der Eiszeiten der Mensch auf unserer Erde wohnt, kennen wir leidlich die letzten sechstausend Jahre und innerhalb dieser im wesent⸗ lichen nur unseren Kulturkreis und seine Voraussetzungen. Was nicht zu ihm gehört, verstehen wir schwer. Schon Rußland gegenüber, das doch mit uns die Ueberlieferung des Christen⸗ tums und der spätanttken Erlösungsmystik teilt, versagen unsere kulturphtlosophitschen Maßstäbe Dann aber kann die Geltung unserer Maßstäbe nicht abhängig sein von ihrer Geeignetheit, die Gesamt⸗ menschheit zu umfassen und zu verbinden, sondern kann nur davon ab⸗ hängig sein, daß sie unserer eigenen Wirklichkeit und unseren eigenen Voraussetzungen entsprechen. Sie können aus Berührungen mit fremden Welten Anregung und Berelcherung schöpfen, aber nicht die übergeordnete Vernunft, und Menschheitseinheit dadurch herbei⸗ führen. Sollte eine solche jemals eintreten, dann wird es durch politisch sostale Ereignisse zuerst gescheben und dann eine neue Ideal⸗ bildung hervorrufen, die sicher anders sein wird als alles, was heute für uns Abendländer ausgemachte Wahrheit ist. Nicht ohne guten Grund ist die alte „Weltgeschichte“ in Abgang gekommen und hat Ranke die Menschheit durch die ge manisch romanischen Völker ersetzt. Das ist die notwendige Folge wirklich geschichtlichen Denkens und steht der Idealbildung, die wir nötig haben, nicht im Wege. Die „Mensch⸗ heit“ war in diesen Fällen doch immer nur der Ersatz der ewigen,
öttlichen, obj ktiven Vernunft oder auch Gottes. Weiter werden wir rei von den Täuschungen des üblichen Fortschritts⸗ und Entwicklungs⸗ begrisfes. Dieser Begriff soll uns im Grunde nur trösten über die Nichtverwirklichung der Ideale in der uns bekannten Geschichte, indem diese in der Unendlichkeit des Prozesses oder Fortschriites wenigstens am Ende oder mindestens in der sich kompensierenden Gesamtsumme mernschlichen Daseins er⸗ reicht werden. Er soll ferner durch den Aufweis der angeblich not⸗ wendigen Entwicklungsstufen vom prähistorischen Wilden be's zum vollen Kulturmenschen uns einen festen Halt für die Konstruktion der Ideagle aus dem gesetzlich⸗notwendigen Verlauf gewähren, sodaß wir aus dem bisherigen Verlauf den weiteren konstruieren können. Aber all das sind offen kundige Täuschungen. Eine Gesamtentwicklung der Menschheit kennt in Wahrh it niemand auch nur von ferne und somit auch kein Gesetz dieser Entwicklung Jede Orientierung dieses Ver⸗ laufes an einer schließlichen Verwuklichung der absoluten Vernunft mediatisiert jede Gegenwart. Das goldene Zeitalter des verwirklichten und vollendeten Fortschriites kann den modernen Denker so wenig trösten wie das messianische Zeitalter die alten Juden. Und umgekehrt kann die Aussicht auf einen Wiederabstieg, die doch bei der Analogie mit dem organischen Leben nahe genug lieat, uns nicht entmuligen. Der letzte Mensch, der nach Du Tois⸗Reymond die letzte Kartoffel an der I tzten Kohle rösten wird, kann uns nicht schrecken, wenn es diesen Menschen schon so unzählige Male vorher gegeben hat. Der Gedanke einer Entwicklung der Gesomtmenschheit, mag er in der Analogie des Organnschen Aufftieg und Abstieg oder in der Analogie des logischen Gedankens endlos fortschreitende Selbstverwirklichung des immanenten Erkenntnisdrang’s bedeuten, hilft uns für die Maßstabbildung in Wabhrheit gar nichts. Wir kennen nur Entwicklung, Werden und Welken in den großen Einzelzusammenhängen, und hier schöpft jeder einzelne sein Ideal seiner selvst aus seiner Geschichte und aus seiner inneren Einstellung in die innerhalb seiner sich vollziehende göttliche Lebensbewegung. Wie oft sich solche großen Kulturzusammenhänge neu bilren mögen, wie viele nebeneinander und nacheinander best hen können, ob sie schließlich vielle cht in eine einheitliche Menschbeits⸗ kultur zusammengehen, all das wissen wir nicht. Genug, daß jeder g oße Zusammenhang sein eigenes Leben und seine eigenen Ideale hat. L iden wir unter deren Hemmung in tausend Kleinheiten und Gemein⸗ heiten, Ve worrenheit und Sinnengebundenheit, dann ist es immer noch verr ünfliger, an eine Vollendung des Individuums, das dazu be⸗ stimmt und fähig ist, jenseits des Leibestodes zu denken, als sich mit einem Entwicklungsergebnis zu beauhigen, das die letz'en Generat'onen genießen werden und das auch für sie nicht sehr mwahrscheinlich ist. Abr in dem gegenwärtigen Moment furchtbarster Krisis der europä schen Kultur liegen uns ganz andere Fragen viel näher. Auch für sie und gerabe für sie liegt in dieser Denkweise die Möglschkeit einer Beantwortung. Die gegenwärtige Krisis hat eine tiefere innere Wesensverschi den heit der eu opätschen Völke offenbart, als wir bisher bei unseren allzu stark verei heitlich nden Begriffen von der abend⸗ lä disch n Welt ar genommen haben. Das entipricht nu der ganten grund⸗ sätz ich int widualwissenschaftlichen Der kweise der Historie und darf gerade von ihr aus nichts Ueterraschendes für uns haben Daraus folgt aber, dan die Neugestaltungen ter Zukunft sehr stark unter diesem Sonder⸗ charakter stehen werden, so dringlich uns weltpolttisches Interesse wie religiöse und kulturelle Gem inschaft auch immer an die Wiederver⸗ bindung der Völkerg meinschaft mahnen muß. Die deutsche Zukunft werden wir dahen doch vor allem als deutsche betrachten und ge⸗ stalten müssen. Wir müssen uns noch tiefer als bisher versenken in unsere Geschichte und produkriver, zukunftegläubiger als bisber den Weg bahnen, auf dem der neue deutsche Staat auch als eine 1 bendige und zukunftekräftige geistige Einheit sich gestaltet. Viele Tausende denken und g übeln heute über das Wesen des Deutschtums. Die Historie muß es uns kennen und verstehen lehren, aber sie alletn kommt hier nie zu einer Einheit und nie zu einer Zukunft. Sie kann nur eine sehr bunte und widerspruchsvolle Wieklschkeit sehen, solange sie reine Historie bleibt. Alle Einheit ist lediglich Ideal und Arbeit, ge⸗ staltende Kraft und von ihr ergriffene Zielrichtung, d. h. die Maßstabidee, die aus der Versenkung in unsere geschichtliche Lebensfülle und unseren gegenwärtigen Stand heraus sich der wealbildenden Intuition ergibt und nur vom Willen bejaht werden kann. Gerade in diesem Gedanken des Deurschtums, der heute vor uns sich mächtiger aufreckt als je, treffen die beiden Grundrichtungen des kulturphilosophlschen Denkens, die histortich empirische Versenkung und die souveräne, aus der Gewißheit des Einklangs mit dem schaffenden Weltwillen stammende Ideal⸗ bildung, zusammen.“ Damit leitete Troeltsch seine gedankenvolle Rede zu Seiner Majestät dem Kaiser über, Allerhöchstder solchen Aufgaben immerdar nachgesonnen hat.
Eine Vorfeier des Allerhöchsten Geburtstages hatte bereits am Mittwochnachmittag in der Königlichen Technischen Hochschule stattgefunden. Als Ehrengäste waren u. a. zu⸗ gegen der Minister des Innern, Staatsminister von Loebell, der Polizeipräsident von Charlottenburg von Hertzberg, der Oberbürgermeister Dr. Scholz mit mehreren Mit⸗
liedern des Magistrats und der Stadtverordnetenver⸗ ammlung von Charlottenburg. Studierende der Hochschule im vollen Wichs mit ihren Bannern hatten sich zu beiden Seiten der vor einem Hintergrund von Blattpflanzen aufgestellten Kaiserbüste aufgestellt. Die Feier wurde durch die Klänge des „Salvum fac regem“ eingeleitet. Dann hielt der derzeitige Rektor, Geheime Baurat Professor de Thierry die Festrede, die „Schiffahrt und Hafenbau“ zum Gegen⸗ stande hatte. Mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König und dem Gesang des Liedes „Das treue deutsche Herz“ schloß die festliche Veranstaltung.
Dem Festakt in der Tierärztlichen Hochschule, dem der Minister für Landwirtschaft Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer mit mehreren Räten des Ministeriums und zahlreiche andere Ehrengäste beiwohnten, wurde mit einem Gesangsvortrag des „Berliner Lehrergesangvereins“ eröffnet. Dann fand die Rektoratsübergabe durch den bisherigen Rektor Professor Dr. Cremer an den neuen Rektor Gehernmen Regierungsrat, Professor Dr. Schütz statt, der den Vortrag des Tages hielt. Seine gelehrten Ausführungen be⸗ trafen die „Rotzkrankheit der Pferde“, Zum Schluß kam daun der Redner auf die Bedeutung der Feier des Aller⸗ höchsten Geburtstages zu sprechen und ließ seine Rede mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König aus⸗
Zu Ehren des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät
des Kaisers und Königs wurde bereits am Mittwochnachmittag
im neuen großen Hörsaal der Königlichen Landwirtschaft⸗ lichen Hochschule ein Festakt abgehalten, an dem der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer, mehrere höhere Beamte des Landwirtschafts⸗ ministeriums, Vertreter anderer Behörden und Hochschulen sowie zahlreiche geladene Gäste teilnahmen. Nach dem ein⸗ leitenden Musikstück, dem der übliche Jahresbericht des Rektors Professors Dr. Lemmermann folgte, und nach dem Ver⸗ klingen des „Yorkschen Chors“ von Beethoven hielt der Rektor die Festrede uüͤber das Thema: „Die Nutzbarmachung des Stickstoffes der Luft für die Landwirtschaft“.
Nach Darlegung der Bedeutung des Stickstoffs für die Land⸗ wirtschaft zur Erzeugung von Brot und Fleisch führte er aus: Fast alle unsere Böden sind in erster Linie stickstoffbedürftig, und der Stickstoff bestimmt unter den Pflanzennährstoffen zumeist die Höhe des Ertrages. Um unseren heutigen hohen Ernten, die es uns jetzt ermöglichen, mit einiger Einschränkung hinsichtlich unserer Ernährung durchzubalten, zu erzielen, haben wir bisher große Mengen ven Stickstofffalzen zur Düngung der Felder angewandt, die teils im Inlande gewonnen werden, zum großen Teil, etwa zur Hälfte, aus dem Auslande stammen und namentlich in Form von Chilesalpeter importiert wurden. Diese Stickstoffbünger wurden nun durch den Krieg abgeschnitten, und das hätte für die Höhe unserer Ernten sehr üble Folgen haben können. Es kam daher alles darauf an, für den fehlenden Stickstoff Ersatz zu schaffen. Es gelong unserer Wissenschaft und Technik das in der Weise zu kun, daß sie den Stickstoff der Luft in ein künstliches Düngemittel umwandelten, Wum ihn so zur Erzeugung von Brot und Fleisch direkt zu benutzen. Der Vortragende besprach die verschiedenen Verfabren, die man heute benutzt, um den Stickstoff der Luft zu binden und in künsiliche Düngemirtel umzuwandeln, und charakterisierte den Wert der so gewonnenen Sttckstoffsalze für die Pflanzenernährung. Er widerlegte sodann die irrige Ansicht, der man heute in Laienkreisen meist begegnet, daß man, als infolge des Krieges die Stickstoffnot drohte, einfach den Gedanken gefaßt hatte, Stickstoffbünger aus dem Luftstickstoff zu gewinnen, und daß dann diesem Gedanken die Er⸗ findung des Verfahrens auf dem Fuße gefolgt wäre. Das war keines⸗ wegs der Fall, sondern man ging vielmehr von älteren Kenntnissen und zunächst rein theoretischen Forschungen aus. Das Problem der Nutzbarmachung des Luftstickstoffes für die Landwirtschaft war im Prinzip schon vor dem Kriege gelöst. Als der Krieg ausbrach, hat man in großzügiger Weise auf den damals geschaffenen Grundlagen weitergebaut. Weiter wurde gezeigt, daß wir nicht nur mit Hilfe der chemischen Kräfte den Stickstoff der Luft einfangen und für die Landwirtschaft nutzbar machen können, sondern auch dadurch, daß wir gelernt haben, uns die Tätigkeit bestimmter Bakterien, die im Boden leben, dienstbar zu machen. So hat die deutsche Wissenschaft unserer Landwirtschaft und damit unserem Vater⸗ lande große Dienste geleistet.
Die Handels⸗Hochschule veranstaltete gestern in ihrem Ffstsaal eine Kaisergeburtstagsfeier, zu der sich das Lehrer⸗ ollegium mit seinen Damen, die Studentenschaft und zahlreiche Ehrengäste eingefunden hatten. Die Festrede hielt Professor Dr. Schär über das Thema „Der soziale Handel“.
In der Einleitung behandelte er den Weltkrieg vom Standpunkt des Neutralen, insbesondere des Deutsch⸗Schweizers aus. Jeder unbefangene Neutrale, so führte er aus, müsse die Ueberzeugung ge⸗ wonnen haben, daß nicht Deutschland sondern die Vie verhandsmächte die Verantwortung für die erschütternde Tragödie des Weltkrieges t agen; deshalb müßten auch die Sympathien der Neutralen auf seiten Deutschla ds liegen. Die Wunder der deutschen Kraft, fuhr der Redner fort, liegen in der deutschen Treue, in der Fähigkeit und LemeS it jedes einselnen, sein eignes Wohl und Wehe deim Wöohl des Ganzen unterzuordnen, dem Staatsganzen und dem Vaterland treu zu dienen und, wenn es sein muß, Lut und Blut dafür hinzugeben Der kategorische Impe⸗ raziv der Pflicht ist dem Deutschen zuerst in Fleisch und Blut über⸗ gegangen, so könne es auch nicht schwer fallen, das Eine, was uns heute nottut, zu erfüllen, das ist sozial zu denken und zu handeln. Damit hatte der Redver sein Hauptthema, das er allseitig beleuchtete, einge⸗ leitet. Der soziale Handel tritt in verschiedenen Formen auf: als Staatsmonopol, Kommunalorganisatien zur Versorgung der Bürger mit Lebensmitteln und als frele, nach dem Prinzip der Selbsthilfe organi⸗ sierte Genossenschaft; er schalte allerdings den Unternehmer und den Fekulattden Handelsgewinn, nicht aber den Kaufmann aus. Der Grundgedanke des sozialen Handels sei nicht Reichtum zu Händen der Unternehmer anzuhäufen, sondern Reichtum zu Händen der Gesamt⸗ heit zu erzeugen. Diese zum Wohl der Allgemeinheit organisierte Verbindung zwischen Produzenten und Konsumenten sei durch den Krieg mächtig gefördert worden und werde wahrscheinlich auch nach Friedens⸗ schluß dem freien Privathandel, insbesondere in bezug auf die Ver⸗ soraung mit Lebensmitteln, Konkurrenz machen. Schon im Jahre 1913 babe die Zahl der Genossenschaften Deutschlands aller Art dreißigtausend mit fünfeinharb Millionen Mitgliedern und dreißig Milliarden Umsatz betragen. Nachdem der Redner gezeigt hatte, welche Wirkungen und Folgen der soziale Handel für den Kaufmann haben werde, schloß er seine interessanten Ausführungen mit einem warmen Appell an die Studenten und einem Hoch auf Seige Majestät den Kaiser und König.
Die städtischen Behörden Berlins begingen den Geburtstag Seiner Majestät gestern mittag um 12 Uhr durch eine schlichte gemeinsame Feier im großen Festsaal des Rat⸗ hauses. Sie wurde mit Vorträgen des Philharmonischen Orchesters und der Berliner Liedertafel musikalisch weihevoll eingeleitet Dann betrat der Oberbürgermeister Wermuth das Podium, um die Festrede zu halten, in der er etwa folgendes ausführte:
Auch diesmal halten wir kein Fest, sondern einen ernsten Rück⸗ blick und Ausblick. Freilich schon anders als vor einem Jahre. Die Kriegszeit ist gereift und wir mit ihr. Das Jahr zwischen den zwei Geburtstagen war in Kampf und Arbeit mit Erfolg auf Erfolg gesegnet. Wohl weiß ganz Deutschland, daß noch mächtige Wellen⸗ berge voraus liegen, daß noch einmal die volle Wucht des Ringens beginnen kann. Aber kein noch so heftiger Anprall wird den deutschen und verbündeten Heeren das Guthaben zunichte machen, das sie in unendlicher Mühsal in das Kontobuch ihrer Länder mit stählernem Griffel eingetragen haben. Und wir in der Heimat üben derweil geschulten Mutes unsere Stärkungs⸗ und Auf⸗ frischungspflicht, selbst gestärkt durch frohes Gedenken an das, was schon überwunden, was dem Kaiser und dem Lande Gutes beschert in. Unser Kaiser steht jetzt in der Mitte zwischen dem Alter, in dem der große Friedrich von einem Schlachtfelde zum anderen flog, und den hohen Jahren, deren Bürde der ehrwürdige erste Wilhelm abschüttelt), um in drei Feldzügen das Reich zu schmieden. Helläugig, beweglich, überall am Platze, nirgend versagend, bildet er den Mittespunkt des ungeheuren Kriegsgewühls. Sein Antrieb, seine Ermutigung dringt, wo er auch weilt, in die nahen und fernen Krtegerreihen. Unablässig folgt sein freudig anerkennendes Urteil den Feldherren und all den Tapferen, deren Namen er in die Blätter der Gschichte einzutragen sich müht. Nur über seinen eigenen tieferen Anteil an all den rettenden Ereignissen schweint er, schweigen die amt⸗ lichen und nichtamtlichen Tagesberschte. Da mag nun heute der Tag sin, an dem aus nccht schmeichelndem Bürgermunde ihm herzliches Lob entgegenschallt. Ganz und gor wacker hat er sich gehalten im Toben des Orkans, unser lieber Kaiser. Und wenn wir für jetzt nicht erfahren, auf welchem Felde des Weltschach⸗ bretts der König stand und stebt, so viel erkennen wir doch, daß ohne ihn das Ineigandergreifen der wagemutigen Meister⸗
züge nicht so vollendet hätte sein können, daß er die Türme wie die
Bauern zusammenhält und deckt. auch ferner
unserem erprobten, vor Goit demütigen Katser. des Handelns und Festhaltens wird für der Friede sein. Aber nicht wir sind es, deren Sehnen ihn näher bringt. Gibt der Feind eine klläglich Unternehmung auf, so beansprucht er dafür einen unvergänglichen Ehrenplatz in der Geschichte; um Land erobern, so tun sie das nur aus Verzweiflung. hilft nichts als weiterkämpfen. Müssen wir denn gewärtig sein, daß die Gegner zu einer neuen, vielleicht letzten Probe ausholen, muß
darum und Sie Der . Kaiser
Wahrheit sehen, so sei es darum. Wer das Ende des Krieges will, soll den Krieg männlich an sich pressen, bis dieser das kostbare Gut des Friedens mürrisch herausgibt. Des⸗ halb spricht unser Land nicht von Frieden, es schreit nicht nach Frieden, aber es sicht und arbeitet für ihn. Arbeitet mit ungeminderter Kriegstüchtigkeit und mit täglich wieder erweckter Anspannung. denken kann, vergeudet 2 unterbricht das gemeinsame Verantwortungsgefühl. eine so schwere Verantwortung auf irgend einem Volke. Deutschland heute erstreitet, erduldet oder ungetan läßt, das wird ihm auf hunderte von Generationen zum Segen oder Unsegen sein. Wir sind geweiht zu Zeugen oder Mitvollziehern an einer feierlichen Zeit, wir sind ausersehen zu ehrfurchtsvoller Dankbarkeit oder zu herbem, befremdeten Tadel kommender Geschlechter. Und so ist jeder
Niemals lag
selbst kämpfen oder den Kämpfern durch hingebende Tat, ja auch nur durch Stillehalten und Entbehren den Rücken stärken. Sei es in der
Spannung der Kriegspflicht, sei es im Dienste der Wundenhetlung, em Friedensschluß beginnt.
Die Rede klang mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König aus. Nach weiteren Darbietungen des Philharmonischen Orchesters und Vorträgen
der Liedertafel wurde der Festakt mit dem Gesang des „Nieder⸗ “
ländischen Dankgebetes“ beendet.
Für die Berliner Garnison wurden Vormittags in sämtlichen Garnisonkirchen Festgottesdienste abgehalten. In den Lazaretten wurde der Geburtstag Seiner Majestät 1 durch Gottesdienst sowie durch Gesangsvorträge gefeiert.
chönste Lohn und Volk
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wenn aber die Mittelmächte Land 8 8— Da
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In den höheren Schulen sowie in den Gemeinde⸗
schulen fiel gestern der Unterricht aus. Dafür fanden Fest⸗ akte statt, bei denen die Leiter der Anstalten oder Mitglieder des Lehrerkollegiums Ansprachen hielten, Bedeutung des Tages hingewiesen wurde.
Die Straßen der Stad t zeigten überall Flaggenschmuck. Besonders lebhaft war der Verkehr Unter den Linden und im Lustgarten, wo zwischen 11 und 12 Uhr der Koslecksche Bläserbund vor dem Denkmal des Königs Friedrich
in denen auf die
Wilhelm III. unter der Leitung seines Dirigenten, des König⸗
lichen. Kammervirtuosen Ludwig Plaß Choräle ländische Weisen ertönen ließ,
füllte, mitgesungen wurden.
Eine eindrucksvolle Huldigungsfeier der gesamten Berliner und Charlottenburger Innungen fand um die Mittagszeit am „Eisernen Hindenburg“ auf dem Königs⸗ platze statt. Etwa 8000 Innungsmitglieder nahmen daran teil, die in geschlossenem Zuge unter Vorantritt einer Militär⸗ kapelle von den Zeiten her zum Denkmalsplatz marschierten. Der
Obermeister Arr Schmidt hielt vor dem Hindenburgstand⸗
bild eine Festansprache, die mit einem Hoch auf den Feld⸗ marschall und Seine Majestät den Kaiser und König schloß.
Am Degen des Standbildes wurde zur Erinnerung an die
Feier ein Schild mit einer Widmungsinschrift angebracht.
Ueber festliche Veranstaltungen anläßlich des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs im Reiche und im Auslande liegen folgende Meldungen des „W. T. B.“ vor:
München, 27 Januar. Heute, am Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs, haben in sämtlichen Standorten Baverns militärische Bitigottesotenste statigefunden. Dem Gottesdienst in der Michaels⸗Hofkirche wohnte das Königspaar mit den hier weilenden Prinzen und Prinzessinnen, das diplomatesche Korps, die Herren des Hofes und zahlreiche Offiziere bet. Mittags fand in der Residenz Hoftafel statt, an der außer Ihren Majestäten
und vater⸗ die von der Menge, die den weiten Raum zwischen Dom, Brücke, Schloß und Museum auss⸗
b-
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dem
König und der Königin die Prinzen und Prinzessinnen, der preußische
Gesandte, Botschafter Freihere von Schoen mit Gemahlin, der Ministerprändent Graf Hertling sowie die Herren und Damen vom Dienst teilnahmen. Im Verlaufe der Tafel erhob sich Seine Majestät der König und brachte auf Seine Majestät den Kaiser⸗ einen in herzlichen Worten gehaltenen Trinkspruch aus. Der Minister⸗ präsident Graf Hertling erschten am Vormittag in der preußischen Gesandtschaft und übermittelte dem Botschafter Freiherrn von Schoen Glückwünsche namens Seiner Majestät des Königs und der Staats⸗ regierung, auch der Oberbürgermeister gratulierte persönlich. Die Stadt trägt Flaggenschmuck.
Dresden, 27. Januar. Im Laufe des Vormittags fuhr Seine Majestät der König Friedrich August beim preußischen Gesandten Grafen von Schwerin vor, um anläßlich des Geburtstages Seiner
Majrstät des Kaisers und Königs seine Glückwünsche zu über.
mitteln. Auch der Minister des Aeußern Graf Vitzthum von Eckstädt sprach persönlich dem preußischen Gesandten seinen Glückwunsch aus. Mittags fand auf dem Theaterplatz in Dresden in Gegenwart Seiner Majestät des Königs und der dort weilenden Koniglichen Prinzen Paroleausgabe durch den stellver⸗ trerenden kommandierenden General von Broizem statt, bei der der König ein dretmaliges Hurra auf Seine Majestät den Kaiser aus⸗ brachte. Der König hat anläßlich des Geburtstages des Kaisers einen Gnadenerlaß gewährt.
Hamburg, 27. Januar. Der Senat hatt⸗, wie im vergangenen
Jahre, am Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Köntgs auch
in diesem eine größere Anzahl Verwundeter aus den hamburgtschen Lazaretten bei sich im Rathause vereinigt. An der Veranstaltunge nahmen außerdem teil das Päsidium der Bürgerschaft, der Gesandte Graf von Quadt, die Generalleutnants von Kries und Heinzel, die Obersten Bauer und Becker, die Generalärzte Weber und von Förster sowie die leitenden Aerzte der Lazarette.
Wien, 27. Januar. Der Geburtstag des Deutschen Kaisers wurde gestern in Wien durch einen mtlitärischen Zapfenstreich und⸗ heute früh durch militärischen Weckruf eingeleitet. feierlicher Gottesdienst in der evangelischen Kirche statt, dem in Vertretung des Kassers der Erzherzog⸗Thronfolger Karl Franz.⸗ Joseph sowie die Erzherzöge Franz Salvator und Karl St phan bei⸗ wohnten, ferner der Minister des Aeußern Baron Burtan, der Gemeinsame Finanzminister von Körber, der Kriegsminister Freiberr von Krobatin, der Ministerpräsident Graf Stürgkh mit den Mst⸗ gliedern des Kabinetts, der Minister Freiherr von Roszner in Vertretung des die höchsten Hof⸗ und Stoatswürdenträger, unter ihnen zahlreiche hohe Beamte des Ministeriums des Aeußern, die Präsidenten des
Vormittags fandd
ungarischen Ministerpräsidenten Grafen Tisza,
Wer an anderes als einzig an das bedrängte Vaterland
Deutschland sie abermals enttäuschen, damit sie endlich die nackte
uneinbringliche Kriegswohlfahrtszeit und
— Deutsche der Gegenwart Träger einer hundertsfachen Pflicht, mag er
5 8
Fifreien Offizieren
I. lebe hoch! hoch! hoch!“
Budapest, 27. Januar.
von dem Bussche mit den Herren der Gesandtschaft und
meinderats, der deutsche Botschafter von Tschirschky und Böͤgendor Gemahlin mit den Mitgliedern der vüͤslen otschaft scche Gesandte mit Gemahlin und den Herren der Gesandischaft, Legationssekretär — von Hoffmann in Vertretung des ab⸗ uden bayerischen Gesandten mit den Herren der Gesandtschaft der Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats mit sämtlichen smitgltedern. Die Festpredigt hielt der Pfarrer Professor wermann. Im Schoͤnbrunner Schlosse fand Allerböchtte fel statt, zu der u. a. erschienen waren der Erz⸗ og Karl Franz Joseph, der deutsche Botschafter mit den Herren Hotschaft, der Ministerpräsident Graf Stürgtb, die Minister Baron lan, von Körber, Freiherr von Roszner, Freiherr von Krobatin sowte iige Hofwürdenträger. Während der Tafel brachte der Kaiser unz Joseph einen Trinkspruch auf den Deutschen iser aus. Nach aufgehobener Tafel hielt der Kaiser Cercle und hnete den deutschen Botschafter und die Herren der deutschen Bot⸗ t sowie viele Teilnehmer durch Ansprachen aus. Wien, 27. Januar. Das Geburtsfest Seiner Majestät des gschen Kaisers wurde im Standorte des K. u. K. Armee⸗ rkommandos feierlich begangen. Die Stadr prangte im ggenschmuck. Heute früh fand in der epangelischen Pfarrkirche ein gottesdienst statt, dem der Armeeoberkommandant, Feldmarschall berzog Friedrich mit Gefolge, die beim Armeeober⸗ mmnando angestellten deutschen Offiziere, ferner der Chef Generalstabes Freiherr Conrad von Hötzendorf mit allen und Beamten des Armeeoberkommandos Vertreter der staatlichen und lokalen Behörden anwohnten. der Absingung der Volkshvmne und des „Heil Dir im Sieger⸗ g- schloß die gottesdienstliche Feier. Mittags fand eine Festtafel Schlosse bei dem Erzherzog Friedrich statt, zu der die Herren der schen Militärmission sowie der Chef des Generalstabs Freiherr ad von Hötzendorf mit den Generälen und Abteilungsvorständen Armeeoberkommandos geladen waren. Beim Mahle hielt der wmwarschall Erzherzog Friedrich folgende mit Begeisterung
lenommene Ansprache:
An allen Fronten wird heute das Geburtsfest Kaiser Pllbelms II. gefeiert. Mit besonderer Innigkeit gedenken wir der chtvollsten Persönlichkeit des treuen Bundesgenossen unseres lerhöchsten Kriegsherrn und flehen den Segen des Allmächtigen ij sein erlauchtes Haupt herab. Im Vorjahre haben wir diesen ig mit der zuversichtlichen Erwartung der kommenden großen Er⸗ tmisse gefeiert. Heute können wir in berechtigtem Stolz der er⸗ ingenen Erfolge gedenken. Im nächsten Jahre werden wir, so kolt will, diesen Festtag im Zeichen des siegreichen Friedens be⸗ tben. Des begeisterten Widerhalles bei der ganzen Armee und sotte gewiß, rufe ich freudigen Herzens: Der erhabene Herrscher g mäͤchtigen Deutschen Reiches, der Oberste Kriegsherr der st uns treu verbündeten ruhmreichen Wehrmacht, mein aufrichtig und hoher Freund Kaiser Wilhelm II. hurra, rra, hurra!
Der Geburtstag des Deutschen Kaisers wurde in der ganzen narchie durch Beflaggung aller öffentlichen und zahlreicher athäuser gefeiert. Die Innigkeit des Treubündnisses zwischen ser Franz Joseph und Kaiser Wilhelm wurde durch die Schau⸗ ng der festlich geschmückten Bilder der beiden erlauchten archen hervorgehoben. Die größeren Gemeinden richteten an die gerschaft patriotische Aufrufe.
prag, 27. Januar. In der Deutsch⸗evangelischen Kirche fand e vormittag aus Anlaß des Geburtsfestes des Deutschen Kaisers Festgottesdienst statt, dem der Statthalter, der Militär⸗ nandant von Prag, der deutsche Generalkonsul Freiherr von Geb⸗ die Rektoren und Prorektoren, zahlreiche Professoren der chen Hochschulen, Vertreter der deutschen Kolonie Prag, invalide deutsche Krieger, Vertreter vieler Vereine und eine zahlreiche nemde beiwohnten. Hudapest, 27. Januar. Aus Anlaß des Geburtstages des schen Kaisers fand heute in der deutsch⸗reformierten Kirche Fest⸗ beienst stott, bei dem die ungarische Regierung durch den Land⸗ schaftsminister Baron Ghyllany vertreten war. Der General⸗ al Graf von Fürstenberg und zahlreiche hervorragende Persönlich⸗ nahmen an der Feier teil. Die öffentlichen Gebäude hatten nFlaggenschmuck angelegt Am Vorabend des Geburtstages Kaiser belms wu de in den Räumen des Vereins der Reichsdeutschen Feier abgehalten, an der außer dem Generalkonsul Grafen enberg. Stammheim die dem hiesigen Ueberwachungskommando eilten Offiztere, sowie mehrere hier weilende deutsche Offiziere uhmen. Graf Fürstenberg hielt eine Rede, worin er sagte: ie, am Vorabend des Geburtstages Seiner Majestät des ers und Königs erlaube ich mir in erster Linie seines treuen desgenossen und Freundes zu gedenken und bitte Sie daher, Ihr zu erheben und mit mir in den Ruf einzustimmen: Köaig Franz 1 Die Teilnehmer sangen hierauf in ischer Sprache die ungarische Hymne. Es sprachen noch der dent des Vereins der Reichsdeutschen Direktor Ernst Wolff, der Freundschaft mit Ungarn gedachte, sowie der deutsche Major e, der ebenfalls der Bundesfreundschaft Oesterreich⸗Ungarns in
een Worten gedachte. 3 Auf Beschluß des Abgeordnetenhauses e der Präsident Beöthy nachstehendes Telegramm an den identen des Deutschen Reichstags Dr. Kaempf: Das ungarische Abgeordnetenhaus gedachte in seiner heutigen izung des Geburtstages Seiner Majestät des Katsers und Königs sihelm II. Die Huldigung gebührt seiner historischen Persön⸗ hkeit überall, wo man den Gradmesser der menschlichen Größe dem Reichtum an edlen menschlichen Eigenschaften erblickt. ber mehr als Huldigung, tiefe Liebe für ihn erfüllt das Herz es jeden Ungarn, denn in der Stunde der Gefahr stellte er sich starkem Schwert als wahrer Freund an die Seite unseres er⸗ benen Herrn, um den größten Kampf der Weltgeschichte bis zum sege unserer gerechten Sache vereint durchzukämpfen. Auf Beschluß Abgeordnetenhauses bringe ich dem Deutschen Reiche zu seiner ütigen Feier unsere gleichen Gefühle zur Kenntnis. Sarajewo, 27. Januar. Anläßlich des Geburtstages des schen Kaisers sind alle öffentlichen Gebäude beflaggt. In der stantischen Kirche fand ein Gottesdienst statt, dem der Landeschef von Sarkotic, der Landeschef⸗Stellvertreter Dr. Unkelhäußer und Svitzen der Zivil⸗ und Militärbehörden beiwohnten. Brüssel, 27. Januar. Aus Anlaß von Kaisers Geburtstag vor dem Königlichen Schlosse große Paroleaus gabe in nwart des Offi sterkorps, der Beamten des Generalgouvernements, Mitglieder der deutschen Kolonie und der Zöglinge der deulschen le statt. Der Generalgouverneur, Generaloberst Freiherr von sing hielt eine kurze Ansprache und brachte das Kasserhoch aus. 88 “ fand Festgottesdienst für die drei Kon⸗ n statt. Stockholm, 27. Januar. Aus Anlaß des Geburtstages des iichen Kaisers fand bei dem deutschen Gesandten Freiherrn von ts eine Festtafel statt, zu der die Beamten und Offiziere der chen Gesandtschaft, der Generallandschaftsdirektor Kapp, Dr. War⸗ und die Spitzen der deutschen Kolonie geladen waren. Die che Gesellschaft hatte schon am Dienstag eine Feier veranstaltet. Zukarest, 27. Januar. Aus Anlaß des Geburtstages des chen Kaisers fand heute vormittag in der evangelischen Schule Feier statt, der ein Gottesdienst in der evangelischen Kirche Dem Gottesdienst wohnten bei: der deutsche Gesandte Frei⸗
der österreichlsch ungarische Gesandte Graf in, der österreichisch ⸗ungarische Konsul, in Butkarest herr von Bornemisza, der türkische Gesandte Sefa der bulgarische Ge andte Radew, der Minnssterpräsident janu mit mehreren Mitgliedern des Kabinetts, der Hofmarschall igi, die Flügeladjutanten sowie der Senats⸗ und der Kammer⸗ dent. Nach dem Gottesdienst nahm der deutsche Gesandte Frei⸗
Konsulats,
Armee in der Gesandtschaft entgegen. Abends vereinigten sich die deutsche Kolonie und ihre Freunde zu einem geselligen Abend im Saal der Reichsdeutschen Pereinigung.
Konstantinopel, 27. Januar. Der Geburtstag des Deutschen Kaisers wurde hier durch einen Festgottesdienst gefeiert, an dem unter sehr starker Beteiligung der deutschen Kolonie u. a. der Botschafter Graf Metternich, der Generalkonsul Mertens, das Per⸗ sonal der Botschaft und des Konsulats, der österreichisch⸗ungarische Botschafter Markgraf von Pallavicint, der bulgarische Gesandte Koluscheff und der rumänische Militärattachsb teilnahmen. Die deutsche Generalität wurde durch den Marschall Liman von Sanders vertreten. Die Festpredigt hielt der Botschaftsprediger Graf Luettichau. Später wurde ein besonderer Gottesdienst für das Militär ab⸗ gehalten. Auf der Botschaft erschienen im Namen des Sultans der Oberzeremonienmeister Djenani Bey, ferner der Minister des Aeußern und die diyplomatischen Vertreter der befreundeten und neutralen Staaten. Auch alle amtlichen Stellen und Wohltätigkeits⸗ anstalten von Konstantinopel entsandten Abordnungen zur deutschen Botschaft, die dort ihre Glückwünsche aussprachen. Die Stadt war mit deutschen und türkischen Fahnen geschmückt.
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Preußen. Berlin, 28. Januar 1916. “
n der am 27. Januar unter dem Vorsitz des Königlich bayerischen Gesandten, Staatsrats Dr. Grafen von Lerchen⸗ feld⸗Koefering abgehaltenen Plenarsitzung des Bundes⸗ rats wurde dem Entwurf einer Verordnung, betreffend die Einfuhr von Futtermitteln, Hilfsstoffen und Kunst⸗ dünger, die Zustimmung erteilt. Zur Annahme gelangten ferner der Entwurf einer Verordnung, betreffend Aenderung der Verordnung über den Verkehr mit Gerste aus dem Ernte⸗ 9 1915, vom 28. Juni 1915, der Entwurf einer
erordnung über die Abänderung der Bekanntmachung über die Regelung der Kartoffelpreise vom 28. Oktober 1915 und der Entwurf einer Verordnung über die Abänderung der Be⸗ kanntmachung über die Kartoffelversorgung vom 9. Oktober 1915. Demnächst wurde über Anträge auf Gewährung von Reichsbeihilfen an Gemeinden und Gemeindeverbände für Kriegswohlfahrtszwecke und über verschiedene Eingaben Be⸗ schluß gefaßt. 8
„Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegt die 867. Ausgabe der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthält die 440. Verlustliste der preußischen Armee, die 247. Verlustliste der bayerischen Armee, die 248. Verlustliste der sächsischen Armee und die 336. Verlustliste der württem⸗ bergischen Armee.
1“
1 8— Bayern. . 1X“X“ „Aus Anlaß des Geburtsfestes Seiner Majestät des Kaisers und Königs hat, wie „W. T. B.“ meldet, folgender Telegrammwechfelzwischen Ihren Majestäten dem König und dem Kaiser stattgefunden: 8
Seiner Majestät dem Kaiser.
Zum morgigen Tage, an dem Du zum zweiten Male im Felde Dein Geburtsfest begehst, bitte Ich Dich, Meine und Meines Hauses innigste Glück., und Segenswünsche entgegenzunehmen. Un⸗ erschütterlich fest steht unser Aller Entschluß, den schweren von übermütigen Feinden gufgedrungenen Kampf durchzukämpfen bis zu einem siegreichen, Deutschlands Zukunft sichernden Ende. In dieser Entschlossenbeit stehen Ich und Mein ganzes Volk auch in Deinem neuen Lebensjahre und allezeit treu zu Kaiser und Reich. Gott schütze Dich und Dein Haus; er führe Dich und die in harten, aber siegreichen Kämpfen gestählten deutschen und verbündeten Heere zu neuen entscheidenden Erfolgen.
Ludwig.
Seiner Majestät dem König von Bayern.
„Empfange Meinen innigsten Dank für Deine freundlichen Glückwünsche zu Meinem Geburtstage. Im Vertrauen auf Gott, den Siegeswillen unserer heldenmütigen Truppen und die Opfer⸗ freudigkeit des gesamten deutschen Volkes können wir mit Zuversicht dem siegreichen Ausgange des blutigsten Völkerringens aller Zeiten entgegensehen. Alle feindlichen Anschläge werden zerschellen an der unerschütterlichen Kraft und dem guten Gewissen, mit denen Deutsch⸗ land im Verein mit seinen treuen Verbündeten den Kampf um seine Existenz, Ehre und Freiheit führt. Wilhelm.
Auf ein an Seine Majestät den Kaiser und König aus Anlaß seines Geburtstages gerichtetes Glückwunsch⸗ telegramm des Senats ist laut Meldung des „W. T. B.“ die folgende Antwort eingegangen:
Dem Senat der Freien und Hanse⸗Stadt Hamburg danke ich herzlich für die freundlichen Glückwünsche zu meinem Geburtstage. Mit Gottes Hilfe sind bisher alle feindlichen Anschläge auf das deutsche Vaterland glücklich abgewendet worden. Mit froher Zu⸗ versicht können wir der Zukunft entgegensehen, die den deutschen Waffen weiteren Sieg bis zum ehrenvollen und segensreichen
Frieden bringen wolle. Wilhelm.
Frankreich.
Der König von Montenegro hat nach einer Meldung der „Agence Havas“ dem Präsidenten Poincaré telegraphisch seinen Dank für das glänzende Verhalten der französischen Regierung und die Versicherung seiner Ergebenheit für die Sache der Verbündeten, die unveränderlich sei und bleibe, übermittelt. Der Präsident Poincaré gab in seiner Antwort die Versicherung, daß Frankreich der Königlichen Familie Gastfreundschaft gewähren wolle bis zu dem Augenblick, da der Sieg der Verbündeten die ihnen verbündeten Völker befreien werde. Rußland.
Nach einer Meldung der „Berlingske Tidende“ ist bezüg⸗ lich der Abschaffung der Privilegien der baltis 22 Grundeigentümer von der russischen Regierung beschlossen worden, die Rechte auf Branntweinbrennerei, Abhaltung von Märkten, Ernennung von Predigern, Jagd auf bäuerlich Grundstücken und Errichtung von Wirtschaften aufzuheben.
Italien.
Vorgestern morgen ist ein Ministerrat einberufen worden, dessen Beratungen sich über vier Stunden erstreckten. Im Anschluß an den Ministerrat veröffentlichte die „Gazzetta Uffickale“ Abends ein Dekret des Reichsverwesers, dem
von dem Bussche die Glückwünsche der diplomatischen Ver⸗ , des zumanischen Hofes, der rumänischen Behörden und der
zufolge dem Kommandanten des italienischen Expe⸗
ditionskorps in Albanien der Oberbefehl über alle dort befindlichen Streitkräfte zu Wasser und zu Lande übertragen wird. Der Oberkommandierende untersteht direkt dem Kxiegsminister. 1 . — Wie der „Avanti“ meldet, läßt die Munitions⸗-⸗ erzeugung in Italien wegen Maschinenmangels zu wünschen übrig. Bis zum Ausbruch des Krieges habe Deutschland dre Viertel aller Munitionsmaschinen geliefert, Amerika den Rest. Nun bleiben die deutschen Maschinen aus, während die Amerikaner es vorziehen, Patronen statt der Maschinen zu
liefern. Vor dem Kriege hätten tausend Patronen ungefähr
110 Lire gekostet, jetzt müsse man an Amerika 250 Lire zahlen. Die belgische Regierung hat eine Erwiderung auf das deutsche Weißbuch fertiggestellt, in dem sie, wie „W. T. B.“ meldet, die deutschen Anklagen gegen die Bevölke rung betreffs ihrer Haltung gegenüber den deutschen Truppen zurückweist. Die etwa 500 Seiten umfassende Erwiderungs⸗ schrift wird auch viele bisher nicht veröffentlichte Dokumente v“ v““ 11XX4X*“”“ Im englischen Unterhaus hat der Staatssekretär Grey über den Fall des von England zurückgehaltenen schwedischen Dampfers „Stockholm“ geäußert, er habe der schwedischen Regierung erklärt, daß das Schiff unmittelbar freigelassen werde, wenn die Regierung sich dafür verbürgen wolle, daß
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die Last nicht wieder exportiert werden würde. eine solche Versicherung nicht bekommen. Aus Anlaß dieser Aeußerung hat das „Aftonbladet“ im Ministerium des Aeußern angefragt und nach einer Meldung des „Schwe⸗ dischen Telegraphen⸗Bureaus“ folgende Erklärung erhalten:
ab, eine Staatsgarantie gegen Wiederausfuhr abzugeben. richtete der Handelsausschuß des Staates bei der Behandlung von Exvortlizenzen für nach Schweden eingeführte Waren die Aufmerk⸗ samkeit auf die Frage, ob die Empfänger solcher Waren Bürgschaft gegen Wiederausfuhr geleistet hätten. Wenn das geschehen, erteilt die
ommission keine Ausfuhrlizenzen. Mit Bezug auf die Waren an Bord der „Stockholm“ waren solche Garantien gegeben. Ueber diese Verhältnisse unterrichtete die schwedische Regierung den englischen Ge⸗ sandten in Stockholm.
Schweiz.
Gestern mittag sind in Lausanne vor dem deutschen Konsulat, das aus Anlaß des Geburtstages des Kaisers die deutsche Flagge gehißt hatte, Demonstrationen ver⸗ anstaltet worden. Wie „W B.“ meldet, macht
gende Mitteilung:
kommnissen, die sich heute zwischen 12 und 12 ½ Uhr vor dem deutschen Konsulat in Lausanne ereigneten und in deren Verlauf die Fahne heruntergerissen und das Konsulatsschild beschädigt wurde. Der Bundes⸗
hafte Bedauern über diesen Zwischenfall auszusprechen. Zu gleicher Zeit wurde der schweizerische Gesandte in Berlin telegraphisch beauftragt, auf dem Kaiserlichen Auswärtigen Amt vorzusprechen und
Die Bundesbehörden haben Maßnahmen ergriffen zur Einlettung einer Strafuntersuchung gegen die Schuldigen. Berreffs der Konsulatsfahne wurde verfügt, daß sie von neuem gehißt und mit
aller notwendigen Sorgfalt beschützt werde. 4 Griechenland.
Einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge ist ein Uebereinkommen mit England erzielt worden über die
Griechenlands. England gibt seine Ermächtigung zur Ausfuhr von Kohlen für den Gebrauch der Bahngesellschaften nach dem Maßstabe ihrer Bedürfnisse. Die Einfuhr amerikanischer Kohlen wird in keiner Weise erschwert werden.
Kriegsnachrichten.
Großes Hauptquartier, 28. Januar. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz.
In dem Frontabschnitt von Neuville wurden Hand⸗ granatenangriffe der Franzosen unter großen Ver⸗ lusten für sie abgeschlagen. Einer unserer Sprengtrichter ist in der Hand des Feindes geblieben. Die Beute vom 26. Januar hat sich um 4 Maschinengewehre und 2 Schleudermaschinen erhöht. Vielfache Beschießung von Ortschaften hinter unserer Front durch die Franzosen beantworteten wir mit Feuer auf Reims. Bei Höhe 285 nordöstlich von La Chalade besetzten unsere Truppen nach Kampf einen vom Feinde gesprengten Trichter. Ueber einen nächtlichen feindlichen Luftangriff auf die offene Stadt Freiburg liegen abschließende Mel⸗ dungen noch nicht vor.
Im englischen Unterhause sind über die Ergebnisse der Luftgefechte Angaben gemacht worden, die am besten mit der folgenden Zusammenstellung unserer und der feind⸗ lichen Verluste an Flugzeugen beantwortet werden. Seit unserer Veröffentlichung vom 6. Oktober 1915, also in dem Zeitraum seit dem 1. Oktober 1915, sind an deutschen Flugzeugen an der Westfront verloren gegangen: Im Luftkampf 7, durch Abschuß von der Erde 8, vermißt 1; im ganzen 16. Unsere westlichen Gegner verloren in dieser Zeit: Im Luftkampf 41, durch Abschuß von der Erde 11, durch unfrei⸗ willige Landung innerhalb unserer Linien 11; im ganzen 63. Es handelt sich dabei nur um die von uns mit Sicher⸗ heit festzustellenden Zahlen der in unsere Hand gefallenen feind⸗ lichen Flugzeuge. v“
Oestlicher Kriegsschauplaz.
Beiderseits von Widsy (südlich von Dünaburg) sowie zwischen Stochod und Styr fanden kleinere Gefechte statt, bei denen wir Gefangene machten und Material erbeu 8
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Die schwedische Regterung lehnte es während des Krieges stets Dagegen
die Schweizer Regierung über die Angelegenheit die fol⸗
Er habe aber
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In einer heute nachmittag abgehaltenen Extrasitzung hat der Bundesrat Kenntnis genommen von den sehr bedauerlichen Vor⸗-
rat hat beschlossen, den Chef des politischen Departements zu beauf⸗ tragen, den deutschen Gesandten aufzusuchen, um ihm das leb⸗
dem tiefen B dauern der Schweizer Regierung Ausdruck zu geben.
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Lieferung von Kohlen für die Industrieunternehmungen