8 1 98 EE11 28 Abg. Graw (Zentr.): Wir stehen dem Gesetzentwurf auch sym⸗ patbisch gegenüber. An der Volksernäbrung hat ader auch der Bauern⸗ stand seinen Anteil. Die richtige Verteilung von Klein⸗ und Groß⸗ grundbesitz ist das Notwendige. So ganz leicht ist die Ansiedlung vicht, acch die Kommunen werden mithelfen müssen. Ue die Schwierl. ke iten werden wir uns in der Kommission unterhalten. Abg. Korfanty (Pole): Wir sind immer Freunde der An⸗ —2 und der Schaffung von kleinen Bauernstellen gewesen. Leider aben wir bisher mit der Ansiedlung traurige Erfahrungen ge⸗ macht. Ich glaube aber, man jetzt auch in dieser Frage eine Neuorientierung unserer e vornehmen muß. Hter handelt es sich um eine vpraktische Frage. Wir geben der Hoffnung Ausdruck, daß die polnischen Kriegsteilnehmer das gleiche Rcht wie unsere deutschen Mitbürger erhalten werden, wenn sie sich um rine Anstedlerstelle bewerben. Wir erwarter, daß die Regierung in der Kommission oder hier im Hause ihren Stand· punkt dazu genau darlegt, damit wir danach unser Verhalten einrichten können. Nachdem seitens der Königlichen Staatsregierung seit dem Jahre 1900 Millionenbeträge für diese Aufgabe zur Verfügung ge⸗ stellt waren, hat sich im Laufe der Zeit mehr und mehr das Bedürfnis herauegestellt, nech größere Mittel zur Verfügung zu stellen. Auch im Abgeordnetenhause ist namentlich im Laufe der letzten Jahre öfter der Wunsch nach Erhöhung der Mittel aus⸗ gesprochen worden, und die Grundteilungskommission hat, ohne sich definitiv festzulegen, hundert Milltonen zur Verfügung gestellt. Inzwischen ist aber zu den bisherigen gewichtigen Aufvaben der inneren Kolonisation eine neue g treten. Mehr und mehr hat der Gedanke Raum gewonnen, daß die Kriegsteilnehmer an⸗ gesiedelt werden müssen. Es bleibt zu wünschen, daß die Kriegsteilnehmer, namentlsch diejenigen, die vom Lande stammen, auf dem Lande angeßedeit werden, daß sie in den Besitz eines Heims tommen, in dem sie sich wohl fühlen, in dem sie nach den Schreck⸗ nissen des Krieges sich wierer glücklich fühlen und ihre Aufgaben gegenüber dem Staate und der Allgemeinbeit erfüllen können. Das babe ich namens meiner Parteifreunde zum Aukdruck zu bringen. dem Gesetz sind allerdings einige Bedenfen zu erblicken, die sich zweck⸗ mäßig bei der Kommissionsberatung werden erledigen lassen. Es wird insbesondere einzugehen sein auf die Frage, ob der hohe Zinsfuß, den wir noch dem Kriege zu erwarten haben, nicht Schwierigkeiten insofern verursachen wird, als den Rentengutnehmern zu schwere Lasten bei Zahlung ihrer Renten entstehen werden. Diese Frage ist so wichtig, daß ich glaube, daß das Gesetz einer besonderen Kommission überwiesen werden muß, die sich zweckmäßig aus 21 Mitgliedern zusammensetzt.
Abg. Dr. Pachnicke (Fortschr. Volksp.): Wir sind zu unserem
Glück ein Industriestaat geworden, denn ein Agrarstaat hätte diesen Krieg nicht führen können. Ich muß auch dem entgegentreten, daß unsere Industriebevölkerung nur von unserm Großgrundb sitz ernährt worden sei. Wir haben im Deutschen Reich etwa 23 000 Großgrundbesitzer gegenüber von 5 Millionen kleiner und mittlerer Betriebe. Wenn auch die letzteren einen großen Teil ihrer Produkte selbst verzehren, so werfen sie doch einen größeren Ueberschuß auf den Markt und tragen ßur Ernährung der Industriebevölkerung bei. In der Ansiedlung der Kriegsteilnehmer wird es ja aller⸗ dings manche Schwierigkeiten geben. Aber wir werden sie überwinden, da ja die Frnge der inneren Kolvnisation eine der wichtigsten und ernstesten Aufgaben ist. Wir müssen diese Frage um ihrer selbst und nicht um poltitscher Nebenzwecke willen lösen. Diese haben hier in Zukunft auszuscheiden.
Abg. Dr. Bredt (freikons.) bält seine Ansicht aufrecht.
Abg. Dr. Lohmann (nl.): Der Abg. Oredt hat seine An⸗ sicht über die Bedeutung des Großarundbesitzes doch wohl zu scharf zum Ausdruck gebracht, und der Abg. Pachnicke hat mit Recht ihm widersprochen. Es in vollkommen unrichrig, daß ledigl ch dem Greßgrundbesitz die Ernährung des Volkes zu verdanken sei. Man sollte aber diese schwerwiegende Frage nicht hier im Plenum anschneiden, in der Kommission können wir uns darüber mit Ruhe unterhalten.
Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer: Ich möͤchte in diesem Angenblick nur darüͤber meine Frende ansdrücken, daß die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit der in diesem Entwurf gemachten Vorschläge ahsseitige Zustimmung gefunden hat. Ich darf mir vorbehalten, in der Kommisstonsberatung und in der zweiten Lesung im einzelnen auf die hier erörterten Fragen
zurückzukommen. Die Vorlage wird einer besonderen Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen.
Der Präsident erbittet und erhält die Ermächtigung, den Tag und die Tagesordnung 92 die nächste Sitzung selbst zu bestimmen, je nachdem die verstärkte Budgetkommission mit ihren Arbeiten vorangekommen sein wird; jedenfalls wird die nächste Sitzung nicht vor dem Ablauf der nächsten Woche stattfinden. 8 8
Schluß 12 ½¼ Uhr.
Im Reichstag hat sich, wie „W. T. B.“ mittelt, unter dem Namen „Deutsche Fraktion“ eine neue Fraktion ge⸗ bildet, der folgende 28 Mitglieder beigetreten sind: Alpers, Dr. Arendt, Bauer (Pfarrkirchen), Behrens, Bruhn, von Brüneck, Dr. Burckhardt, Colshorn, Doerksen, Freiherr von Gamp⸗Massaunen, von Halem, Hegenscheidt, Herzog, Laux, Löscher, von Meding, Mertin, Mumm, Graf von Posadowsky⸗ Wehner, Rupp (Marburg), Freiherr von Schele, Schulz (Bromberg), Stubbendorff, Freiherr von Wangenheim, War⸗ muth, Werner (Gießen), Werner (Hersfeld), Witt.
die Fraktion hat zu ihrem Vorsitzenden den Freiherrn von Gamp⸗Massaunen, zu dessen Stellvertreter den Ab geordneten Schulz (Bromberg), zum 2. Vorsitzenden den Ab⸗ eordneten Dr. Werner (Gießen), zu dessen Stellvertreter den Abgeordneten Lic. Mumm, zum 3. Vorsitzenden den Ab⸗ geordneten Freiherrn von Schele, zu dessen Stellvertreter den Abgeordneten Laux gewählt. Zur Vertretung der „Deutschen Fraktion“ im Aeltesten⸗Ausschuß wurden die Ab⸗ geordneten Freiherr von Gamp⸗Massaunen, Dr. Werner Gießen) und Freiherr von Schele gewählt.
Statistik und Volkswirtschaft.
8 Zur Arbeiterbewegung. 8 9
Eine Versammlung aller auf Offiziersuniformen be⸗
schäftigten Berliner Schneider, die kürzlich im Gewerkschafts⸗
hause tagte, erklärte sich mit dem Vergleichsvorschlage ein⸗
verstanden. Ueber nebensächliche Streitpunkte soll weiter verhandelt werden. (Vgl. Nr. 9 d. Bl.)
8— Wohlfahrtspflege.
zweiten Male hat zu Weihnachten heimatliche Liebe und Treue des Feldheeres in emsiger Fürsorge gedacht. Den Tapferen im feindlichen Feuer, den Ver⸗ wundeten und Kranken im Feld⸗ und Etappenlazarett, dem unermüdlichen Bahnschutze, den wackeren Armierungssol⸗ daten, den Verwaltern des Nachschubes, den treuen Kranken⸗ pflegern und Schwestern, jungen und gereiften Helden in West, Ost und Süd, ihnen allen sind Weihnachtsspenden zu⸗ gegangen als neues, noch engeres Band zwischen der uner⸗ schütterlichen Wacht draußen und dem sorgenden Heimathaus. So sei denn allen, die mit Herz und Hand dieses schöne vater⸗ ländische Werk deutscher Weihnachtsliebe gefördert und uner⸗ müdlich zu gutem Ende geführt haben, abermals herzlichst ge⸗
dankt. Der Generalquartiermeister Der Chef 88 Feldsanitäts⸗ wesens .
Frhr. von Freytag⸗ 8 Loringhoven. von Schjerning. Der Kaiserliche Kommissar und Militärinspekteur der freiwilligen Krankenpflege Friedrich Fürst zu Solms⸗Baruth.
Theater und Mufik.
In der heutigen Anfführung des Fliegenden Holländers“ im Königlichen Opernhause wird an Stelle des erkrankten Königlich schwedischen Kammersängers Herrn John Forsell Herr Kammersänger
8
1 11“ Müller, den Erik Herr Uakel, den Daland Herr Schwegler, den Steug mann Herr Philipp. Dirigent ist der Generalmusikdtrektor Dr. Strauf Morgen wird „Mona Lisa“ in folgender Besetzung gegeben: Man⸗ Fiordalisa (Frau des Fremden): Fräulein von Granfelt; Manz Ginepra: Fräulein Alfermann; Dianora: Fräulein Marherx; Piccarza Fräulein Birkenström; Giovanni (der Latenbruder): Herr Unkas Francesco (der Fremde): Herr Bischoff; Pietro: Herr Schwegle Arrigo: Herr Henke; Alessio: Herr Philipp; Sandro: Herr Kasc Masoltno: Herr Bachmann.
Im öniglichen Schauspielhause geht morgen Wildenbruchsche Drama „Die Quitzows“ in Szene. In den Haupe rollen sind die Damen Heisler, Nesper, Pategg und Ressel sont⸗ die Herren Pohl, Sommerstorff, Eichbolz, Engels, von L Leffler, Lucas, Patry und Vespermann beschäftigt. 1“
Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.
Mannigfaltiges. “ Berlin, den 18. Januar 1916.
Ihre „W. T. B.“ zufolge gestern nachmittag die Kriegsau estellungn
den Ausstellungshallen am Zoologischen Garten.
London, 16. Janugr. (W. T. B.) Nach einer Meldung ze „Reuterschen Burcaus“ kam es in einer Kirche von Kingsland im Norden von London, wo Sonntagnachmittag eine Ku ndgebung zugunsten der Beendigung des Krieges stattfand, zu auf⸗ regenden Szenen. Die Friedensfreunde wurden für Verräter g⸗ klärt und mit roter Farbe beworfen. die Poltzei in Sicherbeit gehracht werden. Die Gegner sangen „Rule Britannia“ und nahmen eine Entschließung an, in der gesorden wird, daß der Krieg energisch fortgesetzt werde, bis Deutschland ge⸗ schlagen set. — Lloyds’ meldet: Der spanische Dampfe „Belgica“, 2068 Bruttotonnen, ist gesunken. 23 Mann wurden gerettet.
London, 17. Januar. (W. T. B.) wurde dem Reuterschen Burean“ zufolge ein starkes Erddeben gemeldet. Im Rhymnevytal in Südwales erelgnete sich en großer Erdrutsch. — Im Hafen von Southsbields biach an großer Brand aus. Drei Schiffe wurden beschädtgt. Der Schrhen beträgt viele tausend Pfund Sterling. — In King's County h Irland ist das Wasser des großen Kanals über die fer
etreten. Mehrere Ortschaften sind von der Umwelt abge⸗ c nitten. Es wurde piel Schaden an Vleh und Feldern angerichtet Unter der Bevölkerung herrscht großes Elend.
Chatham, 17. Januar. (W. T. B.) Am Sonnabend brach wie aus London gemeldet wird, in der Kaserne der Roval Engineers in Chatham ein großer Brand aus. Eine Anzall Gebäude wurde zerstött. 8
Amsterdam, 17. Januar. (W. T. B.) Aus Edam mue Sonntagabend gemeldet, doß das Wasser etwas fällt. Der gmg Polder Purmerland ist jetzt überflaͤtet. Von der Nordseeküste medde das „Handelsblad“, daß das Meer zwischen Hoek van Holland und Scheveningen große Verwüstungen angerichtet hat. Da Wassergischt ging über die höchsten Dünen. Das ganze N veau de Strandes ist merkbar zurückgegangen. Die Königin ist heute hia angekommen, um das überflutete Gebiet zu besuchen.
Konstantinopel, 17. Januar. (W. T. B.) Dem heute m 7, Uhr Abends hier eintreffenden Balkanzug wiid ein fest licher Empfang bereiltet werden. Die Minister und das dyllo⸗ matische Korps werden auf dem Bahnhofe erscheinen. Die Pues⸗ feiert das Ergeignis als einen großen Erfolg des Vierbundes.
New York, 17. Januar. (W. T. B) „New York Heralh⸗ meldet, daß 12 Mann der Besatzung des gesunkenen Ünter⸗ seebootes „F 2“‧ noch in dem den Rettungsmannschatten unzugäng⸗ lichen Teile des Schiffsrumpfes sind (vgl. Nr. 13 d. Bl).
(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der
Fritz Feinhals von der Hofoper in Mänchen die Titelrolle singen.
Berliner Theater. Mittwoch, Abends
Die Senta singt Fräulein von Granfelt, die Mary Frau von Scheele⸗
Charlottenburg. Mittwoch, Nach⸗ mittags 3 ½¾ Uhr: Die Hermannschlacht. —
Komische Oper.
Ersten, Zveiten und Dritten Beilage.)
Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr un
eiden⸗ “ Abends 8 Ubr: 2 Voestellungen. (Nach.
Majestät die Kaiserin und Königin besucht ††
Sie mußten schließlich dunh —
Aus Mittelengland
Königliche Schaufniele. Mittwoch:
Overnhaus. 18. Abonnementsvorstellung. Mona Lifa. Oper in zwei Akten von Max Schillings. Dichtung von Beatrice Dovskyv. Mustkalische Leitung: err Kapellmeister Dr. Beusl. Regie: Herr Regisseur Hertzer. Chöre: Herr Professor Rüdel. Anfang 7 ½ Uhr.
schauspielhaus. 19. Abonnementzvor⸗ stelung. Die Quitzows. Vaterländisches Drama in vier Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Regie: Herr Regisseur Dr. Bruck. Anfang 7 ½ Uhr.
Donnerstag: Opernhaus. 19. Abonne⸗ mentsvorstellung. Ein Maskenball. Oper in drei Akten. Musik von Giufeppe Verdi. Anfang 7 ½ Ubr.
Schauspielhaus. 20. Abonnementsvor⸗ stelung. Artadne auf Nogos. Oper in einem Aufzuge von Hugo von Hof⸗ mannethal. Musik von Richard Strauß Zu spielen nach dem „Bürger als Edel⸗ mann“ des Molière. Anfang 7 ½ Uhr.
Preise der Plätze für Ariadne auf Naxos“: Fremdenloge 12 ℳ, 1. Nang
Laqge 8 ℳ, 1. Rang Sessel 8 ℳ, Parkett⸗ sessel und Parkettloge 8 ℳ, Parkett 7 ℳ, Pkon 6 ℳ, 2. Balkon 4 ℳ, Galerie 2,50 ℳ.
Deutsches Theater. (Direktion: Mar Reinhardt.) Mittwoch, Abends 7 ¾ Ubr: Gin Sommernachtstraum. (In der Neueinstudierung.)
„ee Der ziberpelz.
Freitag: Maria Stmart.
Kammerspiele.
Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der Weibs⸗
teufel. Donnerstag und Sonnabend: Der Weibsteufel. Freitag: Der Vater. Volksbühne.
(Theater am Bülowplatz.) (Untergrundbahn Schönhauser Tor.) Direktion: Max Remhardt.
Mittwoch, Abends 8 ¾ Uhr: Wallen⸗ seins Tod. .
Donnerstag: Gamlet.
Freitag, Connabend und Sonntag: Das
Mirakel.
8 Uhr: Wenn zwei Hochzeit machen. Ein Scherzspiel mit Gesang in 4 Blldern von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer. Musik von Walter Kollo und Willy Bredschneider.
Donnersrag und folgende Tage: Wena zwei Hochzeit machen.
Theater in der Königgrützer Straße. Mittwoch, Abends 7 8 Uhr: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Schauspiel in fünf Auf⸗ zügen von Wolfgang von Goetbe.
Donnerstag und Sonnabend: Götz
von Berlichingen. 8 Freitag: Maria Stuart.
Komüdienhans. Mittwoch, Abends 8 ½ Uhr: Die rätselhafte Frau. Lust⸗ spiel in 3 Akten von Robert Reinert.
Donnergtag und folgende Tage: Die rätselhafte Frau.
Dentsches Künstlertheater. (Nürn⸗ bergerstr. 70/71, gegenüber dem Zoologischen Garten.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Die selige Exzellenz. Lustspiel in drei Akten von Rudolf Presber und Lep Walther Stein.
Donnerstag und folgende Tage: Die
selige Exzellenz.
Lesstugtheater. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Komödie der Worte. Drei Einakter von Arthur Schnitzler.
Donnerstag und Sonnabend: Kaiser und Galiläcr.
Freitag: Peer Gynt.
Schillertheater. 0. (Wallner⸗ stheater.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der Dornenweg. Schauspiel in drei Autzügen von Felix Pbilwppi.
Donnerztag: Junghbt zunen.
— Der Dornenweg.
onnabend: Zwei glückliche Tage.
GWonntag, Nachmittags 3 Uhr: Faust, erster Teil. Abends 8 Uhr: D Dornenweg.
Schanspiel Strindberg. wetter.
Uebersetzt von Ernst B
—— Zmet alückliche Tage. onnabend, Nachmittags 3 Wallensteins Lager. Hierauf: Viccolomini. — Abends 8 Uhr: Dornenweg.
Abends 8 Uhr: Tage.
Dentsches Onernhans. . lottenburg,
Abends 7 Uhr: . Sängerkrieg auf Wartburg. Wagner.
Donnerztag: Martha.
Freitag: Die Meistersiuger Nürnberg. (Hans Sachs: Kammer Friedr. Plaschke.)
Sonnabend: von Windsor.
Zoologischer Garten. Kantstraße
Musik von Gilbert. Donnerstag und folgende Tage: Früulein vom Amt. Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Hohe.
Bildern von Hermann Haller und Wolff. Musik von Walter Kollo.
sfeste bruff! Donnerstag und Sonnabend,
mittags 3 ½¾ Uhr: Doktor Klaus.
Theater des Westens. (Station;
Abends 8 Uhr: Ritter Bengts Gattin. in fürf Akten don August
rause⸗
Donnerstag: Zwei glückliche Tage.
Uhr: Die Der
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Nora. Zwei glückliche
Char⸗
Bibsmarck⸗Straße 34 — 37. Direktion: Georg Hartmann.) Mittwoch, Tannhäuser und der
Ro⸗
mantische Oper in 3 Akten von Richard
von sänger
Die lustigen Weiber
12.)
Mittwoch, Abends 8 Uhr: Das Fräu⸗ lein vom Amt. Ovperette in drei Akten von Georg Okonkowski und Franz Arnold.
Das
Frau
Theater am Nollendorfplatz. Mittwoch, Nachmittags 3 ½ Uhr: Doktor Klaus. — Abends 8 ½¼ Uhr: Immer feste druff! Vaterländtsches Volksstück in vier
Willi
Donnerstag und folgende Tage: Jmmer
Nach⸗
dammer Brücke.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Jung muß man sein. Operette in drei Akten von Leo Leipziger und Erich Urban. Gesangstexte von Leo Leipziger. Musik von Glilbert.
Donnerstag und folgende Tage: Jung muß man sein.
Lustspielhans. (Friedrichstraße 236.) Mittwoch, Abends 8 ¼¾ Uhr: Alles aus Gefälligkeit. Schwank in 3 Akten von Eugen Barg und Louls Taufstetn.
Donnerstag und folgende Tage: Alles aus Gefälligkeit. 8
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Drei Paar Schuhe. Ledensbild mit Gesang in vier Bildern, frei nach Karl Görlitz von Jean Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Gilbert.
Donnerstag und folgende Tage: Drei
Paar Schuhe.
Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Mittwoch, Abends 8 ½ Uhr: Verheiratete Junggesellen. Musikalischer Schwank in drei Akten von Arthur Lippschitz. Gesangstexte von Will Steinberg. Musik von Rudolph Nelson.
Donnerstag und folgende Tage: Verhei⸗ ratete Junggesellen.
8 Konzerte.
Harmoniumsaul. Mittwoch, Abende 8 Uhr: Konzert von Frida Cramer (Violine). Am Klavier: Ludw. Men⸗ delssohn.
Birkus Busch. Mittwoch, Abende 8 Uhr: Das glänzende Januar⸗ Programm. Zum Schluß: Das neue roßartige Prunk⸗Ausstattungsstück: Ein
intermärchen. Weihnachtsspiel in fünf Akten von Paula Busch. Nach den
1
Kapellmeister A.
Myvsterien des ttelalters. Musik von Taubert. Einstubdiert von Ballettmeister R. Riegel.
mittags hat jeder Erwachsene ein angehörtze Kind unter 10 Jahren frei auf allen Sit⸗ plätzen, jedes weitere Kind halbe Prelse) Zum Schluß in beiden Vorstellungen um⸗ gekürzt: Ein Wintermärchen.
——
Familiennachrichten. Harri Modler
Leutnant d. Res. u. Adjutant Pionico
Ers.⸗Baraillon 5, Glogau
Frau Frieda Modler, geb. Rockenschuh, Niesky O. 2. Vermählte. [64109
Verlobt: Frl. Martha Thiele mit unB
Oberleutnont z. S. Stahl (Breum Kiel). — Frl. Anastasie von Dartzu mit Hrn. Oertzen (Gelbensande i. M.). 1
Verehelicht: Hr. Hans von Cossel Frl. Laura Erckens (Aachen). 6
Geboren: Ein Sobhn: Hrn. Bofsa prediger Siegfried Grafen von Lütt 5 — Hrn. Oberst von Dunker (Danzigz!. 6
Gestorben: Hr. Justizrat Julius 9. 278 89* eT 8
oser (Steglitz). — Hr. 3
Karl von der Hsten a. d. H. Wrtmig (Stargard i. Pomm.).
——
Verantwortlicher Redakteur⸗ Direktor Dr. Tyrol in Charlaottenbum Verlag der Expedition (Menger ini
in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdꝛutkem i 1
Verlagsanstalt, Berlin, Wilbelmstraße
Sechs Beilagen
(einschließlich Warenzeichenbeilage ₰
und die Inhalt abe Mr. Rr. 8 bes Bffeutlichen Anzeiges sowie die 85 9. Ausgabe de
Peutschen Verlustlisten.
eutnant Otto Helmuth mnf
*
zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preuß
Berlin, Dienstag, den 18. Januar
No. 14.
Deutscher Reichstag. 31. Sitzung vom 17. Januar 1916, Vormittags 11 Uhr.
(Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Der Sitzung wohnen der Staatssekretär des Reichsschatz⸗ amts, Staatsminister Dr. Helfferich und der stellver⸗ tretende Kriegsminister, Generalleutnant von Wandel bei.
Auf der Tagesordnung steht zunächst die Fortsetzung der Beratung der von der Kommission für den Reichshaushaltsetat vorgeschlagenen Reso⸗ lutionen, die Heeresfragen betreffen. Die Diskussion über die Frage einer Revision der Kriegsbesoldungs⸗ ordnung und die Mannschaftslöhne war am Sonnabend beendet worden. ’8
Die Kommission für den folgende Resolution:
„den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, zu aiseeer1an daß die von der Leitung des Heeres und der Marine ausgegebenen amt⸗ lichen Kriegsnachrichten allen Organen der deutschen Presse, welche darum nachsuchen, gleichꝛeitig und unentgeltlich gegen Ersatz der BEE11 mitgeteilt werden und sich zu diesem Zwecke unverzüglich mit dem Verein deutscher Zeitungsverleger in
Verbindung zu setzen“. Die Urlaubsverhältnisse betreffen fölgende
Resolutionen: den Reichskanzler zu ersuchen, dahin Mannschaften in möglichft weitem Umfange Urlaub gewährt wird; d bei der Gewährung von Urlaub zunächft jene Mannschaften be⸗ rücksichtigt werden, die bisher noch nicht in Urlaub waren; den be⸗ urlaubten Mannschaften für die Dauer des Urlaubs das für ihren 1 festgesetzte Beköstigungsgeld bei Antritt ihres Urlaubs auszuzahlen; den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, zum Schutze der Ver⸗ sorgung und Fneig des Wirtschaftslebens Anordnungen zu treffen, daß behufs Milderung der in den Kreisen der kleinen und mittleren Gewerbetreibenden und Landwirte durch den Mangel an eeigneten Arbeitskräften bestehenden Schwierigkeiten die in den Garnisonen befindlichen Truppenteile Beurlaubungen geeigneter Mannschaften — soweit es das wirkliche dienstliche Interesse zuläßt — vornehmen, und daß die Kommunalbehörden in regelmäßigen kurzen Zwischenräumen die Zahl, den Zeitpunkt und die Art der benötigten Kräfte feststellen und den Kommandostellen so zeitig wie möglich fortgesetzt melden, damit diese eine tunlichste Berücksichti⸗ gung vorzubereiten in der Lage sind; den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, Maßnahmen zu treffen, 8 die militärischen a. durch Vorschläge der Zivil⸗ behörden rechtzeitig in die Lage versetzt werden, die Beurlaubungen o zu regeln, daß die Leiter landwirtschaftlicher und gewerblicher Betriebe tunlichst zu den Zeiten beurlaubt werden, zu denen ihre Tätigkeit in ihren Betrieben besonders dringend nötig ist, b. die Leiter landwirtschaftlicher Betriebe in der Zeit der Frühjahrs⸗ bestellung in möglichst weitgehendem Maße zu beurlauben; Anordnungen zu treffen, daß die für die Volksernährung not⸗ wendigen Arbeitskräfte aus dem Heere in größerem Umfange wie bisher beurlauht werden, insbesondere die Arbeitsverwendungs⸗ und Garnisondienstfähigen sowie die Genesenden; dafür Sorge zu tragen, daß allen nach der Heimat beurlaubten Militärpersonen für die Zeit des Urlaubs Verpflegungsgeld ge⸗ währt wird, und fernerhin 9 denselben Löhnungen und Verpfle⸗ gungsgeld vor Antritt oder während der Dauer des Urlaubs gezahlt werden.
Unter den in der Kommission gestellten Anträgen, die die Kommission den verbündeten Regierungen als Material über⸗ wiesen wissen will, betreffen mehrere die Abgabe von Lebens⸗ mitteln und Bedarfsgegenständen an bedürftige Volkskreise, insbesondere an Kriegerfamilien, durch die Gemeinden, andere lie Nlegelung der Futtermittelpreise. Weitere Anträge gingen ahin,
Reichshaushaltsetat beantragt
zu wirken, daß den
den Reichskanzler zu ersuchen, baldigst eine Novelle zum Mann⸗ schaftsversorgungsgesetz vom 31. Mai 1906 und zum Militärhinter⸗ bliebenengesetz vom 17. Mai 1907 vorzulegen, durch welche diese Gesetze dahin geändert werden, daß für die infolge des Krieges zum Heere einberufenen Mannschaften und deren Hinterbliebene die Versorgung auch dann gewährt wird, wenn das die Erwerbsfähigkeit beschrän⸗ kende Ereignis oder der Tod während der Zugehörigkeit zum Heere eintritt, ohne daß eine Dienstbeschädigung nachgewiesen werden kann:
baldigst dem Reichstag einen Gesetzentwurf vorzulegen, nach welchem denjenigen Kriegsbeschädigten, bei welchen nach der Art der Beschädigung (z. B. Amputation) eine wesentliche Veränderung des Zustandes später nicht zu erwarten ist, bei der erstmaligen Festsetzung der Rente 80 % der festgesetzten Rente für die Lebens⸗ dauer bewilligt werden soll; 8 ““ 8 Sorge zu tragen, daß die an Stelle von Zusatzrente für ein Jahr gegebene einmalige Unterstützung an die Hinterbliebenen von
Kriegsteilnehmern bis zur gesetzlichen Regelung zu entsprechender Zeit erneuert wird;
Vorsorge zu treffen, daß Witwen, die Kriegshinterbliebenen⸗ rente beziehen, bei Wiederverheiratung eine einmalige Abfindung erhalten oder ihnen ein Teil der Rente belassen wird.
e. Referent Abg. Graf von Westarp (dkons.) führt aus, daß der Kommission Beschwerden über den Mißbrauch der Monopolstellung des „W. T. B.“ in der amtlichen militärischen Berichterstattung unter Forführung cinzelner Fälle zugegangen sind. Das „W. T. B.“ habe Material zur Widerlegung unterbreitet, auch angeführt, daß es aus 8 Verbreitung der amtlichen Kriegsberichte keinen Verdienst, sondern Verlust gehabk habe. Sodann geht der Berichterstatter auf die rlaubs⸗ und Hinterblicbenenversorgungsfragen ein.
Abg. Schopflin (Soz.): Es ist ja sehr schwierig, die Ur⸗ saubsfrage zufriedenstellend zu regeln. Nach Einführung der Frei⸗ arten scheint eine Beschräankung des Urlaubs eingetreten zu sein. Die Urlaubsmöglichkeit sollte nach Kräften ausgedehnt werden. Es wäre falsch, den Urlaub auf zweimal im Jahre zu beschränken, auch wenn die Soldaten auf die Freikarten verzichten. Ganz zu verwerfen ist es, daß eine ganze Kompagnie mit Urlaubsentziehung bedroht wird, wenn ein Mann sich vergangen hat. Trotz des Erlasses des Kriegsministers über die Verpflegungsgelder ist es wiederholt vor⸗ gekommen, daß den Mannschaften dieses Verpflegungsgeld verweigert worden ist. Der Krieasminister sollte veranlassen, daß die Urlaubs⸗ zage wohlwollender behandelt wird, als es jetzt geschieht. Bei der angen Dauer des Krieges, nach den Strapazen des Krieges und den wirtschaftlichen Schädigungen infolge des Krieges ist sie durchaus am Pla⸗ damit Mißstimmung vermieden wird. Der Verpflegung in den arnisonen wenden die Offiziere nicht die Aufmerksamkeit zu, die sie verdient. Es muß hier sehr sorgfältig verfahren werden. ei vnßelbafter Verpflegung sind Erkrankungen unvermeidlich. Der russische Gefangene erbält eine gute, ausreichende Verpflegung, Tabak üsv. Das ist ganz richtig, aber die Bewachungsmannschaften möchten nicht schlechter wegkommen. Die Klagen über die Kantinen
ei den Kasernen im Inlande nebmen fortgesetzt zu. Eine ganze An⸗ hl don Kantinenwirten scheinen sich als 8 zu be⸗
8
8
Erste Beil
age
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trachten und wollen möglichst hohe Gewinne erzielen. Den Kan⸗ tinenbetrieben sollten die Offiziere eine stärkere Aufsicht zuteil werden lassen. Die Soldaten müssen zu hohe Preise an die Kantinen be⸗ zahlen. Es ist vorgekommen, daß Kompagnieführer mit Arrest ge⸗ droht haben, wenn sich die Mannschaften über mangelhafte Verpfle⸗ gung beschwerten. Ein Wort über die Liebesgaben. Es ist hier ganz Gewaltiges geleistet worden. Das ist sehr erfreulich. Auf der anderen Seite hört man wohl Klagen, daß sich die Liebesgaben an der Endstation verflüchtigen. Solche Fälle will ich keineswegs generali⸗ jeren. Aber selbst solche Einzelerscheinungen verdienen die strengste Nachprüfung. Wo so etwas vorgekommen ist, soll man den Schuldi⸗ gen rücksichtslos an den Kragen gehen. Zu Beschwerden gibt auch die lange Dauer der Liebesgabentransporte Anlaß. Ein Transport von Potsdam nach Spandau hat 21 Tage gedauert. Die Eisenbahn⸗ verwaltung sollte für möglichste Besch eunigung sorgen. Die Ge⸗ währung von Unterstützungen an die Familien der Krieger ist mit unnötigen polizeilichen Scherereien verbunden. Man sollte da weit⸗ heeiges verfahren. Geklagt wird auch über die Zurücksetzung der Zahnärzte. Die Verpflegungssätze für die Verwundeten müßten er⸗ höht werden. Man darf sich doch nicht zu sehr auf Sendungen aus der Heimat verlassen. Die Verwundeten in den Lazaretten beschweren sich auch darüber, daß sie zu selten Urlaub erhalten, um aus ugehen, wenn sie soweit hergestellt sind, daß sie ausgehen können. ier ist Remedur notwendig. Ebenso ist eine bessere Behandlung der Ver⸗ wundeten durch die Aerzte wünschenswert. Diese dürfen nicht so schneidig als militärische Vorgesetzte auftreten. Die Mannschaften, die sich als dauernd untauglich erweisen, sollten nicht noch monate⸗ lang zurückgehalten werden. Je länger dies geschieht, desto schwerer erhalten sie in ihrem Berufe Arbeit. Ferner wird über die soge⸗ nannten Genesungsabteilungen geklagt. Eine Genesungsabteilung, ich lege auf Genesung den Nachdruck hatte vom Morgen bis zum Abend Dienst. Am unangenehmsten empfunden wird die unange⸗ messene Behandlung der Truppen im Felde. Diese Fälle mehren sich jetzt so, daß diese Frage die größte Aufmerksamkeit verdient. Es ist ja zu verstehen, daß die Vorgesetzten, die Jahr und Tag im Felde stehen, ebenso wie auch die Mannschaften nervös werden. In der Ruhestellung hinter der Front müssen die Mannschaften wer weiß wie lange Ehrenbezeigungen üben. Noch schlimmer ist das in den Kasernen. Ein Kommandeur hat befohlen, daß die Mannschaften vom Bürgersteige zu gehen haben, wenn sie eine Ehrenbezeigung machen müssen. Das geht doch zu weit und muß große Erbitterung hervorrufen. Auch das Uebermaß des Rauchverbotes für gewisse Straßen hat böses Blut gemacht, speziell hier in Berlin. Ein Kom⸗ mandanturbefehl von Cöln beschäftigt sich in einer so eingehenden Weise mit den Ehrenbezeigungen, daß es auch jetzt im Kriege wirklich Befremden erregen muß. Der Befehl erstreckt sich sogar auf das Spreizen der Finger beim Anlegen an die Kopfbedeckung. Um gerecht 2 sein, muß ich hinzufügen, daß solche schönen Dinge auch bei unseren hegnern vorkommen, wie eine Klage der „Humanité“ über die fran⸗ Offiziere beweist. Wir bitten aber den Kriegsminister ringend, dafür zu sorgen, daß solche Kommandanturbefehle, die bei der Zivilbevölkerung und noch weit mehr beim Militär Erbitterung erregen müssen, nach aller Möglichkeit eingeschränkt werden. Außer⸗ rdentlich zahlreich sind die 1S. über unangemessene Behandlung der Soldaten durch die anderen Vörgesetzten und durch die dienst⸗ älteren Leute; in den Garnisonen scheinen sich die Mißstände wieder einzubürgern, über die wir in Friedenszeiten immer wieder Beschwerde 5 führen hatten. Die Resolutionen, die die Besserung des Loses 8 1u“ betreffen, empfehlen wir ganz besonders zur nnahme.
Abg. Dr. van Calker (nl.): Auch uns sind vielfache Klagen über die langsame Beförderung der Liebesgaben an die Truppen zu⸗ gegangen. Die Kommission hat sie gründlich erörtert, und der Stell⸗ vertretende Kriegsminister hat Abhilfe versprochen. Es ist Erfahrungs⸗ tatsache, daß die Liebesgaben schneller an das Ziel ihrer Bestimmung gelangen, wenn sie an einen bestimmten Truppenteil adressiert sind. Anderseits hat das „Rote Kreuz“ mit großen Schwierigkeiten bei der Versendung zu kämpfen. Das Verhältnis zwischen Reserve⸗ und aktiven Offizieren ist überall ein glänzendes; die Militärverwaltung sollte aber doch überlegen, ob nicht die Reserveoffiziere nach denselben Grundsätzen befördert werden könnten wie die aktiven, um Unstimmig⸗ keiten, die durch ungünstige Beförderungsverhältnisse der ersteren ent⸗ stehen könnten, tunlichst zu beseitigen. Die Beförderungsverhältnisse der Veterinär⸗ und der Feldunterärzte sind auch nicht die günstigsten; ich bitte den Minister, hier seinen Finfluß in reformierendem Sinne aufzubieten. Die Einrichtung der Feldwebelleutnants halte ich nicht für eine Ugeres glückliche, ich komme da auf meinen Vorschlag zurück, die Feldwebel entweder zu Oberfeldwebeln oder zu Offizieren zu befördern. Was die Ehrenbezeigungen betrifft, so sehe auch ich als Bataillonskommandeur darauf, daß sie gut gemacht werden, nicht aus Pedanterie, sondern weil es in der Disziplin keine Kleinigkeiten gibt. Würden wir solche Kleinigkeiten dulden, so würden wir diesen Krieg nicht gewinnen, wir hätten ihn längst verloren. Es ist ja möglich, daß wir uns über diesen Punkt nicht verständigen werden. Die Diszi⸗ plin auf die Spitze getrieben werden. Man kann es schließli einem Unteroffizier, der einen beim Kommando „Stillgestanden!“ immer wieder mit dem Kopfe wackelnden Mann, der im bürgerlichen Leben Rechtsanwalt ist, schließlich, nachdem seine wiederholten Rügen fruchtlos geblieben sind, mit Ausdrücken aus dem Tierreich regaliert, nicht allzusehr verübeln, wenn ich es auch nicht entschuldigen will. Unserem Unteroffizier verdanken wir gerade in diesem Kriege unendlich viel. Von diesem Unteroffizier unterscheide ich ganz scharf den schika⸗ nierenden Unteroffizier, der aus gemeiner “ handelt; der muß ausgeschlossen werden, oder es muß jedenfalls, da es manchmal schwer ist, ihn hinauszuwerfen, seitens der höheren rstanzen alles eschehen, was zur Remedur geschehen kann. Die Resolution, den rlaub betreffend, kann ich nur dringend empfehlen. Die Beurlaubungen zu wirtschaftlichen Zwecken sollten, shwanss es irgend tunlich ist, ausge⸗ dehnt werden; alle in den Kasernen nicht unbedingt notwendigen Mann⸗ schaften sollten dafür in Betracht kommen. Die Verpflegungsverhält⸗ nisse in den Kasernen sind im allgemeinen gut. Natürlich haben die Vorgesetzten die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die Leute durch die Kantinenwirte nicht übervorteilt werden. Die Gesundheitsverhält⸗ nisse unserer Leute sind ausgezeichnet. Ganz besonders gut sind die bei den ganz jungen Leuten; die jungen Jahrgänge sind ganz ausge⸗ zeichnet. Der Einfluß der Jugendvorbildung, die turnerische Ausbil⸗ ung ist sehr günstig, und es ist nur zu wünschen, daß diese Jugend⸗ bewegung so fortschreitet. Was den Fetdient betrifft, so ist unge⸗ fähr *4 der Leute verheiratet. Der Reichstag hat allgemein Veran⸗ lassung, diesen Leuten dankbar zu sein. In England schützt bekanntlich das Verheiratetsein vor der Einziehung zum Militärdienst. Mit Dank denken wir an die schönen Leistungen unserer Frauen, die die Arbeit ihrer eingezogenen Männer tun, wir können stolz auf unsere Frauen sein. Wir müssen froh uod gfnenc sein, wenn wir heute in unsere Kasernen sehen. Ich habe noch nie so viele kriegsverwendungs⸗ tüchtige Leute in meiner Kaserne gesehen wie in diesem Kriege. Da muß man sagen: wir können nicht besiegt werden in diesem Kriege. Die Not und der Ernst dieser Zeit ist für viele Tausende eine wunder⸗ volle Lehre gewesen, und Millionen von Deutschen ist in diesen Mo⸗ naten der deutsche Staat zum deutschen Vaterlande geworden.
Abg. Dr. Haas (Fortschr. Volksp.): Wir haben am Sonnabend einmütig protestiert gegen das Verhalten der englischen Regierung in dem „Baralong“⸗Fall, die schwere Angriffe gegen unser Heer und unsere Marine gerichtet hat. Auf Grund meiner eigenen Erfahrung kann
ich mit m Stolz sagen, nie hat eine Amee mit höherer Kultar im Felde Festanden als die deutsche Armee. Der deutsche Soldat sorgt für den verwundeten Feind und behandelt ihn nicht mehr als Feind, sondern mit der größten Menschlichkeit. Unsere Truppen in den besetzten Gebieten trelen nicht als Eroberer, sondern mit der größten Bescheidenheit aurf. Wenn in der englischen Note mit Spott darauf hingewiesen wird, daß wir wohl nicht gesehen hätten, wie viele deutsche Mannschaften von englischen gerettet worden seien, so können wir nur sagen, so menschlich und freundlich hätten sich Engländer im deutschen Gebiete nicht benommen. Kein Deutscher geht an einem Hungrigen vorüber, ohne zu helfen. Vielfach sind unsere Feldküchen der einheimischen Bevölkerung zur Verfügung gestellt worden. Alles das ist ein Ergebnis unserer Schule. Wir sind ein Kulturvolk, und unsere Armee ist dessen würdig. Der deutsche Soldat ist ein guter Kämpfer, aber Haß kennt er nicht. Selten wird man von ihm ein Wort des Hasses oder der Beschimpfung des Feindes hören. Der kämpfende Soldat ist leiden’chaftsloser als die Bevöl⸗ kerung zu Hause. Die Schulbildung des deutschen Volkes tritt im Fe. zutage. Wo wird die beste Literatur im Felde gelesen, von den ngländern, Franzosen oder von uns, von den Russen gar nicht zu sprechen? Ich habe aus den Gesprächen der Engländer und Franzosen im Felde entnommen, daß sie sich an Kultur mit uns nicht messen können. Dazu kommt, daß wir ein politisches Volk geworden sind. Der ein⸗ fachste Füsilier weiß, warum wir kämpfen, warum dieser Krieg ent⸗ standen ist. Fragen Sie den russischen Sol aten oder den englischen Söldner, warum er ins Feld gezogen ist! Alle Parnteien haben wert⸗ volle Krafte ins Feld geschickt. Jeder bringt in seiner Art ein gut Stück Staatsbürgertum mit. Die wertvolle Tatsache, daß Staats⸗ bürger im Felde stehen, verdanken wir unserer poltlischen Bi dung. Für den Frieden wollen wir daraus die Lehre ziehen, daß wir ve söhn⸗ icher werden. Dlieser Gedanke der Versöhnung wird von den Leuten des Schützengrabens weiter verbreitet werden. Sozialdemokraten, Zentrum ssleute, Konservalive usw. werden sich nur darüber streiten, welcher Weg der beste ist zum Wohle des Vaterlandes. Ob die Landwirtschaft bessere Soldaten ins Feld schickt als die Jadustrie, darüber wollen wir uns nicht streiten, sie alle haben sich draußen gut bewährt. Nach dem Frieden werren wir uns gewiß nicht mehr darüber streiten. Nie in der Weltgeschichte sind an die Nerxven größere Anfo derungen gestellt worden wie in diesem Kriege. Wie baben die Nerven Stand gehalten! Nerpös waren wir elle. Durch den Krieg sind viel mehr menschliche Nerven gesund als krank ge⸗ norden. Was Uebles vorkommt, möchte ich nicht mit Nervosität ent⸗ schuldigen. Das Verhälinis zwischen Vorgesetzten und Unterg benen, zwischen Offizeren und Mannschaften ist an der Front im allgemeinen ein ausge eichnetes. Draußen entscheidet nicht der Stand; ganz andere Dinge sind maßgebend. Nichts bringt die Menschen näher aneinander, als die gemeinsame Gefahr im Kriiege. Jeder, der draußen war und ist, sieht, wie brap, gut und lieb unsere Leute sind. Grob werden wir ja alle mitemander gelegent ich, aber nicht aus bösem Herz n. Es ist draußen auch gar nicht so sehr nötig, mit Strenge und harten Worten die Disziplin aufrecht zu erhalten; die Uebverzeugung von der Notwendigteit der Discplin, die frei⸗ willige Unterordnung ist dusch alle Kieise durchgedrungen; es steht eben draußen ein zivilisiertes Volk. Die Klagen, daß die draußen in Reserve stehenden Truppen vielleicht zuviel mit Uebungen usw. in Anpruch genommen werden, ist ja nicht ganz abzuweisen, aber irgend⸗ wie müssen die Truppen hinter der Front beschäftigt werden, und diesem Erfordernis haben die höheren Stäbe durch thre Anordnungen entsprochen. Vielf ich sind da nun freilich zuviel Uebungen abgehalfen worden; es sind Besichtigungen vorgenommen werden, die vielleicht nicht nötig waren. Die nervöse Angst vor den kommandierenden Generalen hat manche Batatllons, und Reutmentsführer zu weit ge⸗ trieben, obwohl ich weitgehendes Verständnis für die unangenehmen Eigenschaften der Generale habe. Daß für eine gewisse Bewegung der Truppe auch in der Ruhezeit gesorgt wird, ist durchaus gut und zweckmäßig. Schließlich kommen alle diese Dinge auf Personenfragen hinaus. Auch wenn die Kollegen von der Soztaldemokratie die Kompagnieführer stellen würden, hätten wir angenehme und un⸗ angenehme darunter. Gegenüber dem Verlangen, daß alles Mögliche durch Verordnungen seitens des Kriegsmintsters geregelt werde möchte, bitte ich in Erledigung eines Auftrages, der mir schon sei Monaten an der Front geworden ist, nicht soviel Papier ins Feld zu schicker Bei der Verteilung der Ltebesgaben sollte man zuerst die Front, dann erst die Etappe berücksichtigen. In dieser Beziehung kommen Klagen über Klagen an uns von den Ersatzbataillonen. In der Behandlung der älteren Mannschaften in den Ecsatzbataillonen werden leider viel Fehler gemacht. Hier müßte die Militärverwaltung irgendwie Ab hilse schaffen. Den alten aktiven Unteroffizieren, wenn Mängel und Schwächen haben, verdanken wir immerhin außerordent lich viel, wir möchten sie gewiß nicht entbehren. Auch gegen die gan jungen Unteroffiziere wird vielfach in derselben Richtung Klage geführt ein Beweis, wie schwer die notwendige Reform werden wird. Vielleich würde durch die Zulassung einer formlosen Aussprache mit den Kom pagnieführern an Stelle des Instanzenweges viel gebessert werden können. Die Männer, in deren Hand die Ausbildung liegt, müssen einsehen lernen, welche schwere Sünde am Vaterlande sie durch schlechte Behandlung der Mannschaften begehen. Wir brauchen eine gute Stimmung in der Armee. Das Schönste auf der Welt ist ein fröh licher Soloat. Die beste Kompagnie ist die, die am meisten singt und lacht, die schießt und marschiert auch am besten. Tatsächlich sind Offizierstellvertreter auch ohne disziplinare Ursache bei ihrer Ablösung dteses Ranges verlustig erklärt worden. Sie fühlen sich jetzt degradiert. Die Forderung der freien Fahrt für die Offiziere unterstützen wir auf das entschiedenste. In der Fürsorge für die Kriegsbeschädigten kann gar nicht genug geschehen. Die Be⸗ mühungen müssen aber beim einzelnen dahin gehen, daß er wieder arbeitsfähig wird. Alles in allem: es sieht gut aus in unserer Armee, und es ist gut gegangen mit dieser Armee. Dafür sagen wir dem Heere und dem deuischen Volke Dank. Wer unsere Aimee kennt, der ist von frohem Opttmismus erfüllt. Diese Armee schafft uns den Frieden, den wir brauchen. Der Sieg dieser Aemee ist auch ein Sieg der europäischen Kultur.
Abg. Nacken (Zentr): Auch meine politischen Freunde billigen manche Maßnahmen in der Armee nicht, sind aber der festen Ueber⸗ zeugung, daß nur strenge Dis iplin den Erfolg gewährleistet. Was über die B sserttellung der Zahnärzte, der Feldwevelleutnants, gesagt worden ist, unterschreiben wir. Nicht nur vom Kiegsmi isteum, auch sonst wird zuviel Papier verschrieben. Wenn Ungehöcigkeiten bei den Ersatztruppenteilen vorkommen, so soll das nicht entschuldigt werden. Es ist aber etwas anderes, ob der Vorgesetzte vor den Leuten im Schützengraben steht oder vor Rekruten. In den Ersatz⸗ truvpenteilen wird jedenfalls von der höchsten Soitze abwäris darauf gedrückt, daß die Leute anständig behandelt werden Das viele Exer⸗ zieren bei den Ersatztruppenteilen ist ein längst überwundener Stand⸗ punkt. Das Hauptaugenmerk wird gerichtet auf die Schulung für das Feld, auf das Schießen. Auch der Geist der Fröhlichkeit wird nicht vernachlässigt. Ich kenne eine Kompagnie, in der zweimal in der Woche Gesangübungen stattfinden. Urlaub ist in weitem Um⸗ fange zu gewähren, soweit eg die militäri chen Rücksichten irgend zu⸗ lassen. Der Kriegsminister sollte veranlassen, daß Mannschaften, die sich vor der Front leichte Vergehen haben zuschulden kommen lassen, nicht der Urlaub dauernd verweigert wird, und daß in bestimmten E das gewöhnliche Urlaubsmaß erhöht wird. Besonderen
ert legen wir darauf, daß die Leiter landwirtschftlicher und