schildert und darauf hinweist, daß daraus Zustände entstehen können, deren Folgen nicht zu übersehen sind. Er bemerkt derin weiter, daß der Kartoffelmangel immer eintritt, wenn die Preise herabgesetzt werden, und immer erst beseitigt wird, wenn die Preise er⸗ höht werden. Ein Landrat berichtet, daß die Landwärte die Kar⸗ toffelernte zurückstellen, um die Druschprämien nicht zu verlieren. Die Landwirte versorgen zuerst die Kartoffelverarbeitungsfabriken, weil diese einen Aufschlag bezahlen. Deshalb lassen die Landwirte die Städte hungern, um zuerst die Fabriken zu versorgen. Auch die Brennereien zahlen für die unsortierten Kartoffeln dieselben Preise, wie für die Eßkartoffeln. Zugunsten der könnte die Kartoffelbrennerei zeitweise eingestellt werden. Ein Landrrat schreibt, die Landwirte hätten die Kartoffeln eingemietet, um die Preise im Frühjahr abzuwarten Das bestätigt also, daß die Kartoffeln zurück⸗ Fehal ten werden. Die Landwirte sollten nur den Arbeitern höhere Löhne zahlen, dann würden sie schon kommen, um die Kartoffelernte zu besorgen. Auch darüber sind Klagen laut geworden, daß nicht nur die Bezieher von Kartoffeln, sondern auch die Produzenten an die Kommissionäre 30 Pf. Provision zahlen müssen. Die schlesische und sächsische Industriebevölkerung kommt mit 1 ½¼ Pfund Kartoffeln auf den Tag nicht aus; es muß ihr absolut mehr geliefert werden, min⸗ destens 2 ⅛ bis 3 Pfund, und zwar gerade, weil sie kein Fett haben. Es ist für die Regierung die höchste Zeit einzugreifen. Der Präsident des Kriegsernährungsamts kennt doch seine ö1 er kommt doch aus demselben Lager. Deshalb bitte ich ihn: Greifen Sie in das Wespennest, aber fest, fest, fest.
Abg. Hoff (fortschr. Volksp.) begründet die Interpellation seiner Fraktionsgenossen: Wir alle haben noch die große Kartoffelnot vor Augen, welche im Anfang des Jahres eintrat, weil mit der Kar⸗ toffelernte des Vorjahres nicht vorsichtig genug umgegangen worden war. Daß die Volksernährung nicht noch mehr litt, danken wir nur der vorsichtigen Verwertung der Ernte an Brotgetreide. Jene Kar⸗ toffelnot wäre nicht notwendig gewesen, wenn man den für die Volks⸗ ernährung notwendigen Bedarf rechtzeitig sichergestellt hätte. Der Gedanke einer gewissen Zwangswirtschaft mit Bestandsaufnahme und nötigenfalls mit Beschlagnahme hat sich seitdem mehr und mehr durchgesetzt. Den Standpunkt, daß man durch Freigabe des Handels der Kartoffelnot begegnen könnte, kann ich nicht vertreten, zumal jetzt nicht, wo die Knappheit in einer Reihe anderer Nahrungsmittel viel größer ist, als sie je früher war. 1““ das König⸗ reich Sachsen,; “ haben früher ihren Kartoffelbedarf vor⸗ wiegend aus dem Auslande bezogen; diese frühere Zufuhr aus dem Auslande hätte auch der Handel nicht ersetzen können. Sicher aber wären die Preise auf eine schwindelnde Höhe gestiegen. Es handelt sich über die augenblicklichen Notstände hinaus darum, den Winter⸗ bedarf zu decken, bevor die Frostperiode eintritt. Für das Durchhalten ist die Lösung dieser Aufgabe eine der allerwichtigsten, denn Brot und Kartoffeln bilden jetzt allein noch das Rückgrat der deutschen Volks⸗ ernährung. Unter allen Umständen und vorweg muß die Versorgung der Bevölkerung mit Speisekartoffeln sichergestellt sein. Alle übrigen Verwendungszwecke haben dagegen zurückzutreten. In den nächsten 2 Monaten muß die Sicherstellung bewirkt sein, wenn wir nicht den größten Gefahren entgegengehen sollen. Hier hat das Kriegsernäh⸗ rungsamt die erforderliche Energie und, wenn es sein muß, die er⸗ forderliche Brutalität zu entwickeln; hier steht das Amt vor der Generalprobe seiner Leittungsfähigkeii, hier wird sich zu zeigen haben, ob es seiner Aufgabe gewachsen ist. Der Mangel an Arbeitern, das schlechte Wetter haben ja viel Schuld an dem unerfreulichen Zustand; den Vorwurf des Vorredners, daß die Landwirte die Kartoffeln zurück⸗ halten, um sich den Säckel noch mehr zu füllen, kann ich in dieser Allgemeinheit auch nicht unterschreiben, wenn auch leider Ausnahmen vorkommen, wie ja die erwähnten landrätlichen Erlasse beweisen. Auf alle Fälle sind Kartoffeln genug im Lande gewachsen, um die menschliche ErnaÄhrung sicherzustellen, und das ist die Hauptsache; wenn für die anderen Verwendungszwecke nicht mehr “ vorräte übrig bleiben, so ist das bedauerlich, aber nicht zu ändern. Den zahl⸗ reichen berechtigten Klagen über die gegenwärtigen Mängel in der Kartoffelversorgung füge ich den Notschrei Berlins und der west⸗ fälischen Industriestadt Hagen hinzu. Unsere Interpellation hat sich nicht auf den Ruf nach Abhilfe beschränkt, sondern macht auch positive Vorschläge. Insbesondere sollte hinsichtlich der Gestellung von Ar⸗ beitskräften und Gespannen; nötigenfalls unter Mitwirkung der Heeresverwaltung, alles irgend Tunliche geschehen. Die Verordnung über den Verkehr mit Saatkartoffeln wurde leider erlafsen, ohne daß der Beirat gehört wurde; dadurch sind die ärgsten Mißstände hervorgerufen worden. Man hat sich nicht gescheut, glatt die Höchstpreise zu umgehen und die Kommunen aufs schlimmste
u schädigen. Ist es doch vorgekommen, daß ein preußischer
zandrat verständigerweise die Ausfuhr von Saatkartoffeln vperbot, aber vom Minister angewiesen wurde, sie zu gestatten.
Wenn auf diesem Gebiete die Anordnungen des Kriegsernährungsamts durch Preußen durchkreuzt werden, wohin 8 das führen? Ich appelliere an den Reichskanzler, daß er dieser Doppelregierung ein Ende macht. Der jetzige Zustand ist unerträglich. Heute muß in erster Linie für die Versorgung der Bevölkerung mit Kartoffeln alles geschehen. Es ist ferner notwendig, daß die Stärkefabriken und Trock⸗ nungsanstalten nicht mehr Kartoffeln verarbeiten als zur Brot⸗ streckung notwendig ist. Es herrschen auch hier sehr bedenkliche Zu⸗ stände. Es ist ja für die Landwirtschaft bequem, Kartoffeln an die Fabriken zu liefern, weil sortiorte und unsortierte Kartoffeln gleich hoch bezahlt werden. Vielleicht könnten die Preise herabgesetzt werden. Das Verbrennen von Kartoffeln muß solange eingeschränkt werden, bis der Bedarf an Speisekartoffeln eingedeckt ist. Erst muß die Be⸗ völkerung mit Kartoffeln versorgt werden, erst dann die Brennereien. Es kommt vor, daß große Güter nur an Brennereien liefern. Für Spiritus gibt es Ersatzmittel, nicht aber für Speisekartoffeln. Wenn erst die Städte sichergestellt sind, dann sollen auch die Brennereien berücksichtigt werden. Endlich verlangen wir, daß das erlassene Kar⸗ toffelverfütterungsverbot unnachsichtlich durchgeführt und unter Um⸗ ständen verschärft wird. Die Menschen haben unter allen Umständen dem Tiere vorzugehen. Es ist falsch, die Versorgung des deutschen Volkes mit Fleisch und Fett von der Zahl der vorhandenen Tiere abhängig zu machen. Es kommt auf die Qualität an, es kommt darauf an, daß die vorhandenen Tiexe genügend gefüttert werden. Es ist die schlimmste Vergeudung von Futtermitteln, eine möglichst große Zahl von Schweinen usw. durchzuhungern. Die Viehpreise müssen herab⸗ gesetzt werden. Zwischen den Viehpreisen und den Preisen für Ge⸗ treide und Kartoffeln besteht ein zu großer Unterschied. Im übrigen können wir durchhalten, wenn sich der Gedanke Bahn bricht, daß der Mensch dem Tiere vorgeht. Man darf hier nicht vor den äußersten Konsequenzen zurückschrecken. Unser Schweinebestand ist heute wahr⸗ scheinlich um 4 Millionen Stück zu hoch, weil es an den nötigen Futtermitteln fehlt. Wir können uns den Luxus nicht mehr gestatten, möglichst viel Tiere durch den Winter durchzuhungern. Hier liegen die Grundfehler. Besonders notwendig ist es, die Gemüseproduktion zu fördern. Die Kohlblätter und Strünke des Weißkohls eignen sich besonders zur Schweinefütterung. Es ist auch sehr wohl möglich
ine weitere Einschränkung des Braukontingents auf 30 %. Es könnten
o 300 000 bis 360 000 Zentner bester Gerste gespart werden. Aehn⸗ lich liegt es beim Hafer. Schließlich möchte ich nur noch wünschen, daß der Reichskanzler und Herr von Batocki endlich aus dem Stadium der Erwägungen zu Taten übergehen. Jeder Tag vergrößert auf diesem Gebiete die Gefahr. Unsere Bauern haben für Staatsnot⸗
dendigkeiten durchaus ein Verständnis; bedenklich sind dagegen die
Aeußerungen des Landwirtschaftsrats. Ich habe noch keinen Bauern
efunden, der nicht Opfer bringen will, dessen Söhne nicht im Felde stehen. Man darf ihm keine Mißstimmung suggerieren. (Sehr
ichtig!) Wenn es nottut, werden die Bauern ihr letztes Tier und ihre letzte Kartoffel hergeben. Die nötige Aufklärung wird ihre
Wirkung nicht verfehlen. Ich kann nur sagen: Herr v. Batocki, geben Sie Kartoffeln!
Abg. Schiffer⸗Borken (Zentr.): Die Kartoffelernte ist allerdings nicht glänzend, aber es sind vollkommen genügende Mengen von Speisekartoffeln vorhanden, wenn sie nur gerecht verteilt werden. Die ärmeren und schwer arbeitenden Volkskreise müssen größere
Rationen von Kartoffeln erhalten. An die Landwirtschaft treten jetzt große Anforderungen heran, die schwierig zu befriedigen sind. Wir verkennen diese Schwierigkeiten nicht, aber wir dürfen nicht an der Tatsache vorübergehen, daß in den Industriezentren eine außer⸗ ordentliche Kartoffelknappheit eingetreten ist. In dieser Beziehung muß ich unterschreiben, was der Abg. Sachse hierüber gesagt hat: Bei den Landwirten scheint vielfach die Anschauung zu bestehen, daß doch noch eine Erhöhung über den Höchstpreis von 4 ℳ erfolgen werde. Man hat den Eindruck, als ob ein Teil der landwirtschaft⸗ lichen Organisationen sich im Kriege nicht so bewährt habe, wie man es hätte erwarten dürfen. Gerade wenn man, wie ich, ein Freund der Landwirtschaft ist, darf man mit doppeltem Recht die Forde⸗ rung erheben, daß sie alles tun möge, was irgend in ihren Kräften steht, um der bestehenden Not abzuhelfen. Es scheint draußen auch, als ob das Kriegsernährungsamt nicht die Machtmittel in der Hand habe, seinen Maßnahmen Nachdruck zu verschaffen. Fehlen die Macht⸗ mittel, so müssen sie gefordert werden. Der Reichstag wird dem Kriegsernährungsamt dabei zur Seite stehen. Energisches Vorgehen ist unbedingt geboten. Die Verhältnisse haben sich in den C roß⸗ städten, besonders auch in Essen, aufs äußerste zugespitzt. Die bösen Vorgänge des Vorjahres dürfen sich unter keinen Umständen wieder⸗ holen. Der Präsident des Kriegsernährungsamtes muß klipp und klar erklären, daß von einer weiteren Erhöhung der Höchstpreise absolut nicht die Rede sein kann. Ebenso muß die Umgehung der Höchstpreise unterbunden werden, die darin besteht, daß die Not der Bedarfskreise von den Ueberschr b tesn ausgenutzt wird, um den ersteren statt der Speisekartoffeln Saatkartoffeln zu doppelten und dreifachen Preisen aufzuzwingen. Es muß der Bedarf der großen Städte und des Westens so rasch wie möglich befriedigt und es muß auch die Ein⸗ kellerung ermöglicht werden. Unser Volk will durchhalten, es will die Schwierigkeiten der Ernährungsfragen überwinden; sorgen Sie dafür, daß unser Volk quch dufchhalten kann.
Präsident des Kriegsernährungsamts von Batocki: Es ist mir sehr lieb, daß ich schon heute Gelegenheit habe, mich über diese Fragen, die uns alle in Deutschland und mich persönlich noch viel mehr Tag und Nacht beschäftigen, öffentlich zu äußern. Ich muß es mir freilich versagen, heute schon auf alle die Pumkte einzugehen, die die verschiedenen Redner berührt haben, und die in den nächsten Tagen den Gegenstand unserer Beratungen im Ausschuß und im Plenum bilden werden. Die Beunruhigung über die Versorgung mit Karkoffeln ist durchaus begreiflich und berechtigt. Es hat tatsächlich jeden, der mit dem “ vertvaut ist, überrascht und erschreckt, daß ausge⸗ rechnet im Oktober ein akuter Kartoffelmangel eintritt. Wir waren davauf gefaßt, daß ein solcher Mangel etwa Mitte Septembey ein⸗ treten werde, weil da die Frühkartoffeln verbraucht und die Winter⸗ kartoffeln noch nicht zur Ernte gelangt sind, in der Regel auch die landwirtschaftliche Bevölkerung mit ihren anderweiten Arbeiten be⸗ sonders in Anspruch genommen wird. Mitte Septembey ist ohne Stockung vorübergegangen; die Stockung, die jetzt eingetreten ist, liegt zum großen Teil daran, daß unsere ganze Wirtschaft durch die Ungunst des Wetters sich um 14 Tage verschoben hat. ie S ist überall ganz außerordentlich Farüg: sie mußte etwas zurück sein tro aller Anspannung, weil die Menschen⸗ und Pferdekräfte fehlten, daß sie aber so weit zurück ist, liegt überwiegend an der besonderen Ungunst der Witterung der letzten acht Wochen. Wir müssen alles daran setzen, um nicht nur den Tagesbedarf zu decken — es darf nicht so weiter gehen, die ganz unerträgliche Stockung seit etwa 14 Tagen he lieber morgen als übermorgen behoben werden —, aber außerdem mu verboten werden, die Vorräte anzusammeln. Alle dazu nötigen Maß⸗ nahmen waren gestern vorbereitet; ich habe aber gewünscht, noch mit den preußischen Fer me xunh ef enten zu verhandeln, um möglichst viel objektives Material zu gewinnen. Diese Verhandlungen haben statt⸗ gefunden, und gestern sind die Maßregeln festgesetzt, welche, sobald die heutige Beratung zu Ende ist, zur Ausführung gelangen sollen. Mit den übrigen Bundesstaaten soll noch weiter in gleichem Sinne ver⸗ handelt werden. Ein kurzer Rückblick auf die Geschichte der Kartoffel⸗ versorgung ist ““ Im Herbst 1914 hatten wir eine normale Mittelernte. Aus dem Frieden wußten wir, daß nur ein kleiner Teil der Kartoffeln gegessen wird, die bei weitem meisten übrig bleiben, und es in reichen Jahren schwer war, sie zu verwenden. Daraufhin erfolgte ein allgemeiner Ansturm auf die Kartoffelvorräte, die man für umner⸗ schöpflich hielt. 1915 sehen wir zu unserem Schrecken, daß die Kar⸗ toffeln verschwunden waren. Dann kam die Tötung der Schweine, die, wie die Statistik nachgewiesen hatte, unbedingt geboten war. Dann zeigte sich, daß die Statistik getrogen hatte, die Kartoffel, war da, und die Ernte reichte so lange aus, daß die Frühkartoffeln kaum in An⸗ spruch genommen wurden. Es kam zu großen Verlusten. Aus diesen Vorgängen sollte gelernt werden; es wurde alles darauf eingerichtet, und doch war die Kartoffel im Frühjahr 1916 wieder verschwunden. Als ich Ende Mai die Geschäfte übernahm, waren die alten Kartoffeln absolut verschwunden, und es konnten nur durch ganz rigorose Maß⸗ nahmen, die viel Erbittevung hervorgerufen haben, ein paar Millionen Zentner gerettet und für die Ernährung der Bevölkerung herangezogen werden; im übrigen waren wir auf die Frühkartoffeln angewiesen. Die Frühkartoffelwirtschaft wird immer eine Leidenswirtschaft sein; wenn sie kommen sollen, sind sie noch nicht reif, und wenn sie reif sind, kommen sie in Massen, in solchen Massen, daß sie verderben müssen, weil sie sich nicht lange halten, und dann wird einem vorgeworfen, daß man falsche Maß⸗ regeln getroffen hat. Auf den noch vor meiner Zeit beschlossenen Höchst⸗ preis von 10 ℳ gehe ich nicht ein, es läßt sich manches darüber sagen. Er wurde evlassen in der Meinung, daß er nicht in Kraft treten, daß er auf dem Papier stehen bleiben würde. Die Angst um die Kar⸗ toffeln dauerte bis Mitte September; jeden Augenblick mußten wir die schwerste Stockung befürchten. Für den Winter waren die Maß⸗ nahmen so gut 8e. wie es irgend möglich war, auch der Abg. Hoff hat anerkannt, daß das System das richtige wäre. Aber ein System ist gerade bei der Kartoffel, der . aller land⸗ wirtschaftlichen Früchte, falsch, wenn es zur Ausführung kommen soll. Zunächst müssen alle Kartoffeln gesichert werden, die zur Versorgung der Bevölkerung notwendig sind; erst der Rest soll der Landwirtschaft zur Verfügung bleiben. Die Versorgung mit Speisekartoffeln be⸗ zieht sich zunächst auf die Volksernährung, dann ist auf die Heeres⸗ versorgung, dann auf die Stärkefabriken Rücksicht zu nehmen, denn auch’diese sind zur menschlichen Ernährung bitter nötig, weil sie zur Brotstreckung dienen. Das System war also so sorgfältig wie mög⸗ lich ausgebaut. Auch für die Beförderung war alles getan, was sich erreichen ließ; die Eisenbahnfahrpläne sahen Kartoffelschnellzüge vor, die den Vorrang vor anderen Zügen haben. Aber der Plan war aufge⸗ stellt in der Annahme einer einigermaßen normalen Kartoffelernte. Wenn der Abg. Hoff von 40 Millionen Tonnen spricht, so würde ich meinen Schöpfer danken, wenn er Recht hätte. Es ist aber nicht an⸗ zunehmen, daß das Ernteergebnis so groß ist; wie groß es ist, läßt sich noch nicht sagen, denn jede Ernte ist schwer zu schätzen und die Kar⸗ toffelernte noch schwerer als die anderen, besonders da in diesem Jahre das außerordentlich unnormale Wetter von September ab ganz ver⸗ schieden gewirkt hat. Wir haben Bezirke, wo wir eine ungewöhnlich gute Kartoffelernte haben, aber diese Bezirke sind nicht sehr zahlreich. Andererseits gibt es große Bezirke mit besonders schwerem oder empfindlichen Boden, wo die Ernte hinter den Erwartungen zurückge⸗ blieben ist. Man muß sich also klar machen, daß von einer guten Kartoffelernte nicht die Rede ist, daß die Ernte nicht eine unbedingt schlechte, aber eine knappe ist. Zum Glück wird dies aufgewogen durch die sehr viel bessere Körner⸗ und Rauhfutterernte gegenüber dem Vorjahre. Wir haben also nicht ein solches Angst⸗ und Notjahr vor uns, wie im vorigen Jahre. Unseve Körnerernte ist sichergestellt und ebenso die Versorgung, wenn nur die Organisation richtig durchgeführt wird. Ich kann heute nicht über diese Körnerernte abschließende Zahlen geben. Ich würde es tun, weil ich glaube, daß Offenheit das einzig Richtige ist. Das Ausland erfährt von seinen Agenten die richtigen Zahlen mehr oder weniger, und wenn wir keine Zahlen geben, so würde das dazu ausgenutzt werden, die Hoffnung auf unsere Aus⸗ hungerung noch zu vergrößern. Jeder Agent gibt natürlich die Mel⸗ dungen, die ihm gefallen. Ich beabsichtige also später genaue Zahlen⸗ angaben zu machen, aber mit einer Einschränkung. Die Schätzung einer Ernte ist das Schwierigste, was es geben kann. Selbst bei
der größten Sorgfalt und bei einer gut geleiteten Buchführung kann der größere Besitzer nicht genau angeben, was er geerntet hat. Nun haben wir in Deutschland neun Zehntel kleinere Wirt⸗ schaften, die namentlich im Kriege keine Buchführung haben, wo also die Ernteschätzung außerordentlich schwer ist. Viele sonst tüchtige und zuverlässige Gemeindevorsteher sind im Felde, und von ihren Frauen kann man eine Statistik kaum verlangen. Es sind also alle Zahlenangaben, ohne etwa Böswilligkeit vorauszusetzen, mit größter Vorsicht aufzunehmen. Deshalb bedauere ich, daß wegen falscher Zahlenangaben manche Strafen ergangen sind. Die Zahlen, die ich später über die Ernte zu geben hoffe, werden also mit großen Vorbehalten zu betrachten sein. Schon im Frieden waren die Angaben nicht vollkommen richtig. Die Kartoffelstatistik war außer⸗ ordentlich mangelhaft. Es sind im Frieden um 20 % höhere Zahlen angegeben worden als jetzt. Ernste, wissenschaftliche Männer hatten darauf hingewiesen, daß die Friedensstatistik um 10 % auf dem Papier höher gewesen ist, als sie in Wirklichkeit war, auch in bezug auf die Flächenschätzung. Das erklärt sich daraus, daß die Angaben, die von den Ortsvorstehern über die Flächen gemacht wurden, für zu wenig ge⸗ halten und die Ortsvorsteher um Aufklärung ersucht wurden. Die Folge war, daß die Ortsvorsteher zu viel angaben. Jene ernsten, wissenschaftlichen Männer meinten, daß, wenn wir 20 Jahre so weiter die Statistik betvieben hätten, wir mehr Anbaufläche gehabt hätten, als Deutschland überhaupt Boden hat. Man begeht auch vielfach den Fehler, von der eigenen, guten Wirtschaft auf viele anderen zu schließen. Ich glaube nicht an die 54 Millionen Tonnen im vorigen Jahre, diese haben zu einem guten Teile auf dem Papier gestanden. Damit entfällt ein Teil der Vorwürfe, daß die Kartoffeln verfüttert wurden. Es hat eine ganze Masse Papierroggen, Papier⸗ weizen und Papierkartoffeln gegeben, die sich nachher zum Verfüttern als unbrauchbar erwiesen. Ich trete durchaus der Meinung bei, daß unter allen Umständen den Menschen an Kartoffeln gegeben werden muß, was irgendwie gegeben werden kann. Ich bitte, der Au fassung entgegenzutreten, als ob wir in Kartoffeln schwämmen. Ein Ver⸗ schwendung wäre vom Uebel. Es fragt sich nun, in welcher Richtung gespart werden kann. Hierbei möchte ich zunächst die Saatkattoffeln erwähnen. Es ist empfohlen worden, den Saatkartoffelhandel Mitte Februar zu verbieten. Ich habe mich entschlossen, davon abzisehen, auf die Bitte der Süddeutschen, weil man dort mit den Sorten wechseln will, und weil das vorige Saatgut mangelhaft war. Viele Landwirte mußten das Saatgut zusammenkratzen, und das het viel zur Schädigung der Ernte beigetragen. Nun haben sich aber titsäch⸗ lich Mißstände auf diesem Gebiete ergeben, vor allen Dingen durch die Inanspruchnahme von Eisenbahnen und Fuhrwerken, was bii der augenblicklichen Notlage sich nicht rechtfertigen läßt. Ich habt des⸗ halb die Absicht, anzuordnen, daß der Saatguthandel und, vorkehr bis auf weiteres verboten wird. Nur in dringenden Fällen sollen Saat⸗ kartoffeln versandt werden. Damit soll dem jetzigen Mißstand ge⸗ steuert werden. Uebrigens werden die Angaben über Halle vor der Stadt selbst bestritten, der Magistrat muß doch wissen, pelche Mengen von Saatkartoffeln er erhalten. hat. Von einer Neben⸗ regierung ist hier keine Rede; tatsächlich ist der Saatkartoffelbhindel bisher frei, und der Minister konnte gar nicht anders, als die Ab⸗ sendung der Saatkartoffeln zu gestatten. Eine weitere Möglihkeit von Ersparnissen von Kartoffeln liegt bei den Fabriken und Trrkne⸗ reien. Sie brauchen 64 Millionen Zentner, die mit verschwindaden Ausnahmen nur für die Brotstreckung, also für die menschliche Er⸗ nährung verwendet werden. Ob eine Streckung durch Hafer ind Gerste möglich ist, ist eine andere Frage. Für das nächste Wirtschats⸗ jahr soll ein Handinhandarbeiten zwischen der Heeresverwaltng und den verantwortlichen Stellen der Zivilverwaltung stattfindn. Auch die besetzten Gebiete, die Etappen, werden dabei. berücksichigt werden. Erst dann wird es möglich sein, festzustellen, ob eine Streckng mit Gerste und Hafer später möglich ist; einstweilen muß es bei dn Kartoffeln bleiben. Die Trocknereien und Fabriken haben lange stl⸗ gestanden, weil es ihnen an Material fehlte. Man hat Roggenbot mit Weizen strecken müssen, und es ist notwendig, daß die Trocko⸗ fabriken jetzt in Gang kommen. Es ist nicht richtig, daß jeder Lan⸗ wirt darüber entscheidet, ob er an eine Fabrik oder ob er Speif⸗ kartoffeln liefern soll. Das ist genau bestimmt, je nach der Qualitt der Kartoffeln, nach der Postverbindung usw. Jeder Kreis wez genau, wieviel Kartoffeln er an die Fabriken und wieviel er fü Speisezwecke liefern muß. Ich beabsichtige aber, zu verfügen, daß die Frocknereien nuv so viel Kartoffeln bekommen, als zur Fortführung ihres Betriebes notwendig ist, eine Ansammlung von Kartoffeln soll vermieden werden. Es soll ferner angeordnet werden, daß die Trockne⸗ reien Kartoffeln nur zur Streckung der Ernährung verwenden. In der Brennereifrage ist auch der Auffassung der Bevölkerung Rechnung getragen. Man denkt immer noch an die Friedenszeit, aber es ist jetzt wirklich anders, Schnaps wird überhaupt nicht mehr gemacht, sondern nur noch Spiritus für die Anforderungen des Heeres zu technischen Zwecken. Dafür haben die Brennereien sofort in Betrieb gesetzt werden müssen. Es haben darüber Verhandlungen mit dem Kriegsministerium stattgefunden, es war leider nicht möglich, die militärischen Forderungen abzulehnen und die Brennereien stillzusetzen. Es wird nochmals versucht werden, den Spiritusbedarf für diesen Zweck herabzusetzen, und es ist zu hoffen, daß neue Methoden aus⸗ gearbeitet werden, damit erspart werden kann. Aber allzu große Hoffnungen darf man darauf nicht setzen. Trinkbranntwein aus Kartoffeln wird für die Zivilbevölkerung nicht gemacht. Auch in der Brauereifrage ist das Interesse der Industrie nicht maßgebend, sondern nur das des Heeres und der Bevölkerung. Verfüttert werden dürfen die Kartoffeln nur noch, so weit sie zur menschlichen Nahrung ungeeignet sind, wir beabsichtigen wenigstens dieser Be⸗ schränkung auszusprechen. Das ist ein neuer Eingriff in die Wiyt⸗ schaften, die große Schweinewirtschaft haben, aber der Notstand ist so, daß diese Beschränkung hingenommen werden muß. Ueber die Regelung des Verbrauchs sind die Verhandlungen noch nicht ab⸗ geschlossen. Aber als Richtlinie gilt, daß wir nicht alle Menschen gleich mit Kartoffeln versorgen können, sondern ein Unterschied zwischen der schwerarbeitenden und der übrigen Bevölkerung gemacht werden muß. Die übrige Bevölkerung muß sich mit weniger be ⸗ gnügen, damit die Arbeitskraft der schwerarbeitenden Bevölkerung auf dem Lande und in der Stadt ausreichend gewährleistet werden kann. Ich hoffe, wir werden einen Weg finden, auf dem sich mit den vorhandenen Vorräten möglichst gut wirtschaften läßt. Die jetzige Stockung hat mit der im allgemeinen nicht günstigen Ernte nichts zu tun, sondern liegt an anderen Gründen. Die Herbstsaat hat sich in den meisten Gegenden um vierzehn Tage verzögert. Wirt⸗ schaften, die sonst schon damit fertig sind, haben jetzt noch mit der
rbstbestellung zu tun, und das letzte Pferd. wird dazu gebraucht.
enn man keine Pferde hat, kann man keine Kartoffeln fahren, darin liegt ein großer Teil der Schwierigkeiten. Was der preußische Kriegsminister zur Verfügung stellen kann, bildet nur einen Tropfen auf den heißen Stein. Aber es werden auch Militärpferde her⸗ gegeben werden. Die Getreidevorräte waren in jeder Hinsicht er⸗ Föpft. es ist schon aller Ehren wert, daß wir nach der vorjährigen Mißernte durchgehalten haben; das letzte Korn Hafer und Roggen mußte ausgeschüttet werden, die Reichsgetreidestelle war am Ende ihrer Kraft, wenn nicht sofort erhebliche Mengen Brotgetreide herauskamen. Jetzt gehen die Lieferungen weiter. Das Kriegs⸗ ministerium hatte gleichfalls erklärt, daß damals, als die neue Ernte kam, die Haferbestände erschöpft waren und sofort neue geliefert werden mußten. Die Gerstewirtschaft lag so, daß die Brauereien stillstanden und nicht einmal das unentbehrliche Malzbier hergestellt werden konnte. Wir sind aber über die kritische Zeit, wenn auch knapp, hinweggekommen, aber dadurch ist der ganze Betrieb zurückgekommen. Der Landwirt hatte also die Pflicht, von der Frühdruschprämie Ge⸗ brauch zu machen, und man kann ihm daraus keinen Vorwurf machen, daß er schnell gedroschen hat. Es mußte eben in ein paar Wochen alles gemacht werden. Die Kriegsgefangenen sind weggenommen worden, weil sie außerhalb der Landwirtschaft gebraucht wurden, es
ist aber getragen, daß sie für die Kartoffel⸗ und Rübenernte
wieder zurückgebracht werden. Den Ereenbelehleheenn ist zur Pflicht gemacht, jede entbehrliche Arbeitskraft zur Verfügung zu
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stellen, dasselbe werden auch die Kommandanten der Gefangenen⸗ lager tun. Die Bestimmungen darüber sind noch neuerdings in schärffter Weise wiederholt worden. Es ist also auch vom Kriegs⸗ ministerium alles geschehen, was den geäußerten Wünschen entspricht. Die Enteignung ist ein großes Machtmittel, aber sie steht zum Teil auf dem Pepier. Kartoffeln, die in der Erde stecken, kann man enteignen, aber man bekommt sie darum noch nicht, wenn man nicht die Arbeiter hat sie herauszunehmen. Man muß sie guch zur Eisen⸗ bahn führen können. Es wäre eine große Härte, die Pferde dazu den Landwirten wegzunehmen. Also bei dem großen Pferdemangel ist mit der Enteignung nichts zu machen. Und doch sind alle Stellen angewiesen, die Enteignung rücksichtslos durchzuführen, wo böser Wille herrscht. Das sind aber nicht normale Fälle, sondern nur Ausnahme⸗ fälle. In vielen Fällen dringender Notwendigkeit ist aber auch die Enteignung da, wo nicht böser Wille war, durchgeführt worden. Aus manchen Kreisen sind Fälle angeführt, daß die Behörden nicht sach⸗ gemäß verfahren oder die Landwirte sich falsch benommen haben. Wenn die Behörden nicht so scharf durchgreifen, wie es wünschens⸗ wert wäre, so ist das erklärlich. Alles Gute wird nicht erwähnt, wohl aber, wenn Fehler gemacht werden. Aber es wäre falsch, 88 durch die Fehler das Bild trüben zu lassen, das Bild von den großen Leistungen der Verwaltung in den Städten und in den staatlichen Ver⸗ waltungen. Es ist nicht leicht, die Wirtschaft im Kriege mit einem Male auf den Kopf zu stellen, das ist natürlich mit Reibungen verbunden, und man soll nicht vergessen, daß etwas geleistet ist, was noch niemals von den Beamten einer Verwaltung ausgeführt werden mußte. Das sind große Leistungen. Ich kann das sagen, denn ich bin an der ganzen Entwicklung der Dinge unschuldig, weil ich bis vor wenigen Monaten die Dinge nur von unten gesehen habe. Es läßt sich leicht in der Zeitung schreiben, wie man die Sache machen soll, aber draußen auf dem Felde ist es anders. Ich halte es mach manchen Vorwürfen für meine Pflicht, meine Ueberzeugung hier offen auszusprechen. Wenn das Kriegsernährungsamt dem Gemeinde⸗ einer kleinen Gemeinde gesagt haben soll, er solle sich selbst helfen, so war das nicht eine Hö des Kriegsernährungsamtes, sondern ein Privatbrief eines Vorstandsmitgliedes, von dem ich bis dahin nichts gehört habe. Ich nehme an, daß er nur scherzhaft seinem Freunde geschrieben hat, er möge sich selber helfen. Ich kann nicht die Verantwortumng für alle Briefe übernehmen, die ein Vorstandsmitglied meines Amtes an einen Freund im Lande schreibt. Wenn auch darunter stand „Mitglied des Kriegsernährungsamts“, so kann man nicht daraus schließen, daß es amtlich geschrieben ist. Der Abg. Sachse hat vieles verallgemeinert, was einmal vorgekommen ist. Denken Sie nur, was auf die Psyche des Landwirts alles eingestürmt ist, wie er durch die Preisgestaltung verdorben ist. Ich habe mich als Oberpräsident dar⸗ über sehr geärgert. Erst hat man den Leuten zuͤgeredet, ihre Erzeug⸗ nisse abzuliefern, und dann haben die anderen, die es nicht getan haben, später dafür mehr bekommen. Ein sehr großer Teil unserer Landwirte sitzt hier im Hause; ich habe die größte Hochachtung vor den fabelhaften Leistungen der Frauen und werde sie nie vergessen. Aber die Füecbe der Frau ist doch anders geartet als die des Mannes. Die Frauen sehemn mehr auf den Groschen, und die Hoffnung, mehr Geld zu verdienen oder zu ersparen, ist noch stärker bei ihnen entwickelt als bei den Männern. Was da bei den Kartoffeln, beim Hafer, bei der Gerste passiert ist, ist psychologisch nicht ganz unbegreiflich, so schwer es zu tadeln ist. Damit aber wird tatsächlich die Gefahr des Zurückhaltens gegeben, das ist unbestreitbar. Ich erkläre, daß, solange ich die Ehre habe, Vorsitzender des Kriegsernährungsamts zu sein, das unter keinen Umständen wieder passieren wird. Unsere Bevölkerung könnte es nicht ertragen, wenn in der Art weiter vorgegangen würde, und wenn sich einer doch noch darauf Hoffnung machen sollte, danmn könnte sie nur darauf begründet sein, daß ich mich nicht mehr im Amte befände, und ich hoffe, daß es meinem Nachfolger — es sind ja sehr viele Herren da, die mit der Sache vertraut sind — recht leicht 85* wird, zurecht zu kommen. Unter keinen Umständen also darf eine Erhöhung einmal festgesetzter Höchstpreife, sei es bei Kartoffeln oder sonstwo, eintreten. Ich würde dankbar sein, wenn auch Sie diese Auffassung in Ihren Kreisen ver⸗ breiten würden, es würde damit eine Quelle riesigen Aergers verstopft werden. Was vorgekommen ist, waren Ausnahmefälle, aber Aus nahmen stecken bekanntlich an und müssen bekämpft werden. Die Frage des Abg. Schiffer, ob die mir zur Verfügumg stehenden Macht⸗ mittel ausreichen, muß ich bejahen. Noch niemals ist mir aus Mangel an Zuständigkeit irgend eine von mir beabsichtigte Maßnahme unmöglich gemacht worden. Aber ich warne Sie, die Macht der Zen⸗ tvalinstanz in wirtschaftlichen Dingen zu überschätzen. Die Macht hat ihre Grenze in der Natur der Dinge. Wir können nur allgemeine Richtlinien geben; die Verantwortung müssen und wollen wir tragen, aber auch sie ist ja leider auch nur auf dem Papier da, wie viele andere Sachen, die ich heute besprochen habe. Es kann nicht jeder Orts⸗ vorsteher und jeder Landrat absolut alles richtig machen. Aber den Instanzenzug zu unterbrechen, den einen ab⸗ und den andern einzusetzen, das wäre doch unvernünftig, und tatsächlich sind mir doch solche Auf⸗ fassungen oft entgegengetreten. Erwarten Sie also von mir nicht, daß ich alle Mißstände 81 dem Gebiete der Kartoffelversorgung beseitigen werde. An gutem Willen soll es wahrhaftig nicht fehlen. Ich habe Ihnen die Situation ganz offen dargestellt. Ich hoffe, daß durch die beabsichtigten Gegenmittel. zu denen auch noch die Verwendung von Schulkindern und die Verlängerung von Schulferien hinzutritt, die akute Kartoffelnot schon in den nächsten Tagen beseitigt sein wird. Unbedingt aber muß auch erreicht werden, daß wir vor dem Eintritt des Winters den Winterbedarf sichern, damit sich nicht die Gefahren des Vorjahres wiederholen, über die uns schließlich nur der milde Winter hinweggeholfen hat. Dieses Jahr stehen wir besser da, wir brauchen eine ernste Sorge nicht zu hegen, und auch die heutigen Beratungen werden zur Beruhigung beitragen. Der Kriegsminister wird die kom⸗ mandierenden Generale anregen, daß sie ihrerseits die ganze Bevölke⸗ rung für die Mitarbeit an der Kartoffelernte durch den Hinweis auf die Bedeutung derselben für das Heer interessieren. Ich hoffe, daß auch das dazu beitragen wird, die Arbeit zu konzentrieren. Die An⸗ lieferung muß in den nächsten acht Wochen bewirkt werden, und ich bin fest überzeugt, sie wird bewirkt werden. Unsere Feinde haben auf unseren Zusammenbruch gehofft; als die vorjährige Mißernte bekannt wurde, hatten sie ausgerechnet, im Juni wären wir fertig, und diese Nachricht ist bis in den letzten Schützengraben gedrungen. Die Hoff⸗ nung der Feinde ist zuschanden geworden, das Notjahr 1915/16 ist überstanden, und mit großer Ruhe können wir dem neuen Wirtschafts⸗ jahr entgegensehen, dessen Grundlagen, wenn auch in der Kartoffelfrage schwierig, im übrigen nach den verschiedensten Richtungen unendlich viel besser sind, und auch diese Schwierigkeit wird, wenn jeder seine Pflicht tut, überwunden werden können. Sie können dazu beitragen, indem Sie in Ihren Kreisen und Bezirken auf die unbedingte Not⸗ wendigkeit der rechtzeitigen Bergung der Ernte und auf die entgegen⸗ stehenden Schwierigkeiten hinweisen, denn nur durch volle Aufklärung, nicht durch gegenseitige Anschuldigungen kann der Erfolg, den wir alle wollen, erreicht werden.
Auf Antrag des Abg. Ebert (Soz.) wird die Besprechung der Interpellationen beschlossen.
Darauf vertagt sich das Haus.
Schluß gegen 634 Uhr. Nächste Sitzung Freitag 12 Uhr. (Anfragen, Besprechung der Kartoffelinterpellationen, Beratung der Ausschußanträge zur auswärtigen Politik usw.).
Parlamentarische Nachrichten.
Das Mitglied des Herrenhauses Gans Edler Herr zu Putlitz, Erbmarschall in der Kurmark Brandenburg, 8 1aeoatahfsißer auf Philippshof bei Putlitz, ist am 10. d. M. in Berlin⸗Westend gestorben 8 “
8,99
Gesundheitswesen,
maßregeln.
Nachweisung über den Stand von Viehseuchen in Oesterreich⸗Ungarn am 4. Oktober 1916. (Kroatien⸗Slavonien am 27. September 1916.)
Tierkrankheiten und Absperrungs⸗
———
(Auszug aus den amtlichen Wochenausweisen.)
— — —
Nr. des Sperrgebiets
. Königreiche änder
Komitate (K.) Stuhlrichterbezirke (St.) Munizipalstädte (M.)
Zahl der verseucht
—
— Gemeinden 0 Gemeinden ³
ꝑIGlemeinden
4 1 Oberösterreich
Salzburg 8 1 Steiermark.
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Krain... Küstenland 1E
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Maͤria⸗
Nagyhalmaͤgy, Tornova.. 8b K. Arva, Liptau (Liptô), b“ Baͤcsalmäͤs, 85 enta, Zom Magvarkanizsa, enta, M. Baja, Maria heresiopel (Szabadka),
St. Apatin, Hods Obeecse, Paläaͤnka, Titel, (Uividek), Zsa⸗ Ed Fünfkirchen
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Besztercze⸗ JLe1“ S eretwoujfalu, De⸗ bälbfalva, itta, Saͤrrét, Szé⸗ St. Biharkeresztes, Esöffa, Rlesd, Központ, Szalärd, M. “ (Nagy⸗ St. Belényes, Bél, Ma⸗ Nagyszalonta, EI1““ od, M. Miskolcz (Brassö), Häromszsebl .. anaͤd, Csongrad, M. ödmezs⸗Väaͤsaͤrhely, din (Szeged) ... (Esztergom), Raab (Gvör) Komärom), omarom...
Stuhlwe besfehérvär).. Hermannstadt 68 Kis⸗Hont, Sohl (Zoölvom).. ajdu, M. Debreczin brechen) . ee11131“; unhaohoh. Nagykun⸗Szolnok
Komorn . Györ,
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Pock viehs und Beschäls
nicht aufgetreten.
K. Kleinkokel (Kis⸗Küküllö), Großkokel (Naav⸗Küküllö) K. Klausenburg (Kolozs), M. Klausenburg (Kolozsvaäͤr) St. Béga, Boksänbänya, “ es, Lugos, aros, Temes, Städte Karänsebes, Augos.. St. Bozovics, Jäàm, Ora⸗ viczabäͤnya, den; da, Re⸗ czabaͤnya, eregova, moldopd .. K. Märamarogoos K. Maros⸗Torda, Udvarhelxy, M. Maros⸗Väsarhely.. K. e esse Oedenburg (Sopron), M. “ K. Neograd (Nögräd) — K. Neutra (Nyitra)) † St. Aszéd, Bia, Gödöllsz, omaͤz, Waitzen (Vaͤcz), tädte St. Andra (Szent⸗ g. Väͤcz, Ujpest, M. Budapest... St. Alsödahas, Gyömrö, Kispest, Monor, Nagy⸗ kaͤta, Räczkeve, Städte Nagykörös, Czegléd, M. Kechkemst . St. Abony, Dunavecse, Kaloesa, Kiskörös, Kis⸗ kunfélegyhaͤza, Kunszent⸗ miklös, Städte Kiskun⸗ fölegyhaͤza, Kiskunhalas I burg (Pozsony), “““
K. SG“ St. Igal, Lengyeltoͤt, Marczal, Taabk St. Barcs, Csurgéô, Ka⸗ posvar, Nagyataͤd, Sziget⸗ vaͤr, Stadt Kaposvär.. K. 16 K. Szatmͤär, M. Szatmaͤr⸗ J11““ K. Zips (Szepeb„).. bb““ K. Szolnok⸗Doboka.. St. Buziasfürdö, Központ, Lippa, Temesréskas, Uja⸗ rad, Vinga M. Temesvär St. Csak, Detta, Heh kirchen (Fehértemplom), Kevevaͤr, Werschetz (Ver⸗ secz), Stadt Fehortem⸗ plom, M. Verseck. . 8 K. Tohrenburg, (Torda⸗ Nrauus“ St. Csene, Großkikinda (Nagypkikinda), Nagyszent⸗ miklös, Pärdoͤny, Per⸗ -2 os, Törökbeese, Török⸗ anizsa, Hatzfeld (Zsom⸗ bolya), Stadt Nagy⸗ rxin665 St. Alibunar, Antalfalva, Bäaͤnlak, Möõdos, 8e. beeskerek (Nagybeeskerek), Pancsova, Stadt Nagy⸗ eeeskerek, M. Panesova K. Trentschin (Trenesén). K. Ung, St. Homonna Mezölaborcz, Szinna, nro k6 St. Bodrogköz, Gaͤlszocs Nagymihaͤly Särospatak, Saͤtoraljaufhely, Sze⸗ rencs, Tokaj, Varann6, Stadt Saͤtoraljaujhely. St. Czelldömölk, Felsöör, Güns (Tezeg 6met⸗ ujvar, Saͤrvar, Stein⸗ amanger (Szombathely), Städte Köszeg, Szom⸗ bathelv. .. . S. Körmend, Olsnist (Mu⸗ raszombat), Szentgott⸗ hard, Eisenburg (Vasvar) K. Weszprim (Veszprém). St. Balatonfüred, Kesz⸗ thely, Pacsa, Sümeg, Tapolcza, Zalaegerszeg 3n aszentgrôt, Stadt alaegersszeg.. St. Alfölendva, Csaktor⸗ nya, Letenye, Nagypkanizsa, Nova, Perlak, Stadt Groß⸗ kanizsa (Nagykanizsa).. Itiummne... ..
Kroatien⸗Slavonien.
K. Belovaͤr⸗Körös, Va⸗ rasdin (Varasd), M. Va⸗ rasd. 2229 2 29 2. 2 9 2
K. Lika⸗Krbabauau
K. Modrus⸗Fiume..
8. Ponega . 38eh a.
K. Syrmien (Szerom), M. Semlin (Zimony) 3
8 eeahee⸗ M. Esseg
K. Agram (Zägräb), M.
Zäaͤgrâ
0009 98 002990 6092920 2„
Zusammen Gemeinden
Roh. 18), Maul. 88 — otz 15 (18), Maul⸗ un auenseuche 8) 106 (314), Rotlauf der Schweine 176 (421).
b. in Ungarn (ausschl. Kroatien⸗Slavonien):
Rotz 26 (32), Maul⸗ und Klauenseuche 1314 (10844), Schweine Rotlauf der Schweine 312 (1205 chafe in den Sperrgebieten Nr. 20, 20 Gemeinden und 28 Gehöfter
), Schweinepest schweine 11 (31).
pest (Schweineseuche) 1001 (5852), Außerdem Pockenseuche der S 21, 25, 27, 35, 38, 50, 53, 56 in Kroatien⸗Slavonien Rotz 35 (66), Maul⸗ und Klauenseu ) 86 (298), Rotlauf der Außerdem ö der Schafe im Sperrgebiet Nr. 68 in 2 Gemeinden un eenseuche der Schafe ist in Oesterreich, Lungenseuche des Rind⸗ euche der Zuchtpferde sind in Oesterreich und Ungarn
3 Gehöͤften.
1 E“ 440 (2838), Schweinepest