1916 / 64 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Mar 1916 18:00:01 GMT) scan diff

Fseßt wat, krotz mancher bedauerlichen Nebenerscheinungen voll be⸗ anden. Trotz der Milliarden, die der Krieg kostet, darf man unseren Kultusetat als ein Kulturdokument bezeichnen. Das geistige Leben 1”— Volkes ist in Schule, Wissenschaft und Kunst aufrecht er⸗ halten worden, ja unter dem Druck des Krieges hat es sich vielleicht noch reger als in den Friedensjahren vorher entfaltet, ist die Kultur⸗ grbeit hinter der Front daheim geöge als je vorher während eines rieges gewesen. Die Universitat Warschau ist geschaffen, die flä⸗ mische Universität Gent wird geschaffen, die allgemeine Schulpflicht ist in dem Lande der Analphabeten, in Belgien, eingeführt; die große Iot der Nutzbarmachung des Slickstoffes der Luft ist gelungen. Welcher Frevelmut gehört dazu, ein Volk, das in solcher Zeit solche oßtaten zu vollbringen vermag, mit Stumpf und Stiel ausrotten zu wollen. Die Universitäten sind in vollem Betriebe, die Museen geöffnet geblieben, während man in Paris alle bis auf eins, in London sämtliche Museen geschlossen hat, angeblich um einen An⸗ schauungsunterricht in der Sparsamkeit zu geben, selbst den Lesesaal im British Museum. Solches ist bei uns nicht möglich und nicht nstig. Die Schulverwaltung geht ihren regelmäßigen Gang wie im Se. Geistliche aller Religionen und Konfessionen haben sich ilfsbereit in den Dienst des Krieges gestellt; von 900 evangelischen Geistlichen im Heeresdienst sind 342 mit der Waffe ins Feld ge angen, um das Vaterland zu verteidigen. Nach dem Kriege wird im Bereiche unserer Hochschulen manches einer Neuregelung bedürfen. Die Frage der Auslandsstudenten darf allein vom Standpunkt der innerdeutschen Interessen behandelt werden. Nicht daß wir sie hermetisch abschließen wollten, aber vor dem Kriege sind wir doch etwas zu deutsch⸗weit⸗ herzig gewesen und werden da umlernen müssen. Nur Ausländer, die den Ansprüchen genügen, die wir an unsere eigenen akademischen Bürger stellen, dürfen zugelassen werden; die Tür ist ihnen zu schließen, sowie guch nur die allerentfernteste Gefährdung deutscher Interessen zu befürchten ist. Ich brauche ja nur an die Japanesen dj erinnern, die sich bei uns ihre Waffen holten, bei uns die Waffen⸗ ührung erlernten, die sie nachher gegen uns kehrten, als wir alle Fauste brauchten, um unsere Feinde zu verprügeln. Ebenso wichtig ist die Frage der Auslandsuniversitäten. Es muß immer wieder be⸗ tont werden, daß die mangelnde Kenntnis des ausländischen Wesens, der Pfyche der gegnerischen Völker, uns hier und da hat ins Hinter⸗ treffen geraten lassen. Es kommt da nicht auf die Zentralisation an, sondern nur darauf, daß ein vollwertiges Studium des Auslandes uns Deutschen ermöglicht wird. Möge der Minister recht rasch eingreifen, die Frage ist spruchreif, und die Zeit drängt wirklich. Auch für die baldige Einrichtung einer theologischen Fakultät in Frankfurt am Main bitten wir den Minister sich einsetzen zu wollen, ebenso scheint die Zeit gekommen, den unseligen Streit über den schweizerischen Docior med. vet. zu beenden. Den im Felde stehenden Studenten muß durch Repetition oder sonstwie die Ergänzung der Lücken ihrer Ausbildung ermöglicht werden; die Universitäten tragen damit an diese Kreise nur den Zoll einer Dankesschuld ab. Den Lehrstuhl für Ungarisch empfehlen wir schon um unseres österreichisch⸗ungarischen Bündnisses willen. leber die Möglichkeit des Aufstieges der Volksschüler in höhere Schulen nur eine Bemerkung. Dieser Krieg hat so viele Kräfte des beutschen Volkes zerstört, de 5 wir nach dem Kriege wahrlich allen Anlaß haben, diese Kräfte voll auszunutzen, und ihnen die Möglichkeit u geben, durch Besuch der höheren Schulen und der Universität dem keutschen Volke und Vaterlande noch mehr zu leisten als bisher. llerdings stammen 33,2 Prozent der Besucher der Universität aus en unteren Schichten, aber wir dürfen nicht vergessen, daß 90 Prozent unserer Bepölkerung aus der Volksschule hervorgegangen sind. Meine bolitischen Freunde haben sich heute entschlossen, den Dissidentenantrag ieder einzubringen. Der Gewissensdruck, der auf so manchen Ge⸗ mütern liegt, der Zwiespalt, der in die Kindesseele hineingetragen wird, st vom Uebel. Dieser Zwang muß beseitigt werden, und es ist wün⸗ chenswert, endlich an die Regelung dieser Frage heranzutreten. Deser Krieg hat uns vor allen Dingen gezeigt, was wirklich ist. Dieser Krieg sollte uns lehren, unsere 27 in Zukunft richtiger einzu⸗ chätzen, als wir es bisher getan haben. Ich verweise in dieser Be⸗ jehung auf die bekannte Verfügung des Regierungspräsidenten in Frankfurt, sie zeigt uns den einzig richtigen Weg, den unsere Schulen zu gehen haben. Allen den Herren, die vielleicht Worte wie Haß fürch⸗ ten, möchte ich noch sagen, lassen sie doch einmal in einem ruhigen Augenblick auf ihre Seele drücken die ganze Niedertracht, mit der uns unsere Feinde überfallen haben, und 5 ganze Niedertracht der Ge⸗ sinnung, mit der man alles, was deutsch ist, die deutsche Kultur, ver⸗ folgt hat, und sie werden sagen, alles dieses Unglück verdanken wir denen da draußen. Unsere deutsche Jugend soll wi en, daß die Schuld an dem Blutbad, das wir durchwaten müssen, nicht hier bei uns liegt, sondern bei denen draußen, die den Krieg angezettelt haben. Der An⸗ sturm der Kriegsfreiwilligen bei Beginn des Krieges hat gezeigt, welche Kraft in unserem Volke liegt, der Abg. Hoffmann hat in der Kom⸗ t nur in unserem 85.5

es

mission gesagt, unsere Siege wurzelten n rischen Können, sondern in der Ueberlegenheit des deutschen Vol

auf allen Gebieten. Hoffentlich wird er später auch ein Loblied 9 unsere Schulen singen. Ich glaube aber, unsere Schulen können noch verbessert werden. Es herrscht immer noch ein Streit des humanisti⸗ schen Gymnasiums und der realistischen Schutbestrebungen. Ich glaube, die Gegensätze sind nicht so schroff, wie sie scheinen. Auch die deutschen Ingenieure, Techniker streben doch einer Idee nach; ein Mann wie Bismarck war beides, Idealist und Realist. Ich glaube, daß die antike Kultur auf der Schule mehr ersetzt werden kann durch eine Vorführung dessen, was in der letzten Zeit vor aller unserer Augen geschehen ist. Die deutsche Geschichte bis in die neueste Zeit hinein muß mehr in den Mittelpunkt des Unterrichts gestellt werden. Gewiß sollen wir unsere Kinder in der Schule zu deutschen Männern erziehen. Wenn man aber unsere Volksschullehrer und auch unsere Lehrer der höheren Lehranstalten einmal fragte, was denn eigentlich deutsch ist, so würden wir schwerlich eine einigermaßen befriedigende Antwort bekommen. Auch die Kinder müssen wissen, was deutsch ist. Gelingt dies, dann werden auch die furchtbaren Massengräber des Deutschtums im Auslande verschwinden. Es gilt für uns, daß jeder das aus sich herausholt, was in ihm steckt, und daß er sich treu bleibt. Unnatur, eine Sünde gegen den heiligen Geist ist es, wenn er etwas annimmt, was ihm nicht ansteht. Vielleicht wird dann auch die Aus⸗ länderei bei uns verschwinden; es könnte schon die Kindesseele vor dem Eindringen fremden Geistes bewahrt werden, wenn wir empfinden, welche Fülle von Kraft tatsächlich im deutschen Volke steckt, dann 5 wir auch nicht allzu pessimistisch gestimmt sein, wenn hier und a über die Verlodderung der Disziplin und ähnliches geklagt wird. Der Kern ist gesund, wir wollen das Vertrauen und den Glauben an das Volk und die Jugend selbst nicht verlieren. Wir fürchten nichts für die deutsche Kultur und für deutsches Wissen, für deutsches Denken. Unsere Feinde haben uns nicht nur den wirtschaftlichen, sondern auch den wissenschaftlichen Boykott angekündigt. Ich glaube, man wird die geistige Freizügigkeit nicht verbannen können. Für Männer wie Goethe, Kant usw, gibt es keine Grenzpfähle. Ich glaube, daß die deutsche Wissenschaft sich auch gegen den Willen unserer Feinde behaupten

und die Welt erobern wird, wie bisher, so noch mehr in der Zukunft.

Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz:

Meine Herren! Es ist das zweitemal, daß ich während des Krieges vor Ihnen, meine Herren, den Kultusetat zu vertreten habe. Ich kann es tun mit Freudigkeit und mit Zuversicht; denn der Etat enthält überall die Mittel zu der vollen und uneingeschränkten Er⸗ haltung der kulturellen Einrichtungen, die der preußische Staat in weiter Umfassung des Gebietes der Volkserziehung, der Pflege von Wissenschaft und Kunst in einer langen, arbeitsreichen Friedenszeit in einer vielfach vorbildlichen, oft genug nachgeahmten Weise ge⸗ schaffen und unterhalten hat. Wenn unsere Feinde das jetzt bestreiten wollen, uns Barbaren nennen, unsere kulturelle Arbeit und unsere Kultur überhaupt in den Staub zu ziehen versuchen, so meine ich, wir sind zu stolz dazu, uns in einen Streit darüber einzulassen oder auch

[nur noch ein Wort der Verteidigung zu fagen. (Seht ichtig!) Mehr als je sind jetzt nicht Worte, sondern Tatsachen entscheidende und diese sprechen hier eine beredte Sprache: der Stand unserer Volkserziehung, unsere Schulen aller Grade, unsere wissenschaftlichen Einrichtungen und Leistungen, unsere Kunstpflege mit ihren Museen, die wir nicht geschlossen haben während des Krieges, sondern wie im Frieden jeder⸗ mann und unter Ermäßigung noch des Eintrittsgeldes offen halten, unsere Museen, die wir jetzt mitten im Kriege im Begriffe stehen, in wertvollster Weise zu bereichern (Bravol), indem in Aussicht steht, ein Meisterwerk altgriechischer Bildhauerkunst von einer Bedeutung und Schönheit zu gewinnen, die es unseren einstigen pergamenischen Erwerbungen ebenbürtig zur Seite stellen. (Bravo!) Alles das sind Tatsachen, die sich mit einer noch so gewandten und giftigen Dialektik nicht aus der Welt herausreden und herausschreiben lassen. Seine hohe kulturelle Betätigung ist und bleibt ein Ruhmestitel des preußi⸗ schen Staates, und wenn unsere Feinde jetzt ihre Angriffe in Wort und Schrift mit besonderer Gehässigkeit gegen diesen Staat richten, nun, so ist das für uns Preußen nur eine Ehre. (Lebhaftes Bravo!)

Meine Herren, der vorliegende Etat enthält aber nicht nur Mittel, um Bestehendes zu erhalten, sondern Sie finden in ihm auch folche, um Neues zu schaffen und Bestehendes weiter auszubauen. Freilich sind in dieser Beziehung die Mittel knapper bemessen, als wir sonst im Frieden das gewohnt waren. Hier hieß es doch der gebotenen Sparsamkeit Rechnung zu tragen und eine gewisse Zurück⸗ haltung zu üben. Diese Mindereinstellungen beziehen sich aber haupt⸗ sächlich auf Bauten, die jetzt voraussichtlich doch nicht zur Ausführung gelangen können. Immerhin sollen auch einige Neubauten in Angriff genommen und bereits begonnene Werke weitergeführt werden. So wollen und können wir überall die Mittel bereitstellen für unsere külturelle Pflege, und zwar für einen Zeitraum, in dem wir nach dem Ausbruch des Krieges in das dritte Jahr eintreten werden. Gewiß kein Zeichen von Mangel und Erschöpfung, sondern von Kraft und Zuversicht. Und, meine Herren, während draußen in Feindes⸗ land die Kanonen donnern und die Festung Verdun in Trümmer legen, werden hier zu Hause, von wo unser Sinnen und Denken doch täglich und stündlich zur Front eilt und immer wieder gerichtet ist auf unsere Kriegsführung, mit der alten, ja mit erhöhter Lebhaftig⸗ keit kulturelle Fragen erörtert, wird dieser, lediglich auf Friedens⸗ arbeit gestellte Kultusetat in Ihrem Ausschuß und in diesem hohen Hause mit derselben Sachkunde und derselben Gründlichkeit erörtert und beraten wie einst im Frieden. Sie können sich denken, wie das das Herz des Kultusministers erfreut.

Gewiß hat die lange Dauer des Krieges ihren Einfluß aus⸗ geübt in steigendem Maße auf Kirche und Schule. Zahl⸗ reiche Geistliche sind in das Feld gezogen und bringen dorthin bis in die vordersten Schützengräben unsern kämpfenden Kriegern Er⸗ bauung und Trost und teilen mit ihnen Not und Gefahr. Daheim werden sie in ihrem Amt vertreten von den zurückgebliebenen Geist⸗ lichen, die diese Vertretung auch noch mit auf sich nehmen, neben den erhöhten Pflichten, die diese schwere Zeit ihnen in ihrem Amte auf⸗ erlegt, woneben sie auch noch freiwillig sich in weiter und erfolgreicher Weise in den Dienst der Allgemeinheit gestellt haben. Den Geistlichen aller Berufe gebührt der Dank des Vaterlandes. (Bravol im Zentrum und rechts.) Unfere Hörfäle sind in steigendem Maße ruhmvoll ver⸗ ödet: unsere wehrhafte Jugend steht draußen vor dem Feinde, und der geringe Teil, der zurückbleiben mußte und sich seinen Studien widmet, kann allein die Hörsäle nicht füllen. Für sie, die Zurück⸗ gebliebenen, und die weiblichen Studenten ist überall gesorgt durch Aufrechterhaltung des Lehrbetriebes, sodaß sie jedenfalls die Vorlesungen und Uebungen besuchen können, deren Be⸗ such für die Ablegung der Prüfungen vorgeschrieben ist.

Das war nicht ohne Schwierigkeiten zu erreichen, denn viele unserer Professoren sind auch in das Feld gezogen, und zahlreiche von ihnen, und darunter unsere ersten Gelehrten, haben sich in den Dienst der Heeresverwaltung gestellt mit ihrer Wissenschaft, haben dort Dienste geleistet, die von der Heeresverwaltung hoch anerkannt werden und große Erfolge erzielt haben. Niemals zuvor ist in dem Maße wie jetzt die erakte Wissenschaft so mit der Kriegsführung verbunden gewesen. (Sehr richtig!) Zu welch großen Erfolgen und wissenschaft⸗ lichen Ergebnissen das geführt hat, das werden wir erst voll erkennen und bekanntgeben können, wenn einmal der Friede wieder in unser Land eingezogen ist. (Sehr richtig!)

Schmerzliche Verluste hat unsere akademische Welt erlitten. Ihre Jugend ist in großer Zahl an den Todesopfern für das Vaterland beteiligt, und auch mancher junge Gelehrte, auf den die Wissenschaft noch hohe Hoffnungen setzen konnte, wird nicht mehr in die Heimat zurückkehren. Auch sonst werden die Erlebnisse und Erfahrungen des Krieges von erheblicher Bedeutung für die fernere Gestaltung der Dinge sein, die mit unseren Universitäten zusammenhängen. Wir Deutsche haben die Wissenschaft um der Wissenschaft willen gepflegt, und wir meinen, daß die Wissenschaft, zwar auf nationalem Boden stehend und aus ihm herauswachsend, doch ein Gemeingut der Ge⸗ bildeten der ganzen Welt sei. Diese ideale Auffassung hat manche wissenschaftlichen Kreise zu einem Vertrauen, zu einer Vertrauens⸗ seligkeit geführt, der jetzt bittere Enttäuschungen gefolgt sind. (Sehr richtig)) Daraus werden wir lernen. Wir werden zwar an jener idealen Auffassung festhalten, aber wir werden sie mit einer auf berech⸗ tigtem Selbstbewußtsein begründeten stolzen Zurückhaltung verbinden (Bravol rechts), die nicht, wie viele von uns es so gern taten, jedem Fremden zuerst die Hand hinhält, und die auch nicht in jede ihr hin⸗ gestreckte Hand eines Fremden einschlägt. (Lebhafter Beifall rechts.) Der Deutsche hält die Wissenschaft hoch, außerordentlich hoch, aber höher noch stehen ihm deutsche Würde und deutsche Ehre. (Bravo! rechts.) Auch zugunsten der Wissenschaft wird er sie nicht zurücktreten lassen. (Erneuter lebhafter Beifall rechts.)

Das, meine Herren, wird sich nach den Erfahrungen dieses Krieges auch in dem zukünftigen wissenschaftlichen Betriebe geltend machen. Er wird eine gewisse Beengung erfahren; das kann man bedauern; unsere Schuld ist es nicht. Wir werden ja sehen, wer am meisten darunter zu leiden hat. (Sehr richtigh

In diesem Zusammenhange möchte ich mit ein paar Worten gleich auf eine Frage kommen, die schon oft hier und auch in der Oeffentlich⸗ keit erörtert worden ist, die Frage des Studiums der Aus⸗ länder an unseren Universitäten. Darüber herrschen in der Oeffent⸗ lichkeit vielfach falsche Auffassungen, bie, wie es scheint, nicht zu be⸗ seitigen sind. Wenn man immer davon spricht, daß vor dem Kriege

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unsere Hochschulen den Ausländern in unbegrenztem Maße zur Ver⸗

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fügung destanden hätten, und daß unsere eigenen Studierenden Efan⸗ unsere Einrichtungen an den Universttäten nicht hätten benutzen können, so ist das in hohem Maße übertrieben, meine Herren. Wir debem und mit dieser Angelogenheit ja vor dem Kriegs schon oingehend 9„ schäftigt, und ich habe Ihnen damals mitgeteilt, daß ich damalt schan

geeignete Maßnahmen getroffen hatte, um gewisse Schäden, die richt 2†

zu leugnen waren, die an einzelnen Stellen, an einzelnen Universitäten zu beklagen waren, zu beseitigen. Die Zahl der Ausländer ist be⸗ schränkt worden, es ist verlangt worden, daß alle Ausländer nehen ihrer persönlichen Geeignetheit dieselbe, oder wenigstens eine gleich. artige Vorbildung wie unsere eigenen Studenten nachweisen, Es ist außerdem angeordnet worden, daß die Ausländer für die Benutzung gewisser Universitätseinrichtungen eine höhere Gebühr zu zahlen haben wie die Inländer. Also Forderungen, die jetzt von mancher Seit gestellt werden, sind tatsächlich schon erfüllt.

Momentan ist diese Frage ja überhaupt nicht akut. Denn die Zahl unserer Ausländer ist zurzeit an den Hochschulen eine verschwin⸗ dend kleine, die feindlichen Ausländer sind, mit wenigen Ausnahmen übberhaupt von hier fortgewiesen. Ich erkenne aber an, daß diese Frage nach dem Kriege von neuem zu prüfen sein wird, je nachden sich dann die Verhältnisse, die man jetzt noch nicht übersehen kann, ge⸗ staltet haben werden; für die Entscheidung der Frage wird in jedem Falle lediglich unser eigenes Interesse maßgebend sein. (Bravo! rechts, Das, was den deutschen Interessen auf diesem Gebiete entspricht wird anzuordnen sein; nicht die Rücksicht auf das Ausland, sondem die Rücksicht auf Deutschland! (Bravo!) Und wenn wir Ausländer zulassen, so tun wir es nicht des Auslandes wegen, sondern wir tun es unseres eigenen Interesses wegen, weil wir glauben, davon Vor⸗ teil zu haben. Wenn ich diese Grundsätze für die Regelung dieser Frage hier ausspreche, glaube ich damit die Zustimmung dieset hohen Hauses zu finden. (Bravo!) Das alles, nun, meine Herren hat nicht etwa zu bedeuten, daß wir uns nach dem Kriege mit unübersteigbaren Mauer gegen das Ausland abzuschließen hätt Das wäre gewiß falsch und nicht in unserem Interesse. Im Gegent wir werden noch mehr als bisher uns bemühen müssen, auch wi schaftlich das Ausland zu studieren, seine Verhältnisse, sein R seine Eigenart kennen zu lernen; nicht aus sentimentalen beglückenden Erwägungen, sondern von dem Standpunkte un eigenen geistigen und materiellen Förderung.

Damit steht in Uebereinstimmung der Antrag, der heute mit Etat beraten wird, und der bezweckt, das Studium des A landes an unseren Hochschulen zu fördern. Der ihm grunde liegende Gedanke ist ja, als er (kurz vor dem Kriege) zum erstenmal, was ich doch betonen möchte, in diesem hohen Haun hervortrat, schon eingehend erörtert worden. Er ist jetzt Recht von neuem aufgenommen worden; denn seine Begründ ist inzwischen nicht geringer, sondern nur noch stärker geworden. meiner Freude hat sich bei der Beratung dieses Antrages in Ih Ausschuß völlige Uebereinstimmung zwischen diesem und mir über die Ziele ergeben, welche man zu verfolgen haben wird. Welche Wege einzuschlagen sind, das bedarf noch eingehender, sorgfältiger und sachkundiger Prüfung. So viel aber scheint sich jetzt schon geben zu haben, daß man gut tun wird, in den Dienst dieser Auf⸗ gabe vornehmlich unsere Universitäten nicht nur eine Universität zu stellen, aber auch andere Hochschulen und sonstige geeignete (. richtungen heranzuziehen, sodaß die Aufgabe an verschiedenen Stellen in Angriff genommen wird. Dabei wird es sich vielleicht auch empfehlen, mit anderen Bundesstaaten, die sich für diese Frage sonders interessieren, Fühlung zu nehmen und zu halten, damit überal die Dinge unter denselben einheitlichen Gedanken gestellt werd daß überall dasselbe Ziel verfolgt wird und die verschiedenen Ei richtungen sich gegenseitig fördernd ergänzen.

Je mehr man sich mit dieser Frage beschäftigt, um so mehr ge⸗ winnt sie an Umfang und Tiefe; das wird vielleicht dazu führen, daß man sie nur allmählich zur Ausführung bringt, wozu ja auch finan zielle Beweggründe führen können. Wenn man das aber auch so wird es doch wohl zweckmäßig sein, jetzt schon bald ein Progrann aufzustellen, das zwar nicht die Dinge im einzelnen bindet, aber d bestimmte Richtlinien gibt, nach denen dann allmählich vorzugehen sein wird, sodaß man schließlich auch bei einer allmählichen Aus führung doch zu einem geschlossenen Ganzen gelangt. Die nach dieser Richtung hin noch erforderlichen Schritte bin ich bereit alsbald einzuleiten. (Bravo!)

Meine Herren, wenn ich bei meinen bisherigen Ausführungen hier und da auch unsere Feinde habe erwähnen müssen, so ist es mir! sonders erfreulich, daß ein hier eingebrachter Antrag es mir ermöglick auch von einem unserer Freunde, von der edlen ungarischen Nation, zu sprechen. Der Antrag geht dahin, an der Berliner Universität ein Lehrstuhl für ungarische Sprache und Geschichte errichten. Ich stehe an und für sich diesem Antrage durchan sympathisch gegenüber und werde es um so mehr tun, wenn ich daven überzeugt sein kann, daß man auch in Ungarn eine solche Maßnahm hier in Berlin gern sehen würde. Eine gewisse Schwierigkeit hat die Frage für uns insofern, als wir jetzt während des Krieges allgemen neue Lehrstühle an Universitäten nicht errichten. Die Zahl der Ge lehrten, die berufen werden können, ist beschränkt; die Zahl der Sn denten, die an unseren Universitäten anwesend sind, ist klein. Da muß dazu führen, zurzeit von der Gründung neuer Lehrstühle abzuseben und es ist schwer, in einem einzelnen Falle eine Ausnahme zu machen; denn dann werden gewiß auch andere herantreten, die Wünsche habem die sie ebenfalls für berechtigt halten. Es gibt aber einen andem Weg. Es sind hier in Berlin zurzeit 2 oder 3 Extraordinarik unbesetzt, und da könnte man daran denken, eines von diesen dazu p benutzen, um es auf den Lehrauftrag für ungarische Sprache umn Literatur, noch richtiger als Geschichte, zu stellen. Wenn ich dal⸗ auf die Zustimmung des Hohen Hauses rechnen könnte, würde ü⸗ bereit sein, in dieser Richtung weitere Verhandlungen zu führe (Bravo!) 1

Es sind noch eine Reihe von anderen Anträgen hier mit zur B. ratung gestellt, namentlich noch die Anträge der Herren Sozialdemn kraten, über die sich auch die Herren Vorredner schon ausgelassen haben Ich kann mich ühnen gegenüber sehr kurz fassen; sie haben ja Aussich auf Annahme in diesem Hause nicht und sie Regierung nicht annehmbar sein. Der erste Antrag unter Nr. 157 ist auch schon in de Kommission gestellt und dort gegen die Stimme des abgelehnt worden. Ich möchte vermeiden, auf diesen Antrag näher ei zugehen; einzelne Dinge, die bei ihm zu berühren wären, wer ohl

Sberkirchenrates gebört die Unterstuützung der ausländischen deutschen

würden ja auch für deßs

Antragstellen

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8 hde wefteren Berakung des Kultusekals herborkelen und bann

nöglicherweise erörtert werden können. Der Antrag in dieser Form

deeutet die radikalfte Löfung auf dem Gebieto der Schule, die, das

brauche ich wohl gar nicht auszuführen, für die Königliche Staats⸗ zogierung undiskutabel ist. 1

Was dann den Antrag betrifft, alle kirchlichen Zwecke in dem Etat 1916 zu streich en, so widerspricht er unster ganzen bistorischen Entwicklung und übersieht auch das Moment, daß in dem Etat Summen für kirchliche Zwecke stehen, die auf rechtlichen Ver⸗ pflichtungen des Staates beruhen, die also gar nicht gestrichen werden können. Auch dieser Antrag hat wohl keine Aussicht auf Annahme in diesem hohen Hause.

Was den nächsten Antrag anlangt, nach dem die Steuer⸗ privilegien der Geistlichen und Lehrer sofort durch ein Gesetz beseitigt werden sollen, so ist das ja keine neue Frage; sie liegt nur nicht so einfach, wie sich das die Herren Antragsteller an⸗ scheinend vorstellen. Denn wenn man diese Privilegien beseitigen will, muß man doch entschädigen, da die jetzigen Bezüge der Geistlichen und Lehrer doch mit darauf gestellt sind, daß eben die Inhaber dieser Stellen diese Privilegien haben. (Sehr richtig!)

Nimmt man ihnen das Privilegium, dann muß man sie ent⸗ schädigen; sonst würde es ja geradezu eine Vergewaltigung sein. Die Entschädigung würde aber allein für die evangelischen Geist⸗ lichen nach einer kürzlich vorgenommenen und ziemlich zuverlässigen Berechnung eine Aufwendung von jährlich 1 630 000 bedeuten. Wenn man diesen Betrag mit 3 ½¼ kapitalisiert, ergibt das eine Zumme von 42 Millionen. Dazu kommen dann⸗ noch die katho⸗

hen Geistlichen und die Lehrer. Sie können sich also denken, wie hoch die Beträge sein werden, um die es sich hier handeln würde. der Antrag ist namentlich in der jetzigen Zeit unmöglich anzunehmen. zehr richtig!)

Schließlich, meine Herren, der Antrag, daß das Vermögen er sogenannten toten Hand zur Reichs⸗, Staats⸗ und

nmunalsteuer herangezogen werden soll. Ich würde doch glauben,

man einen solchen Antrag nicht beim Kultusetat anbringen lte. Es ist eine steuerliche Frage, die bezüglich der Kommunal⸗ ern beim Etat des Ministeriums des Innern oder beim Finanz⸗ isterium anzubringen wäre, soweit es sich um Staatssteuern han⸗

Ich glaube, ich könnte den Auftrag nicht übernehmen, beim nesrat im Sinne des Antrags zu wirken, und ich muß auch hier en, daß der Antrag die Zustimmung des hohen Hauses nicht

Meine Herren, ich führte vorhin schon aus, daß in dieser Zeit

Krieges kulturelle Fragen mit besonderer Lebhaftigkeit in der

Heffentlichkeit erörtert worden sind. Bei keiner aber trifft das mehr zu als bei den pädagogischen Fragen. Es hat kaum eine Zeit gegeben, in der so viel über Pädagogik geschrieben und gedruckt worden ist wie diese Kriegszeit. (Sehr richtig!) Das ist ein erfreuliches Zeichen, meine Herren, wenn man sich auch nicht mit allem, was geschrieben und gedruckt worden ist, etwa einverstanden erklären kann. (Sehr richtig!) Es sind ja auch die allerverschiedenartigsten Auf⸗ Fsungen hervorgetreten. Alle haben ihre Auffassungen mit den Er⸗ fabrungen des Krieges begründet, wie entgegengesetzt auch die Vor⸗ schläge lautan. Meine Herren, unsere Schulen und unsere Universi⸗ tten haben sich der jetzigen Zeit gewachsen gezeigt (Sehr richtig!); sie aben die Schwierigkeiten, die der Krieg für die Schulen mit sich bringen mußte, überwunden, haben sich der Zeit angepaßt; ebenso die Universitäten, die außerdem auch über ihre eigentlichen Aufgaben zinausgehende Aufgaben übernommen haben. Ich glaube also, daß man daraus doch schließen kann, daß, im ganzen genommen, die Organisation unseres Schulwesens gesund ist (Sehr richtig!), da es sich sogar diesen schwierigen Zeiten anzupassen vermag.

Nun wissen Sie ja, meine Herren ich habe das im vorigen Jahre hier ausgesprochen —, daß ich durchaus der Ansicht bin, daß

ieser Krieg mit seinen großen Erfahrungen und Erlebnissen von

einschneidender Bedeutung auch für den künftigen Betrieb unserer Universitäten und Schulen sein wird. Ich gewinne aber immer mehr die Ueberzeugung, daß es sich dabei nicht um eine grundstürzende Reform handeln wird (Sehr richtig!); ich glaube, daß man an das Bestehende wird anknüpfen, es weiter bilden und den neuen Ver⸗ hältnissen Rechnung tragen müssen, indem man im einzelnen Ver⸗ altetes beseitigt und durch Neues ersetzt, wo das erforderlich ist. (Sehr gut!) Daß die Unterrichtsverwaltung in diesem Geiste arbeiten will, hat sie schon jetzt, wie mir scheint, während des Krieges durch einige Maßnahmen bewiesen. Sie wird den Dingen weiter mit nufmerksamem Auge folgen, die ihr notwendig erscheinenden Schlüsse jehen und gegebenenfalls auch mit den entsprechenden Anträgen an 24s Parlament herantreten.

Ueber unser aller Erwarten, meine Herren, hat sich doch in dieser heit der Kern unseres Volkes als durch und durch gesund gezeigt. Sehr richtig!) Seine helle Freude kann jeder Vaterlandsfreund aran haben. Alle die schädlichen Erscheinungen, die vielfach an der Sberfläche schwammen und die uns Sorge gemacht haben, sind ver⸗ hwunden, und wenn jetzt auch noch hier und da unerfreuliche Er⸗

cheinungen hervortreten, braucht uns das doch nicht in dem Urteil

u beeinträchtigen, daß unser deutsches Volk durch und durch gesund st, und daß es, wie es in diesem Kriege wovon wir alle über⸗ eugt find durchhalten und gewinnen wird, auch in der Zukunft das seinige leisten wird, um wieder aufzubauen, was zerstört ist, und neu zu schaffen, was erforderlich ist, um unser deutsches Volk und unser deutsches Land einer großen und glücklichen Zukunft ent⸗ Rgenzuführen. (Lebhafter Beifall.)

Abg. D. Traub (fortschr. Volksp.): Es ist eine selbstverständ⸗ iche Pflicht des Staates, die nötigen Mittel für die Aufrechterhaltung inserer Volksbildung auch in Zukunft auszuwerfen. Eine Sparsam⸗ eit auf diesem Gebiete waͤte nicht am Platze. Alle Ausgaben für die Unsbildung sind das heste Friedens. und das beste Kriegskapital. Schule und Parrhaus haben in der Front und hinter der Front treu ind gewissenhaft gearbeitet. Einen besonderen Dank verdienen unsere srauem. Sie haben tatsächlich ihr Dienstjahr schon während dieses frieges absolviert, 42 sellen künftighin über ihre Wünsche ge⸗ t werden und in allen Dingen entscheiden, die ihr eigenes Wohl Mit zu den segensreichsten Tätigkeiten des evangelischen

vangelischen Gemeinden. Leider sind unsere Feinde rücksichtslos gegen

se Gemeinden vorgegangen. In Kairo hat der britische Konsul orgeschlagen, das dortige Schulgebäude der evangelischen Gemeinde ir Protistuierte einzuraumen um sie von ihren Krankheiten zu heilen. Zoffentlich widmet der Oberkirchenrat auch künftig den auswärtigen

tschen . Gemeinden seine dolle Aufmerksamkeit. Das Vertrauen, das der Stagt in die kirchlichen Gemeinschaften gesetzt bat,

Kriege gerechtfertiat. Es gidt da keine Kontrolle

und keine Zensur. Die Zeiten sind vorbei, d

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in der Dreifaltigkeits⸗ ein Polizist gesessen

Presss, vor

scharfer ist,

hat.

kirche während der eines Schleierm hat. Es perdient volle Anerkennung, daß die katholische ellen Dingen die „Kölnische Vostezettung. mit Energio gegen den Kardinal Mercier vorgegangen der mit ee; Dingen verqui Bei uns 8* es nicht jenen Mißbrauch zu und chauvinistischen Zwecken, wie er den französischen Katholi und Protestanten vorgeworfen wird. Bei der Ehrung der Gefallenen auf den Friedhöfen sollten die einzelnen Kirchen zusammenarbeiten mit dem Referenten im Kultusministerium und die künstlerischen Anregun verwerten, die vom Kultusministerium gern gegeben werden. Mt freudigem Stolze erfüllt es uns, daß 350 deutsche Theologen mit der Waffe Dienst tun, von denen über 80 bereits Lefallen sind. Der Entwicklung der Kirchensteuer müßte auch von Seiten des Staates die nötige Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die betreffenden kirch⸗ lichen Fonds sollten zum mundesten nicht eingeschränkt werden. Die Rechnung dieser kirchlichen Fonds müßte für die einzelnen Gemeinden möglichst durchsichtig gestaltet werden. Erfreulich ist es, daß unsere deutschen Missionen sich von der politischen Agitation freigehalten haben. Sie dürfen unsere politischen Verhältnisse zu den anderen Staaten nicht durchkreuzen und nicht erschweren. Die Türkei ist kein eeignetes Missionsobjekt für uns. Die Türken beten heute in ihren koscheen für den deutschen Kaiser und für den Kaiser von Oesterreich. 81v. und B sich künftighin gegenseitig befruchten An dem grundsätzlichen Verhältnis der Konfessionen in Preußen hat der Krieg nichts geändert. Es muß aber von evangelischer Seite an⸗ erkannt werden, mit welcher vornehmen und tiefgreifenden Unpartei⸗ lichkeit hervorragende katholische Gelehrte den Geist der Toleranz gegenüber der evangelischen Kirche und selbst gegen die Reformation vertreten haben. Das sind Zukunftszeichen, die wir gern festhalten möchten. Auch ist es ein erfreuliches Zeichen, daß in der Kommission von Seiten des Berichterstatters die Tätigkeit der Feldrabbiner lobend erwähnt worden ist, und daß auch von allen Seiten anerkannt worden ist, wie die jüdischen Glaubensgenossen gleich allen anderen ihre Pflicht erfüllen. Aber gerade, weil ich die Tätigkeit aller 8 eistlichen so hoch einschätze, so möchte ich mit derselben Energie und Offenheit, daß dieselbe Achtung auch denjenigen Kirchen zuteil wird, die außerhalb der Landeskirche stehen. Es ist nicht recht, wenn das mannigfach auf⸗ geflammte religiöse Bedürfnis zu Reklamezwecken für eine anerkannte Religionsgemeinschaft verwertet wird. Es gibt auch außerhalb des Schattens der Kirche eine ganze Menge von solchen, die tatsächlich den Geist des Idealismus und der Kraft bewiesen haben. In diesem Kriege hat sich nicht irgendein bestimmtes kirchliches Prinzip bewährt, sondern die Kraft unserer alten deutschen Innerlichkeit. Ueber die Regelung der Dissidentenfrage bereitet die nationalliberale Partei einen Antrag vor. Jede Gewissensbebrückung der Dissidenten ist ein Unrecht. Das bedeutet keine Stellungnahme gegen eine konfessionelle oder in⸗ konfessionelle Richtung, sondern nur, daß innerhalb des deutschen Vaterlandes jeder Deutsche diejenige Bewegungsfreiheit haben soll, die ihm das Gesetz gegeben ist. Deshalb sollte auch Para⸗ grgph 118 der Wehrordnung, der die Geistlichen vom Waffendienste befreit, auch auf diejenigen Geistlichen ausgedehnt werden, die nicht einer anerkannten christlichen Konfession angehören. Der von sozial⸗ demokratischer Seite eingebrachte Antrag, der sämtliche kirchlichen Lasten aus dem Staatshaushalt streichen will, dürfte jetzt kaum die stimmung der Sozialdemokraten finden, die in den Schützengräben kämpfen. Diese verlangen, daß jetzt positiv gearbeitet wird. Den Universitäten wünsche ich eine 2 ertiefung des deutschen Geistes. In dem methodischen Verfahren, in der Gründlichkeit und Gewissen⸗ .. zeigt sich am besten der Geist der deutschen Wissenschaft. In der Zeitschrift für „Völkerrecht“ haben 21 deutsche Hochschul⸗ rofessoren den Nachweis grführt, daß das Verhalten der vrüschen egierung vor Ausbruch des Krieges einwandfrei ewesen ist. In Bezug auf die Behandlung der Ausländer in unseren Hochschulen wünsche ich, daß auch in Zukunft alle chikanösen Mittel grundsätzlich vermieden werden. Wir wollen kein Privilegium oder Monopol der Wissenschaft schaffen, sie soll Gemeingut sein. Was die Aus⸗ landshochschulen betrifft, so darf das Ausland etwa nicht glauben, daß wir uns jetzt mit einem Mal mit dem Auslande aufs neue be⸗ schäftigen wollen. Es ist eine ganze Anzahl sehr wichtiger Vor⸗ lesungen über Auslandsfragen gehalten worden, nur ist es nötig, daß diese Arbeit dezentralisiert wird. Man wird das Ausland auch praktisch durch Reisen usw. kennenzulernen suchen. Bedauern muß ich es jedoch, daß es der preußischen Unterrichtsverwaltung nicht gelang, einen Mann von einer solchen Bedeutung, wie Professor Busse als Ordinarius an eine preußische Hochschule zu fesseln. Auch ich bin von unserer modernen Kunst enttäuscht, aber wir dürfen doch nicht vergessen, daß man hier die Entwickelung abwarten muß. Nicht außer acht darf gelassen werden, daß uns der jetzige Krieg eine ganz Lyrik, die Arbeitslyrik, bescheert hat. Daß der Kultus⸗ minister im Verein mit dem Kriegsminister die Gräberpflegekunst in die Hand genommen hat, habe ich mit Genugtuung gehört. Hoffentlich wird diese Initiatibe auch auf den Westen ausgedehnt, und auch im eigenen Lande betrieben. Was für die Ebrenfriedböfe gilt, gilt auch für die Heldenhaine, deren Schaffung ich mit Freuden be⸗ grüße. Den Künstlern soll man mit Aufträgen und nicht mit Unter⸗ stützungen helfen. Unserem Unterrichtswefen wünsche ich einen neuen starken Geist. Unsere Universitäten müssen wieder nationale Er⸗ ziehungsanstalten werden. Für eine Vereinheitlichung der Schule bin auch ich. Aber sollte diese nationale Einheitsschule alle Ver⸗ schiedenheiten unseres Schulwesens unterbinden wollen, dann bin ich der erste, der dagegen ist. Vertrauen müssen wir aber auch, wollen wir etwas in der Schule leisten, in unsere Jugend baben, deren Kern jetzt genau so gesund wie vor dem Kriege ist. Wir müssen für unsere Schule ein großes Maß von geistiger Freiheit bewahren. Ein Kommissardes Kultusministe riums führt aus, daß an eine Herabsetzung der Beiträge zu den Rubegehaltskassen der Geistlichen zurzeit nicht gedacht werden könne. Die jetzigen Beiträge sind eine Folge versicherungstechnischer Untersuchungen und sind nötig, um den immer steigenden Ansprüchen zu genügen. Gegen 4 ½ Uhr vertagt das Haus die

Beratung auf Mittwoch 1 Uhr.

Fortsetzung der

Handel und Gewerbe.

im Reichsamt des Innern „Nachrichten für Handel, und Landwirtschaft“)

Schweden.

Ausfuhrverbot für Därme. Nertreter der schwedischen Fleischwarenindustrie haben beim Staatlichen Lebensmittelausschuß den Erlaß eines Ausfuhrverbots für Därme aller Art beanfraat. England habe so betonten sie amerikanische Därme kärzlich als bedingte Kriegsbannware erklärt. Alle aus Amerika erwarteten Sendungen seien seither mit Beschlag belegt worden. Zwar seien in Schweden Vorräte von Därmen vorhanden, aber doch lange nicht in solcher Menge, daß man die Einfuhr entbehren könne.

Da für Därme kein Ausfuhrverbot bestehe, so seien di⸗se in großen Mengen nach Ländern ausgeführt worden, die ständig höhere Preise zablen. Wenn diese Ausfuhr weiter zugelassen werde, so sei die schwedische Fleischwarenindustrie von einer vollständigen Betrieks⸗ einstelung und der daraus folgenden großen Arbeitslosigkeit bedroht.

Der Lebensmittelausschuß bat die Schlachthausvorsteher in Gotbenburg Aeußerungen veranlaßt vnd danach den schleunigen Erlaß eines Leneeeere bereonte Das Ausfuhrverbot ist denn auch unter dem 22. Februar 1916 ergangen. (Nach Stockholms

zusammen⸗

Aus den Industrie

gestellten

New Pork

Die kleinen Sparer. 1

Die Beteiligung der kleinen Sparer an der vierten Kriegs⸗ anleihe ist besonders wichtig. Sie haben bei den ersten drei Anleihen einen festen Grundstock des Gesamtergebnisses ge⸗ bildet. Durch insgesamt 5 Millionen einzelne Zeichnungen auf Beträge zwischen 100 und 2000 Mark wurden 4561 Millionen en gesen n Diese Summe erschöpft aber die verfügbaren Spargelder keineswegs. In den deutschen öffentlichen Spar⸗ kassen liegen 21 000 Millionen Mark. Davon macht der genannte Betrag erst etwas mehr als den fünften Teil aus. Und die Einzelsummen, aus denen er sich zusammensetzt, stammen bei weitem nicht nur aus den Sparkassen. Auch die Kreditgenossen⸗ schaften, die Banken und vor allem die Spartöpfe im Haus kommen als Quellen der kleinen Zeichnungen auf die Kriegs⸗ anleihen in Betracht. Wenn aber die Mittel der Sparer nicht erschöpft sind, so ist die Notwendigkeit, sie auch der vierten Kriegsanleihe dienstbar zu machen, ohne weiteres gegeben. Das deutsche Volk muß sich klar darüber sein, daß keine Ermüdung in der finanziellen Unterstützung der Krieg⸗ führenden eintreten darf. Jedes Zögern ist ein Triumph der Feinde, die uns durch Erschöpfung niederringen wollen. Was dem Deutschen Reich aber blühen würde, wenn es nicht als Sieger aus dem Kampfe hervorginge, darüber hat die Offenherzigkeit der Gegner keinen Zweifel gelassen. Deutsch⸗ land muß siegen! Und zum Sieg gehört notwendig die dauernde Bereitschaft des Geldes! Jeder Zehnmarkschein hat eine vaterländische Aufgabe zu erfüllen. Es gibt keine Summe, die zu klein wäre, um nicht in den Dienst der Ver⸗ teidigung des Landes gestellt werden zu können.

Welche besonderen Vorteile sind dem kleinen Sparer geboten?

1) Die Stückelung der Reichsanleihe und Schatzanweisungen bis zu kleinsten Abschnitten von 100 ℳ. Wer 100 nicht auf⸗ bringen kann, möge sich an einer der Sammelzeichnungen beteiligen, die allerorts durch Schulen, Vereine usw. veranstaltet werden.

2) Die Verteilung der Einzahlungen für einen Zeit⸗ raum von drei Monaten, und zwar so, daß immer nur Teil⸗ beträge, die mindestens 100 Mark ausmachen, bezahlt zu werden brauchen. Wer 100 Mark zeichnet, kann mit der Zahlung bis zum letzten Termin, 20. Juli, warten. Bei 200 Mark sind je 100 am 24. Mai und 20. Juli zu bezahlen.

3) Die kostenfreie Aufbewahrung und Verwaltung de Stücke durch die Reichsbank und viele Privatbanken (bis

sse oder Kreditgenossenschaft übernehmen

4) Bei der fünfprozentigen Reichsanleihe die Möglichkei der Eintragung in das Reichsschuldbuch, sogar mit 20 Pfenni Preisermäßigung. Der Schuldbuchgläubiger erhält keine Schuld verschreibungen, hat somit auch keine 8e.S um deren Auf bewahrung und Verwaltung. Die Zinsen bezieht er ganz nach seinem Wunsch, er kann sie sich durch die Post bar ins Haus schicken lassen oder sie fortlaufend seiner Bank, Sparkasse oder Genossenschaft überweisen lassen. Den letzteren W namentlich alle die beschreiten, die aus ihrem Sp gezeichnet haben. Sie erhalten sich damit die Verbindung mi ihrer Kasse und sorgen, daß das Sparbuch sich allmählich vo

selbst ser Pnus⸗ 3 1 28 5. 5) Die Annahme von Zeichnungen an jedem Post⸗ schalter. Auf diese 3 en muß allerdings Voll⸗ zahlung schon am 18. April geleistet werden. Bei der kann nur fünsprozentige Reichsanleihe, mit oder ohne Schuld⸗ bucheintragung, gezeichnet werden.

Die fünfprozentige Reichsanleihe bielet eine sichere Ver zinsung von 5,24 Prozent auf wenigstens 8 ½ Jahre; und die 4 ½ prozentigen Schatzanweisungen geben für eine Dauer von durchschnittlich 11 ½ Jahren eine Rente von mehr als 5 Prozent jährlich. Das sind Bedingungen, die dem kleinen Sparer die vorteilhafteste Kapitalsanlage sichern, die er über⸗ haupt finden kann.

In der gestrigen Sitzung der Zinkverelnigung wurde laut Meldung des „W. T. B.“ aus Verlin der Verkauf für den April freigegeben. Die Preise blieben unverändert.

Die gestrige Aufsichtsratssitzung der Aktiengesellschaft Georg Egerstorff; Salzwerke beschloß laut Meldung des „W. T. B.“, der auf den 26. April einzuberusenden Generalversammlung die Ver⸗ teilung einer Dividende von 8 % (wse im Vorjahre) in Vorschlag zu bringen, nachdem das Amorttsationskonto mit 350, 000 (gegen 300 000 im Vorjahre) bedacht ist. Der Gesamtvortrag erhöht sich von 240 000 auf 270 000 ℳ.

Die gestrige Aufsihtsratesitzung der Aktlengesellschaft Georg Egestorff; Salzwerke, Hannover, beschloß laut Meldung des „W. T. B.“, der auf den 26 Aprll einzuberufenden Generalversamm⸗ lung die Verteilung einer Divtdende von acht Prozent (wie im Vorjahr) in Vorschlag zu bringen, nachdem das Amortisattonskonto mit 350 000 (gegen 300 000 im Vorjabr) bedacht ist. Der Gewinnvortrag erböht sich von 240 000 auf 270 000 ℳ.

Der Auzsichigrat der Linke⸗Hofmann Werke, Breßlau, beschloß, laut Melbung des W. T. B.“, aus dem Reingewinn von 2 836 538 (im Vorjahre 1 173 720 ℳ) eine Dividende ron 17 % (im Vorjahre 7 %) auf die Stammaktien vorzuschlagen. Die Ab⸗ schreibungen und Rückstellungen betragen zusammen 1 129 000 (im Vorjahre 774 458 ℳ). Es wurde weiter beschlossen, auf die vierte Kriezsanlethe 2 Millionen Mar⸗k zu zeichnen.

Der Ausfsichtsrat von Alfred Gutmann, Aktiengesell⸗ schaft für Maschinenbau, Hamburg, schlägt, laut Meldung des W. T. B.“, nach Vornahme der Abschreibungen eine Divtdende von 9 % für das abgelaufene Geschäͤfls jahr vor.

In der gestrigen Sitzung des engeren Ausschusses des Auf⸗ sichtsrats der Deutsch⸗Astatischen Bank, Shanghal, wurnde laut Meldung des „W. T. B.“ beschlossen, der auf den 259. April einzuberufenden Generalversammlung für das Geschsftsjahr 1914 eine Dividende von 5 % in Vorschlag zu bringen.

Die Gesamtausbeute der in der Trankvaal Ckamber of Mines vereinigten Minen betrug laut Meldung des „W. T. B.“⸗ aus Berlin im Februar 1916 3 201 000 Pfund Sterling gegen 3 344 948 Pfund Sterling im Januar 1916 und gegen 2 872 406 Pfund Sterling im Februnr 1915.

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Börse zu Berlin (Notierungen des Börsenvorstandes)

vom 15. März vom 14. M 8 Geld Brief vG 5,47 239 ½

Holland 159

Dänemark Schweden N