1916 / 89 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Apr 1916 18:00:01 GMT) scan diff

brachte. in die sich die Besatzung begab. Nachdem sich der Kom⸗ mandant überzeu, t hatte, daß die Boote, die Segel gesetzt hatten, veom Dampfer freigekommen waren, versenkte er den Pa npfer⸗ Zur Zeit der Vers nkung herrichte Nordnordwestwnd von Slärke 2, nicht stürmischer Wind“, und leiche Dünung, nicht zichwere See“, wie in der dortigen Danstellung angegeden ist. Die Boote batten auch alle Aussicht, sehr bald aufgenommen zu werden, 88 der Ort der Versenkung auf einem viel benutzten Dampferwege lag Wenn die Besatzung des Dampfers zu ihrer Rettung nur zwei kleine Boote in Gebrauch nahm, so trifft sie selbst die Schuld, denn auf dem Dampfer befanden sich, wie das Unter esboot feststellen konnte, noch mindestens vier große Faltdoote.

V. Französischer Dampfer „Susser“.

Die Feststellung, ob der Kanaldampfer „Se sser“ von einem

atschen Unterseeboot beschädigt worden ist oder nicht, ist dadurch

außerordentlich erschwert worden, daß keine genauen Angaben über

Ort, Zeit und Begleitumstände der Versenkung bekannt waren, auch

ein Bild dieses Schiffes bis zum 6. April nicht erlangt werden konnte.

Infolgedessen hat die Untersuchung auf alle Unternehmungen ausge⸗

dehnt werden müssen, die an dem in Frage kommenden Tage, dem

24. März, im Kanal etwa auf dem Wege zwischen Folkestone und

Dieppe überhaupt stattgefunden haben.

In diesem Gebiet ist am 24. März ungefähr in der Mitte des Englischen Kanals von einem deutschen Unterseeboot ein langes chwarzes Fahrzeug ohne Flagge mit grauem Schornstein und kleinem grauen Aufbau sowie mit zwei hohen Masten angetroffen worden. Der deutsche Kommandant gewann die bestimmte Ueberzeugung, daß

Kriegsschiff, und zwar einen Minenleger der neugebauten englischen Arabis⸗Klasse, vor sich habe. Er wurde zu dieser Ueber⸗ geugung geführt:

1) durch das glatt durchlaufende Deck des Schiffes,

2) durch die kriegsschiffmäßtge, schräg nach hinten und unten ab⸗ fallende Form des Hecks,

3) durch den krtegsschiffmäßigen Anstrich,

4) durch die hohe Geschwindigkeit von etwa 18 Seemeilen, die das Schiff entwickelte,

5) durch den Umstand, daß das Schiff nicht den Weg nördlich der Leuchttonnen zwischen Dungeneß und Beachy Head innehielt, der nach den häufigen, übereinstimmenden Beohachtungen der

deutschen Unterseebcote für die Handelsschiffahrt üblsch ist, sondern mitten im Kanal, mit dem Kurs ungefähr auf Le Havre, fuhr.

„Zafolzedessen griff das Schff um 3 Uhr 55 Minuten Nach⸗ mittags w tteirurbplilcler Zeit 1 ½ Seemeilen füdöstlich der Bullrock⸗ Bank unter Wasser an. Der Torpedo traf und rief im Vorschiff eie so schwere Explosion bervor, daß das ganze Vorschiff his zur Brücke abriß. Die besonders starke Exploston läßt mit Sicherheit darauf schließen, daß an Bord große Munitionsmengen vorhanden waren.

Der deutsche Kommandant hat eine Skizze des von ihm an⸗ gegriffenen Schiffes angefertigt, von der zwei Ahzeichnungen beigefügt werden. Das ebenfalls in zwei Exemplaren angeschlossene Bild des Dampfers „Susser“ ist aus der englischen Zeitung „Datly Graphic“ vom 27. v. M. in pbotographischer Wiedergabe entnommen. Die Vergleichung der Skizze und des Bildes zeigt, daß der „Susser“ mit dem angegriffenen Fahrzeug nicht identisch ist, besonders auffallend ist der Unterschied in der Stellung des Schornsteins und der Form des Hecks. Ein weiterer Angriff hat in der für den „Susser“ in Frage kommenden Zeit auf dem Wege zwischen Folkestone und Dieppe seiten s deutscher Unterseeboote überhaupt nicht stattgefunden.

„Hiernach muß die Deutsche Regierung annehmen, daß die Be⸗ schädigung des „Susser“ auf eine andere Ursache als auf den Angriff eines deutschen Unterseeboots zurückzuführen ist. Zur Aufklärung des Sachverbal’s ist vielleicht die Tatsache dienlich, daß allein am 1. und 2 April im Kanal nicht weniger als 26 englische Minen von deutschen Seestreitkräften abgeschossen worden sind; üverhaupt ist die ganze dortige Meeresgegend durch treibende Minen und nicht gesunkene Torpedos gefährdet. Vor der englischen Küste wird sie ferner auch durch deutsche Minen, die gegen die feindlichen Seestreitkräfte aus⸗ gelegt werden, in zunehmendem Maße gefährdet sein.

Sollte der Amertkanischen Regierung weiteres Material zur Beurtetlung des Falles „Susser“ zur Verfügung stehen, so darf die Deutsche Regierung um dessen Mttteilung bitten, um auch dieses Matertal einer Prüfung unterzieben zu können Für den Fall, daß sich hierbet Meinunasverschiedenheiten zwischen den beiden Regterungen ergeben sollten, erklärt sich die Deut che Regterung schon jetzt berett, den Tatbestand durch eine gemischie Untersuchungskommission gemäß dem dritten Titel des Haager Ablommens zur friedlichen Erledtaung internationaler Streitfaͤlle vom 18. Oktober 1907 feststellen zu lassen.

Indem der Unterzeichnete bittet, der Regierung der Veremivten Staafen von vorst hendem Kenntnis zu geben, benutzt er diesen Anlaß, um dem Herrn Botschafter den Ausdruck seiner ausgezeichnetsten

Hochachtung zu erneuern. 9 (gez.) Jagow. 1

Vom Kriegsausschuß für Oele und Fette wird durch „W. T. B.“ folgende Warnung vor Butter⸗ und Salat⸗ ölersatzpräparaten mitgeteilt:

Infolge der Knappbeit an Fetten und Speiseölen sind im Laufe der letzten Wochen Erzeugnisse auf den Markt ge⸗ bracht worden, die sich Salatölersatz, Butterersatz, Aufstrich⸗ mittel, Alldarin u. a. benennen. Diese Erzeugnisse sollen nach den Ankündigungen geeignet sein, Butter beiw. Salatöl voll zu ersetzen. Eingehende Untersuchungen sämtlicher Mittel haben jedoch ergehen, daß bei allen von einem Ersatz nicht die Rede sein daß sie vielmehr als Nährmittel vollständig wertlos

n

Die Butterersatzmittel haben zumeist 50 % Wassergehalt, be⸗ steben im übrigen aus Magermilch oder Kartoffelmehl und weisen sämtlich nur einen geringen Peozentsatz von 12,81 bis 17,18 Fett, da⸗ gegen einen Wassergehalt von 49, 50 bis 61,54 % auf. Der Salatöl⸗ ersatz besteht aus 98 bis 99 % Wasser und 1 bis 2 % pflanzlicher Stoffe, die das Wasser sämig machen und färben. Die Preise für die angebotenen Ersatzmittel bewegen sich zwischen 1,50 bis 2,00 für das Liter, bezw. Pfund. Das Publikum wird also beim Ein⸗ kauf solcher Ersatzmittel erheblich geschädigt.

In einer Sitzung des Kriegsausschusses, an der die Kommissare aus dem Reichsgesundheitsamt, dem Kriegsministerium, dem Mini⸗ sterium des Innern und dem Reichsamt des Innern teilnahmen, wurde die Wertlosigkeit dieser Produkte von Sachverständigen noch⸗ mals hervorgehoben und dabei insbesondere betont, daß alle diese Mittel geeignet sind, in der wärmeren Jahreszeit als Krankheits⸗ träger zu dienen, da sie in hohem Grade einen Nährboden für alle Bakterien darstellen. Bisher ist dank der getroffenen Vorkehrungen der Ausbruch von jeglichen Seuchen in der Heimat während des Krieges vollkommen verhindert worden, um so mehr muß auf die hier drohbende Gefahr für die Gesundheit unseres Volks mit allem Nach⸗ 8. werden. 5

die Bevölkerung wird daher in ihrem eigensten Interesse ein⸗ E davor gewarnt, Butter⸗Ersatzmittel oder Salaibst Ehsat zu aufen.

Es mag besonders darauf hingewiesen werden, daß Hersteller des Butterersatzmittels wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz mit schwerer Haft und Geldstrafen bedacht worden sind.

Die geeigneten Maßnahmen seitens der Behörden sind bereits in die Wege geleitet worden, um solche Präparate aus dem Handel ver⸗ schwinden zu lassen.

Mit Wirkung vom 5. April 1916 hat die Spirituszentrale wie „W. T. B.“ mitteilt, auf Veranlassung des Staatssekretärs des Innern die Abgabe von Brennspiritus zu Zwecken des Kleinhandels und zum privaten Gebrauch für Leucht⸗ und

*

des gewerblichen und medizinalen spiritus auch weiterhin unter Sicherung der Verwendung abge⸗ geden. Die Abgabe erfolgt durch die Bezirksvertriebsstellen der

Spirituszentrale.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzei ers“ liegen —— 937 und 938 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie eathalten die 505. Verlustliste der preußischen Armee, die 260. Verlustliste der bayerischen und die 369. Ver⸗ lustliste der württembergischen Armee. 8

.“

Grvoßbritannien und Irland.

Eine gestern veröffentlichte Kundgebung erklärt, wie „W. T. B.“ meldet, Gold, Silber, Papiergeld und alle börsengängigen und realisierbaren Wertpapiere für un⸗ bedingte Bannware.

Im Oberhause war vorgestern die bevorstehende Wirtschaftskonferenz in Paris Gegenstand der Debatte.

Nach dem „Rotrerdamschen Courant“ sprach sich Lord Courtney energisch dagegen aus, nach Beendigung des Krieges einen wirtschaft⸗ lichen Krieg zu beginnen, und sagte, gerade der Freihandel habe es England ermöglicht, diesen Krieg fortinsetzen und andere Länder zu unterstützen, und er allein werde den Wohlstand nach dem Friedens⸗ schluß wieder herstellen. Lord Crewa teilte mit, daß Frankreich die Konferenz in Vorschlag gebracht habe; sie werde sich mit laufenden Angelegenheiten beschäftigen und auch über Fragen beraten, die nach dem Kriege zu berücksichtigen sein werden. Unter den laufenden An⸗ gelegenheiten sei zu verstehen das Verbot, mir dem Feinde Handel zu treiben, und eine Regelung der Ausfuhrverbotsfragen, um die Verluste der Verbündeten sopiel wie mögl ch einzuschränken. Zu den Fragen, die nach dem Kriege zu lösen sein werden, gehöre die Wieverherstellung des Handels zwischen den Verbündeten und Bürgschaften für ihre zukünftige wirtschaftliche Unabhängigkeit. Die Delegierten hätten den Auftrag, Augen und Ohren offen zu halten, die ihnen vorgelegten Probleme zu prüfen, aber keine Beschlüsse darüber zu fassen. Lord Crewe kehrte sich gegen den Versuch, in die zukünftige Handelspolitik Wiedervergeltungsideen hineinzutragen, aber es werde, um größere Gefahren abzuwenden, vielleicht doch notwendig sein, in Deutschland keine Bestellung mehr zu machen. Der Staatssekretäür des Auswärtigen Amts Sir Edward Grey teilte im Unterhause mit, daß die englische Regierung den neutralen Regierungen ein Memorandum über die Beschlagnahme von Artikeln, die dem Feinde gehören und mit der Post verschickt worden sind, über⸗ mittelt habe. Das Haus nahm die verschiedenen, im Budget vorgeschlagenen neuen Steuern an, doch hat die Regierung die Fahrkartensteuer aufgegeben und die Zündholzsteuer abge⸗ ändert. Auf Anfragen, betreffend eine Abhilfe des Not⸗ standes in Serbien, sagte der Parlamentsuntersekretär m Auswärtigen Amt Lord Robert Cecil, wie „W. T. B.“ berichtet: Die Regierung wäre bemüht, alles mögliche zu tun, was mit den höchsten militärischen Erwägungen verei bar set, aber sie wünsche nachdrück ich festzustellen, daß es die Pflicht der das Land besetzenden Macht sei, für die Wohlfahrt der Bevölkerung des besetzten Landes zu sorgen. England musse gegen die Gefühllosigkeit derjenigen Einspruch erheben, die absichtlich die Bevölkerung Hungers sierben ließen und von ihm und seinen Verbündeten eine Wiederauffüllung der Vorräte zu erpressen versuchten, die dem Lande niemals hätten genommen werden dürfen. Es seien der Regierung mannigfache Vorschläge unterbreitet worden, aber bisher läge ihr keiner vor, der vom englischen Standpunkt aus ohne ernstlichen militärischen Nachteil ausgeführt werden könnte⸗

9 Frankreich.

Die Deputiertenkammer hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ einen Gesetzentwurf angenommen, der die Re⸗ gierung ermächtigt, die Einfuhr ausländischer Waren zu verbieten oder die Einfuhrzölle zu erhöhen.

Die Senatskommission zum Studium von Höchst⸗ preisen hat obiger Quelle zufolge nach Anhörung des Ministers des Innern Malvy einen Abänderungsantrag Clemenceau an⸗ genommen, der die Regierung zur Festsetzung von Höchst⸗ preisen für die Kriegsdauer und für die Zeit drei Monate nach dem Kriege ermächtigt. Höchstpreise können festgesetzt werden für Zucker, Kaffee, Petroleum, Brennholz, Brennspiritus, Kartoffeln, Eier, Milch, Butter, Käse, gewisse grüne Gemüse, Dörrgemüse, Wein, Obstwein, Margarine, Speisefette und Speiseöle. ““

Rußland.

Die Regierung hat, wie „W. T. B.“ meldet, nach Angaben folgendes Dekret erlassen:

Ehemalige deutsche Untertanen, die seit 1880 finnische Mitbürger geworden sind, kürfen bei Aktiengesellschaften oder Genossenschaften, die berechti t sind, Grundstücke auf dem Lande zu besitzen oder zu erwerben, weder eine Anstellung bekommen noch Teil⸗ haber sein. Die Bestimmung gilt ab 15. April 1916.

Portugal.

Nach Blättermeldungen hat der Ministerpräsident ein Rücktrittsgesuch des ganzen Ministeriums eingereicht.

Niederlande. Das Kriegsdepartement teilt laut Meldung des „W. T. B.“ mit, daß wegen des Auftretens der Genickstarre in ver⸗ schiedenen Gemeinden die Einberufung des Rekruten⸗ sjahrganges 1916 und der Landsturmmänner, die vom 10. bis 16. April in die Armee eingestellt werden sollten, auf⸗ geschoben worden ist.

.— -Aus dem Haag wird anläßlich der Anhaltung des mit Chilesalpeter beladenen holländischen Dampfers „Lodewijk van Nassau“ den Blättern vom Ackerbau⸗ minister, obiger Quelle zufolge, amtlich mitgeteilt, daß die heftigen Regengüsse im Vorfrühling, durch die der Boden viel lösbare Stickstoffyerbindungen verloren habe, und die jetzt herrschende kalte Witterung eine besonders kräftige Salpeter⸗ düngung uotwendig machten. Die Anhaltung von Schiffen mit Chilesalpeter, die zur Folge habe, daß sie für die Bestellung der Aecker 8 spät kommen, werde sicher einen ungünstigen Einfluß auf die diesjährige Roggenernte haben, und da auch die Maiszufuhr zu wünschen übrig lasse und man infolge⸗ dessen Roggen zur Viehfütterung werde verwenden müssen, so stehe zu befürchten, daß die für Brot verfügbaren Roggen⸗ mengen im Jahre 1916 sehr gering sein werden. b

Griechenland. In der Sitzung der Deputiertenkammer am Mon tag ist es, wie „W. T. B.“ meldet, aus Anlaß der Neu⸗- besetzung des Finanzministeriums zu bewegten Auftritten ge⸗ kommen. Die Regierung stellte die Vertrauensfrage, bei

sicheren

Kochzwecke bis auf weiteres gänzlich eingestellt. Zum Zwecke

deren Abstimmung sie eine Mehrheit von 200 Stimmen von den 206 abgegebenen erhielt. 8

Verbrauchs wird Brenn⸗

Amerika.

Die Antwort Großbritanniens auf die Irme kanischen Vorstellungen wegen der Verhaftung 6 38 Oesterreichern, Deutschen und Türken auß * Dampfer „China“ bei Schanghai ist vom Staatsbenae⸗ ment in Washington veröffentlicht worden. par

Laat Meldung des „W. T. B. wird in der Note die Festn 6 damit gerechtfertigt, daß die femdlichen Fremden sich damit he dcin⸗ hätten, heimlich Waffen zum Versand nach Indien zu hemeh andere verbrecherische Anschläge auszuhecken. Wenn den Leuten baner worden wäre, in Manila zu landen, würden sie ihr schändlie Werk fortgesetzt und dadurch die Neutralität der Vereinigten St sich gefäbrdet haben. Der Staatssekretär Grev legt dar, daß na einzige internationale Dokument, das auf den Fall Anwendung f . die von Großbritannien nicht unterzeichnete Londoner Derkärin sei, in der die Gefangennahme von Personen auf Mitglieder nen waffneten Macht der Kriegführenden beschränkt werde. Der gene⸗ wärtige Krieg habe aber gezeigt, daß die Methoden, durch die g gen britanntens Feinde und namentlich Deutschland den Sieg zu 88 suchen, keine Grenzen kennen. Es seien in vielen Teilen der Mel auf neutralem Boden feindliche revolutionäre Anschläge ve Pläne zur Zerstörung des Seebandels ꝛc. entdeckt worden. 1 Note ermnert an die zahlreichen deutschfreundlichen ve schwörungen in den Vereinigten Staaten und sagt dann, daß das Ansuchen um Freigeleite für Deutsche, die aus den Pa einigten Staaten zurückkehrten, nachdem ihre Gegenwart dem Vn unbequem geworden sei, auf der Anerkennung der Tatsache bern habe, daß auch andere Personen gefongen genommen werden können als Angehörige der bewaffneten Macht Kriegführender. Grey sprich die Erwartung aus, daß die Verefnigten Staaten angesichts der voß ihm angeführten Tatsachen nicht länger daran festhalten werden, d die Gefangennahme auf dem Dampfer „China“ ungerecht ferte

gewesen sei. Asien.

Einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ zufolge die Nsh e Pets e der Provinz Tschekiang ertlent worden.

8 8

Großes Hauptquartier, 13. April. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz.

Im allgemeinen konnte sich bei den meist ungünstigen Be obachtungsverhältnissen des gestrigen Tages keine bedeutenden Gefechtstätigkeit entwickeln. Jedoch blieben beider seits der Maas, in der Woevpreebene und auf der Chte südöstlich von Verdun die Artillerien lebhaft tätig.

Südöstlich von Albert nahm eine deutsche Patrouille in englischen Graben 17 Mann gefangen. .“

Ein französischer Gasangriff in Gegend von Puisaleine (nordöstlich von Compiègne) blieb ergebnislos.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Südlich des Narocz⸗Sees verstärkte sich das russisce Artilleriefeuer gestern nachmittag merklich.

Oestlich von Baranowitschi wurden Vorstöße feindlicher Abteilungen von unseren Vorposten zurückgewiesen.

Balkankriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse. 8

Oberste Heeresleitung.

8

Wien, 12. April. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet

Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts von Bedeutung.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Die lebhafteren Geschützkämpfe in einzelnen Fronkz abschnitten dauern fort.

Bei Riva wurde der Feind, der sich in einigen vot⸗ geschobenen Gräben und einer Verteidiaungsmauer südlic Sperone festgesetzt hatte, aus diesen Stellungen wieder bver⸗ trieben. Der italienische Angriff ist somit vollständig c⸗ geschlagen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant. Der Krieg zur See.

London, 12. April. (W. T. B.) „Lloyds“ melden, di der schwedische Dampfer „Murjak“ (2335 Tonnen), Philadelphia nach Narvik mit einer Kohlenladung unterwegt gestern infolge einer Exrplosion gesunken ist. Die d. Jatzung ist gelandet. Einer späteren Meldung zufolge ist R. Dampfer versenkt worden.

YNmuiden, 12. April. (W. T. B.) Ein hier eingetroffen Fischdampfer brachte die ganze von ihm aufgenommene . satzung des dänischen Dampfers „Dorthen“ von Methil (Schottland) nach Esbjerg mit Kohlen untermwegt am Montag um 3 Uhr Nachmittags auf 55 Grad 45 Münut nördlicher Breite und 3 Grad 30 Minuten östlicher Länge celt eine Mine gestoßen und gesunken war. Die Besatzun hatte 21 Stunden in den Booten zugebracht. Der Kanmüm J. Jessen ist verwundet.

Amsterdam, 12. April. (W. T. B.) Die Direkin des Westindischen Postdienstes hat ein drahtloses Telegramm vom Kapitän des neuen Dampfers „Columbia“ erhatte wonach das Schiff um 5 Uhr 45 Min. früh auf 51 Grul 51,5 Min. nördl. Breite und 1 Grad 56 Min. östl. Lün wahrscheinlich auf eine Mine gelaufen sei. Der Dampfc fährt langsam nach dem Sunk⸗Leuchtschiff zurück. Das Vm schiff ist voll Wasser. leistet Beistand. Der Kapitän hofft, das Schiff nach Na Londoner Hafen bringen zu knnen. Aus Hoek sind Schlem dampfer zu Hilfe geeilt. Die „Columbia“ wurde im vorimn Jahre gebaut und war für 710 000 Pfund Sterling an er Nemw Horker Reedereifirma verkauft worden. mit Regierungsgetreibe nach Holland unterwegs war, nach seiner Ankünft in Amsterbam an die Käufer abgeliefch werden sollen. G

8 Der Krieg in den Kolonien. Lissabon, 12. April. (W. T. B.) Per Kommanhag von Porto Amelig in Parin giesisch Hstafrika meldet, dm

die von den Deutschen hesetzte O eischaft Kiongg wieder cn genommen worden sei.

mit, da⸗

1190 4

Der norwegische Dampfer „Han

Das Schiff. 80

liegt GFenaezörten Gebietsdreieck. Dieses durch den jetzt Hochwasser Jsta 8 Kovumafluß vom übrigen Schutzgebiet getrennte und daher bhererteivigungsfähige kleine Gebiet ist offenbar deutscherseits ge⸗ 9 8 aledann von den Portugtesen besetzt worden. Von einer tum. einnahme durch die Portugiesen kann keine Rede sein, da es X gehört hat und auch während des Krieges seither noch nie

n ihnen besetzt war.)

15 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen b pheitsamäg⸗ vom 12. April 1916 hat folgenden Fisher cundbeitsstand und Gang der Volkskrankheiten. (Ghesetzg⸗bung 4 Favern.) Trichinengefahr. Tierseuchen im Deutschen Reiche, Mhän Verm ischtes. (Deutsches Reich.) Leberegelkrankheit der heinder und Schafe. Geburtenbäufigkeit und Säuglingssterblichkeit

sdten, lalc vnh heng n, han, estäünen. 1915. wabsen. Leipzig.) Salatölersat.. (Sachsen⸗Weimar.) Geheim⸗ 902 (Desterreich.) Gutachten, betr. „Lacrimae Ehrlsc-beim. Phaagn-. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle emndeutschen Drten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Des⸗ leichen in größeren Setiaien, s . Ficen, fankanass in - äusern deutscher Großstädte. esgleichen in deutschen bengan Landbezirken. Witterung. 8

Statistik und Volkswirtschaft 1

die im Ertrage stehende Rebfläͤche und der ertrag in Preußen im Jahre 1915.

Nach den Ergehnissen der Anbauermittlung vom Juni 1915 be süg deaßen 19 598 ha Rebland vorhanden, . 1. Sg 42) ha estokt waren, und zwar 15 045 ha mit weißem und 1384 ha mit ntem Gewächs; die ührfgen 3169 ha standen nicht im Ertrage. Nüf süt eüstinea Regierungsbezirke verteilten sich diese Flächen, ie folgt: 9

Weinmost⸗

Hektar Rebland im Ertrage 3 bestockt mit nic

weißem rotem V (ßewaͤchse Ertrage

über⸗

Riegletungsbeziek haupt

zu⸗ sammen

74 3 117 14 131

4 95 99 1 109 308 599 36 635 Merseburg. 214 l 285 134 419 8“ 1 1 .. 8 1 9 41 50 Wiesbaden. 2925 62 2987 955 3942 ö““ 6643 780 7423 1516 8939 E““ 3 15 46 3 49 1“ 4854 6 4860

potsdam . rankfurt

. 4 eiegnitz. 291

469 5329.

Der Mostertrag und dessen Wert wird dem Erlasse des Reichs⸗ inzlers vom 10. Juli 1902 entsprechend nach den Auskünften ver etschaften mit einer im Ertrage stehenden Rebfläche von je nindestens 20 ha berechnet. Im verflossenen Jahre gab es s solcher Weingemeinden mit zusammen 14 585 ha oder 9 Hundertteilen der ganzen bestockten Fläche. Fuür die Berechnung ²e Ertrags der übrigen 11 Hundertteile nach H⸗ktolitern und Wert sind dieselben Verhältnisse angenommen, wie sie sich für jene 9 in den betreffenden Weinhaugebieten herausgestellt haben. Seit 908 erfolgt die weitere Aufbereitung der Moststatistik nicht mehr, wie früher, nach politischen, sondern weil charakteristischer dach natürlichen Gebieten, deren Gewächse von annähernd gleicher it sind. Als solche Weinbaugebiete werden in Preußen an⸗ mommen: 1) die in den Regierungsbezirken Frankfurt, Posen und egnitz, 2) die im Regierungsbezirke Potsdam und in einigen Kreisen ² Meiseburger Beztrkes sowie 3) die im Soale⸗ und Unstrutgebiete

borkommenden Weingemeinden, 4) das Maingebtet, 5) der Rheingau,

das Rheingebtet außer dem Rheingau, 7) das Nahegebiet, 8) die Gebiete der Mosel, Saar und Ruwer, 9) das Ahr⸗, 10) das Lahn⸗ ebiet und 11) die in den Kreisen Erfurt (Land), Witzenhausen, Geln⸗ zusen und Obertaunus vereinzelt vorkommenden Weinbau treibenden Gemeinden. Da es im 2., 10 und 11. Gebiete an Weingemeinden it 20 und mehr Hektaren ertragfäh'gen Reblandes fehlte, mußten ür kiese die Staatsdurchschnittszahlen aushelfen.

Der so errechnete Ertrag des ganzen bestockten Reblandes on 16429 ha bezifferte sich im Jahre 1915 auf 737 905 hl Most Werte von 44 390 575 ℳ, wovon 708 933 hl bezw. 42 793 764 uf Weiß⸗ und 28 972 hl und 1 596 811 auf Rotweine entfielen. Pen beirben Gewächsen zusammen brachte das Hektar also durch⸗ hnittlich 44% hl im Werte von 2702 oder 60,2 für das ektolster; bei den Weißweinen ergaben sich 47,1 hl bezw. 2844 ℳ,

der den roten 20,9 hl bezw. 1154 vom Hektar, sodaß der Wert sir e. Hektoliter des Weißweins 60,4 und der des Rotweins 55, gträgt.

Obgleich das Jahr 1915 hinsichtlich der Menge und Güte sowie

les Gesamtwerts des gekelterten Mostes das lohnendste seit 1902,

n ersten Jahre dieser Ermittlungen, war, erreichte der durchschnitt⸗ Hektoltterpreis mit 602 doch nicht den manches anderen Jahr⸗

8 (1906. 1913, 1911 und 1910); denn bei der Preisbildung dürfte licht die Güte allein, sondern auch das noch dem ungewöhnlich hohen Ertrage starke Angebot und die infolge des Krieges verminderte Nach⸗ ege mithestimmend gewesen sein. Eine Vergleichung des Most⸗ sewinns und seines Geldwerts in den einzelnen Jahren seit 1902 eietet die folgende Uebersicht:

Durchschnitts⸗

F Preis Ertrag für das

vom Hektar Hektoliter hl

ostertrag im

Gesamt⸗ werte

1 1 1 Mℳ

Wein⸗ ge⸗ mein⸗

Jahr

von überhaupt Hektaren

1902 903

43³,4 36,5 60,0 48,7 67,7 55,3 47,9 49,9 82,2 50,9

18 163 13 22,8 21 861 055 327 36 272 489 33,0 18,4 20,5 20,1 127,68 15,3 31,4 24 7 12,7 73,0 8

18 336 18 316 18 305 18 208 18 100 18 033 108, 2 17 668 109, 240 17 601 H10,†238 17 232 dül- 1 17 100 912 17 101 913 17 216 914

418 842 598 933 604 721 335 215 16 335 812 283 669 19 214 497 370 107 20 477 016 355 153 17 005 877. 309 446 15 437 494 263 107 21 940 795 537 197 44 136 256 492 558 21 511 808 218 264 15 925 798 16 986 223 302 11 683 994 13,1 52,8 915 16 429 787 905 44 390 5751 44 602.

Die Güte des Jahrgangs 1915 ist in den einzelnen Lagen zwar tor verschirden, im çanzen aber besser als die der früheren, mit leiniger Ausnahme von 19 bl, ausgefallen; im Staatsdurchschnitte raren hei den Welßweinen 41 v. H. der gewonnenen Menge als sehr gut“, 52 als gut“ und 7 als „mittel“ zu beurtellen, während hbei dem roten Gewächse 1 v. H. als „sjehr gut“, 18 als „gut“’ und d1 alg mittel“ befunden wurden b

Trotz der sehr ergiebigen Kelter sind vom Jahrgang 1915 an icht gatelterten Irauben bedeutend gröhere Mengen zun Verkauf langt als in den Norlahren. Ngs Sen Berschten der Gemeinden nit h und mehr Hekigren Ertragfläche bellef sich der Verkauf in

0h 90 007

in dem südlich der Rovumamündung 2 Deutsch

1. Weinbaugebiete auf 60 dz und der Erlös dafür auf 3120 ℳ, im 3. Gebiete auf 57,5 dz bezw. 2082,0 ℳ, im 6. auf 210 dz be‚w. 8476 ℳ, im 8., auf 145 dz berw. 7425 ℳ, zusammen auf 472,% dz und 21 103,70 gegen 249 dz und 9624 im Vorjahre. Der Absatz in den nicht zum Ber'cht herangezogenen Gemeinden mit weniger als 20 ha Fläche ist nicht bekannt.

Aus den oben zusammengestellten Flächenzahlen geht hervor, daß der Weinbau mehr und mehr zurückgegangen ist, und zwar von 18 336 ha im Jahre 1902 auf 16 429 ha im Jahre 1915, also um 10,4 Hundertteile der gesamten bestockten Rebfläche. Ueber den Grun;d des hauptsächlich in den Weingebieten der östlichen Re⸗ gierungsbezirke festgestellten Rückgangs hat sich nur aus einigen Be⸗ richten dieser Gegenden entnehmen lassen, daß manche Rebanlage, die wegen zu geringen Ertrages ausgerodet wurde, nicht wieder bestockt werden soll. Aber auch in den meisten westlichen Hebieten hat eine geringe Abnahme stattgefunden. So haben seit 1902, abgesehen von den unbedeutenderen östlichen Bezirken, die Weinbaugebtete der Re⸗ gierungsbezirke Frankfurt, Liegnitz und Merseburg 69 bezw. 53 und 61, die wichtigeren westlschen Bezirke Wiesbaden und Koblenz 5 und 12 Hunderrtelle ihrer Flächen verloren; eine Zunahme hat sich nur im Regierungsbeziik Trier (23 v. H.) ergeben. (Nach der „Stat. Korr.“) 8 .““

KRnununst und Wissenschaft. 88

ür die Bildnissammlung der Berliner Nationalgalerie in Schinkelg alter Bauakademie ist durch die Verkaufs⸗ und Ver⸗ mittlungsstelle des Vereins Berliner Künstler ein bedeutendes Bildnis Goethes erworben worden, das der Düsseldorfer Akademieprofessor Heinrich Kolbe 1792 in Weimar gemalt hat, und das Goethe als Staatsminister darstellt. Bekannter geworden ist das pathetische Goethebildnis Kolbes, das Karl August für die Jenaer Universitäts⸗ bibliothek stiftete und das den Dichter im Mantel mit der Schreib⸗ tafel angesichts des Aetna darstellt. Das Berliner Goethebildnis ist im Mai und Juni jenes Jahres entstanden; Goethe hat oft dam ge⸗ sessen, und er soll es später der Löwenwirtin Friederike Schäfer in Weimar geschenkt haben, als Gegengabe für eine Sammlung seltener Münzen, die ihm die Frau zum achtzigsten Geburtstage stiftete. Zuletzt war es im Privatbesitz in Friedrichshagen. Kolbe, der bet Vincent und Gérard in Paris gelernt hat, malte das Brusthild Goethes in ruhigster Haltung, im langen Rock des Staatsministers, die Brust und den Hals mit vier Orden geschmückt, das Auge blickt groß und freundlich auf den Beschauer. Die Bildnissammlung der Nattonal⸗ galerie besitzt auch eine Büste Goethes von dem Weimarer Bildhauer Martin Gottlieb Klauer, die den Dichter in der Zeit nach seinem nömschen Aufenthalt in der Blüte männlicher Schönheit darstellt.

Unter dem Titel „Geistige Veranlagung und Vererbung“ hat der Dr. phil. et med. G Sommer im Verlag von B. G. Teubner eine Schrift berausgegeben (Band 512 der Sammlung „Auz Natur und Geistesrwelt“*), der die nachstehenden Ausführungen über Genie, Talent und Vererbung entnommen sind:

Die Wahrscheinlichkeit, daß das Genie felbst sich vererbt, ist äußerst gering; es tritt in den Geschlechterfolgen vereinzelt auf, wie jeder weiß. Man kann wohl auf den Gedanken kommen, Talente züchten zu wollen, das Genie kann man nicht züchten, es gibt keine genialen Familien, wie es wohl talentvolle gibt. Also wie entsteht es? Wir antworten: durch eine glückliche Vereinigung passend ausgestatteten väterlichen und mütterlichen Keimgutes. Rob. Sommer, Gießen, hat in dieser Absicht die Goetheschen Ahnen in einer seltenen Vollständigkeit zusammengestellt und Gesichtspunkte gewonnen, die zu ähnlichen Forschungen ermutigen. Wie in dem Elternpaar Bismarck zwei ganz verschiedene Lebenskreise sich berühren, der Beamtenstand, d. h. das gebildete, durch weitzurück⸗ reichende öͤffentliche Pflichtstellung gekennzeichnete Bürgertum und der Uradel, so sind die Eltern Goethes päterlicherseits aus dem Hand⸗ werkerstande hervorgegangen, also einer Schicht von fonkreter Wirk⸗ lichkeitsanschauung und nachhaltigster Ausarbeitung einzelner, wenn

auch enger Vorstellungskreise, und mütterlicherseit“, besonders durch die Großmutter Textor, geb. Lindheimer, aus dem höheren und ge⸗ bildeten Bürgerstande, die, soweit sie den obersten Ahnenreihen an⸗ gehören, von der Geistetbewegung der Reformationszeit berührt waren oder künstlerische Anlagen vermuten lassen, in den unteren, in verschtedenet Weise an den intellektuellen und siltlichen Vorzügen ihrer Zeit nachweisbaren Anteil hatten. Die ganz außerordentliche Steigerung der also im Ahnenkeimgut erkennbaren Spuren goethischer Begabung in dem genialen Sprößling würde dann etwa so erklärt werden können, daß eben in der Mischung eines so verschtedenartigen, wenn auch als einzelnes nicht hervorragenden Keimguts die Möglichkeit einer so glücklichen Verflechtung aller, ja gänzlich unabsehbaren Be⸗ dingungen für das Zustandekommen dieses Ausnahmefalls gegeben war und daß, vielleicht eben durch dieses besonders passende Zufammentreffen, Vererbungswerte, die sich bei den Ahnen in gemäßigter und nicht un⸗ gewöhnlicher Ausprägung verstreut oder in Gruppen vorfinden, hier in gesteigerter Kraft, in besonders günstiger Gruppierung auftreten. Es kommt vor, daß ein Talent, wenigstens soviel man sehen kann, einem gänzlich unvorbereiteten Boden entspringt, soweit das Keimgut und nicht das Ueberlteferungsggut in Betracht kommt. Ich greife eine Perfönlichkeit heraus, die wie ein Genius der Anmut in der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit ihren Liedern die Welt durchzog: Jenny Lind, dieses hochbegabte, wahrhaft edle Merschen⸗ kind stammte von gänzlich kunstfremden, ja kunstfeindlichen Eltern geringen Standes. Das ist ein seltener Fall gegenüber sehr vielen, in denen sich in den Vorfahren Hinweise auf die besondere seelische Qualität des berühmt gewordenen Abkömmlings finden. Es ist u. a. bemerkenswert, daß die Begabung der Familie Becellio, deren Stern natürlich Tiztand ist, sich ebensooft auf juristischem wie auf malerischem Gebiet äußert. Die zablreichste Musikerfamilie ist dte der Bachs. Aus diesem kräftigen Geschlechte, über das der 30 jährige Krieg hinwegging, ohne es zu ersticken, nennen die Musiker⸗ biographien heute 57 hervorragende Namen. Seinen Höhepunkt hatte es in Sebastian, dieser vorbildlichen Verschmelzung künstlerischen und ethischen Höchstwertes. Seh. Bach ist zweimal mit Frauen aus musikalischen Familien verheiratet gewesen und hatte die größte Seltenheit bei einem Genie zahlreiche hochbegabte Söhne, Erben seines Talentes: 1730 schreibt Bach von seiner Kinderschar: „Insgesamt aber sind sie geborene Musicie. Als besonders lehrreiches Beispiel für unser Thema erscheint die Dichtergestalt Grillvarzers. Ganz von selbst kommen bei ihr sämtliche Gesichtspunkte noch einmal abschließend zur Sprache. Un⸗ gleiche psychische Veranlagung der Eötern; der Vater ein kaltherziger, übergenauer Jurist; die Mutter eine überempfindsame, phantasie⸗ volle, musikalische, krankhaft⸗verlebare Psyche, sie endet durch Selbstmord. Kräfligkeit und Gesundheit der psychischen Konsti⸗ tution: von G.s drei Brüdern war einer paranolsch, einer ein Verschwender, der dritte endete durch Selbstmord. Der Hechbegabte war also gerade der am wentgsten krankhafte. Kehlen eines Schlußsteins im Bau seiner Psyche, und zwar eines ethischen Bestandteils: der Entschlußfähigkeit. G. war geneigt, sich von Hemmungen überwältigen zu lassen. Es ist bezeschnend, wie dieser Mangel bei seiner Begegnung mit der genialen Vollnatur Goethe hervortrat: von diesem mit Ehren empfangen und zu wiederholtem Besuch eingeladen, reiste G. in der Befürchtung ab, dem längeren und näheren Zusammensein mit Goethe innerlich nicht gewachsen zu sein. G. trug sein ganzes Leben schwer an dieser Minusanlage. G. war für ein Dichtertalent frühreif. Produktionspausen und Insptration. G. konnte viele Monate als trockener Finanzbeamter umhergehen, bis ihn ein glückliches Motiv zu fast ununterbrochener, sofort formvollendeter Produktion an das Hult bannte. Parallelen dazu bietet die Geschichte der Talente in Fülle. Die normale Ermüdung ist hierbei nahezu ausgeschlossen, ein biolvalsch sehr bemerkenswerter Umstand. Nebentalent: G. war ein leidenschaftlicher Musiker, was wohl ein Muttererbe war. Doppeltalente sind verhältnismößig bäufig, es sei an Michelangelo, den Dichter, Lionardo, den Mechankker, Rubens, den Diplomaten, erinnert.

G. hatte nicht bloß keine hochbegabten, sondern überhaupt keine

öSeh. Dabel war seine feingestimmte Psyche zur Liebe ge⸗

schaffen, wie die Beetbovens bei beiden „kam es nicht dazu“, der

Liebe Leid und Sehnsucht haben sie reichlich gekostet. Ueber pie

Ehen der Talent⸗ wäte viel zu sagen. Schlller schloß eine

Etze, die ibn stark gefördert hat, Goethes EGhe wird erlt

bei eingehentem Studium verständlich und bleibt betauerlich weder der eine noch der andere hatte begabte Nachkommen. Das ist, mit verschwindeden Ausnahmen, das Schicksal des Genies, es ist im besten Falle nach wenigen Generotionen guch das des

Talents. Waz bedeutet es nun, daß diese Höhepunkte werden, im biologischen Sinne, was hat die gewaltige Schwin⸗ 86 ungzbreite der menschlichen Seelenfähigkeiten uns zu sagen⸗ Sie

aben, festgehalten und verwertet in der Ueberlieferung und, das

psychliche Erbe in seigem tiefsten Wesen veredelnd, ihren besonderen

Sinn in der menschlichen Entwicklung, ihre gerichteten Ziele. Die

Talente sind zugleich die Propheten, welche die fernen Endpunkte

dieser neuen Entwicklung ahnen und vorempfinden lassen, die die

Massen der Individuen diesen Zielen unmerklich entgegentreiben.

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Vor der National Academy of Sclence in New York hielt der Russisch⸗Amerikaner M. J. Pupin inen Vortrag über seine neue Erfindung, welche die drahtlose Telephonie auf piele Tausende von Kilometern ermöglicht, während bisber die Verständigung schon bei einigen hundert Kilometern auf Schwierigkeiten stieß. Die American Telephone and Telegrabh Company hat in der funken⸗ telearaphischen Statton in Arlington bei Washinaton, einer in staat⸗ licher Berwaltung stehenden Großstation, eine Sendeeinrichtung für drahtlose Telephonie getroffen, durch die es, wie „Die Umschau be⸗ richtet, gelang, mit einer Empfangseinrichtung auf Mare Island bet San Francisco, 4500 km entfernt, eine telephontsche Verständigung herbei⸗ zuführen. Dabei wird bervorgehoben, daß das telephonische Gespräch vom Stadtbureau New YPork der genannten Gesellschaft auf gewöhn⸗ lichem elektrischen Wege nach Arlington übertragen und dort dem funkentelegraphischen Sendeapparat automatisch übermittelt wurde. Bald nachdem der Versuch einer drahtlosen telephonischen Verständiaung über das amerikantsche Festland gelungen war, wurde bekannt gegeben, daß ein Angestellter der Gesellschaft der Großstation Pearl Harbor auf Hawai, 8000 km von Arlington, das Gespräch vernommen hat. Die Verständigung war dort nicht besonders gut, schon wegen der un⸗ zureichenden Antenne. Die Störungen durch atmospharisch⸗ Elektrizität, die sich während des Gespräches durch schußähnliche Entladungen be⸗ merkbar machten, sind noch größer und empfindlicher als beim Aus⸗ tausch von Morsezeichen mittels Telegraphenapparaten. Pupin soll es nun auch gelungen sein, diese Störungen zu beheben. In dem durch elektrische, dem Ohr hörbar vermittelte Wellen bedeckten Umtreis von 9000 km um Wahington sind dte großen europätschen Städte gelegen, und es eröffnet sich der Ausblick auf einen telephonischen Verkehr zvischen Amerika und Europa. Jedenfalls werden die erst nach dem Kriege in Angriff genommenen eingehenderen Versuche diese Möglichkeit zu erhärten haben. Pupin hat sich bereits früher durch die Erfindung der Pupin⸗Spulen einen Namen gemacht; diese Spulen erhöhten die Reichweite telephonischer Drahtleitungen zanz bedeutend.

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Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Bei Forschungen nach dem Erreger des Fleckfiebers ist der Professor Dr. W. Stempell, Ordinarius der Zooloagte an der Unsver⸗ sität in Münster, auf einen bisber unbekannten Parasiten der Kleiver⸗ laus gestoßen, der sich als Erreger jener Krantheit aufs schwerste verdächtig gemacht bhat. Das vorläufige Ergebnis seiner Unter⸗ suchungen, das der Gelehrte in der „Deutschen Medizinischen Wechen⸗ schrift“ veröffentlicht, maß allerdings die Frage, ob der Parasit wirtlich der Schuldige ist, noch offen lassen; sie kann nur durch Untersuchun sehr großen Läusematerials ensschieden werden, für dessen Herbeischaffn sich Stempell bereits der Unterstützung der Medizinalabteilung des Kriegsministeriums erfreut. Der verdächtsge Parasit, vermutlich ein Protozoon, macht einen Teil seiner Eatwicklung in den Geweben der Kleiderlaus durch, gelangt dann in den Darmkanal der Tiere und von da nach außen. Bei der innigen Berührung zwischen Laus und Mensch wird er so zuweilen in großen Massen auf den Menschen übertragen und kann sonach auch als Parasit des Menschen angesehen werden. Hoffentlich kann der Gelehrte seiner überraschenden Feststellung bald die endguͤltige zweite folgen lassen, die den lange gesuchten Erreger

kheit zur Bekämpfung stellt.

Da der Walfischfang meist in solchen Gebiet statten geht, die zum enalischen Kolontalreich gehören, ist es verwunderlich, daß die Engländer Anstalten trafen, daß die aus dem Walfischfang gewonnenen Erzeugnisse, also in erster Linie das Oel, nicht in die Hände der Geaner Englands gelangen. Das Ergebnis des Walfischfangs im Jahr 1915 war nach dem „Export“, dem Organ des Zentralvereins für Handelsgeographte, im allgemeinen nicht un⸗ günstig, wie aus dem Umstand heryvorgebt, daß die Norweger den Wert ihrer Fangausbeute auf 32 Millionen Kronen berechnen. Diese Ausbeute bestand in rund 464 000 Fässern Oel und ungefähr 113 000 Saͤcken Guano, Knochenmehl und Krafifutter. Immerhin blieb diese Ergebnis gegen 1913, das 600 000 Fässer Oel⸗ brachte, zurück. J gewöhnlichen Zeiten ist der Walfischfang, der mit einem seh umfangreichen Apparat betrieben wird, ein kostspieliger Betrteb zumal die wichtigsten Fangfelder in sernen Gebieten liegen. Was die nördliche Halbkugel betrifft, so hat England auf Grund des Krieges den Walfischfang von den Stationen auf den Shetlandiaseln, den Hebriden und von der Westküste Irlands aus verboten. Bei den Färöern und bei Island wurde nur eine geringe Fangtätigkeit ausgeübt, und bei Spitzbergen, wo sich eine Walfischfangstation in Green Harbour am Eingang zum Eissjord befindet, herrschten im letzten Sommer so ungünstige Eisverhältnesse, daß die Fangdampfer ohne Ergebnis zurückkehrten. Um so ergiebiger waren die Fanggebtete in der Antarktis. Bekanntlich hat die schwedische Südpolarexpedition von 1901/01, deren Letter Otto Nordenstjöld war, und die in den Ge⸗ bieten südlich und füdwestlsch von Südamerika wirkte, zuerst auf den dortigen Reichtum an Walfischen hingewiesen, und es dauerte nicht lange, bis sich die Walfischfanggesellschaften mit der ihnen eigenen Gründlichkeit diesen Gebieten zuwandten. Vor allem wurde die Insel Süd Georgien eine Hauptstation des antarkttschen Walfischfangs. Unter dem Tierbestand dieser Meeresteile sind besonders der speck⸗ und bartenreiche Blauwal sowie der Finnwal stark vertreten. Tratz des lebhaften Ausrottungskriegs gegen diese Tiere ist der Walfisch⸗ bestand in jenen Gegenden nach zehnjähriger Fangtätigkeit noch nicht merklich vermindert.

.“

Verdingungen.

Der Zuschlag auf die von dem Verwaltungsressort der Kalserlichen Werft in Wilhelmshaven am 30. Marz 1916 verdungenen Erd⸗, Ramm⸗ und Maurerarbeiten für die Herstellang einer Ueberdachung zwischen Geschützlagerhaus 1 und 2 auf der Paa⸗ werft ist der Firma A. Lehmann, Baugeschäft, Rüstringen I1, erteilt

worden.

Theater und Musik.

1 85 Sen e et mird mongen, 8. Dr reischütz“ in folgender —— 5 vrum Granfelt, Aennchen: Frau Engel, Max: Ham Krchnan. Otnaban

Herr Bronsgeest, Casvar: Beodnam, Gramit Homr Bodman, ais Gast, Kilian: Herr Habzich, Denh. Dor Krascd. Detgtchnch üt den

Eeneralmufikdirektor Dr. Strauß.