1917 / 14 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Jan 1917 18:00:01 GMT) scan diff

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Heeresfront des Generalobersten 8 Erzherzog Joseph.

Russen und Rumänen führten zwischen der Susita und dem Cadinutal gegen die Kampfgruppe des Feld⸗ marschallleutnants von Ruiz starke Angriffe; sie wurden überall abgeschlagen, auf einer Höhe üdlich Cadinu durch einen Gegenstoß. Der Feind ließ 2 Offiziere und 200 Mann in unserer Hand. In der Nähe des Mesticanesti⸗Tunnels stießen K. und K. Erkundungsabteilungen durch die feindlichen Sicherungslinien bis zur russischen Hauptstellung vor und brachten 20 Gefangene ein.

Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Keine besonderen Ereignisse. 1

Italienischer Kriegsschauplatz. 8 An der Karstfront hält die Artillerietätigkeit an.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Bulgarischer Bericht. Sofia, 17. Januar. (W. T. B.) Heeresbericht

16. Januar. An der gesamten Front un⸗

Mazedonische Front: bedeutende Kampftätigkeit.

Artillerie auf dem rechten Barbochie in Brand und

Rumänische Front: Die Donauufer schoß den Bahnhof von

bestrich die Straße Mobileni-Galatz Dzurdzulesti, auf der lebhafte Bewegung von Truppen und Fahrzeugen beobachtet worden war. Bei Isaccea hat unsere Artillerie bis jetzt 7 feindliche Leichter und ein kleines Torpedoboot zum Sinken gebracht.

vom

Amtlicher

Flügel warfen

Konstantinopel, 15. Januar. (W. T. B.) Bericht.

An der Kaukasusfront auf dem linken wir an zwei Stellen feindliche Angriffe zurück. An der rumänischen Front wiesen unsere Truppen einen feindlichen Angriff ab. Sie nahmen ferner Vadeni im Sturm trotz heftigen feindlichen Feuers.

Kein Ereignis von Bedeutung an den anderen Fronten.

Konstantinopel, 17. Januar. (W. T. B.) Heeresbericht vom 16. Januar. Auf keiner Front wichtige Ereignisse. Der Stellvertretende Oberbefehlshaber

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Der Krieg zur

Stavanger, 16. Januar. (W. T. B.) Ein vor Stavanger kreuzendes englisches Geschwader verfolgte heute einen deutschen Erzdampfer, dem es jedoch gelang, wohlbehalten über die Hoheitsgrenze bei Egersund zu flüchten, wo er vor Anker ging. Als ein norwegisches Torpedoboot hinzukam, gingen die fremden Kriegsschiffe seewärts zurück.

Kopenhagen, 16. Januar. (W. T. B.) Das russische Torpedoboot „Dobrowolez“ von 660 t ist, wie jetzt fest⸗ gestellt, am 21. Lugust 1916 am Eingang des Rigaischen Meer⸗ busens auf eine Mine gelaufen und gesunken.

London, 16. Januagr. (W. T. B.) Lloyds melden: Der britische Dampfer „Brookwood“ (2093 t) und der nor⸗ wegische Dampfer „Tholma“ (1896 t) sollen versenkt worden sein. Der norwegische Dampfer „Graafjeld“ stieß auf eine Mine und flog in die Luft. Fünf Matrosen wurden gerettet, die anderen sind verloren.

London, 16. Januar. (W. T. B.) Lloyds melden, daß der Dampfer „Martin“ (1904 Brutto⸗Register⸗Tonnen) und der schwedische Dampfer „Norna“* versenkt worden sind. Es sind Dampfer mit der Besatzung des norwegischen Dampfers „Tholma“ aus Drom und einem Teil der Be⸗ satzung des britischen Dampfers „Brookwood“, die versenkt worden sind, angekommen. Der erste Offizier und 12 Mann der Besatzung des „Brookwoods werden vermißt.

Bern, 16. Januar. (W. T. B.) Lyoner Blätter melden die Versenkung des französischen Seglers „Saint wner ee (174 Brutto⸗Register⸗Tonnen). Die Besatzung wurde

1“

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Der Krieg in den Kolonien.

„London, 16. Januar. (W. T. B.) Das britische Kriegsministerium gibt nach einer Reutermeldung folgende Einzelheiten über die Lage in Ostafrika bekannt, die, wie an anderer Stelle mitgeteilt, die Reise des Generals Smuts, des Befehlshabers der britischen Streitkräfte in Ostafrika, nach

London ermöglicht: 3 Die miltlärische Lage in Ostafrika ist glücklicherweise derart, daß sie einen Kommandowechsel und eine gewisse Reorganisation verhält⸗ nismäßig einfach macht. Der General Smuts übernahm im Februar 1916 den Oberbefehl, als ganz Deutsch Ostafrika sowie ein gewisser Teil britischen Gebietes im feindlichen Besitz war. Gegenwärtig, elf Monate später, ist nichts von Peutsch Ostafrika dem Feinde geblieben außer einem verhältnikmäßig kleinen, unbedeutenden Gebietsteil im Süden und Südosten, wo sich seine Streitkräfte auf ihrem Rückzuge Der Feind besitzt nicht eine einzige Bahn, Stadt oder . Die schwachen und sich vermindernden Transportmöglich⸗ etten beschränken seine Bewegungsfähigkett für Angriffsunternehmungen uf schwache Kräfte oder einen endgültig beschränkten Umkreis. Während der letzten zehn Tage hatten die Operationen an der Mgeta⸗ ront zur Folge, daß der Feind sich über den Rufidschi zurückzog. Wir hatten jetzt einen wichtigen Uebergang über diesen Fluß und önnen uns bewegen, je nachdem die Gelegenheit es verlangt. An en anderen Fronten ist der Feind wäbrend der gleichen Zeit, offen⸗ ar in Uebereinstimmung mit einem Plane für einen allgemeinen Röckzug auf neue Linien, gewichen. Unter diesen Umständen ist es möglich gewesen, dem Wunsch der Regierung der südafrikanischen nion nachzukommen und die Beurlaubung des Generals Smuts vom

ommando in Ostafrika in die Wege zu leiten.

Zu der vorstehenden amtlichen Meldung wird von „W. T. B.“ bemerkt:

Dem Geneꝛal Smuts ist es trotz seiner wohl zehnfachen Ueber⸗ macht nicht gelungen, Ostafrika in 11 Monaten in seinen Besitz zu bringen.

Türkischer Bericht. .

Das Gebiet, das von unserer tapferen kleinen Schutztroppe noch besetzt gehalten wird, umfaßt einen Raum von zirka 140 000 qkm und entspricht somit ungefähr dem Fläch ninhalt von Baoyern, Württemberg, Baden, Elsaß Lorhringen und Sachsen; es wird um⸗ Fenet im Norden durch den Rafidjti⸗Fluß, im Westen durch den

uhudje Kilombero und den Nyassa⸗See und im Süden durch den Rowuma⸗Fluß. Im Osten bhefindet sich lediglich das Küsten⸗ gebiet in feindlicher Hand. Hieraus erbellt, daß der verhältnis⸗ mäßig kleine unbedeutende Gebhietsseil doch noch einen ganz erheblichen Umfang hat. Inwieweit die Bewegungsfreiheit der deutschen Truppen beschränkt ist, sieht mon am besten aus der Offensivbewegung gegen die auf deutsches Gebtet vorgedrungenen Portu⸗ giesen. Diese Aktion warf nicht allein in wenigen Tagen die Portugtesen aus Deutsch Ostafr ka hnaus, sondern führte die Schutz⸗ truppe sogar über den Rowuma⸗Fluß nach Portugiesisch⸗Mozambique.

Parlamentarische Nachrichten.

Mit dem Gesetzentwurf, betreffend die Feststellung des Staatshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1917, ist dem Hause der Abgeordneten zugleich der Entwurf eines Gesetzes über weitere Beihilfen zu Kriegswohlfahrts⸗ ausgaben der Gemeinden und Gemeindeverbände nebst Begründung zugegangen. Nach diesem Gesetz⸗ entwurf soll die Staatsregierung einen weiteren Betrag bis zu 200 Millionen Mark bewilligt erhalten, um Gemeinden und Gemeindeverbänden zur Erleichterung ihrer wohlfahrtszwecke Beihilfen gewähren zu können, nachdem ihr schon durch Gesetz vom 27. März 1915 110 Millionen und durch Gesetz vom 1. Mai 1916 weitere 200 Millionen Mark für diesen Zweck zur Verfügung gestellt worden sind.

Kunst und Wissenschaft.

Zum Gedächtnis des unlängst gestorbenen sächsischen Malers Oskar Zwintscher veranstaltet das Künstlerhaus eine Aus⸗ stelung seiner Werke. Fesselnder und bedeutender als die Gemälde und graphischen Arbeiten ist hier die Persönlichkeit, der ringende Mensch, der hinter den Werken steht. Man kann sich aus den sehr ernst⸗ haften Arbeiten die Absichten und das Wesen Oekar Zwintschers recht gut rekonstruieren: er wollte nach der Weise alter deutscher Meister charakte volle und gediegene Werke schaffrn, die allem Ge⸗ fälligen aus dem Wege geben, und er wollte alles, mwas ihm im Innersten seines tiefen, melancholischen Wesens berührte und ergriff, streng und ausdrucksvoll gestalten. Wenn ihm das nicht stets gelang, so trägt sein handwerkliches Können nicht die Schuld daran. Wie sein Dresdener Kunstgenosse Richard Müller verfügt auch er über eine verblüffende Fähigkeit des Zeichnens, und ähnlich wie jenem diente ihm die hochentwickelte zeichnerische Begabung leider nur dazu, die Dinge so sachlich und trocken abzuzeichaen, daß sie zwar durchaus richtig aber nicht im künstlerischen Sinne lebendig sind. Wenn es sich darum handelte, tote Gegenstande, schillernde Steine urnd glänzende Vasen abzumalen, war Oskar Zwintscher so recht an seinem Platze. Es gelang ihm, in den stillebenartigen Teilen seiner Gemälde das Stoffliche der Gegenstände bewundernswert treffend wiederzugeben. Aber auch hier fehlt der erstaunlichen Kunstfertigkeit der künstlerische Geist. Wenn Zwintscher im Bildnisse Menschenköpfe scharf zufs Korn nahm, entstanden zu⸗ meist sehr eindringliche, würdevolle und sicherlich äu erlich auch sehr ähnliche Werke, bei denen eine gewisse Starrheit der Haltung kaum stört. Es gibt freilich unter den Bildnissen auch allzu korrekte Schöpfungen, die wie grell und bunt über⸗ malte Pbotographien wirken. Denn bunt und giftig sind leider bisweilen die F des Künstlers, der mebhr Zeichner als Maler gewesen ist. Das gewahrt man vor allem an seinen pban⸗ tastischen Schöpfungen. Man begegnet zwar aüch hier ebenso wie in einigen Bildnissen geschmackvollen Farbenklängen, aber hier wirkt die Farbengebung ebenso eiklügelt und künstlich, wie es den gesamten phantastischen Gebilden an genialem, sreiem und leichtem Schwung gebricht. Frohe Laune und einen leichtbeschwingten großen Wurf verrät eigentlich nur die Schllderung von zwei sich verfolgenden Waldmenschen. Die großen Kompositionen mit den steilen Linien und breiten bunten Farbflächen sind trotzdem nicht thearralisch und kalt zu nennen. Die tiefe Inbrunst und ver⸗ haltene Sinnlickkeit, die den hageren Gestalten mit dem krankbaften Glanz der weitgeöffneten Augen innewohnt, bewirkt, daß Zwintschers Geschöpfe doch mehr als dekorative Figuren sind. Unter allen Werken des Künstlers sind die Lankschaften am bedeutendsten. Er faßte die Natur groß und feierlich auf, und mehrere seiner Landschaften wuken in der Tat würdevoll und feierlich. Das gilt vor allem von dem großen, streng stilisierten Meeresbilde mit den im breiten Zug hinwallenden Wolken. Geht man in der Ausstellung an den Wänden entlang, dann denkt man an alte deutsche Meister und an Böcklin, man wird ferner an Klinger, an Hans Unger und Fidus erinnert, ja, ein Bild, das stilisterte Gemälde eines blüͤhenden Gartens, ruft die Er⸗ innerung an aͤhnliche Werke Gustav Klimts wach. Das bedeutet keinesfalls, daß sich der grüblerische Eigenbrödler an andere Maler anlehnte, es bedeutet vielmehr, daß von allem, was die Bilder jener Künstler liebens⸗ oder zumindest beachtenswert macht, auch etwas in der Natur Oskar Zwintschers steckte. Hätte er einen Schuß mehr heiterer Sinnlichkeit und die Kraft besessen, seine vielseitigen Anlagen zusammenzuraffen, dann wäre er ein Maler geworden, dessen Künstlertum ebenso hoch steht wie sein sich in den hart abgerungenen, ernsten Werken offen⸗ barende Menschentum. Dr. Pl.

Verkehrswesen.

Paketsendungen an Gefangene im Distrikt Kingston (Canada). Das amerikanische Konsulat in Kingston hat vor einiger Zeit gebeten, auf allen Paketen, die unter seiner Andresse an deutsche Gefangene in diesem Distrikt gerichtet werden insbesondere kommt das Fort Henrp in Frage auf der Umhüllung den genauen Inhalt anzugeben. Dadurch wird die dem Konsulat obliegende Dangheht der Pakete erleichtert und ihre schnellere mög .

Theater und Mufik.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Donnerstag, „Tannhäuser“ mit den Damen Kemp, Denera, Herwig und den Herren Knüpfer, Unkel, Schwarz, Henke und Bachmann in den Haupt⸗ partien aufgeführt. Dirigent ist der Kapellmeister Dr. Stiedrꝛy.

(Anfang 7 Uhr)

„w. Im Königlichen Schauspielhause gebt morgen Adolf 1'Arronges Lustspiel „Doktor Klaus“ in Szene. In den Hauptrollen wirken die Damen Abich, Heisler und Pategg sowie die Herren

Böttcher, Eichholz, Patryv, Sachs und Vespermann mit.

In der Königlichen Garnisonkirche (Neue Friedrichstraße) findet am Sonntag, den 21. Januar, Abends 6 Uhr, ein Fest⸗ konzert zur Vorfeier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs statt. Mitwirkende sind: ein Kinderchor (200 Sänger) unter der Leitung von Friedrich Fabel, ferner die Geigerin Lisa Heckenbach, die Altistin Erna Bach, der Tenorist Richard Kube, der Harfenkünstler Max Saal und der Or⸗ ganist Otto Priebe. Zum Eintritt berechtigt die Entnahme etnes Programms für 10 ₰.

Mannigfaltiges.

Ihre Rsieen die Kaiserin und Königin besuchte „W. T. BZ“ zufolge gestern vormittag das städtische Krankenhaus von Neukölln in Buckow und im Anschluß

daran das Baracken⸗ lazarett auf dem Tempelhofer Felde.

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Die Deutsch⸗Asiatische Gesellschaft veranstaltet am Freitag, den 19 d M, Abends 8 Uhr, im Künstlerhause in Berlin (Bellepuestraße 3) einen Vortragsabend. Der Professor Dr. O. Franke wird über das Thema: „Was bedeutet Kulturpolttit in Asien und wie soll sie betrieben werden?“ sprechen.

Im großen Hörsaal der Treptower Sternwarte wieder⸗ holt der Dozent W. Pauck morgen, Ponnerstag, Nachmittags 5 Uhr, seinen Experimentalvortrag: „Die Funkentelegraphie und ihre Ve wendung im Land⸗, See⸗ und Luftkrieger.

Ueber die Wasserstands⸗ und Eisverhältnisse der nord⸗ deutschen Ströme im Monat Dezember 1916 berichtet die Landesanstalt für Gewässerkunde im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten: Bis gegen den Schluß hes Monats haben sich die Wasserstände der Hauptströme auch im Dezember in mäßigen Abständen vom Mittelwasser bewegt. Im letzten Monatsdrittel entstand dagegen durch wiederholte ergiebige Regen⸗ fälle zunächst im Rhein⸗ und Wesergebiet, um die Jabres⸗ wende auch im Elbe⸗ und Odergebiet Hochwassen, das besonders am unteren Rhein eine bedeutende Höhe erreichte. Die von diesem Hochwasser noch wenig beeinflußten Wasserstandsmittel für Dezember weichen nur wenig von denen für den vorhergaega naenen Monat und im ganzen auch nicht viel von den aus 1896/1915 berechneten Durchschnittswerten für Pezember ab. Nur die Weschsel, die in der ersten Monatshälfte verbältnismäßig hohe Wasserstände hatte, weist einen größeren Ueberschuß auf. Im Memelstrom h rrschte vom 10. Dezember ab meist Grundeistrelben, das im M meldelta strecken⸗ weise zu Eisstand mit einigen Eisstopfungen geführt hat. Un we igen Tagen zeigte sich auch in der Weichsel schwaches Grur deis; im ühri en waren die Hauptströme eiefreft. Durch das Eis war die Schiffahrt gesperrt: auf dem Kurischen Haff und dem König⸗Wilhelm Kanal vom 9 bis 16 und vom 22 Deꝛember ab, die Segelschiffahrt auf dern Frischen Haff seit dem 20., die Schiffahrt von Tilsit his Memel seit dern 13., von Tilsit bis Königsberg seit dem 28., von Tilsit bis Schmallleningken seit dem 30, auf den masurischen Wasserstroßen sest dem 20, auf der Oberländischen Wasserstraße sei dem 23. Dezember. AUuch das

ochwasser brachte zum Teil Unterkr chungen der Schiffahrt mit sich. trom .Memel Weichsel Oder Elbe Weser Rhein Pegel .Tilsit Thorn Steinau Barby Minden Kaub Mittelwasser De⸗ zember 1916. 258 171 173 142 288 239 cm Unterschied gegen Mittelwasser De⸗ zember 1896/1515 29

+ 66 + 11 27

Nürnberg, 16 Januar. (W. T B.) Morgens um 8 Uhr 15 Minuten ereignete sich in der Fabrik Glenk & Bäumer, Autogene Schweißanstalt, eine Exploston eines Karbidkessels. Der Sachschaden ist erheblich. Die Rüöckwand der Fab ik ist ein⸗ gestürzt. Alle Fenster wurden eingedruckt. Dadurch wurden 23 Ar⸗ beiter und Arbesterinnen durch Schnitt⸗ und Rißwunden teils leicht, teils erheblich verletzt.

Paris, 16. Januar.

7 + 40

(W. T. B.) Wie die Pariser Presse meldet, beschlossen die Verbände der Postangestellten des Bezirks Paris und die Staatsangestellten, eine Teuerungs⸗ rulage zu fordern. In Paris wurde ein Verband für Kon⸗ sumenten gebildet, der seinen Mitgliedern möglichst billigen Einkauf von Lebensmitteln ermöglichen und alle Preis⸗ treibereien durch Bopkott der beireffenden Fürmen b kämpfen will. Jrfelge Kohlenmangels müssen 200 Dampfwäschereten in Paris und Umceb ng ihren Betrieb einstellen, sodaß mehrere tausend Arbeiterinren broatios weden. Auf dem Lebenemittel⸗ ministerium faden Besprechungen stait zwecks Bestandaufnahme und Preisfestsetzung für Butter, Käse und Milch. b FS.geegeeshshn 1u“ 8 Bordeaux, 16. Januar. (W. T. B.) Petit Parisien“ meld t aus Bo deaux: In der Munittonsfabrik in Bassens ereigneten sich in den letzten Tagen sehr schwere Zwischenfälle. Die schwarzen und die gelben Arbeiter teilten sich in zwei Krieg parteien, die sich gegenseitig eine Schlacht heterten, so daß Truppen eingreifen mußten. Es gab Tote und Verwundete, 30 Cbinesen wurden verhaftet, ein besonderer Sicherheitsdienst wurde eingerichtet.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Theater.

Königliche Schauspiele. Donnerst. Opernhaus. 18. Abonne⸗ mentsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Tann⸗ häuser und der Sängerkrieg auf Wartburg. Romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Stiedry. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. Chöre: Herr Professor Rüdel. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 18. Abonnementsvorstellung. Doktor Klaus. Lustspiel in fünf Aufzügen von Adolf L'Arronge. Regie: Herr Ober⸗ regisseur Patry. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Opernhaus. 19. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Margarete. Oper in fünf Akten von Charles Gounod. Text nach Goethes „Faust“, von Jules Barbier und Michel Carré. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 19. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Frau Inger auf Oestrot. Schauspiel

in fünf Akten von Henrik Ibsen. In Szene gesetzt von Herrn

Regisseur Dr. Bruck. Anfang 7 ½ Uhr.

Familiennachrichten.

Verehelicht: Hr. Theodor von Kessel mit Frl. Elisabeth Euen (Ludwigsdorf bei Oels). Hr. Eckart von Naso mit Frl. Ursula von Witzendorff (Breslau).

Cer Jenr, Ein Sohn: Hrn. Dr. med. Hermann Lessing

erlin).

Gestorben: Hr. Generalleutnant z. D. Lothar Rehbach (Bad Soden). Hr. Propst und Kreisschulinspektor a. D. Otto Sandmann (Mittenwalde). Fr. Kommerzienrat Marie Borchardt, geb. Rißmann (Berlin). Fr. Oberstleutnant von Schmeling, geb. von Rohr (Stettin). Fr. Marie von Bonin, geb. Plehn (Halle a. S.). Frl. Bertha von Nathusius a. d. H. Meyendorf (Gernrode a. Harz).

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. T yrol in Charlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Expedition, Rechnungsrat Mengering in Berlin. 8 Verlag der Expedition (Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.

Drei Beilagen sowie bie 1340. Ausgabe der Deutschen Verlustlisten.

zum Deutschen Nei

Parlamentsbericht.“) Preußischer Landtaag.

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Haus der Abgeordneten. 50. Sitzung vom 16. Januar 1917, Nachmittags 3 Uhr.

Am Regierungstische: die Staatsminister von Breiten⸗ hach, Dr. Sydow, Dr. Freiherr von Schorlemer, Dr. Lentze nd von Loebell.

Präsident Dr. Graf von Schwerin Fitzung um 3 ¼ Uhr mit folgender Ansprache:

Meine Herren! Bevor wir in unsere Vexhandlungen eintreten, ünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes und, so Gott will, auch friede⸗ ringendes neues Jahr! Aber freilich, die leitenden Staatsmänner nserer Feinde haben in der vergangenen Woche an den Prasidenten er Vereinigten Staaten von Amerika auf dessen Anregung zu friedensverhandlungen wie vorher auf unsere Note eine so pörende Antwort gegeben, haben darin so unerhorte Friedensbe⸗ ingungen aufgestellt und dabei eine so unverschämte Sprache geführt Zehr richtig! auf allen Seiten), daß es auf alles dieses für uns eute nur noch die eine Antwort unserer Waffen gibt (Sehr wahr!]), iid diese wird den Herren Briand und Lloyd George von unseren oßen Heerführern, von unseren herrlichen Truppen und nicht zum indesten von unseren braven U⸗Booten (Bravo auf allen Seiten) pffentlich recht bald mit genügender Deutlichkeit erteilt werden Bravo!). Damit sind freilich all die schönen Friedenshoffnungen, elche vor einem Monat noch die Welt erfüslten und auch mohl anch einen in den Reihen unserer Feinde erfüllt haben mögen, zu⸗ ichst einmal wieder verflogen. Aber einen großen Borteil hat uns ese frevelhaft hochmütige Ablehnung unserer ehrlichen Friedens⸗ reitschaft unter allen Umständen doch schon gebracht. Das ist die olle Klarheit über das Kriegsziel unserer Feinde. (Sehr wahr!) eute weiß die ganze Welt, wissen die Neutralen, wissen unsere Ver⸗ ündeten und weiß vor allem unser eigenes Volk, um was es sich diesem Kriege in Wahrheit handelt. Einfach um Sein oder Nicht⸗ in (Sehr wahr!), einfach um die Frage, ob wir unsere nationale und irtschaftliche Freiheit in der Welt noch behaupten oder gleich vielen anderen Völkern dieser Erde zu einem willenlosen Spiel⸗ zll der englischen Weltherrschaft herabsinken wollen (Sehr richtig),

eröffnet die

un derentwillen ja doch allein heute der furchtbare Krieg mit allen

inen Leiden noch fortgeführt werden muß. (Sehr wahr!) Denn ss allein ist doch der Sinn, kann doch allein der vernünftige Sinn runter anderen immer wiederkehrenden Forderung einer vollständigen erstörung des sog. „preußischen Militarismus“ sein. Vernichtung serer militärischen und wirtschaftlichen Kraft und dadurch Unter⸗ dnung unter den gebietenden Willen anderer oder eines anderen ilitärisch und wirtschaftlich stärkeren Staates. Das ist doch nfach des Pudels Kern bei dieser unverschämtesten aller Forderungen r Entente. Weil aber diese einfache Sachlage unserem Volke bis die kleinste Hütte durch die Erklärungen unserer Feinde klar zum ewußtsein gehracht wurde, darum wird diese Erkenntnis ihm, wie er Kaiser sagt, eine „eherne Willenskraft“ verleihen, der kein fer an Gut und Blut, an Anspannung seiner ganzen Kraft, an tbehrungen und Entfagungen zu groß sein wird, um 1832 nationale reiheit unter den Völkern dieser 9— zu behaupten. (Sehr wahr!) hrlich und aufrichtig war, wie das jüngst versffentlichte Schreiben seres Kaisers an den Kanzler noch erhartet hat, unsere Friedens⸗ teitscheft. Aber so aufrichtig diese Friedenshereitschaft war, so tschlossen und unbeugsam muß auch heute unser Kampf werden. eute gibt es kein, darf es bei uns kein Friedensgerede und keine

Rücksicht mehr geben als den vollen, nicht mehr wegzutäuschen⸗

Sieg über alle unsere Feinde. (Sehr richtig! Bravo!) Heute weitergekämpft werden, bis die Anderen um Frieden bitten.

Bravo! auf allen Seiten.) Wann das sein wird, steht in Gottes land. Wir aber halten durch. Und Gott der Herr, der unseren Waffen

dahin den Sieg verliehen hat, wird unserer guten und gerechten he auch den endlichen vollen Sieg über, alle unsere Feinde nicht rsagen. (Bravo!) Dies,⸗ meine Herren, habe ich geglaubt, auch

s Ihre Meinung, auch als die feste Zuversicht der preußischen⸗Volks⸗

ertretung mit wenigen Worten feststellen zu dürfen, bevor wir nun

ieder in unsere ruhige gesetzgeberische Arbeit eintreten. (Bravo!l auf len Seiten.)

Der Präsident macht darauf Mitteilung von dem Ableben r Abgg. Freiherr von Eynatten (Hentr.) (4. Aachen)

dErnst (fortschr. Volksp.) (3. Posen). Das Haus ehrt das ndenken der Verstorbenen in der üblichen Weise.

Auf der Tagesordnung steht die Entgegennahme von Vor⸗ gen der Königlichen Staatsregierung ² (Staatshaus⸗ altsplan für 1917, allgemeine Rechnung für das Rech⸗ ngsjahr 1919 Uebersicht von den Staatseinnahmen und ausgaben für das Rechnungsjahr 1915.)

Finanzminister Dr. Lentze:

Meine Herren! Mit Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät es Königs habe ich die Ehre Ihnen folgende Vorlagen zu unter⸗ eiten:

l) allgemeine Rechnung über den Staatshaushalt des Etat⸗

jahres 1913, 2) Uebersicht von den Staatseinnahmen und ⸗ausgaben für das Etatsjahr 1915,

3) den Gesetzentwurf, betreffend die Feststellung des Staatshaus⸗

haltsplans für das Etatsjahr 1917;, und

4) den Entwurf eines Gefetzes über weitere Beihilfen zu Kriegs⸗

wohlfahrtsausgaben der Gemeinden und Gemeindeverbände. (Ich erlaube mir, sie dem Herrn Präfidenten hiermit zu über⸗ ichen.

Meine Herren, zum dritten Male sind wir genötigt, den Staats⸗ aushalt während des Kriegs zu beraten und festzustellen. In den eiden voraufgegangenen Jahren hegten wir jedesmal die Hoffnung, es das letzte Mal sein möchte, daß wir uns mit einem Kriegs⸗ hushaltsplan beschäftigen müssen. Auch in diesem Jahre möchten. ir diese Hoffnung nicht aufgeben, obschon das deutsche Friedens⸗ gebot von unseren Feinden erst vor wenigen Tagen aufs. schärffte erückgewiesen und mit der⸗Ankündigung eines Kriegs bis zur Ver⸗ chtung beantwortet worden ist. Wie unsere Feinde uns schnöde erfallen hatten, um Deutschland zu zerstückeln und seinen Wohlstand

nd seinen Handel zu vernichten, und dabei mit unglaublicher Verdrehung

er Tatsachen und Heuchelei die ganze Welt und thre eigenen betrogenen Ilker glauhen gauracht haben, als wäüren sie die schaldlosen Ange⸗

*) Ohne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und taatssekretäre.

nzeiger und Königlich Pr

Erste Beilage

Berlin, Mittwoch, den 17. Januar

griffenen und Ueberfallenen, so suchen sie auch diesmal wieder ihre Raubsucht hinter derselben Maske zu verstecken und die nicht wegzu⸗ leugnende Tatsache der Ablehnung eines Friedensangebots damit, zu bemänteln, daß sie die Vernichtung Deutschlands als das alleinige Schutzmittel gegen weitere Kriege und als die allein mögliche Sühne für Deutschlands Freveltaten hinstellen. Es sind furchtbare Aus⸗ sichten, die uns da gemacht werden, und an dem ernstlichen Willen unserer Feinde, sie zu verwirklichen, dürfen wir nicht zweifeln. (Sehr richtig!) 68t 8 Aber sie schrecken uns nicht! 8 111“; Unsere todesmutigen Truppen zu Lande und zu Wasser und ihre großen Führer haben bisher genugsam bewiesen, in wie sicherer Hut wir uns unter ihrem Schutze befinden, und wie sie mit unseren Feinden fertig zu werden versteben, so viele uns ihrer auch erstanden sind. Sie werden uns auch weiter schützen. Es wird zwar noch unend⸗ liche Anstrengungen und Opfer kosten, bis die Entente gezwungen ist, von ihren Plänen Abstand zu nehmen und ihren betrogenen Völkern zu bekennen, daß Deutschland und seine Verbündeten nicht zu besiegen sind; aber kommen wird dieser Tag sicher, und hoffentlich noch in diesem Jahre! und dann sind wir dem Frieden nicht mehr fern. (Bravo!) Es heißt daher auch für uns, mitzuhelfen in treuer Pflichterfüllung und dem Vaterlande zu dienen, so gut wie wir es eben vermögen. Dies gilt auch für die diesjährige Beratung des Haushaltsplans. Das Wirtschaftsjahr 1915 hat sich ganz während des Krieges abgespielt. Wir standen bei der Feststellung des Haushalts⸗ plans für 1915 zum ersten Male vor der Frage, wie denn überhaupt ein Kriegshaushaltsplan aufgestellt werden sollte. Einen Ausblick in die Zukunft gab es nicht. Die friedliche Entwicklung war unter⸗ brochen. Vergleichspunkte in der Wirtschaft der früheren Jahre waren nicht vorhanden. Der dreijährige Durchschnitt der letzten Wirt⸗ schaftsjahre gab keinen Anhalt, und jegliche Schätzung der zukünftigen Verhältnisse mußte völlig versagen. Wollte man daher nicht den Boden unter den Füßen verlieren, so mußte man doch mit dem Haus⸗ haltsplan beim Frieden bleiben und davon ausgehen, daß im nächsten Wirtschaftsjahr wieder Frieden sein würde. Nur so war es möglich, den unentbehrlichen Zusammenhang mit den fruͤheren Jahren aufrecht

zu erhalten, und obgleich wir uns keiner Täuschung hingaben, daß manche der Zahlen nicht zutreffen könnten, so gab doch die Anlehnung an das Vorjahr dem Ganzen eine gewisse Festigkeit. Der Haus⸗ haltsplan für 1915 ist deswegen bewußtermaßen als Friedenshaushaltsplan aufgestellt, obgleich keine Aussicht auf Frieden vorhanden war. Aus Mangel an jeglicher Grundlage wurde der Haushaltsplan für 1914 einfach über⸗ nommen, und nur da, wo man auf Grund von Gesetzen oder sonstwie annehmen mußte, daß Aenderungen eintreten würden ich erinnere bei den Einnahmen an pen Uebergang eimniger indtrekten Steuern an das Reich und bei k.wner an die eigerung der Schulben⸗ zinsen, der Gehälter, der Ruhegehälter und Hinterbliebenenbezüge —, wurde in Wirklichkeit Rechnung getragen. Zugleich wurde Uübetall, wo sich Ersparnismöglichkeiten ergaben, diese zur Durchführung ge⸗ bracht und z. B. weder neue Beamtenstellen geschaffen noch die Extra⸗ ordinarien der einzelnen Verwaltungen in derselben reichen Weise aus⸗ gestattet wle im Frieden. Nur das Extraordinarium der Eifenbahn⸗ verwaltung blieb wegen seiner Besonderheit ungekürzt.

Das Wirtschaftsjahr 1915 hat nun folgende Entwicklung ge⸗ nommen: Von unseren Einnahmequellen haben namentlich die Zölle und indirekten Steuern,, die Forsten, und die Gerichtskoften, sodann aber auch die Domänen, die Lotterie⸗ und die Bergverwaltung Mindererträgnisse, die ersten drei sogar erhebliche Mindererträgnisse erbracht und nur die direkten Steuern und die Seehandlung sind über den Voranschlag hinausgegangen. Die nplanmäßigen Mehr⸗ oder Mindererträgnisse gleichen sich so ziemlich aus. Dagegen haben außerplanmäßig erhebliche Mehraufwendungen, z. B. für Flüchtlingsfürsorge, für Beihilfen zur Feldbestellung in Ostpreußen aus dem sogenannten 30 Millionenfonds, für die Schweinemast und⸗ die Bodenkultivierung stattgefunden.

Die Rechnung des Jahres 1915 schließt beim Staats⸗ haushalt mit einem Fehlbetrage von 106 Millionen Mark ab. Diese fallen aber glücklicherweise nicht vollständig auf die Staatsschuld, sondern werden zum allergrößten Teile mit Hilfe der im vorigen Jahre beschlossenen außerordentlichen Steuerzuschläge mit Ablauf des Jahres 1917 wieder abgedeckt werden.

Die Erträgnisse der Eisenbahnverwaltung sind durch den Krieg ebenfalls stark beeinflußt. Die Eisenbahnen müssen während des Krieges nicht bloß dem gewöhnlichen Wirtschaftsverkehr, sondern in außerordentlichem Maße militärischen Zwecken dienen. Dieses kommt in der Rechnung ganz deutlich zum Ausdruck. Die Einnahmen aus dem Personenverkehr sind allmonatlich hinter dem Voranschlag des Jahres 1914 zurückgeblieben. Die Einnahmen aus dem Güterverkehr sind namentlich in der zweiten Hälfte des

Haushaltjahres allmählich gestiegen und haben eine so erfreuliche Höhe .

erreicht, daß sie die Einnahmen der entsprechenden Monate des letzten Friedensjahres an manchen Stellen übertreffen. im Jahr 1915 nicht ermöglichen, die Abrechnun g über die Militärtransporte restlos durchzuführen. Ein großer Teil der Militärtransporte ist erst im Jahre 1916 abgerechnet und bezahlt worden⸗e Er fehlt daher in der Rechnung des Jahres 1915, und die Rechnungen der beiden Jahre sind daher nicht getreu, sondern verschoben; das eine Jahr weist weniger, das andere mehr an Einnahmen auf, als ihm 'eigentlich’ zukommen. Hierdurch ist es ge⸗ kommen, daß das Rechnungsjahr 1915 bei den Eisenbahnen mit Mindererträgnissen von 96 Millionen abschließt und die Einnahmen des Jahres 1916 große Erträgnisse aus Militärtransporten enthalten wird, welche eigentlich in das Jahr 1915 gehören. Wäre die Ah⸗ rechnung rechtzeitig erfolgt, so würden sich die Minrererträgnisse voraussichtlich in Mehrerträgnisse verwandelt hahen. Es ist gelungen, Vorkehrungen zu treffen, durch welche derartige Verschiebungen in Zukunft nicht wieder vorkommen. Nach Lage der Sache stehen wir

8 6

eußischen Staat

Leider ließ es sich

aanzeiger.

aber für das Jahr 1915 Mindererträgnissen von 96 Millionen gegenüber. Nach der bestehenden Gesetzgebung ist zu ihrer Deckung zunächst der Ausgleichsfonds heranzuziehen. Da der Ausgleichsfonds, aber nur 6,2 Millionen enthält, fallen 89,8 Millionen auf die Defizitanleihe und belasten dadurch leider dauernd unsern Staatshaushalt mit dementsprechenden Tilgungs⸗ und Zinsenraten.

Um aber keinen Irrtum aufkommen zu lassen, möchte ich be⸗ merken, daß diese Mindererträgnisse erst errechnet worden sind, nachdem zuvor sowohl die gesamte Verzinsung und Tilgung der Eisenbahn⸗ kapitalschuld, wie die Abführung an das Extraordinarium mit 15 % des zuletzt errechneten statistischen Antagekapitals, wie die Abführung an den Staatshaushalt von 2,10 % des statistischen Anlagekapitals ans den Einnahmen der Eisenbahnen bestritten worden ist.

Alles in allem können wir mit dem Abschluß des Jahres 1915 sehr wohl zufrieden sein. Es hätte noch sehr viel schlimmer kommen können. Obschon das Wirtschaftsjahr im neunten Kriegsmonat begann und die vollen Wirkungen des Krieges auf ihm lastete, haben wir beim Staatshaushalt nur einen Fehlbetrag von 106 Millionen, von denen 100 Millionen durch die im vorigen Jahre beschlossenen Steuerzuschläge wieder abgedeckt werden, und bei den Eisen⸗ bahnen nur solche Mindererträgnisse, welche durch nachträgliche Einnahmen desselben Jahres mehr wie ausgeglichen werden. Allerdings ist hierbei zu berücksichrigen, daß die nachträglichen Ein⸗ nahmen nicht aus dem Wirtschaftsleben, sondern aus der Reichskasse, also aus der Kriegsanleihe stammen.

Meine Herren, das Wirtschaftsjahr 1916, in dem wir uns jetzt befinden, hat in vieler Hinsicht die gleiche Entwicklung genommen. Auch bei ihm war es aus denselben Gründen wie im Jahre 1915 unmöglich, einen zutreffenden Voranschlag aufzustellen, und es mußte deshalb auch bei ihm, gerade wie im Jahre 1915, der Voranschlag des Jahres 1914 mit ähnlichen Aenderungen wie im Jahre 1915 übernommen werden. Nur die Sparsamkeit, die bei dem Extra⸗ ordinarium angewandt wurde, war im Jahre 1916 noch größer als im Jahre 1915. Andererseits nötigte der Fehlbetrag von 116 Millionen Mark in der Jahresrechnung von 1914 und die Aussicht auf die Wiederkehr ähnlicher unerfreulicher Ergebnisse während der ganzen Dauer des Krieges dazu, durch eine außerordentliche Anspannung der Einkommensteuer und der Ergänzungssteuer dem Staate erhöhbte Einnahmen zuzuführen, um mit ihrer Hilfe, die etwa in den Jahresrechnungen während des Krieges entstehenden Fehlbeträge sofort wieder zu tilgen. Das vom Landtage verabschiedete Gesetz endet nicht, wie es die Staatsregierung vor⸗ geschlagen hatte, mit dem ersten Haushaltplan nach Abschluß des Friedens mit den Großmächten, sondern es gilt nur für die Jahre 1916 und 1917, allerdings mit der besonderen Maßgabe, daß es auch für 1918 in Wirksamteit bleibt, wenn im Jahre 1918 der Krieg noch andauern und ein Steuergesetz für dieses Jahr nicht zustande kommen sollte. Das Gesetz belegt die Einnahmen von 2400 an in stark steigender Progression mit erhöhten Steuerzuschlägen, welche bei den Einkommen von 100 000 an für die physischen Personen eine Be⸗ steuerung mit 8 % des Einkommens, für die Gesellschaffen mit beschränkter Haftung eine solche von 9 % und für die Aktiengesell⸗ schaften eine Besteuerung von 10,4 % des Einkommens herbeiführen. Auch die Ergänzungssteuer ist von 66 auf 80 für je 1000 Vermögen erhöht worden. Das kommen, welches diese Steuerzuschläge erbringen werden, soll dazu’ benutzt werden, die in der Rechnung des letzten

Auf⸗

Wirt⸗

schaftsjahrs entstandenen Fehlbéträge bis’ zu 100 Milionen, Mark

sofort wieder zu tilgen. Die bei Einbringung des Gesetzes vor⸗ handenen Grundlagen ließen diesen hohen Ertrag von 100 Millionen Mark nicht ganz erwarten. Die Veranlagung hat jedoch ergeben, daß er tatsächlich ein ehen wird. Das Steuersoll für das Jahr 1916 hat sich gegen das Steuersoll des S

hat das Soll wesentlich gesteigert. Es ist das ein Beweis, daß sehr

viele Einkommen in die Höhe gegangen und die Kriegsanleihen im

Lande geblieben sind. Wie hoch die Isteinnahme sein wird, steht noch dahin. Die bisherigen Einzahlungen lassen jedoch erwarten, daß

der Ertrag der direkten Steuern, abgesehen von dem Mehr von

100 Millionen Mark für den Fehlbetrag des Jahres 1914, noch um

etwa 60 Millionen Mark über den Voranschlag hinausgehen wird.

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Meine Herren, unsere übrigen Einna hmequ ellen lassen leider solche angenehmen Ueberraschungen nicht erwarten; sie sind bisher mit Ausnahme der Seehandlung unter, zum Teil tief unter

Zahres 1915 ganz erheblich ver⸗ bessert. Namentlich die starke Heranziehung der höheren Einkommen

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8 * 8

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dem Voranschlag geblieben, und es besteht auch keine Aussicht, daß sie bis zum Schluß des Jahres noch weiter in die Höhe gehen,

werden.

Von den Ausgaben sind es wiederum die Schulden⸗ zinsen, die Justizverwaltung diese wegen der geringeren Einnahmen aus den Gerichtskosten —, die Bauverwaltun g

und die außerplanmäßigen Ausgaben für Beihilfen an die Be⸗

amten, Lohnangestellten und Arbeiter, die Ausgaben

für die Schweinemast und für die Bodenkultivierung,

welche erhöhte Aufwendungen erfordert haben und auch noch weiterhin erfordern.

Dem Beschlusse dieses hohen Hauses auf den Antrag von Bockelberg und Genossen, betreffend Teue rungszulagen und Kriegsbeihilfen für Staatsbeamte, Staatsarbeiter Volksschullehrer, ist die Staatsregierung im wesentlichen beigetreten. Das gilt von dem Antrage in allen seinen Teilen. Staatsregierung dabei verblieben, daß die Bezugsberechtigung für die Beamten mit einem Gehalte von 4500 ℳ, für die Lohnangestellten bei 4800 und nicht erst bei 5100 Gehalt aufhört. Die infolge der Erhöhung der einmaligen Beihilfen erforderlichen Nachzahlungen sind bereits zu Beginn dieses Quartals erfolgt. Vom 1. Febrnat dieses Jahres ab werden die Kriegsbeihilfen für die Beamten und Lohnangestellten wiederum erhöht und auf alle Beamten his zu einem Gehalt von einschließlich 4500 ℳ, bei den Lohnangestellten von

und

Nur ist die