1917 / 54 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Mar 1917 18:00:01 GMT) scan diff

—8

nasien steht hinter dem auf den anderen Schulen in keiner Weise zurück. In einer Beziehung erkenne ich die Forderung der Germanisten, den deutschen Unterricht auf den Gymnasien zu vermehren, an, nament⸗ lich darin, daß die ho Gashe der mittelalterlichen deutschen Literatur in der Ursprache von, den ülern voll erfaßt werden können. Viele Schüler, die für die Schule durchaus kein Ballast sind, aber aus anderen Gründen das Ziel der Vollanstalt nicht er⸗ reichen können, bewahren die Anhanglichkeit an ihre ule. Sie haben es verstanden, S nicht X, eeer. Schul⸗ Fdung. 19 auf Grund dieser Bildung sich intellektuell fortzubilden. Aber die Ansprüche für die verschiedenen Beamtenlaufbahnen sind ganz verschieden, für die eine wird Untersekunda, für die andere Ober⸗ . oder Unterprimg verlangt. Alle diese Schüler denken nicht daran, studieren zu wollen; deshalb sollte der Staat für den ge⸗ samten Bureaudienst eine Fleichmägige stellen.

enn im Gefolge einer solchen Neuordnung vielleicht der Ein⸗ jährigendienst fallen kann, so wird das für die Gleichheit des Volkes in bezug auf den Heeresdienst nur Fes ich sein. Zu meiner Freude hat sich gesterm der Abg. Dr. Blankenburg im Namen seiner Freunde für die Beibehaltung des Griechischen auf den Gymnasien ausge⸗ prochen. Ein Fachmann hat gesagt ein Gymnasium ohne Griechisch

mme ihm so vor, wie eine Realanstalt ohne Mathematik. Die Anordnung des Ministers, daß. nach dreijährigem Besuche der Volks⸗ 2* der Uebergang in die Sexta der höheren Schule möglich sein oll, ist zu benrisen; aber es wird dadurch dabei eine Gemeinschaft er Schüler nur für die ersten drei Jahre herheigeführt, wir halten eine längere Gemeinschaft für erwünscht. Die Erfahrung hat gelehrt, 886 die aus den Volksschulen hervorgegangenen Schüler auf den höheren Schulen vielfach zu den besten gehören. Von den Berliner Gemeindeschulen aus soll begabten Schülern der Aufstieg in ein Gymnasium mit degtigem Lehrgenh ermöglicht werden, indem nach den ersten zwei Jahren vierjährige humanistische Kurse abgezweigt werden. Ferner soll in Berlin eine verkürzte Realschule einge⸗ richtet werden, die ebenfalls von der ersten Klasse der Gemeindeschule aus zugin ig sein und in dreijährigem Kursus dn Abschluß führen soll. Nuh der Uebergang in die Oberrealschule soll vorgesehen werden, sodaß begabten Schülern der Volksschule der Aufstieg in alle drei Schulgattungen ermöglicht wird ohne Rücksicht darauf, ob fe in der Lage 8 das Sehelge zu bezahlen oder nicht. Es sollen außer der Freischule freie Lehrmittel gewährt werden, und überdies öoll nach einjährigem Besuch der Schule denjenigen, die wirklich edürftig sind, ein. Stipendium von jährlich dreihundert Mark ge⸗ währt werden. Dieser Plan ist vorläufig von zwei Ausschüssen be⸗ schlossen worden, und vorausichtlich werden der Berliner Magistrat und die Stadtverordneten auf diese Vorschläge eingehen. Auch agußerhalb Berlins sollte überall im Lande mit solchen Schulen ein Versuch gemacht werden. Die Ruhe und der Ernst, mit denen wir jetzt mitten im Kriege über die 8, des Schulunterrichts eraten, stehen wohl einzig da in der Welt, und sie zeigen zugleich, daß wir uns bewußt sind, wo die Quellen unserer Kraft liegen. (Beifall links.)

Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz:

Meine Herren! Lassen Sie mich auch kurz mit dem Punkt be⸗ ginnen, auf den mein Herr Vorredner eingegangen ist. Er erwähnte, daß von mir ein Erlaß ausgegangen sei, wonach auf Wunsch der Eltern in die Reifezeugnisse ein Vermerk über den Erfolg des Religionsunterrichts zu machen sei, der außerhalb der Schule erteilt worden ist. Es handelt sich dabei um den jüdischen Religionsunterricht. Ich habe diesen Erlaß ergehen lassen, Dum den Wünschen, die mir von jüdischer Seite ausgesprochen worden waren, entgegen zu kommen. Es bestand nämlich bisher nicht die Vor⸗ schrift, daß ein solcher Vermerk in die Reifezeugnisse aufgenommen werden konmte, und das sollte durch meinen Erlaß zugelassen werden. Nun höre ich von Herrn Abgeordneten Cassel, daß schon bisher sogar westergehend auf die Zeugnisse, die im Religionsunterricht erteilt worden sind, in den Reifezeugnissen Bezug genommen worden ist. Das war mir nicht bekannt. Uebexall ist das jedenfalls nicht geschehen, und, wie gesagt, mein Erlaß hatte die Absicht des Entgegenkommens. Ich bin deshalb auch bereit, die Angelegenheit nach dieser Richtung bin noch einmal zu prüfen und den tatsächlichen Verhältnissen dabei Rechnung zu tragen. Jedenfalls steht nichts entgegen, wenn auch jetzt schon wie bisher auf diesem Gebiete verfahren wird.

Meine Herren, der Krieg hat auch in dem letzten Jahre auf den Betrieb unserer höheren Schulen einen tiefgreifenden Einfluß geübt. Aus den höheren Klassen sind die Schüler ins Feld gezogen; nur wenige sind zurückgeblieben. Jetzt wird auch das Reichsgesetz über den vaterländischen Hilfsdienst immer mehr auf die zurückgeblie⸗ benen Schüler, die das 17. Lebensjahr überschritten haben, Anwendung finden. Auch das Lehrerkollegium ist stark vermindert; tausende von Philologen stehen draußen und verteidigen mit der Waffe das Vater⸗ land. Wenn auch die geringere Frequenz in den höheren Klassen es erleichterte, so war es doch mit nicht geringen Schwierigkeiten ver⸗ bunden, überall den Unterricht in befriedigender Weise aufrecht zu er⸗ hal:en. Das ist nur möglich gewesen durch die Heranziehung von Hilfskräften und durch die hingebende Tätigkeit der Oberlehrerschaft, die zum weitaus größten Teile nach jeder Richtung ihre Pflichten er⸗ füllt und darüber hinaus sich in den Dienst der Allgemeinheit gestellt hat. So ist es, wie gesagt, möglich gewesen, im wesentlichen den Unterrichtsbetrieb aufrecht zu erhalten. Freilich hat er auch sonst noch manche Störung erfahren. Wir kannten bisher nur Hitzeferien; jetzt haben wir auch Kälte⸗ und Kohlenferien kennen gelernt. Das war natürlich auf den Betrieb der Schule von höchst nachteiligem Einfluß, aber es mußte eben hingenommen werden. Wer aber auf den Gedanken gekommen ist, daß diese Kohlen⸗ und Kälteferien auf die Sommer⸗ ferien angerechnet werden sollen, ist mir nicht bekannt. Ich begreife auch nicht recht, wie man auf einen solchen Gedanken kommen kann. Ich jedenfalls denke an eine derartige Maßnahme nicht. (Bravo!) Wenn also so vielfache Störungen und Erschwerungen des Schul⸗ betriebes stattgefunden haben, ist es natürlich, daß darunter auch die Leistungen der Schüler leiden müssen und auch die Anforderungen an die Schüler nicht in demselben Maße gestellt werden können, wie das in normalen Zeiten der Fall sein muß. Es ist das ganz selbstverständ⸗ lich, und ich nehme an, daß die Lehrerschaft dem entsprechende Rech⸗ nung tragen wird, wie ich überhaupt hoffe, daß die Lehrer sich der Schüler in dieser Zeit ganz besonders annehmen werden, mamentlich aber derjenigen Schüler, deren Väter im Felde stehen oder dort ihren Vod gefunden haben. Ich weiß auch, daß das in weitem Umfange ge⸗ schieht. Immerhin erwarte ich, daß die Lehrer doch ernste Arbeit von den Schülern verlangen. Wir alle tun bis zum letzien unsere Pflicht, und da soll auch die Jugend nicht feiern! (Bravo)

Herr Abgeordneter von Kessel ist auf den Vorwurf zurückgekommen, daß vor dem Kriege doch eine gewisse weichliche Pädagogik an unseren Schulen gewaltet habe. Ich habe das schon wiederholt widerlegt und mwiderlegt und dabei muß ich bleiben. Ich will gewiß nicht bestreiten, daß an der einen oder der anderen Stelle so verfahren worden ist, aber den Intentionen der Unterrichtsverwaltung hat das nicht ent⸗

sprochen. Und daß es sich nicht um eine allgemeine Tatsache han⸗ delt, dafür möchte ich Ihnen einen zahlenmäßigen Nachweis geben. Am 1. Februar des Jahres 1914 kamen auf 100 Sextaner nur 66 Untersekundaner. Das ist ein Beweis dafür, daß bei dem Durch⸗ laufen der dazwischenliegenden Klassen die schwächeren Elemente ab⸗ gestoßen worden sind. Diese Zahlen wirken um so mehr, wenn man bedenkt, daß in der Zeit, die von Sexta bis Untersekunda umspannt wird, in die Quinta, in die Quarta und in die Tertia noch Schüler eintreten. Man kann daraus wohl um so mehr den Schluß ziehen, daß in unseren Schulen bei den Versetzungen nicht zu leicht verfahren wird.

Meine Herren, die Erörterung der Schulfragen und die Propa⸗ gierung von Reformplänen auf dem Schulgebiet ist, wie vor dem Kriege, so auch während des Krieges nicht unterbrochen worden. Ich habe darüber schon öfter in diesem hohen Hause ge⸗ sprochen und mich dahin geäußert, daß eine derartige Betätigung als ein durchaus erfreuliches Zeichen anzusehen sei. Sie beweist das lebhafte Interesse der Oeffentlichkeit an unserem Schulwesen, und dieses lebhafte Interesse braucht unsere Schule, wenn sie gedeihen soll. Eine derartige Tätigkeit ist also durchaus erfreulich. Die Unterrichtsverwaltung folgt ihr mit aufmerksamen Augen, zieht aus den gegebenen Anregungen auch ihre Schlüsse, und schon oft sind aus diesen Anregungen Maßnahmen geworden, die schließlich der Schule zum Segen gereicht haben. Freilich, zu Anfang des Krieges nahm die Bewegung einen fast stürmischen Charakter an. Die Reform⸗ pläne schossen stark ins Kraut; die allerradikalsten Vorschläge wur⸗ den gemacht. Nun, das hat allmählich nachgelassen, wie das auch schon von einem der Herren Redner hervorgehoben worden ist. Die Bewegung ist in ruhigere Bahnen geflossen, sie hat einen mehr kon⸗ servativen Charakter angenommen, und das ist gewiß erfreulich. Denn, meine Herren, um grundstürzende, revolutionäre Reformpläne kann es sich nicht handeln; dem würde auch nach allen Ausführungen, die wir gehört haben, vielleicht mit Ausnahme des Herrn Abgeordneten Haenisch, hier keine Zustimmung erteilt werden. Solche grund⸗ stürzenden Reformen sind im Staatsleben überhaupt bedenklich, ganz besonders bedenklich aber auf dem Gebiete der Schule. Ja, sie sind nicht nur bedenklich, sondern sie sind geradezu unausführbar. Denken Sie sich doch nur heute ein vielleicht im Kopfe zusammengestelltes Ideal eines Schulorganismus, der mit dem bestehenden in Wider⸗ spruch steht, wie wäre es möglich, einen so rein theoretisch erdachten Organismus jetzt plötzlich ins Leben zu rufen, all das Bestehende einzureißen und an dessen Stelle gegen die Auffassung der Lehrerschaft eine grundstürzende Neuerung zu setzen. Wir würden tiefe Ver⸗ drossenheit und Verstimmung erregen, und die Lehrer würden in ihrer Berufsfreudigkeit beeinträchtigt werden. Gegen eine im wesent⸗ lichen übereinstimmende Meinung der Lehrerschaft sind solche Dinge meines Erachtens überhaupt nicht durchführbar, denn es gilt auch hier das Wort, das bereits mit Recht hervorgehoben worden ist: Schul⸗ fragen sind letzten Endes Lehrerfragen. Ich komme darauf viel⸗ leicht noch zurück.

Es entspricht auch eine langsame, dem historisch Gewordenen Rechnung tragende Entwicklung durchaus dem tatsächlichen Gange der Dinge. Wenn Sie die Entwicklung unseres höheren,. Schulwesens überblicken, so werden Sie das finden. Wie lange hat es gedauert, bis das Gymnasium seine Alleinherrschaft verloren hat! Erst ganz all⸗ mählich ist man zu der Ueberzeugung gelangt, daß neben das huma⸗ nistische Gymnasium auch noch andere Anstalten gestellt werden müssen. Jetzt haben Sie die Gleichberechtigung der Gymnasien, der Real⸗ gymnasien und der Oberrealschulen. Und nachdem das erreicht war, ist man auch nicht stehen geblieben. Es sind dann die Reformanstalten gekommen. Man hat nun aber nicht gesagtt jetzt ist das der richtige Typus, die anderen müssen beseitigt werden, sondern man hat die Reformanstalten sich neben den anderen Anstalten entwickeln lassen, und ich glaube, man hat gut daran getan. Sie sind jetzt so weit fort⸗ geschritten, daß von den Realgymnasien 51 % Reformanstalten sind, also doch wohl ein Beweis, daß diese Schulform lebenskräftig ist und sich zur Einführung neben den anderen Anstalten wohl eignet. Anders liegt das Verhältnis bei den Gymnasien; von ihnen sind nur 8 Reformanstalten, woraus man wohl den Schluß ziehen kann, daß diese Schulform für die Gymnasien weniger geeignet ist als für die Realgymnasien.

So haben wir eine Vielartigkeit der Schulformen, und ich sehe darin einen Vorzug. (Sehr richtig!) Wir wollen den verschiedenen Bedürfnissen, die die Verhältnisse und die Entwicklung des Lebens hervorgerufen haben, auch bei der Schule Rechnung tragen, wollen den einzelnen Schularten auch die volle Entwicklungsfähigkeit schaffen und sie in ihrer Eigenart erhalten. Das heißt nicht: nun starr auf dem einmal dort Eingeführten beharren, aber doch die grundlegenden Charaktereigenschaften dieser Anstalten beibehalten und nur Verbesse⸗ rungen, Erweiterungen einführen, je nachdem sich dazu das Bedürfnis ergibt. (Sehr richtig!) Wenn so die Anstalten verschieden sind, so soll doch der Geist, der in den Anstalten herrscht, überall der gleiche sein. Wir wollen dahin streben, ein einheitliches Erziehungsideal immer mehr herauszubilden, und dieses einheitliche Erziehungsideal soll auf allen Schulen, auf den höheren, den mittleren und den Volksschulen, überall dasselbe sein. Darin muß Einheitlichkeit bestehen und darauf ist immer mehr hinzuwirken.

Meine Herren, verschieden sollen die Bildungswege und die Bil⸗ dungsmöglichkeit sein, angepaßt den verschiedenen Bedürfnissen. Das bedeutet aber, wie gesagt, nicht Verschiedenheit in den letzten Zielen der Erziehung und des Unterrichts. Diese Ziele müssen vielmehr für alle Schularten sein: Erziehung des Willens auf der Grundlage der christlichen Sittenlehre zur Selbstüberwindung, Erziehung zur Be⸗ kämpfung unedler Triebe, zur Erfüllung des göttlichen Willens im Menschen, Erziehung des Verstandes zut gründlichen Erfassung der Dinge und zur Selbständigkeit des Urteils, Erziehung des Gemüts zur Anschauung und zur Freude am Großen und Schönen, Erziehung des ganzen Menschen zum Verständnis des Staats⸗ und Volkswesens, in dem er stehen wird, und zur Bereitwilligkeit werktätigen Mit⸗ arbeitens an seinen Aufgaben. Das ist das Erziehungsziel, das wir

uns vorsetzen sollen, das zu erreichen, wir erstreben sollen. (Bravol)

Das wird aber nur möglich sein, wenn wir unsere Lehrerschaft mit diesem Geist erfüllen. Sie soll diese Ziele vor Augen haben und sie soll sie auf ihre Schüler übertragen.

Deshalb ist die Unterrichtsverwaltung schon seit Jahren auf das eifrigste bemüht, auf unsere Lehrerschaft, insonderheit auf ihren Nachwuchs, fördernd einzuwirken. Meine Herren, wir haben gewiß auch vortreffliche, hervorragende Pädagogen an unseren Schulen. Auf

solche können wir natürlich unsere Vorschriften nicht zuschneiden, müssen mit dem Durchschnitt rechnen; das liegt in den menschlich Dingen. Aber wir können diesen Durchschnitt heben, und das ist schon in weitem Maße gelungen. Es wird mir nicht bestritz werden können, daß der Durchschnitt unserer Oberlehrerschaft entschieden gehobener ist, wenn man auf frühere Zeiten zurückbli Da wollen wir weiter einsetzen und weiter arbeiten. Sie wisse daß die Unterrichtsverwaltung mit der Ausarbeitung neuer Best mungen für die Prüfung zum Lehramt und für die Ausbildung. jungen zukünftigen Lehrer beschäftigt ist. Es haben eingehende mittlungen und vielfache Begutachtungen aller der einschneident Fragen stattgefunden, diese Arbeit ist jetzt so gut wie abgeschlose und die neue Anweisung könnte jeden Tag veröffentlicht werden. I. ist aber zurzeit nicht möglich, weil uns die Kräfte draußen fehl die für die Ausführung erforderlich sind. Wir müssen damit warz bis der Friede wieder ins Land gekommen ist. Dann aber wird alsbald erscheinen können, und ich hoffe von ihr, die auf sorgfältig eingehender Arbeit beruht, die besten Erfolge für die weitere bildung unserer jungen Lehrer.

Daneben bin ich bemüht, auch die Ausbildung der jungen Phlf

logen auf den Universitäten in diesem Geiste zu beeinflussen. bin insbesondere bemüht, der Pädagogik an den Unive sitäten für das Studium der jungen Philologen eine mehr; Mittelpunkt stehende Stellung zu schaffen. (Sehr gut!) Ich hoß daß schon in der allernächsten Zeit in meinem Ministerium e Konferenz stattfinden wird, an der Universitätsprofessoren und pad gogisch besonders interessierte Schulmänner teilnehmen werden, u ich hoffe, daß auch diese Konferenz mit dazu beitragen wird, die Pa gogik mehr als bisher auf den Universitäten einheimisch zu macht

Auch sonst, meine Herren, sind wir im Unterrichtsministern dauernd mit den Fragen des höheren Schulwesens beschäftigt. Ein⸗ Erfolge nach außen hin hat das ja auch neuerdings wieder gehah Ich darf da den Erlaß über den Geschichtsunterricht erwähnen, u dann auch den neusten Erlaß über die Aufnahme in die Se⸗ Alle diese Fragen bedürfen eingehender Prüfung, wir müssen sie me allen Richtungen hin ihrer Tragweite nach erwägen. Solche Frag bedürfen der Ausreifung, und man soll nicht etwa den Eindruck habe daß, weil diese Tätigkeit nach außen hin nicht sichtbar wird, Unterrichtsverwaltung sich nicht mit allen diesen Dingen, die a jetzt die Oeffentlichkeit viel beschäftigen, dauernd eingehend beschäftz und darüber Erwägungen anstellt, inwieweit die Dinge für unse Schulen anwendbar gemacht werden können.

Eine der Fragen, die in der Oeffentlichkeit besonderes Inten in der letzten Zeit erweckt hat, ist der Aufstieg von de Volksschulen nach den höheren Schulen. Der Erl den ich eben erwähnte, fällt in dies Gebiet hinein. Es kommt dan an, meine Herren, den Graben, der zwischen der Volksschule und! höheren Schulen gezogen ist, zu verringern. Dahin bin ich bemüt Wenn man aber sagt, daß durch unsere jetzigen Einrichtungen Aufstieg der Talente, der Uebergang von der Volksschule zu d höheren Schulen versperrt sei, so ist das einfach nicht wahr wenigstens eine sehr starke Uebertreibung. Sehen Sie sich um in den Kreisen der Gelehrten, der Beamten, der⸗Geistlichen, Aerzte, da werden Sie viele vortreffliche Männer finden, die a den bescheidensten Verhältnissen hervorgegangen sind. In mein langen Verwaltungslaufbahn bin ich vielen solchen Männern begeg die mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, die aus d kleinsten Verhältnissen stammten und schließlich hervorragende St

lungen im Staat und im Schulbetrieb eingenommen haben. G

solcher Aufstieg ist immer vorhanden gewesen, und Preußen hat sein Stolz darin gesehen. Wenn behauptet wird, daß das in Preuß nicht möglich sei, daß der Kastengeist zu stark sei, als daß ein solch Aufstieg erfolge, so ist das mit den tatsächlichen Verhältnissen ni in Einklang zu bringen.

Aber das hindert gar nicht, daß man trotzdem dieser Frage voll Verständnis entgegenbringt und sich bemüht, Erleichterungen schaffen und die Möglichkeiten zu erweitern. Ich bin auch bereits a diesem Gebiete tätig. Ich habe schon in der Kommission auf den W gang in Frankfurt a. M. hingewiesen. Ich weiß nicht, ob die dortig städtischen Behörden sich inzwischen über diese Sache endgültig er schieden haben. Wir haben eben von dem Herrn Abgeordneten Caf einen Plan entwickeln hören, der in der hiesigen städtischen Verr tung erörtert wird. Es war mir das von großem Interesse, und bin gern bereit, diesen Plan näher zu prüfen, wenn auch nach den A führungen des Herrn Abgeordneten Cassel doch in ihm noch gem Schwierigkeiten zu stecken scheinen. Es wäre vielleicht ganz zw mäßig, wenn die Vertreter der städtischen Behörden hier in Berl⸗ ehe sie endgültig zu der Frage Stellung nehmen, mit der Unterricht verwaltung in Fühlung träten. Die Frankfurter haben es auch son macht. Es ist das ganz zweckmäßig, und man wird dadurch die 2 gelegenheit fördern. Grundsätzlich kann man gewiß einem solch Plan, der dazu dienen soll, begabten Volksschülern den Weg in! höhere Schule zu erleichtern, nur sympathisch gegenüberstehen.

Man soll diese Fragen eben auch möglichst nicht auf grundse⸗ lichem Boden, sondern praktisch anfassen. Man soll Einrichtung treffen, die diesem Zwecke dienen und foll ebenso verfahren, wie das vorhin kurz in betreff der Reformanstalten schilderte. Da hat. auch keine große, breite Organisation geschaffen; man hat Anstalz entstehen lassen, hat an diesen Anstalten Erfahrungen gesammelt” ist so allmählich weiter gekommen. Ich glaube, das wird auch! richtige Weg sein, um diese Uebergangseinrichtung, wenn ich sie nennen soll, allmählich ins Leben treten zu lassen. Ich habe auch sell einen solchen praktischen Versuch gemacht und möchte das hier wieh holen, was ich darüber in der Kommission gesagt habe. In der Königsberg besteht eine alte Stiftung von König Friedrich I., die“ sprünglich als Waisenhaus gegründet worden war. Diese Anstalt wi jetzt reformiert, und ich habe die Reform vornehmen lassen durche unter dem Gesichtspunkt des Aufstiegs der Schüler in höhere Sch⸗ arten. Es ist dort ein Internat, von dem aus die Schüler zunüt die Volksschule der Stadt besuchen. Je nach ihrer Geeignetheit . ihrer Begabung treten sie später in eine Mittelschule oder in e Präparandenanstalt ein, die mit dem Internat in Verbindung steh und schließlich werden die dafür begabten Schüler ausgewählt, diet eine höhere Anstalt übergeführt werden, die in Beziehung gesetzt ist dem Internat, so daß sich also hier der Aufstieg tatsachlich vollzie Es wird eine Auswahl der Schüler vorgenommen, sie werden weder der Volksschule oder der Mitielschule oder der Präparanse

anstalt zugeführt oder schließlich der höheren Schule, je nach ihrer Begabung. Solche Versuche sollte man mehr machen; dann würde man allmählich vielleicht auch zu einem Normaltyp kommen, der sich für diese Zwecke eignet.

. Man braucht, glaube ich, überhaupt bei der Organisation unserer Schulen sich nicht sklavisch auf ein Schema festzulegen. Wir haben das ja auch bisher nicht getan. Wir haben verschiedenartige Gebilde. Das kann natürlich allein nur gelten innerhalb gewisser Grenzen. Gewisse Grenzen müssen gezogen bleiben, aber innerhalb dieser Grenzen kann man sehr wohl eine gewisse Bewegungsfreiheit lassen.

Ob es hiernach möglich sein wird, was der Herr Abgeordnete Haenisch immer wieder betont, die sogenannten freien Schul⸗ gemeinden mit in den Organismus einzubeziehen, das ist mir in hohem Grade zweifelhaft. Ich habe gar nichts gegen diese Anstalten, aber in unsere Schuleinrichtungen passen sie ihrer Art nach nicht hinein. Sie sind übrigens auch, was dem Herrn Abgeordneten Haenisch vielleicht bekannt sein wird, die allerteuersten Einrichtungen, sie können nur von den Söhnen sehr wohlhabender Eltern aufgesucht werden, da natürlich die Pensionspreise an diesen Anstalten sehr hoch sind, auch sehr hoch wegen der Kosten der Einrichtung sein müssen.

Bei all diesen Fragen, meine Herren, die jetzt alle an den Schulen Interessierten so lebhaft beschäftigen, glaube ich, wird man gut tun, wenn man nicht so sehr von theoretischen Grundsätzen und Idealen als vielmehr von der Wirklichkeit, von den Tatsachen ausgeht und sich, an diese anschließend, dann seine Grundsätze in die Wirklichkeit über⸗ setzt. Dabei muß man sich auch hüten, mit falschen Angaben zu operieren. Damit wird man seinen Zwecken nicht dienen. So ist z. B. die Behauptung nicht richtig, daß die Vorschulen Sperr⸗ anst alten für die höheren Schulen seien. Es ist tat⸗ sächlich nicht richtig. Das kann man in der Theorie konstruieren, aber die Wirklichkeit lehrt etwas anderes. Ich habe die Zahlen in der Kommission mitgeteilt. Die Mehrzahl der Schüler in den Sexten stammt schon aus den Volksschulen, 47 % aller Sextaner sind ehemalige Volksschüuler. Aus den Vorschulen stammen etwa 43 , jedenfalls eine geringere Zahl wie aus den Volksschulen; der Rest stammt aus anderen Vorbildungen, Privatanstalten usw. Also, es kann sehr wohl in einem einzelnen Falle an einer einzelnen Stelle eine Vorschule als Bildungssperre dienen, das läßt sich nicht be⸗ streiten, aber allgemein ist es nicht richtig, und wo eine Vorschule als Bildungssperre tatsächlich dient, da soll man Abhilfe schaffen, dazu bin ich durchaus bereit. Ich habe noch kürzlich angeordnet, daß die Frequenzen in den Vorschulen nur so stark zugelassen werden, daß eine entsprechend große Anzahl von Plätzen auch für andere Schüler in den Sexten frei bleiben. Da soll man eingreifen; aber nun allgemein sagen, die Vorschulen müssen unter allen Umständen weg, weil sie Sperren sind für den Zugang zu höheren Schulen, das ist einfach nicht richtig. (Sehr richtig!) Ich will mich gar nicht für die Vorschulen begeistern, aber man soll sie nicht mit solchen Behauptungen be⸗ kämpfen, die den tatsächlichen Verhältnissen direkt widersprechen.

Ich muß, meine Herren das werden Sie mir selbst einräumen

alle diese Fragen vom Standpunkt des praktischen Schulmannes aus ansehen. (Sehr richtig!) Ich kann mich nicht auf den Stand⸗

punkt des thevretisierenden Schulpolitikers stellen, wenn auch dessen

Tätigkeit durchaus nicht wertlos ist; sie wird auch für mich von Wert sein. Aber maßgebend für mich müssen sein die praktischen Er⸗ wägungen. Ich muß mich auf den Boden der Wirklich⸗ keit, der Tatsachen stellen. (Sehr richtig!) Von diesem Standpunkt aus legt die Unterrichtsverwaltung dauernd die bessernde Hand an unsere vorhandenen Einrichtungen; sie sucht sie zu fördern und zu modernisieren, wo das erforderlich ist. Da wird gewiß auch die Erfahrung, die der Krieg und seine Erscheinungen gebracht haben, für die Einrichtungen an unseren Schulen von Bedeutung werden müssen. Darüber kann gar kein Zweifel sein. Es wird das gewiß auch von einem gewissen Einfluß auf die Lehrpläne sein. Man wird noch mehr als sonst es geschieht das übrigens auch jetzt schon in weitestem Maße das Deutsche in den Mittelpunkt des Unterrichts stellen. (Bravo!) Das heißt nun aber nicht etwa mechanisch die Deutschstunden ver⸗ mehren, (sehr gut!) sondern den Geist der Schule, allen Unterricht in diese Aufgabe stellen, aus den Schülern in erster Linie gute Deutsche zu machen. (Sehr richtig') Man wird die Dinge darauf prüfen müssen, ob sich Sicherungsmaßregeln finden lassen, die das unter allen Umständen garantieren. Nur wünsche ich, daß das nicht wieder ent⸗ steht, was ich wirklich aufrichtig beklagen würde, daß wir wieder einen Kampf aller gegen alle um die Zahl der Stunden erleben, daß die Mathematiker, die Historiker, die Altphilologen, die Neusprachler sich heftig bekämpfen und um die Stunden in den Krieg ziehen. Das ist doch nehmen Sie es mir nicht übel eine etwas mechanische Auf⸗ fassung von den Zielen und Zwecken, die unsere Schulen erfüllen. Nicht so sehr kommt es darauf an, wie groß die Stundenzahl ist sie ist auch von Bedeutung —, sondern vor allen Dingen kommt es auf den Inhalt des Unterrichts, auf den Geist an, der auf der ganzen Schule besteht, und vor allen Dingen auf diesen Geist unserer Schule, auf den Geist unserer Lehrerschaft wollen wir einzuwirken suchen, soweit das noch nötig ist.

Neben dieser vielleicht etwas stärkeren Betonung des Deutschen wird auch die körperliche Ausbildung unserer jungen Leute einen Gegenstand der Prüfung bilden müssen. Das hat uns wohl auch der Krieg gezeigt, daß das, was wir auf diesem Gebiete schon vorher begonnen hatten, fortgesetzt und weiter ausgebildet werden muß.

Gewiß ist das Berechtigungswesen für unsere höheren Schulen eine schwere Last. Ich habe das schon wiederholt unum⸗ wunden ausgesprochen. Freilich so schwarz sehe ich nicht, wie es Herr Freiherr von Zedlitz getan hat. Seine Darstellung ist doch etwas zu trübe gewesen. Auch sind es nicht 70 cF, sondern etwas mehr als 40 P, die an der Grenze der Obersekunda unsere höheren Schulen verlassen. Er hat den Gedanken angeregt, für Schüler, die von vornherein gar nicht die Absicht haben, die ganze Schule zu durchlaufen, sondern vor der Obersekunda verlassen wollen, besondere Klassen einzurichten, um auf diese Weise die andern Klassen von diesem Schülermaterial zu entlasten. Das würde den sechsstufigen Realanstalten nahe kommen, die schon vorhanden sind. Aber es könnte vielleicht einer Prüfung unterzogen werden, ob bei Anstalten mit Parallelklassen der Gedanke in dieser ober jener Form zur Aus⸗ führung gebracht werden könnte.

Wenn Herr Abg. Cassel die Anregung gab, daß zwischen den verschiedenen staatlichen Ressorts Verhandlungen über die Anforde⸗ rungen herbeigeführt werden möchten, die an den Eintritt in die

mittlere Beamtenlaufbahn geknüpft werden, so kann ich Ihnen sagen, daß solche Verhandlungen zurzeit bereits stattfinden, und daß wir suchen, auf diesem Wege zu einer Einigung zu gelangen. Es beruht das auf einer Anregung von mir, über dis ich schon, glaube ich, in diesem hohen Hause gesprochen haba. Es sind zwar große Schwierigkeiten zu überwinden; aber ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, daß wir doch noch zu einem befriedigenden Ergebnis auf diesem Gebiete gelangen.

Nun komme ich noch mit einigen Worten auf den Antrag, der hier zur Beratung steht, und der von Vertretern aller Parteien unterzeichnet ist. Wenn man ihn so liest, wird man als praktischer Schulmann, als ein Mann, der auf diesem Gebiete einige Erfahrungen gemacht hat, gewisse Bedenken haben. Das Gebiet, das hier zur Erörterung gestellt wird, ist außerordentlich weit, alle unsere Schul⸗ einrichtungen sollen den Gegenstand der Erörterung bilden, und eine große Reihe von Herren sollen zu dieser Erörterung zusammenberufen werden. Es wird sich um ein kleines Parlament handeln. Ich nehme an, daß es etwa 60 bis 70 Herren sein werden, wenn nach Maßgabe dieses Antrages verfahren wird. Es wird das gewisse Schwierig⸗ keiten machen, und man wird einen Weg suchen müssen, wie man sie überwinden kann. Das wird nicht ganz leicht sein; aber selbst⸗ verständlich wird die Unterrichtsverwaltung einem so einmütig ge⸗ äußerten Wunsche Rechnung tragen und alles versuchen, um ihn in geeigneter Weise zur Erfüllung zu bringen. Ich bin ja übrigens auch durch die Ausführungen der verschiedenen Herren Redner einiger⸗ maßen darüber orientiert worden, in welchem Sinne dieser Antrag gemeint ist, daß man sich nicht nur an den Wortlaut, der, wie mir scheint, doch recht weitgehend ist, zu halten braucht, sondern daß man die Ausführungen hinzunehmen darf, die in diesem hohen Hause ge⸗ macht worden sind, um daraus die Bedeutung dieses Antrages zu entnehmen. Jedenfalls ist er ein Zeichen für das lebhafte Interesse, das dieses Haus an allen Schulfragen nimmt. (Sehr gut!) Von diesem Gesichtspunkt aus begrüße ich ihn außerordentlich und bin gern bereit, alles zu tun, um auf diesem oder jenem Wege ihn zur Erfüllung zu bringen. (Bravo!) 8 8

Damit schtießt die Besprechuug.

Es folgt die Besprechung über das Elementar⸗ unterrichtswesen.

Berichterstatter Abg. Hensel (kons.) berichtet über die Kom⸗

missionsverhandlungen.

Abg. Oelze (konf.): Wir hoffen, daß dieser Etat der letzte Kriegsetat sein werde. Der Krieg hat unserem Volksschulwesen schwere Wunden geschlagen. Der Verlust von 11 000 Lehrern wird erst in Jahrzehnten ersetzt werden können. Der Schulbetrieb ist aufrecht erhalten worden, aber die berufensten Erzieher haben gefehlt. In vielen Schriften sind umfangreiche Schulreformen vorgeschlagen worden. Meine Freunde erkennen an, daß manches in unserem Schul⸗ wesen verbesserungsbedürftig ist, wenn auch so umfangreiche Aenderun⸗ gen nicht notwendig sind. An den Grundlagen unseres Volksschul⸗ wesens darf nicht gerückt werden; übrigens sind schon vor dem Kriege Vorarbeiten für eine Reform gemacht worden, nur das Tempo ist durch den Krieg verlangsamt worden, wird aber nach dem Kriege wieder beschleunigt werden. Rudolf Cucken hat vor kurzem in diesem Saale über den Einfluß des Krieges gesprochen und dabei den Staat als eine Sache der Arbeit und des gemeinsamen Strebens bezeichnet. Dieser Gedanke des Staates als eines gemeinsamen Strebens muß

den Volksschülern eingeimpft werden. In diesem Sinne ist auch die

Beschäftigung der Kinder in der Landwirtschaft ein Segen; sie be⸗ wahrt am besten vor Ausschreitungen, zu denen die Jugend durch Müßiggang verführt wird. Die Vaterländischen Frauenvereine können dazu mitwirken, die Kinder in geeigneter Weise auf dem Lande unterzubringen. Die Kinder können U Landarbeit beurlaubt werden, aber statt zu vieler Beurlaubung sollte lieber die Schule eine Fhtce ausgesetzt werden. Wenn aus dem negativen Grunde der Fohlenknappheit die Schulen ausgesetzt werden konnten, so kann es erst recht geschehen im Interesse der Erhaltung unseres Vaterlandes. Deutschland beschafft sich seine Bedürfnisse aus eigener Kraft durch seine hochentwickelte Induftrie und seine Landwirtschaft. Wenn es in seiner Wehrhaftigkeit zurückginge, würde es der Spielball seiner Nachbarn werden. Daß die Schule den Völkerhaß predigt, wollen wir ebensowenig wie der Abg. Hraemisch. das können wir den Fran⸗ osen überlassen, aber eine vaterländische Aufklärung ist für die Bngend notwendig, damit sie nicht geistig wehrlos hinauszugehen

braucht. Wenn beklagt wird, daß unsere Jugend so itisch

erzogen werde, so wünsche ich keine Politisierung, wohl aber eine Nationalisierung der Schule. Nach einer Schrift von Tews soll die Einheitsschule die Möglichkeit des Uebergangs zu den höheren Schulen bieten. Meine Freunde würden die Hand dazu bieten, daß die Volksschüler in die höheren Schulen aufsteigen, und wünschen, daß mit praktischen Versuchen in Frankfurt a. Main und Berlin Erfolge erzielt werden. Zurzeit können wir aber noch nicht über⸗ sehen, wie weit für 1re⸗ Reformen die Mittel vorhanden sein wer⸗ den, und es steht auch noch nicht fest, ob die Lehrerschaft einmütig den Vorschlägen von Tews zustimmt. Das Gesetz sieht eine Schulpflicht vor, überlaßt aber die Auswahl der Schulart den Eltern. Das Gesetz müßte geändert werden, wenn ein Zwang für die Einheitsschule ein⸗ geführt werden sollte. . viduellen Fähigkeiten unterrichtet. Die Lehrere laden eine schwere Verantwortung auf sich, wenn sie mit dem zwölften Lebensjahre eines Schülers bestimmen wollen, ob er für die höhere Schule befähigt ist. Vor dem Abschluß der Pubertät ist überhaupt ein abschließendes Urteil über die geistige Fähigkeit nicht möglich. Bismarck war erst kein so hervorragender Schüler, Richard Wagner ließ mit 16 Jahren sein Talent noch nicht erkennen. Die stärksten Bedenken haben meine gegen die Ausschaltung der Religion aus der Volksschule.

amit würde an den Fundamenten gerüttelt werden, die Volksschule würde nicht mehr das sein, was sie bisher gewesen ist. Wir sind eben sehr gegen einen konfessionellen Religionsunterricht. Wir können uns die Volksschule nur auf Grund der Konfession denken. Die Folgen der Ferherung des unentgeltlichen Schulunterrichts lassen sich gar nicht übersehen; es ist sehr fraglich, ob gerade jetzt die Mittel dafür vorhanden sein könnten. Wohl aber sind wir dafür, daß das Aufsteigen des Schülers durch Stipendien gefördert wird. Wir können nur im Anschluß an das Bestehende allmählich Fortschritte machen. Schulfrage ist auch eine Lehrerfrage. Auch in bezug auf die Lehrerfragen sind schon vor dem Kriege Reformansätze gemacht Die Seminaristen müssen aufs beste für ihr Schulamt vor⸗

worden. bereitet werden. Es ist 9 wünschen, daß eine dritte Geschichtsstunde in der zweiten Präparandenklasse und in der zweiten Seminarklasse eingerichtet wird. Ferner wünschen wir, daß die seminaristischen Lehrer auch zu Oberlehrern ernannt werden können und daß der Er⸗ werb des Einshrigenseugnicses für die Seminaristen erleichtert wird. Für die Fortbildung der Kriegsprimaner halten meine Freunde die onderkurse für ein geeignetes Mittel. Härten hat der Krieg auch für die Lehrer gebracht, die die zweite Lehrerprüfung nicht zur normalen Zeit ablegen konmten. Es dürfte der Erwägung wert sein, ob nicht diese zweite Prüfung fortfallen könnte, Die seste Anstellung der Lehrer kann nach dem Wortlaut des Lehrerbesoldungsgesetzes nicht erfolgen, wenn ihre Militärverhältnisse noch nicht endgültig geregelt sind. Diese Lehrer können das Grundgehalt noch nicht bekommen. Ich bitte, da die Regierung veranlaßt, daß ihnen, wenn nicht de jure, so do de facto das Grundgehalt mit Hilße persönkicher Zulagen gewähr wird. Die Teuerungszulagen dürfen den Lehrern unter keinen Um⸗ vorenthalten werden. Ich hoffe, daß sich die Städte der mora⸗ ischen Pflicht, die Teuerungszulage zu zahlen, nicht entziehen werden. Die Heranziehung der Lererincsen muß ihre bestimmten Grenzen

fecen Zwecken angepaßt werden kann.

Lage

sein müssen.

Die Schüler werden jetzt nach ihren indi⸗

haben. An den höheren und Mittelschulen kommt sie nicht in Frage,

und ferner darf eine Lehrerin nicht in eine Stelle berusen werden, auf die hin ein Lehrer 2₰ —— gründen könnte. Im Zusammenh mit den militärischen 4 -

pagnien gefördert werden. Der Zweck der körperlichen Er muß die nationale Erziehung sein, die in der Jugend den nationalen

ang

Kaßnahmen muß die Sache der Jugendkom⸗ 8

rziehung

Geist erweckt. Ich hoffe, daß aus den aus dem Felde zurückkehrenden

2r.

Kämpfern uns tüchtige Helfer in der Jugendpflege entstehen werden. Die Jugend muß so erzogen werden, daß sie vom Staate sagt: tun

res agitur. (Beifall rechts.) 1b Abg. Frhr. von Zedlitz und Neulirch 1 Wenn wir in diesem Kriege trotz der ungeheuren Ueberlegenheit unserer Feinde an Zahl den Sieg an unsere Fahnen heften konnten, so danken wir das dem überlegenen Geiste unserer Truppen. Das ist ein Ver⸗ dienst unserer Schule. Es ist bedauerlich, daß die Teuerungszulagen noch immer nicht allen Lehrern ausgezahlt worden sind. Ich würde es sehr bedauern, wenn unsere Lehrerbildung auf einen anderen 8 ebracht würde. Unsere Seminare haben den großen Vorzug, da ge nur von solchen Schülern besucht werden, die aus dem Seminar eraus in den Lehrerberuf treten wollen, sodaß der Lehrbetrieb ganz Wir dürfen nicht in die ahr kommen, unsere Volksschulen zu Vorschulen für die höheren Lehr⸗ anstalten zu degenerieren. Die Einheitsschule ist schwer zu beurteilen, denn sie ist bisher noch ein sehr nebelhaftes Gebilde. Einer Be⸗ eitigung unserer konfessionellen Volksschulen muß auf das ent⸗ chiedenste widersprochen werden. Die Grundlage, auf der unsere olksschule aufgebaut ist, muß bestehen bleiben. Wenn wir alle Kräfte, die wir haben, in den Dienst der Vekkaschecs stellen wollen, dann ist ein Ausgleich der Volksschullasten unbedingt nötig. Un⸗ mittelbar nach dem Friedensschluß wird eine völlige Neuordnung unseres Steuerwesens eintreten müssen, dann muß der Ausgleich der Volksschullasten erfolgen. Sollen die Schüler der oberen Klassen der Volksschule für die Landwirte nutzbar gemacht werden, dann wird es notwendig sein, sie planmäßig aus der Stadt hinaus auf das Land zu verteilen.

Abg. Dr. von Campe inl.): Wir hahben uns über die Sammel⸗ tätigkeit der Schulkinder gefreut, die nicht eine bloße Spielerei, son⸗ dern ernste Arbeit gewesen ist, ebenso über die Leistungen der Schul⸗ kinder bei der Einbringung der Kartoffelernte. Es war ein glück⸗ licher Gedanke, die Kinder für die Beseitigung des Unkrauts nutzbar zu machen. Auffallend ist es, daß die Zahl der Schüler, die das Pen⸗ sum der Schulen ganz bewältigen, in den perschiedenen Gegenden so

verschieden ist. Eine ausreichende Erklärung ist mir dafür noch nicht

Aufstieg von der Volksschule zu muß erleichtert werden im Inter⸗ esse der Kräfteerneuerung unseres gesamten Volkslebens. Da⸗ durch, daß während des Krieges unsere jungen Lehrer keine endgültige Anstellung erhalten können, sind sie in eine schwierige gekommen, wie sie für andere Beamte nicht besteht. Die leidige Frage, wer die Teuerungszulagen der Lehrer zu bezahlen hat, ist immer noch nicht geregelt und hat zu allerlei Unstimmig⸗ keiten geführt. Die Schwierigkeiten liegen in der Schulverwaltung, und hier muß organisatorisch eingegriffen werden. Die Schulver⸗ fassung ist zu kompliziert, die Kompetenzen zwischen Staat und Gemeinde sind nicht scharf genug gegeneinander abgegrenzt. Wie kompliziert die Lage ist, zeigt der Fall, der sich in einer Provinzial⸗ hauptstadt ereignet hat: der Oberbürgermeister ordnet wegen Kohlen⸗ mangels Kälteferien an, die Königliche Regierung ordnet als Schul⸗ aufsichtsbehörde an, daß der Unterricht stattfinden solle, und an dem⸗ selben Tage verfügt die Provinzialschulverwaltung Kälteferien für die höheren Schulen. Ordnung muß natürlich sein, aber wir leben doch

nicht um der Kompetenzen willen. Die breiteren Schultern, auf denen

zuteil geworden. Der den höheren Schulen

die größeren Lasten ruhen müssen, werden wohl die des Staateg

An dem Kommunalcharakter der Schule lassen wir

mtralisation

aber nicht ändern. Bei aller Anerkennung für die; ati mg⸗

müßten wir uns dagegen wenden, daß die Zuständigkeit der

lichen Regierungen etwa auf den Landtat oder den Kreisschulinspektor

übertragen würde; dadurch würde die Schule zu einem politischen Instrument gemacht werden. Bei der Dezentralisation der Schuls fritt die Frage der Kreisschulinspektoren in den Vordergrund. s ist bedauerlich, daß wir nicht schneller in der Einsetzung von haupt. amtlichen Kreisschulinspektoren vorgegangen sind. Gewiß hat es bisher schon Aufstiegmoöglichkeiten aus der Bolksschule in die höhera Schule gegeben, aber doch nicht in genügendem Maße⸗ Es handelt sich hier nicht um eine Entlohnung für das, was unser Volk geleistet hat, sondern um den gesetzlichen Ausdruck für den Zustand, der besteht und der eine Sperre nicht mehr zuläßt. Aus dem Gedanken der Einheitsschule müssen wir das herausnehmen, daß der Uebergang von einer Schule zur anderen mit möglichst wenig Verlust an Zeit und an Geld geschehen kann. Ein gut Jeil unserer S liegt in der Frage, ob es uns gelingt, alle Kräfte zu wecken. Befreien wir unsere Volksschulen von den steten Hemmungen zwischen Staat und Gemeinde, zwischen Lehrern und Gemeinde, geben wir ihr eine ein⸗ fache Organisation, geben wir die Schule der Schule und halten wir allen anderen Unterricht von ihr fern. Dann wird es uns ge⸗ lingen, die schweren Wunden, die der Krieg unserem Volkskörper schlug, möglichst rasch heilen zu lassen, dann wird auch das deutsche Volk allen weltpolitischen und allen inneren⸗ Fragen gewachsen seim. (Beifall.)

Darauf wird um 4 Uhr die weitere Beratung auf Sonn⸗ abend 10 Uhr vertagt. u“

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser hat, wie „W. T. B.“ meldet, folgende Aller⸗ bacs andschreiben an den Chef des Generalstabes, Feld⸗ marschall Freiherrn Conrad von Hötzendorf und den General der Infanterie Arz von Straußenburg erlassen:

Lieber Feldmarschall Freiherr von Conrad!

In den ersten Phasen dieses Krieges haben Sie als Berater des Armeroberkommandanten die gewastige Neberlegenbeit unserer Feinde durch klare Crkenntnis ihrer Schwächen und durch nie er⸗ lohmende Initiative wettgemacht. Ihr abaeklärtes Urteil fand den sicheren Ausweg aus den sch wierigsten Lagen Im weiteren Ver⸗ laufe dieses Krieges wußten Sie, in zielbewußtem Zusammen⸗ arbeiten mit unseren treuen Verbündeten. am en tscheidenden Orte, zur richtigen Zeit die notwendigen Streitkräffe einzusetzen, auf allen Kriegsschauplätzen die Grundlage siegrescher Operationeg zu schaffen und die Pläne neuerstandener treubrüchiger Gegner zum Scheitern zu bringen. Auch Mir waren Ste stets ein felbstlofer, hingebungsvoller Berater. Wenn ich Sie jetzt von Ihrem Posten als Chef des Generalstabes Meiner gesamten hewaffneten Macht enthebe, um Ihre bewährte Kraft an anderer, wichtiger Stelle zur Geltung zu bringen, so ist es Mir ein Bedürfnis, Ihnen ein sichtbares Zeichen Meines Vertrauens und Meiner dantharen Anerkennung Ihrer unvergänglichen Verdienste zu geben. Ich verleibe Ihnen das Groß⸗ kreuz Meines Millitär⸗Maria⸗Theresten⸗Ordens

Mögen Sie m

dem Umstand, daß Ich Ihnen jenes Kreuz übergebe, das Ich über

Bitte Meiner treuen, tapferen Wehrmocht am 17. Januar dieses Jahres anleate und seit diesem Tage trug, den Ausdruck Meiner besonderen Wertschätzung erblicken..... Baden, am 2. März 1911. 8 ALieber General der Infanterte von Arg! Ich ernenne Gie zum Chef des SenenaRabes Meiner gesamten bewaffneten Macht. den, am 2. März 19177.

8S.

Karl m. p.