der im Stuhl liegenden Kette.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 744 und 745 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 359. Verlustliste der preußischen Armee, die 228. Verlustliste der bayerischen Armee und die 209. Verlustliste der sächsischen Armee.

. 1 8 92 Aus Anlaß der 500jährigen Wiederkehr des Tages, an dem der erste Hohenzoller die Erb⸗ huldigung auf dem Landtag in Berlin entgegen⸗ genommen hat und hierdurch in den Besitz der Mark Branden⸗ burg gelangt ist, hat Seine Majestät der König an Seine Majestät den Kaiser und König, wie „W. X. B. meldet, nachstehendes Telegramm gerichtet:

In diesem Jahre, wo unser deursches Vaterland, von Feinden umringt, die Kraft bewährt, die es aus der rahmreichen Geschichte seiner Staaten schöpft, und das ganze deulsche Voll in einmütigem und unerschütterlichem Vertrauen auf Deine Führung des nd⸗ gültigen Sieges gewiß ist, denke ich gern alles dessen, was die Hohen⸗ zollern, seitdem sie in die Mark Brandenburg einzogen, für Deutsch⸗ lands Etnigkeit vnd Größe getan haben. Goties Segen ser auch fernerhin mit Dir und Deinem Hause. Er schenke uns als Frucht der Kämpfe und Siege einen dauernden Frieden, der uns gestattet, an dem Ausbau der Woh fahrt unserer Völker und der Herrlichkeit des Reiches mit neuer Freudigkeit zu wirken. b

sFsbeih Aungust

Großbritannien und Irland.

Der Ministerrat hat sich vorgestern zweimal versammelt, um die Berichte mehrerer Mitglieder der Kriegskommission des Kabinetts entgegenzunehmen. An der Sitzung nahmen der in London eingetroffene französische Kriegsminister Millerand und der französische Botschafter Cambon teil.

Die Entscheidung in der Seiepffics ist nach einer Meldung des „Manchester Guardian“ für 6 Wochen auf⸗ geschoben, bis das Ergebnis des Versuches Lord Derbys vor⸗ liegt. Im Kabinett scheint eine Mehrheit von einer Stimme gegen die Wehrpflicht zu bestehen. Ueber eine andere wichtige Frage steht die Entscheidung des Kabinetts bevor.

Im Unterhause standen gestern verschiedene Anfragen auf der Tagesordnung. Ueber den Verlauf der Sitzung be⸗ richtet das „W. T. B.“, wie folgt:

Lord Charles Beresford fragte, ob die Königliche Verordnung vom 11. März 1915 bezwecke, die Erklärungen von Paris vom Jahre 1856, von London vom Jahre 1908 und die vierzehn von der Haager Konferenz im Jahre 1907 beschlossenen Konventionen aufzuheben, und welche dieser Verträge die Regierung noch auf⸗ recht erhalte. Lord Robert Cecil erwiderte, daß die Königliche Ver⸗ ordnung die genannten Abkommen nicht außer Kraft gesetzt habe, und fügte binzu, er wolle nicht sagen, daß die bestehenden Verpflichtungen gegenüber den Neutralen nicht vochanden seien. In Beantwortung einer weiteren Frage sagte Cecil, die Aktenstücke über die Balkan⸗ frage würden veröffentlicht werden, sobald dies ohne Schädigung des öffentlichen Interesses und in Uebereinstimmung mit den Ver⸗ bündeten geschehen könne. Cecil verneinte, daß Lord Reading er⸗ mächtigt worden sei, mit der Regierung der Vereinigten Staaten die Fagen der Berufung von den britischen Prisengerichten und der Freihett der Meere zu erörtern.

Der liberale Abgeordnete Outhwaite fragte, ob der Premierminister angesichts der Erklärung des britischen Botschafters in St. Peters⸗ burg, daß die Operationen an den Dardanellen auf Ersuchen der russischen Regierung unternommen worden seien, um die türktschen Truppen vom Kaukasus wegzuziehen, erklären wolle, ob die russische Regierung den Operationen noch dieselbe Bedeutung beimesse, obwohl bis zum 10. Okiober die britischen Verluste 96 899 Mann betragen hätten. Lord Robert Cecil erwiderte, er dürfe über die Bedeutung, die einer der Verbündeten oder England selbst einem bestimmten Kriegsschauplatz beimesse, keine Erklärung abgeben. Die Operationen an den Dardanellen seien militärische und maritime, und die Erklä⸗ rung des britischen Botschafters in St. Petersburg enthalte keine voll⸗ ständige Erklärung aller einschlägtgen Erwägungen.

Der Minister Lloyd George lehnte auf eine weitere Anfrage eine Erklärung darüber ab, ob der Befehlshaber des verbündeten Expeditionskorps in Serbien ein Engländer oder ein Franzose sein werde.

Der Abg. Bryce fraate, ob bei den Luftangriffen künftig alle Lichter der Themsebrücken auegelöscht und der Tramdienst entlang der Themseufer entweder eingestellt oder die Lichter der Wagen gelöscht werden würden. Der Unterstaatssekrejär Brace antwortete, die geltenden Vorschriften seien auf Veranlassung der Admiralität erlassen worden. Sie würden abgeändert werden, wenn neue Erfabrungen eine Verbess rung möglich machten. Brace sagte ferner, daß die Vor⸗ schrifien über das Hereblessen der Fenstervorhänge der Eisen⸗ bahnwagen ve schärft werten sollten. Der Abg. Bryce fragte den Vertreter des Kriegsamts, ob die im Dienst be⸗ findlichen Fl gzeuge, deren Aufgabe die Beschirmung Lon⸗ dons gewesen sei, am 13. Oktober, Abends 6 Uhr, kurz vor dem Luftangriff außer Pienst gestellt worden seien und ob andere Flug⸗ zeuge Befehl erhalten bätten, ihre Stelle einzunehmen, ferner ob bei

der Ankunft der Zeppeline sich Flugzeuge auf W cht befunden

und wieviele es gewesen wären. Tennant lehnte die Beantwortung ab, die an die Admialifät gerichter werden müsse. Die unter mili⸗ tärischem Befehl stehenden Flugzeuge seien am 13 Oktober, 6 Uhr Abenks, nicht vom Dienst enklassen worden. Als die Zeppeline sich

drei von ihnen gleichzeitig.

In Beantwortung 28 Frage, ob das Kabinett Repressalien gegen die Luftangriffe plane, antwortete der Parlamentsunter⸗ sekretäar Tennant, die Frage der Repressalien bilde den Gegen⸗

stand von Beratungen. lieger militärische Einrichtung und werde zu militärischen Unterneb⸗ mungen verwendet. Die verabscheuenswürdigen Angriffe des Feindes

Pflichten abzmlenken. 1 Wie der „Nieuwe Courant“ meldet, wurden in der Londoner City gestern gemäß Lord Derbys Rekrutierungsplan die unverheirateten Männer aufgerufen. Sie können erst 14 Tage, nachdem sie den Aufruf erhalten haben, zum Militärdienst ein⸗ gezogen werden. Die, welche in den Listen eingetragen sind, aber nicht sofort benötigt werden, erhalten 3 Shilling täglich. Die „Daily Mail“ berichtet, die Fahl der jungen un⸗ verheirateten Engländer, die nach den Ver und nach Südamerika auszuwandern beabsichtigen, um sich dem Kriegsdienst zu entziehen, sei so groß, daß das Aus⸗

habe.

Der politische Korrespondent der „Daily Mail“ stellt fest, daß die amtliche Verlustziffer des Dardanellen⸗ heeres mit 96 899 Mann die Erkrankten nicht enthalte.

Die gestrige Verlustliste zählt 104 Offizier Mann. 8

„W. T. B.“ zufolge: Wir tun allen unsern getreuen Untertanen zu wissen, daß der Verrat Bulgariens an der slawischen Sache, der mit Treulosigkeit

schien, volzogen ist. treuen Verbündeten Serbien angegriffen, der vom Kampfe gegen einen stärkeren Feind blutet. unsere Verbündeten, suchten die Regterung Coburg von diesem verhängnisvollen Schritt Die Verwirklichung der alten Bestrebungen des Volkes auf die Angliederung Mazedoniens war auf einem anderen Wege, der den Interessen des Slawentums an⸗ gepaßt war, zugesichert. Aber geheime Berechnungen, Inter ssen, die

bulgarischen

seit kurzem aus türkischer Sklaverei befreit durch die brüderliche Liebe und das Blut des russischen Volkes, hat sich offen auf die Seite der Feinde des christlichen Glaubens, des Slawentums und Rußlands gest Ut. Das russische Volk sieht den Verrat Bulgariens mit Schmerz, mit blutendem Herzen zieht es das Schwert gegen Bulgarien und übergibt das Schicksal der Verräter der slawischen Sache der gerechten Strafe Gottes. Italien. 38

Ein Königliches Dekret setzt

Krieges fest: 1) Für diejenigen, die keinen militärischen Dienst tun,

gesellschaften oder Kommanditgesellschaften,

3) Umgestaltung der Steuern und Gebühren für Stemvel, Akten, Quittungen, Wechsel, Schecks, Handelsbücher, Ausfertigungen, Hypoth kartaxen, Taxen für Bewilligungen für das Tragen von Revolvern, Tagxen für die von der Regierung ertei ten Konzessionen, Taxen auf Kino⸗Billette, 8

4) Umgestaltung der Katastergebühren,

5) Post⸗ und Telegraphentaxen, insbesondere für Telephonabonne⸗ ments und postlagen de Sendungen im Innern des Königreichs.

Die Blätter schätzen das Ergebnis der neuen finanziellen Maßnahmen für das Jahr auf 60 Millionen Lire.

Belgien.

Bissing fordert erneut alle Personen, die während des

sich im Gebiete des Generalgouvernements aufhalten, und alle diejenigen, die im Auftrage einer feindlichen Regierung dorthin gekommen sind, auf, ihrer Meldepflicht binnen 24 Stunden nachzukommen. Wie „W. T. B.“ mitteilt, wird ihnen in diesem Falle Straffreiheit zugesichert, der Ge⸗ neralgouverneur wird sich mit ihrer Abführung als Kriegs⸗ gefangene begnügen. Wer aber nach dieser Frist ergriffen wird oder solchen Personen Unterkunft, Nahrung oder eine sonstige Unterstützung gewährt, hat die strengste Bestrafung nach dem Kriegsrecht zu gewärtigen.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ wird darauf hingewiesen, daß es Reisenden nicht gestattet ist, unge⸗ pruͤfte Geschäftspapiere, Kataloge oder ähnliche Schrift⸗ stücke mit über die Grenze nach Belgien einzuführen. Die Grenzstation Herbesthal ist nicht in der Lage, eine Prü⸗ fung vorzunehmen. Es muß daher zur Vermeidung von Schwierigkeiten dringend angeraten werden, vor Antritt einer Reise nach Belgien die mitzuführenden Schriftstücke zur Prü⸗ fung einer Postüberwachungsstelle vorzulegen, wo sie entweder

werden. In gleicher Weise ist die Prüfung der nicht abge⸗ stempelten Schriftstücke bei der Postüberwachungsstelle in Belgien vor Antritt der Rückreise nach Deutschland zu veranlassen. 1

Schweiz.

Alfred de Claparède, wie „W. T. B.“ meldet, als außer⸗ ordentlichen Gesandten und Bevollmächtigten Minister der Eidgenossenschaft in besonderer Mission in Stockholm akkreditiert. Die Zustimmung des Königs von Schweden für die Ernennun Claparéèdes ist in Bern bereits eingetroffen. 8 FEüurkat.

Die türkischen Blätter heben in allen ihren Betrachtungen anläßlich des Kurban⸗Beiramfestes einmütig den unge⸗ heueren Unterschied hervor zwischen dem Feste im vorigen und in diesem Jahre. Im Vorjahre seien viele Leute ungewiß gewesen und haͤtten gefürchtet, daß die Türkei, die däamals in den europäischen Krieg eingetreten sei, große Gefahr laufe. Das diesjährige Fest werde mit aufrichtigstem Jubel gefeiert.

Denn die moralischen und materiellen Ergebnisse des Krieges würden allgemein anerkannt.

seit Ausbruch des Krieges vorberettet war, aber dennoch unmöglich Die bulgarischen Truppen haben unsern

Rußland und die Großmächte, Ferdinands von zurückzuhalten.

2) auf Einkommen der Verwaltungsratsmitglieder von Aktien⸗

Krieges einem feindlichen Heere angehört haben und

einzeln abgestempelt oder in ein Bündel gepackt und versiegelt

2

b

über England befunden hätten, seien fünf Militärflugzeuge aufgestiegen, 1

Das Köntgliche Fliegerkorps sei eine

auf unverteidigte Städte und wehrlose Bürger sollten nicht dazu 8 führen, die Taätigkeit dieser Waffe von den eigentlichen militärischen 1

ereinigten Staaten

wärtige Amt die Erteilung von Pässen vorläufig aufgeschoben

vö1ö; Ein Kaiserlicher Erlaß besagt einer Meldung des

Bulgarien

von den Deutschen eingegeben waren, und der brudermörderische Daß gegen die Serben blieben Sieger. Bulgarten, unser Glaubensgenosse,

nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ folgende Steuern für die Dauer des

Der Generalgouverneur, Generaloberst Freiherr von

Der Bundesrat hat den schweizerischen Gesandten in Berlin

garischen Truppen näherten sich Sabac.

und hundertfünfzig Mann tot im Timoktale zurück.

chenland.

Wie der „Temps“ meldet, landen französische und englische Truppen fortgesetzt in Saloniki. Die Franzosen bilden weitaus die Mehrzahl. Da die Eisenbahnlinie für den Transport ungenügend ist, werden große Truppenmengen auf den Straßen in Eilmärschen nach dem Norden geschafft.

Serbien.

Das diplomatische Korps in Nisch ist nach einer Meldung der „Morning Post“ gestern nach Monastir über⸗ siedelt, wohin auch ein Teil des Auswärtigen Amts, alle nationalen Archive und die serbische Nationalbank verlegt werden. Die Regierung bleibt vorläufig in Nisch.

Bulgarien.

Wie die „Südslavische Korrespondenz“ meldet, begibt sich

der Finanzminister Tontscheff über Wien nach Berlin, um eine Reihe finanzieller Angelegenheiten zu erledigen.

Amerika.

Der Präsident Wilson hat nach einer Meldung des

„Reuterschen Bureaus“ die Verschiffung von Waffen und Munition nach Mexiko verboten. Das Verbot be⸗ trifft nicht Sendungen an Carranza, die ungestört vor sich gehen können.

Afrika.

Nach einer Meldung der „Agence Havas“ hat die fran⸗ zösische Garnison von Dehibat in Tunis den tripoli⸗ tanischen Aufständischen, die die Grenze verletzt hatten, eine schwere Niederlage beigebracht. Am 18. v. M. be⸗ mühten sich die Aufständischen, welchen sich Aufrührer aus einigen tunesischen Stämmen angeschlossen hatten, Telegraphen⸗ linien abzuschneiden und eine Verpflegungskolonne zu be⸗ unruhigen. Am 23. v. M. griffen sie Dehibat an, wurden aber zurückgeworfen, am 25. v. M. versuchten sie den Posten Birrentsa einzunehmen, wurden aber von der Garnisonkompagnie mit sehr schweren Verlusten zerstreut. Nach einigen un⸗ bedeutenden Gefechten zogen die Aufständischen am 2. d. M. ihre Kräfte gegen den Posten Umsugk zusammen, dessen 200 Mann starke Garnison ihre Angriffe eine Woche zurück⸗ schlug. Am 9. d. M. traf ein Schützenbataillon ein, warf die Aufständischen, die sich seinem Marsch entgegenzustellen ver⸗ suchten, zurück und schlug die Angreifer, welchen die Garnison bereits beträchtliche Verluste beigebracht hatte. Unter den Toten befindet sich der Hauptführer der Aufständischen.

Kriegsnachrichten.

Wien, 20. Oktober. (W⸗T. B.) Amtlich wird gemeldet:

b Russischer Kriegsschauplatz.

Im Gebiete von Kolki dauerten, ohne daß es zu einer Aenderung der allgemeinen Lage gekommen ist, die Kämpfe auch gestern an. An der Putilowka erbeutete ein Streif⸗ kommando des Infanterieregiments Nr. 49 bei der Demo⸗ lierung eines russischen Panzerzuges, dessen Lokomotive einige hundert Schritte vor unserer Stellung einen Granatvolltreffer erhalten hat, zwei Maschinengewehre, zahlreiche japanische Handfeuerwaffen und viel Munition und Kriegsmaterial. Sonst im Nordosten nichts Neues.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Das starke Artilleriefeuer gegen unsere Stellungen an der Isonzo⸗Front hielt auch gestern den ganzen Tag über an. Gegen die Hochfläche von Doberdo nahm es in den Nach⸗ mittagsstunden noch an Heftigkeit zu. Die italienische In⸗ fanterie griff im Krn⸗Gebiet gegen den Brückenkopf von Tolmein, dann gegen den Monte Sabotino, den Monte San Michele und östlich von Vermegliano an, wurde aber überall unter großen Verlusten abgeschlagen. Auch an der Tiroler Front kam es gestern zu größeren Kämpfen. Bei Tre⸗Sassi und auf der Hochfläche von Vielgereuth schlugen unsere Truppen je zwei Angriffe ab; die Gefechte bei Tre⸗Sassi führten stellenweise zum Hand⸗ gemenge. In Judicarien, wo der Feind in der letzten Zeit gleichfalls eine erhöhte Tätigkeit entfaltet, zogen sich unsere vorgeschobenen Abteilungen auf die Hauptwiderstandslinie

zurück. 8 Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die in der Macva vordringenden österreichisch⸗un⸗ Bei Ripanj und südöstlich von Grocka warfen wir den Feind aus einer stark bes hese Höhenstellung. Deutsche Streitkräfte erkämpften sich südlich von Semendria den Uebergang über die untere Ralja und gewannen süd⸗ östlich von Pozarevac in der Richtung auf Petrovac erneuert Raum. Die Bulgaren entrissen dem Feinde seine starken Stellungen auf dem „Sultan Tepe“ südwest⸗ lich von Egri Palanka. Sie nahmen, gegen Kumanovo vor⸗ dringend, 2000 Serben gefangen und erbeuteten 12 Geschütze. b Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Sofia, 20. Oktober. (W. T. B.) Der amtliche Heeres⸗ bericht vom 18. Oktober lautet: Unsere in Serbien vorrückenden Heere haben die nachstehenden Erfolge erzielt: Im Timok⸗ tale haben sie die Linie Tcherni Vrh Dorf Char⸗ bonvec Dorf Aditschevac Dorf Balinac Invo Balta— Berilowci besetzt. Sie haben südlich des Wlassina⸗ sumpfes die Höhe Pandjin Grob genommen. Der An⸗ griff auf diese Höhe wurde unter Teilnahme unserer Kavallerie durchgeführt, die 180 Serben niedergemacht und 50 gefangen genommen hat. Infolge eines mutigen Angriffs von Norden aus, der mit einem geschickten Manöver von Süden her ver⸗ ünden war, haben sich unsere Truppen des strategisch wichtigen Gunktes Sultan Tepe bemächtigt. An der Front bei

ttracin sind etwa 2000 Gefangene gemacht und 12 Geschütze erbeutet worden.

ü Sofia, 20. Oktober. (W. T. B.) Amltlicher Bericht r die gestrigen Operationen. Unsere im Timoktale Kchritt für Schritt vordringenden Truppen stehen schon vor Vehotin, wo sie die Serben zurückgeschlagen haben. iese flohen, von Panik ergriffen, und ließen einen Offizier ind fünfzig Mann als Gefangene und einen Offizier Unsere

Truppen erreichten die Linie Tcherni Vrh⸗Wetren (500)⸗Petruschitza⸗Grasischkatscuka (907)⸗Orso⸗ vanlava (893)⸗Tachoinitza (795)⸗Dorf Viberci fünf bis sechs Kilometer östlich von Knjacevac⸗ Jassen (800) und Gabar (875). Bei Pirot nahmen unsere Truppen nach einem erbitterten Kampfe sehr wichtige strategische Punkte ein. Auf der Vidi splanitza bei Brangja setzen sich unsere Truppen fest. Sie säuberten das Tal der bulgarischen Morawa in einer Ausdehnung von 21 Kilometern nach Norden und Nordosten hin. Die Beute von Vranje ist noch nicht gezählt. Man weiß nur, daß sie unter anderem zwei Millionen Patronen Systems Verdan umfaßt, ferner Tabak für eine Million Francs. Auf dem Bahnhof von Bojanowitz fand man ungefähr eine Million Kilogramm Heu. Unsere über Egri⸗Palanka vordringenden Truppen griffen eine starke Stellung an und schlugen die Serben zurück, die sie in Eile auf Kumanowo verfolgen. Im Tal der Bregalnitza schreitet unsere Offensive mit einer blitzartigen Schnelligkeit vorwärts. Das ganze Tal ist ebenso wie die Ebene von Ovtsche Polje in unseren Händen, auch schon die Städte Kotschana, Radovischte, Tipkilisse und Mikratowo. Unsere Kavallerie, die die auf dem Rückzug befindlichen Serben verfolgte, erreichte sie bei Kisseli und zerstreute sie vollständig. Ungefähr 2000 Serben wurden zu Gefangenen gemacht, andere konnten nur dank der Dunkelheit der Nacht entweichen. Die Bevölkerung in dem von dem serbischen Joche befreiten Gebiete nimmt unsere Truppen mit Begeisterung auf. 8 8

Der Krieg zur See.

„Trelleborg, 20. Oktober. (W. T. B.) Nach einer hier eingetroffenen Meldung wurden auf die Meldung zweier deutscher Mieger⸗ daß sich bei Stubbenkammer zwei englische Unterseeboote befänden, Torpedojäger auf Jagd nach den Unterseebooten ausgesandt. Sie zwangen diese, sich in nordöstlicher Richtung zurückzuziehen. Die Unterseeboote hielten sich die ganze Zeit unter Wasser, s

war, sie zu beschießen.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 20. Oktober. (W. T. B.) Das Haupt⸗ quartier meldet von der Dardanellenfront: Bei Anafarta beschoß unsere Artillerie feindliche Truppen, die Verschanzungen aufwarfen, und ein Torpeboot, das Kiretsch Tepe beschoß. Bei Ari Burun wurde in der Nacht zum 19. Oktober ein feindliches Torpedoboot, das unseren rechten und linken Flügel wirkungslos beschoß, durch das Feuer unserer Artillerie vom linken Flügel gezwungen, das Feuer einzustellen und sich zurück⸗ zuziehen. Bei Sedil Bahr zeitweise aussetzendes Artillerie⸗ feuer und Bombenwerfen von beiden Seiten. Sonst nichts von Bedeutung.

Kunst und Wissenschaft.

Der Geheime Oberbergrat Dr. Richard Lepsius, ordentlicher Professor der Mineralogie und Geologie an der T chnischen Hoch⸗ schule in Darmstadt und Direktor der dortigen geologischen Landes⸗ anstalt, ist, wie „W. T. B.“ meldet, im Alter von 64 Jahren ge⸗ storben. 1“ 8

Die Kunsthandlung Cassirer veranstaltet jetzt eine große Trübner⸗Ausstellung, die 53 Gemälde aus der Zeit von 1870 bis 1913 enthält. Viele dieser Bilder, die zum Teil aus Privat⸗ besitz stammen, hat man schon bei anderen Gelegenheiten gesehen, und auch die bisher noch nicht öffentlich ausgestellt gewesenen Gemälde bieten dem Kenner Trübners in der Form und Art nichts Neues. Die berühmtesten Werke aus des Meisters früher Zeit, Bilder wie die „Dame auf dem Sofa“ in der Nattionalgalerie, die „Plauderszene“ der Münchener Pinakothek oder der „lesende Mohr“ der Frankfurter Galerie fehlen, und man vermißt auch überragende Hauptwerke aus den letzten Jahrzehnten. Trotzdem ist der Gesamteindruck dieser Aus⸗ stellung stark, und man muß für die Gelegenheit, ein halbes Hundert Gemälde dieses deutschen Meisters bewundern zu können, dankbar sein.

Das früheste Bild der Ausstellung, ein im Jahre 1870 entstandenes Herrenporträt, ist im Sinne Leibls weich und fließend behandelt und das Gesicht ist zart herausmodelliert. Als Trübner dieses Bild schuf, das in jeder Beziehung schon ein vollendetes Meisterwerk ist, war er 19 Jahre alt. Unter den Gemälden aus der ersten Hälfte der siebziger Jahre sind noch der mit erlesenem Geschmack durchgeführte stilleben⸗ artige „Akt hinter dem Vorhang“ und das im Ton sehr schöne „Mädchen mit weißen Strümpfen“ hervorzuheben. Der junge Trübner begnügt sich nicht damit, gut malen zu können, er setzt sich in den nächsten Jahren mit neuen Problemen auseinander. Er malt jetzt Giganten⸗ und Amazonenkämpfe und andere wildbewegte mytho⸗ logische Vorgänge, die sich in der Auffassung von den üblichen Historienbildern jener Zeit kaum unterscheiden, die aber den meisten derartigen Schöpfungen durch schön gemalte Einzelheiten über⸗ legen sind. Obwohl diese Bilder prachtvolle Partien auf⸗ weisen, sind sie als Ganzes nicht erfreulich. Die Bildgröße ist zu klein, die Komposition ist zu unruhlig und ge⸗ drängt und die Farben steben hart nebeneinander. Nur ein Bild dieser Reihe, die „wilde Jagd“, ist durchaus gelungen. Dieser im Jahre 1877 entstandene Entwurf zu einem Deckengemälde ist in der Erfindung und in der Form gleich hervorragend gut. Die Art, wie hier eine Garbe nackter Leiber und Pferde, denen eine Hunde⸗ meute voransprengt, am Nachthimmel diagonal hinschießt, ist recht eindrucksvoll, und die durcheinanderwirbelnden Bewegungen geben doch schließlich klar und ruhig zusammen. Im Schaffen lübelm Trübners verschwinden solche Darstellungen bald wieder, sie machen bald der Schilderung rein malerischer Erlebnisse wieder Platz. Die impressio⸗ nistisch gesehene „Straße in London“ aus dem Jahre 1884 beweist, daß der Künstler inzwischen den Anschluß an die zuerst gepflegte Art der Malerei wiedergefunden hat. Mit den vier Heidel⸗ berger Ansichten des Jahres 1889 hat er sich dann von dem Stil seiner Jugendzeit endgültig losgesagt. Von nun an geht er nicht mehr im Sinne Leibls auf verfeinerte tonige Wirkungen aus, und er trägt die Farbe nicht mehr weich und zart auf Seine Farbengebung wird jetzt frischer und heller, und diesem herzhaften Kolorit entspricht auch eine männlichere, feste und bestimmte Pinselführung In dieser Art sind die Gemälde der letzten beiden Jahrzehnte gemalt, die durch prachtvolle Waldbilder gekrönt werden. Die klaren und satten Farben werden mit breiten, kräftigen Pinsel⸗ zügen hingesetzt, deren Strichlage das Gefüge der dargestellten Dinge klar unterstreicht. Trotz dieser breiten, festen Malweise stecken die Bilder voller Feinheiten. Das Grün der Bäume und Wiesen ist vielfältig abgestuft, die Stämme stehen klar im Raume und die Zweige und Blätter schweben leicht und locker über⸗ und hinter⸗ einander. Es gibt in diesen Bildern keine leeren oder flüchtigen Stellen; alle Erscheinungen sind ehrlich und sachlich abgemalt. Bisweilen wirkt diese straffe und knappe Art der Malerei allzu streng und steif. Die Pferde seben dann aus wie aus Holz geschnitzt,

die Gestalten stehen steif und eckig da, und der Himmel oder eine

“]“ .*

blaue Seeflüche wirken glut und hart. Es überwiegen aber bet

weitem die Bilder, in denen mit dieser Art die duftigen Luft⸗

stimmungen eines Morgens am Starnberger See oder eines Herbst⸗

tages im Neckartal, die heiteren Farben eines lichtdurchflossenen

Balkonzimmers oder das sanfte Grün der Matten treffend und fei

wiedergegeben sind. Dr. Pl. r

.“ Literatur.

Der Weltkrieg 1914715 und der „Zusammenbruch des Völkerrechts“. Eine Abwehr⸗ und Anklageschrift gegen die Kriegfährung des Dreiverbandes von Dr. Ernst Müller⸗Metk⸗

In völliger Neubearbeitung dritte Auflage von

Völkerrecht VIII und 618 Seiten. Berlin, Verlag von Georg Reimer. Geb. 7 ℳ. Die erste Auflage dieses Werkes, in dem di

wichtigsten Vorgänge des Weltkrieges vom Standpunkte des inter

nationalen Rechts an der Hand des offiziellen Aktenmaterials im Hinblick auf die allgemein anerkannten und in den Haager Ab⸗ kommen kodisizierten Grundsätze beurteilt werden, mit vollster Objektivität die Völkerrechtswidrigkeit des Verhaltens von Deutsch

lands Gegnern geprüft und gezeigt wird, wie die Maßregeln de

Nr. 71 des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ vom 25. März d. J. be⸗ sprochen worden. Die Tatsache, daß bereits sieben Monate nach dem ersten Erscheinen eine dritte Auflage notwendig geworden ist, beweist die außerordentliche Beachtung, die diese strengste Sachlichkeit mit echter Vaterlandsliebe vereinigende Anklageschrift gegen die barbarische Kriegführung der Dreiverbandsstaaten und Ehrenrettung der deutschen Kriegführung in Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn und wohl auch im neutralen Ausland gefunden hat. In der neuen Auflage, die wieder im umfangreicheren ersten Teil das Landkriegsrecht und im zweite seekriegsrechtliche Fragen behandelt, sind sowohl die Sammlung de gewürdigten Tatsachenmaterials wie die rechtlichen Ausführungen be deutend erweitert, wodurch der Umfang des Buches ven 383 au 626 Seiten gestiegen ist. Durch Berücksichtigung aller Ereignisse bis Mitte 1915 hat der tatsächliche Stoff sich ungefähr verdoppelt. Der dem Seerecht gewidmete zweite Teil ist nahezu eine neue Arbeit „Die Geschichte der völkerrechtswidrigen Kriegsgreuel hat sich all mählich zu einer Betrachtung zablreicher zusammenhängender Kriegs fragen überhaupt entwickelt, ist sohin eine Art von politisch⸗völkerrecht lichem Lexikon des Welikrieges geworden“, sagt der Verfasser im Vor wort zur neuen Auflage. Das so vervollständigte, sich nicht nur an Juristen, sondern an die weitesten Kreise des Volks wendende Wer kann noch mehr als seine ersten Auflagen über deutsche Sitte, deutsch Waffenehre und deutsche Rechtsliebe aufklärend wirken.

Zeitschrift für Politik, herausgegeben von Richard Schmidt, Leipzig, und Adolf Grabowski, Berlin. VIII. Band (1915)„„ Heft 3/4. Karl Heymanns Verlag, Berlin. Preis des Bandes in vier Heften 16 ℳ. Das inlhalts⸗ reiche Schlußbeft des achten Bandes dieses angesehenen deutschen Organs für politische Forschung enthält auf 331 Seiten eine Fale von Aufsätzen, die in der Kriegezeit besonderen Interesses sicher sind. Einer der besten Marokkokennec, der Professor am Seminar für orientalische Sprachen in Bertin Dr. Georg Kampffmeyer, veröffentlicht eine sehr eingehende Arbeit über „die Grundlagen der Marokkotragen“, in der der gesamte Stoff zu⸗ sammengebracht ist und die wertvolle Einblicke in die Vorgeschichte des Weltkrieges gewährt. Der polnischen Frage wird der Leser durch einen Aufiatz des o. ö. Professors an der Universilä Berlin Dr. Alexander Brückner näher geführt, der „die leitenden Ideen der polntschen Politik in den Jahren 1795 bis 1863“*„, also von der dritten Teilung Polens bis zum letz'en großen polnischen Aufstand behandelt und neues Licht auf die polnischen Be. strebungen während einer besonders wichtigen Zeit wirft. In einer „Versuch eines natürlichen Systems der Staatsformen betitelten Abhand⸗ lung bietet der Professor an der schwedischen Umversität Gotenburg Dr Rudolf Kjellén eine wissenschaftliche Analyse der verschiedenen Staats⸗ formen, die nicht nur von theoretischer Bedeutung ist. Aus der großen Zahl der übrigen Beiträge seien erwähnt ein Aufsatz über „die Inter⸗ parlamentarische Union (1889 1914)“ von dem Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, Professor Richard Eickhoff, dem langjährigen Generalsekretär der deutschen Gruppe der Interparlamentarischen Union, eine Arbeit über „Kriegswesen und Wrrtschaftsleben“ von dem bei Arras gefallenen Hauptmann Dr. Fritz Roeder, Beiträge über die „Entwicklung der christlichen Gewerkschaften“ und über „die freien Gewerkschaften in Deutschland während des Krieges“ von Theodor Brauer (Cöln a. Rh.) bezw. Stadtrat Johann Sassenbach (Berlin) und ein Aufsatz des bekannten Staatsrechtslehrers Geheimen und Oberbergrats, Professors Dr. Adolf Arndt über „Strafgerichtsbarkeit im Kriege über Ausländer, insbesondere Kriegsgefangene“. Inter⸗ essant sind auch einige Beiträge zur Piychologie der Front’, in denen Kriegsteilnehmer in wissenschaftlicher Weise den seelischen Er⸗ lebnissen im Schützengraben nachgehen. Eingehende Literatur⸗ besprechungen beschließen das Heft.

Das Auslandskapital während des Weltkrieges. Von A. Sartorius Freiherrn von Waltershausen (Finanzwirt⸗ schaftliche Zeitfragen, herausgegeben von Reichsrat, Professor Dr. Georg von Schanz in Würzburg und Geheimem Regierungsrat, Professor Dr. Julius Wolf in Berlin, 15 Heft) 53 Seiten. Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart. Preis 2 ℳ. In diesem Heft be⸗ handelt der hekannte Nationalökonom an der Universität Straßburg, der schon 1907 ein vielbeachtetes Buch über das volkswirtschaftliche System der Kapitalanlage im Auslande veröffentlicht hat, die ver⸗ schtedene Bedeutung der Anlage von Geldkapital in einer aus⸗ ländischen Volkswirtschaft in Friedens⸗ und Kriegszeiten, wirft einen Blick auf die Kapitalmacht der Vereinigten Staaten von Amerika und ihre Wirkung im europäischen Kriege und beurteilt dann die auswärtige Kapitalanlage vom Standpunkt der Erfahrungen des gegenwärtigen Weltkrieges. Den Wert des Besitzes von aus⸗ wärtigen Effekten für die finanzielle Mobilmachung eines Landes veranschlagt er gering, weil die Effekten zur Zeit der Kriegserklärung und der militärischen Mobilmachung niemals ein liquides Kapital sein können Wenn aber der Verfasser meint, daß jener Besitz sür die der Mobilmachung nachfolgende Kriegsperiode von großem Nutzen set, so dürfte diese Ansicht von weiten Kreisen nicht geteilt werden. In dem Weltkriege, in dem uns die Wareneinfuhr aus dem Auslande fast ganz abgeschnitten ist, hat der Riesenbesitz Deutschlands an Auslandswerten den von ihm erwarteten Dienst einer Ausgleichung von Forderungen des Aus⸗ landes für gelieferte Waren und einer Besserung der Zahlungsbilanz der deutschen Volkewirtschaft nicht in nennenswertem Umfange leisten können, hat insbesondere nicht eine Verschlechterung unserer Währung im Auslande zu verhindern vermocht. Dagegen dürfte der Verfasser Zu⸗ stimmung finden, wenn er glaubt, daß nach Beendigung des Krieges der Besitz an Auslandswerten sich als nutzbringend erweisen kann, freilich auch nur der Besitz guter Effekten. Er fordert daher eine aus⸗ reichende Sichtung der ausländischen Papiere. Diese finde unter den eltenden Bestimmungen der deutschen Börsengesetzgehung nicht statt, nfolge dessen in Deutschland sich gegenwärtig z. B. bei uns emittterte amerikanische Papiere befänden, die stark entwertet oder auch not⸗ leidend geworden sind. Das einzige, das hier geschehen könne, sei, daß die Vorschriften für die Zulassungsstellen der deutschen Börsen verschärft werden. Durch unsere Kapitalshingabe an Rußland, Italten, Japan, Serbien hätten wir die wirtschaftliche und mili⸗ tärische Kraft derjenigen gestärkt, die sich jetzt mit den Waffen gegen uns wenden. Da unser Bestreben darauf hingehen müsse, unsere Feinde nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich zu ruinieren, bleibe uns nichts übrig, als gegen unsere eigenen Kapttalien zu Felde zu ziehen und sie Entwertung zu bringen. Den finanziellen und ökonomischen Zu⸗ ammenbruch Rußlands, Italiens und Serbiens würden wir dann mitzutragen haben, und die Gefahr bestehe, daß ein Teil der ange⸗ legten Gelder verloren gehe. Dazu sei noch gekommen, daß deutsche Unternehmungen im Feindesland, so auch in englischen Kolonien be⸗ schlagnahmt, unter feindliche Kontrolle gestellt und selbst liqutdiert worden, daß jede Verfügung über das Auslandskapital in

Feindesland ausgeschlossen, die dortigen Börsen uns nicht

ningen, Oberlandesgerichtsrat, M. d. R. und der baver. Abg⸗AKA.

Deutschen nach den Haager Abkommen völlig berechtigt sind, ist in