Statistik und Volkswirtschaft.
Ueber die Sterblichkeit in der Gesamtbevölkerung des preußischen Staates im Jahre 1914 und die Todes⸗ ursachen bei den Gestorbenen berichtet das Königliche Statistische Landesamt in mehreren Artikeln der „Stat. Korr.“, denen die vlene. Angaben entnommen seien.
Im Jahre 1914 starben Preußen aesegle llch der Tot⸗ geborenen, Bö’ der bis zum 1. i 1915 bekannt ge⸗ wordenen Todesfälle der im Jahre 1914 gestorbenen Mtlitärpersonen
im ganzen 766 828 Personen (449 645 männliche und 317 183 weib⸗ liche); die Zahl der Gestorbenen im Staate ist damit gegen das Vorjahr, in dem 620 455 Todesfälle (321 980 bei männl. u 8 475 bei weibl. Personen) festgestellt wurden, um 146 373 Personen (127 665 m. und 18 708 w.) sestiegen. Auf 1000 am 1. Juli Lebende stieg die Sterblichkeitsziffer von 14,9 (15,6 m., 14,2 w.) im Jahre 1913 auf 18,2 (21 8 m., 14⸗ w.) im Berichksjahre. Im Jahre 1875 hatte die Sterblichkeit auf 1000 Lebende noch 26,3 (28, , für die männliche, 24,6 für die weibliche Bevölkerung) be⸗ tragen; sie war bis zum Jahre 1900 auf 22,3 heruntergegangen, wurde mit geringen Schwankungen immer niedriger und erreichte im Jahre 1913 ihren niedrigsten Stand, während sie im Berichtsjahre üunter dem Etnfluß des Krieges wieder empor ging. Außerdem wurden im Jahre 1914 noch 35 948 (20 135 männl. und 15 813 wetbl.) Totgeborene standesamtlich gemeldet; 1913 betrug deren Zahl 35 969 (20 046 m., 15 923 w.).
Die Beteiligung der einzelnen Regierungsbezirke an der Gesamtsterblichkett war verschieden. Am eeen war die Sterbeziffer im Landespolizeibezirk Berlin mit 14, 8 vom Tausend der am 1. Juli 1914 Lebenden; dann folgen die Re⸗ gierungsbezirke Wiesbaden mit 15,3, Schleswig mit 15 9, Cassel mit 15, , Minden mit 15,7, Aurich und Düsseldorf mit 158, (Stadtkreitz Berlin mit 16,¹), Hannover mit 16, Osnabrück mit 16,4, Stade mit 16, , Erfurt mit 16,3, Lüne⸗
ildesheim und Trier mit 172,
n erseburg mit 17,s, Potsdam
mit 18 ° und der Staat mit 18,2 v. T. Ueber dem Staats⸗
durchschnitt stehen die Regierungsbezirke Posen und Aachen mit
18,⸗2, Magdeburg mit 18,8, Münster mit 19 , e mit
19 ⁄, Frankfurt mit 20,02, Köslin mit 20,„, Bromberg mit 20 8,
Allenstein mit 20,z7, Gumbinnen, Marienwerder und Stettin mit
20 8, Liegnitz mit 21,1, Oppeln mit 21,3, Stralsund mit 21,s, Breslau mit 22,%, Danzig mit 23,8 und Königsberg mit 24,0 v. T.
1 Wenn man die männliche und die weibliche Bevölkerung
je für sich betrachtet, so zeigt sich, daß die Sterbeziffer für die männliche Bevölkerung im Landespolizeibezirke Berlin mit
17,9 v. T der om 1. Juli lebenden Männer am niedrigsten ist;
dann folgen die Regterungsbezirke Schleswig, Aurich, Minden, Cassel,
Wiesbaden, (Stadtkreis Berlin), Denabrück, Düfsfeldorf, Stade, Hannover, Trier, Erfurt, Hildesheim, Lüneburg, Arnsberg, Kobenz,
Cöln, Potsdam, Merseburg, Posen und Aachen mit den Ziffern
6 8. bis 21 und der Staat mst 21,5 v. T. Höhere Ziffern als der
Staat (21 8 bis 28½ p. T.) weisen auf: die Regterungsbezirke Magde⸗
burg, Münster, — Gumbinnen, Marienwerder, Sigmaringen, Allenstein, Oppeln, Köslin, Bromberg, Liegnitz, Stettin, Stralsund,
Breslau, Danzig und Königaberg.
Bei der weiblichen Bevölkerung hat die niedrigste Sterbe⸗ ziffer gleichfalls der eee Berlin mit 11,8 v. T.; dann stolgen die Regierungsbeziike Wiesbaden, Hannover, Düsseldorf,
Schleswig, Cassel, Minden, Aurich, Arnsberg, (Stadtkreis Berlin),
Lüneburg, Osnabrück, Erfurt, Stade, Cöln, Hildesheim, Koblenz, Trier, Merseburg und Potsdam mit den Ziffern 11 ° bis 14, und der Stgaat mit 14,9 v. T. Höhere Ziffern als der Staat (15, 1 bis 20,0 v. T.) weisen auf: die Regierungsbezirke Aachen, Posen, Sigmaringen, Magdeburg, Munster, Köslin, Bromberg, Steitin, Frankfurt, Allen⸗
ftein, Marienwerder, Liegnitz, Gumbinnen, Stralsund, Oppeln,
Breslau, Danzig und Königsberg.
ine vom Stattstischen Landesamt veröffentliche Tabelle der Sterbeziffern für die in den Jahren 1910 bis 1914 im Staate Ge⸗ storbenen nach Altersklassen und nach dem Geschlechte der Ge⸗ storbenen zeigt für 1914 bei beiden Geschlechtern gegen das Vorjahr eine Aufwärtzbewegung der Ziffern in allen Altersklassen mit Aus⸗ nahme der 1 bis 2 Jahre alten Kinder. Die sich für 1914 ergebende bohe Sterbeziffer der männlichen Personen in den Altersklafsen von 15—20 Jahren (6,2 v. T * 3½ i. J. 1913), 20 — 25 Jahren
(28, % gegen 4, v. T), 25 — 30 Jabren (26,, gegen 48 v. T) und 90— 40 Jahren (14,2 gegen 5,8 v. T.) ist auf die durch den Krieg xee, wrene. Sterbefälle zurückzuführen.
as die Todesursachen bei den 766 828 im Jahre 1914 in
Prcußen Gestorbenen betrifft, so starben von je 10 000 Einwohnern in der Reibenfolge nach der Höhe der Sterbeziffern geordnet, durch Verunglückung oder andere gewaltsame Einwirkungen 28,2 (i. J. 1913 40), an Krankheiten der Verdauungsorgane 20,81 (17,95), an Alters⸗ schwäche 17,09 (15,1¹), an Krankheiten der Kreislauforgane 16,12 (15,02), an Tuberkulose 13 87 (13,c35), an Lungenentzündung 11,84 (12,93), an Gehirnschlag und anderen Krankheiten des Nerven⸗ vstems 10,34 (10,21), an angeborener Lebensschwäche und Bildungs⸗ fehlern 10,7 (10,25), an Krankheiten der Atmungsorgane 8,20 (7, 6), an Krebs und anderen Neubildungen 8,06 (8,24), an Krankheiten der Harn⸗ und Geschlechtsorgane 2,92 (2,22), an Diphtberie und Krupp 2,17 01, n), infolge Selbstmordes 2,08 (2,z1), an Keuchhusten 1, (1 ), an Scharlach 1,44 (1,06), an Rose und anderen Wundinsektionskrank⸗ heiten 1,20 (0,93), an Masern und Röteln 1,02 (1,726), im Kindbett 0 %8 (0,90), an Typhus 0,20 (0,2), on Influenza 0,71 (0,7), an anderen übertragvaren Krankheiten 0, (0,24), durch Mord und Totschlag 0,20 0,zu), an übertragharen Tierkrankheiten 0,00 (0,91), an anderen be⸗ nannten Todesursachen 16,51 (15, 82) und an nicht angegebenen und unbekannten Todesursachen 4,89 (3,).
übertragbaren Krankbeiten sind zusammen
151 b42 = 19 v. H. (i. J. 1913: 145 801 =— 23,5: v. H.)
aller Gestorbenen zu Grunde gegangen, und zwar an Tuber⸗ kulose 58 577 = 7, v. H. (56 861 = 9,16 v. H.), an Lungen⸗ cutzündung 50 002 = 6,2 p. H. (50 084 ⸗= 897 v. H.), an Diph⸗ therie und Krupp 9154 = 1,5 b. H. (7550 = 1, v. H.), an Keuch⸗ busten 7113 = 0,„ v. H. (7855 = 12⁄ v. H.), an Scharlach
6087 = 0, v. H. (4506 = 0, v. H.), an Rose und anderen
Wundinfeltionskrankheiten 55906 = 0,72 v. H. (3818 = 0,c2 v. H.),
an Masern und Röteln 4325 = 0 % p. H. (7286 = 1 v.
Typhus 3785 * 0,0 v. H. (1433 = 0,22 v. H.), an Influenza 3121 =
0,0, v. H. (3010 = 0, v. H.), an Ktndbettfieber 2010 = 0,26 v. H.
(1957 = 0,2 v. H), an anderen übertragbaren Krankheiten 1861
0,8 v. H. (1415 = 0,22 v. H) und an übertragbaren Tierkrank⸗
heiten 21 = 0% v. H. (22 = 0 v. H.).
allein
Ng6am aund Vorstwirtschasft. Generalkommandoverfügung über Zerstückelung
“
von Landgütern.
Auf Grund von § 9b des Gesetzes über den Belagerungs⸗ zustand vom 4. Juni 1851 hat nach Nr. 6 des „Amtsblattes der Landwirtschaftskammer in Kiel“ vom 9. Februar 1917 das stellveitretende Generalkommando des 9. Armeekorps bestimmt: Die mc von Landgütern und landwirtschaftlichen Grundflücken ist, unbeschadet weitergehender landesgesetzlicher Vor⸗ schriften, nur mit Genehmigung der zuständigen Zivilbehörden ge⸗ stattet e n die Entscheidung über die Genehmigung ist in den preußis⸗ eebieten der Landrat, in den übrigen Teilen des Korpsbeztrks men die Landezzentralbehörden die zuständige Stelle. Wer dieses Verbot übertritt oder zu solcher Uebertretung auffordert „der anreizt, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. Beim Vorliegen mildernder Umstände kann auf Haft oder Geldstrafe bis zu 1500 ℳ erkannt werden⸗
die Kaiserin nach anderthalbstündigem
Anbauverträge über Hülsenfrüchte.
Der Reichshülsenfruchtstelle ist eine größere Menge Thomas⸗ phosphatmehl zu dem Zweck überwiesen worden, durch deren Ver⸗ teilung den Anbau von Hülsenfrüchten zu fördern. Demgemäß soll der Kunstdünger als Prämie für den Abschluß von Anbauverträgen verteilt werden, und zwar soll 1 Doppelzentner für jeden Morgen Anbaufläche gegen Bezahlung des gesetzlichen Höchstpreises zur Ver⸗ fügung gestellt werden. Die Wahl der Hulsenfruͤchte, welche angebaut werden, bleibt dem Landwirt überlassen. Es kommen Erbsen, Bohnen, Linsen einschließlich von Ackerbohnen und Peluschken in Frage. Der Abschluß der Anbauverträge erfolgt zugunsten der Reichshülsenfrucht⸗ stelle durch die von den Landeszentralbehörden bestimmten Saatstellen, Landwirtschaftskammern oder die Kommissionäre der Reichshülsen⸗ fruchtstelle, denen genügende Mengen Vertragsvordrucke bereits über⸗ n. sind. Die geernteten Hülsenfrüchte sind gegen Zahlung der ge⸗ etzlichen Höchstpreise an die Reichshülsenfruchtstelle abzuliefern, die in diesem Jahr für den Doppelzentner
He Ghn ... 51 bis 70 ℳ
* 51 „ 30
8IEaZZETA1ö11““ 51 „ 85
„ Ackerbohnen.. 5 51 „ 60
„ Peluschken. 51 „ 60 jahlen wird.
Es besteht schon jetzt eine rege Nachfrage nach dem Abschluß derartiger Anbauverträge, und es empfiehlt sich, mit dem Abschluß eines solchen sich zu beeilen, da die zur Verfügung stehende Menge Kunstdünger beschränkt ist. Der Landwirt darf von der geernteten Menge das nötige Saatgut für die nächstlährige Bestellung, und zwar bei Ackerbohnen 3 Doppelzentner, bet den übrigen Fälsen⸗ früchten 2 Doppelzenter, für das Hektar der Anbaufläche für sich zurückbehalten.
Verkehrswesen.
Immer wieder werden Klagen laut, daß Briefe an deutsche Zivilpersonen in Südwestafrika den Empfänger nicht erreschen. In der Hauptsache wird dies darauf zurüͤck⸗ zuführen sein, daß für die Beförderung solcher Briefsendungen nicht der richtige Weg gewählt wird und bei der Aufschrift und der Abfassung der Briefe die von den englischen Zensur⸗ behörden erlassenen Bestimmungen nicht beachtet werden. Im nachstehenden werden daher die bei solchen Sendungen zu beachtenden Vorschriften nochmals zur Kenntnis gebracht.
Die Briefe müssen mit Tinte in lateinischer Schrift geschrieben sein. Sie dürfen nicht mehr als zwei Seiten lang sein und keine Anspielungen auf kriegerische oder polittische Ereignisse enthalten. Briefe mit deutschen Schriftzeschen lassen die britischen Behörden nicht zu. Auf dem Briefumschlage und dem Briefe selbst ist der volle Name und die genaue Adresse des Absenders zu vermerken. Die Briefaufschrift hat wie folgt zu lauten:
1¹““ e“ 1
8 Wobnort im Schutzgebiet 8 Military Protectorate South-Africa by the Chief Civil Secretary at Windhuk.
Briefe, welche in der Aufschrift den Vermerk „Deutsch Südwest⸗ afrika“ tragen, werden von der englischen Zensur nicht weitergeleitet. Ein unmittelbarer Verkehr mit Südwestafrika ist nicht möglich. Die Briefe müssen deshalb zur Weiterbeförderung an das Internationale Friedensbureau in Bern (Schweiz), 1 nternationale Komitee vom Roten Kreuz in Genf (Schweiz) oder das Rote Kreuz, Abteilung für Gefangenenschutz, in Frankfurt a. Main, Zeil 114, 8 esandt werden. Zur Deckung der Portokoften ist ein internationaler Antwortschein beizufügen, der bei jedem Poftamte käuflich zu haben ist.
Von den Geldsendungen an kriegsgefangene und zivil⸗ internierte Deutsche in Frankreich wurden bis zum 1. De⸗ zember 1916 von der französischen Regierung 20 Prozent ein⸗ behalten. Von diesem Tage an werden die Geldsendungen überall wieder zum Postkurse voll ausbezahlt. Die einbe⸗ haltenen Beträge werden den Empfängern, wie die französische Regierung amtlich mitgeteilt hat, nachträglich vergüätet.
Theater und Musik 8 „Im Königlichen Opernhause findet morgen, Freitag, das 7. Symphoniekonzert der Königlichen Kapelle unter der Leitung des Generalmusikdirektors Dr. Richard Strauß, Abends 7 ⅛ 8,8 Fetr Das Mittagskonzert hierzu beginnt an demselben Tage um 12 r.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Frau Inger auf Oestrot“ von Henrik Ihsen gegeben. In den Hauptrollen wirken die Damen Durieux und Thimig die Herren Kraußneck, Clewing und de Vogt mit. Spielletter ist Dr. Bruck.
Im Berliner Theater findet die Erstaufführung des musika⸗ lischen Schwankes „Die tolle Komteß“ von Walter Kollo, Text von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer, am Mittwoch, den
21. d. M., statt. Mannigfaltiges.
Am Dienstagmittag besochte, „W. T. B.“ zufolge, Ihre Majestät die Kaiserin und Köntgin das Kaiserin Auguste Viktoria⸗Haus zur Bekämpfung der Säuglingssterb⸗ lichkeit im Deutschen Reiche in Charlottenburg. Empfangen von dem Kurator des Hauses, dem Kammerherrn von Behr, dem Direktor Professor Langstein, der Oberin und dem Dirigenten des Fürsorgeamts Dr. Rott, machte Ihre Majestät einen Rund⸗ gang durch die verschiedenen Abteilungen. Zunächst führte sie ihr Weg in die Mütterabteilung, in die Abteilung für Frühgeborene, dann in die Abteilungen für kranke Kinder und die Privat⸗ station. In der Milchküche ließ sich Allerhöchstdieselbe eingehenden Vortrag über die Ernährungsverhältnisse der Säuglinge in der Kriegszett, über die Sauger⸗ und Flaschennot und die getroffenen Miepzehaen zur Abhilfe halten. Hierauf besuchte Ihre Majestät die Fürforgestelle, in der gerade eine Mütterberatungsstunde abge⸗ halten wurde, nahm, dann vor ihrer Abfahrt noch Vortrag über die Erweiterungsbauten des Hauses entgegen, die der kaiserlichen Schenkung ihre Entstehung verdanken, und ließ sich die künftigen Bauplätze zeigen. Min dem Ausdrucke voller Anerkennung verließ Aufenthalt die Anstalt.
Die Reise der bulgarischen Schriftsteller und
Künstler durch Deutschland ist in den letzten Tagen beendet
worden. Auf der Rückreise haben, wie „W. T. B.“ berichtet, die hulgarischen Gäste in den letzten Tagen nochmals Berlin berührt. Hier fand anlaßlich ihres Abschiedes ein geselliges Zusammensein mit der Deutsch⸗Bulgarischen Gesellschaft siatt. Die bulgarischen Schriftsteller und Künstler gaben hierbei jhrer Genug⸗ tuung über die überaus berzliche Aufnahme, die sie überall in Deutsch⸗ land gefunden haben, sowse über den glänzenden Verlauf der Reise Ausdruc. Im Verlaufe des Zusammenseins wurde an Seine Majestät den König der Bulgaren folgendes Hulbigungs⸗ telegramm gesandt: Seiner Majestät Ferdinand, König der Bulaaren, Sofia. Der herzliche Empfang, den Bulgariens Schriftfteller und Künftter überall in Deutschlaud gefunden haben, ist ein Beweis 5. Wunsches iimmer kunlgerer Verllesung pes beutsch⸗bulgarischen Bündnisses, das von den Herrschern und Staaismännern be⸗
gründet, auf Schlachtseldern besiegelt, burch die Freund⸗
schaft und Hochschätzung führender Persönlichkeiten des geistigen Lebens belder Völker am tiefsten verankert werden wird. Möͤchte in diesem Sinne der Besuch der bul⸗ parlschen Schriftsteller und Künstler wirken, welche uns in den eutschen Hauptkulturstätten die Kenntnis bulgarischer Geistez. wissenschaften, der Dichtung und Musik des bulgarsschen Volketz ver⸗ mintelten. In dieser Hoffnung bitten wir, mit unsern bulgarischen reunden in der Abschiedsstunde in der Reichshauptstadt vereint, zuer Majestäaäͤt als dem großen Führer Bulgariens in großer 3. dem Erringer nationaler Einheit aller Bulgaren, dem treuen Ver⸗ bündeten Deutschlands, ehrfurchtsvollste Huldigungsgrüße übermitteln zu dürfen. Deutsch⸗Bulgarische Gesellschaft. 3 Die stellvertretenden Präsidenten: Hans⸗Hermann Graf Schweinitz. Dr. Stresemann, M. d. R.
Hierauf ist folgendes Antworttelegramm eingelaufen: Pöstyen, den 13. Februar 1917.
Mit großer Befriedigung habe ich Ihre liebenswürdige Depesche gelesen. Die bedeutungsvollen, vom Geiste bundestreuer Gesinnung getragenen, erhebenden Worte, die Sie namens der BPeutsch⸗ Bulgarischen Gesellschaft im Beisammenseln mit bulgarischen Schrist⸗ stellern und Künstlern an mich richteten, haben meinem Herzen sehr wohl getan. Ich sage Ihnen, meine Herren, sowie allen Teilnehmern dieser Abschiedsfeier meinen wärmsten Dank für den mir dargebrachten r Huldigungsgruß. Mit lebhaftem Interesse habe ch die Künstlerfahrt meiner Untertanen verfolgt und durfte zu meiner besonderen Freude wahrnehmen, in wie hohem Maße bulgarische Geisteswissenschaft, Dichtung und Musik im ganzen Deutschen Reiche gewürdigt wurden. Daß sich die Deutsch. Bulgarische (esellschaft die Gelegenheit nicht entgehen ließ, Bulgariens Schriftsteller und Künstler vor dem Verlassen deutschen Bodens noch einmal um sich zu versammeln, hat mich aoßerorden⸗ lich gefreut und ich syreche dafür wie auch für die denselben ge⸗ währte gastfreundliche Aufnabme meinen herzlichten Dank auß. Mögen sich diesem geglückten Unternehmen weitere aafchließen und mögen sie dam beitragen, daß das tiantge Freundschaftsband, welches das deutsche und bulgarische Volk umschließt, immer fester geknüpft werde zum Segen beider Nationen.
Ferdinand R.
„ Zur Unterbringung der Schulentlassenen, die in wenigen
Wochen ins berufliche Leben eintreten, bedürfen die Großberliner
Berufsberatungs⸗ und Vermittlungsstellen mehr als sonst der Unterstützung von Handwerk, Handel und Industrie. Wenn auch die wirtschafrlichen Verhältnisse die Lehrligsbaltung vielfach erschweren, so sollte trotzdem die planmäßige Ausbildung von Lehrlingen zur Gewinnung eines leistungsfähigen Nach⸗ wuchses auch während der Kriegszeit nicht einen Augenblick zurück⸗ gestelt worden. Die Lehrherren in ee und Schöneberg werden gebeten, ihre Lehrstellen dem slädtischen Arbeitsnachweis in Charlottenburg, Berliner Straße 81, bezw. dem städtischen Arbeitsamt in Schöneberg, Grunewaldstraße 19, mitzuteilen. Lehrstellen⸗ meldungen aus dem übrigen Groß Berlin nimmt die Zentralstelle für Lehrstellenvermittlung, Berlin 80. 16, am Köllnischen
ark 3 (Fernsprecher Moritzplatz 4691), die mit den vorgenannten Arbeitsnachweisen zusammenarbeitet, entgegen.
Wie der „Luftfahrerdank“ als Geschäftsstelle der Deutschen Luftkriegsbeute⸗Ausstellung mitteilt, findet die Eröffaung der Ausstellung am Sonnabend, den 17. Februar, 4 Uhr Nach⸗ mittags, statt. 8 8
Die Treptower Sternwarte kündigt fokgende Vorträge an; Sonnabend, Nachmittags 5 und Abends 7 ½ Uhr: „Die Funkentele⸗ graphie und ihre Verwendung im Land⸗, See⸗ und Luftkriege“ (Expe⸗ rimentalvortrag des Physikers W. Pauck); Dienstag, den 20. Februar, Abends 7 Uhr: „Milchstraße und Nebelgestirne“ (Lichtbildervortrag des Direktors Dr. Archenhold); Mittwoch, den 21. Februar, Abende 71 Uhr: „Die Lufthülle der Erde“ (Lichtbildervortrag des Direktors Dr. Archenholb). Ferner finden folgende kmematographischen Vortzäge statt: Sonntag, den 18. Februar, Nachmittags 3 Uhr: „Die Er⸗ oberung Polens“, 5 Uhr: „Christoph Kolumbus“ (Entdeckung Amerikas), Abends 7 Uhr: „Interessante Bilder aus Italien“; Mittwoch, den 21. Februar, Nachmittags 5 Uhr: „Unsere Fiotte⸗ (farbige Lichtbilder). — Kriegsverwundete haben zu allen Vorträgen freien Zutritt. — Mit dem großen Fernrohr werden am Tage die Sonne mit ihren Flecken, Abends der Jupiter, der Saturn, der Mond, Doppelsterne, Sternhaufen usw. beobachtet. Die Stern⸗ warte ist täglich von Nachmittags 2 bis Abends 10 Uhr geöffnet.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.) *
Theater.
Königliche Schanspiele. Freitag: Opernhaug. Mittags 12 Uhr: Symphoniemittagskonzert. (Programm wie am Abend.) — Abends 7 ½ Uhr: VII. Symphoniekonzert der vi Kapelle zum Besten ihres Witwen⸗ und Waisenfonds. irigent: Herr Generalmusikdirektor Dr. Richard Strauß. (Zum Symphoniemittags⸗ konzert sind Einlaßkarten bei Bote u. Bock, Leipziger Straße 37 und Tauentzienstraße 7, am Konzerttage im Königlichen Opernhause zu haben.)
Schauspielhaus. 47. Abonnementsvorstellung. Frau Inger auf Oestrot. Schauspiel in fünf Akten von Henrik Ibsen in der Uebertragung der Gesamtausgabe. In Szene gesetzt von Hern Regisseur Dr. Bruck. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Opernhaus. 46. Abonnementsvorstellung. Die und Freiplätze sind aufgehoben. Ariadne auf Naxgos. Oper einem Aufzuge nebst einem Vorspiel von Hugo von Hofmannst hen⸗ Bearbeitung.) Musik von Richard Strauß. Anf⸗
1 hr.
Schauspielhaus. 48. Abonnementsvorstellung. Peer Gynt von Henrik Ibsen. (In zehn 8ee; In freier Uebertragung für! deutsche Bühne gestaltet von Dietrich Eckart. Musik von Edwen Grieg. Anfang 6 ½ Uhr.
Faäamiliennachrichten. 8
Eine Tochter: Hrn. Major Conrad von Stüldmen ((Potsdam). 38 Gestorben: Hr. Heinz von Blanckensee (Bielefeld). — Fr. Emt von Waldow, geb. Grabs von Haugsdorf (Neustettin). — † Else von Owstien, geb. von Waldenburg (Berlin). Vem Fr. General Alwine von Michelmann geb. Andreae (Beꝛlm Grunewald). 1
—
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenbum Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Expedition Rechnungsrat Mengering in Berlin. 2 Verlag der Expebition (Mengerinc) in Berlin. — Druch dver Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstall ¹FBerin, Wilhelmstraße 32. 4₰. Drei Beilagen bie bie 137⁄. Ausgabe der Peutschen Werlustkrften.
vlbg. Linz (Zentr.):
berantwortungsvollen
an die Bestände der (S
8
Parlamentsbericht.“) Preutzischer Landtag.
Haus der Abgeordneten.
Sitzung vom 14. Februar 1917, Vormittags 11 Uhr. Am Regierungstische: der Minister des Innern Loebell. * 15 1 4 1 Präfcdent Dr. Graf von Schwerin eröffnet die 22 Mitglied der Staatsschuldenkommission wird auf chlag des Abg. Freiherrn von Zedlitz der Abg. Lucas durch ff einstimmig wiedergewählt.
Es folgt die erste Beratung des Antrages der Abgg. a28, Aronsohn, Lüdicke und Gen. auf Annahme eines bentwurfs zur Aenderung des Gesetzes, be⸗ end die Verwaltung des Staatsschulden⸗ ens und Bildung einer Staatsschulden⸗ mission, vom 24. Februar 1850. Danach soll die stsschuldenkommission aus 5 Abgeordneten der ersten und geordneten der zweiten Kammer (statt bisher 3) und dem ddenten der Oberrechnungskammer bestehen.
Rachdem der erstgenannte Antragsteller den Gesetz⸗ urf kurz begründet hat, wird derselbe in erster Beratung
„weitere Besprechung erledigt und in zweiter Beratung
rändert angenommen. Hierauf setzt das Haus die zweite Beratung des atshaushaltsplans für das Rechnungs⸗ r 1917 bei dem Etat des Ministeriums des ern fort. . lbg, von Pappenheim kkons.) erstattet eingehend Bericht die Verhandlungen des verstärkten Staatshaushaltsausschusses ztlich über die beabsichtigte Behördenorganisation. Wenn sich kin dieser Beziehung noch keine positiven Resultate ergeben „so sei doch 2 hoffen, daß wir bei Vorbereitung nach — Lage sein würden, diese wichtigen Fragen zu klären. kmdratsämter seien als die belastetsten Behörden anzusehen, sie in von allen Seiten in Anspruch genommen, und ihre Schwierig⸗ hätten sich durch die neuere Gesetzgebung, besonders durch die aagung der neuen Steuern, bedeutend vermehrt. Es sei an⸗ it worden, daß die Landratsämter sich in tüchtigfter Weise Aufgaben gewidmet und alle Schwierigkeiten überwunden Die Beschwerden in der Petition des Reichsverbands der ꝛen Presse über Zensurmißstände seien von der Kommission zum g berechtigt anerkannt worden, zum Teil als durch die inzwischen nen Anordnungen angesehen worden. Die Kommission ha See Petition der Regierung als Material zu überweisen. schwierigen Dienste der Gendarmen sei in der Kommission An⸗ tung gezollt worden. Die Fürsorge für die Gendarmen durch ttrung von Dienstwohnungen ufw. werde gefördert werden. 1 Dem Ministerium des Innern ist Dank auszusprechen, wie es im Kriege seine gewaltigen Aufgaben er⸗ hat, die um so schwieriger sind, weil das Personal piel geringer d käglich neue Probleme gestellt werden. Diesen Dank dehnen nobesondere auf die mittleren und unteren Beamten aus, die ter schweren Zeit ihre Pflicht ganz besonders Ftm haben. (Zu⸗ ung.) Wir können Komnumalbeamten
Kriege in der s
nicht umbin, den in Dank für ihre Tätigkeit in ihrem außerordentlich schwierigen
Wenft auszusprechen. Es ist deshalb er⸗ c, daß der Minister in seinem Erlaß vom 18. März 1916 ein
der Selbstverwaltung ausgesprochen hat. Hoffentlich wird nun
elbstverwaltung in Zukunft eine andere Stellung einnehmen, hr bisher zugestanden ist. Das wäre eine sehr erfreuliche Er⸗ ung, nachdem die Selbstverwaltung im Kriege sich so außer⸗ klich bewährt hat. Daß die Landratsämter zu den belastetsten rden gehören, ist richtig; sie haben jetzt insbesondere die kriegs⸗ haftliche Aufgabe, die Produktion zu fördern, sie werden dabei en militärischen Behörden einträchtig zusammenarbeiten müssen. er Besprechung der Mißstände der Theater⸗ und Kinovorführun⸗ hat der Minister in der Kommission gesagt, die Polizei habe erjieherische Aufgabe, aber doch habe die Polizei die Aufgabe,
Dinge zu überwachen. Theaterstücke oder Kincauffüh⸗ 7, die eine unsittliche Tendenz haben, wie Stücke, die Ehe lächerlich machen, müssen durch die Polizei verhindert n. Der Sparzwang für die Jugendlichen ist eine gute Maß⸗ gewesen. Denn er verhindert, daß die Jugend die jetzigen Löhne verzettelt. Die Fürsorgeerziehung hat sich im Kriege als ders nötig erwiesen. Wir hatten 1913 11 370 Fürsorgezöglinge, sind es 56 267, und darunter 17 911, die nicht mehr schul⸗ tig sind, die also ein besonders schwieriges Material darstellen. Staatsverwaltung, insbesondere das Ministerium des Innern fortdauernd seiner Aufgabe, die Finanzen der Gemeinden pfleglich einflussen, die größte Aufmerksamkeit widmen. Die Gemeinden a in der Lage sein und bleiben, ihre Verpflichtungen gegenüber
Pemeindeangehörigen und gegenüber der Gesamtheit auch weiter
füllen. Richtlinien dafür aufzustellen, ist ja fehr schwer. In der ung der Verminderung der Ausgaben darf nicht zu Maßnahmen sen werden, die unsozial wären. Hinsichtlich der Verzinsung nleihen sollte die Staatsaufsicht den Gemeinden etwas mehr genkommen; ohne ein Freund der Pumpwirtschaft zu sein, möchte as empfehlen, zum mindesten für die Uebergangsjahre. Anderer⸗ wird auf derstärkte Einnahmen Bedacht zu nehmen sein. In der
eder Reform der inneren Verwaltung will das Zentrum keine ehnung der Machtbefugnisse der Landratsämter; es will an der rigen kollegialen Verfassung der Regierungsinstanz festhalten. me ganze Reihe von Verwaltungsmaßnahmen ist es ganz un⸗
n, den Regerungspräsidenten allein die Entscheidung zu über⸗
u. In der Besetzung der Stellen im Bereich der inneren Ver⸗ ing, besonders in den höheren Kategorien, ist noch immer nicht ringften Parität zwischen den Konfessionen vorhanden; gerade n überwiegend katholischen Provinzen ist der Prozentsatz der
ischen Beamten minimal. Unsere Söhne in den vorwiegend
lishen Provinzen erfüllen alle Vorbedingungen, die an künftige
altungsbeamte gestellt werden. Wenn sie trotzdem zurück⸗ den werden, dann ist es kein Wunder, daß sie wenig Lust ver⸗ mn’sich überhaupt in größerer Zahl zu melden.“ Wir verlangen nichts als Gerechtigkert. Die Tüchtigkeit kann man unsern
rtern nicht ahsprechen. Eine Zurückfetzung ist gerade in der n Feit, wo auch don natisnalliberaler Seite die Notwendigkeit
sammenarbeit aller Schichten der Bevölkerung betont wor⸗ t, nicht zu dexstehen. (Lchhafter Beifall im JZentrum.) — dög. Dr. Lorhemiann (nlih: Der Zuͤwächs⸗der Spatkaffeneinlacen
mletzten beiden Jahren ist höchst erfreulich. Es ist aber nicht zu ehen, daß in manchen Provinzen wahrscheinlich ein starker An⸗ Hebrsefe eintreten wird, wenn zerstörte
eute wieder aufgebaut werden müssan usw. Was die Berliner
geistunde anbetrifft, so wünschen wir selbstverständlich, daß aus
kachtleben alles Unwürdige verschwindet. Daß Verkehtsein⸗
² Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und
Erste Beilage
eiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Donnerstag,
—.—
den 15. Februar
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schränkungen eintreten mußten, war unvermeidlich. ütten sich aber doch manche Unzuträglichkeiten vermeiden Als Selbstverwaltungsbeamter hat der Vorredner der ungsresorm einen großen Teil seiner Ausführungen ge⸗ widmet. Ich will nur sagen, daß wir seine Bedenken bezüg⸗ lich der Ausdehnung der Machtbefugnisse der Landratsämter durchaus teilen. Der Selbstverwaltung könnte tatsächlich ohne Schaden für den Staat mehr freie Hand gelassen werden. Die Staatsaufsicht könnte beschränkt werden bei der Bestätigung der von den Kommunen zu wählenden Beamten. Eine Staatsaufsicht ist nur notwendig, wo die Selbstverwaltungsbeamten staatliche Funktionen ausüben. Die Leiter ganz großer Städte müßten unmittelbar den Oberpräsidenten unterstellt werden. Zu den beiden hohen Beamten, die durch den Allerhöchsten Erlaß mit der Einleitung der Verwaltungsreform be⸗ traut sind, haben wir volles Vertrauen. Es ist notwendig, daß zu⸗ nächst einmal ein Entmwurf geschaffen wird, Wenn das Amt des Landrats vergrößert, sein Einfluß perstärkt werden soll, so ist die un⸗ mittelbare Folgerung daraus, daß dieses Amt entpolitisiert, nicht nur, wie der Redner des Zentrums das wollte, entkonfessionalisiert wird, Hoffentlich werden die Klagen künftighin sich nicht zu wiederholen brauchen, daß diese Beamten nur aus gewissen sozialen Kreisen ge⸗ nommen werden. Was die Zentrumspartei angeht, so können wir auch hier nur betonen, daß wir nicht wünschen, daß Anwärter wegen ihrer Konfession zurückgesetzt werden dürfen. Wir wünschen, daß auf diesem Gebiete durch den Krieg eine allseitige Befriedigung ge⸗ schaffen werde. Geschäahe dies, so wäre dies der größte Ge⸗ winn dieses Krieges. Das Zentrum darf aber nicht übersehen, daß in manchen Provinzen, z. B. in der Rheinprovinz, bei den Katholiken sehr wenig Neigung vorhanden ist, sich dem Staatsdienste zu widmen. Ein Hemmnis darf aus der Treue zu seinem Bekenntnis niemandem bei der Aufnahme in den Staatsdienst gemacht werden, Aber eine Voraussetzung ist zu machen; wer zu einem Staatsamt berufen ist, muß den Ansprüchen dieses Amtes unter allen Umständen genügen, ohne Nebenabsichten zu verfolgen. (Sehr richtig! links.) Mit em Thema der Wahlreform darf der Krieg nicht belastet werden. Die Wabhlreform würde die Machtverhältnisse im Lande und in diesem Haufe verschieben, und das würde nicht obne lebhafte Kämpfe abgehen. Mit diesen Kämpfen dürfen wir unsere Kriegsstimmung nicht belasten, Aber die Wahlreform muß unmittelbar nach dem Kriege kommen. (Sehr richtig! links.) Ich bitte um eine Erklärung vom Re⸗ gierungstische darüber, denn wir wollen Gewißheit haben, daß diese wichtigste Aufgabe unmittelbar nach dem Kriege in Angriff genommen wird. (Beifall bei den Nationallibetalen.)
Abg. von der Osten (kons.): Meine Partei wird alle unnötige Schärfe gus unseren Verhandlungen herauslassen. Eine Verwaltungs⸗ reform ist selbstverständlich, aber die Kritiken sind angesichts der Leistungen unserer Fangen Beamtenschaft, die mit Hintansetzung ihrer Person und mit vollster Aufopferung trotz aller unliebsamen Kritiken ihre Pflicht tut, weit übertrieben. (Zustimmung.) Die Kritiken be⸗ ücksichtigen nicht genug, daß unsere innere Verwaltung und unsere Beamten vor ganz neue Aufgaben gestellt sind, die zu ihrer bisherigen Geschäftsführung in einem gewissen Gegensatz stehen. Wenn Deutsch⸗ land⸗Preußen nach Absperrung des Weltmarktes den inneren Markt derart festigen konnte, daß wir heute nach 2 ⁄¾ Kriegsjahren günstiger dastehen als alle unsere Feinde, so hat unsere innere Berwaltung ihn Schuldigkeit in vollstem Maße getgn. (Sehr richtig! rechts.) Die Kriegsausgaben führen zu eigene Fchan det inneren Verwaltung gleich nach dem Kriege, Im Kriege mußten neue Wege eipgeschlagen werden, um allen Forderungen gerecht zu werden, ingt 2,2 haben die unteren Verwaltungsbehörden eine Fülle von Pflichien erhalten, denen sie nur mit anderen Machtmitteln gerecht werden konnten. Es kommt jetzt vor allen Dingen auf Schnelligkeit der Entscheidungen an. Die Entscheidungen dürfen nicht dadurch verzögert werden, daß sie durch zahlreiche Instanzen hindurchgehen müssen. Die Errichtung der Wirtschaftsämter in der Provinzialinstanz und der Kriegswirt⸗ schaftsstellen in der ’“ kann beschlkunigte Entscheidungen herheiführen. So können die Ernährungsfragen besser gelöst wer⸗ den. Ein Landesernährungsamt ist neben dem Kriegsernährungsamt eigentlich nicht notwendig; wie sollte es auch zwischen den Macht⸗ vollkommenheiten des Landwirtschaftsministeriums und des Ministe⸗ riums des Innern lebensfähig sein? (Sehr richtig! rechts.) Die Schaffung eines solchen Amtes würde neue Komplikationen zur Folge haben, ich warne also vor diesem Schritt. (Zustimmung rechts. Die unteren Verwaltungsbehörden sind überlastet infolge Fer onal⸗ mangels. Der Landrat kann seine Aufgaben aber nur bewältigen, wenn ihm die nötigen Hilfskräfte überlassen werden. Dann erblicke ich in der Ausdehnung der Machtbefugnisse des Landrats nicht eine Schwächung seiner persönlichen Tätigkeit, sondern eine Stärkung. Die Fürsorgetätigkeit muß gerade unter den kigentümlichen Verhal⸗ nissen des Krieges ausgebaut werden, wenn nötig, durch Erhöhung des Fonds dafür, sowie durch eine Novelle zum Fürso erriehnegeset, die die Fürsorgeerziehung auch zeitlich weiter ausdehnt. Nachdem die Arbeit der Immediatkommission abgeschlossen jst, ohne große, praktisch greifbare ö ergeben zu haben, begrüßen wir mit be⸗ sonderer Freude die Kabinettsorder vom 19. Januar, wonach zwei hohe Staatsbeamte, denen auch wir alles Vertrauen entgegenbringen, beauftragt werden, aus der Fülle ihrer Erfahrungen und des Stoffes konkrete Vorschläge auszuarbeiten und diese dann der öffentlichen Kritik zu unterbreiten. Das wesentlichste Ziel der Reorganisation muß die möglichste Vereinfachung der Verwaltung sein, und dieses Ziel ist erreichbar durch den Ausbau und die Stärkung der Provin⸗ zial⸗ und der Kreisinstanz. Die Erfahrungen des Krienes haben ge⸗ zeigt, daß in diesen beiden Instanzen der Schwerpunkt der ganzen inneren Verwaltung liegt. Ohne auf das Schlagwort der Entpoliti⸗ sierung des Landrats einzugehen, betone ich nur, daß auch ich es für sehr segensreich halten würde, wenn die Regierung dafür sorgen wollte, daß der angesessene Landrat nicht verschwindet, sondern mög⸗ lichst noch mehr als bisher zu seinem Recht kommt. (Zustimmung rechts.) Eine Vermehrung der Aufgaben des Landratsamts würde die Stellung des Landrats nicht schwächen, fondern nur stärken. Was die Frage der Parität betrifft, so sind meine politischen Freunde der Ansicht, daß der alte preußische Grundsatz der paritätischen, gleich⸗ mäßigen Berücksichtigung aller Bekenntnisse in der Verwaltung weiter aufrecht erhalten werden muß, wir sind aber nicht der Ansicht, daß dieser Grundsatz bisher nicht ausgeführt worden sei. Tatsächlich hat bis in die jüngfte Zeit in den katholischen Volkskreisen eine weit⸗ gehende Abneigung bestanden, in den Staatsdienst zu treten. Zu den 36,3 % Katholiten in Preußen gehören doch auch die Polen, es kommen hier also noch weitere Momente in Betracht, welche dar⸗ auf hinweisen, daß man nicht mit dem nackten statistischen Zahlen⸗ material arbeiten darf. Noch ein kurzes Wort über die Wahl⸗
rechtsfrage. Wir haben niemals Zweifel, darüber gelassen, daß mnir auch gemisse Mangels im bestefenben preufisschen Wahltecht an⸗ Verkennen, müssen doch aber auchtdie hoben, Vorzüge dieses Wahlrechts hbervorheben. Augenblicklich stohen wir politisch in einer Suggestion⸗ vndch demzallgemelnen⸗Wahlrecht zzu „das zwie ich glallbez unserm Volk⸗ für die Zukunft nicht zum Segen gereicht. (Sehr richtig! rechts.) Wir erkennen an, daß es wünschenswert wäre, den Mittelstand, ge⸗ wisse Kreise der Intelligenz, des Groß⸗ und Kleingewerbes mehr und besser zu beteiligen an den Verhandlungen unferer Parlamente. Wir meinen, daß der Grundsatz „Wahlrecht nach Leistung“ in dem kommenden Wahlrechtsgesetzentwurf eine eingehende Ver⸗ tretung finden muß. (Ruf des Abg. Adolf Hoffmann⸗: Schützengraben!) Die mechanische ee, welche die Anhänger des allgemeinen Wahlrechts zu dem Wunsche bringt,
Vielleicht
werten. Die Regierung sollte daher unmittelbar nach
es auch in Preußen einzuführen, ist nach unserer e nicht die richtige; im Gegenteil sprechen alle Anzeichen dafür, 5 diese Auf⸗ fassung zusammenbricht. Blicken Sie doch nach Frankreich, Abg. Hoffmann! Die historische Entwicklung hat mit vielen alten The⸗ orien aufgeräumt; wir haben die Pflicht und das Recht, neue Formen zu suchen und uns nicht durch das Schlagwort vom allgemeinen Wahl⸗ recht hypnotisieren zu lassen. (Höort! hört! und Zurufe links; Unruhe.) Der Einwurf mit dem Schützengraben soll besagen, daß nach dem Kriege als wichtigstes Geschenk unseren heimkehrenden Kriegern das all ine Wahlrecht gegeben werden muß. beutschlands Krieger sind ins Feld gezogen zur Wahrung von Deutschlands Leben und Ehte. (Beifall rechts.) v das allgemeine Wahlrecht steht zur Ent⸗ Er sondern ob Deutschland den englischen Aspirationen gegen⸗ über am Leben bleiben soll oder nicht. 2155 find die Tage des nationalen Aufschwunges aus dem August 1
nüchterung sind gefolgt, aber unser Volk hat Kagudgehalten. Sturm der Entrüstung hat sich im ganzen Volke erhoben, als durch den amerikanischen Präsidenten dem deutschen Volke an die Ehre ge⸗ griffen wurde, und das Volk atmete auf, als der 1. Februar 1917 das Kaiserwort brachte, welches diesem unerträglichen Zustande ein Ende machte. Das Volk hat sich dankbar dafür erwiesen. An die führenden Männer aber möchte ich die Bitte richten, daß sie sich be⸗ vunß seien, was das Volk von seiner Regierung in Fragen der Ehre verlangt. Das deutsche und preußische Volk ist in diesem Punkte sehr kitzlich geworden. ehe dem Staatsmann, der den hochgespannten Begriffen von deutscher und preußischer Ehre in den gegenwärtigen Streitfragen nicht Rechnung trägt! Heil dem Staatsmann, dem es gelingt, über die Schwierigkeiten der Stunde hinaus mit festem, unbeirrharem Griff das Nötige zu tun, um Preußens und Deutsch⸗ lands Ehre zu wahren und mit aller Energie dem Volke den End⸗
sieg zu bringen, auf den es nach all den Opfern Anspruch hat. Der
Staatsmann, dem das Feüingt. wird auch das große Gut erwerben nach dem bisher vergeblich gerufen wird: das Vertrauen des Vol⸗ kes; Vertrauen kann nicht verlangt, es kann nur erworben werden. Aber wer den berechtigten Anforderungen des Volkes Rechnung tragen wird in der entscheidenden Stunde, der erwirbt sich Vertrauen und wird Deutschland einer gesicherten großen Zukunft entgegenführen. (Lebhafter Beifall rechts.)
Mrauf nimmt der Minister des Innern von Loebell das Wort, dessen Rede wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms in der nächsten Nummer des Blattes im Wort⸗ laute wiedergegeben werden wird.
Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons.): Die Volksernährungsfragen werden uns ja in der Hanvisache sch be⸗ sonders zu beschäftigen haben; für heute erscheint mir led Hinweis darauf zweckmäßig, daß in weiten Kreisen die
4. Zeiten der Er.
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iglich der —
tretenen Schwierigkeiten der Versorgung und Verteilung der Nah⸗
rungsmittel auf eine unglückliche und unrichtige Preispolitik zurück⸗ gefuhrt werden. Wenn im nächsten Wirtschaf Preispolitik zur Durchführung gelangt, die nicht ausschließlich von der Tendenz bestimmt ist, die Preeise niedrig zu halten, so werden wir dadurch dvon einer Anzahl dieser Schwierigkeiten befreit sein. Die Einsetzung eines preußischen Kommissars für die Kriegswirtschaft, der an die Stetile der bisher beteiligten Ministerialinstanzen zu kreten hat, halte ich für sehr
tt, halt v wird vor allem dis dringend erforderliche Schnelligkelt der Fntschsidungen allen äußeren
borbürgen. — Ueber ormen der veee steht der innere Zusammen⸗ 81 des deutschen vggen jener kexnigen Einmütigkeit und Ent⸗ lossenbeit, der es tand setzt, einer Welt von Feinden zegreich gegenüberzutreten. Wenn liheraler Seite jeßt i Reiche die Anhahnung eines parlamentarischen Systens 1229 und die Beseitigung des Bundesratz in seiner jetzigen t empfohlen wird, sa sollte nach meiner Meinung an dieser Gestalt und an unserer Reicheverfassung, dem durch 50 Jahre bewährten Erbe Bismarckg, nichis geändert werden. rade wenn man den preußischen Einfluß vermehren will, brauchte man nur den Bundes⸗ rat zu beseitigen; Deutschland mwürde dand in der Hauptsache ein Großpreußen werden, ein solches Vorgehen würde also geradezu wnitarisch wirken. Die Aeußerungen des Abg. Korfantyh bei der Generaldebatte über den Etat sind auch in den Rreisen seiner eigenen Landsleute ernstlich mißbilligt worden. Solche Aeußerungen mahnen jedenfalls zu außerster Vorsicht und können nicht dazu führen, den Schutz des Deutschtums in den Grenzmarken zu perringern. Die Ausführungen des Ministers, daß lediglich die Tüchtigkeit für die Beförderung im Staatsdienste maßgebend sein soll, werden auf allen Seiten volle Zustimmung gefunden haben; sie werden guch 53 1 ritätsklagen des Zentrums in hohem Maße ,355 Was die waltungsreform angeht, so möchte es sich vielleicht als ein gangbarer Mittelweg empfehlen, die Annahme der Regierungsieferendare den Oberpräsidenten zu übertragen. Die Neuordnung der Wahlrechts⸗ frage kann auf keinen Fall während der Kegresr erfolgen, sie nuß und wind aber nach dem Kriege kommen, und zwar sehr bald na dem Kriege. Wie das Wahlrecht im Sn gestaltet wird, wird lediglich davon abhängen, welche und wesentlich an der Neuordnung mitarbeiten. dann auch in der Lage sein, diejenigen Rücksichten wahr⸗ zunehmen und aufrecht zu erhalten, die die historische Ge⸗ staltung reußens, seine Eigenart, die Notwendigkeit, die preußische
Sao
ftsjahre eine andere
taltet sein Parteien positiv Wir werden
onarchie stark zu erhalten, erfordern. Daß die Arbeiten
der Immediatkommission kein größeres praktisches Ergebnis zutage
gefördert haben, lag daran, daß sie in ein ganz enges Arbeitsgebiet ein⸗ geklemmt war, da 1 Die Erfahrungen dieses Kgüge⸗ haben die Notwendig sentlichen Vereinfachung und Beschleuni
ß ihr auch keine bestimmten Ziele sesten waren. eit einer we⸗ ng des ganzen Verwaltungs⸗
apparates dargetan, und ebenso die Notwendigkeit der Stärkung und des Ausbaus veserige Verwaltungsstellen, welche als die Säulen
des Ganzen angesehen werden müssen.
muß gestärkt werden.
Die Stellung des Landrats Wenn man dafür die Entpolitisierung des
Landrats verlangt, so ist dagegen zu beachten, 2 wir politische Be-⸗
amte im Sinne der französischen Präfekten in Der Begriff des politischen Beamten ist durch eine Kabinettsorder vom
reußen nicht haben.
4. Januar 1882 unter dem System Puttkamer eingeführt worden,
er hat aber in unserer Gesetzgebung keinen Boden. Die sonstigen Be⸗
denken, die man gegen eine Erweiterung des Wirkungskreises der
en kann, stammen allesamt aus der Zeit, wo wir
Landräte geltend m nicht hatten; nach diesen Erfäh⸗
die Erfahrungen des Krieges noch
„rungen dürfte man auf allen Seiten froh sein, den alten, reaktionären,
preußischen Landrat zu besitzen. Die ganz großen Städte sollten frei⸗ lich, was die Staatsaufsicht betrifft, von der Bezirkéinstanz losgelöst . Feichensschlus zmit den anderen von ihr geplanten Vorlagen auch einen Gesetzentwurf Heinbringen, der die Staatsaussicht über dieꝛ Kommunen entsprechend sachgemäß einschränkt. Wenn wir; hier diese Fragen des Linneren „Staatslebens, so breit erörtern, so geschieht: es nicht des halb ‚weil knicht unsere Hersen bei ET1 peise 1 unsere heißen Wünsche ohne Untetlaß auf Sieg und Frieben gerichtet sind, sondern auch das geschieht als Ausdruck der festen, unerschütter⸗ lichen Zuversicht auf den baldigen und vollen Sieg, den uns unser fester Siegeswille, unsere Opferwilligkeit und die Vaterlandsliebe aller Teile des Volkes verbürgt. (Lebhafter Beiffall rechts.)
Darauf wird um 414 Uhr die Fortsetzung der Veratung
auf Donnerstag, 11 Uhr, vertagt. 116
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Yjen, weil nicht