1916 / 271 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Nov 1916 18:00:01 GMT) scan diff

Gesetzbl. S. 67) und der dazu erlassenen Ausführ bestimmungen vom 31. Januar 1916 (Reichs⸗Gese vom 10. November 1916.

Berlin W. 9, den 15. November 1916. 8 Kaiserliches Postzeitungsamt.

ungs⸗

Königreich Preußen.

Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Ma je stät des Königs ist die Wahl des Oberlehrers an dem Friedrichs⸗ Gymnasium in Berlin, Professors Dr. Johannes Fischer zum Direktor des hiesigen Luisen⸗Lyzeums durch das Staatsmini⸗ sterium bestätigt worden. 1A1A““

Ministerium der geistlichen und Unteorrichts angelegenheiten.

Der Privatdozent in der juristischen Fakultät der Friedrich⸗ Wilhelms⸗Universität in Berlin, Professor Dr. Karl Neu⸗ becker ist mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majestät des Königs zum ordentlichen Honorarprofessor in derselben Fakultät ernannt worden.

Ministerium des Inn

„Der Professor an der hiesigen Universität, Geheimer Re⸗ gierungsrat Dr. Sering ist zum Mitgliede des Königlichen Statistischen Landesamts im Nebenamte ernannt worden.

Bekanntmachung.

Die durch meine Verfügung vom 28. September 1916 gegen die Frau Kaufmann Regowski in Lissewo ausgesprochene Unter⸗ sagung des Handels mit Lebens⸗ und Bedarfsmitteln jeder Art habe ich zurückgezogen.

Culm, den 6. November 1916.

Bekanntmachung.

Das von mir unterm 3. Juli d. J. gegen den Kaufmann Emil Kaatz hierselbst, Alexanderstraße 54, jetzt Wehlauerstraße 3, erlassene Verbot des Handels mit Leder jeder Art, insbesondere auch mit Lederabfällen, habe ich mit Wirkung vom 15. d. M. ab wieder aufgehoben.

Berlin, den 11. November 1916.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bestimmungen in § 1 der Bekanntmachung vom 23. September 1915 zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RGBl. S. 603) ist dem Lumpenhändler Philipp Levy in Schönlanke wegen Unzuverlässigkeit die Ausübung des Handelsgewerbes, und zwar des Lumpenhandels, unter⸗ sagt worden. Czarnikau, den 14. November 1916 Der Landrat. Rauschning.

Bekanntmachung.

Der Milchhändlerin Karoline Möller, geb. Blum, ge⸗ boren am 1. Dezember 1854 in Oberrombach, wohnhaft in Frankfurt a M., Frankenallee 65, Geschäftslokal ebenda, wird hierdurch der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, ins⸗ besondere Nahrungs⸗ und Futtermitteln aller Art, ferner rohen Naturerzeugnissen, Heiz⸗ und Leuchtstoffen sowie jegliche mittelbare oder unmittelbare Beteiligung an einem solchen Handel wegen Unzuverläfsigkeit in bezug auf diesen Gewerbe⸗ betrieb untersagt. 8

Frankfurt a. M., den 14. November 1916.

Der Polizeipräsident. J. V.: von Klenck

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. 8 Preußen. Berlin, 16. November 1916.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Voll⸗ sitzung, vorher hielten der Ausschuß für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Ver⸗ kehr und für das Seewesen, die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Handel und Verkehr sowie der Ausschuß

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für Justizwesen Sitzungen.

Der österreichisch⸗ungarische Minister des Aeußern, Baron Burian, ist gestern, wie „W. T. B.“ meldet, begleitet von dem Botschafter von Merey und dem Grafen Hoyos, von Wien hier eingetroffen.

Die wachsende Bedeutung des Luftkrieges hat es laut Meldung des „W. T. B.“ erforderlich gemacht, die gesamten Luftkampf⸗ und Luftabwehrmittel des Heeres im Felde und in der Heimat in einer Dienststelle zu vereinigen. Der einheitliche Ausbau und die Bereitstellung dieser Kriegsmittel ist einem „Kommandierenden General der Luftstreitkräfte“ übertragen worden. Mit der Wahrnehmung der Geschäfte eines Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte ist Generalleutnant von Hoeppner, bisher Führer einer Reserve⸗ division, beauftragt worden.

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Auf Veranlassung des Kriegsernährungsamts für Oele und Fette hat der Präsident des Kriegsernährungsamts, wie W. T. B.“ mitteilt, die allgemeine Durchführung der Getreideentkeimung angeordnet. Alle Mühlen sollen an⸗ gehalten und verpflichtet werden, die Keime gesondert zu ge⸗ winnen und dem Kriegsausschuß für Oele und Fette, Berlin NW. 7 (Unter den Linden 68a) abzuliefern. Wie die praktische Durchführung gezeigt hat, ist diese Entkeimung sehr wohl möglich. Es können auf diese Weise große Mengen Fett gewonnen werden, das früher für die menschliche Er⸗ nährung ganz verloren ging und auch bei der Fütterung nur

unvollkommen ausgenutzt wurde. Außerdem werden aber auch eiweißhaltige Nährmittel und Futtermittel auf diese Weise erzielt, wodurch gleichfalls ein erheblicher Vorteil für die Volks⸗ ernährung entsteht.

Den Mühlen wird für die abgelieferten Keime eine hohe Vergütung gewährt; aber auch schon aus patriotischen Gründen ist zu erwarten, daß dieser neue Schritt zum siegreichen Durch⸗ halten und zur Verbesserung der Volksernährung auch nach dem Kriege von allen Seiten gefördert wird.

Die Verwendung von Kunsthonig als Streichmittel hat im Laufe des Krieges an Bedeutung sehr gewonnen. Es hatte sich im vorigen Jahre der Kettenhandel ganz besonders auf diese Ware geworfen, so daß Kunsthonig, der von Fabriken zu etwa 35 für 1 Zentner abgegeben wurde, im Zwischen⸗ handel auf 80 und mehr hinaufgetrieben wurde. Der Preis im Kleinhandel kam daher oft auf über 1 das Pfund zu stehen. Sobald die amtliche Bewirt⸗ schaftung des Zuckers sefte fand naturgemäß eine Bindung der Preise für Kunsthonig, der zu vier Fünfteln aus Zucker besteht, statt. Für 1 Pfund in Papierpackung wurde ein Preis von 0,55 bei Abgabe an den, Verbraucher im Kleinverkauf festgesetzt. Da durch die Bindung an diese Vertragspreise aber nicht sämtlicher Kunsthonig getroffen wurde, also eine Kontrolle sehr erschwert war, hat sich das Kriegs⸗ ernährungsamt nunmehr zu Höchstpreisen für Kunsthonig entschlossen. (Bekanntm. d. Stellv. d. Reichsk. v. 11. November RGBl. S. 1271.) Trotz der Steigerung des Preises für Fabrikzucker ist es möglich gewesen, die bisherigen Vertrags⸗ preise zu halten, so daß ein Zentner in der genannten Packung beim Hersteller höchstens 40 ℳ, im Großhandel 44 ℳ, im Kleinverkauf 55 kostet.

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Auf Grund des § 4 des Gesetzes über den Belagerungs⸗ zustand bestimmt der Oberbefehlshaber in den Marken, General⸗ oberst von Kessel, wie „W. T. B.“ mitteilt, für das Gebiet der Stadt Berlin und der Provinz Brandenburg, daß Rotkohl, Weißkohl, Wirsingkohl und Mohrrüben ohne Kraut im Groß⸗ und Kleinhandel vom 18. November 1916 ab nur nach Gewicht verkauft werden dürfen. Die Ware ist dem Käufer auf Verlangen vorzuwiegen. Zuwider⸗ handlungen werden mit Geldstrafe bis zu 100 ℳ, im Un⸗ vermögensfalle mit entsprechender Haft bestraft.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 1264 und 1265 der Deutschen Verlust⸗ listen bei Sie enthalten die 687 preußische Verlustliste, die 94. Marineverlustliste sowie die 317. bayerische und die 497. württembergische Verlustliste.

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Braunschweig. Seine Königliche Hoheit der Herzog Ernst August vollendet morgen sein 29. Lebensjahr.

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Deßsterreich⸗Ungarn.

Der deutsche Botschafter von Tschirschky und Bögen⸗ dorff ist gestern nachmittag, wie „W. T. B.“ meldet, im Sanatorium Löw, wo er Heilung von einem inneren Leiden gesucht hatte, an einer Embolie der Lunge gesto

Großbritannien und Irland.

In der Beantwortung der amerikanischen Note über die sogenannten britischen Schwarzen Listen als willkürliche Einmischung in den Handel neutraler Staaten, die gestern zum Teil mitgeteilt worden ist, bespricht Lord Grey ferner das englische Verfahren, Schiffen Bunkerkohlen zu verweigern, die Waren für Firmen geladen haben, die auf der schwarzen Liste stehen. Er sagt laut Meldung des „W. T. B.“:

Was für ein rechtlicher Einwand kann gegen diese Haltung erhoben werden? Es ist englische Kohle, warum sollte sie zum Transport von Gütern derer benutzt werden, die unseren Feinden tätige Hilfe leisten? Man muß sich auch daran erinnern, daß die deutsche Regierung durch ihren U⸗Bootkrieg versucht hat, die Welt⸗ Tonnage zu verringern. Die U⸗Boote haben unrechtmäßiger Weise ohne Warnung Hunderte friedfertiger Frachtschiffe ver⸗ senkt, nicht nur solche, die den Verbündeten gehören, sondern auch solche der Neutralen: norwegtsche, dänische, schwedische, holländische, spanische und griechische Schiffe, alle sind sie ver⸗ senkt worden. Zwischen dem 1. Junt und dem 30. September 1916 sind 262 Schiffe durch feindliche Unterseeboote versenkt worden. 73 davon waren englische Schiffe, 123 gehörten den Verbündeten und 66 waren neutral. In dieser Zahl sind 10 englische Schiffe ein⸗ begriffen, die ohne Warnung versenkt worden sind, wobei 81 Menschen⸗ leben verloren gingen, 2 Schiffe der Verbündeten, von deren einem 2 Leben verloren gegangen sind, während über die andere Versenkung keine Nachrichten zu erhalten waren, und 3 Schiffe der Neutralen, von denen ein Menschenleben verloren ging. Selbst diese Liste ist unvoll⸗ ständig, wahrscheinlich sind weitere Schiffe ohne Warnung versenkt und noch mehr als die aufgezählten Menschenleben verloren gegangen.

inzugefügt sei, daß da, wo die an Bord Befindlichen mit dem eben davonkamen, dies in der Regel nur dadurch geschah, daß sie sich in offene Boote begaben. Selbst Schiffe, die Ladung im Auftrage der belgischen Unterstützungskommission führten, sind wieder⸗ holt versenkt worden, und trotz der besonderen Erleichterungen, die den für die Kommission tätigen Schiffen bezüglich der Kohlenver⸗ sorgung gewährt werden, ist diese Gesellschaft doch stä dig nicht in der Lage, die Nahrungsmittel nach Belgien einzuführen, die zur Er⸗ haltung des Lebens der Bevölkerung durchaus nötig sind. Kann es daher Wunder nehmen, daß die britische Regierung ängstlich bemüht ist, die Versorgung mit englischer Kohle so zu beschränken, daß, soweit möglich, nur Schiffe Kohle erhalten, die wirklich im Handel für die Verbündeten oder die Neutralen beschäftigt sind?

Lord Grey nimmt schließlich Bezug auf die Besorgnis der Neutralen, daß die tatsächliche Aufsicht über die Transport⸗ mittel, die so in der Hand einer Nation ist, zur Störung des Welthandels zu selbstsüchtigen Interessen dieser Nation benutzt werden könnte, und sagt hierüber:

Die Königliche Regterung ergreift diese Gelegenheit, um zu er⸗ klären, daß sie sich der Verpflichtungen derer wohl bewußt ist, die die Seegewalt haben, und ebenso der überlieferten Politik des briti⸗ schen Reiches, von dem solche Seemacht als Vertrauensamt betrachtet und im Interesse der Freiheit benutzt worden ist. Es bedarf bei ihr keinerlet Vorstellungen, um solche Erwägungen in das Gedächtnis zurückzurufen, aber sie kann nicht zugeben, 2 unter Umständen, wie sie zurzeit bestehen, der gegenwärtige Gebrauch ihrer Kohlenvorräte im eeen. stehe zu ihren Verpflichtungen oder zu ihren freiwilligen

aklärungen.

gebenen Aufklärungen

Zum Schluß spricht Grey die Zuversicht aus, daß die ge⸗ Verdächtigungen zerstreuen und beseitigen

und irrige Ansichten berichtigen würden, die in den Vereinigten Staaten über die Frage in Umlauf seien.

Im Unterhause hob der Handelsminister Runciman im 8. einer Besprechung der hohen Lebensmittelpreise die Wichtigkeit der Transportfrage hervor und kündigte die Ernennung eines Lebensmittelkontrolleurs an.

Wenn die Schiffswerften, sagte Runciman laut Bericht des „W. T. B.“, in voller Tätigkeit wären, könnte England jährlich zwei Millionen Schiffstonnen herstellen, während es sett Beginn des Krieges nur zwei und eine Viertel Million verloren habe. Schritte seien unternommen worden, um den Bau von Schiffen zu beschleuni⸗ gen, und er rechne mit einer Fertigstellung von emer halben Million Tonnen während der letzten sechs Monate dieses Jahres. Der Redner betonte sodann, wie wichtig es sei, daß alle Stellen, die mit Lebensmitteln zu tun hätten, Hand in Hand arbeiten, und kündigte die bevorstehende Ernennung eines Lebens⸗ mittelkontrolleurs an, der große Vollmachten besitzen solle, die ihn in den Stand setzen, Personen, die Lebensmittel verschwenden oder ver⸗ nichten, zu verfolgen, die Zwecke vorzuschreiben, für die Nahrungs⸗ mittel verwendet werden dürfen, die Herstellung gewisser Lebensmittel wie Mehl zu regeln, den Handel und die Verteilung der Waren zu beaufsichtigen, die Vorgänge auf dem Markte zu regeln und den Auf⸗ kauf zu Fekalationezcbecken zu verhindern. Bis zur Ernennung des Lebensmittelkontrolleurs würden diese Vollmachten dem Handelsamt zustehen.

8 Rußland.

Die Duma ist vorgestern nach feierlichem Tedeum in Gegenwart des Kabinetts eröffnet worden. Der Präsident Rodzianko hielt eine Rede, in der er laut Bericht der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ u. a. sagte: „Der Feind ist bereits niedergeworfen, aber er leistet noch mit verzweifelter Erbitterung Widerstand und fühlt seine Niederlage voraus.“ Der Redner forderte dann auf, in diesem Augenblick, da sich der Sieg vorbereite, noch größere Anstrengungen zu machen, um die große Sache der Befreiung der Welt zu einem guten Ende zu führen, und schlug der Duma vor, Rumänien, den neuen Verbündeten, herzlich zu begrüßen. Alle Abgeordneten riefen dem rumänischen Gesandten, der mit dem ganzem diplo⸗ matischen Korps der Sitzung beiwohnte, lebhaft zu und brachten darauf den Vertretern der verbündeten Länder Kundgebungen dar. In seiner Rede fortfahrend, sagte Rodzianko, Rußland werde seine Verbündeten nicht ver⸗ raten und mit Entrüstung jeden Gedanken an einen Sonder⸗ frieden zurückweisen. Der Abgeordnete Schildowsky verlas im Namen des fortschrittlichen Blocks eine Erklärung, in der es heißt, die Duma möge in diesen Tagen der Prüfung

bekräftigen, daß der Krieg zum guten Ende geführt werden

müsse und daß eine andere Lösung unmöglich sei. Zum Schluß sagte der Redner, Rußland hege zu seinen Ver⸗ bündeten, besonders zu dem großen England, tiefes Vertrauen, und richtete einen Gruß an das polnische Volk, das die Freiheit nur in enger Verbindung mit den Verbündeten wieder ge⸗ winnen werde. Der Führer der polnischen parlamentarischen Gruppe Garoussevic las nachstehende Erklärung vor: 8 In dem Augenblick, wo der Keieg im vollen Gang ist, hatten die deutschen Mächte die Kühnheit, das Geschick nicht nur Polens, sondern von ganz Mitteleuropa vorwegzunehmen. Das durch die Deurtsche geschaffene Königreich Polen wird in vielen Beziehungen abhängig sein von den deutschen Mächten. Das polnische Volk wird nich dieser deutschen Lösung der Frage zustimmen, die allen seinen B strebungen widerspricht. Laßt uns kräftig Einspruch erheben. Es war ein Deutscher, der die Teilung Polens betrieb, es ist ein Deutscher, der die historische Notwendigkeit der polnischen Einigung zu verhindern strebt. Die Folgen der deulschen Handlungsweise drohen den wirk⸗ lichen Willen des polnischen Volkes zu entstellen Diese Handlungsweise sucht augenscheinlich einen Zwist zwischen Polen, Rußland und seinen Verbündeten zu erzeugen und in den Augen der zivilisierten Welt die empörende Rekrutierung zu rechtfertigen. Wir sind sicher, so schloß Garoussevic, daß in dieser tragischen Lage das polnische Volk nicht verlassen sein wird, daß das Vorgehen der deutschen Katserreiche nicht ohne Nachwirkung bleiben wird, daß Rußland und die verbündeten Mächte vor der Welt Einspruch erheben werden und daß die polnische Frage in ihrer Gesamtheit gelöst werden wird. 8

Zu dieser Erklärung bemerkt „W. T. B.“, daß es sich offenbar um eine bestellte Arbeit der russischen Regierung handle, die das polnische Volk gebührend einzuschätzen wisse

werde. Türkei.

4 8 8 Das Parlament wurde vorgestern nachmittag in An⸗ wesenheit des Kabinetts, der Würdenträger der Armee, der Führer der deutschen Mission und der Bolschafter vom Sultan mit einer Thronrede eröffnet. Laut Meldung des „W. T. B.“ weist die Thronrede auf di türkischen Siege an den Dardanellen, bei Kut el Amara und in Persien hin, wo die türkischen Soldaten Kermanschah und Hamadan von den Russen befreit hätten und sich Teheran näherten, und sagt: „Eines der Ziele, das wir in diesem Kriege verfolgen, besteht darin, Persien alle Bedingungen für eine von Hemmungen freie Ent⸗ wicklung gewinnen zu sehen. Unsere fein von der Berührung mit dem Vaterlande kämpfenden Truppen im Yemen haben eine englische Armee bis ins Gebiet von Aden zurück⸗ geschlagen. Die Krieger in Tripolis in Afrika, die von unseren dorthin gelangten Offizieren geführt werden, bringen unserem 8 Feind Niederlagen bei.“ Die Thromrede würdigt die Festigkeit des Senussenscheichs Achmed Scharif Pascha und erwähnt ferner die Niederlage der Entente bei der Salonikiexpedition und de Eintritt der Rumänen in den Krieg, die dank dem zermalmenden Vormarsch der Heere der Mittelmächte eine Niederlage erlitten hätten. Sie würdigt außerdem die Tapferkeit der türkischen Truppen, die in Galisten und in der Dobrudscha Schulter an Schulter mit den tapfersten und am besten organisierten Heeren der Welt kämpften. Weiter heißt es in der Thronrede: „Nach der Abschaffung der Kapitulationen hatten wir mit unserem Verbündeten, der deutschen Regierung, die notwendigen Verhandlungen über die Ab⸗

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machungen angeknüpft, die unsere rechtlichen Beziehungen auf den

Grundlagen des europäischen Völkerrechts und des Grundsatzes der Gegenseitigk⸗it regeln sollten. Ich hoffe, daß diese Abmachungen demnächst unterzeichnet und der bohen Versammlung zur Genehmi⸗ gung vorgelegt werden. Ebenso haben wir soeben die Verträge von

Paris und Berlin gekündigt, die im Grundsatz wertlos geworden

waren, nachdem die Signatarmächte ihre allgemeinen und wesent⸗ lichen Bestimmungen zu unserem Schaden allezeit verletzt baben.

Diese Verträge hatten vollkommen ihre Daseinsberechtigung verloren

und dienten nur als Vorwand zur Einmischung in innere Angelegen⸗ eiten.“ Beziehungen zu unseren Verbündeten entwickeln sich voll wechselseiltgen Vertrauens und 1-vn. Aufrichtigkeit und ver⸗ stärken sich täglich. Wie ich in meiner

gesagt hatte,

Feinden darin bestehen, den Krieg unter wechselseitiger Hilfeleistung

auf allen Fronten fortzusetzen bis zur Erlangung eines Friedens, der die Entwicklung der eigentümlichen Fähigkeiten und natürlichen Eigen⸗

schaften unserer Länder und Völker gestattet. Unsere Beziehungen zu den neutralen Staaten sind freundschaftlich.“ Ehcatae

Sarrails sein.

45 Minuten Abends.

Die Thronrede fährt alsdann fort: „Unsere politischen

ede im vergavgenen Jahre wird unsere SE Politik gegenüber unseren

Die t das 8

a auf, mit der Einmütigkeit zu arbeiten, die es bisher ge⸗ zeigt habe. Nach der Verlesung der Rede schritt das Parlament zur Wahl des Präsidiums und des Bureaus. Hadji Adil Bey wurde zum Präsidenten, Hussein Dschahid Bey und Achmed Geizi Pascha zu Vizepräsidenten gewählt.

Griechenland. 1“ französische Kriegsminister Roques verlangte dem „Secolo“ zufolge in der Audienz beim König Konstantin, daß entlang der alten griechisch⸗mazedonischen Grenze zur Sicherung der Verbündeten eine neutrale Zone geschaffen werde. ies soll eine der Vorbedingungen fuͤr die Offensive

Mailänder Blätter melden, daß mit der Verbringung

griechischer Truppen nach dem Pelopones die französischen Abteilungen nach und nach wieder Pele s die französisch werden würden. 8

Schiffe zurückgezogen

Amerika.

Nach einer Meldung des „Temps“ ist das Rücktritts⸗ gesuch des kanadischen Kriegsministers Hughes angenommen worden.

Infolge des Gerüchts, General Villa habe die Amerikaner in Parral ermorden lassen, wird einer Washingtoner Meldung des oben genannten Blattes zufolge die Lage in Mexiko für sehr ernst angesehen.

Kriegsnachrichten. Hauptquartier, 15. (W. T. B.)

Westen. Nachmittags englische Angriffe beiderseits Ancre, auf Süd⸗

Großes November, 7 Uhr

ufer bereits gescheitert.

Bei Sailly⸗Saillisel und Pressoire wird gekämpft. Siebenbürgen. Eigene Fortschritte auf der Südfront.

Großes Hauptquartier, 16. November. (W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Teilvorstöße der Engländeran der Straße Mailly Serre sowie östlich und südöstlich von Beaumont schei⸗ terten im Handgranatenkampf, stärkere Angriffe gegen Hrandcourt brachen in unserem Feuer zusammen.

Den Franzosen entrissen wir den Ostteil von sel in hartem Häuserkampf. Abends stürmte hannoversche Füsilierregiment Nr. 73 zäh igte französische Gräben am Nordrand des Bierre Vaast⸗Waldes. 8 Offiziere, 324 Mann und

aschinengewehre sind eingebracht.

Bei den gestrigen Kämpfenzim Abschnitt Ablaincourt⸗

eEFssoire ist keine Aenderung der beiderseitigen Linien ein⸗

getreten.

. 8 8 Einem feindlichen Fliegerangriff fielen in Ostende zelgier zum Opfer.

Als Vergeltung für Abwurf von Bomben auf friedliche 1 ringische Orte wurde Nancy in den letzten Tagen von der —ne und aus der Luft beschossen und beworfen. G“

Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des C.er Ten. 8 Prinz Leopold von Bayern.

Am Brückenkopf von Dünhof (südöstlich von Riga) wurde eine angreifende russische Infanterieabteilung zurückgetrieben.

Front des Generalobersten Erzherzog Carl. 1 „Im Südteil der Waldkarpathen lebte die beiderseitige e 8 n der siebenbürgischen Ost front scheiterten östlich des Putna⸗Tales starke russische Angriffe; nördlich von Sulta unternahmen österreichisch⸗ungarische Abteilungen eine Erkundung auf den Mt. Alunis. Bei Sosmezö (am Oitos⸗Paß) blieben rumänische Vor⸗ stöße ohne Erfolg. Die Kampftätigkeit

nördlich von Campul t sich verstärkt; auch an den ch pulung hat sich

. über den Roten⸗Turm⸗ und Szurduk⸗Paß nach Süden führenden Straßen ver⸗ teidigt der Rumäne zäh seinen heimatlichen Boden. Wir machten Fortschritte und nahmen gestern 5 Offziere und über 1200 Mann gefangen.

Balkan⸗Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen. ber Dobrudscha kleine Gefechte vorgeschobener Ab⸗ teilungen. Die rumänische Meldung der Besetzung von Bonascic ist erfunden. An mehreren Punkten der Donaulinie Feuer von Ufer

u Ufer. 1 Mazedonische Front.

Die vorbereiteten neuen Stellungen im Cerna⸗Ab⸗ schnitt sind bezogen. An der Struma Patrouillengeplänkel. Der Erste Generalquartiermeister. 8

Ludendorff.

8

Berlin, 16. November. (W. T. B.) Aus dem Großen Hauptquartier wird uns geschrieben: Der englische Funk⸗ spruch aus Karnarvon vom 13. November 1916, 1 Uhr Vormittags, gibt den Bericht eines französischen Berichterstatters der „Liberté“ vom 11. November über eine Luftschlacht wieder, die über den deutschen Linien bei Bapaume statt⸗ gefunden und mit einem völligen Siege der Engländer geendet habe.

Dieser Bericht ist in allen Teilen glatt erfunden. Der Berichterstatter hütet sich auch, zu sagen, wann diese Luftschlacht stattgefunden haben soll. In Betracht kommen nur der 9. und 10. November, denn vom 4. bis 8. November machten Sturm und Regen größere Luftschlachten unmöglich, während am 11. November starker Nebel⸗ einsetzte, der auch in den folgenden

ööö

Tagen die Fliegertätigkeit behinderte. Am 9. 10. November war die Fliegertätigkeit sehr rege, und es kam zu zahlreichen Luftkämpfen. Es fand aber weder eine größere Luftschlacht statt nach dem Funkspruch sollen 30 britische Flugzeuge an dieser beteiligt gewesen sein —, noch blieben die Briten Sieger; denn unsere Flugzeuge klärten an diesem Tage mit Erfolg bis in die Gegend von Doullens auf. Am 9. November schossen wir hinter den feindlichen Linien sieben, hinter den eigenen Linien vier, am 10. November hinter den feindlichen Linien sechs, hinter den eigenen vier feindliche Flugzeuge ab. Wir verloren an diesen beiden Tagen auf der ganzen Westfront zusammen fünf Flugzeuge.

Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien, 15. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Oestlicher Kriegsschauplatz.

Heeresfront des Generalobersten Erzherzog Carl.

In der nördlichen Walachei wurde der Kampf mit Er⸗ folg fortgesetzt. Die Rumänen ließen 23 Offiziere, 1800 Mann und 4 Geschütze in unserer Hand. Im östlichen Grenzraum und in den verschneiten Waldkarpathen keine besonderen Ereignisse.

8 Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Bei den K. und K. Streitkräften nichts von Belang.

Italienischer Kriegsschauplatz. DDie Lage ist unverändert. Oestlich von Görz nahmen unsere Truppen einen italienischen Graben, machten fünf Offiziere, 475 Mann zu Gefangenen und erbeuteten sieben Maschinengewehre.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Bulgarischer Bericht.

Sofia, 15. November. (W. T. B.) Bulgarischer Heeres⸗ bericht vom 15. November.

Mazedonische Front: Während des ganzen Tages standen die Stellungen in der Ebene von Monastir unter sehr heftigem feindlichen Artilleriefeuer, insbesondere östlich der Eisenbahn. Die kräftigen Angriffe des Feindes scheiterten angesichts des hartnäckigen Widerstandes unserer Truppen. Der Feind, der an einigen Punkten in unsere Stellungen eingedrungen war, wurde vernichtet. Vor der Front eines einzigen unserer Bataillone zählten wir 400 Leichen. Im Cerna⸗Bogen lebhafte Kämpfe. Die bulgarischen und deutschen Truppen zogen sich auf Stellungen nördlich der Dörfer Tepatzki und Tscheghels zurück. An der Moglenafront, im Wardartal, am Fuße der Belasica Planina und an der Strumafront, abgesehen von schwachem Geschützkampf, nichts Wichtiges. An der Küste des Aegäi⸗ schen Meeres näherte sich ein feindliches bewaffnetes Trans⸗ portschiff der Mündung des Flusses Deghiermeskdere südwestlich Marori und schoß ohne Erfolg mehrere Bomben auf die Küste ab.

Rumänische Front: Längs der Donau Geywehrschüsse zwischen den Posten und Artillerietätigkeit. Bei Tutrakan und Silistria sowie in der Dobrudscha nichts Wesentliches. An der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe.

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Berlin, 15. November. (W. T. B.) Die feindliche Presse verbreitet geflissentlich die Behauptung, daß der eegil Dampfer „Angeliki“ durch ein deutsches Unterseeboot versenkt worden sei. Wie wir von zuständiger Stelle erfahren, ist diese Behauptung falsch. Für die Torpe⸗ dierung des Dampfers „Angeliki“ kommt ein deutsches Unterseeboot nicht in Betracht.

Berlin, 15. November. (W. T. B.) Eines unserer Unterseeboote hat am 5. November, 80 Seemeilen westlich von Malta, einen feindlichen Transportdampfer von etwa 12 000 Tons, der von Zerstörern und Fischdampfern geleitet war, durch Torpedoschuß versenkt.

Kopenhagen, 14. November. (W. T. B.) Der dänische Dampfer „Beira“ hat in dem portugiesischen Hafen Brisfham (2) die Besatzung des im Atlantischen Ozean von einem deutschen Unter⸗ seeboot versenkten englischen Dampfers „Merasano“ gelandet.

Stockholm, 14. November. (W. T. B.) Der schwedische Dampfer „Astrid“, der vor dem Kriege als Lustjacht „Saga“ in den Schären Stockholms verwendet wurde, ist von einem deutschen U⸗Boot auf dem Wege von Stockholm nach heeaen. in Finnland versenkt worden. Die Mannschaft ist gorettet.

London, 14. November. (Reutermeldung.) Es wird gemeldet, daß die Dampfer „Bernicia“ und „Corinth“ versenkt worden sind; die Mannschaft des letzteren ist ge⸗ landet. Auch der englische Dampfer „Petroline“ ist verloren gegangen.

London, 15. November. (W. T. B.) „Lloyds“ melden, man glaubt, daß der britische Dampfer „Polpedn“ ver⸗ senkt worden ist.

Wien, 15. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: In den frühen Morgenstunden des 14. laufenden Monats griff eines unserer Seeflugzeuggeschwader die feind⸗ lichen Stellungen von Ronchi, Vermegliano und Doberdo sehr erfolgreich mit Bomben an. Ein feind⸗ liches, das Geschwader angreifendes Landflugzeug wurde in die Flucht gejagt. Flottenkommando.

Parlamentarische Nachrichten.

„Ueber Versuche zur Prüfung der Luftdurchlässig⸗ keit und der Feuerbeständigkeit weicher Bedachungs⸗ arten ist den beiden Häusern des preußischen Landtags vom Minister der öffentlichen Arbeiten unterm 8. Dezember 1911 der erste Teil einer

und Kenntnisnahme

unterbreitet worden (Drucksache Nr. 8 des Hauses der Abgeordneten, 21. Legislaturperiode, V. Session 1912). Nunmehr liegt auch der abschließende zweite Teil dieser Denkschrift vor, in dem wieder zahlreiche Abbildungen die Feuerbeständigkeit usw. weicher Bedachungsarten im imprägnierten und nicht imprägnierten Zustande veranschaulichen.

Die vom Köntglichen Materialprüfungsamt ausgeführten Ver⸗ suche haben gezeigt, daß ein mit einem imprägnierten Strohdache (Gernentzdach) versehenes Haus gegen Wigfeuer nahezu ebensogut geschützt ist wie ein Gebäude mit harter Bedachung, vorausgesetzt, daß das Dach nicht etwa durch Witterungseinflusse angegriffen ist. Gegen Einflüsse dieser Art hat sich allerdings das imprägnierte Strohdach soweit die Beobachtung in einem einzelnen Versuchsfall einen allgemeinen Schluß zulaßt nicht in dem Maße widerstands⸗ fähig gezeigt, wie es erhofft worden war, so daß es zweifelhaft sein kann, ob die Anwendung des imprägnierten Daches in jedem Falle mit den Grundsätzen einer gesunden Wirtschaftlichkeit vereinbar sein würde. Als ungünstige Folge der Imprägnierung kommt daneben die wenig vorteilhafte Wirkung in Betracht, die ein mit Lehm durch⸗ setztes Strohdach auf das Auge des Beschauers ausübt.

Hiernach haben die Versuche keinerlei Gesichtspunkte ergeben, die es notwendig erscheinen lassen könnten, die Anwendung der weichen Bedachung ohne Imprägnterung da, wo sie den örtlichen Verhältnissen nach noch üblich oder ihrer malerischen Wirkung wegen sogar bevorzugt ist, irgendwie zu hemmen. Die bekannten Vorzüge des weichen Daches, insbesondere des Stroh⸗und des noch besseren Rohrdaches sein leichtes Ge⸗ wicht, das eine schwächere Konstruktton des Dachstuhls ermöglicht, die Fähig⸗ keit, Temperaturschwankungen dem Hause nicht unvermitlelt mitzutetilen, d. h. den Dachboden im Sommer kühl, im Winter warm zu erhalten, endlich die Tatsache, daß die Baustoffe fast ganz dem ländlichen Besitz entnommen werden können sprechen nach wie vor für eine Verwendung der von alters her überkommenen Dachdeckungswelse, namentlich für ländliche Wirtschafltsgebäude, soweit es mit den selbstverständlich nicht außer acht zu lassenden Inter⸗ essen der Feuersicherheit vereinbar ist.

Für die nach dieser Richtung zu beobachtenden Rücksichten bieten die unter Ziffer 7 des Erlasses des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 11. Oktober 1909 (Zentralblatt der Bauverwaltung S. 558 enthaltenen Ausführungen die geeigneten Fingerzeige.

EStatistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Nach einer von „W. T. B.“ übermittelten Meldung der „Times“ aus Sydney haben 30 000 Bergarbeiter die Arbeit niedergelegt. Hunderte von Dampfern liegen still, die Woll⸗ auktionen sind eingestellt, weil kein Schiffsraum mehr zu bekommen ist. Die Mehrheit der Bergarbeiter beschloß, über sämtliche Kohle den Boykott zu verhängen, um den Betrieb der Eisen⸗ bahnen und Straßenbahnen zu verhindern. Die Lebensmittelanfuhr ist beschränkt, die Preise schnellen in die Höhe. In einer großen Bergarbeiterversammlung wurde beschlossen, von der Staatsregierung den achtstündigen Arbeitstag zu fordern.

Wohlfahrtspflege.

Kriegspatenschaft.

Die Fürsorge für die Hinterbliebenen unserer im Kampfe für bas Vaterland gefallenen Krieger gehört zu den wichtigsten und vor⸗ nehmsten Aufgaben des deutschen Volkes. Es ist Ehrenpflicht eines jeden Deutschen, dazu betzutragen, daß den Kindern der Gesallenen kein dauernder Schaden erwächst. Die Fürsorge des Vaters, vielfach auch die Liebe der Mutter muß ihnen ersetzt werden. Dieses Ziel kann durch Uebernahme der Krieaspatenschaft erreicht werden, mit der der Vater das Vermächtnis des Gefallenen, seine Kinder zu lüchtigen, an Leib und Seele gesunden Menschen zu erziehen, sich zu eigen macht. In diesen Tagen hat sich in Berlin ein Reichsverband für Kriegspatenschaften gebildet, der die Krtegspatenschaft in die Bahn der persönlichen Fürsorgetätigkeit lenken will. Die Durchführung der vom Reichsverband für Kriegspatenschaften beabsichtigten Bestrebungen hat der auf dem Gebiete der solialen Fürsorge rühmlichst bekannte Arkeitsausschuß der Kriegerpitwen⸗ und Waisenfürsorge in Berlin W. 30, Münchener Straße 49, übernommen. Er will mit Hilfe der örtlichen Fürsorgestellen für Kriegshinter⸗ bliebene Kriegspaten werben, Kriegspatenkinder aussuchen und den persönlichen Verkehr zwischen Kriegspaten und Kriegspatenkind ver⸗ mitteln. Möge jeder, der die Absicht hat, eine Kriegspatenschaft zu übernehmen, sich an die örtliche Fürsorgestelle für Kriegerwitwen und „waisen oder an den genannten Arbeitsausschuß wenden. Sie sind gern bereit, nähere Auskunft zu ertetlen. Ein allgemeiner Aufruf ist in Kürie zu erwarten. Die Schirmherrschaft über den Reichsverband für Kriegspatenschaften hat mit Allerhöchster Genehmigung der preußische Kriegsminister übernommen.

Nach einer Meldung von „W. T. B.“ haben für den Neubau des Altonaer Seemannsheims Herr und Frau Krupp von Bohlen und Halbach 10 000 gestiftet.

Kunst und Wissenschaft. 8

Die Köͤniglich bayerische Akademie der Wissenschaften hat in ihrer vorgestrigen Jahressitzung u. a. zu korrespondierenden Mitgliedern der mathematisch⸗physikalischen Klasse die Professoren Dr. Emanuel Kayser⸗Marburg, Dr. Georg Klebs⸗Heidelberg und zu korrespondierenden Mitgliedern der historischen Klasse die Professoren Dr. Gotheim⸗Heidelberg und Dr. Otto Hirschfeld⸗Berlin ernannt. 8

Literatur.

Von Emil Ermatingers Werk über Gottfried Keller (Leben, Briefe und Tagebücher) liegt der dritte und letzte Band vor (Verlag der T. G. Cortaschen Buchhandlung in Stuttgart und Berlin; 15,50, geb. 18 ℳ, in Ganzl der 28 ℳ). Damit ist eine großzügtge Publikation überraschend schnell abgeschlossen, die, allen wissenschaftlichen Anforderungen genügend, bleibenden Wert besizt und allen unentbehrlich sein wird, die sich mit des großen Schweizers Leben und Schaffen beschäftigen wollen. Der erste Band hatte eine Lebensbeschreidung Kellers gebracht, der die Barchtoldsche zwar zugrunde liegt, die aber nach Anordnung und Verarbeitung des Stoffes doch als völlig selbständige Neuarbeit gelten kann. Der bald darauf herausgegebene 2. Band enthält Kellers Briefe his zum Jahre 1861. Auf beide Bände ist bei ihrem Erscheinen an dieser Stelle eingegangen. Das Jahr 1861 bildete in Kellers Leben einen gewichtigen Markstein. Gottfried Keller hatte nach langem Umbertasten auf verschiedenen Kunstgebieten endgültig seinen Beruf zum Dichter erkannt und die ersten Erfolge als solcher errungen, nun bot sich ihm in der An⸗ stellung als Züricher Staatsschreiber eine gesicherte wirtschaftliche Stellung, die ihm zaeeich die nötige Freiheit zu dichterischem Schaffen gewährte. Mit dem Eintritt in das Staatsamt 93 der dritte Lebensabschnitt des Dichters, der mit dem Jahre 1878, in dem er sein Amt niederlegte, in die Zeit seines Alterns überlethet. Aus diesen beiden Perioden stammen die 384 Briefe, die im vorliegenden Bande mitgeteilt werden. Sie enthalten ebenso reiche Aufschlüsse über Kellers önlichkeit wie über sein 8 Den Abschluß des Bandes dilden drei jedem Benutzer dienli nhänge: knappe, aber reichliche Anmerkungen zum ersten Band (der Lehensdeschreibung), ein Verzeichnis sämtlicher 577 in den Bänden 2 und 3 enthaltenen Briefe, nach den EE zusammengestellt, und ein einheitliches Register u allen drei Bänden. Der vorllegende Band ist mit einer Nach⸗ ildung des bekannten Kellerbildes don Stauffer Bern aus dem Jahre

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Denkschrift mit Abbildungen zur ]

1887 geschmöxr.