1917 / 59 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 09 Mar 1917 18:00:01 GMT) scan diff

politik. Bauern und Arbeiterstand leben und sterben miteinander; das sollen nicht nur die Arbeiter, das sollen auch bie Landwirte be⸗ bentem und die Arbeiterschaft hat die Aufgabe, auch Söhne der Lantmirtschaft die Wasfen zu schmieden, mit denen sie den beimischen Betd verteibigen. Eine Eingabe de FFicch.ga g cne Arbeiter⸗ organisation schlägt wesentlich mildere Töne an und tritt auch füt de Ferrerung der Prsbletion ein. Die Sorge für die Erzeugugg der notwenvdigsten Lbensmittel ist die Hauptaufgabe, die unpigenste Aufgabe des LCuee Ministeriums. Wenn ein Minister in schmrerer Zeit dieie Aufgabe mit aller Kraft wahrnimmt, handelt er in dieser Zeit der Ernährungsschwierigkeiten auch im Interesse der Konsumenten und des ganzen Volkes, und wenn je, Angriffe un⸗ gerecht wamn, dann im gegenwartigen Augenblick. (Lehhafter Beifall rechts und im Zentrum.) Der preußische Landwixtschaftsminister mis die in den anderen Bundesstaaten verdienen unsere vollste An⸗ erkennung. Der Minister hat uns einen Blick tun lassen in Zu⸗ staände, wie wir sie nicht erwartet hätten. Während Herr Oeser seine Flucht in die Oeffentlichteit bedauert, müssen wir ihm dafür dankbar sein. (Zustimmung.) Es handelt sich nicht bloß um eine Etikette⸗ frage, die Ursachen liegen doch bedeutend tiefer. Wäre doch jetzt der preußische Ministerpräsident hier und hätte gehört, wie Liner seiner Ressortminister bon feiten des Reichs behandelt wird. Dann hätte er doch für ihn eintreten müssen. Man sollte doch annehmen, daß ein Ministerpräsident, der auch Reichskanzler ist, so scharfe Angriffe, wie die Eingabe sie enthält, alsbald ihm weitergibt, damit er Stellung mehmen und sich verteidigen kann. Der Reichskanzler bat ja die un⸗ ciealifizierbaten Aeußerungen des Abgeordneten Scheidemann zurück⸗ . iesen. Für wirkungsvoll hätte ich es aber angesehen, wenn er 8 deutsche Nolk über die Nornwendigkeit der Produktion aufgeklärt hätte, das wuürde eine Beruhigung in die Konsumentenkreise binein⸗ getragen haben. Ich bedauere, däaß dieses Wort nicht gefallen ist. (Abg. Ad. Hoffmann: Nieder mit dem Reichskanzler!) Durch die vielen Omganisationen sind wir zu einer Desorganisation der Vermwaltung gekommen. Es wird nach dem Kriege eine Immebdiatkommission zu berufen sein zur Regelung der Kom⸗ pekenzen swischen den höchsten. Reichs⸗ und Landesbehörden. Diese Zustande können die Widerstäandskraft des Volkes nicht stärken, sondern nur schwachen. Hätte der Minister bei den Reichsinstanzen mehr Gebör gefunden, dann stände es um unsere Ernährung besser. In der liberalen Presse finden die gestrigen Verhandlungen eine breite Frörterung. Im „Berliner Tageblatt“ wird gesagt, Herr von Beth⸗ mann habe bald nach seinem Amtsantritt Hermm von Rheinbaben aus dem Kahinett ausgeschifft: es werde Zeit, daß er mit derselben Ent⸗ schiedenheit auch Perrn von Schorlemer die Möglichkeit gidt, sich anderweitig 4 belatigen. (Stürmisches Hört, hört! rechts und im entrum.) Dadurch erhält die Sache einen hochpolitischen Anstrich; man erkennt daraus, wohin die parteipolitischen Bestrebungen in diesem Augenblicke gehen. (Lebhafte Zustimmung rechts.) Es ist keine richtige Konsumentenpolitik, das Ministerium, in dessen Händen die Produktion liegt, zu schwächen. (Abg. Adolf Hoffmann: Stull mit dem Rettungskahn!) Der von der Rechten vorgeschlagenen Resolu⸗ tion stimmen wir zu. Das Haus sieht in der Förderung und Er⸗ haltung der Produrzg schee⸗ Gewähr für das Durchhalten auch im Kriege bis zum hen Ende. Zur siegreichen Durchführung dieses Existenzkrieges gehört erstens Produktion, zweitens Produktion und drittens Produktion! (Lebhafter Beifall im Zentrum und rechts.)

Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer:

Meine Herren! Der Herr Abgeordnete Stull wird es mir nicht verbenken, wenn ich auf seine ebenso beachtenswerten wie interessanten Ausführungen zunächst nicht eingehe, sondern eine von ihm im Anfang Feiner Rede gestellte Frage beantworte, näullich wie es mit den Prxeisen für die Preichfische bestellt sei. Der Verein deut⸗ scher Teichmwirte hat bereits vor Längerer Zeit eine Erhöhung der Preise für Karpfen und Schleie beantragt. Seine Eingabe ist vom Landwirtschaftsministerium dem Kriegsernährungsamt befürwortend vorgelegt worden. Ich habe bei dieser Gelegenheit auch darauf hin⸗ gewiesen, daß die jetzigen Preise nicht die Produktionskosten decken und infolgedessen die Teichwirtschaft immer mehr zurückgeht. (Sehr⸗ richtigl rechts und im Zentrum.) Die Produktion an Karpfen und Schleien bat schon im letzten Jahrsckaum mehr die Hälfte der früberen Produktion betragen, und die Fischproduktion überhaupt ist im ganzen veutschen Baterlande auf ein Drittel der Friedensproduktion zurück⸗ gegangen. Ich boffe, das das Kriegsernährungsamt den Wünschen der Teichwirte stattgeden wird.

Nun komme ich zu den Ausführungen der Herren Abgeordneten Stuch und Oeser. Zroßen und ganzen mit den Ausführungen des Herrn Abgeordneten Stull grundsätzlich einverstanden erklären kann. Ich freue mich, daß auch er Veranlassung genommen hat, die Tätigkeit des Landwirtschafts⸗ ministeriums in dieser Kriegszeit in ihrer konsumentenfreundlichen Richtung besenders zu unterstreichen.

Herr Abgeordneteer Oeser ist auf die Debatte des gestrigen Tages zurückgekommen, und er hat bei der Gelegenheit versucht, die Vor⸗ würfe, welche meiner Amtsführung gemacht wordem sind, etwas zu spezialisteren. Er hat das, wie er ausdrücklich hervorgeboben bat, in der Absicht getan, mir Gelegenheit zu einer eingehenderen Verteidigung zu geben. Wenn ich den Herrn Abgeordneten Oeser richtig verstanden habe, so hat er den Vorwurf seinerseits nicht auf⸗ recht erhalton, als hätte ich die Anordnungen des Kriegsernährungs⸗ amtegs oder sonstiger Reichsstellen verhindert oder erschwert. Er hat nur behauptet, das ich die Durchführung solcher Anordnungen nicht erleichtert hätte, und daß die Versorgung der nicht landwirt⸗ schaftlichen Bevölkerung mit Lebensmitteln, daß die Errichtung von Fett⸗ stellen in Preußen von mir nicht so gefördert worden sei, wie man es vom Landwirtschaftsminister hätte erwarten müssen. Meine Herren, ich vaure, daß auch diese Angaben so allgemeiner Art sind, daß ich 1 varauf im einzelnen kaum enras erwidern kann; nur trifft überall das eine zu, daß auf den von dem Herrn Abgeordneten Oeser benannten Gebieten andere Behörden als das Landwirtschaftsministerium zu⸗ ständig sind. (Hört, bört! rechts.) Das trifft insbesondere auch zu bei der Einrichtung von Fettstellen, welche zu den Aufgaben der Keichssettstelle geboört. Wenn in Frankfurt ranzige Butter geliefert sst, so ist sicher nicht der Landwirischaftsminister schuld, sondern das sst Folge der Organisation und Zentralisation, die, wie ich immer Febauptet habe, sich bei Lebens⸗ und Nahrungsmitteln, die täglich neu und in wechselnder Menge erzeugt werden, auch bei umsichtigster Lei⸗ ung nicht bewäaähren kann! (Sehr richtig! rechts.)

Meine Herren, nun ist mir der Vorwurf gemacht worden, daß ich am gestrigen Tage eine Flucht in die Oeffentlichkeit gemacht und dadurch das Vertrauen der Bevölkerung zu den Regierungsmaßnahmen erschüttert häalte. Ich befinde mich in einer mehr wie eigenartigen Wituation. Ich bin nicht allein in den Parlamenten, sondern auch in dem größten Teile der hauptstädtischen und Provrinzialpresse, soweit

sie die Anschauungen der linken Seite dieses Hauses vertritt, nicht ein⸗ mal sondern zu verschiedenen Malen und ebenso, in der Denkschrift der Gewerlschaften angegriffen worden, weil ich die Interessen der Kon⸗ sfumenten nicht berücksichtige und eine einseitige, mit den Anschauungen des Kriegserahrungsamtes und des Herrn Reichskanzlers in Wider⸗

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Ich möchte zunächst bemerken, daß ich mich im

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Ressortpolitik der Meine Herren, wer ruhig und objektiv meine gestrige Beweisfühtung betrachtet, wird sich davon überzeugen, daß sie wesentlich in zwei Punkten gipfelt.

Ich habe zunaächst zu meiner Entlustung angeführt, daß ich auf einem großen Gebiete sowohl durch die Errichtung des Kriegsernäh⸗ rungsamtes, wie auch durch sonstige Reichsstellen ausgeschaltet und in⸗ folgedessen gar nicht in der Lage sei, einen Einfluß auszuüben, der als nachteilig von meinen Gegnern bezeichnet wird. Und zweitens bhabe ich festgestellt, daß ich dort, wo die zu treffenden Maßnahmen noch meiner entscheidenden Mitwirkung unterliegen, in keiner Weise weder die Interessen der Konsumenten geschädigt, noch den Absichten des Kriegsernährungsamts entgegengearbeitet habe.

Meine Herren, können Sie es mir verdenken, daß ich meiner⸗ seits nicht allein die Berechtigung, sondern auch die Pflicht empfand, gerade vor diesem hohen Hause, an der Stelle, der ich Rechenschaft

schulde, die Situation so darzulegen, wie sie ist (Sehr richtigt rechts),

und daß ich doch auch meinerseits in Uebereinstimmung mit dem Herrn Abg. Stull es andenten mußte, daß es sich in Wirklichkeit nicht um die Beseitigung des Landwirtschaftsministers handelt, der in Ernäh⸗ rungsfragen den Interessen der⸗ Konsumenten nicht Rechnung getragen hat. Das muß angesichts des weiteren Sachverbalts auch der großte Teil meiner Gegner zugeben. Nein, meine Herren, es sollte eine passende Gelegenheit benutzt werden, um einen Mann aus dem Staatsministerium zu entfernen, von dem man glaubt, daß er viel⸗ leicht noch länger bleiben und die Entschließungen auf anderen Ge⸗ bieten in einem Sinne beeinflussen könnte, der von der linksliberalen Presse nicht gebilligt wird! (Sehr richtig!, und lebhafter Beifall recht.) Meine Herren, um die Situation zu verschärfen, hat man heute in der Presse die Dinge so darzustellen gesucht, als habe ich mich mit dem Herrn Reichskanzler, mit dem Kriegsernahrungsamt und sonsti⸗ gen Reichsstellen in Widerspruch zu setzen gesucht. So liegen die Dinge aber nicht. Ich habe gegen niemand einen Vorwurf erboben. Ich muß das besonders bervorheben, zumal auch ich der Meinung bin, daß manche Maßnahmen in der Vertrilung der Ressortbefug⸗ nisse nicht gegen mein Amt und gegen meine Person gerichtet sind, sondern auf dem System der Zentralisation beruhen, das die bundes⸗ staatlichen Instanzen nicht mehr so zu Wort kommen läßt, wie es früher und in Friedenszeiten der Fall war. Aber ich mußte gegen⸗ über der Forderung der Landwirtschaft, daß ich auch ihre Interessen wahrzunehmen habe, doch einmal offen betonen, daß diese Wahr⸗ nehmung mir in zahlreichen Fällen nicht mehr möglich ist. Aus diesem Grunde habe ich ausdrücklich auf den Anbauzwang für Kartoffeln im Regierungsbezirk Trier hingewiesen, von dem ich auch beute noch nicht weiß, welche Stelle ihn angeordnet hat. (Hört, hörty Jedenfalls habe ich aber inzwischen festgestellt, daß die dahingehende Anord⸗ nung das Kriegsernährungsamt nicht getroffen hat.

Meine Herren, ich habe gestern auch bemerkt, daß die Eingabe der Gewerkschaften, trotzdem sie am 23. Februar bei dem Kriegs⸗ ernährungsamt und in der Reichskanzlei cingegangen war, erst durch die Veröffentlichung im „Vorwarts“ vom 4. März zu meiner Kenntnis gelangt ist. Auch das war kein Vorwurf gegen das Kriegs⸗ ernährungsamt. Vtelleicht haben beide Stellen die Meinung gehabt, daß der Inhalt dieser Eingabe nicht gerade Veranlassung bot, mich von heute auf morgen mit demselben bekannt zu machen, und daß es vielleicht auch entsprechend dem harten Urterl, das auch der Herr Abgeordnete Stull über diese Eingabe gefällt hat, im Interesse der Gewerkschaften besser gewesen wäre, wenn von einer Veröffentlichung der Eingabe Abstand genommen worden wäre.

Aber die Bedeutung dieses Vorgangs liegt eben darin, daß das Landwirtschaftsministerium und ich als Landwirtschaftsminister durch die Entwicklung der Verbhältnisse von der leitenden Stelle in wirt⸗ schaftlichen Fragen abgerückt sind und daß auch Eingaben der in Rede stebenden Art dem Landwirtschaftsminister nur gelegent⸗ lich zugänglich gemacht werden, weil er eben in den betreffenden Fragen zu einer entscheidenden Mitwirkung nicht mehr berufen ist. (Zuruf.) Ja, meine Herren, Sie sagen „leider“, und ich bedauere auch für meine Person, daß ich in manchen Fällen nur noch einen Rat geben, aber eine Entschließung nach meinen Wünschen nicht berbeiführen kann.

Nun möchte ich noch auf eine Beschwerde des Herrn Abgeordneten Oeser eingehen, welche die nicht gleichmäßige Belieferung mit Fleisch betrifft. Im allgemeinen möchte ich bemerken, daß von seiten der Generalkommandos, die periodisch über die wichtigsten Vorgange in ihren Bezirken berichten, seit längerer Zeit der Ausicht Ausdruck gegeben worden ist, daß die Fleischversorgung sich befriedigend gestaltet babe, und daß auch von seiten der Bevölkerung wenig oder gar nicht darüber Klage geführt worden ist. Ich muß aber trotzdem zugeben, daß auch nach meinen Erkundigungen beim Landesfleischamt die Fleischversorgung nicht überall eine gleichmäßige gewesen ist. Jeder Kenner der Verhältnisse wird mir bestätigen, daß das auch nicht er⸗ reichbar ist. Und wenn gerade in den letzten Monaten berechtigter Anlaß zu Klagen vorlag, so beruht das leider darauf, daß das Gewicht der gelieferten Stücke von Rindvieh und Schweinen infolge der weniger guten Fütterung abgenommen hat und infolgedessen aus diesen Tieren nicht mehr die gleiche Fleischmenge wie in früheren Monaten gewonnen werden konnte. Das ist ein Uebelstand, dem nur durch eine Erhöhung der Kopfzahl bei der Lieferung abgeholfen werden kann, und die Kopfzahl ist ja auch, wie bekannt, für die nächste Umlageperiode erheblich erhöht worden.

Meine Herren, wenn Herr Abg. Stull am Schlusse seiner Rede dem Wunsche Ausdruck gegeben hat, daß auch diese Debatte nicht mit einen Mißklang, sondern mit der Aussicht auf ein besseres Verstehen der verschiedenen Berufs⸗ und Erwerbsstäande zu Ende gehen möge, so habe ist diesen Wunsch auch in meiner gestrigen Rede zum Schlusse mit aller Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht! Ich möchte desmegen, ob⸗ wohl ich gewisse Blätter nicht glaube belehren zu können, doch noch⸗ mals betonen, daß ich bei meinen gestrigen Ausführungen ebenso wie in meiner bisherigen amtlichen Tätigkeit nicht das einseitige Inter⸗ esse der Erzeuger, sondern das Wohl des Ganzen und vor allen Dingen auch die Interessen der Konsumenten im Auge gehabt habe. Ich muß sagen, ich bin nicht allein erstaunt, sondern offen gestanden entrüstet, daß das „Berliner Tageblatt“ trotzdem in einem Leitartikel von heute morgen sämtliche Vorwürfe des einseitigen Ressoripartikularismus gegen mich wiederholt hat. Meine Herren, ich kann nur nochmals die Bitte aussprechen; nennen Sie mir einen einzigen Fall, eine einzige Gelegenheit, bei der ich wirklich den Interessen der Konsumenien ent⸗

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Erzeugung verfolge.

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gegengehandelt, bei der ich rine Maßnahme im Interesse der Konfut menten aufgebalten oder nicht zur Ausführung gebracht habe.

sehe einer solchen Beweisführung mit der ganzen Rube entgegen, de mir ein gutes Gewissen gewährt! (Bravo!) Aber, meine Herren, enr solcher Beweis wird nicht erbracht werden können. Ich bin fest davon überzeugt, man wird die Antmort auf die Frage schuldig bleiben, die ich gestellt habe, man wird aber trotzdem ebenso wie bisber sich auf die communis opinio berufen, daß ich der Vater aller Hindernisse in der Ernährungspolitik gewesen bin und auch in Zukunft bleiben werde. Demgegenüber kann ich nur bervorbeben, daß ich meinen bisberigen Grundsätzen auch in Zukunft treu bleiben werde (Bravol), und daß ich mich ebenso bemühen werde, in möglichster Uebereinstimmung mit dem Kriegsernährungsamt und den Stellen zu handeln, welchen die Er⸗ nährung unseres Volkes anvertraut ist. Und, meine Herren, ich

glaube, Sie alle, auch die Vertreter der Konsumenteninteressen müßf üssen

mir schließlich Dank wissen, wenn ich in dem Rabmen der mir noch verbliebenen Befüͤgnisse auch für die Produktion Sorge trage, wenn ich mich bemühe, rechtzeitig auf Bedenken hinzuweisen, welche etwaigen in Aussicht genommenen Maßnahmen nicht allein vom Standpunkt der landwirtschaftlichen Erzeugung, sondern auch vom Standpunkt richtiger Vertretung der Konsumenteninteressen entgegengebracht werden müssen. Ich würde meine Pflicht nicht allein als Landwirtschaftsminister, son⸗ dern auch als Mitglied des Staatsministeriums verletzen, wenn ich anders handeln wollte! Damit wird kein Gegensatz laut zwischen den Reichs⸗ und Landesressorts, der im Volke bennrubigend wirken könnt., Von einem Manne, der seine eigene Ansicht hat, wird man unter allen Umständen enwarten dürfen, daß er diese Ansicht auch zur Geltung bringt. (Sehr richtig! rechts.) Ich würde nur dann den Pflichten meines Amts nicht entsprechen, wenn ich eine einmal beschlossene Maß⸗ regel durch meine Gegenmaßnahmen in ihrer Ausführung beschraänken oder hindern würde, und daß ich das getan habe ich wiederhole es nochmals —, wird mir niemand beweisen können.

Im übrigen kann darüber gar kein Zweifel obwalten, daß in wirtschaftlichen Fragew eine Uebereinstimmung der Ansichten auf allen Gebieten nicht zu erzielen ist, daß es aber auf der anderen Seite in der Gegenwart auch darauf ankommt, mit Ueberlegungen und Erme⸗ gungen nicht zu viel Zeit zu verlieren. Auch diesem Gesichtspunkt hat mein Ressort stets Rechnung getragen! Ich hoffe, daß auch Sie aus der gegenwärtigen Aussprache den Eindruck gewinnen, daß auch in Zukunft die landwirtschaftlichen Interessen seitens des Landwirt⸗ schaftsministeriums so im Auge behalten werden, wie es die not⸗ wendige Weitererzeugung unserer Lebens⸗ und Nahrungsmittel unbe⸗ dingt erfordert. Denn auch mit dem Abg. Stull kann ich nur in der Auffassung übereinstimmen, daß es in diesem Augenblick nicht mebr und nicht allein darauf ankommt, vorhandene Lebensmittel zu ver⸗ teilen, sondern daß es ebenso wichtig und notwendig ist, neue wieder n erzeugen. (Sehr richtig! rechts.) Ich hoffe, in der Förderung der landwirtschaftlichen Erzeugung auch Ihre Unterstüͤtzung wie bisher zu finden. (Lebhaftes Bravo rechts und im Zentrum.)

Ein Schlußantrag wird angenommen. 8 Abg. Pachnicke (fortschr. Volkaer.) (Zur Geschäftsordnung): Es wird im Lande nicht verstanden werden, datz nach dem hochpolitischen Charakter der gestrigen Rede des Landwirtschaftsministers, die heur noch unterstrichen worden ist, die Debatte geschlossen ist. Dieser Schluß

ist auch ungewohnlich nach den Vorwürfen, die der Abgeordnete Stull

gegen die Linke gerichtet hat. (Beifall links.)

Abg. Giesberthe (Zentr.): Auch ich bedaure, daß die große Mehrbeit auch meiner politischen Freunde den Schluß berbeigeführt hat. Das kann nur lebhafte Beunruhigung und Verstimmung er⸗ zeugen. Man mag üder die Eingabe der Gewerkschaften denken wie man will, den Vorwurf des Machwerks, den ihr der Landwirtschafts⸗ minister gemacht hat, verdient sie nicht. Ohne mich mit ihron Einzel⸗ heiten zu identifizieren, mus ich doch sagen, sie ist geboren aus der Not der Zeit. Die Arbeiter tragen diese mindestens ebenso wie die Landwirtschaft. Die Verantwortung müssen die Gewerkschaften für alles weitere ablehnen. 8

Abg. von Heydebrand und der Lase (konf.): Herren können ja doch in der dritten Lesung noch ausführlich auf di Sache zurückkommen. Die Rede des Landwirtschaftsministers war eine Antwort auf die Angriffe die gegen ihn von der fortschrittlichen Volks⸗ See gerichtet waren. Die Sache muß doch endlich einmal ein Ende

aben.

Abg. Stull (Zentr.): Meine Angriffe richteten sich gegen Arkikel der liberalen Presse, übrigens habe ich für meine Person gegen den Schluß der Debatte gestimmt.

Abg. Ad. Hoffmann (Soz. Arb.⸗Gem.): Es ist sonst üblich daß, wenn ein Minister spricht, damit die Lebatte eroffnet ist und Gelegenheit gegeden wird, darauf zu antworten. Diese ganze Art war nur eine Rettungskomödie für den Landwirtschaftsminister. (Lachen.)

Abg. Pachnicke (fortschr. Volksp.): Die Angriffe des Abge⸗ ordneten Stull sich nicht bloß gegen die liberale Presse, ondern gegen meine Partei. b 1 8 g⸗ Dr. Friedberg (nl.): Es wird uns nicht Leicht, für die Nummer 2 des Antrages von Heydebrand zu stimmen. Wenn wir es trotzdem tun, so geschieht es, ohne damit einem Vertrauen oder Mißtrauen zu irgend einer Stelle Ausdruck zu geben.

Der Etat der landwirtschaftlichen Verwaltung wird ge⸗ nehmigt. 8

Ferner wird der Antrag Brütt angenommen, der für die Ueberweisung von nicht kriegsverwendungsfähigen Mann⸗ schaften des Heeres zur Saatbestellung und Ernte eintritt und dafür, daß Kriegsgefangene für dieselbe Zeit der Landwirtschaft zugeführt werden.

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Ueber den Antrag von Heydebrand wird absatzweise ab⸗p

gestimmt. Absatz 1 wird mit großer Mehrheit angenommen, die Absätze 2 und 3 gegen die Stimmen der Sozialdemolraten, Freisinnigen und eines Teils der Nationalliberalen.

Der Etat der Ansiedlungskommission für

Westpreußen und Posen wird ohne Debatte genehmigt. Es folgt der Etat der Gestütsverwaltung. Abg. von Kessel (kons.) berichtet ausführlich über die Verhandlungen der Kommission und namentlich über den Wunsch auf eine größere Förderung der Kaltblutzucht.

Abg. von Hertzen (freikons.): Gestütsverwaltung besteht in der Förderung der Zucht des Armee⸗ pferdes und des Ackerarbeitspferdes. Das leichte Kapalleriepferd liefern Ost⸗ und Westpreußen, Pommern und Schlesien; das Artillerie⸗ und Kolonnenpferd rekrutiert sich hauptsächlich aus Holstein und Hannover. Das Kalthluipferd hat sich als Kolonnenpferd im Kriege im Osten auf den zum Teil grundlosen Wegen nicht hewährt. Die Gestütsverwaltung wird sich mit dem Gedanken vertraut machen müssen, die warmblüfligen Hengste besser zu bezahlen. (Es muüssen, wenn die Kriegspreise vorübergegangen sind, auch im Frieden Prrise gezahlt werden, welche den Produktionskosten entsprechen. Die Kosten, der Remontezüchter für die Aufzucht derjenigen Pferte hat, die die Remontekommission nicht kauft und die äauch für die Landwirt⸗ schaft unbrauchhar sigs müssen den Remontepreisen. zugeschlagen werden. s handelt sich daber um etwa 0 *. (Beschleht das, dann werden wir den Bebarf an Armerpferden degen konnen. Zur Zuüch⸗ tun sendes für die Landwirtschaft ist ein Einschlag

der Stadt einträͤchtigt. Mißstand abzuhelfen geeignet ist.

hinter der Front genügend Rechnung.

pste Anerkennunmt. bpöohung des Remontepresses unbedingt norwendig, daneben das Abgehen

Züchküuͤng bereits mit gutem Erfolge unterzogen.

Das Problem für unseret

von Kaltölut erforderlich. Die Stuten, die sich nicht zur ⸗Warmbkut⸗ zucht eignen, sollten mit kalthlütigen gekreuzt werden. Die Warm⸗ lutzucht darf natürlich darunter nicht leiden. Die Aufstellung warm⸗ blutiger Hengste braucht nicht darch den Staat zu geschehen, sondern kann den Prwaten überlassen bleiben.

Abg. du Maire (kons.): Ich bedauere, daß der Obetlandstall⸗ meister nicht zugegen ist. Ueber die Betrieksresultate der Gestuts⸗ verwaltung müssen wir eingehendere und ausführlichere Angaben er⸗ halten als die bisherigen Nachweisungen bieten. Schr erfreulich ist ja, daß Regierung und Parlament darin einig sind, daß kein Mittel ienversucht bleiben darf, die landwirrschaftliche Produktion zu fördern, daß jede andere Rücksicht gegen dieses Hauptziel zurücktreten muß. Eine der größtten Hemmnisse der landwirtsckaftlichen Produktion be⸗ steht in dem Mangel an Pferden. Wie groß dieser Mangel ist, sehen wir an den Preisen, die für Pferde gezahlt werden. Für ein Arbeits⸗ pferd werden bis zu 4000 bezahlt; eine einzelne Fuhre kommt bis zu 100 ℳ; diese Zahlen sprechen Bände. Zur Beseitigung der Pferdenot muß auch die alte Korordnung von 1910 für Litauen und Masuren außer Kraft gesetzt werden. Der Minister hat sich zwar ablehnend gegußert, ich bitte ihn aber, die Sache nochmals zu prufen, eventl. nach Anhörung der Landwirtschaftskammer. Die Pferdezucht bei uns wird deswegen durchaus nicht in Frage gestellt werden. Tie

Remontepreise haben noch nie die Produktionskosten gedeckt. Tie

Remontezucht steht und fällt mit der Erböhung der Remontepreise. Die landwirtschaftlichen Verhältnisse verlangen gebieterisch die Zucht des schweren Pferdes. Die Kaltblutzucht foördert man am erfolg⸗ reichsten dadurch, daß man die kalten Hengste im Privatbesitz läßt vn den Hengsthaltern einen erheblichen Zuschuß zahlt. Besondere Leistungen dieser Zucht koönnte man prämtieren. Die bestehenden Ge⸗

nosseyschaften sollten auf keinen Fall geschadigt werden. Die Wünsche

der Gestuͤtswärter, soweit sie nock nicht erfüllt sind, empfehlen auch wir der Verwaltung zur wohlwollenden Prüfung.

Abg. Schmiljan sfortschr. Volksp.): Auch die Transporte in woerden durch den bestehenden Pferdemangel sehr be⸗ Wir werden für jede Maßnahme eintreten, die diesem 8 Ganz besonders wird sich der Pferdemangel nach dem Kriege geltend machen. Die Pferde, die aus dem Westen nach dem Osten geschafft worden sind, um dort die in der

8 Landwirtschaft vorhandenen Lücken auszufüllen, sind ohne Not zur Vexsteigerung gebracht worden, wodurch Preise erzielt werden mußten,

welche dem mitkleren und kleinen Landwirt zu zahlen nicht möglich ist; diese sind dabei leer ausgegangen. Bei der Requisition der Pferde tragt die Militärbehörde nicht immer den wirtschaftlichen Interessen hin Fron dee Die fiskalischen Preise erreichen vielfach nicht die von den Besitzern für die Pferde angelegten Preise. Nach dem Kriege will die Militärverwaltung hauptsächkich der Warm⸗ blutzucht ihre Aufmerksamkeit zuwenden. Die Kaltblutzucht darf aber auch nicht vernachlassigt werden. Ebenso müssen die sanitären Maßregeln zur Verhütung der Verseuchung des Pferdebestandes in Zu⸗ zunft so scharf wie möglich sein. Auch wir unterstützen die Wünsche zer Gestütwärter, namentlich hinsichtlich der Lohnfrage. Abg. Freiherr von Reitzenstein (Zentr.) Der Gestütsver⸗ waltung koöͤnnen auch wir für ihre Leistungen nur dankbar sein. Die Schwierigkeiten, die der Landwirtschaft durch den Pferdemangel und ie Ansprüche des Heeres erwachsen,Eind ganz enorm. Die uns vor⸗ elegten Betriebsnachweise entsprechen den heutigen Bedürfnissen nicht nehr. Sie müssen genauer spezialistert werden und über die einzelnen Hestüte Auskunft geben. Die Wunsche der Gestütswärter empfehlen uch wir wohlwollender Prufung. Redner fuhrt dann seinerseits

Klage über die Versteigerung des der Landwirtschaft als Ersatz ge⸗

Referten Pferdematerials und ersucht den Minister, dieserhalb noch⸗ mals mit der Militarverwaltung in Verhandlungen zu treten. Es mußte ein anderer Weor gefunden werden, den Landwirten zur not⸗ Füͤrftigen Auffüllung ihres Pferdebestandes zu verhelfen. Der aus⸗ Fanernden, unverdrossenen Arbeit der ostpreußischen Züchter gebuͤhre die Zur Hebung der Remontezucht sei die Er⸗

der Remontekommissionen don ihrer bisberigen allzu einseitigen Methode bei der Auswahl der Remontepferde. Die stoatlichen Ein⸗ ichtungen für Pferdezucht hattey nicht nur den militarischen, sondern uch den wirtschaftlichen Interessen zu dienen, sie muͤßten auch auf die Füchtung eines brauchbaren Wirtschaftspferdes bedacht sein. Das Ledürfnis nach einem solchen wirtschaftlichen Kaltblutpferde sei un⸗ gemein groß. Speziell die Züchterkreise im Westen der Monarchie, aber guch in Teilen von Schlesten, hatten sich der Aufgabe dieser b ug bere Der geyossenschaft⸗ lichen Hengsthaltung bringe man das waärmste Interesse entgegen. s koͤnne nur dringend davor gewarnt werden, mit rauber Hand in die Verhaltnisse der Landespferdezucht einzugreifen, man würde nur in ein Wespennest greifen, in das man alsbald wünschen würde, nicht ge⸗ griffen zu haben. Unterstaatssekretär von Falkenhausen: Der Oberland⸗ stallmeister ist durch eine sehr dringende Ankaufsreise verhindert, der heutigen Verhandklung beizuwobnen. Eine roße Anzahl der heute aufgeworfenen Fragen der Kommission erörtert und sozusagen erledigt worden. Die außerordentliche Beodentung der Kaltblüter würdigt der Minister durchaus und wird auch die nötigen Konsequenzen zieben. Alle von Genossenschaften dieses Jahr gestellten Anträge sind festlos bewilligt worden. Der Minister ist bereit, nochmals einen Bericht der öost⸗ preußischen Landwirtschaftskammer zu erfordern wegen der Kör⸗ ordnung von 1910. Gegen die Aufbehung besteben allerdings sehr ernste Bedenken, die Vorteile, die diese Körordnung bietet, würden damit ganz aus der Hand gegeben.

sch die Versteigerung als der einzig möglicke Ausweg erwiesen, da

elbst der Schein einer Begünstigung vermieden werden muß. Preis⸗ treibereien ließen sich ganz einfach dadurch verhindern, daß der Preis

vorher festgesetzt wird, und daß das, was darüber binausgeht, den Bietern pro rata ihrer Gebote verteilt wird. Es ist auch das noch kein absolutes Hindernis dagegen, daß die kleinen Leute ehvas ins Hintertreffen kommen, aber auch dem hat eine Landwirtschaftskammer schon abgeholfen, indem sie die bäuerlichen Besitzer bei der Verteilung des Ueberschusses vorzugsweise berücksichtigen läßt. Die Gestutswärter haben einen großen Leil ihrer Wünsche bereits erfüllt geseben, so namentlich bezüglich der Wohnungen. Wo das noch nicht geschehen konnte, liegt es an technischen Schwierigkeiten. Die Lobnverbält⸗ nisse sind noch zum Teil über die Wünsche der Warter binaus geregelt, und zwar schon vor dem Kriege, nur der Ausbruch des Krieges bat die Durchführung verhindert. Man hat jetzt zu,. dem Auskunftsmittel egriffen, ihnen Kriegszulagen genau in der Höhe der beabsichtigten Lotmaufbesserung zu geben. Damit ist schon jetzt der Uebelstand be⸗ seitigt, daß die jüngeren Wärter auf das Ausscheiden der älteren warten müssen.

Abg. Dr. Lehy (nl.): stütwärter bat. hiernach tatsächlich schon Erfüllung gefunden. Die

Notwendigkeit der Zichtung eines leistungsräahigen Kaltblutpferdes

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muß unbedingt anerkannt werden: jedemfalls wird die Regierung dieser

Frage ihre ernste Aufmersamfeit zuwenden. Aus der Versteigerung

der Pferde durch die Landwirtschaftskammern kann man den letzteren keinen Vorwurf machen; etz. ließ sichk eben ein anderer Ausweg für die Auchk haben die kleinen Landwirte Nachteil r⸗ Berwaitung kamm man nur dankbar sein, daß sie der Landwirtschaft. dem Handel und der Industrie durch die Zuführung von Welden einigermaßen nber den jetzigen Notstand hin⸗ wagzuhelfen bemlba gewoeten ist. Feil schon vor dem Krisge; die Merdeknanpbeit vor dem Krioge wird sich nach dem Kriego zu einer, ganz gewaltigen Pferdenot steigern. Daher ist eg die daingendste. Aufgabe der [andwirrschaftlichen. Vor⸗

Verteilung nicht fenden. dedusch nicht gehabt. De

Ein spolcher Notstand bestand zum

waltung, unseren Pferdebestand met allen Mittein so raich wie nur mholich wieder zu bebeu.

Kpo. Jehanssen eeeepee. Atiet den Minister deim Kriegs⸗ migzisterlum, dahin wirten zu wollem, daß dir Taxen der Kreiskom⸗ milstonen beim Ankauf von Werden durch die Militarverwaltung

sind schon in

dam au. Was die Gewinne eigzelger Landwirtschaftstammern bei der Pferdeversteigerung angebt, so hat

Ein großer Teil der Wünsche der Ge⸗

gehalten und nicht einseitig ermäßigk werden, sorie, daß d

wirten dieselden Preise für Pferde wie den Händlern bezahlt werden. Der Etat der Gestütsverwaltung wird darauf bewilligt. Das Haus vertagt sich.

Präsir ent Dr. Graf don Schwerin⸗ Durch eine Mitteilung des VWelscen Telegraphenbure⸗ugs ist zu unserer Kengtnis gekommen, daß Graf Beppelin heute einer v erlegen ist. (Die Mitglieder des Hauses und der Regierung erheben sich von den Platzen.) Damit ist ein Mann gaus dem Leben geschieden, der sich nicht nur wie Fürft Bismarck rühmen durfte, bei unseren Feinden einer der Bestgehaßten zu sein, sondern der auch lange Zeit hindurch sich rühmen durfte, in unserem Volke einer der Bestgeliebten zu sein, und darum sind durch diese Kunde wir und das deutsche Bolt in tiefe Trauer versetzt. Aber seine Werke folgen ihm nach, und wir

ürfen die feste Zuversicht hegen, daß auch seine große weltgeschichtliche Erfinoung an der siegreichen Vollendung des Weltkrieges, in dem wir teben, ihren Anteil haben wird. Unter allen Umständen wird der rofe heimgegangene Mann der unvergänglichen Liebe und Dankbarkeit es deutschen Volkes sicher sein. Sie haben sich zum Gedächtnis des Verstorbenen von Ihren Plätzen erhoben. Ich danke Ihnen.

Schluß 5 Uhr. Nächste Sitzung Freitag 12 Uhr (Etats der Domänen⸗ und Forstverwaltung und der Eisenbahnver⸗ waltung).

8 Nichtamtliches. EIEEzE (Eortsetzung aus dem Hauptblatt.]

OQesterreich⸗Ungarn. Der Kaiser und König ist mit seiner Gemahlin gestern abend von Budapest nach Wien zurückgekehrt.

Die „Neue Freie Presse“ veröffentlicht zwei Aktenstücke, die dartun, daß die Vereinigten Staaten von Amerika bereits vor dem Abbruch der Beziehungen mit Deutschland die Entente unterstützten. Das Altenstück lautet:

Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerik-. Mexiko, den 26. Okzober 1916. Ex ellenz!

. „Ich beehre mich, Furer Exzellerz mitzuteilen, daß sch gestern um 6 Ulr nachmittag nachstehendes Trlegramm des Herrn Staatssekretärs der Vereinigten Staaten erhalten habe: „Teilen Sie General Carranzza mirt, daß der Vertreter Großbeitanntens in Washinaton Nachrichten über bie Tatggkeit dertscher Untersceboote in Golf von Mexiklo empfangen bat und binzefögt, daß die Verbündeten sich gezwungen sehen den, nachdrückltche Masnahmen zu er⸗

mexikanischen Territoꝛium gewäbrt worden ist. Bewirken Sie, das General Carranza erfasse, weich große Bereutung der sofortigen Er⸗ greifang von wirksamen Mafnehmen zukommt, wesche dabin zielen, doß der Gebrauch tes m ikantschen Terr tortums als Operatiens⸗ basss k iegfü rerder Schiffe verhinzert werde, sewie die Notwendig⸗ teit beareif., unve röglich, menn es noch nicht geschehen sein sollte, eine strenge Zensur der dahrlosen Telegramme anzuordnen, ins⸗ befendere foscher, die aus Mexiko Schisse auf hober See zu er⸗ 8 . beßimmt sind oder de sich auf die Bewegung von Schiffen ezteben.

General Carranza soll sich beständig vor Augen balten, daß die 1 Frage für die künfügen Friedensverhandlungen vor.

leichteste Verletzung der merikanischen Neutralität zu den nachteiligsten Folnen führen kann. (gen) Lansing.“ Ich beehre mich, Euxe Exellenz zu bBitten, dieses Schriftstück zur K vntnis General Carranfas gftigst bringen zu wollen, und ergreife diese Gelegenheir, Eure Exzellenz meiner aungereichneten Pochachkung zu versichern. (ger) Charleg B. Parter.

Die Antwort Mevikos lautet: Mexiko, den 4. Novemker 1916. Herr Stellvertrefer! 1

Ich hobe die Ehre, auf das höfliche Schreiben Eurer Hochwohl⸗ geboren, Nummer 168 vom 26. des verflosse en Monats, Bezyg zu nehmen, worin Sie diesem Sekrekoriat eln Telegramm des Staagts⸗ ekresies der Vereinigten Staaken gbschrifrlich wiitensen. Anweisung des Ersten mit der Erekativgewolt der Ration kesuferagten Oberbefehlebakers der konssie untronalistischen Armee erleonte ich mir, Euer Hochmoöhkgeboren um Uebermittlung urchstehender Note an Seige Eriesleng den Herrn Sesrekär 2die Außeren Angekegenbeiten der Vereixnigten Staaten zu bitten. Ich beebre mich, Eurer Erxzellen; die von Herrn C. Parker an dieses Gekeetariat vohzogene Uebermittiung eines Pelegramms Eurer Erzehlenz zu bestäktgen, worin Sie seren, der MPertreter G oßbrffanntens in Washington babe bie Nacsricht üͤber die Tattgkeit dentscher Uaterseeboote in Golf von Meriko er⸗ holfen und füuͤg⸗ hizu, doß die Verbündeten sich geywungen seden würden, nochdrückliche Maßnahmen zu ergreifen, falls e Kennt⸗ nis echielten, daß idre Feinde Hilfe aus bem merikanischen Terri⸗ torium erbalten, und worin Sie gleschzeitig die Notwendig⸗ keit betenern, kaschest die wirksomsten Maßnahmen me ergreiten, um zu berbindern, daß merlkanisches Territorlum als Operokisnsbasis krieglührender Schiffe gebraͤccht werde, da vie leichteste Nerletzuyg der merskanischen Neutral tät in diesene Falle zu den nochteilmgsten ”en führen könne. In schuldiger Begntworlung babe ich die Ehre, urer Exzellen; gegenüber dem liefen Befvemden Ausdruck zu geben, das bel der merikonischen Regterung die Tassache bervorgerüfen hot, doß Seine Erzellenz der Heyr Bykschafter Grotbritanntens ig Wafhington sich on die Regterung der Vereinigten Staoten gewandt hat in einer Angelegenbeit, welche ausschlieglich Mexifo betrittt, vmsomehr, als Großorktoönnien einen het der mer⸗kantschen Regierung akkreditierten Vertrerer nnterhält, dessen Vyrmitktlung der Nerkeeter Groß⸗ britanniens bätte in An pruch nehmen soslen. Nichtsbestoweniger ke⸗ wr. ols eine Höflichfeitsbeheichnung gegenüter der Regterung Futer Exsehenz die merikanische Regierung dieses Mal die Nor⸗ stellungen, melche die Regterung Großbritanniens durch Ihre Ver⸗ mittlung erhoben hat. Hie merlfoni che Regkerung betrachtet es als ungerechtfertigt, daß die Nerbündeten sie verantwortlich mochen wollen fär die Töͤtigkelt Leutscher Tauchbvote im Goif von Meriks, da ja solche Tauchbove amerikauische Häfen angelaufen und gauch Schiffe ianerbalb der terrikoricken Gewässer der Rer⸗ enigten Staoten verseykt basen, ovhne doß bieses Verhalten irgend welche Konflikte oder Schwferigketken zwischen beiben Ländern hevor⸗ S hätte, und ohne doß aug biesem Grunde die Regierung Eurer Fryellenz verantwortlich gemoacht worden wöre. Richtdestowentger erlaubt sich die merikantsche Regterung, Ihrem Wunsch gemäß, die hernichen Beziehungen, welche immer zwischen Meritko und Groß⸗ rttannien obwalteten, zu erbalten, Großbritmopien gegerüber anzu⸗ regen, wie nützlich es sein würde, wenn die die deutschen Unrerseebvote verhinderte, qug threr heimotlichen Basis auszufohren. Padurch wäre die merikantsche Republik gegen unongenehme Begeben⸗ hetten geveckt, wesche der gegenwärtige eurovässche Konflikt veroniassen könnte. Wenn die in diesem Sinne von Groübrstannten ergriffenen Masnahmen nicht wirkom wären, dann wird die merikonische Re⸗

gterung nach Erforpernis der Umstände hondeln, falls beutsche Tauch⸗ dovte in merlkantschen G waöͤssern fahren.

Indem ih Gurer Hochwohlgebvren für die Uebermittfung der vorstebenden Note au Geine Exzellenz den Herrn Sf atssrkrelar der Vereinigten Saaten danke, erneuere ich dis Bersscherung meiner

Der Wekeetär: Agutkar.

Im Aaschluß an die am 3. März beint Mintster präsidenten gepflogenen Besprechungen üͤber 82

Hochachtung.

zur Erleichterung der Lebensführung der mindest⸗ emittelten Volksschichten fand gestern im Wien im Volksernährmgsamte unter dem Vorsitz des Ministers Höfer eine Besprechung statt. Durch Zuduße von öffentlichen Mitteln v. die Ernährungsverhältnisse der mindestbemittelten Volks⸗

chichten gebessert werden. Die Aktion soll zu Zeiten schwierigerer Ernährungsoerhältnisse entfprechend gesteigert, hingegen beim Eintrt günstiger Verhältnisse wieder angemessen eingeschränkt werden, und wird sich streng auf die Voltsschichten beschränken, die infolge der Kriegsereignisse tatsächlich natleidend geworden sind. Die Perwendung der von der Regierung bereits zu⸗ gestandenen Mittel muß derart erfolgen, daß der schädlichen Vorstellung, als ob es sich um Gewäbrung von Almaosen handele, vorgebeugt wird. Bialmehr will man den Bedürf⸗ tigen die vorhandenen Nahrungsmittel zu billigen Preisen sichern und ihnen den Bejug ihres Bedarfs erleichtern. In der Fleischversorgung wird geplant, Jung⸗ und Kleinvieh, dann Fische, Geflügel und Wild ausgiebig zu vermwenden. Zur Herstellung der Gleichmäßigkeit des Fleischverbrauchs wird

es notwendig werden, den Fleischbezug der bemittelten Kreise Ein dringendes Gebot ist es, d Maße durch pri goh

zu begrenzen. in ausgedehntem

fördert wird.

In der ersten Plenarsitzung des Landtags⸗ und

Verfassungsausschusses des Staatsrates umer dem

Vorsitz des Kronmarschalls wies dieser nach der Begrüßung, wie „W. T. B.“ berichtet, auf die außerardentliche Tragweite der Aufgaben des Ausschusses hin und gab dem Wunsche Aus⸗ druck, daß im Augenblick, wa die Grundfesten der künftigen Verfassung des polnischen Staates errichtet würden, alle Reibungen unter den Parteien aufhören möchten. Der Stell⸗ vertreter der Kronmarschalls Prälat Przezoziecki berichtete

über die Vorbereitungsarbeiten und legte den Eatwurf einer Ge schäftsordnung für den Ausschuß vor, welcher mit einigen Aende⸗ rungen angenommen wurde. Auf Antrag des Hauptreferenten Professors Quzek beschloß man, die Ausarbeitung der künftigen Verfassung zwei Unterausschüssen zu übertragen. Der eine, der sogenannte Landtagsunterausschuß, wird die Abschnitte der Verfassung über die Zusammensetzung des Landtags, das aktive und paisive Wahlrecht, die Rechte der Abgeordneten sowie die Hauptgrundsätze der Geschäftsordnung ausarbeiten, während der andere, der Verfassungsunterausschuß alle anderen Teile der Verfassung sowie auch die über die Vorrechte des

Anf

e Hilfsaktion gehe befriedigend vorwrth, ater ein

areifen, folls sie Kenntnis erb'elten, daß ibren Feinden Hilfe im Monarchen, die ausübende und die richterliche Gewalt ufw.

bearbeiet. Ihr Entwurf wird dem Ausschusse und dann dem Staatsrate vorgelegt werden. Nach der Genehmigung wird

der Landtagsunterausschuß zur Ausarbeitung der Wahlordnung

und der Geschäftsordnung für den Landtag schreiten. Kürzlich fand die erste Sitzung des Abteilungsrates des Staatsrates für politische Angelegenheiten unter

dem Vorsitz des Grafen Rostworoski, unter dem das Prese⸗

bureau arbeitet, statt. Neben akzuellen politischen Probtemen

womit sich der Abteilungsrat in hervorragendem Maße besaßt,

bereitet er Material zur allseitigen Beleuchtung der polnischen

Großbritannien und Irland.

Der Bericht der Koöniglichen Kommission, die er⸗ nannt worden war, um eine Untersuchung Uher Rie⸗ Dardanellenerpeditson anzuste llen, ist gestein versffentllcht worben. Wie das „Reulersche Bureaun“ melbet, heizt es darin u. ag.:

Die Froge einen Pngrisss auf die Pardanesten sot ven Lorh Churchill als efne iveole Merhode zur Wrtechegunn Pagyotenes an⸗ geregt worden. Lord Kitchener babe erklärt, voß keste Prupoen fur den Argriff ouf die Pardanehen versügkar sesen Woeng man ober, so föhrt der Pexricht fort, Erfundigungen eingezsgen hätke, so kätte (sch kerausgestellt, doß genügend Pryyben für eine gemeinsame Overation zur Ses und zu Lont« borkayden gewesen wären, Die Moöglichkeit eines stzerraschenden Anoriffs cuͤf Gohlipoft zu Wasser und zu Lande höätte so große militärische und polirische Vortsise ge⸗ boten, daß die üͤbereilte Entschelbung, einen rtein marisimen Wngeiff zu nternehnen, mit dem wan das gewünschte Ziel nicht völlständig erteich n. fonnte, ein verfehltes und unbesonnenes Aufgeben dieser Mäglichkeit war.

Im Oberhause wurde eine Bill eingebracht, die für die Zuykunft die Frage der Pitel von hritischen Prinzen und im Falle von erblichen Titeln die Rechte der

Nachkommen von Personen regelt, die gegen den König ober

seine Verbündeten Waffen gekragen haben, feindlicher Notionalität sind oder in Feindesland wohnen. Die Will berührt die Eigen⸗ tumsrechte nicht.

Im Unterhause brachte vorgestern dis Nationa⸗ listenpartei einen Antrag auf soforlige Einführung von Home Rnle in Irland ein mit dem Hinweis daruf, daß dadurch die Stellung der Verbündeten in ihrem Berlangen nach Anerkennung glescher Rechte für die kleinen Nationen gestärkt werde.

Im Laugfe der Befyrechung sagte der Premiermintster Afsy George laut Bericht des „W. T. B.“, die Regie ung sei bereit, allen Teifen von Irjand, die es uüͤnzweldeutig vertanaten, Selbft⸗ tegterung zu gewähren. Die Fren könnten zu seber Zeit wit aus⸗ drücklicher Zuystimmung oster Parkeien ia Englaw Selhstregisrung für jeden Teil shres Landes erfargen der es forders. Aber keine Parket werde die Forderung unterstützer, das fllster in ein solches Abkommen beneivgezwängt werde. Lleyd George legte zum Schluß solgende

Resolusom vor:

„Das Haus begrüßt jedes Nökommen, das ein kesseres Ginber⸗ stäͤndnis zwischen Irsand und Fem Forigen Teif bus. Pereinsgtem Königreiche herbekzuführen geeignet ist; aber & Fält es für un⸗ wöglich, frgend einem Peil sder einem Gebiete in Irland eine Form der Regierung durch Gewalt aufzuerlegen, die nicht dessen Zustimmung Hat.*

Aaquith schlug vor, die Neremitfkung etier zußtensteheghem und unpartelischen Aforifät omurufen, umn die verschiebzenen Iuteressen

und Melnungen in Einllang mu brimhen. Rehmwond drüchte seine siirfe Gnttänschung darüber aug, daß die Regivrung mit femech enb⸗ goölrigen Plane hervortrete, und gab den Nalionoliten den Rat, om ver fruchtlosen Besprechnung nicht Weiter keikzunshmen Pese Heu⸗ aeßen Redmond und die Nationolisten dos Haus. Die wurde von auderen Metglierdern des Hauses fortgeführt.

Besprechung

In der gestrigen Sitzung des Unterhnusos fehlten dle Nationalisten, do sie einer Paorieiversomlung beiwohuten, um über ihr welteres Vorgehen zu, beschließen. Auf vie Aufrane

des Ahgeordneten Dillon, welche Trupyen dis Gylschent nuch dem Peloponnes gebracht hätten und wiehiel Pnnpyen sich noch

nörhlich dayon hefänden, erwiderir der Siantssekeriür des Anse⸗ waͤrtigen Amts Balfour:

Die Ueberführunng sowohl der Peyphen als anch der (öse sches te ge Forberungen wänem moch ne8.