1917 / 55 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Mar 1917 18:00:01 GMT) scan diff

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Sine feindliche Abteilung, die gegen unsere Linien bei Scurelle (am Masohach) vorging, wurde sogleich wieder in ihre Stellung zurückgedrängt.

Westlich von Asiago überschritt eine Firoler Landsturm⸗ atrouille Nachts die Astachschlucht, stürmte einen italienischen raben westlich von Canove, Überwältigte die —2

brachte von dieser Erkundung einige Gefangene zunicdk.

Südöstlicher Kriegsschanplaßz. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

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Wien, 4. März. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:

Oestlicher Kriegsschauplatz. Bei neuerlich anwachsender Kälte geringe Gefechtstätigkeit.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Gestern abend zerstörten Abge hen des Infanterie⸗ regiments Nr. 24 und des K. 878 7. Landwehrregiments Nr. 20 eine Sappe und die Vorstellungen des Feindes nächst

Ober Vertoiha, brachten 47 Gefangene und 2 Maschinen⸗ gewehre ein. Unser Arlllleriefeuer vernichtele ein italienisches Munitionsdepot bei Podsabotin.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes; von Hoefer, Feldmarschalleutnant,

Bulgarischer Bericht.

3 289 3. März. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom März.

Mazedonische Front. Auf dem ganzen Struma⸗ Abschnitt von der Belasitza Planina bis zum Golf von Orfano gingen während der Nacht starke feindliche Abteilungen, die mit Maschinengewehren ausgerüstet waren und durch stellenweise recht lebhaftes Artilleriefeuer unter⸗ stützt wurden, vor, wurden aber überall durch unsere Wach⸗ h verjagt. Auf der übrigen Front schwache

ätigkeit.

Rumänische Front. Nichts Besonderes zu melden. Auf der ganzen Front Schneestürme.

Sofia, 4. März. (W. T. B.) Generalstabsbericht.

Mazedonische Front. Am Belasitza rückten nach hefliger Artillerievorbereitung ungefähr zwei feindliche Kompagnien mit einem Maschinengewehr in der Richtung auf die Station Poroj vor, wurden aber von unseren vorgeschohenen Posten blutig zurückgeschlagen. An der übrigen Front verelnzeltes Artilleriefeuer. Im Vardartale und an der Küste von Orsavo schwache Artlllerietätigkeit.

Rumänische Front. Nichts Wichtiges zu melden. Starke Kälte und Scherstürme. 8

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Türkischer Bericht. Konstantinopel, 2. März. (W. T. B.) Amtlicher Heerese. 98⸗ biitethn n

Nördlich vom Pigris näherte sich der Feind am 1. März sehr langsam und zögernd unserer neuen Stellung. In dem Kampf vom 26. Februar wurde ein feindliches Kanonenboot durch unser Artilleriefeuer versenkt, ein Panzerautomobil be⸗ schädigt und 16 Mann und ein Offizier gefangen genommen. An den anderen Fronten am 1. März leine Ver⸗ änderung der Lage. ““

Der Stellvertretende Oberbefehlshaber.

Konstantinopel, 3. März. (W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht vom 3. März. 8 8 Am 2 März hat kein Wechsel in der Lage auf den ver⸗ schiedenen Fronten stattgefunden.

Der Stellvertretende Oberbefehlshaber.

Konstantinopel, 4. März. (W. T. B. sberi vom 4. März. Hek⸗ 9. ( ) Heeresbericht

Tigrisfront: Nördlich des Tigris beschäftigte sich der eind mit Befestigungsarbeiten vor unserer neuen Stellung. Auf den anderen Fronten ist die Lage unverändert.

Der Krieg zur See.

Ueber das in der amtlichen Veröfsentlichung des Admiral⸗ siabes vom 2. d. M. gemeldete Zusammentreffen eines unserer Unterseeboote mit einem als U⸗Boots⸗ falle hergerichteten Tankdampfer und über den Ka mpf des U⸗Bootes mit einem U⸗Bootsjäger der Forgloder⸗ S1eeen durch „W. T. B.“ nachstehende Einzelheiten

itgeteilt:

Das P.Boot sichtete am 22. Februar gegen 2 Uhr Nachmitta an der irischen Südküste einen Tankdampfer von a. 3000 Br Reene aa⸗ Als der Pampfer unter Artilleriefeuer Finean wurde, stoppte er und blies Dampf ad, worauf die Besatzung in zwei Booten daß Schiff verlieh. Das Unterseeboot tauchte und ging unter Wasser an den Dampfer, bel dem zunächst keine Bewaffnung zu er⸗ kennen war, heran. Als die Boote sich etwa 1000 m von dem Dampfer entfernt hatten, tauchte das L..Boot so auf, daß sc diese zwischen ihm und dem Dampfer befanden. Die Schiffe⸗

oole waren bestreht, von dem U.Boot weazurudern. Nlötzlich eröffnete der Dampfer das Feuer aus 4 Geschützen, wobei das sofori wegtguchende Bosk einsge Treffer erhielt. Außerdem wurden aus den Schiffshooten des Dampiers 2 Wasserbomben geworfen, dieim Verein mit den vorerwähnten Treffern Beschädigungen und Störungen an elnigen wichsigen Apparaten auf dem U.Boot zur Folge hatten. eah der entstandenen Havarlen war es dem Boot nicht möglich, sich auf die Dauer unker Wasser lu halten. Es tauchte deshalb kurz 88½ In. DGee auf. De Geschätze des Unterseebootes wur den ofort besetzt.

Die U. Boolsfalle, die zu diesem Zeitpankt etwa 2500 m ent⸗ fernt war, eröffnete erneut das Feuer, die Geschoßaufschläge lagen rings um das Unterseeboot herum. Das Feuer wurde sofort er⸗ widert. Als die Entfernung zwischen U⸗Book und der Falle 5000 m betrug, kam an der Steuerbordseite des L⸗Bootes ein feindlicher Zer⸗ störer in Sicht welcher auf 8000 m in das Gefecht eingriff. Der

erstörer, welcher als zur Fv.; gehörig erkannt wurde, gann hald den Geschoßꝛsschlägen des U⸗Bootes auszuweichan, er⸗ dielt 2 Treffer und vergözerte die Rte hc Während des Ge⸗ ee eaeheee Heaücge

ie m echtsstörungen zu besei ol von fiörer, Uef das U.⸗Bool mit füdlichem Kurs 1 der kischen Südküste ab, während der Tanidampfer allmählich

8b 8

südlichen Fuß der

tes abzndichꝛten und

icht kam. Dank der vorgenommenen Reparaluren war das 5 ½ wieder im Stande, vorgärftng tauchen zu können. Nachdem eine Zeitlang der Versolger infolge zu großer Entfernung das eingessellt hatte, eröffnete er, auf 7000 m herangekommen, es kurz vor Sonn nuntergang wieder. Bei der EGegenwirkung erzielte das U. Boot einen weiteren Treffer auf dem Zerstörer. Darauf drebte dieser ab und kam 8 Uhr Nachmittags mit einbrechender Dunkelheit

aus Sicht. 8

t. hat dann den mmarsch angetreten und ist un⸗ benasad 2 8 82— Stützpunkt Wiederinstandsetzung ein⸗ getroffen.

Berlin, 8. März. (W. T. B.) Neuerdings wurden von 1ge Unterseebooten 21,. Dampfer, 10 Segler und 16 Fischerfahrzeuge mit insgesamt 91 000 Brutto⸗

Register⸗Tonnen versenkt. aig Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Christiania, 3. März. (W. T. B.) Das Segel⸗ schife brisiche e ann Feenagese (1497 Tonnen) ist am 1. März von einem deutschen U⸗Boot bei Kinsale versenkt

worden. 1

Haag, 3. März. (W. T. B.) Die Versen ung des Seglers „Maria Adriana“ wird amtlich Hestätian Ueber bie Versenkung eines in Delfziljl. beheimateten Seglers namens „Alberdina“, die vom „Nieuwen Groning⸗ schen Courant“ gemeldet wird, liegt noch keine amtliche Nachricht vor.

Rotterdam, 3. März. (W. T. B.) Die englischen Dampfer „Burnby“ (3665 Br.⸗Reg. To.) und „Tritonia“ 4445 Br.⸗Reg.⸗T.), der französische Dampfer„Cacique“ (2917 Br⸗Reg.⸗T.), der französische Schoner „Kléber (277 Br.⸗Reg.⸗T.) sowie der griechische Dampfer „Victoria“ (1388 Br.⸗Reg.⸗T.) sind versenkt worden.

London, 4. März. (W. T. B.) Die Admiralität teilt mit, daß am 1. März ein britischer Zerstörer mit der ge⸗ samten weagn in der Nordsee gesunken ist. Wahrschein⸗ lich sei das Schiff auf eine Mine gelaufen.

England in den ersten vier Wochen der Seesperre.

Es wäre durchaus verfehlt und kurzsichtig, wenn man meinen wollte, daß die Wirkung der Seesperre auf die englische Volkswirt⸗ schaft schon in wenigen Wochen in einer Art wirtschaftlicher Re⸗ volution hälte zum Ausbruch kommen können. Vielleicht hat mancher Laie gemeint, die Bedrohung Erglands durch die Seesperre werde sogleich zu einem weiteren .verer Emporschnellen der Preise, zu einem sotortigen Versagen der inneren Zufuhr auf einzelnen Märkten usw. führen. Eine solche Vorstellung wäre schon deshalb irrig, weil die Preise der Nahrungsmittel und einzelner wichtiger Rehstoffe schon vor der Seesperre einen außerordentlich hohen Grad erreicht hatten (man denke z. B. an den Wetzenpreis von 400 die Tonne gegen 150 in Friedenszeiten); weil ferner selbstverständl’ch in England noch Vorräte für eine gewisse Zeit vorhanden sein müssen, welche zunächst einer übertriebenen Preis⸗ bausse entgegenwirken. Endlich aber bleibt auch zu bedenken, daß einzelne Preise, wie die Brotgetreidepreise, schon seit längerer Zeit von der Regierung kontrolliert werden und daher keinen Gradmesser mehr für Angebot und Nachfrage abgeben. Im⸗ merhin zeigen, wenn man diese Umpände berücksichtigt, die Nachrichten von den englischen Märkten, daß die Butter⸗, Käse⸗, Speck⸗, Eier⸗ und Teepreise nicht nur eine außerordentliche Steigerung erfahren haben, sondern daß auch vielfach infolge der tatsächlichen Knappheit schlechtere Qualtläten dieser Waren zu höheren Preisen umgesetzt wurden als vor der Seesperre die guten Qualitäten. Auch kam in allen Macktberichten der englischen Zeitungen die Besorgnis, daß eine weitere Verknappung der Zufuhren stattfinden werde, deutlich uim Ausdruck, und es sette damit eine außerordentliche Zurückbaltung der Verkäufe im Großhandel und ein Hamstern des Publikums im Kleinverkauf ein. 3

Aber alle diese Erscheinungen weisen vorläufig noch auf Entwick⸗ lungen hin, die erst in den eigentlichen Anfängen stecken, sich aber mit jeder Woche, welche die Seesperre dauert, progressiv steigern müssen. Die eigenllich uns am stärksten befriedigende Wirkung der Seesperre muß von allgemeineren Gesichtspunkten aus erörtert werden. Wir sehen nämlich, daß im Monat Februar die Erörterungen über den Tonnagemangel, dessen Verstä kung das eigent⸗ liche Zlel der Seesperre bildet, geradezu den Mittelpunkt aller öffentlichen Distussionen bilden. Hierbeiistein G⸗ gensatz auffällig. Während einerseirs von einzelnen amtlichen Persönlichkeiten Englands der Versuch gemacht wird, die Tonnageverluste als resativ leicht für England hinmstellen (Reden von Lord Curzon, Lord Beresford und Sir Edward Carsen), wird auf der anderen Seite der Ernst der Tenragefrage zum Aus⸗ an gaennh von neuen drakonischen Sicherungsmaßnahmen

ür die englische Voltswirtschaft gemacht. Schon hierin liegt ein merkwürdiger Widerspruch, der aber die Hoffnungen, welche wir auf die Seesperre setzen, voll bestätigt. Denn wenn wirklich den Engländern die Schiffsverluste keine erhebliche Sorge bereiten würden, wenn es wirklich stichhaltig wäre, daß viele Tausende von Handelsschiffen in weniger als drei Wochen in britische Häfen einltefen, während nur wenige Hunderte versenkt wurden, dann würden nicht die besten englischen Köpfe Tag und Nacht darüber nachdenken, wie man durch Pebung der Eigen⸗ produktton, durch einschneidende Verordnungen der Organisatton, durch überaus empfindliche Maßnahmen zur Einschränkung des Verbrauchs den Folgen der wachsenden Schiffsraumnot ent⸗ gegenarbeiten lönne. Die Lösung dieses Widerspruchs finden wir in dem Augenblick, in welchem wir die englische Schiffs⸗ raumfrage nicht durch die Brille beschöͤnigender englischer Minister betrachten. Wenn Sir Edward Carson anzegeben hat, daß bei einem Hafenverkehr von 6075 eingelaufentn und 5873 aus⸗ gelaufenen Schiffen in der Zeit vom 1. bis zum 18. Februar nur 134 Schiffe aller Art versenkt worden seien, so muß, um diese be⸗ ruhlgend klingende Zahl zusammen zu bringen, jedes kleine und kleinste Handelsfah zeug mitgezählt wonden sein, das üͤberhaupt imstande ist, einen Hafen zu verlassen. Es kommt jetzt aber auf die Schiffe an, die den Verkehr zwischen England und dem Auslande vermitteln. Eine eingehende Berechnung auf Grund der vom englischen Handelsamt herausgegebenen Stattstik ergibt nun, daß im Ja uar 1917, als noch der gesamte neutrale Verkehr nach England mitzählte, täglich etwa 80 Schtffe den englischen Verkehr mit dem Ausland bewältigten. Nach Fortfall des größten Teiles des neutralen Verkehrs kann man jetzt im Februar höchstens noch 70 Schiffe für den Ueberseedienst täglich gelten lassen. Das macht für 18 Tage 1260 Schiffe. Das Verhältnis 1260 zu 134 sieht, wenn auch in der Zahl 134 manche kleinen Fahr⸗ zeuge enthalten sein mögen, schon sehr viel weniger berubigend für England und Neutrale, die das Ristko der Fahrt dorthin laufen sollen, aus, als die von Sir Edward Carson zulammengestellten Ziffern. Es kommt aber noch hinzu, daß Sir Edward Carson salsch berichtet war, als er nur mit 134 Verlusten rechnete. Tatsächlich waren am 18. Februar Abends schon elwa 200 Schiffe aller Art verloren. Der Ausfall an Schiffsraum ist aber nur die unmittelbarste Wirkung der Seesperre. Mindestens ebenso bedeutungsvoll ist das Fernhalten der neutralen Schiffe aus den Sperrgebieten. Noch im Januar ist reich⸗ lich ; des einlanfenden und des auslaufenden Verkehrs der englischen Häfen von neutzalen Fahrzeugen bewältigt worden. Die Scesperre hat nun diese Verkebr 19 völlig zum Aufhören gebracht.

Wenn man sich dieses Bild der englischen Schiffsraumfrage vor Augen hält, hbegreift man die sieberdafte Hast, mit welcher England plötzlich eine Vorratspolitik zu treiben sucht. Erst die Seesperre hat anscheinend den englischen M

inistern die Augen geöffnet und sie ver⸗

die einzelnen wichtigen Produkte der englischen Warenver⸗ Liniich auf die Vorräte durchzugehen. Einen Ueberßblick hierüber bat der Premterminister Mr. Lloyd George in seiner Rede am 23. Februar 1917 im Unterhause gegeben, eine Rede, deren Lektüre nur jedem empfohlen werden kann, der sich über die Wir.⸗ kungen der Seesperre auf Englands Kriegs⸗ und Volkswirtschaft niteren will.

denennzch döscansgtz sih der Preniemnviher nit dem Holt⸗. bedarf Englands. Sehr gewunden drückte er sich aus, wenn er sagte, daß es ihm durchaus nicht unwahrscheinlich“ sei, daß man in Enaland „sozusagen alles Holz, das man während des Krieges be⸗ nötige, besitze, „vorausgesetzt“, daß die notwendigen Arbeitskräfte für das Aoholzen und für den Transport vorhanden seien. Aber gerade an diesen notwendigen und zum Teil notwendigerweise gelernten Arbeitskräften fehle es bedauerlicherweise. Ein zwester Hauptefnfuhr⸗ artikel, das Eisenerz, set, so führte Mr. Llopd George aus, ebenfalls reichlich vorhanden, wenn man sich entschließen könnte, die minder⸗ wertigen englischen Eisenerze zu fördern. Aber auch dies schließe wiederum der Mangel an gelernten Arbeitskräften aus. Schon jetzt herrsche in den Hochöfen Englands starker Arbeitermangel. Was nun die Nahrungsmittel angeht, so mußte sich Mr. Lloyd George zu dem Bekenntnis entschließen: „Die Nahrungsmittelbestände unseres Landes sind niedriger, als sie jemals gewesen sind.“ Unter diesen Umstäaͤnden fühlte er sich gezwungen, eine einschneidende Einschränkung der Verwendung von Brot⸗ getreide und sonstigem Getreide für Brennereizwecke zu beantragen. Der remierminister berechnete, daß hierdurch England jährlich 600 000 Tonnen an Zerealsen sparen, werde. Auch diese Ersparnis bedeutet, da England selbst unter Zu⸗ grundelegung eines geringeren Verbrauches als jetzt mindestens 6 Millionen Tonnen allein an Weizen im Jahre benötigen würde, nur einen Bruchteil des Verbrauchs, ganz abgesehen davon, daß die aus dem Getreide hergestellten Getränke doch auch neben dem Luxus⸗ wert einen erheblichen Nährwert repräsentieren. Was zur Hebung der heimischen Nahrungsmittelproduktion bisher von der englischen Regierung vorgeschlagen worden ist, erweist sich immer mehr als eine Utopte. Kein einsichtiger und mit den landwirtschaft⸗ lichen Verhältnifsen in England vertrauter Volkswirt wird in dem Um⸗ brechen schlechten Weidelandes und in der Urbarmachung von Oedland an⸗ gesichts des Mangels an künstlichen Düngemitteln die Möglichkeit einer wirklichen Produktonssteigerung sehen. Ebenso wurde der von Mr. Lloyd George vorgeschlagene Mintmallohn für ländliche Arbeiter von 25 in der Woche, der eine Ermunterung zur Rückkehr auf das Land bilden soll, sofort von Mr. Runciman dahin kiitisiert daß 25 in England im Augenblick nur der Kaufkraft eines Friedenslohnes von etwa 15— 16 entsprächen, also durchaus keine besondere An⸗ ziehungskraft ausüben könnten, und der Sekretär des Kolonialamts meinte in der Debatte, daß die von dem Premierminister genannten, den englischen Pächtern auf Jahre hinaus garantierten Gerreidepreise durchaus nicht eine übermäßige Ermunterung zum Umbrechen der Weiden bedeuten würden.

Wenn man die ganze Rede des englischen Premierministers zu⸗ sammenfaßt, so kommt man immer wieder zu dem Schluß, daß man den einen Schaden der englischen Kriegswirtschaft nicht heilen kann, ohne einen anderen zu verschlimmern. Will man die Eipenproduktion auf einem hiesher vernachlässigten Gebiete fördern, dann benötigt man gelernte Arbeiter, welche man dem Heere ent⸗ ziehen muß, ferner größere Transportmittel im Innern, die wiederum mehr Arbeit voraussetzen. Konn man aber die Pro⸗ duktion im Innern nicht steigein oder nicht wesentlich steigern, so wirken die gesetzlichen Emschränkungen der Einfuhr gewisser Waren, von einigen ganz wenigen Luxusartikeln abgesehen, als über⸗ aus schwere Belastung der engtischen Volkswertschaft und der soztalen Klassen. Es müssen ja solche Einschränkungen, wie z. B. der Teeinfuhr und der Einfuhr von Obst, ohne weiteres zu einer Preissteigerung der noch verfügvaren Nahrungsmittel führen. England kann also, weil es auf die Einfuhr angewiesen ist, immer nur das Loch in dem einen Aermel flicken, indem es Stoff aus dem anderen Aermel berausschneidet Dieses Problem ist im Monat Februar immer klarer hervorgetreten. Es mußte so kommen in dem Augenblick, wo die Zufuhr nach England ernstlich und dauernd bedroht wurde. Die gewaltigsten und gewaltsamsten Eingriffe der Regierung können bier nicht belfen. Erst seit dem Beginn der Seesperre ist diese Gefahr für England zur Gewißheit ö““ (W. T. B.)

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(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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Theater.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opernhaus. 63. Abonne⸗ mentsvorstellung. Ariadne auf Naxos. Oper in einem Aufzuge nebst einem Vorspiel von Hugo von Hofmannsthal. (Neue Be⸗ arbeitung.) Musik von Richard Strauß. Mufikalische Leitung: Herr Generalmusikotrektor Dr. Strauß. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 65. Abonnementsvorstellung. Egmont. Trauersptel in fünf Aufzügen von Goetbe. Musik von Becthoven. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister von Strauß. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Dr. Bruck. Anfang 6 ½ Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 64. Abonnementsvorstellung. Der Troubadnur. Oper in vier Aufzügen von Giuseppe Verdi. Text nach dem Italienischen des Salvatore Camerano. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 66. Abonnementsvorstellung Dienst⸗ und Freiplätze sid aufgehoben. Zum ersten Male: Die reiche Frau. Lustspiel von Max Dreyer. Regie: Herr Oberregisseur Patry. Anfang 7 ½ Uhr.

Fanmiliennachrichten.

Verehelicht: Hr. Holtz⸗Wojenthin mit Frl. Wanda von Schuck⸗ mann (Wojenthin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberleutnant Götz Frhrn. von Reiß⸗ witz u. Kadersin (Berlin⸗Charlottenburg). Hrn. Max von Ruperti (Pleß O. Schl).

Gestorben: Hr. 85 Dr. Siegmar Friedlaender (Charlotten⸗ burg). Hr. Major a. D. Louis Staabs (Eörlitz). Hr. Ober⸗ bürgermeister Dr. Sturm (Chemnitz). Hr. Oberst a. P. Friedrich Behrenz Bentis ser tenbrzch Wally Freifr. von Rheinbaben, geb. von Rosenberg⸗L pinsky (Haus Ruhr bei Schwerte). Verw. Fr. Staatssekretär Emma von Moeller, geb. Monjé. Frl. Pauline von Gundlach (Berlin).

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Expedition Rechnungsrat Mengering in Berlin. 5 der Expedition (Mengering) in Berlin. 4 der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanst 23 Beicche Brrcsheasferte 52 8el, Sechs Beilagen sowie die 1300. Ausgabe der Deutschen Perlustlisten.

SFeaus der Abgeordneten 72. Sitzung vom 3. März 1917, Vormittags 10 Uhr. I (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.) AMeber den Beginn der Sitzung, in der die zweite Beratung des Sonderhaushalts des Ministeriums der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten,

und zwar zunächst die Besprechung des Elementarunter⸗

richtswesens, fortgesetzt wird, ist in der vorgestrigen

Nummer d. Bl. berichter worden.

Abg. Otto⸗Charlottenburg (Fortschr. Volksp.) bemerkt, in seiner Rede fortfahrend: Im Kriege hat sich die Selbst⸗ verwaltung glänzend bewahrt, auch die Schule gewinnt nur durch ein größeres Maß von Selbständigkeit und Verantwortung des Lehrers. Auch die Beurlaubung der städtischen Schuljugend zu leich⸗

ten landwirtschaftlichen Arbeiten sollte in Erwägung gezogen werden, wenn deren Hilfe auch mehrfach zurückgewiesen ist. Daß der Minister

die Sommerferien nicht aus Anlaß der Kohlenferien verkürzen möge, dafür danken ihm Tausende von leuchtenden Kinderaugen. Den jetzigen schwierigen Unterrichtsverhältnissen Wird leider von den Schul⸗ aufsichtsbeamten nicht immer Rechnung getragen. Mit der in einem Falle vom Minister bunbgegebenen. . ffassung, daß die Schulauf⸗ sichtsbeamten die Lehrer bei den Revisionen jetzt nur unterrichten sollten, wie sie den Unterricht den veründerten Verhältnissen anpassen könnten, muß man einverstanden sein, in Pommern wird das aber nicht beachtet, In der Stadt Köslin findet gegenwärtig zweimal wöchentlich ein Schulgesangsunterrichtskursus statt, an dem Lehrer und Lehrerinnen aus Stadt und Land teilnehmen müssen. ¶m Kriege ist doch wohl andere Arbeit dringender. Bedenklich sieht Fim Land⸗

bezirk Lauenburg aus. An die Aufhebung der Kreislehrerkonferenzen

während des Krieges kehrt man sich im entlegensten Hinterpommern

nicht. Im Landbezirk Lauenburg haben im Winterhalbjahr drei solcher

Konferenzen stattgefunden. Daß der Schulinspektor sie nicht greis⸗,

sondern Bezirkskonferenzen nennt, ändert nichts an der Sache. Die

Lehrer und Lehrerinnen müssen dazu weite Wege zu Fuß oder auf der

Eisenbahn, die doch gerade jetzt entlastet werden soll, z. rücklegen und sich zwölf Stunden in der Stadt Lauenburg aufhalten, ohne daß sie einen Pfennig Entschädigung für Zehr⸗ und Reisekosten erhalten. Aelteren und erfahrenen Lehrern sollte man es doch ersparen, die oft gehörte pädagogische Weisheit über sich ergehen zu lassen. Ueber einen Regierungs⸗ und Schulrat in Köslin, dessen Namen ich nicht nennen will, schreibt ein Padagoge, es sei haarsträubend, wie während des Krieges durch diesen Herrn Konferenzen abgehalten werden, die die Schule in Unruhe versetzen, und wie durch allerlei Verfügungen die Schule nicht zu friedlicher Arbeit kommen kann. (Hört, hört!) Die Absicht des Ministers, zu landwirtschaftlichen Arbeiten Be⸗ urlaubungen zu erteiken, wird durch das Verhalten digses Herrn unmoglich gemacht. Durch einen Vorgänger des jetzigen Ministers ist in den Besesschalen eine Strafliste eingerichtet worden, worin jeder Fall von Züchtigung mit semmer Begründung eingetragen werden muß. Eine straffe Erziehung ist bei der Verrohung der Jugend notwendig; wenn aber der genannte Herr den Lehrer aus der Klasse schickt und in Abwesenheit des Lehrers nachfragt, ob die Eintragungen in der Liste richtig seien (Hört, hört!), so kann das einem Lehrer nicht zugemutet werden. Ich zweifle 9 daß der Minister Wandel schaffen wird. Bei der Auswahl der Kreisschulinspektoren muß daran gedacht werden, daß die Personen auch den notigen Takt haben. Hört, hört!) Zu Kreisschulinspektoren eignen sich besonders die alteren seminargebildeten Lebrer, denn sie haben praktische Erfahrungen. Eine zeitlang hat man sie zu Kreisschulinspektoren ernannt, ist aber wieder davon abgegangen. Man sollte wenigstens diese verdienten Lehrkräfte zu Seminaroberlehrern machen, und die Fächer in den Seminaren sollten nach den besonderen Leistungen der Lehrer erteilt werden. Wie weit sind die neuen Seminarlehrplane gediehen? Auch die Berechtigung des Einjährigendienstes muß für die Seminaristen geregelt werden. Mit dem Erlaß des Ministers vom 10. Januar, der die Religionsstunden in der Oberstufe der Mittelschulen von 2 auf 3 Stunden vermehrt, kann ich mich nicht See Peen erklären. Der Minister beruft sich auf dringenden kirchlichen Wunsch. (Hört, hört! links.) Dabei soll die Gesamtzahl der Stunden noch vermehrt werden. Der leidende Teil sind dann Deutsch oder die fremden Sprachen oder Raumlehre und Naturkunde. Von diesen Fächern

muß eine Stunde abgegeben werden. Dadurch wird der Schul⸗ wagen rückwärts geschoben, was inbesondere in der heutigen Zeit beklagenswert erscheinen muß, da diese Gegenstände mit weniger Stunden als bisbher nicht auskommen können. 45 Jahre ist es mit den „Allgemeinen Bestimmungen“ gegangen. Jetzt wird, und lediglich auf ürchlichen Wunsch hin, diese Vermehrung des Religionsunterrichts angeordnet. Das ist ein Rückschritt. Die gestrigen Ausführungen des Ministers stehen übrigens mit dieser Maßnahme nicht durchweg in Einklang. Für die vorliegenden Anträge stimmen wir gern. Die Wünsche des Herrn von Zedlitz bezüglich des allgemeinen Lasten⸗ ausgleichs für Groß Berlin werden hoffentlich auch vom Plenum nicht erfüllt werden, wie schon die Kommission sie zurückgewiesen hat. Die Anträge Heß, betreffend die Altpensionäre, liegen in der Nichtung

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unserer Anträge und werden von uns begrüßt. In dem

„Trommelfeuer“, das mein Freund Cassel gegen Herrn von Zedlitz eroffnet hat, müssen, wenn Blindgänger darunter waren, doch auch Kernschüsse gewesen sein, und damit wird der Abg. Cassel sich wohl zufrieden geben. Der jetzige Krieg ist im tiefsten Sinne des Wortes

ein Volkskrieg, wie ihn die Geschichte noch nicht gesehen hat. Das

Volk fühlt sich im Schützengraben eins. Die Staatsidee hat von allen Köyfen und Herzen Besitz genommen. Jeder ist sich klar, er kämpft für das Vaterland der Treue, für Deutschland, für Weib und Kind. Aber Schillers Wort wird Wahrheit sein und bleiben: „Alle nicht, die wiederkehren, werden sich der Heimat freun“; sie finden ein zerrüttetes Familienleben vor, sie werden zu seufzen haben unter dem Druck der Lasten und der Ernährungssorgen. Muß da nicht alles darauf hin⸗ streben, an der Neugestaltung ich vermeide das häßliche Fremdwort mit aller Kraft mitzuwirken? Und ist dies Bestreben bei der heuti⸗ gen Schulorganisation auf dem Gebiete des Schulwesens zu erfüllen? Wir werden diese Frage mit einem glatten Nein beantworten müssen. Dazu treten die ungeheuren Verlucte, welche die Blüte der Nation in diesen furchtbaren Kriegsjahren erlitten hat. Da muß jeder und jede die volle Kraft einsetzen, da muß es heißen: Freie Bahn für alle Tüchti⸗ gen! Nur die nationale Einheitsschule kann uns da weiter helfen. In der Kommission ist man sich, wie der Referent meinte, nicht ganz klar geworden. Die Bezeichnung kann irreführend wirken auf den, der der geistigen Fnhalt dieses Wortes nicht kennt. Es handelt sich keineswegs um öde Gleichmacherei und Schablone, in die jeder hineingepreßt werden soll. Der sozialdemoktatische Antrag, der die Einheitlichkeit und Weltlichkeit der Schule wollte, ist ja im vorigen Jahre abgelehnt und

tt nicht wieder eingebracht worden. Ich stehe in der Frage der Ein⸗ zeitsschule auf dem Boden der ausgezeichneten Schrift von Tews. Diese Pewssche Einheitsschule schließt keineswegs daß Bestimmungsrecht der Gltern aus, sie beeinträchtigt nichrt den Religivnsunterricht, und sie

—— .—

Ohne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und

Staatsselretär

Berlin, Montag den 5. März

duldet die Privatschulen neben sich. Der Minister meinte gestern, eine Schulreform könne nichts Grundstürzendes oder Revolutionäres sein. Ich bin damit völlig einverstanden. Mit noch so schön ausgeklügelten, theoretischen Organisationsplänen können wir hier im Hause nichts anfangen. Wir müssen an das Bestehende anknüpfen und es organisch fortzuführen suchen. Aber auch die nationale Schuleinheit ist zurzeit nicht in dem erforderlichen Maße vorhanden; es muß vor allem der Aufstieg der Begabten erleichtert werden. Eine Reform gegen den Willen der Lehrerschaft zu machen, ist unmöglich, darin stimme ich mit dem Abgeordneten Oelze überein. Zur nationalen Einheitsschule hat sich aber die Vertretung der Lehrerschaft, die Vertretung von 130 000 Lehrern, einmütig bekannt. Im Jahre 1916 wurden hier zwei An⸗ träge angenommen, welche die Regierung aufforderten, besonders fähigen Volksschülern den Zugang zu hoberen Schulen zu erleichtern. Jetzt liegt ein Antrag vor, der noch einen Schritt weitergeht und eine Konferenz vorschlägt. Zu dieser Konserenz sollen Lehrer aller Schul⸗ arten, auch der Hochschulen, zugezogen werden, forner Vertreter aller politischen Parteien, da die Entsvicklung des Schulwesens keine Partei⸗ frage ist, sondern das ganze Volk angehr. Wenn der Antrag eine zweck⸗ mäßige Ausbildung aller Schulgattungen will, so schließt er auch die Volksschule ein. Diese soll die Grundlage bleiben oder werden unseres gesamten Bildungswesens. Es wird die Aufgabe der führenden Männer sein, nachzuweisen, daß die nativnale Schuleinheit schul⸗ technisch möglich, trotz der Kosten durchführbar und gerade jetzt für unser Volk eine Notwendigkeit ist. Auf dam Lande und in den kleinen Städten ist die Verwirklichung der Einheitsschule nicht leicht, aber sie ist möglich. Wird dieser Gedante durchgeführt, so ist eine zu⸗ kunftsfrohe Entwicklung unseres Vaterlandes gesichert. (Beifall links.)

Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Sol;.

Meine Herren! Verschiedene der Herten, welche bisher zu dem Abschnitt des Volksschulwesens gesprochen haben, sind auf unsere Schulverwaltung und ihre einzelnen Einrichtungen eingegangen und haben daran weitere Ausführungen geknüpft, in denen sie es für er⸗ forderlich hielten, daß an diesen Einrichtungen vielfach Aenderungen vorgenommen werden. Meine Herren, es ist Ihnen bekannt, daß zur⸗ zeit die Frage einer Neuordnung der allgemeinen Verwaltung bei uns geprüft wird, daß ein hoher Staatsbeamter mit entsprechenden Zuständigkeitsbefugnissen ausgestattet ist, um einen Plan über eine solche Neuordnung zu entwerfen. Es ist selbstverständlich, daß bei dieser Reform auch die Schulwverwaltung berührt werden wird. Sie werden es deshalb verstehen, wenn ich mich jenen Ausführungen über die Schulverwaltung und ihre Abändemng gegenüber zurückhaltend verhalte und auf sie nicht eingehe. Es wird dafür die Zeit kommen.

Aber das möchte ich doch sagen: wenn aus Erscheinungen, die mit der Kriegszeit zusammenhängen, aus einzelnen Bbrgängen aus dieser Zeit Schlüsse gezogen werden, um die Notwendigkeit einer Re⸗ form der Schulverwaltung zu begründen, so gkaube ich, int man damit doch nicht das Richtige. Jetzt liegen anvemale Zeiten vor, und wenn die Maschinerie der Schulverwaltung nicit überall ohne jede, Hem⸗ mung in dieser Zeit funktioniert hat, sy kann das gewiß nicht ver⸗ wundern. Schularbeit ist Friedensarbeit, und die Einrichtungen der Schule müssen auf friedliche Verhältnisse gestellt sein. Auf der an⸗ deren Seite kann man doch wirklich unserer Schule und der Schul⸗ verwaltung nicht das Anerkenntnis versagen, daß sie sich in vor⸗ trefflicher Weise den schwierigen Verbältnissen des Krieges und den großen Anforderungen, die auch er an sie stellt, habe anpassen können. Wir haben das auch in diesem Hause von verschiedenen Seiten rüh⸗ mend heworheben gebört. Wenn das dor Fall ist, dann wird man vielleichs es auch nicht für nötig zu halten brauchen, einzelne Vor⸗ kommnisse, in denen nicht das Richtige geschehen ist, den Verhält⸗ nissen, die der Krieg hervorgebracht hat, nicht genügend Rechnung getragen worden ist, so stark in den Vordergrund zu schieben, wie das hier geschehen ist. b

Unsere Schulingend und unsere Lehrerschaft haben sich in weitem Umfange in den Dienst der Allgemeinheit gestellt und geholfen, die Nöte der Zeit zu überwinden. Es ist das in besonderem Maße auf landwirtschaftlichem Gebiete geschehen, mußte auch da gescheben und wird auch in Zukunft geschehen müssen. Es wird gar nichts anderes übrig bleiben, als einfach unsern Schulbetrieb, namentlich auf dem platten Lande, auf diese Verhältnisse einzustellen. (Bravo!) Nun ist vorgeschlagen worden, daß man das in der Weise tun möge, daß man überbaupt während der ganzen Sommerzeit Schule nicht mehr ab⸗ hielte und dagegen den Schulbetrieb im kommenden Winter um so intensiver betreiben möge. Es ist mir doch zweifelbaft, ob das ein guter Weg wäre. (Sehr richtig!) Ich bin durchaus der Ansicht und habe auch dahin Verfügung getroffen, daß in weitgebendem Umfange Urlaub den Schulkindern erteilt werden möge, um in der Landwirt⸗ schaft tätig zu sein, dort ihre Hilfe zu gewähren. Es ist das auch tat⸗ sächlich, so weit ich die Dinge übersehen kann, überall geschehen. Es ist mir aus den verschiedensten Bezirken berichtet worden, daß die Kartoffelernte im vorigen Jabre vielfach nicht häatte heimgebracht werden können, wenn nicht die Schule ihre Hilfe geleistet hätte. Diese Hilfe ist vielfach geleistet worden uünter Anführung der Lehrer, die mit ihren Schülern hinaus aufs Feld gezogen sind und die Sache in einer gewissen organisierten Weise batrieben haben. Das hat gute Früchte getragen. Dementsprechend wird auch in diesem Jahre, und zwar das will ich auch bervorheben in gesteigertem Maße von der Schule gehandelt werden müssen. (Bravo!) Ich würde es bedauern, wenn irgendwo diesen Notwendigkeiten von den Beamten der Schulverwaltung nicht genügend Rechnung getragen würde. Diese Interessen gehen jetzt vor; ihnen gegenüber müssen in solchen Zeiten die Schulinteressen zurücktreten. (Bravo!) Ich glaube auch, daß in diesom Sinne verfahren wird. Jedenfalls wird von meiner Seite aus alles geschehen, um darauf binzuwirken.

Bei der Erörterung dieser Verbältnisse ist mein Herr Vorredner auch auf die Unterbringung von Kindoern aus den Städten und den Industrisbezirken während dor Sommerzeit auf dem Lande eingegangen. Das ist viclfach im vorigen Jahre gescheben und mit Erfolg geschehen. Die Landleute, die zunächft einem solchen Vorschlage etwas zögernd, auch ablehnend gegenüberstanden, haben schlicßkicht doch bereitwilligst ihre Häuser den Kindern aus der Stodt geöffnet, haben sie aufgenommen,

ande lten, und ens hat da

wird mir von dielen Seiten berichtet ein sehr gutes Verhältnis zwischen diesen Stadtkindern und den Landbewohnern ergeben. D ist auch eine sehr erfreuliche Erscheinung. Die Zeiten sind schwierige geworden, und es ist dringend erwünscht, daß in diesem Jahre die Kinder aus den Stüdten und Industriezentren in sehr viel größeren Umfange während des Sommers auf das Land überführt werden.

Wir sind damit beschäftigt, diese Angelegenheit zu organisieren Es werden sich ihr Vereine aller Art, die schon auf diesem Gebiete i vorigen Jahre tütig gewesen sind, wiederum annehmen; denn nu solche Vereine, die den Verhältnissen nahestohen, die auch die Mög lichkeit haben, zu individualisieren darauf wird es doch sehr an kommen —, werden in der Lage sein, diese Angelegenheit sachgemäß zu fördern. Zwang ist ja dabei ausgeschlossen; auf der einen Seite muß die Bereitwilligkeit der Eltern vorliogen, ihre Kinder auf das Lamnd zu geben, und auf der anderen Seite muß die Bereitwilligkeit der Land bewobhner vorhanden sein, die Kinder aufzunehmen. Da zu vermitteln und da die geeigneten Wage einzuschlagen, das wird die Aufgabe diese Vereine sein. Der Herr Minister des Innern, der Hern Landwirt schaftsminister und ich haben uns an die nachgevrdneten Behurden gewandt, damit sie diese Tätigkeit der Vereine nach Möglichkeit unter⸗ stützen. Wir hoffen, daß die Angelegenheit sich gut entwickeln und daß die Zwecke, die damit verfolgt werden, erreicht werden.

Daß für die Lehrer, die sich draußen im Felde befinden, von der Unterrichtsverwaltung die geeigneten Schritte getan sind, um Nach⸗ teile möglichst von ihnen abzuhalton, das ist von den Rebnern an⸗ erkannt worden. Ich werde mich auf diesem Gebieie nach wie dor bemühen und alle Maßnahmen treffen, die getroffen werden können, um die Schäden, die diesen Lehrern etwa aus dern Leil⸗ nahme am Kriege entstehen, zu beseitigen oder wenigstena einzuschränken. Auch für die Samtmaristen, die draußen kämpfen, wird gesorgt werden. Ich beabsichtige, für sie besondere Kurse einzurichten, in denen sie sich vorbereiten könmen, um die erste Lehrerprüfung demnächst abzulegen. Es wird auf ihre besonderen

Verhältnisse dabei entsprechende Rücksicht genommen werden; es sind

Ermittlungen im Gange, um zu prüfen, wie das im einzelnen am besten zu ordnen sein wird. Meine Herren, im allgemeinen kommen bei den Verhandlungen

in diesem hohen Hause ich habe wenigstens den Eindruck die

Beamten der Schulverwaltung ein wenig zu kurz, wäh⸗ rend das Interesse der Lehrerschaft und der kommunalen Verwallung hier besonders stark vertreten wird. Und doch werden auch Ste, meine Herren, nicht zögern, anzuerkennen, daß die Beamten der Schul⸗ venwaltung in dieser schweren Zeit in vollsern Maße ihre Pflicht ms ibren Reihen sind viele in das Feld gezogen, und die Mitglieder haben schwere Lasten auf sich nehmen müsson, haben Kollegen vertreten müssen und haben die schwierigen Nerhältnisse bronen müssen, die durch den Krieg vielfach in den Schulen herbeigeführt worden sind. Ich habe allen Grund, diesen Beamten hier ein Wort warmer An⸗ rkennung auszusprechen. (Bravo!)

Mein Herr Vorredner hat soeben gegen einen Peztrk ernste Vor⸗ würfe nach der Richtung erhoben, daß dort die Bramten der Schul⸗ verwaltung den jetzigen Verhältnissen nicht gebührend Rechnung trügen. Ich bin bereit, diesen Dingen nachzugehen und sie zu prüfen. Aber ich glaube doch, daß in der Allgemeinheit, wie der Herr Vorredner das bezüglich dieses Bezirkes anzunehmen schien, diese Vorwürse nicht werden erhoben werden können. Wenn er sich darüber beschwerte, daß auch jetzt während des Krieges Lehrerkonferen⸗ zen stattfänden, so wird es doch darauf ankommen, in welcher Weise diese Konferenzen stattfinden, und namentlich auch darauf ankommen, was in diesen Konferenzen verhandelt wird. Ich kann es mir doch als recht zweckmäßig denken, in kleineren Bezirken die Lehrer zu- sammenzuladen und mit ihnen gerade die jetzigen Nerhältnisse zu be⸗ sprechen (sehr richtig!), ihnen dabei Ratschläge zu geben und sie an- zuweisen, wie sie den schwierigen Verhältnissen Rechnung tragen können, wie sie ihrer Herr werden können, wie sie z. B. auch die Tätigkeit der Schuljugend in landwirtschaftlichen Betrieben fördern und unterstützen können. Alles das sind doch Fragen, die sehr ge⸗ eignet sind, daß sie in einer kleineren Lehrerkonferenz unter Leitung des Kreisschulinspektors besprochen werden. Also allgemein kann man

doch nicht sagen, daß die jetzige Zeit es überhaupt verböte, Lehrer⸗

konferenzen abzuhalten. Es kommt nur darauf an, wie es geschieht und in welcher Form.

Gegenüber den Ausführungen meines Herrn Vorredners möchte ich besonders heworheben, daß gerade in der letzten Zeit von mir eine ganze Reibe von Seminarlehrern zu Kreisschul⸗ inspektoren ernannt worden sind. Ich bin auch der Ansicht, daß eine längere Tätigkeit als Seminarlehrer eine sehr gute Vor⸗

bereitung für den Kreisschulinspektor ist, wie ich denn auch sonst

gerade in der letzten Zeit wieder eine ganze Reihe von tüchtigen, seminarisch gebildeten Lehrern zu meiner Freude zu Kreisschul⸗ inspektoren habe ernennen können.

Was die Seminarlehrpläne anlangt, so haben die Ar⸗ beiten darüber zurückgestellt werden müssen. Zurzeit ist nicht daran zu denken, in eine Reform der Seminare einzutreten. Dazu millssen wir erst wieder friedliche Zeiten haben, vor allem muß auf den Se⸗ minaren erst wieder aufgebaut sein, was der Krieg zerstört hat.

Das, meine Herren, wird überhaupt zunächst die Aufgabe der Unterrichtsverwaltung sein auf dem ganzen weiten Gebiet des Volks⸗ schulwesens; da wird manches erst wieder geschaffen werden müssen, manches von neuem aufgebaut werden müssen, was zusammengefallen war, und das wird auch Zeit in Anspruch nehmen. Ob es möglich sein wird, in so weitgehende Reformpläne, wie sie hier zum Peil ent⸗ rickelt worden sind, unmittelbar nach dem Kriege einzutreten, das wird man doch erst noch prüftn müssen. Denn es wird gleich nach dem Kriege, wie ich erwähnte, zunächst sehr msanhere. Wrberte für die Schulverwaltung zu leisten sein, um den Stand wieder zue erreichen;

n unser Schulwesen vor dem Krieg