ministeriums, Staat Erlaß gerichteet:
1“ Bebenhausen, 8. Juli 1916. Mein lieber Präsident des
taatsministeriums, Staatsminister
Dr. von Weizsäcker. Die bevorstehende Feier Meines 2 eensen Regierungsjubiläums und zahlreiche von den verschiedensten Seiten ausgehende Anfragen, in welcher Weise diese
Feier im Lande begangen werden solle, veranlassen Mich zu nach⸗ stehender Kundgebung.
In Anbetracht der erusten Zeiten, die wir durchleben, und der tiefen Trauer, die der Krieg über zahlreiche Familien des Landes gebracht hat und täglich noch bringt, ist es Mein Wunsch, daß an Meinem Regierungsjubiläum von allen öffentlichen Kund⸗
16 gebungen und festlichen Veranstaltungen, welcher Art sie sein mögen, abgesehen werde, und die öffentliche Feier einen Pankgottesdienst, der mit dem am Sonntag Okrober abzuhaltenden allgemeinen Gottesdienste verbunden werden könnte, sowie auf etwasge, am 6. Oktober abzuhaltende Feiern in den Schulen, für welche dieser Tag frei sein soll, be⸗ chränkt bleibe. Älle Meiner Person zugedachten Glückwünsche und Geschenke bitte Ich, im voraus herzlich dankend, unterlassen zu wollen. Dagegen möchte Ich einer, wie Ich höre, im Lande geplanten öffentlichen Sammlung Meinerseits nichts in den Weg legen, doch nur unter der ausdrücklichen ö1“ daß ihr Erträgnis einem wohltätigen, zur Linderung von Kriegsschäden bestimmten Zwecke dienen soll, die Sammlung selbst eine durchaus freiwillige bleibt unnd von keiner Seite etwas unternommen wird, was ihr diesen Charatter völliger Freiwilligkeit zu nehmen geeignet wäre. Die für festliche Veranstaltungen und persönliche Geschenke in Aussicht genommenen Summen werden weit besser zu obigem Zwecke Ver⸗ wendung finden. 8 Im übrigen werde Ich den Vertretern der Regierung und des Landes an einem noch näher zu bestimmenden Tage Gelegenheit geben, den Gesinnungen, die uns gegenseitig bei diesem Anlaß be⸗ eelen, noch besonderen Ausdruck zu verleihen. Diese Kundgebung ist auf dem Wege, der Ihnen am geeignetsten scheint, zu allge⸗ meiner Kenntnis zu bringen. Mit der erneuten Versicheruna Meines gnädigsten Wohl⸗ wollens bin Ich, Mein lieber Präsident des Staatsministeriums,
1 wohlgeneigter König Wilhelm.
den 8.
Oesterreich⸗Ungarn.
Unter dem Vorsitz Dr. Baernreithers fan in Wien die gründende Versammlung der Balkan⸗ Orientsektion des österreichischen Handelsmuseums statt, deren vornehmster Zweck die Förderung der wissenschaft⸗ lichen und kulturellen Erforschung der Balkanländer, einschließlich Rumäniens und des Orients, sowie die Pflege und Ausgestaltung der wirtschaftspolitischen Beziehungen zu diesen Gebieten ist. Der Versammlung wohnten bei: der Handelsminister Dr. von Spitzmüller, zahlreiche ehemalige Minister, Reichs⸗ rats⸗ und Landtagsabgeordnete, Universitätsprofessoren, Ver⸗ treter der Behörden, der Großindustrie, der Kaufmann⸗ schaft usw. Nachdem der Vorsitzende Dr. Baernreither ein ausführliches Programm für die Tätigkeit der Balkan⸗ und Orientsektion entwickelt hatte, führte der Handelsminister Dr. von Spitzmüller aus, zweifellos sei der jetzige Moment der geeignetste, um mit dem entwickelten Arbeitspvogramm zu beginnen. Mit besonderer Befriedigung erfülle ihn der Hin⸗ weis, daß es sich nicht um eine einseitige Ausbeutung der Balkanländer, sondern um eine Verbindung wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und kultureller Aufgaben handele, die geeignet seien, in der Bevölkerung der in Betracht kommenden Länder die Ueberzeugung zu wecken, daß wir uns ihre Liebe erringen wollen. Der Minister stellte seine Kraft und die Mitarbeit des Handelsministeriums zur Verfügung, um die in Frage stehenden Arbeiten zu “ und wünschte schließlich der neuen Balkan⸗ und Orientsektion den besten Erfolg und volles Gedeihen.
— Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Budagpest hat Graf Michael Karolyi an den geschäftsführenden Vize⸗ präsidenten der Unabhängigkeitspartei ein Schreiben gerichtet, in dem er seinen Austritt aus der Partei anzeigt und diesen eingehend begründet. Er sagt: b
Er sowohl als auch seine Gesinnungs zenossen hätten schon vor dem Kriege eine Richtung in der auswärtigen Politik befolgt, wonach die Spannung zwischen den europätschen Nattonen gemildert und eine Annäherung der einander gegenüberstehenden Mächtegruppen ermöglicht würde. Er wünsche keine weitere Folgerung aus dieser seiner Ueber⸗ zeugung abzuleiten, als daß ihn und seine Freunde auch nicht der Schatten einer Verantwortlichkeit für den Ausbruch des Krieges treffen könne. Aus diesem Grunde müsse er auch den Plan ablehnen, daß die
Opposition durch ihre Vertrauensmänner in irgend einer Weise an⸗
den Regierungshandlungen teilnehmen und dadurch ein Teil der Ver⸗ antworturg auf sie abgewälzt werden solle. Graf Karolyi weist sodann darauf hin, daß in der nächsten Zeit die Frage des Friedens⸗ schlusses sowie der Integrität des Landes, ferner demokratische und nationale Reformen auf die Tagesordnung kommen würden, und schließt: „Mein Gewissen gestattet mir nicht, daß ich in Erledigung dieser mir ans Herz gewachsenen Fragen mich durch eventuelle ent⸗ gegenstehende Auffassungen lähmen lassen soll.“ * Aus der Unabhängigkeitspartei sind aus diesem Anlaß noch drei Mitglieder ausgetreten. Die Partei zählt etwa
50 Mitglieder. .“ Großbritannien und Irland.
Der Premierminister Asquith gab gestern im Unter⸗ hause, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, einen kurzen Ueber⸗ blick über die wichtigsten Punkte des irischen Ausgleichs, nämlich: Die sechs Grafschaften von Ulster sind ausge⸗ nommen. Das Parlament für das nationalistische Irland besteht aus den gegenwärtigen Abgeordneten desselben Gebiets im englischen Unterhause. Das Gesetz, welches den Aus⸗ gleich enthält, wird Heer, Flotte und alle Angelegenheiten, die sich aus dem Kriege ergeben, der ausschließlichen Ver⸗ fügung der Reichsregierung vorbehalten. Die Abmachung bleibt während des Krieges und noch zwölf Monate danach in Kraft und kann verlängert werden, bis das britische Parlament die Regierung Irlands für die Dauer regelt. Asquith richtete
sodann eine Mahnung an das Haus, die Gelegenheit zu er⸗ gteifen, slün igung zu kommen, die den Kern zu einem wirklichen und dauernden Ausgleich enthalten könnte.
des Finanzreferenten R. Peéret macht laut „Jousrnal officiel“ über die Ausgaben Frankreichs seit Kriegsbeginn folgende Mitteilungen: Die militärischen Aus⸗ gaben (Kriegs⸗, Marine⸗ und Kolonialministerium) beliefen sich 2 der Zeit vom 1. August bis 31. Dezember 1914 auf 7 221 280 420 Frcs., im Jahre 1915 auf 17 608 360 487 und
im Jahre 1916 is zum 30. September auf 19 239 431 592 Frcs.,
Der Bericht
die vielleicht nie wiederkehren werde, um zu einer Ver⸗
8ß 8
zusammen auf 44 069 078 499 Frcs.; die sonstigen Ausgaben betrugen in den gleichen Zeiträumen 1 677 297 481. respektive 5117 546 378 und 4 609 206 768, zusammen 11 404 050 627 Francs. Belgien.
e Ministerrat wird sich nach einer Meldung des „Petit Journal“ morgen mit der Novelle zum Gesetz über die Einberufung der achtzehn⸗ bis vierzig⸗ jährigen Belgier befassen. Offenbar war das bisherige Ergebnis des Aufrufes unzulänglich, denn die Novelle betrifft eine größere Steigerung der Rekrutierungsmittel, um möglichst schnell zu einem Höchstergebnisse zu gelangen, wodurch es gleich⸗ zeitig möglich werden würde, die Familienväter hinter die Front
zu schicken. Schweiz.
Laut Mitteilung des Pressebureaus des schweizerischen Armeestabes hat ein Doppeldecker italienischer Natio⸗ nalität am Sonntag früh vom Comersee kommend, schon wieder schweizerisches Gebiet überflogen. Das Flugzeug hielt sich stets, von den Schweizern lebhaft beschossen, in sehr großer Höhe. 3
Der belgisch
Amerika.
Nach Meldungen des „Reuterschen Bureaus“ teilt ein New Yorker Telegramm mit, daß ein deutsches Untersee⸗ boot mit einer wertvollen Ladung Farbstoffe in Baltimore angekommen ist. Zwanzig Meilen von der Küste wurde das Unterseeboot von britischen und französischen Kreuzern ver⸗ folgt, wodurch seine Ankunft um vier Tage verzögert wurde. Das U-Boot namens „Deutschland“ erhebt An⸗ spruch darauf, ein unbewaffnetes Handelsschiff zu sein, das Frachten führt. Seine Ladung ist an die Firma Schumacher u. Co. (Agent des Norddeutschen Lloyd) in Baltimore kon⸗ signiert und besteht aus Farbstoffen und Medikamenten. der Kassierer der Lake Torpedo Company in Bridgeport (Connecticut), erklärt, er beabsichtige einen Prozeß gegen die „Deutschland“ anzustrengen, da⸗ sie die Patente der Lake Co. verletzt habe. Die Offiziere der „Deutschland“ stellen in Ab⸗ rede, daß das Unterseeboot von feindlichen Kriegsschiffen ver⸗ folgt wurde, und erklären, daß sie weder britische noch fran⸗ zösische Kriegsschiffe gesehen haben. Ein Küstenschutzkutter folgte der „Deutschland“ auf ihrer Fahrt nach der Chesapeake⸗ Bai. Der Grund hikkfür wurde nicht angegeben.
— Auf den Präsidenten der argentinischen Re⸗ publik ist, einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge, vor⸗ gestern in Buenos Aires nach einer Truppenschau von einem Manne namens Johann Mandrini, der erklärte Anarchist zu ein, ein Revolverattentat verübt worden. Der Präsident wurde verletzt.
Kriegsnachrichten.
Berlin, 10. Juli. (W. T. B.) Wie wir von zuständiger Stelle erfahren, ist die Meldung des amtlichen russischen Heeresberichts vom Sunntag, den 9. Juli, Pinsk sei von den Russen genommen, glatt erfunden
Wien, 10. Juli. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Russischer Kriegsschauplatz. Der gestrige Tag verlief verhältnismäßig ruhig einzelte Vorstöße des Feindes wurden abgeschlagen. Italienischer Kriegsschauplatz. An der Isonzofront beschränkte sich die Gefechtstätigkeit
Ver⸗
auf Artilleriefeuer und Luftkämpfe. Unsere Seeflugzeuge warfen auf die Adriawerke neuerdings Bomben. Zwischen Brenta und Etsch wurde an mehreren Stellen erbittert
ekämpft. Gegen unsere Linien südöstlich der Cima Dieci süührten starke Alpini⸗Kräfte mehrere Angriffe, die von Ab⸗ teilungen unserer Infanterieregimenter Nr. 17 und 70 unter schwersten Verlusten des Feindes abgeschlagen wurden. Ueber 800 tote Jialiener liegen vor unseren Gräben. Nachts scheiterte ein feindlicher Vorstoß im Raume des Monte Inte⸗ rotto. Im Abschnitt östlich des Brandtales griffen Alpini Valmorbia und den Monte Corno an, gelangten auch in
den Besitz dieses Berges, verloren ihn aber wieder dank eines
Gegenangriffes unserer tapferen Tiroler Landesschützen, denen sich hier 455 Italiener ergaben. 88
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unverändert. 8 1
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. vpon Hoefer, Feldmarschalleutnant.
0
Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.
Konstantinopel, 10. Juli. (W. T. B.) Das Haupt⸗ quartier teilt mit:
An der Irakfront keine Veränderung. Im Abschnitt von Felahie wurde eine berittene feindliche Erkundungs⸗ abteilung überfallen. Sie floh und ließ ihre Pferde zurück.
Von der persischen Front ist keine neue Nachricht ein⸗ gegangen.
An der Kau kasusfront hat sich auf dem rechten Flügel nichts von Bedeutung ereignet. Südlich des Tschoruk wurden die vom Feinde vorgestern in Gruppen im ganzen Abschnitt versuchten Gegenangriffe sämtlich abgewiesen. Die säenetches Truppen, denen es gelungen war, in einigen Ab⸗ chnitten in unsere vorgeschobenen Schützengräben einzudringen, wurden nach Osten zu verjagt, nachdem wir einen Gegenangriff gemacht hatten, der zu einem blutigen Handgemenge geführt hatte. Nördlich des 6 fanden auf dem linken Flügel Scharmützel statt. Sonst nichts von Bedeutung.
Der Krieg zur Seer. 8 Haag, 10. Juli. (W. T. B.) Der Dampftrawler „Sch. 103“ ist, wie aus Ymuiden gemeldet wird, von einem deutschen Unterseebot versenkt worden. Nmuiden, 10. Juli. (W. T. B.) Es wird gemeldet,
daß der Fischlogger „Marie“, der sich auf der Fahrt nach Scheveningen befindet, 9 Mann vom Dampftrawler
1 „Geertruida⸗
Lafe,
an Bord hat, der von einem Untersee⸗ boot in den Grund geschossen worden ist.
Wien, 10. Juli. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Bei Tagesanbruch traf unser Kreuzer „Novara“ in der Otrantostraße auf eine Gruppe von vier oder — wie alle dabei gemachten Gefangenen übereinstimmend angeben — von 5 armierten englischen Ueberwachungsdampfern und
erstörte sie alle durch Geschützfeuer. Alle Dampfer anken brennend, davon drei nach Explosion der Kessel. Von ihren Bemannungen konnte die „Novara“ nur 9 Eng⸗ länder retten. Flottenkommando.
Berlin, 11. Juli. (W. T. B.) Zwei deutsche Ma⸗ rineflugzeuge haben Nachts vom 9. zum 10. Juli die Hafenanlagen und Küstenwerke von Harwich und Dover mit Bomben belegt.
Nr. 55 des „Zentralblatts der Bauperwaltung“, heraus⸗
1e1“ im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 8. Juli 1916,
hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. — Nichtamtliches: Die Herrnhutergemeinde Christiansfeld in Nordschleswig. — Die Amurbahn. — Zur Berechnung der Momente vpollwandiger Brücken⸗ träger. — Vermischtes: Vereinigung der Bergakademie mit der Tech⸗ nischen Hochschule in Berlin. — Technische Hochschule in Berlin. — Besuch der Technischen Hochschulen in Berlin, Hannover, Aachen, Danzig und Breslau.
Wohlfahrtspflege.
Der Arbeitsausschuß der Fürsorgestellenkommission des deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose hielt unter dem Vorsitz von Landesrat Dr. Freund, Berlin, eine Sitzung ab, in der das Reichsamt des Innern, das preußische Ministerium des Innern, das Kriegsministerium, das Reichsversicherungsamt, das Kaiserliche Gesundheitsamt und der Reichsausschuß für Kriegsverletzte vertreten waren. Es wurde ein⸗ stimmig anerkannt, daß ein schleuniger Ausbau der Tuberkulose⸗ fürsorgestellen dringend erforderlich sei. Um die Aufgaben der Tuberkulosebekämpfung insbesondere nach Friedensschluß für die heimkebrenden Krieger zu erfüllen, ist es erforderlich, d. s ganze Deutsche Reich mit einem engmaschigen Netz von Fürsorge⸗ stellen zu umspannen, deren Träger, wenn irgend möglich, öffentliche Verbände bilden sollen und deren finanzielle Grundlage gesichert ist. Die erforderlichen Anträge an das deutsche Zentralkomitee sollen unverzüglich gestellt werden.
Grundsätze für die Ansiedlung hat die Schlesische Landgesellschaft für die Bewerber aufgestellt, die sie auf der Herrschaft Ottmuth in der Nähe von Gogolin ansiedeln will. Die Herrschaft selbst ist in 17 Stellen aufgeteilt, von denen zwei bereits verkauft sind. Jede Stelle enthält 4 Morgen Acker und 1 Morgen Wiese; die Gebäude können durch die Landgesellschaft nach den Wünschen des Käufers errichtet oder auch vom Käufer selbst aufgebaut werden, wobei die Gesellschaft nach Genehmigung der Bauzeichnung neun Zehntel der Kosten
der Gebäude 8000 ℳ und mehr.
wovon beim Vertragsabschluß 300 -500 ℳ zu zahlen sind. Die Regulterung des Restkaufgeldes erfolgt in der Weise, daß die Stellen als Rentengüter abgegeben und mit Rentenbankkredit oder durch die Landesversich rungsanstalt der Provdinz Schlesien beliehen werden. Die erststelligen Gelder sind unkündbar mit 4 % bezw. 3 ½ % zu verzinsen, wozu als Amortisation ½ % bezw. 1 % kommt. Der durch die An⸗ zablung und erststellige Belethung noch nicht gedeckte Rest des Kauf⸗ geldes wird von der Landgesellschaft als Resthypothek zu 4 ½ % Zinsen auf mindestens 10 Jahre gestundet. Die Käufer erwerben die Renten⸗ stellen zu freiem Eigentum. Sie können sie jederzeit verkaufen, müssen hierbei nur die vertraglichen Bestimmungen des Rentengutsvertrages innehalten. Kauf⸗ und Stempelkosten, auch Umsatzsteuern hat der Käufer nicht zu zahlen, ihm fallen nur geringe Schreibgebühren der Grundbuchberichtigung zur Last.
Fürsorge für kriegsbeschädtgte Akademiker in der Rheinprovinz. Nachdem in der Rheinprovinz für verschiedene Berufsarten von Kriegsbeschädigten Sondermaßnahmen getroffen sind, haben sich die rheinischen Hochschulen, nämlich die Universität Bonn, zu der auch die Studierenden der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn⸗Poppelsdorf gehören, die Technische Hochschule in Aachen und die Handelshochschule in Cöln mit der rhemi⸗ schen Provinzialverwaltung zusammengetan und als Gllied der allgemeinen Prooinzialfürsorge eine „Beratungs⸗ und Unterstützungsstelle für kriegsbeschädiate Akademiker in der Rheinprovinz“, mit dem Sitze an der Universität Bonn, begründet. Das Protektorat über die Einrichtung hat Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg⸗Lippe, Prinzessin von Preußen, übernommen. Die Stelle hat sich zur Aufgabe gemacht, die besonderen Verhältnisse der Kriegsbeschädigten mit akademischer Bildung, sowohl der jetzt noch studierenden, wie der schon im Beruf stehenden, zu berücksichtigen, und zwar gesundheitliche Maßnahmen, sachkundige Beratung in Fragen des Studiums und der Berufswachl, sowie Stellennachweise zu vermitteln und in Notfällen Unterstützung zu gewähren. 8 8 2
Die Künstlerküche des Verbandes der konzertierenden Künstler
Deutschlands (e. V.)“, die seit Kriegsbeginn eine segensreiche Wirk⸗ samkeit entfaltet, hat sich am 1. Juli entsprechend den gesteigerten Anforderungen der Ernährungshilfe erweitert zu einer „Kriegsküche für die freien Berufe, geführt vom „Verbande der konzertierenden Künstler Deutschlands“ in Gemeinschaft mit dem „Verein der Kinder⸗ Volksküchen und Kinder⸗Horte“. Die Anstalt verbleibt einstweilen in ihrem Heim im Hause der „Provimial⸗Großloge von Hamburg zu Berlin⸗Wilmersdorf, Emser Straße 12/13, wo auch An⸗ meldungen entgegengenommen werden. Die Leitung, an der die Künstlerdamen nach wie vor beteiligt bleiben, führt auch fernerhin Frau Jung⸗Janotta. Die Metall⸗Treuhand⸗Gesellschaft m. b. H. in Berlin hat der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen (Berlin NW. 40, Alsenstraße 11) 100 000 ℳ in 5 % iger Kriegsanleihe überwiessen.
1“ 668
Statistik und Volkswirtschaft.
S8 ie Sterbefälle in Preußen nach Berufsabteilungen behandelt eine Veröffentlichung des Königlichen Statistischen Landes⸗ amts in der „Stat. Korr.“, der die folgenden Angaben entnommen seien.
Im Jahre 1913 starben in Preußen 620 455 Menschen, darunter 252 981 = 408 % Kinder im Alter von noch nicht 15 Jahren.
Die Sterbefälle haben trotz der Bevölkerungsvermehrung abgenommen, insbefondere die der Kinder. Bis zum Jahre 1902 waren mehr alf
zurückerstattet. Die Baukosten betragen je nach der Größe und Beschaffenheit Zur Einzahlung muß ein Zehntel des Kauspreises, mindestens aber 1000 ℳ, vorhanden sein.
bie Hälfte der Gestorbenen Kin „ obgleich diese der Ges amtbevölkerung beteiliat waren. Es starben
“ “ Kinder, 8 noch nicht 15 Jahre alt (ohne Totgeborene)
392 406 = 526 %0 360 034 = 530 „
364 446 = 528 „
342 635 = 514 „
352 898 = 517 .„
343 615 = 517 „
367 920 = 511 377 359 = 506 369 063 = 517 324 608 = 479 355 109 = 502 341 658 = 487 355 049 = 488 324 581 = 482 305 852 = 449 316 167 = 455 298 801 = 447 278 764 = 437 313 929 = 450 1912 . . . . 384 519 251 844 = 396 636 363 1913.. 367 474 252 981 = 408 .„ 620 455.
Kinder, die vor erlangter Erwerbsfähigkeit sterben, sind für die Volkswirtschaft und die Volkskraft nicht nur ohne Nutzen, sondern bilden auch eine unewünschte Belastung, da mit ihrem Hingange auch ein Verlust an Volkskraft und Gut zu beklagen ist.
Werden die Gestorbenen nach ihrem Beruf oder nach dem ihrer Eltern auf die Berufsabteilungen: A. Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gärtnerei, Tierzucht, Fischerei, B. Industrie einschließlich von Bergbau und Baugewerbe, C. Handel und Verkehr einschließlich von Gast⸗ und Schankwirtschaft, D. Häusliche Dienste und Lohnarbett wechselnder Art, E. Mtlitär⸗, Reichs⸗, Staats⸗, Gemeinde⸗ usw. Dienst, freie Berufe, F. Ohne Beruf oder Berufsangabe usw. verteilt, so ergibt sich, daß gestorben waren
—
von der Berufs⸗ im
abteilung, ganzen „J. . .164 727 B. 240 878 0. .64 829 48 675 17 926 156 689
it 35 % an
Erwachsene zusammen
im Jahre
1890 3 . 1899b4b . 189h0b 1896.
1897.
1898.
354 218 319 843 325 322 324 113 330 101 321 488 352 753 368 149 344 708 352 792 352 894 360 592 371 780 349 171 375 196 377 977 369 071 359 218 383 008
746 624 679 877 689 768 666 748 682 999 665 103 720 673 745 508 713 771 677 400 708 003 702 250 726 829 673 752 681 048 694 144 667 872 637 982 696 937
8
1902. . 1903.
190bb 1905.. 1906. .. 190o7 1908.. 190o9 1910 1111. . ..
eelttteül--
im Jahre 1913
Kinder unter 15 Jahren
118 819 = 585 26 745 = 459 21 405 = 499
5 349 = 329 9 142 = 56
im Jahre 1908 Kinder im unter 15 Jabren ganzen
88 771 = 539 % % 137 376 151 468 = 629 „ 203 072 33 679 = 520 „ 58 256 25 949 = 533 „ 42 930
7 225 = 403 16 240
9 042 = 58 162 541
Die Abteilung F, der die Rentner, Altsitzer, von Unterstützung
eebenven, Anstaltsinsassen usw. angehören, hat, wie schon kürzlich in
einem Artikel über „die Geburten in Preußen nach Berufsabteilungen“ Reichs⸗ und Staatsanzeiger 1916 Nr. 86, erste Beilage) ausgeführt worden ist, verhältniemäßig und der Grundzahl nach die geringste Geburtenzahl; es kann daher auch der Anteil der Kinder an der Ge⸗ samtzahl ihrer Gestorbenen nur gering sein. Auch die Abteilung E, für die gleichfalls geringe Geburtenzahl nachgewiesen ist, zeigt schon aus diesem Grunde eine geringe Kindersterblichkeit, wird aber an sich besser gestellt sein. Unter den Abteilungen A, B und C hat C die günstigste Verhältniszahl, B die ungünstigste. : Weiter kamen ——
vom Zehntausend
auf die Berufs⸗ abteilung
der gestorbenen noch nicht 15 Jahr alten Kinder im Jahre im Johre 1998
2 808 4 791 1 065 821 229 286
der insgesamt Ge⸗ storbenen
im Jahre im Jahre 19908 1913
2 375 2 214 3 472 3 273 934 940 70² 692 258 22 2 259 2 619
der Be⸗ völkerung nach der Berufs⸗
zählung
von 1907
EIu“ 2 827 1“ 4 222 bö1“ 1 259 Hu“ 361 ““ 501 1“ 830
Von der Abteilung F sind dreimal so viel Zugehörige gestorben, wie, allerdings nur nach ihrer Gesamtzahl und nicht nach ihrer Zusammen⸗ setzung, zu erwarten war; die geringe Kindersterblichkeit entspricht oben Gesagtem. Hierdurch ist bedingt, daß die bedeutendsten Beru’s⸗ abreilungen A, B und C mit ibrer Gesamtsterblichteit zurückblieben hinter ihren Anteilen an der Gesamtbevölkerung, die sie aber hin⸗ sichtlich der Kindersterblichkeit überholten. Die Richtigkelt der früberen Berechnung, nach der von den Beru'sabteilungen A, B und O die Abteilung B verhältnismäßig die meisten und die Abteilung C die wenigsten gestorbenen Kinder zu verzeschnen hatte, wird bestätigt.
Der Zahlenunterschied zwischen Lebendgehorenen und Gestorbenen eraibt für 1908 ein Mehr von 611 675, für 1913 ein Mehr von 552 961 Geborenen. Hierzu tragen sämtliche Berufsabteilungen bei dis auf F, bei der sich ein Weniger von 135 951 bezw. 141 009 ergibt. Die Aenderungen berechnen sich
für die 1908 Berufsabt. A auf 178 398
B „ 424 658 „ 94 950 „ 22 666 „ 26 954
Literatur. 1
— Im 87. Heft der von Ernst Jäckh herausgegebenen Flug⸗ schriftenfolge „Der Deutsche Krieg“ sucht Dr. Paul Rach die Frage „Wofür kämpfen die Engländer?“ zu beantworten. Er beantwortet sie von dem Standpunkt des neutralen Holländers und kommt zu dem Schluß, daß das Vorgeben England, im Weltkrieg selbstlos für die Freiheit der kleinen neutralen Staaten einzutreten, eine bewußte Täuschung sei, daß England vielmehr lediglich eigene Interessen, die mit denen der Neutralen nicht nur während des Krieges, sondern grund⸗
sätztich vielfach im Widerspruch ständen, verfolge. Englands Haltung
gegenüber diesen Staaten sei auch in welten Kreisen Hollands als Heuchelei erkannt, und der Verfasser glaubt für die Zukunft eine Neuorientie⸗ rung der kleinen Staaten in ihrem Verhältnis gegenüber England voraussagen zu können. Was Holland angehe, so wünsche man dort trotz der Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit zwar immer noch eine Verständigung mit England, für die aber die Beseitigung des uner⸗ träglichen Druckes, den dieses bisber ausgeübt habe, die Voraussetzung sei. — Von der bei S. Hirzel in Leipztg erscheinenden Flugschriftenreihe Zwsschen Krieg und Frieden“ liegen die Hefte 33 — 36 vor. Im, 33. Hest behandelt Dr. Ludwig Lorenz das Thema: Heinrich von Treitschke in unserer Zeit. (1 ℳ.) Die kleine Schrift will angesichts der Tatsache, daß in neuester Zeit auch in Deutschland eine der Treitschkeschen entgegengesetzte Geschichts⸗ auffassung vertreten wird und an Boden gewonnen hat, on die Foßen erzieherischen Werte erinnern, die uns in Treitschkes
ebenswerk zeboten werden. Er eniwirft zu diesem Zweck ein knappes Bilb von dem Entwicklungsgang des aroßen Geschichts⸗ torschers und skizzjert die Grundlagen seiner politischen Gesamt⸗ auffassung und ehen Stellungnahme zu einigen Einzelfragen der
außeren nneren Politik, die im Hinblick auf den gegenwärtigen Weltkrieg von besonderem Interesse sind. Er erblickt in Treitschke mit Recht einen der bedeutendsten Vorkämpfer für eine zu leich mann⸗ hafte wie idealistische Geschichtsauffassung, einen Führer zu hohen nationalen Zielen, den nur Unverstand als „einseitigen Politiker“ ge⸗ kennzeichnet habe. Die Erinnerung an den gerade in unsern Tagen von dem uns feindlichen Ausland verketzerten Mann ist dankenswert, obwohl dieser, aller Anfeindungen zum Trotz, bei der studierenden 8 wegen seiner starken Persönlichkeit, die sich in seinen Schriften überall geltend macht, ohnehin seinen Platz behaupten wird. Die materialistische Geschichtsauffassung dürfte sich als nicht lebensfähig erweisen, und gegenüber dem kalten Objek⸗ tivismus behält das Goethewort sein Recht, daß Begeisterung zu erwecken der eigentliche Zveck der Geschichtsschreibung sei. — „Um den Suezkanal' ist das 34. Heft benannt, in dem Richard Förster, ausgehend von der politisch und wirtschaftlichen Be⸗ deutung dieses „Scheitelpunktes der Weltmachtstellung Englands“, die Ereignisse schildert, die sich im Herbst 1914 im Niltal ab⸗ spielten. Im Verlauf der Darstellung wird auch Englands Willkür⸗ herrschaft in Aegvpten erörtert, werden die maßgebenden Persönlich⸗ keiten in beiden Lagern gekennzeichnet, Aegyptens wirtschaftliche Lage bei Kriegsausbruch und die Stimmung der Bevölkerung geschildert. Die Darstellung dürfte auch deshalb Beachtung verdienen, weil der Verfasser nicht theoretische Kennmisse in ihr verarbeitet hat, sondern Land und Leute aus eigener Anschauung während eines mehrjährigen Aufenthalts im Nillande kennt. — Im 35. Heft, Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn“, stellt der österreschische Industrielle Julius Heller Gesichts⸗ punkte zur Neugestaltung des wirtschaftlichen Verhältnisses der genannten Staaten auf (1 ℳ), im 36. schildert Johannes Ochquist daspolitische Leben Finnlands. (1 ℳ 50 ₰.) — Außerhalb dieser Flugschriftenfolge ist im gleichen Verlage eine Studie von Arthur Dix über Bulgariens wirtschaftliche Zukunft erschienen (80 4). Einleitend zeichnet der Verfasser die Entwicklungs⸗ linien der deutschen und bulgarischen Geschichte und Wirtschaft, um aus ihnen zu folgern, daß die wirtschastlichen Vorteile Bulgartens in einer Zusammenarbeit und im regen Warenaustausch mit Deutschland liegen. Im weiteren Verlauf der Darstellung werden dann die eigenen Produktionen des Landes geschildert und die Aussichten untersucht, die sich ihnen durch Ausautzung der Wasserkräfte und Verbesserung des Ver⸗ kehrswesens bieten könnten. Der Bedarf Bulgariens, namentlich an Maschinen, Haus⸗ und Wirtschaftsgeräten wird im vierten Abschnitte behandelt. In der Darstellung sind statistische Angaben über Ein⸗ und Ausfuhr reichlich verwertet. — Auch von den bei G. D. Baedeker in Essen erscheinenden „Kriegsheften aus dem Industriegebiet“ sind in den letzten Wochen 4 neue Hefte erschienen. Das 13. enthält die Wiedergabe eines Vortrags des Pfarrers Fritz Haun „Vom Kulturglauben der deutschen Barbaren“, in dem der Unterschied zwischen Zivilisatton und Kaltur behandelt ist, im 14. (75 ₰), „Kriegszeit und Jenseitsglaube’, sucht der Verfasser, Pfarrer Walter Rausch, den Unsterblichkeitsglauben in Zweifelnden und Suchenden zu wecken und zu stärken; im 15 behandelt Dr. Paul Ostwald „die Ukraine und die ukratnische Bewegung⸗ (80 ₰), während im 16. G. A. Fritze das Schicksal der Seekabel im Kriege und die Leistungen der deutschen Seekabelindustrie in Ver⸗ gangenheit und Zukunft schildert (1 ℳ).
— Die Kriegsberichte aus dem Großen Haupt⸗ quartier, die von der Deutschen Verlagsanstalt gesammelt und in handlichen Heften berausgegeben werden, sind durch 7 Hefte (11 —17) vermehrt worden (jedes Heft 25 ). Diese Sammlung enthält be⸗ kanntlich die Schilderungen der hauptsächlichsten Kriegshandlungen, die im Großen Hauptquartier ausgearbestet und in der Tagespresse in Form von Aufsätzen bereits veröffentlicht wurden. Daß die Sammlung dieser zuverlässigen, von berufener Seite herrührenden Schilderungen von bieibendem Wert ist, liegt auf der Hand. In den vorliegenden Heften finden sich Darstellungen nebst Kartenskizzen von den Argonnenkämpfen im Juni und Juli 1915, von den Schlachten bei La Bassée und Arras im Mai 1915, den Kämpfen in Serbien und vor Wilna, solche des Durchbruchs bei Praßnyß, der Eroberung von Kowno, der Kämpfe der Bugarmee im Sommer 1915, der Kömpfe in den Karpathen und der Kämpfe vor Verdu bis Ende April d. J.
Kurze Anzeigen neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt. Einsendungen sind nur an die Redaktion, Wilhelm⸗ straße 32, zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.
Karte von Belgien und dem angrenzenden Frankreich. 20 Blatt, in Schummerungsmavnier gezeichnet. Maßstab 1: 200 000. Mit alphabetischem Ortsverzeichätis. Blatt 2: Lille —Arras. Blatt 13: Verdun. Preis des Blattes 50 ₰. Stuttgart,
Franckhsche Verlagshandlung. Universal⸗Taschenatlas. 66 Tafeln, 4 Bogen Text. Ausg. Gebdn. 4,20 ℳ. Wien
1916 von Professor A. L. Hickmanns. VII, Schottenfeldgasse 62, G. Freytag u. Berndt.
Karte der Länder und Völtker Europas, Volkstum und Staatenbildung. Von Professor Dr. Dietrich Schäfer. In über 40 Farbentönen und Sianaturen. Maßstab 1:4 000 000. In Umschlag 2 ℳ. Berlin SW. 48, Wilhelmstr. 29, Dietrich Reimer (Ernst Vohsen).
Deutschlands Grenzen im Wandel der Jahrhunderte. Dargestellt in 13 Kartenbildern mit erläuterndem Text von Ernst Ambrosius. 0,75 ℳ. Bielefeld, Velhagen u. Kl siag 1
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Im Verlage von Quelle u. Meyer in Leipig sind erschienen: 12959 der Gegenwart. Von Rudolf Block.
Die Fraktion des Zentrums im Preußischen Abge⸗ ordnetenhause 1859 — 1867 von Dr. phil. Hermann Wen⸗ dorf. 4,75 ℳ.
Das Problem der Auslese der Tüchtigsten. Einige Ge⸗ danken usw. zur Organisation des Schulwese Dr. W. Hartnacke. 71 S. 1,20 ℳ.OM
Bauwesen.
Der höchste Staudamm der Welt, der Arrowrock⸗
Staudamm in Idaho ist kürzlich nach den Mittetlungen der k. k. Geographischen Gesellschaft fertiggestellt worden. Er exforderte eine bloß vierjährige Bauzeit, während 6 Jahre kontraktlich vereinbart waren. In einer Betonanlage von 530, 000 kbm, die über dem Boise Canon errschtet wurde, können 3 ½ Milliarden Raummeter Wasser für Bewaͤsserungszwecke gesammelt und so den trockenen Ge⸗ bieten des mitfleren amerikanischen Westens, die zum Teil erst der Besiedlung und Bebauung gewonnen werden müssen, zugeführt werden. Durch die vorzeitige Vollendung und die Möäalichkeit der Wasserabgabe wurde die Ernte von etwa 40 000 ha Ackerland gerettet. Eingehende Untersuchungen des Queh⸗ und Flußgebietes des Boise Canon durch die amerikanische Regierung ergaben, daß dieses Gebiet im Frühltng und Winter genügend Wasser gebe, um während der Trockenzeit 96 000 ha hmnteichend zu bewässern. Die Kosten für diesen ungeheuren Stau⸗ damm werden schon in 18 Jahren durch die Einnahmen für die Wasserabgabe getilgt sein. Husch eine maschinelle Einrichtung wird auch das Holz, das bis zum Staudamm geschwemmt wurde, zu Säge⸗ mühlen, die sich unterhalb des Staubeckens befinden, geschafft. So können jährlich 22 Millionen Raummeter Holz abgeschwemmt werden, was bisher infolge Mangels einer billigen Besörderungsmögjichkeit trotz des Holzreichtums nicht möglich war. So erschließt der Atrowrock⸗ Staudamm nicht nur weite Flächen Ackerland, sondern auch aus⸗ gedehnte Waldungen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Arbeitskräfte für die Ernte.
Wenn schon in Friedenszeiten zur Erntezeit die Arbeitskräfte der Landbevölkerung nicht ausreichten, von Jahr zu Jahr größere Scharen fremder Arbeiter herangezogen werden mußten, so ist im Kriege der Leutemangel eine noch weit größere Gefahr. In diesen Wochen der zur Neige gehenden Vorräte ist es, wie in den „Mitteilungen aus de
Kriegsernäbrungsamt“ ausgeführt wird, von größter Bedeutung, die Heu⸗ und Kötnerernte rechtzeitig und sicher einzubringen. Die wichtigste Reserve an Kräften bilden nach Lage der Dinge die eingezogenen Mannschaften, zunächst natürlich des Inlandsdienstes, dann in Not⸗ fällen und je nach Umständen auch des Feldheeres. Erfreulicherweise hat das Kriegsministerium schon in den Erlassen vom 16. Februar und 8. Mat weitestes Entgegenkommen gezeigt. In einem neuen Erlaß vom 20. Juni werden die Maßnahmen zur Sicherstellung von Arbeitskräften seitens der Generalkommandos noch weiter ausgedehnt. Den Generalkommandos wird empfohlen, außer den in den beiden ersten Erlassen angegebenen Mitteln Unteroffizierschüler und ⸗vor⸗ schüler, Angehörige der Militärwaisenhäuser und Leute, die dur
Auflösung von Grenzschutzformationen frei werden, für die rechtzeitige und restlose Einbringung der Ernte zu verwenden, da sich unter ihnen viele zur Erntearbeit geeignete Kräfte fänden. Für die Beurlaubung sei zu berücksichtigen, daß jeder Mann in seinem eigenen Betrieb am meisten leistet und daß ez daher von wesemlichem Vorteil ser, die Leute nach Möglichkeit an ihre heimische Arbeltsstelle zurück
zuführen. Sollten sich in dieser Beziebung für einzelne Genera
kommandos Schwierigkeiten ergeben, so empfiehlt das Kriegs⸗ ministerium, die Durchführung im Einvernehmen mit den Nachbar⸗ korps, selbst telephonisch oder telegraphisch aus Gründen der Zi
ersparnis, zu erleichtern. Sollten diese Maßnahmen allein nicht au
reichen, so wird in solchen Notfällen zur Verhütung von Arbeiter⸗ mangel ausnahmsweise die Kommandierung der etwa notwendigen Arbeitskräfte anzuordnen sein, nach Möglichkeit aber sosl ohne diesen Weg durchzukommen versucht werden. Auf alle Fälle darf nichts unterlassen bleiben, was dte vollständige Durchführung aller Arbeiten
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während der Erntezeit sicherstellt. 8
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Im Interesse der Volksernährung hat die Königliche Eisenbahndirektion Erfurt zur Förderung des Anbaues von Gemüse und Feldfrüchten im Frühjahr 1915 für ihren Bezirk 272 Morgen Land zur Bewirtschaftung den Eisenbahn⸗ bediensteten bereitgestellt. Zu diesen sind noch im Laufe des Jahres 1915 rund 24 Morgen Urland durch Urbarmachung hinzugekommen. Infolge dieser Maßnahmen hat sich die Zabl der garten⸗ und landwirischafttreibenden Bediensteten i letzten Jahre um rund 950 erhöht, sodaß von den 20 250 Be⸗ diensteten des Direktiones bezirks rund 7750, das sind fast 40 %, die Vorteile der eigenen Ernte genießen. Die Zahl der Kleintierzüchter unter ihnen ist gleichfalls erheblich gestiege von 3000 auf 3800. Davon betreiben fast 3000 Hühnerzucht. A urbar gemachten Flächen sind geerntet worden: 68 700 Zentner Kartoffeln, 8100 Zentner Gemüse und Wurzeln, außerdem an Bohnen, Erbsen, Getreide, Spinat, Rüben usw. rund 11 000 Zentner.
Die Landesversicherungsanstalt Berlin geht mit der Einrichtung einer eigenen Schweinezucht und Schweine⸗ mästerei im Anschluß an die großen Beelitzer Heilstätten vor. Die Vorarbeiten sind bereits in vollem Gange, die Pläne liegen den Be⸗ hörden zur Genehmigung vor. Bei dem Mangel an freien Arbeits⸗ kräften sind die Ausrodungsarbeiten auf dem Bauterrain von den im Lazarett befindlichen Soldaten gegen volle Lohnzahtung bestens aus geführt worden. Der Betrieb wird noch in diesem Jahr eröffnet werden. “ .
Ueber die Verhandlungen des XIV. Obstbau⸗Vortrags⸗ kursus der Landwirtschaftskammer für die Provin Brandenburg, die am 18. und 19. Februar d. J. im Sitzung saale des Provinzial⸗Landethauses, Berlin W., Matthäikirchstr. 20/21, stattfanden, ist ein ausführlicher Bericht nach den stenographischen Niederschriften als Heft 42 der „Arbeiten der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg“ im Druck erschienen (127 Seiten).
Verkehrswesen.
Im Reichspostgebiet ist die Zahl der Postscheck⸗ kunden Ende Juni 1916 auf 123275 gestiegen (Zugang im Monat Juni 3045). Auf den Postscheckrechnungen wurden im Juni gebucht 2319 Millionen Mark Gutschriften und 2313 Millionen Mark Lastschriften. Bargeldlos wurden 2619 Millionen Mark des Umsatzes beglichen. Das Gesamtauthaben der Postsche kunden betrug im Juni durchschnittlich 324 Millionen Mark. Im Ueberweisungsverkehr mit dem Aus wurden 5 Millionen
Die japanische Regierung ha Meldung des „Petit Journal“ in der Nähe von Tokio, in Funabaschi, eine große drahtlose Station eingerichtet, die dem regelmäßigen Ver⸗ kehr mit den Vereinigten Staaten dienen soll. Mit vonolulu und San Francisco sei die Verständigung bereits erzielt. Die französische Regierung verstärkt ihre drahtlose Station Tahiti, die hauptsächlich mit Sydney, Südamerika, Honolulu, San Francis co, Cochinchina und den Antillen verkehren soll.
„Wie „W. T. B.“ aus Wien meldet, sind folgende Bestimmungen über den Privatgüterverkehe nach und von Serbien e lassen worden: Mit dem 15. Mai d. J. ist der Zivilgüterverkehr auf den Strecken der M. E. D. 7 Belgrad- Cryenikrst Vel Plana — Semendria, Paracin— Ber, Euprija—Revnareka unter Vorbehalt jederzeitigen Widerrufes aufgenommen worden. Von diesem Tage an können Sendungen mit durchgehenden Frachtbriefen sowohl nach und von Stationen dieser Strecken, als nach und von den an diese Linie anschließenden Heeresbahnstrecken (Mladenova-Lajkovac — Valjevo, Lajkovac —Boljevci, dann Stalac — Krusevac — Uzice) von und nach Stationen in Oesterreich⸗Ungarn und Deutschland angenommen werden. Im Perkehr mit Oesterreich⸗Ungarn sind österreichisch⸗ungarische Frachtbriefe, im Verkehr mit Deutschland „Internationale Fracht briefe“ zu verwenden. Hinsichtlich der Ein⸗ Aus⸗ und Durchfuhr gelten die Strecken der M. E. D. 7 gegenüber Oesterreich⸗Ungarn und Deutschland als im Auslande gelegen. 8 Sendungen von und nach diesen Gebieten sind daher die von den Zollbehörden vorgeschriebenen Papiere beizugeben, auch sind die sonsigen von diesen Behörden und den Milltärbehörden erlassenen Vorschriften, nomentlich die erlassenen Ausfuhrverhote zu beachten. Von der Beförderung b nd die nach dem inter⸗ nationalen Uebereinkommen von der Annahme zur Bahnheförderung ausgeschlossenen oder nur bedingungsweise zum Transport zugelassenen Gegenstände. Anlage I zum Internationalen Uebereinkommen. An Stelle der in den oben angeführten Frachtbriefen angefuͤhrte Bestimmungen gelten auf den Bahnstrecken in Serbien lediglich nur
die in den Tarifen der M. E. D. 7 und H. B. Güd angefüheten
Bestimmungen. 3 Ueber Boljevci— Batajnica findet zurzeit ein durchgehender Zivil⸗ verkehr nicht statr. 8 Desgleichen ist zurzeit ein durchgehender Verkehr über Semendria noch nicht zugelassen. 8 Weiter wird bekanntgegeben, daß Ahngüteragidr nach und
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