Durch Verfügung des Kriegsmintsteriumksk. 1 Den 22. Oktober. Ernannt: zu Proviantamtsinspektoren (des Friedensstandes): die Proviantamts⸗Unterinspektoren und Anwärter: Brotke, Mühlhan, Haucke, Plaensdorff, Grünefeld, Heinte, Becker (Otto), Podszus, Hielscher, Witte (Richard), rndt (Robert), Stuckenbrock, Rahn (ZJohannes), Thal, Krolewski, Gundlach, Wirth, Ibach, Rogatzki, Jenner, Neumann (Hermann).
Den 2. November. Versetzt: als Amtsvorstände: die Garn. Verw. Oberinspektoren Geiersbach von Saarlouis nach Magde⸗ burg, Kolbe von Metz I nach Saarlouis; Diedering, Garn. Verw. Insp., von Meiningen nach Butzbach; als Kontrolleführer: Vorwerg, Garn. Verw. Insp., von Metz I nach Meiningen; . als Verwalter: die Garn. Verw. Inspektoren Rabe von Wesel
nach Sꝛarburg i. L., Traumann von Saarburg k. L. nach Bonn.
Den 13. November. Bunk, Garn. Verw. Insp. in Mörchingen, auf seinen Antrag m. Pens. in d. Ruhestand versetzt.
Den 27. November. Verliehen: den Zahlmeistern: Olk vom
Kür. R. Nr. 6 Tietzmann vom Inf. R. Nr. 21, Goeldner vom en R. Rr. 146, Hollbach vom Inf. R. Nr. 118, Jünger vom
eldart. R. Nr. 75, Rittinger vom Inf. R. Nr. 169, Valk von d. Kr. Schule in Engers, Gribkowski vom Gren. R. Nr. 5. Fricke vom Leib⸗Gren. R. Nr. 109, Kuehn vom Gren. R. Nr. 10, — d. Titel Oberzahlmeister
Den 29. November. meister: Spinde für Rechnung d. Stelle b. II. Bat. Inf. Leib⸗ Regts. Nr. 117. Köhn für Rechnung d. Stelle b. Stabe des Inf. Regts. Nr. 81, Nelius für Rechnung d. Stelle b. d. I. Abt. Feld⸗ art. Regts. Nr. 24.
Königreich Preußen.
Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs hat das Staatsministerium den bei der Regie⸗ rung in Bromberg beschäftigten Gerichtsassessor Krahmer⸗ Moellenberg zum Stellvertreter des Regierungspräsidenten im Bezirksausschuß in Bromberg, abgesehen vom Vorsitz, auf die Dauer seines Hauptamts am Sitze des Bezirksausschusses ernannt. 3 1
Justizministerium.
Dem Notar Roffhack in Lasdehnen ist der Amtssitz in Lychen angewiesen worden.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Versetzt sind: die Regierungs⸗ und Bauräte Unger von Essen nach Cassel und Mattern von Breslau nach Beeskow (Verwaltung der Märkischen Wasserstraßen) sowie die Re⸗ ierunagsbaumeister Winkler von Ohlau nach Breslau (Ge⸗ schäftsbereich der Oderstrombauverwaltung) und Heymann von Eberswalde an die Weichselstrombauverwaltung in Danzig.
Den Regierungsbaumeistern Pfeiffer (Konrad) in Czarnikau, Biermann in Berlin (Geschäftsbereich der Ministeriulbaukommission), Brauer in Liegnitz — diesem unter Versetzung nach Oels als Vorstand des Hochbauamts daselbst —, Bellers in Crefeld und Gelderblom in Genthin sind etats⸗ mäßige Stellen als Regierungsbaumeister verliehen worden.
Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.
8 Der etatsmäßige Professor an der Technischen Hochschule in Danzig Dr. Otto Ruff is zum 1. April 1916 in gleicher
Seh hett an die Technische Hochschule in Breslau versetzt
worden. ““
Bekanntmachung,
betreffend die Ausreichung der Zinsscheine Reihe X Nr. 1 bis 10 zu den vormals Hannoverschen 4pro⸗ zentigen Staatsschuldverschreibungen Lit. S.
Die Zinsscheine Reihe X Nr. 1 bis 10 zu den vorm als Hannoverschen 4 prozentigen Staatsschuldverschrei⸗ bungen Lit. S für die 1 2 jährlichen Fälligkeitstermine 1. Juli 1916 bis einschließlich 2. Januar 1921 nebst den Er⸗ neuerungsscheinen für die folgende Reihe werden vom 15. De⸗ zember 1915 ab ausgereicht.
Die Zinsscheine können bei den Königlichen Regierungs⸗ hauptkassen in Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osna⸗ brück und Aurich in Empfang genommen oder von ihnen durch die Post bezogen werden.
Die Empfangnahme bei der hiesigen Regierungshauptkasse erfolgt in deren Geschäftsraume, Archivstraße 2 p., von 9 bis 12 Uhr Vormittags, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Festtage, sowie der Kassenrevisionstage (18. jeden Monats).
Wer die Zinsscheine direkt bei der hiesigen Re⸗ gierungshauptkasse in Empfang nehmen will, hat die Zinsscheinanweisungen mit einem Verzeichnisse, zu welchem Formulare bei der gedachten Kasse unentgeltlich zu haben sind, dort persönlich oder durch einen Beauftragten, abzugeben. Es erfolgt die Ausreichung der neuen Zinsscheine dann sofort.
Wer die Zinsscheine durch die Post von einer der obigen sechs Regierungshauptkassen oder auch per⸗ sönlich bei einer der Regierungshauptkassen in Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osnabrück und Aurich beziehen will, hat die alten Zinsscheinanweisungen mit einem doppelt ausgefertigten Verzeichnisse an die betreffende Regierungshauptkasse einzureichen. Die eine Ausfertigung des Verzeichnisses wird, mit Empfangsbescheinigung versehen, sogleich
rückgegeben oder portopflichtig zurückgesandt,. Gegen Ruͤck⸗ ieferung der Empfangsbescheinigung werden die neuen Zinsscheine binnen 14 Tagen ausgehändigt. Formulare zu den fraglichen Ver⸗ zeichnissen sind auch bei den Regierungshauptkassen in Hildes⸗ heim, Lüneburg, Stade, Osnabrück und Aurich sowie bei den Kreiskassen Hameln, Nienburg, Göttingen, Goslar, Clausthal, Celle, Harburg, Uelzen, Geestemünde, Verden, Lingen, Meppen, Emden und Leer unentgeltlich zu haben.
Des Einreichens der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die alten Zinsscheinanweisungen abhanden gekommen sind. In diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an eine der genannten Königlichen Regierungshauptkassen mittels besonderer Eingabe einzuliefern.
Die Einsendung der Zinsscheinanweisungen sowie der Schuldverschreibungen an die Königlichen Regierungshauptkassen muß portofrei geschehen.
Die neuen r -2r ꝛc. werden dem Gläubiger porto⸗ pflichtig unter voller Wertangabe zugesandt werden, sofern nicht
Zu Zahlmeistern ernannt: die Unterzahl⸗
E“
von ihm die Zusendung unter Bezeichnung eines geringeren genau anzugebenden Wertes erbeten wird. 8. 5 Hannover, den 7. Dezember 1915. 3 Der Regierungspräsident. J. V.: Humperdinck.
Dem Unteroffizier, Geflügelhändler Ernst Lauersdorf
aus Neu Trebbin, z. Zt. beim Pferdelazarett in Oels,
Dragonerkaserne, wird hiermit auf Grund des § 1 der Bekannt⸗ machung zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 — Reichs⸗Gesetzblatt Seite 603 — der Handel mit Geflügel wegen Unzuver⸗ lässigkeit des Handelsbetreibenden in bezug auf seinen Handels⸗
betrieb untersagt. 8
Frreienwalde a. O., den 7. Dezember 1915
Der Königliche Landrat. Freiherr von Müffling.
Preußen. Berlin, 11. Dezember 1915.
Seine Majestät der Kaiser und König hat, wie „W. T. B.“ meldet, nach kurzem Besuch in Lemberg die deutschen Truppen an der Strypa besichtit.
Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sitzung zusammen.
Auf Grund des § 3 der Verordnung des Bundesrats über die Regelung der Butterpreise vom 22. Oktober 1915 sind, wie durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, die in der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 24. Oktober 1915 festgesetzten Grundpreise für die Provinzen Ostpreußen um 4 ℳ, Westpreußen um 3 ℳ, Schleswig⸗Holstein um 3 ℳ, Posen und Hannover um 2 ℳ, für einen Teil Brandenburgs um 1 ℳ, für den Regierungsbezirk Köslin um 2 ℳ und für die Regierungsbezirke Stettin und Stralsund um 1 ℳ herab⸗ gesedt worden. Für die Umgebung Groß Berlins, Teile der Provinz Brandenburg sowie die übrigen Teile Preußens bleiben die durch die Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 24. Oktober 1915 festgesetzten Grundpreise einstweilen bestehen. Die abgestuften Grundpreise treten am 15. Dezember 1915 11“
Nach dem englischen Poldhubericht vom 9. Dezember sind zwei amerikanische Oeltankdampfer „The Petrolite“ und „Commneipaw“ am Sonntag im Mittelmeer durch ein U⸗Boot angegriffen worden. Beide seien wohlbehalten, aber durch das Feuer des deutschen U⸗Bootes leicht beschädigt, an⸗ gekommen. Der Bericht fügt hinzu:
„Diese Angriffe sind eine Versetzung der amerikanischen Neu⸗ tralität und zeigen von neuem die deutsche Unehrlichkeit betreffs der „Freiheit der Meere“.
Hierzu erfährt „W. T. B.“ von zuständiger Seite das Folgende:
Ein Bericht über die genannten Fälle liegt hier noch nicht vor. Falls sie nicht überhaupt erfunden sind, um Amerika gegen uns auf⸗ zuhetzen, bedeuten sie segar nach der englischen Darstellung zweifellos keine Neutralitätsverletzung, da die Bemerkung, beide Dampfer seien durch das Feuer des U⸗Boots leicht beschädigt worden, mit voller Sicherheit darauf schließen läßt, daß sie dem Befehl des U⸗Boots, zur Ausübung des Untersuchungsrechts zu stoppen, nicht nachgekommen sind. In diesem Falle ist allgemein anerkanntes internationales Recht, daß der Kriegsschiffkommandant Gewalt anwendet, um seinen Befehl durchzusetzen.
Was die alberne Bemerkung über die deutsche Unehrlichkeit bezüglich der Freiheit der Meere betrifft, so sei nur darauf hinge⸗ wiesen, daß wir allerdings die Freiheit der Meere erkämpfen wollen. Wir verstehen darunter die Befreiung von der jedem Völkerrechtsgrundsatz hohnsprechenden englischen Wlllkürherrschaft zur See, die alle neutralen Staaten am eigenen Leibe zur Zeit schmerzlich genug verspüren und die gerade der Präsident Wilson in seiner letzten Note an England schonungslos an den Pranger gestellt hat. Solange diese englische Willkürherrschaft dauert, köannen wir natürlich auf die Ausübung der uns nach den jetzigen internationalen Grundsätzen zustehenden Rechte nicht verzichten.
— — ——
Der heutigen Ausgabe des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 828 der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthalten die 402. Verlustliste der preußischen Armee und
die 241. Verlustliste der bayerischen Armee. 8
S
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Deutsche Kaiser hat am 29. November an den Kommandanten des 7. Husarenregiments als dessen In⸗ haber laut Meldung des „W. T. B.“ nachstehendes Tele⸗ gramm gerichtet:
Mit großem Interesse habe Ich aus dem Mir übersandten Bericht von den letzten Ruhmestaten Meiner tapferen Husaren Kenntnis genommen, die im Verbande der Bug⸗Armee mit Meinen Truppen treue Waffenbruüberschaft bielten. Bei Meiner heutigen Anwesenbeit bei Seiner K und K. Apostolischen Majestät in Wien entbiete Ich dem Regiment mit den besten Wünschen Meinen Kaiserlichen Gruß und bitte Sie, Heir Oberst, die heute über⸗ sandten Dekorationen den tapferen Angehörigen des Regiments in Meinen Namen zu verleihen. Wilhelm.
Das tapfere Regiment, das sich während des ganzen Krieges immer hervorragend bewährte, hatte sich im letzten Sommer bei der Verteidigung eines Brückenkopfes rühmlich hervorgetan. Wiederholte Anariffe der Russen scheiterten an dem Heldenmut der Siebener Husaren. Der Kommandant des Korps fühlte sich bewogen, dem Regimentskommandanten seine besondere Anerkennung auszusprechen.
— Der Generalfeldmarschall von Mackensen, der am
Montag in Wien weilte, um dem Kaiser Franz Joseph für die Verleihung der Brillanten zum Militärverdienstkreuz
1. Klasse zu danken, wurde von diesem im Schönbrunner Schlosse in Audienz empfangen.
Sroßbritannien und Irland.
Der Premierminister Asquith wird den „Times“ zufolge nächste Woche dem Parlament eine Vorlage unterbreiten, die Armee auf eine Stärke von vier Millionen Mann zu bringen, und zugleich das Ergebnis der Werbetätigkeit Lord Derbys mitteilen.
— Im Unterhause brachte der Staatssekretär des Innern Simon einen Gesetzentwurf zur Verlängerung der Legis⸗ laturperiode des Parlaments bis 31. Januar 1917 ein. Der Parlamentsuntersekretär Lord Cecil erklärte, daß die englische Regierung die nunmehr tatsächlich bestehende mexi⸗ kanische Regierung in aller Form anerkannt habe.
Am Schluß der vorgestrigen Sitzung führte die Weigerung der Regierung, die Bestimmungen des Handels abkommens mit einigen dänischen Firmen bekannt zu machen, zu einer ziemlich erregten Debatte.
Wie der „Rotterdamsche Courant“ berschtet, verlangte der Abg. Dalziel die Veröffentlichung des Abkommens, das nicht geheim
tehalten werden könne, und sagte, wie verlaute, seien Exemplare davon in Norwegen, Schweden, Dänemark und Amerika verbreitet worden. Lord Robert Cecil habe selbst einigen unionistischen Parlamen ts⸗ mitgliedern den Inhalt mitgeteilt. Er wolle wissen, ob in dem Ab⸗ kommen zugestanden werde, gewisse Artikel, die aus England eingeführt würden, wieder auszuführen, und ob das mit der Erklärung des Premierministers vom 1. März zu vereinbaren sei, daß alles getan werden solle, um die Einfuhr und die Ausfuhr aus Deutschland zu verhindern. Str A. Markham fragte, ob es wahr sei, daß Lord Haldane kürzlich einer Abordnung amerikanischer Journalisten mit⸗ geteilt habe, daß er gegen die Politik der Aushungerung Deutschlands sei. Lord Cecil beklagte sich in seiner Antwort, daß man ihn zur Bekanntgabe dieses Abkommens drängen wolle, obwohl er bereits erklärt habe, daß diese mit Rücksicht auf das öffentliche Interesse un⸗ möglich sei. Er erklärte, das Abkommen sei im öffentlichen Interesse Pregen und stimme mit der Politik der Regierung bezüglich der lockade Deutschlands überein.
— Der ausführende Ausschuß des Bergarbeiter⸗ verbandes Großbritanniens gibt bekannt, daß er bei der Be⸗ sprechung der Gewerkschaften, die vorige Woche in London stattfand, und wo Asquith, Mc. Kenna und Runciman An⸗ sprachen hielten, nicht vertreten war. Er spricht, wie „W. T. B.“ meldet, sein Bedauern aus, daß einige Zweigvereine des Ver⸗ bandes vertreten waren, und erklärt, daß er gegen jeden Vorschlag entschieden Einspruch erhebt wonach die Arbeiter keine Lohnerhöhungen fordern sollten. Der Ausschuß billigt den Einspruch des Arbeiterführers Smith, den dieser in einer Besprechung im Schatzamte gegen den Vorschlag des Schatzkanzlers erhoben hat, daß die Arbeitgeber die Einkommensteuer von den Wochenlöhnen der Arbeiter ab⸗ ziehen und der Regierung überweisen sollten.
— Die letzte Verlustliste nennt 26 Offiziere und 408 Mann.
Frankreich.
Der Präsident Poincaré hat gestern vormittag den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Sir Edward Grey und den Kriegsminister Lord Kitchener, die aus London in Paris eingetroffen sind, empfangen.
Die Vertreter der Verbündeten haben gestern vormittag eine neue Besprechung im Ministerium des Aeußern abgehalten, der Grey und Kitchener beiwohnten. Der General Porro ist mit den ihn begleitenden Stabs⸗ offizieren in der Nacht nach Rom zurückgereist.
— In dem Bericht des „Matin“ über die vorgestrige Sitzung der Deputiertenkammer, in der beschlossen wurde, die Interpellation Constant wegen der Ernennung Joffres duns Oberbefehlshaber aller französischen Armeen zu vertagen,
eißt es:
Der Ministerpräsident Briand erklärte, daß nach der Ansicht der Regierung eine Erörterung dieser Frage augenblicklich höchst un⸗ vorteilhaft wäre. Auf keinen Fall würde sich die Regierung daran beteiligen. In seiner Erwiderung betonte Constant, daß die Kammer die Verantwortlichkeit für die Wahrung der Interessen des Landes trage und deshalb auf Beantwortung der Frage dringen müsse. Er erinnerte auch an die Interpellation Painlevéz wegen des Rück⸗ trittes Delcasss und sagte, damals häͤtten leider die Tatsachen die Regierungserklärungen Lügen gestraft. Briand sagte, er erblicke in der Interpellation einen Mangel an Verttauen zur Regierung, wolle aber zur geeigneten Zeit der Kammer die gewünschten Aufklärungen geben. (Zwischenruf: Nach dem Kriege.) Briand wies auf das innige Zusammenarbeiten der Regierung mit den Kommissionen beider Kammern hin und erklärte, er müsse es auch ablehnen, Aufschlüsse vor einem Geheimausschusse abzugeben, da dies zur Stunde nicht in seiner Macht stehe. Das Parlament könne die Regierung am besten beaufsichtigen, wenn es mit ihr im Gefühle vollen Vertrauens zusammenarbeite. Die Re⸗ gierung brauche dieses Vertrauen, brauche alle Kräfte und ihre ganze Autorität, um zu regieren. Briand schloß mit erhobener Stimme unter lebhafter Bewegung: „Sie müssen entweder der Regierung glauben oder sie aufsordern, einer anderen Regierung den Platz zu
räumen.“ Rußland.
Bei dem gestern im Kaiserlichen Hauptquartier begangenen Fest des St. Georgsordens richtete der Kaiser Nikolaus an die Offiziere, die Ritter dieses Ordens sind, eine Ansprache, in der er laut Meldung des „W. T. B.“ sagte, er freue sich, mit ihnen zum zweiten Male das St. Georgsfest während dieses Krieges begehen zu können. Allen St. Georgsrittern spreche er seinen heißen Dank aus für ihren eifrigen und außerordentlich schwierigen Dienst. Er wünsche ihnen vollen Erfolg und Vernichtung der Feinde. Zu den Soldaten, die Inhaber des Ordens sind, sagte der Kaiser, er kenne ihren Eifer und ihrr Tapferkeit und sei daher über⸗ zeugt, daß die Feinde vom heimatlichen Boden vertrieben werden würden.
— Eine britisch⸗französische Militärmission ist einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ zufolge gestern in St. Petersburg eingetroffen. 1
Spanien. “
Der Ministerpräsident Graf Romanones hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ folgende Erklärung abgegeben:
Das neue Kabinett werde die Politik des früheren Kabinerts fortsetzen und die strengste Neutralität gegenüber allen Kriegführenden beobachten. Es werde alle Anstrengungen unternehmen, um die Lölung des wirtschaftlichen Problems zu erleichtern, mit tem das Parlament befaßt sei. Es nehme die ihm von der gegenwärtigen Mehrbeit angebotene Mithilfe an, würde jedoch, falls er zur Ansicht gelangen sollte, diesen Beistand nicht benutzen zu können, eine neue Kammer einberufen. Das neue Kabinett würde zunächst die mit der Landesverteidigung eng verknüpfte militärische Reorganisierung und sodann die Fragen be⸗ züglich der Nahrungsmittel⸗, Arbeits⸗, Ausfuhr⸗ und Kredirschwierta⸗ keiten in Angriff nehmen. Dabei werde es keineswegs die der öffent⸗ lichen Meinung gegenüber übernommenen Verpflichtungen außer acht
3
u- ; aber die wirtschaftlichen und finanziellen Probleme seien die deinglichsten. Romanones schloß mit der Versicherung, daß die Re⸗ gierung eine ausgesprochene liberale Politik verfolgen werde. “
Schweiz. 8
Im Nationalrat brachte gestern die sozialdemokra⸗ tische Fraktion laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Anfrage ein:
Gedenkt der Bundesrat allein oder zusammen mit den Regierungen anderer Länder den Kriegführenden seine guten Dienste anzubieten zur haldigen Herbeiführung eines Waffenstillstandes und zur Einleitung von Friedensverhandlungen?
Die Anfrage wird von dem Senior der sozialdemokratischen Fraktion, Greulich⸗Zürich, begründet werden.
“ wVV VIM9““ Die Regierung hat nach einer Meldung der „Agence d'Athenes“ den freundschaftlichen Schritt des Vierver⸗ bandes in dem gleichen sreundschaftlichen Tone beantwortet und die notwendigen Versicherungen erneuert. Die Antwort ist den Gesandten vorgestern nachmittag übergeben worden.
Rumänien.
Nach einer Pause von einer Woche haben Kammer und Senat die Beratungen wieder aufgenommen.
In der Kammer richtete Take Jonescu eine Inter⸗ pellation an den Ministerpräsidenten über die auswärtige politische Lage Rumäniens.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ wünschte der Interpellant zu wissen, warum Rumänien nicht eingeschritten sei, als Bulgarien an Serbien den Krieg erklärte. Der Ministerpräsident Bratianu ant⸗ wortete, Take Jonescu wolle mit dieser Interpellation vor allem eine politische Kundgebung veranstalten. Es sei sein Recht, zu fragen, es gebe aber Fragen, auf die zu antworten, er den Ministerpräsidenten nicht veranlassen könne. Take Jonescu erwiderte, der Minister⸗ präsident hätte wenigstens die Begründung der Interpellation ab⸗ warten müssen, bevor er eine Aatwort verweigerte. Er bringe dem Parlamente nicht die ihm gebührende Achtung entgegen, wenigstens der Form zuliebe müßten die parlamentarischen 1.F e beachtet werden. Der Ministerpräsident Bratianu erwiderte, die Form würde zur Nebensache, wenn es sich um solche Fragen handle. Er glaube, daß er dem Parlamente und dem Interpellanten achtungsvoll begegnet sei, indem er sofort gels t habe, daß es ihm unmöglich sei, zu antworten. „Ihre Anfrage“ fu See fort, wurde durchsichtig genug gestellt, daß das Land und das Parlament ets verstehen, warum ich nicht antworte. Ich kann ruhig sagen, daß in der abgelaufenen Tagung niemand ähulsche Fragen gestellt hat, aber dies hängt nicht von mir ab Wenn ich auch die Verpflichtung der Regterung gegenüber über⸗ nehmen kann, so kann ich es doch nicht Ihnen gegenüber tun. Des⸗ halb erkläre ich mit Bedauern, daß ich die Anfrage nicht beantworten kann.“ (Die Rede des Ministerpräsidenten wurde wlederholt vom Beifall des Hauses unterbrochen.)
Nach Erledigung einiger Formalitäten wurde die Sitzung geschlossen.
Im Senat kündigte Gredischteanu eine Anfrage an den Kriegsminister an, betreffend die Spionennester in Rumänien. Toma Jonescu stellte eine Anfrage über ausländische Bestechungsversuche in der Armee. Dobrescu verlangt Angaben über Medi⸗ kamentenkäufe. Doktor Sions, früher General⸗ direktor des Sanitätswesens, wiederholte sein Verlangen nach Angaben über die Käufe durch das Kriegs⸗ ministerium. Der Präsident Missir und der Ackerbau⸗ minister Costinescu erwiderten, daß die staatlichen Interessen die Freigabe aller auf die Landesverteidigung bezüglichen Unter⸗ lagen verbieten. Sodann wurde die Sitzung geschlossen.
Bulgarien. Der Vizepräsident der Sobranje Momtschilow hat, wie „W. T. B.“ meldet, aus Anlaß der großen Erfolge der bul⸗ “ Armee über die Engländer und Franzosen nachstehendes elegramm an den König gerichtet:
Nachdem die bulgarische Armee den heimatlichen Boden von der Gegenwart aller Uebeltäter gesäubert hat, empfinden wir aufs tiefste das Glück, vor unseren Truppen auch die stolzen Engländer und Franzosen fltehen zu sehen, die sich noch gestern die Herren der Welt glaubten. Ich bin stolz, ein Bulqare zu sein, und rufe: „Es lebe die bulgarische Armee, es lebe der König des geeinten Bulgarien!“
Kriegsnachrichten. Wien, 10. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:
Russischer Krieasschauplatz .1 Stellenweise unbedeutende Aufklärungskämpfe; sonst Ruhe an der Front.
Italienischer Kriegsschauplatz.
An der küstenländischen Front herrschte gestern, von Artilleriefeuer und kleineren Unternehmungen abgesehen, Ruhe. Die Tätigkeit des Feindes vor den befestigten Räumen von Lardaro und Riva hält an. Nachmittags griff italienische Infanterie unsere Stellungen auf dem Monte Vies und westlich davon (zwischen Chiese⸗ und Conceital) an; sie wurde unter schweren Verlusten vollständig zurück⸗ geschlagen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Südlich der montene rinischen Nordgrenze werden die Verfolgungskämpfe fortgeführt.
Der Stellbvertreter des Chefs des Generalstabes.
von Hoefer, Feldmarschalleutnant. 8
Sofia, 10. Dezember. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 8. Dezember. Die Verfolgung der englisch⸗ französischen Truppen hält auf den beiden Ufern des Vardar und des Flusses Kostorino gegen Godrova hin an. Unsere Truppen haben im Laufe dieses Tages wichtige Er⸗ gebnisse erzielt. Nach der schon gemeldeten Niederlage der französischen Bataillone bei Petrovo am 6. Dezember zogen die Franzosen in der Umgebung von Petrovo einen Teil ihrer Truppen zusammen, die sich aus der Richtung Demir Kapu im Rückzuge befanden, und ließen auch dorthin Truppen aus der Gegend von Gewgheli heranholen. Heute früih um 7 Uhr wurde der Kampf auf der Front Petrovo — Mirovca wieder aufgenommen. Nach einem ungestümen Sturm⸗ angriff bemächtigten sich unsere Abteilungen mehrerer hintereinanderliegenden steilen Höhenstellungen und warfen die Franzosen gegen den Vardar zurück, die
ihre Stellungen preisgaben, die Flucht ergriffen und Tote
und Gefangene zurückließen, die den 45., 188. und 284. fran⸗ zösischen Infanterieregimentern angehören. Nur schwachen Ab⸗ teilungen gelang es, sich in dem Rückzuge zu retten. Unsere Kolonne, die durch die Schlucht des Vardar vorrückt, warf die Nachhuten der Franzosen bei dem Dorfe Klisura zurück, folgte sodann dem Feind auf den Fersen bis zum Dorfe Davidowo, erbeutete dabei zwei Maschinengewehre und machte 100 Mann zu Gefangenen. Viele Franzosen sind in den Bergen zerstreut. Die Kolonne, die auf dem linken Vardarufer vorgeht, griff überraschend die bei der Mündung des Dolna⸗Wodaflusses befindlichen Stellungen des Feindes an, die die Franzosen mit zahlreichen Verschanzungen und viel Drahtverhauen stark eingerichtet hatten. Die Franzosen gerieten in Ver⸗ wirrung und begannen einen sehr ungeordneten Rück⸗ zug in Richtung von Gradecz. Unsere Truppen folgten dicht auf und begannen mit ihnen einen furchtbaren Straßenkampf in Gradecz selbst. Die Franzosen wurden schließlich um 4 ½ Uhr Morgens aus Gradecz vertrieben und auf Udowo in vollständiger Unordnung und unter Zurücklassung zahlreicher Gefangener zurück⸗ geworfen. Die Zahl der in diesem Kampf getöteten Franzosen ist noch größer als früher, weil es zweimal zu
ajonettangriffen kam. Die Toten und Gefangenen gehören den 344., 371. und 372. französischen Infanterie⸗ regimentern an. Unsere Abteilungen verfolgten die englisch⸗ französischen Truppen südlich Kosturino auf Rabrowo Kiri und Valandowo. Nach einem hartnäckigen Kampfe, der den ganzen Tag fortdauerte, ge⸗ lang es unseren Truppen, sich der sehr starken englisch⸗ französischen Stellung auf der Linie Protan — Memicli — Kajani bei Pletowo zu bemächtigen. Die Engländer und Franzosen hatten diese Stellung seit dem ersten Tag ihrer Ausschiffung in Saloniki befestigt und hatten daraus eine Verteidigungslinie ersten Ranges gemacht. Wir machten dort 400 Engländer zu Gefangenen und eroberten 10 englische Geschütze mit ihren Munitionswagen. Die ge⸗ fangenen und toten Franzosen tragen als Regimentsnummern die der 175. und 176. Infanterieregimenter und einige unter ihnen die des zweiten Zuavenregiments. Die englisch⸗französischen Truppen befinden sich in schleunigem Rückzuge südlich der Linie Rabrowo —Valandowo jenseits des Kosru⸗Dere. In diesem Abschnitt der Front haben die Engländer und Franzosen außerordentlich scächwere Verluste erlitten an Toten sowie Verwundeten, die sie in der Hast ihres Rück⸗ zuges nicht mitnehmen konnten. Die Kämpfe dauern noch an.
Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.
Konstantinopel, 10. Dezember. (W. T. B.) Das Hauptquartier teilt mit: An der Irakfront drangen unsere Truppen im Norden und Westen noch näher an die feindlichen Stellungen bei Kut el Amara heran, brachten dem Feinde große Verluste bei und zwangen die Ab⸗ teilungen, die sich am rechten Ufer des Tigris befanden, zum Rückzug nach Kut el Amara. Im Osten bemächtigten wir uns der Brücke über den Tigris, zwangen einige feindliche Abtei⸗ lungen, nach Kut el Amara zurückzugehen, und feindliche Kanonenboote, zu entfliehen.
An der Kaukasusfront machten wir in der Gegend von Milo einige feindliche Patrouillen zu Gefangenen, andere ver⸗ nichteten wir. Von den anderen Abschnitten nichts Neues.
An der Dardanellenfront beschossen feindliche Panzer⸗ schiffe bei Kemikliliman kurze Zeit unsere Stellungen. Unsere Artillerie erwiderte und richtete sichtlichen Schaden in den feind⸗ lichen Schützengräben und Artilleriestellungen an. Zwei Granaten trafen die Landestelle bei Kemikliliman und verursachten dort Verluste und Verwirrung. Von fünf Minen, die der Feind am 8. und 9. Dezember in diesem Abschnitt springen ließ, explodierten drei gerade unterhalb seiner Schützengräben. Die beiden anderen, die in ungefährlichem Abstand explodierten, verursachten uns bloß den Verlust von zehn Toten und Verwundeten. Bei Ari Burun heftiger Kampf mit Artillerie und mit Bomben. Der Feind schleuderte Lufttorpedos. Ein Kreuzer beschoß in Zwischenpausen unsere Stellungen. Unser Feuer zwang ihn, sich zu entfernen. Ein anderer Kreuzer kam auf Kanonenschuß⸗ weite heran. Bei Sedil Bahr bewirkte unsere Artillerie die Einstellung der Bombenwürfe und brachte die feindliche Artillerie zum Schweigen. Zwei Kreuzer beschossen wirkungslos unsere Stellungen.
Der Krieg zur See.
London, 10. Dezember. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet: Der dänische Dampfer „Mink“, 1229 Bruttotonnen, wurde versenkt; die Besatzung wurde gerettet.
London, 10. Dezember. (W. T. B.) Wie „Lloyds“ melden, ist der norwegische Dampfer „Nereus“ versenkt worden. Der Steuermann ist ertrunken, die übrige Besatzung wurde gerettet.
“ “ Wohlfahrtspflege. v“
Die Bedeutung des öffentlichen Arbeitsnachweises für die Kriegswirtschaft.
Eine anläßlich der gegenwärtigen Tagung des Reichstags vom Reichsamt des Innern herausgegebene Denkschrift über Maßnahmen auf dem Gebiete des Arbeitsnachweises (Reichstagsdrucksache Nr. 151) gibt einen Ueberblick über die Tätigkeit und die Erfolge des Arbeitsnachweises in den letzten Jahren und seit Kriegsausbruch. Wie darin festgestellt wird, haben die gemeindlichen und öffentlich unterstützten Arbeitsnachweise ihre Leistungen seit 1912 nicht nur beträchtlich gesteigert, sondern auch die gewaltige Auf⸗ gabe, die mit der Umschaltung des Wirtschaftslebens bei Kriegsausbruch an die Arbeitsvermittlung herantrat, in überraschend günstiger Weise zu lösen gewußt. Be⸗ achtenswert ist auch die alle anderen Nachweisformen stark über wiegende Vermittlung weibiicher Arbeitskräfte, die während des Krieges als Ersatz für die im Felde stehenden Arbeiter in Frage kommen. Reben der Zunahme der Vermittlungsleistungen ist durch Ver⸗ mehrung der Zabl der gemeindlichen Vermittlungseinrichtungen, besonders Ende 1914, das Netz dieser Arbeitsnachweise enger ge. schlossen. Die paritätischen Facha beitsnachweise haben sowohl ihre Zahl wie ihre Vermittlungsleistung unter der Einwirkung des Krieges nicht wesentlich verändert, während die Tätigkeit der Arbeitgeber⸗, der Innungs. und der Arbeitnehmer⸗Arbeitsnachweise seit Kriegsausbruch anscheinend beträchtlich abgenommen bat. Die wesentliche Mitbilse der gemeindlichen Arbeitsnachwrife bei der Vermittlung landwirtschaftlicher Arbetts. kräfte und bei der Beschaffung des weitlichen Ersatzes
landwirtschaftliche Arbeiter zur Bergung der Ernte ergibt sich aus der plötzlichen Zunahme der Besetzungen durch weibliche Arbeitskräfte im dritten Vierteljahr 1914. In der Metall⸗ und Maschinenindustrie konnte im Jahre 1914 der öffentliche Arbeitsnachweis für die Kriegsbedarfsherstellung eine die Vorjahre erheblich übersteigende Vermittlungsleitung (116000 Be⸗ setzungen) aufweisen. Auch bis in die jüngste Zeit blieb die Vermitt⸗ lungstätigkeit in dieser Berufsgruppe beträchtlich. Besonders ausgeprägt ist die Zunahme der Besetzungen in der Bekleidungsindustrie (von 50 100 im Jahre 1913 auf 117 500 im Jahre 1914), wo namentlich bei Krlegsausbruch die auf Erwerb angewiesene weibliche Arbeiterschaft in Beschäftigung gebracht werden konnte. Neben der Ver⸗ mittlung für gelernte Berufe hat bei dem mit Kriegsausbruch verstärkten Andrang ungelernter Arbeiter die Unterbringung dieser für den Arbeitsmarkt eine erwünschte Entlastung gebracht. Während 1913 die gemeindlichen Arbeitsnachweise mit solchen 854 000 Stellen besetzen konnten, stieg diese Zahl 1914 auf 1 123 000. 4
Die Organisation des öffentlichen Arbeitsnachweises in Deutsch⸗ land verdankt ihre gegenwärtige Höhe zum großen Teil der lang⸗ jährigen, vorbereitenden Tätigkeit des Verbandes deutscher Arbeitsnachweise. Di-ser hat vor allem die Gründung der Arbeitsnachweis vexbände in den einzelnen Staaten und Provinzen in die Wege geleitet, sodaß zurzeit ein über ganz Deutschland sich erstreckendes, geschlossenes Netz besteht. Diese Verbände haben, wie die amtliche Denkschrift mitteilt, eine rege Tätigkeit zur Neubegründung und weiteren Ausgestaltung sowie zur Erhöhung der Leistungsfäbigkeit der öffentlichen Arbeitsnachweise entfaltet und bierbet gute Erfoloe erzielt. Die Zabl der öffentlichen Arbeitsnachweise hat sich daher seit 1912 nicht unwesentlich er öht. 1
für männliche
85
5
Der Ausschuß zur Versendung von Liebesgaben an Dozenten und Studenten und an kriegsgefangene Akademiker (Berlin C 2, Kleine Museumstraße 5 b) beabsichtigt, allen Studenten zu Weichnachten Buchliebesgaben frei und um⸗ sonst zuzusenden, und zwar eine ins Feld, eine in die Lazarette und eine in die Kriegsgefangenschaft. Er bittet deshalb um die Adressen der im Heeresdienst stehenden Studenten, auch die der kriegsgefangenen Studenten. Die Zusendung der Adressen eilt.
Am 28. November 1915 hat in Leipzig die einunddreißigste Generalversammlung der Hilfskasse für deutsche Rechts⸗ anwälte stattgefunden. Das Geschäftsjahr 1914/1915 schließt mit einer Mitgliederzahl von 6098 gegen 5898 im Vorjahre ab. Das Kapitaltonto einschließlich des Kriegsfonds beträgt 1 469 819 ℳ 86 A. Bis zum 1. Juli 1915 war für ordentliche Unterstützungszwecke für das Geschäftsjahr 1915/1916 schon über 127 880 ℳ verfügt. Dem Kriegsfonds sind bis zum 28. November 1915 zugegangen 284 802 ℳ 4 ₰. Daraus wurden bis zum genannten Tage bewilligt 189 723 ℳ
Kunst und Wissenschaft. 1““ 8
Das Kunstgewerbemuseum hat ein bisher unbekanntes Werk Gottfried Schadows, eine Statuette der Prinzessin Friederike von Preußen, erworben. Es handelt sich um eine aus rot⸗ braunem Ton gebiloete Ganzfigur, die mit einer schwarzen Farbe überzogen ist und zuletzt als Bekrönung eines Uhrgehäuses diente. Ursprünglich war sie augenscheinlich einem anderen wecke bestimmt, was aus der trauernden Haltung der nienden Figur und aus dem Umstand hervorgeht, daß sich in der Königlichen Nationalgalerie dasselbe Modell in etwas ge⸗ änderter Haltung befindet; bier ist der Kopf aufwärtsblickend erboben und der Oberkörper demgemäß zurückgelehnt. Eine unbemalte Terra⸗ kottawiederholung dieser zweiten Figur ist im Besitz der Loge in der Dorotheenstraße und nach Ueberlieferung ein Geschenk Schadoms an die Loge; ein Gipsabguß befindet sich im Schloß Monbijou. Seidel hat im Hohenzollernjahrbuch für 1908 nachgewiesen, daß in der Figur die Prinzessin Friederike von Preußen, Schwester der Königin Luise, dargestellt ist und zwar als Modell für das Grabdenkmal des 1796 verstorbenen Prinzen Ludwig von Preußen. König Frledrich Wilbelm II. hatte das Denkmal, das für den Dom bestimmt war, an Schadow übertragen, doch wurde es nach dem bald darauf erfolgten Tode des Königs nicht ausgeführt. In der Akademie der Künste befinden sich zwei Entwuürfe für das Denkmal, die übereinstimmend die trauernde Witwe des Prinzen mit ihren drei unmündigen Kindern zeigen, über denen der Verstorbene, den Seinen Abschied zuwinkend, schwebt. Dem Meister scheinen schon während seiner Arbeit künstlerische Be⸗ denken gegen die anbetende Haltung der Prinzessin auf⸗ gestiegen zu sein; schon die Statuette in der Nationalgalerie ist gegen den Entwurf insofern verändert, als die betend erhobenen Hände der Figur in den Schoß gesenkt sind. In der Fiaur des Kunstgewerbemuseums ist der Ausdruck der Trauer durch Neigung des Hauptes noch verstärkt. Von dem Entwurf des Grabmals ist dadurch diese Statuette noch weiter entfernt. Da sie jedoch die anmutigen Züge der jungendlichen Prinzessin Friederike unverkennbar trägt, bleibt, wie Geheimrat Dr. Ritter von Falke im Dezember⸗ heft der „Amtlichen Berichte aus den Königlichen Kunstsammlun⸗ gen“ bervorhebt, kein Zweifel, daß auch dieses Werk als Hilfs⸗
modell für das Prinzengrab im Jahre 1797 ausgeführt wurde.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Zur dritten Ausgabe der vom Deutschen Landwirtschaftsrat (Berlin W. 57, Winterfeldtstraße 37) veröffentlichen Uebersicht über die amtlichen ““ während des Krieges, die für Landwirtschaft, Volksernährung und Verpflegung von Heer und Marine besonderes Interesse haben, eischien ein fünfter Nachtrag (436 Seiten, Preis 3 ℳ). Er umfaßt die Zeit vom 11. Juli his 10. November 1915, in der die wichtigsten Maßnahmen für Erzeugung, Verkehr und Verbrauch von Lebensmitteln getroffen worden sind, und gibt ein übersichtliches Bild von der außerordentlichen Fürsorge⸗ tätigkeit, die die Reichsverwaltung und die Regierungen der deuischen Einzelstaaten entfaltet haben, damit unsere Volkswirt⸗ schaft den gegen sie geführten Vernichtungskampf mit Ehren be⸗ stehen kann. Den Handgebrauch des umfangreichen Bandes erleichtern ein ausführliches Inhaltsverzeichnis, in dem auch die einzelnen land⸗ wirtschaftlichen Erzeugnisse aufgeführt sind, deren Verkehr, Preise, Beschlagnahme, Enteignung usw. eine gesetzliche Regelung erfahren haben, und ein systematisch nach Materien und innerhalb derselben chronologisch geordnetes Verzeichnis der in dem Bande vereinigten Gesetze, Verordnungen und Bekanntmachungen. Willkommen dürfte vielen auch die beigefügte Uebersicht über die in Deutschland be⸗ stehenden wirtschaftlichen Kriegkorganisationen und deren Tätigkeit sein. Ein Anhang unterrichtet noch über die aus Anlaß des Weit⸗ krieges in Oesterreich Ungarn und in der Schweiz getroffenen wirt⸗ schaftlichen Maßnahmen.
Saatenstand in Rumänien für Oktober 1915.
Der Berichtsmonat Oktober 1915 zeichnete sich durch häufigen Wechsel der Witterung aus. Die Verteilung der Niederschläge auf das ganze Land war eine sehr ungleiche. Infolge dieser Umstände war die landwirtschaftliche Tärigkeit sehr verschiedenartig. In regen⸗ armen Gegenden, so zum Beispiel in der Moldau, der Dobrudscha und in Muntenien, konnte die Maisernte und die Feldarbeiten unter guren Bedingungen vollendet, beziehungtweise fortgesetzt werden; in mit reichen Niederschlägen dagegen wurden das Umachern der t und die Aussaat stark behindert. Die Maisernte weist insbesondere in der Niederung ein befriedigendes Erträgnis auf; in den üdrigen Teilen des Landes ist sie weniger günstig. — Die Weinlese konnte im Berichtsmonat überall beendet werden. Das Erträgnis ist allge⸗ mein beßiedigend, die Weirqualltät eine sehr gute. — Die IJucker⸗