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Beruf und Mutterschaft, Wettbewerb der Geschlechter, Stellung der Frau in Gesellschaft und Staat — behandelt. Die Verfasserin ehört zu den ersten Vorkämpferinnen ihres Geschlechts. Kritischer
inn und ein offener Blick für das Gegebene haben sie in der Regel davor bewahrt, bei diesem Kampf, den sie im übrigen mit Warmherzigkeit und Entschledenheit führt, in Uebertreibungen zu ver⸗ fallen und Zielen nachzustreben, die für immer oder doch für ab⸗ sehbare Zeit unerreichbar bleiben müssen. Die Schrift ist daher wohl geeignet, über die in ihr behandelten Probleme sachgemäß zu unterrichten. Auch der Leser, der Einzelforderungen der Verfasserin weifelnd oder ablehnend gegenübersteht, wird in dem Buch Anregung und manchen Aufschluß finden, der ihm die Stellungnahme erleichtert.
Wohlfahrtspflege.
Der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen wurden abermals bedeutende Beträge überwiesen, u. a. 50 000 ℳ von der Niederrheinischen Aktiengesellscheft für Lederfabrikation (vorm. Z. Spier), Wickrath, 50 000 ℳ von den Heddernheimer Kupferwerken und Süddeutschen Kabelwerken, Aktien⸗ gesellschaft, Frankfurt a. M., 100 000 ℳ von Leopold Cassella u Co, G. m. b. H., Frankfurt a. M. Die Geschäftsstelle der National⸗ tiftung (Berlin NW., Alsenstraße 11) sowte die bekannten Zahlstellen ehmen weitere Gaben gern entgegen. “ .“
Technik.
Der Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin wird Mittwoch, den 24 Mai, Abends 8 ⅛ Ukr, im Härsaale des Königlichen Kunstgewerbemuseums (Prinz Albrecht⸗Straße 7 a) die während der Krieaszeit wichtig gewordene Frage des künstlerischen Ersengusses behandeln. Es werden sprechen der Direktorial⸗ assistent Dr. Hermann Schmitz über den älteren deutschen Eisenguß und der Direltor Fritz Goerling von der Akt.⸗Ges. vorm. H. Gladen⸗ beck u. Sohn, Bildgießerei, über die Technik des Eisengusses. Die Aus führungen werden durch Lichtbilder und eine Avsstellung erläutert
werden. Gäste sind willkommen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Staatliche Förderung der Schweinemästung. — Das Preußische Landesfuttermittelamt teilt mit, daß es ausländischen Mais und vielleicht auch Fischmebl für eine neue Mast⸗ veriode zur Verfügung stellen will. Die Schweine müssen dis zum 30. September abgeliefert sein, und zwar hat der Mäster für je 20 Zentner Mais am Verladeort 940 Pfund, am Empfargsort 840 Pfund Lebendgewicht an Schweinen abzuliefern. Das Mindest⸗ gewicht des einzelnen Schweines darf aber nicht unter 150 Pfund herunter gehen. Der Zentner Mais ist mit 21 ℳ zu bezahlen. Hierzu kommt noch die Gesamtfracht von der deutschen Eingangs⸗ station bis zur Station des Mästers und ferver eine Spedittons⸗ gebühr von 3 ℳ für 20 Zentner. Im übrigen sollen die gleichen Bedingungen gelten, wie bei den früheren Verträgen der staatlichen Schweinemast. Das Preußlsche Landesfuttermittelamt nimmt sofort Vertragsanmeldungen entgegen betont aber ausdröcklich, daß damit kein Anspruch auf wirkliche Futterlieferung erhoben werden kann, sondern es soll zunächst nur der Bedarf festgestellt werden. “
Private Schweinehaltung und ⸗mästung. *
Es ist schon wiederbolt darauf bingewiesen worden, daß die Schweinehaltung und „mästung im Rahmen der Kleintierzucht gepflegt werden kann und sich daher für Lauben⸗ und Gartenbesitzer sowie für die Benutzung jeder vorhandenen Gelegenbeit eignet. Die erfreuliche Belebung, die die Jungschweinemärkte ersahren haben, ist gerignet, auch in privaten Kreisen die Schweinehaltung und ⸗mwästung besonders empsehlenswert zu machen. Mancher Garten⸗ oder Lauben⸗ besitzer hat Gelegenheit, Schweine unterzubringen. Aberauch in manchem Haus und Hef wird es mösglich sein, Verschlaͤge für Schweineställe auf⸗ zustellen. Die günstige Ferkelbeschickung der Märkte sollte besonders deshalb benutzt werden, weil die Flerschgewinnung wesentlich gehoben werden muß und weil die Mastanstalten infolge der Teuerung der Furtermittel und der Schwierigkeiten, diese in ausreichendem Umfange zu beschaffen, kaum in der Lage sein dürften, die Mästung in dem Umfange vorzunehmen, der für die Sicherung der Fleischberstellung wünschenswert ist. Ferner ist aber nur durch Fuͤtterung im eigenen Haushalt die volle Ausrützung aller Küchenabfälle und Reste möglich, die jent zum Tell verderben und daher nicht threm Werte entsprechend Verwendung finden Da jept eingestellte Jungschweine erst im kommenden Wnter schlachtreif sein können, ist nicht zu befürchten, daß das Hausschlachtverbot Aufzucht und Mästung der von den kleinen Schweinchaltern aufgezogenen Tiete unterbindnt.
Theater und Musik.
Morgen, Dienslaa, werden die türkischen Parlamentarier die Aufführung der „Afrikanerin“ im Königlichen Overnhause ke⸗ suchen. Die Titelrolle singt Frau Kemp, den Nelusco Herr Schwarz.
Im Königlichen Schauspielhause wud morgen dos Lustspitel „Die Journalisten“ aufgeführt. In den Harptrollen sind die Damen Abich, Arastädt, Heisler sowie die Herren Boöltcher, Bruck, Eichbolz, Engels, von Ledebur, Pat vy, Stange, Vespermonn und Zimmerer beschäftigt. 1
Das Pote damer Naturtheater erössnet am 3. Juni seine diet jäbrige Spielzeit mit ciner Generalpiobe vom Cisernen Heiland“, deren Ertrag zum Besten des Nachmittagsbeims für genesende Krieger der Frau Gräfin von Bismarck⸗Bohlen bestimmt ist.
Im Deutschen Theater schließt die Winter’ pielzeit om 30. Mai. Di Sommerspielzeit begiunt am 31. d. M. An diesem Tage findet die Erstauffüh ung des dreiaktigen Schwankes „Die Familie Schimek“ von Gustav Kadelburg stat. Die Rolle des Zavadtl wird Max Pauenberg spielen.
Für die Festveranstaltung der Kommandantur von Berlin, die am 11. Juni im Stadion stattfindet, haben bis jetzt ihre Mitwirkung zugesagt: Für „Die Meistersinger von Nürn⸗ bürg“, die der Generalmusikdirektor Leo Wlech irigtert, die Kammer⸗ sfängerin Kläre Drx, die Königliche Opernsängerin von Scheele⸗ Muller, die Herren Kammemänger Henmann Jadlowker und Paul Knüpfer, Königliche Opernsänge: Michael Bohnen, Waldemar Henke und Heinrich Schultz; für „Wallensteins Lager“: Fräulein Servaes vom Ĺ ssingtheater, die Henen Vesper⸗ mann und Mühthofer vom Köniclichen Schauspielhaus, Diegelmann veom Deutschen Theater, und vom Lessing⸗ bezw. Deutschen Künnlertheater die Herren: Vallentin, Loos, Ekert, Schiltkraut, Ziener und Sternberg. Die Chöre, von Professor Rüdel einstudiert, sind vom Berliner Lehrerirner gesangvereir, dem Bruno Kittelschen Chor, dem Erkschen Gesangverein, dem Beetbeven⸗ chor u. a. übernommen worden. Die Gesamtspielleitung hat Victor Barnowbly.
Walther Kirchboff wird in seinem einzigen Konzert am 30. Mat, Abends 8 ⁵ Uhr, in der Philbarmonie unter anderen die große Tenorarie aus „Cosi fan tutte“, die felten gehörte Arie des Alfred aus „La Traviata“, ferner in Gemeinschaft mit Be ta Gardini das Duett aus dem 2. Akt von „Rigoletto“ und am Schluß eine Eruppe Wagner⸗Gesänge vortragen. Die Begleitung hat Oito Balke übernommen.
Die deutschen Musikfeste in Sofia und Konstantinopel wurden, wie „AW. T. B.“ berichtet, am 19. d M. mit einem Konzert im Nattonaltheater in Sosia vor übervollem Hause in Gegen⸗ wart der Königin, tes Kronprinzen und des Prinzen Kprill erbsfnet. In den Rängen saßen Kopf an Kepf bulgserische, deatsche und
österreichisch⸗ungarische Soldaten, während die Studenten der Sofioter Universität das Paterre dichtgedrängt füllten. Die Minister, an ihrer Spitze der Ministerpräsident Radoslawow, die Gesandten der ver⸗ bündeten Mäghte, die Militär, und Santtätsmissionen wohnten dem Konzert vollzählig sei. Das Fürstlich reußische Hoforchester, das hinreißend spielte, und vor allem die Solisten Emmi Leisner und Karl Clewing von den Königlichen Theatern in Berlin wurden mit Blumen und Beifall überschüttet. Emmi Leisner erweckte mit Brahms und Schubert tiefen, nachhaltigen Eindruck. Karl Clewing, der gleich im Anfang mit den schweren Rhythmen der Schillerschen „Hukvigung der Künste“ eine weihevolle Stimmung schuf, wurde nach seinen Volks und Soldatenliedern immer wieder hervorgerufen.
Mannigfaltiges.
Seine Majestät der Kaiser und König und Ihre Majestät die Kaiserin und Königin nahmen, „W. T. B.“ zufolge, gestern vormittag an dem Gottesdienst im Dom teil.
Seine Maäjestät der Kaiser und König hat, wie „W. T. B.“ Peldet, an den Hofprediger a. D. D. Rogge aus 2na seines 60 jährigen Amtsjubiläums folgendes Telegramm herichtet: w „Ich sende Ihnen am heutigen Tage, wo Sie vor 60 Jahren
Ihre segensreiche Tätigkeit für König und Vaterland im Dienste der Kirche begonnen haben, meine herzlichsten Glückwünsche in warmer Anerkennung Ihrer Verdienste in der Milltär⸗ seelsorge in Krieg und Frieden bis auf den heutigen Tag. Der ergreifende Gottesdienst vor St. Privat, in welchem Sie die Truppen der 1. Gardedivision zum Kampfe vorbereiteten, bleibt ebenso unvergessen wie Ihre begeisterten Worte bei der Kaiser⸗ proklamation in Wrsailles. Der Dank des Königs von Preußen soll in Meinem beutigen Glückwunsch erneut zum Auosdruch kommen. Der Allmächtige segne Ihren Lebensabend.
Wilhelm R.“
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hat an den Jubilar ebenfalls ein Glückwunschtelegramm gerichtet.
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Ihre Kaiserliche und Könltgliche Hoheit die Frau Kronprinzessin besuchte, wie „W. T. B.“ mitteilt, am vorigen Sonnabend, Nachmittags, die Bulgarische Ausstellung im Künstlerhause in Berlin.
Im Lessingmusenm (Brüderstraße 89 liest am Mittwoch, Abends 8 Uhr, Alhred Walter⸗Horst das Echegaraysche Schaus piel „Michael Servet“, in deutschen Versen von Dr. Rudolf Berger, vor. Am Donnerstag spricht Dr. Gertrud Haupt⸗Fröhlich über „E. T. A. Hoffmann in Berlin“. Känigliche Kammermusiker sptelen Hoffmanns Harfenquintett, und die Damen Mansfeld und Lierke sowie Robert Spörry singen Szenen aus der Oper „Undine“ in Hoffmanns Ver⸗ tonung. Auch diese letzte Veranstaltung vor den Sommerferien be⸗ ginnt um 8 Uhr.
Auf der Treptower Sternwarte findet am Mittwoch, Abends 8½ Uhr, ein Sondervortrag mit Lichtbildern und Filmen: „Der Balkan im Weltkriege“, statt.
Die dänische Seidenzucht. Teils im Interesse der späteren Beschästigung von Krtegsbeschädigten, teils infolge des Einfuhrverbots für Seide hat man die Frage eines deutschen Seidenbaues neuerdings öfter erörtert. Ob mit Vorteil zur Fütterung der Seidenraupe mit Maulheerblaͤttern zurückzukehren wäre, ober ob sich der Anbau eines Ersatzfutters, der Schwarzwurzelpflanze, empfiehlt, der Professor Udo Dammer⸗Berlin, der Ehrenvorsitzende der neugegründeten Deutschen Seidenbaugesellschaft, hochgradige Anspruchslosigkeit und viele sonstige Vorteile nachrühmt, darüber werden erft praktische Erfahrungen ent⸗ scheiden können. Es ist daber von Interesse, aus Ausführungen des Dr. Olufsen in der „Naturwiss. Wochenschr.“ zu erfahren, daß in Dänemark sett etwa 16 Jahren Seidenbau getrteben wird durch Fütterung der Raupen mit Blättern eines Maulbeerbuschs. Diese buschförmige Abart des Maulbeerbaums ist, wie die „Umschau“ (Frankfurt a. M.) den erwähnten Ausführungen entnimmt, völlig hart gegen Wied und Winterkälte und äußerst genüg⸗ sam in ihren Ansprüchen an die Bodenart. Mehr als vier Jahre alte Büsche vertragen sehr gut das Abschneiden ganzer Zweige und gestatten somit das Füttern der Rauven in geschlossenen Räumen. Der Durchschnittswert der dänischen Kokons lieat bedeutend höher als der der Kokons aus jeglichen anderen Gebieten; die Seide ist gut, der Faden von auffallender Stärke. Die 1900 gebildete Dänische Seiden⸗ baugesellschaft hat bis Dezember 1915 im Lard 62 238 Pflanzen großgezogen und 411 000 brauchbare Kokons geerntet und von ihnen 1778 Ellen Seidenstoff gewonnen; das Jahr 1914 lieferte 66 000 tadellose Kokons. Die „Saison“ der Raupen liegt etwa vom 10. Juni bis 10. August. Der kalte Sommer 1915 machte ein ganz geringföügiges Heizen der Räumlichkeiten notwendig. Die Abgabe der kostharen Pflanze ist in Dänemark gesetzlich verbvoten. Der Maulbeerbusch stammt aus Nordamerika und verändert sich durch die Züchtung stark, sodaß er durch planmäßige Auslese verbessert, z. B. zu weniger geteilten Blättern gezüchtet werden konnte.
Königk berg ;. Pr., 20. Mai. (W. T. B.) Die von deutschen
nd österreichischen Künstlern reschhaltig beschickte Ausstellung für
Heldengräber in Ostpreußen ist heute mittag durch den Landes⸗
hauptn ann von Berg in Anwesenheit der Spitzen der Behörden
4 des Generalmajors Hoffmann vom Kriegministerium eröffnet worden.
Dirschau, 19. Mat. Durch Feuer wurde gestern, wie die „Danz. Allg. Zig.“ berichtet, das Dirschauer Rathaus, ein altes geschichtlich dentwürdiges Gebäude, das aus dem Jahre 1580 stammte, jerstört. Das Feuer kam Nachmtttags im Turm aus und ver⸗ breitete sich rasch über das ganze Gehäude, das bis auf die Um⸗ fassungsmeuern niederbrannte. Kassenbücher, Geldbeträge, Bilder und gesch chtliche Urkunden konnten gerettet werden. Leider konnte aber der Brand, der durch einen zürmischen Nordwestwind angefacht wurde, nicht auf feinen Herd beschränkt werden, sondern griff auf fünf in der Mitte ves Markics stehende Gebäude über, die cbenfalls ein⸗ geäschert wurden. . “
München, 21. Mai. (W. T. B.) Die bulgarischen Sobranjeabgeordneten, die am 19. d. M., von Frankkurt kommend, hier eingetroffen waren, folgten gestern vormittag der Ein⸗ ladung zu einem Frühstück, das die bayerische Kammer ihnen im Edenbotel gab. Abends fand in den festlichen Räumen des Staagtsministeriums des Königlichen Hauses und des Aeußenn zu Ehren der Ahgeordneten ein größerer Empfang statt, bei dem der Staatzrat Ritter von L5 ü1 on Stelle des am Erscheinen verbinderten Staatsministers Dr. Grafen von Hertling die Gäste willkkommen hieß und ein Hoch auf Seine Mafestät den Zaren von Bulgarten und das bulgarische Volk ausbrochte. In seiner Erwiderung sprach der Vizepräsident der Sobranje Dr. Momtschilow die Hoffnung aus, daß die Schaffung eines neuen Verkehrsweges zwischen Deutschland und Bulgarten, nämlich des Donau— Rhein⸗ kanals, eifrig gelördert werde, der glückliche Folgen für beide Länder haben werde. Er 6 seine Ansprache mit Segenswünschen für Seine Mojestät den König von Bayern und das bayerische Volk. Kurz nach 9 Uhr erschien zur besonderen Freude der Gäste Seine Majestät der König Ludwig, der längere Zeit im Kicise der Gäste v weilte. Heute vormiltag nalmen die Abgtordneten an einem von der Stadt München im Sitzungsimmer des Gemeindekollegiums gegebenen Frühftück Teil,
kleine Kinder,
bei dem der Oberbürgermeister Dr. von Borscht und Dr. Iwan Kostoff Trinksprüche hielten. Ein Teil der bulgarischen Abgeord⸗ neten fährt bereits heute abend nach Sosia zurück, während der andere Teil morgen vormittag die Rückreise nach Bulgarien antritt.
Konstanz, 20. Mai. (W. T. B.) Vormittags 9 ½ Uhr traf der erste schweizerische Sanitätszug mit deutschen Kriegs⸗ invaliden aus Frankreich ein. Er wurde von einer großen Menschenmenge herzlich begrüßt. Zum Empfang auf dem festlich ge⸗ schmückten Bahnbof fanden sich Seine Großherzogliche Hohelt der Prinz Max von Baden und der Stellvertretende kom⸗ mandierende General des 14. Armeekorys, General von Manteuffel ein. Ueber die Zahl der Schwerverwundeten, die der Heimbeförde⸗ rung harren, können noch keine bestimmten Angaben gemacht werden. Man rechnet auf etwa 3— 400 Franzosen und etwas weniger Deutsche.
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London, 20. Mai. (W. T. B.) Die Kuratoren der Stiftungen von Cecil Rhodes beabsichtigen zu drrnn daß im Parlament in dieser Session eine Bill eingebracht wird, um die Ox forder Stipendien für deutsche Studenten abzuschaffen.
Paris, 21. Mai. (W. T. B.) Dem Petit Parisien“ zufolge hat ein Brand in den Wollspeichern des Hafens von La Rochelle⸗d⸗ Pallice 500 Ballen Baumwolle vernichtet.
Lvyon, 20. Mai. (W. T. B.) Der Lyoner „Progros“ meldet aus Notre Dame de Driangon, daß in den dortigen Werkstätten für Stickstoffgewinnung, die für die Landesperteidigung arbeiten, infolge Selbstentzündung eine Feuersbrunst ausbrach, die beträcht⸗ lichen Schaden anrichtete. Vier französische und drei marokkanische Arbeiter sind schwer verletzt.
Vlissingen, 20. Mai. (W. T. B.) Gestern sind mit dem Postdampfer aus England sieben internierte Deutsche, durch⸗ weg Männer von 60 Jahren und darüber, angekommen, ferner zehn deren Väter internsert sind. Von sechs der Kinder sind dle Mütter tot, die übrigen vier waren in Begleitung ihrer Mutter, die schwachsinnig ist. Die Kinder waren von englischen Frauen begleitet.
Mailand, 20. Mat. (W. T. B.) Laut „Corriere della Sera“ erfolgte vorgestern oberhalb der Straße von Biella nach Balma ein starker Bergrutsch. Landstraße und Eisenbahnlinie sind vollständig zerstört. Verschiedene Gemeinden haben keine Lebens⸗ mittelzufuhr. Ein großer Stetnbruch der Gebrüder Bianco, Haupt⸗ lieferanten für Pflastersteine in Italien, ist vollständig verschüttet. Zahlreiche Arbeiter sind dadurch brotlos geworden.
Theater.
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opernhaus. 133. Abonne⸗ mentsvorstellung. Die Afrikanerin. Oper in fünf Akten von Glacomo Meperbeer. Text von Eugone Scribe, deutsch von Ferdinand Gumbert. Musikalische Leitung: Herr Generalmusikdirektor Blech. Regie: Herr Regisseur Bachmann. Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. Chöre: Herr Professor Rüdel. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 139. Abonnementsvorstellung. Die — nalisten. Lustspiel in vier Aufzügen von Gustav Freytag. Regie: Herr Oberregisseur Patry. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Opernhaus. 134. Abonnementsvorstellung. Richard⸗ Wagner⸗Zoklus. 5. Abend: Tristan und Isolde in drei Akten von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 140. Abonnementsvorstellung. Rosenmüller Lustspiel in dret Aufzügen von Carl Töpfer. Anfang 7 ½ Uhr.
Der Königliche Kommerzienrat, Herr
Af + 9 Ernst Elias, Cottbus, ist aus seinem arbeitsreichen Leben geschieden. Der Verstorbene gehörte dem Aufsichtsrate unserer Gesellschaft in ununterbrochener Folge zehn Jahre an. In diesem hat er an der Entwicklung unserer Gesellschaft mit seiner reichen Erfahrung mitgewirkt. Wir werden ihm über das Grab hinaus ein warmes
Andenken bewahren. Berlin, den 20. Mai 1916. 112420]
Niederlausitzer Kohlenwerke. Der Aufsichtsrat. Der Vorstand. Mankiewitz. Gabelmann.
Verlobt: Frl. Armgard von Wedel mit Hrn. Hauptmann Hans⸗ Walter von Olberg (Gerzlow). — Florence Fretin von Zedlitz und Neukirch mit Hen. Carl Frhrn. von Pivoll zu Quintenbach (München) — Frl. Hilbegard Noeldechen mit Hrn. Referendan Dr. jur. Diether Heidrich (Charlottenburg).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberstleutnant Karl Grafen von Kageneck (Berlin). — Hrn. Oberarzt Dr. Viktor Grafen Haller von Hallerstein (Berlin⸗Grunewald).
Gestorben: Louise Gräfin von der Goltz, geb. Erhartt (Wiesbaden). — Marie Gräfin Prebentow (Teupitz). “
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg Verlag der Expedition (Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.
Fünf Beilagen
e 98 tG, Ausgabe ver Peutschen Verlustlisten.
hnern, und zwar die allgemeine Besprechung bei dem
Arückhaltslos mit ihrer net hat und daburch unserer militärischen Kraft eine Stütze bis
gliegen.
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Beilage
“ Deutscher Reichstag. 51. Sitzung vom 20. Mai 1916, Vormittags 11 Uhr.
Ueber den Beginn der Sitzung, in der die atung des Etats für das
Spezial⸗
Reichsamt des
jen Ausgabetitel „Gehalt des Staatssekretärs“ setzt wird, ist in der vorgestrigen Nummer dieses Blattes
t worden. z. Schiele (ckons) bemerkt, in seiner Rete fort⸗ Bei der Ueberleitung vom Kriegszustand in den zustand muüssen zunachst von der Regierung unter Mit⸗ g des Kriegsausschusses der deutschen Reerereien Maßnahmen altung des Bestandes von deutschen Handelsschiffen und des Hüter See getroffen werden und für ten Neubau von Handels⸗ müssen Geldmittel bereit gestellt werten. Tatzäe blich wird Kriege der Staat am dastehen, der über die größte stonnage verfüugt. Ueber die Form ter Hilse für die Reerereien wir nicht streiten. Auch ich bedaure, daß fin die Sicherung tschen Auslandsforderungen von der Regierung nichts Wesent⸗ dan ist. Mindestens muß eine Registrierung bieser Handels⸗ hen stattsinten, bamit wir Vergleiche anstellen koöͤnmen mit „ was unsere Feinde getan haben. Ferner müssen wir an eine anisation des Arbeitsmarktes benken. Manche Arbeitsgelegenheit ist h ben Krieg beseitigt und wird beseitigt werden, wenn wir Mangel an hmaterialien in diesem oder jenem Industriezweig haben. Aaderer⸗ ist eine Fülle von Arbeit zu leisten, sodaß es nicht an Arbeits⸗ genheit fehlen wirt. Aber wir müssen zu einer gesunden Ver ing ter Arbeitskrafte kommen, damit nicht auf ber einen Seit eitslosigkeit, guf ber anteren Mangel an Arbeitern entsteht.
tielstand in Stabt und Land, die kleinen Kaufleute und Gewer 2. benten, hat unter den Kriegsverhaltnissen besonders schwer zu en, verhältnismaßig schwerer als die Arteiter. Auch der Abg. bel sagte, daß der Mittelstand zu einem erheblichen Teil durch Krieg an den Rand des Untergangs gedrängt werde. Wir müssen für ihn . Maßmnahmen zur Ueberleitung aus dem Kriegs end in den Friedenszustand treffen. Wenn nötig, müssen dazu tel aufgebracht werten, um diese feste Saule unserer Bevölkerun der auf die Hohe der Leistungsfahigkeit zu bringen. Bei der Ueber ng bes Kriegszustandes in den Friedenszustand kommt in aller r Linie unsere Industrie selbst in Frage. Der englische Handels ister hat im Parlament selbst erklärt, daß die Engländer alles tur ten, um den deutschen Handel zu verstümmeln, damit er ni eer sein Haupt erhebe. Dieje Worte sind prahlerisch, aber doch sen der deutsche Gewerbefleiß, deutsche Wissenschaft und Technik Kräfte einsetzen, um diese Mickhien zuschanten zu machen. Wis mit Bewunderung anerkennen müssen, daß die deutsche Induftri
tskraft dem Vaterland endlichen Siege gewesen ist, so müssen wir es auch als vornehmste schaftliche Aufgabe betrachten, dafür zu sorgen, daß auch diese Säule lehen bleibt. Zum Schutze der Intustrie müssen vorsorgliche fnahmen für die Uebergangszeit getroffen werden. Die feindliche Rition will es uns erschweren, uns dem Kriege wirtschaftlich dem Auslande zu entfalten. Wir dürfen uns darüber keiner schung hingeben, bdaß wir nach dem Kriege ein rohstoffarmes bleiben. Unsere Hauptsorge muß der Wievderaufbau unserer Ge⸗ e in der alten Form sein. Das wird geraume Zeit in Anspruch nen. Aber während dieser Zeit müssen wir um die Beschaffung Rohstoffen und die Ausfuhr von Fertigfabrikaten besorgt sein; dürfen nicht dulden, daß das Ausland uns nach dem Kriege mit ikaten überschwemmt und hierdurch einen Teil des deutschen Ge⸗ e vemichtet. Der deutsche Fabrikant mag noch so tüchtig sein, darf der Zeit, um wieder Rohstoffe heranzuführen und die leeren itsstätten in den Fabriken wieder zu füllen. Hier muß das b, geftützt auf eine gesunde Organisation, der Industrie regelnd In. Es ist unsere vomehmste Pflicht, nach dem Kriege die Ge⸗ ksverbindungen nach dem Auslande wieder herzustellen. Dankbar inen wir an, daß der Kriegsausschuß der deutschen Industrie Pvorbereitend tätig ist; er ist die geeignete Instanz, die Einigkeit ben den verschiedenen industriellen Standen herzustellen. unseres Wirtschaftsbaumes ist abgesägt, aber der S 1 d, und in dem Stamm fließt gesunder Saft. Wir hoffen, daß er ein wirtschaftlicher Frühling beginnt, daß die Wurzeln dieses ischaftsbaumes gesund und sogar in diesem Kriege noch gesunder iden sind. Wenn wir uns die Erfahrungen des Krieges auch die Friedenswirtschaft nutzbar machen, wird der Baum wieder n und frischer dastehen als vorber. Der Weisheit letzter Schluß nur der gewinnt Freiheit für das Leben, der täglich sie er⸗ muß. Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Lewald: Die Redner (Parteien haben über Mißstände im Unterstützungswesen geklagt. bei den Millionen von Unterstützungssachen einzelne Unstimmig⸗ entstehen, ist vollkommen klar und begreiflich, indessen werden die neue Verordnung, wonach die vorgesetzten Instanzen ein⸗ n können, diese Unstimmigkeiten beseitigt werden. Der Abg. ein hat den Fall angeführt, daß im Kreise Grimmen eine alte be, die nur ein Einkommen von sieben Mark im Monat hat, biesen worden ist. Von dem Kreisausschuß in Grimmen habe ine Aeußerung erhalten, die erheblich anders lautet. Danach der im Felde stehende Enkel die Großmutter überhaupt nicht Ftützt; außerdem gewaährt eine verheiratete Tochter dieser Frau rung und Wohnung, kurzum, die Voraussetzungen liegen erheblich 6, als der Abg. Gothein darstellte. Es ist jetzt ein neuer Antrag Unterstützung gestellt worden, der in den nächsten Tagen im ausschuß behandelt werden wird. Schon im April 1915 hat sich Reichsamt des Innern mit dem Reichsjustizamt in Verbindung , und dieses hat sich dahin ausgesprochen, daß nach dem Zweck esetzes die Unterstützungen als Beiträge zum Unterhalt gegeben en und irgendwelchen Aufrechnungen mit anderen Bezügen nicht negen. In bezug auf die Resolution, wonach beim Tode der eer in einer unterstützten Kriegerfamilie der auf die Mutter ent⸗ de Unterstützungsbetrag an die Person ausbezahlt werden soll, sit Unterhalt und Erziehung der Kinder beauftragt ist, haben vereits in manchen Fällen darauf hingewiesen, daß es der Billig⸗ entspreche, dieser Person die Unterstützung zuzuwenden. Wir mit dem Reichsschatzamt in Verbindung getreten, damit Unter⸗ ugen auch in diesen Fällen gegeben werden können. Gegen die bung von Bedarfssätzen habe ich im Ausschuß einige Bedenken keglerung ausgesprochen, aber doch anerkannt, daß es von erheb⸗ I Vorteil ist, bei der Prüfung sich vorzustellen, was notwendig Wie Reichsverwaltung ist bereits an die Bundesregierungen getreten, um ihnen eine Prüfung dieser Resolution zu empfehlen. musschuß sind ferner Bedenken dagegen geäußert, daß die frei⸗ m Beiträge der Arbeitgeber zu den Unterstützungen auf die eunterstützung angerechnet werden. Diese Bedenken sind be⸗
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Cie
Berlin, Montag, den 22. Mai
—
rechtigt, eine solche Anrechnung darf nicht erfol Die Zuschüsse zu den Familienunterstützungen sind bereits erböht und müssen augen⸗ blicklich als ausreichend erachtet werden. notwendig sind, so zweifle ich nicht, daß das Reichsschatzamt dazu Lerelt sein wircd. Dem Dank des Freiherrn Heyl zu Herrnsheim für bie freiwilligen Unterstützungen der Arbeitgeber kann ich mich durchaus anschließen. Der Kriegsausschuß der deutschen Industrie hat kürzlich eine Veröffentlichung über die freiwillig gezahlten Beträge der Arbeit⸗ geber herausgegeben, es sind sehr hohe Beträge, und man kann nur wünschen, daß sie weiter gewährt werden. Die Notwendigkeit ausreichender Unteérstützungen der Kriegerfamilien erkennen wir mit derselben Wärme an wie Sie.
Abg. Mumm (deutsche Fraktion): Der stellvertretende Reichs⸗ kanzler ist ein weithin leuchtendes Beispiel dafür, daß man auch weit hinter der Front ein Kriegsversehrter werden kann. Die Seltsamkeit, daß wir das Gehalt des Staatssekretäars bewilligen sollen, während ein Nachfolger noch nicht ernannt ist, schafft uns die Möglichkeit, über die Organisation des Amtes selbst zu diskutieren. Das Amt ist ganz unübetsichtlich geworden, seine Teilung ist eine Notwendigkeit. Ein Reichsarbeitsamt muß geschaffen werden. Unser Wohnungswesen bedarf bringend einer gründlichen Reform. Die wichtigsten Fragen der Bevölkerungspolitik, der Hebung der Volkskraft, hängen damit zusammen. Das schwierige Seüe der Volksernährung erfordert die ganze Aufmerksamkeit aller beteiligten Faktoren. Auf dem Lande hat vielfach die Beschlagnahme des Viehs Erbitterung erregt. Die Forde⸗ rung der tatkräftigen Unterstützung unserer Handelsmarine unterstützen wir in der Voraussetzung, daß hier nicht etwa einseitig nur die großen Reedereigesellschaften subventioniert werden. Eine forcierte Aus⸗ führung unserer Juwelen wäre im Interesse der Verbesserung unserer Valuta zu empfehlen. Im Punkte der Frauenarbeit habe ich auch ein wenig umgelernt. Man muß sagen, daß die Hilfe unserer Frauen und der Jugendlichen in manchen Betrieben nahezu unentbehrlich ge⸗ worden ist. Versuche von Behörden, auf diesem Wege Ersparungen am Lohnkonto herbeizuführen, müssen verhindert werden. Muster⸗ gültig ist hier ein Erlaß des Bekleizungsamtes des Gardekorps, daß an Frauen wie an Männer die gleichen Stücklöhne zu zahlen sind. Hoffentlich werden die Fachausschufse in der Heimarbeit bald Wirk⸗ lichkeit. Besonders notwendig sind sie in der Tabakindustrie, nament⸗ lich wenn die Tabaksteuererhohung Gesetz geworden sein wird. Das Reichsversicherungsamt und die Versicherungsanstalten haben für die Kriegswohlfahrtspflege Ausgezeichnetes geleistet. Hoffentlich wird auch der Kampf gegen die Geschlechtskrankheiten mit unvermindertem Eifer fortgesetzt. Ebenso wie unsere Mobilmachung muß auch die Demobilisierung alkoholfrei sein. Die Organisation des Arbeits⸗ nachweises läßt, soweit die Tätigkeit des Reichsamts des Innern dabei in Betracht kommt, noch viel zu wünschen übrig; es muß beim Friedensschluß alles Erforderliche soweit vorbereitet sein, daß un⸗ verweilt die Organisation in Funktion treten kann. Das Nachtback⸗ verhot ist erfreulicherweise durchgeführt, und die große Mehrheit der Arbeiter und Arbeitgeber ist damit einverstanden. Ueber die Einzel⸗ heiten wird sich ja reden lassen, namentlich bezüglich der ländlichen Bäckereien, deren Inhaber zugleich Landwirtschaft betreiben; aber diese große sozialpolitische Maßregel muß auch nach dem Kriege in Kraft bleiben. Ebenso dürfen wir wohl erwarten, daß die im Kriege geschaffene Reichswochenhilse auch im Frieden weiter bestehen bleibt; es ist davon auch eine Hebung des Hebammenstandes zu erhoffen. Die Opposition gegen die Sparzwangerlasse seitens der Sozialdemo⸗ kratie ist mir nicht recht verstandlich; ein Sparen in verständigen Grenzen muß doch mit Freuden begrüßt werden. Die Gegnerschaft Lürfte sich also nur gegen die Art der Durchführung richten. Der Gedanke, die Kinos zu konzessionieren, sollte nicht aufgegeben werden: es wird hier sehr viel Schund geboten, der nur das sittliche Niveau kerunterzieht und die Seele verwüstet. Das Reichstheatergesetz darf uch nicht um des Krieges willen unter den Tisch fallen. Ein Gesetz ur durchgreifenden Sicherung der Sonntagsruhe ist dringend not vendig. Alle diese gesetzgeberischen Projekte zur Hebung der sittlichen Fraft des deutschen Volkes sind durch den Ausbruch des Krieges ins Stocken geraten; man sollte, soweit irgend tunlich, an die Lösung ieser Aufgabe alsbald wieder herantreten.
Abg. Stadthagen (Soz. Arb.⸗Gem.): Ich bezweifle, daß
n der Frage der Familienunterstützung die Einzelstaaten der An⸗ regung des Ministerialdirektors Lewald folgen werden. Der Regie ungspräsident von Potsdam hat sich das starke Stück in Unkenntnis der letzten Bundesratsverordnung geleistet, einer Kriegerfrau einfach zu schreiben, gegen die Entscheidung der Lieferungsverbände gäbe es keine Beschwerde. Wir werden allen Resolutionen der Kommission zu⸗ stimmen mit Ausnahme derjenigen, welche sich auf die Reichsunter⸗ stützung der Reedereien bezieht. Warum soll die Seeschiffahrt allein erücksichtigt werden, während die Kriegsbeschädigten leer ausgehen sollen? Es sind das die kleinen Gewerbetreibenden, Arbeiter usw., die Nietsschulden haben usw. Wir können für das Sondervorrecht der Reeder icht stimmen. Der Sachschaden durch Folgen des Krieges ist auch nicht so groß wie der an Leib und Leben. Der Arbeiterschutz der Frauen und Jugendlichen ist erforderlich im Interesse der Gesamtheit. Wir hahen zuerst die Anregung dazu gegeben. Es ist bedauerlich, daß wir während des Krieges anstatt vorwärts zu gehen, im Arbeiterschutz zu⸗ rückgeschritten sind. Der Schutz der Jugendlichen ist besonders not⸗ wendig. Die Verordnung über den Sparzwang der Jugendlichen ist kein Vorteil für diese.é Sie ist ein Ausfluß der alten unberechtigten Klage über die Verderbtheit der Jugend. Dieselben Klagen wurden schon damals erhoben, als es sich um die ersten Schritte zum Schutze der jugendlichen Arbeiter handelte. Es wurde behauptet, die Kinder seien so verroht. Beseitigen Sie die Nachtarbeit, die Sonntagsarbeit usw., dann haben Sie unendlich viel mehr getan, als durch den Spar⸗ zwang. Gewiß hält die Jugend nicht immer Maß, aber sie ist heute nicht schlechter, sondern besser als die frühere Jugend. Man darf die Jugend doch nicht mit dem reifen Alter vergleichen. Man sollte in die Jugend den Drang zur Selbständigkeit pflanzen, aber sie nicht bevormunden. Was muß das für ein Duckmäuser sein, der in der Jugend immer Maß gehalten hat. So erzieht man keine Charaktere, sondern Scheinheilige. Gerade die Arbeiterjugend, gegen die sich dieser Zwang richtet, strebt nach höherer Vollkommenbeit. Fort mit allen Strafbestimmungen gegen die Jugend, die es ihr erschweren, gemeinsam zu turnen, sich zu vereinigen. Das Verbot des Theater⸗ besuchs, des Rauchens auf der Straße usw. hat keinen Zweck. Schlagen Sie doch an Ihre Brust. Haben Sie in Ihrer Jugend die Selbst⸗ zucht geübt wie unsere heutige Arbeiteriugend? Wir bitten Sie, unseren beiden Resolutionen zuzustimmen. Das Verbot, d die Jugendlichen ihren Ort nicht verlassen dürfen, ist ungesetzlich. Wenn gegen die jugendlichen Arbeiter wegen Verschwendungs⸗ und Ver⸗ gnügungssucht vorgegangen wird, warum nicht gegen die Studenten? Darin liegt eine Verachtung der Arbeiter, die stärker nicht gedacht werden kann. Die jugendlichen Arbeiter werden durch das General⸗ kommando aus dem betreffenden Bezirke im Interesse der öffentlichen Sicherheit nicht etwa ausgewiesen, sondern in ihm intemniert. Das ist doch ein sonderbarer Widerspruch. Die Verordnung des N. Ar⸗ meekorps enthält ein Freizügigkeitsverbot. Die Jagendlichen sollten den Bezirk des X. Armeekorps, Braunschweig⸗Hannover, nicht ver⸗ lassen dürfen, sie sollten Gefangene des Kommandos sein. Eine An⸗ zahl jugendlicher Arbeiter in Haunover und Braunschweig hat sofort
die Arbeit niedergelegt. Dadurch kamen die Fabriken in Verlegen⸗ heit.
agcebns Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und elreläre. b
Auf Vorstellung der Gewerkschaften erklaͤrte das General⸗ kommando, der aus⸗ ote von 16 aguf 24 pro
eiger und Königlich Preußischen Staatsanzei
Wenn weitere Erhöhungen
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Woche erhöht werden. Die Arbeiter in Hannover begnügten sich damit und nahmen die Arbeit wieder auf. Die Braunschweiger waren nicht zufrieden, sie forderten die vollständige Aufhebung der Verord⸗ nung. Die Zahl der Streikenden wuchs auf Tausend. Dazu kam eine Aufregung auf dem Lebensmittelmarkt. Die erwachsenen Arbeiter wurden ersucht, die Jugendlichen zu beruhigen, darauf gingen sie nicht ein. Am 4. Mai wurde von dem Oberbefehlshaber erklart, er wolle die Verordnung vollständig aufheben. Darauf nahmen die Jugend⸗ lichen die Arbeit wieder auf. Die Verordnung wurde „bis auf weiteres“ wieder aufgehoben. Diese Verordnungen verstoßen gegen die Gewerbeordnung, gegen den Arbeiterschutz und gegen die Reichsver⸗ sessung, sowie gegen das Gesetz über die Beschlagnahme des Lohns. Die Gewerbeordnung bestraft den Unternehmer, der den Lohn nicht in bar auszahlt. Nach dem Lohnbeschlagnahmegesetz ist das Existenz⸗ minimum der Beschlagnahme entzogen, die Generalkommandos ent⸗ ziehen aber durch die Sparerlasse den jugendlichen Arbeitern so viel, daß weniger als das Existenzminimum übrig bleibt. Die Verordnungen verstoßen auch gegen die Freizügigkeit, denn die jugendlichen Arbeiter werden gewissermaßen interniert. Die Verordnungen widersprechen auch den klaren Rechtsanschauungen im Deutschen Reiche über die guten Sitten. Daß die Vorenthaltung des Lohns gegen die guten Sitten verstößt, ist in einer ganzen Reihe von Büchern ausgesprochen worden. Schon nach dem Alten Testament soll man des Tagelöhners Lohn nicht vorenthalten, in der Enzyklika des Papstes Rerum novarum, die die Arbeiterfrage behandelt, heißt es, daß die Vor⸗ enthaltung des Lohnes eine Sünde sei, die zum Himmel schreie. Die Verordnungen verstoßen auch gegen den Grundsatz von der Gleich⸗ heit vor dem Gesetz, sie wirken unsozial und schädlich auf die Jugend; sie sind auch unzweckmäßig, denn der junge Mann soll doch zur Selb⸗ ständigkeit erzogen werden. Die Söhne reicher Eltern können tun, was sie wollen, aber die Leute, die in schwerer Arbeit ihr Geld ver⸗ dienen müssen, sollen davor bewahrt werden, etwas zu verschwenden, auch wenn die Verschwendung zu ihrem Nutzen ist oder darin besteht, daß sie ihre Familien unterstützen. Das ist keine Achtung vor der Arbeit, sondern das Gegenteil. Die Jugend will auf freiem Boden in einem freien Volk stehen. Ich bitte dringend, unseren Antrag an⸗ zunehmen.
Abg. Schmidt⸗Meißen (Soz.): Die Freunde des Verbots der Nachtarbeit in den Bäckereien müssen auf der baldigen gesetzlichen Festlegung dieses Verbots bestehen. Durch die Bundesratsverordnung vom 21. Januar d. Js. sollen nach der Meinung des Direktors Lewald die Beschwerden über Mängel in der Familienunterstützung bis auf wenige Ausnahmefälle behoben sein; das ist nicht zutreffend, es be⸗ stehen solche Mängel noch in erheblichem Umfange. In der Stadt Görlitz erhält eine Frau mit drei Kindern 75 ℳ monatlich und dazu noch eine Mietsunterstützung; in einem Vorort von Görlitz, der zum Landkreise gehört, erhält eine solche nur 42 ℳ und keine Mietsunter⸗ stützung. Wie will man solche Unterschiede in Orten mit absolut gleichen Lebensbedingungen begründen? Hier fehlt es doch an der nötigen sozialen Eiefich In einer großen Anzahl anderer Land⸗ gemeinden und in zahlreichen kleinen Stäaädten liegt es ganz ebenso. Nicht die Bedürftigkeit der Kriegerfamilien, sondern die finanzielle Lage der Gemeinden wird vielfach als Maßstah genommen. Anderseits treibt man vielfach mit der größten Rücksichtslosigkeit die Steuern von den Kriegerfrauen ein und verweist die Frauen, die nicht zahlen kon⸗ nen, darauf, daß sie arbeiten könnten, auch wenn sie Arbeit nicht finden
können oder dazu unfähig sind. In zahlreichen Orten hat man am 1. April die Unterstützungen gekürzt oder ganz eingezogen; und dabei wächst die Teuerung doch unausgesetzt. Viele Betriebe weisen die Kriegerfrauen aus den Arbeiterwohnungen aus; ebenso verfahren viele Gutsbesitzer, die die Kriegerfrauen zwingen, die Wohnung zu räumen; in einem Falle wollte der Betreffende nur dann Abstand davon nehmen, wenn die Frau für 70 ₰ täglich Gutsarbeit verrichten wollte. Und das geschieht zu einer Zeit, wo gerade die Landwirtschaft glänzende Geschäfte macht. Ein Teil der Kriegerfamilien muß bei der gegen⸗ wärtigen Höhe der Unterstützungen und bei der gleichzeitigen Teuerung hungern; eine vierköpfige Familie kann von 32 ₰ pro Kopf täglich nicht leben. Besserung ist möglich bei allseitig vorhandenem gutem Willen, besonders bei den ausführenden Organen. Nicht die eng⸗ lische Aushungerungspolitik macht die Lage dieser Kriegersamälien so elend, schuld daran ist die mangelnde Hilfe im Inlande. Nach der letzten Erhöhung der Reichssätze haben zahlreiche Gemeinden ihne Unterstützungen gekürzt. Darum ist die Annahme der Resolution, welche behufs ausreichender Unterstützung die Festsetzung von Bedarfs⸗ sätzen durch die Lieferungsverbände und Gemeinden fordert, eine unbe⸗ dingte Notwendigkeit. Diese Bedarfssätze müssen von der Aufsichts⸗ behörde kontrolliert werden, ob sie sich der vorhandenen Teuerung anpassen. Die Summe von 20 Millionen, die jetzt von Reichs wegen monatlich als Reichsunterstützung bergegeben wird, muß erhöht wer⸗ den. Wenn der Direktor Lewald sich heute bereit erklärt, dieses Ver⸗ langen den Bundesregierungen zur Pruüfung zu überweisen, so nehme ich an, daß das in positivem Sinne gemeint ist, denn wenn eine dunch⸗ greifende Besserung erfolgen soll, dann mußeben eine G wöhung der Reichsleistung für die Notlage der Kriegerfamilien erfolgen. Die Unterstützung der arbeitslosen Tertilarbeiter darf mnicht von Bedin⸗ gungen abhängig gemacht werden, es darf nicht die Unterstützung ver⸗ weigert werden, wenn die Betreffenden sich wengern, landwirtschaft⸗ liche Arbeit zu übernehmen. Man soll sich auch nicht, wie es tat⸗ sachlich geschehen ist, dadurch von der Leistung der Unterstittzung drücken, daß man auf die Einderufung des Betreffonden zum Herres dienst binwirkt. Leider greift man auch heute immer noch zu deom be⸗ liebten Mittel der Ansmeisung, um sich der Vempflichtung zur Leistung von Armenunterstützung zu entziehen. So ist eine Oesterreicherin, die sich nicht mehr ernähren konnte und die Armenpflege in Anspruch nehmen wollte, ausgewiesen worden, obwodl sie 45 Jahre am iͤbrom Wobnort gelebt hatte. Die Reichsregierung follte dieser Aus⸗ weisungspraris ein Ende machen. Die Landarbeiter beschweron sich darüber, daß auch während des Krieges die Grundbefitzer sie schlecht behandeln. Ein Gutsbesitzer, der einen jungen Mann mit dom Re⸗ volder bedrohtc, wurde zu sage und schreibe 20 ℳ Geldstrafe per⸗ ürteilt. Die Rechtlosigkeit der Landarbeiter ist schuld daran. Dor Dienstberr darf sogar die Dienstboten straffrei püchtigen, die jetzige
Die Gesindeordnung paßt nicht
Rechtsprechung erlaudt ihm das.
in die moderne Jeit. Die Landarbeiter in den Schitzengräben worden es nicht Laͤnger dulden, daß ste so unmürdig behandelt werden. Es wird ein Kampf entbrennen, wie ihn die Gutsbesetzer noch nicht vrlebt 8— Die herrschenden Klassen sollten es micht so woit kommen lassen. Abg. Dr. Hitze (Zentr.): Die Antragsteller wegen des Spurk. zwanges mögen sa die besten Absichten haben. Das Merbhälknis Fwischen Eltern und Kindern in bezug auf die Verwendung des Lohns der Kinder zu regekn, ist ein fohr se zwierviges Problom. Es handol sich darum, die Ingend vor Leichtfinn zu bewahren, die Kinder guzu leiten, mit ihren Eltern zußammen zu sparen. Dies ist das Ziel nicht, den Arbeitern ihren Lohn vorzuenthalten. Diesem Ziele de Verordnungen stimme ich zu, erkonne abpr an, daß eine Aizahl de Vevordnungen dafür nicht die vichtige Foyvm gefunden hat. Wem heute ein so großer Gehurtenrückaang eingotrotan ist, so ist das mi rauf zurückzuführen, daß die Kinder so frilh das Elternbnus verlassen Dem Grundgedanken des Antrayes WBernstein wegen des Muttex. und Sämglingsschmtzes stimme ich zu, glullbe aber, daß beide Materien Landessache find: ich wisßste nicht, wie die Soche wichs⸗