8 § 17 3
Mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu
ntausend Mark oder mit einer dieser Strafen wird bestraft: 1. wer den Vorschriften in den §§ 5, 6 zuwider ohne Er⸗ laubnis Eier erwirbt, den Erwerb vermittelt, Eier haltbar macht oder Eierkonserven herstellt;
3 8 Vorschriften im § 5 Abs. 3, §§ 10, 11 zuwlder⸗
andelt;
„wer eine nach der Vorschrift im § 8 Abs. 1 Satz 1 er⸗ forderte Auskunft nicht erteilt oder wissentlich unvollständige oder unrichtige Angaben macht; wer den auf Grund der Vorschriften im § 8 Abs. 1 Satz 2, §§ 9, 14, 15 erlassenen Anordnungen und Bestimmungen zuwiderhandelt. 8
„Die Vorschriften dieser Verordnung beziehen sich auf Eier von Hühnern, Enten und Gänsen. Der Reichskanzler kann sie auf andere Eterarten ausdehnen.
§ 19
Die Vorschriften dieser Verordnung treten mit dem Tage der Verkündung, die §§ 5, 6, 10 und 11 mit dem 1. September 1916 in Kraft.
Berlin, den 12. August 1916.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers. Dr. Helfferich. 8
v“”“ über die Abgabe von Flaschenspiritus.
Die Spiritus⸗Zentrale ist ermächtigt worden, statt der bis⸗ herigen 25 Hundertteile vom 1. September 1916 an 40 Hundertteile des früheren Verbrauchs an vollständig vergälltem Branntwein 8 häusliche Zwecke (Flaschenspiritus) in den Verkehr zu ringen. Bis zu 30 Hundertteilen sind zu dem bisherigen Preise von ℳ 0,55 für das Liter gegen Bezugsmarken, die von den Gemeindeverwaltungen ausgegeben werden, zu liefern, während der Rest bis zu 10 Hundertteilen zu dem gleichfalls unver⸗ ändert gebliebenen höheren Preise von ℳ 1,50 für das Liter verkauft werden darf.
Die übrigen in der Bekanntmachung vom 13. Mai 1916 „Deutscher Reichsanzeiger“ vom 26. Mai 1916 Nr. 124) ent⸗ haltenen Bestimmungen werden durch vorstehende Anordnung nicht berührt. G
Berlin, den 15. August 19160. Rieichsbranntweinstelle. J. V.: Steinkopff.
v
Auf Grund des § 2 der Verordnung vom 5. August 1916
ber die Verarbeitung von Gemüse bestimmt die Gemüse⸗ Konserven⸗Kriegsgesellschaft, m. b. H. in Braunschweig, daß Gemüsekonserven einschließlich Faßbohnen bis auf weiteres hne Genehmigung der Kriegsgesellschaft im Einzelfalle ab⸗ esetzt werden dürfen. Die Konservenfabriken dürfen jedoch von un an nur solche Gemüsekonserven in Dosen absetzen, die den Namen der Hersteller tragen. Die Kleinhändler dürfen auf die Kleinhandelspreise, die auf Grund der Verordnung vom 26. Mai d. J. auf den Dosen angebracht werden müssen, die ortsüblichen Verbrauchsabgaben (Oktroi und dergl.) auf⸗ chlagen. 3X“ Braunschweig, den 14. August 1916.
Gemüse⸗Konserven⸗Kriegsgesellschaft, m. b. H., Braunschweig.
““
Bekanntmachung.
Dem Marzer Carlo Zandegiacomo, bier wohnhaft, ist mit Verfügung vom 4. August d. J. der Fischhandel auf Grund von § 1 der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 23. September 1915, die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel betreffend, untersagt worden.
Chemnitz, den 7. August 1916.
Der Rat der Stadt Chemnitz. — Gewerbeamt. Dr. Hüppner.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 184 des Reichs⸗Gesetzblatts enthält unter Nr. 5387 eine Verordnung über Eier, vom 12. August 1916. Berlin W. 9, den 15. August 1916. sMRaaiserliches Postzeitungsamt. rüer.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den in die Pfarrstelle in Wongrowitz berufenen Pfarrer Hildt, bisher in Bromberg, und den ersten Domprediger Dr. Vopel in Naumburg a. S. zu Superintendenten sowie den bisherigen Oberlehrer, Professor Grunewald in Essen zum Königlichen Maschinenbauschuldirektor zu ernennen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Archivar, Archivrat Dr. Redlich in Düsseldorf den Charakter als Geheimer Archiorat zu verleihen. Der
Stadtgemeinde Stettin wird zur Erweiterung striegelã ihres Industriehafens hierdurch das 9 8 88 Fean⸗ 85 in flã Parzelle 1023,263 des Karten⸗ — ge vee.-ee genet des Gesetzes vom 11. 1874 zsamml. Berklin, den 12. August 1916. Auf Grund Alerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät
von Breitenbach.
und Gewerbe.
ssor Grunewald Maschinenbau⸗
Mimisecinm fuͤr Handel ist die Stelle des Direitors der Kent
schule in Esjen bertragen worden.
Evangelischer Oberkirchenrat.
Dem Superintendenten Hildt in Wongrowitz ist das Ephoralamt der Diözese Wongrowitz und
dem Superintendenten Dr. Vopel in Naumburg a. S. -e der Diözese Naumburg a. S. übertragen worden.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 16. August 1916.
Der Reichs⸗Gerstengesellschaft m. b. H. wird mitgeteilt, daß noch immer vielfach die Ansicht verbreitet ist, daß im neuen Erntejahr den Landwirten der freihändige Verkauf von Gerste an die zu deren Verarbeitung berechtigten Betriebe gestattet sei, und daß der gesetzliche Höchstpreis hierbei nicht eingehalten werden müsse. Diese Ansicht beruht, wie die ge⸗ nannte Gesellschaft bekannt gibt, auf einer mißverständlichen Auf⸗ fassung der durch die neue Bekanntmachung des Bundesrats über Gerste aus der Ernte 1916 getroffenen Bestimmungen. Nach § 20 Abs. 4 dieser Bekanntmachung kann nämlich der Reichs⸗ kanzler für den Ankauf der Gerste, welche die kontingen⸗ tierten Betriebe benötigen, Bezugsscheine ausstellen und hat hierüber sowie über die Art des Einkaufs die näheren Bestimmungen zu treffen. Demgemäß ist durch Verfügung des Präsidenten des Kriegsernährungsamts, der insoweit gemäß gesetzlicher Vorschrift die dem Reichskanzler über⸗ tragenen Befugnisse ausübt, am 7. August 1916 nunmehr die Ausstellung solcher Gerstenbezugsscheine auch für das neue Erntejahr angeordnet und gleichzeitig bestimmt worden, daß diese Bezugsscheine zum Zweck des Ankaufs der Gerste sämtlich der neu begründeten Reichs⸗Gerstengesellschaft m. b. H. überwiesen werden. Der Erlaß der näheren Bestimmungen über diese Regelung des Gerstenankaufs ist der Reichsfuttermittel⸗ stelle übertragen worden, welche die erforderlichen Bekannt⸗ machungen demnächst erlassen wird.
Aus dem Vorstehenden ergibt sich, daß auch im neuen Erntejahr die kontingentierten Betriebe ihre Gerste nur durch Vermittlung der Reichs⸗Gerstengesellschaft m. b. H. beziehen können, welche an Stelle der in Liquidation befindlichen Gersten⸗ Verwertungs⸗Gesellschaft m. b. H. getreten ist. Jeder frei⸗ händige Ankauf beim Landwirt ist also nach wie vor ausge⸗ schlossen. Zuwiderhandlungen gegen diese Regelung setzen sowohl den Landwirt wie den Ankäufer der Gerste der Be⸗ strafung aus § 10 Nr. 2 der Gersten⸗Verordnung aus und führen zur Einziehung der unbefugt erworbenen Gerste bezw. des daraus hergestellten Erzeugnisses oder seines Wertes gemäß § 28 der angeführten Verordnung
Da ferner nach § 4 der neuen Verordnung des Bundes⸗ rats über die Höchstpreise für Gerste vom 24. Juli 1916 der gesetzliche Höchstpreis nur bei dem Erwerb von Gerste auf Grund eines Bezugsscheins überschritten werden darf, so ergibt sich aus dem Vorstehenden weiterhin, daß solche höheren Preise allein von der Reichs⸗Gerstengesellschaft m. b. H. angelegt werden dürfen. Jede Außerachtlassung dieser Bestimmung durch andere als die von der Reichs⸗Gerstengesellschaft m. b. H. mit dem Ankauf beauftragten Personen und Firmen wird gemäß § 5 der angegebenen Höchstpreisverordnung mit Ge⸗ bis zu 1 Jahr und mit Geldstrafe bis zu 10 8 estraft.
„Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 1102, 1103 und 1104 der Deutschen Verlustlisten bei. 289. bayerische und die 316. sächsische Verlustliste.
Oesterreich⸗Ungarn.
Eine österreichische Ministerialverordnung ordnet zu Zweck, das Ergebnis der heurigen Mohnernte und die noch vorhandenen alten Vorräte in Mohn für die Oelgewinnung nutzbar zu machen, die Beschlagnahme der gesamten vorhandenen und noch weiter anfallenden Quan⸗ titäten Mohn zugunsten des Staates an. Eine Aus⸗ nahme hiervon machen nur die kleinen Vorräte, die bei einem Besitzer fünf Kilogramm nicht übersteigen. Als Uebernahme⸗ stelle für den beschlagnahmten Mohn ist die österreichische Oel⸗ und Fettzentrale in Wien bestimmt. Der Uebernahmepreis für gesunde trockene Ware beträgt 150 Kronen für 100 kg. Dieser Preis vermindert sich um 10 Proz. bei zwangsweiser Abr ihme der Vorräte.
Großbritannien und Irland.
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ weilte der König in der letzten Woche in Frankreich.
— Im Unterhause erklärte Lord Robert Cecil in Be antwortung einer Frage, betreffend die britischen Kriegs⸗ gefangenen, laut Bericht des „W. T. B.“:
Eine große Anzahl britischer Kriegsgefangener ist zur Arbeit in russisches, von den Deutschen besetztes Gebiet geschickt worden. Ich muß leider feststellen, daß die deutsche Regterung bisher es abgelehnt hat, dem Berliner Botschafter der Vereinigten Staaten zu erlauben, diese Gefangenen zu besuchen. Es können daher keine Nach⸗ richten darüber veröffentlicht werden. Am unbefriedigendsten ist, daß die deutsche Regierung nicht das übliche Entgegen⸗ kommen besizt, zu erlauben, daß ein Vertreter der Vereinigten Staaten die britischen in Polen arbeitenden Gefangenen besucht, wie wir von Anfang an einen Besuch der deutschen von uns gemachten, aber in Frankreich arbeitenden Gesangenen erlaubt und selbst dazu eingeladen haben. Es ist zu hoffen, daß ein Ergebnis des Krieges darin besteben wird, den Deutschen klarzumachen, daß schlechte Be⸗ handlung der Gefangenen für sie selbst nachteilig ist.
Der Staatssekretär für Indien Chamberlain teilte auf verschiedene Anfragen mit, daß die Kommission zur Unter⸗ suchung der sanitären Mißstän de in Mesopotamien die schuldigen Offiziere genannt habe und diese Offiziere ihres Amtes enthoben worden seien. Der Premierminister As quith
brachte außer der Vorlage zur Verlängerung der Legis⸗ laturperiode des Parlaments bis 31. Mai 1917 die Wahlrechtsvorlage und eine Vorlage über die Wähler⸗
listen ein.
Rußland. Das Pressebureau des Ministeriums des Innern teilt den Petersburger Zeitungen mit, daß der Kriegsminister
Schuwajew, der mit Einverständnis des Zaren eine längere
Sie enthalten die 608. preußische, die
Dienstreise antritt, die Leitung des Kriegsministeriums seinem Gehilfen General Frolow übertragen hat.
— In St. Petersbur
russischen Staatskarte nach Kriege“ heißen wird. Nach den bei der Regierung ei gereichten Satzungen verfolgt die Gesellschaft, wie die „Nowoje Wremja“ meldet, das Ziel, die Grundlagen auszuarbeiten, auf Grund deren Rußland nach siegreichem Kriege instand gesetzt wird, seine historischen, nationalen, staatlichen und slavischen Aufgaben zu erfüllen. 82 Erreichung dieser Ziele wird die Gesellschaft alle Arten s
in Verbindung setzen. Zu den Gründern der Gesellschaft ge⸗ hören Senatoren, Historiker, Juristen und Publizisten, deren K eis sich fortzesetzt erweitert.
Italien. Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ sind die
dem Verkehrsminister Arlotta sowie italienischen und eng⸗ lischen höheren Beamten stattgefunden haben, in vollem Ein⸗ vernehmen über alle besprochenen Punkte beendet worden. Dank dem erzielten Einvernehmen ist die Kohlenversorgung
Handelsminister Runciman ist gestern nachmittag über Paris nach London abgereist. “ 8
Dänemark.
1 Das Landsthing hat gestern einen Ausschuß von 15 Mitgliedern zur Beratung des Abkommens, betreffend den Verkauf der dänisch⸗westindischen Inseln an die Vereinigten Staaten von Amerika, eingesetzt.
— Wie die „Nationaltidende“ meldet, wird aus Anlaß der überhandnehmenden Kontrolle, die England im dänisch⸗ isländischen Handelsverkehr sich angeeignet hat, die kaufmännische Vereinigung in Island in Verbindung mit einem Ausschuß der Kopenhagener Ferrst eccst die Mengen inländischer Erzeugnisse festsetzen, die Dänemark zu erhalten pflegt. Der Ausschuß wird gleichzeitig England verbürgen, daß eine Wiederausfuhr dieser Waren nicht stattfindet.
Schweden.
ist gestern von einem kurzen Urlaub aus Berlin zurückgekehrt und vom König in Audienz empfangen worden.
Schweiz.
Der Bundesrat bezeichnete als schweizerische Unterhändler für die Verhandlungen über den Tauschverkehr, die morgen beginnen, wie „W. T. B.“ meldet, die Nationalräte Frey und Schmidheiny sowie den Chef der Landwirtschafts⸗ abteilung Käppeli. Von deutscher Seite führen die Ver⸗ handlungen: Legationsrat Dr. Schmitt vom Auswärtigen Amt, Regierungsrat Dr. Mathies vom Reichsamt des Innern, Leutnant Hennberg vom Kriegsministerium und Ge⸗ werbeassessor Poerschke.
Türkei. Der rumänische Gesandte Mano, der sechs Wochen auf
Urlaub geweilt hatte, ist vorgestern nachmittag nach Kon⸗ stantinopel zurückgekehrt. “
Amerika. Die britische Botschaft in Staatssekretär Lansing eine Erklärung über die Unter⸗ suchung der Postsendungen durch die britischen Be⸗ hörden übermittelt, in der dem „Reuterschen Bureau“ zufolge geltend gemacht wird, daß die durch die Untersuchung ver⸗ ursachte Verzögerung des Transports auf ein bis drei Tage zurückgegangen sei. Man habe in der Post Gummi und andere Konterbande entdeckt. Die formelle Antwort auf die amerikanischen Vorstellungen werde den Vereinigten Staaten später von der britischen und französischen Regierung gemeinsam mitgeteilt werden. Asien. 8 Die russische Gesandtschaft in Peking hat nach einer Meldung des „Temps“ am letzten Freitag bei der chinesischen Regierung gegen die Aufnahme mongolischer Ab⸗ geordneter in das Parlament Einspruch erhoben. Sie sollten vom Parlament ausgeschlossen bleiben, da die Mongolei durch den Vertrag von 1913 autonomer Staat sei. Die Pekinger Regierung hat auf den russischen Einspruch noch nicht geantwortet.
1 Kriegsnachrichten.
Großes Hauptquartier, 15. August. Westlicher Kriegsschauplatz. 1 Vom gestrigen Mittag ab erneuerten die Engländer ihre Angriffe aus der Linie Ovillers — Bazentin⸗le⸗Petit und setzten sie mit großer Hartnäckigkeit bis tief in die Nacht hinein fort. Sie haben am Wege Thiepval- Pozières in demselben Teil unseres vordersten Grabens Fuß gefaßt, aus dem sie gestern morgen wieder geworfen waren; im übrigen sind ihre vielen sich in kurzen Zeitabständen folgenden An⸗ stürme vollkommen und sehr blutig vor unseren Stellungen zusammengebrochen. Die Franzosen wiederholten zweimal ihre vergeblichen Anstrengungen zwischen Maurepas und Hem. Zwischen dem Ancre⸗ Bach und der Somme und über diese Abschnitte hinaus ist
der Artilleriekampf auch jetzt noch nicht verstummt.
An der übrigen Front — abgesehen von lebhafterer Gefechtstätigkeit südöstlich von Armentièêres, an einzelnen Stellen des Artois und rechts der Maas — keine besonderen
Ereignisse. Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Alle russischen Angriffe gegen den Luh⸗ und Graberka⸗Ahbschnitt südlich von Brody sind gescheitert. Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl.
Die Armee des Generals Grafen von Bothmer hat starke, zum Teil oft wiederholte Angriffe im Abschnitt
“ 8 (W. T. B.)
1 ist eine neue Vereinigung gegründet worden, die „Gesellschaft für die Gestaltung der siegreichem russischen
— schriftlicher wie mündlicher Propaganda betreiben, und sich mit E— und Gesellschaften
Verhandlungen, die in Pallanza zwischen dem englischen Handelsminister Runciman, dem Handelsminister de Nava,
Italiens zu vermindertem Preise sichergestellt. Der englische
Der deutsche Gesandte in Stockholm, Freiherr von Lucius
Washington hat .
Zborow — Koniuchy, an den von Brzezany und Po⸗ tutory nach Kozowa führenden Straßen und westlich von Monasterzyska mit schwersten Verlusten für die Russen restlos abgeschlagen. 1 1
Balkan⸗Kriegsschauplatz.
Südlich des Dojran⸗Sees griff etmwa ein feindliches
Bataillon die bulgarischen Vorposten an; es wurde abgewiesen. 8 Oberste Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 16. August. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz. Auch gestern war die Gefechtstätigkeit an der Front süd⸗ östlich von Armentiéres und im Artois lebhaft. In der Gegend von Pozières setzten die Engländer ihre erfolglosen Angriffe bis zum gestrigen Morgen fort. Tagsüber unternahm ihre Infanterie nichts. Ein nächtlicher Angriff ist nördlich von Ovillers gescheitert.
11 Moulin⸗sous⸗Touvent (Aisnegebiet) lebte das beiderseitige Feuer im Zusammenhang mit einem erfolglosen französischen Gasangriff vorübergehend auf. Oestlich von Reims wurden stärkere feindliche Erkundungsabteilungen ab⸗
gewiesen. 8 Oestlicher Kriegsschauplatz.
Auf der Ostfront vom Meere bis in die Gegend nördlich des Dujester keine besonderen Ereignisse.
Abteilungen der polnischen Legion machten in der Gegend von Hulewicze einen kurzen erfolgreichen Vorstoß.
Dentsche Kommandos hoben östlich von Kisielin russische Vorposten auf und brachten Offizier, 1683 Mann ge⸗ fangen ein.
Nördlich des Dnjester haben die Russen nach den blutigen Schlappen vom 14. August gestern nur vereinzelt und mit schwachen Kräften ohne jedes Ergebnis angegriffen.
In den Karpathen setzten sich unsere Truppen in Besitz
Höhe Stara Wipczyna nördlich vom Capul.
Balkan⸗Kriegsschauplatz. 1“
Südlich des Dojran⸗Sees wurde ein Angriffsversuch
einiger französischer Bataillone leicht durch Feuer abgewehrt. Oberste Heeresleitung.
Wien, 15. August. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:
Russischer Kriegsschauplatz. Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl.
Westlich von Moldawa in der Bukowina und im Gebiet des Berges Tomnatik machten unsere Angriffe weitere Fortschritte. Bei Erstürmung einiger zäh ver⸗ teidigter Stellungen wurden dem Feinde 600 Gefangene und 5 Maschinengewehre abgenommen.
Die südlich von Tartarow kömpfenden Bataillone bezogen, bei Worochta durch überlegene russische Kräfte angegriffen, wieder ihre Stellungen auf dem Tartaren Paß.
Bei Stanislau und südlich von Jezupol wies die S des Generalobersten von Koeveß vereinzelte Vorstöße zurü
Bei Horozanka, westlich von Monasterzyska, rannte der Feind den ganzen Tag über gegen unsere Front an; er unter⸗ nahm stel lenweise sechs und mehr Massenangriffe nacheinander, wurde aber überall unter den schwersten Verlusten abgeschlagen. Südwestlich von Kozowa ver⸗ eitelten österreichisch⸗ungarische Truppen einen russischen Vorstoß durch Gegenangriff. Auch bei und südlich von Zeorow blieben alle mit größten Opfern bezalten Anstrengungen des Feindes, in unsere Linien Bresche zu schlagen, völlig er⸗ gebnislos.
Heeresfront
des Generalfeldmarschalls von Hindenburg.
Bei der Armee des Generalobersten von Böhm⸗Ermolli ließ der Gegner nach seiner südwestlich von Podkamien er⸗ littenen überaus verlustreichen Niederlage von weiteren An⸗ griffen ab.
Auch in Wolhynien keine besonderen Ereigniss
Italienischer Kriegsschauplatz.
Die Italiener setzten ihre Angriffe sowohl auf der Front Salcano — Merna, gegen die Höhen östlich von Görz als auch im Abschnitt südlich der Wippach bis Lokvica unauf⸗ hörlich mit großen Massen fort, während sie die anschließenden Räume unter starkem Artilleriefeuer hielten. Unsere Truppen schlugen alle Stürme blutig ab und blieben — vielfach nach erbittertem Handgemenge — an der ganzen Front im Besitz ihrer Stellungen. Der ostgalizischen und dalmati⸗ nischen Landwehrinfanterie sowie dem bewährten Honved⸗In⸗ fanterieregiment Nr. 3 gebührt ein hervorragender Anteil am Erfolg des gestrigen Tages.
Auch bei Plawa und Zagora, dann an der Dolo⸗ mitenfront auf der Croda del Ancona wurden feindliche Vorstöße abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Unverändert. 1 Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
—
Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.
Konstantinopel, 15. August. (W. T. B.) Bericht des Hauptquartiers.
Kaukasusfront: Auf dem rechten Flügel vertrieben unsere Truppen feindliche Erkundungsabteilungen, auf die sie stießen, und in einigen Engpässen auftauchende, mit der Ver⸗ schanzung beschäftigte Abteilungen und kamen dadurch weiter leicht vorwärts. Im Zentrum. auf dem linken Flügel und im Küstenabschnitt nur Patrouillenscharmützel und manchmal örtliche Feuergefechte.
Auf den übrigen Fronten keine Unternehmung von
Bedeutung. Der Krieg zur See. Berlin, 15. August. (W. T. B.) Im Monat Juli sind 74 feindliche Handelsschiffe mit rund 103 000 Bruttoregistertonnen durch Unterseeboote der Mittelmächte versenkt oder durch Minen verloren gegangen. Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Am 13. August griffen abermals mehrere unserer Marinefluggeschwader die feindlichen Flugstationen Papenholm und Lebara bei Oesel an. Es wurde gute Wirkung erzielt. Trotz heftiger Beschießung durch Abwehrbatterien und durch feindliche Seestreitkräfte sind sämtliche Flugzeuge wohlbehalten nach ihren Stützpunkten zurückgekehrt.
London, 15. August. (W. T. B.) „Lloyds“ melden, daß der italienische Dampfer „San Giovanni Battista“ und der italienische Segler „Rosario“ ver⸗ senkt worden sind.
London, 15. August. (W. T. B.) „Lloyds“ melden, daß der italienische Dampfer „Teti“ von einem deutschen Unterseeboot am 4. August im Mittelmeer versenkt worden ist. Ein Teil der Besatzung ist in Genua gelandet.
Wien, 15. August. (W. T. B.) Ein Geschwader von Seeflugzeugen hat in der Nacht vom 14. auf den 15. eine feindliche Batterie an der Isonzomündung, militäri⸗ sche Anlagen von Ronchi, Vermigliano und Selz sehr erfolgreich mit Bomben belegt, Volltreffer erzielt und Bräünde erzeugt. Alle Flugzeuge sind trotz heftigster Be⸗ schießung unversehrt eingerückt. Flottenkommando.
Bilbao, 16. August. (W. T. B.) Der „Agence Havas“ zufolge ist das spanische Schiff „Pagasarri“ von einem deutschen Unterseeboot versenkt worden, die Besatzung wurde gerettet.
Berlin, 15. August. (W. T. B.)
Statistik und Volkswirtschaft. “
Lebenshaltung im Krieg und Frieden.
Die Statistische Abteilung des Kriegsausschusses für Konsumenten⸗ interessen hat im April d. J. eine Erhebung über die Lebenshaltung (Lebensmittelkosten und verbrauch usw.) unter Beteiltgung von 70 Bezirks⸗ und Ortsausschüssen und rund 4000 Paushaltungen aller Bevölkerungskreise veranstaltet und im Juli diese Erhebung wieder⸗ holt. Das bierbei gewonnene Material ist mit Unterstützung städtischer Statistischer Aemter gesichtet und das Ergebnis für die einzelnen Städte teilweise schon verwertet worden. Jetzt liegt eine vergleschende vorläufige Veröffentlichung vor, in der die Ergebnisse der Erhebung für 10 deutsche Städte (Berlin, Hamburg, Frankfurt a. M., Hannover, Karlsruhe, Münster i. W., M.⸗Gladbach, Neuß, Offenbach, Konstanz) denen der Friedens⸗ erhebung des Kaiserlichen Statistischen Amts vom Jahre 1908 gegen⸗ übergestellt sind. Aus dieser Veröffentlichung ergibt sich im Durch⸗ schnitt für eine vierköpfige Familie die folgende Steigerung der monatlichen Ausgaben für einige wichtige Lebensmittel und Verminderung des monatlichen Verbrauchs dieser Lebens⸗
mittel gegen 1908: Mehr (+†)⸗ bezw. Minder (—)⸗ bezw. Minder (—)⸗Ausgaben Mehr (+†)⸗Verbrauch im Monat 8— im Monat absolut in in bsolut in in Mark Prozent Gramm Prozent
+ 5 % + 46, 90 + 236 14
+ 68,30 + 28,79
Lebensmittel
Brot und Back⸗ öe646*“ Kartoffeln . . . . *+ 5,00 Butter, Margarine, Fette. . +† 6,45 Fleisch, Fleisch⸗ *† 5,92
sc. E, aul ge⸗ 3 im
räucherte .. † 5, 20. *†. 390,00 nicht ermittelt — + 6 57 + 248,86 — 7 Stück — 14,00 + 2,/ 016 + 24,84 — 18,2 Liter — 29,823
We1ö11“”“ vJ1““ im Fried 8 m Frieden † 221 + 226,z1 nicht ermittelt
Müise .. Kaffee und Kaffee⸗
ersatz .. PX 3,7 +† 188,94 — 441 g*) — 36,22*). Im ganzen waren für die genannten Lebensmittel trotz sehr erbeblicher Verminderung des Verbrauchs monatlich 44,1 ℳ, d. s. 73,47 %, mehr auszugeben als im Friedensjahre 1908.
*) Nur Bohnenkaffee.
Wohlfahrtspflege.
Stipendien für Kriegsbeschädigte zu ihrer Aus⸗ bildung in der Moorkultur hat der Ausschuß des Vereins zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reiche zu geben beschlossen. Kriegsbeschädigten jungen Landwirten, Kulturtechnikern, Wiesenbau⸗ meistern usw., die der Moorkultur zuwenden wollen und eine entsprechende Vorbildung besitzen, werden nach Maßzabe der verfüg⸗ baren Mittel Stipendien zur Ausbildung verliehen. In Betracht kommen sowohl Personen, die sich auf die Tätigkeit als Beamte in Moorkulturbetrieben vorzubereiten gedenken, als auch solche, die sich auf Moor anzusiedeln beabsichtigen. Anfragen und Anträge sind an die Geschäftsstelle des Vereins, Berlin SW. 11, Bernburger Straße 13, MX“
Ein Verwundetenarbeitsnachweis besteht seit einiger Zeit in der Stadt Cöln, und Straßburg ist ihrem Beispiel nun⸗ mehr gesolgt. Im Einvernehmen mit dem Festungsgarnisonlazarett ist dort ein städtischer Verwundetenarbeitsnachweis ins Lehen gerufen, der den Genesenden, die in absehharer Zeit wieder zum aktiven Heeres⸗ dienst herangezogen werden, regelmäßige Arbeit gegen Verdienst — wenn möglich, im eigenen Berufe — verschafft. Zweck dieser Bemühungen ist nicht die Beschaffung eines Verdienstes, sondern vielmehr der Wunsch, die Genesenden von der Langenwetle, die Beschäftigungs⸗ und Unter⸗ haltungsspiele auf die Dauer verursachen, zu befreien und die Arbeit als Hellsaktor zu verwerten. Die Stadt Cöln hat mit ihren Ver⸗ suchen ein äußerst günstiges Ergebnis erzielt. Dort wurden gelernte und ungelernte Arbecter aller Berufsarten für Handwerk und Industrie vermittelt, wobei, ungefähr ein Drittel aller Arbeitsuchenden in der Eisenindustrie Beschäftigung fand. Bereits in den ersten Monaten erzielten die Leute einen Tagesverdienst von 4—10 ℳ. Der Straßburger Arbeitsnachweis steht unter Leitung des Chefarztes eines Lazaretts. Die Chesärzte der Lazarette führen ihm die Verwundeten zu, die imstande sind, Arbeit zu leisten. Er untersucht die sich Meldenden nochmals und überweist sie nach Begutachtung mit besonderen Anmeldeformularen dem städtischen Arbeitsnachweis. Man ersieht aus ihnen die Einzel⸗ heiten über die versönlichen Verhältnisse, die Berufsbildung, die Art und Dauer der jetzt möglichen Beschäftigung und die noch erforderliche ärztliche Behandlung. Vermittelt das Arbeitsamt eine Stelle, so bat es dem leitenden Arzt eine Mitteilung zu cen. Darauf erhält der Verwundete ein Arbeitskontrollbuch und über⸗ nimmt die Arbeit bis zur militärischen Wiederverwendungsfähigkeit. Für Straßburg soll den Genesenden der für den Beruf bestehende Ortstariflohn gezahlt werden, der sich bei beschränkter Erwerbs⸗ sfähigkeit um einen Prozentsatz verringert, der von dem zuständigen
Militärarzt festgesetzt wird.
Kunst und Wissenschaft.
Im Oktoberd. J. soll zu Ehren des 25 jährigen Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Königs von Württemberg in Stuttgart eine große Ausstelluna eröffnet werden, die die Entwicklung der württembergischen Kunst in Malerei, Bildhauerei und zeich⸗
— 35,49 50,02
46 78
56,14
E“
nenden Künsten zeigen wird. Die Veranstaltung, die bis zum Januar
1917 dauern soll, wird im Königl. Kanstgehäude untergebracht. Be⸗
jeiligen sollen sich Künstler, die geborene Württemberger sind oder in hee bnes lüch, Wohnsitz gehabt haben. Dem Auestellungsvorstand gehört der württembergische Kultusminister als Vorsitzender an. Die fünstlerische Leitung liegt in der Hand von drei besonderen eee. für die genannten Kunstgebiete, an deren Svpitze die Maler Professor von Haug und Potzelberger und der Museumsdirekior Professor Wetz⸗ säcker stehen.
Zum Rektor der flämischen Hochschule in Gent, die im Oktober eröffnet werden soll, hat der Generalgouverneur von Belgien, wie hiesige Zeitungen melden, den Professor der Philoscphdie und Pädagogik Dr. Peter Hoffmann ernannt. Peofessor Hoffmann wurde im Jahre 1851 in Osweiler in Luxemburg veboren, studierte in Bonn und Straßbarg alte Sprachen und war dann als Epmnasjal⸗ sehrer im Elsaß tätig, bis er im Jahre 1883 von der belglschen Regierung an die Universität in Gent berufen wurde, an der er üher Philosophie, Erziehungslehre und deutsche Literotur las. In seinen wissenschaftlichen Schriften behandelte er vornehmlich Fragen der Ethik, Pädagogik und der Methodenlehre. Professor Hoffmann hat seit langem die Forderung vertreten, daß auch auf der Universitat die Muttersprache als Unterrichtssprache zu gelten habe.
Literatur.
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Die Finanzwirtschaft des Deutschen Reichs und der deutschen Bundesstaaten zu Kriegsausbruch 1914. Von Dr. F. W. R. Zimmermann, Kammeipräsidenten in Braunschweig. 237 Seiten. G. J. Göschensche Verlagshandlung, G. m. b. H., Leipzia. Preis 7 ℳ. — Der bekannte Verfasser gibt in dieser Schrift eine übersichtliche, für den Studierenden wie für den mit den einschlägigen esetzgeberischen Fragen befaßten Verwaltungsjuristen, Politiker und Volkswirt aleich wertvolle Darstellung der Finanzwirtschaft des Deutschen Reichs und seiner Gliedstaaten, der die amtlichen Nachweise für das Rechnungsjahr 1913 zugrunde gelegt sind. In einem kürzeren ersten Teil werden die allgemetnen Grundlagen der staatlichen Finanzwirtschaft in Deutschland (staatlicher Vermögensstand nach Akrio, und Passivvermögen, Staatseinnahmen, Staatsausgaben und staatliche Wirtschaftsführung) behandelt. Dann folgt im Hauptteil des Werkes eine Darlegung der Finanzwirtschaft des Reichs und der Gliedstaaten im einzelnen, bei der nach Erörterung der unmittelbaren gegenseitigen Einwirkungen, unter denen die Wirt⸗ schaftsführungen des Reichs und der Einzelstaaten zu einander stehen, für das Reich und jeden Gliedstaat getrennt Vermögen und Schulden, Einnahme und Ausgabe betrachtet werden. Daran schließen sich lehr⸗ reiche zahlenmäßige Zusammenstellungen in Tabellenform, die über die in Zahlengrößen ausdrückharen Erschelnungen der einzelnen deutschen staatlichen Finanzwirtschaften einen leichten und unmittelbaren Ueberblick für eine nähere Prüfung und Vergleichung bieten; u. a. sind aus ihnen ersichtlich der ordentliche „Staatsbedarf des Reichs und jedes Einzelstaats nach den Voranschlägen für 1913 und dessen prozentuale Verteilung auf die Hauptausgabenansätze, die Ausgaben für die Staatsverwaltung in Einzelgliederung nach ihren Zwecken, das Prozentverhältnis der einzelnen Einnahmegattungen in der Gesamteinnahme, die Steuerbelastung nach den einzelnen Steuer⸗ arten auf den Kopf der Bevölkerung, die Staatsschulden und die Aus⸗ gaben für diese auf den Kopf der Bevölkerung.
Deutschlands Volksvermögen im Kriege. Von Arnold Steinmann⸗Bucher. (Finanzwertschaftliche Zeitfrogen, heraus⸗ gegeben von Reichsrat, Prosessor Dr. Georg von Schanz in Würz⸗ burg und Geheimem Regierungsrat, Professor Dr. Julius Wolf in Berlin, 24. Heft.) 93 Seiten. Verlag von Ferdinand Enke, Stutt⸗ gart. Preis 3 ℳ. — In einer kurz vor Ausbruch des Krieges (1914) erschienenen Schrift „Das reiche Dentschland“ hat Steinmann⸗Bucher das deutsche Volksvermögen einer Schätzung unterzogen und es auf rund 400 Milliarden Mark, das deutsche Volkseinkommen auf eiwa 45 Mit⸗ liarden Mark angenommen. An diese Schätzung knüpft die vorliegende neueste Schrift des Verfassers an, in der er zunäöchst nochmals seine Schätzung gegenüber anderen, hinter ihr zurückbleibenden Berechnungen rechtfertigt unter Berücksichtigung alles vorhandenen amtlichen und nicht⸗ amtlichen statistischen Materials über Ergebnisse der Vermögens⸗ besteuerung in den Einzelstaaten, gegen Feuer versicherte Mobilten und Immobilien, städtischen und ländlichen Grundbesitz, Kaufpreise der im freihändigen Verkehr gehandelten ländlichen Besitzungen, Bergwerksbesitz, Eisenbahnen, Sociffe, Metallgeld, deutschen Besitz an fremden Wertpapieren, Produktionserhebungen usw. Nach dieser statistischen Betrachtung des deutschen Volksvermögens vor dem Kriege sucht der Verfasser im zweiten Teil seiner Schrift die Frage zu be⸗ antworten, welche Entwicklung unser Volksvermögen während des Krieges genommen hat, indem er einen Ueberblick über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Kriegszeit gibt. Zum Schluß folgt noch ein Ausblick auf unsere finanzwirtschaftliche Lage nach dem Kriege. Der Verfasser hält es für erwünscht, daß der durch den Krieg geschaffene Preisstand, der hohe Stand des Volkseinkommens im allgemeinen, d. h. in seiner Grundrichtung, erhalten bleibe. Doch dürfe diese Entwicklungsrichtung nicht zu sehe dem freien Spiel der wirtschaftlichen Kraäfte überlassen werden; erforderlich sei nament⸗ lich ein Eingriff in die Art der Verteilung der wschtiasten Lebens⸗ mittel und deren Preisbildung, die schon in der Friedensseit die größte Schwäche unserer wirtschaftlichen Konstitution gebildet habe. Mit diesem Gedanken verbindet der Verfasser einen Vorschlag zur Finanzreform: Die Einzelstaaten und die Gemeinden würden zur Ordnung ihrer Finanzen nach dem Kriege ihren Anspruch auf die direkten Steuern geltend machen. Anderseits stebe es außer jedem Zweifel, baß das Reich den Zuwachs seiner Ausgaben nicht durch „Steuer⸗ buketts“, d. h. durch eine große Zahl von kleineren Verbrauchs⸗ und Verkehrssteuern der früheren Art ausgleichen könne. Solche Steuern seien im Verhältnis zu den gewaltigen Mehrausgaben des Reiches zu wenig ertragreich. Es müßten b neue indirekte Steuerquellen esucht werden. Diese seien aber auch vorhanden. Sie könnten in reite Kanäle geleitet werden, wenn die Finanzpolitik des Reiches Hand in Hand gebe mit der Erzeugungs⸗, Einkaufs⸗, Vertellungs⸗ und Preispolitik. Es werde sich darum handeln, die Preise gewisser großer Warengruppen so zu beeinflussen, daß innerhalb der Spannung zwischen den früheren Friedenspreisen und den Kriegspreisen Raum ist für das Interesse der Verbraucher im Sinne von Preisermäßigungen und gleichzeitig für das Interesse des Reichs im Sinne von Verbrauchesteuern großen Stils in der Form von großen Monopolen“.
Deutschland als geschlossener Handelsstaat im Welt⸗ kriege. Rede zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers am 27. Januar 1916 in der Aula der Albert. Ludwigs⸗Uni⸗ versität zu Freidurg t. Br., gehatten von Dr. Karl Diehl, Professor der Staatswissenschaften. 38 Seiten. Stuttgart, Deutsche Verlags⸗ anstalt. Preis 50 ₰. — Die Abschließung Deutschlands vom größten Teil des Auslandes und die umfassenden Organtsationen, die Staat und Private gebildet haben, um den schädlichen Folgen dieser Ab⸗ schließung entgegenzuwirken, haben Gelehrten wie Laten einen Ver⸗ gleich der gegenwärtigen -g Deutschlands mit dem von Fichte ent⸗ worfenen Bild eines „geschlossenen Handelsstaates“ nahegelegt und jene organisatorischen Maßnahmen als einen bedeutenden, ja entscheiden⸗ den Schritt zum Staatssozialismus erscheinen laggen⸗ Diehl weist in der vorltegenden Schrift nach, daß die Parallele mit dem heute und allezeit zu tein utopischem Dasein verurteilten Fichteschen „geschlossenen Handelsstaat“ unzutreffend und irreführend ist. Dieser sei ein streng folgerichtiges staatssozfalistisches System; es liege bei ihm eine planmäßige gesellschaftliche Regelung des Wirt⸗ schaftslebens unter Beseitigung der freien Verfügungsgewalt der Einzelnen über die Produktionsmittel vor. Dagegen sei mit den ver⸗ schiedenen kriegswirtschaftlichen Maßnahmen der deutschen Behäörden gerade eine Regelung der Produktton überhaupt nicht vorgenommen worden, sondern lediglich eine teilweise staatliche Regelung des Ver⸗
trieks und der Verteilung einiger wichtiger Rohstoffe und Nahrungs⸗