1915 / 274 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 20 Nov 1915 18:00:01 GMT) scan diff

derartigen Verfahren als Umgehungen der Höchstpreise⸗

8 Denutsches Reich. reußen. Berlin, 20. November 1915.

Auf die von der Preußischen Generalsynode zu Beginn ihrer diesjährigen Tagung an Seine Majestät den Kaiser und König gerichtete Adresse ist laut Mitteilung des

Evangelischen Preßverbandes für Deutschland aus dem Großen Hauptquartier vom 13. November folgende Antwort ein⸗

gelaufen.

8 Wirklicher Geheimrat D. Graf von Zieten⸗Schwerin, S Berlin.

Ich ersuche Sie, der 7. ordentlichen Generalsynode der Evange⸗ lischen Landeskirche für ihre freundliche Begrüßung und treuen Segenewünsche meinen herzlichen Dank auszusprechen. Noch immer steht unser Volk im schweren Vertetdigungskampfe für deutsche Art und Freiheit. Wunder der Tapferkeit und Aufopferungen sind voll⸗ bracht worden. Die Kraft zu diesen herrlichen Taten kommt aus dem 28 unerschütterlichen Glauben an Gottes Gerechtigkeit und Deutschlands Zukunft. Zur Stärkung dieses Kraft und Tros spendenden Glaubens dat auch unsere teuere evangelische Kirche durch treue ernste Arbeit wesentlich beigetragen. Gottes Gnade segne auch ferner Kirche, Voik

Wilhelm R.

e 288

1 Durch Allerhöchsten Erlaß vom 229. Oktober 1915 haben Seine Majestät der Kaiser und König zu genehmigen

geruht, daß die Königliche Hofapotheke in Berlin den e bis auf weiteres eingestellten Verkauf rzneien an das Publikum wieder aufnimmt. 8 I“

. Schwedische Gesandte Graf Taube hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Legationsrat Freiherr von Essen die Geschäfte der Gesandtschaft.

Tcdrvotz der Festsetzung von Höchstpreisen für Kupfer, altes Messing, alte Bronze, Aluminium, Nickel, Antimon und Zinn durch die Bundesratsverordnung vom 10. Dezember 1914 werden nach wie vor in einzelnen Fällen für die von dieser Verordnung betroffenen Metalle Preise ver⸗ langt und bezahlt, die zum Teil weit über die gesetzten Höchst⸗ preise hinausgehen. Wie „W. T. B.“ mitteilt, wird die Ueberschreitung der Höchstpreise mitunter dadurch bemäntelt, daß im Lieferungsvertrage neben dem Preise für das Material dem Verkäufer ein Gewinnanteil oder Be⸗ zahlung für angebliche Sonderbemühungen zuge⸗ standen wird. Auch wird bisweilen durch Vereinbarung von Gegenlieferungen zu ungebührlich niedrigen Preisen eine tatsächlich weit über die Höchstpreise hinaus⸗ gehende Bezahlung der offiziell zum Höchstpreis berechneten Meetalle herbeigeführt. Es wird darauf hingewiesen, daß alle

wie eine direkte Ueherschreitung der Höchstpeeise. Die Militär⸗ befehlshaber gehen egen derartigeé Verstöße rücksichtslos 9 8 wird dringend davor gewarnt, sich lediglich um eines einmaligen Vorteils willen den schweren Strafen für Uebertretung der Höchstpreisverordnungen auszusetzen, die in Gefängnis bis zu einem Jahre verbunden mit Verlust des bürgerlichen Ehr und Geldstrafe bis zu 10 000 bestehen können.

Die Kriegs⸗Rohstoff⸗Abteilungd 8 Kri gsministeriums hat, wie durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, in Aussicht ge⸗ nommen, die Verarbeitung der Menge von Baumwolle zu gestatten, die zur Deckung des dringendsten inländischen Be⸗ darfes an Strickgarn und Stopfgarn erforderlich ist.

Um eine genügende Grundlage für die Berechnung der reisugebenen Baumwollmenge zu gewinnen, ersucht die Kriegs⸗

ohstoff⸗Abteilung des Kriegsministeriums, Sektion W II Fertsgeft Hedemannstr. 9/10), die beteiligten Firmen um ngabe bis zum 30. November 1915: 1) welche Menge Garn in der Zeit vom 1. 7. 1913 bis 30. 6.1914 zur Herstellung von Strickgarn 8 8 a. für den inländischen Markt b. für den ausländischen Markt 8 8 verarbeitet ist,

2) welche Menge Garn in der Zeit vom 1. 7.1913 bis 30. 6. 1915 für die Herstellung von Stopfgarn 8 8

a. für den inländischen Markt 8 8 8 8 b. für den ausländischen Markt .“ 8 perarbeitet ist, . —2 z) welche Menge Garn, das sich zur Herstellung von 1 a. Strickgarn 1 b. Stoprgarn eignet, sich bei ihnen noch auf Lager befindet.

vorschriften in ge Maße der Bestrafung unterliegen

hund führen die Schuldigen der gerichtlichen e ae9 zu.

Vielfach sind Klagen darüber laut geworden, daß selbst für die nächst betroffenen Fachkreise schwierig sei, einen Ueberblick über alle kriegsministeriellen Verordnungen über Webstoffe zu erhalten. Diesem Mangel soll nach einer Mitteilung des „W. T. B.“ ein Handbuch über alle zur Zeit gültigen, von ber Kriegs⸗Rohstoff⸗Abteilung des Preußischen Kriegs⸗ ministeriums herausgegebenen Veröffentlichungen über Web⸗ bofl⸗ abhelfen, das vom Webstoffmeldeamt (Berlin SW. 48,

erlängerte Hedemannstraße 11) zum Preise von 3,— Mark Um dem Handbuche eine über den Zeit⸗ punkt des Erscheinens hinausgehende Bedeutung zu geben, sollen von allen künftig erscheinenden Verordnungen usw. über Web⸗ stoffe Deckblätter hergestellt und allen Beziehern des Handbuches zugesandt werden. 8

bezogen werden kann.

Am zweiten Verhandlungstage der vom Staatssekretär Immobiliarkredit⸗Kommission Richtlinien vorge⸗ Standpunkte der Gemeinden, des Haus⸗ und und des gemeinnützigen

des Innern eingesetzten wurden laut Bericht für die Gesundung

tragen vom Grundbesitzes, der Hypothekenbanken Wohnungsbaues und der Mieter. Hieran schlo

½1585 Bodenkredits

des

des städtischen

ß sich eine all⸗

gemeine Aussprache an über Abhilfsmaßnahmen für die Notstände im Realkredit, wobei namentlich die Zeit unmittelbar nach dem Friedensschlusse besondere Berücksichtigung fand. Das zur Er⸗ örterung gelangte Material und die gegebenen Anregungen sind so an der Hand des stenographischen

mannigfach, daß zunächst

dQuelle zufolge führte u. a. nus:

einen Sonderausschuß Sonderkommission wurden gewählt die Reichstagsabgeordneten Dr. Arndt, Dr. Cohn und Justizrat Götting, ferner Justizrat Dr. Baumert, Wirklicher Geheimer Rat Dernburg, Stadtrat a. D. Dr. Luther und Bankdirektor Dr. Schwartz. Erst wenn diese Durcharbeitung stattgefunden hat, wird es der Reichs⸗ leitung möglich sein, erten. 1u11“] 1“ Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 797 und 798 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 384. Verlustliste der preußischen Armee, die 57. Marineverlustliste, die 227. sächsische Verlustliste und die 304. württembergische Verlustliste. FEH

1 1w Srofßbritmafen uns Irland.

Der Premierminister Asquith und seine Begleiter sind vorgestern abend aus Paris nach London zurückgekehrt. Im Oberhaus stellte Lord Ribblesdale die Frage, ob die Regierung imstande sei, Mitteilungen über merkliche Fortschritte der militärischen Operationen und ihre politischen Pläne im nahen Osten zu machen, und ob es richtig sei, daß Sir Charles Munro geraten habe, sich von den Dardanellen zurückzuziehen. Lord Lans⸗ downe weigerte sich, in diesem Augenblicke darauf zu ant⸗ worten und sagte laut Bericht des „W. T. B.“: Eine derartige Antworr müsse auch eme Erklärung über den Zustand in Serbien umfassen, der sich täglich verändere, und über die Lage in Griechenland, die sehr verwickelt und, wie der Sprecher hin⸗ zufügen könne, beunruhigend sei. Ebenso müßte man dabei Gallipoli und die ägyptische Frage berühren. Es sei unmöglich, über diese Fragen getrennt von den anderen Kriegsschauplätzen zu sprechen. Die dem Berscht Munros beigefügten Ratschläge seien nicht genügend ge⸗ wesen, um eine Entscheidung in dieser großen politischen Frage zu treffen. Darum sei Kitchener ersucht worden, nach dem Mittelmeer zu gehen. Lord Lande downe wies noch mit Nachdruck auf die Wichttg⸗ keit des Kriegsrats in Paris hin und erinnerte an die Erklärung Asquiths über die Unabhängigkeit Serbiens.

die

Im weiteren Verlauf der Sitzung kam auch Friedensrede Lord Courtneys zur Erörterung.

Lord Lansdowne sagte, der Augenblick sei nicht geeignet, über Frieden zu sprechen. Das Land sei zu diesem gewaltigen Ringen gezwungen worden und werde weder der materiellen Hilfsmitten noch der moralisch n Eigenschaften ermargeln, die es in Stand setzen würden, den Kampf zu einem ehrenvollen und erfolgreichen Ausgange zu führen. Lero Ribblesdale führte aus, er welle sich nur dem Saume des Fee eeess nähern, das Lord Courtney neulich überschritten habe. r lebne durchaus den Gedanken ab, daß England ein Frieden auferlegt werde, oder daß Engländer sich in einen Frieden hineinreden lassen könnten, aber er halte es für möglich, einen Mittelweg zu finden, sodaß Eunopa einen Frieden erleb⸗, der nicht von irgend jemandem dtirekt aufgezwungen würde. Der Redner schloß: „Wenn wir auf Grund von Vernunft, Würde und Ehre Frieden schließen können, wäre es gut für uns, aber anscheinend geht es uns jetzt so gut, daß es nicht ratsam wäre, von Friedensbedingungen zu reden.“

Im Unterhgase antwortete der Staatssekretär des

4

Kol nialamts Brl

8. 5

8

1

Totz der Ereignissetim nahen Osten stünden die Sachen, wenn man den Krieg als Ganzes betrachte, nicht so schlecht, wie es auf den ersten Blick scheine. Er bege mehr Hoffnungen als seit Monaten. Ueber die Dardanellen sagte Bonar Law, niemand fühle mehr als er den Ernst der Lage. Das Haus könne nur versichert sein, daß die Regierung bei dem, was sie getan habe und zu tun gedenke, sich nicht durch die Auffassung beeinflussen lasse, daß, wenn ein Fehler begangen worden sei, bis zum Ende an ihm festgehalten werden müsse. Die Regierung werde aueschließlich den Weg ein⸗ schlagen, den die besten militärischen Sachverständigen für den ver⸗ sändigsten erklärten. Der Staatssekretär sagte ferner, England sei in eine äußerst gefährliche Ftnanzlage geraten. Solange es ungehindert Geld habe borgen können, habe sich ein unechter Wohl⸗ stand uüͤber das ganze Land ausgebreitet. Die Bevölkerung habe nicht gesvart, weil es ihr besser gegangen sei als vorher. Das sei eine falsche Basis. Wenn bei einer Verlängerung des Krieges die Zeit komme, wo England keine Anleihen mehr aufnehmen könne, werde der ganze Oberbau verschwinden. Englond werde den 8 mit anderen Mitteln fortjühren müssen. Emer der Nachteile sei die große Steigerung der Löhne, die durch den unechten Wohlstand be⸗ sörrert werde und der Regierung alle Lieferungen dreifach und vierfach verteuere. .

Wie der „Manchester Guardian“ meldet, herrscht unter den Arbeitern vieler Bezirke, besonders in Schottland, so große Erbitterung gegen das Munitionsgesetz, daß ernste Schwierigkeiten befürchtet werden. Eine Novelle zum Munitionsgesetz ist notwendig geworden. Der Entwurf ist fertig, befriedigt jedoch nicht die Forderungen der Arbeiterpartei.

Die gestrige Verlustliste weist 37 Offiziere und

Frankreich.

Nach der amtlichen Aufstellung betrug der Wert der Einfuhr nach Frankreich in den ersten zehn Monaten dieses Jahres, wie der „Temps“ berichtet, 6 583 264 000 Fr. gegen⸗ uͤber 5 728 530 000 Fr. im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Ausfuhr aus Frankreich betrug in den ersten zehn Monaten dieses Jahres 2 446 028 000 Fr. gegenüber 4433 064 000 Fr. im Vorjahre. Für die Einfuhr ergibt sich demnach ein Mehrbetrag von 854 734 000 Fr., der durch die steigenden Ankäufe in Kriegsmaterial bedingt ist, während die Ausfuhr einen Ausfall von 1 987 036 000 Fr. aufweist. Dieser rührt besonders von der verminderten Herstellung von Ge⸗ brauchsgegenständen aller Art her.

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer brachten die Deputierten Symian, Colliard, Lafont und Perier Interpellationsanträge, ein über Verträge für Kriegslieferungen. Die Interpellationen werden am 25. November erörtert werden. Die Kammer verhandelte so⸗ dann über die Eröffnung von Zuschlagskrediten in Höhe von 145 Millionen für 1915.

Im Laufe der Debatte griff der Abg. Brousse laut Bericht des „W. T. B.“ verschiedene Verwaltungszweige des Kriegs⸗ ministeriums an, die infolge fehlerhafter Organisation unnütze Aus⸗ gaben machen. Man habe unnötigerweise eine große Zahl höherer Oifiziere des Territortalheeres zur Bewachung von Straßen und Kunstbauten meobilistert, die men durch Subalternoffi iere, Mann⸗ schaften und Rekonvaleszenten ersetzen könne, denen man keine Ent⸗ schädigung zu zahlen brauche. Es sei verschiedentlich vorge⸗ kommen, daß Flugzeuge, die 12 000 Francs wert seien, mit 25 000 Francs, Ersatzstücke mit ihrem sechs⸗ bis siebenfachen Preis dezahlt worden srien. Die Regserung kenne die Schul⸗ digen und müsse sie tireffen. Die Abgg. Lafont und

Berichts eine Durcharbeitung der gemachten

Vorschläge durch

Delahaye schlossen sich den A xführunge

aw o. vo hiedene Fragen. Obiger

von Brousse an. Der

Finanzminister Ribot erklärte, die Regierung werde gerügten Mißstünde untersuchen und die notwendigen Maßnahmen zu ihrer Abstellung vornehmen. Der Abg. Perret führte aus, die müsse eine ganz neue Politik einschlagen, um den alten Mißständen endlich zu steuern. Die Regierung müsse planmäßig und nicht unstet wie bisber vorgehen. Auf diesem Wege werde die Kammer ihr gerne folgen. Der * Delahaye warf dem Fammtrite vor, daß die Regierung seit zehn Jahren dieselben Versprechungen wiederhole, ohne daß man eine Aenderung sehe, und verlangte, daß die Mmister mit ihrem Vermögen persönlich für alle unnützen Aus⸗ gaben haftbar gemacht würden. 1

Nach einem Eingreifen Ceccaldis, der Beispiele für die Schleuderwirtschaft in den afrikanischen Kolonien beibrachte, und nach einer nochmaligen Versicherung Ribots, daß den Mißständen gesteuert werden solle, nahm die Kammer den Antrag an. Die Kammer nahm ferner nach einer Erörterung, in der von verschiedenen Abgeordneten die Notwendigkeit, Er⸗ sparnisse zu machen, betont wurde, den Antrag über Nach⸗ tragskredite für das Heer und die Marine für 1914 an. Darauf besprach die Kammer einen Antrag bezüg⸗ lich der Behandlung von Leuchtgas, um ihm Roh⸗ stoffe für die Herstellung von Sprengstoffen zu ent⸗ ziehen. Nachdem Albert Thomas darauf hingewiesen hatte, daß es der Regierung durch das Gesetz ermöglicht werde, täglich 55 000 kg Sprengstoffe mehr herzustellen, wurde der Antrag angenommen.

Die Kapitäne der Ueberseedampfer des Hafens von Marseille haben in einer Konferenz die Maßnahmen erörtert, die zur Verteidigung gegen Unterseeboots⸗ angriffe geeignet scheinen. Die Kapitäne gelangten, dem

„Journal“ zufolge, zu der Ansicht, daß im Mittelmeer dieselben

Abwehrmaßregeln ergriffen werden sollten, die in der Nordsee so gute Ergebnisse gezeitigt hätten. Die Kapitäne ersuchten den Marineminister um die Ermächtigung, Geschütze mit Be⸗ dienungsmannschaften zur Bekämpfung der Unterseeboote an Bord ihrer Schiffe zu nehmen. v 11“

Rußland. .

In St. Petersburg ist der gesamte Landsturm

zweiten Aufgebots einberufen worden; Freiwillige sind aufgefordert, sich zu melden.

Der französische Minister Denys Cochin i vom Könige in einstündiger Audienz empfangen worden.

11411446e6“ Das diplomatische Korps zieht sich, einer Meldun des „Nouvelliste“ zufolge, nach Skutari zurück, da ihm der

Weg nach Monastir abgeschnitten ist. Afrika.

Die Synode der afrikanischen reformierten Kirche der Kap⸗Provinz nahm dem „Reuterschen Bureau“ zufolge beinahe einstimmig den Antrag an, die Regierung zu ersuchen, die politischen Gefangenen so in Freiheit zu sezen.

8 1

v (W. T. Westlicher Kriegsschauplatz.

Feindliche Monitore, die Westende beschossen, zogen sich vor dem Feuer unserer Küstenbatterien wieder zurück. An der Front stellenweise lebhafte Artilleriee, Minen⸗ und Hand⸗ granatenkämpfe.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse.

Balkankriegsschauplzz.

Nova Varos, Sjenica und Raska sind besetzt, im Ibar⸗Tal ist Dren, östlich des Kopaonik ist Prepolac er⸗ reicht. 2800 Serben wurden gefangen genommen, 4 Geschütze wurden erbeutet.

2 * 1“

Wien, 19. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:

Russischer Kriegsschauplatz. 3 Keine besonderen Ereignisse. ““

Italienischer Kriegsschauplaz..

Die italienischen Angriffe an der Isonzofront haben wieder begonnen. Wie bei den letzten großen Kämpfen richten sie sich auch diesmal hauptsächlich gegen den Raum von Görz. Der Brückenkopf steht unausgesetzt unter schwerem Ge⸗ schützseuer. Angriffsversuche gegen Oslavija und ein starker Vorstoßꝛ gegen die Podgora⸗Höhe wurden abge⸗ schlagen. Die planmäßige Beschießung der Stadt Görz dauerte Vormittags vier, Nachmittags über zwei Stunden an. Drei⸗ tausend Geschosse aller Kaliber waren diesem Zerstörungswerk gewidmet. Sie verursachten große Brände, der millitärische Schaden ist gering; dagegen ist die Einwohnerschaft durch Verluste an Menschenleben und Eigentum schwer getroffen. Den Nordabschnitt der Hochfläche von Doberdo griff der Feind abermals heftig an. Am Nordhang des Monte San Michele drang er mehrmals in unsere Stellung ein; die er⸗ bitterten Nahkämpfe endeten jedoch für unsere Truppen mit der vollständigen Behauptung ihrer ursprünglichen Kampflinie, alle Vorstöße gegen den Abschnitt von San Martino scheiterten unter den schwersten Verlusten für die Italiener. Ebenso mißlangen an der Front nördlich des Görzer Brückenkopfes zwei starke Angriffe des Feindes bei Zagora, mehrere schwächere im Vrsic⸗Gebiete und im Raume von Flitsch. Einer unserer Flieger Tuchfabrik von Schio mit Bomben. 8

Südöstlicher Kriegsschauplat.

Die Montene griner wurden bei Priboj erneut ge⸗ schlagen. Unsere Truppen rückten unter dem Jubel der mohammedanischen Bevölkerung im Sandschak ein. Die Vor⸗ huten unserer in Westserbien operierenden Streitkräfte stehen vor Nova Varos und in Sienica. Eine Kolonne hat den 1931 m hohen Jan kov Kamen überquert. Die deut⸗ schen Divisionen des Generals von Koeveß gewannen die Gegend von Raska; südöstlich von ihnen

die von Broufse

Konstantinopel, 19. November. Hauptquartier meldet: An der Dardanellenfront beiderseits

schnell wie möglich

1

bewarf die

pfen am Fuße

**

2r Kopaonit Planina szereichich ungarische Trwpven.

Die Vorrückung deutscher und bul das Becken von Pristina macht enaeher Divisionen gegen Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.

von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

*

Sofia, 19. November. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 16. November. Die Operationen auf Ie entwickeln sich mit großem Erfolg für uns weiter fort. Unsere Armeen, die überall vordringen, haben heute folgende Ergebnisse erzielt: Nach dem französischen Rückzuge von der Front Gradsko- Nikodim, südlich Veles und jenseits der Cerna, einem Rückzuge, bei welchem die französischen Soldaten ihre Gewehre und Ausrüstungen wegwarfen, nahmen unsere Truppen heute durch einen kühnen Frontalangriff, ver⸗ bunden mit geschickten Manövern, Sonich Glava, einen wichtigen strategischen Punkt an dem Paß der Babung-

Planina an der Straße Veles Prilep. Die Besitznahme dieses Passes eröffnet unseren Truppen die Tore von Prilep und Monastir. Unsere Abteilungen besetzten heute Prilep. Unsere Truppen, die in der Gegend von Tetowo (Kalkandelen) operieren, sind heute gegen Süden vorgedrungen. Sie schlugen die Serben und besetzten Gostiwar, von wo aus sie den Feind in Richtung Kichewo verfolgen. Die bulge se⸗ Kolonnen, die auf der Front Katschanic —Gilani kopiliak⸗B erg mit allgemeiner Richtung Gilani Pristina operieren, durchbrachen die Rückzugsbewegung des serbischen Zentrums und eroberten Gilani. Unsere Abteilungen befinden sich heute westlich dieser Stadt, in einer Entfernung von 15—18 Kilometern von Pristina. Wir machten 2000 Gefangene und erbeuteten 18 Geschütze, 22 Munitionswagen, 2000 Gewehre und zahlreiches sonstiges Kriegsmaterial. Unsere Armee, die in dem Abschnitt zwischen der früheren türkisch⸗serbischen Grenze und der Gegend von Leskovac operiert, ist den Serben auf den Fersen und be⸗ drängt sie aus nächster Nähe; sie erreichte die Linie Arhaneska Planina, Höhe 1128, Dorf Radiwolac, Kopiliakberg, machte 300 Gefangene und erbeutete eine Batterie von vier Geschützen mit Bespannung sowie zahl⸗ reiches Pioniermaterial. Unter der Brücke von Aleksan⸗ drovac entdeckten wir 13 Geschütze, die die Serben in die

er Krieg der Türkei gegen den Vierverband. (W. T. B.) Das

Geschützseuer, an dem sich einige feindliche Panzerkreuzer beteiligten. Bei einem Wolkenbruche in der Nacht vom 18. November wurden zwei feindliche Landungsbrücken zer⸗ stört. Ein Schlepper und neun große Barken des Feindes strandeten. Bei Ari Burun dauerte beiderseits das Gewehr⸗ und Geschützfeuer sowie der Kampf mit Bomben an. Unsere Estmee zerstörte dabei eine Bombenwerferstellung und eine

aschinengewehrstellung des Feindes bei Kanlisiert. Die Beschießung von Kabatepe seitens des Feindes von Land zund See her richtete keinen Schaden an. Bei Seddil Bahr beiderseits Gewehrfeuer und Bombenwerfen⸗ Der Feind be⸗ warf besonders unsere Schützengräben im Zentrum anhaltend mit Bomben. Sonst nichts von Bedeutung.

Wohlfahrtspflege.

Der Territorialdelegierte der freiwilligen K ankenpflege für Berlin, Poljzeipräsident von Jagow, bittet in einem Aufruf, den im 5* stehenden Truppenteilen und Neuformationen des

ardekorvps Weihnachtsgaben zu spenden. Von den Gebern geäußerte Wünsche nach Berücksichtigung bestimmter Truppenteile werden, soweit es irgend möglich ist, erfüllt. Jedoch können Pakete mit persönlichen Adressen nicht angenommen werden. Es soll vor allem erreicht werden, daß kein Truppenteil, kein Angehöriger des Heeres ohne Weihnachtsgabe bleibt. Bei den staatlichen Abnahme⸗ stellen freiwilliger Gaben für das Gardekorps werden die Spenden gesammelt, zu Sendungen für je eine Kompagnie, Schwadron, Batterie usw. vereinigt und in Uebereinstimmung mit dem stellvertretenden Generalkommando des Gardekorps in geschlossenen Waggons nach dem Kriegsschauplatz geleitet. Erwünscht sind besonders Einzelvakete, gepackte Zigarrenkisten und dergl.; es ist darn möglich, Name und Adresse des Gebers oder die Bestimmung „für Alleinstebende“ aufzukleben. Die öffent⸗ lichen Sammlungen sür das Gardekorps für alle seine Formationen und Truppenteile, die im Bezirk des Gardekorps ihren Ersatztruppen⸗ teil haben erfolgen in Berlin und in der Provinz Brandenburg. Als besonders geeignete Gaben kommen in Betracht: Zigarren, Zigaretten, Tabak und Pfeifen, Rotweim, Fleisch⸗, Fisch⸗ und Gemüse⸗ konserven, Schokolade, Honigkuchen, Musikinstrumente, Taschenlampen, Taschenmesser, Bürsten, Seife, Handtücher, Strümpfe und alles, was ein Soldatenberz im felde erfreut. Zur Beschaffung solcher Gaben werden auch Geldspenden durch die Abnahmestellen gern entgegen⸗ genommen. Die ersten Transporte geben bereits Ende November zur Fet ab. Die staatlichen Abnahmestellen freiwilliger Gaben für das

ardekorps befinden sich in Berlin, Inv llidenstraße 42 (Bankkonto: Deutsche Bank, Depesitenkasse L., Chausseestraße 17) und Karl⸗ straße 12 (Bankkento: Dresdner Bank, Depositenkasse Z, Greifs⸗ walder Straße 205).

wird jetzt mit behördlicher Be⸗

t deuts Staaten Fast in allen deutschen Sta Reichssammlung „Vater⸗

ürwortung und Unterstützung die 1 andsvank⸗ (Berlin SW. 11, Prinz Albrecht⸗Straße 7) durch⸗

geführt. Zahlreiche Vorstände von Frauenvereinen, vom Roten Kreuz und von anderen Wohlfahrtseinrichtungen haben sich in den Dienst der guten Sache gestellt; mit großem Erfolge beteiligen sich auch die Schulen an dem Sommeln von entbehrlichem Gold, Silber und Schmuck aller Art, goldenen und silbernen Ubren, sülbernem Tischgerät, Ketten, Münzen und Medaillen, goldenem Zahn⸗ ersatz und ähnlichem. So kommt aus Kisten und Kasten nutzlos Umberliegendes in solcher Menge zusammen, daß die Hauptgeschäfts⸗ stelle des „Vaterlandsdankes“ zur 3. Kriegsanleihe für die Witwen und Waisen der im Kriege Gefallenen bereits 4 Million Mark zeichnen konnte. Noch liegen große Mengen solcher Dinge unger ützt umher, deshalb sammelt der „Vaterlandsdank“ weiter und gibt jedem Spender zur Erinnerung an unsere große Zeit einen Ring aus dem von der Firma Krupp gestifteten platinähnlichen, nicht rostenden Eisen, zu dem Professor Peter Behrens den Entwurf geliefert hat.

88 Kunst und Wissenschaft.

1 . . 8

Die Herausgabe der Monumenta Germaniae historica hat auch im Jahre 1914 weitere Förderung erfahren. Nach dem Jahresbericht des Geheimrat, Professor Dr. Michael Tangl in Berlin, den der Geheimrat, Professot Dr. Dietrich Schäfer der Berliner Akademie der Wissenschaften vorlegte, ist dem Geheimen Archivrat Krusch in Hannover bei der Bearbeitung des Materials für das Surp e⸗ mentum des 6. Bandes der Secriptores rerum Merowingicarum eine interessante Feststellung gelungen. Bei der krittschen Durch⸗

* 1* 1“ 5 1] 8 arbeitung der in dem alten Sahburger Legendar aufgefundenen ältesten armenis Afralegende gelang es ihm, durch Auffindung einer orientalischen Bischofsstadt der Provinz Tarsus, namens Augusta, die Tatsache der frühen Uebertragung einer ursprünglich orientalischen Legende auf unser deutsches Augsburg zu erwelsen. In der Reihe der Scriptores rerum Germanicarum sind die dritte Auflage des Liutprand und des Wipo erschienen, die mit deutscher Einleitung, deutschen Anmerkungen und deutschem Register versehen sind und von Dr. Becker und Dr. Breßlau bearbeitet wurden. Professor Bretholz in Brünn hat den Text und die Anmerkungen der Kosmasausgabe im Manuskript abgeschlossen; mit dem Druck soll erst nach Beendigung des Krieges begonnen werden. Professor Steinherz in Prag war bei der Bearbeitung der Autobiographie Karls IV. durch den Krieg be⸗ hindert, da die Versendung der Wiener Handschriften gesverrt wurde und die einzige in Betracht kommende Prager Hand⸗ schrift vor Hriegsausbruch nach London verliehen war. Die Ausgabe der fälschlich unter dem Namen Heinrichs von Reb⸗ dorf gehenden Chronik, die dem auf dem Felde der Ehre gefallenen Mitarbeiter Dr. Stähler übertragen war, hat Professor Breßlau übernommen. Professor Levison in Bonn hat sich eingehender mit der Fortsetzung der Gesta Pontificum Romanorum beschäftigt und die Untersuchung der teilweise verwickelien Beziehungen der Handschriften so gut wie abgeschlossen. Mit der endgültigen Textgestaltung ist begonnen. Nach Beendigung der Neuausgabe Adams von Bremen beschäftigt sich Professor Dr Schmeidler mit der Fort⸗ setzung der italtenischen Geschichtsschreiber der ausgehenden Stauferzeit. Professor Freiberr von Schwind in Wien hat den Druck der lex Baiuwariorum begonnen und auch während des Krieges gefördert. In der Abteilung Leges, die unter der Leitung von Geheimrats Seckel steht, bat Dr. Kramer den Druck der lex salica gefördert; dagegen hat Dr. Bastgen in Straßburg den Druck der libri Carolini, für den er das Manuskript des vierten Buches abgeschlossen hatte, bei Kriegs beginn abbrichen müssen, wird ihn aber demnächst wieder aufnehmen und zu Ende führen. Infolge des Krieges ruhen die Arbeiten in den Staateschriften des späteren Mittelalters, da ver⸗ schiedene Mitarbeiter im Heeresdienste stehen. In der Bearbeitung der Karolinger Urkunden der Abteilung Diplomata hat Dr. Hein die kritische Untersuchung der Urkunden Lothars I. zu Ende geföhrt. Professor Hans Hirsch aus Wien hat bei einer Studienreise nach Itallen Arbeiten zur Heraus⸗ gabe der Stauferurkunden geleistet. In der Abteilung Epistolae beendete Professor Tangl die Arbeiten an der Neuausgabe der Briefe des hl. Bontfatms und Lullus; gleichzeitig begann er den Druck der neu eröffneten Oktavserie der Epistolae selectae. Den Druck des 4. Bandes der Necrologia hat Sttitskanonikus Tr. Fastlinger in München so ununterbrochen gefördert, daß der Druck T Abschluß nahesteht. 1

Bei den Kämpfen um Lemberg, die zur Befreiung Galiziens führten, fand auch der Physiker an der physikalisch⸗technischen Reichs⸗ anstalt H. Schultze, der als Kriegsfreiwilliger in das Heer ein⸗ getreten war und hbereits das Eiserne Kreuz erworben hatte, den Heldentod auf dem Schlachtfelde. Aus semem Nachlaß wird in den „Annalen der Phvsik“ die letzte Arbeit des Verstorbenen veröffentlicht, die sich wie auch schon frühere Arbeiten Schultzes mit dem vor 20 Jahren von den beiden engl'ischen Phvsikern Rayleigh und Ramsay zur höchsten Ueberraschung der gesamten wissenschaftlichen Welt entdeckten Gase Argon beschäftigt. Seit mehr als 100 Jahren glaubte man unsere atmosphärische Luft recht gründlich durchforscht zu haben und zu wissen, daß sie im wesentlichen aus den beiden Gasen, der Lebensluft Sauersioff und dem lebenvernichtenden Stickstoff, bestehe, zu denen sich noch ein gertrger Prozenssatz Kohlensäure geselle. Die sonst noch in der Atmosphäse enthaltenen Spuren anderer Stoffe, wie der stets vorhandene Wasserdampf, ferner Ammoniak, Salvetersäure und andere wurden als Beumischungen oder Verunreinigungen angesehen. Das aber die Almosphäre noch wirkliche und wesentliche Bestandt ine habe, die bisher der Auf⸗ merksamkeit der Forscher entgangen seien, das hätte sich niemand träumen lassen. Rayleigh und Ramsay bhatten wahrgenommen, daß der aus der atmosphärischen Luft ausgeschiedene Stickstoff stets etwas schwerer war als der aus unz reifelhaft einheitlichen chemischen Ver⸗ bindungen abgeschiedene reine Stickstoff, und als sie dieser Tatsache, die sie anfangs auf die Mangelhaftigkeit der Versuche zu schieben geneiat waren, weiter nachaingen, entdeckren sie im Jahre 1895, daß diese Eigenschaft des atmosphäri'chen Stickstoffs daher rührt, daß stets noch ein aaderes bisher unbekanntes Gas ihm beigesellt ist, das von ihnen wegen seines Mangels an chemischer Wirksamkeit mit dem Namen Argon (das Untärtige) beleat wurde. Es zeiate sich bald, daß schon mehr als 100 Jahre früher Cavendish das Gas in den Händen gehabt, aber nicht als verschieden vom Stickstoff erkannt batte. Die neuen Methoden der Spektralanalvse ließen jedoch keinen Zweifel, daß man es mit einem besonderen Stoff zu tun habe, der anfangs den Physikern und Chemikern viel Kopfzerbrechen verursachte, vor allem, weil er sich mit seinem alsbald bestimmten Atomgewicht (39,88) durchaus nicht in die Reihe des periodischen Spstems der Elemente einfügen wollte. Diese Schwierigkeit wurde bald behoben, nachdem der Entdeckung des Argon noch eine Reihe anderer in der Atmosphäre enthaltener Stoffe, der Edelgase Neon, Tenon gefolgt waren, und die Entdeckung des Argon galt als ein Triumph der exakten Messungsweise, die bis in die vierte Dezimale hinein, das heißt, noch bis zu 1/10 000. ein 8 Milligramm genaue Feststellungen gestatten. Derartig genauen Messungen, deren Wert für die Ent⸗ wicklung der Wissenschaft sich ntemals von vornherein übersehen läßt und deren Bedeutung daber oft unterschätzt wird, sind auch die letzten Arbeiten von Schultze gewidmet gewesen. Das Atomgewicht des Argon ist später zu 39,91 bestimmt worden, und aus den Messungen Schultzes ergibt sich der noch etwas größere Wert von 39,945 Atomgewichten.

Die merkwürdige Er⸗

Ebbe und Flut im Luftmeer. 24 Stunden zweimal

scheinung der Ebbe und Flut, die im Laufe von abwechselnd die Wasserwogen weit von den Meeresgestaden wegführt und diese trocken legt und dann wieder weiterbin das Gestade überfluten läßt, hängt bekanntlich mit der Anziehung zusammen, die der Mond auf die Erde ausübt, der die leicht bew glichen Teile, eben die Wasser⸗ wegen des Ozeans, leichter folgen können als die in starrem Zu⸗ sammenharg stebenden Gesteinsmassen. Noch leichter beweglich aber wie das Meer ist die Luft, von der die Erde rings eingehüllt und umschlossen ist, und daher tauchte schon öfter die Meinung auf, daß in dem Luftmeer unserer Atmosphäre eine der Ebbe und Flut ent⸗ sprechende Erscheinung in noch viel größerer Au dehnung auf⸗ treten, daß auch im Luftmeer eine starke Flutwelle rings um die Erde laufen müsse. In besonders geistvoller Weise hat z. B. der vor 20 Jahren verstorbene Schöpfer des Grusonwerkes in Magdebura⸗Buckau, Hermann Gruson, die atmosphärische Flut in Zusammenhang mit anderen Himmelserscheinungen gebracht. Er wandte sich in den Mußestunden seines Alters mit besonderer Liebe den Himmelserscheinungen zu, von denen auch das heute noch nicht völlig gelöste Rätsel des zarten Schimmers des Zodtakallichtes, das er auf seinen weiten Reisen in Aegypten oft zu beobachten Gelegen⸗ heit hatte, sein Nachdenken besonders fesselte. Daß die Erde, wenn die Sonne unter den Horizont gesunken ist, nicht sofort in völlige Nacht ven sinkt, sondern daß wir noch stundenlang eine erst allmählich an Helligkeit abnehmende Dämmerung haben, verdanken wir unserer Atmosphäre, die noch von den Strahlen der uns nicht mehr sichtbaren Senne getroffen wird. Je böher die Atmosphäre ist, desto länger muß diese Dämmerung dauern. Herrscht nun in der Atmosphäre Ebbe und Flut und Gruson ist überzeugt, daß die atmosphärische Luft an Höhe die Meeresflut um viele hundertmal überragen muß —, so muß die Tämmerung zur Flutzeit gewaltig verlängert werden, und als eine derartige durch die atmosphärische Luft verlängerte Dämmerungs⸗ erscheinung faßte Gruson das Zodiakallicht auf. In seinem Buch „Im Reiche des Lichts⸗ KRüüigben. 1895) ist eine solche von ihm im Februar 1892 beobach ete wunderbar schöne Dämmerungszerschei⸗ nung bei Assuan als Tieikreislicht dargestellt. Allerdings entspricht

der Texte dem *

sie dem Zodiakal⸗ oder Tierkreislicht nicht völlig, wie überhaupt die Annahme einer hoben atmosphärischen Luft nicht zutrifft. Die Stärke der Anziehung des Mondes hängt eben der Luft ab. Die Anziehung ist ja wechselseitia, dem Maße wie die Luft leichter ist wie das Wasser, Anz geringer werden; die Luftmassen folgen dieser Anziehung nicht in ent⸗

und deshalb muß in

sprechend stärkerem, sondern in entsprechend geringerem Maße, so daß die

atmosphärische Flut kaum wahrnehmbar sein kann. Diese Auffassung wird auch durch die Ergebnisse der Versuche bestätigt, eine atmosphärische Flut mit Hilfe des Barometers nachzuweisen, wie sie 1891 von Dr. Dankwortt in Magdeburg zusammengestellt worden und wie sie in neuester Zeit wieder auf einer Reihe meteorologischer Stationen an-

gestellt worden sind, worüber Alfred Wegener in der „Meteorologischen

Zeitschrist“ berichter. Der Unterschied im Luftdruck zwischen der Zeit der atmosphärischen Flut und der atmosphärischen Ebbe beträgt nur 0,15 mm Quecsilberdruck. Irgend eine stärkere Bewegung im Luft⸗ meer kann dadurch nicht hervorgebracht werden beträgt doch das dadurch bewirkte Lufidruckgefälle nur 1 ½ Hunderttausendstel eines Millimeter Quecksilbers auf eine Entfernung von 4 Kilometern. Die alte, allen gegenteiligen Beobachtungen zum Trotz immer wieder⸗ kehrende Behauptung, daß der Mond einen bestimmenden Einfluß auf das Wetter ausübe, das ja im wesentlichen durch die Bewegung der Luft bestimmt wird, findet also auch in diesen Tatsachen keine

Stütze. Land⸗ und Forstwirtschaft.

In den Kreisen des Kartoffelhandels und der Landwirtschaft hat sich die irrige Anschauung festgesetzt, daß freihändige Kartoffel⸗ verkäufe nur unter Zustimmung der Reichskartoffelstelle oder gegen Aushändigung von Bezugsscheinen bewirkt werden können. Diese An⸗ nahme ist, wie dem „W. T. B.“ mitgeteilt wird, durchaus falsch. Nach § 7 der Bundesratsverordnung vom 28 Oktober 1915 (Reichs⸗ n S. 710) werden auf die von seiten der Landwirte zur Ver⸗

gung zu haltenden Mengen diejenigen Kartoffeln gerechnet, die der Landwirt nachwetslich nach dem 10. Oktober 1915 als Speisekartoffeln verkauft hat. Solche anrechnungsfähigen, freihändigen Verkäufe müssen durchaus nicht etwa mit Zuhilfenahme von Bezugsscheinen oder unter Zustimmung der Reichskartoffelstelle abgeschlossen werden. Es ist im Gegenteil im Hinblick auf die vor⸗ gerückte Jahreszeit dringend zu wünschen, daß Abschlüsse im freien Vertehr ohne Bezugsscheine möglichst zahlreich gelätigt und die Kar⸗ gung bewirkt werden.

Verkehrswesen.

Die drei großen österreichischen und ungarischen Donau⸗Schiffahrts⸗Gesellschaften haben sich nach einer Meldung des „W. T B.“ auf Anregung des Kriegeministeriums dahm geeinigt, den Schleppladungeverkehr mit den unteren Donau⸗ ländern einhbeitlich abzuwickeln. Zunächst sind die täglichen Post⸗ schiffahrten zwischen Orsova und Rustschuk am 15. d. M in beiden Rich ungen aufgenommen worden. 3

Auf Grund einer Verständigung seitens der ungarischen Eisenbahnverwaltung wied die rumänische Eisenbahn⸗ direktion, wie „W. T. B.“ meldet, entsprechende Maßregeln er⸗ Freifen, damit der Verkehr Bukarest Verciorova in einigen

agen aufgenommen werden kann.

Der Privatpostpaketverkehr ist nunmehr nach dem Teile von Galizien zugelassen, der im Osten begrenzt wird durch die Linie Belzec, Rawa Ruska, Mosty Wielkie, Zolkiew, Lemberg, Stryj.

Nach einer Mitteilung der rumänischen Postverwaltung ist vorläufig die Durchfuhr von Waren in Postpaketen durch Rumänten nur mit besonderer Genehmigung des rumänischen Finanzministeriums, die durch Vermittlung der Deutschen Gesandt⸗ schaft in Bukarest einzuholen sein würde, gestattet. Postpakete mit Waren aus Deutschland nach der Türket und nach Griechenland sind daher bis auf weiteres nur zulässig, wenn eine schriftliche Durchfuhr⸗ erlaubnis des rumänischen Finanzministeriums für jedes Paket bei⸗

gefügt ist. Theater und Musik. Kdomödienhaus. 8 „Die rätselhafte Frau“, die Robert Reinert in seinem gestern im Komödienhaus zum ersten Male aufgeführten dreiaktigen Lustspiel schildert, ist im Grunde nicht rätselhaft, sondern launen⸗ haft, ein verzogenes Kind, das tobt und weint, wenn es nicht seinen Willen durchsetzen kann. Der Zuschauer wird Zeuge davon, wie Evas erste Ehe in die Brüche geht, weil der Gatte seine Frau zu ernst nimmt, und die zweite Bestand hat, weil sich der Nachfolger durch Tränen, Jornausbrüche und Drohungen nicht in seinem Tun und Lassen be⸗ einflussen läßt. Dennoch kommt ein Augenblick, in dem Eva den Entschluß faßt, zu ihrem ersten Mann, der sie noch immer liebt, zurückzukehren; zu seinem und ihrem Glück wird aber durch das Dazwisch ntreien eines in beiden Ehen geduldeten, von beiden Ehemännern als Packesel betrachteten und von Eva stets an der Nase herumgeführten Hausfreundes der Plan ver⸗ eitelt. Das alles entwickelt der Verfasser nach einer etwas umständlichen Einleitung recht unterhaltend und ohne Gewaltsamkeiten; er geht nicht auf Süuationskomik aus, sondern sucht seine Wirkungen durch die humoristische Zeichnung der Charaktere zu erzielen. Dabei ist er auch um besondere Einfälle nicht verlegen, von denen er sich den besten noch bis zuletzt aufspart: den rührenden Ab⸗ schiedsbrief nämlich, den Frau Eva an ihren zweiten Gatten, da sie ihn verlassen will, gerichtet hat, läßt sie nach plötzlicher Aenderung ihres Entschlusses durch den genannten Hausfreund dem auf ihr Kommen hatrenden ersten Mann übergeben. Durch das bervorragende, den ganzen Humor ihrer Rolle aus⸗ schöpfende Spiel Ida Wüsts gewann die Gestalt der unberechen⸗ baren Frau Eoa Farbe und Leben. Neben ihr schoß Eugen Burg als gutmütiger, stets gefoppter und enttäuschter Haus⸗ freund den Vogel ab. Die beiden Ehemänner wurden von den Herren Neher und Steinbeck angemessen vertörpert, und in den wichtigeren Nebenrollen zeichneten sich die Damen Engl und Glaeßner (letztere als allerliehft sich in die Launen ihrer Herrin fügende Zofe) besonders aus. Die Zuschauer unterhielten sich offen⸗ sichtlich sehr gut und riefen zum Schluß auch den anwesenden Ver⸗ fasser mit den Darstellern mehrfach hervor. 1

toffellieferungen auf Grund solcher Abschlüsse mit größter Beschleuni- 111A4“

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Sonntag, „Fidelio“ in nachstehender Besetzung gegeben: Leonore: Frau Denera; Marzelline: Fräulein Herwig; Florestan: Herr Kraus; Recco: Herr Kaüpfer; Pizarro: Herr Hoffmonn; Jacquino: 1g Henke; 1. Gefangener: Herr Philipp. Dirigent ist der eneralmusik⸗ direktor Blech.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen „Antigone“ in Szene. Die Hauptrollen werden von den Damen von Mavyburg, Ressel und Thimig sowie den Herren Kraußneck, Engele, Geisendörfer, Frter. on Ledebur, Mannstaedt, Werrack und Zimmerer dargestellt.

v Spiel eiter ist Dr. Bruck. (Anfang 8 Uhr.)

Mannigfaltiges. Be rlin, 20. November 1915.

Auf dem Wittenbergplatz wurde om Donnerstagvormittag der vom Roten Kreuz zugunsten seiner Mütter⸗ und Säug⸗ lingsfürsorge errichtete Kriegsmosaikpavillon feierlich er⸗ oͤffnet. Em Bild, „Des Kriegers Abschied“ von Professor Arthur Kampf, soll dort aus farbigen Mosalkstelnchen zusammengesetzt werden, die ähnlich den Nägeln bei den Denkmalsnagelungen vom Publikum gestiftet werden. Der Feier wohnten, wie hiesige Blätter melden, der Präsident des Reichsgesundheitsamts Dr. Bumm, der Ministerlaldirektor Dr. Kirchrer vom Ministerium des Innern, Ver⸗

treter der Städte Berlin und Charlottenburg und andere Ehrengäste

auch von der Masse

die Anziehung