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Am 390. und 31. Oktober tagte,
dem Ausschuß militäris
Kampf trat.
Auf Grund des § 1 der Verordnung zur Fernhaltung unz lissiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 (Reichs⸗ Gesetzblatt Seite 603) ist dem Handelsmann Max Michaelis und seiner Ehefrau Selma Michaelis, geborenen Bernhardt, hier, Wasserstraße Nr. 2, der Handel mit Metallen, Gummi, Lumpen, Häuten, Fellen, Papier, Knochen und der⸗ gleichen sowie mit allen Gegenständen des täglichen Bedarfs und des Kriegsbedarfs untersagt.
Stettin, den 31. Oktober 1916.
Der Polizeipräsident. von Bötticher. 8 bee
1 Bekanntmachung.
Durch Bescheid vom 11. Juli 1916 habe ich dem Kaufmann Wilhelm Lönne hierselbst, eerstraße Nr. 75 wohn⸗ haft, den Handel mit Nahrungs⸗ un enußmitteln und Gegenständen des täglichen Bedarfs sowie die Vermittlertätigkeit hierfür untersagt.
Essen, den 11. Oktober 1916.
Städtische Polizeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. V.: Rath
. 8 “
1““ Bekanntmachung.
Gemäß § 1 der Bekanntmachung des Bundesrats zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 e. S. 603) ist dem Kolonialwarenhändler Johann Raaf in
arringen der Handel mit Kolonialwaren und Nahrungs⸗ mitteln aller Art wegen Unzuverlässigkeit untersagt worden.
Cöln, den 30. Oktober 1916.
Der Landrat von Cöln⸗Land. Minten.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 2. November 1916.
Seine Majestät der Kaiser und König hat an den Minister des Königlichen Hauses Grafen A. zu Eulen⸗ burg anläßlich seines 60 jährigen Dienstjubiläums, wie „W. T. B.“ meldet, die folgende Kabinettsorder ergehen lassen:
Mein lieber Graf Eulenburg! .
Durch Gottes Gnade ist es Ihnen vergönnt, am heutigen Tage uf 60 Jahre treuer Arbeit und Pflichterfüllung in seltener Frische urückzublicken. Was Sie in dieser langen Zeitspanne im Dienste ser Armee und Meines Köntiglichen Hauses geleistet und welche roßen Verdienste Sie sich durch Ihre erfolgreiche Lebensarbeit erworben haben, das steht Mir an Ihrem heutigen Ehrentage leuchtend vor Augen. Mit Meinem aufrichtigen Dank verbinde Ich Meine wärmsten Glückwünsche zu Ihrem seltenen Dienstjubi⸗ läum. Ich freue Mich, Meiner Anerkennung die höchste Auszeichnung Meines Hauses, den Stern der Großkomture des Königlichen Hausordens von Hohen⸗ zollern mit Brillanten zu verleihen und die Dekoration hierneben zugehen zu lassen.
„Miit dem Wunsche, daß Ich Mich Ihres fürsorglichen Waltens für das Wohl Meines Hauses noch recht lange erfreuen darf, ver⸗ bleibe Ich Ihr allezeit dankbarer und wohlgeneigter König
Wilhelm R.
Großes Hauptquartier, den 1. November 1916.
An den Minister des Königlichen Hauses Grafen zu Eu 8
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Voll⸗ sitzung; vorher hielten der Ausschuß für Handel und Verkehr und der Ausschuß für Justizwesen Sitzungen.
wie schon wiederholt während des Krieges, laut Meldung des „W. T. B.“ unter dem Vorsitz des bayerischen Staatsministers Dr. Grafen von Hertling im Reichskanzlerpalais der Bundesrats⸗ ausschuß für auswärtige Angelegenheiten. Der Reichs⸗ kanzler Dr. von Bethmann Hollweg machte auch diesmal eingehende Mitteilungen über die gesamte che und politische Lage.
1
Zwischen der deutschen und französischen Regierung ist im Januar d. J. ein Abkommen wegen der Entlassung der beiderseitigen Zivilgefangenen getroffen worden. Nach diesem Abkommen haben alle in Frankreich internierten deutschen Frauen und Mädchen sowie männliche Personen unter 17 und über 55 Jahren und dienstlich untaugliche Männer zwischen 17 und 55 Jahren Anspruch auf Entlassung und Heimbeförderung, soweit sie nicht wegen gemeiner Ver⸗ brechen oder Vergehen strafrechtlich verfolgt werden. Wie „W. T. B.“ mitteilt, hat die französische Re⸗ gierung das Abkommen insofern nicht innegehalten, als sie einer größeren Anzahl Deutscher, insbesondere Elsaß⸗ Lothringer, die nach dem Abkommen zu entlassen waren, darunter auch Frauen und Kindern, ohne Angabe von Gründen die Abreise verweigert. Da die von deutscher Seite erhobenen Vorstellungen erfolglos geblieben sind, hat sich die deutsche Regierung nunmehr entschlossen, Vergeltung zu üben und zunächst zweihundert französische Männer und Frauen aus an 188 Familien im besetzten französischen Gebiet fest⸗ nehmen und nach Deutschland bringen zu lassen. Sie werden so lange festgehalten werden, bis die vertragswidrig zurück⸗ gehaltenen Deutschen nach Deutschland zurückgekehrt sind.
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Am 29. Oktober waren 2 Jahre verflossen, seit das osmanische Reich an der Seite der beiden Kaiserreiche in den In Erinnerung daran sind zwischen dem
Generalfeldmarschall von Hindenburg und dem Vize⸗
generalissimus Enver Pascha herzliche Telegramme ge⸗
wechselt worden, in denen das feste gegenseitige Vertrauen und die treue, opferwillige Waffenbrüderschaft als sichere Bürgschaft für den Sieg von neuem festgestellt wurden.
Der Generalfeldmarschall von Mackensen hat einer
Meldung des „W. T. B.“ zufolge am 26. Oktober nachstehenden
Armeebefehl an die ihm
Dobrudscha⸗ Armee erlassen: —
unterstellte
Ihnen als erneutes äußeres Zeichen
Bei Medoldla, 26. Oktober 1916. Armeebefehl.
Soldaten der mir unterstellten Peeresgruxpe! Seine Maj stät der Deutsche Kaiser hat mich beauftragt, Guch mit Seinen Geußen Seine Anerkennung und Seinen Dank auszusprechen für Eure Taten in der Dobrudscha. Ihr habt diese gekrönt durch die Ein⸗ nahme von Constanza und Cernavoda und Verfolgung des darüber hinaus geflüchteten Gegners! Wie habt Ihr die Rumänen bei Tutrakan und Silistria überrascht, wie bei Dobric ihnen und Russen Halt geboten! Bei Musubej und Aptaat habt Ihr sie so ge⸗ schlagen, daß sie in ihren schon im Frieden vorbereiteten, vom Schwarzen Meer bei Tuzla bis zur Donau bei Rasova reichenden festen Stellungen Schutz suchen mußten. Bei Topraisar und Cobadinu, ihren Hauptstützpunkten, empfingen sie noch dazu erhebliche Verstärkungen. Aber ob sie auch vom Meere her und über die Donau hinweg Eure Flanken zu bedrohen versuchten, in dreitägtgem, heißen Ringen habt Ihr Russen, Rumänen und Serben aus ihren Feldbefestigungen ver⸗ trieben, in unermüdlichem Nachdrängen sie über die Trajanswälle gejagt und durch die nördliche Dobrudscha verfolgt.
Ein voller Sieg ist Euer geworden, würdig des waffenbrüder⸗ lichen Wetistreits aller Waffen, würdig des Treubundes, der in Euren Reihen Deutsche, Bulgaren, Osmanen und Oesterreich⸗Ungarn veieint. Soldaten, wie Ihr, zwingen das Waffenglück auf ihre Seite. Vorwärts denn mit Gott zu neuen Taten für den Ruhm, die Sicherheit und Freiheit unserer Heimatländer! Mit Euren Allerhöchsten Kriegsherren und Euren Landsleuten daheim sehe auch ich als Euer Oberbefehlshaber dankerfüllt und voll Zuversicht weiteren Erfolgen Eurer Kriegstüchtigkeit entgegen.
von Mackensen, Generalfeldmarschall.
5
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 1241 und 1242 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 675. preußische, die 313. bayerische und die 487. württembergische Verlustlstite.
Die Bürgerschaft hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, ohne Debatte einstimmig weitere zehn Millionen Mark für die durch den Krieg erwachsenen Ausgaben bewilligt. Damit steigt
der für diese Zwecke bewilligte Betrag auf 155 Millionen Mark.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser hat gestern mittag in Schönbrunn den Ministerpräsidenten Dr. von Koerber und die neu⸗ ernannten Mitglieder des Kabinetts beeidigt und sodann den Ministerpräsidenten und die neuen Mitglieder des Kabinetts in besonderen Audienzen empfangen.
Frankreich.
In der Sitzung des ausführenden Ausschusses der
radikalen Partei wurde folgende, von Franklin Bouillon
vorgeschlagene Tagesordnung, die hier auszugsweise nach dem „Radical“ wiedergegeben wird, einstimmig angenommen: Mit Kriegsbeginn hat sich die radikale und radikal⸗sozialistische Partei in den Dienst der Landesverteidigung gestellt und in ibrem Interesse den Burgfrieden bis zum vollständigen Siege einzuhalten beschlossen. Der ausführende Ausschuß grüßt die Bewohner der okkupierten Gebiete und sichert ihnen vollkommene Entschädigung für die erlittenen Schäden zu. Er drückt dem Heere, seinen Lehrern, Führern und Soldaten seine Bewunderung aus und gedenkt mit Wehmut der glorreich Gefallenen. Er dankt den Arbeitern und Arbeiterinnen der Munitionsfabriken wie den Land⸗ leuten für ihre aufopfernde Arbeit. Er beauftragt seine ge⸗ wählten Abgeordneten auf die Vesfnserähg des Kriegsmaterials zu achten und für das wirtschaftliche Wiederaufleben des Landes nach dem Kriege zu treffen. Er grüßt herzlich die helden⸗ mütigen Verbündeten und wünscht ein noch engeres Zusammenarbeiten mit ihnen. Entschlossen, bis zum vollständigen Triumph der ver⸗ bündeten Heere auszuharren, weist er jeden Frieden zurück, der die schändlich mißbandelten kleinen Nationen nicht vollkommen wieder aufrichtet, Frankreich seine geraubten Gebiete zurückaibt und die un⸗ entbehrlichen Garantien für seine Sicherheit gewährleistet. Endlich ist er entschlossen, ein System internationaler Garantien vorzubereiten, damit die zivilisierte Welt in Zukunft vor Ueberfällen geschützt und der Frieden der Welt durch den Sieg der Freiheit und des Rechts
gesichert werde. Rußland.
Ein Kaiserlicher Ukas gibt dem Finanzminister Anweisung zur Ausgabe einer Kriegsanleihe mit kurzer Tilgungsfrist. Der Betrag der Anleihe beläuft sich auf drei Milliarden Rubel, sie soll zu 5 ½ Prozent verzinslich sein und in zehn Jahren zurückgezahlt werden.
— Einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ Agentur“ zufolge ist der Abteilungschef im Ministerium des Auswärtigen Polovtzeff zum Gehilfen des Ministers des Auswärtigen ernannt worden an Stelle von Arzimowitsch, der zum Senator ernannt worden ist. 86
Belgien.
In den letzten Tagen hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ die zwangsweise Abschiebung belgischer Arbeitsloser aus dem Gebiete des Generalgouvernements nach Deutschland begonnen, und zwar in dem Kreise Mons. Die Abschiebung ging ohne Zwischenfall vor sich. 3
Dänemark.
Die dänische Generalpostdirektion gibt bekannt, daß von dem Amerika⸗Hampfer „Frederik VIII.“ auf der Reise von New York nach Kopenhagen die gesamte Brief⸗ und Paket⸗ post und von dem norwegischen Amerika⸗Dampfer „Kristiania⸗ fjord“ auf der Reise von New York nach Bergen 73 für Dänemark bestimmte Postsäcke von den englischen Behörden in Kirkwall beschlagnahmt worden sind.
8
Norwegen. 8
Die Regierung setzte ihre Beratung mit dem Storthingspräsidium und den Parteiführern unter Zu⸗ ziehung ihres Stockholmer Gesandten Hagerup (des bekannten Rechtslehrers und norwegischen Vertreters auf den Haager Konferenzen) und ihres Berliner Gesandten von Ditten übe die Deutschland zu erteilende Antwort fort.
Griechenland.
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ ist bei Guida, an der Eisenbahnlinie Saloniki —Verria, ein unangenehmer Zwischenfall vorgekommen. Ein Bataillon Infanterie, das von Verria nach Saloniki ging, wurde von
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Truppen aus Ekaterini, die der Regierung in Athen treu geblieben sind, angegriffen. Es wurden einige Schüsse gewechselt und verschiedene Soldaten verwundet. Das Bataillon schlug sich schließlich durch die Angreifer durch. Das ist die erste Feindseligkeit unter den beiden einander gegenüberstehenden Gruppen der griechischen Armee. 8— 1111X.“
Bulgarien. Der König Ferdinand hat, wie „W. T. B.“ meldet, den bulgarischen Militärbevollmächtigten und Flügeladjutanten Oberst Gantchew der Person des Deutschen Kaisers zugeteilt.
Kriegsnachrichten.
8 Großes Hauptquartier, 2. November. (W. T. B.
Westlicher Kriegsschauplatz. Heeeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Im nördlichen Sommegebiet frischte die Artillerie⸗
tätigkeit teilweise erheblich auf. Ein englischer Vorstoß nördlich von Courcelette ist leicht abgewiesen. Französische Angriffe im Abschnitt Lesboeufs⸗=Rancourt brachten dem Feinde kleine Vorteile nordöstlich von Morval und am Nordwest⸗ rande des St. Pierre Vaast⸗Waldes, wurden in der Hauptsache aber blutig abgeschlagen. Unsere Truppen drangen gegenüber hartnäckigem französischen Widerstand in den Nordteil
von Sailly vor.
Heeresgruppe Kronprinz.
Mehrfach steigerte sich der Feuerkampf rechts der Maas zu großer Heftigkeit, insbesondere richten die Franzosen bisher schweres Zerstörungsfeuer gegen die bereits in der Nacht von unseren Truppen befehlsgemäß und ohne feindliche Störung geräumte Feste Vaux, auf der wir zuvor wichtige Teile gesprengt hatten.
Oestlicher Kriegsschauplatz Front des Generalfeldmarschalls
Prinz Leopold von Bayern.
Bei der Heeresgruppe des Generals von Linsingen stürmten westfälische und ostfriesische Truppen unter Führung des Generalmajors von Ditfurth die bei und südlich von Witoniez auf das linke Stochod⸗Ufer vorgeschobenen russischen Stellungen. Neben hohen blutigen Verlusten büßte der Feind an Gefangenen 22 Offi⸗ ziere, 1508 Mann ein und ließ 10 Maschinengewehre, 3 Minenwerfer in unserer Hand. Unsere Verluste sind gering. Weiter südlich, bei Alexandrowka, brachten wir von einem gelungenen Erkundungsvorstoß 60 Gefangene zurück.
Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl.
In den Karpathen erfolgreiche Unternehmungen gegen
russische Vorstellungen nördlich von Dorna Watra. An der siebenbürgischen Ostfront ist die unverändert. Rumänische Angriffe gegen die Altschanz⸗ und Predeal⸗Paß vorge⸗ drungenen verbündeten Truppen sind verlustreich gescheitert. Wir nahmen 8 Offiziere, 200 Mann gefangen. Südöstlich des Roten⸗Turm⸗Passes dauern die für uns günstigen Gefechte an. 8
Balkan⸗Kriegsschauplatz. G Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.
Constantza wurde erfolglos von See
Mazedonische Front.
Serbische Vorstöße wurden im Cerna⸗Bogen nördlich der Nidze⸗Planina abgeschlagen. An Struma⸗Front lebhafte Vorfeldkämpfe. 8
Der Erste Generalquarti Ludendorff.
Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien, 1. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:
Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresfront des Generals der Kavallerie 8 Erzherzog Carl. Westlich des Predealtales gelang es unseren Truppen in die feindliche Stellung einzudringen, wobei 10 Infanterie⸗ geschütze und 17 Maschinengewehre erbeutet wurden. Südöstlich des Roten⸗Turmpasses wurde Gelände gewo
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.
Niach heftiger Artillerievorbereitung versuchte der Feind bei Einbruch der Dunkelheit, sich der am 30. Oktober von ihm verlorenen Stellungen am östlichen Narajowka⸗Ufer wieder zu bemächtigen. Trotz fünfmaligem Massenanlauf wurden unsere Stellungen restlos behauptet. 1
Ebenso scheiterten starke Angrife gegen die otto⸗ manischen Truppen.
Lage über den
er beschossen
teilungen durch Feuer vertrieben.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Auf dem Südflügel der küstenländischen Fro steigerte sich im Laufe des gestrigen Tages das feindliche Artillerie⸗ und Minenfeuer wieder zu großer Kraft. Von 3 Uhr Nachmittags an begann feindliche Infanterie im Wippach⸗ Thale und auf der Karst⸗Hochfläche gegen unsere Stellungen vorzufühlen. o sie Bess. zerschossenen Gräben für sturmreif hielt, setzte sie zu Angriffen an, die jedoch durch Sperr⸗ feuer oder durch Gegenstoß abgeschlagen wurden.
Abends flaute das Feuer ab, setzte jedoch Nachts erneut mit großer Heftigkeit ein.
Italienische Flieger warfen auf Duttoulo, Sesana und Miramar zahlreiche Bomben ab, ohne nennenswerten Schaden zu verursachen. Hauptmann Schuenzel schoß über der Bucht
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Bei den K. und K. Truppen keine Ereignisse. Der Stellvertreter des a-. des Generalstabes. von Hoefer, Fe dmarschalleutnant.
Front
von Panzano einen Caproni ab. 8
*
An der Bistrycza Solotwinska wurden feindliche Ab⸗
1— 1 8
8
Bulgarischer Bericht.
Sofia, 1. November. (W. T. B.) Amtlicher Bericht. Mazedonische Front. Die Lage ist unverändert. Zwischen Maliksee und Prespasee fand ein unbedeutendes Gefecht zwischen Vorpostenabteilungen statt. Auf der ganzen Front vom Prespasee bis zum Dojransee schwaches Artillerie⸗ feuer. Schwache feindliche An rcf bei den Dörfern Krapa und Banowo wurden leicht abgeschlagen. Südlich von Tar⸗ nowa vertrieben wir feindliche Vorposten und erbeuteten ein Maschinengewehr und Minenwerfer. Am Fuße der Belasica Planina Ruhe.
An der Strumafront lebhaftes Artilleriefeuer. Der Feind rückte auf fast der ganzen Front vor. Sein Vormarsch wurde durch das Feuer der Fnfahteric, der Maschinengewehre und der Artillerie zum Halten gebracht. “
An der Küste des Aegäischen Meeres Ruhe.
Rumänische Front. Die Lage ist unverändert.
Der Krieg zur Se
London, 1. November. (W. T. B.) „Lloyds“ melden: Die englischen Dampfer „Meroe“ und „Torino“ sind versenkt worden.
Bern, 1. November. (W. T. B.) Das „Journal“ meldet aus Marseille: Die englischen Dampfer „Cluden“ und „Herkneß“ sind versenkt worden.
Bern, 1. November. (W. T. B.) „Petit Parisien“ meldet aus Madrid: Der Dampfer „Delhi“ schiffte in Javea 6 Offiziere und 19 Matrosen des versenkten griechischen Dampfers „Germinal“ aus.
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Varlamentsbericht.
Deutscher Reichstag. 71. Sitzung vom 31. Oktober.
Bei Fortsetzung der Beratung der Anträge, betreffend neue gesetzliche Bestimmungen über die po⸗ litische Zensur und den Belagerungszustand, hat der Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Helfferich die folgende Er⸗ klärung abgegeben:
Meine Herren! Der Herr Abg. Hirsch hat mich aufgefordert, mich über unsere Stellungnahme zu den Anträgen sowohl des Zentrums wie auch, wenn ich recht verstanden habe, der Kommission zu äußern. Ich habe mir bereits gestern auszuführen erlaubt, daß es für mich als Vertreter der verbündeten Regierungen nicht möglich ist, zu Initiativ⸗ anträgen des Hauses im gegenwärtigen Zeitpunkt Stellung zu nehmen. Das ist ja nach Lage der Sache formell und materiell ausgeschlossen. Ich wiederhole aber, was ich gestern sagte. Die Tendenz, die in den Anträgen liegt, geht nach derselben Richtung, wie unsere eigenen Wünsche. Auch wir wollen eine Vereinheitlichung in der Handhabung der Zensur, und wir wollen eine Abmilderung der Zensur. Der Herr Reichskanzler hat sich über diese Angelegenheit mit den in Betracht kommenden militärischen Stellen bereits in Ver⸗ bindung gesetzt. Aber natürlich können die Verhandlungen darüber nicht abgeschlossen sein. Zu Verhandlungen gehört Zeit, und Zeit zu solchen Verhandlungen habe ich leider unter den augenblicklichen Ver⸗ hältnissen sehr viel weniger als mir lieb ist. Ich habe ferner gestern bereits erwähnt, daß der Zweck des Zentrumsantrages auch auf einem anderen Wege, der die Gesetzgebung nicht in Anspruch nimmt, und jede Verschiebung verfassungsrechtlicher Verhältnisse vermeidet, er⸗ reicht werden kann, nämlich auf dem Wege der Allerhöchsten Kabinettsorder. Ich will diesen Punkt im Augenblick nur andeuten.
Weiter aber möchte ich mit einem Worte auf die Ausführungen des Herrn Abg. Hirsch zurückkommen, soweit sie Herrn Bacmeister betrafen. Es klang doch ein Zweifel heraus, als ob von den Fest⸗ stellungen, die ich gemacht habe, irgend etwas angezweifelt werden könne, im Widerspruch stehe zu Angaben des Herrn Bacmeister. Meine Herren, ich habe hier das Original des Vernehmungsprotokolls des Herrn Hauptmann Neumann durch das Gouvernementsgericht Libau. Ich habe hier die Mitteilung, die mir der Vorsitzende des Luftflottenvereins gemacht hat, und ich habe zwar nicht hier, aber in meinen Akten, die von Herrn Dr. Marquardt, dem Direktor des Luftflottenvereins, unterschriebene Erklärung. Das sind die drei Stücke, die ich gestern anführte, und die nach meiner Ansicht den Sach verhalt lückenlos klären. Ich sollte annehmen, daß damit der Fall wirklich erledigt ist.
Zum Schluß eine Bemerkung, die sich auf den Herrn Abg. Ditt⸗ mann bezieht, der — wie ich sehe — noch hier ist. Ich war gestern auf das Präludium vor der Tagesordnung nicht vorbereitet, sonst hätte ich das Stenogramm der Kommission mir geben lassen. Ich habe gestern aus dem Gedächtnis gesprochen. Aber ich glaube, das Haus ist doch bei der Rolle, die dieser Fall gespielt hat, einigermaßen daran interessiert, wie die Sache wirklich liegt, ob der Herr Abg. Dittmann recht hat oder ob meine Darstellung zutreffend⸗ ist.
Ich wiederhole meine Darstellung: Als der Herr Abg. Ditt⸗ mann im Ausschuß den Fall von den jungen Mädchen
orbrachte, habe ich ihm zugerufen: Geben Sie uns das Material, worauf er erklärte, das behalte er sich für das Plenum vor. Er be⸗ hauptet, er habe meinen Zuruf nicht gehört, und was ich als Antwort verstanden habe, sei keine Antwort gewesen. Das Stenogramm ist bei der Rede des Herrn Dittmann kurz und summarisch, gibt also darüber keine Auskunft. Dann aber hat Herr Ministerialdirektor ewald, von dem ich gestern sagte, daß er dieselbe Aufforderung wie han Herrn Dittmann gerichtet habe, nach dem stenographischen Pro⸗
tokoll der Ausschußsitzung folgendes gesagt:
Ob Herr Abg. Dittmann richtig berichtet ist, daß die jungen Mädchen mit Prostituierten zusammengetan worden seien, das weiß ich nicht. Herr Abg. Dittmann hat vielleicht die Freundlichkeit, diese Sache nicht im Plenum zur Sprache zu bringen, denn ich weiß wirklich nicht, welchen Zweck das haben soll, wenn die Sache dort erörtert wird. Wenn er den Zweck verfolgt, daß, falls ein Fehler vorgekommen ist, dieser abgestellt wird, so ist es selbst⸗ verständlich, daß sofort, sowie er uns etwas substantiiertere An⸗
gaben macht, dem nachgegangen wird, und wenn etwas Derartiges
8 “ 1
geschehen ist, wird es von niemand mehr gemißbilligt als vom Oberkommando und vom Kriegsministerium. .
Also Herr Abg. Dittmann wird vielleicht aus den von mir angeführten Gründen lieber die Sache nicht im Plenum zur Sprache bringen. ’ 8
Ich glaube, meine Herren, das ist genau das, was ich am Sonn⸗ abend und gestern hier über den Fall gesagt habe. (Sehr richtig! rechts.) Es bestätigt sich, daß das Vorbringen dieses häßlichen Falles im Plenum hätte vermieden werden können, wenn Herr Abg. Ditt⸗ mann dem von mir und Herrn Ministerialdirektor Dr. Lewald — von Herrn Ministerialdirektor Dr. Lewald nicht nur in Form eines Zu⸗ rufs, sondern in Form von Ausführungen in der Kommission — ausdrücklich an ihn gerichteten Wunsche nach substantiierkeren Mit⸗ teilungen entsprochen hätte. (Beifall rechts) .
Auf die daran angeknüpften Bewerkunge des Abg. Ditt⸗ mann (Soz. Arbeitsgem.) hat der Stellvertreter des Reichs kanzlers, Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr Helfferich erwidert:
Meine Herren! Ich möchte nicht mehr auf alle Einzelheiten des Falles eingehen, aber den springenden Punkt möchte ich doch har⸗ vorheben.
Zunächst: Der Abg. Dittmann hat in der Kommission auch nach seinen eigenen Angaben ausdrücklich gesagt, daß er sich einen Teil des Materials für das Plenum reserviere, und diesen reservierten Teil des Materials haben Sie ja gehört.
Zweitens: Herr Dittmann ist durch einen Zuruf von mir und durch Ausführungen des Ministerialdirektors Dr. Lewald aufgefordert worden, uns das substantiierte Material als Grundlage für Prüfung und Einschreiten mitzuteilen. Diesem Ersuchen hat der Herr Ab⸗ geordnete Dittmann nicht entsprochen.
Wir sind also hier — das stelle ich ausdrücklich fest — ins⸗ besondere durch die Mitteilung der Briefe, die einen so abscheulichen Vorgang enthüllen, überfallen worden. Wenn es dem Herrn Abge⸗ ordneten Dittmann bei seinem Vorgehen auf die sachliche Aufklärung angekommen wäre, so hätten ihm die zehn Schritte von seinem Platze zu unserem Platze nicht zu weit sein dürfen. 8
Statistik und Volkswirtschaft.
1“ Zur Arbeiterbewegung. 8 Nach einer von „W. T. B.“ übermittelten Meldung der „Daily News“ haben die Bergarbeiter von Südwales und Schott⸗ land beschlossen, eine Bewegung gegen die Preissteigerung der Lebensmittel zu veranstalten. Die Bergarbeiter von Süd⸗ wales haben sich am 30. Oktober in Cardiff versammelt und be⸗ schlossen, ihre Gewerkschaften zu einer Tätigkeit aufzufordern, um die Regierung zu einer strengeren Aufsicht über die Lebensmittelpreise zu 118 Die anpfien See Fipeeafn mrcen sich der
ewegung anzuschließen. enn die Regierung nicht na t, soll a
27. N. r der Ausstand erklärt werden. 9 8 8 8
8
Kunst und Wissenschaft.
Am Sonnabendnachmittag trat der Senat der Kaiser⸗ Wilhelm⸗Gesellschaft unter dem Vorsitz des Wirklichen Geheimen Rats von Harnack zu einer Sitzung zusammen. Das Kultusministerium war durch Ministerialdirektor Schmidt und Regierungsrat Friedrich Trendelenburg vertreten. Anwesend waren die Senatoren: Arnhold, von Böttinger, von Dirksen, Emil Fischer, von Guilleaume, Koppel, von Keehl, Krupp von Bohlen und Hallbach, Franz von Mendelssohn, von Passavant⸗Gontard, Plauck, vom Rath, von Schnitzler, von Schwabach, von Siemens und Zuckschwerdt, sowie der Generalsekretär Amtsrichter Ernst Trendelenburg. Der Präsident berichtete über die Tätigkeit der Gesellschaft und ihrer Institute, deren Arbeiten fast ausschließlich Fragen der Kriegstechnik, der Kriegs⸗ wirtschaft sowie der Kriegsgesundheitspflege gewidmet sind. Der
Senat bewilligte für das unter der Leitung von Wassermanns be⸗
stehende Kaiser⸗Wilhelm⸗Institut für experimentelle Therapie weitere Mittel, um dessen Arbeitsgebiet der wachsenden Bedeutung der Seuchen⸗ bekämpfung und den von dem Institut im Kriege erzielten Erfolgen ent⸗
sprechend zu erweitern. Besonderes Interesse erregte die Mitteilung, daß Versäumtes nachzuholen,
England in der ausgesprochenen Absicht, noch im Kriege ein wissenschaftliches Unternehmen ins Leben gerufen hat, das wie die Kaiser⸗Wilhelm⸗Gesellschaft auf dem Gebanken einer Kooperation zwischen den Trägern der Volkswirtschaft und dem Staate nebst den Organen der Wissenschaftspflege beruht. Auch bei uns vertieft sich mehr und mehr die Erkenntnis, wie sehr unsere industrielle Kraft auf der Letstungsfähigkeit unserer Wissenschaft mit beruht. Dies beweist die Tatsache, daßf seit April 1916 nicht weniger als 27 neue Mitglieder, darunter große in⸗ dustrielle Unternehmungen, der Gesellschaft beigetreten sind. — Am Sonntagnachmittag vereinten sich zahlreiche Mitglieder der Ge⸗ sellschaft und threr Institute in dem Kaiser⸗Wilhelm⸗Institut für Biologie in Beruin Dahlem. D. Dr. von Harnack hielt eine Ansprache, in der er zunaͤchst der 200. Wiederkehr des Tages
gedachte, an dem Lebnst, der etgentliche Begründer der deutschen
Wissenschaftepflege, starb, der hei seinen Bestrebungen sast aus⸗ schließlich auf die Fürstenhöfe angewiesen war. Jetzt seien auch die Träger der Wirtschafr zu Förderern der Wissenschaft geworden. In der Wissenschaft wie in der Wirtschaft werde in Zukunft organisatorisch das gleiche Problem im Vordergrund steben: Innerhalb der sich mehr und mehr verstärkenden Unterordnung des kleineren Prinzips unter das größere, dem Individuum und feinen Kräften Raum zu lassen und das Gleichgewicht der kollektiven und persön⸗ lichen Veramwortlichkeit zu erhalten. Hierauf hielt das wissen⸗ schaftliche Mitglied des Katser⸗Wilhelm⸗Instituts für Biologie, Pro⸗ fessor Dr. Hartmann, einen Vortrag über neuere Forschungen auf dem Gebiet der Befruchtung, insbesondere bei Protisten. Seine Ar⸗ beiten, die auf rein theoretischer Grundlage aufgebaut sind, können zugleich doch für die Bekämpfung gewisser Tropenkrankheiten, die, wie zum Beispiel die Malaria und die Schlafkrankheit, durch Peotisten hervorgerufen werden, neue Anhaltspunkte bieten.
Das Königliche Kunstgewerbe⸗Museum in Berlin ver⸗ anstaltet eine Sonderausstellung „Gußeisen“, in der Kunst⸗ üss⸗ deutscher Eisenhütten bis zur Gegenwart, insbesondere der
öniglichen Eisengießerei in Berlin, gezeigt werden. Die Ausstellung wird bis Januar 1917 den Besuchern zugänglich sein.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Ueber die Bedeutung des Alkohols in der Bevölkerungs⸗ politik
hielt der Vorstand der Halenser Klinik für Nerven⸗ und Geisteskranke, Professor Dr. Anton, einen Vortrag in der Versammlung des Berliner Zentralverbandes zur Bekämpfung des Alkoholismus im Landeshause der Provinz Brandenburg. Der Vortragende folgte in seinen Ausführungen dem Wahlspruche Gottfried Kellers: „Wir halten nichts auf Dunst und wollen nichts auf Worte geben; doch verstehen wir die Kunst, wie wir denken, auch zu leben“
und suchte die Tatsachen in maßvoller Weise einer selbstdenkenden
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regen Beztehungen des
Hörerschaft zu unterbreiten, um feste Ueberzeugung, bleibende Richt rg und bleibende Gewohnheiten hervorzubringen. Trotz der Niesenarbeit, die in der Alkoholfrage bereits geleistet wurde, brinat der große Stiom des L bens und der stetige Fortschritt der Wissenschaft neue Fragen. Die Berechtigung der Genußmittel wurde von streng wissenschaftlicher Forschung anerkannt. Der menschliche Verdauungs⸗ rbnat ist nicht nur eine Retorte, in der sich chemisch Abbau und Auf⸗ bau vollziehen. Es wird diese Tätigkeit sehr wirksam beeinflußt durch nerpöse und seelische Einfluͤsse. Die Verwertung der menschlichen Nahrung hängt nicht allein von der Zusammensetzung aus. Eiweiß, ett und Kohlehydraten ab, sondern auch von der angepaßten Art der Zubereitung und von der seelischen Beeinflussung. Weiterhin wurde Stellung genommen zu jenem neuen Gedanken und Aufklärungen, die sich über die Wirkung der Körperdrüsen Bahn gebrochen haben. Letztere bestimmen nicht nur den Stoffwechsel, sondern auch die ganze Eutwicklungsart des Menschen. Sie sind entscheidend für die Artung und Abartung ganzer Geschlechter. Die Drüsen des gesamten Körpers stehen untereinander im Tätigkeitsverbande. Sie stellen gewissermaßen einen Apparat dar. Dieser Apparat wird auch von seelischen Vorgängen breinflußt. Vor allem sind es die Keimdrüsen, die über Wertigkeit und Mängel der Nachkommenschaft entscheiven. Um die Wirkung des Alkohols in überzeugender Weise zu schildern, teilte der Vortragende zunächst die ärztlichen Erfahrungen über die Trinker, d. s. solche, die téglich Alkohol, und meist in übermäßiger Weise, nehmen, mit. Bei ihnen schwindet zunächst das Komplizierte, nämlich der Charakter, auch jene allzu wensfg beachtete Befaͤhtgung der menschlichen An⸗ possung, der menschlichen Emfühlung. Vielfach sind es Krankheils erscheinungen, die nicht nur das seelische Vermögen, sondern auch den Küper in Mitleidenschaft ziehen. Bald gesellen sich solche Gehirn⸗ erkrankungen hinzu, wie Epilepsie und Delirtum, welche die geistigen Fähigkeiten einem raschen Verfalle zuführen. Schon ist die erhöbte Gemütsreizbarkeit des Trinkers auch ohne sichtbare Geistesstörung ein Unglück und eine Gefahr für die nächste Umgebung. Die Alkoholmißbrauches zum Verbrechen sin nicht nur durch die Statistik, sondern auch durch die E fahrungen jedes Arztes nachgewiesen. Richtig ist, daß die höheren Grade des Alkoholmißbrauches sich häufiger bei solchen finden, deren Nerven⸗ konstitution im vorhinein minderwertig ist, bei erblich Be⸗ lasteten, periodisch Schwankenden, Haltlosen, Infantilen, auch bet solchen, die schon in der Geschlechtsreife, in der geistigen Entwicklung abgeirrt sind. Die schnellere Reinigung der Rasse von solchen Typen wäre an sich ein Vorteil; doch sterben sie meist erf ab, nochdem die Nachkommen in die Welt gesetzt sind. Es dar aber nicht vergessen werden, daß unter geregelten Verhältnissen auch nervös Veranlagte und Pfychopathen nützliche Mitglieder der Gesell⸗ schaft werden können. Auch die Tüchtigen und Rüstigen, die durch gangbare Volksgebräuche dem Alkobolmisbrauch unterltegen, werd allgemein heruntergebracht, in ihrer Konstitution geschädigt, un dadurch wird auch ihre Nachkommenschaft verschlechtert. Im prak tischen Leben spielt zweifellos die leichte und starke Berauschung ein große Rolle bei der Häufigkeit der geschlechtlichen An steckung, da in solchen Stunden Ueberleaung und Vorsicht aus geschaltet sind. Die Wirkung der geschiechtlichen Ansteckung für Ver⸗ minderung und Entwertung der Nachkommenschaft steht ader außer allem Zweifel. Dergestalt führt die Alkobolfrage mitten in die sozialen Probleme. Die Herabminderung der Arbeitsleistung, die weitverbreitete Verschwendung, die Herabdrückung der Kinderzahl, die Entartung der Nachkommenschaft sind allein für sich groß Probleme für eine rationelle Bevölkerungspolittk. In kurzen Worten skizzierte der Vortragende die Organisalion der Abwehr gegen den Alkoholmißbrauch durch gesetzliche Maßnahmen, insbesondere solch vorbeugender Art, die Wirksamkeit gemeinnütziger Vereine, die ärztlich und wissenschaftliche Aufklärung. Gegenüber der großen Massen erscheinung des Alkoholismus schloß er mit einer kurzen und wirksamen Schilderung der heslle.redolaat. mit der diesem schweren Volks schaden entgegenzutreten ist. ..
Verkehrswesen.
Der Höchstbetrag für Zahlkarten aus dem Felde — bisher 800 ℳ — ist auf 10 000 ℳ hinaufgesetzt worden.
Theater und Mufik. Kodöhnigliches Opernhaus. 1““ Den Besuchern des Königlichen Opernhaufes bot sich gestern beim Betreten des Zuschauerraums ein überraschender Anblick dar: das um eine Logenreihe verlängerte und sich verengernde Proszentum erstreckte sich bis auf die Bühne und wurde durch einen schmalen, mit einer roten, goldverzterten zweiteiligen Gardine versehenen Bühnenrahmen abgeschlossen. Die Fortsetzung des Theatersoales, die der Innenarchitektur des Opernhauses so genau angepaßt war, daß der ganze Raum eeinheitlich wirkte, sollte der Schauplatz für die zur Volloper umgearbeitete „Ariadne auf Naxos“ von Strauß und Hofmannsthal abgeben. Bei diesem durch eine eigentümliche Stilmischung gekennzeichneten Werk, das in der Urfassung nach Molrdres „Bürger als Edelmann“ zu sptelen war, hat sich die Verbindung des Lustspiels mit der Oper auf die Dauer nicht behaupten können. Verfasser und Komponist entschlossen sich daher zu einer Umarbeitung, die die Molisresche Komödie ganz ausschaltet. Das zum Verständnis der Besonderheiten der Oper Unerläßliche wird jetzt in einem kurzen musikalischen Vorspiel geboten, das gestern der nunmehr vom Schauspielhans ins Opernhaus übergesiedelten „Ariadne“⸗Aufführung zum ersten Male voraufging. Auf der Privalbühne des reichsten Mannes von Wtien“ find die Vorbereitungen zu einer Vorstellung im Gange, die den Gästen zwischen Festmahl und Feuerwerk vorgeführt verden soll. Da das Mahl sich in die Länge zieht, drängt die Zeit, und der inmitten der bestürzten Künstler erscheinende Haushosmeister des protzigen Mäcens (die einzige Sprechrolle des Vorspiels) kündigt diesen an, daß die Oper und das Buffospiel der Kürze halber gleich⸗ zeitig gegeben werden sollen. Der junge Komponist der „Ariadne“ gerät fast in Verzweiflung und will sein Werk zurückziehen, die Sängerin der Ariadne gerät außer sich, wird aber durch den Musikmeister beschevichtigt, während es inzwischen den koketten Verführungskünsten der Zerbinetta gelingt, auch den Komponisten gefügig zu machen. Die neuen Logen des Prosteniums füllen sich mit Gästen in Rokofkotracht, und das Spiel im Spiel beginnt. Für diese Vorgänge hat Richard Strauß, unter völliger Preisgabe der reizvollen musikalischen Eintagen, die er für das Molléresche Rahmenspiel geschrieben hatte, eine völltgg neue Mosik geschaffen. Er tat ez unter geschickter Verwendung von Motiven aus der nachfolgenden Oper. Zumeist sind diese mit der Person des von einer Dame zu singenden Komponisten in Verbindung gebracht, der auch als einziges Ueberbleibsel aus der alten Fassung die Arietta der „Sängerin“ fingt. Sonst herrscht im Vorspiel zumeist ein leichter Konpersationsstil vor, wie ihn die Handlung bedingt, nur dem Komponisten werden pathetischere Wendungen in den Mund gelegt. Die nachsolgende Ariadne⸗Oper ist bis auf kleine Aenderungen, wie bei der gekürzten und etwas tiefer transponierten Koloraturarie der Zerbinette, im wesentlichen so ge⸗ blieben wie sie war. Sle klingt jetzt nach dem großangelegten Zwie⸗ gesang der Ariadne und des Bacchus (dessen Ankuoft übrigens nicht mehr durch Zerbinetta angekündigt wird) mit einem kurzen neu⸗ komponierten Orchestersatz wundervoll aud. Die neue Aufführung, unter der Leitung des Generalmusikdirektors Blech stand auf gleicher Stufe der Vollendung wie die alte. Im Vorspiel hatte besonders Fräulein Artöt de Padilla (Komponist) Gelegenheit, durch ihre hoch⸗ kultivierte Gesangskunst und ihr eindrucksvolles Spiel zu gläuzen. Auch Herr Bronsgeest als Musikmeister trat angenehm neben den Künstlern bervor, die in der nachfolgenden Ariadne⸗Aufführung wiederkehrten. Diese waren Frau Hafgren⸗Waag (Artadne) und Herr Kirchner (Bacchus), beide als bervorragende Vertreter ihrer Partien schon bekannt. Neu war Frau Hansa als Zerbinetta, mit deren chwieriger Arie sie einen Sondererfolg errang. Das Frauenterzett (Najade,
ryade, Echo) wurde mit aller Feinheit und Zartheit von den Dam
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