1917 / 14 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Jan 1917 18:00:01 GMT) scan diff

4800 ausgedehnt. Eine Unterscheidung nach Gebalts⸗ und Orts⸗ klassen findet dabei nicht mehr statt. Es werden erhalten: krinderlose Familien 12 monatlich, Feamilien mit einem Kinde 17 ℳ, amilien mit 2 Kindern 22 ℳ, mit 3 Kindern 27 8 und so fort für jedes weitere Kind 5 monatlich.

Die Königliche Staatsregierung hat sich bei ihrem Beschluß davon

leiten lassen, daß sie gewillt ist, der Notlage der geringer besoldeten Beamten unter allen Umständen abzuhelfen, soweit es nur irgendwie den allgemeinen Interessen gegenüber vertretbar ist, und sie hat sich sofort bereit gefunden, ihren Beschluß weiter auszudehnen, als sie sich davon überzeugt hatte, daß es im Interesse der Beamten, Lohnangestellten und Arbeiter notwendig war. (Bravo!)

Meine Herren, wie das Jahr 1916 abschließen wird, wissen wir nicht. Wir kennen noch nicht die Ausgaben, welche durch die Bei⸗ hilfen an die Beamten, Lohnangestellten und Arbeiter entstehen, und außerdem ist es auch sehr leicht möglich, daß noch weitere außer⸗ planmäßige Ausgaben bis zum Ende dieses Jahres notwendig werden.

Bei der Eisenbahnverwaltung hat sich der Verkehr in den bisher abgelaufenen Monaten in erfreulichem Maße entwickelt. Der Personenverkehr hat duschweg zugenommen, und die Einnahmen aus dem Güterverkehr sind auch so gestiegen, daß sie bei mehreren Monaten die Einnahmen der entsprechenden Monate des letzten Friedensjahres erreicht oder überschritten haben.

Infolge der großen Ausdehnung unserer Kriegsschauplätze ist unser Fuhrpark in ganz außerordentlichem Maße in Anspruch ge⸗ nommen. Zahllose Lokomotiven und Wagen besinden sich außerhalb unseres Eisenbahngebietes, an allen Fronten und in den Ländern unserer Bundesgenossen. Hierdurch ist es gekommen, daß im Innern trotz der regelmäßigen großen Vermehrungen unseres Fuhrparks ein Mangel an Lokomotiven und Wagen sich führbar gemacht hat, der während des Krieges kaum völlig behoben werden kann. Welche finanziellen Rückwirkungen dadurch entstehen werden, ist noch nicht zu übersehen. Ebenso sehlt ein sicherer Anhalt dafür, wie hoch sich die Ausgaben infolge der enormen Preissteigerung und der Kriegsbeihilfen an die Beamten, Lohnangestellten und Arbeiter bis zum Jahresschluß belaufen werden. Es ist jedoch anzunehmen, daß der Abschluß des Jahres 1916 sich nicht ungünstig gestalten wird, da die Einnahmen, wie ich bereits hervorgehoben habe, auch noch die Einnahmen aus den Militär⸗ transporten des Jahres 1915 enthalten werden. Wie wenig zu⸗ treffend die Jahresrechnung dadurch wird, habe ich bereits hervor⸗ gehoben.

Die Kriegsverhältnisse haben auch noch an einer anderen Stelle zu Verdunkelungen geführt. Als im Jahre 1915 die Unterstützung der Gemeinden für ihre Ausgaben auf dem Gebiete der Kriegswohl⸗ fahrtspflege einsetzte und zu diesem Zwecke 110 Millionen Mark und im Jahre 1916 200 Millionen Mark bereit gestellt wurden, erschienen diese Summen so hoch, daß sie entgegen der sonstigen Gepflogenheit auf die Anleihe übernommen und nicht auf den Haus⸗ haltsvlan gebracht vder außerplanmäßig verrechnet wurde. Die Jahresrechnungen sind dadurch von großen Summen künstlich entlastet worden und geben nicht das Bild, das sie eigentlich geben müßten. Dies ist im Auge zu behalten, wenn man sie betrachtet; sie erscheinen sehr viel günstiger, als sie tatsächlich sind. Heute stehen wir vor der Feststellung des dritten Kriegshaushaltsplanes.

Aeußerlich unterscheidet er sich insofern von seinen Vorgängern, als eine Reihe von entbehrlichen Fremdworten, welche sich von Jahr zu Jahr fortschleppten, durch deutsche Worte ersetzt worden ist. (Bravo!) Es war nicht ganz leicht, überall das richtige deutsche Wort zu finden. Der Deutsche Sprachverein hat uns auf unsere Bitte hierbei wertvolle Beihilfe geleistet. Ich möchte nicht unterlassen, dieses mit aufrichtigem Dank hierbei besonders hervorzuheben. Alle Fremdworte sind noch nicht beseitigt; einzelne erschienen zurzeit noch unentbehrlich. Es soll aber alljährlich mit der Verdeutschung fort⸗ gefahren werden, weil erfahrungsgemäß sich unsere Sprache fortbildet und immer neue Worte und Begriffe schafft.

Innerlich nähert sich der Haushaltsplan viel mehr der Wirk⸗ lichkeit als seine beiden Vorgänger, obschon dieses natürlich überall nicht der Fall sein kann.

Das deutsche Wirtschaftsleben ist, da der Handel mit dem Aus⸗ lande fast völlig aufgehört hat und der Vorrat an Rohstoffen für manche Zweige des Handels und der Industrie erschöpft ist, jetzt fast gonz auf die innere Versorgung abgestellt. Alles dreht sich mehr oder minder um die Ernährung und Versorgung des Volkes und der be⸗ waffneten Macht sowie um die Herstellung der für Heer und Marine erforderlichen Ausrüstung. Was unmittelbar oder mittelbar diesen Zielen dient, geht voran, alles andere muß dagegen zurückstehen. Es hat eine starke Verschiebung der Erwerbsverhältnisse stattgefunden. Zugleich hat der Heeresdienst der Männer dazu geführt, daß das weibliche Geschlecht in sehr viel stärkerem Maße wie in der ersten Zeit des Krieges für das männliche Geschlecht im Inlande bei der Arbeit in die Bresche treten mußte. Gar manche Acker⸗ und Gutswirtschaft ruht jetzt auf den Schultern einer Frau, gar manches Geschäft wird jetzt von einer Frau geführt und gar manche Beamtenstelle von einer Frau versehen. Die Zahl der Arbeiterinnen, welche an Arbeitsstellen aller Art die durch die Einberufung der Männer entstandenen Lücken ausfüllen, ist außerordentlich gewachsen. Das früher ganz ungewohnte Bild, eine Frau an der Arbeitsstelle eines Mannes zu sehen, ist heute einem jeden ein gewohnter Anblick geworden. Unsere Frauen tragen ganz wesentlich dazu bei, daß wir die schwere Zeit überstehen können;

hne ihre Hilfe wären wir dazu überhaupt garnicht imstande.

Für unsere Feinde arbeitet und liefert die ganze Welt, nur wir sind auf uns ganz allein gestellt, und trotzdem ist es uns bis her gelungen, alles selbst zu beschaffen und herzustellen, was für unsere Feinde alle Erdteile zusammen besorgen. (Sehr richtig!) Unsere Landwirtschaft und unsere Industrie, unterstützt durch unsere Wissen⸗ schaft und unsere Technik sind bisher unsere Hilfe gewesen und werden es auch weiter bleiben, namentlich nachdem das ganze Volk durch die einmütige Annahme des Kriegshilfsdienstgesetzes sich bereit erklärt hat, die erforderlichen Arbeiten unter allen Umständen auszuführen.

Die Erträgnisse der Einkommen⸗ und Ergän⸗ zungssteuern werden im Jahre 1917 nicht geringere sein als im Jahre 1916. Die große Teuerung hat bei sehr vielen Personen eine Erhöhung ihres Einkommens herbeigeführt, und die Gewinne, die

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an vielen Stellen gemacht sind, werden auch nicht hinter den Ge⸗ winnen des Vorjahres zurückbleiben.

Die in diesem Jahre zum ersten Male zur Erhebung kommenden neuen Reichssteuern, die Besitzsteuer und die Kriegssteuer, mit ihren hohen, aus dem Kapital, nicht aus dem Einkommen zu zahlenden Sätzen, werden sich erst im nächsten Jahre in unserem Staatshaushalt fühlbar machen. Die Kapitalzahlungen an das Reich werden eine Verringerung des Einkommens und des Vermögens zur Folge haben und das Aufkommen der preußischen Einkommen⸗ und Ergänzungssteuer herabmindern. Darauf müssen wir uns gefaßt machen. In diesem Jahre ist das aber noch nicht zu besorgen, da die neuen Reichssteuern, auch soweit sie 1917 fällig werden, nicht vom Einkommen und Vermögen im voraus in Abzug gebracht werden dürfen. 100 Millionen Mark des Aufkommens der direkten Staats⸗ steuern für 1917 werden in Gemäßheit des im vorigen Jahre er⸗ lassenen Gesetzes zur Tilgung des Fehlbetrages des Jahres 1915 verwendet werden.

Bei unseren anderen Einnahmequellen liegen die Aussichten nicht so günstig. Sie lassen keine Aufwärtsbewegung er⸗ warten. Bei den Zöllen und indirekten Steuern und bei den Gerichts⸗ kosten müssen wir sogar damit rechnen, daß sie nach wie vor tief unter dem bisherigen Friedensstande bleiben. Bei den Zöllen liegt es ja so, daß Preußen die Zölle nicht für sich, sondern für das Reich erhebt und für die Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern eine Ver⸗ gütung erhält, welche sich nach der Höhe des Aufkommens richtet. Da während des Krieges das Aufkommen naturgemäß nur ein geringes sein kann, muß sich auch die Vergütung für die Verwaltung ent⸗ sprechend vermindern. Die Erträgnisse der indirekten Steuern liegen schon seit Kriegsbeginn darnieder, und wenn auch das Grundstücks⸗ geschäft in der letzten Zeit an einigen Stellen eine Belebung erfahren hat, so ist diese Belebung doch viel zu gering, als daß sie eine nennens⸗ werte Wirkung ausüben könnte.

Die Bergverwaltung, die Domänen⸗ und Forstverwaltung zeigen auch keine Aussicht, daß wesentliche Mehrerträgnisse eintreten werden.

Alle diese Umstände nötigten dazu, die Einnahmen doch mehr der Wirklichkeit entsprechend in den Voranschlag einzustellen, wie es in den Vorjahren möglich war. Es sind daher sowohl die zu er⸗ wartenden Mehreinnahmen aus der Einkommen⸗ und Ergänzungs steuer wie die zu erwartenden geringeren Einnahmen aus den Zöllen, indirekten Steuern und den Gerichtskosten n ach ihrem voraus⸗ sichtlichen Aufkommen und nicht mehr die Sätze des letzten Friedensjahres in den Haushaltsplan aufgenommen.

Bei den Ausgaben ist ganz ähnlich verfahren worden. Die

Kriegsbeihilfen für die Beamten, Lohnangestell⸗

ten und Staatsarbeiter werden außerplanmäßig verrechnet, sie erscheinen nicht in dem Haushaltplan, da sie einer ständigen Be⸗ obachtung bedürfen und erhöht werden, sobald es sich herausstellt, daß ihre Sätze nicht mehr ausreichen. Die Unterstützungsfonds befinden sich im Staatshaushaltplan. Sie bedürfen in diesem Jahre keiner besonderen Erhöhung, da infolge der starken Einberufungen zum Heeresdienste die Zahl der auf sie angewiesenen Personen sich erheblich vermindert hat. Dagegen ist der im letzten Jahre zum ersten Male beim Finanzministerium ausgehrachte allgemeine Zuschußfonds zu den Fonds aller Verwaltungen für die Unter⸗ stützungen an ausgeschiedene Beamte, Lohnangestellte, Staatsarbeiter und Lehrer und deren Hinterbliebene im Betrage von 1 ½ Millisnen Mark mit Rücksicht auf die große Teuerung um weitere 1 ½ Millio⸗ nen Mark verstärkt worden. (Bravo!) Er hat also eine Verdoppe⸗ lung erfahren.

Bei allen übrigen Ausgaben ist, dem Ernste der Lage entsprechend, die äußerste Zurückhaltung beobachtet: es sind alle Ausgaben, welche nicht unbedingt notwendig waren, nicht in den Haushaltplan auf⸗ genommen worden.

Der in den beiden vorhergegangenen Jahren stets festgehaltene Grundsatz, keine neuen Beamtenstellen vorzusehen, ist zwar im großen und ganzen auch dieses Mal aufrecht erhalten worden, es mußte aber doch an verschiedenen Stellen davon abgewichen werden, weil sonst zu große Nachteile entstehen würden. Bei der Eisenbahn⸗ verwaltung ließ sich die Schaffung neuer Beamtenstellen überhaupt nicht mehr hinausschieben; es sind dort sehr viele neue Beamtenstellen vorgesehen. 98

Ferner sind die Extraordinarien aller Verwaltungen, mit Ausnahme der Eisenbahnverwaltung, sehr stark beschnitten worden. Hierbei wird es leider auch nach dem Kriege sein Bewenden behalten müssen. Die öffentlichen Lasten werden alsdann so stark auf den einzelnen drücken, daß es ausgeschlossen ist, die Extraordinarien in der⸗ selben reichlichen Weise, wie wir es vor dem Kriege gewohnt waren, fernerhin auszustatten.

Ein sehr wichtiger Abschnitt in unserem Staatshaushalt ist auch der Abschnitt der Staatsschuldenverwaltung. Es ist ohne weiteres erklärlich, und nach Lage der Verhältnisse unvermeidlich, daß die Staatsschulden während des Krieges ständig zunehmen. Die zur Verzinsung und Tilgung erforderlichen Beträge müssen deshalb all⸗ jährlich erhöht werden. Die hohen Ausgaben für Ostpreußen, die zurzeit uns noch vollständig zur Last- fallen, die Bei⸗ hilfen an die Gemeinden zur Kriegswohlfahrtspflege, die großen Aufwendungen für die Volksernährung und zur Ab⸗ wendung von Notständen und die Verwendung unserer Kredite haben nicht nur eine starke Vermehrung unserer Staatsschulden im Ge⸗ folge gehabt, sondern werden sie auch weiter im Gefolge haben, da alle diese Ausgaben noch nicht abgeschlossen sind. Die Art der Geldbeschaffung ist allerdings recht ungünstig; das läßt sich aber nicht ändern. Da die festverzinslichen Anleihen dem Reiche für seine Kriegsanleihen vorbehalten bleiben müssen, so können die Bundesstaaten ihr Geldbedürfnis nur dadurch decken, daß sie kurz⸗ fristige Schatzanweisungen, wie wir es bisher getan haben, oder, wie wir nach dem Vorbilde des Reiches in Zukunft ebenfalls tun wollen, daneben auch Wechsel begeben. Dieser Kredit ist un⸗ sicherer und teurer als unser früherer unkündbarer Konsolkredit im Frieden. Es ist aber leider in Jahren und vielleicht in Jahrzehnten nicht zu erwarten, daß wir angesichts der Höhe der im Umlaufe be⸗ findlichen Kriegsanleihen wieder dazu kommen, unsere kurzfristigen Anleihen in langfristige Konsolanleihen umzuwandeln.

Die im vorigen Jahre dem Finanzminister erteilte Grmäch⸗ tigung zur Begebung von Schatzanweisungen be⸗ lief sich auf 3 Milliarden Mark. Da dieser Betrag beinahe erschöpft ist und weitere große Ausgaben bevorstehen, auch die Einnahmen nicht regelmäßig eingehen oder Fehlbeträge aufweisen, empfiehlt es sich, die

““ S. Ermächtigung zur Begebung von Schatzanweisungen und Wechseln 8 5 Milliarden auszudehnen. Ein entsprechender Zusatz ist in das Gh. setz über die Feststellung des Haushaltsplanes aufgenommen, und i möchte das hohe Haus bitten, diesem Gesetze seine Zustimmung 2 erteilen.

Der Haushaltsplan der Staatseisenbahnen ü in diesem Jahre zum erstenmal wieder der Wirklichkeit angepaßt und als sachlicher und nicht lediglich als formeller Voranschlag. aufgestell Er sieht einen kleinen Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben vor und schließt mit einer Ueberweisung an den Ausgleichfonds den 1,2 Millionen ab. Sowohl beim Personenverkehr wie beim Güter verkehr ist mit einer Verkehrssteigerung gerechnet worden.

Es werden, wie ich bereits erwähnt habe, sehr viel mehr nerc Stellen geschaffen, da sich die Zurückhaltung in der Anstellung neue Beamten nicht aufrecht erhalten ließ.

Der Fuhrpark, der ja bisher schon alljährlich in sehr reichen Maße vermehrt worden ist, muß wieder in großem Umfange vermehrh werden. Infolge seiner starken Beanspruchung jetzt während des Krieges ist auch die Zahl der durch Verschleiß neu zu ersetzenden Lo⸗ komotiven und Wagen ganz besonders groß geworden. Es muß des⸗

halb der für Neubeschaffungen aus laufenden Mitteln bestimmte w.

trag angemessen erhöht werden. Das Extraordinarium und die z⸗⸗ führung an den Staatshaushalt sind dem statistischen Anlagekapitel entsprechend gestiegen. Ob dieser Voranschlag der Wirklichkeit gegen⸗

über Standhalten und sich in der Wirklichkeit als zutreffend er⸗]

weisen wird, wissen wir noch nicht. Es ist sehr leicht möglich, daß in⸗ folge der ständig ansteigenden Teuerung weitere unvorhergesehene Aus⸗ gaben sowohl auf sachlichem wie auf persönlichem Gebiet hinzo⸗ kommen werden.

Der Gesamthaushaltsplan befindet sich im Gleich⸗ gewicht und schließt ab in Einnahme und Ausgabe mit 5 160 765 721 % und einer Ueberweisung an den Ausgleichsfonds der Eisenbahnen von 1,2 Millionen Mark. Der Haushaltsplan hat hiermit die fünft Milliarde überschritten.

Bei den außerplanmäßigen Ausgaben kann ich mich

wesentlich kürzer fassen.

Die bisher ungeklärte Frage, inwieweit sich das Reich an der durch den Krieg entstandenen Schäden zu beteiligen hat, ist inzwischen durch das Reichsgesetz vom 3. Juli 1916 über die Feststellung da Kriegsschäden im Reichsgebiet entschieden worden. Hiernach fallen die durch den Krieg entstandenen Sachschäden auf das Reich, während die Regelung aller übrigen Schäden den Bundesstaaten überlasse bleibt, soweit sie dieselben erstatten wollen. Eine sofortige Zahlunge pflicht ist jedoch dem Reich noch nicht auferlegt. Die Feststellun

des Zeitpunktes ist vielmehr einem besonderen Gesetz vorbehalten. Deß

Bundesstaaten erhalten erst nach Erlaß dieses Gesetzes die von ihna verausgabten Vorschüsse und Vorentschädigungen vom Reiche erstatter Die im Reichsgesetz vorgesehenen Feststellungsbehörden sind überzl gebildet; ihre Tätigkeit wird dadurch wesentlich erleichtert, daß die Arbeiten der Kriegshilfskommission für sie ein sehr wertvolles Materig bilden.

Der Wiederaufbau von Ostpreußen schreitet wunsch gemäß fort. Von den für die Landwirtschaft bestimmten Gebäuder sind ungefähr zwei Drittel wieder aufgebaut oder neugebaut. De Neubau oder Wiederaufbau der Wohngebäude steht dagegen nes erheblich zurück. Es macht sich überall ein empfindlicher Mangel m Bauarbeitern geltend. Bis zum 1. Oktober 1916 sind für Ofe⸗ preußen 690 Millionen Mark verausgabt worden. Es ist ein großes Stück Arbeit, was bisher in Ostpreußen geleistet worden ist, und àl bedeutet einen Ruhmestitel sowohl für die Einwohner als für die dabei beteiligten Behörden und ihre beruflichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die schöne, so schwergeprüfte Provinz ist tatsächlich in vollen Wiedererstehen begriffen. (Bravo!)

Meine Herren, die zur Unterstützung der Gemeinden für ihn Ausgaben auf dem Gebiete der Kriegswohlfahrtspflege bereitgestellten 200 Millionen sind beinahe verbraucht. ist in der Weise verwendet, daß den Gemeinden für die von ihne nachgewiesenen Ausgaben auf diesem Gebiete möglichst ein Dritt vom Staate erstattet worden ist. Das Reich hat zu diesem Drittl jedesmal ein weiteres Drittel hinzugefügt, sodaß den Gemeinden regelmäßig namentlich in den letzten Monaten zwei Drittel ihm Ausgaben wieder erstattet worden sind. Nur einige wenige groff leistungsfähige Städte haben nicht ganz zwei Drittel erhalten; daft sind dann aber verschiedene vollständig leistungsunfähige Gemeinden mit mehr als zwei Drittel bedacht worden. Es ist nicht anzu⸗ nehmen, daß die Ausgaben der Gemeinden für die Kriegswohlfahrte⸗ pflege im nächsten Jahre zurückgehen. Ich glaube, das Gegenteil win der Fall sein; namentlich werden in denmächsten Monaten die Kosten für die Volksernährung oder für die rrichtung oder Erweiterumg der Massenspeisungen sehr hoch werden. Es ist deshalb unerläßlic⸗ daß den Gemeinden mit Rücksicht auf die hohe Bedeutung der Kriegswohlfahrtspflege und auf die starke Anspannung ihrer Ausgaben wiederum Staatsbeihilfen möglichst in derselben Höhe gewähtt werden wie bisher. Es wird von Ihnen wiederum ein Kredit der 200 Millionen erbeten. Es ist das die dritte Anforderung auf diesen Gebiete: im Jahre 1915 sind 110 Millionen und im Jahre 101 200 Millionen zu diesem Zwecke bereitgestellt worden. Ich möcht das hohe Haus bitten, dem ihm vorgelegten Gesetzentwurf die Zu⸗ stimmung zu erteilen.

Meine Herren, die Arbeiten für die Kultivierung der Moore und Heideflächen schreiten rüstig fort. Immer weiten Flächen, die bisher als Oedland dalagen und keine Erträgnise brachten, werden urbar gemacht und für den Anbau von Nahrungs⸗ und Futtermitteln gewonnen. 1

Auf dem Gebiete der inneren Kolonisation sind durt das Gesetz vom 8. Mai 1916 die Mittel für staatlichen Zwischen⸗ kredit bei der Errichtung von Rentengütern auf 100 Millionen erhäölt worden. Im Laufe des Jahres 1916 sind auf provinzieller Grundlag⸗ zwei weitere große gemeinnützige Siedlungsgesellschaften entstanden, und zwar sind dieses die Gesellschaften „Eigenes Heim“ in der Rheinprovinz mit einem Stammkapital von einer Million Matl und die Gesellschaft „Rote Erde“ in Westfalen mit einem Stamn⸗ kapital von 4 Millionen Mark. An beiden Gesellschaften hat sich der Staat mit der Hälfte des Stammkapitals beteiligt.

Die Ostpreußische Landgesellschaft hat von den Staatsdarlehen für den Grwerb kriegezerstörter Großgüter Gebrauch gemacht. Es sind bisher über 1300 Hektar angekauft worden.

Die im vorigen Jahre angekündigte GCinrichtung ven Kriegshilfskassen, aus denen heimkehrenden Kriegsteil

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Der Kredue

wehmern aus dem selbständigen Mittelstande oder ihren Angehörigen zur Erhaltung oder Wiederaufrichtung ihrer wirt⸗ schaftlichen Lebensstellung Kredit gewährt werden soll, ist von allen Provinzen im Laufe dieses Jahres beschlossen worden. Auch, hier hat sich der Staat überall mit erheblichen Summen beteiligt.

Auf die von der Staatsregierung geplante Förderung des Kleinwohnungswesens durch Unterstützung gemeinnütziger Bauvereinigung mit Kapital und Bürgschaftsleistung möchte ich hier nur der Vollständigkeit halber hinweisen. Die dazu erforderlichen Gesetze liegen dem hohen Hause bereits vor, und ich hoffe, daß sie auch verabschiedet werden.

Schließlich möchte ich noch bemerken, daß auch in diesem Jahre wiederum gemeinnützige Gesellschaften in großer Zahl mit Staatshilfe gegründet worden sind, welche alle darauf abzielen, die durch den Krieg entstandenen Schwierigkeiten zu beseitigen. Ich kann es mir versagen, die Gesellschaften einzeln aufzuführen, da sie Ihnen ja bekannt sind.

Meine Herren, aus allen diesen Darlegungen ist zu ersehen, daß der Krieg in sehr starkem Maße auf unsere Staatswirt⸗ schaft eingewirkt und große Anforderungen gestellt hat. Wenn auch das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben im Haus⸗ haltsplane hergestellt ist, so ist dieses doch nur äußerlich, da sehr wichtige und bedeutsame Anforderungen aus Mangel an Mitteln zurückgestellt werden mußten. Auch nach dem Kriege müssen wir dabei bleiben, daß unsere Staatswirtschaft nach wesentlich engeren und knapperen Gesichtspunkten geführt wird, als wir es vor dem Kriege gewohnt waren. Die stets offene Hand für Geld⸗ ausgaben von ehedem muß fernerhin möglichst geschlossen bleiben. Wir sind nicht mehr reich genug, um anders zu verfahren. Schon die Höhe der öffentlichen Lasten, welche der Krieg im Gefolge haben wird, wird dieses verbieten. Hiermit müssen wir uns vertraut machen und abfinden; es geht nicht anders.

Die Hauptsache ist heute, daß wir den Krieg gewinnen. Die Absperrung vom Auslande macht sich überall fühlbar, und es ist nicht zu bestreiten, daß sie schwer auf dem ganzen Lande lastet. Und doch muß es ertragen werden. Die Eingriffe in die Wirtschaft des Einzelnen, die Ernährungsschwierig⸗ keiten und die Teuerung sind ganz gewiß groß, und die Sorgen, die jeder Einzelne, besonders wenn er nur ein geringes Einkommen besitzt oder gar eine große Familie ernähren muß, hat, sind ganz gewiß bitter und schwer. Aber was will das Ergehen des Einzelnen besagen gegenüber der Zukunft unseres Volkes? Hiernach wird an der Front auch nicht gefragt. Sie wiegen federleicht gegenüber dem Schicksal, welches unserem Vaterlande bevorstehen würde, wenn unsere Feinde ihren Willen durchsetzen und Sieger bleiben würden. Unsere Freiheit wäre rettungslos dahin! Ein erbarmungsloser Feind würde unbarm⸗ herzig alle Früchte unserer Arbeit für sich in Anspruch nehmen, und Arbeitslosigkeit, Not und Elend wären unser Los für alle Zukunft! (Sehr richtig.) Wenn wir uns dieses vorstellen, dann schrumpfen alle Beschwerden, Nöte und Sorgen der Gegenwart zusammen, sie er⸗ scheinen leicht und erträglich gegenüber einem so furchtbaren Schicksal. Heute muß ein jeder die Zähne zusammenbeißen und alle Entbeh⸗

rungen, Schwierigkeiten und Unbequemlichkeiten ertragen. Ein jeder

muß dem andern helfen; sonst können wir den Krieg nicht gewinnen! (Sehr richtig.) Unsere Feinde irren sich ganz gewaltig, wenn sie ver⸗ meinen, durch die Absperrung uns niederringen zu können. In Deutschland wird keiner, trotz aller Absperrungen, verhungern; dafür ist gesorgt. Und bei unseren Feinden ist die Not und die Teuerung in vieler Hinsicht noch sehr viel größer als bei uns.

Es sind noch harte Monate, die uns bevorstehen. Unendlich schwere Kämpfe sind noch zu bestehen und viele Opfer an Gut, Blut und Entsagung sind noch zu bringen. Darauf sind wir alle gefaßt. Aber trotzdem ist unser Vertrauen und unsere Zu⸗ versicht felsenfest! (Lebhaftes Bravov!) Ein Jeder, vom Ersten bis zum Letzten, ist davon überzeugt und durchdrungen: be⸗ siegt werden wir nicht, der Sieg wird uns doch bleiben! (Lebhafte Zustimmung.) Unser treuer Gott, der Preußen und das junge Deutsche Reich so sichtbarlich geführt hat, wird uns auch weiter beistehen, wenn wir nur unsere Schuldigkeit tun! (Bravo!) Und das wollen und werden wir, aus vollem Herzen! (Leb⸗ hafter Beifall.)

Die Schlußsätze der Rede des Finanzministers werden vom Hause mit allseitigem, lebhaftem, wiederholtem Beifall aufge⸗ nommen.

Damit ist die Tagesordnung erledigt.

Schluß gegen 4 ½ Uhr. Nächste Sitzung Donnerstag,

11 Uhr. (Erste Lesung des Etats.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Entwicklung der Sparkassen im Deutschen Reiche von 1904 bis 1914 und ihre Bedeutung in den einzelnen Landesteilen.

Das Kaiserliche Statistische Amt veröffentlicht allfährlich eine Statistik über den Stand der Sparkassen im Deutschen Reich und in sämtlichen Einzelstaaten (mit Ausnahme von Braunschweig, das wegen der eigenartigen Einrichtung seines Sparkassenwesens ngaben nicht liefern kann), die alle öffentlichen und eine Anzahl nichtöffentlicher Sparkassen erfaßt; die neueste für das Jahr 1914, die im letzten Bande des „Stattstischen Jahrbuchs für das Deutsche Reich“ enthalten ist, beziebt sich auf 2920 öffentliche Sparkassen mit 8536 und auf 199 nichtöffentliche mit 320 Filialen. Auf Grund dieser Jahres⸗ statistiken gibt das preußische Statistische Landesamt in der »Stat. Korr.“ eine vergleichende Darstellung der Entwicklung der deutschen Sparkassen in dem Zeitraum von 1904 bis 1914, die insbesondere über die Bewegung der Svarbücherzahl (überhaupt und auf je 100 Einwohner), der Spareinlagen, ihrer Gesamtsumme wie der auf ein Sparbuch und auf den Kopf der Bevölkerung entfallenden Beträge und über ihre Zunahme seit 1904 in den verschledenen Einzelstaaten und Landesteilen Aufschluß gewährt. Zur Vermeidung falscher Schlußfolgerungen wird davor gewarnt, die in der amtlichen Sparkassenstattstik enthaltenen Zahlen der Spar⸗ bücher und Sbareinlagen als einen Maßstab für die Spartätigkeit und den Sparwillen der deutschen Bevölkerung in den einzelnen Landesteilen zu nehmen. Um diesen Maßstab bilden zu können, sind die Unterlagen der Statistik zu eng begrenzt. Auf der einen Seite wird die Inanspruchnahme der anderen Svargelegenheiten, wie vor allem der privaten Banken und der genossenschaftlichen Spar⸗ und Darlehnskassen, nicht miterfaßt, die je nach den Gegenden einen größeren und kleineren Teil der gesparten Summen an sich iehen. Anderseits sind auch die Bevölkerungskreise, die die Spar⸗ assen für ihre Ersparnisse benutzen, nicht immer die gleichen. Während in einigen Gegenden fast ausschließlich der wirt⸗ schaftlich schwache Teil der Bevoölkerung sowie der Bauer und der

kleinere städtische Mittelstaend an den Beständen der Sparkasse betetligt sind, sind es andernorts auch die wohlhabenden Schichten des beamteten und gewerblichen Mittelstandes und der Großarund⸗ besitz, die die Sparkassen zur vorübergebenden und dau Inden Anlage ihrer verfügbaren Gelder benutzen. Aber muß auch aus den an⸗ geführten Gründen die Sparkassenstatistik darauf verzichten, ein Bild von dem gesamten Stand der deutschen Spartätigkeit überhaupt zu geben, so zeigt sie wenigstens die Bedeutung der Sparkassen in der deutschen Wirtschaft und gewahrt zugleich einen guten Einblick in die Bewegung der Spartätigkeit im Deutschen Reich, da man von der Voraussetzung ausgehen darf, daß auch die Entwicklung der Spareinlagen bei anderen Einrichtungen in den einzelnen Teilen des Reichs stets ähnlich ist wie bei den Sparkassen.

Die Zahl der in Deutschland vorhandenen öffentlichen (und von der amtlichen Sparkassenstatistik miterfaßten nicht öffentlichen) Spar⸗ kassen betrug am Schlusse des Rechnunasjahres 1914 3119 gegen 2821 i. J. 1904, von denen 1761 gegen 1564 in Preußen, 380 gegen 349 in Bayern, 361 gegen 329 in Sachsen sich befiaden. In Umlauf waren zu dem genannten Zeitvunkt 24 605 482 Sparbucher der deutschen Sparkassen, d. s. 36,87 auf je 100 Einwohner (Schätzung vom 30. Juni 1914), gegen 17 294 217 oder 29, 10 auf 100 Ein⸗ wohner Ende 1904 (Schätzung vom 1. Jmuar 1905), von denen 14 935 190 Sparbücher, d. s. 35 47 auf je 100 Einwohner, gegen 10 211 976 bezw. 27,74 von den Svparkassen in Preußen, 3 496 430 oder 70,12 auf 100 Einwohner gegen 2 675 562 bezw. 59,97 im Könia⸗ reich Sachsen, 1 147 276 oder 16,10 auf 100 Einwohner gegen 889 042 bezw. 13,78 in Bavern, 871 224 oder 34,2 auf 100 Einwohner gegen 603 780 bezw. 26,50 in Württemberg, 786 163 oder 35,10 auf 100 Ein⸗ wohner gegen 513 020 bezw. 25,8s in Baden ausgegeben waren. Einen vergleichenden Ueberblick über die für die einzelnen Staaten und Landesteile berechneten wichtigsten Zohlen der deutschen Sparkassen⸗ statistik ermöglicht die folgende Tabelle. Es betrugen am Schlusse des Rechnungsjabres 1914 die

Zunahme der Spareinl. seit 1904

Spareinlagen

in den Staaten überhaupt Mil⸗ Millionen

Mark

lionen

Mark

Landesteilen

100 Einwohner Bevölkerung

auf den Kopf der Bevölkerung

Sparbücherzahl auf auf den Kopf der.

249,91 649 119 278,87 748 159 372,97 476 175 1 263,80% m662 286 664,27 901 382 288,49 864 133 1 065,5 607 196 1 136,14 702 360 891,49 1 2131/ 525] 327,95

1 598,49 1 0666 521 ⁷660 32 2 274 60 1 5677 509] 1 051,8. 664,688 767 286] ß282 91 2 866,22 1 165 378] 1 487,78 24,80% m847 336 2,61 13 638,8 913]/ 324 5 876 90 706,056 615 99] 261,54 43,48 2 030,32 581 407 775,22] 44 84 688 71·w790 272 334 7 75 8

1 007 72 1 282 451] 438,74 57,14 446 26 1 271 335] 183,88 52,27 77 ½2 )551 119 21,28 765 199 62,72 597 121 28,90 45,78 114,0 974 398 40,76 44,20 85 20 595 383 32 84 49,61 126,14 736] y473 61,66 76,49 93,90 564 282 24,52 32,30

18 88 547 203 9,72 87 90

31 7 626 309 11,77 46,5 41,75 1 305 661 15,02 49,21 35,60% 678 483 14,91 64,20 131 s8 960 837 28 62 17,00 49,26 1 615 1 033¹⁄ 924 % 86,18 129,85 1 412 842⁄ ,44 % 43,4 36,2 422 296 14,46 41,63 189,30 707 58 71,87, 26 86 417 07 623 379 180 50 36,82 210,30% 441 110 68,84 39,24

20b0 „7 834 305 8612,n 52,0.

112,94 126,99 49 2 587,40 295,98 137,74 398,26 355,10 36,

Ostpreußen’1) . Westpreußen. Stadtkreis Berlin Brandenburg wbbö““ Posen Schlesien. Sachsen.. 11¹ Schleswig⸗Holstein Westfalen.. H ssen⸗Nassau.. Rheinprovinz Hohenzollern Preußen ¹). EEIE1D1““ König eich Sachsen.. Württemberg. .. e* Hessen ¹) 8 ...16. Mecklenburg⸗Schwetin Großherzogtum Sachsen Meckenburg Strelitz l[renburg . Sachsen⸗Meiningen. Sachsen⸗Altenburg Sachsen⸗Coburg⸗Gotha Anhalt Schwarzb.⸗Sondersh.. Schwarzb.⸗Rudolstadt Waldeck 1“

Reuß älterer Linie Reuß jüngerer Linie. Schaumburg⸗Lippe.. Lippe

Lübeck

Bremen. Hamburg Elsaß⸗Lothringen⁴)

Deutsches Reich (ohne Braunschweig) Der Gesamteinlagenbestand der Sparkassen im Deutschen Reiche bezifferte sich am Schlusse des Rechnungsjahres 1914 auf 20,50% Milltarden Mark gegen 11,800 Milliarden am Schlusse des Rechnungsjahres 1904, wovon 13,630 Milliarden Mark gegen 7,762 Milliarden auf die preußischen, 2 30 Milliarden Mark oegen 1,255 Milliarde auf die sächsischen, 1,006 Milltarde gegen 568,98 Millionen Mark auf die badischen, 706,05 Millionen gegen 444 67 Millionen Mark auf die baverischen, 688,z Millionen gegen 353,18 Millionen Mark auf die württembergischen Sparkossen entfielen. Je nachdem man das deutsche Volksvermögen auf 350 oder 250 Milliarden Mark schätzt, sind also in den deuischen Sparkassen fast 6 oder rund 8 % des gesamten Nationalvermögens vereinigt. Die finanzielle Bedeutung unserer Sparkassen ist demnach ganz gewaltig. Diese Bedeutung hat in den letzten Jahren eine schnelle Zunahme erfahren. Rechnet man den jährlichen Zuwachs des Nationalvermögens im Durchschniit auf 6 Milltarden Mark, so würden sih für die 10 Jahre, auf die sich die Spartassenstatistik bezieht, 60 Milliarden Mark ergeben; in der gleichen Zeit sind die Spar⸗ einlagen um 8,8 Milliarden Mark gewachsen. Danach wären mehr als 14 % des innerhalb dieser Zeit neu entstandenen Vermögens in die deutschen Sparkassen geflossen. Wenn auch, wie vorher betont wurde, der wohlhabende Mittelstand einen gewissen Anteil an dem Bestande der Sparkassen besitzt, so ist doch aus dieser Entn icklung der Sparkafsen der Beweis dafür zu entnehmen, daß auf den Bürger, Bauer und Arbeiter ein erhbeblicher Anteil an der Zunahme des Volksvermögens entfällt. Dieser Anteil ist zudem selbstverständlich mit den Sparkasseneinlagen keineswegs erschöpft. Die Steigerung des Wertes des Gcundbesitzes in den Händen der Angehörigen dleser Stände, die neuen gewerblichen Anlagen, der eigene Erwerb von Wertpapieren und die während dieser Zeit gesammelten Sparbeträge bei anderen Banken, vornehmlich bei den genossenschaftlichen Spar⸗ und Darlehnskassen, sind hinzuzurechnen. Die Verschiedenartigkeit der Bedeutung der Sparkassen in den einzelnen Landesteilen wird am besten durch die Höhe der auf den Kopf der Bevölkerung entfallenden Spareinlagen

18,30 21,23 36,79 43,24 42,42 15,83 32,32 51,28 43,20 48,85 32,46 37,82 32 47 39, 66 35,17 16,10 70,12 34,42 35,19 26,33 21 cs 49,79 25 96 20,35 40,87 64,320 64 33 50, 10 37 06 4941 50 68 71,21 87,23 63,98 59 30 70,11 82 26 60 94

24,83

59 36 57

46,23 44,44 4,58 22,c9

¹) 6 Kassen konnten infolge der Kriegslage keine oder nur unvoll⸗ kommene Angaben machen. Bei drei von ihnen sind die Ergebnisse des Jahres 1913 eingesetzt, bei den drei anderen mußten auf Grund der unvollständigen Angaben und unter Zugrundelegung der vor⸗ jährigen Ergebnisse die Zahlen für 1914 teilweise prozentual errechnet werden. ²) Hier sind für 1914 die endgältigen Ergebnisse vom Jahre 1913 eingesetzt. ³) Bei 4 Kassen sind für das Jahr 1914 die Angaben von 1913 nachgewiesen, weit für 1914 Angaben nicht gemacht werden konnten. ⁴) Von 6 Svparkassen, die am Schlusse des Rechnungsjahres 1913 einen Bestand von 11 881 Sparbüchern

mit 5 995 349 Einlagen hatten, waren für das Jahr 1914 wegen

der Kriegslage Angaben nicht zu erlangen.

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18,10 25,29

veranschaulicht. Im Durchschnitt des Deutschen Reichs ug

Kopfanteil am Schlusse des Jahres 1914 305 ℳ. Er war am höchsten in Schaumburg Lippe (1033 ℳ), am niedrigsten in Bayern rechts des Rheins (95 ℳ). Sieht min von den einzelnen Provinzen Preußens ab, in denen die Kopfquoten zwischen 119 in Ost⸗ preußen und 525 in Schleswig⸗Holstein schwankten, so liegt die miltlere Bewegung der Kopfanteile zwischen 300 und 450 ℳ. Unter 300 bleidt der Kopfanteil außer in dem bereits genannten Bayern in Württemberg mit 272 ℳ, in Mecklenburg⸗Schwerin mit 119 ℳ, im Großherzogtum Sachsen mit 273 ℳ, in Mecklenburg⸗ Strelitz mit 199 ℳ, in Oldenburg mit 121 ℳ, in Anhalt mit 282 ℳ. in Schwarzburg⸗Sondersbausen mit 203 ℳ, in Läübeck mit 296 und in Elsaß⸗Lothringen mit 110 ℳ. Ueber 450 steigt der Kopfanteil, abgesehen von Schaumburg⸗Lippe, in Baden mit 451 ℳ, in Sachsen⸗Coburg⸗Gotha mit 473 ℳ, in Waldeck mit 661 ℳ, in Reuß älterer Linie mit 483 ℳ, in Reuß jüngerer Linie mit 837 ℳ, in Lippe mit 842 und in Bremen mit 581 ℳ. Während sich demnach die Stꝛaten mit einer geringeren Bedeutung der Sparkassen in drei geographische Gebiete teilen, und zwar in ein füdliches (Bavern, Württemberg und Elsaß⸗Lothringen), in ein mitteldemsches (Anhalt und Schwarzburg⸗ Sondershausen) und in ein nördlsches (Mecklenburg⸗Schwerin, Mecksenburg⸗Strelitz, Oldenhurg und kübeck), sind die Staaten mit einer besonders stark hervortretenden Bedeutung der Sparkassen in zwei geographische Teile geschieden. Den ersten bilden die genannten drei thüringischen Staaten, der zweite ist ein Streifen, der sich in West⸗ deutschland von der Nordsee bis über das Großberzogtum Baden erstreckt. Die in diesem Streifen liegenden preußischen Provinzen weisen mit Ausnahme von Hessen⸗Nassau ebenfalls außero dentlich hohe Kopfquoten auf, die über 500 liegen; es sind dies Schleswig⸗ mit 525 ℳ, Hannover mit 521 und Westfalen mit

ℳ.

Die Steigerung der Kopfanteile von 1904 auf 1914 ist ebenfalls in den einzelnen Staaten recht verschieden. Sie beträgt im Durchschnitt des ganzen Resches 52 50 %; sie ist am niedrigsten in Reuß jüngerer Linie mit 17,06 % und am höchsten in Schwarzburg⸗ Sondershausen mit 87,98 % gewesen. Bei der Vergleschung dieser Wachstumziffern darf jedoch nicht veraessen werden, daß bei der gleichen absoluten Zunahme auf den Kopf der Bevöltkerung natur⸗ gemäß dort, wo 1904 verhältnismäßig geringe Kopfbet äge vochanden waren, die prozentuale Zunahme größer ist als in den Staaten, in behhn schon 1904 auf den Kopf der Bevölkerung hohe Antelle entfielen. 1

Die Beteiligung der Bevölkerung an der Sparkassenentwicklung ist aus der Anzahl der Bücher zu entnehmen, die auf je 100 Einwohner in den Jahren 1904 und 1914 entfiel. In ganz Deutschland kamen am Schlusse des Rechnungsjahres 1914 mehr als 36 Bücher auf je 100 Einwohner. In Bayern war die Beteiligung am geringsten (16 Bücher auf 100 Einwohner), in Reuß jüngerer Linie sowie in Bremen am höchsten (87 und 82 Bücher auf je 100 Einwohner). Diese hohen Ziffern sind wohl nur dadurch zu erklären, daß in diesen Staaten und auch in manchen anderen eine größere Anzahl von Einwohnern mehrere Sparbücher besitzt. Die Beteiligung der Bevölkerung bei den Sparkassen hat in der Berichtszeit in erfreulicher Weise zugenommen. In ganz Deutschland entfallen jetzt 7 Bücher mehr auf 100 Einwohner als im Jahre 1904. Gehrt die Entwicklung in ähnlicher Weise voran, so wird in 25 Jahren die Hälfte der deutschen Bevölkerung sich im Besitz von Sparbüchern befinden.

Gegen Ende des Jahres 1916 ist ein Verband der preußi⸗ schen Landkreise gegründet worden, der von 487 Landkreisen zur⸗ zent schon etwa 450 umfaßt. Zum Vorsitzenden des Vorstandes ist der frübere langjäbrige Landrat des Kreises Königsberg in der Neumark, von der Osten⸗Warnitz, Minglied des Ab⸗ geordnete hauses, gewählt worden; die lausenden Geschäfte werden durch den Verbandsdirektor, Regierungsrat von Hassell, geführt. Der Verband, der an die Seste schon bestehender Drgagisat onen anderer Selbslverwaltungskörper, insbesondere der Städte und größeren Landgemeinden, te itt, bat den Zweck, die kommunalen Interessen der Landkreise und die Kenntnis ihrer Ein⸗ rschtungen zu fördern, insbesondere Angelegenheiten, die für die Kreis⸗ kommunalverbände von Bedeutung sind, zu erörtern und Anregungen auf dem Gebiete der kommunalen Gesetzgebung und Verwaltung an die zuständigen Stellen zu richten. Er will demnach die Landkreise in der Erfüllung ihrer Aufgaben als Selbstverwaltungskörper, deren Bedeutung zurzeit besonders auf dem Gebiete der Kriegswirtschaft hervortritt, unterstützen und fördern. Die Tatsache, daß die in ihm vereintaten Kreise die verschiedensten wirtschaftlichen Verhält⸗ nisse argrarische und industrielle aufweisen, daß Ueberschuß⸗ und Bedarssgebsete gleichmäßig in ihm vereinigt sind, dürfte den Verband in den Stand setzen, auf kriegswirtschaftlichem Gebiete eine die Interessen des Ganzen und die Versorgung aller Bepölkerungsschichten fördernde Tatigkeit auszuübhen. Er hat diese seine Tätigkeit nunmehr aufgenommen; seine Geschäftsräume befinden si Berlin, Pots⸗ damer Straße 23au. v1“

Handel und Gewerbe.

Das Rheinisch⸗Westfälische Koblensyndikat be⸗ ruft laut Meldung des „W. T. B.“ auf den 22. Januar eine Ver⸗ sammlung der Zechenbesitzer ein, auf deren Tagesordnung zunächst die in der ersten Zechenbesitzerversammlung des Jahres üblichen Gegenstände stehen. Sodann wird die Versammlung die Beteiligungsanteile für Februar fetzsetzen und über den Antrag der Gewerkschaft Graf Bis⸗ faich auf Erhöhung der Verrechnungspreise für deren Großkoks be⸗

eßen.

Wie mitgeteilt wird, entspricht laut Meldung des „W. T. B.“ der Beschäftigungsgrad der Aktien⸗Gesellschaft Weser in Bremen und demgemäaͤß auch das voraussichtliche Ergehnis des ab⸗ gelaufenen Geschäftsjahres den Zeitverhältnissen. Mit Rücksicht darauf steht eine Erhöhung der Dividende nicht in Aussicht. Letzt⸗ malig sind 8 % ausgeschüttet worden.

Wien, 6. Januar. (W. T. B.) Das Postsparkassenamt teilt mit: Der glänzende Erfolg der fünften Kriegsanleihe und die steigende starke Nachfrage nach Staatsanleihen bestimmte den Finanz⸗ mintster, den Besitzern der ersten und zweiten Kriegsanlethe Gelegen⸗ heit zu geben, ihre Schatzscheine gegen die neu ausgegebenen Schuldverschreibungen der 40 lährigen amortisierbaren Staats⸗ anleihe umzutauschen. Die Bedingungen des Umtausches sind folgende: Der Annahmewert für die erste Kriegsanleihe beträgt 98,60 Kr., für die zweite Kriegsanleihe 94 75 Kr. für je 100 Kr. Nennwert, wogegen die 40 jährige Staatsanlelhe mit 92 Kr. für 100 Kr. Nennwert berechnet wird. Der Umtausch beginnt am 20. Ja⸗ nuar und schließt Ende Februar.

vom 16. Januar

8 1 vom 17. Januar Geld Brief

New York 1 Dollar 5,52 5,54 olland 100 Gulden 2238 ¼ 239 Hänemark 100 Kronen 163 163 Schweden 100 Kronen 171 172 Norwegen 100 Kronen 165 165 Schweiiz 100 Franken 117 ½ 118 Wien⸗ Budapest 100 Kronen Bulgarien 100 Leya

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Geld Brief *ℳ