1916 / 2 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Jan 1916 18:00:01 GMT) scan diff

an denen des befreundeten osmanischen Reiches Anteil zu haben, und wenn ich die in unserer Mitte erschtenenen hohben Abgesandten jener Macht bitte, der Dolmetsch unserer Gefühle bei ihren Landsleuten

Großbritannien und Irland.

Der Staatssekretär für innere Angelegenheiten Sir John Simon hat dem „Daily Chronicle“ zufolge seine Ent⸗ lassung eingereicht.

Vorgestern abend ist der offizielle Bericht über den Empfang der Abordnung der Amalgamated Society of Engineers durch die Minister Asquith und Lloyd George am 31. Dezember veröffentlicht worden, wobei Asquith den Gesetzentwurf über die Anwendung des Munitionsgesetzes be⸗ sprach. Nach dem „Reuterschen Bureau“ trachtete Asquith die Abordnung von der absoluten Notwendigkeit einer weitergehenden Zusammenarbeit der gelernten mit unge⸗ lernten und halbgelernten Arbeitern zu überzeugen, damit die Regierung genügend Munition herstellen könne und nicht gezwungen werde, große Mengen Munition im Auslande zu kaufen, was die größten fivanziellen Nachteile mit sich brächte. Asquith erklärte weiter, daß die Regierung bereit sei, in diese neue Gsetzesvorlage einige Bestimmungen über Lohntarife und Arbeitsbedingungen aufzunehmen, wenn der Verband alles, was möglich sei, tun wolle, damit das abgeschlossene Ueberein⸗ kommen durchgeführt werde. Die Abordnung nahm eine Ent⸗ schließung an, worin im Namen des Verbandes der Wortlaut der Regierungserklärung angenommen und versprochen wird, bei der Durchführung tatkräftig mitzuarbeiten.

Das Auswärtige Amt hat obiger Quelle zufolge eine neue Abteilung mit dem Namen „Foreign Trade De⸗ partment“ erhalten. Ihre Aufgabe wird sein, das neue Gesetz durchzuführen, das verhindern soll, daß britische Privat⸗ personen oder Gesellschaften mit feindlichen Untertanen oder Firmen im neutralen Auslande Handel treiben.

16 Rußland.

Der Ministerrat hat dem „Rjetsch“ zufolge beschlossen, zur Unterstützung der Familien der Einberufenen weitere 185 Millionen Rubel zu bewilligen. Insgesamt sind nunmehr 834 Millionen Rubel bewilligt.

ELurkei.

Die Regierung bereitet einen Gesetzentwurf vor, durch den das gegenwärtig geltende Zeitrechnungssystem, das zu Verwirrungen Anlaß gebe, abgeändert wird. Der Gesetz⸗ entwurf nimmt für das bürgerliche Jahr den Gregorianischen Kalender mit dem 1. Januar als Jahresbeginn an, das Finanz⸗ jahr wird indessen immer am 14. März beginnen. Die arabische Zeitrechnung mit dem Mondjahr wird als geistliche Zeitrechnung

beibehalten. Griechenland. In der scharfen Protestnote, die die griechische Regierung wegen der Ereignisse in Saloniki an die Regie⸗ rungen der Ententemächte gerichtet hat, heißt es, wie

„W. T. B.“ meldet, u. a.:

Griechenland sehe sich genötigt, gegen die offenbarste und un⸗ menschlichste Verletzung der griechischen Souveränität Ein’ pruch zu erh ben, die mit vollständiger Mißachtung der traditionellen Regeln

des diplom tischen Afylrechts und der allereinfachsten hergebrachten

Heöflichkeit erfolgt sei. h 8. Der General Sarrail hat obiger Quelle zufolge auch den norwegischen Generalkonsul in Saloniki See⸗ felder sowie 1000 Untertanen der den Verbündeten feind⸗ lichen Mächtegruppe verhaften lassen. Das ücksichtslose Anuftreten des Generals Sarrail und die Mißachtung der griechischen Rechte ruft in der ganzen Oeffentlichkeit große Er⸗ bitterung hervor. 1 Wie das „Giornale d'Italia“ meldet, hat der griechische Präfekt von Saloniki im Auftrage seiner Regierung die Ueber⸗ gabe der Konsulats gebäude der Zentralmächte aefordert, der englische und der französische General hätten sie jedoch ent⸗ schieden verweigert. Nach Zeitungsmeldungen soll die Einberufung der Kammer beschleunigt werden und zum 17. Januar erfolgen;

ferner deuten die Blätter die bevorstehende Vertündigung des 8

Standrechts an. 1 Bulgarien. 8

In der Sobranje erklärte im Laufe der Beratung de

Budgetprovisoriums für die ersten sechs Monate des Jahres 1916 der Ministerpräsident Radoslawow laut Bericht der

„Bulgarischen Telegraphenagentur“:

Die Regierung übernimmt die volle Verantwortung für die Maß⸗ nahmen, die für die Ausfuhr von Getreide zu unseren Ver⸗ bündeten und unseren Freunden getroffen sind. Es ist nur zu be⸗ dauern, daß man infolge der Anwesenheit der Engländer und Franzosen in Salonikt nur 60. Waggons auf der Linie Saloniki Oktschilar nach Griechenland schicken konnte, wäh⸗ rend die Regierung 1000 Waggons Eriechenland ver⸗ sprochen hat. Die Regierung ist jederzeit hereit, dieses Ver⸗ sprechen zu erfüllen. Statt den Transport dieser Lebens⸗ mittel zu erleichtern, schaffen die Engländer und Franzosen nur Schwierigkeiten, deren letzte die Verhaftung der Konsuln in Saloniki ist, eine Maßnahme, die durch das Erscheinen vfuticher

e⸗

Flugzeuge über dem englischen und französischen Lager angeblich

gründet wird. Wir haben wegen dieses Gewaltaktes Einspruch erhoben und verlangt, daß Griechenland von seinen Hoheitsrechten Gebrauch mache, denn unsere Koasuln sind nicht bei den Engländern und Franzosen, sondern bei der Regierung Griechenlands beglaubigt. Die Engländer und Franzosen werden jetzt erst gewahr, daß sie sich

im Kriege mit uns befinden.

Der griechische Gesandte Naum hat dem Minister⸗ präsidenten Radoslawow, wie „W. T. B.“ meldet, erklärt, daß Griechenland energisch gegen die Festnahme des hulgarischen Konsuls Einspruch erhoben habe und keine Verletzung seiner Neutralität und Souveränität mehr dulden werde. Radoslawow nahm die Erklärungen mit Genugtuung entgegen und sprach die Hoffnung aus, daß Griechenland und Bulgarien weiterhin d

chbarliches Verhältnis bewahren werde

Montenegro. 1* v““

Das Kabinett hat einer Meldung des „W. T. B.“ zu⸗ folge seine Entlassung eingereicht. Der bisherige Finanz⸗ minister Muschkowitsch ist mit der Neubildung des Mini⸗

steriums beauftragt worden. . Amerika.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ hat der amerikanische Staatssekretär Lansing den Botschafter Penfield in Wien beauftragt, von Oesterreich⸗Ungarn alle Aufschlüsse einzuholen, die dazu dienen können, die Nationalität des

U⸗Bootes festzustellen, das die „Persia“ versenkt hat.

Der indische Nationalkongreß in Bombay hat dem

„Reuterschen Bureau“ zufolge den Antrag der Engländerin Frau Besant, einen indischen Home Rulebund zu gründen, gegen die äußerst heftige Opposition einer Minderheit, der die jüngere Generation der indischen Politiker angehört, abgelehnt.

Auf einer Tagung des Morlenbundes führte der Präsident

einen Krieg mit der Türkei.

würden.

aus, die einzig mögliche Regierungsform für Indien sei die Selbstregierung unter britischer Führung. Der Präsident tadelte, daß die Engländer bei der Regierung des Landes vielfach den indischen Gesichtspunkt außer acht ließen, und forderte, daß den Indiern die hohen Stellen in Heer, Flotte, Diplomatie und Ver⸗ waltung zugänglich gemacht würden, sagte jedoch, daß man mit der Verwirklichung dieser Wünsche bis zum Ende des Krieges warten müsse. Die indischen Mohammedaner wünschten niemals Dies sei das denkbar größte Unglück. Sie wünschten dringend, daß die mohammedanischen Länder beim Friedensschluß nicht in ihrer Würde gekränkt Bei den weiteren Verhandlungen kam es zu heftigen Lärmfzenen, sodaß die Sitzung geschlossen werden mußte. Die Schlußsitzung verlief ruhig, nachdem die opponierende Minder⸗ heit ausgeschlossen worden war. 11“““ 8

1.“ —8*

Alle Widerstand gebrachten

850

russische

jagt.

Kriegsnachrichten.

Großes Hauptquartier, 4. Januar. (W. T. B.) Auf allen Kriegsschauplätzen keine Ereignisse von Be⸗ deutung.

Vorstöße abgewiesen.

Keine besonderen Ereignisse.

Südöstlicher Kriegssch

Bei Mojkovac wurde eine montenegrinische Abteilung,

die sich an das Nordufer der Tara vorwagte, in die Flucht ge⸗ Die Lage ist unverändert. Der Stellvertreter des C von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

8 1

Oberste Heeresleitung.

Wien, 3. Janugr. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:

Russischer Kriegsschauplatz.

An der bessarabischen Front wurde auch gestern den ganzen Tag über erbittert gekämpft. Der Feind setzte alles daran, im Raume von Toporutz unsere Linien zu sprengen. Durchbruchsversuche scheiterten am tapferen unserer braven Truppen. Gefangenen

hefs des Generalstabes.

8ZEE“

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

lungene Erkundungen.

waren, aufgefunden worden. 2 Der den Engländern an der Irakf

Monitor „Selmanpak“ ist vollständig

nach Kut el Amara abgegangen.

einem Torpedo getroffen.

Konstantinopel, 3. Januar. . b quartier teilt mit; An der Dardanellenfront heftige Kämpfe und Bombenwürfe auf dem linken und dem rechten Flügel sowie zeitweise aussetzendes Artilleriefeuer auf der ganzen Linie. Ein feindlicher Kreuzer und ein Monitor zogen sich nach zeit⸗ weiser Beschießung unserer Stellungen wieder zurück. Flieger überflogen die feindlichen Stellungen und machten ge⸗ Bei Ari Burun sind 400 Kisten mit Infanteriegeschossen, die vom Feinde verborgen worden Sonst keine weiteren Ereignisse. ront abgenommene

ergestellt und

London, 3. Januar.

(W. T. B.)

(W. T. B.)

27 Matrosen, G Unter den Offizieren befanden sich der Oberst Bigham und der Amerikaner Grant, der Vertreter der Vacuum Oil Company in Kalkutta. in Aden MoNeely ist ertrunken.

(W. T. B.) Das Haupt⸗

Der Krieg zur See. 1 (W. T. B.) Wie das „Reutersch

Bureau“ meldet, ist der britische Dampfer „St. Oswald“ versenkt worden.

London, 3. Januar. 1 Bureau“ zufolge ist der britische Dampfer „Glengyle“ (9000 Tonnen), von England nach Wladiwostok unterwegs, zwischen Malta und Port Said versenkt worden. Das Schiff hatte 120 Personen, Passagiere und Besatzung, an Bord; alle Personen bis auf drei Europäer und sieben Chinesen wurden

gelandet.

London, 3. Januar. Dampfer „Kenkoku Maru“ (3217 Bruttoregistertonnen, 1914 gebaut) ist versenkt worden. Die ganze Besatzung wurde gerettet.

London, 3. Januar. Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, hat ein Fahrgast des Dampfers „Persia“ folgenden Bericht über den Untergang des Schiffes hierher telegraphiert: Der Dampfer wurde 40 Seemeilen südlich von Kreta von Ein Unterseeboot versuchte Hilfe zu leisten, aber es war unmöglich. Die Boote an Steuerbord konnten wegen Ueberholens des Schiffes nicht zu Wasser ge⸗ bracht werden; im ganzen kamen fünf bis sechs Boote zu Wasser. Die Haltung der Fahrgäste und der Besatzung war vorzüglich; es entstand keine Verwirrung und keine Panik. Vier Rettungsboote wurden, nachdem sie 30 Stunden getrieben hatten, von einem Kriegsschiff aufgenommen; nach den anderen wird in der Umgebung der Stelle, wo der Dampfer gesunken ist, gesucht. Die Ueberlebenden, die gestern abend in Alexandria ankamen, waren den „Times“ zufolge der erste und der zweite Steuermann, 7 Maschinisten, und 59 Passagiere.

namens Rose wurde in Gibraltar an Land gebracht.

Der Ausschuß nahm Kenntnis von der Uebersicht über die Einnahmen und Ansgaben im Rechnungsjahre 1914 und über die Vermögenslage Ende 1914. Er genehmigte nachträglich die im Laufe des Rechnungsjahres 1914 bei zwei Kapiteln der Ausgabe entstandenen Mehrausgaben. Der Vorstand berichtete über die Geschäftsführung in den ersten zehn Monaten des Jahres 1915 und gab, ausgehend von der Allerhöchsten Botschaft vom 17. No⸗ vember 1881, eine Uebersicht über die Entwicklung der Gesetzgebung über die Invaliden⸗, Alters⸗ und Hinterbliebenenversicherung sowie über die Verfassung, Verwaltung, Geschäftslage und die Leistungen der Landesversicherungeanstalt Posen in den ersten 25 Jabren ihres Bestehens. Folgendes ist besorders hervorzuheben: Die Einnahmen an Beiträgen belaufen sich vom 1. Januar 1891 bis 31. Oklober 1915 auf 75 535 859,61 ℳ. Ihnen gegenüber stehen für die gleiche Fet solgende Leistungen der Landesversicherungsanstalt Posen:

Die Zahl der ein⸗ beträgt 3 Offiziere und An der Serethmündung, an der unteren

Strypa, am Kormynbach und am Styr wurden vereinzelte Zahlreiche Stellen der

Nordostfront standen unter feindlichem Geschützfeuer.

Unsere

Dem „Reuterschen

Der japanische

63 Laskaren

Der amerikanische Konsul Ein anderer Amerikaner

Landrats Dr.

An

Wohlfahrtspflege.

Der Ausschuß der Landes versicherungsanstalt Pose bielt am 16. Dezember 1915 unter dem Vorsitz des Königlichen seine ordentliche Sitzung ab. Vorsihende des Vorstandes, Landes⸗

hauptmann von Heyking und Mitglieder des Vorstandes kil.

aus Gostyn

81““

. 38 460 000 6 920 000 2 700 000 zusommen 48 080 900 dazu der Reichszuschuß bis Ende 1915 mit 30 220 000 mithin Gesamtleistungen. 78 300 000 ℳ.

Rentenzahlungen rd 5 1““ Aufwendungen für das Heilverfahren Beitragserstattungen..

Am 31. Oktaber 1915 waren 6 527 929 Quittungskarten in Ver⸗

wahrung der Landeepersicherungsanstalt Das Vermögen der Anstalt betug am 31. Sklober 1915 30 210 916 56 ℳ. Der Aus'chuß stellie sodann nach den Vorschlägen des Vorstands den Hausbalts⸗ plan der Kronprinz⸗Wilhelm⸗Volksbeilstätte bei Obornit für 1916 in Einnahme und Ausgabe auf 231 600 ℳ, den Vwranschlag der Landes⸗ versicherungsanstalt für 1916 in Einnahme und Ausgabe auf 5 792 000 sest. Der Voranschlag träat der durch den Krieg geschaffenen Lage

wiederum in weitgehender Weise Rechnuna. Es sind unter dem Ausgabe⸗

titel „Allgemeine Maßnahmen gemäß § 1274 der Reichsversicherungsord⸗ nung“ auch 500 000 für Zwecke der Kriegswohlfahrts⸗ pflege vorgesehen, und zwar für den gesundheitlichen Schutz der Krieger und ihrer Familien sowie zur Berufsberatung und Berufs⸗ ausbildung von Kriegsbeschädigten 425 000 ℳ, zur Bekämpfung von gesundheitlichen Gefahren und Notständen in der versicherungspflichtigen Bevölkerung 75 000 ℳ.

Bedeutung und Beruf der Arbeitsnachweise im Krieg und Frieden. ;

Ueber den Wert und die Vorzüge oder Mängel der Arbeite⸗ nachweise und über ihre zweckmäßige Organisation wird immer noech lebhaft gestritten. Einen Beitrag zu dem Streit über die Berechti⸗ aung öffentlicher Arbeitsnachweise und zugleich zur Geschichte der Arbeitsvermittlung liefert das vor kurzem erschienene sehr lehrreiche und beachtenswerte Buch „Ein deutscher Arbeitsnachwets in seiner geschichtlichen Entwicklung“ von Dr. E. Graack (151 Seiten, Preis 2,50 ℳ, Verlag von C. Heinrich, Dresden⸗N.), in dessen erstem Teil man die „Entstehung der öffentlichen gemein⸗ nützigen Arbeitsvermittlung in Dreoden (1841—1909)“ verfolgen kann, während im zweiten Teil die „Wirtsamkett des öffentlichen Arbeits⸗ nachwelses in Dresden in den Jahren 1910—1915 (Zen tralnachweis)“ und alle inneren Einrichtungen dieses vorbildlichen Zentralarbeits⸗ nachweises genau beschrieben und gewürdigt sind. ⸗Man kann den ganz neuartigen Dresdner Zentralarbeitsnachweis „vorbildlich und bahnbrechend“ nennen, weil er sich nicht auf die Großstadt Dresden beschränkt, sondern die ganze Kreishauptmann⸗ schaft Dresden mit einer Fläche von 4336,9 qkm und mit einer Wohnbevölkerung von rund 1 350 000 Köpfen umfaßt. Gegenüber dem bisheripen Zustande der deutschen Arbeits⸗ vermittlungsstellen besteht die wichtige Neuerung dieser sächsischen kretshauptmannschaftlichen Zentralstelle für Arbeitsnachweis haupt⸗ sächlich in der erreichten werktägigen und versöhnlichen Mitarbeit von Regierung, Stadt⸗ und Landgemeinden, gesetz⸗ lichen Vertretungen von Handel,. Gewerbe und Land⸗ wirtschaft und verschiedenen freiwilligen Vereinigungen von Unternehmern und Arbeitnehmern eines größ ren Re⸗ gierungsbezirks. Innerhalb dieses Bezirks vollzieht sich gegen⸗ wärtig auch ein seyhr zweckmäßiger Austausch von Erfahrungen und Statistiken mit den im Bexuirk schon vorhandenen Arbeits⸗ nachweisen zum Zwecke einer einheitlichen Regelung der Arbeite vermittlung sowie der Förderung der Arbeits⸗ marktstatistik. Es ist dem Hauptanreger dieser wichtigen Ver⸗ waltungsneuerungen, dem ehemaligen Kreishauptmann Dr. Rumpelt, nur mit Hilfe großer Geduld und Ausdauer gelungen, nicht bloß die verschiedenen amtlichen Korporat onen und freien Vereine, sondern auch die beteiligten Unternehmer⸗ und Arbeiterkreise unter einen Hut zu bringen. Das noch im Frieden begonnene Werk hat mit dem Bei⸗ stande vieler Kräfte auch im Kriege einen überraschenden Aufschwung genommen. Der Dresdner Zentralarbeitsnachweis hat sich nicht auf sein eigenes Verwaltungsgebiet beschränkt, sondern auch in den übrigen Kreishauptmannschaften des Königreichs, wo der öffentliche Arbeits⸗ nachweis noch nicht in der Weise wie in Dresden ausgebaut ist, helfend eingegriffen und in dem ersten Kriegshalbjahr aus dem Köntgreich Sachsen 22 327 Festungsarbeiter der deutschen Heeresleitung überweisen können. Einem jeden nachgewiesenen Arbeiter sind von der Heeres⸗ verwaltung läglich mindestens 4 und je nach Beruf auch 6, 8 und bis 10 als Vergütung gezahlt worden, während in den Heimats⸗ orten der nachgewiesenen Arbeiter zusammen Millionen für Arbeits⸗ losenunterstützungen erspart worden sind. Das Graacksche Buch wird nicht nur staatlichen Behörden und Gemeinden, sondern vor allem auch den vielen Beamten von Arbeitsnachweisen wichtige Dienste leisten können, weil es auch die anzuwe denden Grundsätze und die technischen Einrichtungen umsichtig beleuchtet, die die Förderung des Gemeinwohls bezwecken.

Nr. 54 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 31. Dezember hat folgenden Inbalt: Handels⸗ und Gewerbewesen: Wiederholung der Anzeige der Bestände von Verbrauchszucker. Aenderung der Groß⸗ und Kleinhandelspreise für Margarine und Speisefette. Militär⸗ wesen: Verleihung der Berechtigung zur Ausstellung von Zeugnissen über die Befähigung für den einjährig⸗freiwilligen Militärdienst.

Gesundheitsamts“ vom 29. Dezember 1915 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Gesetzgebung usw. (Preußen.) Cholera. (Oesterreich.) Hämoglo⸗ binämie. Cholera⸗Merkblatt. Cholera⸗Bazillentrager. (Schweiz. Kant. Waadt.) Unterleihstyphus. (Kant. Genf.) Ee⸗ sundbeitsdienst. Tierseuchen im Deutschen Reiche, 15 Dezember. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desagleichen in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhausern deutscher Großstädte. Desgleichen in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Titelblatt und Inhaltsverzeichnis liegen dieser Nummer bei.

im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 31. Dezember hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 9. De⸗ zember 1915, betr. Abkürzung der Wartezelt in der Angestellten⸗ versicherung. Nachrichten.

2*

Nr. 52 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen

Nr. 32 des „Eisenbahnverordnungsblatts“, veeregegecn b

Statistik und Volkswirtschaft.

Der Wanderlagerbetrieb und seine Besteuerung in Preußen in den Jahren 1909 bis 1913.

Nach einer Uebersicht über die Zahl der steuerpflichtigen Wander⸗ lagerbetriebe und die Ergebnisse der Wanderlagersteuer 1n Preußen in den Jahren 1909 bis 1913, die das Königliche Statistisch⸗ Landesamt in der „Stat. Korr.“ veröffentlicht, hat in den Jahren 1912 und 1913 in Preußen der Wanderlagerbetrieb (d. h. das vorübergebende, nicht im Markt, oder Meßverkehr erfolgende Feilbieten von Waren durch den Inhaber eines Warenlagers außerhalb seines Wohnorts und ohne Begründung einer gewerblichen Niederlassung von einer festen Ver⸗ kaufsstätte aus) beträchtlich abgenommen. Während im Jahre 1909 1091, t J. 1910 1070 und i. J. 1911 1097 auf Grund des Gesetzes

vom 27. Februar 1880 steuerpflichtige Wanderlagerbetriebe gezählt

wurden, sank deren Zahl 1912 auf 989 und 1913 weiter auf 851. Demgemäß verringerte sich der Steuerertraz von 59 015 i. J. 1909, 53 770 i. J. 1910 und 56 375 i. J. 1911 auf 46 730 uℳ i. J. 1912 und 42 623 i. J. 1913. In dem Zeitraum von 1909 bis 1913 ist also die Zahl der steuerpflichtigen Betriebe um 22 %, der

Steuerbetrag sogar um 27,8 % zurückgegangen.

Es entfielen von den steuerpflichtigen Wanderlagerbetrieben (B.)

ben ge S .vegüe Wanderlagersteuer in Mark (St.) 5 sa se 8 1909 1910 1911 1912 1913 8 (B. 147 112 103 88 88 I. über 50000 ‧.*J 50 [S 12000 10 340 11 700 8400 7950 II. über 10 000 bis! 40 (8 300 307 274 227 195 50 000 1 St. 16 200 16 400 13 710 11 240 9 653 III. über 2000 bis 40 [B. 316 314 347 285 276 10 000 [St. 18,850 15 100 17 340 14 040 14 240 IV. bis 2000 einschl.) 30 (8. 328 337 373 389 292 Landgemeinden*), St. 11 965 11 930 13 625 13 050 10 780. Hiernach war von 1909 bis 1913 der Rückgang der Zahl der Be⸗ triebe wie des Steuerertrags in den Städtegruppen I und II mit 30 bis 40 % erheblich stärker als in den Gruppeg III und IV mit 10 bis 25 %, am geringsten in der die kleinsten Städte, alle Land⸗ gemeinden und von Hohenzollern Stadt und Land umfassenden Gruppe IV (mit rund 10 %). 8 Die in diesen Zahlen mitenthaltenen Fälle, in denen das Wander⸗ lager im Wege der Versteigerung vertrieben wurde sog. Wanderaukttonen und daher die Wanderlagersteuer nicht, wie bei den übrigen Betrieben, für jede Woche der Dauer des Wander⸗ lagerbetriebs, sondern für jeden Aukttonstag zu zahlen war, waren nicht häufig; ihre Zahl betrug 1909: 5, 1910: 4, 1911: 5 v- und 1913: je 3. Die hohe Besteuerung wickt offenbar ein⸗ ränkend.

*) sowie allgemein auf die Hohenzollernschen Lande.

Zur Arbeiterbewegung. Zwischen dem Arbeitgeberverband der Holzindustriellen

in Lübeck und dem Holzarbetterverband, Zahlstelle Lübeck, ist,

wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, folgende Vereinbarung über die Wieder⸗ beschäftigung kriegsbeschädtgter Holzarbeiter getroffen worden: Kriegsbeschädigte Holzarbeiter haben in erster Linte Anspruch, in ihrem bisherigen Berufszweige und möglichst auch in demselben Betriebe, ig dem sie zuletzt beschäftigt waren, eingestellt zu werden. Sofern die Beschäftigung in dem erlernten Berufe nicht mehr in Frage kommt, ist auf anderweitige geeignete Unterbringung der Kriegsbeschädigten hinzu⸗ arbeiten (z. B. als Aufsichts⸗ und Bedienungepersonal in Kontor und Maschinenräumen, auf Lagerplätzen usw.). Zur Beratung der Kriegs⸗ beschädigten ist eine Kommission von drei Arbeitgebern und dret Arbeit⸗ nehmern eingesetzt. Als Lohn gilt der Tartf. Eine geringere Ent⸗ lohnung besonde s unter Bexufung auf die dem Verletzten zuerkannte Rente ist unzulässig. Die Vertragschließenden wollen bei den Be⸗ hörden dahin wirken, daß Arbeiten nur an solche Firmen vergeben werden, die die zwischen den Organisationen zugunsten der Kriegs⸗ beschädigten getroffenen Vereinbarungen ecfüllen.

11q EE1’“

Kunst und Wissenschaft.

Bei Schulte sah man in der letzt’n Zeit altbekannte Bllder⸗ Das heißt: die Bilder waren neu, sie sagten aber über ihre Schöpfer nichts Neues aus und man glaubte bei vielen, sie schon einmal ge⸗ sehen zu haben. J. P Junghanns und Alexander Köster zeigten in ihrer üblichen Art Tierbilder. Die Kühe und die Weide⸗ pläte, die Junghanns malte, sind gut, ohne an ähnliche Darstellungen Heinrich von Zägels heranzureichen oder sie gar in traendeiner Be⸗ zitehung zu übertreffen. Alexander Köster wird nicht müde, sich im Wasser tummelnde Enten zu malen, die er kräftig herausmodelliert und deren Bewegungen er scharf beobachtet. Von Rudolf Sieck sah man eine Reihe seiner empfindungsvollen Landschaftsbilder, die mehr gezeichnet als gemalt sind. Auch diesmal ent⸗ zückten diese zarten Schöpfungen wieder durch die bunte Pracht blühender Wiesen und den Glanz duftiger Wolken, durch die Art, wie der feingliedrige Wuchs junger Bäume und die klaren Linien der Landschaft gefühlvoll wiedergegeben sind. Auch G. Mossons Stilleben, die sich aus dicht nebeneinandergestellten reifen und üppigen Blumen zusammensetzen, kennt man schon zur Genüge von anderen Ausstellungen her. Ste sind sehr wirkungevolle Zierstücke; die breite, dickflüssige Ausführung läßt aber bezweifeln, ob bei längerem Zusammenleben mit diesen Bildern ihr schöner Eindruck Dauer haben wird. Ein großes Hafenbild von Theodor Hummel, das von ziehenden Dampfwolken durchwogt ist, und ein paar in tiefen glühenden Farben gehaltene venezianische Ansichten sind gute Leistungen dieses begabten Künstlers, der bei dem Streben nach stärkerer Farbig⸗ keit nichts von seiner alten Feinheit eingebüßt hat. Füͤr die Schilderung der Isarlandschaft fand R. Pietzsch vor Jahren einen eigenen Ton, an dem er noch immer festhält, ohne daß seine Kunst dabei reicher und klräftiger geworden ist. Auch die ein wenig trockenen und nüchternen Landschaften Richard Kaisers, die man augenblicklich bei Schulte sieht, enthalten nichts, was nicht schon in seinen früheren Werken ganz ähnlich enthalten war. Philipp Franck verstärkt mit einer Reihe kraftvoller Landschaften den guten Eindruck, den man unlängst in der „Secession“ und in der letzten Akademteausstellung von seiner Kunst empfangen hat. Auch hier fehlt zwar seinen Taunusland⸗ schaften die letzte Wichtigkeit, der zarte Hauch und Glanz der Luft. Auf dem „Fernblick im Taunus“ sind die Toͤne in der Landschaft nicht ab⸗ gestuft und es fehlt daher diesem weiten Blick die überzeugende räumliche Tiefe. Wenn es Franck gelingt, den Eindruck nebenetnanderklebender öͤliger Farben zu verwischen, dann können seine temperamentvollen Gemälde den besten Werken der jetzt lebenden Berliner Maler zu⸗ gezählt werden. An die Landschasten, von denen das Fruhltngsbild die beste malerische Lösung darstellt, reichen Francks hier gezetate Innenbilder bei weitem nicht hetan. Von Pyilipyp Helmer (†) sieht man eine große Anzahl Bilder, die wahrscheinlich viel Beifall fiaden werden, da sie zum Teil stark an Laibl erinnern. Denn alles, was mit diesem augenblicklich maßlos überschätzten (und übe zahlten) guten Tochniker zusammenhängt oder an ihn erinnert, ist jetzt in „modern“ gesinnten Kunstkreisen hoben Lobes sicher. Spaßbaft dabei ist, daß auf diese Weise Verneeter der altmeisterhaft autge⸗ machten Ateliermalerei gerade von jenen Anhängern des Im⸗ pressionsemus gefeiert werden, die damals, als die Freilicht⸗ malerei auffam, nicht wütend genug gegen die dunklen Galerie⸗ töne dieser Maler antämpfen konnten und dabei die heute wieder gepriesene Kultur des malerischen Vortrags übersahen. Die Kunst Ph. Helmers, der in duntlem Tone ländliche Vorgänge festhält, ist snill und bescheiden und seine Malweise ist zait und gepfl gt. Immerhin fritt in jenen Gemälden, deren Motive am särksten von 138 beeinflußt sind eine Spinnerin in einer Stube und ein EEETEqEEI1A“

G

8

Abstand zwischen Helmer und dem bedeutenderen Leibl deutlich genug zutage. Von H. Autengruber sei schließlich noch ein Herren⸗ bildnis mit wirkungsooll angeordnetem Beiwerk als ansprechende Leistung genannt. Dr. Pl.

Die Gesellschaft für Erdkunde in Berlin hält eine All⸗ gemeine Stzung am Sonnabend, den 8. d. M., Abends 7 üige In⸗ großen Saale des Architektenhauses (Wilhelmstraße 92). Der Pro⸗ fessor Dr. Franz Koßmat⸗Leipzig, Direktor der Geologlschen Unter⸗ suchung de Köniareichs Sachsen, wird (als Gast) über „die Julischen Amppen und der Isonzo“ (mit Lichtbildern) sprechen. 89.

Literatur.

Deutsche Abwehr französischer Verleumdungen.

GEs ist eine Eigenart des gegenwärtigen Weltkrieges, daß er auch ein Kampf gegen die gesamte deutsche Kultur geworden ist. Frank⸗ reich war es aber vorbebalten, ihn auf das Gebset der Religion aus⸗ zudehnen. Sein Anariff erfolgte durch das Buch: La Guerre Allemande et le Catholieisme. Es war nicht etwa ein unverantwortliches Mochwerk üvberspannter Freischärler, sondern eine planmäßige Arbeit weiter und maßgebender Kreise. Selbst Bischöfe und Kardinäle haben sich an diesem Verleumdungsfeldiug beteiligt. Alsbald nach dem Erscheinen des Buches haben die Kardinalerzbischöfe von Cöln und München im Namen des ganzen deutschen Episkopats dem Kaiser ihre „Empörung“ und „schmerzliche Entrüstung“ über „die Verunglimpfungen des deutschen Vaterlandes und seines glorreichen Heeres“ in dem französischen Buche ausgesprochen. Der von Professor Rosenberg veröffentlichten eindrucksvollen ersten Abwehrschrift ist kürzlich eine von zwanzig deutschen Gelehrten, darunter vielen führenden Männern, verfaßte zweite Kundgebung gefolgt. Das von Professor Pfeilschifter bei Herder in Freiburg i. Br. unter dem Titel „Deutsche Kultur, Katholizismus und Weltkrieg“ herausgegebene stattliche Werk umfaßt folgende Ab⸗ schnitte: Die literarische Kriegserklärung der französischen Katboliken (Mausbach). Recht und Notwendigkeit des Weltkrieges (Finke). Ist der Krieg ein Religfonskrieg? (Schrörs). Die Gottesverehrung im deutschen Volke (Lsppert). Belgtens Neutralität und ihr Untergang (Ebers). Dte deutsche Philosophie und der Weltkrieg (Sawicki). Der Krieg und die Lüge (Meister). Zur Psychologie der Greuelaussagen (Swi⸗ talski). Kunst und heilige Stätten im Krieg (Sauer). Seelsorge und religtöses Leben im deutschen Heere (Pfeilschifter). Deutsche und französische Kriegs⸗Hirtenbriefe (Knöpfler). Der französische und der deutsche Kulturkampf in ihren Ursachen und Folgen (Platz). Katho⸗ ltzismus und Protestantismus im gegenwärtigen Deutschland (Kiefl). Kaiser, evangelisches Kaisertum und katholische Kirche (Hoeber). Deutsche Weltherrschaft? (v. Grauert). Staat, politische Freiheit unid Militarismus in Deutschland (Briefs). Deutsche soztale Kultur (A. Pieper). Das Allgemeinmenschliche in deutscher Art und Kunst (Muth). Unsere reltgiöe Kultur (von Faulhaber). Das katholische Deutsch⸗ land und die Heidenmission (Schmidlin). Leicht wird den deutschen Forschern diese Arbeit nicht geworden sein. Einem von ihnen ist sogar bei Widerlegung der französischen Schmähschrift das Wort des Doktor Faust von „der Spottgeburt aus Dreck und Feuer“ in die Feder geflossen. Was auch begreiflich ist; denn es ist noch nicht das Schlimmste an diesem Werke, daß eine Unzahl angeblicher roher Schandtaten unserer Truppen geschildert und daß sie auf Grund einseitiger parteiischer Unterlagen als feststebende Tatsachen ange⸗ nommen und ausgebeutet werden. Diese Vorgäage werden vielmehr als das deutsche System und die grundsätzliche Kriegsmethode der Deutschen hingestellt. Sie sollen die charatkteristischen Zeichen eines „anttrettgiösen Sadismus“ und eines „satanischen Hasses“ an sich tragen und geboren sein aus einer Philosophie, die alle Grundsätze von Recht und Moral verleugnet und brutale Macht und Willkür auf den Thron erhoben hat. Germanische Selbstüberhebung wolle die roma⸗ nischen Völker „ausrotten“ und den „Katholizismus vernichten“. Da⸗ gegen bedeute Frankreichs, der treuesten Tochter und Avantgarde der Kirche, Sieg den Wiomph der katholischen und christlichen Idee. Heute, wie zu den Z iten Jeanne d Arcs, gelte der Spruch: „Wirer Frankreich rämpfen, heißt wider Gott kämpfen“. Das sind Proben aus den tanatischen Ergüssen des fanzösischen Buches. Man muß immer wieder fragen, wie solch ein Pamphlet von sonst ernst zu nehmenden Männern ausgehen konnte? Einer der Mit⸗ arbefter der zweiten deutschen Abwehrschrift deutet die Lösung an. Es ist zunächst die erstaunliche französische Unkenntnis von Land und Leuten in Deutschland. Durch Erztehung, Schule und Literatur ist der Bevölkerung systematisch ein Zerrbiid von uns bei⸗ gebracht worden. Za dieser an sich schon verkehrten Auffassung, die dem Eindringen von Lügen über uns Tür und Tor öffnete, traten seit Beginn des Krieges die emseltige Nachrichten⸗ vermittelung und eine fortgesetzte Brunnenvergiftung durch die mit englischem Gelde erkaufte Presse. Sie hat in der leichtgläubigen und phantastischen französischen Bevölkerung einen fruchtbaren Boden ge⸗ funden. Dazu kommt, daß die dämmernde Erkenntnis, ein großer wütschaftlicher, finanzteller und polnischer Zusammenbruch könne die Folge des Krieges sein, den Geist des eitlen französischen Volkes stark erregt. Alles das macht es verständlich, daß eine sonst unbegreifliche und handgreifliche Kritiklosigkeit sich seiner bemächtigt aben.

Die vortrefflichen Darlegungen des jüngst veröffentlichten deutschen Werkes, das zu den besten Erscheinungen unserer Kriegsliteratur zäbhlt, verdienten schon im einzelnen aufgewiesen zu weirden. Dazu ist aber hier nicht der Ort. Nur eins soll zusammenfassend herorgehoben werden: Wer über die Frage noch Aufschluß sucht, warum Deutschland in diesem Ringen der Völker siegt und einer noch schöneren, gesegneteren Zukunft ent⸗ gegensieht, während Frankreich unterltegt und seiner nach dem Kriege bitteres Erwachen aus liebevoll genährten Revancheträumen wartet, der lese die französische Anklageschrift und ihre deutsche Abwehr. Erstere eine trübe Mischung von Un⸗ wissenbeit, Oberflächlichkeit, Mangel an Selbsterkenntnis und leidenschaftlicher Sucht zur Uebertreibung, wenn nicht gar zu bewußter Entstellung, die deutsche Veröffentlichung dagegen gründlich und sicher, ruhig abwägend, getragen von strenger Wahrheitsliebe, die den Balken im eigenen Auge nicht übersieht. Gewissenhafte deutsche Ehrlichkeit auch hier im Kampfe gegen Unwahr⸗ haftigkeit, die selbst vor den vergifteten Waffen der Lüge und Verleumdung nicht zurückschreckt. Höchst! bedauerlich ist es, daß selbst kirchliche. Würdenträger dem „unrühmlichen Do⸗ kument latenter Verletzung der Wahrhaftigkeit“ durch aus⸗ zugsweise Einfügung ihrer „mit unwahren Beschuldigungen und grundlosen Anklagen verunzierten; Hirtenbriefe ein kirchliches Ansehen geliehen haben. Wenn das am grünen Holze geschieht, was soll dann am dürren werden? Die volle Verschiedenheit deutschen und französischen religiösen Fühlens, Denkens und Arbeitens tritt in der Gegenüberstellung der beiderseitigen bischöftichen Kriegshirtenbriefe handgreiflich zutage. In den Sendschreiben der französischen Bischöfe ertönen nationaler Chauvintsmus und völkererregende Leldenschaft. In den deutschen vernehmen wir die Tiöstungen der Reltgion, die Mahnung zu ernster Selbiterkenntnts und wahrer inneren Läuterung. Auf dem Wege von den französischen zu den deutschen Kriegshirtenbriefen glaubt man in der Tat „aus dem Nebel der Niederung zur Höhenluft der Berge emporzusteigen“. Die Mitarbeiter der zweiten deutschen Ab⸗ wehrschrift haben ein verdienstvolles vaterländisch’s Werk getan. Möge es im Inland fleißig gelesen werden, vor allem aber im neutralen Ausland wetteste Verbreitung finden und dort aufklärend wirken über deutsche Kultur, deutsche Religtesttät und ehrliche deutsche Acbeit.

Das Januarheft der von Richard Fleischer herausgegebenen „Deutschen Revue“ hat folgenden Inhalt: Brief einer Baltin. Prof. Dr. Rudolf von Scala: Otto von Bülow. Ein Mitarbeiter Bismarcks beim deutsch⸗österreichisch⸗ungarischen Bündnis. Dr. Wil⸗ helm Fraknéi, Titularbischof von Arbe: Kritik des Dreibundvertrags.

8 *8 1 . 8“ „Jugenderinnerungen“ nebst einigen Briefen von Anton von Werner. Aus seinem Nachlaß der Deutschen Revue“ zur Verfügung gestellt. Dr. Freiherr von Jettel: Wofür kämpfen Frankreich und Rußland noch⸗ Prof. Czerny (Heidelberg): Uriache und Zele des Krieges 1914/15 Prof. Dr. Hugo Ribbert (Bonn): Alkohol und Krankheit. Donna Laura Minghettt. Ueber die Kriegsmacher. Brief eines ge⸗ wesenen Ministers. Friedrich Delitzsch: Die Welt des Prof. August Fournier (Wien): 1812 und 1915. Em Wort zu Krieg und Frieden. Der Feldberr Hindenburg. Politische und unpolitische Erinnerungen aus Rumänten. Der Zusammenbruch Serbiens und

österreichisch⸗ungarischen Diplomaten a. D.). H. Wittmock: Die Durchluchung neutraler Schiffe durch englische Behördem Literarische Berichte. Eingesandte Neuigkeiten des Büchermarktes.

Das Januarheft der „Deutschen Rundschau“ (heraus⸗ gegeben von Dr. Bruno Hake, Verlag Gebrüder Paetel, Berlin) bringt an erster Stelle einen Beitrag von Ernst Günther, Herzoq zu Schleswig⸗Holstein, über Selbstver waltung und Krieaswirtschaft“. „Eine warnende Beirachtun; germanischer Wege“ bilden Franz

Kaiser von China „Ynan Schi Kai“ widmet H. Prehn von Dewt eine Studie. Ein Essav von Karl Toth „Fürst Karl Joseph 2 Ligne, der arbiter elegantiarum des achtzehnten Jah hunderts“ erinnert, wie der Schluß von Hermann Freiherr von Ealoffstein „Carl Bertuchs Tagebuch vom Wiener Kongreß“, an die Zeit vor hundert Jahren. Außerdem enthält das Heft die Üterarischen Ver⸗ öffentlichungen „Drei Arbeiten Ernst Theodor Hoffmanns aus den ersten Regierungejahren Friedrich Wilhelme III.“ durch den Hoffmann⸗ Forscher Hans von Müller, Graf Ilja Tolstois Erinnerungen und das Jugendwerk August Strindbergs „Der Frieklose“, Trauerfpiel in einem Akt. In der „Literarischen Rundschau“ bespricht Heinz Feresness „Scharnhorsts Briefe“. Literarische Notizen und Literarisch⸗

eu gkeiten bilden den Schluß des Hefts.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Vermehrter Gemüseanbau zur Unterstützung der Volksernährung.

Das preußische Landwictschaftzministerium teilt mit: Schon im vorigen Jahr⸗ sind beträchtliche Mengen von ee, durch vermehrten Gemüsebau gewonnen worden, wenngleich die außerordent⸗ liche Trockenbeit des letzten Vorsommers vielfach die Erfolge der auf⸗ gewendeten Bemühungen wesentlich herabgemindert hat. Dies darf aber keineswegs davon abhalten, im kommenden Frühjahr diese Be⸗ strebungen mit gesteigertem Eifer wieder aufzunehmen, und wenn die Witterungsverhältnisse des Jahres 1916 normale sind, was nach dem ganz ungewöhnlich trocknen Jahr 1915 anzunehmen ist, wud auch der gewünschte Ersolg nicht ausbleiben. In den landwirtschaft⸗ lichen Betriehen wird dem Gemäsebau in der Kriegszeit schon an sich eine erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt; es ist aber erwünscht, daß sich andere Berufoskreise, namentlich die städtische Bevölkerung, mehr als bisher dem Gemüsebau zuwenden. Manches Stück Land, das bisher gar nicht kultiviert wurde oder als Ziergarten usw. Verwendung fand, kann für diesen Zweck herangezogen werden. Es wäre falsch, zu glauben, daß solche kleinen Hilfen für das aroße Ganze keinen Ausschlag geben. Wenn auch die Arbeit des einzelnen nur einen kleinen Beitrag liefert, so ergibt die Summe aller Beiträge doch einen namhaften Erfolg. An Anweisungen für die Ausführung solcher Kulturen sehlt es nicht, sowohl in Fachschriften wie in der lokalen Presse ist in dankenswerter Weise immer wieder auf den Wert des Kleingemüsebaues hingewiesen, sind die erfolg⸗ reichsten Arten und Sorten genannt und Anleitungen zur Kultur gegeben worden. Ein wesentliches Verdienst könnten sich die bestehenden gärtnerischen Institute er⸗ werben, wenn von ihnen noch in höherem Maße als bisher die Bestrebungen zur Förderung des Gemüsebaues in der Kriegszeit unterstützt würden. Musterhaftes hat in dieser Beziehung der Palmengarten in Frankfurt a. M. geleistet. Schon im letzten Jahre wurde ein Teil der sonst der Pflanzen⸗ und Blumenzucht dienenden Kalturländereien, Gewächshäuser und Mistbeetanlagen dem Nutzgartenbau gewidmet, es wurden Musterpflanzungen angelegt und den zahlreichen Besuchern des Gartens vor⸗ geführt, infolgedessen steigerte sich die Nachfrage nach Klein⸗ gartenland im Umkreise der Stadt erheblich. Die in dem Garten erprobten Sorten der Hauptgemüsearten, wie Frühkartoffeln, Bohnen, Erosen, Tomaten, Zuckermais, Kohl, Salat, Spinat, Wurzel⸗ und Knollengewächse aller Art, wurden den Interessenten bekanntgegeben, sodaß die Verwaltung des Palmengartens den Mittelpankt für die die Förderung des Gemüsebaues im Hausgarten betreffenden Bestrebungen bildete. Es wäre dringend erwünscht, daß die bestehenden Garten⸗ instttute ähnlicher Art eine gleichartige Wirksamkeit entfalten. Der geeignete Zeitpunkt hierfür ist gekommen, da gerade jetzt zur Winters⸗ zeit das Ecforderliche eingeleitet und vorbercitet werden muß.

85* 1“

Beförderung von Kunstdünger. „Die Bestellungen und Verladungen von Kunstdünger sollten, wie die Rohmaterialstelle des preußischen Landwirtschaftsmmisteriums mitteilt, im Monat Januar in möglichst großem Umfang erfolgen, da die verfügbaren Eigenbahnwagen von Anfang Februar an sieder 88 andere, dringltchere Sendungen stark in Anspruch genommen werden.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch und das Erlöschen der Maul⸗ und Klauense b lacht⸗ viehhof in Leipzig am 31. Dezember 1915.

8 Verkehrswesen.

Die schwedische . hat neue Bestimmungen

über den Bau und die Ausrüstung von Schiffen erlassen. Unter anderem ist vorgeschrieben, daß Schiffe, die zur Fahrt zwischen verschiedenen Ländern oder zwischen einem Lande und einer seiner Kolonien, Besitzungen oder Schutzgebiete verwendet werden. mit Funk⸗ sprucheinrichtung versehen werden sollen. Ausgenommen sind Schiff⸗, die weniger als 50 Personen an Bord führen, ferner Schiffe, die 50 oder mehr Personen an Bord führen, wenn dies ausschließlich darauf zurückzuführen ist, daß der Schiffsführer durch Krankheiten der Besatzung usw. zu deren Vervollständigung gezwungen worden ist, oder darauf, daß er Personen aus Seenot geborgen hat, oder au darauf, daß er auf Grund von gesezlicher Verpflichtung Seeleue oder andere Personen mitgenommen hat. Das Kommerzkollegtum kann auch auf Antrag von der Verpflichtung zur Einrichtung einer Funkspruchanlage befreien, wenn es sich um Schiffe handelt, die sich nicht weiter als 150 Seemeilen von der nächsten Küste entfernen, odee um Schiffe, die unter gewissen Verhältnissen nur zufällia mehr als 50 Personen an Bord führen. Ebenso können Segelschiffe vo einfacherer Bauart, denen es praktisch unmöglich ist, sich mit der Aus rüstung zu versehen, von der Anlage befreit werden. 8 Die Funksprucheinrichtung an Bord der Schiffe soll so stark sein, daß sie tagüber unter gewöhnlichen Verhältnissen Zeichen versende kann, die mindestens bei einem Abstand von 100 Seemeilen vom Schiffe deutlich unterscheidbar sind. Jedes Schiff, das mit Funk sprucheinrichtung versehen sein soll, muß auch eine Ersatzeinrichtun führen. Die Bestimmungen über die Funksprucheinrichtung treten mit dem 1. Jult 1916 in Kraft. (Nach „Stockholms Dagblad’.)

Lilli von Werner: Ein Kapitel aus den noch unveröffentlichten

das gescheiterte Balkanexveriment der Ententemächte (von einem

Frommes Gedanken „Zur englischen Entwicklung“. Dem jüngsten