1915 / 291 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 10 Dec 1915 18:00:01 GMT) scan diff

vierung: Deutschland ist fertig und muß um Frieden bitten.

Bebel, hal darüber ausführlich auf dem Jenaer Parteitage von 1911 gesprochen. Bebel hat damals für die Zeit bald nach dem Ausbruch des Krieges den Bankerott von Hunderttausenden kleiner Gewerbe⸗

bedarf arbeiten, cine überhaupt nicht zu bewältigende Arbeitslosigkeit, die Unmöglichkeit, die Familien der Arbeitslosen zu unterstützen, den Bankerott der Kassen der Gewerkschaften, der Gemeinden, von Staat und Reich und die tatsächliche allgemeine Hungersnot vorausgesagt. Eebhaftes Hört, hört! Abg. Dr. Liebknecht: Und die Revolution! 8. andauernde Heiterkeit. Glocke des Präsidenten.) Meine Herren, es ist gewiß nicht Bebel allein gewesen, der so dachte. Viele von uns werden manche seiner Befürchtungen geteilt haben. (Sehr richtig!) Da ist es heute nach 16 Monaten des Krieges doch wohl erlaubt, zu sagen, daß wir selbst unsere eigene Kraft unter schätzt haben (Lebhaftes Sehr richtig! und Beifall), und daß trotz aller Entbehrungen die große Arbeit, Hingabe und Opferwilligkeit, die 8 von allen Seiten, von Einzelnen, von Verbänden, von den Gewerk⸗ schaften, von Gemeinden, Staat und Reich bewährt worden sind, Leistungen hervorgebracht haben, die wir nicht bloß kritisieren, sondern für die wir auch dankbar sein wollen. (Lebhafter Beifall.)

Unsere Gegner, meine Herren, ich deutete das vorhin kurz an —, ziehen aus unserer militärischen Lage und aus unseren wirt⸗ schaftlichen Zuständen den merkwürdigen Schluß, wir stünden un⸗ mittelbar vor dem Zusammenbruch. Seit Wochen ist die Presse der Entente und das geht dann zum Teil auch auf die neutralen Länder über voll von Artikeln mit sensationellen Ueberschriften, wie: Deutschland ist geschlagen! Deutschland am Ende! Deutsch⸗ land verhungert! Deutschland bettelt um Frieden! und was der⸗ gleichen mehr ist. Namentlich das Betteln um Frieden spielt eine große Rolle. Keine bekanntere deutsche Persönlichkeit konnte eine Ortsveränderung vornehmen, ohne als Friedensagent der deutschen Re⸗ gierung hingestellt zu werden. (Hört, hört! und Heiterkeit.) Bald

war es Fürst Bülow in der Schweiz, bald Staatssekretär Solf im Haag, letzthin wieder Prinz Max von Baden in Stockholm und Kardinal Hartmann in Rom. Ihnen allen wurde der Auftrag an⸗ gedichtet, den Frieden zu vermitteln. Und überall dieselbe Moti⸗

Da⸗ zwischen wurden zur Abwechslung auch einmal andere Register ge⸗ zogen. Nach unseren serbischen Erfolgen hieß es, der Kaiser würde in Konstantinopel einziehen und von dort aus der Welt den Frieden diktieren. Sollte dort angeblicher deutscher Kleinmut, so sollte hier deutscher Uebermut an den Pranger gestellt werden. An allen diesen Legenden ist auch nicht ein wahres Wort. (Lebhafte Zurufe: Hört,

hört!) Eingesetzt hat diese Preßkampagne in ihrer besonderen Zu⸗ spitzung in dem Augenblick, wo die Ententepolitik auf dem Balkan zusammenzubrechen drohte, wo wir den Weg nach dem Südosten öffneten, wo die blutigen Durchbruchsversuche unserer Feinde an der Westfront scheiterten Das ist der Schlüsselt Nach so vielen Miß⸗ erfolgen war ein Mittel notwendig, um über die eigene schlechte Lage hinwegzutäuschen. (Sehr richtig!:) Deshalb wird der bevor⸗ stehende Zusammenbruch Deutschlands erfunden und in Umlauf ge⸗ setzt. Wohin man blickt, Lüge und Verleumdung. (Lebhafte Zu⸗ stimmung.)

Meine Herren, ich muß bei dieser Gelegenheit noch einen be⸗ sonderen Fall hier festnageln. Als auf Geheiß Englands General

Volksgenossen zu rechtfertigen.

stammes eintraten, wurden in den Kerker geworfen.

8

könnte.

Beisall.)

Botha Südnestafrika angriff, erfand er die Mär von deutschen An⸗

griffs⸗ und Eroberungsabsichten auf die Südafrikanische Union, um damit den Ueberfall auf die deutsche Kolonie in den Augen seiner 8 Bruderblut wurde dann vergossen, da es der Burenbevölkerung widerstrebte, an dem Ueberfall teilzu⸗ nehmen, und ehemalige Waffenbrüder, die für die Ehre ihres Volks⸗ Jetzt sucht General Botha die burische Bevölkerung sogar zum Eingreifen auf dem europäischen Kriegsschauplatz durch die Behauptung zu bestimmen, daß sich die deutschen Eroberungsgelüste sogar auf das Heimatland der Buren erstreckten. Ich finde kein Wort, meine Herren, das scharf genug wäre, um gegen diese unwahre und böswillige Behauptung Ver⸗ wahrung einzulegen. (Lebhafter Beifall.)

Meine Herren, ich habe versucht, Ihnen die Lage auf den Kriegs⸗ schauplätzen draußen und drinnen nüchtern zu schildern, wie sie ist. So sind die Tatsachen. Gegen die Gewalt ihrer Sprache vermögen insere Feinde nichts. In unserer Rechnung ist kein schwacher Punkt, kein unsicherer Faktor, der unsere felsenfesste Zuversicht erschüttern (Beifall.) Wenn sich unsere Gegner jetzt den Tatsachen noch nicht beugen wollen, dann werden sie es später müssen. (Lebhafter Das deutsche Volk, unerschütterlich im Vertrauen auf seine

Kraft, ist unbesiegbar. (Bravo!) Es heißt, uns beleidigen, wenn man

glauben machen will, daß wir, die wir von Sieg zu Sieg geschritten sind, weit in Feindesland stehen, unseren Feinden, die noch vom Siege

träumen, an Ausdauer, an Zähigkeit, an innerer moralischer Kraft

12

Herren, wir lassen uns durch Worte nicht beugen.

nachstehen sollten. Nein, meine (Lebhafte Zu⸗ stimmung.) Wir kämpfen den von unseren Feinden gewollten Kampf entschlossen weiter, um zu vollenden, was Deutschlands Zukunft von

uns fordert. (Stürmischer, anhaltender Beifall und Händeklatschen im

(Zustimmung und lebhafter Beifall.)

Hause und auf den Tribünen. Abg. Dr. Liebknecht: Und die

.

di 1

deutschen Eroberungspläne?! Stürmische Heiterkeit.) 1 Darauf tritt das Haus in die Tagesordnung ein. Auf eser steht die Interpellation der Sozialdemo⸗ raten: .

„Ist der Herr Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zu geben,

.

unter welchen Bedingunaen er geneigt ist, in Friedens⸗

verhandlungen einzutreten?“ Auf die Anfrage des Präsidenten erklärt der Reichs⸗

kanzler und Präsident des preußischen Staatsministeriums Dr.

2* sin

Ueberlegung offen aus:

Völker den Frieden,

taten Blutmeer angestiegen, nach vielen Hunderttausenden zählen die Gefallenen.

von Bethmann Hollweyg sich bereit, die Interpellation

sogleich zu beantworten.

Zur Begründung der Interpellation erhält das

Abg. Scheidemann (Soz.): Mehr als 16 Monate

wir Zeugen eines Kampfes, wie ihn die Welt niemals

erlebt hat und hoffentlich nie wieder erleben wird. Unendlicher

Dank gebührt unseren Truppen, beispiellos stehen ihre Helden⸗ aber ebenso ist auch im Laufe dieser Zeit

Wort

da; das allein Ist es da verwunderlich, wenn aus allen Ländern die Frage kommt? Wie lange noch? Ich spreche es nach reiflicher Alle Völker wären froh, wenn dem Kriege schnellstens ein Ende gemacht wird. Man müßte ja an der Mensch⸗ beit verzweifeln, wenn es anders wäre. Zweifellos wollen alle ol aber die verantwortlichen Staatsmänner wissen noch nicht, wie sie aus der Sackgasse herauskommen sollen. unserseits erheben selbstverständlich immer wieder unsere

Stimme für den Frieden; wir würden aufhören, die Partei des Völkerfriedens zu sein, wenn wir es nicht täten. Wir alle müssen

fühle diese schwere Last; ich weiß, daß ein mißverstandenes, ein miß⸗ deutetes Wort verhängnisvoll sein, das Gegenteil des Gewollten her⸗ beiführen könnte. Die Furcht vor solcher falschen Deutung veran⸗ laßt aber viel zu viel Zurückhaltung; viele sprechen nur deshalb nicht von Frieden, weil sie fürchten, es könnte das als Zeichen der Schwäche gedeutet werden. Und diese Furcht ist selbst bis in die Kreise der sozialistischen Partei verbreitet. Noch jüngst sagte der Chef des Unterrichtsdepartements in England zu einem Schweden, die Zeit ser noch nicht gekommen, alles Reden vom Frieden werde von der anderen Seite als Zeichen der Schwäche angesehen. Damit rechne ich auch, trotzdem rede ich vom Frieden. Am 4. August 1914 stand unser Volk wie ein Mann bereit zur Verteidigung des Vaterlandes, und unsere damalige Erklärung fand stürmischen Beifall. Wie steht es nun mit dem, was wir damals als die Voraussetzung für Friedensverhand⸗ lungen hinstellten? Ein Blick auf die Kriegskarte zeigt, wo unsere Truppen stehen; glauben unsere Gegner wirklich, den Krieg noch auf unser Gebiet hinüberspielen zu können? Es handelt sich wirklich nur noch um die Frage, ob die Gegner zum Frieden bereit sind. Daß der eine Teil sich für besiegt erklärt, mag in einem Kriege möglich sein, den kleine oder mittlere Staaten miteinander führen; daß aber in einem Kriege, der fast ganz Europa umfaßt, ein Teil auf die Knie gezwungen werden kann, ist ausgeschlossen. Vom Frieden soll der reden, dessen Stärke ihm gestattet, auch jede Mißdeutung davon als Zeichen der Schwäche mit ruhigem Kraftbewußtsein hinzunehmen. Darum können und müssen wir vom Frieden reden. Die Stimmen aus den feindlichen Ländern, die von einer Zertrümmerung und Ver⸗ nichtung Deutschlands sprachen und diese forderten, haben wir nicht vergessen. Wir wollen uns aber nicht verhehlen, daß auch bei uns Eroberungspläne ausgeheckt worden sind, an deren Verwirklichung kein vernünftiger Mensch im Reiche denkt. Meine Partei hat dagegen immer entschieden Stellung genommen. Im Auslande nahm man dies als Anlaß, um die Fortsetzung des Krieges als notwendig zu erklären. Durch Annexionen würde das Selbstbestimmungsrecht der Völker und in Deutschland ganz beson⸗ ders die Kraft und die Einheit des deutschen Nationalstaates ge⸗ schwächt werden. Unsere politischen Beziehungen nach außen hin müssen dadurch sehr schwer geschädigt werden. Sie erzeugen eine immer steigende Kriegsgefahr und eine Erhöhung der Rüstungslasten. Wir wenden uns deshalb entschieden gegen alle, die aus diesem Kriege einen Eroberungskrieg machen wollen. Ebenso weisen wir aber auch alle gegen das Deutsche Reich und seine Sicherheit geschmiedeten Plãne zurück. Im Auslande ist gesagt worden, es Frieden keine Rede sein, ehe der deutsche Militarismus nicht ver⸗ nichtet und Elsaß⸗Lothringen an Frankreich zurückgegeben ist. Unsere Gegner verstehen nun aber unter Militarismus etwas anderes ald wir. Wir meinen nicht damit das Heer, in dem unsere Söhne und Brüder sich befinden. Was wir bekämpfen unter Militarismus ist eine Angelegenheit, über die nur innerhalb unserer Grenzen zu ent⸗ scheiden ist, wie über den französischen Militarismus und den eng⸗ lischen Marinismus jenseits der Vogesen und jenseits des Kanals zu entscheiden sein wird. Von einer Abtrennung Elsaß⸗Lothringens wollen wir natürlich nichts wissen. Auf die unfreundlichen Aeußerungen in Frankreich und England will ich hier nicht weiter eingehen. Asquith hat erst kürzlich wieder die Vernichtung des deutschen Militarismus ge⸗ fordert, und Briand hat sich ähnlich ausgesprochen; aber was ist in diesem Kriege nicht schon alles geredet worden. Ich trete ein für baldigen Frieden und will nur von solchen Aeußerungen des Auslandes sprechen, aus denen ebenfalls die Sehnsucht nach Frieden heraussieht. Im eng⸗ lischen Unterhause verlangte einen solchen Ramsay Macdonald, und im englischen Oberhause haben in diesem Sinne Lord Loreburn und Lord Courtney Reden gehalten. Letzterer hatte offen bekannt, daß man endlich von Friedensverhandlungen sprechen müsse. Wir Scozialisten tun dies schon seit vielen. Monaten. Auch in der italienischen Depu⸗ tiertenkammer ist der Frieden gefordert worden, und zwar ein solcher ohne Annexionen, der die Rechte und Freiheiten der Völker achtet. Das wurde in dem Parlamente eines Landes gesagt, das einen Krieg begonnen hat, um in frevelhaftester Weise seinen Annexionsgelüsten zu frönen, nachdem der Krieg schon einige Monate gedauert und die ganze Welt mit Entsetzen erfüllt hat. Wir wollen den Frieden, so klingt es aus all diesen Reden heraus. Aehnliches wurde erst vor einigen Tagen auch im ungarischen Abgeordnetenhause geäußert. Dort wurde hervorgehoben, daß es ein Unsinn sei, das Reden vom Frieden als Schwäche zu bezeichnen. Alle Welt sehnt sich nach Frieden, nur soll man darüber nicht reden, weil es ein Zeichen von Schwäche sei. Bedauer⸗ licherweise sind die Aeußerungen von Lord Courtney bei uns mit einem wilden Kriegsgeheul beantwortet worden. Wie in anderen Ländern, so gedeihen auch bei uns Kriegswüteriche, deren Maul⸗ und Federhelden⸗ tum im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Felddienstfähigkeit steht. Im Ausland hält man die Kriegsstimmung mit dem Hinweis auf den angeblich bald bevorstehenden Zusammenbruch Deutschlands aufrecht. Mit nachgerade eintönig werdender Langweiligkeit wird auseinander⸗ gesetzt, daß wir keine Menschen mehr hätten, kein Kriegsmaterial, keine Lebensmittel, und daß uns dies bald auf die Knie zwingen werde. Das eine ist so falsch wie das andere. Daß es nicht allein auf die Zahl der Mannschaften ankommt, ist durch Hindenburg an der „russischen Dampfwalze“ demonstriert worden. Europa richtet sich durch diesen Krieg systematisch zugrunde, Amerika macht ein glänzendes Geschäft. Der französische Senator Humbert schrieb im „Pariser Journal“ offen, daß Frankreich durch die neuen Aushebungen der Er⸗ schöpfung seiner militärischen Kraft entgegengehe. Viele Be⸗ triebe in Landwirtschaft und Industrie würden dadurch agelähmt; alles was zum Leben notwendig sei, werde im Preise unaufhörlich weiter steigen; die Militärverwaltung habe immer nur wieder und wieder Männer einberufen, ohne darauf zu achten, ob sie Verwendung finden können und ob nicht der Schatz verschwinde, mit dem man am spar⸗ samsten umgehen müsse. Dieser erschütternde Notschrei aus Frank⸗ reich genügt. Auch der Aushungerungsplan Englands ist gescheitert, weil er scheitern mußte. Gewiß mangelt es uns an diesem und jenem, wir werden uns auch, wie an die Brotkarte, so an die Fleisch⸗ und Butterkarte gewöhnen. Wir haben noch mehr als 20 Millionen Schweine, wir haben so viel Kartoffeln geerntet, daß wir drei Viertel davon für Futterzwecke und industrielle Zwecke verwenden können. Mögen doch endlich auch unsere Gegner einsehen, daß die Aus⸗ hungerungsspekulation falsch gewesen ist. Die Meinung des Auslands, daß wir ausgehungert werden könnten, ist allerdings verständlich, wenn unsere einschneidenden behördlichen Maßnahmen immer so laut in der Presse besprochen werden. Es wäre verwunderlich, wenn das Ausland nicht die ihm naheliegenden Schlüsse daraus gezogen hätte. Die Ernährung des Volkes ist eine Fraqe der Organisation und der rück⸗ sichtslosesten Entschlossenheit. Wehe der Regierung, die da versagt! Sie würde dem Sturm des Volkes nicht standhalten. Die Hoffnung der Feinde auf ihre militärischen Erfolge ist nicht besser. Es ist geradezu verbrecherisches Treiben, wenn von Staatsmännern und Politikern beim Feinde ihren Völkern immer wieder vorgegaukelt wird, daß die mili⸗ kärische Situation sich zu unseren Ungunsten noch wesentlich ändern könnte. Nach den unerschütterlichen Tatsachen sind wir es, die jetzt vom Frieden sprechen können und deshalb vom Frieden sprechen müssen. Gibt es einen Menschen, der nicht froh wäre, wenn wir dem furchtbaren Kampf ein Ende machen würden? Wenn die Presse in den kriegführen⸗ den Staaten über den Willen zum Frieden schreiben dürfte, würde in allen Ländern der Friedenswille mit elementarer Gewalt zum Durch⸗ bruch kommen. Im Namen der österreichischen Bruderpartei habe ich zu erklären, daß diese mit uns einig ist, wie in dem Willen zur Vater⸗ landsverteidigung, so auch im Willen zum Frieden. Wer einem Friedensstifter in den Arm fällt, wäre ein Verbrecher an der Mensch⸗ heit. Unsere Parteigenossen in allen Ländern waren zu schwach, den Krieg zu verhindern: als er ausbrach, hatten wir selbstverständlich unser Land zu schützen. Ostpreußen hat gezeigt, wie groß. die russische Gefahr war. Unmittelbare Gefahren drohen unseren Grenzen nicht mehr, des⸗ halb ist es unsere Pflicht, den Reichskanzler zu fragen, unter welchen Bedingungen er zu Friedensverhandlungen bereit ist. Das deutsche

Volk will den Krieg um keinen Tag länger führen, als unbedingt

uns der großen Verantwortung bewußt sein, die auf uns liegt. Ich

könne von

nötig ist, um das Ziel zu sichern. Für die Unabhängigkeiz unseres Landes setzt unser Volk alles ein. Aber für kapi⸗ talistische Sonderinteressen will es auch nicht das Leben eines einzigen Soldaten einsetzen. Wenn unsere Genossen zu den Fahnen eilten, so taten sie es nicht, um die Welt dem deutschen Willen zu unterwerfen sondern um zu verhindern, daß unsere staatliche Stellung durch eine gewaltige feindliche Koalition zertrümmert werde. Ein friedliches Wölk wie das deutsche kann sich zwar vom Zorn übermannen lassen aber schwelgt nicht in Rache und Vernichtungsgedanken. Wir können offen sagen, daß wir den Frieden wollen, weil das deutsche Volk stark genug ist und entschlossen ist, auch ferner Heimat und Herd zu schützen wenn die Gegner den Frieden nicht wollen. Die ganze Welt wartet auf die Antwort des Reichskanzlers mit atemloser Spannung. Ich hoffe, daß er das erlösende Wort findet und seine Bereitschaft zum Frieden ausspricht, dann wird die heutige Sitzung von weltgeschichtlicher Bedeutung werden. Wir wünschen, daß der erste entscheidende Schritt zur Beendigung des furchtbaren Krieges von Deutschland ausgeht.

RNeichskanzler und Präsident des preußischen Staats⸗ ministeriums Dr. von Bethmann Hollweg ergreift das Wort zu folgenden Ausführungen:

Meine Herren! Diese Interpellation hat im feindlichen Aus⸗ lande beträchtliches Aufsehen erregt, zumeist freudiger Natur. Man⸗ will in der Frage nach den deutschen Friedensbedingungen ein Zeichen des Nachlassens der deutschen Kraft oder den beginnenden Zerfall der Einmütigkeit des deutschen Volkes erblicken. (Sehr richtig! rechts.) Nun, meine Herren, ich hoffe und ich glaube, daß die soeben gehörte Begründung der Interpellation in der Hauptsache die freudige Er⸗ wartung unserer Feinde nicht ermuntern, sondern enttäuschen wird. Eebhafte Zustimmung links und bei den Soz.) Gewiß, meine Herren, wünschen die Herren Interpellanten den baldigen Beginn von Friedensverhandlungen. Aus den Ausführungen des Herrn Vor⸗ redners schien mir die Besorgnis herauszuklingen, wir könnten der Möglichkeit eines ehrenvollen Friedens aus dem Wege gehen, ver⸗ nünftige Friedensangebote, die uns gemacht würden, ablehnen, weil wir alle eroberten Länder behalten oder noch neue dazu erobern wollten.

Aber ich muß anerkennen, daß zu seiner Anregung, den Krieg⸗ bald zu beenden und öffentlich zu sagen, wie sich die deutsche Regierung den Frieden denkt, die bisherige Geschichte des Krieges ganz natür⸗ lich hinleitet. (Abg. Dr. Liebknecht: Hört, hört! Heiterkeit.) Wir haben, meine Herren, ungeheure Erfolge erzielt, wir haben unseren Feinden eine Hoffnung nach der anderen genommen. Mit äußerster Zähigkeit haben sie sich, über den Verlust der einen ent⸗ täuscht, an die anderen geklammert. Solange noch die Hoffnung auf Bulgarien winkte und die Türkei ohne Verbindung mit den beiden Kaisermächten kämpfte, konnten wir nicht erwarten, daß unsere Gegner die Hoffnung aufgäben, die bisherigen, gegen sie gefallenen Entschei⸗ dungen der Waffen in der einen oder anderen Weise rückgängig zu machen. Jetzt, nach der mit Bulgarien hergestellten Waffengemein⸗ schaft, nach dem großen Siege in Serbien, nach der Oeffnung des Weges zu dem türkischen Bundesgenossen und der damit verbundenen Bedrohung der empfindlichsten Stellen des britischen Weltreiches (Hört, hört!), muß da nicht bei unseren Feinden mehr und mehr die Erkenntnis sich befestigen, daß das Spiel für sie verloren ist? (Sehr richtig! rechts) Und muß da nicht manchem Mann unter uns, der sieht, daß der Krieg nicht auf unsere Kosten ausgehen wird, der Ge⸗ danke aufsteigen: warum noch weitere Opfer? Warum bietet die deutsche Regierung keinen Frieden an?

Meine Herren, tatsächlich ist keiner unserer Feinde mit Friedens⸗ anregungen an uns herangetreten. Tatfächlich haben unsere Feinde viel mehr es als ihr Interesse angesehen ich habe das vorhin schon an⸗ gedeutet —, uns fälschlich Friedensangebote anzudichten. Beides hat denselben Grund: eine Selbsttäuschung sondergleichen, die wu nur noch verschlimmern würden, wenn wir unseren Gegnern mit Frie⸗ densangeboten kämen, statt daß sie uns kommen. (Lebhafte stimmung rechts.)

Wenn ich über eigene Friedensbedingungen sprechen soll, muß ich

mir erst die Friedensbedingungen der Feinde ansehen. (Sehr gut!) Unsere Feinde haben im ersten Rausch der Hoffnungen, die sie zu Beginn auf diesen leichten Krieg setzen zu können meinten, die aus⸗ schweifendsten Kriegsziele aufgestellt, haben die Zertrümmerung Deutschlands proklamiert. (Hört, hört!) In England wollte man, wenn nötig, für diesen Zweck 20 Jahre lang kämpfen. Inzwischen ist man dort über eine solche Dauer des Krieges besorgt geworden. (Hei⸗ terkeit.) Aber das Endziel ist trotz aller Ereignisse der Zwischenzeit dasselbe geblieben. Ich verweise auf die kürzlich von der viel ge⸗ lesenen „National Review“ aufgestellten Kriegsziele, und so geht es⸗ mit wenigen Ausnahmen fast durch die ganze englische Presse. Der „Statesman“, ein als gemäßigt bekämpftes liberales Blatt, nennt unter den Friedensbedingungen die Zurückgabe Elsaß⸗Lothringens, die Vernichtung des sogenannten preußischen Militarismus, die Vertrei⸗ bung der Türken aus Europa, die Herstellung eines Großserbiens mit Bosnien. Der frühere Minister Masterman verlangt die Abtretung der linken Rheinseite und des ganzen deutschen Kolonialbesitzes. Und der „Labour Leader“ meint, mit diesen Forderungen habe die Regierung einen Fühler ausstrecken wollen. (Heiterkeit.) Es bleibt eben alles beim alten. Deutschland muß vernichtet werden. Und so klingt es auch aus der französischen Presse heraus. Noch immer wird Elsaß⸗Lothringen gefordert. Herr Hanoteaux hat noch kürzlich im „Figaro“, im Gegensatz zu der sonst üblichen Legende von dem überfallenen Frankreich, das offene Bekenntnis abgelegt, Frank⸗ reich habe den Krieg gemacht, um Elsaß⸗Lothringen zu erobern. (Hört, hört!)

Mir schien, daß der Herr Abg. Scheidemann andeuten wollte, solche Presseäußerungen geben die wahre Stimmung des Volkes nicht wieder. Es mag sein, daß bei den Feinden einzelne nachdenkliche Männer, die sich Rechenschaft von der militärischen Lage geben, im Grunde ihres Herzens wünschen, daß dem entsetzlichen Blutvergießen bald ein Ende gemacht werde. Aber ich sehe nicht, daß diese Männer in den spärlichen Fällen, wo sie zum Worte kommen, auch durchdringen. (Sehr richtig!) Vielleicht gehört ihnen einmal die Zukunft, die Gegenwart sicher nicht. (Erneute Zustimmung.)

Die Reden im englischen Oberhause, auf die der Herr Abg⸗ Scheidemann des näheren eingegangen ist, haben in der englischen Presse, mit sehr wenigen Ausnahmen, keinen Widerhall gefunden (Sehr richtig!), aber sie haben die Aufstellung der wilden Kriegsziele herausgefordert, von denen ich vorhin einige angezogen habe. Darüber kann ich nicht hinwegsehen. Vollends entscheidend aber ist die Haltung der feindlichen Regierungen.

Mr. Asquith auch darauf hat der Herr Vorredner schon hin⸗

2 Zu

gewiesen hat in seiner Guildhallrede verkündet, seine Kriegsziele

8

8 Kolonialminister will, daß in Durchführung des xprinzips eceerstattet werde, der es zugehört. (Heiterkeit.)

Reichslanden von rund 1 900 000 Einwohnern

seien noch bieselben wie beim Ausbruch des Krieges: die Freiheit der kleinen Völker, die Wiederherstellung Belgiens, die Vernichtung des preußischen Militarismus. Ueber die Freiheit der kleinen Völker habe ich vorhin gesprochen. Ueber ein Jahr lang hat die Welt dieser eng⸗ lischen Philanthropie Glauben geschenkt. Jetzt, nach Griechenland, wird sie von diesem Glauben kuriert sein, und wahrscheinlich sind es auch die kleinen Völker selbst. (Lebhafter Beifall und Heiterkeik.) Seit⸗ dem England für sie kämpft, geht es den kleinen Staaten schlecht. (Sehr gut! und Heiterkeit.)

Wir Deutschen, meine Herren, haben vom ersten Tage an gewußt, daß hinter diesem Schutz der kleinen Staaten sich die Sucht verbarg, den großen Staat, dessen Aufwachsen England so lange mit Neid und Mißgunst⸗verfolgt hatte, ein⸗ für allemal abzutun; und das nennt man dann Vernichtung des preußischen Militarismus! (Sehr gut! und Heiterkeit.) Meine Herren, diese englische Parole ist von allen Alliierten übernommen worden. Herr Sassonoff und Herr Viviani und jetzt Herr Briand haben übereinstimmend erklärt, sie würden das Schwert nicht in die Scheide stecken, bevor nicht der preußische oder der deutsche Militarismus niedergekämpft sei. Daneben at jeder Alliierte noch seine besonderen Forderungen. Der englische Nationalitäten⸗ Elsaß an Frankreich fällt, Polen aber der Nationalität zurück⸗ Der Herr Minister, as will ich nur nebenbei bemerken, weiß gewiß nicht, daß in den über 87 Prozent

eutscher und noch nicht 11 Prozent französischer Muttersprache sind. Hört, hört!) Ob nach seiner Ansicht Polen seiner Nationalität nach u Rußland gehört, ist nicht ganz klar. (Heiterkeit.) Es wird auch ganz interessant sein, von England einmal zu hören, was nach dem Nationalitätenprinzip zum Beispiel aus Indien und Aegypten wird. (Sehr gut! Heiterkeit.) Herr Briand will außer der Wiederherstellung Serbiens und Belgiens unter allen Umständen Elsaß⸗Lothringen haben; Herr Sassonoff hat ziemlich deutlich auf Konstantinopel hingedeutet. Der tatsächlichen militärischen Lage sind diese Kriegsziele der gegne⸗ rischen Regierungen nicht angepaßt. Ich würde aber die feindlichen Machthaber verkennen, wenn ich etwa ihre Forderungen als Bluff ansehen und nicht ernst nehmen wollte. Die Lage ist doch durchsichtig:

Unter der Protektion der Regierungen hat man die Völker von Anfang an über die Wirklichkeit getäuscht (Sehr richtig!), durch die fabrikmäßige Herstellung und Verbreitung von Lügennachrichten aller Art unauslöschlichen Haß gegen uns gesät (Sehr richtig!), nun sieht daß mit alledem keine Siege erfochten werden. (Sehr gut!) Man

man, erlitten,

hat reichliche militärische und diplomatische Niederlagen Hekatomben geopfert, man kann es nicht mehr verbergen, daß wir weir in Feindesland stehen im Osten und im Westen, daß wir den Weg nach dem Südosten geöffnet haben, und daß wir sehr wertvolle Faustpfänder in der Hand haben. Aber das ceterum censeo, daß Deutschland zertrümmert werden soll, soll trotzdem nicht aufgegeben Man hat sich so fest darauf verbissen, daß man davon nicht Und deshalb müssen weiter Hunderttausende auf die (Sehr richtig!)

werden. mehr los kann. Schlachtbank getrieben werden. Als neuestes Reizmittel zur Aufstachelung blinder K riegswut gilt die Hoffnung auf den Erschöpfungskrieg. Daß unsere Lebensmittel reichen, daß es nur darauf ankommt, sie richtig zu verteilen, darüber sind wir alle, auch die Partei des Herrn Vorredners, einig. (Zu⸗ stimmung.) Ein Gebiet, das von Arras bis Mesopotamien reicht, kann wirtschaftlich nicht erdrückt werden. (Lebhafte Zustimmung.)

Wenn uns der Mangel an Lebensmitteln nicht beugt, dann soll es nach Ansicht der Feinde der an Rohstoffen tun. Meine Herren, wir sind auf eine lange Kriegsdauer mit allem Nötigen vorgesehen. (Beifall.) Eine ganze Reihe von Rohstoffen, die wir vor dem Kriege nur aus dem Ausland bezogen, können wir jetzt selbst herstellen. (Bravo!) Die dazu erforderlichen Fabriken sind in Betrieb. (Bravo!) Von Metallen, hat man gemeint, könnte einmal das Kupfer knapp werden. Wenn wir auf das bereits verarbeitete, aber ersetzbare Kupfer zurückgreifen, dann reichen wir für viele Jahre. (Beifall.) Wolle und Baumwolle haben wir in Belgien und Polen in großen Posten gefunden. Baumwolle bekommen wir jetzt auch über die Donau. (Beifall.) Mit dem Gummi halten wir Haus. Wir stellen mit bestem Erfolge künstlichen her, und selbst wenn er einmal knapp werden sollte, glaubt jemand im Ernst, uns wegen Gummimangels be⸗ siegen zu können? (Stürmische Heiterkeit.)

Meine Herren, und nun die Erschöpfung an Menschen! Der Herr Abgeordnete Scheidemann hat selber sehr zutreffend darauf hinge⸗ wiesen, wie die Geschichte dieses Krieges gelehrt hat, daß es auf die Zahl allein nicht ankommt. Ganz unerfindlich ist mir, wie Frankreich, das⸗ selbe Frankreich, das jetzt den Jahrgang 1917 einberufen hat, das den Jahrgang 1916 schon größtenteils eingesetzt hat, wie dieses Frankreich von der Erschöpfung des deutschen Menschenmaterials sprechen kann. Wir sind bei der Heranziehung der Dienstpflichtigen lange nicht so weit gegangen wie Rußland, auch nicht wie Frankreich, das die Wehr⸗ pflicht über das 45. Lebensjahr ausgedehnt hat. Bei der uns noch zur Verfügung stehenden Zahl von Wehrpflichtigen denken wir nicht daran, die Grenzen weiter zu stecken. (Lebhafte Zurufe: Hört! hört!) Unsere Verluste sind nicht nur relativ, sondern auch absolut geringer

Bravo!) Wir haben 30 Millionen Einwohner mehr als Frankreich. Unsere Verluste, meine Herren, wenngleich geringer als die französischen, sind unendlich schmerzlich. Herr Briand hat der französischen Frauen, ihrer Tränen und ihrer Tapferkeit ge⸗ dacht. Glaubt jemand, daß die deutschen Frauen nicht ebenso tapfer sind, ihr Vaterland nicht ebenso heiß lieben? Unsere Feinde sollen es versuchen, uns zu vernichten! Wenn wir um Haus und Hof kämpfen, geht uns der Atem nicht aus. (Stürmischer Beifall.)

Meine Herren, wohin der gegen uns geschürte Haß führt, das sieht man mit Schaudern an dem Baralong⸗Fall (Stürmische Zu⸗ stimmung), jener Schandtat eines unter amerikanischer Flagge fahren⸗ den englischen Kriegsschiffes, dessen Besatzung in scheußlichster Weise die hilflose Mannschaft eines deutschen U⸗Bootes ermordet hat. (Stürmische Pfuirufe auf allen Seiten.) Diese gräßliche Mordtat ist in der englischen Presse vollständig totgeschwiegen worden Eebhafte Zurufe: Hört, hört!), ob aus Scham? wir wissen es nicht. Auf den Geist ihrer Marine sind die Engländer immer stolz gewesen. Wie wollen sie diese gräßliche Mordtat verantworten? Dieser kalte Mord an wehrlosen Gegnern wird für alle Zeiten in der Ge⸗ schichte der englischen Marine ein unvertilgbarer Schandfleck bleiben. (Erneute lebhafte Zustimmung.) Ich will diesen Fall nicht

verallgemeinern, obwohl in der englischen Presse manche Zeugnisse für

als die französischen.

an die Berichte des „Daily Chronicle

auch nur in den Mund zu nehmen. und nicht Sport.

(Lebhaftes Bravo! rechts.) Wenn einmal die Geschichte über

kenntnis angerichtet haben.

beherrscht, wäre

fallen. N Damit

Masken betrieben.

die uns

müssen gegen

Erst krieg und Ende.

nicht vorwärts nicht zu

angeboten, die der Würde

Präsidenten.)

Faustpfand erobern wollen.

In meinen frühereren Reden Kriegsziel umrissen. Ich kann au heiten eingehen.

Aber eins müssen sich unsere Feinde

die Garantien, die für uns notwendi

Deutschland und der übrigen Welt

(Lebhaftes Bravo! im Zentrum und noch im Westen dürfen unsere

als bisher bedrohen. klatschen.) Es ist ja bekannt, daß land nur unter der ausdrücklichen

Aufmarschgebiet gegen uns betrachteten auch wirtschaftlich die Möglichkeit (Bravo!)

nicht diesem Ziele zustrebte.

kleinen Völker bedrohen. führen wir u unseres Lebens und unserer ist nicht wahr! Große Unruhe.) Für die deutsche Regierung was er von Anfang an war und gebungen unverändert des deutschen Volkes.

seine Wiederkehr bietet.

auf den Tribünen.)

Haus in eine Besprechung der In Abg. Dr. Spahn (Zentr.): lichen Hauses mit Ausnahme der Interpellation folgende Erklärung uns aufgedrungenen voll Bewunderung und Dankbarkeit ar

zug aller unserer Truppen, die in Ge österreichisch⸗ungarischen,

Herre

bulgarischen

land hineingetragen und soeben d Wir vertrauen auf die unbeugsame,

die uns mit unseren Verbündeten den bürgen. Wir blicken auf die nicht und finanzielle Kraft unseres Volkes und Rüstung ausreichend sichert. zum Ausharren im Kriege mit ruhiger Entschlossenheit vertrauen die Stunde ab, denen für die Dauer die militärisch und politischen Interessen Deutschlan allen Mitteln einschließlich der bungen gewahrt werden müssen.

Ein Antrag auf Schließung

für angenommen erklärt. Währe

Reibhen der Sozialdemokraten, als

lebhafter Widerspruch.

Zur Geschäftsordnung bemer

Abg. Haase (Soz.): Der Antr wie ich feststellen will, nicht angenon ganzen Debatte zusammenzufassen. 88 haben, haben sich nicht überlegt, was und in der ganzen Welt machen

die rohe Auffassung des Kriegsbandwerks vorliegen. Ich erinnere z., B.

Nach den unbestimmten allgemeinen

Fein tore verfügen, durch die sie uns von morgen ab aufs neue und schärfen (Stürmischer anhaltender Beifall und Hande⸗ Frankreich seine Anleihen an Ruß⸗ Bedingung gegeben hat, daß Ruß land die polnischen Festungen und Eisenbahnen gegen uns ausbaute. Und ebenso ist es bekannt, daß England und Frankreich Belgien als ihr . (Sehr richtig! rechts.)

Dagegen müssen wir uns politisch und militärisch und wir müssen unseren Entfaltung Was dazu nötig ist, muß erreicht werden. Bravo.) Ich denke, es gibt im deutschen Vaterland niemanden, de

Freibeit!

festgehalten wurde:

Mitgliedervereinigungen

abzugeben: Die Be⸗ Krieges wünschen auch wir.

dazu erforderlichen

gerlichen Parteien eingegangen un

(Scz.) das Wort zur Geschäftsordnung verlangt,

Interpellation ging doch dahin, in einem Schlußwort . - f die es anders gewollt Eindruck im Volk muß, wenn hier so verfahren wird. des Herrn Reichs⸗

aus dem engliscken quartier, in denen die Lust der englischen Soldaten an der Hin⸗ schlachtung deutscher Soldaten in so scheußlicher Weise dargestellt und verbherrlicht wurde, daß ich mich scheue, die dabei gebrauchten

Bei unseren Truppen ist die Toötung des Gegners nicht Wir verschmähen solche Niedrigkeiten. Truppen tun ihre Pflicht als ehrliche, anständige Männer und darum erst recht als brave Soldaten und Verteidiger ihres Vaterlandes.

die Schuld an

och wird der

müssen

ich das nicht

habe ch heute

selbst sagen:

g sind.

aufrichten, dann

sich nicht wundern, daß auch wir unsere Zukunft danach einrichten.

rechts.) Weder de von heute übe

Welche Mittel zu diesem Zwecke nötig sind, meine Herren, darüber müssen wir uns völlige Freiheit der Entschließungen wahren. ich schon am 19. August d. J. gesagt habe, wir sind es nicht, die die Nicht um fremde Völker zu unterjochen, diesen uns aufgezwungenen Kampf, sondern zum Schutze Liebknecht:

(△

(Abg. Dr.

dieser Kampf

in allen

ist was

Auf Antrag des Abgeordneten Ha ase (Soz.) tritt das

terpellation ein.

Im Namen de

8

n Interpellanten h

Wir

und türkischen Verb

Erfolg zu Erfolg schreiten, ihre ruhmreichen Fahnen weit s das serbische Heer zertrümmert haben.

allen Angriffen uns

jj 1 Sir MIo gewachsene und überlegene Stellung unserer Heere in Ost und West, s vollen Erfolg des Krieges ver⸗

zu erschütternde w und Landes, die uns

Mögen unsere Feinde sich ernen verschwören, wir warten in voller Einigkeit, und, lassen Sie mich einfügen, il die Friedensverhandlungen ermöglicht,

wirtschaftlichen,

en, 1 Umfa

ds im ganzen

der Debatte ist von den bür⸗ d wird von dem Präsidenten nd der Abgeerdnete Haase entsteht in den

der Präsident Dr.

sagt, ein solches in diesem Augenblick nicht erteilen

kt darauf rag auf Schluß der Der

das (

imen worden.

ie Herren,

es für einen

Aeußerungen

diesem geheuerlichsten aller Kriege und seine Dauer urteilen wird, dann wird sie das entsetzliche Unbeil aufdecken, das Haß, Verstellung und Un⸗ (Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Solange diese Verstrickung von Schuld und Unkenntnis bei den feind⸗ lichen Machthabern besteht und ihre Geistesverfassung die feindlichen jedes Friedensangebot von unserer Seite eine Torheit (Sehr richtig! rechts), die nicht den Krieg verkürzt, son⸗ dern verlängert. (Lebhafte Rufe: Sehr wahr! im Zentrum und rechts.) Vernichtungs⸗ wir rechnen. Theorien, mit Friedensäußerungen von unserer Seite kommen wir (Sehr richtig! rechts. des Abg. Dr. Liebknecht.) Kommen uns unsere Feinde mit Friedens⸗ und Sicherbeit Deutschlands entsprechen, so sind wir allezeit bereit, über sie zu diskutieren. (Bravo! rechts.) Mit dem vollen Bewußtsein der großen von uns erstrittenen und un⸗ erschütterlich dastehenden Waffenerfoige lehnen wir jede Verantwortung für die Fortsetzung des Elends ab, das Europa und die Welt erfüllt. (Zuruf des Abg. Dr. Liebknecht. Unruhe. Rufe: Hinaus! Glocke des Es soll nicht heißen, wir wollten den Krieg nuch nur um einen Tag unnötig verlängern, weil wir noch dieses oder jenes

auf Ich kann nicht sagen, welche Garantien die Kaiser⸗ liche Regierung z. B. in der belgischen Frage fordern wird, welche Machtgrundlagen sie für diese Garantien für notwendig erachtet. Je länger und je verbitterter sie diesen Krieg gegen uns führen, um so mehr wachsen (Stürmischer, anhal⸗ tender Beifall und Händeklatschen im Hause und auf den Tribünen.) Wollen unsere Feinde für alle Zukunft eine Kluft zwischen

unseren der Verteidigungskrieg Dieser Krieg darf nur mit einem Frieden be⸗ endet werden, der nach menschlichem Ermessen uns Sicherheit gegen Darin sind wir alle einig; das ist unsere Stärke, und das soll sie bleiben! (Stürmisches, langanhaltendes, sich immer wieder erneuerndes Bravo und Händeklatschen im

dieses

endigung dieses blicken dabei if den ununterbrochenen Sieges⸗ meinschaft mit unseren tapferen

Gebietserwer⸗

87 aup .

Worte

Scherz Unsere

un⸗

Mit

Zuruf

allge meine Einzel⸗

sollen sie im Osten r Einfalls⸗

sichern. (Erneutes dor

9 109 Wie

Das 99

geblieben, Kund⸗

Hause und

r sa tt hohen abe ich zur

ündeten von in Feindes⸗

erer Feinde

irtschaftliche Ernährung sich erneut

in Gott⸗ bei finanziellen ng und mit

Kaempf zu können,

Debatte ist, Zweck dieser Frgebnis der

kanzlers und den letzten Worien des

Herrn Spahn ist es notwendig. daß das Volk und die Welt ersährt, daß nicht der gesamte Reichstag mit diesen Ausführungen einverstanden ist. Ich erkläre für meine Person, daß ich die Gemeinschaft mit dieser Ansicht, wie sie bier zum Ausdruck gekommen ist, mit aller Entschiedenheit ablehne. Ich wweiß mich eins mit der überwältigenden Mehrheit des Volkes. Abg. von Payer ffortschr. Volksp.), dessen Rede zum großen Teil in dem Lärm des Hauses verloren geht, fuhrt u. a. aus: Es ist den Herren, die diesen Schlußantrag unterzeichnet haben, nicht ein⸗ gefallen, dem Interpellanten das Wort nicht zukommen zu lassen. Wenn Herr Landsberg das Wort ergriffen hätte, so hätte dies niemand mehr gefreut als uns. Hatte er auf die Ausführungen des Reichs⸗ kanzlers antworten wollen, dann hätte er das Wort behalten sollen. Uns in Auseinandersetzungen und in Erklärungen einzulassen, das haben wir abgelehnt. Sie haben das Recht zum Sprechen, und das verkürzen wir Ihnen nicht. Aber wir haben das Recht zum Schweigen, wenn wir es im Interesse des Vaterlandes für das Beste halten. Abg. Ledebour (Soz.): Meinen Parteigenossen Landsberg hat die von den Mehrheitsparteien vorgenommene Umstellung der Redner⸗ liste veranlaßt, auf das Wort zu verzichten. Das Vorgehen der Mehr⸗ beit widerspricht jedem Sinn einer Interpellation. Man wollte damit nur verhindern, daß überhaupt ein Redner von uns ein Fazit aus der Debatte ziehen wollte. Das ist ein schnöder Rechtsbruch. (Lärm und Unruhe; Glocke des Präsidenten. Präsident Dr. Kaempf ruft en Redner zur Ordnung.) Die Mehrheit ist so vorgegangen in dem Augenblick, wo man dokumentieren will, daß das ganze deutsche Volk einig ist. Sie schaden der Einigkeit und treten das Recht mit Füßen. 3 Abg. Landsberg (Soz.): Ich habe meine Wortmeldung zurück⸗ gezogen, weil ich in der mir durch Herrn Spahn gemachten Erklärung der bürgerlichen Parteien eine Verletzung der Geschäftsordnung er⸗ blickt habe. Wir sind doch nicht hierher gekommen, um Monologe zu

8 2

Vorstellungen gemacht und sie gebeten, sie möchten es bei der Ge⸗ schäftsordnung belassen. Herr Spahn teilte mir mit, daß es bei dem wieder zum Wort. Wenn Herr Payer es bedauert, daß ich nicht zum Worte gekommen bin, weshalb hat er dann den Schlußantrag unter⸗ das hat man ausgenutzt. Meine Freunde und ich haben einem ehren⸗ vollen Frieden dienen wollen und die Einigkeit des Volkes schaffen

Abg. Scheidemann (Soz.): Verstöße gegen die Geschäfts⸗ ordnung sind oft vorgekommen; das schlimmste aber ist das heute von unverantwortlich. Man hat sich seinerzeit darüber geeinigt, daß bei einer Interpellation die Interpellierenden unter allen Umständen das jetzt wenigstens einsehen, was Sie angerichtet haben; das kann uns

Jedenfalls erhebe ich den schärfsten Protest gegen das angewendete Verfahren!

Abg. Bassermann inl.):

erstatten, ist bei bürgerlichen Parteien zu verstatten, ist bei den bürgerlichen Parte absolut nicht die Rede. Von einem schnöden Bruch der Geschäfts⸗ ordnung kann keine Rede sein. Schlußwort der .

Bei einer Jesuiteninterpellation hat namens der Interpellanten der Abg. Spahn die Begründung gegeben, Wenn wir dem Redner der zurzeit stärksten Fraktion als erstem das Wort geben, so wird der Vorwurf der Verletzung der Geschäftsordnung

Abg. Schultz⸗Bromberg (Rp.): Ich will nur nochmals klar feststellen, daß uns auch nicht ein Funke von Schuld trifft. Nachdem Herr Landsberg erklärt hat, daß . . sprechen, so habe ich für meine Person nichts dagegen einzuwenden, zu befragen, ob die Diskussion nochmals eröffnet werden soll. (Der Pr zulässig. Widerspruch des Abg. Stadthagen [(Soz.].)

Abg. Dr. Liebknecht (Soz.), mit Gelächter empfangen (Leb⸗ halten worden, daß den Interpellanten der letzte Redner gebührt. Jede Abweichung davon muß gebrandmarkt werden. Heute ist aber zu dieser einmal zur Geschäftsordnung das Wort hat geben wollen. Diese beiden Tatsachen rechtfertigen das Urteil über diese Vergewaltigung als einen immer als Mythe und Regiemanöver bezeichnet habe, der Burgfrieden, hat sich in seiner wirklichen Natur gezeigt, als vergeblicher Versuch, vor innere Unwahrheit und Lüge. Ich schließe, indem ich dem Herrn Reichskanzler und Ihnen allen zu dem heutigen Erfolg gratuliere, aber alten Art, als deren einer ich mich fühle. 88

Abg. von Payer (fortschr. Volksp.): Ich habe den Eindruck,

ist. Wenn die Meldung des Kollegen Landsberg durch ein Versehen es Bureaus unter den Tisch gefallen ist wollte Gott, dieses Mi⸗ t, daß ihm das Wort nachträglich erteilt wird, und wir müssen in eben auch in den Kauf nehmen, was er sagen wird. stimmen. Der Antrag wird einstimmig angenommen, worauf der Präsident dem Abg. Landsberg in der wiederaufgenom

Abg. Landsberg (Soz.): Ich beginne mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß an das jetzt Vorgefallene, dessen Abschluß durch sobald wir diesen Saal verlassen. Ich hoffe aber auch, daß in Zukunft nie wieder einer Minderheitspartei so begegnet werden anträge unterlassen werden, so wird auch dieser wenig erfreuliche

Ich spreche weite

halten. Deshalb wandte ich mich an die Herren und habe ihnen Beschlusse sein Bewenden haben müsse. Darauf meldete ich mich stützt? Im Bureau ist offensichtlich ein Versehen vorgekommen, und wollen: Sie haben einen Riß geschaffen. der Mehrheit eingeschlagene Verfahren, ein Verhalten, unerhört und Schlußwort haben sollen. Ich traue Ihnen so viel Einsicht zu, daß Sie aber nichts mehr nützen. Von einer Absict, den Abg. Lands⸗ berg nicht zum Worte Ein Schlußwort des Interpellanten kennt die Geschäftsordnung nicht. und dann ist als erster Diskussionsredner Herr Gröber gekommen. hinfällig. ß er bereit war, an erster Stelle zu wenn er jetzt das Wort erhält, und ich stelle den Ankrag, das Haus äasident erklärt diesen Antrag für hafte Rufe: Abstimmung!): Es ist unbedingt daran bisher festge⸗ Maßregel der Mehrheit noch die des Präsidenten gekommen, der nicht blutigen Hohn auf das Wort von der deutschen Einigkeit. Was ich dem Auslande die Einigkeit des deutschen Volkes vorzuspiegeln, als der Triumphierende in dieser Sitzung ist die Sozialdemokratie von der jetzt die Lage über eine Geschäftsordnungsdebatte hinausgewachsen Mißverständnis wäre nicht passiert —, so erfordert es die Gerechtig⸗ 1 Der Präsident läßt über den Antrag Schultz ab⸗ menen Besprechung der Interpellation das Wort erteilt. die Worterteilung an mich erfolgt ist, niemand mehr denken wird, wird wie heute, und wenn in Zukunft bei solchen Anlässen Schluß Vorgang mit einem Gewinn für uns abschließen.

die Hoffnung aus, daß es mir gelingen wird, durch die vollste Leiden schaftslosigkeit, deren ich mich befleißigen werde und muß denn wir wollen doch etwas erreichen, wir wollen doch den Frieden, dessen die ganze Welt bedarf —, die Erregung des Hauses sehr bald voll⸗ kommen verschwinden zu lassen. Als die Unvermeidlichkeit des Krieges offenbar wurde, sind alle Klassen und alle Parteien Deutsch lands auf die Schanzen geeilt zur Verteidigung unseres Vaterlandes Wir sahen die Kultur Deutschlands als bedroht an, und das hat uns die Waffen in die Hand gedrückt. Wir haben unser Vaterland nie mals in dem Sinne über alle anderen Völker gestellt, daß wir alle Vorzüge für uns in Anspruch genommen, alle minder guten Eigen schaften aber den anderen überlassen haben. Eine derartige Vater landsliebe lag uns fern. Wir haben andere Völker geachtet und geliebt und hören nicht auf, ihnen diese Achtung und diese Liebe zu bekennen, weil wir mit ihnen im Kriege liegen. Wir wissen, daß die Einzelbegabungen der Völker sich gegenseitig wunderbar er aänzen. Wir haben uns zum Schutz des Vaterlandes vor unse Vaterland gestellt, und wir kämpfen damit, so widersinnig es klingen maag, auch für die anderen Völker. Die Sorge um die bedrohte Kultur hat uns einig gemacht; die Sorge um die bedrohte Kultur nötigt uns jetzt, zum Frieden zu mahnen. Wenn jemals ein Zeit⸗ punkt der geeignete ist, an die Vorbereitung des Friedens zu denken, dann ist es der gegenwärtige, wo die Wiederherstellung der direkten Verbindung von Berlin und Konstantinopel gewisse Hoffnungen, d auf der anderen Seite in erster Reihe standen, begraben hat. Kultur droht gewaltige Gefahr, und diese wächst mit der Dauer und der Ausdehnung des Krieges. Wie könnte es anders sein angesichts der massenhaften Vernichtung der Güter, auf denen die Kultur be⸗ ruht, des Lebens, der Gesundheit, des Vermögens! Die allgemeine wirtschaftliche Lage läßt sich auf die kurze Formel reduzieren: die Staaten von Europa machen Platz den Vereinigten

veruneinigten e. 1 E. lachen Staaten von Amerika. Dieses beweist jetzt, daß das Goethesche 8* 1