Justizministerium. 1
Der Rechtsanwalt, Justizrat Dr. Hugo Fischer in Char⸗ lottenburg ist zum Notar für den Bezirk des Kammergerichts mit Anweisung seines Amtssitzes in Charlottenburg innerhalb des Stadtteils „Ostviertel“ ernannt worden.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Bei dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten ist der Eisenbahnobersekretär Paul Weigt zum Geheimen expedierenden Sekretär und Kalkulator ernannt worden.
Kriegsministerium. Bekanntmachung.
Im Handel wird neuerdings vielfach sogenanntes „be⸗ schlagnahmefreies“ Baumwollgarn angeboten. ei den Webereien herrscht die Auffassung, daß dieses Garn zu beliebigen Baumwoll⸗Web⸗ und Wirkwaren verarbeitet werden dürfe. 8 Diese Meinung beruht auf einer mißverständlichen Auf⸗ fassung der verschiedenen Verordnungen der Militärbehörden. Beschlagnahmt ist gemäß § 7 der Bekanntmachung, betreffend Veräußerung, Verarbeitung und Beschlagnahme von Baumwolle usw. (W. II 2548/7. 15 K. R. A.) das Garn, das nach dem 14. August 1915 gesponnen worden ist. Es darf von der Spinnerei nur gegen den vorgeschriebenen, amt⸗ lichen Belegschein 3 oder auf Grund einer ausdrücklichen Frei⸗ gabeerkärung der Kriegs⸗Rohstoff Abteilung veräußert werden. Früher gesponnenes Garn ist „beschlagnahmefrei“. Seiner Veräußerung steht also nichts im Wege. Dagegen darf seine Verarbeitung nur in dem Rahmen erfolgen, in dem das Herstellungsverbot für Baumwollstoffe (W. II. 1293, 6. 15 K. R. A.) und die auf Grund des § 3 dieser Bekannt⸗ machung erlassenen allgemeinen Ausnahmebewilligungen sie gestatten. Zur beliebigen Verarbeitung frei ist hiernach lediglich das Garn, das nach dem 15. Juni 1915 aus dem Auslande eingeführt oder das aus Baumwolle gesponnen ist, die nach dem 15. Juni 1915 eingeführt wurde. Ferner ist zur beliebigen Verarbeitung frei Abfallgarn, Garn in den Nunmmern von Nr. 60 englisch an aufwärts und endlich Garn, das bei Erlaß des Herstellungsverbots bei der verarbeitenden Firma bereits vorrätig war oder vor dem 12. Juli 1915 auf Grund älterer Abschlüsse an sie abgesandt ist. Diese letztere Ausnahme soll jedoch den Webereien nur das Aufarbeiten ihrer eigenen Bestände ermöglichen. Werden also derartige Garne weiter veräußert, so ist der Käufer zu ihrer Verarbeitung nicht befugt.
Berlin, den 17. Oktober 1915. Kriegsministerium. J. A.: Koeth.
ekanntmachung.
Die Heeresverwaltung beabsichtigt, zur Deckung des Inlandbedarfs an Nähfaden gemäß § 6 der Bekanntmachung, betreffend Veräußerung, Verarbeitung und Beschlagnahme von Baumwolle, Baumwollabgängen und Baumwollgespinsten — W. II. 2548/7. 15. K. R. A. — die zur Herstellung von Näh⸗ faden erforderlichen Ausnahmen von dem Verarbeitungs⸗ verbot für Baumwolle nach folgenden Bestimmungen über die Herstellung von Nähzwirnen und Nähfaden u bewilligen:
1) Den Nähfadenfabriken wird gestattet werden, die Mengen von Rohgarnen in beliebigen Qua itäten in den Nummern 20 englisch und aufwärts herstellen zu lassen, die zur Erzeugung von †¼ des bis⸗ herigen Inlendverbrauches an Nähzwirn und Nähfaden erforderlich
Die Beowilltgang erfolgt nur auf besonderen Antrag für jeden fall (Ziffer 5).
2) Als Grundlage für die Berechnung des Inlandverbrauches gilt der Verbrauch der Nähfadenindustrte an Rohgarnen in der Zeit vom 1. August 1913 bis 31. Juli 1914 unter Absetzung der Mengen von Rohgarn, die zur Herstellung von Nähfaden für die Ausfuhr und zur Herstellung von Häkel⸗ und Strickgarnen verwendet wurden.
3) Nähfadenfabriken, die nach diesen Grun sätzen Garne durch Spinnereien anfertigen lassen wollen, haben spätestens bis zum
30. Oktober 1915 eine eidesstattliche Versicherung einzureichen, aus der sich die Mengen von Rohnarnen ergeben, die von ihnen in der Zeit vom 1 August 1913 bis 31. Jult 1914 verarbertet wurden
a. zu Nähfaden für den Inlandverbrauch,
b. zu Nähfaden für die Ausfuhr und
c. zu Häkel und Strickgarnen.
Hierbei sind auch die auf die Beteiligungsziffer jeder Näbfaden⸗ abrik anzurechnenden Garnmengen anzugeben, die seit dem 1 Oktober 1915 auf Grund von Ausnahmebewillsgungen der Kriegs⸗Rohstoff⸗ Abteilung oder auf Grund von Belegscheinen bereits beiogen
worden sind.
4) Von der Kriegs⸗Rohstoff⸗Abteilung wird auf der in Ziffer 1 nd 2 bezeichneten Grundlage eine Betetligungsziffer für jede Näh⸗
fadenfabrik festgesetzt, die deren Anteil an der gesamten deutschen Erzeugung von Nähfaden (Häkel⸗ und Strickgarne ausgeschlossen) des Jahres 1913/14 entspricht.
5) Zwecks Anfertigung der zur Nähfadenerzeugung nötigen Garne ist der bei dem Webstoff Meldeamt der Kriegs Rohstoff⸗Abteilung erhält⸗ liche Vordruck eines Freigabeantrages auszufüllen. In den Vordruck ist die Spinnerei, die den Auftrag erhält, sowie die bestellte Garn⸗ menge einzutragen. Für jede Spinnerei ist ein besonderer Freigabe⸗ antrag auszufüllen. Die von einer Nähfadenfabrik gestellten Anträge sind fortlaufend zu numerieren. Der ordnungsmäßig ausgefüllte Vor⸗ druck ist der Kriegs⸗Rohstoff⸗Abteilung Sektion W II zur Prüfung ein⸗ zureichen, die ihn, solange die der einzelnen Nähfadenfabrik zustehende Beteiligungsziffer nicht überschritten wird, mit dem Genehmigungs⸗ vermerk versieht und an die Spinneret weiter gibt. Auf Grund des Genehmigungsvermerks ist die Spinnerei zur Anfertigung der in dem bezeichneten Menge Garn bis zum 20. Dezember 1915 be⸗ rechtigt.
6) Die auf Grund derartiger Freigaben bezogenen Mengen Garn bgeß nur zu Nähfaden, nicht zu Häkel⸗ oder Strickgarnen verarbeitet werden.
7) Belegscheine werden für die Wer hana von Nähfaden nicht mehr erteilt. Die einzelnen Nähfadenfabriken bereits gewährten Aus⸗ nahmebewilligungen kommen in Fortfall. b
Berlin, den 10. Oktober 1915. “
Kriegsministerium. Fh. Koeth.
Evangelischer Oberkirchenrat. Dem Superintendenten Borck in Hohen⸗Reinkendorf ist das Ephoralamt der Diözese Gartz a. O. übertragen worden.
8 3 8
Denutsches Reich. Preußen. Berlin, 22. Oktober 1915.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin vollendet heute ihr 57. Lebensjahr. Anläßlich des Geburtstages hatten die öffentlichen Gebäude und viele Privathäuser geflaggt. 1
In der am 21. Oktober unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Vizepräsidenten des Staatsministeriums, Staats⸗ sekretärs des Innern Dr. Delbrück abgehaltenen Plenar⸗ sitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf einer Be⸗ kanntmachung über die Geltendmachung von Ansprüchen von Personen, die im Ausland ihren Wohnsitz haben, die Zu⸗ stimmung erteilt. Zur Annahme gelangten ferner der Entwurf einer Bekanntmachung einer Aenderung der Verordnung vom 8. Juli 1915 über die Höchstpreise für Petroleum und die Verteilung der Petroleumbestände, der Entwurf einer Be⸗ kanntmachung, betreffend Aenderung der Verordnung über den Verkehr mit Hülsenfrüchten vom 26. August 1915, der Entwurf einer Bekanntmachung, betreffend Ergänzung der Verordnung über den Verkehr mit Gerste aus dem Erntejahr 1915 vom 28. Juni 1915, der Entwurf einer Bekanntmachung zur Erweiterung der Bekanntmachung über Vorratserhebungen vom 2. Februar 1915, der Entwurf einer Bekanntmachung, betreffend Veräußerung von Kauffahrteischiffen an Nicht⸗ reichsangehörige, der Entwurf einer Bekanntmachung über Abgabenvergütung, der Entwurf einer Bekanntmachung, be⸗ treffend die Fristen des Wechsel⸗ und Scheckrechts für Elsaß⸗Lothringen, und der Entwurf einer Bekanntmachung, betreffend die Geschäftsberichte der Versicherungsämter und Oberversicherungsämter. Der Vorlage, betreffend Berechnung der Vergütung für Furage wurde zugestimmt. Demnächst wurde über die Festsetzungg des Ruhegehalts von Reichs⸗ beamten sowie über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt.
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Der Bunde at versammelte sich heute zu einer Plenarsitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Handel und Verkehr Sitzungen.
Der Siamesische Gesandte Prinz Traidos⸗Prabandh ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen.
Aus Anlaß der Fünfhundertjahrfeier des Hohen⸗ zollernhauses hat der Präsident des Abgeordnetenhauses Dr. Graf von Schwerin⸗Löwitz, wie „W. T. B.“ meldet, folgenden Glückwunsch an Seine Majestät den Kaiser und König gerichtet:
Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät beehre ich mich namens des preuß schen Abgeondnetenvauses die aufricht’gsten Glück⸗ wünsche zu der 500 jäbrigen Regierungejubelfeier des Hohenzollern⸗ hauses ebrfurchtsvoll darzubringen. Möge es Gott gefallen, der ein halbes Jahrtausend währenden ruhm⸗ und segensreichen Herrschertätig⸗ keit Eurer Majestät und Ihrer erlauchten Vorfahren durch die sieg⸗ reiche Beendiaung des Weltkrieges, in dem wir stehen, eine über alle menschliche Voraussicht erhabene Krönung zu verleihen! Das Vaterland wird, wie in früheren Jahrhunderten, auch die ihm durch dieses unerbörte Völkerringen auferlegte Prüfung kraftvoll bestehen. Möge es Eurer Majestät nochmals beschieden sein, das in Liebe und Dankbarkeit zu seinem Kaiser emporblickende deutsche Volk noch in einer langen, rastlosen Friedensarbeit zu einer immer glänzenderen Entwicklung seiner sittlichen, militärischen und wirtschaftlichen Kräfte weiter aufwärts zu führen.
Hierauf ist folgende Antwort von Seiner Majestät dem Kaiser eingegangen:
Für die mir im Namen des Hauses der Abgeordneten dargebrachten Glückwünsche zur 500jährigen Regierungsjubelfeier meines Hauses spreche ich Ihnen herzsichen Dank aus. Das Vertrauen in Gottes Gnade und die Kecaft des einigen deutschen Volkes läßt mich zu⸗ versichtlich hoffen, daß auch die gegenwärtige schwere Heimsuchung dem Vaterlande nach einem siegreichen Ausgange zum Segen gereichen werde.
Wilhelm
Wie amtlicherseits durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, hat der Ausschuß für Milch, Butter, Käse und Eier des Beirats der Reichsprüfungsstelle für Lebensmittelpreise bereits zweimal, am Montag und Donnerstag dieser Woche, unter dem Vorsitz des Ministerialdirektors Lusensky getagt, derjenige für Vieh, Fleisch, Wurstwaren und Fische am Dienstag unter dem Vorsitz des Unterstaatssekretärs Richter. Allseitige Uebereinstimmung herrschte über die Notwendigkeit der Preisregelung für Butter, und zwar auf der Grundlage eines von Zeit zu Zeit nach⸗ zuprüfenden Grundpreises für die Berliner Notiz. Ueber die Verbrauchsregelung für Butter, Fette und Milch fanden eingehende Erörterungen statt. Die Sicherstellung der Milchversorgung für kleine Kinder, stillende Mütter und Kranke wurde allgemein für notwendig und durchführbar gehalten. Unter verschiedenen Anregungen fand besonders die eines Verbots der Herstellung von Fett⸗ käse Zustimmung. In der Vieh⸗ und Fleischfrage er⸗ streckte sich die Besprechung in der Hauptsache auf die allseitig
leisch.
liegen die Ausgaben 746 und 747 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die Liste 1 des Vermißten⸗ nachweises. In diesem Nachweis werden diejenigen Heeres⸗ angehörigen aufgeführt, die bisher als vermißt gemeldet waren und über deren Verbleib die⸗Truppenteile inzwischen auf be⸗ sondere Anfrage Aufklärung gegeben haben. Ferner sind in den Ausgaben 746 und 747 enthalten die 360. preußische Verlust⸗
G“
Verlustliste.
Bayern. Anläßlich
für notwendig gehaltene Preisregelung für Schweine⸗
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“
liste, die 210. sächsische Verlustliste und die 287. württembergische
„Korrespondenz Hoffmann“ meldet, nachstehendes Telegramm an Seine Majestät den Kaiser und König gerichtet: 1 Seiner een dem Deutschen Kaiser, 1 n ußen.
1“ Lereeeeehs Großes Hauptquartier.
Zur Feier des 500 jährigen Bestandes der 82 in der Mark Bandenburg sende Ich Eurer Majenät den Ausdruck treuer Anteilnahme und inniger Wünsche, einaedenk all dessen, was die Dohenzollern in diesen Jahrhunderten als Markgrafen, Kurfürsten, Könige und Kaiser gelelstet haben. Der Wille Eurer Majestät, das übernommene Erde dauernd — im Frieden — zu wahren und zu ent- wickeln, ist an der Mißgunst umdrängender Farene gescheitert. Ich vertraue zu Port, daß der von den deutschen Fürsten und Stämmen einmütig und entschlossen aufgenommene Kampf unter Eurer Ma⸗- jestät ruhmreicher Führung zu einem glücklichen Ende gebracht wird, das Deutschland und seinen Bundesgenossen die Entfaltung ihrer
reiche äfte und einen ruhmvollen Frieden verbürgt. b Ludwig.
Hierauf traf von Seiner Majestät dem Kaiser fol gende Antwort ein: h — Seiner Majestät dem we. .-—eavens 8
Eurer Mafestät freundliches Gedenken der 500 jährigen Herr⸗ schaft Meines Hauses in der Mark Brandenburg hat Mich besonders erfreut und Ich sage Eurer Majestät für die warmen Glückwünsche von ganzem Herzen Dank. So schmerzlich es Mir ist, nach langer friedlicher Regierung seit mehr denn Jahresfrist Freiheit und Ehre des Vaterlandes gegen seine Feinde ringsum mit Waffen verteidigen zu müssen, so zuversichtlich vertraue Ich mit Eurer Majestät und allen deutschen Fürsten und Stämmen, daß Gott der Herr sich auch ferner zu unserer gerechten Sache bekennen und uns und 8 unseren treuen Verbündeten einen siegreichen Ausgang der freventlich
vom Zaune gebrochenen Fehde schenken
I’
Wilh I1m.
Frankreich.
Der Kriegsminister Millerand, der vorgestern von London nach Paris zurückgekehrt ist, hatte während seines Aufenthalts in der britischen Hauptstadt Unterredungen mit 8 verschiedenen Staatsmännern über Fragen des Krieges, von denen der „Agence Havas“ zufolge mehrere eine glückliche Lösung fanden.
— Der Heeresausschuß des Senats hat eine Auf⸗ stellung von Fragen ausgearbeitet, die in der nächsten Sitzung dem Ministerpräsidenten Viviani und dem Kriegsminister Millerand gestellt werden sollen. Die Aufstellung wird der 8 Regierung vorgelegt werden. Der Ausschuß hat ferner be⸗ schlossen, einen Unterausschuß zur Kontrolle der Arbeiter in den für den Heeresbedarf arbeitenden Fabriken und Werkstätten
zu bilden.
— Der zuständige Ausschuß des Senats für das andelsverbot mit Untertanen feindlicher Mächte at nach Verständigung mit der Regierung, wie „W. T. B. meldet, beschlossen, die Anmeldepflicht für Mobilien und Immobilien der Untertanen feindlicher Mächte in Frankreich auf alle Verträge und Abmachungen wirtschaftlicher Art aus⸗
zudehnen, die mit Untertanen feindlicher Mächte abgeschlossen
worden sind. Rußland.
Der Ministerrat hat der „Rjetsch“ zufolge verschiedenen Städten, darunter St. Petersburg, Moskau, Odessa und Reval, zur Bekämpfung der Lebensmittelnot Anleihen im Ge⸗ samtbetrage von 9 Millionen Rubel bewilligt und beschlossen, für 7 Millionen Rubel Eisenbahnschienen im Auslande zu bestellen. Wie der „Progréès“ meldet, hat der Ministerrat einen Gesetz⸗ antrag bezüglich der Bildung eines Sanitätsministeriums gutgeheißen. Der Finanzminister bestimmte, daß der Zins⸗ fuß der neuen inneren Anleihe im Betrage von einer Milliarde Rubel 5 ½ Prozent sein soll. 1
— Die Kommissionen der Duma haben die allerschärfsten M ßregeln zur Regelung der Verkehrsfragen beschlossen.
1“ Italien. “
Der Ministerrat hat nach einer Meldung des „No⸗ velliste“ die Entsendung eines Expeditionskorps nach Ma cht bewilligt.
8
Griechenland.
Die Gesandten des Vierverbandes und Serbiens haben die griechische Regierung Pariser Blättermeldungen zufolge ersucht zu gestatten, daß sich die serbischen Flücht⸗ linge auf griechisches Gebiet begeben dürfen. Der Minister⸗ präsident Zaimis antwortete, die serbischen Flüchtlinge würden in Griechenland bestens empfangen werden, es sei jedoch der Regierung unmöglich, sie zu unterhalten, er habe die serbische Regierung ersucht, für den Unterhalt ihrer Landsleute zu sorgen.
Bulgarien.
Die Kundgebung des Königs Ferdinand an sein Volk hat, wie „W. T. B.“ meldet, folgenden Wortlaut:
Bulgaren! Ihr seid alle Zeugen der unerhörten Anstrengungen, die ich während eines ganzen Jahres seit Ausbruch des europäischen Krieges zur Aufrechterhaltung des Friedens am Balkan und der Ruhe des Landes gemacht habe. Ich und meine Regierung haben uns vemüht, die bisher bewahrte Neutralität die Ideale des bulgarischen Volkes in die Wirklichkeit umzusetzen. Die beiden Gruppen der kriegführenden Großmächte erkannten die große Ungerechtigkeit an, die uns durch die Teilung Mazedoniens angetan war. Die beiden im Krieg befindlichen Parteien stimmen darin überein, daß es zu seinem größten Teile zu Bulgarien gehören muß. Einzig unser treuloser Nachbar Serbien ist vor den Ramschlägen seiner Freunde und Verbündeten unbeugsam geblieben. Weit davon entfernt, auf ihre Ratschläge zu hören, hat Serbien in seiner Feindlichkeit und Habgier unser eigenes Gebiet angegriffen, und unsere tapferen Soldaten haben für die Verteidigung unseres Bodens kämpfen müssen.
Bulgaren! Nationale Ideale, die uns allen teuer sind, waren es, die mir im Jahre 1912 die Pflicht auferlegten, unsere helden⸗ hafte Armee zum Kampf aufzurufen, in dem sie die Fahnen der Freiheit entfaltete und die Ketten der Sklaverei brach.
Unsere serbischen Verbündeten wurden dann der Hauptgrund dazu, daß Mazedonien uns verloren ging. Erschöpft und ermüdet, aber nicht besiegt, mußten wir unsere Fahnen zusammenrollen, in Er⸗ wartung Fesere Tage. Die guten Tage sind viel schneller ge⸗ kommen, als wir sie erwarten konnten. Der europäische Krieg nähert sich seinem Ende. Die siegreichen Armeen der Mittemächte sind in Serbien und rücken schnell vor.
Ich richte an die bulgarische Nation den Aufruf zur Verteidigung des heimatlichen Bodens, der von dem schurkischen Nachbar be fleckt ist und zur Befreiung unserer versklayten Brüder vom serbischen
hauses hat Seine Majestät wie die
500 “ des Hohenzollern⸗
Joche.
tapferen Armee, den Feind aus den Grenzen des Königreichs zu ver⸗ jagen, den schurkischen Nachbar zu zerschmettern und unsere vom serbischen Joche bedrückten Brüder von ihren Leiden zu defreien. Pageic mit den tapferen Armeen der Mittemächte werden wir die
erben be kämpfen. Mag der bulgarische Soldat von Sieg zu Sieg fliegen. Vorwärts, Gott segne unsere Heere.
— Der neuernannte Gesandte Spaniens Diego Saavedra, der erste ständige Vertreter Spaniens in Sofia, ist dort eingetroffen Zund vom König in feierlicher Audienz empfangen worden, bei der in herzlichen Worten gehaltene Ansprachen gewechselt wurden.
— Der König Ferdinand hat sich an die Front begeben.
II „Bulgarische Telegraphen⸗Agentur“ ist ermächtigt, die in der Presse des Vierverbandes verbreitete Meldung aus Saloniki über die angebliche Einnahme von Strumitza durch englisch⸗französische Truppen in formeller Weise für unwahr zu erklären. Diese Nachricht ist vollständig erfunden. In den Gefechten, die mit den wenigen bulgarischen Abteilungen im Gebiete von Walandawo stattfanden, sind die Feinde überall unterlegen und konnten Grenze nicht um einen Schritt nähern.
Afrika.
Der Premierminister, General Botha hat am Vorabend
der Wahlen eine Erklärung erlassen, in der er darauf hin⸗
weist, daß die Wahl der kritischste Augenblick in der Geschichte Südafrikas sei. Jeder Fehler könne unheilbare Folgen haben. Ein Teil der Bevölkerung, der, durch die Ereignisse in Europa in Aufregung versetzt, das geistige Gleichgewicht verloren habe, sei zu bewaffnetem Protest, selbst zur Revolution übergegangen. Die Leute würden durch ihre deutschfreundlichen Gefühle beherrscht. Die verfassungsmäßigen Freiheiten gerieten in Gefahr, der man nur dadurch entgehen könne, daß man seine Regierung unterstütze.
die Wahl⸗
Nach dem „Reuterschen Bureau“ war
beteiligung im ganzen Lande lebhaft. Bisher sind 30 Unionisten, 14 Mitglieder der südafrikanischen Partei, 4 Mitglieder der Arbeiterpartei und 1 Nationalist gewählt worden.
Kriegsnachrichten. Großes Hauptquartier, 21. Oktober. (W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz. KReine besonderen Ereignisse.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Nordöstlich von Mitau gewannen wir das Düna⸗Ufer von Borkowitz bis Bersemuende. Die bisherige Beute der dortigen Kämpfe beträgt im ganzen 1725 Gefangene, 6 Maschinengewehre.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prin Leopold von Bayern. Oestlich von Baranowitschi wurde ein russischer Angriff durch Gegenangriff zurückgewiesen.
11“
88 Heeresgruppe des Generals von Linsingen. Am Styr in Gegend von Czartorysk nahmen die örtlichen Kämpfe einen größeren Umfang an. Vor erheblicher Ueberlegenheit mußte ein Teil einer dort kämpfenden deutschen Division in eine rückwärtige Stellung zurückaehen, wobei einige bis zum letzten Augenblick in ihrer Stellung ausharrende Geschütze verloren gingen. Ein Gegenangriff ist im Gange. Balkankriegsschauplatz. 6 Die verbündeten Truppen folgen auf der ganzen Front dem langsam weichenden Feinde. Aus der stark befestigten Stellung südlich und östlich von Ripanj sind die Serben in südlicher Richtung geworfen. Unsere Vortruppen erreichten Stepojevac — Leskovac — Baba. Westlich der Morava dringen deutsche Truppen über Selevac und Saraorci, östlich des Flusses über Vlaskido, Rasa⸗ nac und auf Ranovac vor. Bulgarische Pruppen kämpfen bei Negotin. Weiter südlich erreichten sie die Straße Zajecar —Knjazevac. Oberste Heeresleitung.
1““
Wien, 21. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Russischer Kriegsschauplatz.
Westlich und südwestlich von Czartorysk wurde auch gestern den ganzen Tag über heftig gekämpft. Südöstlich von Kulkowice wehrten österreichisch⸗ungarische und deutsche Truppen starke russische Angriffe ab. In den gestrigen aämpfen am Styr wurden 1300 Gefangene und drei Maschinengewehre eingebracht. Bei Nowo⸗Aleksiniec wurde a früh ein Vorstoß des Gegners vereitelt. Sonst nichts
Italienischer Kriegsschauplatz.
—, An der ganzen Südwestfront sind Kämpfe großen Stiles im Gange. In Tirol brachen gestern zahl⸗ reiche starke Angriffe der Italiener an unseren festen te ungen zusammen. So schlugen unsere Truppen auf der Hochfläche von Vielgereuth in der vorvergangenen Nacht echs Angriffe zurück und wiesen gestern tagsüber den an⸗ türmenden Feind dreimal ab; das gleiche Schicksal hatte dort ein heute nacht mit sehr starken Kräften geführter Angriff des Feindes. Auch in den Dolomiten sind neue italienische An⸗ griffe im Col di Lana, am Monte Sief und bei der Grenzbrücke südlich Schluderbach abgewiesen worden. Der Feind, der sich in diesem Gebiet schon tagelang abmüht, konnte egenbs auch nur den geringsten Vorteil erzielen. Am Aarnischen Kamm wurde westlich des Wolayer⸗Sees ein Kngriff italienischer Alpentruppen zurückgeschlagen. Im büstenlande hat sich das feindliche Artilleriefeuer zu größter eftigkeit gesteigert und hielt tagsüber gegen die ganze — vnzofront an. Annäherungsversuche feindlicher Infanterie nd technischer Truppen scheiterten in unserem Infanterie⸗ und gaschinengewehrfeuer
Unsere Sache ist gerecht und beilig. Ich befehle also unserer
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unsere Truppen rückten in Sabac ein. Die Ebene der Macva ist vom Feinde gesäubert. Die Armee des Generals der Infanterie von Koeveß und die beiderseits der Morawa vorgehenden deutschen Streitkräfte dringen im engen Zusammenschluß immer tiefer in serbisches Gebiet vor. Von den österreichisch⸗ungarischen Truppen des Generals von Koeveß rückte die westliche Kraftgruppe auf den Höhen der Kolubara bis in das Mündungsgelände der Tu⸗ rija vor, indessen die östliche südlich von Grocka unter Kampf die Ralja⸗Niederung überschritt. Die Bulgaren gewannen zwischen Zajecar und Knjazevac das Timoktal und näherten sich östlich von Pirot dem Haupt⸗ werk auf Geschützertrag. Eine ihrer Armeen erkämpfte sich
vorgestern mit den Vortruppen den Eintritt in das Becken von Kumanowo und in das Vardar⸗Tal. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Sofia, 21. Oktober. (W. T. B.) Der amtliche Be⸗
richt vom 17. Oktober lautet der „Bulgarischen Telegraphen⸗ agentur“ zufolge: Im Laufe des gestrigen Tages drang unsere Armee trotz des sehr schlechten Wetters, des schwierigen Geländes und des starken Widerstandes des Feindes auf dem ganzen Kriegsschauplatz weiter vor und erzielte entscheidende Erfolge. Eine Kolonne, die am unteren Timok operierte, überschritt diesen Fluß, obgleich er durch große Regengüsse stark ange⸗ chwollen war, und dringt auf Negotin vor. Die Truppen, die in der Gegend von Zajecar operieren, erstürmten die Vor⸗ stellungen der östlichen Front dieser Festung und nahmen Stot⸗ schewo, Brdo, Batschitsche und Zatvornicka⸗Poliana in ihren Besitz. Eine Kolonne, die durch die Salach⸗Schlucht vordrang, vertrieb die serbischen Truppen und nahm fol⸗ gende wichtige Punkte in ihren Besitz: Kitka, Nowo Korito, Rossovisi⸗Kamak und Rassavitza und eroberte hiermit eine Stellung, von welcher sie unter günstigen Be⸗ dingungen in das Timoktal vorstoßen kann. Eine Kolonne, die durch die Schlucht von Sveti Nicola vorging, stieß gestern nach einem Gefecht, das die ganze Nacht andauerte, mit Ent⸗ schlossenheit vor, warf die Serben auf die Dörfer Inovo⸗ Balta und Berilovzi zurück und nahm dabei 300 Gefangene, 6 Feldgeschütze und 2 Gebirgsgeschütze. Diese Kolonne führt ihren Angriff fort, indem sie dem Feind auf den Fersen folgt. Die Truppen, die im Tale der Nischava in der Gegend von Zari⸗ brod operieren, erzielten gestern wichtige Ergebnisse. Der Feind wurde auf der ganzen Front angegriffen, und eine stark aus⸗ gebaute Vorstellung des befestigten Lagers Pirot wurde gegen Mittag von unseren Truppen erstürmt. Die zweite serbische Armee unter dem Befehl des Wojwoden Stepanowitsch zog sich auf ihre Hauptstellung Pirot zurück, bei deren Angriff im Jahre 1885 zahlreiche unserer Regimenter ihre Fahnen mit Lorbeern schmückten. Unsere Truppen nahmen die sehr wichtigen Punkte Rodinatschuka, Slanica, Popovo, Ornischte, Vrlaglava, Bilo, Gradischte, Korbul und Bubliak. Bei ihrem Rückzuge sprengten die Serben zwei Brücken bei Zukovo. Es wurden Maßnahmen für die rasche Wiederherstellung dieser Brücken getroffen. Eine Kolonne, die in Richtung Trn Bukova Glava, Surdulitzka vorging, unternahm einen entscheidenden An⸗ griff gegen die stark ausgebaute Stellung von Bukova — Glava unter Mitwirkung eines glänzenden Kavallerieangrifss des Gardekavallerieregiments. Ohne sich durch das Gebirgs⸗ gelände und die Unmöglichkeit, die feindliche Front zu erreichen, aufhalten zu lassen, griff dieses Regiment den Feind in der Flaͤnke und im Rücken an, machte 300 Mann, darunter 2 Offiziere, nieder und nahm mehrere hundert Mann, darunter 3 Offiziere, gefangen. Diese kühne Unternehmung der König⸗ lichen Garde fügt ein neues und glorreiches Blatt in die Ge⸗ schichte unserer Kavallerie. Unsere Verluste sind unbedeutend. Die Truppen, die im Abschnitte Bossilegrad und Küstendil operieren, nahmen eine Stellung in ihren Besitz, die die Serben fortwährend mit betonierten und gepanzerten Anlagen seit dem letzten Kriege zwischen den ehemaligen Verbündeten befestigt hatten, und die sich zwischen dem Berg Kitka und der Stadt Egri Palanka ausdehnt. Diese Stadt ist seit heute mittag in unserem Besitz. Folgende Beute wurde dort gemacht: 2 Geschütze, 3 Munitionswagen, 100 Kisten mit Stiefeln, 2000 Stück Brot, 50 Kisten Patronen, 500 Schützen⸗ grabenkampfwerkzeuge, ein Kleidungs⸗ und ein Proviant⸗ depot. Ein anderes Depot am Eingang der Stadt wurde von den Serben niedergebrannt, denen es aber in ihrer Hast nicht gelang, die unter den Brücken der Straße an⸗ gelegten Minen zur Explosion zu bringen. Die Gipfel der Berge Kisselitza und Kitka, die für diese Stellung wichtige Stützpunkte bilden, wurden durch einen Bajonettangriff erstürmt. Fünf Geschütze, 300 Gefangene wurden an diesen beiden Stellen genommen. Gestern abend lagerten unsere Truppen 7—8 km westlich von Egri Palanka, und die Serben waren auf der ganzen Front zurückgegangen. Die Serben haben dort im ganzen 300 Gefangene, 8 Geschütze, 3 Munitionswagen, viel Kriegsmaterial und Proviant verloren. Unsere Abteilungen, die im Tale der Bregalnica operieren, sind nach Erstürmung von Tscharevozelo Pehtschevo und Berova in die Ebene von Kotschani eingedrungen.
Wohlfahrtspflege.
Nach einer Meldung von „W. T. B.“ aus Braunschweig hat Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Viktoria Luise die An⸗ regung zu einem für die Entwicklung des deutschen Säuglings⸗ und Kleinkinderschutzes bedeutsamen Unternehmen, das am Ge⸗ burtstage Ihrer Majestät der Kaiserin, der unermüdlichen Schutz⸗ herrin von Deutschlands Kinderwelt, ins Leben gerufen wird, gegeben und sich gleichzeitig durch Uebernahme der Schutzherrschaft an dessen Spitze gestellt. — Die bisher im Deutschen Reich vorhandenen Bestrebungen und Einrichtungen zum Schutze des Saäuglings und Kleinkindes müssen weiter ausgebaut werden. In den deutschen Staaten und den preußtschen Provinzen, in denen entsprechende Ein⸗ zichtungen noch nicht bestehen, müssen solche geschaffen werden. Zur Ausführung dieser für das deutsche Volk eine nationale Notwendigkeit bedeutenden Bestrebungen bedarf es großer Mittel. Wenn auch die
beutige Zeit an die Opferwilligkeit des Einzelnen die weitestgehenden
Anforderungen stellt, so besteht doch kein Zweifel daran, daß das deutsche Volk in dieser Zeit auch für seinen Nachwuchs zu sorgen ge⸗ willt ist. Ueber die Einzelheiten der Organisation von Deutschlands Svende für Säuglings⸗ und Kleinkinderschutz werden in nächster Zeit weitere Mittetl gemach
In der Fürsorge für die Kriegswitwen und ⸗Waissen ehrt das deunsche Volk am besten das Andenken seiner gefallenen Helden. Seit Monaten werden über diese Aufgaben in Wort und Schrift Untersuchungen anzgestellt und Erörterungen gepflogen. Die staatliche Fürsorge, die ja in der Hauptsache eine matertelle ist, ist noch nicht völlig geregelt. Es ist jedoch sicher, daß — wie auch die endgültige Regelung ausfallen mag — diese staatliche Fürsorge durch⸗ aus nicht immer dazu ausreichen wird, die Verhältnisse der Hinter⸗ bliebenen auf eine gesunde Grundlage zu stellen. Eine individuelle persönliche Beratung in Gestalt einer soztalen Fürsorge muß binzutreten, die unter Führung und Anleitung der dazu berufenen Wohlfahrtsorganisatlonen von allen Kreisen des Volkes ausgeübt werden kann. In welchem Sinne eine derartige soztale Fürsorge zu wirken hätte, zeigt ein in diesen Tagen erschienener Bericht „Hinter⸗ bltebenenfürsorge“, Mitteilungen aus der Arbeit der Zentrale für private Fursorge (E. V.), der die Erfabrungen darstellt, die diese Organisation in rund tausend Fällen der Fürsorge für die Hinter⸗ bli⸗benen gefallener Krieger gesammelt hat. Es werden die Lebens⸗ verhältnisse der Hinterblierenen gefallener Krieger einer kurzen Unter suchung unterzogen, und zwar unter eingehender Würdigung der Verschiedenheiten bei den einzelnen Gruppen, wober neben den Kriegswitwen und Waisen auch der Kriegseltern nicht vergessen wird. An charakteristischen Beispielen wird gezeigt, wie die wirtschaftlichen, oft etwas verworrenen Verhältnisse zu regeln sind, wie die gesundheitliche Fürsorge einzusetzen hat, wie man versuchen muß, das schwierige Problem des Gegensatzes zwischen Beruf und Mutterschaft zu lösen, nach welchen Grundsätzen die Be⸗ rufswahl geschehen soll, welche Hilfs⸗ und Geltquellen heran⸗ zuziehen sind und wie endlich eine freundschaftliche Fühlungnahme der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Zentrale mit den Pfleg⸗ lingen wesentlich dazu beiträgt, in ihnen neuen Lebensmut und neue Lebensenergie zu entfachen. Zu dieser pflegerischen Arbeit gehören vor allem ein warmes Herz, ein praktischer Sinn und der ehrliche Wille’, das Leid unserer Mitmenschen zu Uundern. Natürlich werden diese Eigenschaften nur dann wirkungsvoll zur Geltung kommen köanen, wenn sich ihre Träger bei der Arbeit der Führung einer im Fürsorgewesen sachverständigen und erfahrenen Stelle anvertrauen. Die Schrift dürfte dazu beitragen, dem seit über 23 Jahren wirkenden Verein neue Helfer und Helferinnen zuzuführen. Sie ist in der Geschäftsstelle der Zentrale für private Fürsorge, E. V., Berlin W. 35, Flot. wellstraße 4, zu haben.
Nach einer Meldung von „W. T. B.“ aus Wien hat für die vom Kriegsfürsorgeamt des Kriegsministeriums eingeleitete Aktion „Weihnachten im Felde“ als erster Spender der Kaiser und 8e18, 8 z Joseph 10 000 Kronen aus seiner Privatschatulle ewilligt. 1 “
Kunst und Wissenschaft.
Dem letzten Heft des „Anzeigers des Germanischen Nationalmuseums“ in Nürnberg ist zu entnehmen, daß der im März d. J. verstorbene Rentner Anton Bürkel in München das Museum zu seinem alleinigen Erben eingesetzt hat. Die Höhe des hinterlassenen Vermögens läßt sich heute noch nicht sicher beur⸗ teilen, doch ist gewiß, daß nach Abzug einer Reihe von Legaten dem Museum etwa 1 200 000 ℳ verbleiben werden. Diese dem Museum unerwartet in schwerer Kriegszeit zugefallene Stiftung ist die größte, die ihm seit seiner Gründung zuteil geworden ist. Der Verwaltungsaus⸗ schuß hat sie dem Stammvermögen des Museums zugewiesen, das damit in den Stand gesetzt ist, zunächst die zeitige Hauptaufgabe, die Erweiterung des Museums, wenigstens teilweise zu lösen. — In der diesjährigen Versammlung des Verwaltungsausschusses wurde in erster Linie die Baufrage behandelt. Auf Antrag der Baukommission wurde beschlossen, zunächst den Südflügel des Neubaues auszuführen, um die Gemäͤldegalerie endlich in zweckmäßige und feuersichere Räume bringen zu können; zugleich aber soll die nach dem Kornmarkt laufende Eingangshalle ausgeführt und der Zagang zum Museum dorthin verleagt werden. Die Baukosten in Höhe von 900 000 ℳ sollen durch Zuschüsse des Museums und durch eine Anleihe auf⸗ gebracht werden, die aus den Zinsen der Bürkelschen Stiftung ver⸗ zinst werden soll. Dem Verwaltungsbericht für das letzte Jahr ist zu entnehmen, daß die Verwaltung auch in ihm trotz des Krieges normal hat weitergeführt werden können. Die Zahl der Neuerwerbungen war naturgemäß gering. Es wurde große Sparsamkeit geübt, so daß der in Aussicht genommene Zuschuß aus dem Verwaltungsreservefonds nicht erforderlich war. Die Ein⸗ nahmen des Hauptmuseumsfonds blieben um etwa 10 000 ℳ hinter dem Etat zurück, was hauptsächlich in dem Ausfall an Eintritts⸗ geldern begründet ist. Der Stand der Mitalieder hielt sich, dank der aufopfernden Tätigkeit der Pfleger, ziemlich auf der bisherigen Höhe. Unter den Neuerwerbungen sei ein Vermächtnis der Frau Nerreter in Nürnberg erwähnt, die dem Museum eine Anzahl häuslicher Gebrauchsgegenstände hinterließ; u. a. einen Schreib⸗ tisch aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und sechs Miniaturbildnisse aus der ersten Hälfte desselben Jahrhunderts. Das Kupferstichkabinett erwarb u. a. zwei Aquarelle von Gustav Philipp Zwinger, Studien zu einem noch nicht im Besitz des Museums befindlichen Gruppenbild der Familie dieses Nürnberger Malers. Aus der Reihe der Geschenke ist eine Stiftung des Herrn Dr. Stephani hervorzuheben, die aus einer systematisch geordneten Sammlung von etwa 50 000 Illustrationen der Kunst⸗ und Gewerbe⸗ geschichte besteht, die in 245 Kästen geordnet sind. Für das Archiv wurden u. a ein Gedicht des Meistersängers Michel Beheim auf den Krieg des Markgrafen Albrecht von Brandenburg mit den Städten sowie mehrere Wappen⸗ und Lehrbriefe angekauft.
Verkehrswesen.
Nach einer Mitteilung der österreichischen Postverwaltung sind jetzt Privatpakete nach der Stadt Trient und Orten der Bezirke Cavalese, Cles und Mezolombordo außer an Geschäftsleute auch an Militärpersonen zugelassen. Schriftliche Mit⸗ teilungen in den Paketen und auf den Paketkarten sind verboten.
Theater und Musik.
Deutsches Künstlertheater.
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In dem Lustspiel „Die selige Exzellenz“ von Rudolf Presber und Leo Walter Stein, das gestern zum ersten Male auf der Bühne des Künstlertheaters erschien, nachdem es schon ander⸗ wärts seine Wirkungskraft erprobt hatte, weht jene Hofluft, die man schon aus verschiedenen Stücken ähnlichen Schlages kennt. Schauplatz der Handlung ist eine kleine deutsche Fürstenresidenz unmittelbar nach dem Ableben des leitenden, von allen verehrten, nur einigen Hofleuten unbequemen Staatsministers. Länger und pein⸗ licher als nötig, ist die den Nachklang der Trauerfeier in der Wohnung des Verstorbenen darstellende Einleitung des Lust⸗ spiels, die trotz mancher treffender satirischer Spitzen starke Kürzungen vertragen könnte. Die eigentliche Handlung bildet ein be⸗ lustigendes Kampf⸗ und Intrigenspiel zwischen dem streberhaften Oberhofmarschall und einigen dem entschlafenen Staateminister nahe⸗ stehenden Personen, insbesondere einer der Hofpartei mißliebigen Frau von Windegg, die Herz und Mund auf dem rechten Fleck hat und darum beseitigt werden soll. Aber weibliche List siegt über die Tücke und Ueberhebung des Gegners; denn Frau von Windegg weiß durch einen geschickten Schachzug ihren Widersacher in den Glauben zu versetzen, daß sie im Besitz der Tagebuchaufzeichnungen ihres verstorbenen Freundes sei, mit deren Durchsicht und Veröffentlichung er sie und seinen Privatsekretär betraut habe. Da man in der Hofpartei recht