8
allgemeinen, nament
Breite von 700 und einer Tiefe von 400 m, webei etwa 80 Gefangene in unserer Hand blieben. 1] In abireschen Luftkämpfen jenseits der seindlichen ’ bestelten unsere Flieger die Oberhand.
Balkan⸗Kriegsschauplatz.
Oberste Heeresleitung.
Oestlicher und Unverändertrt.
Wien, 22. Februar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz.
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz. An der Isonzofront waren die Artilleriekämpfe im süch aber bei Plava, recht lebhaft.
Eines unserer Flugzeuggeschwader unternahm einen Angriff auf Fabrikanlagen in der Lombardei. Zwei Flugzeuge drangen hierbei — Erkundigung bis Mai⸗ land vor. Ein anderes Geschwader griff die italienische: Flugzeugstation und die Hafenanlagen von Desen⸗ zano am Gardasee an. Bei beiden Unternehmungen wurden zahlreiche Treffer in den Angriffsobjekten beobachtet. Trotz heftigen feindlichen Artilleriefeuers kehrien alle Flugzeuge wohlbehalten zurück. “
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. vpon Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband. Konstantinopel, 23. Februar. (W. T. B.) Das Haupt⸗
quartier teilt mit: An den verschiedenen Fronten ist keine
wesentliche Aenderung eingetreten. “
v11““ EEE“
Der Krieg zur See.
London, 22. Februar. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ zufolge ist der britische Dampfer „Dingle versenkt worden. Es ist wahrscheinlich nur ein Mann gerettet worden.
London, 22. Februar. (W. T. B.) „„Lloyds“ melden, daß die Besatzungen zweier englischer Fischerbarken, die in der Nordsee versenkt worden sind, in Lowestoft gelandet worden seien.
Amsterdam, 22. Februar. (W. T. B.) Ein Telegramm aus Maasluis meldet: Der englische Dampfer „Ousel“ brachte heute abend zwei Mann von der Besatzung des nieder⸗ ländischen Dampfers „La Flandre“ an Land, der bei Galloper auf eine Mine gelaufen und gesunken ist.
Parlamentarische Nachrichten. —
Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.
Kunst und Wissenschaft.
8 8 E1“ Im Künstlerhause findet zurzeit eine Gedächtnisausstellung für den im vorigen Jahre gestorbenen Berliner Maler Oskar Frenzel statt. Es sind über 100 Werke ausgestellt, und diese Menge beeinträchtigt leider den günstigen Eindruck, den man von einzelnen
schönen Bildern empfängt. Frenzels Können war nicht vielseitig und
enug, um 100 Werke mit gleich starkem und reichem ehalt erfüllen 9 können. Der bescheidene Meister war der Grenzen seines künstlerischen Vermögens wohl bewußt; er zeigte auf Ausstellungen fast immer nur ein paar Proben seiner Kunst, die zumeist das gleiche Thema behandelten. Diese Lieblingsmotive Frenzels sind Wiesen und Waldränder, die im matten Scheine der Abenddämmerung daliegen und von weidendem Vieh belebt werden. Am Himmel taucht die blasse Mondscheibe auf oder die Wolken ver⸗ glühen im letzten roten Scheine der untergehenden Sonne. Das ge⸗ fleckte Vieh ist malerisch verteilt; die Kübe und Rinder lagern träg am Boden oder ziehen langsam in der Dämmerung dahin. In der Schilderung dieser weichen und gedämpften deutschen Landschafts⸗ stimmung war Otkar Fienzel Meister. Seine Kräfte reichten zwar nicht aus, um dem einen Motiy viele neue Seiten abzugewinnen und neue Gestaltungsmöglichkeiten dafür zu finden. Es gingen aber unter seiner Hand immerhin eine ganze Reihe von recht schönen Schöpfungen dieser Art hervor, die seinen Namen bekannt machten und ihm über das Grab hinaus ein ehrenvolles Andenken sichern. Sein erstaunlich gutes Meister⸗ werk „Stier im Wasser“, das sich in der Nationalgalerie befindet, hat Frenzel freilich nie wieder erreicht. Unter den im Känstlerhause ausgestellten Gemälden kommt allenfalls das schöne Bild „Kühe im Wasser“ an Kraft der Malerei, an Reinheit der Farbe und Frische der Luft jenem Hauptwerke nahe. Was man sonst noch hier neben seinen typischen Weidebildern ausgestellt hat — reine Landschaften ohne Tierstaffage, Heidebilder und dergleichen — ist leider so schwach und harmlos, daß man dem Ansehen des Künstlers damit nur Abbruch etan hat. .
g Dem bei Grodno gefallenen jungen Ernst Lübbert widmet man gleichfalls eine Gedächtnisausstellung. Lühbert war eine fröhliche Malernatur, ein Künstler, der seine Bilder forsch und keck hinstrich und Freude an starken Farben hatte. Mit der sorglosen Art des Vortrags und dem oft allzu bunten und lauten Gesamt⸗ eindruck des Bildes versöhnt der Sinn und Blick für gute dekorative Wirkungen. Vielleicht hätten diese Fähig⸗ keiten Lübbert dazu gesührt, auf kunstgewerblichem Gebiete, vor allem als Plakatmaler, noch viel Gutes zu leisten. In dem kecken Stil seiner lustigen Bilder kommt hier seine frische und
itere Art am besten zur Geltung. 1
8b In dem Raume, der im vorigen Monate Par falbilder von Hendrich enthielt, hängt jetzt die Bilderfolge „Des Rheingold“ von Franz Stassen. Stassen ist ein viel überlegenerer Könner als Hendrich, nur wird er lescht akademisch und haftet zu ängstlich an Einzelheiten, die er sauber herausardeitet. Die kleinliche Durch⸗ arbeitung und die gehäufte Komposition stehen im Widerspruch zu der erstrebten großen phantasievollen Gesamthaltung, und so kommt selten ein reiner und ruhiger Eindruck zustande. Pl.
nicht kräftig künstleris
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Dem Kalserlichen Eesundheitsamt ist am 21. Februar 1916 der Auzbrach der Maul⸗ und Klauenseuche vom Viehhofe in Essen owie der Ausbruch und das Erlöschen der Maul⸗ und Klauen⸗ 385 vom Viehhof in Magdeburg gemeldet worden.
MNr. 16 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium für öffentliche Arbeiten, vom 23. Februar 1916 hat folgenden Jahalt: Amtliches: Runderlaß vom 13. Januar 1916, betr. Bestimmungen für Ausführung von Bau⸗ werken aus Eisenbeton und Beton. — Bestimmungen für Ausführung von Bauwerken aus Eisenbeton. — Bestimmungen für Ausführung von Bauwerken aus Beton.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause wird morgen de’Alberts Musikdrama Tiefland“ in folgender Besetzung gegeben: Marta: Frau Aline Sanden vom Stadittheater in Leipzig als Gast; Nurj: Fräulein Escher; Pedro: Herr Kraus; Sebastiano: Herr Bischoff; Tommaso: Herr Schwegler; Moruccio: Herr Bachmann; Nando:
Herr Henke.
Morgen wird im Koöniglichen Schauspielhause„Alt Berlin⸗ (Heltere Bilder aus der grefoctenet gegeben. In dem zu Anfang auf.. geführten Singspiel „Wiener in Berlin“ wirken die Damen Durieux, Hoff, von Mayburg, Ressel und die Herren Boettcher, Vespermann und Zimmeren mit, in der den Beschluß bildenden „Reise auf gemetnschaftliche Kosten“ die Damen Arnstädt, Conrad, Heisler, v. d. Lich und bdie Herren Patry, Eggeling, Eichholz, von Ledebur und Vespermann Die Erstaufführung von Shakespeares „Macbeth“ im Deutschen Theater wird vorauessichtlich im Laufe der nächsten Woche stattfinden. Im Theater in der Königgrätzer Straße wurde die Erst⸗ aufführung von August Strindbergs „ raumspiel⸗ (mit begleitender Musik von E. von Renniczer) auf Anfang März verschoben. Das nächste Auftreten des Dresdner Kamm rsängers Friedrich laschke am Deutschen Opernhause findet am Freitag statt. Er hea an diesem Tage den Wotan in Wagners „Siegfried“.
In der Kaiser⸗Wilhelm⸗Gedächtniskirche veranstaltet der Organist Walter Fischer morgen, Donnerstag, Abends 6 bih 7 Uhr, ein Orgelkonzert, bei dem Fräulein Licz Merten (Soprans und Fräulein Irma Weile (Mezzosopran) mitwirken werden. Daz Programm enthält Orgelmusik von Bach, Brahms und Reger sowte Gesangssoli und Duette von Rossini, Rubinstein u. a. Karten zut 1 ℳ (Stuhlplatz) und 50 ₰ (Kirchenschiff) sind bei Bote u. Boch, A. Wertheim und Abends am Eingang der Kirche zu haben.
11“ 8 Mannigfaltiges.
Gestern besuchte Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Eitel Friedrich längere Zeit die Kriegsbilderausstellung der Akademie der Künste. Vorgestern nachmittag war Seine Königliche Hoheit der Prinz Johann Georg von Sachsen in der Ausstellung anwesend. — Zum Studium der Ausstellung ist vom
jordanoff und dem Kapitän Kisseff bestehende Kommission entsandt worden. Die Herren haben am Montag mit der Besichtigung der Ausstellung begonnen.
In der Deutsch⸗Asiatischen Gesellschaft wird nächsten Freitag der Forschungsreisende Leo Frobenlus unter Ve führung selbstaufgenommener farbiger Lichtbilder über das Themat „Beiträge zur Kulturgeschichte des Roten Meeres“ sprechen. Der Zu⸗ tritt zu diesem öffentlichen Vortrag steht jedermann, auch Damen, frei
„Was geht in China vor?“ Ueber dieses Thema spricht der Dozent am Orientalischen Seminar, Lic. Schüler, der früher jahrelang in China war, am morgigen Donnerstag, Abends 8 ½ Uhr⸗ in der Jerusalemskirche. Karten zu 50 ₰ sind am Eingan des Gotteshauses zu haben.
Salzburg, 22. Februar. (W. T., B.) In würdiger Weise wurden heute die Opfer des Lawinenunglücks Mitterberg zur letzten Ruhe bestattet, nachdem ber gestern abend in Mühlbach die feierliche Einsegnung der Leichen ste gefunden hatte. Die Särge waren in zehn Schlitten nach Bische oben geführt worden, wo heute 3 Uhr die feierliche Bestattung einem Massengrabe stattfand.
Rotterdam, 22. Februar. (W. T. B.) Der „Rotterdam Courant“ meldet aus London, daß die erste Berufung gegen den Militärdienst wegen religiöser Bedenken gestern einem besonderen Gerschtsbof in London zur Verhandlung gelar und verworfen wurde. Ez handelte sich um einen Wesleyaner.
Rio de Janeiro, 21. Februar. (W. T. B) Laut Meldung des „Reuterschen Bureaus“ hat der Dampfer „Tennyson“ der Lamport. u. Holt⸗Linie, der vom La Plata nach New York unterwegt war, wie berichtet wird, in schwer beschädigtem Zustande Maranhao angelaufen. Es ereignete sich auf dem Dampfer an 18. Februar eine Explosion im Magazin. Drei Mann, dieß wahrscheinlich zur Besatzung gehören, nämlich ein Engländer, en! Holländer und ein Amerikaner wurden getötet. „Lloyds“ meldet hierzu aus Maranhao, daß die Explosion auf dem Hinterdeck stat⸗ fand, das einstürzte. Der Dampfer führte eine gemischte Ladung.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
bulgarischen Generalstabe eine aus dem Oberstleutnant Kara. 2
aogen diese Mittelspersonen nicht auf.
Theater.
Königliche Schauspiele. Donners⸗ tag: Opernhaus. 51. Abonnementsvor⸗ stellung. Tiefland. Musikdrama in einem Vorspiel und zwei Aufzügen nach
A. Guimera von Rudolph Lothar. Musit von Eugen d'Albert. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl. Regie: Herr Regisseur Hertzer. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 55. Abonnementsvor⸗ stellung. Alt⸗Berlin. Heitere Bilder aus der Großväterzeit. In Szene gesetzt von Herrn Dr. Bruck. Die Reise auf
emeinschaftliche Kosten. Komisches Gemälde in 3 Rahmen, verfaßt von Herrn Louis Angely. — Vorher: Wiener in Berlin. Singspiel in 1 Akt, verfaßt . Karl von Holtei. Anfang 7 ½ r.
Frreitag: Opernhaus. 52. Abonnements⸗
vorstellung. Carmen. Oper in vier Akten von Georges Bizet. Text von Henry Meilhaec und Ludovsc Halevy nach einer Novelle des
Prosper Merimée. Anfang 7 ⅛ Ubr.
Schauspielbaus. 56. Abonnementsvor⸗
stellung. Rokoko. Miniaturbilder von
Goethe und Mozart. Mit einem
RNahmenspiel von Rudolf Presber. In
Szene gesetzt von Herrn Dr. Bruck. Anfang 7 ½ Uhr.
Deutsches Künstlertheater. (Nürn⸗ beerrgerstr. 70/71, gegenüber dem Zoologischen Garten.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die selige Exzellenz. Lustsyiel in drei Akten von Rudolf Presber und Leo Walther Stein. Freitag und folgende Die cuz. Sonnabend, Nachmittags 3 ¼ Uhr: Eg⸗
Tage: selige mont.
Deutsches Theater. (Direktion: Mar Reinhardt.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der Biberpelz.
Freitag und Sonnabend: Der Biber⸗
pelz. Kammerspiele. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Guges und sein Ring (in der Neueinstudieruna). Freitag und Sonnabend: Der Weibs⸗
Volksbühne. (Theater am Bülomwplatz.) Direktion: Max Reinhardt.
Sonnabend: König Oedipus.
von Rudolf Bernauer Schanzer.
Willy Bredschneider. zwei Hochzeit machen.
August Strindberg. Schering.
8 ¼ Uhr: Die rätselhafte Frau.
Freitag und folgende Tage: rätselhafte Frau.
7 ½ Uhr: Peer Gynt. Gedicht von Henrik Ibsen. von Christian Morgenstern. Edward Grieg.
Freitag und Sonnabend: geschnittene Ecke.
Die
Der Dornenweg. Sc Aufzügen von Felix Philivppi. Freitag: Die gelbe Nachtigall. — Zum ersten Male: Lumpengesindel. Akten von Ernst von Wolzogen.
erster Teil. — Abends 8 Uhr:
teufel.
Lumpengesindel.
(Untergrundbahn Schönhauser Tor.)
Donnerstag, Abends 8 ½ Uhr: Fuhr⸗
mann Henschel. Freitag und Sonntag: Das Mirakel.
Berliner Theater. Donnerst., Abends 8 Uhr: Weun zwei Hochzeit machen. Ein Scherzspiel mit Gesang in 4 Bildern und Rudolph Musik von Walter Kollo und
Freitag und folgende Tage: Weunn
Theater in der Königgrätzer
Straße. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Kameraden. Komödie in vier Akten von Uebersetzt von Emil
Freitag und Sonnabend: Kameraden.
Komödienhaus. Donnerstag, Abends spiel in 3 Akten von Robert Reinert.
Lessingtheater. Donnerstag, Abends Dromatisches
Uebersetzt Musik von
Schillertheater. o. (Wallner⸗ theater.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Schauspiel in drei
Trogikomödie in drei
Sonntag, Nachmtrtags 3 Ubhr: Faust,
Lust⸗ Die
gut⸗
Das
Charlottenburg. Donnerstag, Abends
8 Uhr: Die gelbe Nachtigall. Lustspiel
in drei Akten von Hermann Bahr.
Freitag: Ultimo.
Sonnabend: Mein erlauchter Ahn⸗ err.
b Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Nora.
— Abends 8 Uhr: Alt⸗Heidelberg.
Deutsches Opernhaus. (Char⸗ lottenburg, Bismarck⸗Straße 34 — 37. Direktion: Georg Hartmann.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Carmen. Over in vier Akten. Nach der Novelle von Prosper Merimée, fret bearbeitet von Henry Meilhac und Ludovic Halévy. Musik von Georges Bizet. 1
reitag: Siegfried. (Wanderer: Herr Kammersänger Friedr. Plaschke.) Sonnabend: Carmen.
Komische Oper. (An der Weiden⸗ dammer Brücke.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: — muß man sein. Operette in drei Akten von Leo Fs er und Erich Urban. Gesanastexte von Leo Leipziger. Musik von Gilbert.
Freitag und folgende Tage: muß man sein.
Jung
Thenter des Westens. (Station: oologischer Garten. Kantstraße 12.) Abends 8 Uhr: Das Fräu⸗ lein vom Amt. Ovperette in drei Akten von Georg Okonkomskt und Franz Arnold Musik von Gilbert.
Freitag und folgende Tage: Das Fräulein vom Amt.
Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Wil⸗ helm Tell.
Theater am Nollendorsplatz. Donnerstag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Fidelin. — Abends 8 ¼ Uhr: Immer feste vruff! Vaterländisches Volksstück in vier Bildern von Hermann Haller und
Willi Molff. Musik von Walter Kollo. Freitag und folgende Tage: Immer
Sonnabend
Luslspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Donnerstag, Abends 8 ¼ Uhr: Der Gatte des Fräuleins. Luftspiel in drei Akten von Gabriel Drégelv.
Freitag und folgende Tage: Der Gatte des Fräuleins. u
3
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Drei Paar Schuhe. Lebensbild mit Gesang in vier Bildern, frei nach Karl Görlitz von Jean Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Gilbert
Freitag und folgende Tage: Drei Paar Schuhe.
Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Donnerstag, Abends 8 ½ Uhr; Verheiratete Junggesellen. h dünr ge⸗ Schwank in drei Akten von Arthur Lippschitz. Gesangstexte von Will Steinberg. Musik von Rudolph Nelson.
Freitag und folgende Tage: Verhei⸗ ra ete Junggesellen.
Konzerte.
Philharmonie. Donnerstag, Abends 8 Uhr: III. Konzert des Berliner Lehrer⸗Gesangvereins (Leiter: Pro⸗ fessor Felig Schmidt). 8
Singakademie. Donnerstag, Abende 8 Uhr: II. Kammermustk⸗Abend des Klingler⸗Quwartetts, der Herren Prof. Karl Klingler, Richard Heber, Fri⸗ dolin Klingler und Max Baldner.
Beethaven⸗Saal. Donnerst., Abends 8 Uhr: IV. (letztes) Enmphonlekonzert von Carl Maria Artz mit dem Phil⸗ harmonischen Orchester unter Mit⸗ wirkung von Julius Thoruberg.
ZBirhus Busch. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Das erfolgreiche Februar⸗
Weihnachtsspiel in fünf Akten veon Paula Busch. Nach den Mysterien des Mittelalters. A. Taubert. Einstudiert von Ballett⸗
meister R. Riegel.
Freitag, Abends 8 Uhr: Ein Winter⸗ märchen.
Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr u Abends 8 Uhr: Zwei Vorstellungen. (Nachmittags hat jeder Erwachsene eh angehöriges Kind unter 10 Jahren frei an allen Sitzplätzen, jedes weitere Kind halbe Preise.) Zum Schluß in beiden Vm⸗ stellungen ungekürzt: Das Auesstattungs⸗ stück: Ein Wintermärchen.
Familiennachrichten.
Geboren: Eine Tochter: Hrn. Karl⸗ Heinrich Grasen von Schlieffen (Na⸗ strelitz). — Hrn. Grafen Kanitz Po⸗ dangen (Podangen).
Gestorben: 1- Staatsminister g. D. Dr. phil., Dr.⸗I⸗ Feodor Enauth (Cöln⸗Mülheim). — Hr. Generaloberarzt a. D. Ernst Rougt⸗ mont (Charlottenburg). — Fr. Professe⸗ Valeska Strauch, goeb. von Stucktah (Halle a. S.). — Frl. Elisabeth ven
Jeetze (Liegnitz).
Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Weber in Berlin. Verlag der Erpedition (Mengering in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei mj Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 22
Vier Beilagen
sowie die 889. Ausgabe der Peutschen Merlustlisten
Die Inhaltsangabe Nr. 7 zu Nr. 5
des öffentlichen Auzeigers liegt des
Das
te druff! x. en, Nachmittags 3½ Uhr: Fidelio. “
Programm. Zum Schluß: Das großartige
Ausstattungsstück: Ein Wintermärchen.
Musik von Kapellmeister zuhn die Ausbildung der Kriegsverletzten bemühen, damit diese ein Ge⸗
chen Produzenten die Preise für ihre Produkte erhöht und damit jenen
auhnd hat der Krieg geradezu katastrophal gewirkt.
Großherzoglich hessischet
ligkeit rechnen, und es muß auch von dieser Tribüne die Regierung
zum De
M 46.
Preußischer Landtag. 1
Haus der Abgeordneten.
Sitzung vom 22. Februar 1916, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Ueber den Beginn der Sitzung ist in der gestrigen Nummer jeses Blattes berichtet worden. Das Haus setzt zunächst die Erörterung der auf den Krieg züglichen allgemeinen Fragen wirtschaftlicher Natur in Ver⸗ ndung mit der zweiten Beratung des Etatsdes Staats⸗ inisteriums für 1910, und zwan die Besprechung rLage des Handwerks und der dazu gestellten An⸗ ge fort. Abg. Haase (fortschr. Volksp.): Das Handwerk hat im Kriege
m meisten gelitten, zumal es wirtschaftlich schwach ist. Im Anfang Krieges waren alle Handwerksberufe niedergeschlagen, denn mand wußte, was werden würde. Nur einzelne Betriebe konnten
t Armeelieferungen beschäftigt werden. Das Baugewerbe hatte im sten Jahre wenigstens noch etwas zu tun, liegt aber heute gänzlich nieder, namentlich in Niederschlesien. Das Baugewerbe bedarf also nderer Berücksichtigung durch die Regierung, und ich bitte diese, projektierten Neubauten schon jetzt vorzubereiten. Der Arbeits⸗ ister geht ja auch damit bereits um. Die Schneider und Schuh⸗ her fanden noch lohnende Arbeit, aber Lieferungsaufträge sind den dwerkern namentlich in den Städten nur in geringem Maße ge⸗ n worden. Das liegt besonders daran, daß die Bestimmungen Behörden von den nachgeordneten Stellen nicht beachtet werden. Handwerker wünschen z. B. eine schnellere Abrechnung, sowie er die Entlassung der beschränkt Garnisondienstfahigen, damit sie eitskräfte haben. Im Regierungsbezirk Frankfurt ist vom Re⸗ ungspräsidenten der Ladenschluß um 7 Uhr angeordnet worden. Man darüber verschiedener Meinung sein, und manche Geschäftsleute sind
it vielleicht sehr zufrieden. Aber Frankfurt und Guben haben da⸗
z Vorstellungen erhoben, ohne beim Regierungspräsidenten Gehoör Nfinden. Das Handwerk wünscht ferner, selbst die Geschäfte machen i köoönnen und nicht durch Mittelspersonen. In Hannover hat ein sionierter Eisenbahnbeamter ein Bureau für Heereslieferungen auf⸗ icht und alle möglichen Aufträge bekommen, die Handwerker selbst nicht. Selbst die Lieferungsverbände der Handwerker kommen
. — x Ein großer Uebelstand war es Kriegsbeginn, daß das Handwerk viel zu wenig organisiert war. Herzigkeit und gegenseitiges Mißtrauen das muß man den dwerkern offen ins Gesicht sagen — verhindern sie, sich zu rungsverbänden und Genossenschaften zusammenzuschließen. Wir
en deshalb die Gründung von Lieferungsverbänden unterstützen. Venn die Resolution der Kommission Vorschüsse dafür empfiehlt, so dazu zwei Wege möglich; entweder leisten die Behörden bei ferungsaufträgen Vorschüsse oder man bildet Hilfskassen, die Vor⸗ e leisten. Ein großer Uebelstand für das Handwerk ist es, daß etzt so wenige junge Leute als Lehrlinge einschreiben lassen, weil lieber als jugendliche Arbeiter in der Fabrik hohen Verdienst und ebundenes Leben genießen wollen. Es ist aber besser für die jungen ute, beim Handwerker in die Lehre zu gehen, als ungelernter rbeiter in der Fabrik zu sein. Man sollte es ruhig geschehen lassen, enn die Meister, die nicht eingezogen sind, einen Lehrling mehr anehmen, damit es dem Handwerk nicht mehr an Leuten fehlt. Dem ntrag der Sozialdemokraten, auch die Arbeiter in die Fürsorge für e Handwerker nach dem Zentrumsantrage aufzunehmen, stimmen wir ͤwir halten für selbstverständlich, daß für die Arbeiter genau so wie r die Handwerker gesorgt wird. Zu den „Kriegsbeschädigten“ wün⸗ hen wir auch die Handwerksmeister gerechnet zu sehen, die, auch zum Heeresdienst eingezogen zu sein, durch die Wirkungen des
es ihre Existenz verloren haben, und wir haben einen entsprechen⸗ Unterantrag eingebracht. Es wird eine schwierige und kostspielige
t werden, die Leute wieder in den Stand zu setzen, sich ernähren konnen. Dieser Zweig der Fürsorge ist ja erfreulicherweise schon Wege geleitet worden; die Berufsberatung und das Umlernen
eht bereits in den verschiedensten Formen vor sich. Eine besondere erücksichtigung derjenigen Meister würde da am Platze sein, die sich
selbständig ausüben können. Für die Uebergangszeit, die schwer überwinden sein wird, sollte der Minister, einem Wunsche zahl⸗ cher Handwerkskammern entsprechend, die Meisterprüfungsbedin⸗ ngen mildern. Die ganze Nation hat ein sehr lebhaftes Interesse dem Vorhandensein eines guten leistungsfähigen Handwerks. Wie ill man aber verhindern, daß ein Gefühl der Bitterkeit die notleiden⸗ n und ihrer Selbständigkeit beraubten Eristenzen des Handwerker⸗ andes ergreift, wenn sie sehen müssen, daß man den landwirtschaft⸗
denden die Existenz immer mehr erschwert? Dennoch wird das dwerk pflichtbewußt weiterschaffen und an dem Ziele, der Er⸗ ngung eines ehrenvollen Friedens, mitarbeiten. Es muß ihm aber legenheit zur Arbeit gegeben werden. Der Handwerkerstand mit nen 9 Millionen Angehoörigen ist ein gut Teil des Mittelstandes, s Rückgrates des Staates und der Gemeinden. Das Handwerk wird cht untergehen, wenn ihm Gelegenheit geboten wird, nach dem riege wieder aufzuleben. 8 Abg. Leinert (Soz.): Auf das Kleingewerbe und den Mittel⸗ G Das Handwerd t keine Privataufträge von Bedeutung mehr erhalten, weil alles t Notwendige zurückgestellt worden ist, und hat an den Kriegs⸗ ingen den Anteil nicht gehabt, den es gern gehabt hätte, nachdem k Krieg nunmehr so lange andauert. Die Berliner Handwerks⸗ immer konstatiert, daß vor allem das Bauhandwerk 1915 sehr un⸗ ustig abgeschnitten hat. Die ganze wirtschaftliche Lage hat sich gegen 15 nicht verbessert. Wir müssen mit einer zunehmenden Arbeits⸗
fsordert werden, dieser Erscheinung ihre volle Aufmersamkeit zu⸗ wenden und wirksame Maßregeln dagegen zu ergreifen, also schon zt Anweisungen zu erlassen, um die Durchführung der Arbeitslofen. rsicherung zu ermöglichen. Es ist ganz richtig: Ehrenpflicht des kaates ist es, die Heimkehrenden vor dem Versinken in die Armut zu „aber wenn diese Maßnahmen nicht schon jetzt erfolgen, nach
in Friedensschluß ist es dazu zu spät. Man hat in der Kommission setzliche Maßnahmen empfohlen, um zu verhindern, daß Handwerks⸗ ister nach dem Kriege kurch die Rückforderung von Geldern, die man mvor dem Kriege geliehen hat, an den Rand des Ruins gebracht Man hat dabei gleichzeitig gesagt, es müsse natürlich eine
hl getroffen werden, es dürfe nicht etwa eine jahrelange Hin⸗ sschiebung hei solchen Handwerksmeistern stattfinden, die ohnehin nicht allzu fest standen. Daraus ergibt sich schon die große rigkeit der Sache. Es ergibt sich daraus, daß vor allem die stungsfähigen Betriebe aufrecht erhalten werden können. Allzuviel ispreche ich mir nicht von solchen Maßnahmen. Die Kleinindustrie i von der Großindustrie aufgesogen. Die Aussichten der Hand⸗ rismeister, die im Felde stehen, sind weit ungünstiger als die⸗ igen der Handwerker, die in der Heimat geblieben sind. Abe: d viele der Daheimgebliebenen haben Beschäftigung in den briken gesucht und gefunden. Es tritt die Neigung hervor, möglichst s ganze Leben versorgt zu sein; daher die Neigung in Beamten⸗ en zu gelangen. Die Gewährung von Darlehen an Handwerker
und Königlich Preuß
8 1 —
S. 1 8
Verlin, Mittwoch, den 23. Februar
atsanzeiger.
Wert haben, von Sentimentalität lassen sich die Geldgeber und Geldinstitute nicht leiten. Viele Handwerksmeister fürchten das Herabsinken in das Proletariat. In der Hauptsache wird das Hand⸗ werk auch in Zukunft auf die Selbsthilfe angewiesen sein. Was nach dem Kriege geschehen wird, läßt sich noch gar nicht übersehen. Jedenfalls wird es an Rohstoffen fehlen und eine ungeheure Ver⸗ teuerung der Rohstoffe eintreten. Selbstverständlich sind wir dafür, daß alle, auch die Handwerker, die arbeitslos und beschäftigungslos geworden sind, möglichst unterstützt werden. Natürlich stellen wir dieselbe Forderung auch für Arbeiter. Wir kommen nach dem Kriege um die Arbeitslosenversicherung nicht herum. Die Arbeitslosenunter⸗ stützung ist ein unbedingtes Erfordernis. Diese Frage wird nicht von der Tagesordnung verschwinden, nachdem die Regierung sie selbst schon in die Hand genommen hat. Was den Lehrlingsersatz betrifft, so war er schon vor dem Kriege sehr schwierig. Wenn nun aber die Regie ⸗· rung aufgefordert wird, für den Lehrlingsersatz zu sorgen, so hat man nicht gesagt, wie sie es machen soll. Sie kann doch keinen Zwang aus⸗ üben. Das Handwerk wird Lehrlinge leichter erhalten, wenn es auf die Ausbeutung der Lehrlinge verzichtet. Die Lehrlinge müssen auch Zeit und Gelegenheit haben, sich schulmäßig weiter fortzubilden. Es ist nicht richtig, daß dem Handwerk unzulängliches Lehrlingsmateriab zugeführt worden ist. Wenn es heißt, daß nur die dümmsten Schüler ins Handwerk kommen, so verstärkt das nicht die Neigung, sich einem Handwerk zuzuwenden. Der Minister hat gesagt, die Lieferungs⸗ verbände hätten sich für das Handwerk hewährt, und der Abgeordnete Fürbringer hat in ihnen das Heil erblickt. Ich bin in dieser Be⸗ ziehung etwas fkeptischer. Besonders schwierig wird die Errichtung von Lieferungsverbänden beim Baugewerbe sein. Wenn die Verbände groß und die Lieferungsaufträge klein sein werden, dann wird die Un⸗ zufriedenheit wachsen. Neue Arbeit können die Verbände nicht schaffen, sondern die Lieferungen nur besser verteilen. Nach dem Kriege wird die Zahl der selbständigen Handwerker wachsen, ihnen kann der Bei⸗ tritt auch nicht verwehrt werden; dazu kommt, daß die Großindustrie sich auch der handwerksmäßigen Artikel bemächtigt hat. Ferner wird nach dem Kriege die Privatkonkurrenz wieder in die Erscheinung treten. Die Lieferungsverbände werden da mit den maschinellen Fort⸗ schritten der Großindustrie nicht konkurrieren köͤnnen. Die Technik wird neue Maschinen schaffen, und so wird dem Handwerk ein Teil nach dem anderen entzogen werden. Jedenfalls muß darauf hinge⸗ wiesen werden, daß die Lieferungsverbände kein Allheilmittel für das Handwerk sind. Der Krieg hat den Blick eröffnet für das Gigantische, das Große. Da ist es erklarlich, daß Hoffnungen erweckt werden, die sich später nicht erfüllen lassen. Der Krieg hat dem Handwerk schon einen Teil seiner Betätigungsmöglichkeit genommen. Staats⸗ und Gemeindearbeiten sind an Großfirmen vergeben worden. Nach dem Krieg wird sich das nicht ändern, da es dem Handwerk an dem nötigen Kapital fehlt, weil das Genossenschaftswesen nicht hinreichend ent⸗ wickelt ist. Es ist hingewiesen worden auf den Lohn, den Schlächter⸗ gesellen auf dem hiesigen Schlachtviehhof erhalten haben. Der Abg. Rosenow hat von einer Ausnützung der Konjunktur gesprochen. Diese Sache hat draußen eine große Rolle gespielt, und man hat in der Presse empfohlen, die Gesellen in die Schutzengräben zu schicken. Daͤ⸗ gegen muß ich Einspruch erheben. Seit wann ist denn die Ein⸗ ziehung zum Militär eine Strafe? Sind denn die Leute draußen Sträflinge? Wenn die Hausfrauen wissen wollen, wo die Fleisch⸗ verteuerer sitzen, so müssen sie etwas anderes ins Auge fassen als die Löhne. Es handelt sich da um Stallpreise, wo die Schlächter noch gar nicht beteiligt sind. Bei den Löhnen auf dem Viehhof handel: es sich um sogenannte Kopfschlächter. Die Unternehmer waren nicht ausreichend, als die Massenschlachtungen befohlen wurden. Die Konservenschlächter mußten diese Kopfschlächter nehmen und haben den Kopfschlächtern dasselbe gezahlt, wie den Unternehmern. Der Kopf⸗ schlächter hat seine Gesellen viel besser bezahlt als der Unternehmer. Er ist selber Unternehmer und hat den Gewinn nicht selber in die Tasche gesteckt, sondern an seine Gesellen verteilt. 50 ℳ mögen an einzelnen Tagen bezahlt worden sein, aber doch nur an den Schlacht⸗ tagen. Irgend eine Verteuerung des Fleisches ist durch jene Löhne nicht herbeigeführt worden. Dann ist zu berücksichtigen, daß die Kopf⸗ schlächter Spezialarbeiter sind. Außerdem ist diese Zeit längst vorüber. Der Verband der Schlächtergesellen hat die jetzt noch kolportierte Legende schon im September richtiggestellt. Das Pfund Schweine⸗ fleisch ist auch nicht um einen Pfennig durch die Löhne verteuert wor⸗ den. Vogt u. Wolff in Gütersloh haben eine Dividende von 30 Pro⸗ zent verteilt und zahlen ihren Gesellen 16 bis 18 Pfennig pro Stunde Lohn. Die Herren haben an jedem Pfund 12 bis 13 Pfennig Rein⸗ gewinn gehabt. Eine Firma hat in einem Jahre 47 000 ℳ verdient. Ein Direktor in Braunschweig erhielt ein Gehalt von 20 000 ℳ und verdiente in wenigen Wochen 100 000 ℳ Provision. Da ist die Ver⸗ teuerung des Fleisches zu suchen, nicht bei den Schlächtergesellen. Aus einem Prozeß hat sich ergeben, daß zwischen den Schweineproduzenten und dem Kleinhändler mindestens acht Zwischenstationen liegen, die alle verdient haben. Nur der ungesunde Zwischenhandel hat die Lebensmittel verteuert. Wenn Sie sich also entrüsten wollen über den Fleischwucher, so müssen Sie schon von den Schlächtergesellen ab⸗ sehen; deren Arbeit ist doch auch wohl schwerer als die derjenigen, welche durch den Zwischenhandel mit Vieh oder Getreide Hundert⸗ tausende und Millionen verdient haben. Bei der Vergebung von Liefe⸗ rungen an das Handwerk haben die Militärkommandos sehr seltsams Erfahrungen gemacht. Im Gouvernement Cöln waren es Eisenbahn⸗ gehilfen und ähnlich sachverständige kaufmännische Firmen, welche die Heimarbeiterinnen beim Nähen von Sandsäcken um den sauer ver⸗ dienten Lohn betrogen haben. Der Antrag des Zentrums kann so aufgefaßt werden, als ob nur für Handwerker und Gewerbetreibende, nicht aber für Arbeiter, die betreffenden Vergünstigungen verlangt werden. In erfreulichem Gegensatz dazu hat der Minister gestern ganz allgemein von „Kriegsbeschädigten“ gesprochen. Die Regelung der Fürsorge für diese ist eine ganz allgemeine Angelegenheit. Wir ziehen daher unser Amendement auch nicht zurück. Dem fortschritt⸗ lichen Unterantrag stimmen wir zu. Der Antrag Porsch verlangt auch noch die Ausgestaltung des Arbeitsnachweiswesens. Das ist eine außerordentlich wichtige Frage, die hier nicht so nebenher behandelt werden sollte. Im Reichstage hat der Staatssekretär eine gesetzliche Regelung abgelehnt, eventl. eine Regelung durch Bundesratsverord⸗ nung in Aussicht gestellt. Dringend notwendig ist aber irgend eine Regelung. In Preußen ist die Arbeitsnachweisfrage noch gar nicht geregelt. Die Gemeinden haben die Wichtigkeit des gemeindlichen Nachweises vielfach noch gar nicht erkannt. Einsichtiger haben sich manche Militärkommandos gezeigt, so der Oberbefehlshaber in den Marken. Die Regierung scheint Halt zu machen vor den Wünschen der Arbeitgeber in der Arbeitsnachweisfrage: wir müssen diesen Standpunkt sehr bedauern. Wir fordern paritätische Nachweise, die jeder Parteilichkeit entrückt sind. Da müssen dann natürlich die Arbeitgeber ihre eigenen Arbeitsnachweise opfern. Soll es denn jedem Agenten gestattet sein, nach Friedensschluß wieder ins Ausland zu gehen, um die Arbeiter anzuwerben, die den heimischen Arbeitern Konkurrenz machen und die Löhne drücken? Was nützt denn, wenn diese Konkurrenz wieder hereinkommt, unsere ganze Arbeit an den Kriegsbeschädigten? Die Regierung kann also kaum die Verantwor⸗ tung dafür übernehmen, wenn sie sich um die Ausgestaltung der Ar⸗ beitsnachweise überhaupt nicht bekümmern will. Die Industrie hat den Kriegsbeschädigten Zusagen gemacht; diese Zusagen würden in wenigen Jahren vergessen sein, wenn man die ausländischen Arbeiter wieder wie früher hereinläßt. Den Minister des Innern bitte ich, sich einmal die Feldarbeiterzentrale daraufhin anzusehen, ob sie zur
hat es für ihre Pflicht erklärt, auch im treiben; hoffentlich steht die preußische Regierung auf demselben Standpunkt und geht an diese so hochwichtige Frage alsbald heran. Mit dem Abg. Hammer meine auch ich, daß es unbedingt erforderlich ist, auch für den Großhandel Höchstpreise festzusetzen; die Unterlassung dieser Festsetzung ist der größte Fehler, den man machen könnte. Auch den Arbeiterfrauen muß der Dank des Volkes für ihre unermüdliche Arbeit ausgesprochen werden. Sie verrichten in zahllosen Fallen die Arbeiten ihrer Männer, und ihnen ist es zu danken, wenn das Wirtschaftsleben aufrecht exhalten werden ionnte. Gerade diese Auf⸗ opferung der Frauen muß belohnt werden durch eine erfolgreiche Fortsetzung der Sozialpolitik, auch in Preußen, damit diese auch wäh⸗ rend des Krieges nicht stockt. Hierauf wird ein Schlußantrag angenommen.
Die Abgg. Hammer (kons.) und Fürbringer (nl.) er⸗ klären sich für den von dem Abg. Haase angekündigten Zusatzantrag.
Bei der Abstimmung werden die Kommissionsanträge mit den Anträgen Porsch und Braun unter Ablehnung des ven der fortschrittlichen Volkspartei beantragten Zusatzes an⸗ genommen.
Das Haus geht über zu den Kommissionsan⸗ trägen, betreffend die Preßfreiheit, das Ver⸗ eins⸗ und Versammlungsrecht und die Frie⸗ denszäiele. Die Anträge lauten:
„Die Staatsregierung soll dahin wirken, daß 1) fortan von den Militärbehörden die Preßfreiheit und das Vereins⸗ und Ver⸗ sammlungsrecht nur so weit beschränkt werden, als dies im In⸗ teresse siegreicher Kriegführung unbedingt geboten ist, 2) ins⸗ besondere die Erörterung der allgemeinen Richtlinien unserer Friedensziele tunlichst freigegeben wird, 3) die für die gleichmäßige. der Zensur getroffenen Einrichtungen wirksamer ge⸗ taltet werden, 4) wo von Zivilbehörden eine Einwirkung auf die
Handhabung der Zensur geübt wird, dafür, wie von dem Minister des Innern, von den sonst zuständigen Zentralbehörden die Ver⸗ antwortung übernommen wird.“
Berichterstatter Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons.) Ich werde mir in meinem Referat die größte Zurüa⸗ haltung auferlegen, namentlich inbezug auf die Freigabe der Erörterung der Kriegsziele. In der Kommission herrschte vollkommenes Einver⸗ ständnis darüber, daß während des Krieges eine plötzliche Aenderung der Vorschriften in bezug auf den Belagerungszustand nicht herbeigeführt werden kann, daß vielmehr die Regelung, die Axt. 68 der Reichs⸗ verfassung vorsieht, erst nach Friedensschluß zu erfolgen haben wirr. Die überwiegende Mehrheit der Kommission war ferner auch der An⸗ sicht, daß, solange der Krieg besteht, der Belagerungszustand nicht aufgehoben werden kann. Ein Antrag, den Belagerungszustand jetzr aufzuheben, fand nur die Stimme des Antragstellers selbst. NReng der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs sind Militärbehörden inn Sinne dieses Gesetzes allein die kommandierenden Generale und die Festungskommandanten. Als Inhaber der vollziehendem Gewalt sind ferner die Militärbehörden an die Gesetze und rechtsbeständigen Ver⸗ ordnungen so gehunden, wie die Zivilbehörden, nur in bezug auf Ver⸗ hote im Interesse der öffentlichen Sicherheit sind ihnen weder durch Verordnung, noch Gesetz Schranken gezogen. Tatsächlich hat, abge⸗ sehen von den Gebieten der außer Kraft gesetzten preußischen Ver⸗ assungsartikel, die Handhabung des Belagerungsgesetzes seitens der Militärbehörden zu besonderen Beschwerden nicht mehr Anlaß ge⸗ geben. Vielfach ist sogar die Schnelligkeit und Bestimmtheit der militärischen Anordnungen in der Bevölkerung als angenehm empfunden worden. Dies gilt namentlich von der Beschränkung der Polizeistunde in Berlin, und man hat gewisse Anordnungen sogar als solche angesehen, die man mit Nutzen in die Friedenszeit hinüber⸗ nehmen könnte. Schwerwiegender und zahlreicher sind dagegen die Beschwerden auf dem Gebiet der Beschränkung der freien Meinungs⸗ äußerung in Wort und Schrift. Die Versammlungsfreiheit ist über⸗ mäßig eingeschränkt worden dadurch, daß öffentliche Versammlungen nicht stattfinden durften, wenn bestimmte Redner angemeldet waren; daß über bestimmte Themata in öffentlichen Versammlungen über⸗ haupt nicht geredet werden durfte, daß Versammlungen aufgelöst wurden, wenn die Frage der Kriegsziele oder nur Aehnliches auch nur gestreift wurde. Neuerdings sind auch nichtöffentliche Versammlungen mit einer beschränkten Zahl von Teilnehmern der polizeilichen An⸗ meldung unterstellt worden, und zwar mit immer gesteigerten An⸗ forderungen. Es wird verlangt, daß die Redner bezeichnet werden sollen, daß die Reden vorher zur Zensur vorgelegt werden und so gehalten werden, wie es die Zensur genehmigt hat. In der Kom⸗ mission war man der Meinung, daß maͤn in dieser Beziehung des Guten zu viel tut, daß es zweckmäßig sei, die Versammlungsfreiheir nur so weit zu beschränken, als es die siegreiche Kriegführung er⸗ heischt. Noch schwerer und zahlreicher waren die Beschwerden üben die Handhabung der Zensur der Zeitungen. Namentlich wurde die Präventivzensur gerügt und das Verbot von Zeszangen. Die Zensur ist nicht gelinder, sondern immer schärfer geworden, die Preßfreiheit ist immer mehr eingeschränkt worden. In der letzten Tagung des Reichstages war zugesichert worden, daß die Präventivzensur sich aus⸗ schließlich auf milrKrische Angelegenheiten beschränken sollte. Tat⸗ sächlich sind aber immer mehr Artikel über reinpolitische Angelegen⸗ heiten der Präventivzensur unterstellt worden. Ueber das, was mili⸗ tärisch und was rein politisch ist, herrschen auch bei den Zensur⸗ behörden verschiedene Ansichten. Dadurch ist eine erhebliche Rechts⸗ unsicherheit entstanden. Die Zensur ist auch auf ganze Nummern der Zeitungen ausgedehnt worden. Durch das Verbot von Ze⸗
tungen auf kürzere und längere Zeit sind diese auch materiell schw geschädigt worden. Das gilt namentlich von einem hiesigen Blat Wiederbolen sich solche Verbote, so laufen die Zeitungen Gefahr, ihre Abonnenten zu verlieren und um ihre Existenz zu kommen. Das Zeitungsverbot ist eine um so schwerere Strafe, wenn vor ihrer W hängung nicht einmal die betreffende Zeitung gehört wind. Die B schwerden über die Zensur richten sich hauptsachlich gegen das Ver⸗ bot der Erörterung der Kriegsziele und gegen die ungleichmäßige Handhabe. Vor Jahresfrist war allgemeine Meinung des Hauses, daß zurzeit die Erörterung der Kriegsziele nicht freigegehen werden könne, daß sie aber so zeitig freigegeben werden müsse, daß die Auf⸗ fassung unseres Volkes sich noch bei den Friedensverhandlungen gel tend machen könne. Seitdem ist jede Erörterung der Kriegsziele i der Tagespresse völlig ausgeschlossen. Jetzt meinte man in der Kom mission von einer Seite, daß der Zeitpunkt gekommen sei, die Er örterung freizugeben, wenn man nicht Gefahr laufen wolle, daß man vor vollendeten Tatsachen stehe und der Volkswille nicht mehr zur Geltung komme, weil der Krieg möglichenfalls seinem Ende ent gegengehe. Auch meinte man, daß man zu unserem Volke das Ver trauen haben könne, daß es keinen Mißbrauch treiben, sondern sich in den richtigen Grenzen der Erörterung halten werdt Deshalb wurde beantragt, daß zurzeit wenigstens die Richtlinien de Kriegsziele zur Erörterung freigegeben werden mooen. Von anderer Seite wurde ausgeführt, daß die Kriegslage noch nicht so weit gediehen sei, und daß bei der Erörterung Meinunasverschiedenbeiten in der Be völkerung hervortreten könnten, die im Ausland den Eindruck erwecken würden, daß keine Einmütigkeit mehr vorhanden sei. Es wurde in der Kommission beantragt, in der Resolution 2 hinter dem Worte „tun⸗
Kriege soziale Politik zu
deshalb schwierig, weil ihre Maschinen usw. keinen sehr hohen
Vermittlung gewerblicher Arbeit geeignet ist. Die Reichsregierung
lichst“ noch einzuschalten das Wort „bald“, um auszudrücken, daß, wenn nicht schon jetzt, so doch zeitig genug die Erörterung freigegeben werde