1916 / 261 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 Nov 1916 18:00:01 GMT) scan diff

die wenigstens die Selbstkosten decken. Manche Pferdehändler, die früher kleine Leute waren, sind jetzt zu reichen Leuten geworden. Die Selbstverpflegung der Mannschaften ist sehr verschieden und wicht oft nicht aus. Es heißt, im Gouvernement Warschau herrsche kolossaler Ueberfluß an Lebensmitteln wie im Frieden. Dann sollte man doch 8 überflüssigen Sachen nach hier befördern. In Siebenbürgen soll Mais zu haben sein, ich hoffe daher, daß das Kriegsministerium den Uebers⸗ aüß dahin bringen läßt, wo Mangel ist. Wenn die Entlassung der äͤltesten Jahrgänge gefordert wird, so können wir, wie sich die Kriegslage gestaltet hat, der Militärverwaltung darüber keine Vor⸗ schriften machen. Aber es könnte wohl in Erwägung gezogen werden, die verheirateten Mannschaften auf langere Zeit zu beurlauben. Sie könnten auch mehr im Etappendienst oder in der Heimat verwendet werden. Nack allem können wir aber getrost in die Zukunft sehen.

Abg. 1 (Soz.): Ich kann dem Kriegsministerium be⸗ stätigen, daß es den guten Willen hat, dafür zu sorgen, daß die Miß⸗ handlungen der Mannschaften aufhören, aber zwischen oben und unten ist ein weiter Weg. Deshalb müssen wir immer wieder darauf drücken, daß die Kontrolle schärfer geübt wird. In bezug auf die Dissidenten⸗ frage hat uns der Vertreter der Heeresverwaltung eine wohlwollende Prüfung, vielleicht eine Abstellung der Beschwerden in Aussicht ge⸗ steellt. Damit allein ist uns nicht gedient. Ich habe einmal in einem Falle die Verwaltung gefragt, wie es grundsätzlich stehe. Man hat mir gesagt, es bestehe tatsächlich ein solches Prinzip nicht. Jetzt ist festgestellt, daß ein solches Prinzip der Ausschlioßung der Dissidenten von der Offizierslaufbahn existiert. Zur Besserung genügt nun nicht, daß hin und wieder ein Dissident zum Offizier ernannt wird. Diese Maßregel ist ein Schlag ins Gesicht für diejenigen, denen die Religion eine innere Angelegenheit ist. Bedenklich ist die Begründung der Maßregel. Religion und Kirchenform sind ganz verschiedene Dinge. Tiefstes veligiöses Empfinden kann ganz unabhängig sein von der Zu⸗ gehörigkeit zu einer Kirchengemeinschaft. War nicht das Christentum von Konstantin auch unabhäangig von einem kirchlichen Bekenntmis? Ich habe Achtung vor jedem, der ein innerliches religiöses Leben hat. Das entzieht sich der Belehrung durch andere und dem Zwang. Weiß man nicht, daß Unzählige nur aus Gründen äußerer Vorteile in der Staatskirche bleiben? Der Ausschluß der Dissidenten muß geradezu antireligiös wirken. Vom Felde haben viele sich in der Heimat trauen lassen, um Urlaub zu bekommen. Auch die Behandlung der Juden hängt mit dieser Sache zusammen. Das Kriegsministerium will mit dem Antisemitismus nichts zu tun haben. Wenn dem so ist, so fängt es die Sache sehrn ungeschickt an. Fortgesetzt laufen Klagen und Beschwerden darüber ein, daß sich vielo Juden vom Heeresdienst drücken, und es wird eine Zählung der Juden beim Fere verlangt. Was soll die Zählung? Daß die Juden infolge ihrer Rasseeigentüm ichkeiten usw. sich körperlich nicht mit Pommern und haverischen Holzfällern messen können, ist selbstverständlich. Immer⸗ bin gibt es zahlreiche Juden, die draußen schwere körperliche Arbeit leisten. Das Kriegsministerium müßte doch wissen, wie ein solches Schriftstück auf ungebildete Unteroffiziere und Mannschaften wirken muß. Man läßt die Juden ihr Judentum in unnobler Weise mer⸗ ken. Es ist bedauerlich, wenn in einer Zeit höchster Erregung ein Mitkämpfer den anderen Mitkämpfer wegen seiner Religion oder seiner Rasse beschimpft oder mißachtet. Hier wird nicht dem Tüch⸗ tigen freie Bahn geschaffen, sondern nach der Konfession gefragt. Ist es sittlicher Ernst, wenn man Juden zu Offizieren befördert, die sich taufen ließen? Sorgen wir dafür, daß die Lebenden nicht die Toten beneiden, daß sie ein frühes Grab gefunden haben. Gekagt wird auch über die Bevorzugung junger Kräfte vor älteren Männern. Die Hauptsache ist, daß die Einheit zwischen Heer und Volk aufrecht er⸗ balten wird. Dieses Einheitscefühl wird aufs schwerste gefährdet. Sehen wir doch nach Frankreich, dort gibt es keinen Unterschied wischen Juden und Christen usw., da gibt es nur einen Willen. Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen. Die jetzige Differen⸗ zierung setzt uns vor der ganzen Welt herab. Die Einheit wird nur geschaffen durch den Glauben an seine innere Einheit und Gerechtiag⸗ keit. Die Regierung kann diesem Gedanken nur schaden, wenn sie nichts tut, um diesen Glauben zu stärken. Ich bitte das Kriegsmini⸗ sterium, alles zu tun, um dem Uebelstande abzuhelfen.

P. Dr. Haas⸗Baden (fortschr. Volksp.): Auch wir erhalten fortgesett Klagen aus und hinter der Front. Die Mißstimmung wachst nach unserer Beobachtung. Aber es geht nicht an, daß der Abg. Cohn sagt, das Heer sei ein Klassenheer, draußen stehe eine Masse von Knechten, beherrscht von stolzen Herren. Stände es so, so hatte nicht erreicht werden können, was erreicht worden ist. Was erreicht worden ist, konnte nur durch ein Volksheer erreicht werden. Ausnahmen müssen in energischer Weise bekämpft werden, aber draußen steht das Volk, keine entrechtete Masse. Und als Demokrat sage ich: es stehen draußen freie Männer im Kampf für ihre eigene Ueber⸗ zeugung. Daß die Religiosität in diesem Kriege eine erhebliche Stär⸗ kung erfahren habe und daß es bedenklich sei, Dissidenten zu Offi⸗ zieren zu machen, steht in dem kriegsministeriellen Schreiben. Ge⸗ wiß hat sich mancher im Kriege geändert. Mancher ist gläubig geworden, aber ich glaube, die Stellungnahme des Kriegsministers war nicht richtig. Der einzelne mag tiefglaubig sein, aber er fragt den anderen nicht danach, welchen Glauben er hat und welches seine Ueberzeugung ist. Die ganze Verfügung paßt in unsere Zeit nicht binein, man kann auch die Dinge nicht reglementieren. Beim Lesen des Briefes des Kriegsministers fiel mir ein, daß ein Offizier einem Dissienten sagte, wenn Sie bis morgen keine anständige Religion zaben, dann schreibe ich Sie zu den Juden. Die Hauptsache ist, daß einer ein schneidiger Kerl ist. Die Verfügung muß zur Heuchelei füͤhren. Der Erlaß des Kriegsministers über die Zählung der Juden in der Armee hat in den Kreisen der Juden äußerstes Befremden beworgerufen, weil man meint, daß es dringend notwendig ist, alle Volkskräfte zu sammeln. Der Erlaß soll dazu dienen, Vorwürfen

jen die Juden abzuhelfen und ihnen entgegenzutreten. Ich nehme die lovale Erklärung des Kriegsministers loyal an, aber ungeschickt war der Erlaß auf jeden Fall. Man darf einem jüdischen Soldaten, wenn auch unabsichtlich, seine Ehre nicht nehmen. Wenn der Kom⸗ pagnieschreiber den Erlaß vorliest, muß da nicht der Eindruck entstehen: die Juden drücken sich? Aber der Erlaß ist auch geeignet, die Autorität jürischer Vorgesetzter zu untergraben. Mir ware es als Kompagnie⸗ fuhrer nicht angenehm gewesen, wenn dieser Erlaß in die Hände meines Kompagnieschreibers gefallen wäre. Ich habe zahlreiche Briefe von jüdischen Soldaten erhalten, die in der Klage gipfeln: nun sind wir gezeichnet, nun hat man uns zu Soldaten zweiter Klasse gemacht. Gibt es nicht auch Gräber jüdischer Soldaten in Frankreich und Nußlant, beweinen nicht Eltern und Gattinnen diese Gefallenen und müssen sie sich nicht jetzt in ihrem Innersten verletzt fühlen? Jetzt und nach dem Kxriege werden wir es nicht ertragen, daß mit aller Gewalt das deutsche Volk auseinandergerissen wird, und wie müssen diese Dinge im neutralen Ausland wirken? Wir hoffen doch, daß tie Zeit nach dem Kriege uns ein Stück Weltpolitik ermöglicht; be ist aber nicht möglich ohne Toleranz, und das ist einer der die das A d immer wieder gegen uns erhebt, daß wahre

utschen Volke keine Stätte hat. Ich weiß, dieser

recht; aber es geschieht zuviel, jene falsche Meinung

Sttein ründung zu umgeben. Ich sehe dem Ergebnis

istik ter Inden mit großer Ruhe entgegen, wenn man sie

ichtig zählt, wenn man alle zählt, nicht bloß ren Truppe, sondern auch die Reklamierten, Post, bei der Schwerindustrie ihren Dienst v⸗ ten ersten Monaten des en sich in diesem Kriege bewährt. reutschen Juden sagen, sie sollten timmung drängen lassen. Uralte Krieg nicht verschwinden, es

22 Antisemitismus kosten. Die Pflicht getan, sie verlangen die Gleich⸗ ½ kelge Hetze, jetzt Einheit unt Ge⸗

Das XVIIIL Armeskormslommando 3 n ein: „um den

entgegenzutieten“; das

klingt doch ganz anders als dasjenige, was uns vorhin vom Kriegs⸗ ministerium gesagt worden ist. Es liegt hier direkt ein Konflikt vor. In Bavern wird diese Statistik nicht aufgenommen. Die Verfügung und die Statistik verfehlen ihren Zweck, fördern auch nicht, am aller⸗ wenigsten aber wird man auf diese Weise der Drückeberger Herr werden.

Abg. Dr. Cohn⸗Nordhausen (soz. Arbeitsgem.) bleibt gegen⸗ über dem Obersten von Wrisberg bei seinen Ausführungen stehen. Auch die Ausführungen der beiden Generale über die Stellung und

usammensetzung des Heeres könnte ihn nicht irre machen, die würden über diese Ausführungen über die Gleichheit der Offiziere und Mannschaften im Schützengraben lachen, und dieses Gelächter würde bis in den Reichstag reichen.

Damit schließt die Diskussion. Sämtliche von dem Haus⸗ haltsausschuß vorgeschlagenen Resolutionen gelangen zur An⸗ nahme. Die Petitionen um Beseitigung des Unterschieds in der Kriegsbesoldungsordnung der vor und nach dem 1. Okto⸗ ber 1916 ernannten Hauptleute usw. und unterschiedliche Be⸗ handlung der Verheirateten und Unverheirateten und um Erlaß einer kriegsministeriellen Verfügung, daß Kontributions gelder nur in bar auszuzahlen sind, werden dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen.

Das Haus geht nunmehr über zum mündlichen Bericht des Ausschusses über Ernährungsfragen. 5

Der Ausschuß beantragt zunächst, die Antrage

1) den zurzeit bestehenden Haferpreis von 28 für den Doppelzentner für das laufende Etatsjahr beizubehalten,

2) die Viehhandelsverbände zu verpflichten, Schawveine und Rinder aller Altersklassen, welche der Tierhalter aus wirtschaft⸗ Uüehen Gründen zu verkaufen genötigt ist, baldmöglichst anzu⸗ nehmen,

3) die Zucht durch Ueberweisung von Futtermitteln für Zucht⸗ sauen und Zuchteber und durch Uebernahme der Ferkel zu einem angemessenen Mindestpreis sicherzustellen,

4) die Spannung zwischen Viehpreisen und Fleischpreisen ist in vielen Orten wesentlich herabzusetzen. Der geringe Verkauf an Fleisch darf keine Veranlassung zu einer wesentlich großen Spannung abgeben. Dem parlamentarischen Beirat wird die weitere Behandlung dieser Angelegenheit überwiesen,

5) die zurzeit gegebenen Provisionssätze der Viehhandels⸗ verbände sind zu hoch. Nach Möglichkeit soll die Tätigkeit für die Viehhandelsverbände gegen mäßige feste Gehälter oder Tagegelder ausgeübt werden. Die landwirtschaftlichen Genossenschaften sind möglichst zur Mitwirkung heranzuziehen. Weitere Ansammlung von größeren Ueberschüssen ist zu vermeiden,

6) dahin zu wirken, daß alle zur Verteilung kommenden Futtermittel unter Gehaltsgarantie abgegeben werden,

dem Reichskanzler zur Berücksichtigung zu überweisen.

Ferner sollen als Material dem Reichskanzler überwiesen werden 80. in der Kommission gestellte Anträge, in denen Spezialvorschläge zur Sicherung der Volkser⸗ nährung gemacht werden.

Abg. Mumm (D. F.) beantragt mit Unterstützung aus allen Parteien mit Ausnahme der Deutschkonservativen eine Resolution, den Reichskanzler zu ersuchen, soweit nicht Heeres⸗ erfordernisse vorliegen, jeder Umwandlung von Nährstoffen in alkoholische Genußmittel nach Möglichkeit entgegenzutveten.

Von der fortschrittlichen Volkspartei ist eine Resolution Ablaß vorgelegt, welche Vermehrung der Rinderschlachtung und entsppechende Erhöhung der Fleischration, stufenweise Herab⸗ setzung der Höchstpreise für Rinder schon im Laufe dieses Winters und Erwägung über Wiederherstellung des freien Handels in Rindvieh fordert.

E“ Abg. Graf Westarp (dkons.): Der Ausschuß hat sich ein klares Bild über die vorhandenen Vorräte verschafft. Beim Brotgetreide haben sich die Verhältnisse wesentlich besser ge⸗ staltet als im vorigen Jahre. Die Brotrationen für Schwerarbeiter und Jugendliche sind erhöht worden. Selbst bei vorsichtiger Einteilung ist die Brotverteilung sicher⸗ gestellt. Die Preise für Mehl sind etwas herabgesetzt. Auch die Futterverhältnisse haben sich gebessert, weil die Hafer⸗ und Gerstenernte besser ist als im vorigen Jahre. Wir stehen jedenfalls viel besser da als das Ausland, sowohl hinsichtlich der Preise wie der Quantität. Bei den Kartoffeln ist nach den Ergebnissen der letzten Wochen und Monate die Lage eine ernste. Die Ernte wird hinter dem Vorjahre wesentlich zurückbleiben. Vollständig übersehen läßt sich das Bild zurzeit nicht. Bei keiner Frucht sind die Schätzungen und Voraussagen so unsichey wie bei der Kartoffel. Die Versorgung mit Kartoffeln wird in diesem Jahre mehr als früher mit der äußersten Vorsicht zu bearbeiten und dafür zu sorgen sein, daß der Vorrat mög⸗ lichst lange reicht. Die Viehbestände haben sich im großen und ganzen gebessert. Die Mehrheit der Kommission glaubt, daß ein

Durchhalten mit den Beständen möglich sei. Der Heeresbedarf ist absolut gesichert.

Es besteht die Aussicht, die jetzige Ration auf die Dauer beizubehalten. Der Rindviehbestand ist gesichert. Wir haben eine große und gute Reserve. Auch in der Fettfrage besteht die Hoff⸗ nung, daß die Ration von 90 Gramm überall wird erreicht werden können und die Schwerarbeiter besser zu stellen als bisher. Ob wir mit der bisherigen Volksernährung auf dem richtigen Wege sind, ob wir mit der Verteilung der Nahrungsmittel durch Höchstpreise, Rationierung usw. das Richtige getroffen haben, oder ob es richtiger wäre, zu dem System des freien Handels überzugehen, ist Gegenstand langer Verhandlungen im Ausschuß gewesen. Es wurde empfohlen, das System der öffentlichen Bewirtschaftung, den Zwang, beizubehalten und auszubauen. Die Erfahrungen mit den Kartoffeln wiesen ge⸗ bieterisch darauf hin, den freie Handel habe versagt. Diese Auffassung fand bei der Mehrheit des Ausschusses Widerspruch. Es wurde ein⸗ gewendet, daß die Erfolge des jetzigen Systems derartige seien, daß Produzenten und Konsumenten damit unzufrieden seien. Es wurde darauf hingewiesen, daß die öffentliche Bewirtschaftung in hohem Maße zu Verlusten, zum Verderben den Vorräte führe. Es wurden Einzelfälle eingehend besprochen. Es sei unmöglich, daß die Beamten nit den gleichen Erfahrungen und mit demselben Verständnis arbeiten wie der Handel. Deshalb bedauerte man, 8 man mit der Aus⸗ schaltung des Handels viel zu weit gegangen sei, und wünsche, den Handel mehr als bisher zu beteiligen; man habe gerade bei den Kartoffeln mit dem freien Handel gute Erfahrungen gemacht. Es wurde auch auf die großen bureaukratischen Schwierigkeiten bei dem jetzigen System hingewiesen, namentlich hinsichtlich der Verteilung der Futtermittel. Beklagt wurde, daß doch vielfach auch bei Händlern und Kommissionären im öffentlichen Dienst der Ton ein unhöflicher und unangenehmer sei, und daß auch Kaufleute im öffentlichen Dienst die Kunden gewissermaßen als Bittsteller von oben herab behandeln. Es wurde gemahnt, daß die Kaufleute sich ihre Kunden nach dem Kriege nicht verscherzen möchten. Der Präsident des Kriegsernährungs⸗ amts fragte die Kommission, ob der jetzige Zeitpunkt geeignet sei, von dem jetzigen System abzugehen und zu dem System des freien Handels überzugehen. Diese Frage wurde von keiner Seite bejaht. Die Frage des Produktionszwanges wurde in einem besonderen Antrag be⸗ handelt, der die öffentliche Bewirtschaftung großer Güter empfahl. Von anderer Seite wurde bestritten, daß eine Zwangsbewirtschaftung großer Güter einen guten Erfolg verspreche. Auch gegen den Gedanken, taß den Landwirten der Anbau bestimmter Früchte, wie der Hülsen⸗ une Oelfrüchte, zwangsweise vor Feelare sei, oder der Zuckerrüben⸗ bau, wurde lebhafter Z weil die Behörden schwer⸗ lich bei solchem Zwang immer das Richtige und Praktische anordnen. Die Freunde des Produktionszwangs verwiesen auf Oesterreich, aber remgegenüber wurde auf die Verschiedenheit der Bedingungen in Hester⸗ reich und bei uns hingewiesen. Anderenseits klang aus allen Ausführun⸗ gen des Ausschusses ein warmer Appell an die Bevölkerung heraus,

sich der Fülle der ergangenen Verorenungen willig zu fügen, sie

nicht zu übertreten, daß die Konsumenten sich den gebotenen Ein; schränkungen fügen möchten, daß das Hamstertum aufhöre, daß die wohlhabenden Kreise mit gutem Beispiel vorangehen möchten; ebenso ging der Appell an die Landwirtschaft und den Handel, sich der großen Aufgabe, die ihnen gestellt sei, würdig zu zeigen. Der parlamentarische Beirat des Kriegsernährungsamts hat in der Zwischenzeit zahlreiche Sitzungen abgehalten; daß er bei der b der Aepfel und nicht gehört worden ist, wurde vom Ausschuß bedauert. Den Ausschuß hat auch ein Antrag beschäftigt, der auch die Ermittelung der Konfession der in den Kriegsgesellschaften tätigen Funktionäre anstrebt. Es wurde darauf hingewiesen, daß weite Kreise der Bevölkerung glauben, daß in diesen Gesellschaften das jüdische Element überwiege. Der Staatssekretär ersuchte, diese Frage aus der betreffenden Statistik weg zu lassen. Der Antrag wurde mit Stimmenmehrheit angenom⸗ men, und der Staatssekretär hat dann die Vornahme von Ermitt⸗ lungen zugesagt, aber gleichzeitig erklärt, daß sie längere Zeit in An⸗

spruch nehmen würde, da es sich um ein Heer von Tausenden von An⸗-⸗

gestellten handle. Ganz wesentlich beschäftigte uns die Preisfrage. Bei Brot und Kartoffeln stehen wir zweifellos besser da als das feind liche Ausland; bei anderen wichtigen Lebensmitteln, besonders bein Fett, liegen die Verhältnisse weniger günstig. Es wurde ausgeführt, daß weite Kreise der Bevölkerung sich bei den so hoch gestiegene Preisen diese Nahrungsmittel überhaupt nicht mehr verschaffen könnten, die gleichfalls eingetretene Lohnsteigerung sei dazu viel zu gering. Dieser Uebelstand müsse hemmend auch auf die Produktion einwirken. Gine Spezialbeschwerde richtet sich gegen die Heeresverwaltung, die sich nicht immer an die Höchstpreise halte, sondern sie überbiete. Auch die inneren Ausfuhrverbote haben wiederum zu zahlreichen Beschwerden Veranlassung gegeben. Als verwerflich wurden insbesondere die Aus⸗ fuhrverbote bezeichnet, die Artikel betreffen, die noch nicht der öffent⸗ lichen Bewirtschaftung unterworfen sind. Das System der Strafen wurde bemängelt und eine schärfere Unterscheidung nach dem Dolus, bezw. der Fahrlässigkeit verlangt; für unrichtige Schätzungen seien unglaublich harte Strafen verhängt worden, dabei handle es sich um 5 Millionen kleiner und kleinster Landwirte, zum großen Teil von Frauen, die eine unabsehbare Fülle von zum Teil nur schwer ver⸗ ständlichen Vorschriften beachten sollen. Daß der Laes me als bisher Stickstoff wird zugeführt werden können, dafür leider keine Aussicht. Es ist der dringende Wunsch ausgesprochen worden, daß eine Zwangsaushebung von Pferden für das Heer wäh⸗ rend der Bestellungszeit nicht stattfindet, sowie daß von den Zwangs⸗ aushebung von Arbeitspferden möglichst Abstand zu nehmen ist. Mit den Vorwürfen gegen das Verfahren der Zentraleinkaufsgesellschaft hat sich die Kommission ebenfalls wieder befassen müssen. Im ein⸗ zelnen ist zu bemerken, daß wir bei jedem Nahrungsmittel einen be⸗ sonderen Wirtschaftsplan vor Augen gehabt haben. Beim Bror⸗ getreide ist mit einem Mehr von 4 Millionen Tonnen gegen das Vorjahr zu rechnen; der Wirtschaftsplan dafür ist diesmal auf dreizehn Monate, bis zum 15. Sep⸗ tember, aufgestellt. Anscheinend ist der Bedarf an manchen Stellen zu hoch angegeben worden. Wir werden das tägliche Brot in diesem Jahre haben und zu niedrigeren Preisen als das Ausland. Der Wunsch der Erhöhung der Brotration ist von allen Seiten unter⸗ stützt worden, über seine Durchführbarkeit gingen allerdings die An⸗ sichten auseinander. Bezüglich der Kleie wurde von einer Seite verlangt, daß sie nach Maßgabe der Zahl der Milchkühe verteilt würde. Die Heeresverwaltung ist in der erfreulichen Lage, auf die Kleie in diesem Jahre zu verzichten. Das Beanstandungsverfahren gegenüber den Muühlen wurde auch diesmal bemängelt und eine Ver⸗ einheitlichung gewünscht. Begrüßt wurde die Zunahme des Hafer⸗ bestandes. Die Heeresverwaltung wurde trotzdem gebeten, bezüglich der Zahl der Pferde und Pferderationen sich möglichfte Sparsamkeit aufzuerlegen. Die Heeresverwaltung sagte möglichstes Entgegen⸗ kommen zu. Es wurde beantragt, den Hafer⸗ und Gerstepreis auf den Roggenpreis zu ermäßigen. Der Ausschuß hat sich dafür ent⸗ schieden, dem Reichskanzler zu empfehlen, den bestehenden Haferpreis für das laufende Erntejahr beizubehalten. Der Wunsch, das Brau⸗ kontingent wesentlich zu ermäßigen, wurde dem parlamentarischen Bei⸗ rat überwiesen. Es wurde von mancher Seite eine besondere Be⸗ rücksichtigung der bayerischen Verhältnisse befürwortet, von anderer Seite bekämpft. Eine Vermehrung der Nährmittel wurde lebhaft gewünscht. Die zur Verfügung stehenden Hülsenfrüchtemengen sind leider gering; der Anbau soll möglichst gefördert werden. Die Lage des Kartoffelmarktes ist ernst, die Ernte ist verspätet, im Oktober hat der Frost geschadet, aber ein endgültiges Bild wird sich erst später gewinnen lassen. Es steht wohl heute fest, daß es im gegen⸗ wärtigen Augenblick richtig ist, die Kartoffeln zur Verfütterung an Schweine nur soweit zu verwenden, als sie zu Speisezwecken unbrauch⸗ bar sind. An eine Erhöhung des Preises ist jedenfalls nicht zu denken. Als unbillig wurde es bezeichnet, auch für unsortierte Kar⸗ toffeln den Höchstpreis zu bezahlen. Eingehend wurde die Stockung in der Kartoffellieferung besprochen. Beklagt wurde, daß der Zuzie⸗ hung von Gefangenen bureaukratische Schwierigkeiten bereitet würden⸗ Es wurde auf die Notwendigkeit eines größeren Eisenbahngüter⸗ wagenparks zur Bewältigung des Kartoffeltransports hingewiesen. Der Antrag, den direkten Bezug der Kartoffeln von den Produzenten zu gestatten, fand nicht die Billigung des Ausschusses. Redner be⸗ handelt in diesem Zusammenhange ausführlich noch die Frage des Spirituspreises und der Spiritusverteilung. Mit dem Verbot des Ausschankes könnte sich der Ausschuß nicht einverstanden erklären. In bezug auf Gemüse und Obst waren die Schwierigkeiten der Preis⸗ festsetzung und Verteilung besonders groß, da es sich um sehr leicht verderbliche Ware handelt. Die Versorgung des Heeres mit Fleisch ist gesichert, die Ration von 250 Gramm für ganz Deutschland durch⸗ zuführen, besteht begründete Aussicht. Hervorgehoben wurde die Not⸗ wendigkeit, den Viehbestand dem vorhandenen Bestande der Futter⸗ mittel anzupassen. Eingehend hat der Ausschuß die Frage der Schweinepreise, der Schweinemast, des sogenannten Pensionsschweines behandelt, ebenso der Milchverteilung, der Förderung der Käsefabri⸗ kation umnd der Futtermittel. Die Verhandlungen haben erneut die feste Ueberzeugung hervorgerufen, daß der Aushungerungsplan nicht zum. Ziele führen werde. Dieser Ueberzeugung sind wir schon im vorigen Jahre gewesen, um wieviel mehr in diesem Jahre! Auch diesmal können wir unsern tapferen Kämpfern zurufen: das deutsche Volk steht entschlossen hinter ihnen, es ist entschlossen, bereit und fähig, ihnen die nötigen Nahrungsmittel zuzuführen, um den Helden⸗ kampf durchzuführen. Wir sind entschlossen und bereit, die Industrie⸗ arbeiter mit Nahrung zu versorgen und die Vorräte so einzuteilen, daß sie für das ganze Erntejahr reichen. Der Ernährungsfrage wegen darf und braucht der Krieg nicht einen Tag eher beendet werden, als es nach der militärischen Lage nötig ist. Präsident des Kriegsernährungsamts von Batocki: Nach den sehr eingehenden Darlegungen des Berichterstatters darf ich mich auf seine Ausführmnugen und auf die gedruckten Erklärungen von mir und meinen Vertretern im Ausschuß beziehen. Wenm ich mir erlaube, über die allgemeine Lage und die Versorgung ein. Bild zu geben, so muß ich dazu einige Vorbehalte machen. Zunächst die Schwiernigkeit einer richtigen Statistik. Es ist auch im heutigen Stadium noch sehr schwer, sich über die wichtigsten Früchte eine genaue und übersicht⸗ liche Kenntnis zu verschaffen. Dazu kommt als erschwerendes Moment die Notwendigkeit, unsere Wirtschaft in Uebereinstimmung zu bringen mit’den Ergebnissen der besetzten Gebiete, die sich noch nicht übersehen lassen und in vieler Beziehung unsicher und sichhwankend sind. Man muß also vorsichtig sein, damit man nicht am Ende des Wirtschafts⸗ jahres eine schwere Schädigung erfahren muß. Zunächst muß man bei der Verteilung alle Vorsicht walten lassen, damit nicht später eine bittere Enttäuschung nachfolgt. Als ein besonders unsicherer Faktor muß die Einfuhr erscheinen. Die Vorsicht cebietet uns, die Einfuhr so gut wie gar nicht in unsere Rechnung zu stellen. Wiv können nicht wissen, welche Mittel unsere Gegner in Zukunft noch anwenden werden, um unter rücksichtsloser Bedrückung der Neutralen die Ein⸗ fuhr weiter einzuengen. Deshalb betrachte ich es als eine Haupt⸗ aufgabe, so weit es möglich ist, uns frei von der Einfuhr zu machen⸗

2e (Fortsetzung in der Zweiten Beilage.) 1124

der gesamten Schnapsvorräte verlockend,

wieder verführen, falsche Angaben zu machen.

werden. Kriegsnotwendigkeit vorgehen und darf da auch gar nichth zimperlich

Bei den koffe stand, den wir im Oktober zu beklagen hatten, zu beseitigen. Die Kart

8 werden, daß nachher bei starker Kälte kein Nachteil entsteht.

261.

(Fortsetzung aus der Ersten Beilage.)

Je mehr es gelingt, dieses Ziel zu erreichen, um so stumpfer wird die Waffe des Aushungerungskrieges in den Händen unserern Feinde werden. Je mehr das Volk die gegenwärtige Situation erfaßt, um so leichter wird es diese Absperrung weiter ertragen. Der Streit, ob die deutsche Landwirtschaft ohne Einfuhr in der Lage ist, das deutsche Volk zu ernähren, hat vor dem Kriege heftig getobt. Er hat durch den Krieg und durch die weitgehende Abschließung insofern eine Kla⸗ rung erfahren, als das Durchhalten ohne Zufuhr krotz der fortgeschrit⸗ tenen Entwicklung der Landwirtschaft nur ein knappes sein kann, nur von einer Ernte bis zur anderen möglich ist. Das 259 Jahr hat uns vor eine sehr harte Probe gestellt. Trotz dieser Mißernte ist uns allerdings unter mannigfachen Entbehrungen, zum Teil recht schwerer Art, ein Durchhalten möglich gewesen. Gestatten Sie mir einen kurzen Rückblick auf die letzten Kriegsjahre. Der Krieg setzte ein, als wir gerade im Begriff waren, wenigstens eine mittelmäßige Ernte unter Dach zu bringen. Die allgemeine Begeisterung der Be⸗ völkerung hat dazu mitgeholfen. Bei vielen Verbrauchern wurde eine bedauerliche Verschwendung bei einer ganzen Menge von Nahrungs⸗ mitteln getrieben. Die Ernte des zweiten Kriegsjahres wurde zum Teil aus Unkenntnis und zum Teil mit Rücksicht auf unsere Feinde und die Neutralen längere Zeit als eine mittlere oder gute bezeich⸗ net, obwohl man in den Kreisen der Landwirtschaft sich über die wahre Lage klar war. Das führte in den ersten Monaten dieses Jahres zu Eingriffen, die nach verschiedenen Richtungen sehr schwerwiegend waren. Die Errichtung des Kriegsermährungsamts fiel in die Zeit, als die Vorräte zur Neige gingen, als man nicht wußte, wie man in den nächsten Monaten von der Hand in den Mund leben sollte. Da⸗ mals war es mir nicht möglich, sehr eingehend darüber zu sprechen, wie mirs ums Herz war, aber ich kann Sie versichern, daß es uns in den ersten Monaten nicht leicht gewesen ist, daß wir manchmal befürchtet haben, es würde schlecht enden. Besonders schwere Sorge hatten wir um die Bevölkerung unserer Industriegebiete; die Landwirte haben noch das Letzte herausgegeben und uns über die schweren Monate himreggeholfen. Wir stehen jetzt im dritten Kriegsjahre, und die EEE der Betriebserhaltung sind für die landwirtschaftliche Bevölkerung außerordentlich gestiegen. Die Arheitskräfte sind geringer geworden, auch die tierischen Arbeits⸗ krafte. Es fehlt an Kunstdünger und vielen anderen zur Wirtschaft nötigen Stoffen, obwohl wir in bezug auf die Stickstoffabrikation besser daramn sind als andere. Die Zahl der Frauen, deren Männer im Felde stehen oder gefallen sind, und die unter den schwierigsten Umständen arbeiten müssen, wird immer größer. Von den Schwierig⸗ keiten, unten solchen Umständen zu wirtschaften, macht sich der Außen⸗ stehende keinen Begriff; manche Kritik ist auf diese Unkenntnis zurückzuführen. Während in allen feindlichen Ländern weite Strecken brach liegen und die Viehbestände zum Teil herabgegangen sind, ist bei uns kaum ein Morgen bestellungswürdiger Acker unbestellbar und ungeerntet geblieben, ein nicht gering anzuschlagender Erfolg, auf den das ganze Volk, aber auch die Landwirtschaft stolz sein kann. Ein⸗ einhalb Millionen Tonnen Hafer und Gerste sind mehr geerntet als im Vorjahr, die Ernte an Heu und Stroh, der Grundlage für die Ernährung des Rindviehs und der Pferde, ist doppelt gegen das Vor⸗ jahr. Die Besorgnis, daß die innerlich unberechtigten Preisunterschiede zwischen Sommer⸗ und Wintergetreide nachteilige Verschiebungen berbeiführnen würden, ist nicht in Erfüllung gegangen. Roggen und Weizen haben eine Steigerung um fast eine Million Morgen er⸗ fahren. Es ist also nicht mehr Hafer und Gerste gebaut worden, und unsere Brotversorgung ist damit ganz gut gelungen. Allerdings müssen wir darauf gefaßt sein, daß die Winterung bei dem ungünstigen Herbst⸗ wetter nicht überall hat gut bestellt werden können. Daß im Osten nicht soviel gebaut werden wird wie voriges Jahr, steht schon fest. Es ist auch kein Unglück, wenn statt Roggen und Weizen mehr Hafer und Gerste gebaut wird. Denn in der Kriegswirtschaft sind diese Getreide⸗ arten vollkommen vertvetbar. Hafer soll in sehr verstärktem Maße zur Herstellung von Nährmitteln benutzt werden. Wir brauchen das un⸗ bedingt, um die Lücken der Kartoffelernte auszufüllen. Ueber die Frage, wieviel Gerste für Bier und Alkohol hergegeben werden soll, werden wir uns nicht einigen. Die Alkoholfrage ist beinahe eine Frage des Glaubens und der Religion (Heiterkeit). Fanatiker sehen in jedem Tropfen Alkohol das Gift der Menschheit. In einem der vielen anonymen Briefe, die ich bekomme, wurde mir, wenn ich nicht sofort das Brauen der Gerste einstellen würde, das Schicksal des Grafen Stürgkh angedroht. Solche Ueberzeugungen mißachte ich. Gewiß muß die Erzeugung von Alkohol aus besseren, sonst der Volksernährung zugeführten Gegenständen auf das geringste Maß beschränkt werden. Nach diesem Grundsatz wird auch vorge⸗ gangen. Die Intevessen der Alkoholindustrie müssen zurücktreten, maß⸗ gebend sein kann nur das Interesse der Bevölkerung, und dieses ge⸗ bietet auch in knappen und Kriegszeiten eine nicht völlige Beseitigung der Versorgung der Menschen mit Alkohol. Die schweren Vovwürfe, die mir gemacht worden sind, weil ich ein paar Hunderttausend Zucken für die Verzuckerung des sauren Weins hergegeben habe, sind wohl auch nicht berechtigt, denn ohne Zuckerzusatz sind große Mengen diesjährigen Weins dem völligen Verderben aus⸗ gesetzt. Die Herstellung von Schnaps aus Kartoffeln wird für die Zivilbevölkerung nicht erfolgen. Dem Vorschlag, die Alkohol⸗ vorräte, die noch vorhanden sind, einzuziehen, kann ich mich nicht ent⸗ schließen, zuzustimmen. Für die Schnapsgegner wäre ja die Einziehung aber es würde ein sehr bedenkliches Nachforschen in allen Häusern erfordern und die Deutschen b Es kommen hier aber auch soziale Rücksichten in Frage; die völlige Entziehung des Spiritus würde zur Folge haben, daß die Wohlhabenden ihren Wein, ihren Most, ihren Süßschnaps, ihren Kognak behalten würden, während der kleine Mann diese Genüsse nicht mehr haben könnte. Daß ein erheblicher Mißbrauch mit den sehr kleinem Mengen bei den so ver⸗ teuerten Preisen nicht getrieben werden kann, dafür ist gesorgt. Man hat auf Rußland hingewiesen. Aber die anderen Länder denken nicht daran, den Alkohol zu verbieten. Und trotzdem lassen sie an Tapferkeit der Truppen und Standhaftigkeit der Bevölkerung nichts zu wünschen übrig. Den Russen sind wir an innerer Festigkeit doch soweit über⸗ legen, daß man bei uns den Auffassungen weiter Kreise etwas mehr entgegenkommen kann und nicht so schroff vorzugehen braucht. Auch die Gersteverwendung zur Herstellung von Bier vollständig zu ver⸗

bieten, würde unberechtigt sein; es würde damit auch der Stand des

Gastwirts⸗ und Verpflegungsgewerbes mit einem Schlage vernichtet Gegen einzelne Betriebszweige muß man ja unter der sein; aber die Vernichtung ganger Stände, denen auch Tausende im Felde Stehender angehören, die ihre Interessen nicht vertreten können, hätte doch sehr große Bedenken. Die Beibehaltung des Kontingents von 48 % ist nur einstweilig und durchaus noch nicht endgültig; es kann soviel Gerste gar nicht geliefert werden, das Kontingent wird ganz wesentlich herahzusetzen sein. Kartoffeln ist es inzwischen gelungen, den akuten Not⸗ im wesentlichen offelernte ist aber doch im ganzen recht wenig günstig, und von Verschwendung darf keine Rede sein. Die Maßregeln, die sie ausschließen sollen, sind schon früher angeführt worden. Auch die Einkellerungsfrage ist genügend besprochen. Es wäre leichtfertig, sich auf einen milden Winter zu verlassen: ein großer Teil der Winterkartoffeln muß so rechtzeitig in die Städte gebracht

Eine

Berlin, Sonnabend, den 4. November

wichtige Ergänzung der Kartoffeln sind die Kohlrüben, die in großer Menge geerntet werden; deren Lieferung wird aber absichtlich zurück⸗ gestellt, bis die Kartoffellieferung beendet sein wird. Gemüse und Obst eignen sich sehr schwer zur gemeinsamen Bewirtschaftung, die meisten bezüglichen Versuche sind gescheitert, bei den Aepfeln und Pflaumen haben unsere redlichen Bemühungen nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Der Kampf tobte zwischen den Hausfrauen, die frisch essen und einmachen wollten, und der Industrie, die für den 9 bedarf und die großen Städte konservieren wollten. Viele Frauen können nicht selbst einkochen, weil es ihnen an Erfahrung fehlt. An Zucker fehlt es zwar der Industrie auch, sie kann aber den Zucker später zusetzen. Daher war es nötig, dem privaten Haushalt den Frischkonsum vorzuenthalten. Nun konnte man entweder den Kampf wischen den Privaten und der Konservenindustrie austoben lassen. Dann aber kam eine Preissteigerung, die der Verbraucher als sinnlos und unerträglich empfunden hätte; oder man konnte Höchstpreise an⸗ ordnen und an diese auch die Konservenindustrie binden; dann ist aber letztere nicht in der Lage, zu kaufen, weil der direkte Absatz an den Verbraucher weit größere Chancen bietet. So hat man zur Be⸗ schlagnahme gegriffen, die teils schädlich, aber insofern nützlich ge⸗ wirkt hat, als jetzt der Armeebedarf sichergestellt ist und auch für die Bevölkerung bereits Marmeladevorräte bereitgestellt sind. Diese schwierige Materie kann nur mit Hilfe monatelanger Vorbereitungen geregelt werden. Was den Zucker betrifft, so glaubten wir zu Kriegs⸗ anfang, man würde im Zucker schwimmen. Aber schon im Januar 1915 zeigte sich eine bedenkliche Knappheit. Im nächsten Jahre darf der Zuckeranbau nicht zu sehr sinken. Keine Frucht erfordert sopiel Handarbeit wie die Zuckerrübe, und die Handarbeit ist knapp. Für die Waldnutzung habe ich einen erfahrenen Forstmann in mein Amt aufgenommen, hier scheitert vieles an der Arbeiterfrage, die Arbeits⸗ kräafte in der Forstwirtschaft sind ganz besonders knapp. Ein Ober⸗ förster hat das Einsammeln von Pilzen mit Recht verboten, weil sich herausstellte, daß sich angesichts der hohen Pilzpreise kräftige Männer dem Pilzsammeln widmeten, während die Getreideernte draußen auf dem Felde verfaulte. Eine Hauptsorge wird dem Holz zu widmen sein, denn die Ansprüche daran werden von allen Seiten immer größer werden. Der Wald hat auch eine schädliche Seite, er birgt das Wild, das macht Wildschaden und bildet damit einen Gegen⸗ stand großen Aergernisses. Zum Teil ist das Wild aus den Wäldern fast ganz verschwunden, in einigen Bezirken soll aber noch ein Ueber⸗ schuß vorhanden sein, und wir haben drei Generalkommandos ge⸗ beten, überall, wo das der Fall ist, und der Besitzer nicht eingreifen kann oder will, militärisch einzugreifen und abschießen zu lassen. Damit wird den noch bestehenden Klagen wohl abgeholfen werden. Auch den Massenspeisungen müssen wir unsere Aufmerksamkeit’ zu⸗ wenden. Ich hoffe und erwarte, daß in allen größeren Orten jeder Mensch, der sich nicht zu Hause behelfen kann, Gelegenheit hat, zu angemessenem Preise genügend Essen aus der Kriegsküche zu bekommen. Mit aller Kraft wird angestrebt werden, die Fleischration von 250 Gramm auch wirklich zu liefern. Nicht nur die großen Städte, auch die kleinen Landstädtchen zählen viele Bewohner, die nicht Selbstversorger sind. Der Rinderbestand ist voriges Jahr zwar auf⸗ rechterhalten, aber nur in schlechtem Zustand ins Frühjahr übergeführt worden. Die Zahl der als Fleischträger brauchbaren Tiere ist noch viel zu gering. Ich habe im August eine örtliche Revision vornehmen lassen, und ich beabsichtige das noch einmal zu tun. Die Bevölkerung hat einen Anspruch darauf, daß ihre Fleischnahrung sich so reichlich estaltet, wie dies nach Lage der Dinge möglich st. Aber absolut 18 Tiere oder gute Milchkühe kommen für die Ernährung nicht in Betracht. Die Aussichten auf eine gute Schweinehaltung sind durch die ngeft. Kartoffelernte leider sehr ungünstig beeinflußt worden. Das Verfettungsverbot war ein harter Eingriff in die Schweinezucht. Aber er war notwendig. Wir werden also nicht so viel Schweine haben, wie wir noch vor einigen Monaten hoffen durften. Die Futtermittelpreise müssen erheblich verbilligt werden. Was die Milch⸗ und Butterversorgung anbelangt, so ist es praktisch unmöglich, die Milch beim Erzeuger, an Millionen von Leuten, die Kühe im Stall haben, wirksam zu kontrollieren. Das hat zwei Jahre lang die verantwortlichen Stellen abgehalten, an eine wirksame Regelung des Milch⸗ und Butterwesens zu gehen. Jetzt haben wir uns nur ungern entschlossen, diesen Weg zu betreten, aber es ist nötig eworden. Der Kriegsausschuß für Fette und Oele hat auf diesem

ebiete was für die Ernährungszwecke zu erreichen war, zusammen⸗ ebracht. So war es möglich, Margarine in nicht unerheblichen Mengen herzustellen, aber das kann lange nicht dem Fettbedürfnis ge⸗ nügen, deshalb brauchen wir die Milch unter Einsebränkung der Erzeuger und Verbraucher für Kinder und Kranke und müssen soviel Vollmilch herbeischaffen, wie irgend möglich ist. Diese Aufgabe ist sehr schwierig. Trotzdem hoffe ich, unsere Fettversorgung auf diese Weise verbessern zu können. Dies wird gelingen durch die verständnisvolle Mitarbeit aller Beteiligten, nicht nur der Behörden, sondern auch der Landwirte und Verbraucher. Gefordert kann dies werden durch möglichste Auf⸗ klärung. Vielleicht hat man in den ersten beiden Kriegsjahren mit Rücksicht auf das Ausland die Ernährungsschwierigkeiten nicht so be⸗ kannt gegeben, wie es der Wirklichkeit entsprach. Man sagte, ihr könnt ruhig sein, es wird für euch gesorgt werden, und wenn dann nicht genügend gesorgt war, so entstand die Empörung namentlich gegen die Behörden. Dieser Zustand kann nicht aufrecht erhalten werden. Ich betrachte es als meine Aufgabe, durch die Statistik ein klares Bild zu verbreiten und der Bevölkerung klar zu machen, wie es steht. Dann werden die Schwierigkeiten verstanden werden und die gegenseitigen Anschuldigungen sich verringern. Ich habe versucht, diese Aufklärung vom Beginn meiner Amtstätigkeit an zu geben, und ich bin der Presse dankbar, daß sie mich in der Aufklärungsarbeit unter⸗ stützt hat. An Mißverständnissen kann es natürlich bei einer solchen Sache nicht fehlen. Aber man ist doch in der ganzen Bevölkerung in der Erkenntnis weiter als vor einem Monat. Eine ausreichende Er⸗ nährung der Städte und der Industriebezirke ist die unbedingte Vor⸗ bedingung für den Erfolg unseres Krieges in bezug auf die Herstellung von Munition. Es ist deshalb unsere unbedingte Pflicht, für diese Ernährung zu sorgen. Gegenüber der Sicherstellung unseres Volkes mit Nahrungsmitteln ist bei der Knappheit unserer gesamten Nahrungsmittel der Weg des freien Verkehrs nicht möglich. Die Stimmen für den freien Verkehr haben deshalb in der letzten Zeit auch immer mehr abgenommen. Man sieht immer mehr ein, daß man nicht einzelne Maßnahmen von Fall zu Fall treffen kann, sondern versuchen muß, die ganze Ernährungsfrage in ein System zu bringen. Ich kann nicht versprechen, daß während der Kriegsdauer, solange ich im Amte bin, etwas Grundsätzliches an diesem System geändert werden wird. Wollte man die Sache der freien Entwicklung überlassen, so würde das unter Umständen zu unübersehbaren Folgen führen. Daß bei einer öffentlichen Wirtschaft Schwierigkeiten entstehen, daß Waren verderben, liegt auf den Hand. Ich bedaure, daß die Zentral⸗ und örtlichen Stellen in den beiden ersten Kriegsjahren sich bei ihren Aufgaben zu wenig der Mitarbeit der sachkundigen Stellen, besonders des Handels, bedient haben. Der Handel hat als Kommissionär, als sachverständiger Beauftragter hier ein segensreiches Arbeitsgebiet. Ich habe mich be⸗ müht, in die Kriegsstellen, auch in die örtlichen provinziellen Stellen immer mehr das Bewußtsein zu bringen, daß sie verpflichtet sind, sich der Mitarbeit der sachkundigen, im freien Verkehr tätigen Personen viel mehr zu bedienen, als es bisher geschehen ist. Den Mißständen auf dem Gebiete des Kettenhandels wird im Interesse des ehrlichen Handels mit Entschiedenheit entgegengetreten. Es ist ein unhalt⸗ barer Zustand, daß auf diese Weise übertriebene Preise für Lebens⸗

mittel und Futtermittel gefordert werden, indem man sich darauf be⸗

ruft, daß die Waren angeblich aus Holland oder Rumänien stammen. Das wirkt demoralisierend auf den Markt. Diesen Schiebungen muß mit Entschiedenheit entgegengetreten werden, es müssen einheitliche Preise sein, gleichgültig, woher die Waren kommen. Zu bedauern ist, daß die geringeren Umsätze der kleinen Geschäfte eine Erhöhung des Preiszuschlages nötig machte, aber dies ist nicht ganz zu vermeiden. Uebertriebene Zuschläge zu verhindern ist Sache der Preisprüfungs⸗ stellen. Vor einer ernsten Gefahr möchte ich die beteiligten Kreise warnen. Diese Gefahr besteht darin, daß nach Friedensschluß viele Kriegsbeschädigte oder deren Witwen sich dem Kleinhandel mit Nah⸗ rungsmitteln zuwenden und dadurch den schon bestehenden Händlern durch ihre Konkurrenz die Existenz aufs äußerste erschweren. Es müssen rechtzeitig geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um diese Gefahr auszuräumen. Schlachtvieh und Magervieh sind im Verhältnis viel zu teuer, besonders Rindvieh. Das hat Nachteile auf verschiedenen Gebieten zur Folge Auch die Landwirtschaft hat kein Interesse an übertrieben hohen Rindviehpreisen. Aber anderseits ist es sehr be⸗ denklich, in dieser schwierigen Zeit des Krieges so schnell und so plötzlich in die Entwicklung der Preise einzugreifen, das kann unter Um⸗ ständen Unheil anrichten. Deshalb habe ich mich nicht vee können, weitergehenden Forderungen, die von manchen Seiten erhoben werden, zu entsprechen. Ich möchte doch betonen, daß eine Herabsetzung der Rindviehpreise zu gegebener Zeit nach Abschluß der jetzigen Mast⸗ periode unter allen Umstanden kommen muß. Diese meine Bemerkung wird hoffentlich auf die Käufer erziehlich einwirken. Die Magervieh⸗ preise sind zum Teil ungesund hoch geworden, sie gehen zum Teil über die Erzeugungskosten hinaus. Die Käufer können sich nur schützen, daß sie wissen, daß nach Abschluß der Mastperiode sie auf eine weitere Herabsetzung des Rindviehpreises zu rechnen haben. Sie werden klug genug sein, übertriebene Forderungen für Magervieh abzulehnen. Es ist hier bereits vom Produktionszwang gesprochen worden. Dieser Gedanke ist vor einigen Tagen durch Herrn Kaliski in den „Soziglisti⸗ schen Monatsheften“ wiederlegt worden, er hat gezeigt, daß es technisch unmöglich sei, dem einzelnen vorzuschreiben, wie er seine Produktion einzurichten hat. Was ich beabsichtige, ist, für solche Früchte, wie Oelfrüchte und Hülsenfrüchte, eine Umfrage über die beabsichtigten An⸗ bauflächen zu veranstalten. Durch das Inaussichtstellen großer 88 wie künstlichen Dünger, günstige Vertragsabschlüsse, wie ihn eine an-⸗ gemessene Rente der Früchte sichern, hoffe ich für das nächste Jahr diese Kultur mehr zu fördern. Ich habe schon oft gesagt, daß Kritik auf diesem schwierigen Gebiete nützlich ist, aber ich möchte doch im allge⸗ meinen Interesse empfehlen, und zwar sowohl den Erzeugern wie den Verbrauchern, einer gewissen Empfindlichkeit über Kleinigkeiten nicht allzu sehr freien Lauf zu lassen. Es ist unvermeidlich, daß Erzeuger wie Verbraucher viele Maßnahmen der Verwaltung in ihrer Trag⸗ weite übersehen. Manche Maßnahmen, die zunächst verfehlt er⸗ scheinen, stellen sich nachher als nötig heraus. Es wird oft von Ver⸗ ärgerung gesprochen. Ich kann nur allen wünschen, daß sie sich nicht ärgern. Es soll niemandem der Mund verboten werden. Es soll jeder seine Empörung äußern, aber trotzdem tun, was nötig ist, sonst kommen wir nicht weiter. Jeder soll sich bewußt sein, daß, wenn sein Beruf in der Ernährung ihm auch noch so viel Aerger oder Verlust bringt, dies hundertmal geringer ist als das, was unsere in der Front stehenden Brüder zu leisten haben. Diese tun ja doch auch ihr Pflicht, auch wenn sie mit dem Befehl ihrer Vorgesetzten mitunter unzufrieden sind. Sie ertragen das Schwerste, und dieser Geist sollte auch hinter der Front herrschen (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Bei den Wohlhabenden!), bei diesen ganz besonders. Ich erkenne dankbar an, was alle Bepöl erangedefse geleistet haben. Es finden sich aber auch überall Leute, die ihre Pflicht nicht tun, sie gröblich verletzen, und wenn das geschieht, so werde ich das Meinige tun, um dem nach Mög⸗ lichkeit entgegenzutreten. Anderseits bitte ich die Unannehmlichkeiten der jetzigen Zeit in ihrer Tragweite nicht zu überschätzen. Es tut mir leid um jeden Fehler, der von den Verwaltungsstellen gemacht wird. Man kann nicht alles von der Orts⸗ und Zentralbehörde verlangen. Grund zur Unzufriedenheit wird immer da sein, aber wenn ich das große allgemeine Ziel, die Gesamtlage, ins Auge fasse, so glaube ich, daß es besser ist, diese Unannehmlichkeiten zu tragen, als wenn die einzelnen Berufe sich gegenseitig verärgern. Prüfe ich die Gesamtlage, so besteht keine Gefahr, als könnten wir bis zur Ernte von 1917 nicht durchkommen. Wenn die gesamte Bevölkerung, Erzeuger und Ver⸗ braucher, möglichste Sparsamkeit im Verbrauch der Lebensmittel üben, wenn alle ihre Pflicht tun, dann ist es absolut sicher, daß auch in diesem jetzigen Wirtschaftsjahr der Plan unserer Gegner, uns auszuhungern, zuschanden werden wird, wie er im vorigen Jahre unter so unendlich viel schwierigeren Verhältnissen zuschanden geworden ist.

Hierauf wird die Fortsetzung der Beratung um 81½ Uhr auf Sonnabend früh 10 Uhr vertagt. Außerdem Antrag der Regierung auf Vertagung des Reichstages bis 13. Februar 1917; Resolutionen des Ausschusses, kleinere Vorlagen.

ANiichtamtliches.

ortsetzung aus dem Hauptblatt.)

Großbritannien und Irland.

In einer stark besuchten Versammlung der Baltic Exchange in London ist, einer Amsterdamer Blättermeldung zufolge, eine Entschließung angenommen worden, in der die Regierung aufgefordert wird 7 erklären, daß sie am Ende

dieses Krieges von Deutschland jedes vernichtete Sene und jede Tonne Schiffsraum zurückfordern werde. 1

8

ür das Budget der Kolonien ist dem „Corriere della Sera“ zufolge ein außerordentlicher Kredit von fünf Millionen zur Verteidigung von Erithrea im Hinblick auf die internationale Lage und deren Rückwirku ssynien

bewilligt worden. E ““ Dem „Haager Korrespondenzbureau“ wird vom Ministerium des Aeußern mitgeteilt, daß der bevollmächtigte Geschäftsträger des Deutschen Reiches im Auftrage seiner Regierung deren Bedauern und Entschuldigung ausgesprochen hat, daß ein deutsches Luftschiff am 22. Oktober über nieder⸗ ländisches Gebiet geflogen ist. Der Geschäftsträger teilte gleichzeitig auf Ersuchen des deutschen Großen Hauptquartierzs mit, daß die Gebietsverletzung durch einen Zeppelin der Armee geschehen sein müsse, der nach den beim Hauptquartier eingetroffenen Berichten infolge eines Schadens am Motor und an der Steuereinrichtung ge⸗ zwungen gewesen sei, zwei Benzinhehälter auszuwerfen. Der Kommandant des Luftschiffes, der offenbar ganz falsch orientiert gewesen sei, habe gemeldet, daß dieses über belgischem Gebiet geschehen sei. Das Große Hauptquartier würde sich schon vorher entschuldigt haben, wenn es sich bewußt gewesen wäre,

daß das Luftschiff über niederländisches Gebiet geflogen sei. ee“ lbisches Gebiet geflogen sei.