1917 / 76 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Mar 1917 18:00:01 GMT) scan diff

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aa gefunden; die Beschwerden auf dem Gebiete des Schul⸗ rechts sind noch nicht ab estellt. Die starken Mehrheiten des Abge⸗ openetenhauses, welche si am 14. März zu so kräftigen Kundgebun⸗ n zusammenfanden, hätten Gelegenbeit zur Fortsetzung der Ent⸗ eae e tragen, z. B. bei dem W . das vom Stand⸗ 983 -Sbstbermaltung noch manghes zu wuüͤnschen Fch bei 1 Gewährung des Stimmhrechts fuür tauen in den städtischen Depu⸗ hͤen. Boran steßt die Reform der inneren Verwaltung. Wenn mmepiattommission nach 7 „½ te angem arheitsreichen Dasein t ist, se muß das mannbaft ertragen werden. die beiden Testamentsvollstrecker 15 ab⸗ b is nicht erfennbar, wir vpertrauen aber darauf, es ihnen gelingen wird, in die Sache frischen Zug zu bringen. Wir hoffen vor allem, daß sie geschickt die Zusammenlegung der beiden tlichen Mittelinstanzen bewerkstelligen werden. Die Gemeinde⸗ verfassung scheint aus Arbeitsprogramm ausgeschieden zu sein, aber das Verhältnis des Staates zur Gemeinbe die Aufsicht des Staates über die Gemeinde muß in daserste Arbeitsprogramm eingezogen werden. Der Antxag Arendt im Ahbgeordnetenhause wegen Beschrankung der Aufsicht über die Kommunglverbände ist zu hegrüßen. Die Grundung der Vereinigung der Landkreise sehen wir nicht als Gegensatz, sondern als zum Preußischen Städtetage an. Beide können Hand in Hand miteinander vorwarts schreiten. Der Minister des Innern hat. 2 veeag cen Erlaß über die Selbstverwaltung verfaßt, aber 1g die Pperis ist er bisher nicht eingedrungen. Der bureaufratische Betrich sst trotz seiner Portrefflichkeit so geartet, daß er sich zähe dagessen wehrt, aus dem Geleise gedrängt zu werden. Der Staat, der oen Gemeinden vertrauensvoll einen Teil seiner Verantwortung über⸗ lch muß auch das Vertrauen hegen, daß sie ihre Aufgaben gewissen⸗ haft erledigen. Nur bei Uebergriffen sollte untersucht werden, aber der Staat sollte nicht jeden kleinen Anlaß zum Grund fuür Mißtrauen und Untersuchung nehmen. Der Staat hanß sich entlasten durch die Einschränkung der Dienstpflicht und Ueber assung alles dessen, was nicht des starken Armes des Staates bedarf, an die Gemeinden. Das Stichwort fur die Verwaltungsreform muß sein: Vertrauen in die Selbftverwaltung. (Beifall links.)

Professor Dr. Loening⸗Halle bespricht im einzelnen die Fragen der Verwaltungsreform, besonders die Art der Aufbringung der Steuern in den Kreisen nach der Bevölkerungszahl, das Ueber⸗ wiegen des Großgrundbesitzes in den Kreistagen usw. Die „Kreuz⸗ zeitung“ hat einen großen Aufsatz über dieses Haus gebracht, der sehr interessant war, aber bvarin unrecht hatte, daß das Herrenhaus die Somäne einer sozialen Schicht sei, die allerdings große Verdienste für sich in Anspruch nehmen kann. Ich würde es für ein Unglück halten, wenn viese soziale Schicht ausgeschieden würde von dem Einfluß auf dis politischen Geschicke des Staates. Aber diese Schicht ist allein nicht maßgebend im Herrenhause. So ist es auch in den Kreistagen, die über die wichtigsten Verwaltungsstellen zu bestimmen haben. Die Zusammensetzung der Kreistage muß dahin geündert werden, daß auch andere Schichten als der Grundbesitz darin Einfluß gewinnen. In den Bezirksregierungen muß die Verwaltung der direkten Steuern, der Domanen und Forsten von der inneren Verwaltung getrennt werden. Man weiß im Auslande gar nicht, vielleicht auch im In⸗ lande nicht genügend, daß wir große Sicherheiten gegen polizeiliche Uebergriffe in unserer zerwaltungsgerichtsbarkeit Dennoch

hefinden wir uns in Preußen in gewissem Sinne in einem Polizeistaat.

Es gibt 9000 Behörden, die befugt sind, Polizeiverordnungen zu er⸗ lassen, und kein Mensch kann sich in dem Wust von Polizeiverordnungen moch zurecht finden. Es gibt wohl niemanden in diesem Hause, der nicht gegen irgend eine Polizeiverordnung verstoßen hat, wenn er auch pielleicht nicht strafrechtlich verfolgt worden ist. Wir müssen zu einer erheblichen Vereinfachung der Verwaltung kommen. Die Verwaltungs⸗ reform muß in dem großen Geiste durchgeführt werden, der den Freiherrn vom Stein geleitet hat und der hoffentlich in der preußischen Verwaltung noch nicht ausgestorben ist. rr von Kleist: Die Fragen der Neuorientierung werden nach dem Kriege nicht so dringlich sein. Wir wissen ja noch gar nicht, in welcher seelischen und geistigen Verfassung unser Volk aus dem Kriege zuruckkehren wird. Ich glaube nicht, daß die Männer im 8 B“ sich bei Tage über das Wahlrecht unterhalten und des Nachts davon träumen. Man nimmt als selbstverständlich an, daß eine Neuorientierung in einer Demokratisierung besteben 899 Das ist aber eine vorgefaßte Meinung. Für eine Schmälerung der Rechte der Einzelstaaten und der Krone würde das Herrenhaus wohl nicht zu haben sein. Ich stehe auf dem Standpunkte, daß uns in ve jede Freiheit gegeben ist, ausgenommen vielleicht die Freibeit des Stehlens und des Mordens. Wenn der Deutsche aus dem Aus⸗ lande zurückkehrt, dann freut er sich, daß er in die Sicherheit und Sauberkeit des Polizeistaates Preußen zurückgekehrt ist. Das Bürger⸗ tum hat durch das allgemeine und gleiche Wablrecht für den Reichstag schon den Höhepunkt politischer Glückseligkeit erreicht. Es würde ein lebermaß von Glückseligkeit bedeuten, das den Neid der Götter erausfordern müßte, wenn man dem Volke in die linke Hand auch noch das allgemeine und gleiche Wahlrecht für den Landtag drücken wollte. Auf diesem Wege würden wir bald zur Republik kommen. Wer da in unserem Staatsgefüge bauliche Veränderungen vornehmen : Lasse dir Zeit, immer langsam! oder, wie der Immer sachte mit die jungen Pferde! (Lebhafter

Oberbürgermeister Dr. Soetbeer: Die Königliche Botschaft znuß stehen wie ein rocher de bronze. Daher hoffe ich, daß die Regierung recht bald mit einer Vorlage über das Wahlrecht an den Landtag herantreten möge. Gerade in der Zeit des Burgfriedens nüßte es möglich sein, eine Einigung über diese Frage herbeizuführen. Gegen solche Angriffe gegen die Reichsleitung und gegen den Reichs⸗ tag, wie sie in den Worten des Grafen Yorck am 9. März und in den Worten des Vorredners zum Ausdruck gebracht worden sind, muß ich entschieden Einspruch erheben. Sie stellen eine Herabsetzung des Volkes dar, dessen Vertreter der Reichstag ist. (Widerspruch.) Der 9. März war kein Ruhmesblatt in der Geschichte des Herrenhaufes. Das Schreckgespenst von der Republik ist doch nicht ernst zu nehmen. Daran denkt doch niemand. (Beifall.) Graf von Roon: Gewiß soll von uns der Reichstag nicht angegriffen werden. Aber wenn im anderen Hause selbst der Minister⸗ Brasident dem Reichstag Lob spendet, so muß ich doch sagen, was der Reichstag getan hat, war doch nur seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit. Ich habe selbst dem Reichstag 20 Jahre lang angehört und bin der Meinung, daß das deutsche Volk wohl ein besseres Par⸗ lament verdient hätte. Vielleicht müßte dem Reichstag ein Oberhaus an die Seite gesetzt werden, damit er nicht durchgehen kann. Zu einer Reform des Herrenhauses liegt gar kein Anlaß vor. Das Herrenhaus hat in schwerer Zeit die Macht der Monarchie hoch⸗ gehalten. Wenn von der Thronrede mit der Ankündigung einer Wabl⸗ reform als von einem rocher de bronze gesprochen wird, so ver⸗ stehe ich unter einem rocher de bronze doch etwas anderes als eine seoncde die aus den, Beratungen der Minister zusammengesetzt ist und dann die Konigliche Genehmigung gefunden hat. Im übrigen itt ja eine Vorlage eingehracht worden, Und sie ist eben nicht ange⸗ nommen worden. Es ist empörend, daß die Frage des Wahlrechts in der Zeit des Burgfriedens immer wieder angeschnitten wird. Der preußische Staat darf nicht durch ein demokratisches Wahlrecht ruiniert werden. Wir haben schwere Songen auch wegen der polnischen Frage. Die spielt ja auch in unsere innere Politik hinein. Ich fürchte, daß Preußen sich damit eine sehr schwere Laft aufgeladen hat. Ich wünschte, diese Sache könntewieder zurückredigiert werden, oder, wenn das nun nach der Proklamation nicht mehr möglich ist, dam un wenigstens dafür

Jorgt werden, daß Polen nicht nur militärisch, sondern auch wirt⸗ ges ich ganz fest in unserer Hand bleibt. Nicht ein Wort des vit ein Met runf fein der wir lerven za nicht aus der Geschichte: freus mlch 8 ich ben Tag erlabt und gejeben habe, wie unser

Sr Re Prt werklärung im Augnf 2. afgenommen bgt. Aber al die daͤmelien Inssgen sind nicht Frbalten morden, hie Regierung 114“X“ errie gegrog. würde. Nnd jrdet nimmt re fur selbstrer⸗

zu, uns henüberpeklungen. Elsaß⸗Lothringen sollte

ständlich an, daß es sich um eine Neuorientierung nach links handeln

soll. Es muß dafür gesorgt werden daß wir nicht wieder so überfallen

werden können. Unsere Mplomaten haben sich doch sehr, sehr überraschen lassen. Unser Preuten bat sich ganz besonders hewührt. Haben wir nicht le rsache, unsere Monarchie und unsere Krone bimmelhoch zu halten? Ms Kriegsziel wünsche ich e sen wir uns daxan, daß wis Aünftis einen gesunden patriotischen Egoismus zeigen und E verachten. Wir müssen politisch uns allen voran⸗

Herzog Ernst Günther zu Schleswig⸗Holstein er⸗ klärt in einer persönlichen Bemerkung: Ich stehe 27 dem Standpunkt, und ich glaube die Herren auf der linken Seite des Hauses stehen auf demselben Standpunkt, daß die Herren, die soeben gesprochen haben, ihre persönliche Auffassung ausgesprochen haben und nicht im Namen ihrer Fraktion gesprochen haben.

Vizepräsident des Staatsministeriums, Minister der öffentlichen Arbeiten Dr. von Breitenbach:

Meine Herren! Die patriotischen Gefühle, denen der Herr Graf Roon Ausdruck gegeben hat, kann man achten, aber mit seiner Begründung wird man sich nicht einverstanden erklären können. Wenigstens darf ich als Vertreter der Staatsregierung aussprechen, daß seine Begründung nach den verschiedensten Richtungen hin durch⸗ aus anfechtbar ist.

Ich werde mich in meiner Erwiderung auf weniges beschränken und beginne mit der Kritik, die er hier an den Aeußerungen des Herrn Ministerpräsidenten im Hause der Abgeordneten am 14. März 1917 geübt hat, als der Herr Ministerpräsident es für angezeigt er⸗ achtete, dem Reichstage seine Anerkennung für seine Tätigkeit während der drei Kriegsjahre auszusprechen. Meine Herren, wie geschab denn dieses? In diesem hohen Hause war eine Kritik des Reichstages erfolgt. Gegen diese Kritik erfolgte im Hause der Abgeordneten eine heftige, sehr lebhafte Abwehr, und inmitten dieser Verhandlungen stand der Herr Reichskanzler und hielt sich für berufen, den Reichstag, mit dem er während schwerer Kriegszeiten gemeinsam mit dem Plenum und den Ausschüssen große entscheidende Entschlüsse gefaß hatte, zu schützen und anzuerkennen, was der Reichstag getan. Mit dieser Anerkennung hat er kein Parlament im Deutschen Reiche, weder das preußische Abgeordnetenhaus, noch das preußische Herren⸗ haus beruntergesetzt. (Sehr richtig!)

Er hat dabei auch keineswegs die Traditionen verkannt, die diesen großen Körperschaften innewohnen.

Meine Herren, auch gegen eine andere Wendung des Herrn Grafen Roon muß ich Stellung nehmen. Einer der Herren Vor⸗ redner ich glaube, es war Herr Dr. Soetbeer bezeichnete die Thronrede als einen rocher de bronze im Zusammenhang mit den Erklärungen der Thronrede über die Aenderung des Wahlrechts. Meine Herren, die Thronrede ist eine feierliche Urkunde, durch welche der Monarch zu seinem Volke spricht (Sehr richtig), und es scheint mir doch den Wert dieser Urkunde herunterzusetzen, wenn man sagt, sie wäre nur von Ministern gemacht. (Sehr richtig!) Gegen diese Auffassung muß ich ganz bestimmten Einspruch erheben. (Bravo!)

Der Herr Ministerpräsident hatte in der erwähnten Rede des Ab⸗

geordnetenbauses ausgesprochen, daß das Erleben dieses Krieges zu einer Umgestaltung unseres innerpolitischen Lebens führen müsse und führen werde. Damit bat er seiner Meinung, seiner inneren Ueber⸗ zeugung dahin Ausdruck gegeben, daß wir eben nach dem Kriege wich⸗ tige Entschließungen auf dem Gebiete der inneren Politik zu treffen haben werden.

Im Brennpunkt seiner Erwägungen stand die Frage des preußi⸗ schen Wahlrechts, die während dieser Kriegsjahre wiederbolt ange⸗ kündigt worden ist, die der Herr Ministerpräsident von neuem als eine Vorlage von größter Bedeutung kennzeichnete, und die in die Tat umzusetzen wäre, wenn auch erst nach dem Kriege. Er lehnte es ausdrücklich ab, daß von seiner Seite eine Diskussion über den Inhalt dieser bedeutendsten Gesetzesvorlage, der wir entgegengehen, stattfinden solle. Er motivierte dies damit, daß es im höchsten Maße gefährlich sei, in eine Diskussion einzutreten zu einer Zeit, in der alle unsere Kräfte gegen den äußeren Feind zusammengefaßt werden müßten, wo wir alles vermeiden müßten, was unsere innere Kraft zersplittere und zerspalte. Mit diesen Aeußerungen fand der Herr Ministerpräsident im anderen Hause eine fast allseitige Zustimmung, auch dahingehend, daß ein so bedeutsames Gesetzgebungswerk wie eine Wahlrechtsvorlage erst nach dem Kriege seine Erledigung finden könne. Ich hoffe, meine Herren, nach dem, was heute in den grundsätzlichen Erklärungen der Parteien dieses Hauses zu Beginn der Sitzung verlautbart wurde, daß

der heftige Streit, der zwischen dem Herrenhause und dem Hause der

Abgeordneien entstanden war, aus einer Ursache heraus, die, so wert⸗ voll ihre Erledigung im Sinne der Regierung gewesen wäre, doch an sich nicht bedeutsam genug war daß dieser Streit sich nicht fort⸗ setzen möge. Heute köoöͤnnen und dürfen wir nichts anderes tun, als alle unsere Kräfte zusammenzuraffen, um das zu ertragen, das auszu⸗ führen, das durchzusetzen, was die Schwere des Krieges außen und innen von uns verlangt. (Bravo! und Sehr richtig!)

Herr Dr. Dernburg: Graf Roon hat erklärt, eine Neu⸗ orientierung sei nicht notwendig. Man rede nur von einer Neu⸗ brientierung nach links. Darin hat er allerdings recht, denn nach rechts geht es gar nicht mehr, da ist man schon an der Wand. Es heißt, wir lernen weder aus der Gegemwart noch aus der Vergangen⸗ heit. Das Wort müssen wir zurückgehen. Reich und Staat teilen sich in den Geschäften. Warum streiten die Paulamente gegen einander? Aber von wem sind denn die Angriffe ausgegangen⸗ Preußen bildet den Eckpfeiler des Reiches, das braucht man nicht immer zu wiederholen. Daß durch 30 Sczialdemokraten die Rechte der Krone stärker angegriffen werden könnten, kann ich mir nicht denken. Alle diese großen Worte sind nicht angebracht. Es hat sich ein großer vierter Stand gebildet, der vom Hause ausgeschlossen ist. Diesen hineinzubringen, darum handelt es sich. Wer diesem Ver⸗ langen unfreundlich gegenübersteht, sieht die Dinge nicht richtig an. In Preußen soll jeder alle Freiheit mit Ausnahme des Rechtes, zu stehlen, zu rauben und zu morden, haben. Diese drei Rechte noch zu erwerben, danach steht mein Ehrgeiz nicht. (Heiterkeit.) In die preußische Venvaltung ist eine Einseitigkeit gekammen, die dem amnzen nicht zugute kommt. Das zeigt sich am meisten bei dem Zu⸗ eenEeen era. dem Reiche. Als ob wir nicht alle dieselben Menschen waren, dasselbe Land, dieselben Freibelten hätten, als Ergebnis dieser großen Zeit enwarten, daß Deutschland sich ge⸗ schlossener bildet und eine größere Annäherung unter den einzelnen Staaten stattfindet. Das Meich ist nicht mehr eine große Versamm⸗ lung von Bundesstaaten es ist eine Sache in sich geworden; die jetige große Kroft des Reiches ist eine Folge der Gesetzgebung des Rricge⸗ namentlich der sozialen Gesetzgebung, die die Sorge von den Anbeitersamilien genommen 5 Die ganze Welt er⸗ kennt das eine gigße Fat an und süch das nach⸗ zumachen. Sind das picht Fesftungen eines Bolksparlaments⸗ Da soll man Mer sih ergehen s6m dirsem Hause zjenes Parlament. berunturgesetzt wird⸗

Ein nicht gewahltes Parlament, ein ernanntes Haus pebarf in ganz

anderer Weise des Vertrauens, weil es nicht alle fünf Jahre gewechselt werden kann. Es muß seine große patriotische Haltung bewahren, sonst verliert es. (Beifall links.)

Herzog Ernst Günther von Schleswig⸗Holstein: Ich spreche in meinem eigenen Namen. Man fühlt jetzt, daß das Ende des Froßen Ringens herannaht. Niemals hat Deutschland so groß dägestanden. Deutschland und seine Bundesgenossen sind von ieg zu Sieg geschritten. Wir hoffen, auch den gewaltigsten Feind, England, auf seinem ureigensten Element zu besiegen. (Beifall.) Bedaueru muß ich, daß wir im Innern nicht das friedliche Bild haben, das unserer Größe nach außen entspricht. Ich habe vorhin verlesen, daß unsere Fraktion den Streit nicht forfführen will, deshalb gehe ich nicht mehr darauf ein, trotzdem von anderen Rednern darauf hin⸗ gewiesen worden ist. Vor 30 Jahren sagte unser damaliger Praͤ⸗ ident, Herzog von Ratibor: es ist ein mißliches Ding, wenn ein

Harlament gegen das andere sich äußert. Diesen Standpunkt teile ich. Deshalb 5 ich den Reichstag nicht an. Aber soweit wir berufen sind, mitzustimmen, ist es unsere Pflicht, zu reden. Deutschland steht geschlossen da in seiner erdrückenden Mehrheit. Bange Soͤrge erfüllt uns aber vor der Zukunft. Der sozialistische Zukunftsstaat, don dem wir im Kriege einen Vorgeschmack bekommen haben, hat wohl nie⸗ manden befriedigt bis in die Reihen der Sozialisten hinein. Man nennt das Kriegswirtschaft, aber wie weit wird der Geist der Kriegs⸗ wirtschaft im Frieden fortleben? Gegensätze zwischen Landwirt, Kauf⸗ mann, Erwerbsständen werden sich ergeben; nicht mehr die Beamten werden die Regierenden sein, sondern die Unzahl derfenigen, die loval

oder illoval durch die Schlingen der Verordnung hindurchzuschlüpfen

verstehen. Wünscht das Volk etwa, daß die jetzt regierenden Kreise in dieser Weise ersetzt werden? Auch der Sozialismus wird sich mit einem solchen Staate nicht befreunden. Es geht eben nicht mit der Zentralisation kat' exochen. Militär⸗ und Zidildehörden wett⸗ eifern mit Verordnungen. Es begann vor dem Kriege mit der Reichs⸗ versicherungsordnung und hat sich lawinenarkig fortgesetzt. Man er⸗ stickt unter den Lawinen von Verordnungen. Die Arbeit des Staates im Kriege ist ganz riesenhaft, die Kritik ist leicht, die Ausführung Fe. ich möchte den leitenden Männern keinen Vorwurf machen, sie ihre Aufgaben nicht erfüllt hätten. Ich wende mich nur gegen das Srstem, das nicht durchzuführen ist. Musterhaft hat sich unser Eisenbahnwesen im Kriege entwickelt. (Beifall.) Wie die Mobil⸗ machung sich vollzogen hat, das macht uns niemand nach. Wenn 8” im Eisenbahnwesen noch Mängel gezeigt haben, so liegt das an der großen Aufgabe und an den Anforderungen der Militärverwaltung. Mit der Zentralisierung im Wirtschaftswesen geht es nicht. Machen Sie die Regierungspräsidenten selbständig, so ist ein großer Fortschritt gemacht. Was das Wahlrecht in Preußen be⸗ triff, es ist die Zeit der Umwälzung, die Krieger kommen anders aus dem Felde, als sie hingegangen sind. Die großen Erfolge sind an unserem Volke nicht spurlos vorüber⸗ gegangen. Daß es ein schöneres Wahlrecht geben kann, als das Drei⸗ klassenwahlrecht, ist auch von den Konservativen im Abgeordneten⸗ haus anerkannt worden. Od sie denn nun ein schöneres Wahlrecht zutage fördern werden, möchte ich noch bezweifeln. Wir werden es abwarten und danach unsere Beschlüsse zu fassen haben. Die konser⸗ vative Gesinnung schließt eine Fortentwicklung nicht aus. Es treten immer neue Aufgaben hewor, dafür gibt es kein Allbeilmittel. Auch die Konserativen werden nach dem Kriege unser inneres Leben mit anderen Augen ansehen. Möge unsere große Zeit auch große Männer hervorbringen. Möge der Tüchtige freie Bahn finden nach der Richtung, daß das alte Wort Wahrheit erhält: Es gibt noch Richter in Berlin. Die Tuchtigkeit und die Gesinnung mussen entscheidend sein. Landwirte und Arbeiter stehen sich freier gegenüber als Be⸗ amter und Direktor, weil jene auf demselben Boden zusammen⸗ arbeiten. Für den Tüchtigen freie Bahn, das soll unser Geleihvort sein. Sollten in dieses Haus auch Vertreter der Arbeiter ein⸗

„so wird jeder hier im Hause ihnen Achtung entgegenbringen, wenn sie ihren Aufstieg ihrer Tüchtigkeit verdanken, nicht der Agitation. Möge man in Zukunft hervorsuchen, was uns eint: die Liche zur Heimat, der Stolz auf die Helden, welche zurückkehren und auf die, welche gefallen sind. Dann wird die Zukunft unseres Weterlandes eine glückliche sein. (Lebhafter Beifall.)

Fürst Rad ziwill: Die Proklamation des Königreichs Polen durch Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph entspricht unzwei⸗ deutig der politischen Einsicht, daß die polnische Nation nach ihrer geschichthchen Vergangenheit, ibrer gcographischen Ausdehnung und ihrer Beteiligung an allen Kulturwerken eine Stelle unter den Staaten Europas wieder finden soll. Wir müssen die Manifeste der beiden Kaiser mit Dank entgegen nehmen und mit Vertrauen in die Zukunft seben. Wir nebhmen an, daß eine gerechte, innere Politik Preußens den Staatsbürgern polnischer Nationalität gegenüber eine gute Rüchvwirkung auf das Verhältnis zu Polen haben wird. Nur auf dem Boden vollkommener bürgerlicher Gleichberechtigung wird ein barmonisches Verhältnis zwischen den Preußen und den preußischen Polen möglich sein. (Beifall.)

Herzog zu Trachenberg: Das waren andere Worte als die⸗ jenigen der polnischen Fnaktion im Abgeordnetenhause. Jeder von uns wird über die Worte des Vorredners lebhafte Befriedigung empfinden. Der Fürst Radzuwill hat aus seinem polnischen Herzen memals ein Hehl gemacht, ist aber immer ein guter Preuße geblieben. Sein Name hat bei den Polen einen guten Klang, ich hoffe, daß seine Worte eine recht weitgehende Verbreitung finden werden, dem heute können uns die Gefühle der Polen für uns nicht mehr gleich gültig sein. Fürst Radziwill hat im Namen der Polen das Geloöbni⸗ der Treue abgelegt. Die Proklamierung eines selbstandigen Polens wird von vielen als ein Fehler betrachtet, aber was sollten wir machen? Wir sind mit 3 Millionen Polen nicht fertig geworden und würder mit 7 Millionen Polen nicht fertig werden. Rußland wird der Drang nach dem Westen behalten. In Wahrheit gehort Polen nach seiner geographischen Lage, seiner Geschichte, seiner Kultur, seine Religion zum Westen. Einen großen Teil seiner Kultur verdank Polen den Deutschen, das wird kein Pole leugnen. Seit 1831 war Rußlant mit Preußen eng verbündet, und die Politik Bismarcks war berechtigt, das Verhältnis zu Rußland zu wahren und eine Polen⸗ politik zu treiben, die Rußland nicht verletzte, und die beiden Zentral⸗ mächte Mir⸗ jetzt nichts anderes getan als Bismarck. Polen zwischen Rußland und Deutschland kann die Reibungsfachen zwischen den beiven großen Militärstgaten verringern. Aber darüber dürsen sich die Polen nicht täuschen: Danzig und die preußischen Polen konnen wir ihnen nicht geben. Aber unsere E“ muß sich so ändern, daß sie Rücksicht auf den neuen Nachbar nimmt. ir werden das Ent⸗

eignungsgesetz aufbeben. Es würde niemals mehr eine Mehrbeit finden,

auch nicht im anderen Hause. Wir müssen guch die Praxis bei der Ansiedlungsgenehmigung andern. Was wir im Kriege in bezug auf den Gebrauch der Muttersprache den Polen zugestanden haben, müssen wir im Frieden beibehalten; und wir müssen auch den Gebrauch der polnischen Sprache in Vereinen und Versammlungen gestatten. Wir hoffen auf ein gutes Verhältnis zu unseren polnischen Mitbürgern. (Beifall.)

Vizepräsident des Staatsministeriums, Minister der öffentlichen Arbeiten Dr. von Breitenbach:

Meine Herren! Die Königliche Staatsregierung hat zu den Fragen, die wir unter dem Begriff der Polenpolitik zusammenfassen, während der Kriegsjahre wiederholt Stellung genommen. Inebe⸗ sondere hat der⸗Herr Minister des Innern mehrfach erklärt, daß die Königliche Staatsregierung bereit sei, diejenigen gesetzlichen und ver⸗ waltungsrechtlichen Bestimmungen, die von seiten der preußischen Staatsbürger polnischer Zunge als unbequem und lastig empfunden werden, denen sie Widerstand entgegensetzen, einer Nachprufung eu unterziehen. Leicht ist es der Staatsregierung nicht gemacht worden,

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11 g Siandpurct sestzußghien (Sehf richtig!), weng man sich Ee lsetung in der Zweiten Beilage)

(Fortsetzung aus der Ersten Beilage.)

her heftigen Angriffe und Reden polnischer politischer Persönlich⸗

feiten, wie des Abgeordneten Korfanty, erinnert, Angriffe und Reden, die die Interessen derjenigen, denen friedliche Zustände am Herzen jegen, wesentlich geschädigt haben. Und trotzdem ist die Staats⸗ egierung der Auffassung, daß sie an ihrem Vorhaben festzuhalten aebe in der Ueberzeugung, daß gerade derjenige Teil unserer polnischen Landsleute und derjenige Teil der polnischen Presse, der die Auf⸗ fassung derer vertritt, denen an einer ehrlichen Verständigung mit em preußischen Staate liegt, sich mehr und mehr stärken und an Kraft zunehmen werde. Unter diesen Gesichtspunkten kann die Königliche Staatsregierung tie Rede des Fürsten Radziwill nur mit Genugtunng begrüßen, und ich kann auch meinerseits wie Fürst Hatzfeldt bestätigen, daß aus bieser Rede doch ein anderer Ton herausklingt, wie derjenige, a wir aus den Reden des Abgeordneten Korfanty und seinen Ge⸗ sinnungsgenossen zu hören gewohnt waren. Ich begrüße insbesondere, ß Fürst Radziwill den Wert des Manifestes vom 5. November 1916 r erhabenen Monarchen der verbündeten Staaten richtig einge⸗ bätzt hat und schließe hieraus, daß er sich voll bewußt ist dessen, was Deutschland in diesem Weltkriege für die Polen getan hat. Aus seinen Schlußworten entnehme ich auch ein offenes Bekenntnis zum peußischen Staat, und hege die Zuversicht, daß sich in Zukunft tie Erinnerung an die schweren Kämpfe, die wir lange Jahre in unserer Polenpolitik zu führen hatten, verlieren und vergessen machen en. Wenn die preußische Staatsregierung bisher auf dem Standpunkt tanden hat, daß dasjenige, was sie an Entgegenkommen gegenüber ten polnischen Staatsangehörigen für zweckmäßig und nützlich hält, t nach dem Kriege zu geschehen habe, und wenn sie diesen Stand⸗ nkt jetzt verläßt, so geschieht das aus zwei Erwägungen, einmal aus t nicht vorausgesehenen langen Dauer des Krieges und dann auch gesichts der völligen Veränderung der polnischen Verhältnisse inner⸗ b und außerhalb unserer Grenzen. Seine Durchlaucht der Herzog zu Trachenberg hat in seiner Rede e Reihe von wertvollen Anregungen und Fingerzeigen gegeben, eer sich unsere Polenpolitik der Zukunft vorstellt. Diese An mgungen decken sich in wesentlichen Teilen mit demjenigen, was im deren Hause von maßgebenden Stellen vorgebracht worden ist. Ih darf aussprechen, daß diese Anregungen auf einen fruchtbaren Hoen fallen werden, und ich bin in der Lage, namens der König⸗ licen Staatsregierung mitzuteilen, daß dementsprechend auch bereits in Erwägungen eingetreten ist über die Aufhebung des Enteignungs⸗ ees sowie über Erleichterungen für die Polen bezüglich des Ge⸗ auchs ihrer Muttersprache. (Bravo!) Daß im Gebiete der Ost⸗

k die Förderung und Festigung deutscher Ansiedler auch fernerhin gabe der Staatsregierung sein werde und müsse, ist selbstver⸗ dlich und wiederholt bei jeder Gelegenheit ausgesprochen. An⸗ rseits wird auch erwogen, durch entsprechende Handhabung des agraphen 13 b des Ansiedlungsgesetzes und durch Gewährung der chen allgemeinen finanziellen Staatshilfen etwa in derselben

se, wie es bezüglich der Kriegsbeschädigten schon zugesagt ist, den Anischen Staatsbürgern die Möglichkeit zur Ansiedlung in ihrer

matprovinz zu geben. (Bravo!) Ich hoffe, daß die Verhand⸗ hen über die verschiedenen Materien zu einem baldigen Abschluß angen werden, und habe die Zuversicht, daß damit eine neue Zeit mmwachsen wird gemeinsamer Arbeit, gemeinsamen Wirkens unserer eußischen und polnischen Landsleute. (Lebhaftes Bravo!)

Graf von der Schulenburg⸗Grünthal: Namens meiner

fraktion habe ich zu erklären, daß wir wegen des Kriegszustandes uns einer ] der inneren und der Polenfrage nicht beteiligen len, aber ich gebe meiner Freude über die lovale Erklärung des sten Radziwill Ausdrulr. 8s

Herr von Morawsli spricht namens seiner polnischen

nde der Regierung den Dank fuͤr ihre entgegenkommende Er⸗

ung aus. M“

Oberbürgermeister Körte⸗Königsberg: Gegen die Errichtung

neuen Konigreichs Polen haben in weiten Kreisen schwere Be⸗

en bestanden, weil sich die Entwicklung der Dinge noch gan nicht ehen läßt. Aber nach der heutigen Erklärung der Regierung man erwarten, daß man im polnischen Lager die Hoffnung bt, die Hauptstadt des Polenreiches an der Ostsee zu seden. müssen in erster Linie die Interessen des preußischen Staates ahrnehmen und sie nicht gefährden lassen durch Aspirationen, die nicht zültig zu Grabe getragen werden. 8 8

Oberbürgermeister Dr. Wilm s⸗Posen: Ich hegrüße mit großer

de die Erklärung des Fürsten Radziwill, aber ich furchte, daß er

eine geringe Anzahl von Getreuen hinter sich hat und daß noch

Kreise der polnischen Beyvölkerung einer solchen Erklarung ab⸗

nd segenüberzeben. Die Proklamierung des Königreichs Polen

ae Vonpegnahme der Kriegsziele, über die nicht diskutiert werden ite. Sollten wir uns noöch mit den schweren neuen Aufgaben des greichs Polen belasten? Im Frieden muß die Garantie geleistet en, die wir jetzt im Kriege übernommen haben. Aber die preußi⸗

Zepölkerung stellt sich nunmehr auf den Boden der Proklamation

dofft, daß es der Regierung gelingen möge, dieser Aufgabe gerecht

erden. Ein Teil der Ausnahmegesetze gegen die Polen muß

z man hätte vielleicht gleich mit der Mobilmachung das Ent⸗

ngsgesetz aufheben sollen. Erst erklärte die Regierung, während

rieges könne sie das nicht machen, heute erklärt sie, es kann viel⸗ doch während des Krieges gemacht werden. Was ist das für

Regierung? (Heiterkeit.) Es sollte einfach gesagt werden, es

aufgehoben; statt dessen heißt es nur, es soll jetzt erwogen werden.

den Zugeständnissen auf den Gebieten der Schulen können wir thauf eine schiefe Ebene gergten, die Schule muß deutsch bleiben ene barf der deutschen Hand nicht entgleiten. Man könnte vielleicht een Religionsunterricht in der Muttersprache außerbalb der Schule eestatten, aber in der Schule selbst nur deutsch unterrichten. An den 1ch ac haben sich die Polen nur in sehr geringem Maße be⸗

ralich. Weite Kreise der ostmarkischsen Bevölkerung wollen aber auf vner besseren modus vivendi mit den Polen binarbeiten zum Besten miegs Vaterlandes. (Beifall.) Herbürgermeister Dr. Hebler⸗Düsseldorf: Cs darf sich in Gegensatz gpischen Stadt und Land herauchilden. Beide sen zusammenstehen und sich einander belfen. Die Städte im wsten haben vielfach kein landwirischaftliches Hinterland, wie das Osten der Fall ist. Baber ist die Not dort größer. Durch die Andenburgspende ist eine erfreuliche Besserung eingetreten. Die

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

en 29. März

Berlin, Don

erstag,

Lebensmittelbeschaffung muß zweckmäßiger organisiert werden; der Arbeitskreis der Landräte * zu groß, es sollte für jedes Dorf eine besondere kleine Kriegswirtschaftsstelle gegründet werden, an der die Landwirte sicherlich gern mitarbeiten würden. Die Kartoffelver⸗ sorgung hat gänzlich versagt. Die Ernte war schlecht, aber auch die Aussaat war ma ft gewesen. Auch die Transportschwierigkeiten waren Schuld daran. Schwere Sorgen bereitete die Beschaffung der Saatkartoffeln. Es ist fraglich, ob ein Anbauzwang für Kar⸗ soll jeder 5 Pfund Kartoffeln in der Woche erhalten. Die Botschaft höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Auch ob die erhöhte Fleischration wirklich zur Verfügung stehen wird, bezweifle ich sehr. er die Gewißheit haben wir doch, daß wir durchhalten werden. Um 6 Uhr vertagt das Haus die Weiterberatung des Etats auf Donnerstag 12 Uhr.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Lvoner Blättern zufolge begaben sich, wie „W. T. B.“ meldet, die Delsegierten der französischen Bergarbeiter, die vorgestern in Paris zu einem Kongreß zusammengetreten sind, zum Minister Thomas, dem sie die Forderung um Gehaltserhöhungen um 15 bis 20 % unterbreiteten. Es sei den Arbeitern unmöglich, angesichts der bis zu 75 % betragenden Lebensmittelteuerung zu den bisherigen Lohnbedingungen weiterzuarbeiten. Die Delegierten lehnten namens der ganzen Arbeiterschaft die Verantwortung für die Steigerung der Koblenpeelse ab, die nur auf Preistreibereien der Bergwerksbesitzer und Großindustriellen zurückuführen sei. Die Abordnung begab sich alsdann zum Arbeilsministerium, wo sie die gleichen Wünsche vortrug.

Nach einer von „W. T. B.“ wiedergegebenen Meldung des „Daily Telegraph“ aus Athen ist am 26 d. M. in sämtlichen elektrischen Zentralen von Griechenland ein Aus⸗ stand ausgebrochen. Die Straßenbahnen und die Eisen bahn nach dem Ptlräus haben ihren Betrieb eingestellt. Die Zeitungen, die elektrische Kraft gehrauchen, sind nicht erschienen, und verschiedene kleinere Betriebe mußten geschlossen werden. Ja der großen Zentrale in Athen haben die Ausständigen einige Maschinen⸗ teile entiernt, um zu verhindern, daß der Beiried mit anderen Arbeits⸗ kräften fortgesetzt wird. Abenes war die ganze Stadt in Dunkelheit gehüllt, da die Gasfabriken wegen Kohlenmangels geschlossen werden mußten.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

In Britisch⸗ Indien hat die Beulenpest Februar eine erhebliche Verbreitung gefunden. Der Oberdefehlehaber in Indien ordnete, wie „W. T. B.“ meldet, in⸗ solgedessen die Ueberbringung sämtlicher Truppen aus Indien nach Aegppten an. Die Zahl der erkrantien Europäer soll größer sein ais dister, weit es in eindien an Aerzten fehlt, so daß die Kranken sich längere Zeit selbtt überlassen sind. Ende Februar trafen poriu⸗ giesische Aerne ein, die sofort veranlaßten, daß alle Kranken abge⸗ sondert wurden.

im Monat militarische

Nr. 25 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 24. März 1917 hat solgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. Nicht⸗ amtliches: Der Neubau des Mmeralogisch⸗Beolonischen Instituts der Bergakademie in Freiberg i. Sachsen. Für das Erbbaurecht. Die Bedeutung der deutschen Kolonialbahnen für unsere afrikantschen Schutzgebiete. Vermischtes: Verwaltungsbericht des Verband’8 Groß Berlin, betreffend die Verkehrsanlagen. Dr. Ing. E. h. Jojeph Riehl †. Bücherschau.

Handel und Gewerbe.

Die Pensionskasse für die Arbeiter der preußisch⸗bessischen Eiserhabngemeinschaft, die von den ersten fünf Kriensanlerhen berens 105 Millionen Mark Schuldduchforderungen erwarb, hat laut Meldung des W. T. B.“ auf die KTriegsanleihe wiederum 20 Millionen Mark 5 % Schuldduchforderungen gezeichnet. Die Kreltsparkasse Angermünde zeichnete 3 Millionen Mank.

Die Spinnerei und Buntweberei Prfersee erzielte laut Meldung des „W. T. B.“ im Geschäftsjahr 1916 einen Ueber⸗ schuß veon 520 616 ℳ. Nach Adbsetzung der Abschreihungen mit 197 371 wird die Ausschuüttung von 7 % Dididende vor⸗ geschlagen. Als Vortrag auf veue Rechnung verbleiben 88 74 ½ ℳ.

Per Aufsichtsrat der Eisenhütte Stilesia, Aktien⸗Ge⸗ sellschalt Paruschowitz O. Schl. deschloß launt Meldung des „W. T. B.*, der ouf den 21. Apeil 1917 einzuherufenden General⸗ versammlung die Ausschättung einer Dividende ven 18 Prosent Das Uaternehmen ist mit großen Aunftwägen reichlich verseken

Die Baumwollspinnerei Unterhausen in Württem⸗ berg erzielte laut Meldung des „W. T. B.“ im Geschäft jahr 1916 einen Nederschuß von 752 418 ℳ. Nach Absch eihungen dan 307 000 und Absetzurg von 230 000 für Kriegsrücklagen deschluß der Aut⸗ sichtgrat, eine Dioidende von 10 Peozeat vorzuschlagen. Als Vortrag auf neue Rechnung verbleiden 64 734 ℳ.

Der Aussichtsrat der Aktiengesellschaft fur Eisen⸗Industrie und Brückenhau (vormals Johann Casvar Harkort in Duisbarg) schlägt laut Meldung des „W. T. B.“ fün das abaelamene Geschäfts⸗ lahr eine Dividende don 7 % für die Stammaktten und 8 % für die Vorzugsaktien vor. 8 1

In der gestrigen Aufsichtsratssitzung der Deutschen Ma⸗ schinenfahrik A. G. in Pulsburg wurde laut Meldung de „W. T. B.* beschlossen, eine Hlbidende für das abg elaufene Ge⸗ schäftsiahr 1916 von 12 % in Vorschlag zu bringen.

Das Oberlandesgericht Coöin fälte laut Meldung des „W. J. B.“ gestern in der Anfechtungsklage Karl Welchers gegen die Vereinigten Stahlwerke Van der Zypen uad Wissener Fisenhütten das Urtrit, daß der Beschiuß der Generalversamm⸗ lung vem 20. Oktober 1915 sowen als nicht g erklärr werd, als bei Berechnung dee Tantieme des Aufsichtsrals die Tantieme des Vor standes nicht vorher in Abzug gebracht wurde. Des gleiche Urteil fällte das Oberlandesgericht in der Klagesache W iers gegen den Rheinischen Aktienverein für Zuckersahrikg kion.

New York, 28. März. (Reuter.) J. P. Aorgan u. Co. teilen mir, daß eine neue frautosische Anleihe don hundert Mellionen Dollar zum Ahschluß gebracht worden ist. Se wid die Form von zwetzährigen Notes zu einem Zinssatz von 5 %9 haben.

lokov middluag

8

Börse in Berlin 8 (Notierungen des Börsenvorstande) 8— vom 28. März Geld ℳ6

E 5,52

244 ¾ 168 ½ 174 %

New York Holland

Daͤnemark Schweden Norwegen

1 Dollar 100 Gulden 100 Kronen 100 Kronen

100 Kronen Schweiz 100 Franken Wien⸗

Budapest 100 Kronen Bulgarien 100 Leva

Konstanti⸗ nopel 100 Piaster Barcelona 100 Pesetas

20,65

125 ½ 126 ½

Madrid und

Die Stimmung des heutigen Wertpapiermarktes war im all⸗ gemeinen zuversichtlich zu nennen; zum Teil trat diesen auch in per⸗ schiedenen Wertsteigerungen zutage. Das Geschäft blieh in enaen Grenzen; einem etwas gesteigerten Interesse begerneten einige Mentan⸗ werte wie Phönix, ferner Schiffahrtsaktien sowie Bergwerkaktien. Der Schluß war ruhig.

Kursberichte von auswärtigen Fondsmirkten.

Wien, 28. März. (W. T. B.) Die bisberige feste Haltung der Börse gelangte auch heute voll zur Geltung, Unternehmungslust Schranken auferlegte. Ledhaftere Umsütze fanden lediglich in den in der Kulisse gehandelten Transvort⸗ umg Sisenaktten statt. Im Schrankennerkehr waren zahlreiche Wertyartegs zer böberen Kursen begehrt, doch kam es rur zu vereinzelten Abt Türrische Lose setzten ihre Aufwärtsbew egung fort. Kriegsanleihen behaupteten ihren erhöhten Stand. 1

London, 27. März. (W. T. B.) 2 ¼ % Englische Fanfols 52 5 % Argentinter von 1886 91, 4 % Brafil aner don 1889 —. 4 % Japaner von 1899 72, 3 % Po tugirsen —, —, 5 Ruf en von 1906 78 ½, 4 ½ % Russen von 1909 51, Baktimasz and Dhie —,—, Canaan Pacific 171 ⅞, Erie 30 ¼. Nat oval Failmans af Mexico 4 ¾, Pennsplvania —, —, Southern Pacisic Uʒh. Umam

ackfic 137 ½, United States Steel Corporation 12h. Anacunda

opper 17 ¾, Rio Tinto 62 ⅜, Chartered 1178, De Beenz def. 13 112. Goldfields 1 v8, Randmines 3 ½, 5 ℳ% Kriegsanlethg †.e, 4 ½ % Kiegsanleihe —,—, 3 ½ % Knegsanle he 85 irathistont 4 8⁄29, Silber 358 ⁄. Wechsel auf Amstertam 3 Mhmalze 11,92 ¼. Wechsel aaf Amsterdam kurz 11,77 ½., Wechsel auf Pausts. Monate Wechsel auf Paris kurz 27,82. Wechsel auf Petersburg Paris, 28. März. (W. T. B.) 5 % Franzasische Anleihe 88,30, 3 % Französische Rerte 61,40, 4 % Span. außems Ar leihe 104,15, 5 % Russen dom 1906 79,00, Rusßen von 1896 52.30, 4 % Türken unkf. —,—, Suezkanal 4350., Min Aintn 1290.

Amsterdam. 28. Mihz (W. T. B.) Teugemnsm. Still Wrchfel auf Berlin 39,05, Wechsel auf Wien ..MBchfer auf Schweiz 49,05, Wechsel auf Konenhagen 81. Wechfel auf Stock olm 73,95, Wechsel auf Nem Port 2¼2 00, hsel auf

ondon 11,77 ¼, Wechsel auf Paris 42,32 ½. 5 % Werlkündtsche Staat anleihe 101 212, Ool. 3 % Nrenerl. W. S. . Königl. Niederländ. Petroleum 509 ½, Holbland⸗Amerika, Unte 420h. Müerlüntg. Indische Handelsbank 233, Atcht on. Topeta u. Sams. 66 102, Rock Jsland 1½., Southern Packsic 96 . Southern It. zat 27 ⁄o Umon Packsic 142 ¼, Anaconder 17 3 778. ited S 1 Corp. Französisch⸗Engliüche Anleite 3283. Hamburg⸗Amerita inie —,—.

New York, 27. Män. (Saälasß) (M. T. B. Das Ge⸗ schäft an der Fondsbörze war Keute durh em mette h gFrbebliches Nachlassen der Beteiligang des Pridutdublekemg an demn üiee ätzen ge⸗ kennzeichnet. Die Umsätze belesen sich au⸗ 820 000 Hruch dlieben also wesentlich hinter dem gettrigen Unsagz zuruck. Miezaümmung anfangs recht fest, —e. —— Ausrüft die Fübrung üdernahmen. Für erstere regten Ermägungen die vor⸗ aussicht iche Heranftetzung der Fracht aten zu ledbt afte. htsfen an. Im weiteren Ver aufe senkre sich der Kunsstand allasmetm unter Reallsterungen; deronders ga hemn Scheffahrts Induttrirvapnere nad Eisendahnakvden stärker üach Der Schluß man unengel⸗ mäßig. Die Kursveränderungee ztelten sich meist unter einem Dollac. Tanden für Geld: Brhaunter Geld auf A. Stunden Durchschnittsrate 2 ¼, Geld auf 24 Stunden letztes Panlehen 2 ½, Wechfel auf London (60 Tare) 4.71,00, Cahle Travssenh. 4,76,40. Wechfel auf Parts auf Sichtt 5,84,75, Wechsel auf Berlin auf Sicht 69 ½, Silder Butllon T1 ½, 3 % No thern Paerfic Bones 66 ½, 1. % Var. Staat. Bonds 1925 109, Atchisun Toveka u. Santch. 86 Balttmote aad Ohm 9 ¼, Canadtan Pacsie 162, Gheispeate u. Ohmo 60 ¼, Chicago, Pertwankee u. St. Paul 83, Wenhan n. Rimn Geande 1t, Jütnois Central 104 ½, Louisvelte u. Narhtzille 128 New York Gentral 97 ½, Norsolk u. Western 132 ⅛, Penaeiylbanich 54 ½ Krading 97 ¾, Southern Parcific 95 ⅝, Union Pactsic 140 ⅛, Avacond Capper Mining 83 ¼, Untten Stat. Steel Corporation 114 ¼, do. pref. I18.

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Kursberichte von auswärtigen Warenmaärkten.

London, 27. März. (W. T. B.) Kupgfer pramzast 136. London, 27. März. (W. T. R.) Wollautkiion. Die heutige Auktion verkehrte hei guter Beieiligung in festen Haltung. Die l der angebotenen Ballen belief sich apf 7969, die der zurück⸗ gezogenen auf etwa 300. Liverpool, N. März. (W. TX. B.) Ban 5000,. Ballen, mfuhr 600 Ballen, dayon 600 kanische Baumwolle. Für Mänz Avril 12,18, t. tm 12,06. Aumer kantsche und Bralittanische 4 tt. höher. fair underändert; andere ägppiische Gorten 15 Punkte öher. Agsterdam, 2S. März. (W. T. B.) Sauntotz Kaßses ür März 58 3 EV 2S. (W. T. B.) Rühal lako 92 ½ 62 ⅛½, für Mal 63 ⅛, fürn Iunk G4 .

Leinöl loko 63 ¼, für Ape für Juli 65 ½4. 1

New Vork, 27. März. (W. X. .) Baumwolle

19,10. do, farx Märzz. . ., fur Areil

18,85, do. für Mat 18,83, New Orleang de. lokg middling 18,88, Petzsleum refined (in Coses) 12,75, do. Stand. whits ie tetth. Vaht 10,29, do. in Tank 5,50, do. Credit Balancez at eosg 3,902 Schmalz drime Western 29,27 ½, do. Rohe &. Bnb ZJucker Zeutreifugar 5,6 ½. —5,7 7, bnen hard Winter Mehl Speng⸗Wheat claas (neu 5,70. 8,90. Getretbe Liverpool nomn. Kagses Rio Nr. 7 lakg 9 ¾ do. fütz. s do. für Mai 7,80, doe. für Inli 7,92, Zinn 96 Berkatfttt.

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