Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: 5 die Wahl des ordentlichen Professors in der medizinischen Fakultät, Geheimen Medizinalrats Dr. Ernst Bumm zum Rektor der Friedrich Wilhelms⸗Universität in Berlin für das Studienjahr 1916/17 zu bestätigen.
Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs ist die Wahl des Oberlehrers Dr. Emil Bünnings an dem Realgymnasium in Schwelm zum Direktor des städtischen Lyzeums in Schwelm durch das Staatsministerium bestätigt worden. f 1111XX““
Ministerium für Handel und Gewerbe
Auf Grund der Verordnungen, betreffend die zwangs⸗ weise Verwaltung britischer Unternehmungen, vom 22. Dezember 1914 (RGBl. S. 556) und 10. Februar 1916 (RGBl. S. 89) habe ich nach Zustimmung des Herrn Reichs⸗ kanzlers über den Nachlaß des am 29. April 1916 in Magde⸗ burg gestorbenen Ingenieurs William Turner die Zwangs⸗ verwaltung angeordnet. (Verwalter: Bücherrevisor Hans Holz⸗ apfel in Magdeburg.)
Berlin, den 18. August 1916.
Der Minister für Handel und Gewerbe. J. A.: Lusensky.
1131“ 1““
„Der Verwaltungsgerichtsdirektor van de Loo ist zum Mitglied des der Regierung in Aachen angegliederten Ober⸗ versicherungsamts ernannt worden.
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Bekanntmachung.
Dem Bäckermeister Johann Nasiadek in Raschkow habe ich auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915,
betreffend die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RGBl. S. 603), den Handel mit Getreide und Mehl
untersagt. Adelnau, den 19. August 1916. Der Landrat. Dr. Knoll.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 23. August 1916.
Die Nr. 7 der Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗
versicherungsamts vom 15. Juli 1916 enthält im Amt⸗ lichen Teil unter A. (Allgemeines) die Bekanntmachung des Stellvertreters des Relchskanzlers vom 3. Juli 1916, betreffend Festsetzung der Ortslöhne.
Unter B (Unfallversicherung) folgen eine Bekannt⸗ machung derselben Stelle vom 14. Juni 1916, betreffend Außerkraftsetzung von Vorschriften der Reichsversicherungs⸗ ordnung über Unfallversicherung und eine Bekanntmachung des Reichsversicherungsamts vom 22. Juni 1916 über die Genehmigung von Gefahrtarifen im 2. Vierteljahr 1916.
Hieran schließen sich Rekursentscheidungen und andere Ent⸗ scheidungen über folgende Gegenstände:
Ein an sich zulä siger Rekurs wird durch den im Laufe des Ver⸗ fahrens eintretenden Tod des Rentenbewerbers nicht unzulässig [2886].*)
Bei der Ermittlung des für die Grenze der Versicherung von Betriebsbeamten maßgebenden Jahresarbeitsberdienstes sind im Be⸗ triebe übliche Jahresgratifikationen nur insoweit zu berücksichtigen, als mit hinreichender Sicherheit auf sie gerechnet werden kann [2887].
Ein zoologischer Garten ist als Stallhaltungsbetrieb bei der Fuhrwerks⸗Berufsgenossenschaft versichert [2888].
Betriebe zur Herstellung von Grammophonen gehören, wenn diese überwiegend zur Wiedergabe von Tonstücken Verwendung finden sollen, zur Berufsgenossenschaft der Musikinstrumenten⸗Industrie, wenn sie dagegen zur Wiedergabe des gesprochenen Wortes bestimmt sind, zu derf’ nigen Berufsgenossenschaft, welcher der Betrieb nach der Art der Herstellung oder Bearbeitung des Stoffes angehört. [2889.
a. Wenn eine Genossenschaft einen Betrieb an eine andere Ge⸗ nossenschaft überweisen (d. h. ihr die Umschreibung anbieten) will, so braucht sie den Unternehmer oder die andere Genossenschaft vorher nicht zu hören, gleichviel ob sie den Betrieb von Amts wegen oder auf Antrag des Unternehmers (§ 666 der Reichsversicherungsordnung) oder auf Antrag der anderen Genossenschaft (§ 668) überweisen will; die Anhörung des Unternehmers kann jedoch im Einzelfalle zweckmäßig und aus diesem Grunde geboten sein, sie liegt alsdann der Genossen⸗ schaft ob, welcher der Betrieb bisher angehörte; widerspricht der Unter⸗ nehmer in einem solchen Falle der von der anderen Genossenschaft be⸗ anspruchten Ueberweisung, so ist die Sache ohne weiteres dem Ober⸗ versicherungsamte zur Entscheidung vorzulegen (§ 668).
b. Wenn eine Genossenschaft dem Antrag einer anderen Ee⸗ nafsesc. ihr einen Betrieb zu überweisen (§ 668), nicht stattgeben will, so hat sie vor der Vorlegung der Sache an das Oberversiche⸗ rungsamt den Unternehmer über den Antrag zu hören.
c. Wenn eine Genossenschaft dem Antrag eines Unternehmers, seinen Betrieb einer anderen Genossenschaft zu überweisen, nicht statt⸗ geben will, so hat sie der anderen Genossenschaft den Antrag zur Aeußerung mitzuteilen und nach Eingang der Aeußerung die Sache entweder nach § 668 oder nach § 669 dem Oberversicherungsamte zur Entscheidung vorzulegen; beide Genossenschaften sind verpflichtet, zu dem Antrage des Unternehmers Stellung zu nehmen. [2890].
Der Abschnitt C (Kranken⸗, Invaliden⸗ und Hinter⸗ bliebenenversicherung) enthält das Gesetz, betreffend Renten in der Invalidenversicherung vom 12. Juni 1916 sowie zwei Bekanntmachungen, betreffend § 214 Abs. 3 der Reichs⸗ versicherungsordnung vom 14. Juni 1916 und betreffend Krankenversicherung bei Ersatzkassen vom 5. Juli 1916, dann den Runderlaß an die Vorstände sämtlicher Landesversiche⸗ rungsanstalten und Sonderanstalten über die Berechnung der von Rentenanwärtern nach Herabsetzung der Altersgrenze auf 65 Jahre zurückzulegenden Wartezeit vom 8. Juli 1916, ferner folgende grundsätzliche Entscheidungen:
Die Befreiung von der Versicherungspflicht nach § 171 der Reichsversicherungsordnung kann nicht mit rückwirkender Kraft aus⸗ gesprochen werden [2212].
1) Der Grundsatz ter Entscheidung 1788 (Amtliche Nachrichten des R V. A. 1913 S. 829) ist aufrechterhalten: Beiträge dürfen nur für Arbeitstage erhoben werden.
*) Die neben den einzelnen Entscheidungen stehenden eingeklam⸗ merten Zablen geben die Ziffer an, unter welcher diese in den „Amt⸗ lichen Nachrichten“ veröffentlicht sind.
Ministerium de ““
2) Die Versichsgang bleibt bei freiwilliger Weiterversicherung (§ 313 Abs. 1 der Reichsversicherungsordnung) so bestehen, wie sie vor dem Ausscheiden aus der Pflichtversicherung bestand [2213].
Als Arbeitstag für unständig Beschäftigte gilt jeder Wochen⸗ tag. Die Beiträge für sie können daher fuͤr jeden Tag erhoben werden [2214].
1) Bei der freiwilligen Weiterversicherung darf der Uebertritt eines Versicherten in eine niedrigere Klasse oder Lohnstufe (§ 313 Abs. 1 Satz 2 der Reichsversicherungsordnung) nicht von einer Ent⸗ scheidung des Kassenvorstandes verS⸗ gemacht werden.
2) An der Entscheidung 1787 (Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A. 1913 S. 827), wonach der nach längeren Zeitabschnitten bemessene Entgelt eines Versicherten bei dessen Zuteilung zu einer Lohnstufe (§ 180 Abs. 2 der Reicheversicherungsordnung) durch die Zahl der in den Zeitabschnitt fallenden wiklichen Arbeitstage zu jeilen ist, ist festgehalten worden 12215].
Entscheidungen nach § 258 der Reschsversicherungsordnung können nicht mit rückwirkender Kraft erlassen werden [22161.
Das Versicherungsamt ist nicht zuständig zur Entscheidung über Anträge auf Befreiung von der Versicherungspflicht auf Grund des Bundesratsbeschlusses vom 4. März 1915 (Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A. 1915 S. 418) [2217].
Durch längeren Aufenthalt eines Kriegsgeschädiaten in einem Lazarett kann ein Wohnort im Sinne des § 1637 der Reichs⸗ versicherungsordnung begründet werden 12218].
Nach § 1641 der Reichsversicherunggordnung sind nur einzelne Personen, nicht aber Behörden als solche von der Mitwirkung bei der Rechtsprechung ausgeschlossen. Die Entscheidung 1269 (Amtliche Nachrichten des R. V. A. 1906 S. 486) hat insoweit ihre Bedeutun verloren. Von der Entscheidung über die Versicherungspflich städtischer Bediensteter ist hiernach der Vorsitzende eines städtischen Versicherungsamts nur dann kraft Gesetzes ausgeschlossen, wenn er in der Sache als gesetzlicher Vertreter der Gemeinde aufzutreten berechtigt ist oder gewesen ist [2219]. 1
Es schließt sich an ein Auszug aus einem Runderlaß des Reichs⸗ versicherungsamts vom 19. Juni 1916 über die Tragweite des § 141 5 1“* und des § 300 des Strafgesetzbuchs
Endlich folgen die Uebersichten über Zahlungen aus In⸗ validen⸗, Kranken⸗, Alters⸗ und Zusatzrenten der 31. Ver⸗ sicherungsanstalten und über Versicherungsleistungen an Hinter⸗ bliebene im Monat Mai 1916 sowie ü lös aus Beitragsmarken im Monat Juni 1916. .
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 1117 und 1118 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 614. preußische, die 319. sächsische und die 446. württembergische Verlustliste.
““ Oesterreich⸗Ungarn. 8
Die „Agence Havas“ verbreitet die Nachricht über eine angebliche Hungersnot in Albanien und über eine Gärung im Kreise der Bevölkerung infolge Abziehens der österreichisch⸗ungarischen Truppen. Die Meldung ist nach einer von „W. T. B.“ verbreiteten Mitteilung aus dem Kriegspressequartier vom ersten bis zum letzten Buchstaben frei erfunden. Aus Albanien sind keine Truppen zurück⸗ gezogen worden, im Gegenteil sind die dortigen Streitkräfte verstärkt worden. Die Stimmung der Bevölkerung ist gut. Von Hungersnot kann auch aus dem Grunde nicht die Rede sein, da die ersprießliche Kulturarbeit unter Leitung unserer Kommandanten die Deckung der Bedürfnisse der Bevölkerung vollauf sichert.
Ebenso entbehren die Erklärungen Lord Cecils im englischen Unterhause über angebliche Unruhen in Monte⸗ negro jeder Grundlage. Oesterreich⸗Ungarn vollbringt in Montenegro seit sieben Monaten ein zielbewußtes Kulturwerk, um dem vielgeprüften Volke Montenegros friedliche Ent⸗ wicklung und Ruhe zu sichern. Nach Beendigung der Kämpfe in Montenegro wurde vor allem die Verwaltung des Landes organisiert und die Nahrungsmittelversorgung durchgeführt. Es wurde auch für die Bebauung der seit Kriegsbeginn fast durchwegs brachliegenden Ackergründe Sorge getragen. Die nötigen Lebensmittel und sonstigen Bedürfnisartikel wurden aus Oesterreich und Ungarn über Kotor und Bar eingeführt und unentgeltlich oder tief unterm Selbstkostenpreis den bis dahin hungernden Bewohnern überlassen. Die Wohltätigkeitsaktion wurde im ganzen Lande trotz der unbeschreiblichen Schwierigkeiten, mit denen vor der Herstellung von Straßen der Verkehr in den meisten Landesteilen verbunden war, mit der größten Ge⸗ nauigkeit durchgeführt. Bei Wegebauten erhielten viele hunderte der Bewohner guten Tagelohn und Verpflegung, und es dauerte längere Zeit, bis die Montenegriner zu dem Glauben heran⸗ gezogen werden konnten, daß die Fürsorge, an die sie seitens ihrer Regierung nicht gewöhnt waren, nur auf der richtigen Auffassung der Pflichten der derzeit in Montenegro die Re⸗ gierungsgewalt ausübenden Militärverwaltung beruhe. Auch die Pflege der Kranken und Verwundeten wurde modern orga⸗ nisiert. Die Seuchen wurden durch Impfungen und sonstige mit der größten Umsicht durchgeführte Sanitätsmaß⸗ regeln und durch Gründung entsprechender Sanitätsinsti⸗ tutionen unterdrückt, die Trinkwasserverhältnisse verbessert und dem Volke der Glaube an eine vernünftige Gesundheits⸗ pflege durch eine überzeugende Wirkung der schnellen Abnahme der Seuchen und Krankheiten beigebracht. Daß die Be⸗ völkerung unter solchen Umständen keine Ursache zur Unruhe hat, wie auch in Montenegro tatsächlich keine Spur irgend⸗ welcher Unruhe oder Unzufriedenheit wahrnehmbar ist, muß jedem klar sein, der die Verhältnisse in Montenegro vor der Kulturarbeit unserer Militärverwaltung kannte und den Fortschritt der letzten sieben Monate zu beobachten Gelegenheit gehabt hat. Die freundliche Haltung der Bevölkerung liefert den Beweis, daß die Montenegriner diesen Fortschritt vollauf würdigen.
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Großbritannien und Irland. Firmen
Das Amtsblatt veröffentlicht die Namen von 36 in Holland und Holländisch Ostindien, mit welchen der Handel verboten ist.
— Im Oberhause wurde vorgestern der Gesetzentwurf über die Verlängerung der Legislaturperiode beraten.
Laut Bericht des „Rotterdamschen Courant“ sprach Lord Crewe namens der Regierung für den Gesetzentwurf und gab dem Wunsche der Mintster Ausdruck, vor dem Ende des Krieges mit allen Parteien in einer Konferenz darüber zu beraten, wie man zu einem wahrhaft
repräsentativen Unterhause käme. Lord Salisbury sprach gegen die Vorlage und fand das Reden über eine Wahlreform so nabe dem Ende der Legislaturperiode fast wahnsinntg. Er sei froh, daß der vorliegende Gesetzentwurf keine Abänderung des Wahlrechts enthalte, sei aber dafür, daß diejenigen, die das Wahlrecht bereits besaͤßen, Gelegenbeit erhielten, es auszuüben; das würde nicht solche Sehtoteehotece machen
wie von verschiedenen Seiten behauptet werde. Ein Soldat, der aus dem Schützengrahen nach Hause schreiben könne, könne auch seine Stimme a ben. Er beabsichtige, einen Antrag darüber zu stellen. Lord Cromer erklärte, das Land fei auf eine so gewaltige Um⸗ wälzung, wie die Einführung des allgemeinen Wahlrechts für alle mündigen Personen, nicht vorbereitet; das würde notwendigerweise dazu führen, daß die Frauen die Mehrheit der Wähler bildeten. Lord Parmoor protestierte aus Gründen der Verfassung gegen eine Verlängerung der Lebensdauer des Parlaments. Das Ansehen des Unterhauses, sagte er, beruhe auf seinem repräsentativen Charakter, und nun solle eine durch ein Gesetz aufzustellende neue Körperschaft diese repräsentative Körperschaft er⸗ setzen. Die Regterung scheine zu denken, daß Griechenland das einzige Land sei, in dem während dieses Krieges Wahlen abgehalten werden könnten. Lord Lansdowne antwortete namens der Regierung, selbst wenn die tatsächlichen Schwierigkeiten leicht zu überwinden wären, könnten doch die im Felde stehenden Mannschaften dem Gange der inneren Politik nicht folgen. Er versprach, daß die Vorlage sorgfältig geprüft werden solle, und fügte hinzu, daß die große Mehrheit der militärischen Fachleute dagegen set, die Soldaten in den Schützengräben an den Wahlen teilnehmen zu lassen.
— Im Unterhause wurden an den Premierminister v Anfragen, Friedensverhandlungen betreffend, ge⸗ richtet.
Der Abg. Byles fragte, wie das „Reutersche Bureau meldet, ob Asquiths Aufmerksamkeit auf die Erklärung des Unterstaats⸗ sekretärs Zimmermann gelenkt worden sei, daß die deutsche Regierung wiederholt ihre Bereitwilligkeit ausgesprochen habe, in Friedensver⸗ handlungen einzutreten, daß aber der Vierverband unter dem 88 Englands niemals eine solche Bereitschaft gezeigt habe. Byles frag weiter, ob Asqufth den Wunsch nach Frieden, der auf einer Sostalisten⸗ versammlung in Leipzig zum Ausdruck gekommen sei, und viele ähnliche Kundgebungen in Deutschland bemerkt habe, und ob er sagen’ wolle, bis zu welchem Grade die britische Regierung gewillt sei, diesem ausgesprochenen Wunsch des Feindes zu entsprechen. Asquith erwiderte, die deutsche Re⸗
ierung habe bisher keine Geneigtheit zu einem Frieden ekundet außer unter Bedingungen, die für einige der Verbündeten un⸗ erträglich oder eine Demütigung sein würden; es sei vollständig un⸗ richtig, daß der Vierverband durch irgendwelchen Druck von England beeinflußt worden sei. Der Abg. Dalziel fragte, ob irgendwelche Friedensbedingungen angeregt worden seien. Asquith erwiderte, nur was in der Presse gestanden habe. Der Abg. Ponsonby. (radikal) fragte, ob für den Fall, dar während der Parlamentsferien Verhandlungen angeknüpft werden sollten, um die Feindseliokeiten zu beenden, der Premierminister schließlich das Parlament einberufen würde, um darüber zu beraten. Asquith erwiderte darauf scharf; Nein, er könne eine solche Verpflichtung nicht eingehen.
Hierauf ergriff der Kriegsminister Lloyd George das Wort zu folgenden Ausführungen über die militärische Lage:
Die Männer, die jetzt in die Armee eintreten, gehörten zu den kö⸗perlich besten Leuten, die seit Beginn des Krieges eingetreten seien. Im wesentlichen seien sie geistig und körperlich ebenso tüchtig wie die angeworbenen, es seien erstklassige Leute. Er bitte das Haus, den Stand der Dinge vor wenigen Monaten mit der gegenwärtigen Lage zu vergleichen. Damals sei Verdun in der Schwebe ge⸗ wesen, die Oesterreicher schienen sich der italienischen Tiefebene zu nähern und machten große Beute; die Russen schienen mit Leichtigkeit von schwächeren Kräften zurückgehalten zu werden; die Deutschen quälten die Verbündeten an der ganzen Front mit unauf⸗ hörlichen, zum Teil. erfolgxeichen Angriffen. Die neu ausgehobenen russischen Truppen und in sehr großem Maßstabe die neuen englischen Armeen seten unerprobt gewesen, und niemand habe gewußt, wie sie, auf die Probe gestellt, besteben würden. Das sei die Lage vor zwei Mongten gewesen. Wie sei sie jetht? An der ganzen Schlachtfront im Osten und Westen sei die Initiative dem Feinde ent⸗ wunden worden, fast zum ersten Male an der ganzen Front, nur mit
einer Ausnahme etwa in Mesopotamien, wo infolge des Klimas die
britische Armee sich ruhig verhalte. Das sei keine gewichtige Aus⸗ nabme. Nehme man den Westen und Osten, so hätten die Russen prächtige Siege errungen. Da seien ferner die bemerkenswerten Siege Italiens und die großen Siege im Kaukasus. Die ganze Lage habe sich vollkommen geändert. Lloyd George fuhr fort, er babe die englische Offensive vielfach kritisieren hören. Einige Kritiker schienen sich vorzustellen, daß die einzige Rechtfertigung der Offensive wäre, wenn die Verbündeten durchbrächen. Nicht im geringsten. Der Ffttr hatte zwei Möglichkeiten. Er entschied sich für die Möglich⸗ eit, Geschütze und Truppen von Verdun heranzuschaffen, um den Durchbruch den Druck auf Verdun und Unterstützung der Oesterreicher gegen den großen Vormarsch des Generals Brussilow zu verwenden. Lloyd George hob dann die Be⸗ deutung des englischen Vormarsches an der Somme hervor und sagte: „Der deutsche Bericht über unsere Verluste ist lächerlich übertrieben gewesen. Unsere Verluste waren, wenn auch beklagenswert, so doch verhältnismäßig gering, während der Feind — zu Gegenangriffen auf einem Feld, das unserer Artillerie ausgesetzt ist, gezwungen — schwere Verluste erleidet. Wir drücken den Feind über ein Gebiet zurück, von dem jeder Meter von Bedeutung ist, weil es eine beherrschende Stellung in. Wir haben uns die Ueberlegenheit verschafft, wir be⸗ drängen den Feind an der Somme, und die Franzosen tun das Gleiche. Bet Verdun gewinnen die Franzosen wieder Boden; wir haben die Höhe gewonnen und können den Verlauf des Feldzuges sehen. Ich glaube, in undeutlicher Ferne können wir das Ende schon sehen. Frank⸗ reich ist gerüstet, Rußland ist in rascher Ausrüstung begriffen, und die italienischen Rüstungen sind in einer Weise vonstatten gegangen, welche die besten Freunde Italiens in Erstaunen gesetzt hat. Deutsch⸗ land hat seine Gelegenheit verpaßt und weiß dies. Es wäre ein Irrtum, die Natur unserer Aufgabe zu unterschätzen, die alle Hilfs⸗ mittel der Dominions und des Reichs erfortnert. Wenn es auch ein Fehler wäre, einen zu leichten Steg zu erwarten, so kann ich, schloß der Minister, wenn ich die ganze Lage im Lichte der vorhandenen Tatsachen überblicke, auf Grund des Rates von Sachkundigen die Meinung ausdrücken, die ich ohne Zögern abgebe: Was unser Land und die Verbündeten zu tun haben ist das, standha't zusammen zu marschieren und aufrichtig zusammenzuarbeiten, wie sie das in der Ver⸗ gangenheit getan haben, damit der Sieg auf ihren Fahnen ruht.“
Frankreich.
Der Deputiertenkammer wird nach einer Meldung des „Journals“ in der nächsten Tagung ein Fett müe vor⸗ gelegt werden, durch den der Regierung zum Wiederaufbau der französischen Handelsflotte durch Neubau und An⸗ kauf als Vorschuß an die Reedereien zweihundert Millionen Francs zur Verfügung gestellt werden. Bei der Begründung des Gesetzentwurfes führt das genannte Blatt aus:
Wenngleich es einige französische Schiffahrtsgesellschaften gebe, die gute Gewinne erzielten, so befinde sich doch der größte Teil der französischen Reeder zurzeit in außerordentlich peinlicher, teilweise in verzweifelter Lage. Der Bestand der französischen Handelsflotte sei schon vor Kriegsausbruch unzureichend gewesen Fast achtzig Prozent des Seeverkehrs sei von dem Ausland bewältigt worden. Seit Kriegs⸗ ausbruch habe sich die Lage jedoch noch verschlimmert. Schiffsverluste sowie die Ahnutzung des Materials, hätten zum Verschwinden zahl⸗ reicher Schiffe geführt, die, da die Werften still lägen, nicht einmal ersetzt worden seien. Unter Berücksichtigung dieser schlimmen Lage fragt das Blatt, oh Frankreich auch nach dem Kriege rehac in Ausfuhr und Einfuhr unter ungünstigen aufgezwungenen Frachtsätzen vom Auslande abhängig sein soll. Die Frachtkosten, die im jetzigen Kriege immer höher würden und in Gold bezahlt werden müßten, hätten eine ungünstige Rückwirkung auf den französischen Ku
zu verhindern. Das erleichterte
lande aufgenommenen Anleihen zugestimmt hat.
hinderte den Feind, seine Streitkräfte zur⸗
“ Rußland. Der Finanzminister Bark ist nach St. Petersburg aus dem 3 zurückgekehrt, wo der Kaiser, wie die „Berlingske Tidende“ meldet, seinem Bericht über die Per. n dem Bericht wird mitgeteilt, daß in Italien, Japan, Norwegen und Schweden insgesamt eine Milliarde Rubel an russischen Anleihen mntergebracht werden, die zur Bezahlung von Kriegslieferungen verwendet werden. Niederlande.
Der Schiffahrtsrat hat dahin entschieden, daß der Post⸗ ampfer „Koningin Wilhelmine“ auf eine Mine ge⸗ aufen sei.
Die holländischen Dampfer „Rijndam“, von Rotterdam
nach New York, und „Prins Frederik Hendrik“, von Westindien nach Amsterdam, mu
. 1 ten ihre Post in England zurücklassen.
Dänemark.
Aus Anlaß des Gerüchtes, daß die amerikanische Ne⸗ gierung in der Frage des Verkaufs der dänisch⸗west⸗ indischen Inseln auf Dänemark einen Druck ausgeübt habe, hatte die „Nationaltidende“ ihren Londoner Korrespon⸗ denten beauftragt, ‚eine diesbezügliche Anfrage telegraphisch an den Präsidenten Wilson zu richten. Daraufhin ist, wie „W. T. B.“ meldet, aus dem Staatsdepartement in Washington fol⸗ gende Antwort eingegangen:
Es ist sinnlos, zu glauben, daß die Vereinigten Staaten irgend welchen mystischen Druck auf Dänemark ausgeuübt haben, um dieses zum Fer kauf der westindischen Inseln zu veranlassen. Die Frage des Preifes von 25 Millionen Dollar verzögerte die Anerkennung des Vertrages, da einige Senatoren 15 Millionen für genügend ansähen. er Senat erwarte in dieser Woche den Bericht des Budgetausschusses über die Frage. Es sei zweifelbaft, ob die Zustimmung in dieser gehsiea erfolge, obgleich der Bericht des Ausschusses entgegenkommend ein soll.
““ Kriegsnachrichten.
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“ Oesterreichisch⸗ungarischer Kriegsbericht. Wien, 22. August. (W. T. B.) Amtlich wird
Heeresfront Kavallerie Erzherzogs Carl. Bei Zabie, Bystrzec und im Bereich des Tartaren⸗ passes wurden mehrfache russische Angriffe abgeschlagen. Südwestlich von Zielone brachten unsere Abteilungen in erfolgreichen Gefechten 100 Gefangene und 2 Maschinen⸗ gewehre ein. .““ Heeresfront “ des Generalfeldmarschalls von Hindenburg.
8 Im Abschnitt Terepelniki — Pienaki nahm der Feind
eine Angriffe gegen die Armee des Generalobersten von Böhm⸗Ermolli wieder auf. Von einem schmalen Graben⸗ stück abgesehen, um das noch gekämpft wird, sind alle Stellungen trotz schwerster russischer Opfer in unserer Hand.
„An der von Sarny nach Kowel führenden Bahn und bei Smolary verlor der Feind einige vorgeschobene Gräben, wobei 2 Maschinengewehre erbeutet wurden.
Bei Rudka — Czerewiszeze machten die Russen auch gestern die größten Anstrengungen, auf dem Westufer des Stochod Raum zu gewinnen. Sie büßten, überall restlos abgeschlagen, Tausende von Kämpfern ein und ließen 2 Offiziere, 270 Mann und 4 Maschinengewehre in unserer Hand. Inmitten bayerischer Reiterregimenter fechtend, haben sich unsere Kaiser Franz⸗Dragoner wieder ihres bewährten Namens würdig erwiesen.
Unverändert. Deer Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
8 Sofia, 21. August. (W. T. B.) Heeresbericht vom 21. August. Am 20. August rückten unsere im Struma⸗Tale zwischen dem Tachyno⸗ und Butkowa⸗See operierenden Truppen vor und warfen den Feind auf das rechte Ufer der Struma zurück. Wir besetzten auf dem linken Ufer die Dörfer Hasnater, Baraklidyoumaya, Kumli, Elissan, Todorovo, Nevolen, Yeniköj, Karadjaköj, Bala, Christian und Kamila, wo wir uns ein⸗ richteten. Wir zersprengten die französische Brigade Pertier, die aus dem ersten, vierten und achten Regiment afrikanischer Jäger, drei Zuaven⸗Bataillonen und einer Ab⸗ teilung reitender Artillerie zusammengesetzt war. Wir machten dabei vierzig Gefangene, darunter einen Hauptmann und eine Abteilung Reiterei samt ihren Pferden. Die Franzosen ließen auf dem Gelände viele Tote und Verwundete zurück. In dem Wardar⸗Tale das übliche Artilleriefeuer. Auf dem rechten Ilügek wurde gestern die Offensive forkgesetzt. Unsere südlich Lerin (Florina) operierenden Truppen gewannen den Ma⸗ lareka⸗Kamm und setzen ihren Marsch nach Süden fort. Die östlich in der Richtung eeeses ess es eee br Ostrovo vorrückenden Truppen griffen die stark befestigte feind⸗ liche Stellung auf dem Kamme der Nidze — Planina an, die von der serbischen Donaudivision und zwei Regimentern der Wardardivision verteidigt wurde. Gestern abend gegen 6 Uhr bemächtigten wir uns dieser Stellung und des Dorfes Gornitschevo, wo wir eine ganze Kompagnie mit ihren drei Offizieren gefangen nahmen. Der Geaner zieht sich in östlicher Richtung zurück. Unser Vormarsch hält an.
Sofia, 22. August. (W. T. B.) Bericht des Haupt⸗ quartiers. An der Struma brachten wir dem Gegner am 21. eine Niederlage bei. Dieser rettete sich durch die Flucht auf das rechte User. Das ganze Gelände in der Um⸗ gebung der Dörfer Enikeuy, Nevolen und Topalovo ist mit feindlichen Leichen bedeckt. Wir haben bisher mehr als 400 Leichen, darunter 2 8g Offiziere, gezählt. Wir er⸗ beuteten 8 Maschinengewehre, eine Menge Gewehre, Gra⸗ zeten, Artilleriematerial, Wagen usw. 190 unverwundete Gefangene, darunter 4 Offiztere, und 60 verwundete Ge⸗ fangene blieben in unserer Hand. Eine große Menge Aus⸗
rüstungsgegenstände, die das Schlachtfeld bedeckten, bezeugt
16“
Italienischer und Südöstlicher Kriegsschauplatz.
die vollständige Niederlage Feindes. Ein 52 feindlicher Kavallerie, der durch ein geschicktes Manöver unserer Kavallerie in das Feuer unserer Infanterie gelockt wurde, wurde buch⸗ stäblich vernichtet. Aussagen von Gefangenen bestätigen, daß außer der Brigade Brotier ein englisches Regiment in diesen Gegenden operierte.
Angriffe, die die Franzosen seit zehn Tagen gegen unsere Stellungen südlich und westlich des Dojran⸗Sees durchführten, sind vollständig gescheitert. Dieser Umstand ließ vermutlich den Generalstab des Generals Sarrail die Ein⸗ nahme von Punkten melden, die immer in der Gewalt der Fran⸗ zosen waren, wie es der Fall ist mit dem Bahnhof von Dojran und im Dorfe Doldjeli, das vom Feinde verlassen ist. Unsere Truppen begruben 50 tote Franzosen auf dem rechten Wardarufer. Im Laufe eines Angriffes in der Umgegend von Mayadagn nahmen wir eine feindliche Abteilung ge⸗ fangen und erbeuteten ein Maschinengewehr. Die Franzosen ließen 70 Tote auf dem Gelände. Der rechte Flügel setzt seine Operationen fort.
8 8 „, 116 Türkischer Krisgaberichtt
Konstantinopel, 21. August. (W. T. B.) Das Haupt⸗ quartier meldet: Es ist nichts Bemerkenswertes von den ver⸗ schiedenen Fronten zu melden.
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ehech. Der Krieg zur See.
Berlin, 22. August. (W. T. B.) Zu den gestern gemeldeten Erfolgen unserer U⸗Boote werden im Hinblick auf die amtliche englische Veröffentlichung folgende Einzelheiten auf Grund inzwischen eingegangener Meldungen bekanntgegeben: Am 19. August gegen 5 Uhr Nachmittags sichtete eins unserer U⸗Boote fünf kleine Ie Kreuzer mit südöstlichem Kurs, die von zwei Zerstörerflottillen be⸗ gleitet waren. Hinter diesen standen sechs Schlachtkreuzer mit starker Zerstörersicherung. Dem U⸗Boot gelang es, auf einen der sichernden Zerstörer, der vier Schornsteine hatte und anscheinend dem Typ „Mo hawe“ angehörte, zu Schuß zu kommen. Kurz nach dem Treffer sank der Zerstörer mit dem Heck hoch aus dem Wasser stehend. Als gleich darauf der ge⸗ samte englische Verband kehrt machte, griff das Boot einen der nunmehr hinten stehenden, 25 Seemeilen laufenden kleinen Kreuzer vom Typ der Chatham⸗Klasse an. Es wurden zwei Treffer, der eine in der Back, der andere im Maschinenraum beobachtet. Das Schiff bekam sofort starke Schlagseite und blieb liegen. Wegen der starken feindlichen Sicherung gelang es dem U⸗Boot erst 2 ½ Stunden später, seinen Angriff auf den Kreuzer, der inzwischen ins Schlepp genommen worden war, zu wiederholen. Kurz vor dem Schuß des U⸗Boots wurde beobachtet, wie ein 300 m querab stehender Zerstörer mit äußerster Kraft auf das U⸗Boot zulief und es zu rammen versuchte. Dieses ging augenblicklich auf größere Wassertiefe und vernahm gleich darauf eine starke Detonation über sich. Die feindlichen Zerstörer verfolgten das Boot bis zur Dunkelheit. Das Boot ist inzwischen wohl⸗ behalten zurückgekehrt. Der schwer beschädigte kleine Kreuzer ist Baün⸗ von einem anderen unserer U⸗Boote vernichtet worden.
Hernösand, 22. August. (W. T. B.) Vester Nord⸗ lands Allehanda zufolge ist der deutsche Dampfer „Desterro“ auf der Fahrt nach Süden seit Donnerstag voriger Woche verschwunden. Das letzte Mal, als man von ihm hörte, befand er sich zwischen Bremö und Agö und hatte nach Gefle gefunkt, er werde von einem U⸗Boot verfolgt. Er hatte einen schwedischen Lotsen an Bord, der ebenfalls nichts mehr von sich hat hören lassen.
Bern, 22. August. (W. T. B.) Der englische Dampfer „Swedish Prince“, 3712 Tonnen, ist dem „Temps“ zu⸗ folge versenkt worden.
London, 22. August. (W. T. B.) Lloyds melden: Der italienische Dampfer „Erix“ und der italienische Segler „Dia“ sind versenkt worden.
Parlamentarische Nachrichten. Das Mitglied des Herrenhauses Fürst zu Dohna⸗ Schlobitten, Fideikommißbesitzer auf Schlobitten und Mohrungen, ist, wie die Blätter berichten, in Wilna gestorben.
Statistik und Volkswirtschaft.
Ueber die Lagendes dent en Arbeitsmarkts im Juli 1916
berichtet das vom Kaiserlichen Statistischen Amt herausgegebene
„Reichsarbeitsblatt“ in seinem Augustheft:
Im 24. Kriegsmonat zeigt die Wirtschaftslage im Deutschen Reich im ganzen dasselbe Gepräge wie in den vorhergehenden Monaten. Die lebhafte Beschaftigung, die E die für die Kriegswirtschaft arbeitenden Gewerbe auf⸗ weisen, hat dem Vormonat gegenüber in einzelnen Ge⸗ werbezweigen noch eine Steigerung erfahren. Auch im Vergleich mit dem Juli des Vorjahtes ist verschiedentlich eine Ver⸗ besserung festzustellen.
Für den Bergbau wie für die Eisen⸗, Metall, und Ma⸗ schinenindustrie wird über ebenso angespannte Tätigkeit wie in den Vormonaten berichtet. Teilweise ist dem Vorjahr gegenuͤber noch eine Steigerung zu verzeichnen. Eine Verbesserung 889 dem Vor⸗ monat gegenüber machte sich verschiedentlich in der elektrischen Industrie und ebenso in der chemischen Industeie geltend. Aehnlich ist auch die Gestaltung in der Holzindustrie und ins⸗ besondere im Bekleidungsgewerbe tellweise besser als im Juni. Bei der Nahrungs⸗ und Genußmittelindustrie stehen Ab⸗ schwächungen in 8 Zweigen Verbesserungen des Geschäftsganges in einigen anderen Geschäftszweigen gegenüber. Im Baugewerbe ist zwar kein allgemeiner erheblicher Fortschritt hervorgetteten, doch macht sich in einzelnen Gebieten wiederum eine Verbesserung geltend.
Die Nachweisungen der Krankenkassen ergaben für die am 1. August beschäftigten Mitglieder dem Anfang Juli gegenüber eine geringfügige Abnahme der Beschäftigtenzahl. Es ist eine Ver⸗ ringerung um 6382 oder 0, %s v. H. eingetreten. Die Verringerung beruht auf einem Rückgang der männlichen Beschäftigten um 21 571 oder 0,18 p. P.; im Vormonat betrug die Verminderung der männ⸗ lichen Beschäftigten 0,7 v. H. Ist gegenüber dem vokhergehenden Berichtsmonat ein etwas stärkerer Nsckgeng der männlichen Be⸗ schäftigten eingetreten, so steht dieser 1217 cklung anbererselts eine
ünstigere Gestaltung auf dem weibll Arbeithmarkt gegenüber. vm Berichtsmonat ist die Zahl der weiblichen Beschäftsgten um
5,189 oder um 0,80 v. 32 gestiegen, während im Monat zuvor die weibliche Beschäftigtenzahl eine Abnahme um 14 436 oder 0,34 v. H. erfahren hatte. Bei der Beurteilung der Bewegung der männlichen Beschäftigtenzahl ist zu berücksichtigen, daß die Kriegsgefangenenarbeit in den Ergebnissen der Krankenkassenstatistik nicht einbegriffen ist.
Nach den Feststellungen über die Arbettslosigkeit in 36 Fachverbänden, die für 822 053 Mitglieder berichteten, wurden zu Ende Juli 20 090 oder 2¼ v. H. Arbeitslose ermittelt. Die Ar⸗ beitslosenziffer ist dem Vormonat gegenüber (2,5 v. H.) etwas ge⸗ sunken. Auch im Vergleich mit dem Juli der beiden vorbergehenden Jabre ist die Arbeitslosenziffer geringer. Sie betrug nämlich Ende Juni 1915 2,7/ und 1914 2,* v. H. 4
Die Statistik der Arbeitsnachweise läßt eine günstigere Ge⸗ staltung des Arbeitsmarkts sowohl dem Vormonat wie dem gleichen Monat des Vorjahres gegenüber erkennen. Es hat eine Abnahme des Andranges sowohl der mäanlichen wie der weiblichen Arbeit⸗ suchenden stattgefunden. Im Juli kommen bei den Minnern 77 Arbeitsuchende (gegen 80 im Vormonat), beim weiblichen Ge⸗ schlecht 154 Arhbeitsuchende (gegen 158 im Juni) auf je 100 offene Stellen. — Die bis Mitte August reichende Statistik auf Grund des „Arbeitsmarkt⸗Anzeigers“ zeigt eine zunehmende Gunst des Arbeitsmarkts besonders auch dem Vorjahre gegenüber. 8
Die Berichte der Arbeitsnachweisverbände zeigen für Schlesien wie für Berlin⸗Brandenburg eine Besserung des Arbeitsmarkts. Im Königreich Sachsen ist eine teilweise Ent⸗ lastung von Arbeitslosen eingetreten. Die Tätigkeit der Arbeits⸗ nachweise in der Provinz Schleswig⸗Holstein wie in Hessen und Hessen⸗Nassau war lebhafter als im vorhergehenden Monat. Eine Besserung tritt auch im Rheinland bervor. In Württem⸗ berg hat sich die Arbeitsmarktlage teilweise günstiger als im Juni geseic. Auch in Baden machte sich wieder eine gewisse Besserung
erkbar. In Hamburg, in den thüringischen Staaten wie in Westfalen und in Bayern stand einer im großen und anzen unveränderten Lage des Arbeitsmarkts für männ⸗
che Personen eine Besserung der Beschäftigung auf dem weiblichen Arbeitsmarkt gegenüber. Nur wenig geändert haben sich die Be⸗ schäftigungsverhältnise in Mecklenburg⸗Schwerin und in Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Bremen.
Dem Gesamtüberblick läßt das „Reichsarbeitsblatt“ eine aus⸗ führliche Wiedergabe von Berichten über Beschäftigung, Arbeitslosig⸗ keit, Arbeitsnachweis usw. solgen. Auch über den Arbeitsmarkt und die Arbeitslosigkeit im Ausland sowie über die Steigerung der Lees ttelhe se in den feindlichen und neutralen Staaten wird
er et. ö“ 18 8.
Wohlfahrtspflege.
Das Ergebnis der Sammlung der deutschen Kolonie in Konstantinopel für eine Spende zugunsten deutscher
Kriegsgefangenen beträgt nach einer Meldung von „W. T. B.“
40 000 ℳ., Kunst und Wissenschaft.
Das Königliche Kupferstichkabinett, das infolge baulicher Veränderungen monatelang geschlossen war, ist jetzt wieder öffentech zugänglich. Die erste Ausstellung ist Menzel gewidmet, und diese Vorführung ist gleichsam als Nachfeier zu des Künstlers 100. Ge⸗ burtstage anzusehen. An keinem anderen Orte kann man Menzels graphisches Werk so vollständig und in so erlesenen Drucken kennen lernen wie hier, wo sich von seinen Holzschnitten, Radierungen und Steinzeichnungen die schönsten Abdrucke aus seiner ge⸗ samten Entwicklungszeit befinden, die häufig vom Künstler mit Bleistiftnotizen für die Drucker und Hollschneider versehen sind. Aus dem reichen und kostbaren Besiß der Sammlung hat man die besten Blätter ausgewählt, und so bietet diese Aus⸗ stellung ein ganz starkes künstlerisches Erlebnis. Mit Gelegen⸗ heitsarbeiten aus den dreißiger und vierziger Jahren fängt die Reibe der bier gezeigten Blätter an. Einladungs⸗ und Besuchskarten, Ge⸗ schäftsanzeigen und dergleichen mehr bilden den Anfana. Die anmutvolle und zierliche Speifekarte für den Hof zu Meiningen (1843) ist darunter pielleicht die schönste Leistung. Aber auch aus den übrigen kleinen Blättern, die alltäglichen Zwecken dienten, spricht Laune und Phantasie und eine Grazie, die immer streng und spröde bleibt, da die dargestellten Dinge und Menschen in lebhaften Bewegungen und in der Form naturwahr aufgefaßt sind. Aus den dreißiger Jahren stammt auch das entzückende Kinderbuch „Der kleine Gesellschafter“; Steindrucke, die harmlose Verse erläutern. Wenn die Bilder auch nicht so gemütvoll und traulich wie die eines Ludwig Richter sind, so geht ihnen andererseits auch die Süßlichkeit und bewußte Naivität ab, die oft die Kinderbilder von Pletsch haben. Menzel bleibt auch hier großer Künstler, der keine Zugeständnisse an das kleine Publikum macht, und doch sind die sehr malerischen Kunstwerke in ihrer Einheit und Schlichtheit ohne weiteres auch Kindern ver⸗ ständlich. Als Glanzstücke der vierziger Jahre sind die zarten Land⸗ schafthradierungen hervorzuheben, die unscheinbare Naturausschnitle fein und duftig wiedergeben und sich aus dem Stil der damaligen Landschaftskunst als neuartige, ganz persönliche Schöpfungen herausheben. Auf die berühmten Haupiwerke, auf die Illustrationen zu Kuglers „Geschichte Friedrichs des Großen“ (1842) und zu den Werken des großen Königs (1846—57) braucht ja nur hingewiesen zu werden. Von den schönsten Blättern der Folge, deren künstle⸗ rischen Wert man nur noch mit Rembrandts Radierungen vergleichen kann, sind Probedrucke ausgestellt, die teilweise mit Blei⸗ stiftverbesserungen von Menzels Hand verseben sind. Auch aus dem Werke „Die Armee Friedrichs des Großen“ (1851 — 57) sind einige Steinzeichnungen da. Man bewundert, wie Menzel, dessen reicher und tiefer Phantasie hier kein Spielraum geboten war, bei aller genauen Sachlichkeit ntemals langweilig wird und steife Modepuppen liefert, sondern den eintönigen Motiven stets neue Seiten abgewinnt und lebensvolle Gestalten schafft. Die 1851 erschienenen sechs Blätter „Versuche mit Pinsel und Schabeisen“ halten sich nicht ganz auf der Höhe der früheren Folgen, wenn auch über einem Blatte wie dem bewegten „Reifenspiel“9, noch eine heitere, lebensprühende Rokoko⸗ stimmung 85 Es folgen dann die Jahre, in denen der sachliche Zeichner in Menzel, der unerbittlich scharfe Beobachter den phantasie⸗ vollen Künstler und freien Gestalter bekämpft. Die Illustrationen zu Kleists „Zerbrochener Krug“ (1877) atmen freilich noch ganz den Geist des bedeutenden, des jungen Menzel. In diesen genialen Bildern, die voller Bewegtheit und Phantasie, ledenkeht und voll spröder Heiterkeit ind, erscheint der größte preußische bildende Künstler dem rchten preußischen Dichter ebenbürtig.
m kleinen Ausstellungssaale des Kupferstichkabinetts findet gleichzeitig eine sehr gewählte Ausstellung von etwa 30 altnieder⸗ ländischen Zeichnungen statt, die nach dem Tode A. von Bece⸗ raths aus dessen Sammlung in das Kabtneit ubergegangen sind. (Viele Blätter Beckeraths, darunter die Rembrandtzeichnungen, de⸗ fanden sich schon zu Lebzeiten des Berliner Sammlers im Kupfer⸗ stichkabinett.) Die kleine, aber sehr gehaltvolle Ausstellung zeigt. daß sich unter der Nachlese noch recht bedeutende Blätter befunden haben. Der an sich schon schöne Bestand an Zeich⸗ nungen Albert Cuyps witd um drei feine, dildhafte Land⸗ schaften berelchert, die wie die Gemälde des großen Dortrechter Malers Licht und Luft auekgezeichnet wiedergeben. Von dem Blumenmaler J. van Huysum sind drei gentale Stilleden da, die durch den temperamentvollen Schwung des Vottrage seinen oit kalt und frostig wirkenden Gemälden überlegen sind. Von Jan Hackaer sieht man eine im Inhre 1665 entstandene Ansicht von Brrda. die in der Auffassung und Stimmung des Künstlers herühmtem Amsterdamer
Gemälde „die Cbereschenallee“ verwandt ist. Die kaapp und —
behandelte Selceung einer lesenden Frau von Niehlas Maecꝛ. der farbige, bildmäßig ausgeführte „Kanal mit Fischern, don Hendrik van Averkamp und die für den in seinen Leistungen techt ungleichmertigen Zeichner Lamdert Domer sehr gute Da delländtüschen We
stellung eines Burgeingangs gehören unter den