1915 / 301 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 22 Dec 1915 18:00:01 GMT) scan diff

Für den Bau der weiter geplanten Heime sind allerdi 8 2 dinge n roße Summen erforderlich, aber angesichts der Ergebnisse, ne & set in dem ersten Jahrfünft shres Bestehens aufzuweisen hat, darf e erwarten, daß ihr die Vollendung ihrer Pläne ermöglicht werden wird. b BVerkehrswesen. 3

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Zur glatten Abwickelung des wichtigen Nachrichten⸗ verkehrs nach dem Felde während der Neujahrszeit ist es unbedingt erforderlich, daß der Austausch von Neu jahrsglückwünschen zwischen Heimat und Heer mit der Feldpost Sunterbleibt. Das Publikum wird daher dringend gebeten, zum bevorstehenden Jahreswechsel von der Versendung solcher Glückwünsche an Angehörige, gute Freunde und Bekannte im Felde Abstand zu nehmen.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Donnerstag, als 22. Tag des Rchard⸗Wagner⸗Zyklus „Parsifal“ in folgender Be⸗ setzung gegeben: Kundry: Frau Hafgren⸗Waa, Parsifal: Herr Unkel, Amfortas: Herr Schwarz; Gurnemanz: Herr Bohnen als Gast; Klingsor: Herr Bachmann; Titurel: Herr Schwegler. Dirigent ist der Generalmusikdirektor Blech. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr.

Morgen wird im Königlichen Schauspielhause „Alt⸗ Berlin“ (Heitere Bilder aus der Großväterzeit) wi derbolt. In dem zu Anfang aufgeführten Singspiel „Weener in Berlin“ wirken die

Damen Durieux, Heisler, von Mayburg, Ressel und die Herren

Boettcher, Vespermann und Zimmerer mit, in der den Beschluß bildenden „Reise auf gemeinschaftliche Kosten“ die Damen Arnstädt, Conrad, Heisler, van der Lich und die Herren Patry, Eggeling, Eich⸗ holz, von Ledebur und Vespermann.

Das Deutsche Tbeater bereitet für Montaa, den 27. d. M. den „Stern von Bethlehem“, ein altes deutsches Krippenspiel aus dem 15. Jahrbundert in der Bearbeitung von Otto Falckenberg, vor. Die zur Handlung gehörigen alten Weihnachtegesänge und Volkslieder stammen ebenfalls aus dem 15 Jahrhundert. Spielleiter ist Max Reinhardt. Die Erstaufführung beginnt Abends um 8 Uhr. Vielen Anregungen folgend, hat sich die Oirektion entschlossen, die Generalprobe, die gleichfalls am Montag, Nachmittags 3 Uhr, staufindet, dem Publikum zugänglich zu machen. Eine beschränkte Anzahl von Karten sind hierzu im Deutschen Theater bis Sonnabend⸗ mitlag zu haren. 1.

„Pasifal“ erscheint im Deutschen Opernhause am mor⸗ gigen Donnerstag wieder auf dem Spielplan. Der Parsifal wird von Paul Hansen, der Gurnemanz von Robert Blaß, der Amfortas von Julius Roether, der Klingsor von Eduard Kandl und die Kundry

vpon Henriette Gottlteb gegeben.

In der Volksbühne (Theater am Bülowplatz) findet infolge des großen Andrangs zu den Mirakel⸗Vorstellungen am Montag

63. Weihnachtsfeiertaa) gleichfalls eine Aufführung von Vollmoecllers „Mirakel“ mit der Musik von Humperdinck statt.

2n dem neuen Schwank „Alles aus Gefalligkeit“ von Burg und Taufstein, dessen Erstaufführung am Donners tag, Abends 8 ¼½ Uör, im Lust pielhause statifindet, sind die Hauptrollen mit den Damen Haeberlin, Impekoven, Orla, Novelly und den Herren Georg, Paul, Peukert und Orto Treptow besetzt.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater wird Donnerstag, den 30. Dezember, die vieraktige Operette „Der pfiffige Kadett“ („Donna Juan ta“) von Franz von Suppé, teclweise neu

earbeitet, zum ersten Male aurgefühe t werden.

Der Erfolg der hundertsten Aufführung von „Drei Paar

chuhe“, die am Montag im Thaltatheater stattfand, lieferte afür den Beweis, daß die Lebenskraft der alten Görlitzichen Posse auch beute, Jahrzehnte nach ihrer Entstehung, neicht erschöpft ist. Die

Haupldarsteller, die Herren Rieck, Sondermann, Westermeier und die

amen Grünberg, Fischbach und Maxeleine, wurden mit Beifall und üveve. ausgezeichnet. Das Stück bleibt auch sernerhin auf dem Spieiplan.

Das erste und eintige Konzert, das die Königliche Kapelle im großen Saal der Philharmonie unter der Leitung des General⸗ musikdirektors Leo Blech und unter Mitwirkung vo“ Teresa Carreno vranstaltet, findet am 26. Dezember (zweiter Weihnachts⸗ feiert g), M ttags 12 Uhr, zugunsten der Kriegshilfskasse des Berliner Tonkünstlervereins statt. Eintrititskarten sind bei Bote u. Bock, Wertheim und an der Tageskasse zu haben. Das 3. Symphoniekonzert der Königlichen Kapelle unter der Leitung des Generalmusikdirektors Dr. Richard Strauß findet erst am 7. Januar im Königlichen Opernhause statt.

In der Kaiser⸗Wilbelm⸗Gedächtniskirche veranstaltet der Organist Walter Fischer morgen, Donnerstag, Abends 6—7 Uhr, ciu Orgelkonzert, bei dem Frau Signe Noren⸗Giertsen und Fräulein Rose Walter (Mezzo Sopran) mitwirken. Das Programm enthält Weihnachtsmusik von Bach, Cornelius, Wolf und Reger. Eintrit skarten zu 1 (Stuhlplas) und 50 (Kirchen⸗ schiff) sind bei Bote u. Bock, A. Wertheim und Abends am Ein⸗ gang der Kirche zu haben.

Montag, den 3. Januar, findet im Beethovensaal, Abends 8 Uhr, ein „Beethoven⸗Abend’ statt, an dem Siegmund von Hau-⸗ segger das Philharmonische Orchester leiten wird. Frida Kwast spielt das Klavierkonzet in G⸗Dur. Ferner verspricht das Prozramm die Ouvertüre zu „Coriolan“, die Ouvertüre „Leonore“ Nr. II und die V. Symphonie. 1“

Mannigfaltiges. Berlin, den 22. Dezember 1915.

In der Philharmonie fand am Sonntagabend zuaunsten der Kriegskinderspende deuticher Frauen, des Oesterreichsch⸗Ungarischen Hilfsvereins und der Oesterreichischen Kriegspatenschaft eine Film⸗ vorführung statt, der Ihre Kaiserliche und König⸗ liche Hobeit die Frau Kronprinzessin beiwohnte. Der in Wien aufgenommene Film, der den Titel „Da⸗ss Kriegspatenkind“ führt und bekanate Kräfte des Hofburgtheaters, wie Lotte Medelsky, Hansi Schoepf, Georg Reimers und Franz Höbling, als Darsteller zeiat, veranschaulichte an einem Beispiel das Wesen der Kri gsratemnschaft. Arch lehrreiche Episoden sind geschickt in die Handlung ei geflochten, wie z. B. ein Besuch bei den Skorawerken. Die Vorführung fand den vollen Beifall des in Anbetracht des wobl⸗ tätigen Zwecks der Veranstattung den Saal bedauerlicherweise nicht ganz fullenden Zuschauer.

5 D

Im Lessing⸗Museum (Brüderstraße 13) findet am Donners⸗ tag, Nachmiltags 5 Uhr, eine Weihnachtsfeier für Jung und Alt unter Mitwirkung der Konzertsängerinnen Käte Aulich, Erna Laux, Grete Kaiser und Grete Jurkuhn, der Violinistin Margarete Michel u. a. statt. An den Festtagen bleibt das Museum geschlossen. Der nächste Vortragkabend ist für Donnerstag, den 6. Januar 1916, angesetzt.

In einem von der Medizinalabteilung des Königlich preußischen Kriensministeriums genehmigten Bericht des „W. T. B.“ über neue Erfolge der Sanitätshunde wird nachstehendes ausgeführt: Immer wieder kommt die Kunde aus dem Felde von dem schönen Erfolg, den unsere deutschen Sanitätshunde da haben, wo ehben noch die Granaten krepierten und Freund und Feind im Geschoßhagel zu Boden sanken. Es liegt wieder eine große Anzahl neuer, amtlicher Berichte vor, von denen der folgende ein besonderes Interesse beansprucht, weil in ihm zum Ausdruck kommt, wie der Hund vermöge seiner umsoviel schärferen Sinnes werkzeuge weit besser als der Mensch imstande ist, den röllig leblosen und scheinbar Toten vom pebenden zu unterscheiden. Es heißt da: „Im Morgengrauen des 4 August wurden gleichzeitig mit den Krankenträgern der Sanitätskompagnie sechs Sanitätehunde zur Verwundetensuche angesetzt. Beschaffenheit des Schlachtfeldes wenig übersschilich, teils Sumpf und Wald, teils hügliche Stoppel⸗ felder mit Getreidegarben bestanden. Die Hunde bewährten sich in diesem G lände gut. Besonders aus den Korncarben stöberten sie mehrere Verwundete auf. Als Gegenstand brachten sie meist Helm, Mütze, auch Taschentuch der Verwundeten mit. Gegen Schluß der Suche brachte ein Hund seinem Führer den abgerissenen Filzbezug einer Feldflasche. Beim Zurückführen fand der Führer einen reaungslos daliegenden Soldaten vor, dessen Ober⸗ kör per mit Mantel und Zeltbahn zugedeckt war. Offenbar hatten Kameraden den Mann für tot gehatten und ihn so zuruck gelassen. Auch der Hunderführer konnte zunächst keine 2 benszeichen an dem Soldaten wahrnehmen und entfernte sich wueder, wurde jedrch durch den Hund nochmals an die Stelle zurück⸗ geführt und stellte jetzt nach längeren Bemühungen fest, daß es sich nicht um einen Toten, sondern um einen Verwundeten gehandelt hatte. Nach dem Gefecht der Division bei D... am 7. August erhielten 6 Hunderührer den Auftrag, das von den Russen geräumte Gefechtsfeld abzusuchen Nach längerer Streife brachte ein Hund einen Fetzen einer russischen Knfanteristenjacke. Der Hund führte zi einem zerschossenen zussischen Unterstand, aus dessen Schutt ein Stück Waffenrock und der Fuß elnes Mannes heraus⸗ rate. Der Hundeführer hielt den Mann, der vollständig ein⸗ geklemmt, regungsles dalag und auf Zunufe nicht reagierte, für tot und wollt sich anschicken, weiter zu gehen. Da der Hund den Platz jedoch nicht verließ, vielmehr dort scharrte und bellte, räumte

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einen zwar bewußtlosen, Das Wesentliche der beiden genannten Fälle, so schließt der Be besteht darin, daß die Sanitätshunde sich nicht nur bei der Suche nach Verwundeien bewähren, sondern auch da gute Dienste leisten, wo es zweifelhaft erscheint, ob jemand tot oder nur ver⸗ wundet ist. Unter den verschiedenen Dressurarten herrscht jetzt das „Verweisen mit Gegenstand“ vor. Das heißt, die Hunde werden so ge⸗ arbeitet, daß sie, wenn ein Verwundeter von ihnen gefunden ist, irgend einen dem Verwundeten gehörenden Gegenstand aufnehmen, z. B. ein Koppel, ein Seitengewehr, einen Helmbezug oder dergleichen, und dlesen, zum Zeichen, daß sie gefunden haben, ihrem Führer bringen, den sie dann, am Riemen meistens, zum Verwundeten hinführen. Nun kommt es aber vor, daß beim Verwundeten alle Aus⸗ rüstungsgegenstände, die leicht zu entfernen sind, fehlen. Da haben die Hunde ganz aus sich den Ausweg gefunden. Sie reißen einen Grasbüschel aus, der Erde oder sie kaicken einen Zweig am nächsten Busch ab und bringen den, und in dieser Weise ist die Dressur des Hundes im Apportieren jetzt erweitert worden. Nun ist natürlich in den feindlichen Heeren, besonders bei den kulturell ja sehr rückständigen Russenkriegern, die Kenntnis unserer schönen Sanitätshundarbeit nicht allgemein ver⸗ breitet. Der Bericht des Kommandeurs einer unserer Sanitäts⸗ kompagnien sagt darüber: „Alle Deutschen waren schon gesammelt; doch lagen überall auf dem Felde zerstreut noch verwundete Russen umher, meistens in hohen Lupinenfeldern verborgen. Die Hunde arbeiteten mit großer Sicherheit; nur wurde stets beobachtet, daß die Russen mit Muͤtzen, mit Brolbeuteln, Feldflaschen und anderen Gegenständen nach den Hunden schlugen, ja sogar mit den Füßen nach ihnen trafen. Das ging so weit, daß an diesem Tage drei unserer Hunde nicht mehr an die verwundeten Russen herangingen. Wi⸗ bargen an diesem Tage mit den Hunden 21 verwundete Russen.“ Ohne jeres Pathos sagt der Bericht, was wir Deutschen ja länast alle wissen und als ganz selbstverständlich kaum erwähnen zu müssen glauben, daß nämlich jeder verwundete Feind für uns aufhört, ein Feind zu sein. Daß jeder Verwundete von uns durch Krankenträger wie durch Hunde gesucht und zum Verbandplatz gebracht wird. Das scheint nun bei unseren Feinden nicht überall ebenso gehandhabt zu werden. So gibt der Holländische Tierschutzverein ein Heftchen heraus, in dem er alle möglichen Dienste, die der § den kämpfenden Nationen leistet, registriert. Da

Rede von unseren, aber auch von den belgischen Hunden. Sie werden in einem Vertreter ihrer übrigens wohl dem Leonberger ähnlichen Rasse geschildert und biltlich darrestellt. Einer von ihnen Die“ ist kürzlich von einem Granatsplitter verwundet worden. Trotzdem sucht er schon wieder selbst Verwundete auf. Es heißt da: „Neben einem der Schützengräben bemerkte „Die“ einen Mann in sitzender Haltung, bei dessen Anblick er schon grimmig knurrte, einen Mann, den „Dic“ von seinen ernen Lehrstunden an hassen geleret hatte. Waren nicht solche in Grau gekleidete Männer unfreundlich zu ihm gewesen in den Tagen seiner früheren Schule, hatten sie nicht immer in barschem Tone zu ihm g⸗sprochen, ihm Nahrung und Wasser verweigert, dieses selbst fortnehmend, wenn es offenbar zu seinem Gebrauch neben ihn hingestellt war? Und war der Monn, der blau mit roten Streifen trug, nicht immer gut zu ihm gewesen? Er konnte nicht wissen, daß dies Alles darauf abeielte ihn zu lehren, nur den Belniern zu helfen. Dic' hatte auch gelernt, die Picke hauben, die deutichen Helme, zu melden, mit denen man einem Hunde so un⸗ angenehme Stöße versetzen konnte, usw.“ Genug der Torheit und des wirerlichen, über Tod und Wunden noch hinausragenden Hasses. Wir werden das den Herren Belgiern nicht nochmachen, auch wenn die Engländer folch unmenschliches und wahrhast barbarisches Tun noch auf Ansichtepostkarten verheerlichen.

Münster i. Weßfaten, 21. Dezember. (W. T. B.) Ein West⸗ fälischer Heimatbund ist hier gestera unter dem Protektorat des Oberpräsidenten und des Landeshauptmanns der Prooinz Westfalen und unter dem Vorsitze des Freiherrn von Kerckerink zur Borg gegründet worden. Mitten im Weltkriege haben sich in diesem Bunde sämtliche heimatskundlichen Vereintgungen von Westfalen und Lippe mit etner Gesamtzahl von etwa 30 000 Mitgliedern zusammen⸗ geschlossen, um auf breitester Grundlage die vielfältigen Aufgaben des Heimatschutzes und die seiner harrenden Friedensarbeiten zu beraten.

Mailand, 21. Dezember. (W. T. B.) Nach einer Meldung

8 „S colo“ sind am 20. Dezember in Genua 44 deutsche, aut gvpten ausgewiesene Frauen angekommen. Sie wurdeun unter Polizeigeleit nach Chtasso gebracht. .

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

der Führer schließlich den Schutt und Trümmer bei Seite und brachte

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Beilage.)

88 *

Königliche Schauspiele. Donners⸗ tag: Opernhaus. 285. Abonnementsvor⸗ stellung. Richard Wagner⸗Zyklus. 22. Tag: Parsifal. Ein Bühnenweih feitspiel in drei Aufzügen von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielbaus 279. Abonnementsvor⸗ stellung. Alt⸗Berlin. Heitere Blilder aus der Großväterzeit. In Szene gesetzt von Herrn Dr. Bruck. Die Rese auf gemeinschaftliche Kosten Komisches Gemälde in 3 Rahmen, verfaßt von Herrn Louis Angelv. Vorher: Wiener in Berlin. Singspiel in 1 Akt, verfaßt 81 Karl von Holtei. Anfang 7 ½ Ubr.

Freitag: Opernhaus. Geschlossen.

Schauspielhaus. Geschlossen.

von Rudolf Bernauer

Schanzer. Willy Bredschneider. Freitag: Geschlossen.

zwei Hochzeit machen. zwei Hochzeit machen.

Male:

mit

Zum ersten lichingen

von Goethe. Freitag: Geschlossen.

Deutsches Theater. (Direktion: Max Reinhardt.) Donnerstag, Abends 7 ½ Uhr: Maria Stuart.

Freitag: Geschlossen.

Sonnabend: Was ihr wollt. Montag, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Der Stern von Bethlehem,

lichingen.

Berliner Theater. Donnerst, Abende 8 Uhr: Wenn zwei Hochzeit machen Ein Scherzspiel mit Gesang in 4 Bildeen und Musik von Walter Kollo und

„Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Wie einst im Mai. Abends 8 Uhr: Wenn

Sonntag und folgende Tage:

Thenter in der Königgrützer Straße. Donnerstag, Abends 7 ½ Uhr: Göt is⸗ it der eisernen Haud Schauspiel in fünf Aufzügen von Wolfgang

Sonnabend, Nachmitt. 3 Uhr: Rausch. Abends 7 ½ Uhr: Götz von Ber⸗

Komüdienhaus. Donnerstag, Abends

8 Uhr: Die rätselhafte Frau. spiel in 3 Akten von Robert Reinert.

22 ““

Sonnab nd, Nachmittags 3 Uhr: g Maria Stuart. Abends 8 Uhr: . Arntsches Die fünf Frankfurter. 6“

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Maria Stuart. Abends 8 Uhr: Alt⸗Heidel⸗ berg.

Charlsttenburg Donnerstag, Abends 8 Uhr: Ritter Bengts Gattin. Schau⸗ in fünf Akten von August Strind⸗ erg.

Freitag: Geschlossen.

Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Das Glück im Winkel. Abends 8 Uhr: Schirin und Gertraude.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Glück im Winkel. Abends 8 Uhr:

Uitimo. von Ver⸗ ee“

Lessingtheater. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Komödie der Worte. Drei Einakter von Arthur Schnitzler.

Freitag: Geschlossen.

Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Bau⸗ meister Solneß. Abends 7 ½ Uhr: Kaiser und Galiläer.

Rudolph

Wagner. Sonnabend,

Tanghüufer

n Theater

seste druff! Willi Wolff.

feste druff!

Komische Oper. (An der Weiden⸗ dammer Brücke.) Donnerstag, Nach⸗

Lust⸗ Sonnabend,

Bismarck⸗Straße Direktion: Georg Hartmann.) Donnersteg, Abends 7 Uhr. weihfestspiel in drei Aufzügen von Richard

Freitag: Geschlossen.

¹ L t verkaufte Braut. Abends 7 Uhr:

am MNollendorfplatz. Donnerstag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Tor⸗ guato Tassa. Abends 8 ¼ Uhr: Imme

in vier Bildern von Hermann Haller

Freitag: Geschlossen. Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Der Obersteiger. Abends 8 ¼ Uhr: Immer

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Donnerstag: Zuam ersten Male: Alles aus Gefälligkeit. von Eugen Burg und Louis Taufstein.

Freitaa: Geschlossen.

Nachmittgs 3 ½ Uhr: Die

Opernhaus. (Char⸗ 34— 37.

Zirhus Busch. Donnerstag, Abends 8 Uer. Das neue große Prunk.⸗Ausstattungs⸗

stück: Ein Wintermärchen. Weith⸗ Ein Bühnen⸗ nochtsspiel in 5 Akten von P mla Busch. Nach den Mystersen des Mittelalters. Einstudiert von Ballettmeister R. Riegel. Musik von Kapellmeister A Taubert. Vorher das glänzende Weihnachts⸗ programm.

Veom Sonnabend bis Dienstag, Nach⸗ mittags 3 ½ Uhr, täglich das pattiotische Schaustück Miche! in ungekürzter Auf⸗ führung. (Zu diesen Vorstellungen hat jeder Erwachsene ein eigenes Kind unter 10 Jahren frei auf allen Sitzplätzen, jedes weitete Kind halbe Preise.)

Parsifal.

Nachmittags 3 Uhr: DTie

Vaterländisches Volksnück und

Musik von Walter Kollo.

——

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Edeltraud von Wedel mit Hrn. Rittmeister Curt von Wedel (Cremzow).

Verehelicht: Hr. Oberleutnant Carl Diehl mit Frl. Liese Springer (Berlin⸗ Lichterfelde).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Staats⸗

Schwank in 3 Akten

aber nicht koten Russen zu Tage⸗ 8c.

ein deutsches Krippenspiel. Nachmittags 3 Uhr: Oeffentliche Hauptprobe.

Kammerspiele.

Donnerstaa, Abends 8 Uhr: Weibsteufel.

Freitag Geschlossen.

Sonnabend, Nachmittags 2 ½ Uhr: Zu leinen Preisen: Die deutschen Klein⸗ städter. Abends 8 Uhr: Der Weibs⸗ teufel.

Der

Volksbühne.

(Theater am Bülowplatz.) (Untergrundbahn Schönbauser Tor.) Direktion: Max Reinhardt.

Donnerstag, Abends 8 ¼ Uhr: Faust, erfer eil .

Freitag: Geschlossen.

Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Hamlet. Abends 8 Uhr: Das Mirakel.

Sonntag und Montag: Das Mirakel.

Freitag: Geschlossen

Sonnabend, Nachmittaas 3 Uhr: Extra⸗ blätter! Abends 8 Uhr: Die rätsel⸗ hafte Frau.

Deutsches Künstlertheater. (Nürn⸗ bergerstr. 70/71, gegenüber dem Zoologischen Garten.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die selige Exzellenz. Lustspiel in drei Akten von Rudolf Presber und Leo Waltber Stein.

Freitag: Geschlossen.

Sonnabend und folgende Tage: selige Exzellenz.

Die

Schillertheater. o. (Wallner⸗ theater.) Deonnerstag, Abends 8 Uhr: Jugend. Ein Liebesdrama in drei Auf⸗ zügen von Max Halbe.

Freitag: Geschlossen.

mittags 3 ½ Uhr: Der tapfere Ulan. Abends 8 Uhr: Jung muß man sein. Operette in drei Akten von Leo Lä’ipziger und Erich Urban. Gesangstexte von Leo Leipziwer. Musik von Gllbert.

Freitag: Geschlossen.

Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Gold gab ich füe Eisen. Abends 8 Uhr: Jung muß man sein.

Thenter des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Donnerstag, Nachmittaos 4 Uhr: Frau Holle. Abends 8 Uhr: Das Fräu⸗ lein vom Amt. Overette in drei Akten von Georg Okonkowski und Franz Arnold. Musik von Giibert.

Freitag: Geschlossen.

Sonnabend, Nachmittaas 3 ¼ Uhr: Polenblut. Abends 8 Uhr: Das Fräüulein vom Amt.

ratete Junggesellen.

Ehre. Abends 8 ¼ Uhr: Alles aus Gefülligkeit.

Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Drei Paar Schuhe. Lebensbid mit Gesang in vier Bildern, frei nach Karl Görlitz von Jean Kren. Gesangstexrte von Alfred Schönseld. Musik von Gilbert.

Freitag: Geschlossen.

Sonnabend und Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Kam'rad Männe. Abends 8 Uhr: Drei Paar Schuhe.

Trianontheuter. (Georgensir., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Donnerstag, Abends 8 ¼ Uhr: Bodos Brautschau. Schwank in drei Akten von Max Reichardt.

Freitag: Geschlossen.

anwalt von Koenen (Stolp i. Pomm.). Gestorben: Hr. Oberstleutnant a. D. Paul Dunkel (Berltin⸗Nikolassee). Hr. Fritz von Uechtritz (Kraschnitz). Fr. Clara von Ruppert, geb. Henschel (Berlin⸗Wilmersdorf). Krl. Johanna von Szezepanski (Berlin⸗Wilmers dor).

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg Venlag der Expedition

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.

Fünf Beilagea“

sowie die 838. Musgabe der

Sonnabend: Uraufführur

Deutschen Verlustlisten.

(J. V.: Mengering) in Berlin.

eichsanzeiger und Königlich Preußis

Deutscher Reichstag. 25. Sitzung vom 21. Dezember 1915, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

„Der Sitzung wohnen der Staatssekretär des Innern und Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums Dr. Del⸗ brück, der Staatssekretär des Reichsschatzamts, Staats⸗ minister Dr. Helfferich, der stellvertretende preußische Kriegsminister, Generalleutnant von Wandel und der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf bei. n 88 der Tagesordnung steht zunächst die Anfrage des

g. Bassermann inl.): Ist der Herr Reichskanzler bereit und in der Lage, über folgende, englischerseits verbreitete Behauptungen Auskunft zu er⸗ teilen: 1) Deutschland habe seit langem Vorbereitungen getroffen für einen Angriff auf Britisch Südafrika, insbesondere durch Anhäufung von Munition und Aufstellung einer außerordent⸗ lich starken Truppenmacht in Deutsch Südwestafrika. 2) Der Gou⸗ verneur von Deutsch Südwestafvika habe vor Beginn des Krieges Nit vem burischen Kommandanten Maritz ein Abkommen zwecks Angriffes auf Südafrika getroffen. 3) Nach Ausbruch des Krieges in Europa habe die bewaffnete Macht Deutsch Südwestafrikas an zwei Stellen, nämlich bei Scuitdrift und Nakab⸗Süd, einen Angriff auf englisches Gebiet gemacht.“

Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf:

Meine Herren! Auf die Anfrage des Herrn Abgeordneten habe ich namens der Reichsregierung folgendes zu erwidern:

Zu 1: Wie der Herr Reichskanzler am 9. bereits mitgeteilt hat, hat Deutschland niemals die Absicht gehabt, Britisch Südafrika anzugreifen. Im Gegenteil hat Deutschland stets die Auffassung ver⸗ treten, daß im Interesse des Ansehens der weißen Rasse ein euro⸗ päischer Krieg nicht nach Afrika übertragen werden dürfe. (Hört, hört! im Zentrum. Bravo! rechts.) Daß die deutsche Regierung keine Angriffsabsichten auf Südafrika hatte und haben konnte, ergibt sich schon daraus, daß die Schutztruppe in Südwestafrika, die wäh⸗ rend des Eingeborenenaufstandes in den Jahren 1904/05 auf über 10 000 Mann gestiegen war, auf weniger als 2000 Mann vermindert worden ist. (Hört, hört!) Hierüber war man in Britisch Südafrika genau unterrichtet. In dem weit verbreiteten englischen Nachschlage⸗ werk „The Statesman’s YVearbook“ wird in der Ausgabe für 1914 auf Seite 925 die richtige Stärke der in Südwest vorhandenen Sol⸗ daten und Polizisten angegeben. (Hört, hört!) Bei meiner Be⸗ gegnung mit dem Premierminister der südafrikanischen Union, Botha, im Jahre 1912 fand ich ihn über die Stärke unserer Schutztruppe genau unterrichtet. (Hört, hört!) Die betreffende Stelle aus unserer Unterhaltung lautet in meinem Tagebuch, wie folgt:

„Botha kam dann auf die Eingeborenen in Südwest zu sprechen und über eine mögliche Wiederholung des Aufstandes. Als ich in diesem Zusammenhange auf die von einem Teil unserer Volks⸗ vertretung gewünschte Verminderung der Schutztruppe kam, riet er dringend ab, im Interesse der Aufrechterhaltung der Ordnung unter die Zahl von 2000 als Stärke der Schutztruppe herunterzugehen. (Lebhaftes Hört, hört!) Auch er sei der Meinung, daß man Ein⸗ geborenen niemals trauen könne und immer auf der Hut sein müsse.“

Deutsch Südwestafrika hatte nach demselben „Statesman's Year⸗ book“ im Jahre 1913 eine europäische Bevölkerung von insgesamt 14 816 Köpfen. Demgegenüber hatte die südafrikanische Union im gleichen Jahre eine europäische Bevölkerung von 1 278 713 Köpfen, also beinahe das Hundertfache. Deutsch Südwestafrika besaß keine schwere und eine wenig zahlreiche sonstige Artillerie.

Zu 2: Die Behauptung, der Gouverneur von Südwestafrika habe mit Maritz vor Beginn des Krieges Verabredungen irgend⸗ welcher Art getroffen, ist durchaus unrichtig. Unsere Gegner haben einen Beweis hierfür nicht einmal versucht.

Zu 3: Es ist unrichtig, daß die deutschen Truppen alsbald nach Ausbruch des Krieges bei Scuitdrift und bei Nakab⸗Süd englisches Gebiet angegriffen haben. Richtig ist vielmehr, daß englischerseits von einer bei Scuitdrift im Oranjefluß liegenden Insel auf deutsches Gebiet hinübergeschossen wurde. Deutscherseits ist lediglich dieses Feuer erwidert worden. Der Angriff erfolgte von englischer, nicht von deutscher Seite. (Lebhaftes Hört, hört! rechts.) Der zweite Ort, Nakab⸗Süd, liegt überhaupt nicht auf englischem, sondern auf deutschem Gebiet! (Hört, hört!)

Zum Beweise dafür, daß Nakab⸗Süd im englischen Gebiet liege und seine Besetzung eine Verletzung englischen Gebiets sei, hat die Regierung der Südafrikanischen Union am 9. September 1914 im Parlament in Kapstadt den Abgeordneten eine englische Karte vor⸗ gelegt die ich auf den Tisch des Hauses legen werde —, auf welcher der Platz Nakab⸗Süd auf englischem Gebiet eingetragen war. Eine Betrachtung dieser Karte, von der ein Originalstück in meinem Besitz ist, zeigt aber deutlich, daß Nakab⸗Süd ursprünglich auf deutschem Gebiet eingetragen war, daß diese Einzeichnung durch Rasur entfernt (Lebhafte Rufe: Hört, hört!) und die Rasurstelle nach⸗ träglich mit brauner Farbe überdruckt und der Ort Nakab⸗Süd auf englisches Gebiet verlegt ist. (Erneute Rufe: Hört, hört!) Diese Fälschung, die sofort im Unionsparlament festgestellt wurde, liefert vollen Beweis dafür, daß von einer Verletzung englischen Gebiets durch Besetzung von Nakab⸗Süd keine Rede sein kann.

Um die Abneigung der burischen Kreise Südafrikas gegen den geplanten Angriff auf Deutsch Südwestafrika zu überwinden, hat die Regierung Bothas die Bevölkerung Südafrikas durch die wahrheits⸗ widrige Behauptung deutscher Angriffsabsichten zur Aufnahme der Waffen zu bestimmen gesucht. Der wahre Sachverhalt ist aber in⸗ zwischen in weiten Kreisen Südafrikas bekannt geworden.

Ich möchte mir erlauben, den Herren die betreffende Stelle auf der Karte zu zeigen. (Lebhafter Beifall. Redner legt die Karte auf den Tisch des Hauses nieder und gibt den Mitgliedern des Hauses an der Hand der Karte die näheren Erklärungen.)

„Eine Reihe von Petitionen, welche die Petitionskommission kür ungeeignet zur Erörterung im Plenum erachtet hat

wird

Erste Beilage

Berlin, Mittwoch, den 22. Dezember

für erledigt erklärt; die Bescheide an die Petenten werden dem⸗ gemäß erfolgen.

Es folgt die zweite Beratung des Gesetzentwurfes,

betreffend die Feststellung eines zweiten Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für das Rechnungs⸗ jahr 1915. Es wird darin die Ermächtigung für den Reichskanzler nachgesucht, weitere 10 Milliarden Mark für Kriegsausgaben im Wege des Kredits flüssig zu machen. Der Haushaltsausschuß hat die Bewilligung empfohlen. Abg. Ebert (Soz.): Im Auftrage der sozialdemokratischen Frak⸗ tion habe ich folgende Erklärung abzugeben: Die sozialdemokratische Partei hat seit Beginn dieses Weltkrieges ihren Willen und ihre Kraft dafür eingesetzt, Deutschland in dem schwersten Kampfe, den es gegen die ungeheure Koalition seiner Gegner zu bestehen hat, zu sichern. Zu⸗ gleich haben wir, hat unsere Partei unausgesetzt danach gestrebt, den Krieg zu beenden und den Völkern Europas den heiß ersehnten Frieden wiederzugeben. Wir haben wiederholt unsere Hand ausgestreckt, damit die Arbeiterklassen der anderen Länder sie ergreifen sollten, um damit die gemeinsame Möglichkeit der Friedesanbahnung und die Grundlage eines dauernden Friedens zu schaffen. Zu unserm tiefen Bedauern sind diese Bemühungen bisher nicht zu dem erwünschten Erfolge gediehen. Wohl hat sich an manchen Stellen ein Schimmer von Hoffnung gezeigt. In England und in Frankreich machen sich in zunehmender Stärke Stimmen geltend, die die Fortsetzung des Krieges bekämpfen und einen ehrenvollen Frieden fordern. In neutralen Staaten sind erneut An⸗ regungen gegeben worden, um eine Vermittlung zu einem Frieden ein⸗ zuleiten. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat in diesem Sinne jüngst eine Erklärung bekanntgegeben. Ungeachtet der Verschiedenheit der Weltanschauung freuen wir uns, daß auch von ihrer Seite eine so ernste Mahnung an die Völker und die Regierungen ergangen ist. Diesem Bestreben stehen leider noch immer sehr ernste Tatsachen und Hindernisse entgegen. In England, Frankreich, Rußland und Italien wollen sich die Regierungen und die maßgebenden Parteien noch keines⸗ wegs in den Gedanken finden, daß alle ihre Bündnisse nicht imstande sind, Deutschland und seine Verbündeten niederzuzwingen. Sie haben noch die Hoffnung, durch Aufstellung neuer Heere oder durch wirtschaft⸗ liche Erschöpfung Deutschlands dem Krieg eine neue Wendung zu geben. Die leitenden Männer der kriegführenden Staaten haben bis in die letzten Tage erklärt, daß sie jeden Gedanken an Frieden ablehnen, bevor nicht das Deutsche Reich zerschmettert sei. Gegenüber diesen Tatsachen ist es die unerläßliche Pflicht des gesamten deutschen Volkes, seine Ab⸗ wehr fest und geschlossen zu erhalten und alle zur Abwehr erforderlichen Mittel bereitzustellen, Haus und Herd zu schützen. Aus diesen Mitteln müssen aber auch in höherem Maße als bisher die Familien der Kriegs⸗ teilnehmer sichergestellt werden. Die Lebensmittelversorgung der Minderbemittelten muß durch Festsetzung von Höchstpreisen, durch Be⸗ schlagnahme aller notwendigen Lebensmittel und durch planmäßige Ver⸗ teilung garantiert und dem Lebensmittelwucher durch entsprechende be⸗ hördliche Maßnahmen gesteuert werden. Wir erheben aber auch in dieser Stunde wiederum unsern Einspruch gegen Eroberungspläne, die darauf ausgehen, andere Völker zu vergewaltigen. Dadurch würden die natio⸗ nale Kraft und die Einheit des Deutschen Reiches, seine Beziehungen nach außen dauernd geschädigt und der Keim zu neuen Kriegen gelegt werden. Das deutsche Volk und seine Verbündeten haben unvergleich⸗ lich Großes vollbracht. Es ist ihnen gelungen, nicht nur der Ueber⸗ macht ihrer Gegner zu begegnen und den angedrohten Untergang ab⸗ zuwehren, sondern auch die von Osten drohende ungeheure Gefahr für die gesamte westeuropäische Kultur weit zurückzuwerfen. Keinem unserer Gegner, keiner Koalition wird es gelingen, das deutsche Volk niederzuzwingen und seine Entwicklung zu hemmen. Der Reichskanzler hat es am 9. Dezember ausgesprochen, daß er bereit sei, in eine Dis⸗ kussion über Friedensangebote einzutreten, die der Würde und der Sicherheit Deutschlands entsprechen. Er hat die Verantwortung ab⸗ gelehnt für die Fortsetzung des Elendes, von dem Europa und die Welt erfüllt ist. Wir wünschen auf unserer Seite, daß das deutsche Volk jede Möglichkeit zu Friedensverhandlungen ergreift, denn Deutsch⸗ land ist durch seine Stärke gegen jede Mißdeutung seiner Friedens⸗ bereitschaft gesichert. Nur so koͤnnen die unveräußerlichen Gebote der Menschlichkeit erfüllt werden.

Abg. Geyer (Soz.): Im Namen von 19 meiner Fraktions⸗ kollegen habe ich folgendes zu erklären: Die militärische Diktatur, die rücksichtslos alle Friedensbestrebungen und die freie Meinungsäußerung zu ersticken sucht, macht es uns unmöglich, außerhalb des Hauses unsere Stellung zu der Kreditvorlage zu begründen. Wie wir die Er⸗ oberungspläne, die von den Regierungsvarteien anderer Länder auf⸗ gestellt werden, mit aller Kraft bekämpfen, so wenden wir uns mit derselben Entschlossenheit auch gegen dasselbe Treiben der Annexions⸗ politiker unseres Landes, die in gleicher Weise das stärkste Hindernis für die Einleitung von Friedensverhandlungen sind. Diese gefährliche Politik hat der Reichskanzler am 9. Dezember, als er zu der sozial⸗ demokratischen Interpellation das Wort ergriff, nicht von sich ge⸗ wiesen, er hat ihr vielmehr Vorschub geleistet. Die sämtlichen bürger⸗ lichen Parteien haben in Unterstützung seiner Ausführungen ausdrück⸗ lich Gebietserwerbungen verlangt. Erfolgversprechende Friedensver⸗ handlungen sind nur möglich auf der Grundlage, daß kein Volk ver⸗ gewaltigt, die wirtschaftliche und politische Selbständigkeit jedes Volkes gewahrt und allen Eroberungsplänen jeder Art entsagt wird. Unsere Landesgrenzen und unsere Unabhängigkeit sind gesichert, ein Wiedereinbruch feindlicher Heere droht uns nicht, wohl aber geh unser Reich wie das übrige Europa bei Fortsetzung des Krieges der Gefahr der Verarmung und der Verwüstung seiner Kultur entgegen. Der deutschen Regierung fällt es zu, da Deutschland sich mit seinen Verbündeten in der günstigen Kriegslage befindet, den ersten Schritt zum Frieden zu tun. Von der sozialdemokratischen Partei ist die Regierung aufgefordert worden, ein Friedensangebot zu machen; der Reichskanzler hat dies schroff abgelehnt. Der entsetzliche Krieg geht weiter, jeder Tag schafft neue unsägliche Leiden. Eine Politik, die nicht alles tut, um diesem namenlosen Elend Einhalt zu gebieten, eine Politik, die in ihrer gesamten Betätigung in schreiendstem Gegen⸗ satz zu den Interessen der breiten Massen der Bevölkerung steht, zu unterstützen, ist uns unmöglich. Unseren Wunsch, dem in allen Ländern hervortretenden Friedensbedürfnis einen kräftigen Antrieb zu geben, unseren Friedenswillen, unsere Gegnerschaft gegen Eroberungs⸗ pläne können wir nicht vereinbaren mit der Zustimmung zu den Kriegskrediten. Wir lehnen die Kreditvorlage ab.

Da sich niemand mehr zum Worte gemeldet hat, wird die Vorlage unverändert unter lebhaftem Beifall angenommen. Dagegen stimmt eine Minderheit der Sozialdemokraten, u. a. die Abgg. Dr. Cohn, Dr. Herzfeld, Ledebour, Bock, Pfannkuch, Stadthagen, Dr. Liebknecht, Wurm, Zubeil, Rühle, Vogtherr, Geyer, Kunert.

Die Vorlage wird darauf auch sofort in dritter Lesung ohne Debatte endgültig genehmigt.

Der Reichshaushaltsausschuß hat hinsichtlich der Familienunterstützungen beantragt:

den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, in der Regelung der Familienunterstützungen folgende Verbesserungen ein⸗ reten zu lassen:

en Staatsanzeiger. 1915.

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1) Die Familienunterstützung ist zu gewähren, wenn nach der laufenden Steuerveranlagung das Einkommen in den Orten der Tarifklasse E 1000 und weniger, in Orten der Tarifklassen C und D 1200 und weniger und in Orten der Tarifklassen K und B 1500 und weniger beträgt. Der Anspruch besteht nicht, wenn der zum Militärdienst Eingezogene an w3”— Einkommen keinen Ausfall erleidet. . 1

2) Die Zuschüsse des Reiches und der Einzelstaaten an die Lieferungsverbände zur Erhöhung der Familienunterstützung sind nach der Leistungsfähigkeit der Lieferungsverbände fest⸗ zusetzen. 3) Die Bestimmung ist zu trefsen, daß die Aufsichtsbehörde in

Fällen die Zahlung der Familienunterstützung anordnen ann.

Namens der Petitionskommission liegt der Antrag vor, die auf Familienunterstützungen bezüglichen Petitionen dem Herrn Reichskanzler zur Erwägung zu überweisen.

Berichterstatter Abg. Gräaf von Westarp (dkons.) begründet unter großer Unruhe des Hauses diese Anträge: Der Antrag unter Nr. 1 hat den Zweck, bestimmte Normen für die Unterstützungsfälle aufzustellen, um den Unterstützungsbedürftigen einen festen Anspruch auf eine angemessene Lebenshaltung zu gewähren. Von allen Seiten in der Kommission und auch von seiten der Regierungsvertreter wurde aber zum Ausdruck gebracht, daß die Grenzen in Nr. 1 nicht etwa den Sinn haben sollen, daß darüber hinaus Unterstützungen nicht ge⸗ währt werden dürfen; im Gegenteil, es wurde ausdrücklich bemerkt, daß alle einzelnen Unterstützungsfälle wie bisher in weitherziger und wohl⸗ wollender Weise geprüft und die Familienunterstützungen nach der Bedürftigkeit gewährt werden sollen. Nach der Nr. 2 sollen die Zu⸗ schüsse des Reichs und der Einzelstaaten so festgesetzt werden, daß die Lieferungsverbände nach ihrer Leistungsfähigkeit die Familienunter⸗ stützungen erhöhen können. Bei der Nr. 3 wurde von der Anregung einer Beschwerdeinstanz abgesehen, weil diese die Verhältnisse auch nicht besser beurteilen könne, als die örtlichen Instanzen. Die Kom⸗ mission einigte sich dahin, daß die Kommunalaufsichtsbehörde in Aus⸗ nahmefällen die Unterstützung anordnen kann.

Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Delbrück:

Die Familienunterstützungen sollen möglichst gleichmäßig und weit⸗ herzig gewährt werden. Die in der Kommission gehegten Wünsche sind im Einvernehmen mit der Reichsleitung formuliert worden und werden bei der Ausarbeitung einer neuen Bundesratsverordnung be⸗ rücksichtigt werden. Wir werden die vorgetragenen Wünsche in die Tat umzusetzen suchen. Es gereicht mir zur besonderen Freude, diese Er⸗ klärung abgeben zu können. Ich hoffe, daß wir zusammen mit dem Reichstag den Familien unserer braven Krieger damit eine Gabe auf

den Weihnachtstisch legen können. (Lebhafter Beifall.)

Die Anträge des Reichshaushaltsausschusses und der Petitionskommission werden darauf ohne weiter⸗ Diskuss einstimmig angenommen. 8

Damit ist die Tagesordnung erledigt.

Präsident Dr. Kaempf: Unsere vor Beginn der Weihnachts⸗ ferien zu erledigenden Arbeiten sind beendet. Für die Fortsetzung unserer Tagung im Januar hat in langen und anstrengenden Sitzungen der Ausschuß für den Reichshaushaltsetat, dem wir mit seinem Vorsitzenden dafür dankbar sind, reichliches Material geliefert. Erledigt haben wir in dieser Tagung die soeben beschlossene Regelung der Fami⸗ lienunterstützungen, die dazu dienen soll, Härten in der bisherigen Handhabung auszugleichen; wir haben zwei wichtige Steuergesetzent⸗ würfe angenommen, die mit dazu berufen sind, trotz der enormen Lasten des Krieges unsere Finanzen für die Zukunft aufrecht und den Reichs⸗ haushaltsetat im Gleichgewicht zu erhalten. Mit Stolz und Genug⸗ tuung haben wir das Resultat der Abstimmung über die neueste Kredit⸗ vorlage von 10 Milliarden gesehen, in welcher Abstimmung mit überwiegender, ja mit erdrückender Majorität (Lebhafter Beifall) der unerschütterliche Entschluß zum Ausdruck gekommen ist, diesen Existenzkampf Deutschlands siegreich, wie er begonnen, zu Ende zu führen. (Lebhafter Beifall.) Wir schicken uns an, in die Weihnachtsferien zu gehen. In diesem Augenblicke bekunden wir unseren heldenmütigen Truppen und ihren genialen Führern, unsern Brüdern und Söhnen im Felde unsere wärmsten Grüße und unsere herzlichsten Wünsche. (Allgemeiner lebhafter Beifall.) Unsere Ge⸗ danken sind in jeder Stunde bei ihnen draußen im Felde, und wir sind uns mit ihnen bewußt, daß wir alle, jeder an seinem Platze, willig die Opfer tragen und bringen müssen, die dieser gewaltige Krieg und Deutschland selbst von uns allen fordert. Nicht minder herzlich und warm sind die Grüße und Wünsche, die wir unseren Verbündeten ent⸗ bieten (Allgemeiner Beifall), unseren Verbündeten, ihren siegreichen Truppen und ihren glänzenden Führern. (Wiederholter Beifall.) Hat doch gerade die letzte Zeit bewiesen, welche Kraft in der Vereinigung der österreichisch⸗ungarischen Armee mit der bulgarischen Armee und mit dem deutschen Heere enthalten ist und wie unwiderstehlich ihre vereinte Kraft gegenüber den Feinden ist. Geht uns doch gerade heute die Kunde zu, daß die Halbinsel Gallipoli von den Engländern gesäubert worden ist (Stürmischer Beifall), eine Kunde, die nicht nur eine militärische und moralische Niederlage Enalands bedeutet, sondern auch einen Triumph der türkischen Waffen. (Wiederholter stürmischer Beifall.) Ihnen allen wünsche ich ein Weihnachtsfest, so gut wie der Ernst dieser schweren Zeit es zuläßt; ich wünsche Ihnen allen ein glückliches Wieder⸗ sehen im neuen Jahre! (Allseitiger Beifall.)

Schluß 12 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag, den 11. Januar 1916, Nachmittags 2 Uhr. (Anfragen; kleinere Vorlagen; Anträge des Ausschusses für den Reichshaushalts⸗ etat zu den Ernährungsfragen.)

Nichtamtliches. (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) G

Großbritannien und Irland.

In der vorgestrigen Sitzung des Unterhauses fragte der Abgeordnete Byles, ob die Regierung aus den neuerlichen Verhandlungen des Deutschen Reichstags und den Reden des Reichskanzlers Anzeichen entnehme, daß bei dem Hauptgegner Stimmung dafür sei, die Austraaung der Fragen, die den Krieg veranlaäßt hätten, vom Schlachtfeld in das Konferenzzimmer zu verlegen, und ob die Regierung ein Eingehen auf solche Stimmung angebracht finde. Der Premierminister Asquith erwiderte, der Fragesteller sei ebensogut, wie der Leiter der Regierung, imstande, seine Schlüsse aus den Reichstagsverhandlungen zu ziehen; er habe seiner Erklärung vom 8. Dezember nichts hinzuzufügen.

Hierauf machte der Minister Llond S wichtige Mitteilungen über die Arbeiten †.. Munitionsamts