1915 / 255 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 28 Oct 1915 18:00:01 GMT) scan diff

8 11“ Der besondere Ausschuß der Kammer der Abge⸗ ordneten zur Beratung des von der Regierung der Kammer vor mehr als einem Jahre vorgelegten Entwurfes für ein Gemeindebeamtengesetz hat gestern die Beratungen wieder aufgenommen, die zu Beginn des Krieges in der vorigen Session bei der Beratung des Artikels 12 abgebrochen worden waren, der die Dienstpflichten der Gemeindebeamten und ihr Verhalten in und außer dem Amte festsetzt. Gestern gab der Staatsminister Freiherr von Soden im Namen der Staats⸗ regierung, wie „W. T. B.“ meldet, die folgende Erklärung ab: Die Begründung zu Artikel 12 des Eatwurfs legt dar, daß sich ein berufsmäß ger Gemeindebeamter durch seine Betätigung als Sozialdemokrat der Achtung unwürdig erweisen würde, die sein Amt erfordert, und daß er deshalb disziplinar zu verfolgen wäre. Angesichts der vaterländischen Haltung, die im gegenwärtigen Kriege auf dem Boden der gelienden Staatsordnung auch von seiten der Sozial⸗ demokraten an den Tag gelegt wurde, hält die Staatsregierung jene Darlegung nicht mehr aufrecht und erachtet damit diese Stelle der Begründung als weggefallen. EET161“*“ Sachsen. 8 Seine Majestät der König hat, wie „W. meldet, dem Staats⸗ und Kriegsminister, General der Infanterie von Carlowit;, zurzeit im Felde, die erbetene Entlassung von dem Amte eines Kriegsministers auf die Dauer seiner Ver⸗ wendung in einer Feldstellung unter Belassung von Titel und Rang als Staatsminister bewilligt und dem stellvertretenden Kriegsminister, Generalleutnant von Wilsdorf unter Er⸗ nennung zum Staatsminister die Leitung des Kriegsministeriums

übertragen.

Oesterreich⸗Ungarn. 1 Der Kaiser hat gestern den Herzog Ernst zu Schleswig⸗Holstein in Schönbrunn in Privataudienz empfangen. Die Wintertagung des ungarischen Reichs⸗ tages wird am 25. November eröffnet werden.

8

(Grroßbritannien und Irland.

Im Oberhause richtete Lord Loreburn an die Re⸗ gierung eine Anfrage, in der er Näheres über die Unter⸗

nehmung auf dem Balkan zu erfahren verlangte.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ sagte Lord Cromer, die Beschränkung der varlamentarischen Erörterung habe die K eitik in die Presse verlegt. Die Reihung hätte vermieden werden können, wenn die Regierung nicht alle ihre Pläne und Handlungen mit einem un⸗ durchdringlichen Geheimnis un geben hätte. Es wäre deie Pflicht der Regierung gewesen, in der Frage der Wehrpflicht gleich aufangs deutlich zu erklären, wieviel Soldaten sie brauch⸗ und daß die Wehrpflicht kommen müsse, wenn die An⸗ werbungen nicht genügten. Die Haltung der Reaierung habe eine schädliche und gefährliche Agttation zur Folge gebabt, die in einen Klassenkampf hätte ausarten können. Nun habe die Regierung die Aufgabe der Anwerbung Lord De by übertragen. Aber sie härte es vor jechs Monaten tun sollen. Man stebe j tzt wieder vor großen Mernungevers diedenhesiten. Der ganze Charakter des Krieges habe sich in den letzten Wochen geändert. Die Deutschen be⸗ haupten noch einen Teil Frank eichs und fast ganz Belgien, sie haben die russiiche Offensive zum Siillstand gebracht und jetzt den Krieg nach dem Orient netragen. Die R gierung möge wentgstens gewisse allgemeine Andeutungen geben, wie sie der Lage zu begegnen gedenke. Lord Kiischener habe im Oberh use zu selten gesprochen und, was er gesagt habe, das hätte vorher schon in der Presse gestanden. Das Overhaue und dis Pablikum würden nicht länger mit groß⸗r Geduld diese typischen amtlichen Erklärungen anbören. Sie verlangten etwas mehr, ws ein wirkliches Erfassen der Lage zeie und allgem ine Pläne der Rgierung asdeute In der Oeffentlich⸗ keit her sche die Meinung, daß die getraffenen Maßre eln zusammen⸗ hang ose Schritte seien, und daß die Bedeutung der Eceignisse nicht ernstlich gewürdigt werde. Lord Cromer sagte schließ ich, er wünsche keinen Regierungswechs l, aber die Meinung set nark verbreitet, daß es fuͤr ein Kabinett von 22 Ministern unmöglich sei, den Krieg wirk⸗ sam zu führen. Lord Lansdowne fübrte aus, er sei entschieden der Meinung, daß die Leistungsfähigkeit jeder Körperschaft im umgekehrten Verhältnis zu ihrer zah enmäßigen S ärke stehe. Aber weder in dem jetzigen, noch in dem früheren Kabinett sei es für strategische Dilettanten möglich gewesen, ihre Pläne den verantwortlichen fach⸗ männischen Beratern aufzudrängen. Die Fachleute seien auch bei politisch⸗militärischen Fragen duschaus zur Geltung ge⸗ kommen, aber die letzte Entscheidung stehe dem Kabinett zu. Hierauf erörterte Lansdowne die Umstände, die zur Aussendung der Expedition geführt hätten, und sagte, es handle sich im Augenblick nur um eine kleine Truppeamacht, da gegen⸗ wärtig keine größere herangezogen werden könne. Inzwischen werde aber eine größere Streitmacht für den Dienst in Südosteuropa vor⸗ bereitet. Auch für Transportschiffe sei gesocat, um die Truppen nach ihrem B stimmungsorte zu bringen. Diese Maßregeln seien in aller Eile getroffen worden, da Schnelligkeit von gröszter Wichtigkeit sei und Serbien nur so entsetzt werden könne. Der Gebrauch, der von der großen Streitmacht gemacht werden solle, hänge zum Teil vom Stand der Dinge im Augenblick ihres Emitreffens ab. Die Ereignisse entwickelten sich in Südosteuropr sehr schnell. Zwei Ereignisse der j ingsten Zett hätten eine einschneidende Veränderung der mili⸗ tärischen und politischen Lage mit sich gebracht. E stens die Aende⸗ rung in der Haltung der griechischen Regterung, die zu dem wohl⸗ überlegten Entschluß gelangt sei, daß das Land durch seine vertrag⸗ lichen Pflichten nicht gebunden sei, Serbien in der bheutigen folnen⸗ Krise zu Hilfe zu kommen. Dies set eine gründliche Ver⸗

nderung der Lage. „Außerdem es tut mir aufrichtig leid, dies sagen zu müssen —“, fuhr Lansdowne fort, „nimmt der Feldzug in Nord⸗ serbien einen derartigen Verlauf, daß die serbischen Truppen höchstwahr⸗ scheinich dem Angriffe, dem sie von den österreichtsch⸗ungarischen und deutschen Truppen a zsgesetzt sind, während die Bulgaren diesen durch einen Dolchstich in den Rücken der Serben beistehen, nicht sehr lange werden widerstehen können. Bei dieser milltärischen Lage sind die Ver⸗ bündeten darin völlig eineg, daß die Aufstellung der neuankommenden Verstärkungen mir Uasicht gewählt und eine Entschei ung angestrebt werden müsse. Wr werden versuchen, die engl’schen Truppen daiu zu verwenden, daß sie den Durchzug der M ettelmächte durch Bulgarien hindern. Hierüber weird noch beraten. Sir Charles Monro har den Aaftrag, so schnell wie möglich einen Bericht bierüber vorzulegen. Die Regierung weird sich nicht zu übereiltem Auftreten hinreißen lassen, das sich auf unbestimmte Gefühle stützt, oder nur dem Wansch⸗ folgt, ein begrenztes Ziel zu erreichen. Alle Schritte werden mit Berücksichfigung der besten Ratschläge, die auf militärischem und maritimem Gebiete zur Verfügung stehen, unternommen werden.“ Lord Willoughby de Broke sagte, Lord Lansdowne habe die ernste Lage Serbiens zug⸗geben. Fast in jeder Mintsterrede würde betont, daß Großbritannien in den Krieg eingetreten sei, um die

Festungskommandanten

die Nation und die Soldaten selbst hätten beruhigende Versicherungen gebraucht. Die Rede Lord pLansdownes habe kernen völlig be⸗ friedigenden Zustand enthüllt und nicht davon überzeugt, daß die Pläne reiflich erwogen und vorberettet würden. Es schienen Ueber⸗ rasch ingen bevorzuast⸗bn. Es wäre verhängntsvoll, demgegenüber un⸗ vorberettet und entschlußlos zu sein.

Im Unterhaus erinnerte Lord Robert Cecil in Beantwortung einer Frage über die Verantwortlichkeit für Miß Cavells Tod an die Erklärung Asquiths vom 5. Mai, daß Genugtuung von allen Personen gefordert werden würde, die erwiesenermaßen britische Gefangene mißhandelten. Das Gelübde gelte noch immer und gelte doppelt fan den grausamen Mord der edlen Frau unter einem gesetzlichen

Deckmantel. Die gestrige Verlustliste nennt G 106 Offiniere und

2750 Mann. Frankreich.

Der Präsident Poincaré hat am Sonntag in Begleitung des Kriegsministers Millerand Paris verlassen, um sich zur Armee zu begeben. Dort traf er am Montag mit dem König von England zusammen, der Dienstag zwei französische Armeen besichtigte und einer Parade der Kolonialtruppen beiwohnte.

Blättermeldungen zufolge will der Deputierte Franklin Bouillon die Regierung über die Gefahr, die der Landes⸗ verteidigung aus der Verzögerung der Ernennung eines neuen Ministers des Aeußern erwächst, interpellieren, falls bis heute die Kabinettskrise nicht gelöst ist.

Rußland. 8 Das Dünaburger Militärbezirksgericht in Wi⸗ tebsk verhandelte „Ranneje Utro“ zufolge seit dem 2. d. M. unter Ausschluß der Oeffentlichkeit gegen den ehemaligen von Kowno, Grigoriew, wegen Uebergabe der Festung an den Feind ohne Ausnutzung aller Verteidigungsmittel, was infolge Verlassens der Festung durch den Kommandanten nicht geschehen sei. Die Anklage war nach einem Artikel ergangen, der Todesstrafe vorsieht. Das Gericht v rurteilte Grigoriew unter Zubilligung mil⸗ dernder Umstände am 10. d. M zur Aberkennung aller Rechte und 15 Jahren Kerker. Das Urteil wird zur

Allerhöchsten Bestätigung vorgelegt werden.

8

Die „Gazzetta Ufficiale“ veröffentlicht einen Erlaß, durch

den die italienischen Gerichtshöfe in Misurata,

Siete, Bevi Ulid, Yeffern und Gadames auf⸗

gehoben werden und der Gerichtshof in Tripolis mit deren Rechtsprechung betraut wird.

Niederlande.

Der Gesandte der Niederlande am Päpstlichen Stuhle Refout ist einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge in Rom

b1“]

gestorben. . 8 Dänemark. Der Landsthing beriet gestern den Antrag der Rechten auf Einsetzung eines Ausschusses zur Untersuchung der Verteidigungsbereitschaft des Landes. Nachdem der Verteidigungsminister und Vertreter aller anderen Parteien sich dagegen ausgesprochen hatten, zog die Rechte, wie „W. T. B.“ meldet, ihren Antrag zurück und veantragte statt dessen eine Tagesordnung, in der verschiedene Maßregeln zur Entwicklung der Verteidigungekraft des Landes gefordert werden. Die Re⸗ gierung bekämpfte die e Tagesordnung, worauf die Linke eine Tagesordnung einbrachte, der die Regierung und die ihre Zustimmung aussprachen. In dieser eißt es: b . die Regierung sich bereit erklärt hat, vertraulich alle ge⸗ wünschten Aufklarungen zu geben, da ferner ein besonderer Ausschuß hierfür als überflüssig angesehen werden muß und mögiicherweise schaden könnte, indem seine Einsetzung in der Bevölkerung Beun⸗ ruhtgung hervorrufen würde und die Erhaltung der Einigkeit, in der bisher alle möglichen Bewilligungen erfolgt sind, erschweren würde, geht das Haus zur Tagesordnung über.

Diese Tagesordnung wurde mit 32 Stimmen der Linken, Radikalen und der Sozialdemokraten gegen 20 Stimmen der Rechten angenommen, während sich die Freikonservativen der Stimme enthielten.

Türkei.

Die Deputiertenkammer hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, im Dringlichkeitswege ein Gesetz genehmigt, in dem die Regierung zur Aufnahme eines von der deutschen Regierung gewährten Vorschusses in Höhe von sechs Millionen Pfund ermächtigt wird. Weiter wurde ein Gesetz angenommen, durch das die Regierung auf Grund dieses Vorschusses ermächtigt wird, auf Gold lautende Kassenanweisungen in der gleichen Höhe auszugeben, die vollständig durch Schatzanweisungen der deutschen Re⸗ gierung an die Verwaltung der osmanischen Staatsschulden gedeckt sind. Diese Schatzanweisungen werden in der ganzen Türkei Zwangskurs haben und in Konstantinopel ein Jahr nach dem Friedensschluß rückzahlbar sein. Unter allgemeinem Beifall genehmigte die Kammer ferner das seit Oktober 1914 vorläufig angewendete Gesetz, betreffend die Auf hebung der Bestimmungen der auf den Kapitulationen beruhenden osmanischen Gesetze, sowie ein Gesetz, durch das für Rechts⸗ streitigkeiten zwischen Osmanen und Ausländern ein neues Gerichtsverfahren eingeführt wird

6 Griechenland.

Der König hat dem Vertreter der „Associated Preß“ in Athen über die Antwort Griechenlands auf Serbiens Bitte um Hilfe, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, fol⸗ gendes mitgeteilt:

Griechenland hält das Schwert locker in der Scheide, bedrobt aber niemand. Es kann auch nicht zulassen, daß durch die Ereignisse die Unverletz!ichkeit Griechenlands und die Freiheit des Griechenvolkes bedrobt werden Es ist meine Pfl'cht, das Volk vor der Gefahr der Vernichtung infolge Einmischens in den europäischen Krieg zu be⸗ wahren. Ich werde dies sowett möglich auf jede Gefahr hin tun.

In der Deputiertenkammer wurde von der Gruppe der türkischen Deputierten eine Anfrage betreffs der den Türken

kleinen National täten u schützen. Wenn das der Fall sei, so wäre es wünschenswert, daß Enaland künftig mehr Erfolg dabei hütte. Die Oeffentlichkeit werde sich fragen, wesbalb die zum üoß. Se biens nötigen milttärischen Vorbereitungen nicht län st beschlossen worden seien. Lord Loreburn sagte, die Antwo t Lord Lensdownes auf seine Anfrage wegen es Ba kanferdzuges habe keine genügenden Aufklärungen gegeben, er musse es jedem überlassen, daraus seme Schlüsse auf die Voraussicht der Regierung und die getroffenen Vorbereitungen zu ziehen. Er wolle der Regierung keine Schwierigkeiten machen, aber

gehörigen Güter, die von der türkischen Regiernng nach dem Balkankriege beschlagnahmt worden waren, gestellt. Dem „Progrès“ zufolge ergab sich bei der⸗Erörterung dieser Frage eine Mei⸗ nungsverschiedenheit zwischen dem Fianzminister Dragumis und Venizelos wegen des mit der türkischen Regierung abgeschlossenen Abkommeno über den Austausch der von beiden Ländern beschlagnahmten Güter. Venizelos wurde während seiner

brochen, worauf er erklärte, die Regierung hänge von seiner Partei ab, die die Mehrheit besitze. Es entstand ein sehr großer Lärm. Die Sitzung wurde für eine Stunde unter⸗ brochen. In dieser Zeit hielt das Kabinett einen Ministerrat ab. Nach Wiederaufnahme der Sitzung gab Dragumis eine verbindliche Erklärung ab, in der er erklärte, die Rede Venizelos' entspräche seinen eigenen Anschauungen, abgesehen von einigen Vorbehalten, die er geltend machen müsse. So wurde eine Krisis vermieden. 5

Bulgarien.

Die bulgarischen Behörden haben die Linie Dedea⸗ gatsch Oktschilar besetzt, deren Betrieb von nun an durch den bulgarischen Staat erfolgen wird.

Albanien. Wie die Berichte aus Nordalbanien, daß die Lage angesichts der Gewaltherrschaft der Serben und Montenegriner sowie Essad Paschas eine geradezu verzweifelte sei und die Bevölkerung die Befreiung von der serbisch⸗-montenegrinischen Tyrannei und den Gewalttaten der Räuberbanden Essad Paschas durch die deutschen, österreichisch⸗ungarischen und bulgarischen Truppen mit Ungeduld erwarte. Die Nachrichten über den siegreichen Vormarsch der Armeen der Zentralmächte und Bulgariens hätten in Albanien eine große Bewegung hervorgerufen und das Zeichen für den Beginn einer Aufstandsbewegung gegen die derzeitigen Gewaltherren gegeben. Die Albanesen im serbischen Heer flüchteten in Scharen über die Grenze. Schließlich wird bekannt, daß die wirtschaftliche Lage im Lande

übertretende größere Heeresmassen zu verpflegen. 1 Auftralien.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ gus

Melbourne hat der Premierminister Fisher den Posten des

australischen Oberkommissars in London angenommen.

Kriegsnachrichten. Großes Hauptquartier, 27. Oktober. (W. T. B.)

8 Westlicher Kriegsschauplatz. An der Straße Lille —Arras entwickelte sich gestern abend nach einer französischen Sprengung ein unbedeutendes Gefecht, das für uns günstig verlief. Nordöstlich von Massiges drangen die Franzosen im Handgranatenkampf an einer schmalen Stelle in unseren vordersten Graben ein, sie wurden Nachts wieder vertrieben. Im Luftkampf schoß Leutnant Immelmann das fünfte feindliche Flugzeug ab, einen französischen Doppeldecker mit englischen Offizieren, die gefangen venommen sind. Zwei weitere feindliche Flugzeuge wurden hinter der feindlichen Linie zum Absturz gebracht, eins davon wurde von unserer Artillerie völlig zerstört, das andere liegt nördlich von Souchez.

SOestlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Südlich der Eisenbahn Abeli —-Dünaburg drangen unsere Truppen in der Gegend von Tymschany in etwa 2 km Breite in die russische Stellung ein, machten 6 Offiziere 450 Mann zu Gefangenen und er⸗ beuteten 1 Maschinengewehr und 2 Minenwerfer. Die ge⸗ wonnene Stellung wurde gegen mehrere russische Angriffe be⸗ hauptet, nur der Kirchhof von Szaszali (1 km nordöstlich von Garbunowka) wurde Nachts wieder geräumt.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Neues.

Heeresgruppe des Generals von Linsingen. Westlich von Czartorysk ist unser Angriff bis an die Linie Komarow —Kamienucha⸗Höhen südöstlich Miedwieze vor⸗ getragen.

Balkankriegsschauplatz.

Oestlich von Visegrad wurde Dobrun genommen. Die Armeen der Generale von Koevess und von Gallwitz haben den Gegner überall, wo er sich stellte, ge⸗ worfen. Mit den Hauptkräften wurde die allgemeine Linie Valjevo —- Morawci (am Ljig) Topola erreicht, östlich davon die Jasenica, Raca und beiderseits Svilajuac die Revasa überschritten. Im Pek⸗Tal ist Neresnica ge⸗ nommen. Die südlich von Orsova vorgehenden Kräfte erbeuteten in Kladovo 12 schwere Geschütze. In Ljubicevac (an der Donau östlich von Brza Palanka) wurde die unmittel⸗ bare Verbindung mit der Armee des Generals Bojadjieff durch Offizierpatrouillen hergestellt. Der rechte Flügel dieser Armee folgt dem Gegner von

den Besitz von Knjazevac wird weiter gekämpft. p. Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 28. Oktober. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplaaz. Keine wesentlichen Ereignisse.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von

Hindenburg. Nordöstlich des Ortes Garbunowka sind neue Fortschritte gegen russische Angriffe behauptet. Der Kirchhof von Szaszali ist wieder in unserem Besitz, 2 Offiziere, 150 Mann wurden gefangen genommen. Unser Artilleriefeuer ließ einen feindlichen Angriff südlich von Garbunowka nicht zur Entwicklung kommen.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Bei Schtscherssy (am Njemen nordöstlich von Nowogrodek) scheiterte ein starker russischer Angriff. 1

Heeresgruppe des Generals von Linsingen. Westlich von Czartorysk wurde Rudka genomme

Balkan⸗-Kriegsschauplatz. Die Armeen der Generale von Koeveß und vo. Gallwitz sind im weiteren Vordringen. Die Armee des Generals von Gallwitz hat seit dem

[Rede ständig von den Mütliedern der Regierungspartei unter⸗

23. Oktober 2033 Gefangene gemacht und mehrere

Knninjazevac ist in bulgarische ü purden erbeutet H scher Hand, mehrere Geschütze

„Südslawische Korrespondenz“ meldet, besagen 1

derartig traurig sei, daß es ganz ausgeschlossen erscheine, etwa

Negotin in nordwestlicher und südwestlicher Richtung. Um

Maschinengewehre erbeutet. Die Armee des Generals B 2 p L 2 8 97 jadjieff hat Zafecar genommen. Nördlich von Knjazevac der Timok in breiter Front überschritten.

Die Höhe der Drenova Glava (25 km rot) ist besetzt. Oberste Heeresleitung.

ich wird ge⸗

Russischer Kriegsschauplatz. 8 8

Die Vertreibung der Nussen westlich von Czartoryst

reitet t Fei b n o der heftigen Gegenwehr des Feindes fort. Sonst

Italienischer Kriegsschauplatz. 88. Der italienische Angriff auf unsere küstenländische Fr ont wurde gestern nicht mehr mit so großem Aufwand an kenschen und Munition wie in den früheren Schlachttagen fortgeführt. Der Feind zögert mit dem Einsatze seiner zurückgehaltenen Kräfte. Mehrere Angriffsversuche gegen die Fün⸗Stellung kamen über ihre Anfänge nicht hinaus. Angriffe auf den Tolmeiner Brücken⸗ e8 wurden wie immer abgewiesen. Der Abschnitt von 4 ava stand zeitweise unter Trommelfeuer. Ein Angriff bei Globna wurde zurückgeschlagen; bei Plava vermochte die italienische Infanterie nicht mehr vorzugehen. Im Süd⸗ Ise des noch immer unter schwerem Feuer stehenden rückenkopfes von Görz drang der Nachmittags hier angreifende Feind in ein kleines Grabenstück ein, das er jedoch Nachts 1u Das Geschützfeuer gegen die Lochfluche von .n. hat bedeutend nachgelassen. Die Angriffstätigkeit er Italiener an der Dolomitenfront hält an. Vorstöße Beß 1. Kräfte gegen den Col di Lana und den nes⸗ Sattel scheiterten. Unser Spital in Rov mit Brisanz Granaten veschossen. eee Fa üger

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

. Oestlich von Visegrad entrissen unsere Truppen dem Feind 8 Höhen beiderseits des Grenzdorfes Dobrun. b ie Armee des Generals der Infanterie von Koeveß drängte

en Gegner ins Gebirge nördlich von Grn. Milanovac 18g Oesterreichisch⸗ungarische Kräfte warfen ihn mi em Bajonett aus seinen Höhenstellungen bei Topola. Die beiderseits der Morava operierende deutsche Armee ge⸗ wann die Höhen südlich der Raca und dringtdie Mlava aufwärts vor. Die Orsova⸗Gr ppe ist in Brza⸗Palanka ein⸗ Füns In Kladovo wurden zwölf schwere serbische Ge⸗ 1.2 und große Vorräte an Munition, Verpflegung und b. eidung erbeutet. Abteilungen der westlich von Negotin veh bulgarischen Kräfte stellten die Ver⸗ Süabeht mit den österreichischen, ungarischen und eutschen Truppen her. Die gegen Knjazevac ent⸗ E bulgarischen Kräfte kämpften gestern im Ostteile dieser

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.

von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg zur See.

Berlin, 27. Oktober. (W. T B.) Ueber di

8 3 ber. (W. T. B. ie Be⸗

schießung des schwedischen Unterseebotes „Hvalen“

durch ein deuisches Vorpostenboot geht uns von unterrichteter

6 b Darstellung zu:

Am 21. Ottober zwischen 7 und 8 Uhr Vormittags sichtete der Kommandont eines deut chen Bewachungesbootes ein verdächtiges Fahr⸗ Leug füdlich der schwedischen Küste zwischen Trelleborg und Astadt. 2 erfannte, daß es ein Unterseeboot war, auf dem trotz schärfster

““ keine Flagge ausgemacht werden konnte. Der Kom⸗

8 ant wußte, daß in diesen Tagen ein schwedisches Untersee⸗ oot auf dieser Strecke passieren sollte, und fuhr daher, ehe er zum Angriff ansetzte, aus Vorsicht erst noch auf 1600 m heran, um eine Verwechselurg auszuschließen. Auch auf diese sehr Entfernung wurde keine Flagge auf dem U⸗Boot gesichtet; ein

Begleinsahrzeug, wie es für das schwedisch U.Boot zur Kenntlich⸗

mochaong in Aussicht gestelt war, war nicht zu sehen. Nur einige

8 Han delsschiffe waren in verschiedenen Entfernungen zu erkennen So

nS Kommandant des Wachbootes zu der Ueberzeugung kommen, 23 ein lich 8 U. Boot vor sich zu haten. Hierin wurde er bestärkt,

als er beme kte, daß es stellenweise in der ziemlich bewegten See ver⸗ deend etwa so, wie ein U Boot, das wegtaucht, wenn es sich zum

Anngriff anschickt. So stand für den Kommandanten, dem seine Vor⸗

3 Fesessen das Zeugnis eines ruhigen und entschlossenen Charakters eaen, est, daß er einem Feind sich gegenüber befand, den zu ver⸗

seine höchste Pflicht sei. Er entschloß sich daher dazu,

8 zu eröffnen, und fuhr gleichzeitig mit höchster Fahrt auf 38 „Boot los, um es durch Rammen zu vernichten. Auf

b 8 vor dem U-Boot wurde plötzlich eine kleine Flagge sichtbar,

85 bisber durch den Turm des U-Bootes verdeckt worden war. Nach instellung des Feuers wurde sie als schwedische Kriegsflagge ausge⸗ acht. Inzwuchen hatte sich auch ein Fahrzeug, das anfangs etwa zm vom U⸗-Boet entfernt und für ein Handelsschiff gehalten

war, auf 1 ½ sm genähert und trat mit dem U-⸗Boot in ignalverbindung; es war das schwedische Werkstattschiff „Blenda“.

Der Kommandant des Vorpostenbootes bemerkte auf Befragen es schwedischen U⸗Bootskommandanten, ob er denn die Flagge nicht esehen hätte, mit dem Ausdruck des Bedauerns, daß weder er noch

benfe Mannschaften eine Flagge gesehen hätten, sonst wäre selbst⸗ der die Beschießung unterblieben. Eme sofort angebotene

““ wollte der schwedische U-Bootskommandant nicht an⸗

Der Ort des Vorkommnisses liegt etwa 4 ½ sm von der schwedi⸗

Ueen Kuste entfernt, wie durch einwandfreie Doppelpeilung eines

ber eigeeilten zweiten Wachtschiffes am Orte des U-Bootes festgest Ut

Sepe Demgemäß entsprechen auswärtige Pressenachrichten über eine erletzung des schwedischen Hoheitsgewässers nicht der Tatsache.

8 Mit lebhaftem Bedauern erfahren wir heute, daß der ver⸗ zundete Steuermann des schwedischen Unterseebotes leider seinen erletzungen erlegen ist.

(W. T. B.)

London, 27. Oktober. Das Kriegsamt hechen Nerasgglische 8e S esveee. egäischen Meer torpediert worden. Wie werden nur 99 Mann veemesne 8see

(Der Vergleich mit unseren am 26. und 27. d. M. ver⸗ öffentlichten Meldungen über die Versenkung dieses Schiffes zeigt, daß die absichtlich unbestimmt gehaltene englische Mit⸗ eilung über die Zahl der dabei zugrunde gegangenen Mann⸗ schaften nicht richtig sein kann. Nach den früheren überein⸗ stimmenden Meldungen sind von den tausend Soldaten, die das Schiff an Bord hatte, nur 82 gerettet worden.)

Sofia, 28. Oktober. (W. T. B.) Die bulgarische

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russisches Geschwader vor Warna und begann na den Weisungen eines Wasserflugzeuges die Stadt - 8 Hasen zu bes chießen. Unsere Küstenbatterien erwiderten das Feuer. Zwei russische Schiffe von der Klasse „Tri Swiatitelja“ wurden von Granaten oder Torpedos ge⸗ troffen und versenkt. Die anderen Schiffe zogen sich, von Unterseebooten verfolgt, zurück. Der Beschießung fielen einige Zivilpersonen zum Opfer, außerdem wurden einige Gebäude —2 Es wurde nur geringer militärischer Schaden an⸗ gerichtet.

D

13. 9. 14 6. 10. 14 420 23. 10. 15 9000

Summa: 11 256 T.

4 Linienschiffe: Formidable. Goliath. Miajestic. 3 Panzerkreuzer: AöAbpoukir. Hogue . 5 Gesch. Kreuzer: Pathfinder 1

Wahrscheinlich Amethyst⸗Kl. 10.

2 Arethusa⸗Klasse 17. Kanonenboot:

n.]; 4 Torpedoboote u. Zerstörer: ö11“

Wahrscheinlich M⸗Kl. 17. 8. 15 1500 G

en II 805 T.

Unterseeboot

Mariotte ..

Rußland. Panzerkreuzer: allada .. Kleiner Kreuzer Jemtschug Minenschiff

Jenissei

. 15 15 240 T.

15 13 160 15 12180 15 15 140

14 12 190 14 12 190 14 12 190

14 2 900 EW 14 5690 15 3000 15 3560

820

385 300

9S8S8S S8SS

17580 T. Kleiner Kreuzer 8* Tatkatschio J“

8 22 Schiffe Summa: 136 085 T.

Durch Torpedotreffer verletzte Schiffe: 111“ 8 In kurzer Zeit wieder repariert un it 3 Schi darunter S. M. S. Moltke. Fäh⸗ England. 8 Panzerkreuzer Roxrburgh . .

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Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 27. Oktober. (W. T. B.) Das Haupt⸗ quartier teilt mit: Auf der 1ö6““ bei Anafarta unsere Patrouillen, indem sie sich den feind⸗ lichen Gräben näherten, einen Teil der feindlichen Soldaten mit Handbomben nieder, die bei Ver⸗ schanzungsarbeiten beschäftigt waren. Sie verhinderten deren Wiederherstelung und brachten die Drahtver⸗ haue einiger feindlicher Gräben als Beute mit. Bei Anafarta und Ari Burun fand ein Artilerie⸗ kampf zwischen unserer Artillerie und den Land⸗ und Schiffsgeschützen des Feindes statt. Feindliche Verproviantie⸗ rungskolonnen, die bei dem Ausschiffungspunkt von Ari Burun gesichtet wurden, wurden durch unsere Artillerie zersprengt. Bei Sedil Bahr marf der Feind gegen unsere Schützengräben am linken Flügel ungefähr 700 Granaten und Bomben, ohne ein Ergebnis zu erzielen. Auf der Front am Kaukasus wurde am rechten Flügel nach einem Gefecht zwischen unseren Patrouillen und feindlichen Kompagnien der Feind gezwungen, sich zurückzuziehen. Sonst nichts Neues.

Parlamentarische Nachrichten.

Das Mitglied des Herrenhauses Dr. Feherr Ignatz von Landsberg⸗Steinfurt, Wirklicher Geheimer Rat, Rittergutsbesitzer und Vorsitzender der Landwirtschaftskammer für die Provinz Westfalen, ist, nach einer Meldung von „W. T. B.“ aus Münster, heute auf seinem Schlosse zu Dren⸗ steinfurt gestorben.

Kunst und Wissenschaft.

Im Laufe des gestrigen Tages fand im Bundesratssaale de Reichstagsgebäudes die geschäftliche Sitzung des Füeesael; de⸗ Museums statt. Den Vorsitz führte „W. T. B.“ zufolge der bayerische Kultusminister Dr. von Knilling. Als Vertreter der Reichsleitung war der Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Lewald erschienen, ferner waren der Staatsrat Kahr⸗München und von den Vorsitzenden des Vorstandsrats der Geheimrat Duisberg, der Ge⸗ sandte Dr. Krupp von Bohlen und Frheas und der Wirkliche Geheime Rat, Professor Dr. Emil ischer anwesend, von früheren Vorsitzenden der Graf von Zeppelin, Wichelm von Seemens, der Schiffswerftbesitzer Blohm⸗Hamdurg sowie der Direktor Ehrens⸗ berger. Zunächst berichtete der Geheimrat Dutsberg und im Namen des Vorstands der Reichsrat Oskar von Miller über die laufenden

rund 250 000 ℳ. Für Kriegsunterslützungen wurden 65 000 vorgesehen. Fur den Neubau 74 Maseums sind bisher * ocht Millionen Mark gestiftet und biervon vier Millionen bereits verwendet. Das Gesamtvermögen des Museums be⸗ trägt dreizehn Millionen Mak. E, wurde die Aus ührung von Büsten des Phpsikers Ohm sowie des Erfinders des Telephons Philipp Reis für den Ehrensaal des Museums beschlossen. Nach⸗ mittags wurden die Siemens⸗Schuckert⸗Werte in Siemensstadt sowie

die Fabriken von Siemens und Halske vesichtigt. Abenos vereinigte eine Einladung des neuen Vorsitzenden des Vorstandsrats, Wirk. lichen Geheimen Rat⸗ D. Dr. von Harnack die Leiter des Deutschen Museums mit den Mitgliedern der Kaiser Wilbelm⸗Gesellschaft und den Direkioren ihrer Institute. Anwesend waren u. a. der Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär Dr. Delbrück, der preußische Kultusminister von Trott zu Solz scwie der Rektor der Berliner Untversität. Dr. von Harnack hielt eine mit Begeisterung aufgenommene Rede über die deutsche Wissenschaft über die gleichartigen und ersprießlichen Bestrebungen des Deutschen Museums und der Kaiser Wilhelm⸗Hesellschaft. Der daverische Kultueminister als Ehrenpräsident des Deutschen Museums dankte mit herzlichen Worten allen denen, die sich durch die Vor⸗ führung interessanter Versuche und Fab ikationen sowie durch die Veranstaltung anregungsvoller Zusammenkünste, die die diesjährige Tagung des Deutschen Museums belebten, verdient gemacht haben.

8 5 Literatur.

Die neuen Zlivilrechtsverhältnisse in dem von Deutschland besetzten Polen links der Weichsel. Von Dr. Otto Reier, Rechtsanwalt und Notar in Hirschberg i. Schl., zurzeit Delegierter der freiwilligen Krankenpflege in Warschau. (Sonderabdruck aus den „Beiträgen zur Erläuterung des deutschen 2 59. ahrgang.) 37 Seiten. Berlin, Verlag von Franz

ahlen. Preis 1 ℳ. In fünf Abschaitten behandelt der Ver⸗ fasser kurz die völkerrechtlichen Grundlagen, die Ordnung des öffent⸗ lichen Lebens in dem besetzten Polen links der Weichsel, die Zivil⸗ gerichtsverfassung, das „Gerichisyerfahren in Ziotlsachen und das matertelle Zivilrecht (bürgerliches Recht, Handels⸗ und Wechselrecht, Hvpotheken⸗ und Grundbuchangelegenhetten, Konkursrecht, Bergrecht). Bei der großen Bedeutung, die viele der in diesem Buche erörterten Fragen namentlich für den Kaufmann und Industriellen haben, der

ziehungen zu dem von Deutschland besetzten Polen unterhalten oder anknüpfen will, ist der übersichtlichen Darstellung von sach⸗ Üien - Hand eine weite Verbreitung zu wünschen. . eutschlands Außenhandel in den letzten Friedens⸗ jahren (1900 1913) Mit zwei Zahlentafeln und einem Dia⸗ gramm. Von Dr.⸗Ing. Fritz Kerner. (Addruck aus dem „Welt⸗ wirtschaftlichen Archiv“, Zeitschrift für allgemeine und spezielle Weltwirtschaftslehre, 6 Band, 1. Heftv.) Verlag von Gustav Fischer, Jena. Nachdem die Entwicklung des deutschen Außenhandels durch den Krieg unterbrochen wo den ist, will die vorliegende Arbeit im Hinblick auf die nach dem Krieg erfolgende Neuregelung der Handels⸗ verträge den Verlauf der deutschen Ein⸗ und Ausfuhrbewegung in den Friedensjabren 1900 bis 1913 klar vor Augen führen. Diesem Zwecke dienen Tabellen, die ein zahlenmäßiges Bild geben von dem deutschen Ein⸗ und Ausfuhe verkehr mit den verschiedenen Ländern der Erde in den letzten 14 Friedensjahren und von den Warengruppen, aus denen sich der Auße handel Deutschlands mit den einzelnen Ländern im Jahre 1913 zusammengesetzt hat, ferner kurze, nach Erdteilen und innerbalb derselben nach Ländern geordnete textliche Barstellungen für jedes Herkunfts⸗ und Bestimmungsland, welche die Kenntnis aller wichtigeren Einzelwaren, die im Handelsverkehr Deutschlands mit den nambaft gemachten Ländern eine Rolle spielen, vermitteln, endlich ein Diagramm, das die Entwicklung des deutschen Ein⸗ und Ausfubhr⸗ handels mit den verschiedenen Erdteilen und Ländern seit 1900 bildl’ch veranschaulicht. Der Arbeit liegen die Angaben der amtlichen Reichsstatistik zugrunde, deren Zusammendrängung auf engem Raum die Uebersicht erleichtert.

Die landwirtschaftlichen Zustände in Italien. Von Dr. phtl. et oec, publ. Rudolf Leonhard, Untversitätsprofessor in Munchen. 61 Seiten. Hannover, Helwinagsche Verlage buch⸗ bandlung. Preis 1,60 ℳ. Diese Schrift gibt einen Vortrag in erweiterter Form wieder, den vLeorhard i den staatswissenschaftlichen Fortbildungskursen bat, zu einer Zeit, als man den Ausbruch eines Weltkrieges noch nicht befürchtete. Obwohl also nicht auf Aktualität zu⸗ veschnitten, ist die Abbandlung doch desbalb von großem aktuell politischen Interesse, weil sie die schwachen, schonungsbedürftigen wirtschaftlichen Grundlagen Italiens zeigt, das nach Ansicht des Ver⸗ fassers „die inneren Schwterigkeiten durch einen Krieg nach außen ab zulenken hoffte, wahrscheinlich aber gerade dadurch sich in noch größere Ge fahren verstricken wird“. Italien ist heute noch ganz überwiegend Agrar⸗ land, das Agra problem daher das wirischaf'liche Hauptproblem von dem alle übrigen sich sekundär herleiten lassen. Aus der gesonderte Betrachtung der landwirtschaftlichen Zustände Italiens in der vor liegenden Schrift kann man somit eine Anschauung von den all gemeinen wirtschaftlichen Zuständen des Landes gewinnen. Da vor allem eins zu betonen: Die italienische Landwirtschaft ist ebenso wenig wie der geographische und politische Begriff Italiens überhaupt etwas Einheitliches. Entsprechend der oft ganz abweichenden Vor⸗ geschichte der einzelnen Territorien, ihrer verschiedenen natürliche Fruchtbarkeit und des sich aus diesen beiden Fakteren ergebenden ver schiedenen Kulturzustandes der Bewohner und ihrer Agrartechnik be findet sich die italienische Landwirtschaft gegenwättig in den einzelnen Landschaften auf den verschiedensten Siufen, von der primitiven Okkupartonewirtschaft und dem Dorfkommunismus in Sardinien un den Abruzzen bis zu den technisch höchst entwickeiten, dabei „gänzlich entpersönlichten und versachlichten“ landwirtschaftlichten Groß⸗ betrieben der Lombardei. Bei der Aufhebung oder vielmehr allmählichen Auflösung der persenlichen Leibeigenschaft bekamen die persönlich befreiten früheren Leibeigenen wohl Land zugewiesen, aber nicht als freies Eigentum, sondern nur in pachtähnlichen Ver⸗ hältnissen. So blieben die großen Grundherrschaflen des Mittel⸗ alterg bestehen, sie verwandelten sich nur in Großgrundbesitz, der durch die Bindung der Singularerbfolge und dadurch, daß er die einzige stabile Kapitalsanlage darstellte, bis in die Gegenwart erbalten blieb, so namentlich im italtentschen Süden, der überhaupt durch die ein⸗ ander folgenden Embrüche der Sarazenen, Normannen und Spanier, die dort große Grundherrschaften gründeten, immer von neuem feudalisiert wurde. Im mittleren und nördlichen Italien wirkte im gleichen Sinne einer Konzentration des Grundbesitzes die für die romanischen Länder überhaupt charakteristische eigentümliche „Affinität von städtischer Bourgeosie und Landwirtschaft oder genauer aesagt ländlichem Grundbesitz“. Die durch Handel und Industrie wohlhabend gewordenen italienischen Städterepubliken umgaben sich mit einem ausgedehnten Bezirk abhängigen Landes, das auch ökonomisch eng an die Stadt gefesselt wurde. Be⸗ sonders im 16. Jahrhundert, als der Handelsgewinn der italienischen Kaufleute durch die Aenderung der Verkehrswege geringer wurde, suchten die im Handel und Gewerbe zu ammengeflossenen städtischen Vermögen eine andere, sicherere und stabilere Kapitalsanlage, die damals nur im Landbesitz bestehen konnte. So wurde das Patriziat der italienischen Städterepubliken zum Be itzer ausgedehnter Land-. komplexe, die in Pacht an die ländllche evölkerung weitergegeben wurden. Diese Kapitalsanlagen in Land haben sich bis zur Gegen⸗ wart erhalten.é Jedenfalls ist Trennung von Besitz und Betrieb aus h überkommenen, scheinbar entgegengesetzten, nämlich judalistischen und kapitalistischen Ursachen die Signatur der italieni⸗ schen Landwirtschaft; nur in den ausgedehnten Gebirgsgegenden findet sich in erwas stärkerem Maße ein eigentlicher Bauernstand, der aber mehr auf der Nutzung des Gemeinlands, der Allmende, die immer mehr zusammenschailzt, als auf der eigenen Wirtschaft ruht. „Bei der sonstigen scheinbar großen Zahl von Eigenbetrieben, die uns die trügerlsche italienische Statistik präsentiert, handelt es sich fast durch⸗

elegraphen⸗Agentur meldet: Heute morgen erschien ein

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Angelegenheiten des Museume. Danach bezifferten sich die I d Einnahmen und Ausgaben des Museums für 2. dne alsnden

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weg um Parzellenwirtschaft von Landarbeitern, welche den Ertrag der

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