Auf Anfragen wegen Eintritis in die Akademie ist der Unter⸗ eeichnete gern bereit, nähere Auskunst zu erteilen. Drucksachen ur die Einrichtungen der Akademie sowte Lehrpläne versendet das
Sekretariat der Atademie auf Ersuchen kostenfrei. Bonn, im Dezember 1915. B“ Der Direktor der Königlichen Landwirtschafklichen Akademie:
Kreusler, Geheimer Regierungsgrat.
Preußen. Berlin, 29. Februar 1916.
Auf ein vorgestern vom Brandenburgischen Pro⸗ vinziallandtag an Seine Majestät den Kaiser und König gesandtes Huldigungstelegrammist, wie „W T. B.“ meldet, folgende Antwort eingegangen, die der Präsident Graf von Arnim⸗Boitzenburg im Provinziallandtag verlas:
Großes Hauptquartier, den 28. Februar 1916.
Meinen wärmsten Dank für die freundliche Begrüßung des Brandenbu gischen Provinziallandtages. Ich freue Mich sehr über die neue große brandenburgische Kraft und Treue bis zum Tode, welche Brandenburgs Söhne in unwiderstehlichem Ansturm auf die stärkste Feste des Hauptfeindes in diesen Tagen abgelegt haben. Gott segne Brandenburg und das gesamte deutsche Vaterland.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute vormittag Sitzung.
b * In der am 28. Februar unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Vizepräsidenten des Staatsministeriums, Staats⸗ sekretärs des Innern Dr. Delbrück abgehaltenen Plenar⸗ sitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf einer Verordnung zur Beschränkung des Zuckerverbrauchs bei der erstellung von Schokolade die Zustimmung erteilt. Zur Annahme gelangten ferner die Vorlage, betreffend die Sicher⸗ stelüng des Heubedarfs der Heeresverwaltung, und der Entwurf einer Verordnung über eine Bestandsaufnahme von een Stroh. Demnächst wurde über Eingaben Beschluß gefaßt.
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegt die 894. Ausgabe der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthält die 467. Verlustliste der preußischen Armee, die 252. Verlustliste der bayerischen Armee, die 257. Verlu lliste der sächsischen Armee und die 67. Marine⸗Verlustliste.
dath.. . Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Seine Majestät der König der Bulgaren ist mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen Boris nnd dem Prinzen Kyrill von Coburg abgereist.
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Oesterreich⸗Ungarn. “ Der ungarische Reichstag ist gestern vertagt
worden. 5 Großbritannien und Irland. 1t Im Unterhause fragte der Abgeordnete Walton, ob die Regierung in Erwägung ziehen wolle, Zulus und Basutos für den Kampf in Deutsch Ostafrika zu verwenden. Der Parlamentssekretär im Kriegsamt Tennant erwiderte, die Frage sei erwogen worden, aber die Regierung finde die Verwendung dieser Eingeborenen nicht ausführbar
oder wünschenswert. Rußland.
In der Duma erregte eine Rede des konservativen Abgeordneten Markow Aufsehen. Er sagte dem „Daily Telegraph“ zufolge:
Außer unseren auswärtigen Feinden, den bestialischen Deutschen, haben wir einen inneren Feind, der gesährlicher ist. Er besteht aus drei Elementen: der Teuerung der Lebensmiltel, den Deutschen, die unter der Maske rufsischen Staatsbürgertums viele Zentren in der . haben, und, was am schlimmsten ist, der besändigen Bestechung,
orruption und dem Diebstahl, sowohl bei den Staatsbeamten, als bei den Beamten der öffentlichen Organisationen. Das müsse be⸗ kämpft werden. Der Redner forderte von der Regierung nur das eine, daß sie einen Vertreter in die Duma entsende, der sagen sollte, ob sie wirklich beabsichtigte, den Räubern und amtlichen Dieben ihren Schutz zu entziehen, die jetzt durch administrative Garantien geschützt seien.
Italien. Das Amtsblatt veröffentlicht eine Verordnung des Statt⸗ halters, die für alle Frachtverträge italienischer Dampfer von über 1000 Tonnen staatliche Aufsicht festsetzt. Auch italienische Dampfer in fremden Häfen unterstehen der Genehmigung des Marineministers für jede Ladung.
Niederlande. Gu“
In der Zweiten Kammer ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ ein außerordentlicher Flottenkredit von 1 200 000 Gulden vorgelegt worden zur Bestreitung der Ausgaben im ersten Vierteljahr 1916 sowie ein Gesetzentwurf, betreffend Verlängerung des Belagerungszustandes in einzelnen Gemeinden von Overyssel, Gelderland und Nord⸗ brabant zur Bekämpfung der Schmuggelei.
“ 4*“ 8 In der letzten Sitzung des Staatsrates ist einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge beschlossen worden, eine Vorlage, be⸗ treffend Bewilligung von 10 Millionen Kronen zum Schutz der Neutralität, einzubringen.
Schweiz.
Gestern haben in Zürich die Verhandlungen in dem Prozeß gegen die Obersten des Generalstabs Egli Öund von Wattenwyl begonnen, von denen der erstere, wie in der Anklageschrift nach der „Schweizerischen Depeschen⸗ agentur“ ausgeführt wird, beschuldigt wird, daß er als Unterstabschef der eidgenössischen Armee von ungefähr Mitte Februar 1915 an die beiden Militärattachés der einen Gruppe
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chefs nur ihe ausdrücklich bezeichneter Kommando⸗ ste ndes bestimmten, täglich erscheinenden Berichte der Nachrichtensektion des Armeestabes hat über⸗ mitteln lassen. Der Oberst von Wattenwyl wird angeklagt, daß er die Mitteilung aller Teile des militärischen Bulletins in Abwesenheit des Obersten Egli an den einen der Militär⸗ attachees der betreffenden Gruppe der kriegführenden Mächte verfügt hat, nachdem dieser bereits seit längerer Zeit einen Teil des Bulletins infolge der Anordnung des Obersten Egli erhalten hatte. Beide Obersten werden angeklagt, daß sie fremdländische Dokumente, die zwischen ausländischen Amts⸗ stellen im Ausland und zwischen solchen in der Schweiz und ihren Regierungen gewechselt worden sind, von Dr. Langie ent⸗ ziffert und . irgend eine Weise einem Militärattaché der einen Gruppe der kriegführenden Mächte zur Kenntnis gebracht haben. Diese Tatsachen qualifizieren sich nach der Anklage⸗ schrift als Begünstigung eines Kriegführenden und als vor⸗ sätzliche Vermittlung von Nachrichten militärischer Natur zu⸗ gunsten einer fremden Macht und sind gleichzeitig eine Dienst⸗ verletzung in einem wichtigen Fall. Auf Beschluß des Gerichts sind die Verhandlungen öffentlich.
Kriegsnachrichten. Großes Hauptquartier, 29. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Die verstärkte Artillerietätigkeit hielt an vielen Stellen an. Oestlich der Maas stürmten wir ein kleineres Panzerwerk dicht nordwestlich des Dorfes Douau⸗ mont. Erneute feindliche Angriffsversuche in dieser Gegend wurden schon in der Entwicklung erstickt.
In der Woevre überschritten unsere Truppen Dieppe, Abaucourt, Blanzée. Sie säuberten das ausgedehnte Waldgebiet nordöstlich von Watronville und Haudiomont und nahmen in tapferem Anlauf Man⸗ heulles, sowie Champlon.
Bis gestern abend waren an unverwundeten Ge⸗ fangenen gezäylt: 228 Offiziere, 16 575 Mann. Ferner wurden 78 Geschütze, darunter viele schwere neuester Art, 86 Maschinengewehre und unübersehbares Material als erbeutet gemeldet.
Bei der Försterei Thiaville (nordöstlich von Badon⸗ viller) wurde ein vorspringender Teil der französischen Stellung angegriffen und genommen. Eine größere Anzahl Gefangener blieb in unserer Hand.
Oestlicher und Balkan⸗Kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. Oberste Heeresleitung.
(W. T. B.)
Wien, 28. Februar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Russischer und italienischer Kriegsschauplatz. Nichts von besonderer Bedeutung.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unsere Truppen habech sbarborgzzo bis jetzt an Beute eingebracht: 23 Gesc.eeces 489he Küstengeschütze, 10 000 Gewehre, viel Arkilleriemunition, große Verpflegsvorräte, 17 Segel⸗ und Dampfschiffe. Allen Anzeichen zufolge ging die Flucht der Italiener auf ihre Kriegsschiffe in größter Unordnung und Hast vor sich. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.
Konstantinopel, 28. Februar. (W. T. B.) Das Hauptquartier teilt mit: An der Irakfront wurde in der Nacht zum 22. Februar ein feindlicher Versuch, überraschend gegen unsere Stellung bei Felahie vorzurücken, leicht zurück⸗ gewiesen. Am 23. Februar versuchte der Feind gegen unsern linken Flügel ungefähr ein Bataillon in Schaluppen zu landen, wurde aber durch unser Feuer daran gehindert.
An der Kaukasusfront kein wichtiges Ereignis.
An den Dardanellen bomkbardierten feindliche Schiffe vom 22. bis zum 24. Februar zu verschiedenen Stunden und mit Zwischenpausen Teile der Küste von Anatolien und Rumelien. Sie wurden jedesmal durch unsere Küstenbatterien gezwungen, ihr Feuer einzustellen und sich zu entfernen, ohne irgendein Ergebnis erzielt zu haben. Einer der feindlichen
lieger, der die Meerenge überflog, wurde von einem unserer Flieger angegriffen und vertrieben.
London, 28. Februar. (W. T. B.) Der Befehlshaber in Aegypten, General Maxwell, telegraphiert dem „Reuterschen Bureau“ zufolge: Ein Gefecht am Sonnabend endete mit einem entschiedenen Erfolg. Der Feind, der unter dem persönlichen Befehl Nuri Beys, eines Bruders Enver Paschas, stand, hielt eine starke Stellung südöstlich von Baranni (2). Ein Angriff der südafrikanischen Infanterie hatte vollen Erfolg, ebenso ein glänzender Angriff der Dorset⸗ shire Nomanry, bei dem Nuri Bey getötet, sein Stellvertreter verwundet und gefangen genommen wurde. Ebenso wurden zwei andere türkische Offiziere gefangen genommen. Außerdem wurde ein Maschinengewehr erbeutet. Der Feind ließ über 200 Tote oder Verwundete auf dem Felde.
1 Der Krieg zur See. Marseille, 28. Februar. (W. T. B.) Der englische Dampfer „Treverleye“ traf hier mit 15 Mann der Besatzung des im Mittelmeer versenkten englischen Dampfers „Doneby“ ein. Der „Treverleye“ begegnete während seiner Fahrt zwei anderen Booten, die leer waren.
London, 28. Februar. (W. T. B.) Lloyds melden: Der russische Dampfer „Petshenga“, 1647 t, ist ver⸗ senkt worden. 15 Personen sind gerettet.
Vlissingen, 28. Februar. (W. T. B.) Alle Passa⸗ giere und die Besatzung der „Mecklenburg“ sind, wie . an die Zeelandlinie hervorgeht, gerettet worden.
London, 28. Februar. (W. T. B.) Wie Lloyds melden, ist der englische Dampfer „Southford“ gesunken;
2 Versenkung des russischen Dampfers „Petshenga“ sind sieb Mann der Besatzung umgekommen. (Vermutlich handelt es sich um den Dampfer „Southport“ (3588 Brutfo⸗Registertonnen). Ein Dampfer „Southford“ findet sich in Lloyds Register nicht.) Stockholm, 28. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer „Knippla“ (498 Brutto⸗Registertonnen) aus Göteborg, mit einer Ladung Zucker von Trelleborg nach Göteborg unterwegs, ist heute mittag südlich von Falstervbo auf eine Mine ge⸗ laufen und gesunken. Die Besatzung wurde gerettet.
London, 29. Februar. (W. T. B.) Amtlich wird mit⸗ geteilt: 72 Fahrgäste des Dampfers „Maloja“ wurden gerettet, 49 6werden vermißt. 93 Mann der europäischen Besatzung wurden gerettet, 20 werden vermißt. 137 Mann der eingeborenen Besatzung wurden gerettet, 86 werden vermißt.
Heldenehrungen und Kriegsdenkmäler.
Die Königliche Akademie der Künste und die König⸗ liche Akademie des Bauwesens in Berlin veröffentlichen durch „W. T. B.“ nachstehende Kundgebung:
Wie zu allen Zeiten die Kunst die Aufgabe und das Bestreben hatte, die Erinnerung an bedeutende Ereignisse der Nachwelt zu über⸗ liefern, und wie die Werke der Dichtkunst, Musik, Architektur, Plastik und Malerei immer der untrügliche Maßstab einer großen Zeit
bemüht sein, von den Großtaten unseres Volkes in dem ihm auf⸗ gezwungenen Riesenkampfe gegen eine Welt in Waffen, so gewaltig und erschütternd, so heldenhaft und opferreich, wie er in der Geschichte * öe unverglelchlich dasteht, in würdigster Weise Zeugnis abzulegen. Wenn es den bildenden Künsten, die berufen sind, durch ihre Schöpfungen der Größe solcher Zeit den sichtbaren Ausdruck zu verleihen, gelingen soll, diesen so zu finden und auszuprägen, daß er den seelischen Schwung unseres ganzen Volkes in seiner vpater⸗ ländischen Begeisterung, die freudige Bewunderung seiner siegreichen Feldherren, den Todesmut und die unerschütterliche Ausdauer der Heere im Kampf wie im Erdulden der härtesten Entbehrungen künstlerisch verklärt widerspiegelt, dann muß das Wollen und Können der Architekten, Bildhauer und Maler das Beste geben, was sie zu gewähren vermögen. Der Sinn für Schönheit und Würde in Werken der bildenden Künste ist nicht so allgemein entwickelt und ihre Bedeutung für die Gesamtkultur des Vaterlandes noch nicht überall so voll gewürdigt, wie sie es ihrem Wesen und ihrem erzieherischen Werte nach be⸗ anspruchen darf. 8
So haben denn auch die Aufgaben, die schon jetzt, während das gewaltige Völkerringen noch andauert, den hildenden Künsten durch den Krieg gestellt worden sind, mehrfach recht bedenkliche Lösungen gefunden. b gelungen, minderwertige Werke zu schaffen. Es sei hingewiesen auf die bedauerliche Tatsache, daß unter Wiederaufnahme eines alten Handwerkbrauches das Verfahren des Benagelns, wie es bei ein⸗ fachen Gebilden, wie Türen oder Truhen, bet heraldischen Zeichen, wie Adlern oder Kreuzen, angebtacht sein mag, auf die Blldnisse lebender Männer, zu der das Volk in begeisterter Verehrung und Dankbarkeit aufblickt, übertragen worden ist. Derartige, das ästhetische wie das ethische Gefühl gleich verletzende Bildwerke können, zumal wenn sie in aufdringlich großem Maßstab ausgeführt werden, weder mit der Absicht, vaterländischer Gesinnung und Heldenverehrung einen volkstüm schen Ausdruck zu geben, noch mit dem Wunsche, zu wohl⸗ tätigen Zwecken große Mittel zu gewinnen, hinlänglich gerechtfertigt werden.
Werken, maͤcht sich bereits eine rührige Tätigkeir untergeordneter Kräfte bemerkbar, allerlei fragmürdige Entwürfe zu bleibenden Kriegs⸗ denkmälern plastischer und architektonischer Art auf den Markt zu bringen und für fabrikmäßig hergestellte Modelle Absatz zu suchen.
Es ist deshalb durchaus an der Zeit, gegen solches geschäfts⸗ mäßige, unserem Vaterlande zur Unehre gereichende Vorgehen die warnende Stimme zu erheben. Die Erfahrungen nach den Jahren 1870/71, in denen die Verehrung für den Hel enkaiser Wilhelm I., die Freude über das geeinte Vaterland und die g änzenden Siege der deutschen Heere in zahllosen Kaiserbildnissen, Germantafiguren und Kriegerdenkmälern Ausdruck gefunden hat, zeigen, wie die Land⸗ und Stadtgemeinden, Körperschaften und Vereine, die diese Erinnerungs⸗ zeichen errichteten, zwar von den edelsten Absichten beseelt, ober im künstlerischen Sinne meist nicht gut beraten waren. Nur weniges von dem, was damals geschaffen wurde, kann heute noch als Kunst⸗ werk im höheren Sinne gelten. 5*
Im Hinblick auf die aus jener Zeit zu gewinnende Lehre ist es mit lebhafter Freude zu begrüßen, daß das preußische Kriegsministerium vor kurzem zu der Frage:
„Wie ehren wir unsere toten Helden am würdigsten?“ öffentlich Stellung genommen und empfohlen hat, daß man sich vor⸗ läufig eine gewisse, geradezu notwendige Selbstbeschränkung auferlegen und durch freiwellige Einordnung aller Kräfte in ein gemeinsames Handeln nach klaren Gesichtspunkten Großes zu schaffen bemüht sein möge. Zunächst müßten ausreichende Grundlagen für eine würdige Ausgestaltung unserer Kriegergräber geschaffen werden. Um sie zu ge⸗ winnen, hat in dankenswerter Welse das Kriegsministerium in Ge⸗ meinschaft mit dem Kultusministerium eine Anzahl von nambaften Künstlern, Bildhauern wie Architekten aus allen Teilen Deutschlands veranlaßt, die auf den verschliedenen Kriegsschauplätzen vorhandenen Kriegergrabstätten aufzusuchen, um hier durch persönliche Augenschein⸗ nahme die örtlichen Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln und so⸗ dann durch freie Aussprache in erweitertem Künstlerkreise festzustellen, welche Formen der großen und ernsten Sache würdig sein möchten.
Die Einzel⸗ und Massengräber der auf dem Felde der Ehre ruhenden Krieger haben meist schon einen von kameradschaftlicher Treue zeugenden, gerade durch ihre Schlichtheit ergreitenden Schmuck erhalten, so vergänglich auch das daran von Menschenhand Gemachte erscheint. In sinnigster Weise sind natürliche Male, wie sie die Landschaft in einem Steinblock, einem bewachsenen Hügel, einem Waldesrand oder einer freistehenden Baumgruppe darbot, für die Gräber benutzt; in der einfachsten Weise sind sie soldatisch gekenn⸗ zeichnet, in schlichtester Art umheat. Für die Zukunft werden sie kaum eindrucksvoller in Ehren zu halten sein als durch Ersatz des Vergänglichen durch Dauerndes. Was an bleibenden Erxinnerungs⸗ zeichen auf den Gräbern errichtet wird, sollte in anspruchslösen Formen gehalten sein. Die Stätte, an der Hunderte und Tausende der Besten unseres Volkes, nachdem sie ihr Herzblut für das Vater⸗ land vergossen haben, zu ewigem Schlummer gebettet ruhen, ist an sich geweiht für alle Zeiten, bedarf nicht eines reichen Grabesschmuckes.
Wohl aber wird nicht allein unter den Milltonen, die selbst mit⸗ gekämpft haben, sondern auch bei alt und jung, die daheim jeden Sieg mit jubelndem Herzen begrüßt haben, der Wunsch lebendig werden, daß auf den blutgetränkten Stätten im Westen und Osten, Norden und Süden, auf denen im Feindeslande die großen ent⸗ scheidenden Schlachten geschlagen wurden, „Denkmäler“ im erhabensten Sinne des Wortes errichtet werden, als ein die Jahrhunderte über⸗ dauerndes Zeichen deutscher Tapferkeit, den toten Helden in dankbarer Erinnerung geweiht, den künftigen Geschlechtern im Vaterlande zur Nacheiferung, den feindlichen Nachbarn zur Warnung.
An solche Denkmäler wird erst nach einem Frieden, der die un⸗ geheuren Kriecsopfer nicht vergeblich gebracht sein läßt, gedacht werden dürfen; sie müssen aber — und das sei schon heute ausgesprochen —, wenn sie würdig von den Heldentaten der gewaltigen Heeresverhände
der kriegführenden Mächte die laut Befehl des Generalstabs⸗
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zwei Mann sind umgekommen. Bei der bereits gemeldeten
zeugen sollen, als Aufgaben höchsten Ranges für Baukunst und Bild⸗
.v
gewesen sind, so muß die Kunst unserer Tage mehr als je zuvor
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Betriebsamen, künstlerisch unzulänalichen Kräften ist es
Aber auch abgesehen von solchen nicht für die Dauer bestimmten
peldenehrungen sich erst abklären, das Empfinden des Volks
814, der als Nr. 30 der Drucksachen des preußischen Abgeord⸗
der psvchiatrisch nicht geschulten Aerzte erfolgt, bringt
aufgefoßt werden. In Gedanken und Ausführung gleich ir das Können unserer Zeit Rühmliches wind —2ö werden können, daß die bedeutendsten Kräfte Deutschlands Wettbewerb ihr Bestes dafür einsetzen. eie Heldenehrung in der Heimat wird das Volkeempfinden fichen Formen einen zum Herzen sprechenden Ausdruck suchen. einde, klein und groß, die auf dem Lande und in den Städten, bt sein, die Namen ihrer Söhne, die mithinausgezogen heiligen Kampf und in ihm getallen sind, auf Gedächtnis⸗ er Kirche, der Schule oder im Rathaufe zu perczeichnen und firchhöfen die Ruhestätten der Mitkämpfer durch Erimnerungt⸗ lich zu machen. In vielen Orten wird man sich entschließen, gerfriedhöfe anzulegen oder Peldenhalne zu schaffen mit der jeden Gefallenen in seiner Hetmat eine Eiche zu pflanzen, h das Andenken an ihr Todesopfer für das Vaterland auf zeiten lebendig zu erhalten. Für Architekten und Bildhauer ne dankbare Aufgabe sein, solchen Gedächtnisstätten in der ur durch sinnbildliche Werke eine besondere Weihe zu ver⸗
müber dem Wunsche, daß möglichst allerorten die Gemeinden hensöhne in der vorbezeichneten Art ehren mögen, darf nicht g entstehen, als sei sie zu einförmig, als würke durch Wiederholungen ihr Wert im einzelnen verlieren. Nein, der gewissermaßen tvpischen Aukprägung des einen alle scseelenden Pietaͤtsgedankens liegt eine tiefe Bedeutung. iesen Ausführungen erscheint es folgerichtig, wenn wir es bezeichnen, daß in der Errichtung eigentlicher Kriegs⸗ eine weise Selbstbeschränkung beobachtet werde, daß nicht und miftlere Stadt sich von dem Ehrgeiz leiten lassen solches Denkmal auf einem öffentlichen Platze oder in Park⸗ eigen zu nennen, daß vielmehr im Geiste der be⸗ newerten Einordnung und Unterordnung, der sich in der rung und Wirtschaftslettung unseres Volkes so herrlich be⸗ u, auch in dieser für unsere Kultur so überaus wichtigen läfie nicht zersplittert, sondern gesammelt werden. prechen dafür vornehmlich Gründe soztalpolitischer Natur; änder und Städte werden zunächst ihr ganzes Wollen und der Fürsorge für die Kriegsbeschädigten, für die Witwen und der Gefallenen, für das Wohnbedürfnis und das Arbeitsfeld dem Felde Heimkehrenden zu widmen haben und an die Er⸗ öffentlicher Denkmäler erst denken dürfen, wenn sie diesen und heiligsten Pflichten gerecht geworden sind. gewiß sind es auch künstlerische Gründe, die *es geboten er⸗ n, daß esht an wenigen solcher Denkmäler genügen ischeitenden Wert aber darauf lege, daß sie in Erfindung tung das Höchste an Würde und Schönheit erreichen. cklich auch immer der Friedensschluß die berechtigten Er⸗ „Deutschlands und seiner Verbündeten erfüllen mag, es wäre he, daß nur die großen Bundesstaaten und die bedeutendsten ich entschließen, das Herrliche und Große, was das Reich in ten Erschütterung, zugleich aber auch in seiner höchsten unter der Fübrung seines Kaisers zu vollbringen ver⸗ vh, in einem öffentlichen Denkmal der Nachwelt zu be⸗ 11S oll ein solches Erinnerungsmal das Gepräge eines „Werkes erhalten, so werden sich die bildenden Künste zu be Wirken verbinden müssen. Für die Architektur kann dere Idealaufgabe geben, als in einem Friedensdom 1 Chren⸗ und Gedenkhalle weihevolle Räume zu schaffen, der Wiederkehr der Tage der Siege und des Friedens⸗ tige Andacht sich im Dankgebet zu Gott erhebt und Begeisterung in feierlichster Form zum Ausdruck kommt. st des Bildhauers würde berufen sein, solchen Bauwerken nnen bedeutsamen Schmuck zu verleihen und durch Bild⸗ Stein und Erz all die Männer zu ehren, die durch Kat die gewaltige Rüstung geschaffen haben, die Deutsch⸗ erwindlich macht, und dem unsterblichen Verdienst der Feld⸗ V ht 1n werden, die das Volk in Waffen von Sieg zu Sieg Malerei würde mit dem Reichtum ihrer Ausdrucksfähigkeit wre Aufgabe werden, ein Bild von all den denkwürdigen ssen der großen Zeit, von den Ruhmestaten unser’ r ht zu Lande, zu Wasser und in den Lüften zu geben und hh zu machen, wie wissenschaftliche Forschung und technischer geeist diese Macht gesteigert, wie Opferfreudigkeit, selbstlose g und weeitblickende hilfsbereite Fürsorge es vermocht te Lasten, die der Krieg auferlegt hat, leichter zu tragen, den, die er geschlagen hat, wieder zu heilen. pallem gilt es, die mannigfachen Vorschläge und Anregungen
in und die Gedanken ausreifen zu lassen, ehe zur künst⸗ Tat geschritten wird. Mit der Hoffnung, daß bie Fat. se wir dieser Kundgebung zugrunde gelegt haben, überall volle eng finden, verbinden wir den Wunsch, daß die Regierungen valtungen der Bundesstaaten wie die Obrigkeiten in Stadt⸗ gemeinden danach ihre Entschließungen und Maßnahmen negen. Als Körperschaften zur Pflege der bildenden Künste en besonders berufen, erachten wir es ebensosehr als unsere flicht wie als unser gutes Recht, diesen Wunsch aus Ueberzeugung auszusprechen. Auch vertrauen wir darauf, überall im Deutschen Reiche zur Pflege und zum Schutze her Kunst tätigen Vereine und Beratungsstellen mit uns rreinstimmen, daß es eine hohe Kulturaufgabe zu lösen, die Absichten im ganzen Volke in die richtigen Bahnen zu lenken daß ein unserem Vaterlande und seiner Kunst zur Ehre ter Erfolg nur gesichert ist, wenn überall dahin gewirkt wird, ndwo etwas Unkünstlerisches, Unwürdiges geschaffen wird. Königliche Akad Die Königliche Akademi
der Künste. ddes Bauwesens.
Wohlfahrtspflege.
hhnärztliche Dienst der vereinigten preußischen und hessischen Staatseisenbahnen. sämtlichen deutschen Staatseisenbahnverwaltungen wird den iebedienst befindlichen Beamten, Angestehlten und Arbeitern ihilfe gewährt. Diese Hilfe ist eine außerhalb der Kranken⸗ fekassen stehende Einrichsung, die schon seit vielen Jahren in ist und nach den alljährlichen Etatfeststellungen einen nicht ichen Geldaufwand verursacht. Diese Eimrichtung ist als eine tssache zu betrachten, der wohlerwogene, erfahrungsmäßige ungen zugrunde liegen. Letztere bilden auch den Eingang zu dem tüber „freie Arzthilfe“ in dem Bericht über den Betrieb der n preußischen und hessischen Staatseisenbahnen im Rechnungs⸗
ses erschienen ist; sie lauten: „Der Betriebsdienst stellt Ansprüche an die Leistungen der Beamten. Die Sicherheit giebes fordert, daß im äußeren Betriebsdienste nur Personen gt werden, die sich im Vollbesitz körperlicher und geistiger eit und Rüstigkeit befinden. Es sind daher von der nverwaltung für bestimmt abgegrenzte Bezirke Babnärzte mäßig bestellt, denen die ärztliche Fürsorge für die mittleren keren Beamten des äußeren Dienstes und ihre Familien⸗ gen obliegt.“ Die Beamten und ihre Familienangehörigen on der ihnen gebotenen freien ärztlichen Behandlung in aus⸗ i Maße Gebrauch, und das Vertrauensverhältnis zwischen n und Aerzteschaft kann nach dem erwähnten Bericht als befriedigend bezeichnet werden. Nachdem dann auf die kit der Behandlung auftretender Gehirnkrankheiten hin⸗
und dargelegt ist, wie eine praktische Weiter⸗
t folgende, auf das Rechnungsjahr 1914 bezügliche Zahlen⸗
recht auf frele ärztliche Behandlurg. Hierfür waren 2701 Bahnärzte benellt, deren Bezüge sich auf rund 3 186 200 ℳ belitesen. Die Ver⸗ gütung der Babnärzte betrug auf den Kovpf eines Beamten rund 16,70 ℳ gegen 15,20 ℳ im Jahre 1913, 15,90 ℳ im Jahre 1912 und 13,90 ℳ im Jahre 1911. Die wesentliche Erhöbung dieses Durch⸗ schnutsbetrages gegen das Vorjabr ist hauptsächlich darauf zurück⸗ zuführen, daß die festen Jahresvergütungen fast durchweg erhöbt worden sind. An solchen wurden im Jahre 1914 rund 2 604 800 ℳ, im Jahre 1913 dagegen nur rund 2 253 600 ℳ gezahlt.
Die Berliner Hilfsvereinigung für die aus Belgien vertriebenen Deutschen hat einen zweiten, das Halbjahr vom 1. Juli bis 31. Dezember 1915 umfassenden Bericht über ihre Tätig⸗ keit veröffentlicht. Nach diesem sind in der Berichtszeit an Spenden weiterhin 10 166 ℳ eingegangen und für Unaterstützungen in 722 Fällen 5341 ℳ aufgewendet worden. Unter den 722 Flüchtlingen befanden sich 56 Einzelpersonen, 4 Familien mit mehr als 7 Köpfen, 6 mit 5 bis 7, 74 mit 2 bis 4 Köpfen. Unterstüützungs⸗ bedürftig waren vor allem weibliche Personen, die nicht den arbeitenden Klassen angehören. Konsum⸗, Spelse⸗ und Milch⸗ marken wurden von der Hilfsvereinigung in der Berichtszeit für 408 ℳ ausgegeben. Zahlreichen Flüchtlingen war sie bei der Ver⸗ folgung von Entschädtgungsanspfüchen, die ihnen aus Anlaß des Krteges erwachsen waren, behilflich Wieder konnte sie den meisten Flüchtlingen zu einer geeigneten Beschäftigung purch Unterbringung in Arbeitsstellen, vielen zu Kleidungsstücken sowie Unterkunft verhelfen; Kranken und Erholungsbedürftigen vermochte sie durch Zusammen⸗ arbeit mit dem Roten Kreuz unentgeltlichen ärztlichen Bei⸗ stand, Kuraufenthalt und Aufnahme in Heilanstalten zu vermitteln. Insgesamt sind von der Hilfsvereinigung seit Einrichtung ihrer Ge⸗ schäftsstelle im preußtschen Abgeordnetenhause (1. Dezember 1914) bis zum 31. Dezember 1915 an Barunterstützungen 25 788 ℳ, an Konsum⸗, Speise⸗ und Milchmarken 2051 ℳ und an Darlehen 1922 ℳ, zu⸗ sammen 29 761 ℳ auegegeben worden. Von den in diesem Zeitraum unterstützten 575 Familien stammen 266 aus Antwerpen, 20 Brüssel, 23 aus Lüttich und 81 aus anderen Orten Belgiens.
Kunst und Wissenschaft.
Ueber antike Wandmalereien (mit Lichtbildern) wird der Privatdonent Dr. Fritz Weege aus Halle am 4. März, Abends 8 ½ Uhr, im Hörsaale des Königlichen Kunstgewerbemuseums, Prinz Albrecht⸗Straße 7a, auf Veranlassung des Vereins für D utsches Kunstgew erbe sprechen. Gäste sind willkommen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Urbarmachung und Bestellung von Oed⸗ und Moorland.
Unter den günstigen Wirkungen des Krieges ist eine nicht zu über⸗ sehen, die uns schon im Kriege eine wertvolle Ergänzung unserer Nahrungsmittelbestände brachte und deren volle Bedeutung auch für die kommende Friedenszeit nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Wir meinen die Urbarmachung von Oed⸗ und Moorland und die Be⸗ stellung sonst ungenutzter Flächen. Schon bei der Frühlingsfeld⸗ bestellung im Jahre 1915 konnten 300 000 Morgen Oed⸗ und Moor⸗ land für unsere Nahrungsmittelversorgung neu herangezogen werden. Eine Schätzung von 1 Million Hektar neubestellter Fläche im ganzen dürfte nicht zu hoch gegriffen sein. Die Bedeutung dieser Neubestellung erhellt aus den folgenden kurzen Einzel⸗ angaben: Der Kreis Memel hat in einer 4000 Morgen großen Oedlandfläche eine 30 Morgen große Gemüse⸗ kultur angesetzt; 14 Morgen, die mit Weißkohl bestellt waren, lieferten einen Ertrag von 2000 Zentnern brauchbaren Gemuses, das der Kreis setnen Angehörigen zu 2 ℳ für den Zentner abgab, während zur gleichen Zeit die Verkäufer auf dem Memeler Markt 7 —9 ℳ forderten. Aehnlich günstige Erfahrungen hat die Stadt Essen mit ihren Gemüsekulturen gemacht. Im Jahre 1915 hatte sie 2831 Kleingärten von zusammen 624 Morgen zwecks Kultivierung verteilt; das Brachland wurde in Parzellen von 20 — 25 Quadratruten eingeteilt und kostenlos abgegeben. Die Stadt Essen selbst nahm 93 Morgen und die Landwirie in Berge⸗Borbeck nahmen 45 ½ Morgen Oedland in Kultur. Im ganzen wurden also im Stadtgebiet über 762 Morgen Oedland angebaut. Die Verwaltung der Stadt Essen r Begriff, in diesem Jahre den Anbaubereich noch weiter auszu⸗
ehnen.
Das Beispiel der Stadt Essen zeigt, daß zielbewußte Arbeit dazu beitragen kann, die Ernährungssorgen auch der ausgesprochen großen Konsumzentren wesentlich zu mildern. Es steht zu hoffen, daß die neugeschaffene Organisation zur Ausdehnung von Laubentolonien auf diesem Gebiete fruchtbare Arbeit leisten wird, die an Bedeutung auch nach dem Kriege nichts verlieren wird. v““
Nachwuchs in der Geflügelzucht.
Für die Volksernährung ist auch die Erzielung eines umfang⸗ reichen Nachwuchses an Rassekücken aus mnzulichst Tö Stämmen von nicht zu unterschätzendem Werte. Unter den Ein⸗ wirkungen des Krieges hat sich gerade der Bestand von gutem Rasse⸗ geflügel erheblich vermindert, während die Nachkrage nach solchem schon durch die Kriegsbeschädtgten, die sich auf dem Lande eine Heimat zu gründen suchen, stark steigen wird. Mit Recht richtet daber ein Fachblatt an alle Geflügelzüchter, die gute, rassige Zuchttiere haben oder sich Bruteier von solchen beschaffen können, die eindringliche Mahnung, für einen zahlreichen Nachwuchs zu sorgen. Die geeignetste Zeit hierfür noht heran. In den Wintermonaten würde für die Aufzucht von Kücken und auch für die Produktion von Bruteiern zu viel von dem knappen Kraftfutter verbraucht werden. Der Frühling dagegen bietet durch das junge Grünzeug und durch das Gewürm aller Art, das er hervorbringt, gute Nahrung kostenlos dar, und daher sind die Frühjahrsmonate, besonders in der Kriegszeit, die besten Schlüpfmonate für Kücken. Sogar im Juni geschlüpfte Kücken ergeben bei vielen Rassen noch vorzügliche Winterleger, und der Ge⸗ flügelzüchter, der die kommenden Monate kräftig zur Förderung ge⸗ eianeter Nachzucht benutzt, erweist nicht nur der Allgemeinheit, sondern auch sich selbst ö Dienst. “
Die Sojabohne.
Der Krieg und die durch ihn hervorgebrachten Zustände lenken unsere Aufmerksamkeit mehr noch, als es schon im Frieden der Fall ist, auf die Möglichkett des Anbaues fremder Kulturpflanzen, die durch ihre besonderen Eigenschaften für die Ernährung unseres Volks nütz⸗ lich werden können. Bei der vorhandenen Fettknappheit nimmt in dieser Beziehung die Sojabohne wegen ihres großen Reichtums an pflanzlichen Oelen eine besonders hervorragende Stellung cin, desbalb widmet ihr Dr. Wiese in den „Blättern für Volksgesundheitspflege“ eine eingehende Besprechung. In Ostasien ist die Sojabohne schon seit ältesten Zeiten eine sehr wichtige Kulturpflanze, die in China und Japan in vielen Arten existiert und einen beträchtlichen Bestandteil sowohl der menschlichen Nahrung wie des Futters für das Vieh liefert. In Europa, insbesondere Deutschland ist sie erst in dem letzten Jahrzehnt, eigentlich erst seit 7 Jahren etwas bekannter geworden. Waͤhrend fruͤher nicht ein einziges Kilo dieser Frucht durch den Suezkanal ge⸗ bracht wurde, passierten ihn im Jabre 1908 35 000 t Sojabohnen. Sie wurden unter dem Einfluß der Japaner in Korea und der süd⸗ lichen Mandschurei stark gebaut, dort stieg die Ernte von ½ Million Kilogramm im Jahre 1907 auf fast 1 Million im Jahre 1908. Seit⸗ dem hat die Einfuhr nach Europa und auch ihre Verwendung in
Im allgemeinen sind die Leguminosen recht fettarm. Die Erbse enthält 1,7, die Bohne 1,6, die Linse 1,8 v. H. Fett. Etwas mehr enthält die Lupine, 5 v. H., die daher schon zu den fettreichen Futter⸗ mitteln gezählt wird. Die Sojobohne übertrifft sie aber noch um
Deutschland ständig zugenommen.
Im Berichtsjahre hatten rund 191 000 Beamte ein An⸗
mehr als das Dreifache, da ihr Fettgehalt nicht weniger als
20,9 v. H. ausmacht. Es ist daher nicht verwunderlich, daß das Sojabohnenöl in der Oelindustrie Chinas und Javans eine groß⸗ Rolle spielt. Aber auch der Gehalt an Stickstoffsubstan der Sojabohne ist gegenüber den anderen Legummosen sehr groß, während sie im Gehalt an Kohlehydraten zurücktritt. Erbsen, Bohnen, Linsen haben 23, 24, 25 v. H. Stickstoffsubstanz, die Lupine 28,3 v. H., die Sojabohne dagegen 37,8 v. H., während si nur 24 v. H. Kohlehydrate enthält gegenüber 36,4 v. H. bei der Lupine und über 50 v. H. bei den Erbsen, Bohnen und Linsen. Des halb können aus der Sojabohne hergestellte Gerichte den Chinesen und Japanern, die ja hauptsächlich vegetarische Nahrung zu sich nehmen, bis zu einem gewissen Grade die Fleischkost ersetzen. Ein aus ihr gewonnener fettiger Brei wird fast allen Gerichten stat Butter zugesetzt.
Große Verwendung findet die Sojabohne in China und Japan auch bei der Bereitung zweier Gärungsprodukte, der sogenannten Chogu⸗ oder Bohnensauce und des Miso, die als Würze beim Kochen und zur Suppenbereitung benutzt werden. Ferner wird ein Bohnen käse, der japanische Tofu, aus der Sojapflanze hergestellt. Manch Arten werden auch direkt gekocht oder geröstet als Zukost zum Rei gegessen, cus anderen werden Mehle und verschiedene Gebäcke ber gestellt. Die Verwendung der Sojabohne in ihrer Heimat ist als sehr mannigfaltig.
In Europa ist ihr Anbau in größerem Maße bisher nur in de Balkanstaaten erfolgt, doch dürften auch die klimatischen Verhältnisf in Ungarn den Anbau im großen aussichtsreich machen. In Deutsch land sind bisher nur Anbaubersuche im kleinen Maßstab gemacht worden, die aber auch gute Erfolge zeitigten und jedenfalls zur Fort setzung im größeren Maßstab ermutigen.
Theater und Musik. 5
„Im Königlichen Opernbhause wird morgen „Tannhäuser“ in folgender Besetzung gegeben: Elisabeth: Frau Easton als Gast, Venus: Frau Dopler als Gast, Hirtenknabe: Fräulein Herwig, Land graf: Herr Knüpfer, Tannhäuser: Herr Unkel, Wolfram: Herr Bronsgeest, Walter: Herr Sommer, Biterolf: Perr Bachmann Dirigent ist Dr. Stiedry.
Morgen wird im Königlichen Schauspielhause „Alt Berlin“ (Heitere Bilder aus der Großbväterzeit) in der bekannten Besetzung gegeben — Eingetretener Hindernisse wegen muß im Spielplan der laufenden Woche eine Umstellung der Aufführungen von „Peer Gynt“ und „Erde“ erfolgen. Die im Vorverkauf bereits verkauften Ein trittskarten für die ursprünglich vorgesehenen Vorstellungen „Peer Gynt“ am Freitag, den 3. März d. J. (63. Dauerbeiugsvorstellung), und „Erde“ am Sonnabend, den 4. März d. J. (64. Dauerbezugs vorstellung) behalten ihre Gültigkeit für die neu angesetzten Vor stellungen desselben Tages: „Erde“ am Freitag und „Peer Gynt“ am Sonnabend. Sie werden auch, jedoch nur bis zum Beginn der Vorstellung des betreffenden Tages, an der Schauspielhauskasse zum Kassenpreise zuzüglich des amtlichen Aufgeldes zurückgenommen. Eine spätere Zurücknahme ist ausgeschlossen.
Felix Weingartners Oper „Dame Kobold“, die kürzlich unter des Komponisten eigener Leitung am Darmstädter Hoftheater ihre Urauf⸗ fuhrung erlebte, wird in der ersten Hälfte des Monats März i Deutschen Opernhause aufgeführt werden.
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Konzerte.
Die Geigerin Steffi Koschate erwarb sich am Montag v. W. im Beethovensaal die Gunst ihrer zahlreich erschienenen Zuhörer in hohem Maße. Ist die junge Dame auch noch nicht zur ausgesprochenen künstlerischen Individualität herangereift, so ist sie doch auf dem besten Wege zu diesem Ziele. Ste verfügt bereits über ein beträchtliches Können; ihr Spiel zeichnet sich durch eine ge⸗ schmeidige, leichte Bogenführung und eine sichere Beherrschung tech⸗ nischer Schwierigketen aus. Ihr stattliches Programm umfaßte Werke von Sinding, Bruch, Gernsheim, Wieniawski und Paganini. Herr Tabbernal mar ein vorzöglicher Begleiter am Klavier.
Im VI. Symphoniekonzert der Königlichen Kapelle, das unter der Leitung des Generalmusikdirektors Dr. Richard Strauß am Dienstag stattfand, wurden außer der Symphonie „Im Walde“ (Op. 153) von Raff, die vor über eineinhalb Jahr⸗ zehnten zuerst an gleicher Stelle erkönte, zwei seltener zu Gehör ge- brachte Werke Beethovens: „Wiener Tänze für 7 Streich⸗ und Blasinstrumente“ und die Ouvertüre zu „König Stephan“ (Op. 117) der Vergessenheit entrissen. Die symphonische Dichtung „Stimme des Orients; von RNichard Mandl mußte technischer Schwiertgkeiten wegen auf einen späteren Termin verschoben werden. An ihre Stelle trat Franz Liszts symphonische Dichtung Orpheus“. Den Schluß bildete Beethovens C⸗Moll⸗ Symphonie mit ihrem sich dem Gedächtnis einhämmernden Schicksals⸗ motiv. Die anfangs gespielte Waldsymphonie von Raff, des leider viel zu schnell vergessenen Meisters intimster Kammermustk, sollte, wie alle seine Werke, öfter auf dem Programm unserer Orchester⸗ konzerte erscheinen; denn sie birgt eine Fülle gesundester Musik⸗ empfindungen und anhetmelnder Klangreize. Raff ist die Brücke zwischen der alten und neuen Schule, die über Wagner zur neuzeit⸗ lichen Musik führt. Beethovens Tänze entzückten durch ihre Grazie, während die Oupertüre zu „König Stephan“ weniger fesselte. — Ein Vortragsabend, den Margarete Dudy gleichfalls am Diens⸗ tag im Harmoniumsaal veranstaltete, erweckte durch das gediegene Programm Interesse. Sein Verlauf entsprach aber deshalb nicht den gehegten Erwartungen, weil das Organ der Sprecherin sich als noch nicht beweglich und ausdrucksfähig genug erwies, um Charakteristik und Stimmung der einzelnen Dichtungen durchgehends zu treffen. Ernste weitere Studien sind der Dame zu empfehlen. Die mitwirkende Frau Simon⸗Herlitz zeigte sich wiederum als Meisterin auf ihrem Kunstharmonium. Ausdrucksvoll und technisch vollendet trug sie einige Kompositionen von Karg⸗Elert und Gluck vor. — Alfred Hoehn, der um dieselbe Zeit im Beethovensaal auftrat, hat das Zeug dazu, einmal ein vortrefflicher Klavierspieler zu werden, vielleicht einer unserer Besten. Schon jetzt sind seine Leistungen technisch wie musi⸗ kalisch erfreulich. In Beethovens „Appassionata“ wie in Schumanns C⸗Dur⸗Phantaste zeigte er größere geistige Reise, als sich bei seinen jungen Jahren hätte voraussetzen lassen.
Ein Konzert des Berliner Lehrergesangvereins unter seinem Meisterleiter Professor Felix Schmidt hatte am Donners⸗ tag die Philharmonie wieder dicht gefüllt. Die Vortragtfolge enthielt diesmal eine Reihe von Chorltedern, die sämtlich aus dem Volksliederbuch für Männerchor, herausgegeben auf Veranlassung Seiner Majestät des Kaisers und Königs, stammten, und von denen einzelne zum ersten Male in diesen Konzerten gesungen wurden. Ueber die Leistungen des Chores ist kein Wort des Lobes zuviel; selbst bei so stark gelichteten Reihen (180 singende Mitglieder sind zum Heeresdienst einberufen) sind Klangfülle und Tonschönheit noch bewundernswert. Bei der Zusammensetzung des Programms war aber diesmal nicht genügend auf Abwechslung Bedacht genommen worden; es gab zuviel Gefühlsweichheit, um nicht Sentimentalität zu sagen, die wir nach dem Kanzlerwort verlernt haben sollen. Darum wirkte Mendele sohns bekannte humorvolle Vertonung des „Türkischen Schenkenliedes“ aus dem west⸗östlichen Divan wie eine Erlösung und mußte auf stürmisches Verlangen wiederholt werden. Zwischen den Gesängen blies Professor Emil Prill auf seiner prächtig klingenden Silberflöte, von Otto Bake feinfühlig begleitet, meister⸗ lich einige Stücke von Mozart, Molique und Chopin. — Der Vortragsabend von Irma Strunz, der gleichfalls am Donnerstag im Bechsteinsaal stattfand, hinterließ, wie es nicht anders zu erwarten war, starke künstlerische Eindrücke. Das, was die bedeutende Schauspielerin von der Bühne auf das Podium mitbrachte, war lediglich Positives: eine vorzügliche, sowohl den zartesten Stimmungsschwankungen nachgehende, als auch stärkster Steigerung fähige Sprachbehandlung und eine ungewöhnliche Gabe plastischen Ge⸗ staltens durch das Wort. Ganz besonders trat der letzterwähnte Vor⸗
zug in den Bruchstücken aus Heinrich Leutholds „Penthesilea“ hervor,