Statistik und Volkswirtschaft.
Löhne auf den Kaliwerken Deutschlands in den Jahren 8 1911 bis 1914. Nach §
ch § 13 des Gesetzes über den Absatz von Kalisalzen vom M25. Mat 1910 tritt, wenn auf einem Kaltwerke der innerhalb einer Arbeiterklasse im Jahresdurchschnitt für eine regelmäßige Arbettsschicht gezahlie Lohn unter den für diese Klasse im Purchschnitt der Kalender⸗ jahre 1907 bis 1909 gezahlte Lohn sinkt, für das folgende Jahr eine Kürzung der Beteiligungsziffer des Werkes im gleichen Verhältnis ein, in dem der Lohn der von der Lohnverminderung am stärksten be⸗ troffenen Arbeiterklasse gesunken ist. Eine Kü zung der Beteiligungs⸗ ziffer tritt ferner ein, wenn bei einer Arbelterklasse die regelmäßige Arbeitszeit über die im Jahre 1909 üblich gewesene verlängert wird, nd zwar im Verhältnis der Verlängerung bet der am stärksten be⸗ roffenen Arbeiterklasse. Soweit der Kaliwerksbesitzer nach⸗ veist, daß die Durchschnittslohnsätze weder bet den im Schichtlohn noch bei den im Gedinge ausgeführten Ar⸗
eiten gegenüber den Lohnsätzen für gleichartige in den Jahren 1907 21s 1909 ausgeführte Arbeiten herabgesetzt worden sind, findet nach § 14 des sGhesetzes eine Kürzung der Beteiligungsziffer nicht statt. Ueber die Anwendung dieser Vorschriften in den Jahren 1912, 1913 und 1914 har der Stellvertreter des Reichskanziers eine Denkschrift usarbeiten lassen, die jetzt als Reichstagsdrucksache Nr. 273 vorllegt (61 Seiten). Als Anlagen enthält sie eine Zusammenstellung der in den Jahren 1907 his 1909 sowie in den Jahren 1910, 1911, 1912,
3 und 1914 verdienten Durchschnittslöhne und üblich gewesenen Arb itszeiten in den unterschiedenen vier Arbeiterklassen der einzelnen Kaltwerke, eine Nachweisung über die auf den einzelnen Kaliwerken in den Jahren 1907/09 sowte in den Jahren 1910, 1911, 1912, 1913 und 1914 für die am höchsten besoldete Arbeiterklasse und für die sämtlichen Arbeiterklossen (in einer Zahl zusammengefaßt) gezahlten Durchschnittstöhne, eine Zusammenstellung der Zahlen der aguf den einzelnen Kaltwerken am 1. Juli 191a, 1. Okjober 1914, 1. Januar 1915 Wund 1. Januar 1916 beschäftigten Arbeiter in den unterschiedenen vier Arbeiterklassen sowie der beschaͤft gten Kriegsgefangen en und Froauen, endlich eine U bersicht üder die Gesamtdurchschnirtslöhne und über die Steigerung b z9 Minderung in Prozenten der Gesamtdurchschnittslöhne aller Kaliwerke in den vier Arbeiterklassen in den Jahren 1907/09, 1910, 1911, 1912, 1913 und 1914.
Die Belegschaft auf den Kaliwerken Deutschlands betrug ins⸗ gesamt am 1. Juli 1914 34 316, am 1. Ottober 1914 13 785, am 1. Januar 1915 17 253, am 1. Januar 1916 einschließlich der be⸗ schaͤfrigten Kriegsgefangenen 23 205 Köpfe. Darunter befanden sich am 1. Januar d. J. 6192 Kriegegefangene und 815 Frauen gegen nur 18 und 83 am 1. Januar 1915 Die Gesamtlöhne berechneten sich für das Jahr 1911 bei 8 131 756 Arbettsschichten auf 33 839 627 ℳ, für 1912 bei 9 007 035 Arbeitsschichten auf 38 840 708 ℳ, für 1913 bri 10 191 551 Arbritsschichten auf 44 683 921 ℳ⸗ℳ, für 1914 bei 8081 144 Arbeiteschichten auf 35 289 229 ℳ. Für die ganze Belegschaft — alle Arbeiterklassen einschließlich der Jugend⸗
chen zusammengefeßt ergab sich ein durchschnittlicher Schichtlohn von 4,16 ℳ im Jahre 1911, 4,28 ℳ i. J. 1912. 4,38 ℳ 1. J 1913 und 4,37 ℳ i. J. 1914. Bei der aur höchsten besoldeten Arbetrerklasse, zu der am 1. Juli 1914 9636 von insgesamt 34 316 Arbeitern gebörten, betrug der dutrchschnittliche Schichtlohn im Jahre 1911 4,83 ℳ, i. J. 1912 5,09 ℳ, i. J. 1913 5,23 ℳ, i. J. 1914 5,18 ℳ. Gegenüber den in den Jahren 1907/,09 gezahlten Durchschnittslöhnen ist der Schichtlohn im Jahre 1914 für die Gesamtheit der Bele schaft um 10,7 %, für die am höchsten be⸗ soldete Arb tterklasse um 13,2 % durchschnittlich gestiegen.
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—
8 Zur Arbeiterbewegung.
„Einer vom „W. T. B.“ wiedergegebeven Meldung der „Neuen Zürcher Zeitung⸗ zufolge sind die in den Webereien des Jlôre⸗ Departements beschäftigten Arbeiter in den Ausstand ge⸗ treten. Man glauht, daß heute der allgemeine Ausstand erklärt
werden wird. Land⸗ und Forstwirtschaft.
Urbarmachung von Oedland und Lebensmittelerzeugung durch die Stadt Berlin.
„Nach dem Verwaltungebericht über die der Stadt Berlin Güter für das Jahr 1915 wurden, wie vordem, au Stadt in den Gutsverwaltangen Sputendorf vnd Osdorf mit forstlichen und land essernden Arbeilen beschäftigt. Umwandlung ertraglosen Landes in Kulturland sand im Berschtsjahre verstärkt statt. Insbesondere wurden im Winter 1914/15 große Flächen Oedland mit Dampspflug und Viehhofdünger zum Kartoffelbau vorbereitet. Die Um⸗ wandlung geringen, auf Mergel im Untergrund stockenden Kiefern⸗ waldes in Acker und von Oedland in Vtehweide in der Gutsverwaltung Sputendorf wurde cbenfalls fortgesetzt. Die Anbauversuche mit künstlich gehobenem Drainwasser in der Gutsvermwaltung Buch wurden fortgesetzt. Die Getreideernte crwies sich ass Mittelernte, die Gras⸗ und Heuerträge, waren gut, auch Futterrüben brachten befriedigende Erträge, wäahrend Kartoffeln infolge der Trockenheit im August
und September meist nicht die Erträge des Vorjahres er⸗ reichten. Alle Hackrüchte zeigten aber eine außergewöhnlich gute Haltbarkeit. Das Gemüse brachte Durchschnittserträge. Als durch Einziehung vieler Pächter die Ar bauflaͤche zurückzugehen drobte, gingen die Gutsverwaltungen zum Ersatz⸗ anbau im Etgenbetriebe über. Das für Kleingärten bestimmie Land westlich und östlich der Stettiner Bahn in Blankenburg st vollständig verpachtet, es wurde hier eine Unterkunftshalle errichtet.
n den Eutsverwaltungen Blankenfelde und Osdorf mwurden reu⸗ Flächen zu Kleingärten vorbereitet. Pie ganze Oosternte 1915 ergab 8536 Doypelze: tner und 233 735 ℳ. — Im Winter nahm die Verwalturg große Mengen flüchtlingsojeh und auch Zuchtpferde aus Ostpreußen auf. Die Weideschafhallung erruhr wiederum eine Ver⸗ mebrung, sodaß den Sommer über etwa 6000 Schafe fett geweidet wurden. Die Schlächterti in Buch mußte großen Anforderungen genügen. Es kamen insgesamt 964 Rinder, 443 Kalvder, 6433 Schweine, 3717 Hammel ur Schlachtung. Den Speichern in den Guts⸗ verwaltungen Buch und Großbeeren gab das schlechte Ernte⸗ wetter Gelegenheit zur Bewährung. Ihr Betrieb wurde durch die infolge des Krieges erlassenen Bestimmungen nur wenig Festr. da das Getreite der städtischen Güter für die Versorgung
erlins freigegeben war. Die städtischen Anstalten wurden weiter mit Mehl und Backwaren versorgt. Im Speicher zu Großbeeren wurde mit dem Einbau einer Mühle zum Bermahlen von Getreide und Trockenkartoffeln begonnen. Der Sonderabschluß weist einen be⸗ trächtlichen Gewinn auf.
Neuerdings hat der Berliner Magistrat beschlossen, weitere
Morgen Oedland, zumeist Gelände in Schmetzdorf, urbar zu machen. Die Arbeiten sellen so gefördert werden, daß die neue Anbaufläche noch in diesem Jahre verwendet werden kann. Außerdem wurden die Viehbestände der Stadt auf den einzelnen Gütern nach Möglichkeit vermehrt. Auch die Vororte, soweit sie Rieselgüter haben, sind dabci, die Ländereten besser auszunutzen und die Viehzucht zu heben. 8
Verdingungen.
„Der Zuschlag auf die von dem Verwaltun sressort der Kaiser⸗ lichen Werft in Wilhelmshayen am 22. März verdungene Niederdrucksampfbe zung der Brausehadanlage für das Lagerhaus am Subufer des großen Hafens ist der Firma Fr. Kaeferle, Rüstringen,
erteilt worden. Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause wird morgen „Aida“, mit den Damen von Granfelt, Leisner und den Perren Knüpfer, Jad⸗ lonker, Schwarz und Bachmann in den Hauptrollen, auf eführt. Dirigent ist der Gentralmusildirektor Blech. 8
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am Anfang des letzten Verwalrungsjahres Arbeitslose der
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen im Shakespeare⸗Zvklus „Der Widerspenstigen Zähmung“, in den Haupt⸗ rollen mit den Damen Arnstädt, Heisler, von Movyburg, Ressel und den Herren Boettcher, Eggeling, Engels, Leffler, Lucas, von Ledebur, Patry, Vespermann und de Vogt besetzt, in Szene. Spielleiter ist der Oberregisseur Patry.
Der Direktor A. Reinboth von der Deutschen Oper in den Niederlanden veranstaltet „W. T. B.“ zufolge mit deutschen Solisten im Théätre de la Monnaie in Brüssel eine Aufführung von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“, die am Sonnabendabend mit dem „Rheingold ö. Die Vorstellung stand auf einer ansehn⸗ lichen künstlerischen Höhe. Der musikalische Leiter des Abends war der Kapellmeister Richard Hagel.
Mannigfaltiges.
8 8 Berlin, den 8. Mai 1916. 3 .
Die Reihe der Festlichkeiten zu Ehren der bulgagrischen
bgeordneten begann gestern Atend mit einem von der Deutsch⸗ Bulgarischen Gesellschaft gegebenen Begrüßungsmahl im „Kaiserhof“, Der Vorsitzende der Gesellschaft, Seine Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig⸗Holstein und die übrigen Mitglieder des Vorstands begrüßten, wie „W. T. B.“ berichtet, die Gäste auf das herzlichste. Zu den fünfzehn Abgeordneten hatte sich eine statiliche Zahl anderer hervorragender Bulgaren gesellt, vor allem der Gesandte Rkzoff mit vier anderen Herren der Gesandtschaft, drei Mitglieder der zurzeit hier tätigen bulgarischen Heereskemmission vund fünf weitere angesebene bulgarische Perfönlichteiten, die zurzeit in Berlin weilen. Von den deutschen Teilnehmern seien genannt: der Oberbefehlshaber in den Marnfen, Generaloberst von Kessel, der Chef des Stellvertretenden Generalstabs, Generaleberst von Moltke, der Minister für Handel und Gewerbe, Stoatsminister Dr. Sydow, der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt Zimmermann, der Ober⸗ bürgermeister Wermuth, der olizeipräsident von Jagow, der Prä⸗ sident des Reichstags, Wirkliche Geheime Rat Dr. Kaempf und mehrere Abgeordnete sowie eine Reihe hervorragender Vertreter des Handels und der Industrie. Es wurden nur zwei R⸗den gehalten. Als erster nabm der Vorsitzende, Seine Hoheit der Herzog Ernst Guͤnther zu Schleswig⸗Holstein das Wort. Er führte „W. T. B.“ zufolge nochstehendes aus:
„Meine Herren! Den Vertretern des siegreichen bulgarischen Volkes strecken sich heute taufend Hände aus Süd und Nord ent⸗ gegen, und die Deutsch⸗Bulgarische Gesellschaft hat Sie gebeten, diesen Abend in ihrer Mitte zu verbringen, um deutsche Art u. d deutsches Wesen in persöalicher Ausprache kennen zu lernen. Mir ist es vergönnt gewesen, durch die Huld Ibres Königs Ihr schönes Land schon lange vor diesem denkwürdigen Kriege in Augenschein zu nehmen, und das tüchlige strersame bulgarische Volk, das, ohne piel Worte zu machen, seinen Weg zur Höhe verfolgt, owie die denkwürdigen Stätten ihres Ruhmes, die alte Königstadt
Ürnowo, ihre Schlachtfelder, Wan na, die Rhodope und Sefia zu be⸗ trachten. Seit Jahrzehnten war es meine Hoffnuna, daß große Er⸗ eignisse uns Schulter an Schulter finden würden, damit deutsche und bulgarische Tüchtigkeit sich gemeinsam bewähren könnten. Was damals bloß ein Traum schien, es ist Wirklichkeit geworden. Ruhmgekrönt haben unsere Heere gemeinsam gerungen und die Feinde bis über das Meer ge⸗ trieben; deutsches, österreichtich ungarisches und bulgartsches Blut hat den historischen Boden des Batkans gekänkt. Sie, meine Herren, und Ihr großer König haben die Tüchtiakeit Ihres Volkes gefördert und die Armee auf diese Höhe gebracht. Dte meisten von uns und vor allem unsere Staatsmänner haben wehl geheofft, die Mission, die unseren Völkern vorbehalten war, auf friedlichem Wege zu erreichen. Deueschland, uraltes Kulturland, doch jung als Deutsches Reich, das Königreich Bulgarien, der jüngsten eines, beide befinden sich durch die Tüchtigkeit ihrer Bevölkerung 1 steter Weiterentwiclung dank der ihnen innewohnenden Kräfte. Diese Entwicklung sollte gehindert werden, und was sich von selbst wahrscheinlich nie vollzogen hätte: der gemeinsam gegen die Völker ausgeübte Druck hat es vollbracht, er hat Bulgarien an die Seite Deutschlands und Oesterreich⸗Ungarns gestellt, die Türkei als weiteren Bundesgenoffen uns zugesellt. Die Rechnung unserer Feinde war falsch; sie glaudten, durch Zwang uns zu trennen und haben uns zusammengeschweißt. Sie glaubten, noch ein unmündiges Bulgarien vor sich zu haben, und fanden ein starkes Volk, welches über seine elgenen Geschicke selbst gebieten wollte und das sich seiner Mission auf dem Balkan bewußt war. Militärisch glaubten sie durch Menschenmassen uns zu erdrücken, durch Anhäufung von Seestreilkräften uns wirtschaftlich zu vernichten, aber sie mußten uns reiche Gebiete überlassen, sie vergoßen ganz, daß nicht die Zahl, sondern die Eigenschaften der Truppe entscheiden, der innere Zusammenhalt. Unsere Feinde haben vor allen Dingen den Geist des 20. Jahrhunderes nicht verstanden, daß man im großen wirt⸗ schaftlichen und polit schen Konkurrenzkampf die Tüchtigen nicht mit Gewaltmitteln knebeln kann, sei es durch mächtigen finanziellen Aufwand, durch die Presse oder durch Beherrschung von mari⸗ imen Stationen. Bulgarien baute in diesem Kriege die Brücke, welche die Nordsee mit dem Schwarzen Meere verband, mit unserem Bundesgenossen der Tü kei, und über diese feste Brücke donnern Munitionstransporte, deren Widerhall am Bosporus und bei Kut⸗el⸗ Amara die Welt bvernimmt. Doch, meine Herren, unsere Gesellschaft blickt vor allen Dingen in die Zukunft, wir wollen uns als Völker näher kennen lernen, wir wollen uns wirtschaftlich die Hände reichen, wir hoffen in der Zükunft nicht nur ein tüchtiges, sondern auch ein reiches Bulgarien sich entwickeln zu sehen; die landwirtschaftlichen und mineralischen Bodenschätze, nachdem sie gefördert, sollen ss werden.
. dem Welthandel erschlossen Mitteleuropa, der Orient, ist ein gewaltiges Absatzgebiet, aber wir glauben nicht daran, das unsere Feinde uns auch später von der übrigen Welt und den Meeren abschließen können. Bulgarien besitzt zwei Seeküsten. Möge Ihr Königlicher Führer, der es ver⸗ standen hat, die Dampfmaschine selbst zu meistern, das Fahrzeug des bulgarischen Volkes und seines Handels über die Meere steuern krotz der vorhandenen Klippen. Möchten an der Freiheit der Meere alle Natsonen gleichmäßig ihren Teil haben nach ihrem Verdienit und ihrer Fntwickelungsmöglichkeit. Dann werden die Wunden, welche dieser Krieg Europa geschlagen hat, am schnellsten heilen. Das bulgarische Volt und der Zar Ferdinand Hurra!“
Auf den Trinkspruch des Herzog⸗Präsidenten antwortete der Vize⸗ präsident der Sobranje Dr. Momtschiloff in bulgarischer Sprache. Er versicher e, daß er und seine Gefährten von den⸗ selben Gefühlen durchdrungen seien, die ihnen aus dem herz⸗ lichen Empfang und der Rede Seiner Hoheit entgegenklangen. Das bulgarlsche Volk habe sich lange gesehnt, das Werk seiner nationalen Einigung vollbracht zu sehen, und die noch unter fremdem Joch schmachtenden Brüder zu befreien. Allen Strömungen der Kultur zugänglich, fühlte es sich berufen und bestimmt, e ne führende Rolle auf dem Balkan zu spielen, aber der Schmerz um die geknechtelen Brüder habe sich lähmend auf jede Arbeit ge⸗ legt. Angelehnt an Deutschlond habe es nun seine nationalen Ideale erreicht. Schulter an Schulter bätten die verbündeten Heere ihre glänzenden Siege errungen, deutsches und bulgartsches Blut habe gemeinsam die mazedonischen Felder getränkt. Nun sei die mazedonische Schwester frei, und mit Freudentränen begrüße Bulgarien die Erfüllung seiner Sehnsucht. Die bulgarischen Trupven seien von dem Kaiser hochgeehrt worten. Die Bulgaren seien stolz darauf, daß sie Deutschlands Freunde und Bundesgenossen seien. For heißester Wunsch sei es, diese Freundschaft dauernd zu erhalten und sie auf geistigem, wie auf wirtschastlichem Gebiet fruchtbar zu machen. So begrüßten sie dankbaren Herzens auch die Gründung der Deutsch⸗ Bulgarsschen Gesellschaft, die ch die Aufgabe gestellt habe, die beiden Völker einander näher zu bringen. Die Bulgaten bewunderten die riesigen Erfolge des deutschen Volkes auf allen Ge⸗ bieten und verehrten in dem Veutschen Kaiser den größten und ruhm⸗ reichsten Monarchen der Welt. Der Redner schloß mit einem dreifachen Hurra auf Seine
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1 König, Die Rede,
Majestät den Kaiser und
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seine heldenhaften Heere urd das dentsche Vofr. die von Professor Dr. Miletitsen ins Deutsch⸗ übertragen wurde, wurde ebenso wie die des Herzogs mir lebhaftem Beifall aufgenommen. — Zu dem Begrüßungsmahl waren im großen Fest aale des Kasserhofs etwa 140 Gedecke aufgelegt. Die Tafel war reich mit Blumen in den bulgarischen Landesfarben (weiße Lilien, grüne Schnee⸗ bälle und rote Tulpen) und mit Schleifen in denselben Farben geschmückt. An den Wänden hingen große Oelbilder Seiner Majestät des Kaisert und Königs und Seiner Majestät des Königs Ferdinand, umrahmt vog den Landesflaggen. Zur Erinnerung an den Besuch hatte die Deutsch Bulgarische Gesellschaft auch eine Festschrift auearbeit, lassen, die allen Gästen überreicht wurde.
Das Königliche Polizeipräsidium teilt dem „W. T. B. mit: Bei sämtlichen Schlächtern und Fleischwaren. händlern des Landespolizeibezirks Berlin ist zwecks Fest. stellung der Zurückhaltung eine eingehende Durchsuchung der Laden⸗, Lager⸗ und sonstigen Räume der Geschäftsinhaber angeordnet worden. Durch diese Maßregel wird jede unzulässige Zurückhaltung von Fleischwaren mit Sicherheit ausgeschlossen.
Ein ernsterer Verkehrsunfall ereignete sich, wie hiesize Blätter melden, gestern abend gegen 8¼ Uhr auf dem Agkanischen Platze. Dort fuhr ein Triebwagen der elektrischen Straßenbahn⸗ lmte 1 (Stadtring) mit voller Wucht gegen einen aus der Anhalt. straße einbiegenden Omnibus der Linie 10. Der Anprall war so heftig, daß der vollbefetzte Omnibus in zwei Detle gerissen wurde und die Fahrgäste herausgeschleudert wurden. I1 Personen wurden bet dem Unfall zum Teil schwer verletzt. Das Unglück ist angeblich durch Versagen der Bremse des Straßen⸗ bahnwagens entstanden. 8n
Hochschulunterweisung für Kriegsverletzte. Auf Ver⸗ anlassung des Deutschen Hilfsbundes für kriegsverletzte Offtziere E. P. haben sich mehrere Hochschullehrer bereit erklärt, Kriegsverletzte auch in besonderen Kolloquien und in Engelbesprechungen der verschiedenen technisch⸗industriellen Fächer dauernd, bis zur Er⸗ reichung etner neuen Berufsstellung, zu unterweisen und zu belehren. Anmeldungen erfolgen durch den Deutschen Hilfsbund für kriegs. verletzte Offiztere E. V., Berlin W. 56, Französischeftraße 29 11.
Eintritt von Anwärtern auf die Seeoffizierlaufbal in die Kaiserliche Marine. Durch Erlaß des Minifters d geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten wird bestimmt, daß Ober⸗ sekundanern, die ihre Annahme für die Seeoffizierlaufbahn nachweise vom 1. Junt d. J. ab die Reife für die Unterprima zuerkannt werd darf, auch wenn ihre Jahresklasse noch nicht zum Heeresdienst einberufer ist. Einstellungen von Anwärtern sind vorläufig für den 1. jeden Kalendervpterteljahres in Aussicht genommen. Für die Anmeldung gelten dieseiben Bestimmungen wie im Frieden. (Vorschriften für die C gänzung des Seeoffizterkorps, Verlag von Mittler u. Sohn, Berl SW. 68, Kochstraße 68/71.) Es empfiehlt sich, die Anmeldung möglichft frübzeitig einzureichen. Bei dieser Gelegenheit sei nochmals betont, daß die Bezeichnung „Kriegsfreiwilliger mit der Anwartschaft auf die Seeoffizierlaufbahn“ gleichbedeutend mit der Friedensbezeich⸗ nung „Seekadett“ ist. Nähere Auskunft über Einzelheiten wird von der „Seekadettenannahmekommission bei der Inspektion des Bildungs⸗ wesens der Marine in Kiel“ erteilt.
Libau, 7. Mai. (W. T. B.) Um 12 Uhr 30 fand vor dem Kurhaus bet berrlichem Frühlingswetter die Einweihung eines Gedenksteines zur Erinnerung an die Einnahme von Libau statt. An die Feier schioß sich eine Parade der Garnison. Abord⸗ nungen der selnerzeit an der Einnahme von Libau beteiligt gewesenen Truppen waren von der Front erschienen.
Innsbruck, 6. Mai. (W. T. B.) Dem Feuer in Deutsch Matret sind 58 Wohnhäuser zum Opfer gefallen. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Der Brand konnte erst nach sechsstündiger Arbeit bezwungen werden. Der Schaden ist bedeutend.
Amsterdam, 6. Mai. (W T. B.) Das „Handelsblatt“ meldet aus YUmuiden, daß dort der DHampftrawler „Caanstroom II* mit beschädigtem Vorderschiff angekommen ist. Er hatte einen Zu. sammenstoß mit einem deutschen Torpedoboot.
(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in doß Ersten Beilage.)
Theater.
Känigliche Schauspiele. Dienstag: Opernhaus. 119.Abonne⸗ mentsvorstellung. Aida. Oper in vier Akten (7 8. —n. 38-0 G. Verdi. Text von Antonio Ghislanzoni, für die deutsche Bühne bearbeitet von Jultus Schanz. Musikalische Leitung: Herr General⸗ musikdirektor Blech. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Ballett: Ballettmeister Graeb. Chöre: Herr Professor Rüdel. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 125. s Zyklus. Der Widerspenstigen Zühmung. ö Atten von Shakespeare, rach der Uebersetzung von Wolf Grafen Baudissin für die Bühne bearbeitet von Paul Lindau. Regie: Herr Oberregisseur Patry. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Opernhaus. 120. Abonnementsvorstellung⸗ Violetta. (La Traviata.) Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Text von Piave. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 126. Abonnementsvorstellung. Die Jung⸗ frau von Orleans. Eine romantische Tragödie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen von Friedrich Schiller. Anfang 7 ½ Uhr.
Abonnementsvorstellung. Shakespeare 1 Lustspiel in fünf
Familiennachrichten.
Verlobt: Fil. Urfula Chales de Beaulieu mit Hrn. Georg Nicolai⸗ Pargow (Stralsund.— Pargow, Kr. Randoc). Verehelicht: Hr. Frich Graf von Schwerln mit van Lynden (Berlin). 8 1
KeHe Ein Sohn: Hrn. Leutnant Hans Schlange (Langen⸗ alza).
Gestorben: Hr. Generalmajor Alfred von Dalbenden (Stuttgart).
— Hr. Oberstleutnant Kart von Drigalskt (Altona). Hr. Major a. D. Gottichalk (Friedrichroda). — Fr. Anna von Schul.’,
b. Krause (Berlin). Verw. Fr. Geheime Reglierungsrar
Marie Freifr. von Houwald, geb. von Götz und Schwanenfließ (Charlottenburg. Westend). — Fr. Flora v. n List, geb. von Kott⸗ wit (Weißagk).
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg 8 Verlag der Expedition (M engering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und V lagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. Sechs Beilagen die 966, Ausgabe der Deut
(607 ½)
schen Werlustlisten.
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Im man sich die Byzanttner
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leen Türten überwiegen die kleinen Lehen
b5 szergse en Erste Beilage 8 Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Pre
Berlin, Montag den 8. Mai
Uebersicht
der Prägungen von Reichsmünzen in den deutschen Münzstätten
Goldmünzen
Silbermünzen
Nickelmünzen
zanzeiger.
Eisenmüänzen
D oppel⸗ kronen
Kronen Drei⸗
ℳ
1 ℳ
markstücke
3 ünfund⸗ pfennigstücke pfennigstücke pfennigstücke
8.
Zwei⸗ Ein⸗ markstůcke markstücke
ℳ ⸗4 ℳ
pfennigstücke . ₰
Fünf⸗ pfennigstücke
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72 560 510319 394 858370 137 601
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124 223 543 75 067 147
37 285 791 15
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4 562 145 8807772 276 550]4036756440281 432 740ʃ172 560 510319 700 858370 137 601
21 789
124 525 904 50
386 244 44 127 — 4 956 089 80
75 067 147 ,30] 37 285 98
V 9156 981 02 15 847 838 97
1 FSr
2.11388,b4149182
6 988 -2n 4 808 786 ,65
8 8
3
Bleiben 4 450 924 260704 918 450 281 184 520
172 538 72]
777 501 7 499 499 25
319 314 614 6⁄½124 481 777 70 111 05750
36 753 457 65 5 988 022 55
4 808 786 65 111857 86u.
5 155 842 710 ℳ.
ꝛ* Einschließlich von Kronen, zu deren Prägung die Reichsbank das Gold April 1916, Nr. 90.
**) Vergl. den „Reichzanzetger“ vom 14. Berlin, den 6. Mai 1916.
1 266 490 558,50 ℳ.
seliefert hat.
Hauptbuchhalterei des Neichsschazamts. 8 Schuckert
114 364 014,40 ℳ
11 796 809,25 ℳ. 24 921 214,68 ℳ
Aunst und Wissenschaft.
In der Maisitzung der „Vord erastatischen Gesellschaft“ andelte der Privatdozent Dr. Dieterich aus Letpzig das Thema: hristlich⸗orientalische Kulturwirkungen auf die Türken
führte etwa aus: Die Türken, die viel gewandert sind, haben
e fremde Kultureinffüsse bet diesen Wanderungen aufgenommen. fdem Gebtete der Religton und in fast ihrer gesamten Geisteskultur
sie bekanntlich die Schüter der Araber und Perser, aber es haben engere Beztehungen der mohammedantschen Türken zu den von
unterworfenen christlichen Völkern sich geknüpft, sen die Byzantiner, die 1000 Jahre vor den Türken große Tetle kuropas und Westasiens in ihrem Reiche vereinigten, hin⸗ ttlich der weltlichen und besonders der staatlichen Sphäre die jugendlichen Eroberer eingewirkt. In der staat⸗ ien Verwaltung, den technischen Künsten waren, wie schon einst
Grtechen die Lehrer der Römer gewesen waren, die Bvyzantiner Lehrer der Ogmanen. Schon J. F. Fallmerever hat vor mehr als
fabren die staatliche Organtsatton der Türket als eine Fortsetzung
Keiches von Bvzanz hingestellt, das die Türken mit neuem Blut
neuem Lebhen durchdrungen haben. Schon hundert Jahre vor
Froberung Konstantinopels hatte Kaiser Johannes VI. die manen gegen die Serben zu Hilfe gerufen, und Byzanz ging nur
olitische Größe, nicht aber als Kulturgröße 1453 zugrunde. Es rde kein neuer türkischer Nationalstaat begründet, vielmehr das
sstliche oströmische Reich wurde in mobammeranischer Form wetter⸗ üert, und es ward der osmanische Kriegerstamm
in den byzanti⸗ hben Beamtenstaat eingeschmolzen; der Kriegergeist belebte und ver⸗ gte die Formen des Reichs. Fragen wir nun: Wag len die Bpvzantiner den Türken gegeben2 In seiner nographischen Mannigfaltigkeit war der byzantinische Staat ein tionalitätenstaat, kein nationaler Staat; er zer ftel, als die Regie⸗ g die Kraft verlor, die buntgemischten Stämme politisch zu⸗ menzuhalten; aber für die Fortsetzung des staatlichen Lebens fanden Türken selbst die besten Kräfte bei den Unterworfenen. Wie ebe⸗ dte Zugehörigkeit zum orthoboxen Glauben die Voraussetzung ie Erlangung aller Aemter und jeden Schutzes im Staate war, rurde nunmehr das Bekenntnis zum Islam diese erste Bedingung. Staatsreligion hielt bei den chrtistlichen Bpzantinern wie bei den anischen Türken die heterogenen Elemente zusammen, die das Werk⸗ g der Zentralverwaltung sowohl bei den Byzantinern, wie bet den ken waren. Solange das bureaukrattsche Räderwerk in Konstantinopel ktionterte, war der Bestand des Reiches gesichert, und des⸗ b knüpzten die Sultane an die vorhandenen Verwaltungszustände Alle Volkselemente wurden dem Islam dienstbar gemacht. In Staatsverwaltung, im Heerwesen, in der Bevölkerungspolitik zum Vorbild. In der Blütezett des sischen Reiches waren von den Großwestren nur 10 unter 50 bsmani⸗ Stammes, die übrtgen waren Grtechen, Slaven, Albanier, nenter, Tscherkessen der Abstammung nach; die neuen Herrscher Bten die Diplomatte erst durch die Byzantiner erlernen. Bekannt ie Einrichtung des Janitscharen⸗Korps, das aus den Rafah be⸗ d, und nach seiner Auflösung 1826 wurde wieder eine albanesische dgarde des Sultans begründer. In der Bevölkerungsvolttik und suchte man die systematische Mischung der ischen Elemente ebenso, zu erhalten, wie es schon den Byzanttnern grschehen war; die wangsansied⸗ gen behielten nach bvzantinischem Muster die Tuürken bis ins Zabrhundert bei; man schob die Völkerstämme wie die Figuren mnem Schachbreit. Bei Abgrenzung der zwei Verwaltungs⸗ rte der Törket: Rumill, d. h. Römerland, und Anatolt, d. h. sent, das ist der assaltsche Besitz, blieb das bvzantinische Vorbild auf dit Namen hestehen, und so war es auch in der Einteilung b Mreooinzen (Wilaieis) und nach Regierungsbezirken (Sandjakga). r wollten die Tüͤrken keine Aenderungen in dem von ihnen er⸗ ten Weitreich, sie haben hier nur aufgepfropft, und zwar mit hem Geschick. Auch auf das türktsch⸗originale Heerwesen, das n in der ersten Hälfte des 14. Jahrhundertg bestand, wie as Lehnswesen der Türken waren bpzantinische Vor⸗ ohne Einwirfung bei seiner weiteren Entwicklung: der Zahl nach die großen, den Bphantinern war das Umgekehrte der Fall. Im Staatgrecht wir hei Byzantinern und Türk merfwürdige Parallesen.
namentlich
— n falamitisch?
en ben der Legitimität tritt oft das Ufurpatorentum starker Persönlich⸗
keiten hervor. Wir sehen Minister, Feldherren, selbst Frauen und Mattressen die Herrschaft an sich reißen. Neben die Katserin Theodora stellt sich die Sultanin Roxelane. Diese Tatsachen beruhen wohl auf der latenten Fortwirkung innerlich verwandter Anlagen. Der Miß⸗ achtung des histortschen Staatzrechts stellt sich eine peinliche e tung des bürgerlichen Rechis gegenüber. Freilich konnten die Türken das römische Recht selbst für sich nicht henutzen, aber gewisse Einflusse aus dessen Sphäre hat Zachartar von Lingenrhal bei ihnen nachzu⸗ weisen versucht, die vom Kkrchenrecht herstammen. Die Uebernahme der byzantinischen Verwaltung mit ihrer Beamtenkorruption war für die Türken kein Vortetl. Das Heer der byzanttnischen Kanzlisten und der Kalligraphen wie der Kurtalstil haben unter türtischer Herrschaft wettergewirkt, ebenso waren die ersten Sultane im Finanzwesen von den Grtechen abvängtg. In dem Titel, den der türklsche Schatzkanzler führt, Defterdor, steckt das griechische diphthera = Haut, Pergament, Rechnungsbuch. Die Bevorzugung des Staatsbeamtenherufs gegenuͤber den freten Berufen des Landwirth, Kaufmanns, Industrtellen findet sich ebenso bei den Türken, wie sie schon in Byzanz sich zeigt; und aug dem griechtschen „Herrenmenschen“, dem authentés, ist die Be⸗ zetchnung ves Effendt, d. h. des „vornehmen Herrn“, geworden. Der Vortragende wies darauf hin, wie die Einrichtung der sogenannten Kapitulationen entstanden ist, d. der Staatsverträge der eurcpätschen Staaten mit der Pforte, die die Angehörtgen der fremden Staaten zu Exterritortalen machten und sie von der Gerichts⸗ barkett der Türket befreiten. Die erste dieser Kapitulattonen hatte König Franz I. von Frankreich mit der Türfei 1535 ab eschlossen, aber die Wurzel dieser Verträge geht auf Bvfjanz zurack. Der Name ist die Uebersetzung des grlechischen Kephalatosis, d. h. der Kapirel⸗ (Abschnitts.) Eintetlung der Verträge. Die Sache selbft beruht auf den Abmachungen, wie sie 1199 schon Venedig von Byzanz füͤr seine Bürger erreicht hatte, denen die Exterritortalttät im bvzantinischen Reiche zugesichert wurde und die den byzantinischen Gerichten nicht unterstanden; später gingen diese Privilegten 1261 auf die Genuesen über, die unter den Palaeologen bei der Wiederberstellung ihres Reiches geholfen hatten, und im 13. und 14. Jabrhundert auf dte Pisaner, die Florentiner, die Spanier, die alle shre mit großer Macht ausgestatteten Konsuln in Konstantinopel besaßen. Diese fretwilltg den Frempen zugestandenen Vorrecht⸗, d. h. die Kapi⸗ tulationen, wurden all mählich zu voͤlkerrechtlichen Verträgen entwickelt, die die Westmäͤchte der Tärket, die sie von Bvzanz Üübernommen hatte, abtrotzten, also zu etner Rechtganmaßung der Türket gegenuüͤber, gegen die die Sultane vergeblich ankämpften; der Grund für dieses vergeb⸗ liche Bemühen liegt in der gering entwickelten Wirtschaftlichkelt der Türken in früherer Zeit. Des weiteren suchte der Vortragende nach⸗ zuweisen, wie das Horceremontiell in seinen Einzelheiten bet den Türken nach byzantinischem Muster gebilvet wurde, wie die Tatsache, daß die Türken schon sehr früh den Charakter eines freien Hirten⸗ und Bauernvolkeg verloren haben, sich zu dem Umstante fügte, daß auch in der Entwicklung des byzantinischen Staates „ obwohl die Kaiser zum großen Teil für die Echaltung des Bauernstandg eingetreten waren, der Großagrundbesitz und das Kapital über den freien bäuerlichen Grundbesitz schon im 13. Jahrhundert den Sieg davongetragen hatte. In der Landwtrt'chaft wurde, wie viele Bezeichnungen eg verraten, die griechtsche Ueberlieferung von den Bauern aufgenommen, im Handel und in der Schiffahrt blieb der grtechtsche Einfluß gleichfalls noch lange als bedeutsamer Faktor des soztaken Lebens bestehen. Die Einflüsse der griechischen Tradition zeigen sich auch im Bauwesen, namenrlich in den nach dem Vorbilde der Hagta Sophia errichteten Gotteshaäͤusern. Das Fortleben in dieser Ueberlieferung fübrte endlich auf einen Punkt, wo offenbar ward, es könne in dieser Wetse nicht wetter gehen, wenn man nicht den Bestand des Staats gefährden wolle; eg reifte die Erkenntnic, wie die Kultur von Bpzanz zum Fluch für die Lebensverhältnisse geworden war; man war nunmehr bestrebt, der westeuropätschen Kultur in energischer Weiser Eingang zu ver⸗ schaffen, um in organtscher Entwicklung und in einem neuen Geliste mit deren Pilfe den türkischen Staat sester zu. begründen.
In der an die Darlegungen sich anschließenden Aussprache hob der Professor Mittwoch hervor, es gehe nicht an, türkische Gin⸗ richtungen einfach mit bylantinischen zu vergleichen; man müsse bei der Betrachtung der ersteren stets fragen: was ist türkisch und was ist all⸗ Dies gelte besonders für die Verhältnisse in
lecht und Verwaltung. Professor Martin Hartmann, Professor Sobernheim, Professor Littmann, Dr. Junge und Get⸗ imrat, Po⸗
fessor von Luschan ergänzten die Mitteilungen des Vortragenden. G. St
reich
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Der norwegische Forscher Amundsen hatte eine neue große
N ordpolfahrt für den kommenden Sommer geptant, bei der von der Beringstraße aus das unerforschte Polarmeer in der Richtung auf Spitzbergen oder Grönland durchquert werden sollte. Es war dabet die Mrthilfe von Flugmaschinen und Funkentelegraphen in Auossicht Lenommen, und der Staat hatte eine namhafte Berhtlfe zugefichert. Der Weltkrieg hat nicht nur u einem Aufschub. 2 einer üFge Einschränkung dies —
mundsen will, vorausgesetzt, daß, bis beendet ist, im Sommer 1. ee — Inseln gegen den Nordvol verdringen und sich dann vom Packktshz gegen Westen treiben lassen. Er will also den vom Mantsen ernerzett eingeschlagenen Weg nehmen, hofft aber weiter nach Dmen und gegebenenfalls über den Nordpol serbst getrteben zu werden. Die Reise soll auf einem Schiff vor sich g hen, das bedeutend kirtner als die „Fram“ ist, nur acht Mann Besatzung aufnehmen kann und außer stande ist, Flugzeuge und Funkeneinrichtung mitzuführen. der „Frankf. Ztg.“ wird nun daran erinnert, daß Peary hereits den Nachweig geführt habe, daß es am Norbpol ketn Land gibt, daß also ein nochmali er Vorstoß gegen den Pol kaum von Interesse wäre. Für die geographische Wissenschaft wäͤre es hingegen von Wert gewesen, über das Eismeergebiet zwischen dem Pol und Alaska, das Amundsen ie’tzt nicht mehr aufzusuchen gedenkt, Aufschluß zu erhalten, daher dürfte die Expedition zu erheblichen wissenschaftlichen Ergebntssen kaum führen. Immerhin aber werde es interessant sein, zu erfahren, wie sich em kleines Fahrzeug mit ⸗den Eismassen abfinden werde, in deren Umklammerung der stark gebauten „Ftam“ der Untergang drohte. 1““ B v 11““ 1“
Handel und Gewerbe.
(Aus den im Reichsamt des Innerz zusamnmen⸗ gestellten Nachrichten für Iandel, Indutftrie und Landwirtschaft“)
An Stelle des mit Ablauf des Monats März d. J knfolge end⸗ gültigen Uebertritts in den Dienst der osmantschen Staatsschulden⸗ verwaltung aus dem 94 ausgeschiedenen Handelssachverständigen Dr. Bötzkes ist der frühere Handelssachverständige in Johannesburg, Renner, bis auf weiteres mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Handelssachverständigen bet dem Kaiserlichen General⸗ konsulat in Konstantinopel beauftragt.
sgawete
Einschränkung eines Ausfuhrverbots. Eine Königliche Kundmachnng verordnet mit Wirkung vom 18. April 1916 ab, daß bis auf weiteres gebrauchte Umschließungen aus Jute⸗ und Bauwollengeweben, die nachwetalich bei der Einkudr von aug⸗ ländischen Waren verwendet worden sind, ausgeführt werden dürfen soweit die Wieperausfuhr innerhalß der Frist von einem Monat nach der Einfuhr erfolgt. (Nach Stockholms Daghlad.)
Form der Anträge auf Ausfuhrbewilligung. Zur Beschleunigung und Vereinfachung des Geschäftsverkehrs ist es dringend erwuͤnscht, daß sämtliche bei der Köntglich schwedischen Regterung zu stellenden Anträge deutscher Firmen auf Erlaubnig zur schwedischer Waren nach Deutschland in einbeitlicher Form erfolgen.
Die Anträge sind in folgender Form zu stellen:
Gesuch um Ausfuhrgenehmigung von Schweden nach Deutschland: War⸗: Wert: Quantirät: Käufer Verkäufer: Ursprungsland: Wie und wann nach Schweden eingeführt: Zeit⸗
punkt des Kaufabschlusses: Die Ware liegt in: Schwedtsches Aus-
fuhrzollamt: Beförderung: Bestimmungsort: Empfänger: .
Die Benutzung eines gelben Papters hat sich het der Akten⸗ behandlung bigher als Kennzeschnung für einen Ausfuhrautrag als praktisch erwiesen. Es wird daher die Nerwendung eines Paplers von ähnlicher Farbe als zweckmäßig empfoblen.
Die gleichmäßig auszufüllenden Anträge sind in Gfacher Aus⸗ fertigung dem Auswaͤrtigen Amte in Berlin einzu⸗ en.
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