111“
+*
innert wird. Wie sehr man Thoma unrecht tut, wenn man in ihm nur einen liebenswürdigen Idplliker sieht, der lediglich Sinn für das Kleine und Trauliche hat, beweisen die beiden grohß empfundenen Ansichten der Gerbermühle aus dem Jahre 1891, in denen der Raum klar gestaltet ist und die Dinge mit ein paar großen Strichen und Flächen gegeben sind. In anderen Landschaften ö. mit feinem Sinn für ufter nungen, Wolkenschatten und helles Licht üͤber einer heiteren Landschaft fest. eichnungen „Am Kaiserberg“ (1871), „Waldbügel“ (1894), das 2.Rbheinufer“ mit den schön gezeichneten rauschenden die feine Darttellung eines sitzenden Mädchens (1880) und Ales Ifichn 1. .z,- mit 2— (ee,n en der Deutsch⸗Röwer erinnert, seien als schönste Schöpfungen aus der Menge der guten Blätter herausgehoben. Kh Herrmann Hendrich 1 die besser ist, als man auf Grund der Kenntnis feüherer Arbeiten erwaxten konnte. früheren Schöpfungen stellte Hendrich gern Vorgänge aus Legenden und Man mußte da oft nur mit der in rein formaler Hinsicht waren die bisweilen recht naiv gestalteten Werke oft verschwommen und bunt Auch diese Parsifalbilder weisen im ganzen gebt aber doch vog diesen bunt⸗ schillernden Bildern eine gute Wirkung aus. Man muß gleich hinzufügen, daß der Betrachter, durch das Motiv „Parsifal“ auf diese daß . losgelöste wo der Künstler eigentlich nur verschwommen und schwächlich ist. de, das die Einbringunag der Schätze in die Burg schildert, ist es Hendrich am besten gelungen, einen und klar zu gestaltec. — Sascha Schneider Künstlerhause Bilder und Plastiken. Diese Werke bereichern unsere er geht noch immer darauf Körper darzustellen und irgendein
malerische Wirkangen duftige
2888 gescha
Wellen, die Zeichnung
Im Künstlerbhause
eigt Bilderfolge „Parsifal“, —
aus Wagnerschen Musikdramen dar. portischen Idee vorlieb nehmen;
und unsicher in der Zeichnung. allerlei Schwächen auf, 8
bestimmt, gestrebte weiche,
sich von vornherein Stimmun einstellt, verhüllte Gebilde 8
In dem Gemälde,
Vorstellung von Schneiders Kunst nicht; aus, schön bewegte menschliche
literarisches Thema in einer Bilderfolge zu schildern.
der Krieg den Inhalt zu her. Der Känstler gibt bewegte Menschen, die
einer
man den Blick im Saase
von eigenartigem Reiz. heit sind, un
Bildern von eintörmigem Grund⸗ abheben, Mit Malerei haben die großen Tafeln so wenig zu tun, daß sie viel besser und stilreiner zur Geltung kommen würden, wenn sie aus gebeizten Hölzern und aus Perlmuttereinlagen l.
lichen dekorativen Wert.
in Intarstatechnik ausgeführt wären.
Verkehrswesen.
Nachdem der Bundesrat durch Bekanntmachung vom 6. Januar bestimmt hat, 95 die Protestfrist für Wechsel, die in Elsaß⸗Lothringen zahlbar sind, frühestens mit dem 1. Mai 1916 statt mit dem 31. Ja⸗ nuar 1916 abläuft, ist die Postordnung vom 20. März 1900 ent⸗ n Danah werden die Postprotest⸗ aufträge mit Wechseln, die in diesem Gebiete zahlbar sind und eren Zahlungsag in die Zeit vom 30. Juli 1914 bis einschließlich 1. Mal 1916 nochmals zur Zahlung vor⸗
sprechend geändert worden.
28. April 1916 fällt, am geseige werden.
ür die ostpreußischen Geblete, für die gegenwärtig noch eine Verlängerung der Protestfristen bestebt, ist von einer weiteren Er⸗ streckung abgesehen worden, sodaß hier die verlängerten Fristen am
8. 5
1 31. Januar ihr Ende erreichen.
Theater und Musik. Ern
Morgen, Sonnabend, wird im Königlichen Opernhause Offenbachs phantastische Oper „Hoffmanns Erzählungen“ aufgeführt. Giu ietta: Frau rfgren Waag; ux; Leisner; Stimme der Mutter: Fräulein Escher; Hoffmann: Herr Coppelius. Dapertutto⸗Mirakel:
Spalanzani⸗Pitichnaccio⸗Franz: Herr Sommer; Crespel: Herr
Die Besetzung lautet: rau Hansa; Antonia: Fräulein
Bergman;
8
im Grunde durch naheliegendes weck zu dem Krieg in Beziehung gebracht worden sind. Läft entlangschweifen, sammenklang der streng und feserlich bewegten Körper eine Wirkung Aber diese Plastiken, die streng bis zur Starr⸗ die flach n und blutleeren Figuren, die sich auf den
vorüberziehende
12 Uhr. deren große Form an
eine
Wagner
Schon Schmidt.
in seinen
freilich
von Künstler an⸗ dort siebt,
er bereilwillig 8 Zur
mystische Dinge
Vorgang bilohaft
zeigt ebenfalls im wundete
um
Diesmal gibt die Reihe von Blättern auch hier nur schön svmbolisches Bei⸗
so ergibt der Zu⸗
baben doch nur oberfläch⸗ von
eingeleitet.
tag nächster
Bahn.
Olympia: Nitlaus: Fräulein
Herr Bronsgeest;
abich; Schlemihl: Herr Philipp; Lutter: ist der Generalmasikdirektor Blech. Königlichen S Jungfrau von Orleans“ in Damen Nesper, Ressel und Schönfeld sowie die Herren Pohl, Egge⸗ übber, Mäühlhofer und Zimmerer mit. Spielleiter ist r. Bruck.
gewidmet.
am Sonntag
E
Pflege der
festigte Orte an allen
Flugzeug gelenkt.
Donath,
meisters Rammelsberg. — Es
auspielhause zene. In den
Die zweite Reihe der Sonntagskonzerte im Schiller⸗ theater Charlottenburg beginnt am nächsten Sonntag, Mittags Das erste Konzert bringt Mendelssohns Trio in C⸗Moll und das B⸗Dur⸗Trio (Op. 97) von Beethoven. Die Dauerbezugs⸗ hefte für alle fünf Konzerte kosten einschließlich Kleiderablage und Zeltel 2,50 und 3,50 ℳ. — Der erste diesjährige Tondichter⸗ abend im Schillerjaal, findet ebenfalls am Sonntag, Abends 8 ½ Uhr, Richard a r. Der Eintrittepreis beträgt 50 ₰ einschließlich Kleider⸗ ablage und Zettel.
Der Königlich bayerische Kammersänger Heinrich Knote singt
m Deutschen Opernhause in Charlottenburg ke Titelrolle in Wagners „Siegfried“. 8 1
Charlottenburg,
Den leitenden Vortrag
Mannigfaltiges. Berlin, den 14. Januar 1916.
große Anzahl oder nur daber bei
als eine
Sprache garnicht
vertreten, während die Gaben
dem wirkten die Damen Hafgren⸗Waag und Salvatini, die Herren Unkel, Gollanin und Clrwing fowie der 12jährige chilenische Pianist Claudio Arrau und der 16 jährige Geiger Wolfsthal mit.
Die Arngriffe von Flugzeuggeschwadern auf Saloniki und be⸗ haben in den letzten Wochen wieder die allgemeine Aufmerksamkelt auf die modernste aller Waffen, das Es dürfte daber ein Vortrag über den „Luft⸗ krieg“ besonderes Interesse erregen, der am Dienstag und Donners⸗ im Wissenschaftlichen Theater der „Urania“ (Tauhenstraße 48/49), Abends 8 Uhr, stattfindet. Den ersten Teil, der mit Experimenten ausgestattet ist, hält der Professor den zweiten (mit Lichtbildern) der Generalmajor
Fronten
Woche
Nächsten Sonntag, Mittags 11 ⅛ bis 1 Uhr, findet wieder vor dem Kriegemosaik⸗Pavillon vom Roten Kreuz am Wittenberg⸗ platz ein Konzert statt, batatllons des Pionierregiments Nr. 36 unter der Leitung des Musik⸗ sind bisher über 23 000 Steine in das Mosaik eingefügt, aber groß ist noch der Raum zum Einsetzen für
ausgeführt von
Herr Krasa.
gebt morgen „Die Hauptrollen wirken die
Bismarckstraße 110,
kameradschaftlichen Beziehungen zwischen den deutschen und den hier befindlichen öster⸗ reichisch⸗ungarischen verwundeten Soldaten ist seitens der Mäitärbehörde Vorsorge getroffen worden, daß die letzterwähnten sich regelmäßig in dem „Ersten Nachmittagsheim für ver⸗ rieger“ (Bellevuestraßr 14) einfinden können.
sehr ungen am Kommen verbindert waren, schickte
Zu der Feier der Be⸗
selbst
sprach unbekannte
der Kapelle des Ersatz⸗
8 8
88
Dirigent
alle diejenigen, die noch nicht mitgeholfen habe Mütter⸗ und Säugliagsfürsorge zu fördern.
Kiel, 13. Januar.
antworten.
Leopold
Der Nordweststurm heerungen angerichtet. größtenteils zerstört die Höhe von 20 Fuß ist die Spitze
8.
hat die schwemmt;
Sturmflut der
Es sind
ihnen hindern. unvoll⸗
Aus⸗
von
ihren London,
durch Für die
Der Abend schleunigst die Flucht.
Hichtungen selbst verwundet.
Kriegsgericht beim Landgericht Klel hatte sich der Jens Lausen aus Kopenhagen wegen fortgesetzten Landez.⸗ verrates und Verrates militärischer Geheimnis Der Angeklagte wurde zu 12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt. 8
Hamburg, 14. Januar. flut in Hamburg erreichte am Abend die außergewöhnliche Höhe von 18 Fuß 3 Zoll. Alle Keller an der Wasserkante und den niedrig gelegenen Stadtteilen waren überflutet. Große Mengen Waren sind durch das Wasser vernichtet worden. bahn⸗ und Wagenverkehr mußte eingestellt werden, well die Straßen teilweise dreiviertel Meter hoch überschwemmt waren. Ug⸗ 11 ½ Uhr Abends erreichte das Hochwasser seinen Höchststand. — hat
über des Kirchturms in Metern abgebrochen; die ableiter hängen nach dem die untere Verkehr mußte notdürftig mit Booten aufrecht erhalten werden. Roperschen Schiffswerft wurden von der Gewalt der stämme von erheblicher Stärke fortgeschwemmt. von unsern Bundesgenossen ständig 40 bis 50 in den verschiedenen 82- ist der Deich stark beschädigt worden; an seiner Wiezer⸗ Berliner Lazaretten in Behandlung. Der Zusammenschluß erschien
so wünschenswerter, deutsche kommen beherrscht, und sie sich gängen in der Stadt recht hilflos vorkamen. Ihre diesjährige Weih⸗ Sa heötet eren fand bereits in dem genannten Heim statt. Soweit sie infolge ihrer Verlet
ihnen das Heim die Weihnachtsgeschenke zu. scherung war die Frau Prinzessin Hohenlohe, die Gattin des hiesigen österreichisch ungarischen Botschafters, in Begleitung der Gräfin Colerodo und des zur Botschaft kommandterten österreichischen Majors Werner erschienen. Die hiesige Kommandantur war durch den Rittmeister Floekher die Ehrenvorsitzende des Komitees Fau Staatsminister Freifrau v. Schorlemer und die anderen Damen verteilt wurden. Beliebtheit der Bestrebungen des Heims sprach der wohlgeluagene Verlauf des von seinem Komttee in der vorigen Woche in der Phil⸗ harmonie veranstalteten Wohltätigkeitskonzerts. wurde durch Hermann Sudermann, der aus eigenen Dichtungen vorlas, Dr. Ludwig Wüllner Friedrichs des Grozen und Schillers „Kraniche des Ibykus“. Außer⸗
13. Januar. „Reuterschen Bureaus“ dürften die 500 feindlichen Untertanen, die mit dem Dampfer „Golconda“ aus Indien in Tilbury an⸗ kamen, nicht an Land gehen, sondern wurden unmittelbar auf einen
Vlissinger Dampfer gebracht.
New York, 13. Januar. El Paso geht, wie „Reuter“ meldet, hervor, daß der einzige Amerz⸗ kaner, der dem Ueberfall der mexikanischen Räuber (vgl. Nr. 10 d. Bl.) zu entrinnen vermochte, ein gewisser die telegraphischen Berichte bestätigt. bestehende Räuberbande befahl den Amerikanern, aus dem Zuge zu steigen, sich längs des Bahndammes aufzustellen und sich zu entkleiden. Holmes, der ahnte, was folgen würde, ergriff mit anderen Gefangenen Seine Begleiter wurden niedergeschossen, er
(W. T. B.) Vor dem außerordentlichen Kaufmann
se zu vex⸗
(W. T B.) Die gestrige Sturm⸗
Der Straßen⸗
an der Unterelbe starke Ver⸗ In Glückstadt ist die Mole worden, der Wasserstand erreichte dort dem Normalstand. In Wilster einer Länge von mehreren Kugel, das Kreuz und der Blitz⸗ Marktplatz hinunter. In Stade Stadt vollständig über⸗ überschwemmten Straßen Bei der luten Baum⸗ ei Twielen⸗
in den
erstellung wird fieberhaft gearbeitet, um einen Deichbruch zu ver⸗
(W. T. B.) Laut Meldung des
(Vgl. Nr. 10 d. Bl.) (W. T. B.) Aus Nachrichten aus
Holmes ist, der Eine aus ungefähr 200 Mann
Lebensmittel ꝛc.
Lothringen.) —
Nr. 2 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ Uedhest—ahfs. vom 12. Januar 1916 hat folgenden Inhalt: ersonalnachrichten. — Arbelten aus dem Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamt, L. Band, 2. Heft. und Gang der Volkskrankheiten. — Gesetzgebung usw. Reich.) Bereitung von Kuchen. Zuckerungsfrist für Weine. — (Sachsen) Militärpferde. — (Schweiz.) — Tierseuchen im Deutschen Reich, 31. Dezember 1915. — Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Baden, Elsaß⸗ Vermischtes. Philippinen.) — Gesundheitsverhältnisse, 1914. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgleichen in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung.
— Gesundheitsstand (Deutsches Schokolade. —
(Ankündigung.) — Süßigkeiten,
(Vereinigte Staaten von Amerika.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten
Beilage.)
Theater. Königliche Schauspiele. Sonn⸗
bend: Opernhaus. 14. Abonnements⸗ orstellung. Hoffmanns Erzählungen. Phantastische Oper in drei Akten, einem 5 und einem Epilog von J. Barbier. Nustk von J. Offenbach. Musikaltsche Leitung: Herr Generalmusikdirektor Blech. Regie: Herc Oberregisseur Droescher. PSgen Herr Professor Rüdel. Anfang F. Schauspielhaus. 15. Abonnementsvor⸗ ellung. Die Jungfrau von Orleans. Eine romantische Tragödie in einem Vor⸗ piel und fünf Aufzügen von Friedrich Schiller. 85 Herr Regisseur Dr. Bruck. Unranz 7 ½ Uhr. Sonntag: Overnhaus. 15. Abonnements⸗
orstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sird auf⸗ geboben. Lohengrin. Romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 16. Abonnementsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ gehoben. Alt⸗Berlin. Heitere Bilder aus der Großväterzeit. In Szene gesetzt von Herrn Dr. Bruck. Die Reise auf
emeinschaftliche Kosten. Komisches Gemälde in 3 Rahmen, verfaßt von Herꝛn Louis Angelyv. — Vorher: Wiener in Berlin. Singspiel in 1 Akt, von Herrn Karl von Holtei. 7 ½ Uhr. 8.
Deutsches Thenter. (Diektion: Mar Reinhardt.) Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Faust, erster Teil.
Sonntag, Nochmittaos 2 ½ Uhr: Zu kleinen Preisen: Minna von Barnhelm — Atends 7 ½ Ubr: Der Biberpelz.
Montag: Der Biberpelz.
Kammerspiele.
Sonnabend, Abends 8 Uhr: Ter Weibsteufel.
Sonntag, Nachm'ttags 2 ½ Uhr: Zu kleinen Preisen: Weiterleuchten. — Abends 8 Uhr: Der Weibsteufel. Montag: Gawan.
Volksbühne. (Theater am Bnlowplatz.) (Untergrundbahn Schönbauser Tor.) Direktion: Max Reinbardt. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Das Mieakel.
8 Anfang
verfaßt
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu
kleinen Preisen: Die deutschen Klein⸗
städter. — Abends 8 Uhr: Das Mirakel. Montag: Walleusteins Tod.
Berliner Theater. Sonnabend, Nach⸗ mittags 3 ½ Uhr: Der Zauberzylinder. Eine Fahrt ins Märchenland in 7 Bildern von Richard Wilde und Friedrich Zelnik. Musik von Clemens Schmalstich. — Abends 8 Uhr: Wenn zwei Hochzeit machen. Ein Scherzspiel mit Gesang in 4 Bildern von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer. Musik von Walter Kollo und Willy Bredschneider.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Wie elnst im Mai. — Abends 8 Uhr: Wenn zwei Hochzeit machen.
Montag und folgende Tage: Wenn zwei Hochzeit machen.
Theater in der Aniggrätzer Straße. Sonnabend, Abends 7 ⅛ Uhr: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Schauspiel in fünf Auf⸗ zügen von Wolfgang von Goethe.
Soantag, Nachmiltags 3 Uhr: Rausch — Abends 7 ½ Uhr: Götz von Ber⸗ lichiugen. Montag: Der Vater. 1
Komödienhaus. Sonnabend, Abends 3 Uhr: Die rätselhafte Frau. Lust⸗ spiel in 3 Akten von Robert Reinert.
Sonnfag, Nachmittags 3 Uhr: Extra⸗ blärter! — Abends 8 Uhr: Die rätsel⸗ hafte Frau.
Montag und folgende Tage: Die rätselhafte Frau.
Deutsches Künstlertheater. (Nürn⸗ bergerstr. 70/71, gegenüber dem Zoologtschen Barten.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die selige Exzelleuz. Lustspiel in drei Akten von Rudolf Presber und Leo Walther Stein.
Sonntag und folgende Die seltge Exzellenz. 9
Lessingtheater. Sonnabend, Abende 7 ½ Uhr: Kaiser und Galiläer. Ein weltgeschichtliches Schauspiel in 5 Akten
““
Tage:
von Henrik Ibsen. Für die Bühne über⸗ setzt und bearbeitet von Roman Woerner. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bau⸗ meister Solneß. — Abends 7 ½ Uhr: Kaiser und Galiläecr. Montag: Komödie der Worte.
Schillertheater. o. (Wallner⸗ theater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die fünf Frautfurter. Lustspiel in drei Akten von Carl Rößler.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Faust, erster Teil. — Abends 8 Uhr: Zwei glückliche Tage.
Montag: Die fünf Fraukfurter.
Charlottenburg. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Rosmersholm. Schauspiel in vier Akten von Henrik Ibsen.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Nora. — Abends 8 Uhr: Der Dornenweg.
Montag: Ultimo.
Deutsches Opernhaus. (Char⸗ lottenburg, Bismarck⸗Straße 34—37. Direktion. Georg Hartmann.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Rigoletto. Oper in vier Akten von Francesco Maria Piave. Musik von Giuseppe Verdi.
Sonntag, Nachmtttags 3 Uhr: Die verkaufte Braut. — Abends 7 Uhr: Siegfrled. (Siegfried: Kammersänger Heinrich Knote.)
Montag: Hoffmauns Erzählungen.
Komische Oper. (An der Weiden⸗ dammer Brücke.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Jung muß man sein. Operette in drei Akten von Leo Leipziger und Erich Urban. Gesangstexte von Leo Leipziger. Musik von Gllbert.
„Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Das süße Mädel. — Abends 8 Uhr: Jung muß mau sein.
Montag und folgende Tage: Jung muß man sein.
Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Frau Holle. — Atends 8 Uhr: Das Fräu⸗ lein vom Amt. von Georg Okonkowekt und Franz Arnold. Musik von Gilbert.
Orerette in drei Akten
Sonntag, Nachmittags 3 ¼ Uhr: Polen⸗ blut. — Abends 8 Uhr: Das Fräulein vom Amt.
8 Montag und folgende Tage: Das Fräulein vom Amt. 8
Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Sonnabend, Abends 8 ¼ Uhr: Alles aus Gefälligkeit. Schwank in 3 Akten von Eugen Burg und Louis Taufstein.
Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Krieg im Frieden. — Abends 8 ¼ Uhr: Alles aus Gefälligkeit.
Montag und folgende Tage: Alles aus Gefälligkeit.
Theater am Nollendorsplatz. Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Die Stützen der Gesellschaft. — Abends 8t Uhr: Immer feste druff! Vater⸗ ländisches Volksstück in vier Bildern von Hermann Haller und Willi Wolff. Musik von Walter Kollo.
Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Die Dollarprinzessin. — Abends 8 ¼ Uhr: Immer feste druff!
Montag und folgende Tage: Immer feste druff!
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Drei Paar Schuhe. Lebensbvild mit Gesang in vier Bildern, frei nach Karl Görlitz von Jean Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Gilbert.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Kam’rad Männe. — Abends 8 Uhr: Drei Paar Schuhe.
Montag und folgende Tage: Drei Paar Schuhe.
Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Sonnabend, Abends 8 ½ Uhr: Verheiratete Junggesellen. Musikalischer Schwank in drei Akten von Arthur Lippschitz. Gesangstexte von Wlll Steinberg. Musik von Rudolph Nelson.
Sonntag, Nachmittags 4 Uhr: Auna⸗ Lise. — Abendz 8 Uhr: Berheiratete Jüunggesellen.
Montag und folgende Tage: Verhet⸗ ratete Junggesellen.
Konzerte.
Philharmonie. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Einziger Liederabend von Kammersänger vHermann Jadlowker. ee gg Hofkapellmeister Dr. Carl
esl.
Birkus Busch. Sonnabend, Nach⸗ mittags 3 ½ Uhr und Abends 8 Uhr: Zwei große Prunk⸗Vorstellungen. In beiden Vorstellungen ungekürzt: Das neue großartige Prunk⸗Ausstattungsstück: Ein Wintermärchen. Weihnachtsspiel in fünf Akten von Paula Busch. Nach den Mysterien des Mittelalters. Musik von Kapellmeister A. Taubert. Einstudiert von Ballettmeister R. Riegel. Vorher: Das glänzende Januar⸗Programm. (Nachmittags hat jeder Erwachsene ein angehörtges Kind unter 10 Jahren frei auf allen Sitzplätzen, jedes weitere Kind halbe
Preise.)
Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr und Abends 8 Uhr: 2 Vorstellungen. In beiden Vorstellungen ungekürzt: Ein
Wintermärchen. AMEIXN ANcRLAAʒxEFEsgeEakeRNüe-MeErxaag.
Familiennachrichten.
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Wilhelm von Arnim (Lützlow, U. M.).
Gestorben: Hr. Generalmajor z. D. Kamill Frbr. von Mantey. Dittmer “ — Hr. Oberst a. D. Hans⸗ Mortimer Frhr. von Maltzahn (Dem⸗ vc. — Hr. Geheimer Finanzrat Dr.
Büsing (Schwerin).
Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Weber in Berlin.
Verlag der Expedition (Mengering) in Berlin.
Deuck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. Sechs Beilagen (einschließlich Warenzeichenbeilage Nr. 4),
somte die 836. Hnegçguane der Deutschen Verlustlisten.
nDeutschen
“
Deutscher Reichstag. Sitzung vom 13. Januar 1916, Nachmittags 2 Uhr (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Der Sitzung wohnen der Staatssekretär des Innern und Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums Dr. Delbrück und der Staatssekretär des Reichsschatzamts, Staatsminister Dr. Helfferich bei.
Es wird die Beratung des Berichts der Kommission für den Reichshaushaltsetat über Ernährungsfragen fort⸗ gesetzt.
Hierzu liegt außer dem gestern mitgeteilten Antrage der Abgg. Albrecht und Genossen (Soz.) auf Abstufung der Höchstpreise für den Verkauf von Vieh ab Stall und Schlachtviehmarkt, auf Einführung einer Fleischkarte und auf Beschlagnahme des Schlachtviehs noch der folgende Antrag der⸗ selben Abgeordneten vor:
den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, da die Höchstpreise für Kartoffeln nicht weiter gesetzt werden.“
Abg. Simon (Soz.): Die Ernährungsfrage ist eine der wich⸗ tigsten und schwierigsten Fragen. Die Reichsleitung hat ihre Auf⸗ abe nur zögernd und nicht genügend gelöst. Wäre se den schon im ugust 1914 gemachten Anregungen gefolgt, so wäre die jetzige Er⸗ bitterung nicht vorhanden. Wir üben Kritik nicht aus agitatorischen Gründen, sondern im Interesse des Volkes. Wir müssen den scham⸗ losen Wucher brandmarken. Eine solche Kritik brauchen wir auch nicht mit Rücksicht auf das Ausland zu scheuen, denn wir sind alle darüber einig, daß wir durchhalten werden. Eine Kritik außerhalb dieses Hauses in Versammlungen und Presse ist uns durch die Zensur unterbunden. Der Lebensmittelwucher wird auch von Landwirten geübt. Das beweist eine Verurteilung von Großmühlenbesitzern und Gutsbesitzern in Sachsen. Die verhängten Geldstrafen sind in den einzelnen Fällen viel zu gering. Ein Wursthändler hatte 10 000 ℳ verdient und wurde nur zu 3000 ℳ verurteilt. Unter solchen Um⸗ stäanden lohnt sich der Wucher. Wer bewuchert wird, dem muß die Pflicht auferlegt werden, die Bewucherung auch anzuzeigen. Wenn die Lebensmittel genügend vorhanden sind, dann begreift das Volk nicht, daß es übermäßig hohe Preise zahlen muß, daß die Lebens⸗ mittel nur zu Wucherpreisen zu haben sind. Sie müssen dem Volke zu erschwinglichen Preisen zugeführt werden. Enteignung, I“ und Verteilung wäre die Grundlage, auf der die
egierung diesen Zweck hätte erreichen können. Statt dessen hat sie gewartet, bis der Zwang der Verhältnisse sie dazu trieb. Daß sie den Eingriff in das Privateigentum nicht früher vornahm, hat das Volk sehr teuer bezahlen müssen. Die Großmühlen z. B. haben ungeheure Gewinne eingesteckt. Eine gerechtere Verteilung der zu vermahlenden Getreidemengen wäre am Platze. Der Frähkische Bauernbund hat offen zugegeben, daß der Krieg der Landwirtschaft goldene Frucht gebracht habe. Wir erkennen an, daß die kleinen bäuerlichen Kreise sich in einer schlimmen Lage befinden. Wir sind bereit, diesen Notleidenden zu Hilfe zu kommen. Die Reportgebarung führte zur Zurückhaltung der landwirtschaftlichen Produkte. Der Sedert hat abgenommen, trotzdem der Schweinebestand zu⸗ genommen hat. Die Städte können mit den ihnen gewährten Macht⸗ befugnissen nichts anfangen. Was nutzt ihnen das Recht der Beschlag⸗ nahme, wenn 8 nichts zu beschlagnahmen haben. Der Preis des Rindfleisches ist jetzt sehr stark im Anziehen. Ich möchte die Re⸗ gierung ersuchen, rechtzeitig die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, ehe das Rindfleisch unerschwinglich teuer wird. Die Errichtung der Reichsgetreidestelle hat eine Verbilligung des Mehls nicht herbei⸗ Fta⸗ das Gegenteil ist eingetreten. Die Regierung stellt dem
atriotismus der Kapitalisten ein sehr schlechtes Zeugnis aus, wenn ie glaubt, ihnen durch hohe Preise einen Anreiz zur Produktion geben zu müssen. „Ohne Profit raucht kein Schornstein“, hat unser Bebel gesagt. Damit wollte er nur eine Tatsache feststellen, aber das Ge⸗ baren der Industrie nicht rechtfertigen. Es ist ein Skandal, daß die Reichsgetreidestelle Wucherpreise dem Volke auferlegt, auch für Futtermittel. Wenn genügend Brotgetreide vorhanden ist, dann darf es auch für Futterzwecke verwendet werden. Der Landwirtschaftsrat hatte im vorigen Jahre das Ernteergebnis als überaus günstig hin⸗ gestellt. Da hören wir auf einmal, daß man sich geirrt hat. Das wird eine bittere Enttäuschung für das Volk sein. Inzwischen sind wieder große Mengen Weizen zu Futterzwecken verschrotet worden. Der Kornspirituszentrale in Düsseldorf hat man 45 000 Tonnen Roggen zum Schnapsbrand gegeben. Die Zusatzbrotkarten sind ja so verwendet worden, wie es die Reichsgetreidestelle vorgeschrieben hat. Der gestrige Vorwurf des Unterstaatssekretärs Michaelis gegen die Städte war also unbegründet. Vergißt er denn, daß auch Gym⸗ nasiasten Familien angehören können, die unter 2000 ℳ Einkommen haben? Auch das Abschlachten der Schweine hat man mit Unrecht den Professoren in die Schuhe geschoben. Der ⸗Grund lag vielmehr in der falschen Angabe der Landwirte über ihre Kartoffelvorräte. Sie erreichten damit ihren Zweck: hohe Kartoffelpreise. Jetzt haben wir eine ausgezeichnete Kartoffelernte hinter uns. Die Regierun
wollte zunächst gar keine Höchstpreise für Kartoffeln einführen. Au
einmal sollen wir nun eine Kartoffelknappheit haben, und man will die Regierung veranlassen, die Kartoffelpreise zu erhöhen. Ich warne die Regierung dringend davor. Eine Erhöhung der Kartoffelpreise müßte geradezu katastrophal wirken. Die Kartoffel ist das einzige Ersatzmittel sir Brot, Gemüse und Fleisch. Erschweren Sie den Kartoffelgenuß, so beschwören Sie Zustände herauf, für die wir die Verantwortung ablehnen müssen. Einer Zurückhaltung der Kartoffeln kann nur durch eine Beschlagnahme gewehrt werden. Auf die un⸗ gerechtfertigt hohen Lederpreise ist schon wiederholt hingewiesen wor⸗ den. Es sind wahre Phantasiepreise gefordert worden. Schon nach Ausbruch des Krieges stieg das Leder auf das Drei⸗ bis Vierfache des Friedenspreises. Das deutsche Volk hat allein für Leder 866 Millionen Mark zu viel bezahlt. Ein paar Sohlen kosten heute 6 bis 8 ℳ. Das muß außerordentlich verbitternd wirken. Viel zu spät hat sich die Regierung zu Höchstpreisen ver⸗ standen, sie sind aber immer noch zu hoch. Hoffentlich tritt der in Aussicht gestellte weitere Abbau dieser Preise recht bald in Kraft. Aus der Abgabe von 50 Pfennig für jede Haut an die Militärkasse erwuchs dem Konsumenten eine Verteuerung seines Schuhwerks. Mit welchem Recht hat die Militärkasse diese Abgabe beansprucht? Ein solches Verfahren muß auch vom budgetmäßigen Standpunkt verurteilt werden. Der Gerbstoffspekulation ist die Regierung nicht entgegengetreten, obwohl sie auch darauf rechtzeitig aufmerksam ge⸗ macht worden war. Diesen Spekulanten gegenüber darf es keine Rücksicht geben. Das Gefährlichste wäre, nicht dafür zu sorgen, daß die Erbitterung weiter Bevölkerungskreise beseitigt wird. Weite Schichten des Volkes sind seit Kriegsausbruch ungenügend beschäftigt. Infolgedessen können sich viele Haushaltungen jetzt keine Milch kaufen und Fleisch nur in geringen Quantitäten. Die Polge davon ist Unterernährung und Zunahme der Kindersterblichkeit. Die hohen Preise in England sind ein schwacher Trost für uns. Nur eine verschwindende Minderheit, das möchte ich dem Ahg. Rösicke be⸗ merken, hat heute höhere Löhne. Es kommt vor, daß Arbeiter, die in der Rüstungsindustrie eine Teuerungszulage verlangen, andern Tags zum Militärdienst eingezogen werden. In England ist ein Ausgleich durch die Möglichkeit von Streiks vorhanden, bei uns nicht. Man
Berlin, Freitag, den 14. Januar
1 “
geiger und Königlich Preusischen Staatsanzeiger.
1916.
hat die Betreffenden mit Verhaftung hedroht. Nach Calwer, den Sie lett noch so hoch schätzen, beträgt die Steigerung der Lebenshaltung der rbeiter 60 %. Ein großes Stück Volkskraft geht uns durch die Unterernährung verloren. An dem guten Willen der Regierung zweifeln wir nicht, aber mit guten Worten ist es nicht getan, es müssen Taten eeschehen. Für schwankende Söseeen in der Regierung ist in der heutigen Zeit kein Platz. Das Volk, das so große Opfer bringt, kann erwarten, daß die schamlosen Elemente, die das Volk auswuchern, un⸗ nachsichtlich gefaßt werden. Abg. Marx (Zentr.): Der Staatssekretär hat uns vorgestern die Einrichtungen geschildert, die die schwierigen Ernährungsfragen regeln sollen. Es ist nicht zu leugnen, daß in den letzten Monaten Großes geschehen ist, was das Ausland nicht nachzuahmen imstande ist und auch nicht den Mut hat. Das hat die „Times“ im Oktober vorigen Jahres zugegeben. Es sind auch bedauerliche meels nanasc zu verzeichnen, für welche die Schuldigen zu finden noch schwer ist. Eine Kritik der vorhandenen Maßnahmen dürfen wir nicht scheuen, um uns für die Zukunft vor Fehlern zu hüten. Eine Teuerung ist schon vor dem Kriege gewesen, sie wird auch nach hoffentlich baldisfr Beendigung des Krieges nicht aufhören, ja vielleicht noch steigen. Manche der ge⸗ troffenen Einrichtungen können und müssen in den Frieden hinüber⸗ Ffrtet. weiter ausgebildet und energisch ausgeführt werden. Manche Maßnahmen hat die Regierung viel zu spät und viel zu tastend ge⸗ troffen. Der Staatssekretär hat festgestellt, daß er eingreifen werde, wenn die unteren Verwaltungsbehörden versagen. Hoffentlich geschieht das in entschiedener Weise. In der Kartoffelfrage hat die Regierung viel zu spät eingegriffen im rheinisch⸗westfälischen Industriegebiet. Die Herren von Gamp und Rösicke haben von den dortigen Verhältnissen keine Ahnung. Dieser Bezirk ist nicht entfernt imstande, sich selbst zu ernähren, und er ist vorwiegend auf Kartoffeln angewiesen. Es gibt Bergarbeiterfamilien, bei denen Vater und Sohn ganz allein das der Familie zugewiesene Brotquantum aufzehren. Eine Beschränkung des Brotverbrauchs wird natürlich durch vermehrten Konsum an Kartoffeln auszugleichen versucht. Das hätte man gerade mit Rücksicht auf Rhein⸗ land und Westfalen bedenken müssen. Im August wurde seitens der Regierung versprochen, man wolle zwar versuchen, mit den bestehenden Organisationen durchzukommen, würde aber im andern Falle nicht vor der Beschlagnahme zurückschrecken. Zuerst geschah nichts. Die Preise zogen weiter an, und es entstand jener beklagenswerte Gegensatz zwischen städtischer und ländlicher Bevölkerung, den zu überbrücken es auch in der Zukunft nicht leicht sein wird. Die städtische Bevölkerung war eben einstimmig der Ansicht, daß die Bauern die Schuld trügen. Diese Vorwürfe sind aber unberechtigt. Die Verordnung des Oktober war ein Schlag ins Wasser und entsprach in keiner Beziehung den Bedürfnissen des Westens. Unsere Partei forderte, daß die Beschlag⸗ nahme auch auf den Westen ausgedehnt würde. Erst im November wurde dieses Verlangen erfüllt. Die Not der Dinge zwang dazu. Es wurde gesagt, der Westen verlange besondere Sorten von Kar⸗ toffeln, ein Wunsch, der natürlich nicht erfüllt werden könne. Das mag vorgekommen sein, aber die Bevölkerung hätte wenigstens ver⸗ langen können, daß ihr nur Speisekartoffeln geliefert wurden. Man ist aber bei der Beschlagnahme ganz wahllos verfahren. Die vorgelegte Statistik gibt nicht an, was der Westen an Kartoffeln notwendig bedarf. Darauf kommt es aber hauptsächlich an. Die Städte des Westens haben im Frieden ihren Kartoffelbedarf hauvtsochlich aus Holland gedeckt. Diese Möglichkeit war im Kriege verschlossen. Außer⸗ dem aber stieg der Kartoffelbedarf namentlich für das Müsfälar. Es waren eben nicht genug Kartoffeln da. Danach war ein Abaeordneter der Stadt Aachen hier, um vorstellig zu werden. Ich kann diese Tat⸗ sache ruhig anführen, weil es an Kartoffeln an sich bei uns nicht fehlt. Man ist mit den erforderlichen Maßnahmen nur zu spät vorgegangen. Die Regierung sollte bei künftigen Gelegenheiten energischer und ziel⸗ bewußter zu Werke gehen. Sollte h. der Krieg vor der nächsten Ernte zu Ende sein, so sind doch Vorsichtsmaßregeln nicht überflüssig. Die Notlage ist durchaus noch nicht beseitigt in den Gegenden, von denen ich spreche. Es kann ein Frost eintreten, der den Transport verzögert. Es sollten besondere Kartoffelzüge vom Produktionsgebiet des Ostens nach dem Konsumtionsgebiet des Westens eingerichtet werden. In weiten Kreisen der Arbeiterschaft besteht der Wunsch nach einer Rationierung von Butter, Milch, Fleisch und Fett. Wenn die Futtermittelpreise so steigen, so muß die Landwirtschaft selbst⸗ verständlich ihre Preise erhöhen. Darum muß dafür gesorgt werden, daß die Futtermittelpreise sinken. Es ist unerträg⸗ lich, daß die Kommissionsgebühren usw. so hoch sind. Die Verteilung der Nahrungsmittel durch Karten ist sehr schwierig durchzuführen. Die Brotkarte ist auf ganz andere Verhältnisse zu⸗ geschnitten. Für die Notleidenden könnten von den Kommunen aller⸗ dings solche Fleisch⸗ und Fettkarten eingeführt werden. Zum Teil ist das ja schon geschehen. Wir können in diesen Dingen gar nicht pessimistisch genug sein und müssen mit aller Energie dagegen ein⸗ schreiten, wenn die wohlhabenden Kreise, wie es im Westen geschehen sein soll, sich einen Buttervorrat bis zu 100 Pfund auf die Seite legen. Es müssen scharfe Gesetze erlassen und die bestehenden Härten abgewendet werden. Es ist ein Verbrechen an der Nation, den Krieg auszunutzen. Was der Abg. von Gamp über das Verhalten der Reichsgetreidestelle gegenüber den kleinen und mittleren Mühlen gesagt hat, können wir nur unterschreiben. Es geht nicht an, unsern Mittelstand zu schädigen in dieser Zeit und die Großmühlen zu bevor⸗ zugen. Nach den gestrigen Ausführungen des Unterstaatssekretärs scheint die Absicht zu bestehen, die kleinen und mittleren Mühlen noch weiter zu schädigen. Dagegen müssen wir Verwahrung einlegen. Diese Existenzen dürfen nicht vernichtet werden. Die Preisprüfungsstellen können segensreich wirken, wenn sie richtig zusammengesetzt werden. Es müßten sowohl die Konsumenten wie die Produzenten zugezogen werden. Die Lasten werden vom Volke viel leichter ertragen, wenn es weiß, warum sie ihm auferlegt werden. Was die Preisprüfungs⸗ stellen tun, muß deshalb veröffentlicht werden. Die Kommunal⸗ verwaltungen haben auf diesem Gebiete eine sehr schwierige und lohnende Aufgabe. Wir müssen uns zu verständigen suchen. Die Be⸗ rufsstände müssen sich zusammenschließen und diese schwierige Frage zu lösen suchen.
Präsident Dr. Kaempf: Nach dem mir jetzt vorliegenden Stenogramm hat der Abg. Simon gesagt: „Es ist geradezu ein Skandal, daß die Reichsgetreidestelle derartige Wucherpreise ge⸗ stattet.’ Ich bin der Meinung, daß eine solche Aeußerung gegenüber der Reichsgetreidestelle die parlamentarische Grenze überschreitet. Ich muß sie nachträglich rügen.
nierstaatssekretär Dr. Michgelis: Ich habe gestern schon ausgeführt, ich und die Reichsgetreidestelle haben uns durch die Er⸗ gebnisse des Vorjahres verleiten lassen, in den Glauben zu kommen, wir hätten sehr reichliche Vorräte. Wir haben danach gehandelt. Der Vorwurf, der uns gemacht worden ist, ist in gewissem Maße also be⸗ rechtigt. Es ist richtig, daß wir den Kornbrennereien 45 000 Tonnen Sh zugewiesen haben. Wir haben uns, als wir für das Jahr den Plan machten, nicht nur für den eigentlichen Konsum an Getreide und Mehl festgelegt, sondern wir haben auch für eine große Anzahl von Betrieben die notwendigen Bestände angewiesen. Wir glaubten dies tun zu können, weil wir ja auch die Bevölkerung reichlich mit Zusatznahrungsmitteln versorgt wissen wollten. Wir haben aber für die direkt nicht notwendigen Zusatznahrungsmittel den Mehlpreis erhöhen müssen, weil wir ihn sonst im allgemeinen hätten erhöhen müssen. Unser Mehlpreis für Weizen ist so gering, daß er unter den Gekbstkosten liegt. Der Roggenpreis ist hoch genug. ir haben 08 als unsere Hauptaufgabe angesehen, den Mehlpreis für das Brot au einer niedrigen Stufe zu halten. An diesem Grundsatz werden wir au
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festhalten. Mit den Kornbrennereien haben wir es wie mit den Brauereien gehalten. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätten die Kornbrennereien nichts bekommen. Aber schließlich entschloß man sich doch, den Brennereien das gleiche Quantum im Verhaltnis
wie den Brauereien zuzugestehen. Dahei war mit ausschlaggebend,
daß diese Brennereien vielfach landwirtschaftliche Nebenbetriebe sind, die aus der Schlempe ein wertvolles Futtermittel liefern. Was wir so hergegeben haben, das kommt auf andere Art als Nahrungsmittel der Bevöolkerung wieder zugute. Dazu kommt, daß das den Korn⸗ brennereien zugewiesene Getreide nicht so erheblich ist, daß es für die gesamte Ernährung stark ins Gewicht fällt. In der Ver⸗ schrotungsfrage ließen wir uns von dem Gedanken leiten, daß nicht bloß die Versorgung der Bevölkerung mit Kartoffeln und Brot, sondern auch mit Fett und Fleisch in Frage kommt. Bei der Knapp⸗ heit an anderen Futtermitteln haben wir uns deshalb bereit finden lassen, Getreide zum Verschroten freizugeben. Diese Verwendung des Schrotes für die Schweinemast kann man doch nicht Verschwendung nennen. Leider haben wir es im wesentlichen wieder einstellen müssen. Wir hoffen aber, daß bald ein Ausgleich geschaffen wird durch die Futtermittel, die jetzt anfangen, aus dem Balkan heranzukommen. Wenn wirklich gutes Korn verschrotet worden ist, dann entspricht das nicht unserer Anweisung. Hätten wir davon erfahren, dann wäre ich dagegen eingeschritten. Es ist richtig, daß im Juli, als wir merkten, daß wir einen großen Ueberschuß hatten, wir uns veranlaßt sahen, in der Verteilung der Zusatzbrotkarten freiere Grundsätze auf⸗ zustellen. Ich habe mir das betreffende Rundschreiben noch einmal angesehen. Ich glaube aber nicht, daß jemand daraus entnehmen konnte, daß auch Gymnasiasten und Dienstmädchen solche hätten be⸗ kommen sollen. Es ist ausdrücklich darauf hingewiesen worden, daß auch jüngere Personen, und zwar beiderlei Geschlechts, solche be⸗ kommen sollten. Auf die Frauen und Mädchen ist Rücksicht ge⸗ nommen worden, weil diese ja jetzt vielfach in der Landwirtschaft und in der Industrie bei dem Fehlen der männlichen Arbeitskräfte schwerer zu arbeiten haben. Es wurde aber hervorgehoben, daß Zusatzkarten nur bis zu einem eigenen Arbeitseinkommen von 2500 ℳ in Frage kämen. Ich habe noch nie gehört, daß Gymnasiasten ein Arbeits⸗ einkommen haben. Es ist davon gesprochen worden, ich wäre in⸗ konsequent geworden, weil in diesem Jahre nicht mehr Mühlen an die Reichsgetreidestelle angeschlossen worden sind. Die Verhältnisse haben sich geändert, da ja jetzt 80 % aller Kommunalverbände das Getreide selbst vermahlen lassen. Wir haben gar keinen Einfluß darauf, wie sie das tun. Im Wirtschaftsausschuß ist nun direkt hervorgehoben worden, bei der Verteilung auf die ühlen sollten keine erhöhten Mahlkosten entstehen. Wie das bei den geäußerten Wünschen der Fall sein kann, das ist die Quadratur des Zirkels. Es ist auch moniert worden, daß die Reichsgetreidestelle das für das bayerische Heer bestimmte Getreide nicht in bayerischen ühlen mahlen läßt. Nun wird aber ein Teil des bayerischen Bedarfes aus den allgemeinen Ueberschüssen des Reiches mitgeliefert. Da kann doch nicht verlangt werden, daß das aus anderen Gebieten stammende Getreide erst nach Bayern zum Vermahlen geschafft wird. Sollte der Bedarf aus bayerischen Beständen gedeckt werden, dann werden auch die baverischen Mühlen berückfichtigt werden. Es liegt also keine Benachteiligung Bayerns vor.
Bundesratsbevollmächtigter Major Koeth: Wir können in unserer ganzen Kriegswirtschaft etwa zwei Perioden unterscheiden: die erste Periode ist die, in der das oberste Gesetz war, so rasch wie möglich den enorm hohen Heeresbedarf, der durch die Aufstellung der Neuformationen sich von Tag zu Tag steigerte, zu decken. Hier mußte im Vordergrunde immer stehen, daß die ö“ zur rechten Zeit ins Feld kommen konnten. Wenn die Maßnahmen danach beurteilt würden, daß dieses große Ziel erreicht worden ist, so wird man auch mit den Maßnahmen in der Lederwirtschaft nicht zu kritisch umgehen. Diese Periode läuft ungefähr ab im Frühjahr 1915. Danach folgte die Periode des weiteren Ausbaues. Am 1. Mai wurden die sogenannten Richtpreise für Leder, noch nicht Höchstpreise, festgesetzt. Wir wußten dabei genau, daß die Höchst⸗ preise später folgen sollten. Bei der Beurteilung der Richtpreise hat die Oeffentlichkeit nur erfahren, daß ein Aufschlag von 1 ℳ auf das Kilogramm Haut gemacht wurde. Man hat aber vollständig übersehen, daß tatsächlich die damaligen Lederpreise um ein Drittel herabgesetzt wurden. Wir konnten damals mit den Lederpreisen noch nicht so tief herabgehen, weil wir noch nicht auf die Einfuhr ver⸗ zichten konnten. Der Anreiz zur Einfuhr mußte bleiben. Zweierlei Preise für Leder aus dem Inlande und aus dem Auslande festzu⸗ setzen, war nicht angängig. An das Zivilpublikum wurden erst in späteren Monaten geringfügige Mengen von Leder abgegeben, sodaß also eine Besteuerung des Zivilpublikums durch diese Fest⸗ setzungen kaum in Frage kommt. Der Aufschlag wurde dann erst Sum 30 ₰ und dann um weitere 70 ₰ herohgesett sohaf er geit dem 1. Dezember vollständig weggefallen ist. In der nächsten Zeit sollen die Preise nochmals herabgesetzt und Höchstpreise für Gerb⸗ stoffe eingeführt werden.
Abg. Held (nl.): Wir können der Zukunft mit Vertrauen ent⸗ gegensehen; wir können, wollen und werden durchhalten. Produzenten und Konsumenten müssen dabei Hand in Hand gehen. Ich werde einige Se- erörtern. Zunächst das Schwein. on bei Beginn des Krieges hat man der Regierung eine Beschlagnahme der Futtermittel nahegelegt, ohne Erfolg. Es wurden Höchstpreise für Gerste eingeführt; unsere Schweinemäster mußten übermäßig hohe Preise bezahlen, auch die kleinen und mittleren Landwirte und un⸗ endlich viele Arbeiter. Die Not auf dem Lande wurde immer größer. Frauen und Kinder haben geschafft, was nur möglich war, um die Schweinezucht aufrecht zu erhalten. Wir können den Schweine⸗ dünger nicht entbehren. Nun entwickelte sich die Sache weiter, und es kam der wissenschaftliche Schweinemord. Man hat gebeten: verschafft Euch doch erst Gewißheit, wie viel Kartoffeln vorhanden sind. Nein, hieß es, wir können die Mieten nicht öffnen. Das Reichsamt des Innern und das preußische Landwirtschaftsministerium waren mit der Maßnahme nicht einverstanden, aber sie mußten sich beugen. Nun kam die unsinnige Abschlachtung und die Herstellung der Dauerware, wovon große Vorräte verdarben und wodurch dem Na⸗ tionalvermögen großer Schaden zugefügt wurde. Das Zuchtvieh kam so herunter, daß der Fortpflanzungstrieb darunter litt. Die Züchter wurden auf künstliche Futtermittel verwiesen. Denken Sie doch, wohin wir kommen, wenn es an Zuchtvieh fehlt. Ohne Uebergangszeit wurden Höchstpreise für Schweine eingeführt, Höchstpreise, die zu den Produktionskosten nicht im geringsten Verhältnis standen. Hundert Pfund kosteten 145 ℳ, verkauft mußten sie werden für 100 ℳ. Viele Tausende von Mark sind verloren gegangen, ohne daß die Kon⸗ sumenten einen Vorteil davon gehabt hätten. Als ich mich an einen Schlächter wegen Schweinefleisch wandte, sagte er: Wenden Sie sich an den Bundesrat, der die Verordnung erlassen hat, der kann Ihnen Schweinefleisch verkaufen. Der Mann hat die Höchstpreise um⸗ gangen, und die Konservenindustrie hat sich immer mehr ausgedehnt. Die Reagierung sollte diesem Unwesen und der Spekulation der Groß⸗ schlächter einen Riegel vorschieben, damit genügend frisches Fleisch den Konsumenten zur Verfügung steht. Ich möchte bitten, daß die Ge⸗ fangenen, die einmal bei den Landwirten sind und sich bewährt haben, auch bei den Landwirten bleiben. Bei uns in Hannover hat sich die Gefangenenarbeit bewährt. Von den Balkanfuttermittellieferungen verspreche ich mir nichts. Wir müssen fertig gemästete Schweine haben, darum müßte das Quantum für die Züchter erhöht werden. Diese dürften auch nicht durch die hohen Kommissionsgebühren be⸗ lastet werden. Es muß eine tiefe Mißstimmung entstehen, wenn die