1916 / 272 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Nov 1916 18:00:01 GMT) scan diff

stimmung erteilt. Zur Annahme gelangten ferner der Entwurf einer Ergänzung der zum Gesetz übern die Feststellung von Kriegsschäden erlassenen Ausführungs⸗ bestimmungen, der Entwurf einer Bekanntmachung über die Bearbeitung der Volkszählung vom 1. Dezember 1916, der Ent⸗ wurf einer Bekanntmachung über Erhaltung von Anwart⸗ schaften aus der Krankenversicherung, der Entwurf einer Ver⸗ ordnung, betreffend die Prägung von Zehn⸗ und Fünfpfennig⸗ stücken aus Eisen, und der Entwurf einer Bestimmung, be⸗ treffend den Betrieb der Anlagen der Großeisenindustrie. Dem⸗ nächst wurde über die Gewährung von Beihilfen an Gemeinden für Kriegswohlfahrtspflege und über verschiedene Eingaben

Beschluß gefaßt. 6“

Am 15 d. M. ist auf seinem Posten in Wien der Kaiser⸗ liche Botschafter, Wirkliche Geheime Rat Heinrich von Tschirschky und Bögendorff im 59. Lebensjahre an Lungenembolie verschieden.

Geboren in Hosterwitz bei Dresden am 15. August 1858, wurde er im März 1883 als Anwärter für die diplomatische Laufbahn zugelassen und zunächst im Auswärtigen Amte beschäftigt. Im Februar 1884 der Kaiserlichen Botschaft in Konstantinopel als Attaché überwiesen, wurde er im Juli desselben Jahres zur Führung der gesandtschaftlichen Geschäfte kommissarisch nach Athen entsandt und begleitete bald darauf die damals nach Persien abgeordnete außer⸗ ordentliche Gesandtschaft als zweiter Sekretär. Nachdem er im März 1885 zum Legationssekretär bei der neu errichteten Kaiserlichen Gesandtschaft in Teheran ernannt worden war, wurde er sieben Monate später von diesem Posten enthoben und in das Auswärtige Amt einberufen, wo er in der Politischen Abteilung Dienst tat, bis ihm im September 1886 die Stelle des zweiten Sekretärs bei der Kaiserlichen Botschaft in Wien übertragen wurde, die er zwei Jahre bekleidete. Als Legationssekreäur im November 1888 an die Kaiserliche Gesandtschaft in Athen, im Oktober 1890 an die Kaiserliche Gesandtschaft in Bern berufen, erhielt er im November 1893 den Charakter als Legationsrat und über⸗

nahm noch in demselben Jahre den Posten des ersten Sekretärs

bei der Kaiserlichen Botschaft in Konstantinopel, den er im Dezember 1894 mit demjenigen in St. Petereburg vertauschte. Auf letzterem wurde ihm im Dezember 1899 der Titel und Ranga eines außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers verliehen, worauf er als Gesandter im Juli 1900 nach Luxemburg, im November 1901; nach Hamburg ging. Im Januar 1906, unter Verleihung des Charakters als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Ex⸗ zellenz, zum Staatssekretär des Auswärtigen Amts ernannt, wurde ihm im Oktober 1907 der Posten des Kaiserlichen Botschafters in Wien übertragen, auf dem er bis zu seinem Tode gewirkt hat. An preußischen Ordensauszeichnungen besaß er den Königlichen Kronenorden 1. Klasse seit 1906 und das Großkreuz des Roten Adlerordens mit Eichenlaub seit März 1914.

Der Dahingeschiedene hat sich in allen ihm anvertrauten Stellungen durch Hingabe an den Dienst, strenge Pflichttreue und tüchtige Leistungen he vorgetan. Das Auswärtige Amt wird dem bis zum letzten Atemzuge hervorragend bewährten

Beamten stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Am 15. d. M ist in Berlin der Kaiserliche Gesandte z. D. Dr. Johannes Freiherr von Mutzenbecher wenige Tage vor Vollendung seines 62. Lebensjahres nach längerer Krank⸗ heit gestorben.

Er wurde im F bruar 1880 zum diplomatischen Dienst zu⸗ gelassen und zunächst im Auswärtigen Amte beschäftigt. Im März 1881 zu seiner weiteren Ausbildung der Kaiser⸗ lichen Botschaft in St. Petersburg als Attaché zugeteilt, wurde er im Juli 1882 zum Legationssekretär ernannt. Als solcher war er nacheinander bei den Kaiserlichen Gesandt⸗ schaften in Rio de Janeiro, Lissabon und Belgrad tätig. Im Oktober 1887 erfolgte seine Versetzung als zweiter Se⸗ kretär an die Kaiserliche Botschaft in Konstantinopel. Diesen Posten vertauschte er im Januar 1889 mit demjenigen des Legationssekretärs bei der Kaiserlichen Gesandtschaft in Bern. Nachdem er Anfang Januar 1890 zu aushilfsweiser Be⸗ schäftigung in das Auswärtige Amt einberufen worden war, erhielt er im März desselben Jahres den Charakter als Legationsrat und im Dezember die Stelle des ersten Se⸗ kretärs bei der Kaiserlichen Botschaft in Rom. Im Juni 1893 in den einstweiligen Ruhestand versetzt, fand er von Anfang Januar 1901 bis Ende Oktober 1902 im Auswärtigen Amte kommissarische Verwendung, worauf ihm der Titel und Rang eines Ministerresidenten verliehen wurde. Im Februar 1910 rückte er zum Titel und Range eines außer⸗ ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers auf.

Der Verblichene hat sich in allen ihm übertragenen Stellungen durch gewissenhafte Pflichterfüllung und gute Leistungen hervorgetan. Ein Auswärtigen Amt gesichert.

Der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten hat den Re⸗ gierungsbauführern des Hochbaufaches Paul Fehmer und Hellmut von Stegmann und Stein, dem Regierungsbau⸗ führer des Wasser⸗ und Straßenbaufaches Walter Ruoff, dem Reaierungsbauführer des Eisenbahn⸗und Straßenbaufaches Rudolf Schwannecke und dem Regierungsbauführer des Maschinen⸗ baufaches Max Maercker, die im Jahre 1915 die Diplom⸗ prüfung mit besonders günstigem Erfolge bestanden haben, Prämien von je 900 zur Ausführung von Studienreisen bewilligt. 8

Der Paragraph 5 der Verordnung über Höchstpreise für Zwiebeln vom 4. November 1916 (Reichsgesetzblatt Seite 1257) gibt den Landeszentralbehörden die Möglichkeit, mit Zustim⸗ mung des Präsidenten des Kriegsernährungsamts, Aus⸗ nahmen für ausländische Zwiebeln zuzulassen.

Den Landesregierungen ist, wie „W. T. B.“ mitteilt, durch das Kriegsernährungsamt ein Ersuchen dahingehend zu⸗ gegangen, die Ausnahmebestimmung so zu fassen, daß die⸗ jenigen ausländischen Zwiebeln, die durch die Reichsstelle für Gemüse und Obst oder ihre Beauftragten in den Ver⸗ kehr gebracht werden, vom Höchstpreise frei sein sollen. Insoweit die Landespolizeibehörden diesem Ersuchen folgen, wird die Reichsstelle für die von ihr oder mit izre

Genehmigung bereits eingeführten Zwiebeln, auf Antrag

treues Andenken bleibt ihm im

mit ihr zu vereinbarenden Bedinaungen, weiter abzusetzen. Festsetzung dieser Bevingungen wird es sich insbesondere darum handeln, daß ein dem ausländischen Markt angemessener Preis eingehalten und seitens der Kommunalverbände die Garantie übernommen wird, daß eine Verwechselung und Vermischung mit inländischer Ware ausgeschlossen bleibt.

8 b

Die Reichsstelle für Gemüse und Obst bringt nochmal allgemein in Erinnerung, daß seit der Verordnung vom 26. Oktober 1916 der Erzeuger⸗Höchstpreis für Möhren aller Art, also auch für rotfleischige Mohrrüben 4,— beträgt. Ein Hinweis hierauf ist deshalb notwendig, weil sowohl im Groß⸗ wie auch im Kleinhandel für rote Mohrrüben jetzt noch vielfach ein verhältnismäßig hoher Preis gezahlt wird.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 1266 und 1267 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 688. preußische, die 317. bayerische und die 357. sächsische Verlustliste. 8 8

5

16 Oesterreich⸗Ungarn.

Nach der „Korrespondenz Wilhelm“ hält der restliche Katarrh so wie bei früheren gleichen katarrhalischen Affektionen des Kaisers mit Hartnäckigkeit an, wodurch übrigens die gewohnte Tätigkeit keineswegs irgendwie beein⸗ trächtigt wird. Der Kaiser empfing gestern den ersten Oberst⸗ hofmeister Fürsten Montenuovo, die Generaladjutanten General⸗ obersten Paar und Bolfras und den ungarischen Landes⸗ verteidigungsminister Generaloberst Hazai.

Die Leiche des deutschen Botschafters von Tschirschky und Bögendorff wird morgen in der evangelischen Kirche eingesegnet, worauf die Ueberführung nach Dresden erfolgt. Am Montag findet die Beisetzung in der Familiengruft in Hosterwitz bei Dresden statt.

Gestern vormittag erschien, wie „W. T. B.“ meldet, der Generaladjutant, Generaloberst Graf Paar im Auftrage des Kaisers Franz Joseph in der deutschen Botschaft und sprach der Witwe des Botschafters persönlich das Beileid des Kaisers aus. Der Deutsche Kaiser sandte an die Witwe folgendes Beileidstelegramm:

Die traurige Nachricht von dem so plötzlichen Hinscheiden Ihres Gatten hat mich tief erschüttert. Ihnen und den Ihrigen spreche ich zu diesem schweren Verluste meine herzlichste Teilnahme aus. Ich selbst verltere in dem Heimgegangenen einen treu ergebenen Fünn⸗ und Diener meines Haufes, der sich den ihm gestellten

ufgaben stets mit der größten Hingebung gewidmet hat und dem ich ein dankbares Andenken bewahren werde. Möge⸗ Ihnen der Allmächtige in dieser schweren Zeit mit seinem Troste beistehen. Wilhelm I. R.

Beileidstelegramme sandten ferner der König von

Bayern, der König von Sachsen, der Erzherzog Franz , der Reichskanzler Dr. n Bethma Holl⸗

v1 b31XAXX“

In dem gestern erschienenen „Verordnungsblatt für das Generalgouvernement Warschau“ (Nr. 53) wird eine Verordnung veröffentlicht, durch die eine Organisation der jüdischen Religionsgesellschaft im Generalgouvernement Warschau geschaffen wird. Die wesentlichen Punkte sind laut Meldung des „W. T. B.“ folgende:

Die jüduchen Gemeinden werden zu Kreisgemeinden unter einem Verwaltungsrat vereinigt, der auf Grund des Propor⸗ tionalwahlrechts von den Gemeindevornänden gewählt wird. In den Verwaltungsrat delegsert außerdem die staatliche Aufsichtsbehörde drei Mitolieder. An der Spitze der Religionsgesellschaft steht der Oberste Rat. Er besteht aus vierzehn weltlichen und sieben rabbinischen Mit⸗ gliedern. Vter weltliche und zwei rabbtnische Mitglieder werden durch die Staatsverwaltung ernannt, die übrigen werden auf Grund des Proportionalwablrechts von den Verwaltuungsräten der Kreisgemeinden gewählt. Gemeinden, Kreisgemeinden und Oberster Rat haben Korporationsrechte.

Der Fortschritt, den diese Verordnung bringt, leuchtet ein. Es ist vom Standpunkt des modernen Staates unerträglich, daß eine Religionsgesellschaft, der ein erheblicher Bevölkerungs⸗ bestandteil im Lande angehört, vollständig organisationslos dem Staate gegenüber steht. Jetzt wird an die Stelle der Organisationslosigkeit eine übersichtliche und klare Organisation treten, die auch geordnete Beziehungen der Staatsverwaltung zur Religionsgesellschaft ermög⸗ licht. Die Organisation ist auf rein religiöse Grundlage gestelll Das Judentum ist als Religionsgesell⸗ schaft im öffentlichen Recht anerkannt, wie in allen Kulturstaaten. In Form von Kultusgemeinden können sich Gruppen mit besonderen religiösen Anschauungen zusammen⸗ finden. Die Verordnung enthält eingehende Bestimmungen über die Rabbiner. Aufgabe des Obersten Rates wird es sein, für die zurzeit noch vollständig ungenügende Vorbildung der Rabbiner Sorge zu tragen. Von den Rabbinern, die

künftighin zur Anstellung gelangen sollen, wird die Kenntnis

der polnischen Sprache in Wort und Schrift verlangt.

Großbritannien und Irland.

In bezug auf die deutsche Darstellung über den soge⸗ nannten zweiten „Baralong“ Fall hat die Admiralität eine weitere Erklärung erlassen, in der dem „Reuterschen Bureau“ zufolge voller Unwillen gesagt wird, es sei ein für allemal vollkommen unwahr, daß ein Befehl der Admiralität bestehe, wonach es nicht nötig sei, die überlebende Mannschaft deutscher Unterseeboote zu retten. Zur Widerlegung der deutschen Veröffentlichungen in dieser Angelegenheit gibt die Admiralität eine lange amtliche Erklärung des Kom⸗ mandanten des Schiffes, das „U 41“˙ versenkt hat, bekannt. Dieser sagt:

Es sei unwahr, daß er das Boot überrannt habe, in dem sich die Ueberlebenden befunden hätten. Sie seien über Bord gesprungen, als das Schiff sich dem unbeschädigten Boote genähert hätte. Als sie aufgenommen worden wären, seien sie so behandelt worden, wie es die Verhältnisse des Schiffes zuließen. Aus den Schiffsbeständen seien sie mit trockner Kleidung versehen worden. Ein Arzt sei nicht an Bord gewesen, trotzdem seien die Wunden der verwundeten Gefangenen gewaschen und verbunden worden. Sie seien alle mit Matratzen, Kopfkissen und genügend Bettdecken versehen worden. Aerztliche Hilfe ei den verwundeten Gefangenen zuteil geworden, als das Schiff am olgenden Tage im Hafen angekommen wäre. Der deutsche Offizier abe zugegeben, er habe keine Erinnerung daran, auf welche Weise er aus dem Unterseeboot herausgekommen wäre und was er dann getan hätte. Der unverwundete Unteroffizier schien mit seiner Behandlung völlig zufrieden zu sein. Er lächelte immer, wenn man ihn anredete,

Kommunalverbände ermächtigen, diese Zwiebeln, unter näher J und sagte in gebrochenem Englisch. Nicht mehr kämpfen!

iese Darstellung von englischer Seite trägt, wie „W. T. B.“ dazu bemerkt, den Stempel der Unwahrheit an der Stirn; denn, wenn sie wahr wäre, dann hätten die Engländer den Oberleutnant Crompton nach der Schweiz entlassen.

Im Oberhaus sagte der Marquis Crewe in seiner Antwort auf die Bemängelung der Wirksamkeit der Maß⸗ nahmen der Admiralität gegen feindliche Unterseeboote laut Bericht des „W. T. B.“:

Die Admiralität habe in der Zerstörung von Unterseebooten ent⸗ schieden Erfolg gehabt, und trotz der größten Schwierigkeiten infolge der vermehrten Größe, der schwereren Bewaffnung und der stärkeren Wände der neuen Unterseeboore wäre es ein Irrtum anzunehmen, daß nicht auch diesen gegenüber Erfolge erzielt worden wären.

Der Minister Bonar Law erklärte im Unterhause auf eine Frage des Abgeordneten Mason, ob eine Debatte über die Beendigung des Krieges und die Vorschläge des deutschen Reichskanzlers stattfinden könne, obiger Quelle zufolge:

Ihm sei nicht bekannt, daß der deutsche Reiche kanzler Friedens⸗ bedingungen vorgeschlagen habe, die nicht auf der Anerkennung eine s deutschen Sieges beruhten, und er sei überzeugt, daß die überwiegen de Mehrheit des Hauses mit ihm übereinstimme, daß eine solche Er⸗ im gegenwärtigen Augenblick keinem nützlichen Zwecke dienen önnte.

Die Verlustlisten vom 13., 14. und 15. enthalten die Namen von 115 Offizieren (54 gefallen, die Mannschafts⸗ verluste sind nicht angegeben), von 68 Offizieren (30 gefallen) und 3000 Mann und von 85 Offizieren

Frankreich.

Die Abgesandten der verbündeten Regierungen haben der „Agence Havas“ zufolge gestern nachmittag in Paris am Quai d'Orsay ihre letzte Versammlung abgehalten. An ihr nahmen die Vertreter der verbündeten Generalstäbe teil, deren Unterredungen im französischen Großen Hauptquartier am Vormittag zu Ende gegangen waren.

In der vorgestrigen Sitzung der Deputiertenkammer wurde die Vorlage, betreffend Kohlenv erteilung und Regelung der Kohlenpreise, behandelt.

Aus den Ausführungen des Ministers der öffentlichen Arbeiten Sembat geht laut Meldung des „W. T. B.“ hervor, daß England monatlich nur zwei Millionen Tonnen einführen kann, während vier Millionen verlangt werden. Für die französischen Eisenbahnen besteht zurzeit ein Reservebestand von annähernd 800 000 Tonnen, was ungefähr den Monatsbedarf deckt. Der Abgeordnete Augagneur stellte fest, daß 24 Millionen Tonnen von England eingeführte Kohlen nicht genügen könnten und daß die Kohlenkrise viel mehr durch den Kohlenmangel als durch die Transportkrise verursacht worden sei. Der Minister Sembat erwiderte, die französische Re⸗ gierung beschäftsge sich fortwährend mit der Frage, allein in England sei die Kohlenforderung infolge der Einberufungen zurückgegangen. Augagneur bemerkte darauf, daß infolge der ungenügenden Kohlen⸗ einfuhr eine Rationierung der Kohlenabgabe an die Industrie nötig werde.

Im Anschluß an die Aussprache wurden die ersten sechs Artikel der Vorlage angenommen.

Im Hinblick auf die neuen Verhältnisse in Polen hat der Ministerpräsident Stürmer dem „Rußkoje Slowo“ zu⸗ folge am 7. November mit dem englischen Botschafter Buchanan und dem französischen Botschafter Paléologue eine längere Konferenz abgehalten.

Die „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ verbreitet folgende amtliche Kundgebung:

Die deutsche und österreichtsch⸗ungarische Regterung haben die zeitweilige Besetzung eines Teiles des russischen Gebtetes durch ihre Heere dazu benutzt, die Trennung der polnischen Gegenden vom russischen Reiche und ihre Umwandlung in einen unabhängigen Staat feierlich zu verkünden. Unsere Feinde verfolgen offensichtlich den Zweck, in Russisch Polen Rekruten auszuheben, um ihre Heere zu ergänzen. Die Kaiserliche Regierung erblickt in diesem Akt Deutschlands und Oesterreich⸗Ungarns eine neue schwere Verletzung der grundlegenden Grundsätze des Völkerrechts, die verbteten, daß die Bevölkerung der militärisch besetzten Gebiete g zwungen werde, die Waffen gegen das eigene Vaterland zu brauchen. Sie betrachtet diesen Akt als null und nichtig. Rußland hat sich schon zweimal seit dem Ausbruch des Krieges über das Wesentliche der polnischen Frage ausgesprochen. Seine Absichten umfassen die Schaffung eines Gesomtpolens, das alle polnischen Gebiete in sich begreift und das bei Kriegsschluß das Recht haben wird, frei sein nationales, kulturelles und volkswirtschaft⸗ liches Leben auf die Grundlagen der Selbstverwaltung unter dem Szepter der russischen Herrscher zu stellen und das den Grundsatz der Staatseinheit bewahrt. Diese Entschließung unseres erhabenen Herrn bleibt unerschütterlich.

Die diplomatischen Vertreter Rußlands sind obiger Quelle zufolge angewiesen worden, den Regierungen, he sie beglaubigt sind, nachstehenden Protest zu über⸗ reichen:

. Ich bin von meiner Regierung beauftragt, folgendes zur Kenntnis Eurer Exiellenz zu bringen: In Mißachtung des Völkerrechtes haben die deutschen und österreichisch⸗ungarischen Milttärbehörden in Warschau und Lublin soeben eine Kundgebung erlassen, wonach die russischen Provinzen von Polen künftig einen gesonderten Staat bilden sollen. Die Kaiserlich russische Regterung erhebt Einspruch gegen diesen Akt, der eine neue Verletzung internationaler Verträge darstellt, die feier lich von Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn beschworen sind, und ertlärt ihn für null und nichtig. Ich stelle fest, daß die Provinzen des Königreichs Polen nicht aufgehört haben, einen integrierenden Bestand⸗ teil des russischen Reiches zu bilden, und daß ihre Bewohner durch den Eid der Treue, den sie Seiner Majestät dem Kaiser, meinem erhabenen Herrn, geschworen haben, gebunden sind.

Der Reichsrat hat seine Sitzungen wieder auf⸗ genommen, die der Präsident Golubew mit einer Rede er⸗ öffnete, in der er sagte, daß alle Gedanken der Nation und alle ihre Anstrengungen sich auf die nationale Verteidigung richten müßten. Hierauf kam die Polenfrage zur Erörterung.

Das Reichsratsmitalted Schebeko verlas eine Erklärung, in der er sagte, die blutigen Hände des uralten Feindes Polens reichten ihm etzt eine falsche Unabhängigkeit dar, aber das polnische Volk werde

ch durch ein so unwürdiges Spiel nicht betrügen lassen, und die polnische Frage werde durch Rußland und seine Verbündeten gelöst werden. Das Reichsratsmitglied Schtscheglowitow erklärte im Namen der Rechten des Reichsrats, es gebe keine Worte, der Entrüstung Ausdruck zu verleihen, die man bei dem Anblick der schmerzlichen Prüfung empfinde, die der grausame und olles Heilige verachtende Feind Polen auferlege. In diesen Tagen der Prüfung müsse der ritterliche Aufruf, den der Genera⸗ lissimus auf Anordnung des Kaisers am 14. August 1914 an die

olen gerichtet babe, hell in den Herzen der Polen widerstrahlen, die

ch im feindlichen Lager befinden. Damals ertönte der erste wirkliche Aufruf, der die Polen aufforderte, sich unter dem Zepter des rus schen Zaren zu einen. Die Ereignisse des ersten Kriegsjahres hätten die Re⸗ drganisation Russisch⸗Polens unmöglich gemacht. Trotzdem habe beim Kanonendonner Polen auf Anordnung des Kaisers die elbstverwaltung

der Gemeinden erhalten. Die Polen müuͤßten jed

(27 gefallen) und 1

8 Rußland. E

Herzen bannen, daß ihre Weedererstehung absichtlich verzögert worden sei. Die von den deutschen und österreichtschen Generalgouverneuren verkͤndete Unabhängigkeit sei für die Poleu ein Weg zum Grabe, ein Weg, den sie noch in einem Blutstrom durchmessen müßten. Ihr

ik liege in den Händen Rußlands, des angestammten

erteidigers der Slaven. Die Lösung der polnischen Frage könne nur aus der großmütigen Güte des russischen Zaren hervorgehen. Aadere Redner drückten sich ähnlich aus. Am Schlusse der Sitzung gab der Minister des Inneren Protopopoff im Namen der Regierung eine Erklärunga zu den über die Polenfrage gehaltenen Reden ab. Protopopoff sagte, die Regierung bleibe jetzt wie früher unverändert auf der Grundlage des Aufrufes des Generalissimus und der 1915 vom ehemaligen Ministerpräsidenten Goremykin gehaltenen Rede. Die Regieruag stütze sich ebenso sicher auf diesen Aufruf, als das Blur der solzen Völker einzig auf dem Felde und einzig für die heilige Sache der Verteidigung der In⸗ tegrität des Zarenreiches gegen den Anschlag eines grausamen keine Freiheit und Gerechtigkeit kenne, vergossen worden sei.

Einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ zufolge sind am 14. d. M., als die Duma sich wieder versammelte, 70 Mitglieder des fortschrittlichen Blocks, der auch Nationalisten, Oktobristen und Kadetten einschließt, aus dem Blocke ausgetreten, weil er nicht scharf genug gegen die diktatorischen Vollmachten Einspruch erhoben habe, die der Minister des Innern sich in der Lebensmittelfrage an⸗ gemaßt hätte. 1 Niederlande.

Die Zweite Kammer hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in der Debatte über die Verfassungsrevision den Artikel angenommen, demzufolge Frauen in die Generalstaaten gewählt werden können. Das aktive Frauenwahlrecht war vorgestern verworfen worden.

Die holländischen Dampfer „Rembrandt“ und „Soerakarta“, die in Amsterdam beziehungsweise Rotterdam angekommen sind, haben ihre Post in E d zurück lassen müssen.

Schwedben.

Der schwedische Gesandte in Berlin hat nach einer Meldung der „Berlingske Tidende“ von seiner Regierung den Auftrag erhalten, gegen die Aufbringung des schwedischen Dampfers „Rhea“, der in der Küstenfahrt zwischen Göte⸗ borg und Stockholm verkehrte, Einspruch zu erheben. Ueber die Aufbringung ist eine Untersuchung eingeleitet worden. Die Reederei des Dampfers erklärte, sie sei verhindert mitzuteilen, ob der Dampfer auf schwedischem Hoheitsgebiet aufgebracht wurde oder nicht. .“

Norwegen.

Die Verhandlungen, die länger als ein Monat in England zwischen englischen maßgebenden Persönlich⸗ keiten und Vertretern der norwegischen Importeure und des norwegischen Staates geführt wurden, sind jetzt abgeschlossen. Das „Morgenbladet“ teilt mit, daß laut Auslassungen des Proviantierungsdirektors Pedersen Einfuhr⸗ übereinkommen abgeschlossen worden seien für Getreide, Kolonial⸗ waren, Fettwaren und Futterstoffe; außerdem sei die Frage bezüglich der staatlichen Einfuhr geregelt. Die Uebereinkommen gelten für ein Jahr vom 1. Oktober ab und seien schon in raft getreten; die Einfuhr finde jetzt regelmäßig statt.

b Türkei.

Die Beiruter Blätter veröffentlichen eine amtliche Mit⸗ B eilung des Oberkommandos der 4. Armee, wonach das Kriegs⸗ gericht in Aleppo Hussein Kemal Pascha, der sich zum Khediven und dann zum Sultan von Aegypten erklärt hat, in Anbetracht dessen, daß er einen Bestandteil des türkischen

aiserreichs unter fremde Herrschaft stellte, in contumaciam zum Tode verurteilt hat, und daß dieses Urteil bereits

durch Kaiserliches Irade bestätigt worden ist.

8 2 2* 2 . Berichtigend wird vom „W. T. B.“ gemeldet, daß der neugewählte Vizepräsident der türkischen Kammer Feizi

Eine Depesche der „Associated Preß P

meldet, daß dort aus Chihuahua die Nachricht eingegangen der deutsche Konsul in Parral, Edgar Koch, sei entweder getötet worden, oder er werde von den Räubern Villas in der Nähe von Santa Rosalia gefangen gehalten, um ein Lösegeld zu erpressen.

Auf nördlichem Ancre⸗Ufer ist Kampf bei Beaucourt im Gange. „An siebenbürgischer Südfront erfolgreiches Vor⸗ ringen. Vom Balkan bisher nichts Neues.

Großes Hauptquartier, 17. November.

Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Auf beiden Somme⸗Ufern kam es zu zeitweilig sehr arkem Artilleriekampf. 1 Gegen Abend erfolgte ein englischer Angriff bei eaucourt, dessen Vorbereitungsfeuer auch auf das südliche dneiße mefü übergriff. Er scheiterte ebenso wie ein Nacht⸗ ngriff westlich von Le Sars. Am Wege Flers⸗Thilloy wurden durch das Garde⸗ Grenadier⸗Regiment Nr. 5 bei Säuberung eines Engländer⸗ nestes 5 Maschinengewehre erbeutet. Französische Vorstöße beiderseits von Sailly⸗ Saillisel brachten dem Angreifer keinerlei Vorteil. Am Tage und während der Nacht war die beiderseitige

(W. T. B.)

Fliegertätigkeit rege.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

Die Gefechtstätigkeit zwischen Meer und Karpathen blieb ering 8

Front des Generalobersten Erzherzog Carl. .

Im Gyergyo⸗Gebirge, auf den Höhen östlich des Putna⸗Tales, leistet der Russe unseren Angriffen zähen Widerstand.

An der Grenze östlich von Kezdivasarhely wurde von dem oft bewährten bayerischen Reserve⸗Infanterie⸗ regiment Nr. 19 der Gipfel des Runcul Mr. im Sturm genommen und gegen starke Amngriffe behauptet.

Westlich der Predeal⸗Straße brachen deutsche und österreichisch⸗ungarische Truppen in die rumänische Stellung ein.

Die unter dem Befehl des Generalleutnants Krafft vom Delnensingen südlich des Roten Turm⸗ Passes vordringenden Truppen konnten als Er⸗ gebnis ihrer gestrigen Kämpfe wieder 10 Offiziere und über 1500 Mann als Gefangene zurückführen. An anderen Stellen der siebenbürgischen Front wurden außerdem über 650 Rumänen gefangen und 12 Maschinengewehre erbeutet. Nach Meldung der Truppen beteiligt sich die rumänische Bevölkerung

am Kampf. Balkan⸗Kriegsschauplaz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.

Bei Stlistria lebhafteres Artilleriefeuer als in den

Vortagen. 1 Mazedonische Front.

Zwischen Malik⸗ und Prespa⸗See, am Westrand der Ebene von Monastir und an den Höhen nordöstlich vom Cegel (im Cerna⸗Bogen) sind neue starke Angriffe der Entente⸗Truppen zurückgewiesen worden.

Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Berlin, 16. November. (W. T. B.) Am 15. November Morgens warfen feindliche Flugzeuge Bomben auf die Häfen von Brügge und Ostende. An den Fahrzeugen und Anlagen der Marine wurde kein Schaden angerichtet.

8 6

Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien 8*

16. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet

HOestlicher Kriegsschauplatz. Heeresfront Erzherzog Carl.

Die Kämpfe beiderseits des Schyl und des Olt⸗ (Alt⸗) Flusses schreiten günstig vorwärts. Es wurden über 1200 Gefangene eingebracht.

Nördlich von Campolung und bei Soosmezö wehrten wir starke rumänische Angriffe ab. Nördlich von Sulta unternahmen bösterreichisch⸗ungarische Abteilungen eine Erkundung 25 den Monte Alunis. Südöstlich von Tölgyes blieben russische Angriffe erfolglos. Auf den Höhen von Mestekanesti Vorpostengefechte.

Heeresfront des Generalfeldmarschalls

Prinz Leopold von Bayern.

Bei den österreichisch⸗ungarischen Truppen keine Kampf⸗ handlungen von Belang.

Italienischer Kriegsschauplatz. 8

Die gestern gemeldete Unternehmung östlich von Görz

fortsetzend, eroberten unsere Truppen wieder einen feindlichen

Graben, nahmen 60 Italiener gefangen und erbeuteten 2 Maschinengewehre.

Eines unserer Flugzeuggeschwader belegte die militärischen

Anlagen bei der Station Per La Carnia ausgiebig mit

Bomben. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Keine besonderen Ereignisse. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. vpon Hoefer, Feldmarschalleutnant.

22

Bulgarischer Bericht.

Sofia, 16. November. (W. T. B.) Amtlicher Bericht. Mazedonische Front. In der Ebene von Monastir (Bitolia) rückte der Feind gestern nach vergeblichen Angriffen mit schwachen Infanterieabteilungen vor, die allein durch Feuer zurückgeschlagen wurden. Im Cernabogen dauerte der heftige Kampf den ganzen Tag über an. Durch Gegenangriff warfen wir den Gegner, der sich vorübergehend der Höhe 1212 nördlich des Dorfes Tscheghel zu bemächtigen vermocht hatte, zurück. An der Moglenafront wiesen wir schwache feind⸗ liche Angriffe ab. Auf beiden Seiten des Wardar schwache Artillerietätigkeit. Zwei Versuche des Feindes, unsere vor⸗ geschobene Stellung südwestlich von Dojran anzugreifen, scheiterten. Am Fuße der Belasica Planina und an der Strumafront das gewöhnliche Geschützfeuer.

An der Küste des Aegäischen Meeres Ruhe. 8

Von der rumänischen Front ist nichts von Bedeutung iu metheht..

Türkischer Bericht.

Konstantinopel, 15. November. (W. T. B.) licher Heeresbericht vom 15. November. 8

Unsere Flieger haben mit Erfolg Bomben auf Ge⸗ bäude der Eisenbahn von Kairo geworfen. Nichts von Be⸗ deutung von den übrigen Fronten. 8

Amt⸗

Der Krieg zur See.

Kopenhagen, 16. November. (W. T. B.) Der Kapitän des dänischen Dampfers „Ragnar“ hat seiner Reederei aus Vigo drahtlich gemeldet, daß der Dampfer am 11. No⸗ vember 100 Seemeilen nördlich Finisterre von einem deutschen Unterseeboot versenkt worden sei. Die Besatzung sei gerettet und in Vigo gelandet. Der Dampfer war mit einer Kohlen⸗ ladung von Cardiff nach Marseille unterwegs.

Kristiania, 16. November. (Meldung des Norwegischen Telegrammbureaus.) Der norwegische Vizekonsul in Havre meldet dem Minister des Aeußern, daß der Dampfer „Ull⸗ vang“ aus Haugesund am 14. November versenkt worden

ist. Die Besatzung ist in Rettungsbooten in Havre angekommen. ]

.“

Amsterdam, 16. November. (W. T. B.) Der Dampfer „Midsland“, von Rotterdam nach e wurde von einem racht.

Unterseeboot nach Zeebrügge aufgeb

London, 16. November. (W. T. B.) Lloyds melden: Der spanische Dampfer „Oiz Mendi“ ist versenkt worden; die Bemannung ist gelandet worden. Ferner sind der grie⸗ chische Dampfer „Barbara“ (2381 Tonnen) und der nor⸗ wegische Dampfer „Lekken“ versenkt worden.

Bern, 16. November. (W. T. B.) Das „Echo de Paris“ meldet aus Coruna: Der Dampfer „Leo XIII.“ traf auf dem Meer den verlassenen brennenden norwegischen Dampfer „Gauma“ an, der alsbald sank. Das Schicksal der Besatzung ist unbekannt.

Bern, 16. November. (W. T. B.) Der „Petit Parisien“ meldet, daß die Goelette „St. Nicolas“ versenkt worden ist; die Besatzung ist in Fécamp gelandet.

Haus der Abgeordneten. 38. Sitzung vom 16. November 1916, Nachmittags 2 Uhr.

Am Regierungstische: die Staatsminister Freiherr von Schorlemer und von Loebell.

Präsident Dr. Graf von Schwerin eröffnet die Sitzung um 2 ¼ Uhr mit folgender Ansprache:

Meine Perren, wieder treten wir nach einer mehrmonatigen Unterbrechung unserer Beratungen zu einer neuen Tagung zusammen, und noch immer, nach mehr als zwei Jahren, tobt um uns her der furchtbare Welikrieg, in den wir trotz aller Friedensliebe getrteben wurden. Abermals hat sich in diesen Monaten unserer Vertagung zu unseren alten Feinden ein neuer, der jehnte, gesellt, ist ein mehr als dreißigjähriger Verbündeter der unerschöpflichen Bestechungs⸗ und Erpressungskunst der Ententemächte erlegen. Aber wohl schneller noch als Jtalten wird Rumänien das Strafgericht er eilen und wird dieses Volk den schamlos perfiden Treubruch zu be reuen haben, mit dem es seine ganze nationale Unabhängigkeit aufs Spiel setzte, um sich noch an der Beraubung der vermeintlich unterliegenden Zentralmächte mitbeteiligen zu können. Mit der Auf⸗ wendung geradezu ungeheuerlicher, immer neuer Kriegsmittel haben unsere Feinde unsere Fronten im Westen, Osten und Süden zu durchbrechen versucht. Aber alle diese Anläufe sind restlos an der beispiellos heldenmütigen Tapferkeit unserer herr⸗ lichen Truppen gescheitert (allseitiger Beifall)) wofür ihnen die unvergängliche Dankbarkeit des Vaterlandes gebührt. „Bombenfest“, wie Hindenburg sagt, stehen auch heute noch unsere Fronten im Westen wie im Osten, und bombenfest werden sie bleiben, mögen die Feinde ihr nutzloses Blutvergießen fortsetzen, solange sie wollen. (Beifall.) Immer größere Opfer fordert auch der Wirt schaftskampf von unserem Volk⸗, Opfer nicht nur an Einschränkungen und Entbehrungen, sondern auch der äußersten Anspannung aller Kräfte zur Ueberwindung der unserem vollen Siege noch ent⸗ gegenstehenden Schwierigkeiten. Aber auch diese Opfer werden mit einem, wenn auch stilleren, so doch nicht minder großen und schönen Heldentum als die Blutopfer unserer Helden an der Front von unserem ganzen Volke getragen und weiter getragen werden. (Allseitiger Beifall.) Wenn im vergangenen Jahre unser Durchkommen durch eine besonders ungünstige Ernte bedrobt erschien, so ist in diesem Jahre die Vorratsversorgung unserer Feinde durch einen gewaltigen Rückgang der ganzen Weltproduktion jedenfalls stärker bedroht als die unserige. Fehlt doch, selbst nach englischen Berechnungen, schon heute an dem zur Versorgung der Ententemächte erforderlichen Getreide auf dem Weltmarkt mehr als ein DPrittel, und auch die verbleibenden zwei Drittel ihres Bedarfs hereinzubringen, wird der Entente hoffentlich von unseren U⸗Booten recht sauer ge⸗ macht werden. (Allseitiger lebhafter Beifall.) So haben wir denn in keiner Hinsicht auch nur den Anlaß, uns in der festen Zu⸗ versicht unseres endlichen vollen Sieges auch nur im mindesten er⸗ schüttern zu lassen. (Beifall.) Und so, hoffe ich, werden auch unsere Verhandlungen, die Verhandlungen des preußischen Abgeordneten⸗ hauses, wieder nn von dieser festen Zuversicht und von dem un⸗ erschütterlichen Willen zum Siege getragen sein, der ja gottlob noch heute wie am ersten Kriegstage unser Volk bis auf den letzten Mann erfüllt. (Allseitiger lebhafter Beifall.) Damit treten wir ein in unsere neue Tagung.

In der Zeit seit der Vertagung sind verstorben die Abgg. Pietzker (Fortschr. Volksp.) am 11. Juli, Graf von Wilamowitz⸗Möllendorff (kons.) am 19. Juli in Teheran Dumrath (nl.), als Oberleutnant am 28. Juli gefallen, Dr. Schrock (freikons.) am 4. September, Graf Harrach (kons.) am 5. September. Der Präsident widmet insbesondere dem Grafen von Wilamowitz⸗Möllendorff und dem auf dem Felde der Ehre gefallenen Abg. Dumrath ehrende Worte des ach⸗ rufs; das Haus hat sich zu Ehren des Andenkens der Ver storbenen von den Plätzen erhoben.

Der Abg. Dr. von Campe (nl.) ist infolge seiner Er⸗ nennung zum Landgerichtspräsidenten in Stade aus dem Hause ausgeschieden, inzwischen aber in seinem Wahlkreise wieder⸗ gewählt worden.

Auf der Tagesordnung steht lediglich die erste Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend Abänderung des Artikels 85 der Verfassungsurkunde, und des Ge⸗ setzentwurfs, betreffend die Gewährung einer Ent⸗ schädigung an die Mitglieder des Hauses der Ab⸗ geordneten.

Die ersten Lesungen beider Gesetzentwürfe werden auf Vorschlag des Präsidenten verbunden. 1

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons.): Ein Teil meiner wird die Vorlage ablehnen; alle aber sind der Meinung, daß es zweckmäßig ist, sie debattelos sofort an elne Kom⸗ mission zu überweisen. Ich beantrage demgemäß die Ueberweisung beider Vorlagen an eine Kommission von 28 Mitgliedern.

Abg. Dr. Porsch (Zentr.) schließt sich diesem Antrage an.

Abg. Dr. von Heydebrand und der Lase (kons.): Wir sind in der Sache 5 geteilter Meinung, wollen aber den Wünschen, die Vorlagen sofort der Kommissionsberatung zu überweisen, nicht widersprechen. Damit schließt die erste Beratung der beiden Gesetz⸗ entwürfe.

Die Vorlagen werden einer Kommission von 28 Mitglie⸗ dern überwiesen.

Schluß der Sitzung nach 2 ½ Uhr. Nächste Sitzung Freitag, 3 Uhr. (Kleinere Vorlagen, Beratung des noch zu erwartenden Antrages aller Parteien, betreffend Gewährung von Teuerungszulagen für Beamte usw.)

*) Ohne Gewähr.