1916 / 102 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 May 1916 18:00:01 GMT) scan diff

Küste von Smyrna genäheri hatien, beschossen wirkungslos einige Oertlichkeiten und entfernten sich alsdann.

Der Krieg zur See. 8 Berlin, 29. April. (W. T. B.) S. M. Unterseeboot „U, C 5„ ist von seiner letzten Unternehmung nicht zurück⸗ gekehrt. Nach amtlicher Bekanntmachung der britischen Admiralität ist das Boot am 27. April vernichtet und die Be⸗ satzung gefangen genommen worden. 16 Der Chef des Admiralstabs der Marine.

London, 29. April. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ zufolge sind der Konteradmiral Freemantle und 22 Offiziere des Schlachtschiffes „Nussel“ gerettet.

London, 30. April. (W. T. B.) „Lloyds“ melden: Der englische Dampfer „Teal“ ist versenkt worden. Er war unbewaffnet.

Kunst und Wissenschaft.

Am Sonnabend wurde im neuen Kaiser Wilhelm⸗Institut für Biologie in Berlin Dahlem eine Hauptversammlung der Kaiser Wilhelm⸗Gesellschaft zur Förderung der Wissen⸗ schaften abgehalten. Im Bebltotheksaal des Instituts versammelten sich die Mitglieder der Gesellschaft und die Ehrengäste, darunter der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz, der Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow, der Finanzminister Dr. Lentze, der frühere Minister für Handel und Gewerbe von Möller, die Rektoren der Berliner Hochschulen. Der Präsident, Wirklicher Geheimer Rat, Professor D. Dr. von Harnack, eröffnete den geschäftlichen Teil der Hauplversammlung durch eine Ansprache. Er gedachte Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Allerhöchstwelcher im Geiste mit der Versammlung sei, und schlug vor, an Seine Majestät das folgende Huldtgungstelegramm abzusenden:

„Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät, ihrem erhabenen Protektor, bringen die zur Jahresversammlung vereinigten Mitglieder der Kaiser E’““ ehrfurchtsvollste Huldigung dar. In rankbarem Rückolick auf die Tagungen, welche durch die Gegenwart Eurer Majestät ausgezeichnet waren, und beglückt durch die zahlreichen Beweise Allergnädigster Teilnahme und Fürsorge selbst in dieser harten Kriegszeit, erfüllt von heißem Dank gegen den Obersten Kriegsherrn und seine siegreichen Heere, wissen wir uns alle einig in dem Gefühle unbegrenzten Vertrauens zu Eurer Majestät und geloben, auch fernerhin in Krieg und Frleden der uns gesetzten und freudig übernommenen Aufgabe zu dienen: durch die Wissenschaft dem Vater⸗ land zu nützen. Gott schütze, Gott erhalte Eure Majestät.“

Der Redner begrüßte dann die Gaͤste und gab bekannt, daß Seine Majestät vier neue Senatoren ernannt habe: den Geheimen Regterungsrat, Pcofessor Dr. Planck⸗Berlin, den Geheimen Rat, Professor Dr. Krehl⸗Heidelberg, den Gehetmen Kommerzientat Franz Haniel⸗Düsseldorf und den Kaiserlichen Gesandten, Wirklichen Ge⸗ heimen Rat von Waldthausen⸗Essen a. d. Ruhr. Von der Mitalieder⸗ versammlung seien zu Senatoren gewählt worden: das Mitglied des Herrenhauses von Gwinner, der Geheime Bergrat Remy, der Kom⸗ merzienrat von Schmitzler⸗Cöln und der Geheime Kommerzienrat Zuck⸗ schwerdt⸗Magdeburg. Wirklicher Gebermer Rat von Harnack fuhr sodann fort: In der Denkschrift vom 21. November 1909, deren Veröffentlichung der Gründung der Kaiser Wühelm.Gesellschaft voranging, stehen die Worte: „Die Wehrkraft und die Wissenschaft sind die beiden Rarken Pfeiser der Größe Deutschlands.“ Durch die Kaiserliche Botschaft vom 11. Oktober 1910 wurde das Wünschenswerte und Not⸗ wendige verwirklicht. Im Frühjahr 1911 trat die Kaiser Wilhelm⸗Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften ins Leben und nahm sofort ihre Arbeiten auf. Fünf Jahre sind seitdem verflossen. Wehrkraft und Wissenschaft wir hatten die Aufgabe, der Wissenschaft durch die Forschungsinstitute zu dienen, in dem Glauben übernommen, daß auf lange Zeiten hinaus die Früchte der Wissenschaft der Wehrkraft unseres Vaterlandes nur indirekt zugute kommen werden. Lag doch eine 40 jährige Friedenszeit hinter uns, in der die fast 25 jährige Regierung unseres Katserlichen Herrn den Staaten und Völkern gezeigt hatte, wo Deutschlands Ziele liegen und durch welche Mittel sie erreicht werden sollen. ber wir hatten nicht damit geechnet, daß die beispiellosen Erfolge unserer inneren Entwicklung, die sich ausschließlich auf Arbeit gründeten, von den Nachbarn als Kriegserklärung aufgefaßt würden und in ihnen den verzweifelten Plan reiften, der Arbeit die Macht entgegenzusetzen. Macht geht vor Arbeit: so ist mit Recht der „Geist' definiert worden, der sich m Europa gezen uns erhoben hat. Alles andere war und ist nebensächlich. Wir stehen in dem ungeheuren Weltbrand mit dem stolzen Bewußtsein, daß nichts anderes ihn entzündet hat als die Anerkennung unserer durch Arbeit gewonnenen Kraft, und daß der „Kulturkrieg“, dessen Notwendigkert unsere Feinde unter unerhörten Schmähungen neben dem Weltkrieg gegen uns predigen, eine Triebfedern hat an verständnislosem Staunen und an der Wut neidischer Ohnmacht gegenüber unseren Leistungen. Daß wir uns selbst etwas auf diese Leistungen inbildeten, davon ist in deutschen Landen nichts zu spüren. Wir

rbeiten, weil wir wollen und innerlich müssen: „Verbiete du dem Seidenwurm zu spinnen.“ Dieses Wort gilt von den Deutschen. Die Arbeit ist uns Lebensbedürfnis; dahber würde, selbst wenn man den Baum unseres Volkes bis zum Wurzelstock abzuhauea vermöchte, er doch aus der Wurzel ausschlagen und grünen. Aber etwas ganz Unerwartetes und für sie Unwillkommenes haben unsere Feinde durch ibren Ueberfall erzielt: sie haben die deutsche Wissenschaft und Wehr⸗ kraft aufs engste zusammengeführt. Zwar wußten wir es längst, daß diese beiden Pfeiler bet uns nicht nur durch das Gebäude, das sie tragen, verbunden sind, sondern daß sie auch in der Tiefe einen verborgenen Zusammenhang besitzen; aber daß dieser Zusammenhang eta so unmittelbarer ist, daß die Wehrkraft direkt durch die Wissen⸗ schaft gefördert werden kann und sich hier fort und sort neue Ver⸗ bindungen auftun, das wußten wir nicht. Man sagt: „Die Not bricht Eisen“, aber sie bricht es heute bei uns nicht nur, sie schafft es auch, wenn sie sich an die Wissenschaft wendet, und ist es nicht gerade Eisen, so ist es doch anderes und vieles, was so wichtig ist wie Eisen. Im Dreiklang „Schaffen, OQrganisieren, Disziplivieren“, in diesem Dreiklang deutschen Geistes und deutscher Arbeit finden sich Wehrkraft und Wissenschaft zusammen. Jetzt schon auszublicken auf die Aufgaben der Gesellschaft nach dem Friedensschluß wäre ver⸗ früht, aber eins darf auch heute schon hervorgehoben werden: Tie wichtigste Aufgabe, die der zukünftigen inneren Gestaltung Deutsch⸗ lands gesetzt sein wird innerbalb der fortschreitenden Verstaatlichung und der „Zwänge“, die da kommen werden, dem Individuum und seinen Krästen Raum zu lassen und das Gleichgewicht der keollektiven und persönlichen Verantworllichkeit zu erhalten —, wird die Gesell⸗ schaft rur indirekt berühren. Als nächste Aufgabe wird sie angehen, die reine Wissenschaft neben der angewandten Wissenschaft aufrecht⸗ zuerhalten und sich in ihrer Pflege durch nichts be⸗ irren zu lassen. Wie wäre es, so fuhr von Harnack fort, wenn auch nur ein bescheidener Teil der Kriegsgewinn⸗ steuer der remen Wissenschaft durch Reichstagsbeschluß zur Ver⸗ fügung gestellt würde, zum Dank dafür, was sie im Kriege ge⸗ leistet hats Wie die Wissenschaft nicht nach Brot geht, so kann sie guch nicht betteln; wohl aber darf sie die minder Kundigen darauf Paweisen, daß zahlreiche wichtige und erfolgreiche wissenschaftliche Um suchungen der Gegenwart nur deshalb Erfolg hatten, weil sie über ses unbeschränkte Mittel anscheinend verschwenderisch verfügten. Ynscheinen verschwenderisch: die Natur selbst scheint die grözte Verschwender zu sein von taufend Keimen erhält sich kaum einer. Sie wird es wer anders nicht leisten können; mindestens anscheinend

keit der Preisregulierungskommissionen in kritischer Weise besprach.

elne Besprechung zwischen Vertretern der hohlländischen Universitäten

„Rggoletto“ in

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arbeitet die Wissenschaft billiger, und sie arbeitet in Deutschland meines Wissens noch immer am billiasten. Aber sie braucht Mittel, viele Mittel, doch bietet sie eine Kapitalsanlage, die dem ganzen Vater⸗ lande, ja der Menschheit zugute kommt. Die Kraft, die uns in diesem ungeheuren Kriege leitet und erhält, sie ist letztlich gewiß nicht die Wissenschaft, sondern jene aus den Höhen und Tiefen des Lebens gewonnene Weisheit, die mit allen Kräften des Gemütes und des sittlichen Willens verbunden ist. Das ist die königliche Weisheit; möge sie unserem Vaterlande bis zum Siege und über diesen hmaus erhalten bleiben, möge sie sich fo.t und fort stärker erweisen als die Anläufe der Feinde und als die dunklen Mächte, die ein langer Krieg überall aus der Tiefe ruft und dem Herolsmus entgegenstellt, den er erweckt.

Darauf erstattete der Schatzmeister Franz von Mendelssohn den Kassenbericht. Das Jahr 1914 ergab eine Einnahme von rund 2 723 000 ℳ, darunter 1 784 000 Aufnahmebeträge und sonstige Zuwendungen. Die Jahreseinnahmen für 1915 belaufen sich auf rund 2 438 000 ℳ. Unter den Ausgaben befinden sich die jährlichen Bei⸗ träge für die Forschungsinstitute in Höhe von 315 000 ℳ, einmalige Ausgaben in Höhe von 664 000 ℳ. Nachdem der Bericht des Schatzmeisters genehmigt worden war, hielt Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. Rubner, Direktor „des Kaiser Wilhelm⸗Instituts für Arvbeitsphysiologie, einen Vortrag über Deutschlands Volksernährung in der Kriegszeit, in dem er an der Hand graphischer Tabellen Uebersichten über die vor⸗ handenen Nährmittel gab und ernährungephystologische Betrachtungen anknüpfte, dabei auch die Maßnahmen der Behörden und die Tätig⸗

Ein Rundgang durch das neue Kaiser Wilhelm⸗Institut für Biologie, über dessen Aufgaben in Nr. 101 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ berichtet worden ist, beschloß die Haupiversammlung der Kaiser Wilhelm⸗Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften.

Literatur.

Von dem „Großen Bilderatlas des Weltkrieges“, den der Verlag von F. Bruckmann in München herausgibt und dessen an dieser Stelle wiederholt gedacht wurde, liegen die Liefe⸗ rungen 11, 12 und 13 vor. Ste enthalten Abbildungen nach Original⸗ aufnahmen über die Kämpfe in Antwerpen, in Flandern und Artois, in der Champagne, den Argonnen und Vogesen sowie solche von den Durchbruchsschlachten in Galizien. Mit diesen Lieferungen ist der 2, Band des wertvollen Werks begonnen worden, das auf 20 Lieferungen berechnet ist, deren jede 2 kostet 8

Wohlfahrtspflege. 8

Vor kurzem hat in Berlin eine Besprechung von Vertretern des Deutschen Hilfsbundes für kriegsverletzte Offiziere und des Deutschen Verbandes sür das kaufmännische Bild ngswesen über die Frage stattge⸗ funden, wie die kriegsbeschädigten Offiziere, die in das Erwerbe⸗ leben eintreten wollen, am besten für den kaufmännischen Beruf vorzubereiten sind. Es wurde für notwendig gehalten, für diese Zwecke besondere Erleichterungen zum Besuch der Handelshochschulen und der Handelsschulen zu schaffen. Dabei sind in der Regel jüngere kriegs⸗ beschädigte Offiztere auf den orvnungsmäßigen Weg der Ausbildung zu verweisen und ihnen nur gewisse Erleichterungen zu gewähren. Für verheiratete Oifisiere und solche im vorgeschrittenen Lebens⸗ alter wird eine abgekäürzte theoretische und praktische Ausbildung für möglich und nötig gehalten. Solche Kurse mit einer theoretischen Ausbildungszeit von 6 Monaten und einer praktischen von 8 Monaten sind für einige Mittelstädte, in denen die betreffenden Handelskammern die erforderliche Fürsorge übernehmen werden, vor⸗ gesehen. Ein erster derartiger Kursus ist bereits für die Stadt Braunschweig (Beginn Anfang Oktober) gesichert. Anmeldungen nehmen der Deutsche Hilfsbund für kriegsverletzte Offiztere (e. V.), Berlin W. 56, Französische Straße 29, und die Handelskammer für das Herzogtum Braunschweig in Braunschweig entgegen. 6

In Rotterdam fuͤnd, wie dem W. T. B“ berichtet wird, und Dr. Niedermeyer⸗Berlin statt, die bezweckte, eine Versorgung der deutschen, englischen, belgischen und vlamischen Kriegs⸗ gefangenen, insbesondere auch der Studenten, nach dem Muster des in Kopenhagen geschaffenen Universitätsausschusses mit Büchern, Bibliotheken und Liebesgaben zu be⸗ wirken. Den Vorsitz der nergegründeten holländischen Universitäts⸗ organtsation übernahm Professor Bruins⸗Rotterdam, ständiger Sekre⸗ tär wurde Dr. Rutgers⸗Amsterdam. Der holländische Ausschuß arbeitet zusammen mit dem in Deutschland unter dem Ehrenvorsitz Ihrer Kaiserlichen und Könsglichen Hoheit der Frau Kronprin⸗ zessin Cecilie stehenden Ausschuß zur Versendung von Liebesgaben an kriegsgefangene Akademtker, Berlin C. 2, Kl. Museumstraße 5 b.

Theater und Musik.

8 11“

Dienstag, wird im Königlichen Opernhause folgender Besetzung gegeben: Gilda: Fräulein Alfer⸗ mann, Maddalena: Fräulein Birkenström, Herzog: Herr Bergman, Rigoletto; Herr Schwart, Sparafuclle: Herr Schwegler, Monterone: Herr Bachmann. Ditigent ist der Kapellmeister von Strauß.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen im Rahmen des Shakespeare⸗Zvklus „Hamlet’ in Szene. Die Hauptrollen ltiegen in den Händen der Damen Nesper und Ressel sowie der Herren Sommerstorff, Pohl, Eschholz, Engels, von Ledebur, Leffler, Lukas und 88,Ee Spielleiter ist Dr. Bruck.

Die Titelrolle der beiteren Oper „Der Schneider von Arta“ von Waldemar Wendland, Tert von Richard Schott, die am Donnerstag im Deutschen Opernhause zum ersten Mal in Szene geht, wird Bernhard Bötel singen. Seine Braut, die kleine Schneiderin Ninetta, wird Elfride Dorp verkörpern. In anderen Hauptrollen werden Nelly Merz, Holger Börgesen, Eduard Kandl, Rudolf Gerhart und Jacques Bilk mitwirken. Musikalischer Leiter ist Rudolf Krasselt, Sptelleiter: Dr. Kaufmann.

in Berlin verstorben. Er war im Jahre 1854 in Insterburg ge⸗ boren, studierte in Leipzig, Heidelberg, Berlin und Straßbuig und widmete sich dann ganz der Literatur. Von 1886 bis zu seiner Berufung nach Wien war er Theaterkritiker der „Vossischen Zeitung“, in welcher Stellung er einen maßgebenden Einfluß auf das Theaterleben der Reich'hauptstadt gewann. Besonvers verhalf er dem seinerzeit viel angefeindeten Henrik Ibsen zur An⸗ erkennung in Deutschland und förderte als Mitbegründer der „Freien Bühne“ das dichterische Schaffen Gerhart Hauptmanns. Nach seiner Rückkehr aus Wien übernahm er das Kritikeramt am „Berliner Tageblatt“. Zahlreich sind seine durch reiches Wissen, Klarheit und Schärfe des Urteils ausgezeichneten Schriften, die sich zumeist mit der Bübne beschäftigen. Seit dem Jahre 1892 war Schlenther mit der

Königlichen Schaufpielerin Paula Conrad vermählt.

Die zwelte Gastspielaufführung des Deutschen Theaters in der Grooten Schouwbarg in Rotkerdam brachte, wie „W. T. B.“ meldet, Strindbergs „Totentanz“. Wegeners eindruckvolle Leistung erregte Bewunderurg Neben ihm wirkte stark Rosa Bertens. Diese Vorstellung hat jeden Widerstand überwunden. Reinhardts bis ins Kleiaste abgetönte Regie hat dem Pablikum neue Ausschlüsse über die Schauspielkunst gebracht. Den stärksten Erfolg hatte die dritte Vorstellung,„Was Ihr wollt“. Die Komik Waßmanns entfessellte schallendes Gelächter, aber auch Diegelmann, Kuehne und Krauß wirkten stark und die Damen Heims und Terwin entzückten die Zuschauer durch ihr edles Spiel, ebenso wie durch ihre Anmut. Das Joteresse des holländischen Pubrikums steigert sich mit jeder neuen Darbietung. Die künstlerische Bedeutung des Gastspiels wird

Hosrat Dr. Paul Schlenther, von 1898 bis 1910 Direktor des Hofburgtheaters in Wien, ist, wie die Blätter melden, gestern

Verebelicht: Stechow (Berlin).

Geboren:

Berlin, 1. Mai 1916.

wie „W T. B.“ mitteilt, in der Zeit vom 1. bis 4. Mat d. Js. ein dritter Kursus für Orthopädiemechaniker im Oskar⸗ Helene⸗H im in Berlin⸗Zehlendorf, Kronprinzenallee 171/173, von dem Chefarzt der Anstalt, Professor Dr. Biesalski, und dessen Afsistenten, Dr. Mollenhauer, abgehalten, in dem den Teilnehmern Gelegenheit gegeben werden soll, sich mit den neuzeitlichen An⸗ forderungen an die Herstellung von Ersatzgliedern und dergleichen, insbesonderne für Kriegsinvalide, vertraut zu machen. An dem Kursus nehmen 29 Personen teil.

In der autogenen Schweißanlage der Wagenfabrik von Neuß in Berlin⸗Halensee hat sich, wie hiesige Blätter berichten, am Sonnabendnachmittag eine Sauerstoffexplosion ereignet. Ein in der Nähe stehender Klempner wurde sofort getötet, ein Arbeiter starb bald an seinen schweren Verletzungen, ein dritter wurde schwer und fünf andere wurden leicht verletzt.

Der gestern in Berlin abgehaltenen Mithlteherverlamg⸗ lung des Deutschen Luftflotten⸗Vereins, die von dem Ge⸗ heimen Kommerzienrat Dr. Brosien⸗Mannheim geleitet wurde, wohnten, wie „W. T. B.“ berichtet, Vertreter des Kriegsministeriums, der Inspettion der Fliegertruppen und des Reichsamts des Innern bei. Die Mitgliederzahl ist im letzten Jahre von 9000 auf 36 000 estiegen. Der Reinüberschuß des letzten Jahres eb 231 745 ℳ. ür Wohlfahrtszwecke sind 72 450 bestimmt. Ein erheblicher Teil der Vereinsmittel soll zunächst dazu verwendet werden, genesenden oder erholungsbedürftigen Luftfahrern den Aufenthalt in geeigneten Kurorten zu ermöglichen. Anträge zur Unterstätzung notleidender Familien gefallener Luftfahrer sind an die Hauptgeschafls⸗ stelle, Berlin W. 50, Marburger Straße 6, zu richten. Die mit dem Deutschen Flugverband in Weimar, der sich dem Verein anschließen will, vereinbarten Satzungsänderungen wurden genehmigt. An Seine Majestät den Kaiser und König wurde ein Huldigungs⸗ telegramm abgesandt.

Im Lessing⸗Museum (Brüderstraße 13) hält am Donners⸗ tag, Abends 8 Uhr, Max Nentwich einen Vortrag „Von Berlin bis Konstantinopel“ mit Lichtbildern.

Dr. Ludwig Faesee wird seine Erlebnisse an der Ost⸗ und Westfront in einem Vortrag wiedergeben, den er am Freitag, Abends 8 ¼ Uhr, in der Philharmonie halten wird.

In der „Urania“ wird der Professor Dr. P. Schwahn am Mitt⸗ woch, Abends 8 Uhr, einen Vortrag „Im eroberten Warschau, Krtiegs⸗ und Kulturbilder aus der polnischen Hauptstadt“ balten, der von zahlreichen, von ihm selbst an Ort und Stelle aufgenommenen Lichtbildern begleitet sein wird.

Wesel, 29. April. (W. T. B.) Infolge plötzlichen Wasser⸗ durchbruches sind am Nachmittag auf Schacht 2 der Anlage „Wallach: im benachbarten Borth der Betriebsführer, d Steiger und sechs Mann zu Tode gekommen.

London, 30. Aprfl. (W. T. B) „Lloyds“ meldet, daß der norwegische Dampfer „Mod“ (664 Tonnen) gesunken ist.

Paris, 29. April. (W. T. B.) Ueber Saint Denis fing

ein mit zwei Insassen besetztes Flugzeug in der Luft Feuer und

stürzte ab. Hinzueilende schon völlig verbrannt.

Cherbourg, 1. Mai. (W. T. B.) Laut Meldung der „Agence Havas“ hat eine aus unbekannter Uisache entstandene Feuersbrunst in vergangener Nacht teilweise die Fabrik von Mielles, eine Zweigniederlassung der Firma Creuzot, zerstört. Der Schaden ist bedeutend. 8

fanden den Apparat und die Insassen

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Theater.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opernhaus. 112 Abonne⸗ mentsvorstellung. Rigoletto. Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Text von Piave. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister von Strauß. Regie: Herr Oberregtsseur Droescher. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 118. Abonnementsvorstellung. Shakespeare⸗ Zvklus. Hamlet, Prinz von Dänemark. Trauerspiel in fünf Aufzügen von Shakespeare. Uebersetzt von A. W. von Schlegel. Regie: Herr Regisseur Dr. Bruck. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 113. Abonnementsvorst ellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die Afrikanerin. 2 in fün Akten von Giacomo Meyerbeer. Text von Eugone Scribe, deutf

Anfang 7 ½ Uhr.

von Ferdinand Gumbert. Schauspielhaus. 119. Abonnementsvorstellung. Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück. Lustspiel in fünf Aufzügen

von Lessing. Anfang 7 ½ Uhr.

Familiennachrichten. 8

Verlobt: Frl. Elisabeth Krebs mit Hrn. Oberleutnant Georg vo Majewske (Charlottenbura). ze Eleonore von Harlems mit Hrn. Regierungsassessor Dr. jur. Friedrich Frhrn. von Dungern

(Celle)

dg S b; 8 . 9 Dr. Kapitänleutnant Georg Michael mit Frl. Elisabeth Burchard (Hamburg). Seeegesbes Walter von Kobyletzft mit Frl. Marsa Kratzert (Breslau). Eine Tochter: Hrn. Oberleutnank Wilhelm Schönbeck

(Potsdam). Gestorben: Hr. Landrat a. D.

Dr. Gustad Gerlich (Jena).

Hr. Hauptmann Karl

und Geheimer Regilerungsrat

Beim Ausbleiben oder bei verspäteter Lieferung einer

Nummer wollen sich die Postbezieher stets nur 28 den

riefträger oder die zuständige Besto⸗ll⸗Post⸗

83* stalt wenden. Eest wenn Nachlieferung und Aufklärung

Anbaa be ee..H bee- 222Eanee. dann bireon ereits unternommenen ritte an die ed

des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“. geteea

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg Verlag der Expedition (Mengering) in Berlin. b“

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt Berlin, Wilhelmstraße 32. gsanstalt,

Sechs Beilagen

allseitig anerkaunt.

sowie die 958. Ausgabe der Deutsch 88 18““ 8

uf Veranlassung des Ministers für Handel und Gewerbe wird,

geschossen, hauptsächlich nordwestlich

Alufstandes

einem 2 Rebellenführer Pearse

einem Truppenring umgeben, der sich lang

Friffe ist, zu erlöschen.

NRNiichtamtliches. (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)

Großbritannien und Irland.

Nach dem Bericht des Lord French vom 28. April machen die militärischen Unternehmungen zur Unter⸗ drückung des Aufstandes in Dublin efriedigende E1“ dem Bericht heißt es laut Meldung des Die Aufständischen halten nur noch einige wenige Plätze besetzt, vor allem die Gegend der Sackville Street mit be Pth be 8 Hauptquartier. Die Gegend wurde durch eine Truppenlinie abge⸗ schlossen. Die Rebellen sind hier in Barritaden verschanzt. Von den Häusern in den verschiedenen Tatlen der Stadt wird noch immer j ich vom Gerichtsgebäude, das noch immer von den Rebellen besetzt ist. Die Raͤumung der Häuser von diesen Schützen in eine Frage der Zeit. Es wurde Rgicfiche Schaden durch Braände verursacht. Die hauptsächlichsten Punkte des im uͤbrigen Irland sind die Grasschaften Galway und Enniscorthy. Auch aus Killarney, Cloumel und Gorey werden Unruhen genseldet. Im übrigen Irland herrschen geregelte Verhält⸗ nisse. Dre Unruhen haben offenbar nur örtliche Bedeutung.

In dem Bericht des Lord French vom 29. v. M. wird dem Reuterschen Bureau zufolge gesagt: Die Lage in Dublin war heute früh wesentlich verbessert. Die

Aufszändischen boten aber noch ernstlichen Widerstand in der Gegend

der Sackville Street. Der Tauppenring schließt diesen Bezirk immer enger ein, aber infolge der Kämpfe von Haus zu Haus geht die Ginschließung nur langsam von statten. Das Postamt und ein Gebzudehlock öst⸗ lich der Sackville Street sind durch Feuer zerstört. Ein Trupp Auf⸗ ständischer wurde durch Kanonen, die auf Automobilen hberangebracht waren, aus den Bolands⸗Spinnereien am Kingsend vertrieben. In Bericht, der heute abend einlief, wird gesagt, daß der sich bedingungslos ergeben und auch ine Leute ermächtigt habe, sich zu ergeben. Ein anderer ührer James Connolly soll getötet worden sein. Auch der Bezirk, in dem sich das Gerichtsgebäude befindet und der noch immer von den Rebellen beleßt ist, wurde von am schließt. Alle Nach⸗

Eine beträchtlich Nusicgiet Nabhn fee Zch 1 ne beträchtliche Anzahl Rebellen befindet si n miltlrischer Gefangenschaft. Die Be⸗ 7 von heute abend aus dem öbrigen Irland sind, im ahllgemeinen befriedigend. Die Ver⸗ hältnisse in Belfast und Ulster sino normal, und die Lage in London⸗ derry wird als ganz befriedigend dargestellt. Auch das Gebiet bis

seine

richten gestatten den Schluß, daß die Revo

15 Meilen um Galway soll ganz geregelie Verhältnisse aufweisen.

Aber eine Bande von Rabellen wurde zwischen Attenby und Craughwell festgestellt. Neunzehn gefangene Rebellen sind nach Qugenstown geschickt worden. Eine andere Bande von Rebellen soll in Enniscorthy verschanzt sein, aber die Polizei kann sich gegen sie noch immer behaupten, und die Straßen und Eisenbehnen sind bis auf 4 Meilen von der Stadt frei. Der Schaden, der der Varrow⸗ Brücke auf der Dabliner Südostbahn zugefügt wurde, ist micht groß.

Wie amtlich unter dem 30. April gemeldet wird, ist die Lage in Dublin viel befriedigender. Im Lande bleibe noch

viel zu tun, was einige Zeit in Anspruch nehmen würde, aber

der befehltgende Offizier hoffe, daß der Aufstand zusammen⸗

gebrochen sei.

Gestern nacht wurden von den Führern der Aufständischen in Dudlm an die Rebellenausschüsse in den verschiedenen Bezirken Boten abgeschickt, mit der Anordnung, sich zu ergeben. Die Geist⸗ lichkeit und die Königlich irische Polizei tun ihr möglichstes, um die

eisung zu verbreiten. Was die Lage in Dablin selbst betrifft, so haben sich die Aufständischen in den Haupthollwerken aus freien Stücken ergeben. Mehrere Brandstiftungen ereigneten sich Nachts noch in der Sachvillestraße, aber die Feuerwehr ist jetzt in der Lage, ihren Dienst wieder zu verrichten. Wie weiter berichtet wtrd, sind bis jetzt 707 Personen gefangen genommen worden, darunter eine Gräfin Markiewicz. Die Aufständischen sind, wie gemeldet wird, noch im Besitz von Enniscorthy in der Grafschaft Wexford. Aus Wexford ist eine aus Kavallerie, Infanterie und Artillarie zusammengesetzte Abteilung mit einem 4,7 zölligen. Geschütz gegen die Aufständischen von Enniscorthy abgeschickt worden. Die letzten Mitteilungen besagen, daß der Führer der ufständtschen daselbst der Botschaft aus Dublin, sich zu ergeben, nicht glaube und unter Eskorte nach Dublin gefahren set, um sich eine Bestätigung zu holen. In der Zwischenzeit herrscht Waffenstillstand. Auch von den Aufständischen in Ashbourne ist zu ähnlichen Zwecken eine Abordnung nach Dublin abgeschickt worden. In Galwah lösen sich die Scharen der Aufständischen, wie man glaubt, auf. Wenige Verhaftungen wurden vorgenommen. In den anderen Bezirken ist die Lage normal.

Die Debatte im Unterhause über den von der Re⸗ gierung ausgearbeiteten Rekrutierungsplan drehte sich, wie „W. T. B.“ berichtet, hauptsächlich um die Einstellung der Achtzehnjährigen und die I1““ der Dienstpflicht der Soldaten, namentlich in der Territorialarmee, die sich zu einem vierjährigen Dienst verpflichtet haben und deren Dienstzeit abgelaufen ist.

Carson sagte, es sei ausgeschlossen, daß die Bill in einer einzigen Kommissionsbergtung erledigt werden könnte, wie Long wänschte. Er könne sich gar keine ungerechteren, unlogischeren und unvollständigeren Vorschläge denken, als die, welche die Regierung soeben gemacht habe. Die allgemeine Wehr⸗ pflicht für alle sei die einzig mögliche Lösung. Die Regte⸗ rung nehme gegenüber Bürgeipflichten eine Stellung ein, die jeden Maßstab verrücke. Ein Manu an der Front, der sich weigere, in die Schützengrähen zu gehen, werde erschossen. Aber wenn der Munitionsarbeiter streike, bekomme er 5 Schillinge mehr. Die Einstellung der Achtzehnjährigen habe Lord Kitchener selbst erst vor kurzem abgelehnt und als unnötig bezeichnet. Leif Jones (liberal) bekämpfte die Vorschläge der Regierung, weil sie eine teilweise Anwendung der allgemeinen Wehrpflicht enthielten. Balfour und Asquith hätten bei der ersten Dienstpflichtbill erklärt, daß sie keine Er⸗ weirerung derselben im Auge bätien. Dieser Versuch einer Lösung sei höchst unglücklich und unweise. Er würde im Lande die Empfin⸗ dung großer Ungerechtigkeit und Ungleichheit hervorrufen. Walsh (Arbeiterpartei) sagte, er persönlich würde für die aegeneis⸗ Wehr⸗ pflicht stimmen, wenn die Maßregel notwendig sei. enn man aber die Bergleute nicht dafür gewinne, so wäre jeder Versuch, die Wehrpflicht einzuführen, hoffnungslos. Es würde einen Bürgerkrieg der fürchterlichsten Art geben. Walsh erinnerte daran, d quith vor einiger Zeit den Arbeiterführern zu verstehen gegeben habe, daß sein erstes Dienstpflichtgeset kein Vorläufer der allgemeinen Wehrpflecht sein solle, und daß, wenn eine solche Matregel im Parlament eingebracht würde, es unter einem anderen Premferminister geschehen werde. Jetzt scheine Aequith diese Erklärung ableugnen zu wollen. Weun die allgemeine Wehrpflicht kommen müsse, so möge sie kommen. Aber die heutige Grklärung der Regierung sei die

Erste Be

verworrenste, die er je gehört. Er werde sein Bestes tun, um die Bill zu Fall zu hringen. Wenn die Wehrpflicht notwendig geworden sei, so solle die Regierung an die Nation appellieren; sie brauche ihre Antwort nicht zu fürchten. Duce (Unionist) sagte, er sei seit Jahren für die allgemeine Wehrpflicht eingetreten, aber jetzt scheine es mit solchen Hoffaungen vorüber zu sein. Rücksicht auf politischen Anstand und auf die politische Sicherheit verböten Neuwahlen, wenn es sich um einen allgemeinen Wehrpflicht⸗ plan bandelte. Aber es sei eine eigene Erscheinung, daß dieser Vorschlag einer Koalitionsregierung den Widerstan aller Parteien berausfordere. Die Bill könne das Gewissen der Nation nicht befriedigen und sie verkünde den Verbündeten nicht, daß England allzs tue, was notwendig sei. Die Bill enthalte nicht die eigentliche Politik der Regierung. Prinale (liberal) erklaͤrte, alle kaͤmen überetn, daß die Bill totgeboren sei. Nachdem Asquith⸗ wie gemeldet, erklärt hatte, daß er die Vorschläge zurückziehe, sagte Ellis Griffirth (liberal), er habe geglaubt, daß die Regterungs⸗ krise beendet wäre. Das Haus müsse eine Versicherung haben, vaß e nun nicht wieder ausbreche. Das Merkwürsigste an der Rede Longs sei gewesen, daß sie nichts über die militärischen Ziffern sage, worauf doch alles ankomme. Thomas (Arrteiter⸗ 9 erklärte, Requith habe am Tage vorher eine Anzahl von Arbeiterführein gebeten, eine Rekrutterungskapagne zu eröffnen, und man habe schon damit begonnen. In welcher Lage be⸗ fänden sich nun die Arbeiterführer, wenn es jetzt hieße, daß das, was der Premseeminister gestern gesagt hätte, heute nutzlos sei? Wenn der abgeschlossene Handel rückgängig gemacht würde, so könne man nur den Schlaß daraus ziehen, 8 man den Dienstzwang um seiner selbst willen haben wolle. Sine gewaltige Schwierigkeit würde entstehen, wenn das Wort des Premierministers, das er gegeben habe, als er die Unterstützung der Arbeiterführer erbeten hätte, gebrochen wüͤrde. Dalziel (itbera!) betonte, daß kein einziger Redner für die Vorschläge der Regierung eingetreten sei. Dabei sei die Bill als Säule des neuen Uebereinkommens angekündiat worden, durch das die Koalition Sb und ein Unheil der fürchterlichsten Art vermieden werden sollte. Aber nach einer Debatte von ein paar Sltundm tue die Regierung, was sie oft getan, sie trete einen glänzenden Rückzug an.

Das Haus eröͤrterte sodann die Zensur über die Nachrichten aus Irland. Türkei.

Die Nachricht von dem Fall von Kut el Amara hat in Konstantinopel ungeheure Freude verursacht, die um so gerechtfertigter ist, als es sich seit Beginn des Krieges um die erste große Kapitulation einer englischen Besatzung handelt und dieser Erfolg den Türken vorbehalten war.

Auf dem zu Ehren der deutschen Reichstagsabgeord⸗ neten von der Parlamentsfraktion „Einheit und Fortschritt“ am Donnerstagabend gegebenen Festmahl, an dem der Minister des Innern, zugleich stellvertretender Finanz⸗ und Kriegsminister, die Minister des Auswärtigen, der Justiz und für Unterricht, die Präsidenten der Kammer und des Senats, der deutsche Botschafter mit den Herren der Botschaft höhere deutsche und türkische Offiziere, Deputierte, Sengtoßen u. a. teilnahmen, hielten, wie bereits gemelbet, der türlische Minister des Aeußern, der deutsche Botschafter und das Mälglied der parlamenta⸗ rischen Abordnung Graf von Westarp Reden, die heute vom „W. T. B.“ übermittelt wirden.

Der Minister des Aeußern Halil Bei führte unter starkem Beifall aus:

Als der gegenwärtig noch andauernde allgemeine Krieg mit einer Heftigkeit kbebrach die alle Humanität und die ganze Zivilisation zu zerstöten drohte, war bei uns niamaud im Zweifel, daß er von den Russen, die durch England ermutigt waren, angestiftet sei. Wir wußten auch, daß die Russen diesen Brand entzündet hatten, um ihr ideales nationales Ziel zu erreichen, das der Zweck aller von Rußland durchkämpften Kriege gewesen ist, seitdem es sich seiner politischen Bestimmung bewoßt geworden ist. Dieses Ideal war kein anderes, als der Besitz der Meerengen und der Zugang zum freien Meere. Der Balkankrieg hatte Rußland einige Hoffnung gegeben. Die von Eng⸗ land Fesolochen⸗ Hilfe hatte ihm den Mut eingeflößt, allen mög⸗

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lichen Gefahren eines solchm Unternehmens zu trotzen. Die Sitzungen der Duma und des englischen Parlaments nach dem Eintritt der Türkei in den Weltkampf und die Sprache der feindlichen Presse haben die Richtigkeit unserer Ansicht bewiesen. So erklätte Sasonow nach unserem Eintritt in den Weltkrieg in der Duma, daß der geschichtliche Augenhlick gekommen sei, und daß der allgemeine Krieg den Russen den Zugarg zum freien Meere öffnen werde. Dem⸗ gegenüber zögerten auch die zussischen Parteiführer und die russische Presse nicht, zu versichern, daß der Besitz der Meerengen eine politische Notwendigkeit für die russische Nation sei. Jede Welegenheit war diesen Persönlichketten willkomwen, um diese ihre Ziele und Ansichten kund⸗ zugeben. Der englische Premierminister erklärte als Antwort auf die Rede Sasonows öffentlich, man müsse die russischen Bestrebungen, be⸗ treffend die Meerengen, akzeptieren. So enthüllte die dargetane Ueber⸗ einstimmung in dieser Frage ein vertragsmäßiges Einverständnis (sanction) der beiden Mächte. Ich spreche keinen Widersinn aus, wenn id betone, daß dieselben Gründe, welche England einftmals zum Kampf gegen die Russen getrteben haben, es heute antrelben, sich mit den Rasse⸗ zum Kriege gegen uns und unsere Verbündeten zu ver⸗ einigen. Gs ist leicht, diese Behauptung 2 So sehr, wie die Hemibanlen der Russen dahin gehen, einen Ausgang F. freien Meere zu erlangen, so sehr vereinigen die Engländer ihre Kräfte, um sich zu Herren des Meeres zu machen und um zugleich mittels des Seeweges den Weltmarkt zu beherrschen. Die ; beider hatte zeitweise ihre Richtung geändert, ohne ihr Ziel aus dem Auge zu verlieren. England hatts sich, da es wegen seiner Interessen Ruß. lands Ausbreitung an die Meere fürchtete, wäbrend des Krimkrieges mit uns verbunden. Aber die internationale politische Lage hatte unter der Eisenfaust des großen Reickskanzlers Bismarck große Um⸗ änderungen erfahren. Alle deutschen Staaten einigten sich, um einen einigen und starken Block zu bilden. Diese Nation verwirklichte durch ihren organisatorsschen Geist und ihre besondere Arbeitsart wunderbare Erfolge und erhob sich auf allen Märkten der Welt, darunter auch den englischen, als Repalin der englischen Erzeugung. Sie hatte überdies durch shre Schiffe ihre Erzeugnisse in alle Teile der Welt gesandt. Sie baute eine Flotte, die in den fernen Meeren die deutschen Interessen verteidigte. England, das einstmals in aufeinanderfolgenden Kriegen die europäischen Nattonen gegen Frankreich geführt hatte, vereinte jetzt seine Anstrengungen, um den jungen und maͤchtigen Rlvalen zu ver⸗ nichten. Es beeilte sich, sich mit den Russen zu verbünden, um seine Ziele zu verwirklichen, und sah natürlich nichts Unzutröͤgliches darin, uns zu opfern. Auf der anderen Seite fuͤhrte die Gefahr eines xütichen Eindringeng in Indien England dam, mit ung in guten Beziehungen zu leben. Abgxr da die Gründung einet 8en9 en japanischen Reichs im äußersten Osten und dessen Bündnis mit England die moskowi. tische Gefahr beseitigten, glaubte England, 2 es uns gegenüher keine Rücksichten mehr zu nehmen brauche. Es ist wahr, daß unsere Verfassung eine sehr große Rolle in der veränderten

Haltung Englands spielte. Das Freiheitsgestirn vom Stambul ver⸗ brettete überall sein wohltuendes Licht und übte auf die ganze Welt einen magtschen Eindruck aus. Besonders aber hatten die Moslems in den ganzen Welt vor ihren Augen die Hoffnung auf die Entwicklung zu einem besseren Geschick aufleuchten sehen. Der Istam verfolgte mit einer von Dankbarkeit erfüllten Sympathie die von den türkischen Patrioten eingeleiteten Kämpfe. Der Krieg in Tripolis bot eine großartige Gelegenheit, die durch diesen ungerechten Krieg unter den Moslems hervorgerufene Lebendigkeit zu bekunden. Späterhin haben die von indischen Moslems nach der Türkei gesandte Mission des Roten Kreuzes und der Protest des islamitischen Ausschusses in London die besondere Wirkung gehabt, die englischen Kreise auszuschalten. Das Unheil auf dem Balkan hat in England früher als in Rußland Freude hervor⸗ erufen; denn England erkannte durch diese Niederlage, daß Deutsch⸗ and anfing, auch von Süden her eingekreist zu werden. Außerdem bot diese Niederlage England das Schauspiel eines Erlöschens des türkischen Erwachens. ber die göttliche Gerechtigkeit war über soviel Zynismus empört und der Balkanblock, das Werk Englands und seiner Helfershelfer, war von kurzer Dauer. Unsere bulgarischen Nachbarn befreiten sich schlteßlich aus der perfiden Falle, in die sie eraten waren, und vereinigten sich mit unserer Sache. So aben sich in diesem Kriege alle Elemente des Erfolges auf unsere Seite gestellt.

Ehemals verkündeten einige unserer Landsleute, die keine Ahnung von den Aenderungen in der politischen Welt hatten, unter Freuden⸗ kundgebungen die Ankunft eines englischen Diplomaten in einem Wagen unserer Großwesire vor der Hohen Pees Aber durch ihre Hend1ennn. weise haben sie das Land schwer für ihren M ßgriff büßen lassen. Um nicht von neuem in einen solchen unbeilvollen Irrtum zu verfallen,

aben wir ungesäumt unser mächtiges Banner. mit den ruhmreichen

Adlern vereinigt, die sich gegen die Russen und ihre Verbündeten erheben. Denn wir waren überzeugt, daß die Russen den Krieg für den Ausgang nach den freien Meeren führen. Wir befanden uns auf ihrem Wege und die Franzosen warteten auf unser Ende. Von dem Tage ab, wo der allgemeine Krieg ausbrach, bis zu unserem Eintritt in denselben, wurden unserer Regierung von beiden Seiten verschiedene Verschage gemacht. Die Entente schlug vor, uns unsere terrxitoriale Integrität zu gewährleisten. Die ntente bot uns an, uns die Unperletzlichkeit unseres Gebietes zu verbürgen. Aber da wir wußten, daß dieses Garantiefyßtem, das durch den Pariser Vertrag geschaffen war, nur eine drückende Vormundschaft bedeutete, und da andererseits die Erinnerung an die Gebietzsverluste, welche wir für Rechnung der Entente erlitten hatten, in unserem B waßt⸗ sein lebte, um uns als Lehre zu dienen, so konnten wir natürlich ein olches Entasegenkommen nicht annehmen. Im Gegensatz hierzu schlug Deutschland uns ei Bündnis zu gleichen Rchten und von langer Dauer auf der Grunzlage gegenseitigen und gleichwertigen Beistandes gegen jede Gelahr vor. Uebrigens waren wir von der Notwendigkeit überzeugt, uns mit den Mittelmächten zu vereinigen, um den Staat vor der Sintflut zu retten. Der Wille unseres erhabenen Herrschers gab sich gteichfalls in diesem Sinne zu erkennen. Wir nahmen, immer mit Ermächtigung Seiner -e.. Majestät, den deutschen Vorschlag an und unfergzeichneten voll Aufrichtigkeit den Vertrag, die Fucht ebenso aufrichtiger ⸗Erörterungen, und so wurde unser Staat von der Vormundschift Europas erloͤst und der Gefahr entboben, die aus seinem Schicksal entsprang, dauernd von zwei Mächten hin und her geschoben zu werden. Kurz: die Türkei gewann ihre Unabhängtgkeit wieder, um als eines der Glieder des Dreibundes zu figurieren. Deutschland, welches uns in dem Augenblick, da es den Vertrag unter⸗ zeichnen wollte, seinen Beistand in der Frage der Abschaffung der Kapirulationen versprochen hatte, hat sein Versprechen treu pehalten; lange vor uns entwarf und förderte es Vorschläge zu Konventionen, welche die Beziehungen zwischen den beiden Mächten regeln sollten und sich auf Fragen bezogen, wie diejenigen 1 einer Konsular⸗ konvention, wegen des Aufenthaltsrechts, der Uaettenah e. der gegenseitigen Auslieferung und gegenseitiger gerichtlicher Hilfe. Wir haben diese Entwürfe studiert und nscht einen Schatten der Kapit⸗lasionen darin gefunden. Weiter haben wir einen Delegierten nach Berlin geschickt, wo seit vier Monaten Besprechungen stattfinden. Ich rechne es mir zur Ehre, Ihnen mit⸗ zutetlen, daß bis auf einige Einzelfragen ein endgültiges Einver⸗ mändnis erreicht ist. Der in Rede stehende Vertrag wird binnen kurzem die Ratifikation durch die beiden Souperäne erhalten und in den Zeitungen veröffentlicht werden. Ich halte es nicht für ange⸗ bracht, auf Ein,elheiten einzugehen, eber ich kann Ihnen sagen, daß die deutschen Konsuln in der Turker dieselben Rechte und Befugnisse genießen werden, wie die osmanischen Konsuln in Deutschland. Die Untertanen beider Länder werden in deiden Ländern gleiche genießen. Ich kann auch dieses hinzufügen: die Bedin⸗ gungen, welche Staaten, wie zum Berspiel Frankreich und England, einander stellen würden, um ihre Beziehungen zu regeln, haben wir uns m den Konventionen gestellt, deren Abschluß bevorsteht. Mit einem Wort: die beiden Staaten, die sich durch die politischen Ge⸗ schicke egoistischen Feinden gegenübergestellt sehen, haben sich auf der Grundlage gegensettiger Achtung ihrer gegenseitigen Rechte und ibrer Souveränität geeinigt und trotz der Kriegssorgen Konventionen be⸗ raten und abgeschlossen, um ihre künftigen Verebmlen vor jeder falschen Auslegurg zu sichern. Während nun die Souveräne und die Regterungen beschäftigt sind, das Feid ihrer Tätigkeit und die Beziehungen der beiden Länder auf feste Grundlagen zu stellen, und während unsere tapferen Armeen unseren Feinden jödliche Schläge beibringen, kann nichts schmeichelhafter sein, als die Führer der verschiedenen Parteien der verbündeten Macht in unserer Mitte zu sehen, die gekommen siord, um die beiden Nationen einander herzlicher zu näbern und zwischen den beiden Parlamenten ein ewiges Band zu k⸗öüpfen, welches dazu dienen wird, die Folgen möglicher Mißverständnisse und persön⸗ licher Reibungen zu zerstreuen. Ich rufe unseren verehrten Gästen von neuem ein herzliches Willkommen zu und trinke auf die Gesund⸗ heit Seiner Majestät Wilhelms I1., des moͤchtigen Deutschen Kaiserd, und zugleich auf das Glück ganz Deutschlands.

Der deutsche Botschafter Graf Wolff⸗Metternich hielt nachstehende Rede:

Gestatten Sie, meine Herren, daß ich im Namen meiner Lands⸗ leute und der Führer der großen Parteien des Deutschen Reichstages mit einigen Worten auf die bedeutungsvolle Rede des Ministers des Aeußern antworte. Exzellenz Halil Bei hat mit Klarheit und Urberzeugung in einer Rede. die weit über die Grenzen vieseh Reiches hinaus Widerhall finden wird, die politischen Beweg⸗ ründe dargetan, aus welchen heraus die Türkei sich ent⸗ schlossen hat, in diesem Völkerringen mit ganzer Macht auf unsere und unserer Bundesgenossen Seite zu treten. Er zeigte die politische Logik, welche notwendig dahin führen mußte, daß die Türkei ihre Geschicke mit den unsrigen verflochten hat. Die Erkennmnis der politischen Notwendigkeit gemeinsamen Handelnes und gemeinsamer Ziele ist zugleich auch in das Bewußtsein beider Völker übergegangen. Welchen besseren Beweis könnten wir hierfür finden als in der Anwesenheit der Vertreter unseres Volkes inmirten der Vertreter der türktschen Nation? Unser Bündnitz ist hesiegeir durch die Politik der Regierungen. Es wird aber auch g. von dem Willen unserer Völker. Es ist nützlich, dies festzustellen, nicht so sehr um unserer selbst willen, die wir mit vollem Pertranten