1917 / 57 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 07 Mar 1917 18:00:01 GMT) scan diff

Eme schlechter werden, da es an känstlichem Dünger und an Ftallsünger sehlt. Die gentiegenen Güterp eise beweisen nichts für die Konjunktur der Landwirtschaft, sondern nur, daß an anderer Stelle sehr diel Geld verdient wird. (Sekr richtig! rechts.) Die Kapitalisten sollen ihren Besit haben, anstatt von ihren Renten zu laben. Hier und da mag auch ein Landwirt „im Gelde schwimmen“, weil inzwischen alle Revaraturen hinausgeschoben und bare Gelder zurückgesegt sind. Nach dem Kriege wird die La dwirtschaft erhebliche Kapitalien in den Grund und Boden himeinstecken müssen, um wieder rentabel zu werden. (Sehr richtig! rechts). Auch in dem Zusammenarbeiten der veischiedenen Instanzen werden noch immer unaölige Fehler gemacht. Meinem Kreise warde eine ganz erhebliche Heulieferung abgefordert, aber nachher sagte ein General im Kriegsamt, sie wüßten sich vor dem vielen Heu gar nicht zu lassen. Die ernsteste Frage ist die Sicherstellung des Saatguts; ich kann ramens meiner Freunde nicht dringend genug der einer Inangriffnahme des Saat⸗ gutes warnen, sollte es aber noch dazu kommen müssen, so möge man weniastens nicht mieder dieselden Febhler machen wie im vorigen Jahre. Da wir auch nach dem Kriege zunächst nichts aus dem Auslande bekommen werden, müssen wir die Produktton der eigenen Landwirtschaft fördern, soweit (8 möͤglich ist. Diese Forderung kann wahrend des Krieges selbstverständlich nur relat v sein. Aber soweit irgend tunlich, muß alles getan werden, um sie zu fördern, und da muß vor allem Rücksi dt genommen werden auf die bäuerlichen, auf die Kleinbetriebe. Verätgert man die Bauern, die Milch und Butter proruriren, noch weiter nit Strafen, mit Zwangsmaßnahmen dann geht die Produkrion weiter zurück. (Sehr richtis! rechis.) Wenn Sie diese Produkte haben wollen, dann müssen Sie höhe e Preise bewilligen. Wenn Herr Braun in dieser Beziebung schwere Vorwürfe erhoben hat, so halte ich dafür, daß der Verführer schwerer bestraft werden muß als der Verführte. Wir können dem Minister nur danken, daß er seinen ganzen Ein flug dahin geltend gemacht hat, über den kleinen Bauer seine schützende Hand zu halten. (Beifall.) Die Herabsetzung der Viehpreise scheint leider eine vollendete Tatsache zu sein. Im Auftrage meiner F eunde erkläre ich, daß wir erwarten, wenn die Herabsetzung erfolgen sollte, daß sie dann in einem Aus⸗ maß erfolgt, daß die viehzüchtenden Landwirte sie ertragen können, und daß sie ausgeglichen wird durch eine entiprechen de Erhöhung der Getreidepreise. Wenn Herr von Batocki von einer Ertparnis von mebreren hundert Milltonen gesprochen hat, die das Reich dabet mache, und diese Summe für die minderbemfttelten Kreise ver⸗ wer den will, so sind wir grundsätzlich mit dieser Verwendung elnver⸗ standen, bedauern aber aufs lebhafteste, daß diese Summe von der Landwutschaft genommen werden muß. Ist die Ermäßtgung nicht zu umgehen, so vaff sie nur ganz langsam und allmählich erfolgen. Auch die Mllchpreise sind heute noch billig. Nicht ernst genug kann vor Eingriffen in die Milchwutschaft gewarnt werden. Sie enden immer mit einem Mißerfolg. Ich selbst habe ungünstige Erf hrungen in dieser Beziehung gemacht. Von den Lieferungs⸗ verträgen will ich hoffen, daß die Sache geht, auch muß ich wünschen, daß den klesneren Kommunen nicht mehr die bitherige Behandlung zutefl wird; ihre Versorgung, auch mit Ersatznahrungsmitteln, scheint tatsächlich nicht in dem gebübrenden Umfange erfolgt ju sein. In diesen Städten bestand dauernd Kaztoffelknapphesit. Dann aber war es richtig, ihnen mehr andere Lebensmittel zuzuweisen.

(Schluß des Blattes.)

Wohlfahrtspflege. Sammlung für die Nationalstiftung.

Das greoße Liebeswerk der Natzonalstistung für die Hinter⸗ bltebenen der im Kriege Gef⸗llenen soll jetzt auch durch eine be⸗ ondere Sammlung in der Provinz Brandenburg gestärkt werden, die von dem Oberpräfidenten von der Schulenburg als Vorsitzendem des Provinzausschusses der Nationalstiftung organisiert worden ist. Vorstand gehören weiter an Haupt⸗ ittenschaftsdirekteor von Buch als Schatzmeiser und Landes⸗ direktor von Winterfeldt, Vorsitender der Kriegsbeschädigtenfürsorge n der Provinz Brandenburg, als Schriftführer. Ein besonderer Ausschuß ist unter dem Namen „Märkischer Werbeausschuß der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen“ eingesetzt worden; seine Geschäftsstelle ist in Berlin W., Königin Augusta⸗Straße 21 (Landes⸗ haus). Es wird gebeten, sich an dem Liebeswerk durch Geldspenden und eifriges Werben zu beteiligen; gilt es doch, wenigstens einen kleigen Teil der Dank sschuald an diejenigen abzutragen, die ihr Lehen für unser Vaterland und für uns alle ließ n. Ihre Hinterbliebenen nach Kräften vor Not zu schützen, ist uns allen heilige Pfl cht. Die Werbelisten werden in den nächsten Lagen versandt werden. Eirne allgemeine Opferwoche, die voraussichtlich Mitte April sein wird, soll die poffentlich recht er⸗ gehnitreiche Arbeit des Werbeausschusses abschließen. Geldspenden wimmt rie Kur⸗ und Neumärkische Ritterschaftliche Tarlehnskafse, Berlin W. 8, Wilhelmeplatz 6, entgegen (Poftscheckkonto 3172). Nähere Auskünfte erteilen die Dienststellen der Landräte und der Oberbürgermeister und Bürgermeister. (W. T. B.)

Kunst und Wissenschaft.

Bosporus und Dardanellen war das Thema, das von dem Profefsor Dr. Walther Penck aus Konstantinopel in der März⸗ sitzung der Gesellschaft für Erdkunde bebandelt wurde. Der Redner führte etwa aus: Die Entscheidung der Kämpfe auf Galllpoli hedeutete die Lösung des einen großen polttischen Problems des Welt⸗ krieges: der B sitfrage der Meerengen. Im Lchte geographischer Forschung erschrint jener schwere Weffengang als der Ausgleich be⸗ ftimmter Gegensätze, die sih notwendig aus den durch die geographische Gestaltung Guropas bedingten weltpolltischen Bestrebungen der Nationen ergeben. Das Problem der Gestaltung Südosteuropas liegt also dem See Problem zugrunde. Wie sich zeigen läßt, sind die Meerengen,

ogporus und Dardanellen, wohl aus einheitlichen und gleichzeittg wirkenden Ursachen entstanden, sie sind aber nicht, wie man früher annehmen zu können glaubte, Stücke eines großen Flußtales, das durch nachtränliche Einbrüche in der Erdkruste bis auf wenige Reste zerstört und im Meere begraben wurde. A 8gehend von der mittleren Tertjärzeit, in der sich von Wien bis zum Aralsee, von der Nordküste Anatoltens bis weit nech Rußland hinein ein großes Binnenmeer debate, läßt sich der Nachweis führen, daß im Raume jenes Meeres drei Gebiete durch die Neigung, zur Tiese zu sinken, ausgezeichnet waren: das Pontusgebiet, das Becken des Marmarameeres und das des nordä äischen Meeres. Auf diese Becken zog sich das einstige Binnen⸗ meer zurück und hinterließ weite Randgebiete festen Landes, auf denen in großer Dicke die einst im Meere abgelagerten Schichten zurück⸗ blieben. Auf dem neuentstandenen Land kamen große Flüsse zur Ent⸗ wicklung, durch die die drei Wasserbecken gefüßt wurden; das süße Wasser, das aus dem regenreichen Norden stammt, verdrängte die salzige Flut. Dies zwingt zu dem Schluß, Taß jene oberiertfären Seen au einer Stelle elnen Ausfluß zum Mitteimeer 28 das zu jener Z’it seine Nordseite in der Breite der Insel Rhodus gehabt b.t. Zur selben Zeit bestanden, sich sicher feststellen läßt, Bosporus und Dardanellen noch nicht. Im weiteren Vexlauf desselben Bewegungsvorganges, des Einsinkens der Becken, hoben sich das europätsche und das kleinasiatisch⸗ Festland immer deutlicher über die Meeresflöche hinaus. Gleichzettig wurden Teile der Landschwellen zwischen den drei Becken unter das See⸗ nipeau hinabgezogen, sodaß sie an der Linie des Bosporus einerseits umd der der Dardanellen andererseits miteinander in Verbindung umten. Das füße Wasser der Festlandstzröme des Nordens drängte nummehr durch Rese Perbindung dem salzigen Meer des regenarmen

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Mediterrangebiets zu, wie dies auch heute noch der Fall ist. Der einbaitliche Bewegungsvorgang dauert bis in die Gegenwart an. Die Strömung vom verbälln swäßig süßen Pomus zum Mittelmeere wirkte der Hebung der Schwellen entgegen und schuf die Täler der Meerengen, den Bosporus und die Da danellen. An dieser Stelle berühren sich nahezu Asien und Europa. Die Meerengen bilden also keine Scheide, sondein eine im Laufe der Menschheilsgeschichte oftmais benützte Brücke. Hier führt der Landweg von Europa nach Südasien und Afrika. Die Meerengen bilden aber auch die Meeresverbindung 2— dem Schwarzen Meer un) dem Ozean. Durch sie führt der Seeweg, durch den das Innere Eurastens an den Weltverkehr angegliedert wird. Wo diese Wege sich schneiben, da mußten sich auch die Interessen der beiden Mächtegruppen kreuzen, deren Wirt⸗ schaftsinteressen mit dem Landweg bezw. dem Seeweg verknüpft sind. An dieser Stelle liegt Konstantinovel. Eine kulturelle Aufgabe der Türkei ist es, jene Voraussetzungen zu erfüllen, die eine Auswertung

jener hervorragend günstigen geographischen Lage gestatten.

8 Literatur.

Von dem „FEroßen Bilderatlas des Weltkrieges“, den der Verlag von Beckmann in München herausgibt (Substriptions preis der Lieferung 2 ℳ, Einzelpreis 3 ℳ) liegt mit der 21. Lieferung die erste des dritten Bandes dieser wertvollen Bildersommlung vor. Die in ihr enthaltenen 181 Abbiloungen nach Qriginalaufnahmen schildern die beiden großen Kampfhandlungen im Jahre 1916 an der West⸗ front: Die Kämpfe um Verdun und die von den Franosen als Entlastungs⸗ und Durchbruchsversuch unter⸗ommene Schlacht an der Somme. Die Namen DPouaumont, Vaux, Fleurv, Höhe 304 und andere erscheinen im Zusammenhang mit Karten, Truppen⸗ und Kampfdarstellungen, Bildnissen von Führern und Fliegera sowie mit Aufnahmen, die eine Vorst⸗Uung von den furchtbaren Wirkungen der modernen Z rstö ungsmittel geben. Ferner erbält diese Lieferung wieder eine Ausxahl von Abbildungen von Drucksachen, die einen Ein⸗ blick in eigenartige Kriegsmittel unserer Gegner gewähren: Fliegerzettel, „Kriegsblätter für das deutsche Volk“ und Teile einer „Feldposte, Drucksachen, die in der törichten Hoffnung auf unsere Linien herab⸗ geworfen wurden, den Geist der Truppen ungünstig zu heeinflussen,

u. a. m.

Das Märzheft der von R. Fleischer herausgegebenen „Deutschen Revue“ hat folgenden Inhalt: Freiherr von Fr v;ag⸗ Loringhoven, Generalleutnant, Dr. h. c. der Uriversität Berlin: Das moralische Element im Kriege Die Veretnigten Staaten zwischen dem deutschen U.Boorkrieg und der japanischen Gefahr. Von einem früveren öst⸗erreichisch ungarischen Diplomaten. John L. Stoddard: Falsche Götter. Friedrich Thimme: Bismarck und Kardorff. Neue Mitteilungen aus dem Nachlaß Wilhelm von Kardorffs VI. König Ferdinand von Rumänien. Von seinem früheren Erzieher. Dr. Fr. Ksein, Minister a. D. (Wien): Die Moral in der Politik. I. Dr. H. Tiez: Tie Maseken herunter! Philipp Zorn: Die Probleme des Weltfriedens. Die Noten der Ententemächte an Präfident Wilson. Prof. Dr. Branca, Geheimrat: Schaͤtze der Tiefe an Kohlen und Eisen. Wolfgang Windelband: Aus dem Brsefwechsel Friedrich Eichhorns (Fortsetzung) Neber den feind⸗ lichen Militarirmus. Graf Vay ven Vaya und zu Luskod. F. 4. S. M. A b.: In Armenien und im Kaukasus (Schluß. Prof. D. Weiß, Wirkl. Geh. Rat: Jesus und Paulus. Berichte aus allen Wissenschaften. Kriegsgeschichte: Kud von Strantz: Clauswitz Literarische Berichte. Eingesandte Neuigkeiten des

Büchermarktes. Land⸗ und Forstwirtschaft.

Futtermittelverteilung.

Von der Preußischen Landesfuttermittelgesellschaft ist, wie „W. T. B.“ ber'chtet, den Kreisen Kraftfutter über⸗ wiesen worden, das zur Prämiterung der von den Land⸗ wirten in die oͤffentliche Bewirtschaftung abgeführten Vollmilch oder Butter bestimmt ist. Die Verteilung wird im allg meinen in der Weise vorgenommen, daß für die abgelieferte Vollmilch oder Butter eine bestimmte Menge Futtermittel, in der Hauptsache Kleie, zu den gesetzlichen hünes zunächst vor'chußweise gegeben wird. Die Höhe der

uttermittelprämie, die ein Milchablieferer erhalten kann, und die

uttermittelmenge, die dem Kreise insgesamt zur Verfügung gestellt wird, richset sich nach dem System, das der Kreis für die Verieilung der verfüͤgdaren Futtermittel gewählt hat. Die Futtermittelprämie beträgt zwischen 2 und 3 Pfund Futter für je 15 Liter abgelleferte Milch und bis zu 2 Pfund Futter für 1 Pfund abgelteferte Butter. Der Nachweis der Ablieferung ist durch die empfangende Stelle zu erbringen. Die Milch produzierenden Landwirte werden gut daran tun, sich ungꝛsäumt bei ihren Landräten über die näheren Bedin⸗ gungen, unter denen diese Futtermittelprämien zu erhalten sind, zu erkundigen.

Industrielle Werke in Hagen und im Sauerland haben eine „Schweinegenossenschaft für ihre Schwerarbeiter gegründet. Die Anteile werden ats Einheiten ausgegeben, und für jede Einheit ist ein Wochenbeitrag von 25 „₰ zu entr chten. Auf jede erwachsene Person eines Haushalts entfällt eine Einheit und auf zwei Kinder ebensalls. Die Werte sorgen für die Herstellung der Ställe, den Einkauf und die Pflege der Schweine. Die Genofsen⸗ schaftsmitglieder sind verpflichtet, ihre Küchenabfälle, die als Schweinefutter verwendbar sind, bei den Fabriken abzuliefenn. Man hat berechnet, daß das Pfund Fleisch sich auf 50 siellen wird.

(Korrespondenz für Kriegswohl ahrtspflege.)

Verkehrswesen.

Der Deutsch⸗österreichisch⸗ungarische rts verband wird außer der in Berlin am 18. und 19. März 1917 im Plenarsitzungssasl des Herrenhauses stafindenden größeren wirtschafts⸗ politischen Tagung am 22. März d. J. in Breslau eine besonbere „Donau, Oder⸗Elbe⸗Konfereni“ ver⸗ anstalten, in der österreichischerseits Hofrat Schneller vom I andelsministertum in Wten (Direklion für den Bau von Wasserstraßen) das Referat erstatten wird und nicht nur deutsche Bebörden, sondern auch die österreichische Reglerung, der Magistrat von Wien und andere Behörden sowte vplele wirtschaftliche Körperschaften vertreten sein werden. Vom deutschen Standpunkie wird der Reichstagsabgeordnete Bergrat Gothein das Referat erstatten.

Theater und Musik.

Lessingtheater.

Im Lessingtheater setzte bei der gestrigen Erstaufführung von Georg Kaisers dreiaktiger Komödie „Die Sorina“ nur nach dem zweiten Akte der Beifall lebhafter ein, während die Wirkung der beiden anderen ziemlich watt blieb. Der Grundgedanke der Komödie, in der einem gewissenlosen russischen Polizelinspektor und seiner eitlen Frau ein Doppelstreich gespielt wird, ist gewi lustig, aber der Humor der Ausgestaltung erwies sich nicht als stark genug, um alle Hemmnisse stegreich zu üͤberwinden. Verun lückt ist vor allem der Dialog, der wenig Witz und Schlagkraft hat. Zumeist spricht einer allein lange Sätze, ohne daß der andere etwas erwidert, während Rede und Gegenrede leicht wie ein Federball hinüber und herüber wechseln müffte, um den Zuhörer in Spannung zu erhalten, zumal da die handelnden Personen mit so groben Umrissen gezeichnet sind, daß man einen lebhafteren Anteil an ihnen selbst nicht nehmen kann. Die Gestalt des Polizeiinspettors ist nichts weiter als die übliche Schablone des Machthabers, der alles willkürlich verbietet, was ihm nicht paßt. So untersagt er dem

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Theater seines Städtchens alle Neuaufführungen, weil er auf die Pheaten., eifersüchtig ist, die mit der von ihm gellebten Schan. spielerin Sorina in Berührung kommen könnten. Die Künstlerin, die ihn nicht erhören will, bleibt auf diese Weise unbeschäftigt. Da führt der Zufall einen jungen Dichter in die Stadt, dessen Drama eine desonders für die Sorina gerigmete Ralh ent. hält. Vergebens bemüht er sich, bei dem Polizeiinspektor die Genehmigung zur Aufführung zu erlangen. Aber die Frau Polizei⸗ inspektor, die an dem hübschen Jüngling Gefallen gefunden hat und ihn für sich einzufangen hofft, kommt ihm zu Hilfe. Er ssoll einen Selbstmord vortäuschen, und sie will dann die Gewissenspein des Inspektors dazu benutzen, um die Aufführung des „nachgelassenen Werkes durchzusetzen. Der Dichter wird von ihr versteckt und ein gefälschter Polizeibericht über den Selbstmord dem Inspektor vor⸗ getragen. Die Wirkung ist eine andere als beabsichtiat war: der Polizetinspektor will das Stück nunmehr aufführen lassen, sich selbst aber für den Verfasser ausgeben, um bei den Proben in näheren Verkehr mit der Sorina zu treten. Aber der Polizetinspektor und seine Frau werden nun von der im Bunde handelnden Jugend, dem Dichter und der Schauspielerin, bis zum Tage der Erstaufführung genasführt und zuletzt bloßgestellt. Das junge Paar dann mit dem Erfolge in der Tasche für immer die Statt. Die Aufführung der Komödie unter der Spielleitung Viktor Barnomskys war aller Anerkennung wert. Ganz besonders tat sich Ilta Grüning in der Rolle der Frau Polizeiinspektor hervor, der sie durch ihre starke humoristische Cbarakteristerungskunst zu große: Wirkung verhalf. Karl Forest als Politzeiinspektor, Kurt Götz alz Dichter und Traute Carlsen als Sorina waren die anderen aug⸗ gezeichneten Vertreter der Hauptrollen.

m Königlichen Opernhause wird morgen, Donnerstag, als 2 Abend 8” „Richard Wagner⸗Zvklus“ und als Vorabend des „Rings des Nibelungen“ 1,Das Rheingold“ mit den Damen Goetze, Hafgren⸗Waag, Duvx, Leisner, von Scheele⸗Müller, Birkenström und den Herren Knüpfer, Philipp, Bischoff, Bronsgeest, Henke, Habich Krasa und Funck in den Hauptrollen aufgeführt. Dirigent ist der Generalmusikdirektor Blech. 8 1

im Königlichen Schauspielhause wird morg 0 Gensichene Lustspiel „Die Märchentante“ gegeben. In den

auptrollen wirken die Damen Conrad, Coste, Heisler und Schlüter Hwis die Herren Kraußneck, Boettcher, Keppler, von Ledebur, Sachg und Vespermann mit.

Im Deutschen Theater geht morgen, Donnerstag, im Rahmen des „Deutschen Zyklus“ Heboels „Judith“, neu einnudiert, in Szene. Neben Paul Wegener (Holofernes) und Maria Fein (Judith) wirken in Hauptrollen mit: Artbur Bergen (Ephratm), Jofeph Klein (Samaja), Werner Krauß (Daniel), Friedrich Kühne (Affyr. Oberpriester), Fri Richard (Samuel), Conrad Veidt (Achior), Elsa Wagner (Delta). Bühnenbilder und Gewänder sind nach Ent⸗ würfen von Ernst Stern angefertigt. Spielleiter ist Max Reinhardt. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr.

Die Direktoren Meinhard und Bernauer haben Frank Wede⸗ kind eingeladen, in den nächsten Vorstellungen seiner Tragoödie „Erdgeist“ im Theater in der Köntggrätzerstraße die Rolle des Dr. Schön selbst darzustellen. Der Dechter hat diese Etnladung angenommen und tritt zum ersten Male am Freitag sowie in den weiteren Aufführungen von „Erdgeist“ neben Maria Orska und der übrigen bekannten Besetzung auf.

Mannigfaltiges.

(W. T. B.) „Petit Parisien“

Paris, 6. März.

anhard u. Knyff in Paris aus. Vier Arbeit n wurden schwer,

18 Han⸗ verwundet. Eme Explosion der Sprengstoffe konnte ver⸗ hindert werden. Der Scharen ist noch nicht abzuschätzen.

Mailand, 6. März. (W. T. B.) Laut „Corriere della Sera“ sind im Eisenbahnverkehr von Süd⸗ und Norditalien in den letzten Tagen starke Stockungen eingetreten. Das Verkehrs⸗ ministertum teilt mit, daß für drei Tage die Annahme von Gütern in dieser Richtung unterbleibt. Nur dringende militärische Transporte finden statt. Erdrutsche an verschiedenen Linien sind die Ursache der Störung.

(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der 1 Errsten Beilage) 8

1.

Künigliche Schauspiele. Donnerst.: Opernhaus. 65. Abonne⸗ mentsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Richard⸗ Wagner⸗Zyklus. Siebenter Abend: Der Ring des Nibelungen. Bühnenfestsptel von Richard Wagner. Vorabend: Das Rheingold. Musikalische Leitung: Herr Gen ralmusikdirektor Blech. Regie: Herr Regisseur Bachmann. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 67. Abonnementsvorstellung. Die Märchen⸗ tante. Lustspiel in drei Aften von Otto Franz Gensichen. In Stene gesetzt von Herrn Oberregisseur Patry. Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag: Opernhaus. Mittags 12 Uhr: Symphoniemittags⸗ konzert. Abends 7 ½ Uhr: VIII. Symphoniekonzert der König⸗ lichen Kapelle.

Schauspielhaus. Geschlossen. findet zur üblichen Zeit statt.)

(Der Eintrittskarten⸗Vorverkauf

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Margarete Froelich mit Hrn. Hauptmmann Kurt von Münstermann (Berlin— Berlin⸗Wilmersdorf).

Verehelicht: Hr. Hauptmann Fritz Dolitzich mit Frl. Elfriede Harkort (Berlen⸗Grunewald).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Hans Frhrn. von und zu Fraunberg (Berlin⸗Halensee). Hrn. Hauptmann Walter von Ziegler (Falkenhain bei Finkenkrug).

Gestorben: Hr. Rittmeister a. D und Landesältester Prott Frhr. von Knobelsdorff⸗Buchelsdorf (Buchelsdorlf). 1 3

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

erantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Expedition, 16 Rechnungsrat Mengering in Berlin. Verlag der Expedition (Mengerincg) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, 1

SS 1

Berlin, Wilhelmstraße 32. 2₰ Fünf Beilagen *

und dle Inhaltbangabe Nr. 9 zu vte. 8 des Bffentlichen Anzeiger sowie die 1392. Ausgabe der Deutschen Verlnstlisten.

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meldet: Gestern brach ein Brand in den Kriegswerkstätten von

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Erste Beilage

Berlin, Mittwoch den 7. Närz

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8 Haus der Abgeordneten. 73. Sitzung vom 5. März 1917.

Die Rede, die bei der Beratung des Sonder r Berg⸗, Hütten⸗ waltung der

haus⸗ Öund Salinenver⸗ Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow gehalten hat, hatte folgenden Wortlaut: 1 Meine Herren! Ehe ich mich zu den allgemeinen Fragen, die im Laufe der heutigen Debatte erörtert worden sind, äußere, möchte ich mich mit dem Herrn Vorredner wegen einiger einzelnen Punkte, die er

zur Sprache gebracht hat, auseinandersetzen. Im Eingang seiner Aus⸗

führungen hat der Herr Vorredner darzulegen versucht, daß die Lage des Bergbaues, insbesondere des Kohlenbergbaues, viel besser sei, als es in der Kommission regierungsseitig dargestellt worden sei, und hat in dieser Beziehung die Ergebnisse des Betriebsberichts von 19123 denen von 1915 gegenübergestellt. Nach den mir vorliegenden Zahlen liegt die Sache so, daß der Ueberschuß des fiskalischen Bergbaues des Erzbergbaues, des Salzbergbaues, des Steinkohlenbergbaues und der Hütten, alles zusammengefaßt sich im Jahre 1913 auf 57,1 Millionen, im Jahre 1915 auf 53,4 Millionen Mark belief. Von diesen 53,4 Millionen waren aber noch nicht abgerechnet und sie müssen abgerechnet werden die außeretatsmäßigen Ausgaben für die Unterstützungen der Familien der zum Kriege eingezogenen Berg⸗ leute mit 11,6 Millionen. Das ergibt für 1915 einen Ueberschuß von 41,8 Millionen gegen 57,1 Millionen im Jahre 1913.

Betrachtet man nun den Steinkohlenbergbau für sich, so sind die entsprechenden Zahlen für den fiskalischen Steinkohlenbergbau 1913 38,79 Millionen, 1915 48,65 Millionen, also annäherno 10 Millionen mehr. Aber hier sind wieder nicht die außeretats⸗ mäßigen Ausgaben für die Unterstützungen der Familien der Berg⸗ leute abgerechnet; das ist von den 11,6 Millionen der weitaus über⸗ wiegende Teil, so daß sich auch hier das Ergebnis keineswegs so günstig darstellt, wie es zuerst scheinen kann.

Ganz anders liegen aber die Verhältnisse im Jahre 1916. Im Jahre 1916 ist während der ersten drei Vierteljahre des Rechnungs⸗ jahres der Reinüberschuß von Vierteljahr zu Vierteljahr weiter herabgegangen, so daß wir im staatlichen Steinkohlenbergbau am Schluß der ersten drei Vierteljahre statt des etatsmäßig zu erwar⸗ tenden Ueberschusses mit 27 Millionen nur einen solchen von 11,5 Millionen haben (Hört, hört!), was einen Rückschluß auf den Privat⸗ bergbau gestattet. (Sehr richtig!) Trotzdem kann ich dem Herrn Abgeordneten Hue darin beistimmen, und habe es schon in der Kom⸗ mission getan, wo mir auch heute von allen Rednern aus dem Hause ausgesprochen ist, daß es nicht bloß wünschensert, sondern geboten ist, mit der Steigerung der Löhne weiter vorzugehen. Allerdings unterschätzt doch der Ageordnete Hue das bisher Geleistete, wenn er sich immer darauf beschränkt, die Durchschnittslöhne pro Schicht anzu⸗ geben, die, wie Sie gehürt haben, seit Anfang des Krieges beim fis⸗ kalischen Bergbau in der ersten hier hauptsächlich in Betracht kom⸗ menden Klasse um 36 bis 40 % erhöht worden sind, wogegen er den Vierteljahresverdienst einschließlich der Ueberschichten ganz außer Betracht lassen will. Wohl ist es zuzugeben, daß die Bergleute wie jeder, der im Kriege mehr als im Frieden leistet ihre Kräfte dabei mehr anstrengen, aber das ist eine Kriegsnotwendigkeit, und was sie dabei mehr verdienen, bleibt ihnen zur Aufwendung für ihren Lebensunterhalt. Da stellen sich die Zahlen doch besser; es kommt in der ersten Klasse eine Steigerung von 60 bis 65 % der früheren Löhne heraus. Mit den steigenden Lebensmittelpreisen werden auch die Löhne weiter heraufgehen müssen, darüber kann kein Zweifel sein, und wenn einzelne Teile des Staatsgebietes vermöge der besonderen wirkschaftlichen Lage des dortigen Bergbaues damit noch etwas im Rückstand sind, so wird das eben nachgeholt werden müssen.

Ebenso wichtig wie die Lohnfrage ist die Lebensmittel⸗ beschaffungsf.r. a.g.e. Sowohl die Pribvatindustrie wie der Staatsbergbau bemühen sich, soweit es bei den gegebenen Bestim⸗

Lebensmittel zu angemessenen Preisen zu be⸗ schaffen und unter dem Anschaffungspreis an die Bengleute abzulassen. Ich will hier noch einmal wiederholen, was ich in der Kommission bereits gesagt habe, daß allein in den fiskalischen Zechen im Jahre 1916 rund 600 000 an Zuschüssen zur Beschaffung von Lebens⸗ mitteln, die an die Bergleute billiger verkauft als sie von den fiska⸗ lischen Zechen angekauft worden sind, aufgewendet wurden. Ich werde in der Beziehung weiter vorgehen, und es werden weitere Kredite zur Verfügung gestellt werden.

Was die Hindenburgspende betrifft, so liegt deren Verteilung mnicht dem Handelsminister ob; ich kann also darüber nicht im einzelnen Auskunft geben. Nur das weiß ich, daß, soweit die Gaben aus der Hindenburgspende an fiskalische Bergwerke im Wege der Verteilung gekommen sind, sie ohne einen Pfennig Aufschlag an die Bergleute weitergegeben worden sind. Natürlich erböht sich der Preis der Ware von Zeitpunkt und Ort des Ankaufs beim Produzenten, bis sie in die Hände des Arbeitgebers kommt, durch Fracht und ähnliche Un⸗ kosten. Also beispielsweise an der Saar stellten sich die Gestehungs⸗ kosten für Speck aus der Hindenburgspende auf 2,50 für das Pfund. Zu diesem Preise wurde er an die Bergleute abgegeben. Gleichzeitig wurde an sie Speck, den die Bergverwaltung anderweit zum Preise von 3,60 für das Pfund erworben hatte, ebenfalls für 2,50 verteilt. Hierbei zahlte also die Verwaltung 1,10 für das Pfund zu. Von irgendeinem Aufschlag kann gar keine Rede sein, und ich halte es auch für vollkommen ausgeschlossen, daß in der Privatindustrie anders verfahren sei. Es wäre doch zu töricht; die Privatindustrie, ist froh, wemm sie ihren Bergleuten Lebensmittel zu mäßigem Preise schaffen kann, denn sie leistet ihnen dadurch viel mehr

*) Ohne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und

Staatsselretäre. 9 8 1

und Königlich Preußisch

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als durch bare Lohnerhöhungen. ralen.)

Der Abgeordnete Hue ist dann noch auf verschiedene Fragen des Berggesetzes gekommen, einmal, weshalb von den Befahrun gen durch Sicherheitsmänner mit Genehmigung des Oberberg⸗ amts in einzelnen Fällen Abstand genommen sei. In der Beziehung schreibt das Berggesetz in § 80 fm. vor:

Der Arbeiterausschuß kann unter Zustimmung der Mehrheit der anwesenden Sicherheitsmänner beschließen, daß die regelmäßigen monatlichen Befahrungen der Sicherheitsmänner bis auf ander⸗ weite Anordnung wegfallen. Der Beschluß tritt nach Genehmigung des Oberbergamts in Wirksamkeit. (Zuruf.)

Also zunächst brauchte der Arbeiterausschuß den Beschluß nicht zu fassen; er hatte ihn aber in den zur Sprache gebrachten Fällen ge⸗ faßt. Dann kommt die Frage an das Oberbergamt, ob es diesen Be⸗ schluß genehmigen will oder nicht. Natürlich ist das Oberbergamt frei, nach pflichtmäßigem Ermessen die Genehmigung zu erteilen oder zu versagen. Herr Abg. Hue verlangt aber, daß der Handelsminister dem Oberbergamt ein⸗ für allemal vorschreiben soll, die Genehmigung immer zu versagen, und das halte ich allerdings mit dem Gesetze nicht für vereinbar. Das Gesetz stellt diese Entscheidung in das Ermessen des Oberbergamts. Das Oberbergamt hat nach sorgfältiger Prüfung der Umstände in einzelnen Fällen die Genehmigung erteilt. Im übrigen heißt es in § 80fm weiter:

Der Beschluß kann jederzeit durch einen gegenteiligen Beschluß des Arbeiterausschusses oder der Mehrheit der Sicherheitsmänner aufgehoben werden.

Wenn nun die Sicherheitsmänner selbst in ihrer Mehrheit nicht der Meinung sind, daß das Einfahren Zweck hat, muß die Sache doch nicht so dringlich sein. Der Herr Abg. Hue will eigentlich den ganzen Paragraphen außer Anwendung setzen (Sehr richtig! bei den National⸗ liberalen), und das ist mit der Absicht des Gesetzes nicht vereinbar.

Die zweite Frage, die ebenso die Gesetzlichkeit gewisser Anord⸗ nungen angeht, ist die auch in der Kommission erörterte Frage, ob es zulässig ist, die Ueberschicht als Vorschicht vor der normalen Schicht zu verfahren. Es wird dagegen geltend gemacht, daß der regelmäßigen Schicht eine S stündige Ruhezeit vorangehen soll. (Zuruf.) Ich habe soeben die Vorschrift des § 93 d Abs. 2 genau wiedergegeben. Es fragt sich nur, was man hier unter der regel⸗ mäßigen Schicht zu verstehen hat. Unbedingt zulässig ist es, daß, wenn die regelmäßige Schicht beispielsweise von 6 bis 2 Uhr dauert, sich dann eine Ueberschicht von 4 Stunden anschließt, daß also von 6 bis 6 Uhr gearbeitet wird. Nun ist die Frage, ob es statt dessen zulässig sein soll, von 2 bis 2 Uhr zu arbeiten. Meiner Meinung nach steht ein Verbot dem nicht entgegen, imer vorausgesetzt, daß der um 2 Uhr beginnenden Schicht eine mindestens achtstündige Ruhezeit vor⸗ hergegangen ist und daß der Arbeiter mit dein früheren Beginn ein⸗ verstanden ist. Daß der Arbeiter nicht gezwungen werden kann (Zuruf), zu einer anderen Zeit als zur arbeitsordnungsmäßigen anzu fahren, werden Sie wohl zugeben, Herr Abg. Hue. Stimmt der Ar beiter zu, dann stellt sich nach meiner Meinung die Sache so, daß dann die regelmäßige Schicht im Sinne des § 93 d Abs. 2 des Gesetzes nicht mit der arbeitsordnungsmäßigen Stunde um 6 Uhr beginnt, sondern von dem Augenblick der Anfahrt zu rechnen ist, also in dem gegebenen Beispiel von 2 Uhr an. Die regelmäßige achtstündige Schicht ist dann um 10 Uhr zu Ende, und an sie schließt sich die Ueber⸗ schicht von 4 Stunden. Praktisch kommt das auf dasselbe heraus. Ich kann aber Herr Abg. Hue, vielleicht beruhigt Sie das etwas hinzufügen, daß nach der an das Oberbergamt ergangenen Verfü⸗ gung zu einer solchen Regelung die vorherige Zustimmung des Ar⸗ beiterausschusses eingeholt werden muß.

Die dritte Frage ist die Beschäftigung der Frauen. Das ist eigentlich mehr eine Frage der Gewerbeordnung. In der Gewerbeordnung ist die Beschäftigung der Frauen unter Tage verboten. Es ist gar kein Zweifel und darin hat Herr Abgeordneter Hue den Hervn Oberberghauptmann falsch verstanden —, daß an sich unter das Verbot des § 154 a der Gewerbeordnung jede Art der Beschäfti⸗ gung von Frauen unter Tage fällt, auch die der Reparatur der Wick⸗ lungen von Elektromotoren. Es handelt sich aber jetzt darum, ob von der Ausnahmebefugnis, zu der das Gesetz vom 4. August 1914 die Landesbehörden, hier die Oberbergämter, ermächtigt, in dem zur Sprache gebrachten Fall Gebrauch gemacht werden sollte. Dem Ober⸗ bergamt war von der elektrotechnischen Firma, die die Elektromotoren unter Tage in Betrieb zu erhalten hat, mitgeteilt worden, daß das männliche Personal, das in der Unterhaltung der Wicklungen aus⸗ gebildet ist, so mit dringenden Heeresarbeiten, in Anspruch genommen sei, daß sie keinen männlichen Arbeiter für die Reparatur unter Tage abgeben könmte. Dahingegen ständen ihr Frauen, die in der Tätigkeit als Wicklerinnen ausgebildet seien, zur Verfügung. Da hat das Oberbergamt von hier aus auf Anfrage die Genehmigung erhalten es wäre ja selbständig dazu auch befugt gewesen —, die Ausnahme zuzulassen, und ich meine: mit gutem Grund. Wir können es nicht darauf ankommen lassen, daß hier die Elektromotoren unter Tage, die Wasserhaltung, die Lüftung versagen, und infolgedessen micht nur der bergbauliche Betrieb und die Gewinnung, sondern auch die Ar⸗ beiter Schaden leiden, wenn es sich um Arbeitern handelt, die an sich nicht schädlich sind. In dieser Beziehung und das hat der Herr Oberberghauptmann gesagt, ich war in der Kommission selbst dabei und halte seine Behauptung auch aufrecht kann man wohl einen Unterschied machen, ob es sich um Arbeiten handelt, die über Tage ebenso vorkommen wie unter Tage. Die Arbeit der Wicklung an Elektromotoren über Tage unterscheidet sich nicht wesentlich von der in den gut ventilierten und beleuchteten Maschinenräumen unter Tage (Zuruf), so daß man sich bei solcher Sachlage leichter entschließt, eine Ausnahme zuzulassen. Die Gesetzmäßigkeit des Vorgehens kann auch Herr Abgeordneter Hue nicht bestreiten, weil das Gesetz vom 4. August 1914 uns dazu jedenfalls die Grmächtigung gibt. Daß die fragliche Arbeit in Friedenszeiten verboten ist, darüber ist bei uns nie ein Zweifel gewesen

(Zustimmung bei den Nationallibe⸗