1917 / 3 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 04 Jan 1917 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (GS. S. 152) wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis ebracht, daß ein im laufenden Steuerjahre zu den Kommunal⸗

abgaben einschätzbarer Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1915/16

bei der Gernrode⸗Harzgeroder Eisenbahn bezüglich ihrer in Preußen belegenen Strecke nicht erzielt worden itst. Magbeburg, den 29. Dezember 1916. 8

Der Königliche Eisenbahnkommissar. Som mer.

Atannimnachnn g.

Der Brandenburg⸗Berliner Viehhandelsverband macht hiermit bekannt, daß nach den neuen Satzungen vom 4. De⸗ zember 1916 jeder Handel, mithin auch solcher mit Ferkeln und Läuferschweinen im Gewicht unter 30 kg, nur Händlern gestattet ist, welche im Besitz einer Ausweiskarte sind. Es werden daher Händler, welche bisher mit Ferkeln und Läuferschweinen im Gewicht von unter 30 kg gehandelt haben, darauf hingewiesen, sofort eine Ausweiskarte beim Ver⸗ band zu beantragen.

Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Anordnungen werden auf Grund des § 17 der Bundesratsverordnung über die Errichtung von Preisprüfungsstellen und die Ver⸗ sorgungsregelung vom 25. September 1915 (RGBl. S. 607) in Verbindung mit der Ausführungsanweisung der Landes⸗ zentralbehörden vom 19. Januar 1916 und auf Grund von §§ 4 und 11 der Satzung vom 4. Dezember 1916 mit Ge⸗ fängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 bestraft.

Berlin, den 2. Januar 1917. Brandenburg⸗Berliner Viehhandelsverband. Der Vorsitzende: Gosling, Regierungsrat.

Bekanntmachung.

Der Händlerin Hedwig Ochmann in Königsbütte O. S. ist we en Ueberschreitung der Höchstpreise für Butter be,w. wegen Unzuverlä sigkeit im Handelsgewerbe der Handel mit Butter untersagt. 1 88

Der Milchhändlerin Anna Schmidt in Königghütte O. S. ist wegen Unz verläffigkeit im Handelsgewerbe der Handel mit Milch untersagt 14“

Königshütte O. S., den 18 Dezember 19160.

Die Polizeiverwaltung. J. V.: Brahl.

Richtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 4. Januar 1917.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Voll⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen, der Ausschuß für Handel und Verkehr sowie die vereiniaten Ausschüsse für Rechnungs⸗ wesen und für Handel und Verkehr Sitzungen.

warenpreise

b Gu achterkommission für Schu weist in emer Bekanntmachung darauf hin, daß bei der Re⸗ vision von Großhandelsgeschäften wiederholt Schuhwaren vorgefunden wunden, bei denen die in §§8 4 und 5 der Bekannt⸗ machung über Preisbeschränkungen bei Verkäufen von Schuh⸗ waren vom 28. September 1916 vorgeschriebenen An⸗

gaben an der Ware fehlten. Die betreffenden Großhändler haben sich dem Revisor gegenüber darauf berufen, daß sie zur Auszeichnung erst in dem Augenblick berufen seien, in dem sie die Ware an den Käufer zur Absendung brächten. Sie haben diesen Standpunkt auf § 5, Abs. 1, Satz 2 gestützt, worin es heißt, daß „die Angaben anzuͤbringen seien, bevor der Verpflichtete die Waren weitergibt“. Wi sich aus § 5, Aos. 1, Satz 1 ergibt, bezieht sich aber dieser Satz 2 lediglich auf Schuhwaren, die aus dem Aus⸗ land eingeführt werden. Durch § 14, Ziffer 2 der Bekannt⸗ machung vom 28. 9. 16 wird mit Strafe bedroht nicht nur der Verkauf oder das sonstige In⸗den⸗Verkehr⸗bringen, sondern auch das Feilhalten unausgezeichneter Schuhwaren. Hieraus geht hervor, daß sich nicht nur strafbar macht, wer ungusgezeichnete Ware weitergibt, sondern auch wer derartige Ware andietet oder im Verkaufslager hält. Bei der Revision von Schuhgroß⸗ und Kleinhandelsgeschäften sind in letzter Zeit auch mehrfach Schuhwaren vorgefunden worden, die vom Hersteller nach dem 25. 10. 16 ohne Anbringung der in §§ 4 und 5 der Bekanntmachung über Preisbeschränkungen bei Verkäufen von Schuhwaren vom 28 September 1916 vor⸗ geschriebenen Angaben versandt worden sind. Es wird darauf hingewiesen, daß sich nicht nur die Hersteller, welche unausgezeschnete Schuhwaren versenden, gemäß § 14, Ziffer 2 der Bekanntmachung strafbar machen, sondern auch die Ab⸗ nehmer, welche derartige Schuhwaren auf Lager nehmen oder zum Kauf anbieten. Die Gutachterkommission, die genötigt ist, derartige Uebertretungen der gesetzlichen Vorschriften zur An⸗ zeige zu bringen, warnt nochmals nachdrücklichst die Hersteller vor der Versendung und die Händler vor der Annahme unausgezeichneter Schuhwaren. Die Händler sind verpflichtet, alle Schuhwaren, die sie beim Aus⸗ packen als unausgezeichnet erkennen, sofort den Herstellern wieder zur Verfügung zu stellen. 1

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8

Die ständigen Bezieher des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ erhalten mit der heutigen Nummer des Blattes fünf Steuer⸗ kursbeilagen, in denen die für die Veranlagung der Besitz⸗ steuer und der Kriegssteuer auf den 31. Dezember 1916 vor⸗ läufig festgesetzten Kurse der zum Handel an deutschen Börsen zugelassenen Wertpapiere verzeichnet sind. Nichtabonnenten des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ können die Steuerkurs⸗ beilagen zum Preise von 30 ₰, ausschließlich der Zustellungs⸗ gebühr, von der Expedition beziehen.

Oesterreich⸗Ungarn. 1 Der Kaiser empfing gestern am Vormittag in der Wiener Hofburg den Marineattaché der deutschen Botschaft, Freiherrn von Freyberg⸗Eisenberg⸗Allmendingen und danach den Generalmajor Prinzen Friedrich zu Schaumburg⸗ Lippe in Audienz. 8 Auf die Neujahrswünsche, die der Oberbefehlshaber des bulgarischen Feldheeres Generalleutnant Schekow an die in den Reihen der bulgarischen Heereskörper kämpfenden öster⸗ reichisch⸗ungarischen und deutschen Offiziere und Soldaten richtete, antwortete der Chef des Generalstabes für die ge⸗ samte bewaffnete Macht Feldmarschall Freiherr Conrad von Hötzendorff, wie „W. T. B.“ meldet, mit folgender Depesche: K scs. ist soeben der Neujahrsgruß Eurer Exzellenz an die im bulgarischen Feldheere kämpfenden österreichisch⸗ungarischen und deuischen Truppen zugekommen. Nehmen Eure Exzellenz für die darin enthaltenen, auszeschnenden Worte meinen ergebensten und kameradschatlichen Dank entgegen. Ich habe Seiner Majestät, meinem Obersten Kriegsberrn und Armeeoberkommandanten von diesem neuen Beweis waffenbrüderlichen Empfindens sofort Meldung erstattet. Die ruhmreiche Führung durch Eure Exzellenz bietet sichere Bürgschaft, daß die bei der bulgartschen Armee eingeteilten önerreichisch⸗ungarischen Kämpfer den Weg des Sieges weiter

5 ““ Freiherr von Conrad, Feldmarschall.

Der österreichisch⸗ungarische Gesandte und bevoll⸗ mächtigte Minister in München, Geheimrat Dr. Ludwig Velics von Laszlofalva, der anläßlich der Krönungs⸗ feierlichkeiten in Budapest weilte, ist gestern abend infolge Ge⸗ hirnschlages gestorben.

In der gestrigen Sitzung des Verwaltunasrats der Boden Kredit⸗Anstalt verabschiedete sich der bisherige Gouverneur Dr. Sieghart mit einer Rede, in der er bezüg lich des Kreditwesens und der Industrie Oesterreichs laut Bericht des „W. T. B.“ u. a. ausführte:

Zur Ueberraschung unserer Feinde, ja der ganzen Welt, baben wir uns nicht nur als finanzk äftiger und wirtschaftsmächtiger, sondern auch besser organisiert und weit organifationsfähiger ermiesen, als die Welt jemals angenommen hatte. Mit Stolz dürsen alle Organe der Bodenkreditanstalt und ihres Konzerns darauf hinweisen, daß sie stets ihre patriotische Pflicht erfüllt haben, wo es galt, staatliche oder ge⸗ metnwirtschaftliche Zwecke und Interessen zu fördern. Sieghaft ge⸗ blieben ist vor allem der bis in die jüngste Zeit vielomstrittene Grundgedanke unserer finanziellen Organi⸗ falion, der Gedanke der siaanziellen Vereinigung der jechnischen K äfte, die Verknüp'ung der Produktionsbetriebe mit den Zirkulattonsmittel⸗ punkten des Kapitals, eine Verknüpfung, die es möglich macht, alle jeweils freigewordenen Mittel sofort auf einen Punkt zu werfen, auf den es ankommt, hier Betriehe aus dem Boden zu stampfen, dort bestehende Betriebe dem stärksten Bedarf gemäß zu erweitern. Spätere Jahre werden darüber richtig urteilen.

; Großbritannien und Irland.

Das neue Kriegskabinett hat dem „Allgemeen Handels⸗ blad“ zufolge angeordnet, daß die Transportarbeiter⸗ bataillone auf 10 000 Mann gebracht werden. Oertliche Kommissionen sollen feststellen, ob in den einzelnen Häfen Mangel an bürgerlchen Arbeitskräften herrscht. Die Kom⸗ missionen werden aus Vertretern der Admiralität, des Kriegs⸗ amts, der Hafenbehörde und der Arbeiter zusammengesetzt sein.

Die Verluste im Monat Dezember betrugen in der Armee 953 Offiziere (250 gefallen) und 39 711 Mann, in der Flotte 69 Offiziere (47 tot) und 2577 Mann. Die Verlust⸗ listen vom 1. und 2. Fäanuar enthalten die Namen von 84 Offizteren (16 gefallen). 2

1 Frankreich. 8

Die Regierung hat nach einer Meldung der „Agence Havas“ beschlossen, einen Vertreter Frankreichs bei der provisorischen Regierung in Saloniki zu ernennen. Ein Vertreter der provisorischen Regierung wird in Paris be⸗ glaubigt werdben.

Rußland.

Der Kaiser hat, der „St. Petersburger Zeitung“ zufolge, die Zuziehung Sasonows zu den Beratungen des Minister⸗ rates über auswärtige Angelegenheiten angeordnet.

—Noch einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ Agentur“ ist der Senator Dobrowolski an Stelle des zurück⸗ getretenen Makarow mit der Leitung des Justizministeriums beauftragt worden.

Niederlande.

Der englische Gesandte Sir Allan Johnstone hat auf eine Anfrage des „Haager Korrespondenz⸗Bureaus“ bestätigt, daß er seinen Posten verlassen wird, und das Bureau zu der Mitteilung ermächtigt, daß sein Abgang keinerlei Veränderung in den freundschaftlichen Beziehungen, die zwischen der britischen und der niederländischen Regierung bestünden

Griechenland.

Der französische, englische, russische, serbische und rumänische Gesandte haben sich nach einer Meldung des „Corriere della Sera“ vorgestern mit den Militär⸗ attachs in Salamis eingeschifft. Der italienische Gesandte Bosdari hatte eine lange Besprechung mit dem Minister des Aeußern.

Vorgestern abend fand in Athen obiger Ouelle zufolge von ungefähr 300 Personen unter Hochrufen auf die Dynastie eine Kundgebung gegen die neue Note der Entente statt. Es kam zu keinem Zwischenfall. Die Note wird zwischen dem König sowie den Milttär⸗ und Zivilbehörden viel besprochen. Innerhalb der Presse und in bürgerlichen Kreisen ist nach der Bekanntgabe der Note eine gewisse Gärung zu erkennen.

Bulgarien. 8

Der Generalissimus Schekom hat anläßlich des Jahres⸗ wechsels an die deutschen, österreichisch⸗ungarischen und türkischen Truppen, die Schulter an Schulter mit den bulgarischen Truppen oder in ihrer Nachbarschaft an den Fronten von Saloniki, in der Drobudscha und Rumänien kämpfen, wie die „Bulgarische Telegraphen⸗Agentur“ meldet, nachstehendes Telegramm gerichtet:

Tapfere Offiziere und Soldaten der deutschen und ungaris en Armee! In dem Augenblick, da das Jahr eatsch ö“ heeelchs neue Jahr anbricht, können wir, bulgarische Offiziere und Soldaten, nicht umhin, diesen Tag vorübergehen zu lassen, ohne mit Darn kbar⸗ keit der Großtaten der verbhündeten deutschen und bösterreichisch⸗

Dankbarkeit schulden wir den deutschen und österreichisch⸗ungarischen Truppen der ersten und der elften Armee und der Donau. die an unsere Seite kamen und Schulter an Schulter mit den bulgarischen Regimentern gegen den gemeinsamen Feind kämpften.

unserem Heimatland, wo sie im Jahre 1916 um ihre Stirne den e wanden. Wir wünschen Euch aufrichtig und herzlich ein glückliches neues Jahr. Unsere Seele ist von dem Segenswunsche erfüllt. Der Allmächtige möge den verhündeten Armeen entscheidende Stege gewähren, um Euch die baldige Rückkehr in Euer Vaterland zu ermöglichen, das Euch erwartet. Unsere Gefühle treuer und ergebener Waffenbrüderschaft werden Euch stets begleiten.

Ruhmresche Offiziere und Soldaten der osmanischen Armee! Heute feiert die bulgarische Armee zusammen mit den deutschen und öster⸗ reichisch⸗ungarischen Truppen den Beginn des neuen Jahres 1917. Bei einem Rückblick sehen wir mit besonderer Dankbarteit die wert⸗ volle Mitarbeit der Kaiserlich osmanischen Truppen im Laufe des Jahres 1916 zur Erreichung des gemeinsamen Erfolges, ganz be⸗ sonders der Erfolge an den Fronten von Saloniki, in der Dohrudscha, sowie nördlich der Donau. Es ist mir eine überaus angenehme Pflicht, im Namen aller bulgarischen Offiziere und Soldaten der besonderen Dankbarkeit für die osmanischen Truppen Ausdruck zu verleihen, welche Schulter an Schulter mit den bulgarischen Truppen den gemeintamen Feind ver⸗ nichteten. Das gemeinsam vergossene Blut gav unserer treuen Waffenbrüderschaft die Weihe, was uns große Hoffnungen auf eine ruhmreiche Zukunft einflößt. Der bisher durchlaufene Weg war

jetzt beginnenden Jahres die verbündeten Truppen gehen werden, um den endgültigen Sieg zu erringen.

Serbien. 5

Aus Anlaß des ersten Jahrestages der Errichtung des Militärgouvernements in Serbien verweisen die „Belgrader Nachrichten“ auf die große Aufgabe, die die öster⸗ reichisch⸗ungarische Militärverwaltung in dem durch den Krieg verwüsteten Lande zu lösen hatte, in dem fast nur Frauen, Kinder und Greise zurückgeblieben waren. Der aufopferungs⸗ vollen rastlosen Arbeit der Militärbehörden sei es indes im abgelaufenen Jahre gelungen, nicht nur die Spuren der Kriegsereignisse nahezu völlig zu beseitigen, sondern in vieler Hinsicht auch neue segensreiche Kulturinstitutionen zu schaffen. Dank den vom Gouvernement ergriffenen energischen Maß⸗ nahmen sei Serbien, dessen Bevölkerung im Jahre 1915 durch Epidemien förmlich dezimiert wurde, heute vollkommen seuchen⸗ frei. Ebenso habe die Militärverwaltung für gründliche Sicher⸗ heit in Stadt und Land gesorgt, besondere Sorgfalt sei dem wirtschaftlichen Gedeihen des Gouvernements sowie der Wieder⸗ belebung von Handel und Industrie gewidmet worden.

Kriegsnachrichten.

Berlin, 3. Januar, Abends. (W. T. B.) In der Dobrudscha sind Macin und Jijila ge⸗ uommen.

Großes Hauptquartier, 4. Januar. (W. T B.)

Westlicher Kriegsschauplatz. Bei Regen und Nebel geringe Gefechtstätigkeit

Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls

Prinz Leopold von Bayern. Nordwestlich von Dünaburg drangen Kompagnien des Oldenburgischen Reserve⸗Infanterie⸗Regiments Nr. 259 über das Düna⸗Eis und entrissen den Russen eine Insel. Ueber 40 Gefangene und mehrere Maschinen⸗

gewehre wurden zurückgeführt. 1

Front des Generalobersten Erzherzog Joseph.

In den Waldkarpathen gelang es russischen Abtei⸗ lungen, sich in der vorderen Stellung nördlich von Mesteca⸗ nesci festzusetzen.

Deutsche und österreichisch⸗ungarische Truppen nahmen nördlich der Ojtoz⸗Straße und beiderseits von Soveja (im Susita⸗Tal) mehrere Höhen im Sturm und hielten sie gegen starke Angriffe der Gegner.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.

Oberhalb von Odobesti (nordwestlich von Foesani) ist der Mileovu⸗Abschnitt überwunden.

Westlich der Buzaul⸗Mündung versuchte starke russische Kavallerie vorzudringen; sie wurde zurückgeschlagen.

Schulter an Schulter haben deutsche und bulgarische Regimenter die hartnäckig verteidigten Orte Macin und Jijila gestürmt. Bisher sind etwa 1000 Gefangene und 10 Maschinengewe hre eingebracht.

Die Dobrudscha ist damit bis auf die schmale gegen

halten, vom Feinde gesäubert. Mazedonische Front. Keine besonderen Ereignisse.

Der Erste Generalquartiermeister. 8 Ludendorff.

Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien, 3. Januar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:

Oestlicher Kriegsschauplatz.

In der Dobrudscha neuerlich Fortschritte. Südlich und westlich von Focsani sind die österreichisch⸗ ungarischen und deutschen Streitkräfte des Generals von Falken hayn bis an den stark verschanzten Milcovul⸗Abschnitt gelangt. Weiter nordwestlich warfen sie den Feind aus Miera zurück.

Am Südflügel der Heeresfront des Generalobersten Erz⸗ herzogs Joseph drangen wir über Negrileci hinaus. Sübd⸗ östlich von Harja und auf dem Monte Falkucanu westlich von Sulta wurden starke Angriffe des Gegners unter schweren Feindverlusten abgeschlagen. Im Mesti canesti⸗Abschnitt vereitelten unsere Sicherungstruppen im Bajonett⸗- und Handgranatenkampf russische Vorstöße.

Bei Manajow östlich von Zloczow brachte eine aus unseren und deutschen Kämpfern zusammengesetzte Sturmtruppe

ungarischen Armecn auf den Schlacht eldern zu gedenken. Besondere

in glücklicher Streifung drei russische Offiziere und 127 Mann ein.

Armen 2

Gar viele von Euch feiern zum zweiten Male das Neujahrsfest in

3. Januar.

ruhmvoll, und dieser Weg ist der einzige, welchen auch im Laufe des 1

Galatz verlaufende Landzunge, auf der noch russische Nachhuten

Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz. Keine bemerkenswerten Kämpfe. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Bulgarischer Bericht. Sofia, 3. Januar. (W. T. B.) Generalstabsbericht vom

Mazedonische Front: In einzelnen Abschnitten der Front lebhafteres Artilleriefeuer. Für uns günstig verlaufene Patrouillengefechte nordwestlich von Bitolia, wobei wir Ge⸗ fangene machten. Zwischen dem Wardar und dem Doiran⸗ see lebhafte Tätigkeit der feindlichen Artillerie. Zwei Kriegs⸗ schiffe beschossen ergebnislos unserc Stellungen bei Orfano.

Rumänische Front: In der Dobrudscha zog sich der Gegner auf die mächtig befestigte Stellung längs der Straße Macin—Jijila —Vacareni zurück. Der Vormarsch gegen diese Stellung dauert fort. Wir hesetzten die Höhe 108 östlich von Jijila. Feindliche Monitore beschossen Tulcea.

Türkischer Bericht.

Konstantinopel, 3. Januar. (W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht vom 2. Januar.

An der Tigrisfront griff der Feind am 31. Dezember einen Teil unserer Stellung an, wurde aber mit schweren Verlusten zurückgetrieben. Seine Verluste werden auf 5 600 Mann geschätzt. An den übrigen Fronten kein Ereignis von Bedeutung.

Der Vizegeneralissimus.

Konstantinopel, 3. Januar. (W. T. B.) Heeresbericht vom 3. Januar. 8— Kein wichtiges Ereignis an den Fronten.

r 8

Der Krieg zur See.

London, 3. Januar. (W. T. B.) „Lloyds“ melden, daß das französische Segelschiff „Aconcagua“ (1313 Bruttoregistertonnen) und der schwedische Dampfer „Goosebridge“ versenkt worden sind.

London, 3. Januar. (W. T. B.) Einer Lloyds⸗ meldung zufolge sind der englische Dampfer „Hoybranch“ (3568 Bruttoregistertonnen) und der norwegische Dampfer „Erica“ (747 Bruttoregistertonnen) versenkt worden.

London, 3. Januar. (W. T. B.) „Lloyds“ melden aus Oporto vom 2. Januar: Der norwegische Dampfer „Mopild⸗ first“ traf in Leixoes ein und landete einundzwanzig Mann der Besatzung des versenkten norwegischen Dampfers „Britannic“ (2289 Br.⸗R.⸗T.). Der englische Dampfer „Bayeraia“ und der norwegische Dampfer „Ellik“ (602 Br.⸗R.⸗T.) sind gesunken. Die Mannschaft des letzteren ist gerettet.

Bern, 3. Januar. (W. T. B.) „Matin“ meldet aus Cherbourg: Von dem den Aufklärungsdienst besorgenden Hilfskreuzer „Rouen“ erging in der Nacht zum Sonn⸗ abend drahtlos ein Hilferuf aus der Zone von Casquet. Der Schleppdampfer „Centaure“ wurde unverzüglich zur Hilfeleistung abgeschickt. Seitdem ist man aber von beiden Schiffen ohne Nachricht geblieben. Torpedoflottillen und Schleppdampfer forschen nach ihrem Verbleib, bisher vergeblich. Drei schwerverletzte Matrosen der „Rouen“ sind aufgefischt worden.

Bern, 4. Januar. (W. T. B.) Die französischen Segler „Quo Vadis“ (109 Bruttoregistertonnen), „Marie Louise“ (168 Bruttoregistertonnen) und „Courlis“ (181 Bruttoregistertonnen) sowie der Fischdampfer „L. R. 2162“ und der Fischkutter „L. 8 1007“ sind durch Unterseeboote versenkt worden.

Wohlfahrtspflege.

Landaufenthalt für Kinder aus den Industriegegenden.

Auf eine Anregung des Bischöflich Münsterischen General⸗ vikarkats hin hatte für die Herbstferien 1916 eine umfangreiche Bewegung eingesetzt, um Kindern, die in der städtischen und in⸗ dustriellen Heimat unter der Knappheit an Lebensmitteln zu leiden haltten, einen Erholungsaufenthalt auf dem Lande zu verschaffen. Teils durch die dafür geschaffene Zentrale in Münster, teils durch unmittelbne Verhandlung von Pfarrei zu Pfarret haben über 12 500 Kinder innerhalb des Bistums Münster Landaufenthalt genoffen. Die Verpflegung der Kinder ist allgemein tadellos ge⸗ wesen und hat bei den Eltern volle Anerkennung und groke Dankbarkeit gefunden. Entgelt ist dafür in keinem Falle gezahlt worden, das war auch grundsätzlich ausgeschlossen. Der Er⸗ nährungszustand eines erheblichen Teiles der Kinder war bei der An⸗ kunft auf dem Lande mangelhaft; Zunahme des Körpergewichts (Zu⸗ nahmen des Gewichts bis zu 16 und 18 Pfund in 5 Wochen!) ist allseitig festgestellt worden. Das Betragen der Kinder in den Ferienorten ist allgemein gut gewesen. So ist auch der Teil der Landbevölkerung, der den Stadikindern mit Besorgnis entgegensah, durch die Erfahrung beruhtgt worden. Das Wohlwollen der länd⸗ lichen Pflegeelrern und ihre Zufriedenheit mit dem Betragen der Kinder zeigt sich auch in der Tatsache, daß über tausend Kinder für längere Dauer auf dem Lande verblieben sind. Wie die „Kölnische Volkszeitung“, der die vorstehenden Angaben emnommen sind, in Nr. 1043 vom 31. Dezember 1916 berichtet, zeigen diese Erfahrungen, daß, wenngleich die Verpflegungsschwierigkeiten auch auf dem Lande zu⸗ nehmen, es doch noch in manchen Familien möglich ist, ein fremdes Kind mitdurchzubringen. MViele Kinder werden, wenn sie in den ungünstigen Ernährungsverhältnissen verbleiben, nicht ohne Störung der Sesund⸗ heit und Hemmung der körperlichen Entwicklung, vielleicht zum Nach⸗ teil fürs ganze Leben, davonkommen. Davor werden die Kinder durch Uebernahme aufs Land hewahrt. Das hoch anzuerkennende Vorgehen des Bistums Mäünster findet bereits Nachahmung; u. a. wollen die oldenburgischen Aemter Cloppenburg und Vechta mehr als 1000 Kinder aus den Kreisen der Schwerarbeiter anfnehmen. Es handelt sich bet dieser Unterbringung von Kindern aug der Industrie um ein Liebes⸗ werk, das zugleich eine volkswirtschaftliche Maßnahme von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist und das allen Landwirten dringend ans ben Fat sei. (Zentralblatt der preußischen Landwirtschafts⸗ ammern.

Von den Deutschen der Ostküste Sumatras ist bei der Weibnochtsfeier 1915 außer der laufenden großen Sammlung zur Lirderung der Kriegenot in der Heimat eine Sondersammlung zu⸗ gunsten der erblindeten deutschen und österreichisch⸗ungartschen Krieger veranstaltet worden, die 17 289,63 erbrachte: ein schöner Beweis

opferfreudiger Vaterlandsliebe 5 g je zur §H 3 Königlich preußischen und dem K. und K. österreichisch⸗ungarischen

isterium zur Verfügung gestellt worden.

Technik.

Krieg

8

8 In einer 4 b Walther von der technischen Hochschale in Dresden und der Dr.⸗Ing⸗

Armin Schuler in der „Zeitschrift für angewandte Chemie“ mit der

Frage städtischer chemisch⸗technischer Untersuchnngs⸗ amter. Zwar besitzen schon die meisten Städte Untersuchungsämter für Nahrungsmittel und vertrauen ihnen gelegentlich auch technische Untersuchungen an, doch würden bei einiger Ausdehnung dieser Zu⸗ weisungen diese Aemter ihrem eigentlichen Zwecke entzogen werden. In erster Linie hätte nach Ansicht der Genannten ein chemisch technisches Untersuchundsamt sich mit den von der Stadt benötigten Bau⸗ materialien, als da sind, Zement, Beton, Kies, Mörtel, Ziegel, Pflastersteine, Asphalt, zu befassen. Weiterhin kämen Fußbodenbelag, Linoleum, Fußbodenöle und andere staub⸗ bindende Mittel, Beleuchtungsmaterialiten, Feuerlöschmittel, Wasser, Ahwässer, Schlamm, Kehricht. in Frage. Schließlich würden sich die Untersuchungen, wenn die Stadt eigene Schlachthäuser und Fleischvernschtungsanstalten oder eine Anlage zur Verwertung der Küchenabfälle besitzt, auch auf Futter⸗ und Düngemittel erstrecken und auch Tinte und Papier würden in den Kreis der Untersuchungen zu ziehen sein. Daneben hätte das Amt auch eine Versuchs⸗ und be⸗ ratende Tätigkeit auszuüben. Die Kosten seien gering zu nennen, im Vergleich zu den Werten, die durch die Tätigkeit eines derartigen Amis geschaffen oder erhalten werden könnten. Am besten hätten sich bis jetzt derartige Untersuchungsanstalten bei den Eisenbahn⸗ verwaltungen bewährt; aber auch einzelne Städte seien bereits im Besitze folcher Einrichtungen und auch hier ist man, wie aus den in der Arbeit von Walthers mitgeteilten Berichten hervorgeht, mit dem Erfolg mehr als zufrieden. Wohl das um⸗ fangreichste technische Untersuchungsamt besitzt die Stadt Charlotten⸗ burg. Aehnliche Aemter sind in Düsselr orf und Neukölln vorhanden. Anfänge dazu finden sich in Magdeburg; in Berlin⸗Tempelhof, und in Spandu ist die Errichtung einer Prüfstelle für Baumaterialten geplant. Um privaten Untersuchungsanstalten nicht unangenehmen Wettbewerb zu schaffen, sollten solche städtische Anstalten Unter⸗ suchungen gegen Gebühren nur ausführen, wenn ein öffentliches Interesse an ihnen besteht, oder jede andere Möglichkeit feblt. Es ist anzunehmen, daß im Frieden weitere Städte, die nur durch die Zeitereignisse daran gehindert wurden, an die Errichtung oder den Ausbau solcher Anstalten gehen werden.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Auf der Königlichen landwirtschaftlichen Akademie Bonn⸗Poppelsdorf beträgt die Gesamtzahl der Studierenden im laufenden Winterhalbjahr 1916/17 nach vorläufiger Feststellung 441 (452), und zwar 422 (416) ordentliche Hörer, 3 (1) außerordentliche Hörer, 16 (35) Gasthörer. Unter den ordentlichen und außerordent⸗ lichen Hörern befinden sich 297 (280) Studierende der Landwirtschaft, 128 (137) Studierende dber Geodäsie und Kulturtechnik. (Die ent⸗ sprechenden Zahlen des letzten Sommerhalbjahrs sind zum Vergleich in Klammern beigefügt.) Von den ordentlichen Hörern des Winter⸗ halbjahrs 1916/17 sind dem Heere eingereiht 299, bei den Organtsationen des Roten Kreuzes tätig 5, aus sonstigen Gründen beurlaubt 42, zusammen 346.

Frankrelchs Weizeneinfuhr.

„L Economiste parlamentaire“ gibt auf Grund jollamtlicher An⸗ gaben über die Weizeneinfuhr Frankreichs in den ersten neun Monaten des Jahres 1916 (verglichen mit jener im gleichen Zeitraum 1915) folgende Zahlen: Es betrug die Einfuhr aus

1916 1915

Doppelzentner

042 92 105 46 632 394 708 4 373 5 405 309 910 72 438 6 619 704 2 456 784 275 319 29 740 717 277 567 122 zusammen 13 858 547 10 921 044.

Der Wert der Weizeneinfuhr belief sich auf 348 620 000 Fr.

England.. Belgien .. Rußland .. Deutschland .. Rauamänien ... 88 Brielsch Indiem . . ... Australiten. den Vereinigten Staaten von Amerika Argentinien. 8 Algerien.. Tunis 1I1“ Freizone.. anderen Ländern

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Verkehrswesen.

Ueber eine neue Verkehrsverbindung Rußlands mit England und Frankreich teist die „Nowoje Wremja“ solgendes mit: Bisher ging der direkte Passagierverkehr zwischen Rußland, Enaland und Frankreich über Torneo Havaranda-- Krylbo—Kriflianta Bergen— Nemcastle. Jetzt hat nach Mitteilung des Agenten des russischen Handelemintsteriums in Kristiania die Huller Dampfschiffs⸗ Transport⸗Gesellschaft mit der Wilson Linie ein Abkommen getroffen, nach dem wöchentliche fahrplanmäßige Dampferfahrten zwischen Hull und Trondhjem eingerschtet werden. Zwischen Trondhjem und Hapa⸗ werden Sonder⸗Personenzüge mit Anschluß an die Dampfer

8 88 Literatur. neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt. Einsendungen sind nur an die Redaktion, Wilhelm⸗ straße 32, zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt. Die Aufgaben der deutschen Flotte im Weltkriege. Von Karl Hollweg, Konteradmiral. 1 ℳ. Berlin SW. I1, Dessauer Straße 13, Karl Siegismund.

Guttentagsche Sammlung deutscher Reichsgesetze Nr. 123: Warenumsatzstempel. Vom 26. Juni 1916. Von Otto Lindemann. 2,50 ℳ. Berlin W. 10, J. Guttentag.

Theater und Musik.

Im Marionettentheater Münchener Künstler wurde gestern die „trogische Geschichte“ in Alexandrinern vom „König Violon und Prinzessin Klarinette“ von August Mahl⸗ mann, mit einem musikalischen Vorspiel von Conrad Scherber, gegeben. König Violon und Prinz Kasimir begehren beide die Prinzessin Klarinette für sich, auch a zur freudigen Ueberraschung beider herausstellt, daß 9221 Violon und Prinz Kasimir Vater und Sohn sind. Umsonst ist das Bemühen der übrigen Träger der Handlung, besonders des Kammerherrn und der Hofdame Kuntgunde, die Katastrophe abzuwenden: die Eifersucht fordert ihre Opfer in Gestalt der drei Hauptpersonen, und die beiden Hinterbltebenen, der Kammerherr und Fräulein Kuni⸗ gunde werden, nachdem sie ihren Klagen über das Geschehene freien Lauf gelassen, zum Schluß ein Paar. Das alles wurde durch die Puppen in ihrer Art auf das natürlichste und drolligste dargestellt, sodaß man der Handlung mit gespanntem Interesse folgen konnte. Denselben, ja einen fast noch beeen Erfolg batte die darauf folgende bekannte komische Oper Die Nürnberger Puppe“ mit der einschmeichelnden, stellenweise drammtisch bewegten Musik von Adam. Die Titelfigur, das lebendig gewordene Werk des

längeren Arbeit beschäftigen sich der Professor Dr. von

enfaltete in Sesfang und Tanz sodfek

Anmut und Grazie, daß der Vortrag an einer bestimmten Stelle wiederholt werden mußte. Das Zusammenwirken der unsichtbaren Kräfte, die die Puxppen mit Leben erfullten, vollzog sich tadellos und machte die Illasion vollftändig. Vortrag und Gesang, nament⸗ lich die Koloraturen der Nürnberger Puppe, verdienten alle An⸗ erkennung, die ihr auch von seiten des Pudblikums nicht versagt blieb.

LEeGwutlters

Im Königlichen Opernbause wird morgen, Fmwitag, „Rigoletto“ mit den Damen Dux. Birkenström, von Scheele⸗Müller und den Herren Kirchner, Schwarz, Habich, Schwegler, Krasa und Funck in den Hauptrartien gegeben. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß. Anfang 7 Uhr.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Goethes „Egmont“ mit der Musik von Beethoven in Szene. In den Haupt⸗ rollen wirken die Damen Conrad, Sussin und Thimig sowie die Perren Pohl, Clewing, Keppler, von Lrdebur, Mühlhofer und Vespermann mit. Spielleiter ist Dr. Bruck. Anfang 6 Uhr.

In dem Friedrich Kayßslerschen derben Lustspiel „Jan der Wunderbare“, dessen Uraufführung in der nächsten Woche im Theater in der Königgrätzer Straße stattfindet, sind in den Hauptrollen die Damen Wut, Diercks, Marba, Branden, die Herren Hartau, Kavßler, Mierendorff, Leopold, Rossert und Kühne beschäftigt. Das Werk w rd von Karl Meinhard in Szene gesett. 8

In gewohnter Weise veranstalt der Chor der Sing⸗ akademie unter der Leitung des Professors Dr. Georg Schu⸗ mann in voriger Woche seine Weihnachtsfeier durch eine Aufführung des „Weihnachtsoratoriums“ von Joh. Seb. Bach. Den kunstgeweihten Raum am Kastanienwäldchen schmückten zwei große, im milden Schein der Kerzen leuchtende Tannenbäume. Die Auf⸗ führung selbst war allen Lobes wert. Offenbar hatte der Dirigent dem zweiten Teile des Werkes eine ganz besondere Pflege angedeihen lassen. Die Chorsätze erklangen in einem rhythmisch belebteren Zeitmaß als sonst und vermochten in dieser Form (es wurde auch verständig gekürzt) stark zu fesseln. Nie wirkte das „Ehre sei Gott in der Höhe“ gewaltiger, nie erklangen die C horalsätze inniger, voll schwellenden Wohllauts, nie wurde der Chor: „Herrscher des Himmels“ sieghafter zu Gehör gebracht als diesmal. Die Soli waren in bewährten Händen: Richard Fischer war ein trefflicher Evangelist, ClaraSenius⸗Erler sang mit edler Tongebung die bestrickende Echo⸗ Arie, von Käthe Schmidtwirksam unterstützt, und auch Paula Werner⸗ Jensen sowte Hjalmar Arlberg hatren in ihren Partien schöne Momente. Das ausverkaufte Haus lauschte in andächtiger Stimmung. Das V. Sympboniekonzert der Königlichen Kapelle unter des Generalmusikdirektors Dr. Richard Strauß Leitung war, der alljährlichen Gepflogenhett entsprechend, nur Beethoven gewidmet. Der Solist des Abends, der Königliche Konzertmeister Leopold Premyslaw, spielte mit hervorragender Künstlerschaft des Meisters unrergängliches Violtnkonzert. Ganz berückend war der gesangreiche Ton seines Instruments im Larghetto des zweiten Satzes. Auch di Wiedergabe der berühmten Kadenzen Joachims zeugten von hoe entwickeltem Können. Den Schluß des Abends bildete, vollendet gespielt, die Eroica⸗Symphonie. Der Luis enstadt⸗Kirchenchor gab in der gleichnamigen Kirche unter der umsichtigen Leitung Jo⸗ hannes Stehmanns emn Weihnachtskonzert, in dem alte und neue mehrstimmige Kirchenchöre stilgerccht und mit künstlerischem Empfinden vorgetragen wurden. Die aus⸗ gezeichnete Geigerin Lisa Heckenbach, die für den in letzter Stunde behinderten Cellisten Liebermann eintreten war, und der bestens bekannte Organist Walter Drwenski brachten durch ihre solistischen istungen angenehme Abwechslung in das gut gewählte Programm. Das bemerkenswerteste Solistenkonzert der Wethnachts⸗ woche war umwerfelhaft ein Arien⸗ und Liederabend, den die Koloratur⸗ sängerin der Münchener Hofoper Marta Ivogün mit dem Phil⸗ harmonischen Orchester unter Camillo Hildebrands Leitung im Beethovensaal gab. Die junge Känstlerin, die mit einer his in die Höhen der dreigestrichenen Oktave rein und weichklingenden Stimme begabt ist, hat sich schnell die Bunst der Berliner zu erobern verstanden. Wie ein hell leuchtender Stern ist sie plötzlich am Ge⸗ sangshimmel erschtenen. Bei ihrer Jugend, ihrem Konnen und ihrer Stingfreudigkeit wird sie gewiß noch ganz Großes erreichen. Ob sie in der Arte „Ach ste stirbt, meine Hoffnung“ den Mozartstil meisterte, ob sie in der Wahnsinnsszene aus Dontzettis „Lucia von Lammermoor“ mit den Silbertönen der Flöte wetteiferte oder in Johann Strauß⸗ „Geschichten aus dem Wiener Wald“ ihre Stimme im Walzertakt dahinschweben ließ, immer bot sie Bewundernswertes. In einer Reihe zum Klavier (Wilbelm Scholz) gesungener Lieder von Schubert sowte von Pfitzner und Leo Blech zeigte sie aber auch, daß sie nicht nur im Technischen Meisterin, sondern auch eine Vortrogskünstlerin von Ge⸗ schmack und Empfindung ist. Der sonst durchweg b wiesene gute Geschmack hätte sie aber davon abhalten müssen, Chopins von Testi für Gesang verballborntes Nocturne in ihr Programm aufzunehmen. Einen vollen Genuß gewährte ein im Beethovensaal veran⸗ stalteter Kammermusikabend tes Wendling⸗Quarretts (Karl Wendling, Hans Michaelis, Phnipp Neeter, Alfred Saal), das sich mit seinen guten Leistungen unsern bekannten gleichartigen Vereinigungen an die Seite stellen kann. Dem schwermütigen Reger sowohl wie dem ernsten Brahms und dem heiteren Haydn wurden die Ausführenden in allen Teilen gerecht. In einem „Theodor⸗Streicher⸗Abend“, der in demselben Saal statt⸗ fand, lernte man in dem Veranstalter, der sich der Mitwirkung der Violinistin Gertrud Steiner⸗Rothstein, des Bratschisten Robert Könecke und des Cellisten Fritz Becker versichert hatte, einen gewandten Tonsetzer kennen, dem die Musik Herzens⸗ sache ist. Besonders gut liegt ihm die Stimmungsmalerei des lyrischen Liedes. Die ausführende Sängerin Inah Galli trug seine Lieder mit Geschmack und Verständnis vor. Das mir wirkende Trio spielte mit Hingebung ein zierliches, als Hausmusik bezeichnetes Werk („Menuett und Gavotte“) des Konzertgebers Der bekannte Pianist Egon Petri gab unlängst einen Klavier abend im Beerbovensaal, dessen Vortragsfolge neben Werken von Berethoven und Lifzt einige Bearbeitungen Busonis aufwies. Petr ist ein starkes Spieltalent, dem alles Technische mühelos gelingt. Da der junge Künstler im Vortrag und in der Behandlung des Ton allzu stark von Busoni heeinflußt erscheint, ist ein Umstand, der woh mit dem Erstarken einer eigenen Geschmacksrichtung mehr schwinden wird. Die Bearbeitungen Indianischer Volksmelodien, von Buson mit einem erstaunlichen Aufwand barmonischer und technischer Schwierigkelten gesitzt, wirkten mehr verblüffend als innerlich interessterend. Am günstigsten zeigten sich die pianistischen Fähig keiten Enon Potris in einigen Stücken aus den Lisztschen Années de pélerinage“, die, klangschön und technisch meisterhaft gespielt, voll zur Wirkung gelangten. Auch Paul Goldschmidt hat sich als Klavierkünstler einen beachtenswerten Namen erworben. Er verbindet großes technisches Können mit feinem Sinn für das Musikalische. So wußle er seinen „Schuma n. Brahms⸗Abend“ sehr anregend zu ge⸗ stalten. Er bringt für beide Kompontsten Leichtigkeit des Anschlags und Größe und Kraft des Ausdrucks mit. Nur Schumanns „Carnavil“ hätte man sich zarter und mit weniger Kraftaufwand dargeboten gewünscht. Ludwig Wüllner, der jetzt seitener singt, desto käufiger aber als Vortraagskünstler auftritt, hat in der vergangenen Woche in der Singakademie wieder einen seiner herrlichen Faust⸗Abende veranstaltet. Er sprach wie immer fret aus dem Gedächtnis umfangreiche Ab⸗ schnitte aus dem ersten und zweiten Teil der Goetheschen Tragödie, und zwar als wahrer Hoherpriester der Kunst. Leichtere, aber nicht minderwertige Kunst wurde an einem „fröhlichen Nach⸗ mittag“ geboten, den Helene Lachmanski⸗Schaul im Har⸗ moniumsaal veranstaltet hatte. Verständnisinnig und mit feinem Humor sang sie alte und neue Kinderlieder. Gertrud Nube unter⸗