Bekanntmachung.
Dem Milchhändler Friedrich Lückel, Lindenstraße 13, ist auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, be⸗ treffend die Fernhaltung unz verlässiger Pe sonen vom Handel, jeg⸗ licher Handel mit Vieh wegen Uazuverlässigkeit untersagt worden.
Elberfeld, den 5. Januar 1917. “
Die Polizeiverwaltung. Dr. Scheffler 8
Bekanntmachung.
Der Händlerin Frau Ewald Nouvortne, Gesundheits⸗ straße 33, ist auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. Sep⸗ tember 1915, betreffend die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel, jeglicher Handel mit Käse wegen untersagt worden.
Elberfeld, den 5. Januar 1917.
Die Polizeiverwaltung. Dr. Scheffler.
Bekanntmachung.
Dem Wirt Heinrich Brinkmann in Dortmund, Stein⸗ straße Nr. 17, haben wir auf Grund der Verordnung des Bundeßrats vom 23. September 1915 sowie der hierzu erlassenen Ausführungs⸗ bestimmungen des Herrn Ministers für Handel und Gewerbe vom 27 September 1915 den Handel mit Nahrungsmitteln wegen Unzuverlässigkeit bis auf weiterez untersagt. — Die Kosten der Bekanntmachung sind von dem Betroffenen zu erstatten.
Dortmund, den 27. Dezember 1916. 11““
b 8b Die Poltzeiverwaltung. J. A.: Kienitz.
—
Bekanntmachung.
Dem Milchhändler Georg Chr. Heberer, geboren am 15. Jult 1865 in Dietzen bach, wohnhaft in Die zenbach, wird hierdurch der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Nahrungs⸗ und Futtermittein aller Art, ferner rohen Naturerzeuaägnissen, Heiz⸗ und Leuchtstoffen socwte
gliche mirtelbare oder unmittelbare Beteiligung an einem solchen Handel wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Gewerbe⸗ betrleb untersagt. Frankfurt a. M., den 4. Januar 1917.
Der Poltzeipräfident. J. V.: von Klenck.
Bekanntmachung. “
Kaufmann Franz Albert Erhardt, geboren am 28. De⸗ zember 1861 in Bad Naubheim, wohr haft in Frankfurt a. M., ünthersburgallee 50, Geschäfisiokal: Querstraße 6, wird hierdurch der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Nahrungs⸗ und Futtermitteln aller Art, ferner rohen Naturerzeugnissen, Heiz⸗ und Leuchtstoffen, Waeschmitteln und Chemikalien⸗sowie jegliche mittelbare oder unmittelbaa2e Beteiligung an einem’ solchen Handel wegen Unzuverlassigkeit in hezug auf diesen Gewerbebetrieb untersagt. Frankfurt a. M., den 4. Januar 1917.
Der Polizeipräfident. J. V.: von Klenck.
Nichtamtliches.
Dentsches Reich. Preußzen. Berlin, 8. Januar 1917. 88 Ihre Majestät die Kaiserin und Koutgin begas 9 .
wie W T. B. meldet, gestern, am Todestage weiland J
Majestät der Kaiserin Augusta, nach dem Mausoleum in Char⸗ lotienburg und legte am Sarkophage der hohen Entschlafenen einen Kranz nieder. v
Der österreichisch⸗ungarische Minister des Aeußern Graf Czernin ist vorgestern mit seinem Kabinettschef Grafen Hoyos aus dem Großen Haupequartier, wo er, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ mitteilt, von Seiner Majestät dem Kaiser und König in Gegenwart des Staatssekretärs des Auswärtigen Amis Zimmermann in längerer Audienz empfangen wurde, hier eingetroffen.
Der Königlich norwegische Gesandte von Ditten ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen. “ 1
—.ꝛ;; 8 v11“
Bei der Marine gehen ständig zahlreiche Gesuche aus der Bevölkerung bei nicht zuständigen Stellen ein. Dadurch enisteht naturgemäß eine erhebliche Verzögerung in der Er⸗ ledigung. Durch „W. T. B.“ wird daher im Interesse einer schnellen Erledigung aller Gesuche darauf hingewiesen, daß Gesuche und Anfragen, die die persönlichen Angelegenheiten Marineangehöriger betreffen (z. B. Anstellung, Versetzung, Beurlaubung, anderweitiger Verwendung usw.) nicht an das Reichsmarineamt, sondern stets unmittelbar den in Frage kommenden Kommandos der Marineteile (Matrosen⸗ division, Werftdwision, Torpedodivision, Matrosenartillerie⸗ abteilungen, Seebataillonen. Minen⸗, Unterseeboots⸗, Flieger⸗, Luf schifferabteilungen, Schiffsjungendivision usw) oder S. M. Schiffen einzureichen sind. Falls dies aus irgend welchen Gründen (z5. B. Unkenntnis der Adresse des Marineteils) nicht möglich ist, sind die Gesuche an die Marinestat onskommandos in Kiel oder Wilhelmshaven zu richten, die sie an die zu⸗ ständigen Stellen weiter leiten werden. Zur Vermeidung von Rückfragen empfiehlt es sich, die Gesuche zunächst durch die
zuständige Zivilbehörde auf ihre Notwendigkeit hin begutacht
zu lassen. 8
Aus Anlaß des gestrigen Geburtstages Seiner Majestät des Königs war die Haupt⸗ und Residenzstadt reicht beflaggt. Im Laufe des Vormittags nahm Seine Majestät eine Reihe von Glückwünschen entgegen und wohnte spater mit Ihrer Majestät der Königin, den Prinzen und den Prinzessinnen des Königlichen Hauses im Dom dem Pontifikal⸗ amt bei. Mittags nahmen in der Ludwigstraße vor der Feldherrnhalle bis zum Siegestor Truppen der Münchener Garnison Paradeaufstellung. Seine Majestät der König fuhr im vierspännigen Wagen von der Residenz zur Paradeaufstellung, begrüßte dort die an der Spitze steh n⸗ den Königlichen Prinzen, darunter den Prinzen Friedrich Leopold (Sohn) von Preußen und die Generalität und schritt,
Unz uverlässikeit
begleitet von seinem militärischen Gefolge, unter den Klängen
des Präsentiermarsches und der Königshymne die Front der in Tiefkolonnen aufgestellten Truppen ab. Vom Paradeplatz fuhr der Monarch nach der Residenz, wo später eine größere Tafel stattfand, bei der Seine Königliche Hoheit der Prinz Karl in herzlichen Worten einen Trinkspruch auf Seine Majestät den Kten ausbrachts. 1“
8
DDesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser hat einer Meldung des „W. T. B“ zufolge nachstehenden Armee⸗ und Flottenbefehl erlassen: 8 Soldaten!
Ihr wißt, daß Ich und die Mir verbündeten Herrscher versucht haben, dem von der ganzen Welt herbeigesehnten Frieden einen Weg zu bahnen. Die Entgegnung unserer Feinde ist nun da: sie weisen, ohne überhaupt unsere Bedingungen zu kennen, die ihnen dargebotene Hand zurück. Wieder geht, Waffengefährten, Mein Ruf an Euch! Euer Schwert hat in den dreißig Kriegs⸗ monaten, die bald hinter uns liegen werden, eine klare, deutliche Sprache geführt. Euer Heleenmot und Eure Tapferkeit sollen auch weiterhin das Wort behalten! Noch ist der Opfer nicht genug, neue müssen gebracht werden. Auf unsere Feinde allein fällt die Schuid — Golt ist Mein Zeuge. Vier feindliche Königresche wurden durch Euch urd die Heere Eurer tapferen Bundesgenossen zertrümmert, mächtige Festungen bezwungen, weite Strecken feind⸗ lichen Bodens erobert. Trotz alledem täuschen die feindlichen Macht⸗ haber ihren Völkern und ihren Armeen immer wieber die Hoffnung vor, daß sich ihr Geschick doch noch wenden werde. Wohlan denn — an Euch ist es, weiter eiserne Abrechnung zu halten! Erfüllt von stolzem Vertrauen in Meine Wehrmacht stehe Ich an Eurer Spipe. Vorwärts mit Gott!
Gegeben zu Wien, den 5. Januar 1917. “““
Großbritannien und Irland.
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ betrug die Einfuhr im Jahre 1916 949 152 679 Pfund Sterling, was eine Steigerung um 97 259 329 Pfund bedeutet, die Ausfuhr 506 546 212 Pfund (Steigerung um 121 677 764 Pfund). Die Einfuhr im Dezember belief sich auf 75 406 306 Pfund (Steigerung 579 391 Pfund), die Ausfuhr auf 39 928 460 Pfund (Steigerung 6 980 941 Pfund).
— Der Minister für Pensionen Barnes (Arbeiterpartei) hat in Southwark eine Rede gehalten, in der er dem Reuter⸗ schen Bureau zufolge sagte:
lle wünschen den Fmeden. Aber der beste Weg, den Frieden ju erlangen, ist der, den Frieden aus den Gemuütern zu verdammen, bis die Ziele erreicht sind, die geeignet sind, ihn zu sichern. Der
deutsche Friedensvorschlag war kein wurklicher Friedensvorschlag.
Er sprach :immer noch im Tone eines Eroberers und in der Laune eines Mördere. Wir kennen überunsere Friedens bedingungen keine Bedingungen mit einem wilden Tiere eingehen. Wilson darf bersichert sein, daß wir nicht Krieg führen, um Deutschland zu zerschmettern, sondern nur, um die militärische Macht zu terschmettern, den militärischen U bermut, nicht nur in Deutschland, sondern üherall, und daß, be vor wir in Verhandlungen eintreten, Deutschland Belgien und die von ihm besetzten Gebtete der anderen kleinen Völker geräumt haben maß. Es muß einwilligen, für das ihnen angetane Unrecht Wieder⸗ gutmachung zu gewähren und einen Friedensvertrag zu unterschreiben, der sich auf die internattonale moralische Stärke der ganzen Welt stütt. —
— Die Blätter vom 5. und 6. d. M. veröffentlichen Verlust⸗ listen mit den Namen von 36 Offizieren (13 gefallen) und 3313 Ferahe 16.“ 8 Stalien.
„.
Die in Rom eingetroffenen Vertreter der Entente⸗ mächte wurden vorgestern laut Meldung der „Agenzia Stefani“ von der Königin, dem Stellvertreter des Königs und der Königinmutter empfangen. Am Vor⸗ und Nach⸗ mittag hielten die Missionen unter dem Vorsitz des Minister⸗ präsidenten Boselli Beratungen ab. Gestern vormittag tagten die Delegierten der politischen und militärischen Kommissionen getrennt; darnach fand die dritte und Nachmittags die vierte Vollsitzung statt, worauf die Konferenz geschlossen wurde Die Verbündeten stellten ihre Uebereinstimmung hinsichtlich der ver⸗ schiedenen Punkte der Tagesordnung fest und faßten den Beschluß, immer mehr die Zusammenstimmung ihrer Be⸗ mühungen zu verwirklichen.
8 Niederlande.
Der Minister des Aeußern Loudon hat auf eine Anfrage eines Mitglieds der Zweiten Kammer, wie „W. T B.“ mit⸗ teilt, geantwortet, daß die niederländische Regierung keine Schritte zur Förderung des Friedens unter⸗ nehmen werde, da sie davon überzeugt sei, daß derartige Schritte ihrerseits unter den gegenwärtigen Umständen den beabsichtigten Ziel nicht nützlich sein würden.
Dänemark. 1 Die Vercharterung dänischer Schiffe auf Zeit an fremde Regierungen, Bürger und Firmen wird, wie „W. T. B.“ meldet, durch Verfügung des Ministers des Innern von der jedesmaligen Erlaubnis des Handelsministersums abhängig
gemacht. Amerika.
Der amerikanische Senat hat nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ mit 48 gegen 17 Stimmen den Antrag der Republikaner angenommen, durch den das Ansuchen des Präsidenten Wilson um Bekanntgabe der Friedens⸗ bedingungen, nicht aber seine Note gebilligt wird.
Nach einer Mitteilung des Staatsdepartements beabsichtigt der Präsident nicht, eine neue Friedensnote abzusenden.
Kriegsnachrichten. Zur Einnahme von Braila.
Die Schlacht um den Besitz des südlichen Ufers des unteren Sereth wurde auf einer Front von 50 km Breite nach erbittertem Ringen zugunsten der Verbündeten ent⸗ schieden. Die Russen wurden geschlagen und verloren damit ihre stark ausgebaute, feldmäßig befestiate und seit Wochen vorbereitete Basis auf dem südlichen Sereth⸗User, von der aus sie nach der laut verkündeten Ansicht der Ententepresse ihre Gegenoffensive ansetzen wollten. Auf einer Breite von 15 km sind die Verbündeten bis auf einige Dörfer südlich von Fundeni an die Sumpfniederungen und das Flußbett des unteren Sereth vorgedrungen. Die blutigen Verluste der geschlagenen russischen Verbände sind schwer. Die Beute
konnte, da die Kämpfe noch im Flusse sind, noch nicht genan festgestellt werden. arbeit der Donauarmee und der Dobrudschaarmee, die einen doppelseitigen Druck von Westen und Osten auf Braila aus, übten, sfiel Rumäniens bedeutendste Handelsstadt in
Hand der Verbündeten. In genau einem Monat haben di Truppen der Verbündeten unter fortwährenden erbitterten Kämpfen die Strecke von Bukarest nach Braila, annähen 200 Kilometer, zurückgelegt. Mit ihren bedeutenden und leistungsfähigen Hafenanlagen, Speichern, Elevatoren und Kranen bildet die 65 000 Einwohner zählende Donaustah für die Verbündeten einen außerordentlich wichtigen stratz gischen Stützpunkt. Die Donanuschiffe können vom Herzan Deutschlands bis nach Braila vordringen, während andererseitz die russisch⸗rumänische Donauschiffahrt vollkommen unterbunden
V
ist. Der äußerste östliche Stützpunkt der russisch⸗rumänischen Serethstellung, Galatz, liegt bereits unter dem Feuer der Ge schütze. Gegen die Mitte der Serethstellung, Fundeni, sind de Truppen der Verbündeten im siegreichen Vorstoß, während die deutschen und österreichisch⸗ungarischen Verbände in den Hänga der Grenzkarpathen täglich westlichen Stützpunkt der Serethlinie bei Foesani vorrücken.
Berlin, 6. Januar, Abends. (W. T. B.) feKändse südwestlich von Riga sind für uns günstig ver⸗ aufen.
Südlich von Focsani und am Milcovu⸗Abschnitt het die Gefechtstätigkest zugenommen.
In Braila hat der Russe vor Aufgabe der Stadt dies meisten rumänischen Fabrikanlagen zerstört.
Großes Hauptquartier, 7. Januar. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
Nach mehrstündiger Feuervorbereitung griffen englische Bataillone südlich von Arras an. Der Angriff bratz in unserem Artillerie⸗- und Maschinengewehrfeuer verlu streich zusammen. . 6“
„Ungunst der Witterung schränkte die Gefechtstätigkeit be allen Armeen ein.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls 8 Prinz Leopold von Bayern. 8 Auch gestern erfolgten im Abschnitt von Mitau russische Angriffe, die verlustreich scheiterten. Zahl der Gefangenen hat sich auf 1300 erhöht.
Patrouille eine Feldwache der Russen und brachte sie ge⸗ fangen zurück.
Der Versuch russischer Kompagnien, südwestlich von Stanislau einen unserer Posten aufzuheben, mißglückte.
Front des Generalobersten Erzherzog Joseph.
In den verschneiten Waldkarpathen kam es bäal strenger Kälte nur zu Patrouillentätigkeit und vereinzelt auf⸗ ledendem Feuer.
Zwischen Oijtoz⸗ und Putna⸗Tal sind durch Wegnahme mehreter Stützpunkte dee Russen und Rumänen weite gegen die Ebene zurückgedrückt worden. Starke Gegen stöße frischer Kräfte konnten uns den gewonnenen Boden nich nehmen.
Heeresgruppe des Generalfelhdmarschalls von Mackensen.
Der Gipfel des Mgr. Odobesti wurde gestern dure das Münchener Infanterie⸗Leibregiment im Sturn genommen.
Zwischen Focsani und Fundeni führte der Russ auf einer Front von 25 km einen großen Entlastungs angriff. Nur in Richtung Obilesti gewann er wenng Raum; an der zähen Widerstandskraft deutscher Trupper brach an allen anderen Stellen der russische Ansturn verlustreich zusammen. Mehrere hundert Gefangen blieben in unserer Hand. v1“
Mazedonische Front.
Ver uͤche von Engländern, sich nordöstlich des Dojran Besis bulgarischer Vorpostenstellungen zu setzen
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Berlin, den 7. Januar, Abends. (W. T. B.) An der Westfront im allgemeinen ruhiger “ An der Ostfront fanden auch heute südwestlich Riss
Kämpfe statt.
Großes Hauptquartier, 8. Januar. (W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz. An der Yser⸗Front, im Ypern⸗Bogen und nördlich der Somme entwickelte sich zeitweise lebhafter Artilleriekamp Durch erfolgreiche Luftkämpfe und das Feuer unsers
Abwehrkanonen büßte der Feind 6 Flugzeuge ein
Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresfront des Generalfeldmarschalls 6 Prinz Leopold von Bayern. Westlich der Straße Riga-— Mitau griff der Rus gestern erneut mit starken Kräften in breiter Front an.
Am Aa⸗Fluß gelang es ihm, den am 5. 1. errungenen Geländegewinn ein Stück zu erweitern. An allen übrige Stellen wurde er blutig abgewiesen.
8 8 Front des Generalobersten Erzherzog Joseph. “
Trotz Schneesturms und empfindlicher Kälte drängten mi Feind zwischen Putna⸗ und Oitoz⸗Tal erneut zurück Heeresgrupe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.
Der 7. Januar brachte der 9. Armee, im besonderen den siegreichen deutschen und österreichtsch⸗ungarischen Trupven der Generale Krafft von Delmensingen, und von
Morgen einen neuen großen Erfolg.
Dank der hervorragenden Zusammen⸗
bedrohlicher gegen den äußersteg
Bei Kisielin (westlich von Luck) überraschte eine deutscht
EE
Sie warfen den Rumänen und Russen aus dem stark befestigten Gebirgsstock des Mgr. Odobesti auf die Putna zurück. —Weiter südlich ist die schon im Oktober ausgebaute, jetzt zäh verteidigte Milcovu⸗Stellung im Sturm genommen. Im scharfen Nachstoß wurde dem Gegner nicht die Zeit gelassen, sich in seiner zweiten Linie am Kanal zwischen Focsani und Jarestea zu setzen. Auch diese Stellung wurde durchbrochen und im weiteren Nachdrängen die Straße Focsani — Bolotesti überschritten.
0 Heute früh wurde Foesani genommen!
Aus den erkämpften Befestigungen sind 3910 Ge⸗ fangene, 3 Geschütze und mehrere Maschinengewehre ein⸗ gebracht. 9
Mazedonische Front.
Zwischen Ochrida⸗ und Prespa⸗See blieb der Vor⸗ stoß einer starken feindlichen Aufklärungsabteilung erfolglos. Der Erste Generalquartiermeistrer.
Ludendorff.
Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien, 6. Januar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Oestlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls
5 von Mackensen. 8
Unsere Verbündeten haben gestern die Landzunge von Vacareni gesäubert und die Stadt Braila besetzt. Der Feind ist von der Buzeu⸗Mündung abwärts hinter den Sereth gewichen.
Oestlich von Gulianca und bei Romniceni durchbrachen Truppen des Generals von Falkenhayn die stark aus⸗ gebauten Linien der Russen und dringen gleichfalls gegen den Sereth vor.
Heeresfront des Generalobersten Erzherzog Joseph.
Kämpfe im Gebiete der Putna und Susita in an⸗ haltendem Fortschreiten. Weiter nördlich wurden russische Gegenstöße abgeschlagen.
Im Bereiche des Monte Faltucanu, vier Kilometer nordwestlich Sulta, erstürmten österreichisch⸗ungarische und deutsche Regimenter abermals mehrere Höhen.
Nordöstlich von Kirlibaba schlugen unsere Bataillone einen stärkeren russischen Vorstoß durch Feuer ab. An der 8 wurden gestern über siebenhundert Gefangene ein⸗ gebracht. ““
Heeresfront des Generalfeldmarschalls 8 Prinz Leopold von Bayern. 8 Bei den K. und K. Streitkräften nichts zu melden.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschaupla Nichts von Belang.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. b von Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1
— —
Wien, 7. Januar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:
8 Oestlicher Kriegsschauplatz. 38 Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls
8 von Mackensen. 8
Südöstlich von Focsani versuchten gestern die Russen
auf 25 km Frontbreite einen groß angelegten Entlastungs⸗ stoß. Es gelang ihnen nur an einer Stelle nördlich von Obileci etwas Raum zu gewinnen; doch wurde auch hier der feindliche Angriff bald aufgefangen. Außer schweren blutigen Opfern büßte der Gegner noch mehrere Hundert Gefangene ein. Nordwestlich von Foesani erstürmte das Münchener Infanterie⸗Leibregiment den Gipfel des Mgr. Odobesci.
Heeresfront des Generalobersten “ Erzherzog Joseph. “ Der Südflügel der von General Gerok befehligten öster⸗ reichisch⸗ungarischen und deutschen Truppen gewann unter Kämpfen über Colacu an der Putna und gegen Campurile an der Susita Raum. Die österreichischꝛungarischen und deutschen Bataillone des Generalmajors Goldbach schlugen beiderseits der Ojtoz⸗Straße insgesamt 9 russische An⸗ griffe unter schweren Feindverlusten zurück. In den Waldkarpathen schränkten Schneefall und Frost die Kampf⸗ tätigkeit ein. Heeresfront des Generalfeldmarschalls “ Prinz Leopold von Bayern. Bei Solotwina wurde ein Ueberfallsversuch zweier russischer Kompagnien auf unsere Sicherungsgruppen durch rasch herheieilende Reserve vereitelt. Sonst bei den K. und K. Streitkräften nichts von Belang.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz. Unverändert.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
8
1““
Bulgarischer Bericht.
3 SFlltn⸗ 6. Januar. (W. T. B.) Generalstabsbericht vom 3. Januar.
Mazedonische Front. An einigen Stellen der Front heftigeres Artilleriefeuer. An der ganzen Front, besonders im Wardar⸗Tale, ziemlich lebhafte Lufttätigkeit. Bei Gewgheli schossen wir ein feindliches Flugzeug ab, dessen englischer Pilot gefangen genommen wurde.
Rumänische Front. In der Dobrudscha gingen die bulgarischen und deutschen Truppen, die dem Feinde westlich von Macin folgten, gegenüber von Braila über die Donau und besetzten diese Stadt, in die auch deutsche Kavallerie der Donau⸗Armee einzog. Unsere in Richtung auf Vacareni operierenden Truppen schlugen den linken russischen Flügel, be⸗ setzten in dem nordwestlichsten Zipfel der Dobrudscha den ganzen Streifen festen Landes einschließlich der Höhe Bijak (Höhe 86) und warfen die Russen auf das linke Afer der Donau in Richtung auf Galatz zurück. Wir machten neuerdings 21 Offiziere und 200 Mann zu Ge⸗ fangenen und erbeuteten 7 Maschinengewehre. Heute ist in⸗
„ganzen Front angegriffen.
folgessen die ganze Dobrudscha bis zum Donaudelta
endgültig gesäubert und vom rumänischen Joch völlig be freit. Die verzweifelten Anstrengungen der Russen in der zweiten Hälfte des Dezember, die nördliche Dobrudscha zu halten, mißglückten unter dem mächtigen Druck der bulgarischen, deutschen und türkischen Truppen. Jetzt feiert die Bevölkerung der gesamten Dobrudscha mit Begeisterung die Wiedererlangung ihrer teuren Freiheit. 8
Am 15. Dezember begann die Offensive in der Dobrud⸗ scha gegen die Russen auf der Linie Tschovlu — Topalu an der Donau. Am 18. Dezember drang unfer tapferes Infanterieregiment Nr. 53 in Babadag ein. Am 19. Dezember stießen die verbündeten Truppen wieder auf den Feind, der sich auf der mächlig befestigten Linie Babadagsee —- Turkatza an der Donau festgesetzt hatte. Die 3. Kosakendivision vollführte einen Angriff gegen unseren linken Flügel, wurde aber von unserer durch n⸗ fanterie und Artillerie verstärkten Kavalleriedivision blutig zurückgeschlagen. Am 20. wurde der Gegner an der Die 4. (Preslav⸗) Division drückte die Front des Feindes im Abschnitt Balabancea —Höhe 283 nördlich von Cerng ein. Ein Versuch des Feindes, mit seinem rechten Flügel längs der Donau vorzurücken, wurde vereitelt. Am 21. unternahm der Gegner einen Gegenangriff gegen die 4. (Preglav⸗) Division, doch wurde er blutig zurückgeschlagen. Zwei Angriffe der Russen gegen unsere durch Infgnterie und Artillerte verstärkte Kavalleriedivision wurden blutig zurückgeschlagen und die Russen gezwungen, sich auf der ganzen Fronk zurückzuziehen. Am 23. besetzten unsere (inheiten Tulcea. Die Russen zogen sich auf die Stellung des Brückenkopfes von Macin zurück, indem sie die Linie Höhe 90— Höhe 161—Höbe 496— Tailor⸗Rücken südlich von der Stadt Isaccea besetzten. Am 24. warfen unsere Truppen das Zentrum und den linken Flügel des Feindes zurück und besetzten die Stadt Isaccea. Der Gegner, der seinen linken Flügel westlich von Isaccea zurücknahm, setzte uns ver⸗ zweifelten Widerstand entgegen. Unser Vormarsch stieß in dieser be⸗ waldeten, außerordentlich unebenen und wegelosen Gegend auf große Schwierigkeiten. Die Aufstellung der Artillerie war sehr schwer. Der Feind unternahm bartnäͤckige Gegenangriffe gegen unsere Kolonnen, die ohne Verbindung in den Wäldern waren, wurde aber überall blutig zurückgeschlagen. Am 30. De⸗ zember durchbrach die 4. Division das Zentrum der feind⸗ lichen Stellung, brach aus den nordöstlichen Ausläufern des Waldes hervor und wandte sich gegen die Höhe 197. Der Feind besetzte die stark befestigte, durch Drahlverhaue geschützte Stellung Höhe 90.—Höhe 161 — Pöhe 364 — Höhe 197 — Lunkavitza. Am 31. De⸗ zember besetzten unsere Einheiten die Höhe 161 und deutsche Ab⸗ teilungen die Höhe 90. Die Russen machten einen Gegenangriff, wurden jedoch zurückgeschlagen. Am 1. Januar besetzten unsere Truppen die Höhe 197 und Lunkapitza. Der Feind zog sich auf seine letzte, gut befestigte Stellung Mocln— Jijila —Höhe 108 zurück. Am 2. Januar besetzte das tapfere Infanterieregiment Nr. 35 die Höhe 108. Am 3. Januar durchbrach die 4 (Preslav⸗) Division die feindliche Stellung bei Iljila und eroberte diese Ortschaft nach hartnäckigem Bajonett⸗ kampf in den Straßen. Unsere Truppen und die verbündeten deutschen und türkischen Truppen sind am 4. Janugr in Macin ein⸗ gezogen.é Der rechte russische Flügel zog sich auf Bralla zurück, der linke russische Flügel versuchte bei Vacarent Widerstand zu leisten, wurde jedoch von unseren tapferen Jafanterieregtmentern Nr. 36 und 33 zurückgeworfen. Am 4. Januar war der Feind aus den Grenzen der Dobrudscha verjagt. Vom 14. Dezember bis heute wurden in der Dobrudscha 37 Offiziere und etwa 6000 Mann ge⸗ fangen genommen, 16 Geschütze, 35 Maschtnengewehre und anderes Kriegsmaterial erbeutet.
Sofia, 7. Januar. (W. T. B.) Generalstabsbericht vom 7. Januar.
Mazedonische Front. Nordöstlich vom Dojransee versuchten zwei englische Bataillone, von Artillerie unterstützt, gegen unsere Wachabteilungen vorzugehen, wurden aber durch unser Feuer vertrieben. Im allgemeinen auf der ganzen Front schwaches Artilleriefeuer.
Rumänische Front. In der Walachei unsere Truppen den Unterlauf des Sereth.
erreichten
ürkischer Bericht.
Konstantinopel, 6. Januar. (W. T. B.) Amtlicher Bericht.
Irakfront. Feueraustausch der Infanterie und Artillerie.
Persische Front. Eine aus drei K. vrieeskadrons mit zwei Geschützen bestehende seindliche Stret. griff am 4. Januar unsere Vorposten östlich von dan an. Der Angriff wurde abgeschlagen. Am ch. en Tage machten zwei Kavallerieregimenter einen Angrifss, if unsere Truppen, die in der Umgebung von Bidjas lagerten. Der Kampf dauerte den ganzen Tag an. Gegen Abend trafen unsere Verstärkungen ein und machten einen Angriff auf den linken feindlichen Fluͤgel, wodurch der Kampf zu unseren Gunsten beendet wurde. Am folgenden Tage erneuerten unsere Truppen ihre Gegenangriffe und warsen den Feind zurück, der in die Flucht geschlagen wurde. Die Verluste des Feindes sind beträchtlich, während die unseren unbe⸗ deutend sind.
An den anderen Fronten hat sich nichts von Be⸗
deutung ereignet. 1 Der Stellvertretende Oberbefehlshaber.
Konstantinopel, 7. Januar. (W. T. B.) Antlicher Bericht.
An der Irakfront beiderseitiges Artillerie⸗ und In⸗ fanteriefꝛer. An der Kaukasusfront bloß Scharmützel. An den übrigen Fronten nichts von Bedeutung.
8 Der Stellvertretende Oberbefehlshaber.
Berlin, 6. Januar. (W. T. B.) Eines unserer Unter⸗ seeboote hat im Mittelmeer am 28. Dezember den bewaffneten englischen Dampfer „Oronsay“, 3761 Bruttoregister⸗ tonnen, mit 5110 t Jute, am 30. Dezember den bewaffneten englischen Dampfer „Apsleyhall“, 3883 Bruttoregister⸗ tonnen, mit 6500 t Getreide, und am 1. Januar den be⸗ waffneten englischen Dampfer, Baycralg “, 3761 Brutto⸗ registertonnen, mit 5800 t Zucker, versenkt. Die Kapitäne der drei Dampfer wurden gefangen genommen.
London, 6. Januar. (W. T. B.) Die Admiralität teilt mit, daß nach den neuesten Berichten außer den bereits gemeldeten Mannschaften noch 85 Soldaten von dem am 1. Januar versenkten Transportdampfer „Ivernit“ vermißt werden.
London, 6. Januar. (W. T. B.) „Lloyds“ melden, daß der norwegische Dampfer „Fane“ (1119 Br.⸗R.⸗T. wahrscheinlich versenkt worden ist. Der als versenkt ge⸗ meldete norwegische Dampfer „Erica“ ist im⸗Hafen an gekommen.
8
London, 6. Januar. (W. T. B.) Der Dampfer „Alden“ (432 Brutto⸗Register⸗T onnen) aus Bergen ist nach einer Lloydsmeldung am 2. Januar durch Geschützfeuer eines deutschen Unterseebootes versenkt worden. Die Mannschaft ist dem dänischen Dampfer „Charkow“ heute gelandet worden.
Bern, 6. Januar. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet aus Les Sables d'Olonne: Ein deutsches Unterseehoot hat das französische Schiff „Dundee Ste. Milé“ in die Luft gesprengt. Die Besatzung ist gerettet.
Bern, 6. Januar. (W. T. B) Wie „Petit Joupnal“ aus Lissabon meldet, sind die französische Goelette „Notre Dame du Berger“ und die Bark „Caprieieuse“ versenkt; die Besatzungen sind gerettet worden. Aus Nantes meldet das Blatt die Versenkung des Dampfers „Omnium“, dessen Besatzung gleichfalls gerettet ist; aus Brest die Versenkung der englischen Dampfer „Hast⸗ land“ und „Carlyle“. Auch deren Besatzungen sind gerettet. Der „Petit Parisien“ berichtet aus Vigo, daß der norwegische Dampfer „Thyra“ mit einer Kohlenladung von spanischen Fischern verlassen aufgefunden mworden sei. Aus St. Malo meldet dasselbe Blatt, daß die Goelette „Miß Maud“ versenkt worden ist. Die Besatzung wurde durch einen griechischen Dampfer gerettet, der später aber gleichfalls
versenkt wurde.
London, 7. Januar. (W. T. B.) Wie „Lloyds“ melden, ist der dänische Dampfer „Ebro“ versenkt worden; die Besatzung ist gerettet. Man glaubt, daß der dänische Dampfer „Wiking“ versenkt worden ist. Des weiteren meldet „Lloyds“ die Versenkung des britischen Dampfers „Allié“.
Bern, 7. Januar. (W. T. B.) Laut „Temps“ sind vor La Rochelle vier, und an anderen Punkten der französischen Küste fünf Fischdampfer versenkt worden.
Kunst und Wissenschaft.
In der Januarsitzung der „Vorderasiatischen Gesell⸗ schaft“ behandelte der Professor Dr. Horowitz von der Universität Frankfurt a. M. das Tbema: Der Jslam in Indien. Der Vortragende, der viele Jahre Professer an einem mohammedanischen Kollege in Indien gewesen ist, leitete seine Ausführungen mit der Feststellung ein, daß die Herrschaft Englands in Indien sich seit 1857 als Rechtsnachfolgerin der Mohammedaner betrachtet. ie Be⸗ deutung der Mohammedaner in Indten ist in jüngster Zeit gestiegen. 1912 zählten sie 66 ½ Millionen unter den 311 Millionen der gesamten Einwohner Indiens. Sie haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte aus sich selbst stark vermehrt und sind seit den 70 ger Jahren des 19. Jahrhunderts geistig erwacht. Nach einer ge⸗ schichtlichen Einleitung uͤber die Einfälle der Muhammedaner in Indien besprach der Vortragende Wachstum und Verfall des Islam daselbst und sein neues Aufleben gegen Ende des 19. Jahrhunderte. Er konnte durch Lichtbilder, von denen ihm die Engländer allerdings viel zurückgebalten haben, seine Erörterungen auf das Beste erläutern. Indien ist für fremde Völker — die drevldischen Stämme des Südens mögen als seine Urbewohner gelten, sicher sind sie in vorgeschichtlicher I auf den Boden Indiens gekommen — nur durch die Pässe seiner
ebirgsmauern von Nordwesten und von Nordosten her zugänglich ge⸗ wesen. Vom Nordosten her sind tibetische Stämme hineingekommen, doch sind nur die Einwanderungen vom Nerdwesten her von politischer Bedeutung für das Land gewesen. Von hier her kamen die Arier, die skothischen Stämme, die manischen und türkischeꝛ Scharen als Eroberer. — Die Muhammedaner brachten ihre auf persischer Grundlage ruhende Kultur. Turkmenische Eroberer, die von der Westküste nach Indien kamen, konnten keine dauernde Herrschaft gründen, und ebenso war ein arabisches Reich am Indus nur unbe⸗ deutend. Die türkischen Roriden kamen im 11. Jahrhundert nach Indien, schlugen die kriegerischen Stämme der Radjputan und dehnten ihre Herrschaft bis nach Bengalen aus. 1206 ist Delhi ein Sitz der türkischen Statthalter, und 30 Jahre später hat es sich zur ersten Stadt Indiens emporgerungen und bleibt bis 1857 in dieser Stellung, bis es von Kalkutta abgelöst wird. Im 14. Jahrhundert gründen dann die Statthalter in Bengalen eigene Dynastien, aber die Radjputan wurden niemals ganz bezwungen, und Dschingis Chans mongolische Scharen, die im 13. Jahrhundert in Indien eingedrungen waren, konnten kein Reich von Dauer errichten, auch gelang dies den turkestanischen Kriegern Timurs nicht, die um 1400 ins Land eindrangen. Dagegen war von großer Bedeutung und Dauer die Eroberung des Sultans Baber der väterlicherseits von Timur und mütterlicherseits von Dschingis Chan abstammte. 1526 wollte er Timur Reich neu herngellen und kam von Samarkand aus, nachdem er Kabul erobert hatte, nach Osten; in einer ent⸗ scheidenden Schlacht bei Panipat gewinnt er Nordindien, und obwohl sein Sohn Omajun weniger glücklich ist, gelingt es seinen Nachfolgern, das Reich des Großmongols zu errichten, dessen Mittelpunkte Delhi und Agra werden. Allerdings wird der Wider⸗ stand der Radjputan erst im 17. Jahrhundert ganz gebrochen. Babers Enkel Akbar im 16. Jahrhundert suchte eine Verschmelzung der Muhammedaner und Hindus herbeizuführen; er übte weitgehende religiöse Toleranz, erkannte das alte und das neue Testament, die heiligen Schriften der Parsen und selbst die Veden als Religions⸗ urkunden an und träumte von der Begründung einer neuen Religion, in die er selbst Elemente des Christentums, wie es die Portugtesen in Goa lehrten, aufzunehmen gedachte. Obwohl er die Kopfflener für de Hindus bestehen ließ, war Akbar sehr duldsam. Radsputan⸗ Prinzessinnen wurden ins Herrscherhaus aufgenommen; doch hielt diese Richtung nicht lange an. Sein Enkel schon vernschtete wieder die alten Heiligtümer der Hindus. Allein seit Aurang Zeb um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts trat der Verfall des Mogulreiches ein, im Westen treten die kriegerischen Maharatten im Dekan der muhammedanischen Herrschaft mit Energie entgegen, im Norden die Sikhs; nominell bleibt die Mongolenherrschaft bestehen, aber die einheimischen Fürsten, die Nawab (richtiger als Nabob) erheben sich, wenngleich dem Namen nach als Lehnsleute des Großmoguls zu größerer Selbständigkeit. Im weiteren Verlaufe seiner Darlegungen schilderte Professor Horovitz das Eindringen Englands. Seit 1764 sind die Engländer im Gangestale die Herren, der Nawab von Bengalen ist von ihnen abhängig, sie lassen sich von ihm das Recht der Steuererhebung übertragen. Richard Wellesley, der Bruder des Herzogs von Wellington, besiegte den tapferen Tippu Sahib und wußte die indischen Fuürsten geschickt gegen einander aus⸗ zuspielen; unter dem Marquis von Hastings drangen die Engländer im Kriege gegen die Gurka von Nepal bis zum Südabhange des Himalaya vor. 1818 besiegten sie die Maharattenstämme im nörd⸗ lichen Dekan. England duldete in Indien nun nur noch solche Fürsten, die seine Perrschaft anerkannten. Die Verwicklung mit Afghanistan (1841), die Kämpfe gegen den Sindbund im Indusdelta, gegen die Siths im Pandschab um Lahore (1846) machten den Eng⸗ ländern schwere Muͤhen; erst seit 18a8 etwa steht Indien un⸗ mittelbar oder mittelbar im wesentlichen unter englischer Herr⸗ chaft. Die Annexion des vö Audh (1851) und die Mißachtung der dort geltenden Adoption, die auch eine religiöse Bedeutung bei den Hindus hat, durch England schuf Erbitterung bei den indischen Soldaten. Dies führte zum Aufstand dieser einheimischen Truppen, dem Sepoyaufstand (1857), an